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KLASSISCH - PHILOLOGISCHE STUDIEN h er au sg eg eb en v on Ha ns Hert er und Wol fgang Schmid H ef t 33 UNTER SUCHUNGEN ZU R SPR ACHE PINDAR S VON BERNHARD FORS SMAN 1966 OTTO HAR RAS SOWI TZ . IE SB ADEN UNTERSUCHUNGEN ZUR SPRACHE PINDARS VON BE RNHARD FO RS SMAN 1966 OTTO HARRASS OWIT Z . WI ESBADEN

Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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KLASSISCH - PHILOLOGISCHE STUDIEN

h er au sg eg eb en v on

Hans Herter und Wolfgang Schmid

H ef t 3 3

UNTERSUCHUNGEN ZUR SPRACHE PINDARS

VON

BERNHARD FORSSMAN

1 9 6 6

OTTO HARRASSOWITZ . WIESBADEN

UNTERSUCHUNGEN ZUR SPRACHE PINDARS

VON

BERNHARD FORSSMAN

1 9 6 6

OTTO HARRASSOWITZ . WIESBADEN

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INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG. . . . . . . . . .

ZITIERWEISE; ABKVRZUNGEN

Erster Tell

SPIRITUS ASPER UND LENIS BEl PINDAR.

I. Vorbemerkung

II. Einzelfiille . . .

1. aAtuta . . .

2. aAto!;/ aSAtO,

3. apa~t'r6!; . .

4. apsea ...

5. aepa: Zur Sprache von Py. II

6. "Atpau11:o!; . . . . . . . . .

7. £AtUo{3UtpaeO!; . . • • . • .

Exkurs: Zum Anlaut von eAluuw

8. seypa .

Exkurs: le~w / se~w, leypa / seypa inden Dialekten

III. Zusammenfassung. . . . .............

Zweiter Tell

DAS HYPERDORISCHE ii BEl PINDAR

I. Vorbemerkung ...

II. Einzelfalle . . . . .

1. apeeO!;, apeewuw,

2. anovou.duav.o!;3. auvxta usw....

4. yeyevapevov. . .

5. £~tvauev usw. . .

Exkurs: dor. av~tVsw

6. piiAOV,Schaf' . . .

7. pepaA6ra" pspaAev .

8. nova{}fj, nenovapevov

9. vpviiuat . . . . .

10. tpdwaoe , . . . . .

Exkurs: Zur Blldung von tpwvsw .

III. Zusammenfassung. . . . . . . . .

XI

. XIII

1

1

5

5

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4548

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VII

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Dritter Teil

DIE SPRACHE VON PY. IV UND DAS UNDORISCHE 1]

BEIPINDAR .

A. Die Sprache von Py. IV

B. Das undorische TJ bei Pindar

I. Vorbemerkung

II. Einzelfalle

1. ' Ai hj va la ; ' Af Jf jv at ; ' A1 JT jv ai o,2. [ a ls la aot u u. }: i /v l! ;a r o

3. dpTJXavlTJ, . . . . . . . .

4. dne1jurwv . . . . . . . .

Exkurs: Zur Bildung von lineauror; und Bpneauror;

5. d el1 ;T JA O" .

6. 'A eu ao lT Jr ; .

7. 'AaUATJnt6v

8. {ltTJuJ.,.

9 . { lA TJ Xe6 , .

10. yaiTJ' . .

1 1. T TJ ev 6v ar ;

12. sle1jva. .

1 3 . e nTJ sr a v6 v

14. 'EntPTJ{Jeo,.

1 5. O ey a1 ;o pa t:) e le ya aa PT Jv

16. BepTJvewv . . . .

17. suvo plTJv. . . . . . .

18 . (f}1jyw:) f}1)!;at,. . . .

19 . ( u ae a :) B u ar o vr aua e 1) VO,

20. uaV XTJpa .

21. uijoo, .

2 2. U eT Jr1 je- .

23. paeTJ . .

Exkurs: eVpae1jr;

24. M1joswt . .

25 . p1jv. . . .

2 6. M V TJ Po aV v a,

27. VTJA( N,. .

28 . v1jnowov. .

Exkurs: Zur Bildung von v 1 jnO lv o r; .

2 9. O O VV TJ ea .30 . OpTJyseea. . . . . . . . . . .

31. nat1jov- . . . . . . . . . . .

3 2. ( *n ae ii d ,Wange':) x aA UOna eT JO , .

33. norTJv6 , . .

3 4. 1 :a en TJ o6 va .

3 5. a tO T Je lr av

36. aorplTJ . .

3 7. a VA 1j aa t,

3 8. r er pT J vr at

III. Zusammenfassung

VIII

INDICES . . . . . 165

1. Wortindex 165

86 II. Stellenindex 168

86 III. Sachindex 170

101

101

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,

IX

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EINLEITUNG

Zur Sprache Pindars - und der iibrigen griechischen Chorlyriker

_ haben mehrere Dialekte beigetragen. Besonders klar erkennbar

sind bei Pindar die dorischen Elemente; dazu kommen starke les-

bisch-aiolische Einsohlage und deutliche Einfliisse, die auf das

aiolisch-ionische Epos zuriickgehen. Auch der Heimatdialekt des

Dichters, das Boiotische, hat in seinenWerken Spuren hinterlassen;

was man hierfiir anfiihren kann, ist freilich unbedeutend und zum

Teil noch anfeohtbar'.

So kommt es, daB bei Pindar beispielsweise f lov 'Vor; und fl6'Vor;,

Z,Y} 'V6r; und L It 6r ;, a 'V und ue( 'V) promiscue verwendet sind. Da solche

Doppelformen wegen ihrer verschiedenen Prosodie meist nicht ver-

tauschbar sind, liefert die Metrik den Beweis, daB sie vom Dichter

selbst stammen. Die Beurteilung der Sprache Pindars hat mit Recht

ihren Ausgangspunkt bei denjenigen Erscheinungen gesucht, die

durch das VersmaB gesichert sind.

Denjenigen iiberlieferten Sprachformen hingegen, die diesen Vor-

zug nicht aufweisen, ist man bisher mit MiBtrauen begegnet. Es ist

nun freilich zuzugeben, daB Pindar-Redaktoren ein ihnen vor-

liegendes eneTO'V durch eneao'V, ein 'VlY durch flW ersetzen konnten,

ohne daB das Metrum dabei Schaden litt; uns fehlt infolgedessen in

solchen Fallen die Moglichkeit, mit Sicherheit zum urspriinglichen

Wortlaut vorzudringen-, Wenn jedoch in bezug auf ' VW / fl lY , e n BT o 'V /

eneao'V von "Widerspriichen" der Uberlieferung geredet wird", so

geschieht dies ohne Grund. Denn was bei flov'Vor;/fl6'Vor; recht ist, muBbei e n eTo 'V / e n e ao 'V billig sein: Dem Dichter kann die Berechtigung

zugestanden werden, eine epische Form auch dann anzuwenden,

wenn eine zur Verfiigung stehende dorische ihr prosodisch gleich-

wertig war. Und denSchreibern, die ein eneTO'V treu bewahrten, darf

I'

I

1 Zu allem s.Thumb-Scherer, Handbuch der griechischen Dialekte II p. 12f.

2 Falls nicht sprachhistorische Fakten evident beweisen, daJ3eine iiberlieferte

Lautung (bzw. Schreibung) jung sein muJ3: Dies gilt z. B. fUr Ifazismen.

3 Thumb-Scherer, a. a. O. p. 12.

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nicht vonvornherein jedeKonsequenz abgesprochen werden; mit an-

deren Worten: Es muB erst gepruff werden, ob sie nicht ein von

ihnen an anderer Stelle uberliefertes B J C e c r o v bereits in ihren Vorlagen

gefunden haben konnen, d.h. letztlich beim Dichter selbst.

In der vorliegenden Arbeit werden drei Kapitel der pindarischen

Lautlehre behandelt, denen mit prosodischen Argumenten nicht

beizukommen ist. AlsGrundlage diente dabei - da andere Kriterien

fast ganz fehlen - die handschriftliche Uberlieferung, wie sie in den

Ausgaben von Mommsen, Schroeder und Turyn meist gut zu uber.

blicken ist. DaBeine zu hohe Einsohatzung der Handschriften eine

Gefahr bedeutet, wurde nicht ver~annt. Da es aber bisher kaum je

unternommen wurde, die Pindar- Uberlieferung in dieser Weise auf

ihre Richtigkeit zuprufen, muBte der Versuch gemacht werden. Eine

Pindar-Grammatik wird erst dann geschrieben werden konnen, wenn

die Prinzipien erarbeitet sind, nach denen der textus receptus be-

wertet werden muB.

Die vorliegende Arbeit ist eine Neufassung meiner Dissertation,

die im Sommersemester 1964 der Philosophischen Fakultat. der

Friedrich-Alexander- Universitat Erlangen- Nurnberg eingereicht

wurde. Die erste Anregung dafur empfing ich im Sommersemester

1958 in einer Sominarubung bei Herrn Professor Manu Leumann. Er

hat fur den Fortgang der Arbeit auch weiterhin freundli~hes Inter-

esse bekundet.Wertvolle Ratsohlage erteilten mir ferner die Herren

Professoren AlfredHeubeck, Ernst Risch und HelmutRix. Mein be-

sonderer Dank aber gilt meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor

Karl Hoffmann; erhat die Arbeit wahrend ihres Entstehens betreut.

Zu Dank verpfiichtet bin ich weiterhin: den Herren Professoren

Hans Herter und Wolfgang Schmid fur die Aufnahme der Arbeit in

die Reihe der "Klassisch- Philologischen Studien"; der Studien-

stiftung des deutschen Volkes und dem Bayerischen Staatsministe-

rium fur Unterricht und Kultus fur ihre langmutige Unterstutzung ;

dem Sonderfonds fur wissenschaftliche Arbeiten an der Universitat

Erlangen-Ntirnberg sowiedemUniversitatsbundErlangenflirDruck-kostenzuschusse ; Johanna Narten fur ihre Hilfe bei der Korrektur.

Bernhard Forssman

Es sei noch bemerkt, dal3 ich einen Kontriirindex des Pindar-Wortschatzes

angefertigt habe; er.steht fiir Anfragen zur Verftigung.

XII

ZITIERWEISE, ABKURZUNGEN

Griechische Autoren, Inschriften und Papyri sind - von einigen Verdeut-

lichungen abgesehen - so zitiert wie bei Liddell-Scott (-Jones-McKenzie),.A

Greek English Lexicon. ·Oxford 1940.Wo neuere Ausgaben benutzt wurden, 1St

deren Editor in der Regel jeweils genannt (z. B. bei Aischylos, Fragmente ed.

H. J. Mette, Berlin 1959; nicht aber z.B. bei Callirnaehus ed. R. Pfeiffer. I. II.

Oxford 1949-1953).

Die Lyriker - im weiteren Sinne - sind nach folgenden Ausgaben zit iert :

Pindarus ed. Bruno Snell. 1.II. 3.Aufl, Leipzig 1959-1964. Abkiirzung: Snell.

Die Titel der einzelnen Bucher werden wie folgt abgekiirzt: 01., Py., Ne., Is.:

pae. (fr. 52 a-w), dith. (fr. 70 a-d), parth. (fr. 94 a. b), thren. (fr. 128 a-f).

AIle ubrigen Stucke werden als "fr." (= fragmentum) zitiert, nach der Ziih-

lung von Snell.

Baechylides ed. Bruno Snell. 8. Aufl, Leipzig 1961.

Poetarum Lesbiorum fragmenta ed. Edgar Lobel et Denys Page. Oxford 1955

(korrigierter Naehdruck 1963). Abkurzung : Lobel-Page.

Poetae melici Graeci ed. D. L. Page. Oxford 1962. Abkiirzung: Page, oder :

Page,PMG. .Lyrische Gedichte bzw. Fragmente, die in diesen Ausgaben nicht erscheinen,

sind zitiert nach: '

Anthologia lyrica Graeca ed. Ernestus Diehl. I 13Leipzig 1949; I 2' 1961; I 33

1952; I 421935; 1121942. Abkurzung ; D. hinter der Fragmentzahl.

Fur die Lyriker zum Vergleich herangezogen wurde aul3erdem:. .

Poetae lyrici Graeci ed. Theodorus Bergk. II. III. 4. Aufl. LeIpZIg 1882. Ab-

kiirzung: Bergk, PLG II' bzw. IIP.l

Fiir Pindar wurden aul3er der Snellsohen Edition noch folgende Ausgaben,

Kommentare und Ubersetsungen benutzt:

Pindari carmina ed. Theodorus Bergk. Leipzig 1878 (PLG 14). Abkiirzung:

Bergk, PLG P.Pindar i carmine cum fragmentis ed. C. M. Bowra. 2. Aufl . Oxford 1947. Ab-

kiirzung: Bowra.Burton, R.W. B., Pindar' s Pythian Odes. Essays in Interpretat ion. Oxford

1962. Abkurzung : Burton.

Pindari carmina prolegomenis et commentariis instructa ed.W. Christ. Leipzig

1896. Abkirrzung : Christ.

Pindar. Ubersetat, und erliiutert von Franz Dornseiff. Leipzig 1921. Abkiirzung:

Dornseiff, oder: Dornseiff (Dbs.).

I;

(

1 Der erste Band (Pindari carmina) ist weiter unten genannt.

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Scholia vetera in Pindari carmina recensuit A. B. Drachmann. I-III. Leipzig

1903-1927. Abkurzung : Drachmann, bzw. Schol. mit Angabe des Bandel'!usw.

Farnell, Lewis Richard, Critical Commentary to the Works ofPindar. Amster-,

dam 1961. (Nachdruck von: TheWorks of Pindar, Vol. II, Critical Commen_

tary. London 1932.) Abkurzung . Farnell.

Pindar, The Olympian and Pythian Odes, with an Introductory Essay, Notes

and Indexes, by Basil L. Gildersleeve. New York 1890. Abkiirzung: Gilder:sleeve.

Pindar i carmina ed. Car. Ioh. Tycho Mommsen. Berl in 1864. Abkiirzung:Mommsen.

Pindari carmina ed. Otto Schroeder. Leipzig 1900. (Naohdruok mit Appendix:

Leipzig-Berlin 1923.) Abkiirzung: Schroeder, ed. maio

Pindars Pythien, erklart, von Otto Schroeder. Leipzig-Berlin 1922. Abkiirzung:Schroeder, Pindars Pythien.

Pindari carmina cum fragmentis ed. Alexander Turyn. Oxford 1952. Abkiir-zung: Turyn.

Pindar, Die Dichtungen und Fragmente, verdeutscht und erlautert VOnLud-

wigWolde. Wiesbaden 1958. Abkurzung ,Wolde.

Fur die Zitate aus del' wissenschaftlichen Literatur sind - von einigen Ver-

deutl ichungen abgesehen - die gleichen Abkurzungen angewendet wie bei

Frisk, Griechisches etymologisches Worterbuoh, bzw. Schwyzer, Griechische

Grammatik. (Falls Frisk von Schwyzer abweicht, ist ersterer maJ3gebend.) Dar-

u_berhinaus erscheinen in Zitaten aus moderner Fachliteratur (Textausgaben

emgeschlossen) folgende Abkurzungen . 'Bergk, PLG: S. oben unter Ausgaben usw.

Boeckh, krit. Beh.: August B., Uber die kritische Behandlung der pindarischen

Gedichte. Gesammelte kleine Schriften V p. 248-396. Leipzig 1871.

Boeekh, Notae cr it .: August B., Notae cr it icae in Pindari epinicia. Pindari

opera I p. 341 ff. Leipzig 1821.

Bowra: S. oben unter Ausgaben usw.

Burton: S. oben unter Ausgaben usw.

Christ: S. oben unter Ausgaben usw.

v. Christ, Beitr.: Wilhehn v. Chr., Beitrago zum Dialekt Pindars. Munohen 1892

(Sbb. Munohen 1891, p. 25-86).

D. (= Diehl): S. oben unter Ausgaben usw. '

des Places, pronom: Edouard des Pl., S. J., Le pronom chez Pindare. Paris 1947(Etudes et commentaires III).

Dornseiff, bzw. Dornseiff (Ubs.): S. oben unter Ausgaben usw.

Dornseiff, Pindars Stil: Franz D., Pindars Stil. Berlin 1921.Drachmann: S. oben unter Ausgaben usw.

Farnell: S. oben unter Ausgaben usw.

Friedlander-Hofflei t: Paul Fr. - Herbert B. Ho., Epigrammata. Greek In-

scriptions in Verse. From the Beginnings to the Persian Wars. Berkeley-LosAngeles 1948.

Frisk, GEW: Hjalmar Fr.,Griechisches etymologisches Worterbuoh. I. Heidel-berg 1960. II. 1961 ff.

Gildersleeve: S. oben unter Ausgaben usw.

Heimer, Stud.: Aug. H., Studia Pindarica. Diss. Lund 1885.

Hermann, observ.: Gottfried H., De dialecto Pindari observationes. Opuscula

I p. 245-268. Leipzig 1827.

XIV

Iloffmann-Debrunner, Gesch. d. gr. Spr. I: Otto H., Geschichte del'griechischen

Sprache I.3. Auflage, bearbeitet von Albert D. Berlin 1953.

Irigoin, Histoire: Jean I., Histoire du texte de Pindare. Paris 1952 (Etudes et

commentaires XIII).

Kratylos: Kr., Kritisches Berichts- lind Rezensionsorgan fiir indogermanische

und allgemeine Sprachwissenschaft. Wiesbaden 1956 ff.

Landau, Myk.-gr. PN: Oscar L., Mykenisch-griechische Personennamen. Gote-

borg 1958.

Lind, dial. Pind.: Josephus L., De dialecto Pindarica. I.Diss. Lund 1893.Lobel-Page:S. oben unter Ausgaben usw.

Maas, Responsionsfreiheiten: Paul M., Die neuen Responsionsfreiheiten bei

Bakchylides und Pindar. Berlin 1914.

Masson, ICS: Olivier M., Les inscriptions chypriotes syllabiques. Paris 1961.

Mommsen: S. oben unter Ausgaben usw.

Morpurgo, Myc. Gr. lex.: Anna M., Mycenaeae Graecitatis lexicon. Rom 1963

(Incunabula Graeca, vol. III).

Page: S. oben unter Ausgaben usw.

Parke-Wormell: H.W. Pa. - D. E.W.Wo., The Delphic Oracle. Vol. II: The

Oracular Responses. Oxford 1956.

Peter, dial. Pind.: GuilehnusAugustus P., De dialecto Pindari. Diss. Halle 1866.

Radt, 2.und 6. Paian: Stefan Lorenz R., Pindars zweiter und sechster Paian.

Amsterdam 1958.

Rumpel, Lex. Pind.: Ioannes R., Lexicon Pindaricum. Hildesheim 1961 (Naoh-

druck del' Ausgabe Leipzig 1883).

Schol.: S. oben unter Ausgaben usw.

Schroeder, ed. mai.: S. oben unter Ausgaben usw.

Schroeder, Pindars Pythien: S. oben unter Ausgaben usw.

Schultz, eloc. Pind.: Hermannus Sch., De elocutionis Pindaricae colore epico.

Diss. Gottingen 1905.

Snell: S. oben unter Ausgaben usw.

Sturtevant, IH Laryngeals: Edgar H. Sturtevant, The Indo-Hittite Laryngeals.

Baltimore 1942.

Thumb-Scherer: Albert Th., Handbuch der griechischen Dialekte. Zweiter

Teil. Zweite erweiterte Auflage von Anton Sch. Heidelberg 1959.

Troxler, Hesiod: Hans Tr., Sprache undWortschatz Hesiods. Diss. Zurich 1964.

Turyn: S. oben unter Ausgaben usw.

Williger, Sprachl. Unters.: Eduard W., Sprachliehe Untersuchungen zu den

Komposita del' griechischen Dichter des 5. -Iahrhunderts. Gottingen 1928

(Forschungen zur griechischen und lateinischen Grammatik 8).

Wolde r S. oben unter Ausgaben usw.

Sonstige Abkurzungen:

cd., cdd. codex, codices

Mosch. Manuel Moschopoulos (byzantinischer Pindarherausgeber);

(cd.) Moschopouleus; (cdd.) Mosehopoulei-

\'

(

I

1 Zu Thomas, Moschopoulos, Trildinios s. Irigoin, Histoire du texte de Pin-

dare p. 180 ff., 270 ff., 331 ff., 390 ff., 396 f f. - "Thom.", "Mosch." , "Triol ."

fur codices Thomani" (usw.] braucht im Einzelfall nicht die Gesamtheit der

bet;~ffenden Byzantinerhandschriften zu bedeuten. (Die Lesarten aller diesel'

Handschriften sind aus dem Mommsenschen Apparat meist aueh gar nicht zu

ersehen.)

XV

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S .

Thorn.

Tricl. jTrikl.

V.

Seite (imvorliegenden Buch)

Thomas Magister (byzantinischer Pindarherausgeber); (od.)

Thomanus; (cdd.) Thomani1

Demetrios Triklinios (byzantinischer Pindarherausgeber) ; (od.j

Triclinianus; (cdd.) 'I'ricliniani-

Verso

1 Zu Thomas, Moschopoulos, Triklinios S. Irigion, Histoire du texte de Pin-

dare p. 180ff., 270ff ., 331ff., 390ff., 396ff. - "Thorn." , "Mosch." , "Tricl."

fur "codices Thomani" (usw.) braucht imEinzelfalI nicht die Gesamtheit der

betreffenden Byzantinerhandschriften zu bedeuten. (Die Lesarten alIer dieser

Handschriften sind aus dem Mommsenschen Apparat meist auch gar nicht zu

ersehen.)

XVI

\.,

!

Erster Teil

SPIRITUS ASPER UND LENIS BEl PINDAR

I.VORBEMERKUNG

Eine Untersuchung der Spiritusverhiiltnisse bei Pindar bedarf

keiner ausfuhrlichen Begrtindung. Einerseits lassen sich dabei Er-

gebnisse erhoffen, die fur eine genauere Charakteristik der Sprache

dieses Dichters geeignet sind. Anderseits ist der Pindartext das

alteste grofsere Denkmal der griechischen Literatur, das weder aus

einer psilotischen Mundart stammt noch attisch ist noch vorwiegend

unter dem EinfluB der epischen Sprache steht: Somit ist Pindar ein

wichtiger selbstiindiger Zeuge fur den altgriechischen Spiritusge-

brauch.

Wie unzuverlassig Handschriften des Mittelalters und Papyri in

der Setzung von Spiritus- und Akzentzeichen sind, ist bekannt. Da-her muB das uns zur Verfugung stehende liiokenhafte Wortmaterial

durch einen methodischen Grundsatz noch weiter eingeschriinkt

werden, denWackernagel, Untop.dl A.1 ausgesprochen hat: "Als tat-

siichlich . .. bezeugt kann der Spiritus nur solcher Worter gelten,

vor denen bei Synalophe eine Tenuis entweder zur Aspirata ge-

worden oder unverwandelt geblieben ist ... ". Beiseite bleiben

mussen also leider Falle wie apia ,Ztigel' (spir. len. Py. IV 18 cd. V;

Py. V 50 IQST; Ne. VI 66 D), tr:ar; ,Verwandter' (spir. asp. pae. VI

10Pap. 4; vgl. Radt, 2. und 6. Paian p. 198f.), oM~ ,beiBend' (spir.asp. fro 169, 32POxy. 2450) und onawp ,Gefiihrte' (spir. asp. Py. IX64BF), obwohl hier etwas Altes bewahrt sein konnte : Die genannten

Belegstellen erfullen Wackernagels Bedingung niohb'.

Eine solche Untersuchung des Spiritusgebrauchs ist allerdings nur

dann moglich, wenn anlautendes h- tatsiichlich fiihig ist, bei Syn-

alophe (d.h.: bei Krasis oder Elision) regelmiiBig eine Tenuis in eine

Aspirata zu verwandeln. Eine Stelle des Apollonios Dyskolos (Synt.

335b = II p. 483, 10Schneider-Uhlig), die namentlich in der iilte-

ren Literature haufig zitiert wird, stellt diese Lautregel fur das Do-

1Auffallige Setzung von spiritus asper bzw. lenis in den Handschriften ist

gebucht von Bergk, PLG P p. 33f . und Schroeder, ed. maio p. 14 ff.,

2 z. B. bei Ahrens, Dial. II p. 38 f. '

1 Forssman, SprachePindars 1

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rische scheinbar in Frage: a nS l( ]a Xl' y ae 7 :0 .L1W(] lXa O l a VJ lAWVaV7 : la7 : o [-

XWV 7 :a , a V Va A lc pa , noieiuu, x d J 7 :o ~ o 7: a, ' H( ]a x AS 'Y J '· X aAA la 7 :' v n a vASV ·, _Q \ 'A / M. 1/ _Il ''A /1 / " \xa ueycunrevq; oavaur sl1.aflnoua 7: (]nol1.vxov 7:8. a r 2XO l f l SV y a e

xdJ ~ ( ]aa twv .Unzahlige Malenamlich fuhrt das Dorische SynalOphen

durch, bei denen unbehauchte Buchstaben das Ergebnis sind ... '.

Abgesehen davon, daB die dorischen Dialektinschriften das Gegen-

teil beweisen-, konnen auch die von Apollonios angeftihrten Beispiele

seine These nicht sttitzen. In drei Fallen handelt es sich urn den Ar-tikel; und dieser hat im Dorischen weithin kein h- besessen (Schwy-

zer, Gr. Gr. I p. 221); in einem Fall geht es urn einen Namen, von

dem wir nicht wissen, auf welchen Wegen er durch die Dialekte ge-

wandert ist; nur vnavASv konnte eine crux darstellen. Doch mtissen

wir uns vergegenwartigen, daBApollonios seine Beispiele sicher der

dorischen Chorpoesie entnommen hat (bei Diehl und Page erschei-

nen sie als Fragmente des AIkman: Alcm. fro 12. 22. 27. 79. 85D.;

Alcm. 87a-e Page). DaB diese unter aiolischem EinfluB gestanden

hat, ist sicher. Demnach dtirfte es sich hier urn lesbische Psilose

handeln.

Die zitierte Apolloniosetelle- befreit uns also nicht von der Not-

wendigkeit, mit sprachwissenschaftlicher und philologischer Metho-

de in jedem Fall zu prufen, aus welchem Grund ein von uns erwarte-ter spiritus asper bei Pindar fehlt. Voraussetzung dieser Prufung ist,

daB wir der Pindartiberlieferung, von der wir ausgehen, vertrauen

dtirfen. Von dieser Arbeitshypothese gehen die folgenden Unter-

suchungen aus.

Die Existenz des Hauchlautes inPindars Sprache unterliegt wohlkeinem Zweifel. Dennoch ist es vielleicht nicht unangebracht, die

Worter aufzuzahlen, die den Handschriften zufolge bei Pindar einen

erwarteten oder unerwarteten spiritus asper haben. Die zum Beweis

dienenden Stellen oder die Komposita sind jeweils genannt''.

1Ausnahmen kommen in allen Dialekten VOl'(Bechtel , Dial . II p. 6). Die

Schreibung einer Tenuis stat t einer Aspirata kann abel ' in diesen Fallen auf

rein graphischer Restitution beruhen.

2 Thumb, Spiro asp. p. 7 f. steht ihr mit Recht skeptisch gegeniiber.

3 Wenn del' Anlaut h- fur einWort nul' aus einem Kompositum mit Aspiration

in del'Fuge hervorgeht, ist del'Beweis fur Pindars Sprache allerdings noch nicht

gefUhrt: Das Kompositum kann als Ganzes aus einem anderen Dichter oder

einem anderen Dialekt entlehnt sein. Dies ist besonders wahrscheinlich fUr die

epischen, spater nicht mehr lebendigen Verben scp-und flid}br;w. Nichts beweisen

in jimgeren Sprachstufen scprJfloavva und scpsrfla fUr das h- von t'YJflt,ua1Jrjflat

fur das von "'flat, ua{)vnse{}s fur das von vnee: Es handelt sich hierbei urn alte

Komposita, die z. T. nicht einmal mehr als solche empfunden worden sein

diirften,

2

\i

,

ayvo, (1 acpay [V la ] flwv pae. XIV 32f., von Snell im Index verborum

als mogliohe Lesung angegeben, ist ganz unsicher);,/ (' )tuoeo: c u p - ;

aAlxta (thren. Va 5; zu Py. I 74 s. unten S. 5);

afla (Is. II 11);

afl fi . (Ne. VII 78);

a f lB ( ] a (e cpaf l S (]O ' , e c pa fl B f] lO , ; doch s. unten S. 12);

afl8-r:s(]o, (Py. III 2);avoavw n ~ 'abov Is. VIII 18 gegen das Metrum);ana, (01. IX 106; Ne. VII 5);

am w (Py. III 29;' ecp- , avvscp- ) ;

a(] fla (Ne. VI 51; VII 93; fro234; a(] laIM(]fla7:0,; zu Py. II 11s. unten

S. 13);

a(] f l a7 : 'YJAaw, (Py. V 115);

'Aouovla (Py. III 91; dith. II 27);a{nov ,sich' (Py. II 34;nicht ganz sicher: s. unten Anm. 3 zu S. 18);

sbo, o. a. (pae. XXII b 11);

s Cw ( ec p- , x a~ -) ;

exa , (pae. XIV 36);

s"aa7:o, (Is. I 26);

'EXa7 :a{3oAo, (fr. 2);sxan (01. IV 9);

exwv (01. X 29);

e A s'iv ( ac p- , x a~ -, v cp -) ;

'EAlXWVlO, (Is. VIII 57);

eAl"aflnv~ (pae. III 15; doch s. unten Anm. 3 zu S. 26);

"EAAav (01. I 116; VI 71; Ne. X 25);

e~a"l ' (01. VII 86);

eO(]7 :a (Ne. IX 11);

. s no f la l l (01. XIII 42; Ne. XI 43);

s nw ( ec p- , f lS ~ -) ;

s(]Yfla (Ne. I 7; Is. I 47; s. unten S. 28);

1Del' Aorist lautet dagegen, wie erwartet, mit spiritus 1enisan: sn-eanovr' (0)

Py. IV 133; vgl. Debrunner, Mvljfl'YJ, xaetV p. 83. - Debrunner dUrfte allerdings

kaum recht haben, wenn er (a. a. O. p. 82)homerische Modal- und Infini tfor-

men mit ian-, wie /fanOtrD ian6fl81JO" als Erfindung del' Alexandriner bezeichnet.

Bei Pindar kommen namlioh ebenfalls /fanotro (01.IX 83) und ian6fl81JOt (Is. V

36)VOl'.(Weniger sicher sind ianea{)m, Is. VI 17konjiziert, und /fan'YJr', 01. VIII

11 handschriftlich neben /fansr'; vgl. Maas, Responsionsfreiheiten p. 20.) Die

Bildung diesel' Formen wird dadurch in altere Zeit hinaufgeruckt , Ob sie bei

Pindarspiritus asper oder lenis haben, la13tsich nicht ausmachen. Mindestens

fur die Indikativform eaneto (01.VI 72; fr. 119,4) ist, wegen s:rt~anovrD (s. 0.),

spiritus lenis wahrscheinlicher.

I'3

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lexo~ (Ne. III 51);

8 en w ( erp -J ;eratea (Py. IX 19);

8UeO~ (01. VII 86; Py. II 89; Ne. VII 6);

svetaxw (Py. I48; erp-);

fjf la t ( xa f} - J ;'Hoaxselo« (Is. III/IV 30);

f jew~ (Is. VIII 45);

l , w ( er p- , e yx af }- J ;l'Yjflt(arp- J ;lm JsO fl at ( a rp - , e rp -J ;lrcno; (Ne. IX 52; fro215b 1, 121; -df}etnno~J;

l a'w fl t ( ar p- J ;la-,;o~ (Py. IX 18);

0, a usf. (Py. IV 133; Ne. VI 42; pae. XX 10; fro 125,1);

006~ (01. X 30; Ne. II 7; fro30,4);

0wJ.yvet~ (Is. VII 46);

0flOlO~ (01.VII 51);

oWhYVf lO~ (Is. VII 24);

oW'jj~(Ne. I 53; Is. III/IV 6);

onof}sy (Py. IX 48);onolo~ (Py. IV 298; nicht ganz sicher);

onoao~ (Py. IX 46);

onou (Py. II 87);

onw~ (Ne. III 62; fro 61, 3);

oeaw (Py. X 36; xaf}-);

o ef la w ( ar p- , e rp -J ;o~,a usf. (01. III 29; IX 34; Py. IX 48);

oaao~ (01. XIII 107; Is. II 35);

ou (Py. II 88; fro 180,2: cdd. on);

on (pae. VI 1131; fro 140 a 62; vg1.ou);

vnse (Py. 118; Ne. VIII 13. 14; fro2921; xaf}vnsef}s);

vn o (01. XIII Ill; Ne. V 20; pae. VIII 69; pae. XII c 2);

T1f'sv~ (Py. IX 13);

w~ (Py. I 44 washs; IX 98; Ne. V 26);

W L S (Ne. VII 71).

Bei den meisten der aufgezahlten Worter entspricht der spiritus

asper dem, waswir vomsonstigen Befund desGriechischenerwarten;

besonderer Erorterung bedarf nur 8ey",a (s. unten S. 28 ff.)',

1Zum Zwecke genauerer Fixierung des Spiritusgebrauchs bei Pindar konnte

freilich die Forderung erhoben werden, daB auch alle Stellen aufgezahlt werden,

4

Umgekehrt mussen aber auch einige Falle besprochen werden, bei

denen ein zunachst erwarteter spiritus asper fehlt-; es sind dies:

aAtx ta (s. unten S. 5 f.), aAw~ / aeAw ~ (s. unten S. 6 ff.), afla;t-';O~(s.unten S. 8 ff.), aflSea (s. unten S. 11ff.), ae",a (s. unten S. 13ff.),

"Aipourtot; (s. unten S. 20ff.), eAtxofJMrpaeo~ (s. unten S. 22 ff.)".

II. EINZELFALLE

1 . a A tx ta

Der Stamm 'YjAtX-,dor. aio1.dAtX- ,gleichaltrig' hatte ursprtinglich

den spiritus asper, wie schon aus den Komposita (nay Jarpi jA t; ,

erpi' jAt;, xaffijAt; hervorgeht". Bei Pindar ist an zwei Stellen der An-

laut des von &:At ;abgeleiteten Femininums aAtxta erkennbar, Der

eine dieser beiden Belege zeigt spiritus asper und stimmt damit zur

Norm: x af }' a A tx ta Y thren. Va 5 (Papyrus). Einen anderen Befund

liefert jedoch Py. I 74:~ , !) \ - er !) I

fJ"'1 ' ! ) . , ,

w xvn Oe Wy a na y aw y 0 a rpw S y novto) ase» al' .txwy,der (:Hieron von Syrakus) von den schnellfahrenden Schiffen ihnen

aus denen unbehauchter Anlaut einesWortes hervorgeht. Da jedoch auffalliger

spiri tus lenis bei Pindar im folgenden erortert ist (vgl. aueh unten S. 33 ff.),

i st eine solche Zusammenstel lung hier wohl nicht erforderlich; sie wii rde

groBtenteils nur Solbstverstandliches bringen.

1 Zum Fehlen des spiritus asper in a : r o e und l!na},:r:o S.unten Anm. 4 zu S. 34.

2 Die Besprechung der Worter mit auffalligom spiritus erfolgt in alphabeti-

soher Reihenfolge. Die Falle sind groBtenteils bereits in der grofien Pindaraus-

gabe von Otto Schroeder (p. 14-17) gebucht, aber ungeniigend oder gar niehterortert. - Aus der Diskussion ausgeldammert habe ich die Eigennamen

'Ecpuikr:ar; und ' E }.AOl. ' E cpu ik r :a (Vok.) steht Py. IV 89 mit -cp- in den Pindar-

handsehriften, mit -at- in del' Nebeni.i.berlieferung. Es handelt sich bei diesen

Spielformen des mythisohen Namens vielleicht urn Volksetymologie, S. Leu-

mann, Hom. Worter p. 80A. 45; SteIlen- und Literaturnachweise bei Turyn (imApparat zu Py. IV 89), Schroeder, ed. maio p. 16 § 15, Fraenkel, Nom. agoI

p. 33A. 1,Fiir den spezifisch pindarischen Spiritusgebrauch fallb dabei nichts ab.

- Der Volksname EUo£ trug teilweise offensichtlich den spiritus asper (in der

Antike wurde er mit ffAOr; ,Sumpf' verkniipft; S.Bolte, RE Vln 1 Sp. 195). Bei

Pindar gilt dagegen 'EAAol, wie aus fr. 59,3 hervorgeht: ) .n ' 'E AA WV . Naheres

diirfte sieh kaum feststellen lassen. Es spielt hier noch das Problem 1:6AAO£/

'E AA O£ ( II 234} herein; S. zuletzt F. Lochner-Hirttenbach, Die Pelasger (Wien

1960) p. 147ff.; Troxler, Hesiod p. 124 f.

3 navacpfjAt; X 490; acpo seit hy. Cer. 140; scpo AP VII 427,Q; uaf}.o insehr.

(1. Jh. v. Chr.). Fiir das Dol'. geniigt als Beispiel haAtulat SEQ-XI 305,4 =

136Friedlander-Hoffleit (Argolis, urn 500 V. Chr., Epigramm).

5

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(: den Etruskern) herunter ins Meer warf die junge Mannschaft'

(Dornseiff). {3aABi', Lesart der Handschriften C (1. Hand) EFQRl '

ist gegeniiber {3aA(A)s{}' der iibrigen lectio difficilior und erfordert

deshalb Beachtung.

Die zuerst genannte Papyrusstelle zeigt, daBPindar jedenfalls das

normalgriechische h- im Anlaut von <lAl"- gekannt hat. Demnaeh

weist aAl"taY Py. I 74 nicht auf eine durchgehende Ausspracheeigen-

tiimIichkeit seines Dialektes; man wird die Ursache fur.den spirituslenis eher in der Anlehnung an ein bestimmtes literarisches Vorbild

sehen miissen.

Darauf deutet vielleicht auch die folgende Beobachtung: Py. I 74

ist von zehn Pindarstellen die einzige, an der das Wort <lAl"ta nicht

in der abstrakten Bedeutung ,(Jugend-)Alter', sondern in der kon-

kreten ,Jungmannschaft' verwendet wird (s. Rumpel, Lex. Pind.

s. v.). Also geht hier eine lautIiche EigentiimIichkeit mit einer von

der Regel abweichenden Bedeutung Hand in Hand; Pindar konnte

beides aus einer alteren Dichtung entlehnt haben. Dafur kommt-

wegen des psilotischen Anlauts und wegen des ii-, das nicht ionisch

sein kann - am ehesten die der Lesbier in Frage2; wegen des kriege-

rischen Kontextes eher Alkaios als Sappho. Weiteres laBt sich einst-

weilen nicht sagen, da aAl"ta in der lesbischen Poesie bisher erst

einmal, und zwar in der Bedeutung ,Jugendalter', belegt ist: Sapph.98 (a) 2. .

2. aAw~ / aeAw~

Das Wort fur ,Sonne' hatte im Idg. den Anlaut 8- (s. Frisk, GEW

s. v. i fAW~) und tragt deshalb im Attischen lautgesetzlich den spiritus

aspers. In der Sprache Pindars konnte es offensichtlich trotzdem

spiritus lenis im Anlaut haben. Das geht aus zwei Stellen hervor:

einmal aus .' a Alc p ( .' a At cp ), das 01. XIII 37 in mehreren guten

Handschriften steht {{}'aAtcp ist demgegeniiber lectio faciIior); so-

dann aus IJ , 'YJ"h ' aSA[ov 01. I 5 (aIle Handschriftenj-. Die Metrik gibt

1R kann allerdings fur diese Textpartie nicht als selbstandiger Zeuge ange-

spro?hen werden; s.Irigoin, Histoire p. 375. - Ein fur allemal sei hier bemerkt,

daf ieh derartige Handschriften fur gewohnlich auJ3eracht gelassen habe und

nioht erwahne,

2 Zwingend ist diesel' Schluf nicht, wie das aus dem Ionischen umgesetzte

etpaf.1s( !Or ;zeigt: s. unten S. 13.

3 Zu scheinbarem i jAwr; imAttischen s.unten Anm. 5zu S. 8.

4 Abgesehen von zwei odd. Thom. und den cdd. Mosch. (beiMommsen durch

R reprasentier t ; vgI. Ir igoin, Histoire p. 374); ansoheinend hat auch TricI.

f.17J'Xt/}' (dies kann naeh Mommsens summarischem "recentiores" vermutet

werden).

6

daruber AufschluB, daB an der letztgenannten Stelle das Wort aSAtov

UlitSynizese, also dreisilbig zu lesen ist. aeAw~ steht auch anderswo

ofter in den Handschriften, obwohl nach Ausweis des Metrums das

Wort nur drei Silben hat: PL 01. II 32 (cdd. ACDGHNOU, Thom.),

01. III 24 (cdd. AC, 1 cd. Thom.), Is. V 1; S. EI. 824 (cd. L); E. HeI.

342, HF 661, Or. 1002.

Ob bei PL 01. I 5 ursprunglioh aAtov oder aSAtov stand, bleibt zu-

nachst ungewiB. Der spiritus lenis kann kein Argument Iiefern, denner ist in beiden Fallen gerechtfertigt. Fur aAw~ bietet Pindar selbst

eine Parallele (s, 0.); aeAw~ ist gesichert durch er e aSAw~ IG IV2 (1)

590,4 (Versinschrift aus Epidauros, 3. Jh. v. Chr.); v n a eA lW l IG IX2

(1) fasc. 2, 314,9 (Versinschrift aus Thyrrheum inAkarnanien, 2. Jh.

v. Chr.); 1 U 1 ] . ' aSAtov B. 5, 1611; a n ' aSAtov S.OC 1245;.' aSAtov E. HeI.

342 (dreisilbig!); . un ' aSAtc p Theoc. XVI 76; ov" aeA WY Call. hy. V 89.

Del' spiritus lenis von aeAw~ braucht im Dorischen nicht dialekt-

echt zu sein. Es kann sich dabei um einfache Umsetzung des epi-

schen i jeAw~ ins Dorische handeln. Die genannten Belege von aeAw~

. finden sich aIlein der Dichtung. Also wiirde sich aSAtov Pi. 01. I 5zur

Not als dichtersprachliche Form erklaren lassen. Aber auch fiir aAw~,

das hier vielleicht urspriingIich vorhanden war und fur 01. XIII 37

sichersteht, gibt es Parallelen im Dorischen auBerhalb des Pindar-

textes: aAwl (Dat.) Schwyzer, DeI.3 103,8 (Troizen, Ende des 5. Jhs.

v. Chr.; auf derselben Inschrift HA = !J . und HEPAKAEI!); viel-

leicht aAW IG XII (3) 407 (Thera; die Lesung scheintnichtgesichert);

ferner dh' aAWY Alcm. 1,41; N5[cp(!svs .0.' aAw~ E. Supp. 991 (sichere

Verbesserung aus 8(ucp(!svs .o :raAa~; das unaspirierte • ist fiir unseren

Zusammenhang wesentlichl j r' aAtov E. fro781,692; na y.' a AW Y Theoc.

1102 (Lesart eines Papyrus; cdd. n ay {}'); v n a Alw l IG IX (1) 880,16

(Korkyra, 1. Jh. n. Chr.)3.

1Die Nebenuberlieferung bietet f.17J/j' ; s.den Apparat bei Snell.

2 aAwr; in lyrischen Partien del' 'I'ragodie ist ein bemerkenswerter Dorismus.

Da Konsequenz in diesem Punkte von vornherein nicht zu erwarten ist , wirkt

v t p' d A lc p E. Alo. 395 nicht uberraschend, Diesel' Beleg von l iAwr; kann durchKontamination von att . i fAwr; mit dol'. aAwr; zustandegekommen sein und

durchaus auf den Dichter selbst zuruckgehen, - Sollten die Theokrithand-

sohriften mit n ap /)' liA wP I 102 das Riohtige bieten (naPT' steht im Papyrus; S.

sofort im Text), lage wohl ebenfalls attischer EinfluJ3 VOl'.naPT ' ist abel' lectio

diff icil ior. - Gleiohfalls nicht al lzu gravierend ist f.1'1j/} ' l iAw r; Bion Ir. 2, 16.

3 Vielleicht laJ3tsioh T dsUov E. HeI. 342hier stat t oben bei dtAwr; anreihen:

falls namlieh r' dAlov ursprunglich im Text stand (das gleiohe gilt fUrPi. 01. I 5;s.oben). Synizese ist bei diesem Wort gewill moglioh und vielleicht tatsach-

lioh an allen Stellen anzuerkennen, wo es mit ds- geschrieben ist, abel' drei-

silbig sein mufl. Naher liegt m.E. eine andere Annahme: eine Tendenz del'

Traditoren, aAwr; duroh ~}.wr; zu ersetzen, bei dem ihnen del' spiritus lenis eher

7

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Also bestand im Dorisehen ein offenbar normalspraehliehes

aAlO~\ das bei Frisk, GEW s. v. ijAlO~ i ibrigens nieht erwiihnt ist .

Wie das unerwartete Fehlen des h- zu erklaren ist, bleibt unsieher.

Da Helios aueh als Gott verehrt wurde, ware estheoretiseh denkbardaB sieh das Wort zunaohst als Kultname von einem bestimmten'

und zwar psilot isehen Dialektgebiet aus verbreitet hatte". Doeh ist

dies unwahrseheinlieh: Ein bedeutender Helioskult ist nur fiir Rho-

dos bezeugt3, und in der dort igen Mundart herrsehte keine PeilosssEs ist also eher an Analogie zu denken: Jaeobsohn, Aoristt. dAiOp. 61

nimmt (von einem anderen Ausgangspunkt aus) EinfluB von a c b ~

.Morgenrotc' an. Aueh dor. aflS(!a ,Tag' (dazu s. unten S. 11) konnteeingewirkt haben (es steht neben aAlO~bei Pi. 01. II 62)5.

3. afla~li6~

afla~li6~ ,befahren; Fahrweg" hat bei Pindar zweimal deutlichden spiritus lenis:

Py. IV 247 fla'X(!a flOl 'I'eta{}al xat' afla~li6'1'

,zu lange dauert es mir, auf der FahrstraBe ans Ziel zu kommen'

(d. h.: ,al les der Reihe naeh genau zu erziihlen ') ; xat' cdd.:

pae. VII b 11 'Ofln(!OV [<5elij i(!l]:~tiI)'I' xat' afla~lio'l'

lovtec, ~[AA' aA]AOi(!tat~a'l" Zlf:TlOt~7,nieht auf Homers vielbegangener FahrstraBe reisend, sondernauf

fremden Pferden'. Demnaeh darf man aueh fiir den dritten Pindar-

vertretbar erschien. So wiirdo sich die verhaltnismallig groJ3eZahl der @AW, -

Belege und das Schwanken der Handschriften an einigen Stellen wohl am

besten erklaren, Auch die Verderbnis der Euripidesstelle Supp. 991 (s. weiter

oben imText) kam vielleicht durch das den Schreibern ungewohnte aAw, zu-

stande.

1Sovermutete schon Ahrens, Dial. IIp. 39f.

2 Vgl. elisch Z 6V , Z a1 J6 , in anderen Dialekten; s. dazu Leumann, Hom.

Worterp.288ff.

3 s.Jessen, RE VIII 1Sp. 66.4 s. Bechtel, Dial. II p. 619.

5 Irn Attischen weisen einige Komposita scheinbar auf ebenfalls psilotisches

ijA to ,: a 1J r17 AW , .ostlich' (A., S.); an'Y)Auin:1], ,aus dem Osten' (E., Th.);

an'Y)Ataarlj, (nur Ar. Av. 110; eine komische Kontrarbildung zu 1]Ataarlj" das in

V. 109 steht, naeh an1]Auin:'Y),; K. Meister, HK p. 216). Diese Worter (natur-

lich abgesehen von an'Y)Ataarlj,) di irften aber aus dem Ionischen stammen

(unentschieden J acobsohn, Aoristt. dAro p. 59A.79; vgl. auch Fraenkel, Nom. ag.

II p. 207A. 1); diose Annahme liegt schon deshalb nahe, weil an'Y)Auor'Y), auch

bei Herodot vorkommt.

6 Zur Bildung s.Frisk, GEW s.v.

7 Die Erganzungen stammen von Lobel und Snell.

8

beleg von afla~li6~ spir itus lenis annehmen, wenn aueh der Auslaut

des vorhergehenden Wortes keinen AufsehluB gibt:

Ne. VI 53 f. 'XatiaVia fle'l' naAal6i8(!Ol

6<50'1'fla~lio'l' ev(!o'l'

dies haben schon Friihere gefunden, eine FahrstraBe' (Dornseiff)

(d. h.: .dieser Stoff wurde schon von Friiheren haufig behandelt ') '.

Zur Erkliirung des spiritus lenis, der gegeniiber att. &fla~a auffallt

(doeh s. unten S. 10), konnte man fiir xat' afla~li6'1' direkte Abhan-gigkeit von Homer annehmen, wo del ' gleiehe Ausdruek einmal vor-

kommt (X 146). Doeh empfiehlt sieh diese Hypothese aus drei

Griinden nieht.Bei Homer hat das Subs t. afla~li6~ die gegenstiindliehe Bedeutung

,Fahrweg', bei Pindar ist es beidemale iibertragen verwendet. Fer-

ner kennt Pindar afla~ti6~ noeh als Adjektiv (Ne. VI 54, ebenfalls

iibertragen); darin ist er von Homer jedenfalls unabhiingig. SehlieB-lieh ist das Wort im Dorischen offenbar durehaus lebendig gewesen:

i{i~ 6<5ov{i~ afla~liov Sehwyzer, DeJ.3 157, 17.19 (Epidaurus, 3. Jh.

v. Chr.); [1'tl'l ' 6<50]'1'CW [a]fla~ti6'1' IG IX2 (1) fasc.T, 177,13 (aitol.,

um 215 v. Chr.); ent i{i~ afla~tiW Sehwyzer, DeJ.3 62,60 (Tab. He-

rae1.). Der letztere Beleg bestiit igt zugleich den h-Iosen Anlaut von

afla~ti6~ bei Pindar, da bekanntlieh auf den Tafeln von Heraeleasonst konsequent del ' spiritus asper gesetzt ist2•Da es im Attisehen &fla~a usw. heiBt, bedarf das offenbar gemein-

dorisehe afla~li6~ einer Erkliirung. Das h- in att. &fla~a ist abel' wahr-

seheinlich gar nieht al t. Waekernagel , Verm. Beitr . p. 6 = K1. Sehr.

p. 767 hat aus hom. afla~a diesen SehluB gezogen: Bei Homer haben

ja diejenigen Worter den asper, die ihn im att. Spraehgebraueh aueh

aufweisen. Hom. afla~a ist eine Ausnahme von diesel' Regel; also ist

der asper von att. &fla~a3 jiinger als die attisehe Homerredaktion".

1Schlie13lichkommt bei Pindar noch das Kompositum ap,a/;ocp612'Y)ro, ,von

Wagen getragen' vor, fro105b 2; auch hier ist wohl spiritus lenis zu schI'eib~n.

(Der Vokal in der Kompositionsfuge ist verschieden iiberliefert; s. Turyn im

ApparatzufI'.121.)2 Leumann, Hom. Worter p. 162 erwagt. allerdings die Moglichkeit, das

ap,a/;tr6, der Tafeln von Heraclea als Homerismus anzusehen; ist dies richtig,

so besagt der spiritus lenis fur das Dor. nichts. Aber der sonstige Wortge-

brauch macht die Annahme unwahrscheinlich.

3 Er stammt entweder von ap,a (Anlautsverband) oder von al2p,a (Bedeu-

tungsverband) ;letzteres vermutet Hermann, Sprachwiss. Komm. p. 135.

4 In einem Scholion zu E 487 (= Hdn. I p. 540, 23ff.)wird der spiritus asper

von ap,a/;a den ,,'Arrtxol o r 1J6dn:6120t" zugeschrieben; das entspr~cht dem Sach-

verhalt. Vgl. aber die grtmdsatzlichen Bedenken gegeniiber solchen Formu-

lierungen beiWaokernagel, Gott. Nachr. 1914p. 50=Kl. Schr. p. 1152.

9

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. Dor.! und Att. ursprling1ieh afw~a gesproehen wurde",])11111soIn . "I: • d f * 0 u

sieh die Frage, ob die Etym010g18 - cuuu;a w1rhaUh t81 l ! ; \ -

_ hier schon das 1etzte Wort gesproe en a. afwr;a

us e inem psilot isehen Dialekt stammen (Wackernage l,~ua .' d W b]3eitr. p. 6=Kl. Sehr. p. 767); vielleicht hat as ort a er

ein anlautendes h- besessen3.

·_"'111"' ' '

Wackernage1 hat dann, Unto p. 46, noeh ' )mT 'YJ f l a~8Vp ivo bschen, abgegriffen' a1s Beweis fur seine These herangez(; ,a gedro_

S h ib . b ogenl D'c rei ung xat- ist gut ezeugt, D. H. Ant. Rom. X 41; D. Ii ie

11,2; Ath. XV 677a; Artem. 1,31 u. a.2• Da dieses nur in d": Th.

ren Grazitat belegte Wort jedoch eventuell aus dem ionisc~:~un~e-

lekt stammen konnte (vgl. Wackernagel, Unto p. 46A. 2) wa Dla,..

a ttische Be1ege ftir af la~a erwlinseht. Einer l iegt viel l~ich~e~l~

374,30 vor: T 8 V a f la x aa v ; auch 33 muB afl ]axau ohne h- I I

werden (da stoichedon geschrieben ist, ist diese Lesung sichc ~e ;en

ist auf dieser Inschrift aus den Jahren 408-406, wie in de; D b ungangszeit vor der euklidischen Schriftreform allgemein das H (er-

B . h d H hl .. ' Zllrezeic nung es auc autes) zwar nioht rmmer richtig g t

b. 11 . h . 1 ese zt

a e,r ~m a g~memen e ~r eIlll;na zuviel a!s ei?-mal zu wenig (HEn!= era 97 u. a.); also spricht dieser Text vielleieht fur den An1aut '_

Beweiskraftiger ist eine Sophok1esstelle, Ant. 250-252: a .

aTvcpAO( ; ) s yij

x a t x s ea o < ;, a e eOJ ~OV ( ) ' t T l' Y Jf la ~ 8v f ls v 'Y J

Teoxo lmv

.der Boden war hart, trocken, ungebrochen und nicht von Radern b _

fahren'3. SchlieBlich muB noch T' af la~ tTOvE. Rh. 283 beachtetwerden~.

1011

4. aflsea

118Wort aflsea ,Tag' hat im Dor. kein anlautendes h- besessen:

~"sch Delph. p. 216 f., Thumb-Kieckers p. 156. 177.2684; das

v : n I1tt. iJ flsea5, ion. iJ flse'YJ6stammt wohl von 8mrSea ; S. Sommer,

~sos wird jetzt aus stilkritischen Grunden im allgem?inen ~~lripi-

D es rochen und ins 4. Jahrhunderb dat iert . DaB abel' .e~e E~gw;tgdes abg. Pegs erziel t i st zeigt neuerdings das Buch von William Ritchie,

nochkemhesw

t"tofthe Rhesus ofEuripides, London 1964: Ritchie betrachtet

Aut en 101 Y .. Vi II . h Ii f t

h Is das alteste erhaltene Stuck des Euripides. ie eic t ie erdnResosa ..o , ~V 283 e in (von Ritchie nicht verwendetes) Argument m semem

r'.a # : . ~ ~ :. jh. hatte af/,a~a im Att. schon i- als Anlaut (die altesten Belege

SJIUlG1281,12: 421/420 V.C~r.; 313: 113: ,408-::406v . C :hr.; ..314, ~24: 408-v Chr.). Del' spiritus lenis von af/,a~tror; mulrte, bel Spatdatwrung des

.. k ein poetischer dem gel tenden Sprachgebrauch entgegengesetzterStuc es,' h Ii d ' l: rArchaismussein. Diese Annahme ware nul ' dann na e legen., wenn af/,~;;trOr;

. Att. nicht gebrauchlich gewesen ware. Das Wort erschemt abel' .bel den

~agikern stets im Dialog (S.OR 716.730; E. El. 773; auch an del' m Frage

stehenden Stelle E. Rh. 283); dazu kommt noeh del' Prosabeleg X. A ; n . I 2:21.Alsokann df/,a~tr6r; im Attischen lebendig gewesen sein. Demnach spr~cht dle~e

lautliche Eigenti.i.mlichkeit vielleicht dafur, daB del' Rhesos..au~ emer Zeit

t 1" t irn Attischen noeh kein festes h- besafl, namlich aus dem

stamm, a s aiuu;«

5 Jahrhundert .• 1 up alw~ar; Schwyzer, Del." 109,70 (Epidauros, u~ 320 V. Chr.) beruht

dann wohlauf attischem Einflufi ;s, Jacobsohn, Aonstt. a,1.r~p. 40. .. .• Das Arkadische widerspricht zumindest nicht; es bioteb freilich ernst-

weilen,soweit ich sehe, nul' 1Weaf/,a~eV'Y} ,biegt mit dem :Wag~n~b' Schwyzer,

Del."654,23 (Tegea, um 390 V.Chr.). Die gleiche Irisohriff ~elgt Imme~hm ge-

schriebenes inlautendes h in naeh61;a~6.f/,SVor; (2.0).Anderseits f.ehlt wle~er~;:

anlautendes h- in Sf!UJV (22.25); s.Bechtel, DIal. I p. 319f.; em Beweis la tsichalsonicht Iuhren.

3 BeiFrisk, GEWs. v. af/,a~a ist das Problem des Anlautes nioht erwahnt.

4 f/,e&6.f!Sea IG IV' (1) 121,114 (Epidauros, um 320 v. Chr.) muf dann a,:f

attisohemEinfluls beruhen; s. Jacobsohn, Aoristt. aArO p. 57 A. 74. Auch die

'Iragiker haben ein halbdorisches af/,8ea gebraucht: erp6.f/,Seor;A.PI'. 545; af/,eewr;

S.Ai.399, Ant. 790; uafJaW3ewr; E. Ph. 229; W:fJaf/,8eWr; E. Ion 1.050.erp6.,u~eor;

erscheint auch bei Bacchylides (3,73)! - Nichts besagt fill'SI?orlS~?e erpat:s~ta

'I'i. Locr, 99d, da diese Schrift wohl eine Falschung aus relativ spater Zeit, 1St

(s,Harder, HE VI ASp. 1204ff.). \5 Ubervereinzeltes f}f/,8ea im Attischen s.Thumb, Spiroasp. p. 63.

• n ev iJ ' 1 JWe8 [oov GDI 5392,4f. (los, 5./4. Jh. V.Chr.).

1 An manohen Stellen ist uafJo geschrieben in Anlehnung an afla~a; S.LSJ

S. V. ua{}af/,a~svoo.

• uar'Y}f/,a~svflf:v~,/U~fJo kommt nul' in dies?r ubertragenen Bedeutung ,abge-

droschen, abgegriffen VOl'.Das zugrunde Iiegende Verbum uar:af/,a~eV(f)/ua{}O

stimmt in bezug auf Praverb uara, Bestandteil dlw~- und Bedeutung so auf-

fallig mit Pindars uar' df/,a~!T6v uberein, daBbier ein Zusammenhang bestehcn

mufl. Nun kann uar-af/,a~-eVoo/uafJo nicht direkt von df/,a~-!r-6r; abgeleitet sein

da ibmdessen -it- fehlt. Die Entstehung des Verbums (in diesel' Bedeutung) is;'

daher etwa folgendermaflen zu denken: Del' Ausdruek uar' df/,a~!r6jJ brachte

zunaehst ein praposibionales Rektionskompositum *uarafl6.~!rOr; .gewohnlich,

abgegriffen' (vgl. nhd. ,am Wege liegend') hervor. Daraus hatte nach normaler

Bildungsregel ein Verbum *uaraf!a~!r8oo (oder *°600 , *osvoo) ,in abgegriffener

Weise verwenden, zu einer leeren Phrase machen' entstehen mussen. Es wurde

jedoch formal dem bereits vorhandenen, in dinglioher Bedeutung verwendeten

uaraf/,a~eVoo angeglichen. Nati.irlich brauchen die virtuellen Zwischenstufen*uaraf!6.~!rOr; und * °800 usf. nie exist iert zu haben; sie konnen sofort iiber-

sprungen worden sein, ala uarafta~slJoo in del' ubertragenen Bedeutung gepriigt

wurde.

a enaf/,a~svoo konnte eventuell aus dem Ionischcn stammen; dann hatte es

ionische Psi lose. Belegt ist es dort nicht , nul' df!a~evoo (Hdt. II108,2), das

wiederum im Attischen fehlt. Entlehnung ist also nicht ohne weiteres wahr-

scheinlich zu machen. Wenn auflerdem af/,a~a mit h- im Attischen alt, die

h-losen Formen anderswoher entlehnt waren, bliebe es unklar, warum diose

nicht sofort von af/,a~a' den asper erhalten hatten. Vgl. immerhin dv1"I).:lw"

dn'Y},1.!rin'Y}' (s. oben Anrn. 5 zu S. 8); doch handelt es sich hierbei um fertige

Nominalkomposita,

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Lautst. p. 123, Frisk, GEW s.v. nf leea. Daher iiberrascht es nicht

daB auch Pindar o~enb.ar G.flee~ gesprochen hat. Dies geht aus Py:

IV 130 hervor, wo m emer Reihs von Handschriften (eEFV nach

Mommsen; etwas anders Schroeder, ed. maiop. 16und im Apparat

zur Stelle) 8'11r' G.fleeal~ (bzw.• ' G.fleeal~) iiberliefert ist'. Die anderen

Belegstellen lassen keinen SchluB auf den Anlaut zu; vereinzolt ist

der richtige spiritus lenis geschrieben (01. I 6 EFNU [Lemma].

01. I 33 eE [Lemma] NQU; 01. II 62 NU; Py. X 18 EF?Q). Keine~~ufschluB erhalten wir auch tiber dp..ae; die Handschriften haben

hier meist den lenis, bieten zuweilen aber auoh ap..ae (Py. IV 196

BDFGIPUV; Py. IV 256 e), woraufnatiirlich kein VerlaBist.

.Schwierig ist die Lage bei de~ Komposita» sn6-f leeo~ und snap..eelO~.

~l~se Lautgestalt des Vorderghedes, namlich sn-, erwarten wir (vgl.

enap..ee Oy . Sc~wyzer, Del,3 101; Troizen, 6.Jh. v. Ohr.). Bei beiden

Komposita ist aber auch srp- iiberliefert, was einer Erklarung be-

darf. Die Stellen: snap. .eeOl Py. VIII 95' smal leooy Is VII 40' fr tYfJlleof. !) I ' 'r: r: 1; , ,'11" 0, ;;;;8

~. 157,1; erpaweWy Ne. VI 6; snap. .ee[Wy fro 182,1 (auch srp- ist tiber-hefert).

srpr;p. .ses fI:. 157,1 fallt. auch durch sein unerwartetes -'Yj- aus dem

Rahm~n; W1rhaben hier wohl eine in den Text geratene Glosse vor

uns;. diese Stelle scheidet also fiir die weitere Betrachtung aus,BISauffr. 182, ~o snap..se[Wy als lectio difficilior sicher die richtige

Lesart darstellt, ist an den restlichen Stellen der Handschriften-

befundYb:rall eind.eutig.Also scheinen srpap..seo~ und srpap..eelO~nicht

erst spat m den Pmdartext geraten zu sein. Einen Fingerzeig fiir

"1.Diese Losart haben die Pindarherausgeber bisher zu Unrecht vernach-

lassIgt,(Snell und Turyn erwiihnen siegar nicht).

2 HIer~er gehort auch nepnap6eO!l; (Dat. Pl .) ,f iinf Tage dauernd' 01. V 6.

Das Gedwht stammt abel' hocbstwshrscheinlich nicht von Pindar selbst son-

dern von, ein~m Zeitgenossen (v. Wilamowitz, Pindaros p. 420ff.); also i~t das

:V~rt, mit se~em u,nbe~auc~ten - 7 1 ' . - , ' ~war ein weiteres Zeugnis fiir dorisches

apeea: abe~ kemes fur p~dansches ape,ea. - nepnap6eol, ist iibrigens ansohei-

nend m kemer del' genumen Handschnften iiberliefert (s.sofort); diese bietenfolgendes: nevffafh6eol, E, F ante corr.; nefhffap6eol, F post corr. ; nevTa/-lheOl, A

(~chol.); .:cefhnTaft6~Ol' die.restlichen. Da ein Ordinale als Vorderglied keinen

Srrm, ergabe (v. Wilamowitz; a.a.O. p. 422 Anm.), f iihren die Varianten ein-

de:rt~g auf das aItertiimIich gebildete neusuiueoo-, das auch im Kyprischen

eXIstIer~; S. ~ommer, Zum Z~hlwort p. 15. Nach Mommsen steht das richtige

nefhnaW90l, m del' H~ndschnft Q samt deren Scholien; doch macht er selbst

neben diese Angabe em Fragezeichen. Laut Drachmann, Schol. I p. 142,App.

zu Z. 13s t~ht mindes tens i~ de~ ~c~olien , ,:on Q ne/-lnTa/-l6eol" nicht neunap",

Unklar b.leIb~: wo~er zwei Tnkhmos-Codwes das richtige neftna/-l° haben;

"casu,opmor urteilt Schroeder, ed. maiozur Stelle; vielleicht stammt es abel'doch 'aus einer guten Vorlage.

12

ihre Erklarung liefert die Wortbedeutung. Darin hebt sich namlioh

der Beleg Ne. VI 6 von den iibrigen vier Stellen ab, wo wir mit der

Bedeutung ,verganglich' auskommen.

Ne. VI 6 f. xa ln se srp ap ..se [a y o vx e la 6u ~ o va s p ..s ia yvx ra ~ a p..p ..s

n6ip. .o~

a y.w ' 8 ye mp s a ea p..s 'iY n Oit C Ji& &p ..a y

,wenn wir auch das Ziel nicht kennen, zu dem - bei Tage oder in

der Nacht - zu kommen das Schicksal uns bestimmt hat'. HierheiBt also srpap..eelO~ .bei Tage'; durch p .. si a YVX ia ~ wird das ganz

augenfallig. Fiir diese Bedeutung geben LSJ keine weiteren Belege

(S'fYi7p..eelO~a 223 etwas abweichend: ,fUr die Dauer eines Tages').

Beachtenswert ist jedoch eine Textvariante bei Hesiod,

Op. 102 f.: YOVCJO la ' G .y {} ew no lC Jl Y s rp ' n p. .e e n, a t a ' S nt YV X it

a v .6 p .. ai O l r pO l iWC f l x a xa i J1 !' Y ji Ol Cf l r pe e o vC J al .

,Die Krankheiten kommen teils am Tag, teils bei Nacht von selbst

zu den Menschen, den Sterblichen Bases bringend'. Bei Plu.

Mor. 105d sind die Verse mit der abweichenden Lesart srpr;p. .SeOltiber-

liefert. DieseLesart darf wegen der Inkonzinnitat srpr ;p . .SeOl- SntYVxi [

ohnehin als urspriinglich angesehen werden. Die Ahnlichkeit mit

der Pindarstelle liefert dafur ein weiteres starkes Argument'.

Pindar hat also offenbar srpf;p. .seo~ in der Bedeutung ,am Tage'von Hesiodiibernommen und nur durch Einsetzung von {i statt 'Y j

seiner chorlyrischen Sprache angepaBt. Ferner hat er das Suffix -o;

durch -toi; ersetzt. Das befremdet nicht weiter, da das Wort ja in

beiden Formen (gleichbedeutend) beiPindar vorkommt. Die Suffix-

variation kann rein metrische Griinde haben.

Ob auch srpaweOY Is. VII 40 durch einen solchen literarischen

Bezug zu erklaren ist, ist einstweilen wohl nicht feststellbar; es ist

aber fuglioh zu vermuten.

5. aep..a: zur Sprache von Py. II

Py. II 11ist das Wort {lep..a ,Wagen' in einer Reihe guter Hand-

schriften ohne anlautendes h- iiberliefert: 8 '1 1' a e p..a ia n S lC fl xa A lY a

,und an das Wagengestell, das den Ziigeln gehorcht'; cdd. eDGV;2

dazu in den Scholien von D und G. Die iibrigen Handschriften haben

das erwartete {}'aep..aia.

1Vgl. {ltop enr)C'wv6v Ne. VI 10: Blo; en1)eTav6,Hesiod Op. 31; innerhalb von

funf Pindarversen eine weitere Entlehnung aus Hesiods vEqyo: (S. dazu unten

S.123.)

2 In cd. C ist t" ae/-lara mit spiritus asper durch Korrektur ausr aep. herge-

stellt, was nichts zu besagen hat.

13

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Ein bloBer Uberlieferungsfehler- ist nicht anzunehmen, da es sich

bei aef1a um ein ganz gelaufiges, alltagliohes Wort handelt; auoh die

relativ groBeAnzahl del'Handschriften, die 7:' aef1am aufweisen, ist

diesel' Annahme nieht giinstig. Dagegen, daBhier eine Altertiimlich-

keit bewahrt ist>,sprieht die Vereinzelung des Falles. Nirgendwo in

grieehisehen. Dia!ekten, in ~en~n anlautendes h- nicht ohnehin ge-

sehwunden ist, ist - SOWeItich sehe - sonst das etymologiseh

erwartete" aef1a mit spiritus lenis erhalten geblieben. Del' Pindartextselbst bietet geniigend Gegenbeispiele, VOl'allem das Kompositum

detaUaef1a7:or ; Py. V 30(laut LSJ a n a~ A sy 6W ; vo v, also vielleieht Neu-

bildung des Dichters-), in zweiter Linie drp' aef1a7:WV Ne. VI 51;

w( a ) U ' a e f1 a 7: WVNe.VII 93; v r p' ae f1aa tV fr. 234,1; U ' ae f1a7: 'YJAa7 :a r ;Py.

V 115. (Nirgendwo sehwankt an diesen Stellen die Uberlieferung in

bezug auf den spiritus asper von aef1a. )

Fur die Annahme eines urspriinglieh iiberhaupt durchgehend

p~ilotisch~n Pin~artextes, von dem in aef1am eine Spur vorlage,

gibt es keine weiteren Anhaltspunkte. Also bleibt nul' del' Ausweg,

speziell fur die Form aef1a7:a an diesel'Stelle den EinfluB einesDialek-

tes mit Psilose verantwortlich zu machen.

Diese Vermutung wird bestatigt, durch die Lesart AaU7: tab8f1sv

(Inf. PI's. von Amatt;,w ,mit del' Ferse ausschlagen') Py. II 95in den

Handschriften C und V und bei Mosoh.", Die Schreibung a~ fur t; ,

findet s~ch in del' Textiiberlieferung del' lesbischen Lyriker-, fur

deren Dialekt gleichzeitig die Psilose charakteristisch ist. Also han-

delt es sich um zwei Aiolismen im gleichen Pindargedicht, die sich

gegenseitig sttrtzen",

Auf del' Suche nach weiteren staBt man zunachst auf die an den

Ad:essaten Hieron geriehtete Anrede @ i Je tVO f1sv s tS na t ,0 Sohn des

Demomenes' (18). Die patronymischen Adjektiva auf -tor; sind ein

1 "Casu factum esse .. . arbitror" Schroeder, ed. maiop. 16.

2 So v. Christ, Beitr. p. 42f.

3 s. Fr isk, GEW s. v.4 Die Komposita auf -couoxo; werden gerade durch Pindar "in Schwung"

gebracht: Sommer, Nominalkomp, p. 13.

5 Weitere (unselbstandige) Handschriften sind nicht beriicksichtigt.

6 AuBerdem bei AIkman und den Bukolikem (und vereinzelt aueh sonst in

l iterar ischen dorischen Texten); bei Pindar sonst nicht (doch s. irnmerhin

Lobel zu POxy. 2442 fr. 41B 2).

7 Irigoin, Histoire p. 251 halt das -a(5- in Aawr:w(5e/-lE;Vlediglich fiir eine spate

Angleichung an den Theokrittext. Das ware allenfalls dann plausibel, wenn bei

Theokri t eine Form des gleichon Verbums mit -a(5- erschiene. Bei Theokrit

kommt abel' nul' (5taAawd~w VOl',und zwar in del' Form /5teAuuuae (XXIV 25),

die kein Vorbild abgegeben haben kann.

14

typisches Merkmal des Lesbischen'. Pindar hat ?i~se Ausdrucks-

weise_ soweit wir seine Werke kennen und SOWeItoh sehe - nul'

noch einmal auf einen Zeitgenossen angewandt: Esval2usto~... /

v t6v Py. VIII 19 £ . 2 . Normal bei Pindar - und sehr haufig - ist del'

Genitiv des Vatersnamens bei naic, v t6 r; , U v ya 7:' YJ I2 ,u 6 ea / u o vl 2a bzw.

ein Patronymikon auf -Oi i r;.

Bemerkenswert ist ferner die Stelle V. 28f.:

a AA a V tV f J{ 3l2 tr ;s ir; a va wv v ns ea rp av ov / @ l2as v

,jedoch Hybris trieb ihn in iibermiitige Verblend~ng' ..ava: -av (ge-

messen uu-) = a7: 'YJvzeigt aiolische Lautgebung; vielleiehf ist aber

del'ganze Satz ein Anklang an Ale. 70, 10 £ 1 ' . :

x aAaaaO f1S v o e 7 :a r ;m f 1o { 36 ew Avar ;'1 ' , '01

'Bf1rpVf>.W :8 f1 ax ar ;, 7 :a v 7 :tr ; A Vf1 nt WV

llv we as , O af 1o v f1 eV s ir; a va mv a yw v,

@ t 7 :7 :a uw oe O l oo t r; u v oo r ; B n 1 7I 2a 7 :0 V

Wir wollen ablassen vom herzzernagenden Streit und vom Burger-

krieg, den einer del' Olympier uns gesandt hat, womit er das Yolk

in Verblendung fiihrte, dem Pittakos abel' erwiinschten Ruhm gab'.

Die Konstruktion zeigt deutlich, daB s ir ; a v a 7: av mit aywv , n~cht -

wie bei Pindar - mit ( ll v- )@ ea s zu verbinden ist. Dennoch ist das

gleiche Nebeneinander von -osooe s ir ; a ~ amv b~i Alkaios wie bei Pin-dar kaum ein Zufall: Pindar kann die Alkaiosstelle aus dem Ge-

dachtnis zitiert haben".Eine spezifisch aiolische Verbalform ist ferner vielleicht in V. 79

verborgen. Del' Text lautet in den Ausgaben:s iv aA to v n 6 vo v B X ot aa r; { 3a ff U

a u sv ar ; e o ee a r;

-- 1Allerdings auch des Boiotischen (und Thessalischen)~ so daB hie~ auch ein

Zug von Pindars Heimatdialekt vorliegen kOnnte. Doch ist das wemger wahr-

seheinlieh, da klare Boiotismen bei Pindar selten sind (Thumb-Scherer p. 12f.).

_ Ubrigens ist nai~ imLesbischen das Normalwort fur ,SOM, Tochter' (Thumb-

Schererp.107). .2 Anders gelagert ist Ke6vtO~ ,Kronossohn' (von Zeus, Posel~on, :r:elop~):

Hierbei kann es sich um dichtersprachliche Tradition handeln.Bioher ist dies

beim ebenso verwendeten Koovkov (von Zeus) del' Fall.. .,3 dvuwv ist bei Pindar noch einmal belegt: Py. III 24 1Stes auf die Liebes-

raserei del' Koronis gemiinzt. Auch dies konnte eine Alk~ios-Reminisze.?z sein;

vg1.Alc. 10,7, wo del' Wortlaut urn dvurma' zwar , ,:el tgehen~ zer.stor t, del'

Sinnzusammenhang abel' kenntlich ist: Es handelt slOh.U1~ die ~lebesldage

eines Madehens. _ Nul ' die Form dvura hat i ibr igens bel Pindar die al te Be-

deutung ,Verblendung'; (ira heiBt ,Verhangnis': 01. I 57, ~ 37; ~e. I~ 21

(unsicher: Py. II 82, XI 55; fro4~,5). - u v (5 o ~ e n1 7 ea ; ~V ~Cl, AlkalOs klingt.

vielleichf in Pindars e nl je ar ov u Ae o~ Py. V 73 und ( 5 ol ;a v e n 1) earov Is.:VI 12

nach (notiert von Diehl zu Ale. fro43,13); das bedeutet eine Stiitze fiir die An-

nahme, daB Pindar das Alkaioslied gekannt hat.

15

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

http://slidepdf.com/reader/full/forssman-untersuchungen-zur-sprache-pindars 15/92

.wahrend das tibrige Gerat tief unten im Meer Arbeit hat' . Der

(gute) cd.Bhat hier statt BxoLaw;, Gen. Sing. fem. des Ptz. Prs. Akt

von l!xw, die Lesart dxoLaae;. Falls man diese Variante ernst nehme~

will, so kann man vermuten, daB BxoLaae; und dxoLaae; beide aus

*dxsLaae;, Partizipialform eines athematischen' *OXr/lJ,l=dX 8W ent-

stellt sind. Die Ftigung novo» dXelY ,Mtihe aushalten '2 hat pindar

selbst 01: II 67 (d~:<80Yn novo», mit unerklartor Geminata ~ X ftir X );

athematisoho Flexion des Verbums findet sich in aiolischer Poesie;

dx rW,SYOe;3adesp. 21 Lobel-Page (=Sapph. fr. 148D.). ThematischesdxsoLaae; mit Kontraktion bzw. Synizese - Z. B. von Mommsen im

AnschluB an Ahlwardt in den Text gesetzt -laBt sich kaum recht-

fertigen, da bei Pindar -BOt- in Verbalformen stets zweisilbig zu

lesen ist4, im Gegensatz zum Nomen".

Selbst bei Ausscheidung nicht beweiskraftiger oder unsicherer

Falle6 verbleibt alsodie Tatsache, daBdas Gedicht Py. II eine Reihe

deutlicher, Z. T. fur Pindar aullergewohnlioher Aiolismen aufweist.

Es ergibt sich daraus das Problem, ob die Aiolismen von Pindar

selbst oder von einem etwaigen spateren Textredaktor stammen.

1 Ein weitorer Fall eines athematisch flektiorten verbum contractum bei

Pindar ist alr7Jftl fr. 155,3= aldw; hierher gehort wohl auch v[u'fJ Ne. V 5=ev[ua, vgl. v[uWtt Theoc. VII 40; s.Peter, dial. Pind. p. 61.

2 Sie wirkt iibrigens bessel' als das etwas farblose n 6v ov l xs w.

3 Es konnte hier allerdings ein etymologisch verschiedenes (JX' fJ/Wtvorliegen:

Die Bedeutung ist , fahren', also gehort es siehor zur Wurzel 1fe§h; (n6vov)

oxs iv dagegen konnte zu lxw gehoren. - Nach Schwyzer, Gr. Gr. I p. 714 u.

(mit A. 5) gehort oXiw in allen Fallen zur Wurzel 1fe§h. Mindestens fur

Pindars Sprachgefi ihl diirf te diese Annahmo zutreffen, da er in OUXiw .aus-

halten ' und (Juxo, ,Wagen' (01.VI 24) die gleiche selt same Geminata an-

wendet.

• So richtig Schroeder, ed. maio (zur Stelle). - Das Material: uaMotat

Ne. IX 41, °O'wIs . I I 27; ,u[s]8iola pae. VI 124; oluiotO't Py. X 43; oxiowa (!)

parth. II 8; f{ltMotO'tv Py. III 18. Dazu kommen ?;,iotO'av 01. 148; nviot, Ne.

X 87; nveoiauv 01. XIII 90; ns(!tnviotO'tv 01. II 72: In diesen Fallen kann aber

. die Kiirze des Verbalstammes eine Kontraktion bzw. Synizese verhindert

haben. Unsieher O'7:vyiovO'tv Ir, 203: zu lesen ist wohl O'rvyiotO'tv. Vgl. ferner

K(!iotO"(a) Py. IX 16.

S z.B. XaAu8tO't 01. IV 22; weiteres bei Heimer, Stud. p. 122.

6 Auszuschoidon sind zunachst lesbisch-aiolisohe Formen, die bei Pindar

auch sonst haufig vorkommen, weil sie der "chorlyrischen Normalsprache" an-

gchoren : z.B. -oioa in r(!drpotO'a (44); vp,uw (3)=,uiv uSW. - Nicht sicher als

lesbisch bestinunbar, also fiir die Argumentation nicht verwertbar ist no t (17),

eine in Satzen mit auBerzeitl ichem Sachverhalt wie hom. no v verwendete

enklitische Partikel (zur Funktion S.Wackornagel, KZ 33p. 21ff.=Kl. Schr.

p. 700ff.); bei Pindar noch 01. III 4; Py. V 101. no t =ov ist zwar im Lesbi-

schen bezeugt (Thumb-Scherer p. 108£.), kommt aber auch Thuc. V 79,3 in

einem Vertrag zwischen Sparta und Argos VOl' (Bechtel, Dial. I p. 102), kann

16

Diese Frage dtirfte durch das Alkaioszitat- im ersteren Sinne ent-

schieden sein.Ein Redaktor warewohl auch bei einer "Aiolisierung"

des Gedichtes konsequenter verfahren (s. sofort); zudem gab es ftir

eine nachtragliche "Aiolisierung" keinen ersichtlichen Grund.

Ferner stellt sich die Frage, ob das Gedicht Py. II nicht etwa

ursprtinglich viel aiolischer abgefaBt war, als die uns vorliegende

Textgestalt erkennen Hi.Bt.Hiertiber laBt sich nicht in allen Einze1-

Hillen eine Entscheidung treffen; so ist es z. B. durchaus moglioh,

daB der eine oder andere psilotische Wortan1aut fur uns unerkenn-

bar geworden ist, da auf die,Handschriften in dieser Hinsicht kein

VerlaB ist, wenn nicht der Auslaut des vorhergehenden Wortes

einen Hinweis gibt2. Im groBen und ganzen ist aber das Gedicht

sicher im gleichen Dorisch-Aiolisch abgefaBt wie Pindars tibrige

Gedichte. Dies geht insbesondere aus metrisch gesicherten Wort-

formen hervor, die nicht 1esbischsein konnen : dativi pI. auf -ou;

(gegen 1esb. -mat) wie arupayote; V. 6 am Versende vor Konsonant;

dat. pI. auf -we; (gegenlesb. -atat) wie xoetJa'ie; V. 69vor Kons,"; oray

(gegen1esb. e f T a xs) V. 10 usw. Ferner unterliegen unattische dori-

sche Formen kaum dem Verdacht, aus aiolischen von Schreibern

umgesta1tet zu sein; sie dtirften also ursprtinglich sein, auch dann,

wenn das Metrum nicht fur sie ins Feld geftihrt werden kann : 3. PI.auf -oYn (gegenmetrisch gleiohwertiges 1esb.-otat) Z. B. in re},,8f}oyn

bei Pindar also auch dorisch sein. Vgl. uberdies eretr . 8not =no v (Thumb-

Scherer p. 283). - Aus Griinden del 'Uberlieferung nicht sicher ist der Z.T. in

den Handschriften iiberlieferte spiritus lenis von d&v6v .haufig' oder ,heftig' (53)

und d86vra ,gefallend' (96); Anlaut ohne h- ist an diesen Stellen nicht gesichert,

da aus dem Auslaut des vorhergehenden Wortes kein Schlufl auf spiritus

asper oder lenis gezogen werden kann (s. oben S. I). Trotz unterbleibender Be-

hauchung eines -u ist ovu au(! (7. 32) ebensowenig beweiskraftig (s. unten

Anm. 4 zu S. 34). - Bergk sah in erpsrpaic; (21)einen lesbischen Akk, PI. auf

-at" doch ist diese Annahme syntaktisch nicht zwingend und uberdies auoh

sonst unwahrscheinlich: Die Ausgange - Ot , - at, waren fur Pindars Sprache,

anders als im Lesbischen, normal auf den Dat, PI. festgelegt; bei Verwendung

in Akk.-PI.-Formen hatton bei den Horern Millvers tandnisse aufkommen

mi.i.ssen. - V.65 ist ein ns?; ,o,udxatO't (Var.: °OtO't) i iberl iefer t; Dat. PI. von

ns?;,o,udxii, ,zu FuB kampfend' . Falls die (wahrscheinliche) Erganzung von

Sapph. 16,20 ns0'80,u]dXevra, das Richtige trifft, konnte hier ein Sapphozitat

Pindars vorliegen: Pindar hatte dann statt des Partizips vom Denominativum

das diesem zugrunde liegende Nomen verwendet (allerdings als ii-, nicht 0-

Stamm).

1Die a(!,uara-Stel le (V. II) weis t i ibrigens eine gewisse Ahnlichkeit mit

Sapph. 1,9 auf: a (! ,u ' v na 0' 8s vi ;a tO 'a , .. .. ,l v. ' a (! pa ra . .. u ar a? ;, ev yv Vn .

2 s. oben Anm. 6 zu S. 16.

3 Dat. PI. auf -oicj-ou; ist im Lesbisohen hoehst selten; Material , und Er-

klarung del'Falle bei Hamm, Grammatik p. 147-149.

2 Forssman, SprachePindars 17

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V.3l. Besonders deutlich zeigt sich die fur Pindar gewohnlicheDialektmischung an den beiden Spracherscheinungen, die oben zum

~usl?anl?spunkt diente~, ev 7:' aep,a7:a und AmmaM p,sv: 8V mit Akk.1Sterne IIImehreren Dialekten erhaltene Alterttimlichkeitl, im Les-

bischen abel' - das doch in aep,a7:a nachgeahmt ist - steht dafti1'

s(l)~ . (8V und Akk. kommt noch in V. 86 vor.) Auch Aa"naoep,sv isteine Mischform, da del' lesbische 1nfinitiv-Ausgang hier -'fjV lautenwtirdes.

Demnach ist das Gedicht insgesamt sicher getreu tiberliefert· undwir haben weder AnlaB, an einem (durch vorausgehenden Wort-

auslaut feststehenden) h-3 zu zweifeln, noch an einem 1 ;, das S04 undnicht als ao in den Handschriften erscheint.

Das Ergebnis lautet also: Pindar hat das Gedicht Py. IIn dem

gleichen Kunstdialekt abgefaBt, den er auch sonst verwendet. : er

hat dem Lied abel' durch einige Anklange an die lesbische Po~sie

eine besondere Eigenart verliehen; namentlich hat er durch je einecharakteristische lesbische Lauteigenttimlichkeit gegen Anfang

(aep,a7:a V. 11) und gegen Ende (Aa"naoep,sv V. 95)5den gebildeten

Horer - und ein solcher war Hieron ja sioher - auf diese Anlehnungans Lesbische hingewiesen.

Uber die Grtinde, die Pindar leiteten, lassen sich hoohstens Ver-mutungen anstel len. Sie konnen nul ' auf das Gedicht selbst gegrun-

det werden; dabei ist abel' dessen Deutung besonders schwierige,V. 53-55 polemisiert Pindar gegen Archilochos:

T_S : \ ~ \ , ,\ \ . 1 , ) " ' " ' ' ,e io ov y ae esau; eow xa nO/IJI ev ap,axav u !-

1poyseov ' Ae xl Ao xo v f 3a evM yo t~ e x1 Je awnuuvouevov

1Schwyzer.Debrunner, Gr. Gr. II p. 455£., 458f.; Troxler, Hesiod p. 114£.2 s, Thumb-Scherer p. 105.

3 o1 lx vn sp ,B tvev 26; xwn6rav 87; xwrav 88; a v{ }' e rs (! o u; 89. ' Xa{ } ' a v r6v ,sich

s~lbst gema13' (34)ist allerdings nicht ganz sicher, da Pindar beirn Reflexivum

die kontrahierte Form avr6- vielleicht nicht angewendet hat· falls dies zutrifft

ist (nach Boeckh u.a.) 'Xar' a1lr6veinzusetzen (vgl. Kuhner-Blass I p. 598). ', ,4 'Xara1;,svyv~n II; on_t1;,op,sva 17; Zsgm(!la 18; Z1)v6c; 40; ns1;,op,a xauJt 65;S(!t1;,StV88; 1;,vyov 93. (Bel anlautendem 1; , ist iibrigens auch in del' lesbischen

Poesie 1 ; , - , nicht av- iiberliefert; s. Hamm, Grammatik p. 17 §§ 9. 12.)

5 Aus -oo- fill' - 1 ; , - in Aa'Xuavsp,ev geht hervor, daf man schon zu Pindars Zeit

Wert darauf legte, die lesbische Lyrik lautlich richtig zu rezitieren. Wenn nun

auch d!e lesbische Aussprache des - 1 ; , - graphisch durch abweichende Sehreibung

kenntlieh gemacht werden mullte, so zeigt dies, daB 1; , irn 5. Jahrhundert in

weiten Teilen Griechenlands nicht mehr als [zd] artikuliert wurde.

6 Schroeder, ed. maiop. 192 druckt ein Boeckhzitat ab, in dem es heil lt:" ... carmen hoc crassa caligine tectum ... ".

18

Tohsah namlieh - selbst (von solchem Tun) entfernt - den tadel-

~tichtigen Archilochos oft in Hilflosigkeit sich mit HaBgesangen voll

grimmer Worte masten'. Hier setzt sich also Pin dar von del 'Sohmah-

sueht des Ioniers Archilochos ab, die aus dessen Hilflosigkeitl

komme. Es ist moglioh, daB er diese Gegnerschaft durch Hinwendung

zu den Lesbiern - als "lyrischem Gegenpol" zu Archilochos -

augenfallig machen wollte.

Ferner sind, zur Erkenntnis von Pindars Absichten in Py. II,

die schwierigen Verse 67:_71 zu berticksichtigen.

7 :60 s p , ev "a7:a C />o lv taaavSp ,nOAaV

p , eAo~ vnee nOAta~ < lAOe; 'e p ,n swt '

7 :0 K a a7 :6 eS lOV 0 ' S V A lo Al oe aa t x oe oa l~ 1 Je Aw v

fJ.fJe 'f jaovxae tv sn7:a"dmov

cp6eP,tyyo~ o:v7:6p,svo~

Dieses Lied wird nach (Art) phonizischer Handelsware tiber das

~raue Meer gesandt; betrachte abel' das Kaa7:6eSlOV auf aiolischenSaiten gern, del' siebentOnigen Phorminx zuliebe, wenn du es ent-

gegennimmst' .

Es ist bisher ungeklart, was mit del' Gegentiberstellung 7:60e p,ev

p,eAo~ - 7:0 K aa7:6eSlO V 0' gemeint ist . Manohe Forscher- glauben,

Pindar habe zusammen mit Py. IInoch ein weiteres Gedicht, ebendas Kaa7:6eSlOV, an Hieron geschickt; Reste dieses Kaa7:6eSlOV lagenin Pi. fr. 105 VOl'.Nach Ansicht anderer" bezeichnet Kaa7:6eSlOV hier

die Melodie des gleichen Gedichtes Py. II; es sei also nul ' von einem

einzigen Gedicht die Rede.Eine Durchsicht del' sonstigen antiken Nachrichten tiber Kaa7:6-

OSlOV4ergibt folgendes: Es gab bei den Spartanern den Brauch,

unter den Klangen einer FlOtenmelodie namens Kaa7:6eSlOV in den

1 dp,axavlq. bei Pindar diirfte ein Archilochoszitat sein ( dp ,1 )x av o ta t ' Xr y vs at v

fro67a ID.); S.Pfeiffer, Philol. 84p. 151.- Es ist vielleicht del ' Tatsache Be-

deutung beizumessen, daf dp,axavlq. in einer groBeren Zahl von .Handschriften

mit -1)- (dp,1)X

O ) iiberliefert ist; ebenso das del' Nennung des Archilochos voraus-

gehende 'Xa'Xayo(!t6.v (cdd. DEGHIPQuA Thorn. Mesch. Tricl.: 'Xa'X1)Y O ). Pindar

kann an einer Stelle, an del ' er den Archilochos erwahnt, durchaus einen An-

klang an dessen Sprache gesucht haben. Sicherheit laBt sich freilich nicht. er-

zielen, da das -1)- zugleich attisch-normalgriechisch ist, also durch Schreiber

hineingetragen sein kann. S. dazu unten S. 104.

2 z.B. v.Wilamowitz, Pindaros p. 286.

3 z.B. Schroeder, Pindars Pythien p. If., 20f.; v. d. Muhll, Rh.Mus. 72

p. 307und Mus. Helv. 15p. 218f.

4 Zu trennen von diosem Fachausdruck ist ein scheinbarer weiterer Pindar-

beleg: Kaatooeto; ilp,voc; Is. I 16 bedeutet ,Lied, das von Kastor.handel t", die

folgenden Verse 17-32 beweisen das (v. Wilamowitz, Pindaros p. 332f.).

2*19

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Kampfzu ziehen; Ps.-Plu. De mus. p. 123,4 Lasserre; Plu. Lyc. 221.

An del' letztgenannten Stelle wird berichtet, daB zur FlOtenmusik

del' Paian angestimmt wurde.

Es ist also wahrscheinlicher, daB mit Kaatooeio» bei Pindar nul'

eine Melodie, folglich diejenige von Py. II, gemeint ist. Dann be-sagen seine Worte V. 69 ff., daB er eine spartanische, also dorische

Plotenweise hier ftir das aiolische Saiteninstrument umgesetzt hat.

Diese Mischung im musikalischen Bereich entspricht nun auffallend

dem, was oben tiber die sprachlichen Verhaltnisse des Liedes ermit-

telt wurde-, Es ist durchaus moglioh, daBPindar mit del' Gegentiber-

stellung KaG7:6eBtOv (dorisch) - e v A loA t( jW ( fl x oe (j ai , (lesbisch) auoh

den sprachlichen Charakter von Py. II andeuten wollte.

6. 'A.gJal<iiO'

01. VII 35 steht VOl''Aspolotoo, dem Genitiv des Gotternamens

"AgJat< i iO ' , o . vb / mit unaspiriertem -x', und zwar nach Mommsen in

folgenden Handschriften: im Scholienlemma von A, in E (samt

dessen Scholienlemma), F, R (ante correcturam), Z; nach Turyn

auBerdem inV.Die anderen haben das erwartete o.vtX' (bzw. nvtx').

Immerhin ist o.vtx' zu gut bezeugt, als daB man an einen bloBenSchreibfehler denken dtirfte. AuBerdem entspricht die Form "AgJal-

oxot; dem Hauchdissimilationsgesetz, im Gegensatz zu 'A.gJal<iio,.

'A.gJal<iiO, ist also ftir Pindars Spraohe anzuerkennen. Leider fehlen,

soweit ich sehe, weitere Belege, aus denen del' Anlaut von AgJal<iiO~

- also del' auBerhalb des 1onisch-Attischen gebrauohliohen Form

des Namens, von psilotischen Dialekten abgesehen - hervorginge-.

Dagegen scheint im Bereich des 1onisch-Attischen wenigstens teil-

weise die lautgesetzliche Form "Htpourtoc gesprochen worden zu

sein, und zwar - worauf es hier allein ankommt - auch auBerhalb

des psilotischen Gebietes. Das geht aus dem Namen del' auf Lemnos

1 Dazu kommen nooh zwei andere einsehlagige Stel len: Poll. IV 78 und

Luc. sal t. 10.Abel' bei Pollux sind die Floten nicht erwahnt, und Lukian be-

richtet zwar yom Brauch, nennt jedoeh den Namen Kaatooeun: nicht.

2 Bereits v. Christ (s. seine Ausgabe zur Stelle) sah in A l oJ . .t i5e aat x oe i5a t c;

eine Anspielung auf die Sprache des Gedichtes; Beweise dafur sah er in dvdwl'

(28)und-falschlich-insv + AId" (11.86).

3 R und Z sind allerdings ohne Belang; s.Ir igoin, Histoire p. 374£., 385.

4 Die Angabe bei Frisk, GEW: ,,"Hcpata-r:oc;, dor .... 'Acp- ... " bedarf also

del' Korrektur. - Die Chorpartien del' Tragodie enthalten merkwiirdigerweise

nul' die Form "Htpourtoc: S. Ant. 123 (nevxaev{}' "Htpourtov }; E. El. 443,Tr. 220;

s.Bjorok, Alpha impururn p. 353.

20

gelegenen Stadt Hephaistia hervor; ihre Einwohner heiBen auf den

Tributlisten des 1. Attischen Seebundes mehrfach Eipourae; (d. h.

'HgJal<infj~): 1G 12 198,85.102; 200,26; 201,421• Die vollstandigen

Belege sind zu uberblioken bei B. D. Meritt - H. T. Wade-Gery-

M. F. McGregor, The Athenian Tribute Lists I, Cambridge (Mass.)

1939, p. 280 f. Die fraglichen Inschriften beginnen 454/3 v. ChI'. Da-

mals ist in Athen die Schreibung des h im allgemeinen noch intakt;

daher handelt es sich bei 'Hspauruii; offensichtlich um eine sprach-liche Realitat. hetp" muBnul' an einer einzigen Stelle gelesen werden;

sie steht auf einer Inschrift von 425/4 v. Ohr." . Das anlautende h-

karin ohne Schwierigkeit als vereinzelte Angleichung an die attische

Aussprache des Namens Hephaistos erklart werden.

Beachtung verdient ferner ein Hexametersttick, das bei Apollonios

Dyskolos Adv. p. 152,21 uberliefert ist: en' 'Hspolotoio {Men(flv.

Leider wissen wir tiber seine Herkunft nichts Naheres. Del' spiritus

lenis konnte hier auf ionischer Psilose beruhen" und wiirde dann

nichts ftir ein gemeinionisches "Htpourtot; beweisen.

Die Pindarstelle und del' Eigenname 'Hipaurxiii; lehren abel' je-

denfalls, daB es nichtpsilotische Mundarten gab, in denen del' Name

des Hephaistos nicht wie im Attischen mit h- anlautetes, Es erhebt

sich die Frage, ob das Attische hier etwas Altes gegen die Laut-

gesetze bewahrt hat oder obdel'spiritus asper von att. "Hspaur toc erst

sekundar entstanden ist. Da das Hauchdissimilationsgesetz bis weit

in die historische Zeit wirksam bleibt", ist letzteres wahrsehein-

licher. Del' spiritus asper von "Htpaurto; konnte beispielsweise durch

volksetymologischen AnschluB an aniBLY ,anztinden' hervorgerufen

1 Zum altattischen N.-Pl.-Ausgang del' -su-Stamme s. Meiaterhans-Schwyzer

p.140f.

2 The Athenian Tribute Lists A 9 I 95 ( I p . 156)=G 1263, 95. Das an-

lautende h- wird hier erganzt; die Erganzung ist sieher, da die Inschrift stoiche-

don geschrieben ist. - DaB es sich hier urn den einzigen Fall von h-Schreibung

beim Namen 'Hcpatartijc; handelt, ist im Kommentar zu Tribute List 2V 14(Ip. 171) hervorgehoben. Dort ist auch berei ts vermutet , daB das Fehlen des

h- nicht nul' graphische Ursachen hat.

3 So Jacobsohn, Aoristt. aAro p. 64 A. 86; dazu vgl. nooh Wackernagel,

Unto p. 50A. 2.

4 Falls del' myk. Personenname a-pa-i-ti-jo KN L 588 einem spateren

Aspalatu»; oder "Iio» entsprache (so z.B. Landau, Myk.-gr, PN p. 24), so wiirde

sich daraus f iir den Anlaut von Acpataroc; doch nichts entnehmen lassen. Denn

die Unterscheidung del' Zeichen a £iiI ' den Lautwert [a] und a2 fiir den Laut-wert [hal (Thumb-Scherer p. 319) gilt - wenn uberhaupt - nul' fUr Pylos, da

das Zeichen a2 in Knossos kaum vorkommt (Prof. Risch brieflich).

s Schwyzer, Gr. Gr. I p. 261.

21

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sein-. Formen wie fjcpf}rJv (s~~cpfhJ Str. 9, 3, 8) hatten den gleichen An-

laut wie "Hcpaun:oe;; dadurch kann del' AnschluB begunstigb wordensein.

7 . SAlUO{JMcpaeoe;

Das Adjektiv SAlUO{JMcpaeor;2 erscheint bei Pindar einmal mit spi-

ritus lenis: 'AAufl~vae; 7:' SAlUO{JASCP6.(!oVPy. IV 172. 7:' SA. muf nioht

nul' als die bessel' uberlieferte Lesart gelten ({)'steht nul' in den odd.

CMVXZ und bei Mosch.; davon kommen - abgesehen von Mosch.

- nul' C und V als selbstandige Textzeugen in Betracht), sondern

auch deswegen ernsthaft bertieksiohtigt werden, weil es lectio diffi-

cilior ist. Del' Nominalstamm SAlU- lautet namlioh sonstc.soweit ich

sehe, stets mit spiritus asper an. Pindar selbst liefert anscheinend

dafur ein Beispiel mit - thar ; {) ' sAlu6 .f lnvx[ oc] pae. III 153•Vgl. fernsr-

{)' t '}.lxae;.E4014 =y. Yen. 163 (bestimmte Schmuokstuekej ; (Joaxe-

a xo v{ )' t' Al XS e; x aA at { Jo se; S V( !V flh :w no l f l 355; {)'sAlxwmol Hesiod Th.

307; {)'t'AlXSe; (sc. 7:aVeOl) '1'heoc.XXV 127; av{)sAl~ ,innere Windung

des Ohres' Ruf. Onom. 44. Besonders wichtig in diesem Zusammen-

hang ist die sichere Erganzung {)'SAlXO{J[Mcpaeov] Hesiod POxy. 2075

fr. 2,1= F 2,1Merk. SchlieBlichhatte auch das von SAlX- abgeleitete

Verbum sAlaaw .drehen, walzen' den spiritus asper, zumindest imalteren Attischen (s. den Exkurs).

Zur KI~rung del' Frage, ob bei eAlxo{JAecpaeoe; spiritus asper oder

lenis das Altere ist, miissen einige wortkundliche Uberlegungen tiber

die so verschiedenartig wirkenden Verwendungsweisen von eAlX-

angestellt werden. LSJ unterscheiden ein Adjektiv, "eAl~ (A)", und

ein feminines Substantiv, ,,t'Al~ (B)". Diese Bezeichnungen sind im

folgenden beibehalten.

t'Al~ (B) ist ein gut bezeugtes, lebendiges Wort. Seine Grundbe-

deutung ist, wie auch das abgeleitete sAtaaw lehrt, .Drehung, Win-

dung'; daraus haben sich diverse Spezialbedeutungen entwickelt,

z. B. ,Ranke' oder, an del' altesten Belegstelle bei Homer (.E 401),,gedrehtes Schmuckstuck' (vielleicht ,Brosche').

1 Damit wurde "J-[ t pcucnoc tatsachlich in del' Antike in Verbindung gebracht:

Hdn. I p. 543,24; II p. 30,29. Bei E. Or. 621 werden 1 5 q ; f j l j J s ,steckte in Brand'

und d V 7 } q ; a w T O r ; .ohne H. ' offenbar zu einem Wortspiel verwendet.

2 Es soll hier zunaohst unubersetzt bleiben ; zur Bedeutung s.unten Anm. 4zu S. 24sowie S. 25. Auch im folgenden Abschnitt habe ich einige Stel len ab-

sichtlich nicht ubersetet,

3 Doeh s. unten Anm. 3zu S. 26.

• Nach Ludwieh hat del' codex S (S2)die Variante r' ; sie ist so sehwaoh be-

zeugt, daB sie aufler acht gelassen werden kann.

22

Anders das Adjektiv t'Al~ (A): Es wird bei Homer ganz formelhaft

verwendet, namlich stets als Beiwort zu {Jove;; diesel' Gebrauch hat

sich dann in spaterer Dichtung fortgesetzt", Besonders charakteri-

stisch ist fur Homer die gewohnlioh amVersschluB auftretende Ver-

bindung ... s lA tn ooae; t 'A lx ae ; { Jo ve ; (Akk. Pl.), die sechs von 14Homer-

belegen fur t'Al~ (A) liefert; das bisher nicht befriedigend erklarte

SlAbwo-2, das seinerseits ebenfalls nul' als Beiwort zu {Jove; erscheint,

unterstreicht die Alterttimlichkeit und Formelhaftigkeit von SAlX-

als Attribut zu {Jove;.

Wenn t'Al~ (A) und t'Al~ (B) als ursprtinglich ein und dasselbe

Wort erklart werden sollen, so muB entweder die adjektivische

Funktion des einen oder die substantivische des anderen als sekun-

dar betrachtet werden. Es ist klar, daB sich eher ein Adjektiv zu

einem Substantiv entwickeln kann als umgekehrt; also mtiBte die

Funktion von t'Al~ (A) die altere sein", Die Bedeutung des Adjektivs

mtiBte wiederum auf Grund von t'Al~ (B) (samt seinen Ableitungen

usw.) erschlossen werden; sie konnte kaum anders als etwa ,ge-

dreht, gewunden' gewesen sein. Nun gibt das beim Rind keinen

rechten Sinn, allenfalls bei dessen Hornern oder FtiBen; manche

Forscher halfen sich daher mit del' Annahme, daB t'Al~ (A) ein um

sein Hinterglied (,FuB', ,Horn') verktirztes Kompositum ser'. Dadiese Vermutung kaum durch weitere Argumente oder durch evi-

dente Parallelen gesttitzt werden kann, ist es m. E. unumganglich,

t'Al~ (A) als Adjektiv mit einstweilen unklarer Bedeutung- ganz von

t'Al~ (B) zu trennen. '

Die nachste Frage, die sich stellt, ist die, ob SAlXO{J?Ecpaeor;6t'Al~ (A)

oder t'Al~ (B) als Vorderglied enthalt.

Das Kompositum ist nicht zu trennen von dem frtiher (seit Ho-

mer) auftretenden, gleichgebauten s AtXW1p / e Al xwme ;; S AlXO {JUc pa eo e;

1Hesiod Op. 795; PSI 1301,7=D, 7Merk.; Phocais fr. 1Allen (p. 148)=

incertae sedis fragment a 2 Kinkel (p. 71); hy. Mere. 116.567; S. Ai. 374 (lyr.);

bei Theoc. XXV 127 steht gAI'KSr; in geringftigiger Abweichung bei raVeO! . Die

Stel len, an denen gAl ; (A) Attribut zu i5eop,or; (Nonn, D. 2,263) bzw. (Jslen

(Tryph. 322) ist , sind sprachwissenschaftlich ohne Belang. - sA[I'Ko]r; als

Attribut zu norap,ov bei Pi. fr. 70,2 ist vollig ungesichert; s. die Textgestaltung

von Snell und Turyn (fr. 71). - ZuE. HeI. 180s. untenAnm. 4zuS. 24.

2 s. Frisk, GEW s. v.

3 Mit ,Windung, Drehung' als Apposition zu .Rind' ware zudem nichts an-

zufangen.

• So Frisk, GEW s.v.; nach Bechtel und Risch.

• Darubers. unten Anm. 4zu S. 24.6 Wegen del' Divergenz SA! 'KO- (Hesiod): SAI 'KO- (Pi.) wird das W,ort im folgen-

den Abschnitt ohne Spirituszeichen geschrieben.

j

II'~

23

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(dichterisch seit Hesiod) diirfte eine poetische Neuschopfung nach

diesem Vorbild sein'. eA tuO ) 1p / eA luwnu ; nun wird bei Homer folgen-

dermaBen verwendet: sechsmal imVersschluB e At uO )n s~ ~ X aw t bzw.

tA tu O)n a~ ~x aw v~ , dazu einmal (A 98) im VersschluB eAluwm(ja

uove'Y]'JI. Zu diesem formelhaften Gebrauch stimmt die Verwendung

in spaterer Dichtung-; in Prosa erscheint das Wort nieht-. Es karin

sich also um ein altertiimliches Wort handeln, das zu einer Zeit ge-

bildet wurde, als das spater erstarrende /!Al~ (A) noch lebendig war;

mit anderen Worten: t A tUo ) 1p , tA luwm~ und sAluofJUcpaeo~ konnen als

Vorderglied gAl~ (A) enthalterr' und von den spateren Komposita

mit tAl(U)-, die deutlichen Bezug auf .drehen, winden' (und damit

auf /!Al~ [B]) aufweisen", unabhangig sein-.

1 e J , . t 'X O f l J . . 6 c p a I l O r ; unterscheidet sieh von O . t ' X W 1 p morphologiseh dureh den

Kompositionsfugenvokal -0-, del ' haufig sekundar eingesehoben wird, VOl'

allem dort, wo das Zusammentreffen von konsonantisehem Auslaut des Vorder-

gliedes und ebensolehem Anlaut des Hintergliedes lautliehe Sehwierigkeiten er-

gabe: s. Sehwyzer, Gr. Gr. I p. 439f . Aueh die Bildung des Wortes lal3t also

sekundare Entstehung vermuten. Das Hinterglied · f l J . . 6 C P a I l O . ist, gemaf dem

- W 1 p des Vorbildes, als ,Auge', nieht als ,Augenlid' zu verstehen; unkomponiert

hat das Wort beide Bedeutungen. - Vgl. zu 8 A t ' X o f l J . . 6 c p a I l 0 r ; aueh Troxler, Hesiod

p.140.

2 Hesiod Th. 298.307.998; Hesiod PSI 130,15=R,15 Merk.; Hesiod POxy.2503,13; hy. Hom. XXXIII 1; Sapph.44,5; Ale. 283,16; Alem. 75D. =

adesp. 1011 (a) Page; Pi. Py. VI 1. Uberall dient e A t ' X w 1 p j i A t X W n t r ; entweder als

Beiwort zu X O V I l 1 ] (wie bei Homer) bzw. ( in Variat ion dazu) zu v V f t c p 1 J oder als

Beiwort zu Gottem odor Sagengestalten. Aueh das deutet auf Tradition, die zu

Homer zuriiekfiihrt.

3 Ebenso formelhaft ist del' Gebraueh von 8 A t X o f l A e c p a l l o r ; ; an den erhaltenen

Stellen (Hesiod Th. 16;hy. Hom. VI 19; Simon. 555,2; Pi. Py. IV 172;fr. 123,6)

ist es Beiwort zu ' A C P l l o o h 1 ] , Maia odor ' A A ' X l l ' 1 ) Y 1 ] . Bei Hesiod POxy. 2075fr. 2,1

= 2,1 Merk. ist das Beziehungswort zerstort ; mythologiseher Zusammen-

hang ist sicher,

4 Falls diese Uberlogung zutriife, wiirde sie einen Sehlul3 auf.die Bedeutung

von g A t t ; (A) zulassen: Dies miil3te dann wohl eine Farbe oder eine andere

optiseh erkennbare Eigensehaft (wie z.B. .glanzend') bezeiehnet haben. Eine

derartige Bedeutung von g A t t ; (A) konnte E. Hel. 180 (lyr .) noeh vorliegen:

X V aY 08 tO e r ; d ftc p' { J OW I l j . . . g At ' X d T d ya X A6 a y

,um das blaufarbige Wasser und auf ... jungem Griin '. Ein Farbwort l iegt bier

nahe. Allerdings wird man bei Euripides eher Neubildungen als lebendigen

Gebraueh eines bei Homer bereits erstarr ten Wortes erwarten. Euripides

konnte etwa in einem Wort wie e A t x W 1 p das Vorderglied als Farbadjektiv emp·

funden und - naeh neuer Zerlegung - auch selbstandig so verwendet haben.

Oder er hat das Substantiv g A t t ; (B), das aueh in del' Bedeutung ,Ranke' vor-

liegt (s. LSJ s. v., BIll), imAnsehluJ3an das adjektivisehe g A t t ; (A)als Adjektiv

gebraueht. Wenn die letztere Annahme riehtig ist, ist etwa ,sieh rankend, sieh

windend' zu iibersetzen.

5 Es handelt sieh urn e A t x d w w t ; ,sieh ein Diadem urnwindend' Pi. pae. III 15

und fr. 75,19; e A t ' X o r J . e c p a Y O r ; .Kranze windend' B.9,62; e A t x o f l 6 a T I l V x o r ; .ge-

24

Falls diese Kombination richtig sein sollte, so bote sie eine Mog-

lichkeit, den spiritus lenis von Pindars 8Al') ( ,ofJUcpaeo~ zu erklaren,

/!Al~ (A) bei Homer ist - wie gesagt - ein ganz erstarrtes Wort. Es

kann also bei del' attischen Homerredaktion kaum auf Grund Ieben-

digen Gebrauches seinen spiritus asper- erhalten haben; vielmehr

wurde diesel' wohl vom gebrauchlichen homonymen gAl~ (B) her

i.ibertragen; das gleiche konnte mutatis mutandis auch fur tAtUo)1p

und tAluofJAecpaeO~ gelten, deren spiritus asper durch Hesiod be-

zeugt ist. Pindars 8AlUOo konnte demgegeni.i.berdie alte, nicht durch

/!Al~ (B) beeinfiuBte Form des Anlauts zeigen. Doch spricht dagegen

die Uberlegung, daB eine vom Epos unabhangige Weitergabe eines

so evident epischen Wortes nicht recht wahrscheinlich ist2• Also

empfiehlt es sich, nach einer anderen Erklarung zu suchen.

tAtUo)1p und sAluofJUcpaeo~ wurden im Sprachempfinden del' pinda-

rischen Zeit hoohstwahrscheinlioh mit /!}'l~ (B) bzw. tAt(J(JO) in Ver-

bindung gebracht (ob etymologisch "richtig" oder nicht, sei dahin-

gestellt; s. oben); man empfand in ihnen also wohl die Bedeutung

,die Augen rollend'. Dies di.i.rfteaus Stellen wie ie Ox0(jl'V shm IJfl-

f la { }' eA ty o 'Y ] 'VA. Pr. 882 (lyr.), C 3t a( Ji e6 cp ov ~ t At (J (J Sl . .. y oe yO )n ov ~ u 6e a~

E. HF 868 (troch.), o ta (J ie 6 cp ov ~ / u 6 ea ~ eA t( J( Jo v (J '( a) E. Ba. 1122f.

(ia.), VOl'allem abel' t At (J (J S7 :S . . . f JU c pa e a E. Or. 1266 (lyr.) hervor-gehen; ferner aus del' Tatsache, daB zur selben Zeit gleichgebaute

Komposita mit deutlichem Bezug auf .rollen, drehen' im Gebrauch

drohte Locken habend' AI'. fr. 334,1. Die Verhaltnisse in del' Kompositionsfuge

sind die gleichen wie bei e J . tx W 1 p urid 8 A t ' X o f l U c p a l l 0 C ; (s. oben Amn. 1 zu S. 24~;

dem Typ nach sind die jiingeren Komposita ihrerseits von Haus aus Bahuvri-

his: ,ein Diadem als (Um.)Windung habend' usw. Das Vorderglied diir fte

abel', im Anschlufs an i A t r J r J W , verbal empfunden sein. Damit wurde sich auch

die Bildung von e A h Il O X O r ; ( rJ lJ ll tY Y 8 C ; e A h (! o xo t ,raddrehende Radbiichsen' A. Th.

205 [lyr .]) erklaren. Zu erwarten ware zunachsb * t U x - T ( !O X O r ; (aueh * e A t ' X 6 -

T ( } O X 0 C ; ware nati irl ieh denkbar); bei del' Beseitigung des ·x · wirkten wohl

dissimilatorische Tendenzen sowie das Vorbild der Komposita mit verbalem

(oder verbal empfundenem) Vorderglied mit, vielleieht speziell e A e J , . t x { )W Y (zu

e A 8 A t C w ) ; vgl. Sehwyzer, Gr. Gr.I p. 444 Ziffer 3.

6 Wie { f A t t ; (A) etymologisch einzuordnen ist, bleibt ungewil3. Bei Homer

zeigt das Wort im Anlaut Digammawirkung (s. Chantraine, Gramm. hom. I

p. 131); also ware lautlich del' Ansehlul3 an die Sippe von nhd. 8chwelen mog-

lieh (dazu s. Frisk, GEW s. v. 8 1 A 1 ] ) . Doeh hat diese eher ,verbrennen' denn

,leuehten' als Bedeutungskern ;zudem bleibt die Bildung von g A t X · unklar.

1Diesel' geht aus ft 355 hervor (s. oben S. 22); {)' { f A t X S C ; (se. W V ( ! O t ) Theoe.

XXV 127 ist kein selbstandiges Zeugnis, sondern von Homer abhangig (das

Gedieht ist ionisch).

2 Die Annahme, dal3 e- den urspriinglichen Anlaut von g A t t ; (A) darstellte,

wiirde aueh zu del' oben Amn. 6 vorgetragenen (Ireilieh ganzx unsieheren)

etymologisehen Vermutung nieht stimmen,

25

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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waren, z. B. f)..tUO(rrsg;avo~ (s. oben Anm. 5zu S. 24). Nun ersetzt der

spiritus asper von att. SAt~ (B), lA[aaw usw. - unter bisher unge-

klarten Bedingungen - ein ursprungliohes Digamma- ; das zeigen

del' boiot. Eigenname . feAt~[WV Schwyzer, DeP. 521,20 sowie mehr-

fache Digammawirkung bei lA[aaw in den homerischen Epens, In

anderen Dialekten braucht diese Entwicklung nicht eingetreten zu

sein. Del' Pindartext gibt leider keinen Aufschluf tiber den Anlaut

von eslooo»; doch ist es durchaus moglioh, daB Pindar ein lautgesetz-

liches sA[aaw < * . fsA[aaw gekannt hat; sein SAtUofJASg;aeo~ kann ein

Reflex davon sein",

SchlieBlich ware auch denkbar, daB Pindars SAtUofJAsg;aeo~ seinen

spiritus lenis einem lesbischen Vorbild verdankt. Das Wort ist in

lesbischer Poesie bisher nicht bezeugt; doch besagt diese Tatsache

nicht viel, denn immerhin kommt dort SA[UW1pVOl' (Sapph. 44,5;

Alc. 283,16).

Wenn sich auch nicht streng beweisen laBt, wie Pindars sAtUo-

fJASg;aeo~ zustande gekommen ist, so empfiehlt es sich - angesichts

del' aufgezeigten Erklarungsmoglichkeiten - doch jedenfalls nicht,

diese schwierige Lesart aus dem Text zu verbannen.

Exkurs: Zum Anlaut von lA[aaw

Die Anlautsverhaltnisse des Verbums lA[aaw ,drehen, walzen,

ro11en' sind verwickelt, sowohl in bezug auf den spiritus als auch

auf die Vokalquantitat.

Neben e}..[aaw ist stA[aaw4 bezeugt. Die letztere Form ist offen-

kundig junger: Wahrend es laaos schon bei Homer erscheint (danach

geht es durch die gesamte griechische Literatur), finden sich die

altesten Belege fur etA[aaw erst bei Parm. B 1,19 (Vorsokr. I p. 230,1),

A. Pl'. 138. 1085. 1095 (alles lyr.) und Herodot. Bei diesem ist stA[aaw

die allein gelaufige Form; auch im Corpus Hippocraticum ist StA[aaw

haufig ; allerdings kommt dort auch sA[aaw VOl'.Die Formen mit dem

gedehnten Anlaut ec- durften nach alledem im Ionischen beheimatet

1 SA{(J(JW gehort also zu den Fallen wie SXWV < rl3xwv; S. dazu Schwyzer

Gr. Gr. I p. 2270., Lejeune, 'I' raite dephon. p. 149f.

2 S.Chantraine, Gramm. hom. I p. 132.

3 Dann erwartet man eAtX- mit spiri tus lenis auch in anderen Nominal-

komposita beiPindar. Dem widerspricht scheinbar {}'SAtXa,unvx[o,] pae. III 15.

Doch ist diesel ' Wortlaut erst aus einer Korrektur des Schreibers hervorge-

gangen; ursprtmglich stand auf dem Papyrus T S I 3A tX o. Es ist also gut moglieh,

wenn nicht sogar wahrseheinlich, daJ3in del'Vorlage auch bier TSAtXO =.'eAIXo

uberliefert war.

4 Del' spiritus bleibt zunachst unberucksichtigt,

26

seinl. Bei den attischen Dichtern und Prosaikern, auch auf den at-

tischen Inschriften, kommen im Anlaut s- und St- nebeneinander

vor",Was nun den Hauchlaut anbelangt - bei dessen Behandlung die

ionischen Prosabelege natiirlich auBer Betracht bleiben - so treten

Formen mit spiritus lenis scheinbar regellos neben solchen mit spiri-

tus asper auf. Solmsen, Unto p. 231 f. nimmt folgende Verteilung als

ursprunglich an: Die mit einfachem s- anlautenden Formen hatton

den asper, die mit ei- dagegen den lenis gehabt. Diesel' Annahme

widersprechen einerseits Z.B. (das von Solmsen selbst p. 231A. 2 an-

aefiihrte) snsA[aa8'Wt Nic. Th. 220, anderseits {}' sZA[aaovaav E. 1'1'

1103 (lyr.). 'I'atsaehlich karin abel' eine chronologische Gruppierung

vorgenommen werden: Die Belege mit spiritus lenis stammen im

ganzen aus jtmgerer Zeit als die m~~spiritus .asper, wenn auoh -

wie von vornherein zu erwarten - Ubersohneidungen vorkommen.

Anlautendes h- ist an folgenden Stellen bezeugt": {}' sZAtaaoftSVOv

A. Pl'. 138 (Var.: r'); 11flfla{}' lA[YC5'rjvA. Pl'. 882 (lyr.; Var.: 11flflar');

T , owv{ }' f ), [aawv S. Ant. 231; {}' d}.,[aaovaav E. IT 1103 (lyr.); {}'dAW-

aOflsva E. Hel. 1362 (lyr.); Nachzugler sind - soweit ich sehe-

nul' ua{}etA[~aV'iS~Max. Tyr. 36,2 (Var.: ua rO) ; ua {} s [A tUrO Gal. UP 4,9;

xa{}sA[~at Paus. X 32,16; ua{}sA[nwv Eun. Hist. p. 257 D. (beiSuidas = Suda II1293, IV p. 108,31 Adler).

Anlaut ohne h (zum Teil auch als Variante an den eben genannten

Stollen uberliefert) steht fest fur ansA[aawv Aen. Tact. 18,15 (cd.

amA aa aw v) ; U aUt A[ ~a ~ IG II/lIP 204,32 (352/1 V. Chr.); snsA[aasrat

Nic. Ther. 220; anstAtaaOflsv'rj~ Hero Aut. 2,7; anstAtaaOflsvov 25,3;

xau),tx11fj Ath. Mech. 24,8; vn fJAtUWt pap.: BGU 781 I 10. yI 6

(l. Jh. n. Chr.); ZflavUAtYflo~ Poll. 9,118; Eust. 979,294; UaUtAtx{}at

1Wonnsz- dort erst im 5. Jahrhundert bezeugt ist, so karin es nul' duroh

Analogie hervorgerufen sein. Die von Solmsen, Unto p. ~~1 (;benso :Wacker-

nagel, Untop.137 A.l) angenommenelautlicheNeben~orm "'sr~At(J(Jw (mIt~ervor

r - hauflgen Vokalprothese) hatte es namlich nul' rm alleralteste~ Iomsch.en

o'ebenkonnen ; slA{(J(JW ist abel' erst aus einer Zeit iiberliefert, als Digamma rm

Ionischen langst geschwunden war; alt ist dor t nul ' eA{(J(Jw. Frisk, GEW S. V.

D,d ; (I p. 4960.) nimmt daher Einwirkung von efAiw (2) .rollen' usw. an; sobe-

reits Radermacher, Fostschr. Kretschmer p. 165.

2 Manohe Autoren scheinen jeweils eine del' beiden Formen zu bevorzugen:

In den Platonhandschriften ist z.B. sehr hauflg 131- iiberliefert; boi Aristoteles

findet sich dagegen meist sJ..{nw usw. S. dazu Lebeck, Phryn, p., 30. . .

3 In die Iolgenden Listen sind auch Nominal- und Adverbialbildungcn wie

I3Aty,u6, und l3J..{yOYjV, die im Sprachempfinden in unmittelbarem Zusammen-

hang mit dem Verbum stehen, aufgenommen. .

• Das Wort kann wegen l,uavrsJ,,{xr:lJr; Democr, B 150 (Vorsokr, II p. 172,12)

allerdings ionischer Herkunfb sein.

27

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Aristi~. I p. 303,21; ansAuraof lsval Apollod. 170,1; ensf ) . lwcO Paus. IV2 6 ,8 ; V n S lA 1 7: .0 VAch. Tat. 1,6, 6; av.sAlYf lo iC; Placito 3 15 5 (D' IDox: p. 380 a 5); f h 7f la . ' eA l( J aOwva l AP IX 189,21• " Ie e,

DIe Belege fur behauc~te~ hS( l )A laa( ) ) sind also _ mit ganz weni-

gen Ausnahmen - auf die altere Literatur beschrankt. sAlaa( ) ) m't

h~ galt auch zur Zeit del' attischen Homerredaktion: d(2f la{}' S Al;-

as( lsv 'P ~?9. Del' SchluB liegt nahe, daB im Attischen zunachst _WIenaoh iAl~ (B) zu erwarten -sAlaa( ) ) gesprochen wurde daB dan

abel' z~san:men mit ~e;n Bt-: d~s ion~s~hen s lA laa( ) ) auoh d~ssen spir~tu.s le~llsemdrang. SlAlaa( ) ) bel EUrIpIdes (s. oben) ist eine Konta-

mmatlO~sfo;m2. In del' Fol?ezeit setzte sich dann spiritus lenis so-

w~~l bel SlAla~( ) ) als auoh b81dern weitel' existierenden esloao: durch .

spiritus, asper m del' spateren Zeit ist als Archaismus zu betrachton

8 . s ( 2Y f la

Das Wort i (2Yf la ,Tat' ist bei Pindar zehnmal belegts An zwei

Stellen laBt ~in vorausgehender Konsonant den Anlaut d~s Wortes

erkennen. DIe Handschriftenlage ist dabei folgendermaBen' _Q ~ _

(b -Q '" . tr s(2Yfl~a l . ZW. tr s(2Yf laal ) steht Ne. 17 in den Handschriften DUV so-

WIeb81Mosch. und 'Iricl.', dazu kommt auoh cd. B mit del' (im tib ._g~n f~l~chen) Lesart {}'s(2f laat; damit spricht del' Text aller codic:~

fur spiritus asper.• ' ist dagegen dieLesung del' Scholien (III p 6 21

D~achmann)6. eq ; ' s ( 2Y fl aa lV steht Is. I 47 im cd. B· cd. D (ebe~so

T~~c!.)hat ~innloses eq ; ' a ( 2 fl aa lV , das jedoch den s~iritus asper be-statIgt. Weitere Textzeugen fehlen.

s(2Yfla verdient also bei Pindar eunsohst als die bessel' tiberlieferte

F.orn::~e~chtung, auBerdem abel' auch deswegen, weil es die lectiodiffioilioj- 1St.

, ,s ~Y fla ist namlioh das Haufigere: e n' s (2 Y fla n Hesiod Op. 801;

s n ~ ( 2Y f l~ a~ rr ) Thgn. 29. 449.585(vielleicht auch 1031,dochS. sofort);

TSAsaav - c e o y ua ta Thgn. 1326; e n ' S (2 Y fl aa lV Theoc. XVI 14. Auch

1cpotv~".e).{wr'f/C;Com. adesp, 1293 ist kein ganz sicheres Zeugnis, da x in del 'KomposltlOnsf,uge 0}fenbar gegen Aspiration nicht so anfallig ist wie n und r :

Vgl. Namen wie Asv"t7(;noc; USW.(anders libel' letztere Lejetme, Traita de phon.p.2530.).

: VieIleicht tritt sie berei~ bei Aischylos auf (s.weiter oben imText).

. Del' B~~egparth. ~r73 1StaIlerdings nicht ganz sicher ; s. Snell. Fur dieweiteren Erorterungen 1Stdas ohne Belang.

: Ferner inden ff ir nns nnwichtigen cdd. X und Z.

~c~mann macht leider Imine Angabe darliber, ob in den Scholien aller

vDon ,erangezogenen Handschriften r steht. Nach Mommsen haben nul 'und U, , nach Snell nul' U.

28

EPTMA[:EIN] IG 12394 I, in einem attischen Epigramm von 446/5

V. Chr., weist wohl auf spiritus lenis.

Pindars s(2Yf la steht jedoch nicht ganz allein: eq ; ' S ( 2Y f l aa lVSol. 1,65

(bei Stobaeus); eq ; ' S ( 2Y f laa l Thgn. 1031 (im Zitat bei Stob.; die Theo-gnishandschriften haben auch hier en' ) .

Nun ist S(2Yfw ohne Zweifel die erwartete lautgesetzliche Form,

wie sie aus *n(2Yf la, zur Wurzel 1}erg (idg. 1}e1 'g) ,wirken', hervor-

gehen muBte. Zur Erklarung von s(2Yfla ist das zur gleichen Wurzel

gehorige Verbum e(2( j ( )) ,wirken, ausfuhren' heranzuziehen, dessen

Anlaut die gleiche Differenz zeigb'.

Spiritus asper im Prasensstamm: s0 { }' s ( 2 (j () ) fl SV1] 202; . ov {} ' S (2 (j O lC ;

Hesiod Op. 362 (daneben ist, weniger gut, auch .ov. ' uberliefert ;S. den Exkurs); {}'s(2( j ( ))VThgn. 482 (daneben ( j'); . ov {} ' S (2 (jS lVThgn.

1086 (=1238). 1096; . av {} ' S (2 (j SlV1160 b; f l~ {} ' S (2 (j SlV1180. Dazu

kommen Grammatikerzeugnisse: Hdn. I p. 541,25; II p. 168,23.

Spiritus asper im Aoriststamm: {}' s ( 2~aVTa Cypr. fr. XXIII, 1

Allen (p. 124) = fr. 20,1 Kinkel (p. 30); o1J { }' s ( 2~a l Thgn. 178 (da-

neben ist o i i. ', o i i( j' uberliefert ;S.Bergk, PLG II4p. 135).Dazu kommen

wiederum Grammatikerzeugnisse: Hdn. II p. 157,13; Schol. Ar.

Ach.329.

Spiritus lenis im Prasensstarnm : .a v.' e (2 (jo la a Theoc. II 15;.a v.' e (2 (jo lC ;Theoc. VII 1062; als Variante auch Hesiod Op. 36 2

(s.oben).

Spiritus lenis im Futur- und Aoriststamm: n ~fla .' e (2 ~a VT SC ;A.

Pel's. 786 (ia.); o ii. ' e (2 ~ ac ;S.Ph. 683 (lyr.); eh' e(2~s lC;E. El. 1058 (ia.);

als Variante auch Thgn. 178 (s. oben).

Auch beim Verbum, zumindest im Prasensstamm, ist - wie bei

e (2 Y fl a - spiritus lenis das Erwartete: Aus *1}erg io mulste, tiber*1}erzd iJ3, e(2( j ( ))entstehen-. Im Futur- und Aoriststamm ist dagegen,

nach den Untersuchungen von Sommer, Lautst. p. 124 £ 1 ' . , laut-

1Berlicksichtigt sind hier naturl ich nul ' die mit e- anlautenden Stamme,

nicht abel' t }i Cw l J- e s~a usf.

2 Nicht beweiskraftig ist ndv,' lJe6'(e) XXX 15, da esin einem del'aiolischen

Gedichte steht; II und VII sind dagegen dorisch.

a Das Digamma ist im Kretischen noch vorhanden : f3ie6n Schwyze~, Del. 3

183 6' dazu kommen, mit abweichender Lautentwicklung (s. Thumb-Kieckers

p.l51~o.), Formen wie F1eo t =ee60t; bei Frisk, GEW S. v. lJeow sind sie nicht

erwahnt, Belege aus den Inscr. Cret.: II, V 35,8.12; IV gOA2; 146,8; 160B 10;

172,10.-;=. imAoriststamm: ree~tSV Schwyzer, Del." 175,7; ree~at 179 X 30;

vgl. auch kypr. lJ ;=ee~aSchwyzer, Del." 683,8 (=Masson, rcs 261) sowie myk.wo-ze usw. (s.Morpurgo, Myc. Gr. lex. p. 369f.). h .

4 Eine Entwicklung *y,er§io > *,!!erzdo > * y, er d o > * y, he rd o (mit Hauchum-

sprung), bei del' i feow lautgesetzlich ware, ist bestenfalls unbeweisbar.

29

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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gesetzlich Be;- zu erwarten. Naoh Sommers Theorie ist in solchen

Formen, in denen e VOl'einem stimmlosen Konsonanten stand, das

e selbst stimmlos und damit aspiriert geworden-. Durch Assimilationsei dann das urspriinglich anlautende 1)'- ebenfalls behaucht worden;

nach dessen Schwund sei im Anlaut spiritus asper iibriggeblieben.

Das urspriingliche Paradigma miiBte also 8eOW - Be;W gelautet

haben. Die oben zusammengestellten Formen- fugen sich diesel'For-

derung nicht ; es ist abel' ohne weiteres einzusehen, daB infolge von

Analogie durch Be;W ein 8eOW und umgekehrt durch 8eOW ein 8(!;W

hervorgerufen werden konnte".

Beim Verbum eeow steht also spiritus asper teils lautgesetzlich

teils ist er durch Analogie entstanden. Von hier ist zur Erklarun~

von 8eyp,a nul' noch ein Schritt: Eshat sein h- von 8 eOW , 8 e;W

usw. bekommen. Ein Problem liegt hochstens in del' Frage, warum

8eyp,a als einzige Nominalableitung der Wurzel1jerg ,wirken' diesel'

Angleichung - wenigstens teilweise - unterlag (nicht dagegen z.B.

8eyoV). Darauf wird sich kaum eine schliissige Antwort finden

lassen. Vielleicht hatten eeow und eeyp,a im Sprachgefiihl eine be-

sonders lebendige Beziehung zueinander. Daftrr konnte die Stelle

Sol. 1,65-70 sprechen:

nom oe xo i 'XLvovvot ;ecp' 8e y p, a ( Jtv, ov oe xu ; ol&v,fi p ,eAAel ( Jxn (J e tv Xen ft a ro t ; aexop ,evov '

aAA' 8 p ,8V ev 8eo e l v n ete wp ,e vo t; o v n eo vo n(J at ;

e t; p ,e y (XA 'Yj var 'Y jv 'Xal xaAen i jv 8nwev ,

rip 08 'Xa'Xwt ;8eo 0v r l D -e at; ne e~ n av ia o L ow (} lv

(JvvrvxL'Yjv aya8ljv , 8 'XAV(JtVacpeO(J1)v'Y jt ; .

Hier fungiert Beyp,a deutlich als Verbalabstraktum zu 8eOetv. Ahn-liches gilt auch fiir B. 14,16-18:

aAA' s cp ' s 'X a (J up

[ 'Xateat ;] avoewv 8 e y p, a rt 'X aAAW rO t; ·

[e]v 8eo 0v -c a 0 8 ' Xa ~ 8e at; a [e D -o i] .

Exkurs: 8 eO W / 8 eO W, 8 ey ua / 8eyp , a in den Dialekten

Die oben S.28-29 angefiihrten Belege fiir spiritus asper bzw.

lenis bei eeow (usw.) und eeyp,a geben AniaB zur Uberlegung, was

1Sommer weist, a.a.O. p. 126, auf das awestische stimmlose r (z.B. inoebrka- ,Wolf') als Parallolo hin.

2 Sommer hat sie nur zueinem geringen Teil angefiihrt (a.a. O. p. 131).

3 Sommers Theorie bewahrt sich dagegen gut bei der gleiehlautenden

Wurzel yerg ,einschlieBen': Hier weisen die verschiedenen Formen spiritus

asper bzw. lenis meist nach lautgesetzlich bedingter Verteilung auf (Sommer,

a.a.O.p.127-130),z.B. Prs. T' S(!yofl 'sva (A.): Fut. atpe( ! ;oyu (Tab. Heracl.).

30

denn in den einzelnen Dialekten das Normale war. Dabei muBdie

Frage beriicksichtigt werden, ob die Worter lebendig waren oder

nul' durch literarische Tradition weitergegeben wurden-.

Hom. 8eOWp,eV ( 'Yj202) beweist - nach den Ergebnissen Wacker-

nagels - fiir das Altattische spiritus asper im Prasensstamm. Zu-

gleich geht daraus hervor, daB I!eow imAltattischen zum lebendigen

Wortschatz gehorte, da bekanntlich im allgemeinen nul' solche

Worter bei der attischen Homerredaktion ein h- erhielten-. Zu bei-

dem stimmt Solons 8eyp,a (1,65), das eine Erklarung verlangt, da es

von Hesiods 8eyp,a (Op.801) abweicht: Es hat sein h- eben aus dem

damals gelaufigen 8eOW bezogen.

Diesem Befund - altatt. 8 eO W, 8 ey p,a - widersprechen EPFMA-

[EIN] auf einem alten Epigramm (IG 12394 I) und 8e ;e lt ;, 8 e ;a t ;,

8e;av-cet; bei den Tragikern (oben S. 29) nur scheinbar. Zunaohst ist

es freilich auffallig, daB gerade diejenigen Formen des Paradigmas

von eeow, die - im Gegensatz zum Prasensstamm - lautgesetzlich

mit h- anlauten sollten (s.oben S. 29 f.), hier spiritus lenis aufweisen.

Die Erklarung dafiir liefert ein Blick auf den Belegstand von eeow

(s. LSJ): Es erscheint im alteren Attischen nul' bei Dichtern (bei

Aristophanes nur einmal I), nie in Prosa. Also war es in Athen in-

zwischen auBer Gebrauch gekommen; die Tragiker bezogen es, mitpsilotischem Anlaut, aus dem Ionischen neu", Was das inschriftliche

EPFMA[EIN] anbelangt, so kann es ohne weiteres als poetische

Nebenform zum gesprochenen 8eyp,a aufgefaBt werden; 8eYl..la war

ja in hexametrischer Dichtung gelaufig (Hesiod Op. 801)4.

Dieses 8eyp,a bietet, da es die lautgesetzliche Form darstellt, fur

die Sprache Hesiods keine Probleme. Wohl ist dies aber bei del'

Variante 8eOOlt; (Op. 362neben 8eOolt; uberliefert) del' Fall: Im Sinne

eines gemeinepischen Dialektes ist dies die lectio diffioilior. Die

Hesiodiiberlieferung konnte hier, von der homerischen unabhangig,

eine lautgesetzliche (oder ionisch-psilotische: Vgl. Troxler, Hesiod

p. 141f. zu enaMa Op. 493) Form bewahrt haben",

Il

III

1Diesen Gesichtspunkt hat Sommer in seinen Erorterungen uber spiritus

asper und lenis bei e( !ow usw. (Lautst. p. 131)nicht berucksichtigt.

2 Unabhiingig von diesem Argument glaubt Rutherford, Phryn. p. 49£., auf

Grund einer sprichworbliohen Verwendung von / ! ( !OW bei Aristophanes, die

Existenz des Wortes in der altattischen Volksspraehe naehweisen zu konnen.

3 Im Ionischen war e( !ow damals lebendig (Hdt.; Inschriften).

• Die Moglichkeit, daB hier ein gesprochenes h- nicht mehr geschrieben

wurde, ist zudem nicht ganz auszuschlieBen.

5 Es erhebt sieh die grundsatzliche Frage, inwieweit die Setzung des spiritus

asper bzw. lenis im Hesiodtext mit dem homerischen Gebrauch ubereinstimmt,

und - wenn ja - wie alt diese Ubereinstimmung ist. Die Abfassung der hesio-

31

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

http://slidepdf.com/reader/full/forssman-untersuchungen-zur-sprache-pindars 23/92

Del' Theognistext hat scheinbar konsequent lebw, le;al, abor

eeYfla (Belege oben S. 28f.)', also Analogie beim Verbum, abel' Be-

wahrung des Alten beim Nomen", Immerhin zeigt vielleicht die

Variante leYflam (neben eeYflam) 1031, daB das Bild del' Theognis-tiberlieferung - del' Vielzahl del' Quellen entsprechend - ursprting-

lich bunter war und dann vereinheitlicht wurde. Auch in bezug auf

ee;al/ le;al (178) ist die Uberlieferung gespalten (s. oben S. 29).

Pindars leYfla endlich, dessen Anlaut von del' epischen Tradition

(wie wir sie bei Hesiod fassen konnen) unabhangig ist, zeigt, dafs

es irgendwo in Iiteraturfahigem Dorisch einlebendiges sebw gab, in

dessen Paradigm a Formen mit anlautendem h- vorkamen": Von dort

ging das h- auf eeYfla tiber.

III. ZUSAMMENFASSUNG

Aus den vorstehenden Untersuchungen hat sich ergeben, daB wir

den mittelalterlichen und den antiken Pindarhandschriften in bezug

auf spiritus asper und lenis nicht grundsatzlioh miBtrauen mtissen;freilich ist eine dem in Frage stehenden Anlauts- oder Fugenvokal

vorausgehende Tenuis bzw. Tenuis aspirata fttr die Argument~tion

als Sttitze unentbehrlich (s. oben S. 1). Das Vertrauen auf die Uber-

dei"schen Gedichte liegt vor der attischen Homerredaktion. Wenn die Dber-

Iieferung Hesiods in solchen Dingen mit der homerischen konform geht, miissen

wir auch eine attische Hesiodredaktion postulieren. - Das Problem ist bei

Troxler, Hesiod nicht im Zusammenhang behandelt. Troxler sieht immerhin in

Aat-tned.v Th. 19 (= 371) einen Uberlieferungeattizismua (p. 108; anders p. 238),

anscheinend auch in lloaetbwv Th. 732 (p. 105); vgl. noeh p. 51 zu iJ0or; Op.

548. - Irn gleichen Zusammenhang nennt er p. 238 (vgl. p. 48) vermutungs-

weise auch xclA6v Op. 63, Th. 585 und laov Op. 752 (vielleicht auch fro 161,2).

Diese GIeichstellung ist nicht ganz richtig, da das ii von Aa,unedv und das rovon

lloastbwv erst durch Traditoren an die Stelle von 'Y J bzw. &gesetzt worden sein

konnen, wahrend xdA6v und lao» fest imVers sitzen.t Der Theognispassus 585ff, ist mit leichten Abwandlungen (vgl. V.Wilamo-

witz, Sappho und Simonides p. 269 f.) aus Sol. 1,65ff. ubernommen. Dabei ist

Solons erp' feYt-taatv (65) in e n ' e e Yt -t aa tv (585) umgewandelt worden.

2 Der Befund konnbe auch so gedeutet werden: febro aus dem attischen

Homer, eeYt-ta aus Hesiod (bzw. eventuellen Nachfolgern).

3 Bei Pindar laBt sich der Anlaut von sebro, se' ;rousw. nicht erkennen. Da

einerseitsbei Theokrit in dorischem Kontext eebro erseheint (II 15, VII 106),

anderseits Pindars feY/La erklar t worden muB, ist Iur die dorische Dichter-

sprache ein lautgesetzliches Paradigma eebw, fe';ro uSW.wahrscheinlich (danach

ware m. E. bei Pindar der Text zu gestalten).

32

lieferung rechtfertigt sich VOl'allem im Hinblick auf den Fall a~fla

Wagen' (s.oben S. 13 ff.): Dieses den Traditoren gelaufige Wort ist,

~ntgegen dem normalen Sprachgebrauch, Py. I~ 11mit s:piri~uslen~s

tiberliefert, und zwar in mehreren Handschl'lft~n. WIe sioh mit

hoher Wahrscheinlichkeit zeigen laBt, stammt die Form aefla an

diesel' Stelle von Pindar selbst.

Wenn nun eine Wortform, die gegen Normalisierung so anfallig

war wie aeflal, sich in den Handschriften erhalten konn~e, sokonnten

selteneWorter erst recht in authentischer Gestalt uberliefert werden'',

Das Material ist also tragfahig ; es kann demzufolge del' Versuch

gemacht werden, das, was sich tiber spiri~us .asper u~d lenis b:i

Pindar ermitteln lieB, aus derSicht del' griechischen Dialektologie

zu betrachten.

Zunaohst ist nochmals festzustellen, daB die pindarische Sprache

jedenfalls wortanlautendes h- besessen hat. D~esessteht bzw. fehlt i~

groBenund ganzen so,wie es nach dem s~nstlgen.Sprachgebrauch III

nichtpsilotischen Dialekten zu erwarten ist (s. die Aufstellung oben

S. 3 f.).Speziell an dorische Gegebenheiten laBt sich ~er s~iritus lenis v.on

aAto~ ,Sonne' ankntipfen (s. oben S. 6 ff.); dorisch ist wahrsohein-

Iich bei Pindar auch del' spiritus lenis von aflSea ,Tag' (s. obenS. 11 ff.) und afla;1"(6~ ,befahren, Fahrweg' (s. oben S. ~ ff.)3sowie

del' asper von leYfla ,Tat' (s. oben S. 28ff.)4.Doch hat Pindar offen-

t Auch dt-teea ,Tag' , dessen richtig uberlieferter sp~itus. lenis nicht. zum

Attischen stimmt (s. oben S. II ff.), schafft Vertrauen m die Handsohriften ;

allerdings konnte in diesem Fall die vom Attischen abweichende Farbe des An-

lautvokals konservierend wirken.

2 Es darf also wohl unterstellt werden, daf in den urspriinglichen, von Pin-

dar selbst geschriebenen oder beeinfluBten Manuskripten im allgemeinen kennt-

lich gemacht war, ob beispielsweise -f}' d- oder -7:' do. gelesen werden so~te ..(Ob

daneben die Moglichkeit besteht, dafl solche Feinheiten auch durch .mundhche

Weitergabe bewahrt werden konnten, muf einstweilen wohl offen.blelben.) ..

3 Mit der relativ groflten Sicherheit als dorisch anzusprechen isf der spiritus

lenis von dAtar; deswegen, weil essich dabei um eine Neuerung handelt. Der An-

laut d-von dt-teea, und wahrscheinlich auch der von dt-ta';t7:6r;, stellt dagegen das

Ursprimgliche dar; Pindar konnte ilm a~so- th~o.retisch .bet~achtet.-:- auch

anderswoher bezogen haben. Den pindarischen spiritus lems dieser Worter als

lesbisch-psilotisch anzusprechen empfiehlt sich nicht, da ~indar eben nach-

weislich zumeist normalen spiritus asper, entgegen dem LesbIs~hen, verwend.et;

wenn er sich also im Gebrauch des spiritus asper so unabhangig von den psilo-

tischen Dialekten zeigt, so muf auch fUr einen pindarischen spiritus lenis An-

schluf zunachst in nichtpsilotischen Dialekten gesucht werden.

4 Der spiritus asper von feYt-ta beruht zwar --:-wie der lenis _vondAtar;, S. oben

Amn.3 - auf einer Neuerung, aber er scheint an verschiedenen Punk~en

Griechenlands aufgekommen zu sein (s. oben S. 29). Also kann man seine pm-

darischen Belege nicht mit letzter Sicherheit als dorisch bestimmen.

I

t

If

3 Forssman, Sprache Plndars33

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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sichtlich wiederum manches anlautende h-, das gerade dem Dori-

schen eigenttimlich zu sein scheint, nicht verwendet. Bei ihm haben

entg~gen inschriftlichen dorischen Zeugnissen, a:xeo~ ,hoch', lOlfl;

.erblieken', iJro~ ,Jahr' deutIich den spiritus lenis (fur axeo~ geht er

aus 01. VI 70, VII 36, Py. IV 174 hervor; fur lOsl,)! aus 01. VI 53'

fur ho~aus br;SreLO~ fro 300, das allerdings ein ionisches Wort sein

konnte)'. Alter und Verbreitung von dor. axeo~ usw." konnen wir

freilich nicht genau beurteilen; nach den Belegen besteht - soweit

ich sehe - die Mogliohkeit, daB der spiritus asper dieser Worter erst

nach Pindars Zeit aufgekommen ist". Es ist aber auch denkbar daB

Pin?ar sich in solchen Fallen, vielleicht aus Stilgrunden, gege~ die

dorisohe Lautung entschieden hat.

Diese Mogliohkeit besteht deshalb, wei! er sich bei aep,a (s. oben

S. 13 ff.), aAlxta (s. oben S. 5 ff.) und s cp6p seo~ / s cpap,ee lO l ; (s.oben

S.II ff.) offensiohtliohandere Dialekte alsdas Dorische zumMuster ge-

nommen und in allen drei Fallen damit auoh seinen eigenenSprachge-

brauch verlassen hat. Fur aep,a laBt sich das Lesbische, ftir scpap,soor;/

scpap,eeLO~ (zumindest bei einem der beiden Belege) das Ionisohe"

(~.h.: di~Sprache desEpos) verantwortIich macherr', Mit'geringerer

Sioherheit karin auch der spiritus lenis von aAlxta aufs Lesbische

zurtickgeftihrt worden".Noch unsicherer zu bestimmen ist die Quells

1Es besteht naturlieh die Moglichkeit, daf3an anderen Pindarstellen - fUr

uns nicht mehr kenntlioh - trotzdem li1r:(!or;;SW. galt.

d 2 Zu li1r:(!or;;(Her~clea, Korky~a, Koine) vg1. Thumb-Kieckers p. 97.130; zu

etoi; (Heraclea, Epidaurus, Koine) p. 98.117.176, Thumb-Scherer p. 311· zu

l!5stv (Epidaurus, Koine) Thumb-Kieckers p. 117. '

3 Der Anlaut von tOtOr;;geht leider aus dem Pindartext nicht hervor. Im

Dorischen ist ZOtor;;weit verbrei tet ; auch im Thessalischen kommt es vor r s

Thumb-Kieckers p. 117; Thumb, Spiroasp. p. 7.18.360. 37.43.71.83. ' .

4 Der spiri tus asper fehlt in zwei anderen Fallen die sich ebenfal ls aus der

episehen Tradition erklaren lassen: a:n(! ,ohne' ( o i1 r : au (! 01. VIII 45; Py. II

7.32; Is. V 20; dazu lln;du(!f}s 01. VII 74) und lnakw .sprang, schwang sich'

(O~.XIII 72; Ne. VI 50). au(! geht auf *Btlter zuruck (vgl. nhd. Bonder; S.

Frisk, GEW S.v.) und sollte demgemaf den spiritus asper haben; da esaufler-halb des Ionischen ein rein poetisches Wort ist, erklart sich die Psilose aus dem

Epos (auch dndu(!f}s stammt von dort). lnaA-w (zur Rede steht hier das unbe-

hauchte -n-) wurde sehon bei Homer Z. T. nicht mehr auf aAAofl,w bezogen

(Leumann, Hom. Worter p. 61ft'.); die Wortform stammt bei Pindar und

anderen Dichtern als Ganzes aus Homer. - Diese beiden Falle sind insofern

nicht mit .Pindars ebe~alls d~c~s Epos h~rvorgerufenem -dps(!w- (inerpaps(!wr;;)

zu vergleichen, als Pindar ~el ateo und sn-dAro die Behauchung des Anlaut-

bzw. Fugenvokals mechamsch unterliels , er hatte hier nicht die Moglichkeit

der Wahl. *ars(! und *aAro sind auch sonst nirgendwo bezeugt.

• 6 D~ /iepa und dAt1r:ta nicht nur vom Dorisohen, sondern auch vom ubrigen

pindarisehen Sprachgebrauch abweiehen, entfall t hier das Argument, das

34

fiir den unbehauchten Anlaut von "Aipourtoc (s. oben S. 20 ff.) und

eAlXof3AecpaeO~ (s. oben S. 22 ff.). ''Acpataro~ kann - als lautgesetz-

Iiche Form - Pindar aus den verschiedensten Richtungen zuge-

flossen sein; bei der Prufung von eAlxof3AecpaeO~ staBt man auf ver-

schiedene Schwierigkeiten, die hier nicht noch einmal genannt zu

werden brauchen.Es kann - so viel hat sich jedenfalls ergeben - fur einen bei

Pindar vorhandenen oder fehlenden spiritus asper der Grund beiverschiedenen Dialekten gesucht werden. Die Sprache Pindars ist

in diesem Punkt so wenig homogen wie sonst; m~n darf sich also

nicht zu dem Versuch verleiten lassen, gegen die Uberlieferung ein

einheitliches BiId herzustellen.

t

I;;rlfJI

oben Anm, 3zu S. 33 gegen die Erklarung eines pindarischen spiritus le~s aus

dem Lesbischen angefiihrt ist. Die Herleitung von a(!pa aus dern LesblSchen

laf3tsich tiberdies dureh auf3ere Argumente stiitzen.

353*

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Zweiter Teil

DAS HYPERDORISCHE a BEl PINDAR

1. VORBEMERKUNG

BekanntermaBen ist urgr. ii, das im Ionischen und - in gerin-

gerem Umfange - auch im Attischen zu ~ ( ' Y J ) geworden ist, im

dorischen Dialekt (ebenso wie in den ubrigen) erhalten geblieben.

In vielen Wortern entsprach daher einem ion.(-att.) 'Y J im Dorischen

ein a, z. B. in der ersten Silbe des Wortes fur ,Mutter': ion.-att.

/ h n i ' Y J e , dor. (usw.) / h d i ' Y J e (urgr. *mdter). Nun kam aber auch im Do-rischen ein 'Y J haufig vor (z. T. als erhaltenes urgr. e , z. B. in derzweiten Silbe von / h d i ' Y J e ) . Es entstand daraus im Verlaufe der grie-

chischen Sprachgeschichte, insbesondere bei absterbender Kenntnis

der Dialekte, die Versuchung, auch dieses echtdorische 'Y J durch azu ersetzen. Die Forschung rechnet fest mit Fallen von solchem

hyperdorischen a, aIlerdings in verschiedenem Umfang: Wahrend

einige Gelehrte darin sehr weit gehen (z. B. Thumb - Kieckers -

Scherer in ihrem Handbuch der griechischen Dialekte), sind andere

(z.B. Schwyzer) eher bestrebt, die Falle moglichst einzuschranken.Die Haltung Schwyzers gegenuber diesem Problem ist vorzu-

ziehen. Denn das Verfahren, ein schwer deutbares a als Hyper-dorismus (bzw. Hyperaiolismus usw.) abzustempeln, hat zwar stets

den Vorzug der Einfachheit; abel' eine solche Erklarung darf erstdann als einigermaBen bewiesen gelten, wenn aIle Mogliohkeiten,

die Lautgestalt des betreffenden Wortes als echt zu erklaren, zu

einem negativen Ergebnis gefuhrt haben. Eine Untersuchung der

pindarischen FaIle von hyperdorischem a wird im folgenden vor-gelegtl.

1Dabei sind nach Mogliehkeit alle FaIle behandelt, bei denen ein Forscher

mit hyperdorischem ii gerechnet hat, also auch dann, wenn diese Annahme von

36

Grundvoraussetzung fur die Diskussion eines hyperdorischen abei Pindar ist, daBesin den Handschriften bzw. Papyri ausreichend

bezeugt ist. Daher konnen zunaohst die nur in einer Handschrift

(oder in vergleichsweise wenigen) uberlieferten Hyperdorismen aus-

geschieden werden, falls auch sonst nichts fur ihre Richtigkeit

spricht. Unter diesem Gesichtspunkt erledigt sich eine Reihe von

Fallen, bei denen lediglich mit einem Irrtum einzelner Schreiber! zu

rechnen ist.

Schwach bezeugt ist hyperdorisches a in den Pindarhandschriftenund in der Nebennberlieferung- in folgenden Wortern3:

a c p 1 } 6 ' V ' Y J i O r ; : a r p 1 } 6 ' V a i o r ; ist 01. XI 7nur als Scholienlemma in den cdd.

E und F4tiberliefert, die imHandschriftenstemma eng zusammen-

gehOren.Die ubrigen cdd. haben a r p 1 } 6 ' V ' Y J i O r ; ; so ist auch einhellig"

01. XIII 25 uberliefert. - Zur Beurteilung s. unten S. 39.

Y 'Y J e a U o r ;: y ae a U w v Py. IV 121 cd. Z infra, gegen aIle iibrigen cdd.;

vgl. noch mit - 'Y J - y f je a r; , Y 'Y J em 6 r ;, a y ne a o r; , die mehrfach einhellig

uberliefert sind (z. B. 01. I 83). Uberdies ist cd. Z als unselbstan-

diger Textzeuge fur uns belanglos (s. Irigoin, Histoire p. 384 ff.).

( jt rp e 'Y J A a a ta : ( jt rp e a A a a ta r ; 01. III 38 nur in cd. H, gegen aIle ubrigen

cdd."; vgl. noch mit - 'Y J - i Jt rp e 'Y J M .m , O a t Py. IX 81, Is. I 17; ferner

a e / h a i ' Y J M . i a r ; Py. V 115, f J o ' Y J M . i a 01. XIII 19, a c p v e ' Y J M , i O t r ; fr. 207.( j m a 3w : s (J 6 u a a a v 01. XIII 56 nur in der Nebenuberlieferung bei Ste-

phan. in Arist. rhet. 1,6 (Comment. in Arist. Graeca XXI 2)

p. 295;10 Rabe, gegen aIle Pindarhandschriften; vgl. noch s i J 6 u ' Y J -

anderen bestritten worden ist. Von del' Erorterung ausgeschlossen sind ledig-

lich eleav{j ,Friede' (vgl. unten S. 120)und del' Eigenname 'Ap.tptaeo.o~, bei denen

Schroeder, ed. mai, p. ISf. einen Hyperdorismus fUr moglich zu halten scheint.

0. in del'zweiten Silbe des Wortes fUr ,Friede' ist abel' inschriftlich gut bezeugt

(s.Frisk, GEW s.v. de?jv1J); und die schwankende Stammbildung von 'Ap.tpta-

eo.o~ ist bei einem mythischen Namen nichts Ungewohnliches, Pindar ge-

braucht den Stamm 'Ap. tptae1J(F)- (Dat. 'Ap.tptae1Jt), ferner mit Themavokal

'Ap. tptae1JO-, wozu als Variante auch °0.0_ uberliefert ist.

1 Vielleicht waren die Schreiber auch Z. T. vom haufigen dorischen ii des

Pindartextes, das ihnen ungewohnt war, irregeleitet; insofern konnte man hier

tafsachlich von mittelalterlichen Hyperdorismen reden (in einemFall auch voneinem spatantiken ;s. unten S. 39zu ' I l 1 j ! 1 J A 6 ~ ) .

2 Nicht in Betracht gezogen sind zunaohst die Handschriften, die auf die

Ausgaben del' byzantinisehen Gelehrten Thomas Magister, Manuel Moscho-

poulos und Demetrios Triklinios zuruekgehen ;daruber s.unten S. 39ff.

a Die Worter sind alphabetisch geordnet, und zwar unter Zugrundelegung

einer normalen Lautform.

4 SoMommsen im Apparat; Drachmann gibt die Lesart von F hier nicht an.

S Abgesehen von den Handschriften del' byzantinischen Gelehrten; daruber

S.unten S. 40.

6 Au13erdenen del' byzantinischen Gelehrten; S. unten S. 40.

37

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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a81' Py. VI 40; o8ooIC'Y}rat Ne. V 19; aooIC'Y}T01'Ne. VII 31. Zur Be-

urteilung s. unten S. 39 mit Anm. 2.

fjp,at ,sitze': ap,81'01' 01. X 33 nul' in cd. B gegen aIle iibrigen cdd.i

vg1.noch mit - 'Y}- f jp,81'O~ Ne. X 62; ICafhjp,81'O~ 01. I 83. '

f je o: ~ ~ a ew ~ P r I.II 7 nul' in cd. ~ gegen aIle iibrigen cdd.; f jew~,

1 ]eW to ~, 1 ]eW t~ sind sonst noch haufig, und zwar stets nul' mit rj _

iiberliefert, z.B. 01. II 2.

1hj1' ,wirklich'; Eine einzige Zenobiushandschrift enthalt in fr. 203,1

das Wort 1J'Y}1',wirklich'; und zwar ist {}a1' geschrieben. (In den

iibrigen testimonia fehlt das Wort; s. Turyn imApparat zu fr. 242

seiner Ausgabe.) Die Stelle ist jedoch in del' betreffenden Hand-

~chrift iiberhaupt schlecht iiberIiefert, so daB auf {}a1' kein VerlaB

ist. DasWort 1hj1' kommt bei Pindar sonst nicht VOl'ist abel' durch

Belege bei Epicharm, Sophron, Theokrit und Kerkidas als dori-

sche Form gewahrleistst, Diesel' Befund deckt sich mit del' an-

sprechenden etymologischen Vermutung iiber 1hj1' von Prellwitz:s. Frisk, GEW s. v.

l aT 17 e: l a7 :( z e Py. IV 270 nur in cd. E gegen aIle iibrigen cdd.; vgl.larijea Py. III 65 und die anderen Worter auf -T17e bei Pindar:

a Y'Y }T ne , a AIC Tn e, o orn e, 'w aT ne , IC aV Tn e usw., bei denen keine Vari-anten mit -Tae- vorIiegen.

ICtv'Y}{}p,O~:ICtva{}f1:01'Py. IV 208 nul' in cd. A 2 gegen aIle iibrigen cdd.;vg1. noch mit - 'Y } - b d1' 'Y } a' fr. 140 b 17; IC8ICt1''Y}[at ] dith. II 16;

aICt1' 'Y}To-01. IX 333; Py. IV 57; fr. 33 c 44; ICtv'Y}rne Is. III/IV 37.

ICeaT1]ainov~: «oaiootxooa Py. X 16 nul' in cd. E gegen aIle iibrigen

cdd.; vg1.noch mit - 'Y}-ICeaT1]ainooa fr. 13; ferner ICeaT1]m{3ta1' fr. 16;

ICear 'Y}aip,axo1' Py. IX 86; ICearnmnno1' Ne. IX 4.

p,ijA01' ,Schaf': Zu vereinzelt iiberIiefertem p,6.Ao- s. unten S. 62 ff,

p ,f jT l~ : p ,a T tv 01. XIII 50 nul' in den odd. NO, die im Stemma eng

zusammengehorsn , die iibrigen cdd. haben p,ijTl1'. Vg1.noch mit

- 'Y}- p ' 'Y}Tl- 01. 19; Py, IV 58.262; Py. IX 38; Ne. III 9; Is. III/IV

65 ; p,'Y}Tio1'Tat Py. II 92; {3a1Jvp,ijTa Ne. III 53; ' innop, 'Y}Ttv Is. VII 9;

neavp, 'Y}Tt 'V 01. VI 42. Bei p,an- Iiegt vielleicht Verwechslung mit

p,ii1'l~ (=p,ij1't~) VOl',das echtes 6. hat (Py. IV 159; pae. II 46).

1 AuBel' denen del'Byzantinor ; s.unten S. 39.

2 So bezeichnet ihn Irigoin; Turyn dagegen mit C P oa vgl. unten S. 40.

4 Nicht hierher gehorig ist die Form aXtVaTov Py. IV 91cd. R (soMommsen;

nach Turyn dagegen H2): Es handelt sioh dabei lediglich urn eine Vertau-

schung von x und v; richtig ist namlioh aVtXaTOv, die Lesart aIler iibrigen Hand-schriften.

38

1I~

- rHJ1 ]p ,t : { }aaop ,a t Is. I 3 nul' im cd. D; B hat fh jaop,at (fiir diese Stelle

gibt es nul' zwei Handschriften-),

{}a'Xap,81'at Py. IX 62in cd. B kann dagegen nul' bedingt als hyper-

dorische Entstellung von 1Jl]ICap,81'at gelten, denn die richtige Les-

art ist {}a'Y}aap,81'at (zu {}aeop,at =}8aOp,at) , hergestellt von Bergk;

die iibrigen Handschriften haben teils 1hjICap,81'at, teils 1hjaap,81'at.

- EinheIIig richtig iiberliefertes -'Y}- in Formen von rt1hjp,t ist

haufig, Z. B. fh jaw 01. XIII 98, 1hjICap,81'O~Py. IV 29.

n f hj 1' 1] /- 6 .: n 1 Ja1 'a Py. I 20 in den cdd. OM¥ und in den Scholien des

cd. U (davon sind M und Y ohne Bedeutung; s. Irigoin, Histoire

p. 370.389); die anderen cdd. haben Tl1J1j1'a. Die Etymologie

spricht fiir -1hj-, auch die Belege bei anderen Autoren (Pindar

bietet keine weiteren): S. Ph. 703 (lyr.), 00 680 (lyr.), 00 1050

(lyr.); Polus (ein dorisch schreibender Neupythagoreer) bei Stob.

III 9,51 p. 362,4; p. 363,11. Das Schreibversehen rt{}a1'a ist viel-

leicht durch die Eigennamen auf -6.1'6. (wie 'A{}a1'a) verursacht.

v1p1]M~: Nach Grenfell - Hunt zu POxy. 841 ist auf dem Papyrus

noch zu erkennen, daB in v1p'Y}Aa'i~pae. II 98 'Y} aus a geandert ist

( ,, 1] . . . was altered from an a "). v 1p 'Y }M - ist sonst mehrfach ein-

hellig mit -'Y}- iiberliefert, z.B. 01. II 22.

cpne =hje : c piie ' (Akk.) Py. III 4 nul' cd. P infra; die iibrigen cdd,haben cpije'; vg1.noch cplje Py. IV 119; cpije8~ fr, 166,1.

Diese FaIle von hyperdorischem 6. sind also bloBe Schreibversehen

und daher auszuscheiden. Die Echtheit allenfalls von acp1J61'aTOr;

und l06ICaaa1' konnte erwogen werden, in Anbetracht des bekannten

Fluktuierens zwischen Verben auf -a w und -8 W 2, abel' die handschrift-

liche Grundlage reicht nicht aus.

Besonders aufzufiihren sind die Hyperdorismen in den Hand-

schriften, die auf die Pindarausgaben del' byzantinischen Gelehrten

Thomas Magister, Manuel Moschopoulos und Demetrios Triklinios

zuriickgehen. Die gutbezeugten, ernstzunehmenden "Hyperdoris-

men" wie ap,8eO~ (s. unten S. 41 ff.) finden sich auch in den Byzan-

tiner-Handschriften, und zwar in gleichem Umfang wie in den

genuinen Pindarcodices. Ferner haben bei den Byzantinern einigevon den oben aufgezahlten, auf bloBer Textverderbnis beruhenden

6. Eingang gefunden: ap,81'01' =fP,81'01' bei Mosch., Tric1. und in

zweicdd. Thom.", OtCPeaAaata~ =lcpe'Y}}"ocdd.Thom. undMosch. Z.T.;

1Aufier deren Apographa und den Triklinios-Handschriften; zu letzteren

S.unten S. 40.

2 Ein *oouaro konnte von oou~ abgeleitet sein; vgl. neoaooxaro, allerdings inabweichender Bedeutung.

8 Genaueres iiber die cdd. S. jeweils im Apparat beiMommsen.

39

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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-Daaop,a l =HJaO cdd. Tric1. In diese Reihe gehOrt auch (up-Do'Var:or;,

das 01. XIII 25 in einigen cdd. Thomani steht. An dieser Stelle

haben es zwar die genuinen Pindarcdd. nicht, wohl aber 01. XI 7

(s. oben S. 37); also ist die Form offensichtlich von dort her tiber-

tragen.

Die Byzantinerhandschriften weisen aber auch eine Reihe von

eigenstandigen Hyperdorismen auf:

auwar:a'V 01. IX 33im cd. a des Moschopoulos, korrigiert in °t] r:a'V;

a'Vael-Dp,ar:ol (=° 'Yjr:Ol) 01. VII 25teilweise bei Thom., Mosch. und

Tric1.;

fJo'Va-Dslaa t= fJo'V'Yj-D°)Py. VI 36 bei Tric1.;

usuAap,8'Vo'V (=USUA'Y j° ,zu uaMw) Py. III 67 im cd. a des Mosch.";

(zu p,sp,aMr:ar; 01. I 89bei Thom., Mosch., Tric1. s. unten S. 65ff.);

Bf(JlAaa' (=8f(JlA'Yjas) Py. II 16bei Moseh.t ;

8f(JlAaas'V Py. IX 18bei Triklinios.

Von diesen Fallen scheiden auwar:a'V und usuAap,8'Vo'V, anscheinend

jeweils in nur einer Handschrift bezeugt, als bloBe Verschreibungen

aus. Die restlichen haben eine Eigenschaft gemeinsam: Es gibt zu

ihnen Parallelfalle bei Theokrit und den anderen Bukolikern. Zu

a'Vael-Dp,ar:ol vg1. ae l -Dp ,a r :o l , - ovr ; Theoc. XIV 48; XVI 872• Zu fJo'Va-

-D slaa : f J sf Jo 'Va r :oTheoc. XIII 653•Zu Bf(JlAaa', -sv: Z.B.

f(JlAaaW Theoc.

III 19; zu f(JlMw gehorige Formen mit dem Stamm f(JlAti- sind haufig

bei den Bukolikern.

Aus dieser Tatsache konnte der SchluB gezogen werden, die By-

zantiner hatten hier eine Besonderheit des pindarischen Dialektes

bewahrt, die mit der Sprache der Bukoliker iibereinstimmt. Da-

gegen spricht einerseits, daB die abweichenden Lesarten der byzan-

tinischen Gelehrten sonst im allgemeinen nicht auf Handsohriften-

vorlagen schlieBen lassen, die heute nicht auch bekannt bzw. wenig-

stens rekonstruierbar sind-. AuBerdem ist es auffallig, daB die Masse

der genuinen Pindarhandschriften keine Spur von diesen Erschei-

nungen hat, obwohl das dor.-aiol. ti dort im allgemeinen treu bewahrt

ist, gerade auch in solchen schwierigen Fallen wie ap,seor;.

1Nach Irigoin, Histoire p. 271f. handelt es sich an diesen Stellen nicht urn

die Ausgabedes Moschopoulos selbst (diese umfaBte nur die Olympischen

Epinikien), sondern urn die eines anonymen Fortsetzers. Sie geht mittelbar auf

den erhaltenen cd. V zuri ick (Irigoin p. 377.390), ist also firr den Pindartext

wertlos.

2 vgl. auch dva(!{{}parot AP VII 713,5 (Korrektur im Palatinus).

3 c5ovii- auch in ' l5<pavroc56varov, Lesart des cd. V (1.Hand), Ar. Av. 943 (lyr.).

4 Doch vgl. immerhin oben Anm. 2zu S. 12und unten S. 65ff.

40

!l

II

I

I

I

[1

f

Es ist also weit wahrscheinlicher, daB Formen wie 8f(JtAaas'V! aus

dem Theokrittext in die Pindarausgaben der Byzantiner iibertragen

worden sind".Mindestens Moschopoulos und Triklinios haben Theo-

krit gekannt, denn sie haben ihn ediert (s. Irigoin, Histoire p. 270.

331); fur Thomas Magister darf dessen Kenntnis wohl ebenfalls ver-

mutet werden", a 'VaeWp ,a r: o l, f J o 'V ( J ;{ ) e' iaaund 8f(JtAaas'V haben also mit

der Sprache Pindars nichts zu tun; die Behandlung dieser Formen

ist daher hier nicht erforderlich.

Nach Ausscheidung aller FaIle, die durch die Uberlieferung nichtgeniigend beglaubigt sind, bleibt eine Reihe gutbezeugter sogenann-

ter Hyperdorismen bei Pindar: a p, se or ;, a we ow ; a no 'V o ar :a a a' Vr :o r; ;

a av Xl a, a a vX lp ,o r; , a av xw r; ; y sy s' Va p, 8'V o r; ; 8 0i'V a as 'V usw.; (noAv-)p,aAo-;

p ,s p, aM r :a r; , p ,8 p, aAs 'V ; n o 'V a -D fj , n s no 'V a p, 8' Vo r ;; v p ,' Va .a a t; ip dwaoe. Diese

W6rter erfordern eine eingehende Bespreohung-.

II. EINZELFALLE

Das ti von ap,seor; (= att. f jp,seor;) ,freundlich' bei Pindar wird in

der Fachliteratur als hyperdorisch bezeiohnet/, In der Tat weisen

alte inschriftliche Belege auf urgriechischen Anlaut he -6•

IG V (2) 403 r :a . r; 'Aer :ap ,l r: o r; ano {Jwp ,w 'V7 r :a . r;Heueoo; (Lusoi in Arka-

1Der eine der beiden Belege von <pt'),iia- (Py. II 16) muB schon auf Grund

des Handschriftenstemmas sekundar sein (s. oben Anm. 1zu S. 40).

2 DaB sie bei Pindar nicht urspriinglich sind, vermutete bereits Mommsen

zu Py. IX 18: "e<p{') ,aaev . . . Triclinii inventurn"; vgl. auch Peter, dial. Pind.

p. 13 ("cum e<p{'),aas inventurn Triclinianum esse videatur"); ahnlich Lind,

dial. Pind. p. 34. Gegen die Echtheit von verbalem <pt'),ii- neuerdings auch

Strunk, Gl. 42p.165f., 169.

3 Daneben besteht vielleicht die andere Mogliehkeit, daB diese Formen auseinem der in byzantinischer Zeit mehrfach entstandenen "Handbiicher" iiber

die griechischen Dialekte stammen (Hinweis von Herrn Dr. Walter Burke:t).

4 Die Anordnung erfolgt der Einfachheit halber nach dem Alphabet. Erne

Zusammenstellung nach sachlichen Gesichtspunkten findet sich am SchluB des

Kapitels, unten S. 84.

5 Zuletzt Frisk, GEW S. V. ifps(!o,: "falsch ap-".

6 Sie sind von Solmsen, KZ 32 p . 148 und RhM 63 p. 337A. 1 zum TeD

zusammengestellt worden.

7 Dazu s. v. Wilamowitz, Griechische Tragodien III p. 61f. \(Anm. zu E.

Cyc.365).

41

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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dien; archaische Inschrift). Die Gottin ' 'A ( [i e /hU :; 'H / he ( !a ist - mit

'H- - auch in del'Literatur erwahnt : Call. hy. III 236; Paus. VIII

18,81•

IG V (1) 1387,5(Thuria inMessenien, 3. Jh. v. Chr.) 'Hpeoaoui (das

Fest del' "Aoxepu; 'H/he(!a)2.

Schwyzer, De1.3 62,172 (Tab. Heraol.) -ra etAAa M v( j( !e a - ra l dl /h e( !a

.die tibrigen veredelten Baume'.

Isyll. B 11 (Diehl, Antho1. lyr. 6 p. 114) sAalar; i j /he(!Oq;VAAOV .des ver-

edelten Olbaums' (eig.: .der veredelte Blatter hat').Schwyzer, Del." 767,13 (Keos, Ende 5./Anf. 4. Jh. v. Chr.) Mv(j(!a

l/he(!a .veredelte Baume'. Auf den Inschriften von Keos und Na-

xos (auf beiden Inseln wurde Ionisch gesprochen) wurde ursprting-

lich del' Buchstabe Eta nul' fur das aus a entstandene offene ~ver-

wendet ; ein e , das urgr. e fortsetzte, wurde dagegen zunaohstmit dem Buchstaben Epsilon wiedergegeben. Also spricht auch

diesel' ionische Beleg fur urgr. e in fj/he(!Or;3.

Schwyzer, Del." 23,7 (Lakonien, 2./1. Jh. v. Chr.) aXe(!Mir; xa / ,i j /he( !wr: ;.

Dazu treten noch einige Namen, die aller Wahrscheinlichkeit nach

zu fj/he(!or:; gehoren :

IG IV 731 I 3 (Hermione in Argolis) ' H/ he (! w L l e; to ii .

IG XII (1) 698,7 (Rhodos, 3. Jh. v. Chr.) ' H /h e (! to r; ' Ay (! lo v .

Schwyzer, Del." 290 a (Weihinschrift aus Rhodos, 2. Jh. v. Chr.)

... 'A ax Aan tq J x oi 'Y ytelq . xa /' 'H /h e(!t(jelO tr:;4 .

Diesem eindeutigen Befund, del' aus Inschriften fast aller grie-

chischen Dialekte gewonnen ist, steht eine auffallige Phalanx von

&/he(!or;-Belegenn del' Literatur gegentiber. Bei Pindar weist das

Wort an allen Stollen und in allen Handschriften anlautendes i J . -

auf: 01.X III 2 (,freundlich'); Py. I 71 (,friedlich'); Py. III 6

(,freundlich'); Ne. VIII 3 (,sanft'); Ne. IX 44 (,friedlich, ruhig');

dazu a/he(!waatr:; .befriedet habend' Is. III/IV 755•

Die einzige Stelle aus den lyrischen Partien des Aischylos (A. 721),

1Dazu kommt noch B. 11,39; Ieider ist bier gerade del'Anlaut des Epithe-tons 'Hfl -e(}a zerstort: 'Hfl -]?(}a; ebenso auf del' Inschrift IG V (2) 398 (Lusoi):

·Hfl -e ] (}ar ;.

2 Auf einer Inschrift aus Aegium in Aehaia (SEG XI 1267; 1.Jh. v. Chr.?)

ist wiederum del ' entscheidende Anfangsbuchstabe dieses Wortes nicht er-

halten: 'H]w!(}aaw.

3 Alierdings ist die Inschrift nicht konsequent: fl~ ,nicht' < *me ist zweimal(Z. 7.14)mit 'Y ) geschrieben. Konsequenz herrscht nur insofern, als ~ < a immerdurch 'Y) bezeiclmet ist (Solmsen, KZ 32p. 148).

4 Del' dritte Gotternarne scheint sonst nicht bezeugt zu sein.

o afl -e(}Cf-8mNe.VII 83beruht auf Konjektur; cdd. fJefl-c(}6.jfJafl-°.

42

wo das Wort uberliefert ist, bietet ebenfalls &/he(!O- in allen Hand-

schriften. Ein Mann zieht ein Lowenjunges auf,

& /h e( !O Y, e vc pt A6 na t( ja / x a/ ' y e( !a (! oi r: ; b dX a( !- ro y

.freundlich-, Kinder sehr liebend- und den Alten willkommen'.

Bei Theokrit ist das Wort einmal bezeugt, XXIII 33:

u la e: - rO Y c pt Ae oy -r a xa/, o v( je §y & /h e( !O Y e lX e

,Er haBte seinen Liebhaber und hatte keinerlei Freundlichkeit ftir

ihn.' Auch hier weisen aIle Handschriften &-auf. Den gleichen Be-

fund liefern die anderen Bukoliker: aya/he(!or:; Mosch. 1,10; 3,111;a/he(!eBion fr. 14,1; fj/he(!O- nirgendwo.

Diesen sicheren Belegen darf auch S. Tr. 660 angeftigt werderr',

Die Frauen von Trachis beten in einem Chorlied, Herakles moge

vom Meer zurtickkehren:

{JfJeY /h6Aot naya/hs(!or:; . . . .

,von dort moge er kommen, ganz freundlich ... '5. In nay- und

&/he(!Or; zerlegt (vg1.nayaocpor; usw.) ergibt naya/he(!Or:; hier einen guten

Sinn; del' AnschluB an a/he(!a ,Tag' ist m.E. jedenfalls unmoglioh".

&W(!Or; ist also in "dorischer" Poesie (im weitesten Sinne) gut

bezeugt; Gegenbeispiele aus diesel' sind nul' aY1J/he(!oy E. Hec. 1078

(lyr.) und ij/he(!Oq;VAAOV bei Isyllos (s. oben S.42)'. Somit fallt es

einem unbefangenen Betrachter schwer, einen Hyperdorismus an-

zunehmen: Wie hatte diesel' in den Text unabhangig voneinander

uberlieferter Autoren geraten konnen, und zwar so, daB etwaige

Varianten vollig verdrangt wurden 1

1 Die naheliegende Ubersetzung ,zahm' empfiehlt sich weniger: nfl-c(}Or; kann

zwar in diesel ' Bedeutung von 'I' ieren gebraucht werden, abel' es sind dann

.gezahmte' 'I' iere - im Gegensatz zu wilden - gemeint (vgl.a162). Del' junge

Lowe jedoch, von dem bier die Rede ist , ist keineswegs .gezabmt' in diesem

Sinne: Bei zunehmendem Alter besinnt er sich auf seine wahre Natur und

mordet Schafe (727ff.).

2 Die Wiedergabe mit ,the children's darling' bei LSJ s.v. widerspricht del'

Bedeutung del' Komposita mit c p t A O - imVorderglied. Sie ist nul' insofern be-

rechtigt, als freundschaftliches Verhalten gewohnlich auf Gegenseitigkeit be-

ruht.3 Das Gedicht XXIII wird einem anderen Bukoliker zugeschrieben; s. Gow,

Theocritus II p. 408.Das ist hier ohne Belang.

4 n f l- c (} o r; samt seiner Sippe ist sonst in lyrischen Partien desSophokles nicht

belegt.

5 Auf die folgenden Worte gehe ich nicht ein; del' Text scheint nicht richtig

uberlieferb zu sein.

G Er wird neuerdings wieder vertreten von Theiler, Mus. Helv. 7p . 106.

7 Nicht als Gegenbeispiel kann in unserem Zusammenhang das etymolo-

gisch zwar hierher gehorige, in seiner Bedeutung abel' weit abliegende nfl -E(} tr ;

,Weinstock' (Ar. Ach. 997; Iyr.) fungieren.

43

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Allenfalls denkbar ware, daB der einheitliche Befund bei Pindar

auf Normalisierung beruhte: Die "schwierigere" Form &fls(20~ ware

dann auf Grund eines Beleges (oder mehrerer) uberall durchgefuhrt

worden, ebenso wie das metrisch unpassende alIJotecn:a7:o'l l Py. V 18

vielleicht auf Grund von alIJotea7:a7:o'l l 01. III 42 fur alIJol67:a7:o'l l ein-

gesetzt worden ist'. Aber unser Problem wird dadurch nur unwesent-

lich verschoben : Ein &fls(2O~ mullte es trotzdem gegeben haben.

Die Losung des Problems ergibt sich aus der Tatsache, daB die

Form afls(2o- in ganz anderen Wortern tatsachlieh vorhanden (undjedenfalls berechtigt) war: in Kompositis mit dflS(2a ,Tag' im Hinter-

glied. Im Ionisch-Attischen heiBt das Hinterglied (gemaB nflS(2'YJ/-6.)

-'YJfls(2O~; zwischen ihm und dem etymologisch versohiedenen-, ho-

monymen f j f ls(2O~ konnen sich sekundare Beziehungen entwickelt

haben. Die Beruhrung fand statt in dem gut bezeugten Kompositum

d ) 'l jf lS( 20~ / sM f lS (20~ .glucklioh', eig. ,gute Tage habend' (zu nfls(2a),

das in seiner Bedeutung f j flS (20~ (&f lS(2o~) relativ nahe kam. In einer

Verbindung wie sv6. f lS(20~ 7:VXa .glttokliches Schicksal' ging eine Um-

deutung des Kompositums vor sich: Ein unbefangener Horer konnte

auch ,freundliches Schicksal' darin erkennen. Eine solche Verbin-

dung ist nun tatsaohlich mehrmals bezeugt: 7:Vxat~ SV'YJf lS(2[ l~ ] A. (1)

fro223 a Mette =POxy. 2253 a 3 (ia.)"; sv6. flS(20~ wird das Rad des

Schicksals bei E. Hyps. fro64II 62 (lyr.)! genannt; ahnlioh gebaut

ist svaf lS(20 ' ll . .. q xu »; .. . ' I ISW'IIS. Aj. 709 f. (lyr.).

Der Vorgang ist dann sozu rekonstruieren: In einer dichterischen

Sprache, in der f j f ls(2O~ und nfls(2a gleichen Anlaut hatten, wurde das

Dichterwort svrlf ls(20~ als Zusammensetzung von s1 5 und f j f ls(2o~

empfunden, also als ,gut-freundlich', nach Analogie zu / jfjA o~ -

svIJ'YJAo~u. a. Diese Umdeutung wurde dann von "dorischen" Dich-

tern ubernommen, und sie schufen aus sv6. flS(20~ (mit neuer Bedeu-

tung) ein &flS(2O~ ,freundlich' neu",

Uber eine bloBe Hypothese wird dieser Gedankengang? durch

eine Platonstelle hinausgehoben :

1 al80!6rarov ist durch Er. Schmid wieder (?) eingefUhrt.2 s. unten Anm, 1zu S. 45.3 Dureh die Akzentuierung des Papyrus: eVl1,ue(l[ ist del' Dativ gesichert.

4 Vel'S297 bei Page, Greek Literary Papyri (I Poetry) p. 104; Euripides

Hypsipyle ed. Bond (Oxford 1963)p. 47.

s Die Form Il,ue(lor; hat wohl als dichterisch zu gelten; im eigentlichen Sinne

sprachwirklich ist sie kaum gewesen.

6 Leider sind wir bi sher iiber den spiritus von ll,ue(lOr; nicht unterrichtet.

Wenn das Wort - wie dol'. d,ue(la (s. oben S. 11) - bei einem Dichter spiri tus

lenis hatte, ware wohl endgiiltige Evidenz erreicht. Umgekehrt ist es freilich

nicht moglich, fiir d,ueeor; ,freundlich' zwingend spiritus lenis zu postulieren.

44

' [Asro'l l 7:B Ua t sv rl flS (20 'l l no t a l 7 : ~' 11nS (2/ , 7 :0 f ;na ( 2 7pv xf j ~ f lo l (2a ' ll

ua7:q:mlaflS v 'YJ'II

,er sollte den Teil der Seele, der bei derLeber ansassig ist, gutig und

freundlioh machen' (Ti. 7I d). Taylor, A Commentary onPlato's Ti-

maeus (Oxford 1928)bemerkt zur Stelle richtig, daBhier mit sV~flS(2O~

.glucklich' nichts anzufangen ist, sondern daB mit einer Bedeutung

wie ,freundlich, zahm' zu rechnen ist. (Daher halt er das Wort fur

eine Zusammensetzung aus sv - und f j f lS(2O~.) Also hat die Umdeutung

tatsachlich stattgefunden'. Sie erstreckte sich ubrigens nur auf das

fast allein bei Diohtern- belegte sV~ flS (20~ / sv 6 .f lB ( 20~, nicht aber auf

die von diesem abgeleiteten Worter Sva fl s (2La (SV rJ f lO ) .Gluek', sva-

f lS(2SW (SV'YJf lo) .glucklich sein', svaf ls(2 'YJf la (sv 'YJflO) ,Erfolg', die in der

Prosa und auf Inschriften gut bezeugt sind. Der Grund ist darin zu

suchen, daB es ein * f; flS (2SW, * oLa , * n flS (2 'YJf la (zu f j f lB(20~) nicht gab;

daher konnte hier auch keine Einwirkung stattfinden",

Die Form ano'l loa7:6.aa'l l7:o~ ist Ne. VI 50 in beiden Textzeugen,

den cdd. B und D4, uberliefert :

MSf l' ll o 'l lo~ ov u &no ' ll oa7 :6 . aa 'l l7 : 0~

'als Memnon nicht zuruckkehrte'. Sie weist auf ein ( ano - ) 'I I oa7 :6 .w ,

1if,ue(lor; kann zweier Endungen sein (z.B. 0 162; Pi. Ne. VIII 3); es hat zu-

nachst den Anschein, als ob diesel ' Umstand wiederum auf dem Einfluf des

Kompositums eiJ11,ue(lor;beruht. Doch ist das kaummoglieh : ev~.ue(lor;/eva,u° ist

erst bei Dichtern des 5. Jahrhunderts v. ChI' .bezeugt, wahrend das Fehlen del'

Motion bei if,ueeor; schon an del' genannten (einzigen) Homers telle gil t; und

EinfluB eines anderen Kompositums mit iJ,ue(la scheint nicht denkbar. -

Ebensowenig bewahrt sich die - formal verlockende - Annahme, daB if/te(lor;

iiberhaupt durch Abtrennung aus Komposita mit iJ,ue(la entstanden ist. Doch

muflte das Wort dann im Dorischen und Arkadischen, wegen des anlautenden

iJ-, fruh aus dem Ion.-Att. entlehnt sein, was sich nicht beweisen laBt.

2 Die besprochene Timaiosstelle liefert den einzigen Beleg des Wortes bei

Platon. - Von del' dichterischen Tradition unabhangig ist del' substantivische

Gebrauch von eva,ue(lor; im Kretischen; das Wort ist dor t fern. und bedeutet,Fest': GDI 5041,2 (= Inscr . Cret . III, III 3B 2; Hierapytna, urn 230v. Chr.);

GDI 5101,39 (= Inscr. Cret. I, XIX 3A 39); s.Bechtel, Dial. II p. 785.

3 Del' Kuriositat halber sei erwahnt, daf Otto Schroeder (s. unten Anm. 1

zu S. 55) die oben angenommene Umdeutung von eV~,ue(lOr; / eva,ue(lOr; auch voll-

zogen hat: Er anderte das i iberl iefer te ' Ha vg la ; / e iJ a,u e( lo v n (l 6a wn ov Ar. Av.

1322 (lyr.) in 'Ho, eVYI,ue(lOV n(l. Schroeder meinte namlieh, es l iege hier

ev- + if.ueeor; VOl',und wollte den vermeintlichen Hyperdorismus -aueoo» be-

seitigen. Dabei hatte 61' insofern recht, als ,gut-freundlich' hier ebenso gut

(odernoch bessel') paBtwie ,gliicklich' (eig.: ,guteTagehabend' bzw, ,bringend').

4 Nach Mommsen offenbar auch bei Tricl, ("dnovoaraaavror; omnes").

Itr

45

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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das in der Stammbildung vom normalen voo-reco abweicht. Pindar

selbst bietet einen Beleg ftir das Normalverbum in sv6a'irJC1'(e), das

Ne. XI 26 wiederum einhellig uberliefert ist. Das sonstige Vor-

kommen von vooteo: samt Kompositis' ist folgendermaBen: voateo»

bei Hom., Hesiod (Pap. Berol. 10560= H 54 Merk.), S., E., Ar.,

PI., Call., Epikerfr. bei Plu. 2,297 b und spat2; avuvoa.ew S. Ichn.

1062; anovoa.ew Hom., Hesiod, Hdt., E., Th., X. und spat"; neel-

voateo: Ar., PI., D. und spat"; vnovoa-dw Hdt., Th., Arist. und spats.

Das haufig bezeugte voa.ew ist zugleich auch die erwartete Ab-

leitung von voato; .Riickkehr' (seit Homer). Dennoch ware es tiber-

eilt, die singulare Form anovoCJ7:aauvro~ aus dem Pindartext zu ver-

barmen". Dagegen spricht neben der Uberlieferung auch der Um-

stand, daB die denominativen Verba auf -aw keineswegs immer zu

einem Nominalstamm auf -ti gehoren"; vgl. z.B. f-lwf-laOf-lUl(neben

f-lWf-leof-lUl),tadeln' zu W)jf-lo~ ,Tadel' (weiteres bei Sutterlin, Denom.

p. 19 ff.). Neben einem regularen voadw kann also durchaus ein

vocuu» existiert haben, das vielleicht in Anlehnung an ein bedeu-

tungsverwandtes Verbum auf -aw (etwa rpolraw) entstanden war-,

1Nicht berucks iohtigt sind die nur bei spaten Autoren vorkommenden

Komposita e n t - , xata-, [naA t -, ] aV f lnS( ! t· yoar :ew .2 In der alteren Zeit s ind vom Simplex voaieo» allerdings m. W. keine For-

men bezeugt , die klar fiir -ew und gegen -aw sprechen; das gleiche gil t fur

ayayoarew.

3 Beweisend fur - e w: an o yoa re s w Hdt. I 82,8; IV 33,4.

4 Beweisend fiir - ew : n s (! w oar i' i Ar. PI. 494; °siy ib. 121; "ei PI. 558a; 0fj~

D.19,255.

5 Beweisend fur - e w: v n o yoa re st Hdt. IV 62,2; °si Aris t. 367a 24; 881b 11;

°ovaay 365b 12; °OVy 936a 31.

6 Als hyperdorisch wird anoy. z.B. von Schroeder, ed. maiop. 18bezeichnet.

7 Ebensowenig haben die Denominativa auf -ew immer einen Nominal-

stamm auf ·0- als Grundlage.

S Einen anderen Versuch, das Verhaltnis von Pindars anoyoaraaayro~ zum

normalen voateo» (sowie auch das von novii- zu noveco : Daruber s.unten S.70ff.)

zu erklaren, macht Johannes Schmidt, Pluralbild. p. 334. (Thmfolgt Sutterlin,

Denom. p. 91.) J. Schmidt geht von dem im Dol'. und Ion. gut bezeugten

Wechsel T t fl 6W : T tW1S t ~ usf. aus, der auf dem Wandel a> e vor a-Lauten be-

ruht. Auf Grund dessen seien - nach Schmidt - aus Verben auf urspriing-

liches ·ew solche auf -aw entstanden, indem nach Ttfl6W: xuuieu; -as! usw. zu

yoarBw ein *yoaras!~ usw. geschaffen und das neue stammauslautende a dann

uborall, auch au13erhalb des Prasensstammes, durchgeftihrt wurde. Diese Ver-

mutung hat nicht viel Wahrscheinlichkeit fur s ich; a (vor e-Lauten) und e

(vor o-Lauten) stehen namlich, zumindest in ~ilteren dorischen und ionischen

Sprachdenkmalern, bei Verben auf urspriingliches -aw in regelmafiigem, laut-

gesetzlichem Wechsel. e ist hier also blofies Allophon des stammauslautenden a.In einer solchen Situation konnten sieh abel ' kaum neue Paradigmen ent-

wickeln.

46

voctiu» konnte aber sogar eine regulare Ableitung sein: von einem

Verbalabstraktum "voota .Ruckkehr', das neben voato; durchaus

existiert haben konnte ; vgl. bei Homer nebeneinander 0 ptoro~ und

1} PWi1J ,Leben', 0 «oitoc und 1} xotr'YJ ,Lager, Bett' (letztere haben die

gleicheAblautstufe wiev6aro~).

Es gibt aber fur vootiu» noch eine andere Erklarungsmoglichkeit,

bei der keine unbelegten Formen bemtiht zu werden brauchen.

Py. IV 32 haben die Handschriften Q und R', statt des sonst tiber-

lieferten vooto» ... YAvxeeov2, die Lesart v6arov ... y Avxeeii~ . Sie

karin kaum sekundar zustande gekommen sein, denn in der Nahe

steht kein femininer Gen. Sing., zu dem ein Schreiber YAvxeeOV

falschlioh in Beziehung hatte setzen konnen, so daB er dieses in

YAvxeeii~ verwandelt hatte. Dagegen ist eine Normalisierung von

voeto» ... YAvxeeii~ zu v, YAvxeeOV ohne weiteres einleuchtend. Also

ist vooto» . .. YAvxeeii~ wohl der ursprfmgliche Wortlaut; mit ande-

ren Worten: In Pindars Sprache konnte voaio; anscheinend auoh"

feminines Genus annehmerr'.

Nun gehOrt zum femininen a-Stamm oM~offenbar die AbleitungoauZov ,Fracht' (Od.); d. h., die Ableitung auf -cuo-, ursprunglioh

nur zu a-Stammen gehorig, konnte auch von einem a-Stamm aus-

gehen, falls dieser feminin war": das Verhaltnis oa6~ f.: oouZo-wiederholt sichofter'. Fur dieAbleitung auf -uw- war also im Sprach-

gefuhl z. T. auch das Genus des Grundwortes maBgeblich, nicht nur

dessen Stammauslaut. Es besteht dieMogliohkeit, daB von femini-

nen o-Stammen in gleicher Weise Verben auf -aw abgeleitet werden

konnten, die ja im SprachbewuBtsein ahnlioh den Feminina auf -a

1R hat f iir diese Textpart ie den Wert eines selbstandigen Zeugen, aus der

gleichenTraditionslinie wie Q; s. Irigoin, Histoire p. 376.

2 Zu dieser Wortverbindung vg1.unten S.89.

3 Das Normale ist offensichtlich auch Iur Pindar maskulines y6aro~, wie aus

01. VIII 69, Py. I 35, Ne. IX 22f. hervorgeht. Die ubrigen Belegstellen lassen

das Genus des Wortes nicht orkennen. Au13erhalb der pindarischen Gedichte

habe ichkeine Indizien fur feminines y6aro~ gefunden.

4 Dies kam vielleicht durch eine Anlelmung an Worter fiir ,Weg' zustande,

die hauflg Feminina sind (s. KUhner-Blass I p. 409; Schwyzer-Debrunner,

Gr.Gr. I I p. 34mit Anm. 3).

5 Diese Erklarung von hom. 68aioy geben Risch, Wortbildg. p. 116; Schwy-

zer, Gr. Gr.I p. 467f.

6 Risch, a.a.O. bringt noch den Frauennamen Ni)aat 'Yj E 40 (zu yijaod.) bei;

hier seien noch die Adjektiva vnoaiot; (A. fro464, 15Mette; E. usf.) und xs(!aaio~

(Hdt., Trag., att. Prosa usf.) nachgetragen, die zu Yijao<;f . und xe(!ao<;f . gehoren.

"Wenigersicher ist es, ob xcuuuaiot; (Ezek.) in gleicherWeise zu Uafl!Yo<;f . ,Ofen'

gehort, da ein (wenn auch sehr spat bezeugtes) uafltYi) daneben oxis tier t. - Zur

mundartlichen Herkunft dieser Bildungen s.J acobsolm, KZ 42p. 264ff.

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zugeordnet waren wie die Adjektiva auf -aioc. Das einzige Beispiel,

das ich hierfur beibringen kann, beruht wiederum auf c5r56r;,bzw.

g~or5or;: (S~- )c5M.w ,verkaufen' (Simplex und Kompositum kommen

im Kyklops des Euripidesvor, V. 12.98.133.267; vgl. nochE. fr.1l3);

es durfte aber zum Erweis der Moglichkeit genugen. Ebenso kann

auch zu einem femininen v6<J7:0r;ein vooiiu» gebildet worden sein-.

Da es also die Moglichkeit gibt, Pindars a:rwvo(f7:aO'av'"Cor; auf mor-

phologischem Wege zu erklaren, ist es nicht angebracht, die Form

auf Grund des sonst ausschlieBlich bezeugten VOO''"CI3Wvon vorn-

herein zu verdammen. voeuu» kann sowohl aus der dorischen wie

aus der aiolischen Dichtersprache stammen. Uber beide sind wir in

diesem Punkt nicht unterrichtet, da samtliohe bisher bekannten

Formen desVerbums vOO'-c8Wnur in ionisch-attischen Texten stehen",

3. o.O'VXta usw.

Weiterbildungen von f jO'vxor; .ruhig? erscheinen in den Pindar-

handschriften bald mit 'Yj, bald mit aim Anlaut. Die Formen o.O'v-

x tO r ;, e t a usw. werden in der modernen Forschung alsHyperdorismen

aufgefaBt4. Eine Nachprufung der Fakten ist aber bisher m. W.

nicht vorgenommen worden". Erst bei Beruoksiohtigung aller Belegewird sich die Frage beantworten lassen, ob der urgr. Anlaut (h)e-

oder (h)a- war.Fur urgr. fi scheinen zunaohst einige inschriftlich in dorischem

und aiolischem Gebiet bezeugte Personennamen zu sprechen. Der

Frauenname 'HO'vXtOV kommt dreimal vor: IG XII (1)510. 517

(zwei rhodische Grabschriften); GDI1789,4 (Freilassungsurkunde

aus Delphi, ausgestellt von einem Mann aus Amphissa). IG XII (1)

1Eine nur scheinbare Parallele zum Verhaltnis v 6 ar o c; : * dno voar aw bieten

dagegen die Verben xauoxdo: ,miide worden' (Hesych) und ( (Jva-) fJuvuraw

,dem Tode nahe sein; sterben wollen' (seit Pl.) zu den Verbalabstrakta ~aflU1:OC;,

fJavuroc;; sie gehoren zu zwei semasiologischen Gruppen von Verben auf -aw,die man unter den Bedeutungsrubriken ,an etwas leiden' bzw. ,etwas heftig

wiinschen' zusammenfassen kann; hier ist -aw produktiv (Siitterlin, Denom,

p. 23f.; Schwyzer, Gr. Gr.I p. 731Abs. 3).

2 Bei Sophokles , Euripides trod Aristophanes kommt das Verbum nur in

iambischen Partien oder Anapasten vor. Der einzige Kallimachosbeleg (hy. III

258)steht in einem episch-ionischen Hynmus.

a Das Grundwort f javxoc; selbst ist bei Pindar nicht bezeugt.

4 Leumann, Hom. Worter p. 66A. 34; Thumb-Scherer p. 12; Frisk, GEW

s.v. f javxoc; .

6 Ungeniigend Schroeder, ed. maiop. 17.

48

510, nach den Buchstabenformen aus hellenistischer Zeit', lautet:

' HO 'v X tO v A v xt a. Da es sich also um eine Lykierin handelt, beweist

der Name £tir den Dialekt von Rhodos nichts. Das gilt auoh fur

IG XII (1) 517 (4. Jh. v. Chr.?): 'HO'vXtOV Meoaanla yvva 1 5 8 Ncxaloo";

der Name einer Messapierin ist fur Rhodos ebenfalls ohne Beweis-

kraft. Auf der Inschrift GDI 1789 (170jI69v. Chr.) heiBt es:"~ n C/~ T7 I 'A \ I

aneUO' "CO ea "l u a/ -lO r; I l. .e a '"C 'Y j '"Cor ; - L/ -l cp lO 'O 'eV r;oonuxta yv valxeZ a r5vo alr;

Dv6/-la'"Ca iJact/-la xol. ' HO 'v XtO v . .. Mit Hesychion zusammen wird also

eine iJact/-la freigelassen. Dieser Name ist illyrisch oder messapisoh",also konnte es sich bei Hesychion eventuell auch um eine Illyrierin

oder Messapierin handelrr'. AuBerdem durfen wir - selbst wenn die

Frau aus Amphissa selbst stammen sollte - den Beleg nicht iiber-

sohatzen : Um die Zeit der Abfassung dieser Inschrift kann man in

Mittelgriechenland schon mit Koine-Einfltissen rechnen. Also laBt

sich der Name 'HO'vXtOV nicht fur bundige SchluBfolgerungen ver-

wenden. Ebensowenig ist dies mit zwei Mannernamen moglich :

Evf3~O'vxor; IG V (1) 1285(lak.; offenbar spat)"; ' /O'ovxtOr; IG VII 2601

(boiot., in boiotischer Orthographie; ebenfalls spat).

Bei den Tragikern ist in Sprechversen, Anapasten und lyrischen

Partien nur r jO'vx- bezeugt, Lyrische Stollen": A. Ch. 452; S. OC 197;

E.Andr. 143,Ba. 389, Or. 185. 1284. 1407, fro 369 und 773,62. Aber

in der Anwendung des "chorlyrischen" ii, dem im Attischen ein 'Yj

entspricht, verfahren die Tragiker eklektisch, wie Bjorok festgestellt

hat (Alpha impurum p. 171. 221 f.). Sie konnten aO'vxor; und dessen

Ableitungen beispielsweise deshalb vermieden haben, weil die

Worter im Dorischen keine angemessene Stilhohe aufweisen.

Auch in Chorpartien des Aristophanes steht r ' jO'vX-, nicht aO'vx-:

Av. 1321, Lys. 1289 (beidemale r 'j O 'v x ta ) , Pax 82 (f jO 'v xo r; f jO 'v xo r; . •. ) .

Fur Aristophanes konnen dabeiahnliche Grtmde maBgebend ge-

1 Hiller V. Gaertringen gibt fiir die Inschrift keine Datierung; ebensowenig

fUrIGXII (1) 517. .

2 [H.EYX]ION Hiller V. Gaertringen auf Grund von Autopsie ("exscripsi");der Erstherausgeber Foucar t, Rev. arch. XIV (1866) p. 335 konnte offenbar

noch alle Buchstaben lesen.

a Im Messapischen gibt es den Mannernamen dazimas; S. Krahe, Lex.

alti llyr. PN p. 39; Krahe( -Untermann), Die Sprache der Il lyri er II (Wies-

baden 1964)p. 163.(Hinweis von Herm Prof. Helmut Rix.)

4 Der Name 'HavxtOv ist also moglicherweise fiir zwei verschiedene Messa-

pierinnen bezeugt.

5 - f l - im Lautwert einer Spirans [w] ist Gleitlaut.• Das Verzeichnis - mit Anapast-Stel len - auch bei Bjorck.Alpha impu-

rump. 176.

4 Foresman, Sprache Pindars 49

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wesen sein wie fur die 'I'ragiker- ; durch diese Grunde konnte auch

1}avxa[ in einem dorischen Gedicht (inschriftlich; adesp. 1037Page)

verursacht sein.

Ferner ist 1}avxta mit 1 } - einmal bei Epicharm bezeugt: fro101. Das

Fragment stammt aus Stob. IV 16,3p. 394,9. Es ist wohl nicht an-

gebracht, sich auf diesen allzu vereinzelten und in nicht gerade

reichlicher Uberlieferung vorliegenden Beleg zu verlassen-, zumal

da man sich vor Augen halten muB, daB in der Uberlieferung 1}avxta

als attische Form leicht fur a a o hatte eindringen konnens, Das

gleiche gilt vielleicht fur 1}avxfJ.Archyt. B 1 (Vorsokr. I p. 435,4).

Endlich scheint bei oberflaohlioher Betrachtung die Pindaruber-

lieferung selbst gegeniiber aavx- zur Skepsis zu mahnen: Der An-

laut a a - ist nur dreimal belegt, davon zweimallediglich als Hand-

schriftenvariante, gegeniiber neunmal ausschlieBlich uberliefertem

1}a-. Doch S. unten S. 54.

Nun - abgesehen von Pindar - die Belege fur aavx-. Die Theo-

krituberlieferung kennt nur diese Form (II 11.100; VI 12; VII 126;

XIV 10.27)3; auch der gelehrte und feine Stilist Kallimachos hat

sie in dorischen Stuoken seiner Dichtungen offensichtlich angewandt

(hy. V 72.74)4.aavxta kommt auch bei Ps.-Archyt. vor (Oav: Stob.

II 31,120 p. 230,23)5.Man kame freilich v~.elleichtbei allen diesenStellen zur Not mit der Annahme spater Uberlieferungsfehler aus.

Endgiiltig aber beweist der inschriftliche Beleg aavxa Hymn. Is. 103

=G XII (5) 739,103(1.Jh. V. Chr.), daBFormen mit anlautendem

a- schon in der Antike aufgekommen sein mussen und keinesfalls

erst spateren Traditoren zur Last gelegt werden konnen, GewiB

konnen bereits im Altertum spraohwirkliohe hyperdialektische

Wortformen entstanden sein; vgl. unten S. 65zu pa),ov ,Schaf'. Das

Problem, ob ti- oder 'Yj-ursprunglich ist, ist also durch den Isishym-

1 Eine Vermutung iiber das 'Y J von ijavxta bei Ar. und Epich. S.unten Anm. 2

zuS.55.

2 DaB das Fragment ohnehin von Attizismen "angekrankelt" ist, zeigt del'Artikel ij: ij t5 ' i javx ta . ..

3 Nach den Ausgaben von Gow und V. Wilamowitz jeweils ohne Hand-

schriftenvarianten.

4 Da Pfeiffer keine Varianten angibt, ist die Handschriftenlage sicher ein-

deutig. - Die Formen fjavxoy, ijavxw~ in ionisch abgefafiten Epigrammen des

Kallimachos (44,4; 58,4)sind fiir unseren Zusammenhang ohne Belang, ebenso

die 'Havxtt5e~ fr, 681,2 (attische Eumenidenpriester; vgl. Deubner, Attische

Feste p. 214).

• Dagegen ist ijavXq. beim echten Archytas i iberl iefert (s . weiter oben im

Text).

50

nus noch nicht gelost. Auch die Etymologie tragt zur Klarung der

Frage, ob fjavx0(; oder aavx0(; das Ursprungliohe ist, nicht bei.

Gewisse Anhaltspunkte bietet aber der Belegstand bei Pindar.

Die Stellen-, zunaohst diejenigen mit eindeutig uberliefertem 1 } - :P XI 55f I" '1\ " I ,\ " fJ. . xu; a"eov 6/l.WV 'Yjavxul-xe veuouevo; awo» v elV

ansq;vyev;

,VVerkann, naohdem er den Gipfel genommen hat und in Frieden

dahinlebt, dem schrecklichen HaB entrinnen?' 1}avxta2 wird dem

frevelnden HaB der Neider (g;1}oveeol 54) gegenubergestsllt, 1}av Xlq.

steht in allen Handschriften".

Py. IV 295ff. sv rs ooipoic

oau5aMav g ;6ep tyya { Jaa rdCwv nOAh :a l( ; 1 }avX tq . 1} t yspev

p~r' J ) ' V r lV l n fj pa u oo dw , d na Bi }( ; 0' avro ( ; n eO(; aa rwv

(der verbannte Damophilos wtmscht sich, wieder) ,unter kunstver-

standigen Mitburgern die verzierte Leier tragen zu durfen und die

friedliche Ruhe zu pflegen: keinem Leid bringend und selbst von

den Stadtern unbehelligt'. 1 }avx tq . ( 1 }a - in allen Handschriften) ist

durch die folgenden Worte definiert.

Ne. I70 1 }a vx ta v " ap dr wv p ey aAw v n Ol Va v A ax 6v r' (a ) e !; at ee ro v

(Herakles), ,der (im Jenseits) Ruhe als ausgesuchten Lohn fur

groBe Anstrengungen erhalten hat'. 1 }a vx ta ( 1} a- in allen Hand-schriften) steht hier als Gegensatz zu uaparol.

pae. II 31ff. ei O S il(; dQuswv g ;t AO l (;

Bx1 }Qo lm reaXv( ; vnavud !; e l,

p6X1}0 (; 1 }avx ta v g ; se e l

Ua t e0 ua -r :a{ Jat vwv

,Doch wenn einer genugt seinen Freunden und den Feinden hart

entgegentritt, dann bringt des Kampfes Muhsal Ruhe, falls er das

reehte MaBhielt' (Dornseiff). 1 }a vx ta ( 1} a- im Papyrus) meint hier

den ,Frieden' nach dem Krieg.

Py. I 69 f. a vv r ot r tv « ev a yr rr :T J( !d vi] (!

vl,0 r' bUre AA6 pe vo (; O f ip ov y ee atQwv r ea nO l a v pg ;wvov

B(;1}avxtav

,mit dir (sc.: Zeus) wird wohl der konigliohe Mann (sc.: Hieron) _

1Aufler Betracht bleibt im folgenden ij]avxtay pae. IV 7, da hier del' An-laut, auf den esankommt, zerstOrt ist.

2 Die Uberlieferung am Beginn unseres Satzes schwankt; del' Siun, auf den

es hier ankommt, wird dadureh nicht ber ii li rt . lch folge im wesentlichen del '

Textgestal tung Turyns. - Das iiber liefer te f}l1vxtq. karin gehalten werden,

wenn man das t konsonantisch liest (fJGvxiq.). Ahnliche Falle bei Pindar ver-

zeichnet Scheller, Oxytonierung p. 100;vgl.auch Heimer, Stud. p. 120.

3 ijavxw~ in den cdd. Tricl. stellt nul' eine Glosse dar.

4* 51

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und sein Sohn, den er damit betraut - das Volk achten und es

lenken zu harmonischer Ruhe' (Dornseiff). fwvx ta (fW - in allen

Handschriften) ist hier die .friedliche Ruhe' im Staate.

Diese Bedeutung hat das Wort fwvx ta auch an drei Stellen, wo

die Friedliche Ruhe' als Person auftritt: 01. IV 16 n ( ! o t; ' Havxta 'V,qnA6noAw; Py. VIII 1 CPtAOrp( !O'VHavx ta ; fro 109,2 f t sy aM. 'Vo ( ! o t; ' Hco-

x ta t ; ' to r pa d J( !o 'V r pa o t; . Uberall ist nur 'Ho- tiberliefert.Ne. VII 81 f. nOAvrpa ' to 'V i } ( !60 'V { } f t 'Vw'VM'Vs l

i javxfJ.den von vielen gesprochenen Schall der Hymnen setze leise in

Gang'. 1}avx fJ (so in den cdd.)! ist definiert durch i }s ftS( ! { j. on{ , etwa:

,mit ruhiger Stimme' (83 f.); im Gegensatz dazu steht a 'V8U(!ayo 'V,ich

habe laut gerufen' (76).

Nun die drei Stellen, an denen aa - tiberliefert ist:

01. II 32 f. o va ' a aV X lf to 'V a ft8 (! a'V o n6 't s n ato ' a dt ov

( hu (! si a t; 'V a ya i} tp T B As v't aa o ft s'V

(unsere Todesstunde ist nicht gewiB,) ,auch dann nicht, wenn wir

einen ruhigen Tag - Kind der Sonne - mit ungeschmiiJertem Gltick

beenden'. aa - in allen Handschriften'',

Py. IX 21 ff. US(!a lCs 'Vay ( ! tov t ;

i }f J( !a t ;, r j n OAAa 'V xe ud aavx lO'Vf3 ova l' V e l (! I j' V a 'Vna ( ! 8XOl aa na ' t( ! qJ a lt ;

(die Jungfrau Kyrene) .totete die wilden Tiere; dadurch verschaffte

sie den Rindern des Vaters langdauernden ruhigen Frieden'. 1}a-

steht nach Mommsen nur in den cdd. VXZ (wovon noch X und Z

belanglos sind) und bei Tricl., nach Turyn auch in c p 3 ; aa - bzw. aa -

in allen tibrigen.

Ne. IX 48 a a vx ta a s r plA S t f t s'V a V ft n6 a lO 'V

,Heitere Ruhe hat Lust am Tafeln' (Wolde). aavx ta bedeutet hier

also das ,geruhsame Dahinleben'. i ja- ist hier zwar in den zwei

Handschriften B und D (und bei Tricl.) uberliefert, aber aa - in den

Soholien zu Ne. V lOa (Schol.III p. 90,5).

Nimmt man zunaohst eine morphologische Gruppierung der Be-

lege vor, so ergibt sich folgendes: Das Adverb 1}avx fJ ist einmal, und

1vgl. dazu Schwyzer, Gr. Gr.I p. 550mit A. 3.

S Auch im cd. A, der einen eigenen Uberlieferungszweig vertritt; also geht

die Form sieher schon auf die Antike zuruok. Ubergeschrieben ist im cd. A

ijavxtpov als Glosse (Schroeder, ed. maiozur Stelle); auf einer solchen Glosse be-

ruht wohl auch das navxtpov, das AB I p. 98,20 mit der Quellenangabe lllv/Jaeo,

'OAvpntOvl'Kat, erscheint. - In POxy. 1614, der diese Partie onthalt, ist das

Wort leider ganz zorstort,

3 A nach der Nomenklatur Irigoins.

52

zwar mit anlautendem tr bezeugt (Ne. VII 82); achtmaligem i javxta

(01. IV 16; Py. I 70. IV 296. VIII 1. XI 55; Ne. I 70; pae. II 33;

fro 109,2) steht einmal aavxta - wenigstens als Variante - gegen-

tiber (Ne. IX 48); die Adjektiva uaVx lOt; und aaVXl f to t ; kommen nur

je einmal vor, jeweils mit a- im Anlaut (Py. IX 22, wo 1}aVXlOt;

schwach bezeugte Variante ist, bzw. 01. II 32).

Nun ist aaVXl f to t ; , soweit wir wissen, ein &n a ~ As y6 f t8 VO 'Vnicht nur

bei Pindar, sondern in der gesamten griechischen Literatur. Es

macht den Eindruck einer dichterischen Augenblicksbildung:

a aVX lf to t ; a f t8 ( !a 01. II 32 entstand wohl unter Einwirkung von ' V6-

a' tl fto 'V, alaiuo» rjfta(! bei Homeri. Wenn gerade hier aIle Hand-

schriften den Anlaut a- aufweisen, so liegt der Sohluf am nachsten.. '

daB die Uberlieferer des Pindartextes diese ungewohnte und offen-

sichtlich poetische Wortform am wenigsten anzutasten wagten. Ist

diese Folgerung richtig, so geht aavxo auf Pindar selbst zurtick und

darf auoh an den zwei anderen Stellen, wo es tiberliefert ist, nicht

durch 1}avXo ersetzt werden.

Daraus ergibt sich die weitere Frage: Sind wir genotigt, uberall,

wo ausschlieBlich 1}aVXo tiberliefert ist, einen Attizismus der Tradi-

toren anzunehmen und aavxo einzusetzen?

Hierftir empfiehlt es sich, die Belege nach semasiologischen Ge-

sichtspunkten zu scheiden. W0 1}avx ta gewissermaBen als staats-

politischer Terminus verwendet ist, weist das Wort stets anlauten-

des'fJ auf. So Py. IV 296 und XI 55, wo unter 1}avx {a das friedlioh-

ruhevolle Leben des Einzelbtirgers im Staate verstanden ist; pae. II

33, wo 1}avx {a ,Frieden' im Gegensatz zu ,Krieg' bedeutet; Py. I 70,

wo mit i javx{a die ,friedliche Ruhe' im Staate gemeint ist; endlich

01. IV 16, Py. VIII 1 und fro 109, wo 'Havx ta iiberall sogar als gott-liche Personifikation eben dieses Zustandes erscheint. Der einzige

Belegvon aavx{a , Ne. IX 48, weist dagegen in eine andere Richtung:

Hier bedeutet das Wort ,geruhsames Leben', zu dem Trinkgelage

gehoren, In eine ganz ahnliohe Sphare gehOrt u a vXl ft o t; a p 8( !a 01. II 32

,ein Tag ruhigen Genusses' (v. Wilamowitz, Pindaros p. 2460.). Die

aaVX lO t ; e l (! I j' V a Py. IX 22 endlich erweckt die Vorstellung friedlichweidender Rinder; auch diese Stelle weist also ein gewissermaBen

intimeres Milieu auf.

Wenn nun an den feierlicheren Pindarstellen 1 }aVXo , an den

schlichteren dagegen im wesentlichen aavxo iiberliefert ist, so ver-

dient eben diese Uberlieferung unser Vertrauen, und die Verteilung

1Arbenz, Adj. auf -uu»; p. 77; ahnlich Williger, Sprachl. Unters. p. 20Anm.

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durfte auf den Dichter selbst zuruokgeheri'. Eine ganz reinliche

Scheidung laBt sich freilich nicht durohfuhren : Statt ijt1vXif ,leise'

Ne. VII 82 konnten wir auch ua o erwarten, und fur ijavxla ,Ruhen,

Ausruhen' Ne. I 70 (Gegensatz: xa/la7:ol) konnte recht wohl uavxla

stehen. Dabei ist aber zu beachten, daB eben die uavxo-Formen in

der Uberlieferung durch attische Normalisierung bedroht waren";

vielleicht hat diese siohgerade an den zweigenannten Stellen durch-

gesetzt. Dartiber hinaus besteht aber noch die Mogliohkeit, daBder

Dichter auch hier feierlicher wirken wollte: Ne. VII 82 handelt es

sich urn die Aufforderung, im Hain des Zeus zu Nemea ,leise'

(ijavxif) zu singen, also eine dem sakralen "evCP'Yf/letre!" vergleich-

bare Formulierung-. Und Ne. I 70 ist immerhin von Herakles und

dessen Leben im Jenseits, also nicht von irdischer Bequemlichkeit

die Rede.

Insgesamt laBt es sich also feststellen, daBauch eine semasiologi-

sche Gruppierung dafur spricht, aavx- bei Pindar als ursprunglich,

mithin als die alte Form des Stammes uberhaupt anzusehen-; es

ist demnach kein Hyperdorismus".

Zum SchluB stellt sich das Problem, woher Pindar die ijavxo-

Formen bezogen hat. Am einfachsten ware die Losung, wenn ijavxla

in der bei Pindar vorliegenden Bedeutung ,friedliche Ruhe imStaate' sonst bezeugt ware. Das ist aber, soweit ioh sehe, nirgends

deutlich der Fa1l6; nur die Bedeutung ,Friede' (im Gegensatz zu

,Krieg') kommt vor (Hdt. I 66,1; VII 150,2 u. o.; besonders deut-

lich Th. III 12,1).Also wird Pindar die Bedeutungsnuance selbst

hineingelegt haben". Auoh die Personifikation der 'Havxla durfte

auf ihn zurtickgehen. Eine Nachwirkung zeigt sich in aya')locpew')l

1Auch die oben genannten Theokri t- und Kall imachosstel len mit davX-

haben kein allzu Ieierl iches Geprage ; sie st immen also, zum Belegstand bei

Pindar.

2 Im Beleg Ne. IX 48 ist da o nul' durch die Nebeniiberlieferung erhalten ge-

blieben ; s.oben S. 52.

3 Die archaische Adverbialform, nul' bier belegt, konnte vielleicht aus demWerk eines alton Dichters herruhren, bei dem rjavx- das Normale war. Oder es

handelt sich vielleicht um einen musikalischen Terminus, den Pindar der

ionischen Fachsprache entlehnt hat.

4 Die eventuelle Bestatigung durch Inschriftenfunde bleibt abzuwarten.

5 Daran hat sich auch die Etyrnologie zu orientieren. Eine eigene Vermutung

wage ich nicht.

6 Thgn. 48 seheint zwar nahezukommen, ist abel' doch anders aufzufassen.

7 Zur Bedeutung von rjavxta bei Pindar s. H. Frankel, Gnomon 6 p. 10f.;

W. Theiler, Die zwei Zeitstufen in Pindars Stil und Vel's (Schriften del'Konigs-

berger Gelehrten Gesellschaft, Geisteswiss. Klasse; 17,4; Halle 1941) p.263.

54

'Havxla Ar. Av. 1321 (lyr.)", vielleicht auch in 'H avxla xaelw aa

yvva Epich. fro101 (anap.)".

AlsomuBder Grund fur Pindars ijavxo woanders liegen.Mankann

annehmen, daBdem Dichter die Form aavxo zu sehr auf gewohnliche

Spharen festgelegt ersehien, als daB er sie bei der Pragung eines

staatspolitischen Terminus hat.te verwenden wollen. Er griff dafur

vielmehr zur Form ijavxla mit ionischem Anlaut, zumal da diese in

ahnlicher Gebrauchsweise bereits im Umlauf war.

4 . yeye ' )la /lB ' )Io ' )l

01. VI 53 ist die Wortform yeye')la/l8')10')l (-0.-), Ptz. Pft. Med. zuytY')lO/lat, tiberliefert:

ro £ b' ovr' i f ) ' ) ! axovaal

o vr ' l b et ') l e vx o' )l ro neparuiio» yeye')la/lB')Io')l

,die aber (sc.: die Hausgenossen des Aipytos) bekannten sie hatton

ihn (sc.: den kleinen Iamos) weder gehart noch gesehen, der doch

schon vor funf Tagen geboren war'. DieHandschriften lassen keinen

Zweifel tiber das Alter dieser Lesung zu: yeye')la/l8')10')l steht in so gut

wie allen cdd.; A hat yeyev')Ia/l8')10')l; dazu kommen nur noch die ver-

derbten Lesarten yeyea/l/lB')IOV (Scholienlemma in U), yeye')lo/le')lo')l(II: Thorn.)sowieyeye')l'Yf/lB')Io')lScholienlemma in E: naoh der Koine-

form normalisiert). Besonders wichtig ist, daBin der Handschrift A,

die ja als einzige einen besonderen Zweigder Uberlieferung vertritt,

ebenfalls -a/lB')Io')l erscheint: Dadurch ist erwiesen, daB -a- jedenfalls

bereits in der Antike gelesen wurde", Man geht wohl nicht fehl in

der Annahme, daB schon die Ausgabe der Alexandriner yeye')la/l8')10')l

enthielt; und dann muBgrundsatzlioh die Frage gestellt werden, ob

die Form nicht auf den Dichter selbst zurtickgehen karin, obwohl

1 s. Schroeder im Kommentar zur Stelle (Ausgewahlto Komodien des

Aristophanes, erklart. von Theodor Kock. IV: Die Vogel. 4.Aufl., neue Bear-beitung von Otto Schr., Berlin 1927).

2 An beiden Stellen ist rjavxO iiberliefert; ebenso Ar. Lys. 1289, wo in einem

Chorlied ebenfal ls Pindar nachgeahmt ist : r ja vx ta c; ... p ey aJ .6 cp eov oc; (vgl.

wtJ.ocpeov 'Havxla Py. VIllI einerseits, p ey aA d vo eo c ; ' H av xl ac ; fr, 109 ander-

seits). Ob del' Anlaut rj- (falls er richtig uberliefert ist) durch die Pindarnaeh-

ahmung hervorgerufen ist oder auf del' Abneigung del' Tragiker und Komiker

gegen davXo (s. oben S.49 f.) beruht, wird sich nicht entscheiden lassen.

3 Die Lesart yeyevvapBvov (dem Metrum widersprechend) in A bedeutet

lediglich einen Versuoh, fur die Wortform Anschlu13bei yevvdw zu finden; vgl.

yeyevvapBvO£ Py. V 74.

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auch die normalgriechische Perfektstammbildung yeyeY'Yj- bei ihm

belegt ist: yeyevrJ/-lBVa pae. VIII 841•

Nun wird das -ii- von yeyeVa/-lBvoV in neuerer Zeit allerdings ge-

wohnlich als Hyperdorismus bezeiohnet", offensichtlich vor allem

deshalb, weil die Verbalwurzel im Idg. auf - e bzw. -C'b auslautete:

gene (geneb). Es ist aber zu beriicksichtigen, daB das mediale Per-

fekt von ytYVO/-lat eine Neuerung darstellt. Alt ist das Verhaltnis

Prs. ytyvo/-lat: Pft. yByova. Die gleiche Anomalie liegt z.B. auch bei

OBeXO / -l at : O BOOex a , n e [{ }0 /- la t: n B nod }a vor"; schon dadurch wird das

hohere Alter von YByova gegeniiber yeYBvrJ/-lat gewahrleistet. Aber

auch der Belegstand spiegelt das Alter der Formen getreu wider:

YByova ist zuerst bei Homer belegt; yeYBvrJ/-lat erscheint - soweit ich

sehe - zuerst- bei Simon. 603, bei Pindar (s. oben), den Tragikern

und Herodots. yeYBvrJ/-lat ist also eine Neubildung", die auf dem Be-

streben beruht, das Paradigma des Verbums im Hinblick auf die

Diathese auszugleichen. Zu der Zeit aber, als das mediale Perfekt

von ytyvo/-lat sekundar entstand, war das GefUhl fur die ursprung-

liche Gestalt der Wurzel sicher nicht mehr lebendig ; also kann das

e von idg. gene nicht als Argument gegen die Authentizitab von Pin-

dars yeyeVa/-lBVov angefiihrt worden.Anders ist es mit den dorischen und arkadischen Dialektzeug-

nissen fiir -rJ- in yeYBvrJ/-lat: Siedrangen Pindars yeyeVa/-lBVOv allerdings

in die Vereinzelung. Eine Auswahl inschriftlicher Belege von

yeYBvrJ/-lat usw. mit -rJ-: IG V (1) 26,16 (lak.; 2./1. Jh. v. Chr.);

Schwyzer, Del,3 62,38; 63,20 (Tab. Heracl.); Del.3 74, 10.42.50.84

(messen.; 90 v. Chr.); IG IV2 (1) 121,87.93 (epid.; 4. Jh. v. Chr.);

Del," 109,75 (epid.; urn 320 v. Chr.); Del." 226,2 (ther.; 3./2. Jh.

v. Chr.); Del," 227 B 8 (ther.; urn 200 v. Chr.); Del.s 244,10 (Asty-

pal.) ; GDI 3569,5.6 (Kos); Del.3 288,87.89 (rhod.; 220 v. Chr.);

GDI 3750,34.76 (rhod.; ca. 201v. Chr.); IG IX2 (1) fasc. 1,170,9

(aitol.; 310-280 v. Chr.); IG IX2 (1)fasc. 1,171,1(aitol.; 266v. Chr.);

IG IX2 (1) fasc. 2,583,9 (akarn.; wohl 216 v. Chr.); IG V (2) 351,2.3

(ark.; 3. Jh. v. Chr.).

1Der Papyrus hat allerdings - als einziger Textzeuge fUr die Stelle -

nicht soviel Gewicht wie die groBe Anzahl von Handschriften, in denen 01. VI53vorliegt. - Doch vgl. noch unten Anm. 3zu S. 57.

2 Chantraine, BSL 28p. 25; Leumann, Hom. Worte» p. 66A. 34.

3 Schwyzer, Gr. Gr. I p. 765.

4 Bei Ale, 368,2 ist yeyevi' jO'{}a£ uberl iefert , doch wird jetzt gewohnlieh

( 6pm- )ye Y Bve O'{}m gelesen. Anders v. Wilamowitz, Griechische Verskunst

(Darmstadt 19582) p. 349A. 2.

5 BeiHdt. selten imVergleich zuyeyova; s.Powell, Lexicon s.v. ytyvofl-aL.

6 s.Risch, Gnomon 34p. 799.

56

Literarisch bezeugte Formen: A. Ch. 379 (lyr.); Pi. pae. VIII 84;

Simon. 6031.

Bei der Durchsicht dieses scheinbar erdriickenden Materials fallt.

aber auf, daB die Pindarstelle, die yeyeVa/-lBVOV enthalt, alter ist als

alle Belege von yeyevrJ- bis auf zwei ungefahr gleichzeitige: das Si-

monidesfragment und die Stelle bei Pindar selbst'', Wir durfen also

vermuten, daB die Form yeyeVa/-lBVov aus einer Zeit stammt, als das

mediale Perfekt von ytyvo/-lat gerade in Gebrauch kam. Es ist nun

denkbar, daBzunaohst verschiedenartige Versuche gemacht wurden,

das Problem formal zu losen. yeyev-Ci-/-lat kann der einzige Uberrest

einer Bildung sein, die sich gegeniiber yeyev-rJ-/-lat nioht durchsetzen

konnte; Pindar selbst hat ja offenbar beide Formen gebrauoht",

Es erhebt sioh nun die Frage, wie yeyeva/-lBVOV zustande kommen

konnte, Hieriiber lassen sioh nur Vermutungen anstellen. Nach all-

gemeiner Auffassung sind die erweiterten 'I'empusstamme mit ein-

gefugtem -rJ- (seltener -w-), wie ir &tA rJ aa / -x a zu SfHJ...w, durch das

Vorbild der vokalisch auslautenden (d. h. Set-) Wurzeln entstanden

(s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 738.744f.). Da es nun auch Wurzeln auf

-a gab (z. B. O/-lCi), ist es von vornherein wahrscheinlich, auch Stamm-erweiterungen auf -ii- anzutreffen. Die Ausbeute ist freilich gering.

Am wichtigsten ist em/-le/-lrJvaxav"Ct Schwyzer, Del." 91,11 (arg.; 249

bis 244 v. Chr.) .sie sind geblieben', zu / - lBVW, mit -rJ- aus dem Aor.

lJ/-lrJva4; weniger beweiskraftig ist /-le/-lBVaxa (ebenfalls zu /-lBvw)bei

Archimedes; da in dessen Sprache mehrfach Ci fur urgr.-dor. e ein-tritt", kann ein /-le/-lBvrJxa (wie im Att. vorhanden) zugrundeliegen.

Ganz unsicher nach Lesung, Bildung und Bedeutung ist 7 : 0 £ r ;

yeywva/-lBvou; Schwyzer, Del." 48,12 (lak.; nach 146v. Chr.), das viel-

leicht zu ytyvo/-lat gehort,

1Es ist ubr igens infolge der Kurze des Simonidesfragments nicht festzu-

stellen, in welehem Dialekt das Gedicht abgefaBt war. - Zu erwahnen -

wegen des ' Y j - ist noch yev'Yj{}fjva£, das nach Phryn. p. 108 Lob. (p. 194Ruth.)

von Epicharm verwendet wurde (fr.209). - Umgekehrt wird kein Stamm

yeva erwiesen durch yevafHifl-ev (Inf. Aor. "Pass.") Ps.-Archyt. bei Stob. III

1,108 p. 58,14; zur Beurteilung s. unten Anm. 2zu S. 74 und Anm. 6zu S. 132.2 Dazu die Aischyloss telle: Sie stammt aus dem Jahre 458 und ist damit 10

Jahre junger als Pindars 6. olympisches Gedicht. - Vgl. jedoch immerhin die

Ubcrlieferung bei Alc. 368,2 (oben Anm. 4zu S. 56).

3 Es ist i ibr igens zu beachten, dafi rd yey6V'Yjfl-Bva im Papyrusfragment nicht

,geboren' bedeutet wie yeyeva/-lBvOr;, sondern .das Geschehene' ; darin deckt es

sich mit r o yeyev'Yjfl-6vOV bei Simonides.

4 So Schwyzer zur Stel le; anders in seiner Grammatik, I p. 719 Abschn. 3

(nach Bechtel, Dial. II p. 491): Dort wird die Form von einem sonst unbe-

legten *fl- 'Yjv6.w =l-Bvwabgeleitet.

5 Thumb-Kieekers p. 210; vgl. unten S. 159.

57

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Im Dorischen weiseneinigeWurzelaoriste eineWurzelerweiterung

mit a auf-: lak. an8O'0'va ,er ist dahin, ist gestorben'2 X. HG I 1,23

(aus einem lakonisch geschriebenen Brief vom Jahre 410 v. Chr.),

zu lO 'O 'sva, lO 'O 'v-w; epid. e~seeva Schwyzer, De1.3109,3 (4. Jh. v. Chr.),kalymn. eyevEit (Konj.) Dittenberger, Syll. 953,51, beide zu eBw3;

ecp f} t a' an8 {} av sv Hesych (cd. anscheinend: ecpfhEi). Von besonderem

Interesse sind in diesem Zusammenhang die Formen an8O'0'va und

ecpf}ta, und zwar wegen der Bedeutung: Offenbar hat bei Verben des

,Sterbens' ein wurzelerweiterndes a gewuchert, vielleicht von derWurzel {}va aus. Zu ,sterben' ist nun ,geboren werden' das begriff-

liche Oppositum; und so liiBt sich die Vermutung wagen, daB das

-ii- solcher Formen vielleicht zur Bildung neuer Tempusstiimme des

Verbums ytyvofhat verwendet wurde-, Daduroh, daBsich lak. an8O'0'vagenau in das Jahr 410 V. Chr. datieren liiBt (s. oben), ist die Ver-

bindung mit Pindars ysysvafhBvov, chronologisch gesehen, ohne allzu

groBe Schwierigkeit. Ein sehlussiger Beweis liiBt sich freilich nicht

erbringen.

Andere M6glichkeiten der Erklarung von yeyevauevo» sind jedoch

noch yager. Curtius, Verb. I p. 396 sieht darin ein Denominativum

*ysvaw, von dem aber weitere Spuren fehlen. Das zu postulierende

Grundwort ysv~ ist zwar vorhanden; doch die Belege (Herod. 2,1;

4,84; Call. fro203,54; 511) entstammen erst dem 3. Jh. v. Chr. und

geh6ren offenbar dem ionischen Dialekt an".

Theoretisch besttmde weiterhin die Moglichkeit, daB das Para-

digma vlvouo: (- e ys vo fh av ) - Y S YB va fh at in Anlehnung an ein anderes

aufgebaut ist, in welchem Formen eines primaren Verbums mit

denen eines denominativen bzw. deverbativen auf -tu» zusammen-

geschlossen sind. Soweit ich sehe, gibt es aber keinen solchen Zu-

sammenschluls".

1 Schwyzer, Gr. Gr. I p. 743.

2 Die Nebeniiberlieferung (Plu. Alc. 28; Eust. II. 117) hat dafiir dneaaova

in phonetischer Schreibung. - Bechtel , Dial . II p. 352 fi ihrt aus Hesych noch

ein n ae sa av a' n ae we pi Y) aa an, worin -a Personalendung ist; Bechtel vermutet

darin einen Fehler fiir na!}faaeva.3 Irn Ion.-Att. hat die Wurzel sru. dagegen eine Erweiterung durch e er-

fahren :Aor. eeev1]v uSW. '

4 Auch thess. boiot. y{vvflat ist wohl durch Analogie nach einem (anderen)

Oppositum, namlieh *cpfHvVflat , aus y t( y ) v of la t entstanden (Schwyzer, Gr. Gr. 1

p. 698 C ).

5 Die Bedeutung von yevf] ist ,Herkunft'; auch wegen diesel' Tatsache laBt es

sich nicht gut mit yeyevcuievo» ,geboren' in Einklang bringen.

6, Man konnte allenfalls vermuten, daB neno7:iipat (zu nouloflat) als Ersatz,

fur das fehlende Perfekt von nS7:0flat empfunden wurde; es kommt in lyrischen

Part ien del ' Tragodie VOl' (A. Eu. 378, Pel 's. 668; E. Hipp. 564, El. 177), wo

58

Der relativ wahrscheinlichste Ausweg ist also der, daB Pindars

ysysvafhBvov in Anlehnung an mit a erweiterte, bedeutungsmiiBig

benachbarte Wurzeln entstanden ist'.

5. eotvaO 'sv uSW.

Frisk, GEW fuhrt S. V. (Jtv'rj ,Wirbel, Strudel' drei zu diesem Sub-

stantiv geh6rige Verbalbildungen an>: OtVBW, O tv svw und o tvw . b WB W

,drehen' ist dichterisch (seit Homer), aber auch in ionischer und

attischer Prosa bezeugt"; ferner liegt esvor - mit der furs Lesbische

normalen athematischen Flexion und lesbischer Lautgebung - in

( )£VVSVLSI ;Sapph. Lf l ; athematisch gebildet - und darin wohl vom

Lesbischen abhiingig - ist auch btV'r jVLO B. 17,1074• Auch im Do-

rischen kam OtVBW vor, wie sich zeigen liiBto.bwsvw ,sich drehen' ist,

von vereinzelten Belegen in sparer Prosa abgesehen, rein dichterisch

(seit Homer). otvw findet sich Hesiod Op. 598, an der davon ab-hangigen Stelle Call. fro 2556 sowie in anootvwvLt (Konj.) Schwyzer,

Del." 62,102 (Tab. Heraol.)"; die Bedeutung ist uberall .dreschen".

Nicht gebucht hat Frisk die Verbalbildung Otvaw, vielleicht des-

wegen, weil siehier und da als hyperdorisch bezeichnet wird'', Dabei

Iuch netouo: gebraucht ist. Abel' neioua: - neno7:iiflat liegt in del' Bildung weit

von y tY VO fla t - y ey sv a/w t ab; und die Bedeutungen del ' beiden Verben haben

keine Beruhrungspunkto,

1Anrnerkungsweise sei noch eine weitere Moglichkoit notiert: Irn gleichen

Textstiick wie yeyevaflfVoV (01. VI 53) steht kurz zuvor ein dorischer Inf . Pft .

Akt. desgleiohen Verbums: yeyd~etV (V. 49). Pindar konnte ein ihm vorschwe-

bendes yeyevWtfVOV nach diesem yeydXetV zu yeyeviio umgestaltet haben, viel-

leicht um del' Wortform einen feierlicheren Klang zu geben. Zusatzliche Hilfe-

stel lung konnte dabei das klangahnlicho mediopassive Perfekt von yevvdw

,erzeugen' geleistet haben ; yeyevva,ufVOt ist Py. V 74belegt. (Hinweis von Herrn

Prof. Heubeck) Vgl. obenAnm. 3zuS. 55.

2 !5tvdCw (nul' bei Artemidoros) und Otvow (Eust .) konnen hier auBer Be-

tracht bleiben.

3 S.LSJ S.vv . O tv sW , d no -o , l v- o, e nt -O , n eq i- ",

4 Pap.: !5 tv i jv7 :o. - Anders iiber die Entstehung diesel' Form Risch, Wort-

bildg. p. 289: O{V1]V7:0ei durch falsche Abtrennung aus dem hom. Pft. dflrpt-Oe--O{V1]7:at(lJI 562, {}405) entstanden. Del' Kontext bei Bacchylides lautet: dflrpl

X ah atc ; / 06 x ev ae on A o, eO t / O [V 1 ]V 7 :0 'tcuvicu;

5 S.den Exkurs.

6 S.Pfeiffer zur Stelle (er fuhrt noch morphologisch und bedeutungsmaflig

oinschlagige Hesychglossen an).

? Diese Form kann nicht zu OtJISWgehoren, da sie dann auf -Iowxi ausgehen

wiirde; S.Bechtel, Dial. II p. 387f.

8 Diese Bedeutung hat auch das - allerdings von OtVfW abzuleitende _

dnootJI f]aac; Hdt. II 14Ende.

• Thumb-Kieckers p. 220; Leumann, Hom. Worter p. 66 A. 34. - Wenn es

r59

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sind Formen dieses Verbums bei mehreren Autoren gut bezeugt,

namentlich bei Pindar:

Pi. Py. XI 38 ije', ih cptAo£, Ua7:' ap ,e vGtno (!o v Te to~oV e~wo .l J rJv

o (! f} av u eA ev f} ov l wv T O netv

,Wahrhaftig, ihr Freunde, iehbin auf sieh teilenden Kreuzwegen um-

hergeirrt, und war doeh geraden Pfades gegangen zuvor' (Dornseiff)'.

Pi. Is. V 6 WUV~Wo.TO£~v ap,tAAa£~

.bei Wettkampfen mit sehnellen Wendungen' (se.: urn die Ziel-

marke).Pi. fro 51 a 4 Ua t p ,v xo v~ &Vo.GaT 02 {JaAA6p,evo~ ue 'Y}n i~a~ aAGewv

,und er (se.: Apollon) sehweifte in entlegenen Winkeln herum, urn

sieh heilige Haine zu griinden'.

Pi. pae. XX 13 Op ,p ,]o .TWVana GeAa~ eMva ,!?v

,er lieBGlanz aus seinen Augen wirbeln?'.

B. 17,17 f. p ,eA av ~ ' v n' o CP (!V WV

MvaGev op ,p ,a

,er drehte unter den Brauen das schwarze Auge'<,

E. Or. 1458 (lyr.) aAAo~ aAAoG ' (e ) . ..

MvaGev op ,p ,a

,der eine drehte hierhin, der andere dorthin sein Auge'.

Theoe. XXIV 10 w ~ cpap,eva Olvaae Go.UO~p,eya

(Alkmene verwendet einen Schild als Kinderwiege:) ,so spraeh sie

und sehaukelte den groBen Schild'.

In morphologiseher Hinsieht bietet &vo.w keine Probleme: Es ist

offensiehtlieh Denominativum zu OlV'Y},Wirbel' (seit Homer)", Die

Bedeutung ,drehen' laBt sieh mit dieser Annahme gut in Einklang

bringen.

Sehwierigkeiten bereitet nur die Ubersetzung von Pi. pae. XX 13.

,Glanz aus den Augen wirbeln lassen' ist eine Metapher, die man bei

einem Dichter zwar gelten lassen kann, aber doeh nur mit erheb-

abel' schon drei verschiedene Prasensbildungen zu einer Wurzel gibt, sollte

man nicht zogern, auch eine vierte fur denkbar zu halten.

1lO£vafJ1Jv cdd. (lOvafJ1Jv I, l 6V1Jaenv R); l&v'l jfJ1Jv nur cd. B.2 6wva .. '£0 cd. V, 6etvaaa'£0 cd. A (beiStrab. IX 2,33p. 412).

3 Zur Ubersetzung diesel'und del'folgenden Stelle S. unten.

• Die Papyrusbelege bei Pi. und B. zeigen, daf O£vo.·jedenfalls in die Antike

zuriickgeht.

5 Diese Mogliohkeit wurde bereits erwogen: Ahrens, Dial. II p. 148; J.

Schmidt, Pluralb. p. 334; V. Christ, Beitr. p. 72; modifiziert von Schroeder,

ed. maiop. 17f. Anders Siitterlin, Denom. p. 61: O£vaw ersetzt ein altes *6[vo./1t.

-Auch in del'neuesten Behandlung durch Strunk, Gl. 42p. 168f. wird verbales

O£vo.·als richtig iiberliefert erklart ; es sei ein "neu gebildetes Denominativum"

(vgl.unten Anm. 3zu S. 80).

60

lieher Reserve. Nun findet sieh ein ganz ahnlicher, ebenso schwer

iibersetzbarer Ausdruek aueh hy. Mere. 45:

fj 0 7 : 8 Otv'Y} f}WGWan' ocpf}aAp,wv ap,a(!vyat

,oder wenn funkelndes Blitzen von den Augen wirbelt' (?). In dieser

Wendung liegt einVergleieh mit der Gesehwindigkeit, in der Hermes

sieh zu Worten und Taten zu entsehlieBen vermag (46)1. Leichter

ist es, fiir beide Stellen ein anderes ~wo.w, und zwar mit der Bedeu-

tung ,blitzen, strahlen', anzunehmen. Dieses ist vermutlich eben-

falls Denominativum, und zwar zu einem *otv6. ,Leuehten, Strahlen',das sieh mit hom. ~eaTo ,sehien', MjAo~ ,offenbar' usw., ai. d'i ,leueh-

ten' unter einer Wurzel idg. dei'd2 vereinigen laBt. Pi. pae. XX 13ist

dann wohl GeAa~ Subjekt: ,Glanz blitzte auf'; hy. Mere. 45 sttmde

~w'Y}f}WGWin medialer Funktion; das ,Aufstrahlen, Aufblitzen' paBt

gut in den Vergleieh, zu dem der Ausdruek dient.

Beaehtlieh ist, daB aueh B. 17,18 und E. Or. 1459 Otvo.w neben

op,p,a steht. An der Baeehylidesstelle ist die Bedeutung ,blitzte' so-

gar moglich, bei Euripides allerdings nieht. Es erhebt sieh die Frage,

ob nieht &vo.w in der vermuteten Bedeutung ,strahlen, blitzen' aueh

an diesen beiden Stellen noeh wirksam ist: bei Euripides allerdings

nur insofern, als er (oder sein unmittelbares Vorbild) die altertiim-

liehe Wendung op ,p ,a MvaGe ,das Auge erstrahlte' noeh kannte, aber

zu einem leiehter verstandliohen op,p ,a ~wfiv ,das Auge drehen' (vgl.

insbes. P 679 f.: oGGe c p aeww I navT6Ge OtVe lG1J1]v )umgestaltete. Je-

denfalls fuBen die Chorlyriker, der Dichter des Hermeshymnus und

- in zweiter Linie - Euripides in diesem Punkt auf einer nieht

homerisohen, vielleieht festlandgrieehisehen Diehtertradition.

IT

Exkurs: dor. aVOtvew

Wenn man die beiden Hesyehglossen avaOtvtw ' n e emaTw (A 4273)

und av~wo~ ' n e etnaTo~ (A 4709)2miteinander kombiniert, so gewinnt

man ein av&vo~ ,das Herumwandeln' und ein av~wtw ,herumwandeln'.

In der Uberlieferung bei Hesyeh tragt das Nomen mit seinem apoko-

pierten av- =va-, das Verbum mit seinem Ausgang -tw < -ew den

Stempel der Eehtheit; beide Worter konnen damit als doriseh an-

gesproehen werden (Latte zu ava~wtw).

Das Verbum laBt sieh aber aueh in der Literatur naehweisen.

Theoe. XV 82 (Frauen riihmen die lebensvolle Personendarstellung

auf einem Wandteppieh):

1 s. Treu, Von Homerzur Lyrik. Miinchen 1955(Zetemata 12)pi 252.

2 '!te(!t nav'Z"O, cd. ; corr. Voss.

61

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w e ; h V fi ' 8 ( n : a )ta V i t ) t a t w e ; 8 7 : V fi ' B V r ' 3 W 8V V i t

Wie echt sie dastehen! Und wie echt sie herumgehen!' B v r ' 3 l v 8 v v n

steht. in den mittelalterlichen Handschriften; der Papyrus 3 (nach

Gow)bietet aber a V i t V 8 V V i t . Beide Lesarten lassen sich als Verderb-

nisse eines ursprungliohen a v r ' 3 t v 8 V V i t verstehen": Die Schreiber fiihr-

ten statt des ungewohnten Praverbs a v - solche ein, die ihnen ge-

laufig waren, B V - bzw. a v n - . Die Bedeutung ,herumgehen', die der

Zusammenhang erfordert, deckt sich mit der von Hesych fur

a v a r ' 3 l v [ w nberlieferten vollkommen. B V r ' 3 W 8 W , das laut LSJ nur nochbeiHippokrates und Galen vorkommt, bedeutet dagegen sonst ,rollen'.

Der Ausgang -t w bei Hesych zeigt, daB dieser das Verbum nicht

aus Theokrit bezogen hat; es war also im Dorischen lebendig.

Theokrit hat -[w - als zu stark dialektgebundenen Zug- vermieden.

Uber die etymologische Einordnung von a v r' 3w o e ;, a v r' 3l vt w scheinen

Zweifel zu bestehen (s. Frisk, GEWs.v. a v r ' 3 t v o e ; ) . SiegehOrenselbst-

verstandlioh zu r ' 3 i v o e ; ,Wirbel', r ' 3 t v 8 w ,drehen'. r ' 3 t V 8 W heiBt auch an-

derswo ,herumschweifen', allerdings nur in medialen Formen: i 153;

in: 63' das verwandte r ' 3 t v 8 v w kann aber auch im Aktiv diese Bedeu-,tung annehmen: z l 541; 7: 67.

6. f i f i A O V ,Schaf'Die Worter f i i j A o v ,Schaf' und f i i j A o v ,Apfel' sind im Ionisch-

Attischen Homonyme, auBerhalb dieser Dialekte jedoch nicht: Dort

heiBt es f i i j A o v ,Schaf', aber f i f i A O V ,Apfel'. Das 'Y J von f i i j A o v ,Schaf'

geht also auf urgr. idg. e zuruck ; eine Bestatigung liefert altirischm1l ,Tier' < *melo- (s. Frisk, GEW s, v.).Das dor. (usw.) - ' Y J - von f i i j A O V ,Schaf' wird durch einige inschrift-

liche Zeugnisse gewahrleistet: B V ' A (! )t a r ' 3 ti i l n O Av fi 1 }A W [ l ] in einem do-

rischen Epigramm ausSizilien (Friedlander-Hoffleit 142,3; aus dem

fruhen 5. Jh. v. Chr.) ist das wichtigste. DaB mit dem Adjektiv

n O A v f i ' Y J A o e ; 2 Reichtum an Schafen gemeint ist, lehrt hy. Pan. 30 ff.

Weniger sicher ist die Inschrift eines Grenzsteines aus Korkyra:

~atte in seiner Theokritausgabe (Iserlohn 1948)vermutet uv8° als Grund-lage der Lesart UVTtV8VV[Tt im Papyrus, verweist aber nicht auf die Hesych-

stellen.2 Es steht beim Landschaftsnamen 'Al2ua8l1] auch hy. Merc. 2; hy. Hom.

XVIII 2; Orakel Parke-WormeIl1,4; vgl. ' 0 I2X0p, evov no}, :vf l1 ]AOVB 605(Orch. inArkadien). (Zu dieser vVortverbindung s. auch unten S. 114.) Es liegt ange-

sichts der angeftihrten epischen Parallelen allerdings der Verdacht nahe, dafi

das nOAvfl1]AW[t] 'des Epigramms vom Ionischen beeinfluBte Lautform zeigt

(Hinweis von Herrn Prof. Heubeck). Doch zeigt die Inschrift sonst nichts, was

dorischer Lautung widerspricht; also besteht kein AnlaJ3, das 1] von nOAv-

fl1]AW[t] auf Rechnung desIonischen zu setzen.

62

L lu )e ; M ' Y JA w a to v Schwyzer, De1.3135,7. Der Beiname ist wohl von

f i 'Y J A W 7 : 1 } ,Schaffell' abzuleiten1; aber das -(J- kann im Dorischen

nicht alt sein. Der Beiname des Gottes ist nun auch im Ionischen

bezeugt: IG XII (5) 48 (Naxos), konnte also von dorther stammen;

dann wiirde sein - ' Y J - furs Dorische nichts beweisen-.

Dazu kommt eine Reihe von Personennamen, die den Stamm

f i ' Y J A O - enthalten und auBerhalb des Ionisch-Attisohen bezeugt sind:

s. Bechtel, Hist. Personennamen p. 315. Das Wort fur ,Apfel' kann

hier nicht vorliegen, da es im Dorischen, Arkadischen und Boioti-schen eben f i f i A O V heiBt, und da die Belege z. T. aus so alter Zeit

stammen, daB Koineformen ausgeschlossen sind. Aber auch aus

sachlichen Grunden ist es wahrscheinlich, daB f i ' Y J A O - hier ,Schaf'

bedeutet ; groBer Viehbesitz war ja ein Vorzug. Insbesondere der

boiotische Name E a v - f i 8 l A O e ; (Vorderglied oao; ,heil'; - 8 l - in - f i 8 l A O e ;

ist boiotische Schreibung fur das aus e entstandene ~) deutet auf

,Schaf'3.

. Auch die Belege in der Literatur weisen auf f i i j A o v als dorische

(usw.)Form des Wortes fur ,Schaf'. Die lyrischen Partien der Tra-

giker haben durchweg f i ' Y J A O _ 4 : A. Ag. 730, Eu. 943; E. Alc. 121.572.

588, Andr. 129, Cyc. 53.660. Auch bei Bacchylides findet sich nur

diese Form: 5,66.109; 8,17; 9,6; 11,95.111; 14 B 6; 18,9; fro 4,66.

Demgemaf ist auch bei Pindar fur ,Schaf' nichts anderes als

f i i j A O V zu erwarten. Die Handschriften stimmen an den meisten

Stellen vollig darin uberein : f i i j A a Py. IV 148; f i1 } A W V 01. VII 80

( f i a A w v nur cd. A), Py. IX 64; f i 1 } A o L e ; 01.VII 63; f i ' Y J A o f J 6 7 : q . Is. I 48;

f i ' Y J A o f J 6 - c o v Py. XII 2; f i ' Y J A o ( j 6 ) t q > Py. III 27 (cdd.z. T. f i ' Y J r ' 3 o r ' 3 6 ) t q >u. a.;

-a - nur in u o b o - cd. D, 1. Hand); e f ) f i 1 } A O L O 01. VI 100; n O A v f i 1 } A O V

Py. IX 6; < P 8 ( ! 8 f i 1 } A o v e ; pae. V 38 (Scholiondazu: n O A v f i a A o v e ; mit dar-

tiber geschriebenem ' Y J ; s. dazu unten Anm. 4 zuS. 64). Es darf dem-

nach als sicher gelten, daB in Pindars Sprache das Wort fur ,Schaf'

f i i ' j A o v lautete.

Dann muB in n O A v f i a A q > 01. I 12 ( B V n OA vf i a Aq > / E l) t 8 At q .) , wo

wiederum fast alle Handschriften ubereinstimmend - f i a A - haben

{ - f l ' Y J A - steht nur in H sowie- als Variante tiber der Zeile~ in Aund

1Nilsson, Gr. ReI. I p. 396.

2 Ganz unsicher ist It1]Aa auf einer kretischen Inschr if t, GDI 5132a 3=

Inscr. Cret. II, V 20A 3. Die Buchstabengruppe ist zwar lesbar; Aa- kann aber

zu einem anderen Wort erganzt werden, da der Zusammenhang zerstorb ist,

3 Furs Boiot. ist noch die Hesychglosse f l1 ]A a ra v' r oy nO tf le va . Bouotol heran-

zuziehen (vgl. Nauck, Aristophanis Byzantii fragmenta p. 198f.); sie erweist

ebenfalls ursprimgliches -1]-. (Zur Bildung s.Bechtel, Dial. I p. 307; Kronasser,

Sprache 6p. 174.)

4 Was freilich nicht unbedingb furs Dor. beweisend ist; s.oben S.49.

r63

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C; ferner in cdd. 'I'hom.)', fliiAOY ,Apfel' stecken, was z.B. auch von

Schroeder, ed. maiobefurwortet wird" und sprachlich wie sachlieh''

ImineSchwierigkeit macht: .im apfelreichen Sizilien".

Die sparlichen Handschriftenvarianten mit p,UAO- ,Schaf' an den

ubrigen Stellen konnten auf bloBen Schreibfehlern beruhen (cd. A

hat 01. VII nacheinander p'1}AOl~, 63, und p,aAWY, 80). AuBerdem

ware es naturlich moglich, daB sich Grammatiker und sonstige

Uberlieferer wegen des Nebeneinanders von ion.-att. p,fjAOY und dor.

(usw.) p,fiAOY ,Apfel' nicht im klaren gewesen waren, ob es sich beip,fjAOY ,Schaf' nicht ebenso verhalte.

Doch scheint ein p,fiAOY ,Schaf' tatsachlich existiert zu haben. Es

erscheint namlich inschriftlich im Isishymnus 164 = IG XII (5)

739,164, der im 1. Jh. v. Chr. niedergeschrieben wurde: p,uAox6p,Ol[~

(Dat. PI.) ,Schafe pflegend'. Durch diesen inschriftlichen Beleg ge-

winnt die Theokrituberlieferung mehr Vertrauen: Dort ist p,fiAOY die

Normalform des Wortes fur ,Schaf', wahrend p,fjAOY ,Schaf' nur in

ionisch gefarbten Partien erscheint". Weitere Belege fur p,fiAOY

,Schaf' sind Eust. II. 877,57,wo Aristophanes von Byzanz (fr.XLIINauck) zitiert wird, der bei Simonides (562 Page) p,fiAOY gelesen

habe und die Hesychglossen Aum6p ,UAOY · p ,f jAOY 'to e x oy XYOVY,

p ,u Ao ~6 u6 o b6 ~· fJ 'ttl ne6{ JU ' ia { JUb tCS l, die sich nicht genauer einordnen .

lassen; ferner p,UAOffJVAUt; ,Schafwiichter' AP XVI 233,27•

Fur die zeitliche Fixierung des Aufkommens von p,fiAOY ,Schaf'

liefert der inschriftliche Beleg den sichersten terminus ante quem

(1. Jh. v. Chr.)". Wenn man darauf aufbauend auch der Theokrit-

1Besonders wesentlich ist, daJ3auch die eigenstandige Handschrift A - l taA"

hat.2 Snell scheint dagegen in " f taAqJ eine hyperdorische Schreibung fUr " f t1}AqJ

,Schaf' zu sehen, denn er setzt " f t1}AqJ in den Text.3 Auf Sizilien wurde eine Demeter MaAo tp6eo r ; verehrt: Schwyzer, DeI.S

166,5; 167,1 (Selinunt).4 Auch tp ee e ft 1} AO V r; / . .. ' l' aa O V r; pae. V 38 k6nnte auf pi /AO' l ' = f t ( iAO' l ' ,Apfel'

zuruckgefUhrt werden; dann ware das rJ ein Ionismus (Attizismus) des Dichters

bzw. der Traditoren. Der Scholiast wollte durch die Periphrase nOAV f taAOV r ; ,wobei er das a in Klammern setzte und ein rJ daruber schrieb, vielleicht die

Existenz beider M6glichkeiten ausdrucken.5 ft(iAa I 109 (fti/Aa H2); III 46 ( f t i /Aa P); IV 10; VIII 2.16.56; XXVII 69;

fti/Aa XVI 39; XXV 86; f t1}AW' l ' XVI 91; f t1}AOtr ; XXV 119.281; WftrJAOr; XXII

1 5 7. B f ta A O tp 6 ee t ep. 2,4onthalt f taAo" ,Apfel'.

6 f taA6aa cd.7 f ta A oy ev e r; n w v Philox. 836e 8 Page beruht auf Konjektur. ",

8 ft(iAa SEG XX 719A 4 (Kyrene; 2. Jh. v. Chr.) kann offenbar ~ls ,Apfel

gedeutet werden (Pugliese Carratel li, Par. del Pass. 15p. 295), hefert also

keinen (sicheren) alteren Beleg.

64

uberlieferung und dem Eustathios-Zeugnis tiber Aristophanes von

Byzanz Glauben schenkt-, kann man annehmen, daB p,fiAOY min-

destens bereits im 3. Jh. v. Chr. vorhanden gewesen sein muB2.

Anderseits ist es bei den Dichtern iilterer Zeit - wenn man von

dem allzu indirekt uberlieferten Simonidesfragment absieht - nir-

gendwo bezeugt. Also scheint p,fiAOY ,Schaf' etwa im 4./3. Jh. v. Chr.

in die Literatursprache gelangt zu sein. Auf welchemWege dies ge-

schehen ist, liiBt sich nicht feststellen. Der dorische Dialekt war urn

jene Zeit im allgemeinen noch fest verankert. Trotzdem ist es denk-bar, daB nach dem Verhaltnis ion.-att. p,fjAOY: dor. p,fiAOY ,Apfel'

schon damals ein hyperdorisches p,fiAOY ,Schaf' fur p,fjAOY eintrat.

Eine andere Moglichkeit ist, daB p,fiAOY ,Schaf' aus dem Elischen

stammt, wo das Wort lautgesetzlich so heiBenmuBte; Elis war im

Altertum fur seine Viehzucht bekannt",

Bei Pindar gilt jedenfalls noch p,fjAO- ,Schaf'; die schwach be-

zeugten Varianten mit -ii- sind abzulehnen, und nOAvp,aAq> 01. I 12

enthiilt das Wort fur ,Apfel'.

7. p ,s p, uM 't u~ , p ,B p, UASY

Fur einen Perfektstamm p,Sp,fiA-, gleich normalem p,Sp,'YjA-, bietet

die Pindariiberlieferung zwei auf den ersten Blick sehr anfoohtbar

erscheinende Belege.

1. 01. I 89 a . 't'8X S A uyhu ~ § t; a es'tu Zm p,sp,u M'ia ~ V tO V~

,sie (sc.:Hippodameia) gebar sechs furstliche Sohne, die eifrigwaren

im Heldentum' (Dornselff)", Wp,uM'tu~ (bzw., sicher unrichtig, p,s-

p,UAW'ia~) steht in einem Teil der Handschriften, die auf die byzan-

tinischen Gelehrten Thomas Magister, Manuel Moschopoulos und

Demetrios Triklinios zuruokgehen", Die genuinen Pindarcodices, da-

1Kritisch dazu E. Hiller, Philo!. 52p. 719f.

2 vgl, Peek, Der Isishymnus von Andros und verwandte Texte (Berlin 1930)

p.82.3 Swoboda, RE V 2 Sp. 2372.

4 Mit der Anfuhrung dieser Ubersetzung soIl nicht unterstellt werden, daJ3

Dornseiff f te f taA6mr; fur dierichtige Lesart hielt.

5 Dem Mommsenschen Apparat ist daruber folgendes zu entnehmen: Die

Lesarten der cdd. Thorn. sind in f te ft a6 mr; , (f te ftt 6m r;,j f te ft aw r:a r;, W ;ft aA wm r;

und f te f taA6mr; gespalten; von den cdd. 'I'riel, hat 1 f J ' f te f taAwmr;. Der Rest der

cdd. Tricl. und die gesamten cdd. Mosch. sind bei Mommsen unter der Angabe

" ft ef ta A 6r :a r; . .. recc." (=recentiores) zusammengefaJ3t . Da mir genauere .'

Kenntnis des Tatbestandes in diesem FaIle wUnschenswert erschien, bin ich

wenigstens der Lesart des Mosch. nachgegangen. Nach freundlicher Auskunft

r5 Forssman,SprachePindars 65

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zu ein Teil der codices Thomani, haben dagegen eine Lesart ohne

-A -: f , l, s f, I ,ao - r:a r ;: soABDEF usw., bzw. (unrichtiges) f,l ,sf,I,wJnar;: soVW,

bzw. (gleichfalls unrichtiges) f,l ,alf,l ,ao-r:ar;: so - nach Turyn - CN

(1. Hd. )1. Das Metrum erfordert ein a in der zweiten Silbe; im ubri-gen liefert esnaturlioh kein Argument fur oder gegen f,l ,sf,I,ao-r:ar; bzw.

f,l ,sf,I,aAo-r:ar;.

2. dith. IV 35 ] sf ,I ,. A S Y natoo; YOWl·

Lobel, The Oxyrhynchus Papyri XXVI p. 88, schreibt dazu: "Be-

tween f,I, and A two dots on the line; a acceptable but not verifiable.Not 0." In seinen Erlauterungen, a. a. O. p. 89, rekonstruiert Lobel

f,I,]Sf,I,aASY. Etwas anders Snell: Er setzt in den Text f,I,]Sf,I,'YJASYund

schreibt im Apparat: "MAli pot(ius) qu(am) MOli ... ".

Die Unsicherheit des Papyrusbelegs bedarf keines weiteren Kom-

mentars. Was 01. I 89 anbelangt, so kann nach den bisherigen

Grundsatzen, die bei der Bewertung der Pindarhandschriften gelten,

nur f,l ,sf,I,a6-r:ar; als liberliefert gelten. Denn den eigenstandigen, dis-

kutablen Lesarten der Byzantiner wird im allgemeinen lediglich der

gleiche Rang wie modernen Konjekturen zugestanden; d. h., man

rechnet kaum damit, daBden Byzantinern weitere, uns unbekannte

Handschriftenquellen zur Verfligung gestanden hatton. f,l ,sf,I,aM-r:ar; I-w-r:ar; ist also scheinbar nichts anderes als eine sekundare Entstellung

des Ursprlinglichen in byzantinischer Zeit2• Wenn diese Lesart

dennoch immer wieder Beachtung fand, so hatte dies offenbar zwei

Grlinde: Einmal durfte ftir dieTraditoren kaum einAniaBbestanden

haben, einen durchs Epos sogut bekannten Wortstamm wie f,l ,sf,I,ao-r:-

(vg1. z. B. f,l ,sf,I,ao-r:er; B 818) zu beseitigen; zum anderen erregt der

der Herren Bibliothekare Charles Astruc/Paris, Debes/Leipzig, W. Hormann/

Munehen und Franz UnterkircherfWien haben die cdd. Mesch. k (Monacensis

gr. 470), p (Parisinus gr. 2861), P (Parisinus gr. 2782), q (Vindobonensis phil.

gr. 198) und s (Lipsiensis gr . 34j ft8ftaJ..6rar; (k: 1] vom Schreiber der Inter-

linearscholien uber das erste a gesetzt); dies ft8ftaJ..6ra~ war also in der Ausgabe

des Mosch. enthalten. Irn Einklang damit steht das ft8ftaJ..6w~ des cd. R (s.

Mommsen, kri t. Apparat): Dessen Schreiber beniitzte, wenigstens fur den

Text von 01. I, die Edition des Mosch. (Irigoin, Histoire p. 374). - Ich dankeden genannten Herren auch an dieser Stelle herzlich fill ihre Hilfe.

1 ft8fta{jjra~ ist sprachlich korrekt (vgl. z.B. ueiuuiacu; 1361), aber metrisch

unbrauchbar; die Schreibung ist vielleicht durch die entsprechenden home-

r ischen Formen hervorgerufen. - ,Wt- ist selbstverstandlich eine lediglioh

orthographische Variante fur ue-,

2 In einem sekundaren Scholion des cd. 4 - findet s ich zu 01. I 89 eine Para-phrase, die auf eine im Text stehende Form von ft/3J..W(also auf ft8ftaJ..6ra~) zu

weisen scheint. Doch haben diese Scholien von 4 - keinen eigenstandigon Wert;

vielmehr gehen sie wiederum auf die byzantinischen Editionen zuruck: so

Hiller, Philol. 52p. 721 (gegen Bergk, PLGP).

66

I

f

von f,l ,sf,I,aorar; abhangige Dativ aeS-r :alGl AnstoB, da eine solche Kon-

struktion sonst anscheinend nicht vorkommt-,

Ein wichtiges positives Argument flir f,l ,sf,I,aA- hat nun in neuester

Zeit Lobel, The Oxyrhynchus Papyri XXVI p. 89 (zu POxy. 2445

fr. 1 II 10) beigebracht. Er verweist auf Nonn, D. 37,134 f., wo esheiBt:

fJ f,l ,s-r:eeOl ya e

navtolau; aeS- r: f ia l f , l, s f, I ,' Y JM- r :s r ; s l a t f , l, aX 'YJ - r:a t

.denn all meine Streiter I Sind ja tapfer beflissen in allen heldischenKampfsn' (Th. v. Scheffer). Die Ahnlichkeit von f , l ,aX'YJ-r :at aes-r :fiat

f,l ,Sf,I,'YJAO-r:er;mit ( Vt ov r; ) A ay ha r; a eS -r: alG l f ,l, sf ,I, a(A .) o- r: ar ; ist so stark, die

Konstruktion f,l ,Sf,I,'YJAWr;und Dat. so auliergewohnlioh, daB hier ein

Zusammenhang bestehen muB. Also hat - wie schon Lobel, a. a. O.

vermutet - mindestens in Nonnos' Pindartext imVers 01. I 89 eine

Form mit -A-, eben f,l ,sf,I,aM-r:ar;, gestanden; die Form wurde mithin

bereits in der Spatantike so gelesens.

DaBsie in Wirklichkeit bei Pindar noch alter ist, kann auf Grund

einer zu wenig beachteten Bemerkung von Bergk wahrscheinlich

gemacht werden. Dieser hat, PLG 14im Apparat zu 01. I 89, auf

f,l ,sf,I,aM-r:er; in einem Versepigramm (Epigr. Gr. 948,3) hingewiesen.Ed. Hiller, Philo1. 52 (1893) p. 721 suchte Bergks Kombination da-

mit zu entwerten, daBer - im AnschluB an Fruhere - die Inschrift

der Kaiserzeit zuwies. Inzwischen ist die Inschrift jedoch neu ediert :

IG XII (5) 911 (Tenos). Durch die Autoritat, des Herausgebers

Hiller v. Gaertringen ist sie nunmehr dem zweiten Jahrhundert

v. Chr. zugewiesen; damit ist sieeine ernstzunehmende Sprachquelle.

Die Inschrift steht auf der Basis einer Herme. Nach einer Liste

von Ephebennamen beginnt Z. 21 das dorisierende Gedicht in

elegischen Distichen:

T ar ; a es -r :a r; a yf h] f, I, a L lu :tx -r: oe OY l! y{ }a ue xsi5YOt

{}s [y ]-r:o n aA ata -r:e ha y f;t{}S WY c pv Aa xa

a x fJ f ,I , a a cv sV -r : 6 . x -r : 0 t a lY f ,I, S f, I, a A 6 x e r ; a Xe OY e cp a{J ol

xa t a 0cp t q . Xaehwy - r : e af,l ,f,I,ty' 0 f,I,0cpeo av Y q . . ..

,. .. die Epheben, hoohlioh bedacht auf ordentliche Formen, aufVerstandnis und auf Einvernehmen der Chariten'.

1Im Epos, wo die altertiimlichen Perfektformen fteftova ft8ftaW~ usw. allein

noch einigerma13en lebendig sind, werden sie entweder absolut oder mit Iolgen-

dem Infinitiv, seltener auch mit Genitivobjekt ( ft8f ta vi ' l etOo~ xa l dvr ij~ E 732)

gebraucht. Der instrumentale Dativ Byx,eiUmnach ueuooie; (B 818) ist fUr einen

Vergleich mit der Pindarstelle nicht geeignet; ebensowenig {)vWp ft8ftaW~ ,im

Sinn begierig' (E 135). Auch aus spaterer Zeit fehlen Parallelen.

2 Ludwich weist im Apparat zur Nonnosstel le seinerseits auf die Pindar-Parallele hin.

5* 67

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Durch diesen Beleg ist Pindars fh8/wM7:ar; aus seiner Vereinzelung

befreit: Sowohl die Lautform del' Wurzelsilbe' als auch die syn-

taktische Konstruktion - abhangiger Dativ - finden sich hier

wieder. Doch ist die Formulierung des Epigramms del' pindarischen

wiederum nicht so ahnlich, daBauf Abhangigkeit geschlossenwerden

konnte ; vielmehr fuBen beide Dichter mit fh8fhiiAwr; und Dat. ,be-

dacht auf' offenbar auf del'gleichen poetischen Tradition.

Die Byzantiner-Lesart fh8fhaA67:ar; hat sich also als echt erwiesen'',

Die Form stellt freilich zweiProbleme: eines in lautlicher Beziehungund eines in bezug auf ihre syntaktische Funktion.

VomVerbum fh8AW wird ein Perfekt mit Dehnstufe in del'Wurzel-

silbe gebildet: hom. fh8fh'YJA8fh8fh'YJAwr; usw.; in einer Ablautsreihe

e -e ( -o -O- g ) hat abel' ein langes n, wie esin fhBfhiiA- vorliegt, scheinbarkeinen Platz (s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 770Abs. 2 mit A. 4);es wird

daher alshyperdorische Entstellung von 'YJbezeichnet (Schroeder, ed.

maiozu Pi. 01. I 89; Snell zuPi. dith. IV 35, nach Lobel). Nun ge-

horen zweidel'insgesamt vielleicht drei bekannten Belegevon fh8fhiiA-,

darunter del'jedenfalls sicherste (IGXII), dem Partizipialstamm an.

Die Ablautsverhaltnisse im Ptz. Pft. Akt. sind im homerischen Grie-

chisch kompliziert. Im Mask. und Ntr. kommen o-Stufe (Typ hom.

e-ot'X-wr;) und Schwundstufe (Typ hom. 8-l'X-wr;) VOl';im Fem. ist

die Schwundstufe das Gewohnliche (Typ hom. e-t'X-v£a). Nach Leu-

mann, Celtica 3 p. 241 ff. = Kl. Schr. p. 251 ff. galt urspriinglich

tiberall die Schwundstufe in del' Wurzel (abgesehen vom Ptz. zu

oloa); myk. te-tu-ko-uo-ala; 7:87:vxro(h}a (Ntr. PI.; zu 7:8VXW) besta-

tigt vielleicht diese Vermutung",

J edenfalls ist man a priori durchaus berechtigt, mit einerschwund-

stufigen Form auch im Mask. (und Ntr.) des Ptz. Pft. Akt. zu rech-

nen. Bei einer Wurzel (gr.) me l gelangt man auf diese Weise zu

1e c pa .{ 3o t - eine vielleicht ursprunglich hyperdorische (bzw. hyperaiolischo)

Nebenform von e c p ' Y } { 3 o t ; S.Frisk, GEW S.V. i j { 3 ' Y } - ist kein Argument gegen die

Echtheit des a . von { l s { l a . J . . 6 u r ; , da a . { 3 a . =j { 3 ' Y }weit verbreitet ist, also anscheinend

sprachlich real war; vgl. LSJ S.vv. o t a a { 3 o r ; , s f { J ' Y J { J - , i j{ 3 6 . w , i j{ 3 ' Y} , i j{ 3 ' Y} r f tr ; ; dazu

& v a { 3 o r ; Theoc. VIII 3. Zu lesb. a { 3 a uSW.S.auch Hamm Grammatik p. 25 § 51.2 Wie das Faktum zustandegekommen ist, daJ3{ l s { l a J . . 6 r a r ; sich bei allen drei

Byzantinern findet (in den cdd, Thom. nur zum Teil; S.oben Anm. 5zu S. 65),

vermag ich nicht zu beurteilen, Nach Irigoin, Histoire p. 335ff. (passim) hat

jedenfalls Triklinios die Editionen der beiden anderen Byzantiner gekannt. Es

kann also viel leicht vermutet werden, daf sein { l s { l a J . . 6 r a r ; auf Thom. oder

Mosch. zuri ickgeht. - Zur Bewertung des moschopoulersehen Pindartextes S.

auch V.Wilamowitz, Pindaros p. 2mit A. 3.

a Unsicher ist dagegen einstweilen myk. de-di-ku-ia; S.Chadwick-Baum-

bach, Gl. 41 p. 184 (mit Lit.). - Vgl. zum mykenisehen Material Puhvel,

Mycenaean Studies (Madison 1964)p. 174ff.

68

*me-mI-?!osl; daraus muBte sich zunaohst (zumindest dol'. und ion.-

att.) *fh8fhaArWr;2 entwickeln (s.Schwyzer, Gr. Gr. I p. 342Abschn. 2),

sodann, je nach Lokaldialekt, fh8fhiiAwr; oder *fh8fhiiAWr;. Die erstere

Form muBte imBereich des Dorischen und Ionisch-Attischen iiberall

dort entstehen, wo F nach Liquida oder Nasal mit Ersatzdehnung

schwand. fhBfhiiAWr; ist also keineswegs eine spezifischdorische nattir-

lich erst reoht keine hyperdorische, sondern lediglich eine altertum-

liche Form. Etwas anders steht esfreilich mit [fh]8fh{:tA8V: Falls Lobels

Lesung z.l!trifft, muBman hier, wo nach dem A kein F geschwunden

ist, mit Ubertragung des ii rechnen. (Eine solche nimmt auch Leu-

mann - freilich in umgekehrter Richtung - fur FaIle wie hom.

eot 'Xwr; an: diesehatton ihr -0- vom Ind. lfot'Xa.) Zu beachten ist, daB

hom. fh8fh 'YJAWr;und fh8fh'YJA8ebenfalls unter sich den gleichen Wurzel-

vokalismus zeigen. Die Annahme eines hyperdorischen ii ist abel'

auch bei fh8fhiiA8V nicht notwendig=.

Was die Syntax betrifft, so weicht del' Dativ a(!87:a£m naoh fh8-

fhaM7:ar; Pi. 01. I 89vom Gewohnlichen aboAm haufigsten sind be-

kanntlich die Konstruktionen f h8A8t ( fh o t) -a (bzw. ur;) ,etwas (bzw.

je~and) liegt (mil')am Herzen' (Hom.), f h8 A8 t ( fh O t) O (! a. v -a .es liegt

(mir) am Herzen, etwas zu tun' (beiHomer nul' n 465, spater mehr-

fach) und VOl'allem fh 8A Bt ( fh ot) u vo r; ,es liegt (mil')an etwas' (nach-

hom.). Seltener ist die Gebrauchsweise fh8ABt (uo«] und 8u oder eine

andere Konjunktion: ,es liegt (mil')daran, daB' (LSJ S.v., A I 3).

fh8AW kann abel' auch die an etwas interessierte Person als Subjekt

bei sichhaben, also ,ich sorge, kiimmere mich um' bedeuten. Diesel'

Gebrauch beginnt bereits bei Homer: fh8fh'YJAWr;und Gen. ,sich um

etwas kiimmernd' kommt dort an drei Stellen VOl'E 708,N 297.469).

Die meisten von diesen Konstruktionen, die bei LSJ S. V. fh8AW

gut zu iiberblicken sind, wiederholen sich bei medialen Formen des

Verbums, also fh8AOfhat uSW.:w lj7 :t 7:0 t rlY 8fho vo r; y8 n ofH J ..• fh 8A 8(J{}W

,nicht soll dich das Verlangen nach einem Fuhrer bekiimmern!'

'X 505; 7 :0£V fhOt fh8Aw{}a t ,fiir diese beiden sorge mil'!' S. OT 1466;

usw., vgl. wiederum LSJ.

Pindars a( !87 :a£(Jw fh8fhaA67 :ar; muB naturlich an personlich kon-struiertes fh8AW bzw. fh8AOfhat ,ich sorge fur, kiimmere mich um' an-

i Schwundstufe dieser Wurzel im Perfektstamm findet sich iibrigens auch in

hom. p , e p, { 3 J .. s ra t p , e p, { 3J . . s7 : o mit unklarem Themavokal -S-; S.Frisk, GEW S.V.

p , e J . . w (mit Lit.).

2 ! a J . . j J . . a gilt bekanntlich nicht in allen Dialekten; davon kann hier abge-sehen werden.

a Der Erklarung dringend bedurftig ist also nicht { l s p , a . J . . - , sondern vielmehr

{ l s { l ' Y } J . . - mit seiner absonderlichen Dehnstufe. Literatur dariiber gibt Schwyzer,

Gr. Gr.Ip. 770A. 4,dazuCowgill, Evid. for Laryng. (den Haag 1965)p.148A.8.

69

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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geschlossen werden. Parallelen mit folgendem Dativ konnen bei

beiden, beim Aktiv und beim Medium, gesucht werden, da ein

Perfekt I tSf-l 'Y)Aa (0. a.) nach dem Verhaltnis n B no d }a : n st f} of -l at auch

zu f-lB). '0f-la£gehoren kann.Das wichtigste Beispiel ist - wie schon oben S. 68 angedeutet -

das a xr yf -l aa w ... f -l sf -l aM u t; der Ephebeninschrift von 'I'enos'. Wegenihres hohen Alters fast ebenso bedeutsam ist eine Hesiodstelle,

Op. 231: { JaAln t; be f -lS f- l' Y )A07 :aseya VB f - lw r a£

,sie (sc.: die rechtlichen Manner) uben 'I'atigkeiten aus, die aufFeste gerichtet sind'. Es kann nicht zweifelhaft sein, daB der Dat.

{JaAlnt; von f-lsf-l 'Y)A07:aabhangt ; vgl. die Behandlung des schwierigenVerses bei Troxler, Hesiod p. 1162• Belege aus hellenistischer Zeit

bringen LSJ bei: neBaf3v t ; 8-c 'Y)7:Vf - lln f - lS f - lSA 'Y) f - lBVOt ;Call. fro 75,76;

f -l BA w ..• " Ve 7: 0£ t; . ich sorge fur die Reusen' AP X 10,3 (1. Jh. V. Chr. n;andere sind noch spater", Pfeiffer (zum Call.-fr.) fuhrt u. a. noch an:

f-lSf-lSA'Y)f-lBVOI;.. bO Yf-la aw Epigr. Gr. 491,3 f. (2./1. Jh. V. Chr.)", DieSumme des Materials ergibt jedenfalls, daB Pindars f-lsf-laMJI; undDat. auch syntaktisch nicht anfechtbar ist, zumal da fur das kon-

kurrierende f-lsf-lawt; und Dat. gar keine Parallelen vorzuliegen

scheinen (s. oben S. 67 mit Anm. 1).

8. n o va { }f j, n S nOVaf -l B VOV

Das Verbum noveo: ist bei Pindar an ftinf Stellen bezeugt. Dazu

kommen jedoch zwei Belege, die zu einer abweichenden Bildung

1Die Nonnosstelle (oben S. 67) hat dagegen natiirlich keinen selbstandigen

Wert.

2 Troxlers Alternativvorschlag, die (aufier ifaAtnr;) ebenfalls uberlieferte

Genitivform ifaMYJr; einzusetzen, eri ibr igt sich wohl nunmehr. - Nicht tei len

kann ich farner seine Auffassung, daf s e y a Subjekt zu (passivisch aufzufassen-dem) V e P , Q 1 , . . , : a t sei; er i ibersetzt: "Geschiif te worden ... zugeteil t" ; in diesem

FaIle wurde man eher V e P S T a t erwarten. - Ganz anders (und m. E. unhaltbar)

urteilt tiber die Stelle v. Wilamowitz, Hesiodos Erga", Berlin 1962, p. 69; ahn-lich wie er iibersetzt Mazon, Hesiode, Paris 1951 (Collection Bude).

3 Bei LSJ und Pfeiffer nicht gebucht, abel' hier erwahnenswert ist del' Beleg

nau5etq. nwvTfi ual oopla flSA6p'YJv IG II/lIP 7447,12=Epigr . Gr. 152 (2. Jh. n.

Chr.): Da es sich um eine ruhmende Grabinschrift handelt, ist del' Zusammen-

hang ahnlich wie auf del' Ephebeninschrift; also kann die Ubereinsbimmung in

del'Syntax auf dichterischer Tradition beruhen.

• Einen Beleg fil ls 5. Jahrhundert bekame man, wenn man den Ausdruck

~AeTepw i/ . psA6peaifa E. Hipp. 60 (lyr.) nicht, wie bisher, mit .Artemis, del' wir

am Herzen liegen' ubersetzte, sondern: ,Artemis, um die wir uns kiimmern'.

Vom Kontext her gesehen scheint mir diese Interpretat ion anspreehend, zu-

mindest.moglich zu sein. Ahnliches gilt m. E. vielleicht auch fiir l ax d v / / -l eAO fl Bv aV

vsueoir; E. Ph. 1302(lyr.),

70

novaw zu gehoren scheinen. Die Handschrif tenlage ist uberall ein-

deutig. Die novaw-Formen werden haufig als Hyperdorismen an-

gesprochen' ;eine Erorterung dieser Frage steht aber m. W. noch aus.Die Stellen, zunaehst diejenigen mit aoveo»:

Py. IV 151 " ov f- ls n O VS l 7 :8 0V olxo« 7 :a iJ m n o ea vv ov 7:' a ya v

,und nicht bedruckt es mich, wenn dies deinen Hausstand allzusehrfOrdert'. atovsi cdd.

Py. IV 236 f. f 3t a dl .l ; e g s no v 'Y ) a' em 7 :a " 7: ov a v ~e

f-lB-ceOV.der gewaltige Mann vollendete das aufgetragene MaB' (d. h.: fiihrte

seine Aufgabe auftragsgemali durch). egsnov 'Y)a ' (bzw. -'Y)as) cdd.

Ne. VII 36 7 :ij . "a t L ia va o t n o v' Y) aa v

,durch sie (sc.: die Stadt Troia) hatten auch die Danser Leid erdul-

det'. nO'P 'Y)aavcdd. (Alseinzige Variante steht in cd. B die Koineformnoveaav , und zwar als Scholienlemma.)

Is. I 40 0 n o vr ya a £t ; b e v oc p " at n e 0f -l a{ Js £a v ( {J B eS £

,Wer sich aber abgemtiht hat mit Verstand, bringt auch Erfahrung

heim' (Dornseiff). nov ryaat t ; cdd., nov ryaat ; POxy. 2451 fro 1 I I 8.pae. II 66 f . 0 b e "a Mv 7:£ nov ryaat t ;

s va yo e la w £ ( {J /.. BY B t

,Wer aber etwas Schones vollbracht hat, erglanzt in preisenden

Reden'. nov'Y)[aJatt; im Papyrus.Nun die Belege It ir nova- :

01. VIII nOAAOt b e f -l B f- lV aVW£ , " aAO ' P S £ 7:£ nova{} f j

,Viele erinnern sich, wenn etwas Schones vollbracht ist'. .

nova{}f j in allen Handschriften (auBer C: nov'Y){}f j) .

Py. IX 93 7:0y' B v gvvqJ nenovauevo» sv

,was in gemeinsamer Sache gut vollbracht ist' . nsnOVaf- lBvov cdd.

Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daB die uberlieferten

novaw-Formen (01.VI 11 und Py. IX 93) beide transitiv aufzufassen

und mit ,vollbringen, ausfuhren' wiederzugeben sinds, Diese Be-

deutung gilt anderwarts auch fur eindeutige novBw-Formen; sie ist

aber nicht die haufigste des Verbums (s. LSJ). Daher fal lt . es schwer,

hier an einen Zufall zu glauben. Die Beobachtung dieses Tatbe-standee" geht auf Gottfried Hermann, Observ. p. 259 zurtick; er

folgert daraus, daB nova- dort zu halten sei, wo das Verbum ,efficere '

1z.B. beiLeumann,Hom. Worter p. 66A. 34.

2 Wackernagel, Syntax I p. 112.139 sehreibt novaiffl mediale Bedeutung zu:

.wenn (einer) etwas Schones geleistet hat'. In jedem FaIle liegt ein transitiver

Gebrauch desVerbums zugrunde.

3 Er ist auch bei v. Wilamowitz, Eur. Her. III p. 71(zuV. 293)gebucht.

71

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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bedeute. Ihm schlieBt sich Boeckh, Notae cri t. p. 470 an; allerdings

will Boeckh auch das Py. IV 236 einhellig uberlieferte s~Bn6vr]O's

durch s~sn6vaaB ersetzen, weil an dieser Stel le ebenfalls die Bedeu-

tung ,efficere' vorliege. Wahrscheinlich hat dieser unzulassige' Ein-

griff das Verfahren G. Hermanns in MiBkredit gebracht2; dennoch

hatte Hermann, wie sich zeigen laBt, recht.Zur Beantwortung der Frage, welchem Dialekt novo.O) entstammt,

ist zunachst das Dorische zu prtifen. Hier scheint es nur noveo», und

zwar gerade auch in der Bedeutung ,verfertigen', gegeben zu haben,wie zwei dorischen Inschriften aus verschiedenen Gegenden zu ent-

nehmen ist: Schwyzer, De1.3 133 (I), 6 =Friedlander-Hoffleit 26

(Epigramm aus Korkyra, 6. Jh. v. Chr.)

I I ea~ tl -d vB! ; . ..

a vv b af -t [o ]t O '6 15 sa ii ua x am yvS- row n ovM }e

Praximenes errichtete" mit dem Demos dieses Grabmal seines Bru-

clers'. Schwyzer, De1.3 206,17 (kret ., aus Magnesia am Maeander,

kurz vor 200 v. Chr.)

[aZ]O'o-t nsn01"YIf-t8VOV

,zubereitete Nahrung?'.Wenn novo.O) also, wie wahrscheinlich, nicht dorisch sein kann",

so besteht dennoch kein Grund, es als falsch uberliefert zu betrach-

ten, da in Pindars Sprache Elemente eines weiteren Dialekts auf-gegangen sind, der das a bewahrt: des Aiolischen. DaB novao: tat-

sachlich aiolisch ist, bestatigt eine Durchmusterung der sonstigen

literarischen Belege.Sapph. 110 (a) {}veweq> n615s\:sn ' t 'oe6yvWt,

O'a 15eao.f-t{Ja),ansf-tns{J6'YJa,

rdoovyvoi 15e15sx' s~sn6vaaav

,Der Turhuter hat FuBe, die sieben Klafter lang sind, seine Sandalen

bestehen aus ftmf Rindshauten, zehn Schuhmacher haben sie ver-

fertigt'. cdd.: s~Bn6vaaav oder °'YJaav 6•

1s.unten S. 74.

2 Negativ auJ3ern s ich dazu Ahrens , Dial . II p. 148 und Lind, dial . Pind.

p. 34A. 1.3 Zur Funktion von nov8{}6 s.Wackernagel, Syntax I p. 139.

4 Dor. (iu-)novBw ,verfert igen' kommt auch im Kranz des Meleager vor:

i~6n6vl}Cf6AP IV 1,4. - Dor. noveo: in der Bedeutung ,sich miihen": nov6vft6~

Bion fr. 8,10; novlcouec: noVWft6v Hesych.

5 Zu acheinbarem zrovd- imDor. s. untenAnm. 2zuS. 74.

6 Hamm, Grammatik p. 124A. 295halt (neben der r~chtigen E~klarung) au?h

eine Herleitung von ovtvaft£ fur denkbar (,haben daraus Verdienst gehabt !;doch ist das unm6glich: Aktivisches ovtvl}ft£ heiJ3t ,jdm. niitzen'; und die

Praverbienfolge i~-6m-, die dann anzunehmen ware, kommt zwar vor, ist aber

weit seltener als en-6~-. Ein *i~-6novtvl}ft£ ist zudem sonst nirgends belegt.

72

E. IA 208 f. (lyr.) O 'o va eht\: -rB XB xa/' Xeloo»

s~sn6vaasv

(Achilleus), ,den Thetis gebar und Cheiron erzog'. s~sn6vaasv L (2. Hd.)

P; °'YJaBvL (1. Hd.).

Theoc. VII 50 f. oe'YJ,Tl),o\:, e £ 7:ot aesaxBt,

O'ov{}', 0 -a n eav 8 V ( feS t 7:0 f - ts) ,voewv s~sn6vaaa

(sic cdd.)

,Betrachte, Freund, wenn du willst, dieses Liedchen, das ich ktirz-

l ich auf dem Berge verfaBt habe'.VII 84 f. ua/' O'vxauu),4a{}1]\: S\: ),o.evaua, xa/, 7:V f-tB),taaav

x 'YJel a T sef J6f -t SVo \: l io \ : wewv s~sn6 vaaa\ : (sic cdd.),Und du (sc.: Komatas) wurdest in einen Sarg eingeschlossen, und

an Honigwaben von Bienen dich nahrend durchlittest du die Frtih-

lingszeit darin'.

XIII 14 c O \ : avO'q!xaO'a {}vf-tOV0 n ai ; n sn ovaf -t sv o\ : e £ 'Y Jsic cdd.)

.damit der Knabe ihm nach seinem Herzen erzogen sei'.

XV 80 n6O'vt ' 'Abovola , noiol c tp ' s n6 va aa v e et {}Ot (sic cdd.)

,Herrin Athene, was fur Weberinnen haben das verfertigt! '

XXVI 7 lSea 1 5 ' s u u laO 'a \: n sn ovaf -t sv a x se a/ 'v s ), oZ aa t

(sic cd., Pap.)

.die angefertigten heiligen Dinge mit den Handen aus der Kiste

nehmend'.ep. 22,5 xwaaov\ : s~sn6 vaa sv eln' ae{}),ov\: (sic cd.)

,und er (sc. : Peisandros) berichtete, wie viele Kampfe er (sc.: He-

rakles) durchgestanden hat'.

Diese Belege verteilen sich also auf die Bedeutungen ,verfertigen'

(Sapph.110; Theoc. VII 51; XV 80; XXVI 7), ,erziehen' (E. IA 209;

Theoc. XIII 14) und ,(Muhsal) erleiden' (Theoc. VII 85; ep. 22,5).

novco: in der Bedeutung ,verfertigen' hat demnach eine Deszendenz

von Sappho zu Pindar und Theokrit; in dieser Verwendung ist das

Wort aiolisch. Die Ubereinst immung zwischen E. IA 209 und Theoc.

XIII 14 legt die Vermutung nahe, daB es im Lesbischen auch ein

novo.O) ,erziehen' gegeben hat-,

Bei novas» ,(Muhsal) erleiden' Theoc. VII 85; ep. 22,5 kann es sich

urn einfache Ubertragung der dichterischen Wortgestalt auf Formen

mit der Normalbedeutung handeln-, Daraufweist die Tatsache, daB

1Bemerkenswert - aber keineswegs uberraschend - ist es, in den Chor-I Ipartien der Tragiker einen Aiolismus anzutreffen: vgl. Hoffmann-Debrunner,,!

Gesch. d.gr. Spr. I p. 112 § 174(Aiolismen in Sprechversen).

2 Diose Ubertragung kann auch durch Traditoren vorgenommen worden

sein, doch ist diese Annahme nicht n6tig; s. im folgenden. - Im iibr igen gibt es

natiirlich daneben die Mogliehkeit, daJ3 nova- im Lesb. auchdie Bedeutung

,(Millisal) erleiden' haben konnte,

73

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an beiden Stellen das Praverb e/;- vorliegt: Also besteht wenigstens

formale Ubereinstimmung mit Sapphos e/;snovaaavl• Dabei ist noch

zu beachten, daB die eine der beiden Formen (e/;snovaaa~ VII 85)bei

Theokrit in einem Gedieht steht, das auch "regulares" e/;snovaaa ,ich

verfertigte' (V. 51) enthalt.

novaw ist also aiolisch, und nur aiolisch-, Damit ist die Frage, ob

in Diehtertexten, die Aiolismen erwarten lassen, immer novtu» usw.

einzusetzen ist, sofern die Bedeutung ,verfertigen' vorliegt, im vor-

aus negativ beantwortet. Eine solche Nivellierung wiirde keines-wegs dem Misohcharakter der griechisehen Dichterspraehe Rech-

nung tragen. Formen wie enov'Y)aa lassen sieh ohne ~eiteres z. B. als

Dorismen erklaren (s. oben S. 72); also bleibt die Uberlieferung im

Einzelfalle malsgeblioh.

Zum Teil konnen fiir das Fehlen von novao» Formen besondere

Griinde namhaft gemacht werden: nov'Y}!la in E. IT 165(anap.)

/;ovlNiv TS nov 'Y)lw [tsAtaafiv

,das Werk der sehwirrenden Bienen' (sc.: der Honig) ist von

nov6w I novaw ,verfertigen' abgeleitet. Dennoeh hat Euripides hier

nicht *novfifla gebrauoht. Das kann entweder damn liegen, daB ihm

ein Aiolismus in Anapasten unangebraeht ersehien, oder damn, daB

ein *novfi[ta im Lesbischen nieht gepragt war.

e / ;s nov' Y)a ' en tTaXTov avne I [t6TeOVPi. Py. IV 236 f . (s. oben S. 71)

steht in einem Pindargedicht, das besonders starke episoh-ionische

Ziige aufweist (s. unten S. 86 ff.); e/;snov'Y)as kann hier also dorisch

oder ionisoh sein. Damit erledigt sieh Boeokhs Vorsehlag, e/;snovaa'

gegen die Handsehriften in den Text aufzunehmen (oben S. 72). -

Theokrit gebraueht zweimal das Prasens n o ve o », - o [t at in der Be-

deutung ,verfertigen, zubereiten':

XV 115 d Oa Ta if' o aa a y vv at: xs~ e n~ n Aa ifa vw n OV 60 VT at

,und die Speisen, welche die Frauen auf der Schiissel bereiten';

XVI 94 vetot 0 ' exnov60 t' VTOnOT~ anoeov

,die Brachfelder sollen fur die Aussaat bearbeitet werden'. Das me-

diale noveovtca XV 115kann eine episehe Reminiszenz sein, denn bei

1Auf diese Weise liefre sieh auch e;8novaaev ,erzog' bei Euripides erklaren ,

nur ist man dann wohl zur Annahme gezwungen, daB nenovauevo; ,erzogen' bei

Theokrit nieht der gleiehen Tradition entstammt.

2 Riehtig v. Herwerden, Lex. supp1. p. 1203: "novaw =oveco aeoliee". -

Niehts dami t zu tun haben die Formen dUa7:anovaTo~ .unzerstorbar' bei Ps.-

Philolaos (Vorsokr. I p. 417,8) und Otanova{}ivn bei Ps.-Arehyt. (Stob. IV 1,138

p.87,10), da ii in niehtpraaentischen Formen und Nominalableitungen von

-ew-Verben bei den Pythagoreern haufig ist; s.Thumb-Kieekers p. 101f. und

unten Anm. 6zu S. 132.

74

Homer kommt noveouo: ,verfertigen' mehrmals vor (z. B. E 380,

P 245). Dureh episehes Vorbild kann jedoch das passivische exno-

V60t 'VTOXVI 94 nicht erklart werden. Es ist aber dabei zu beaohten,

daB der Prasensstamm nova- im Lesbischen athematisch gebildet

wurde, wovon die Papyri gewisse Spuren bewahrt haben: nova[ts[v]ot

Ale. 5,9; ]vxsnova[t.[ Alc. 33 b 4 (wohl zu o] vx enova[ t? [ if a zu ergan-zen)'. Es ist durchaus denkbar, daB Theokrit diesen stark aiolischen

Zug vermeiden wollte- und deshalb auf noveco , -o[ ta t zuruckgriff. Ein

thematisches Prasens aunuu» wird es (zumindest in historisoher Zeit)gar nicht gegeben haben; diese Form sollte m. E. mit einem * ver-sehen worden.

Mithin laBt sich in einigen Einzelfallen noch ein Grund wahr-

scheinlich maehen, der ein nova- verhindert haben konnte. Zweifeln

konnte man allenfalls bei 0 08 xaM v it n ovr}a at~ Pi. pae. II 66 (s. oben

S. 71), ob hier nicht gegen den einzigen Textzeugen (POxy. 841)

nova- herzustellen ist. Aber der Papyrus ist sorgfaltig gesehrieben,

und der Ausgang -at~ verbietet es, ohne weiteres mit einer einge-

drungenen Randglosse zu rechnen. Somit wird novr}aat~ (wenigstens

in bezug auf den Tempusstamm) eine dorische Form sein.

Die Echtheit von Formen wie enovaaa ist also sicher; ihre Bildung

ist noch zu erortern", Es genugt, daftir auf das Nebeneinander 06xo-

[tat - 00X6W - ooxaw , n6T0ftat - noxeoua: - nOTa0ftat zu verweisen:ebenso nevoftat - nov6w - *novaw 4• Ein Nomen *nova ,Muhe' (vgl.

nOTr}usw.; s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 4600.), zu dem *novaw denomi-

native Ableitung ware (vgl. i t[ ta : T t[ ta w ), braucht also nicht existiert

zu haben. Es konnte zwar in nov'Y)eo~ verbaut sein (vgl. dovv' Y) : dov -

v'Y)eo~),doeh waren dann auBerhalb des Ionisch-Attischen Belege mit

-fieo~ zu erwarten, Sie fehlen aber vollig; uberall ist nur -'Y)e- tiber-

liefert. Inschriften: Schwyzer, Del." 335,17 (Delphi, 186 v. Chr.);

GDI 3542,6.9 (Knidos). Literarische Stellen: Epich. fro 9,1; 78,2;

87,2; 146; 275 (bis); 278; Ar. Ach. 731 (Megarer!); Theoe. XXIV 68;

Bion 2,30; Call. hy. VI 65; ep. 46,5; Diotog. bei Stob. IV 1,133

p. 81,16•

1Athematisehes Prs. novn- dagegen in 01 Tt l n l 2. 0a{ } 8 nov1] ! t[ evo£ Ale. 119,17,

vielleieht aueh 5,9 (rJ V. 1.fur a); dazu der Aor. e]novrJaa~ Ale. 117b 23.

2 Aueh Pindar hat fUr diese Stammbildung des PI's. nur wenige Beispiele;

S.unten S. 81und oben S. 16mit Anm. 1.

3 Zum Erkliirungsversueh Johannes Sehmidts S. oben Anm. 8zu S. 46.

4 Soriehtig Sehwyzer, Gr. Gr. I p. 7190.

5 novrJl2o~ konnte allenfalls im Dol' . ein ion.-attisehes Lehnwort sein.

Zum Suffix S.Fraenkel, Nom. agoI p. 129A. 3.

75

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9. vp/v{J.aal

Is. III/IV 7 erseheint in der Pindaruberlieferung, einhellig be-

zeugt, die singulare Form vfl'l'{J.aal. Die Herausgeber erblieken darin

ein dureh hyperdorisehe Sehreibweise entstelltes Vfl'l'ijaal, Inf. Aor.

Akt. von vp,vsw ,besingen', und setzen vp,vijaal in den 'I'ext'. Die

Stelle (V. 7 f.) lautet bei Snell:

BV"ASWV 0' eeywv anolYa xen p,sv vp,vijaal roy laM v,

xen os "wp,aC ovr' ayaval~ xaeireaaw {Jaaraaal.

Danaoh ubersetzt Wolde: ,Seh6nerTaten zumLohne- miissen wir den

Edlen singen, mussen, wenn wir festlieh sohwarmen, mit lieblichen

Liedern ihn erhohn.'

Falls man vp,v{J.aal fur eeht erklaren wollte, mtifite man ihm zu-

naohst ein *vp,vaw, als Nebenform zu vp,vsw, zugrunde legen. Nun ist

ein solehes *vp,vaw, da ihm der o-Stamm 1Jp,vo~ als Ausgangspunkt

gedient haben mufl, tatsaohlioh eine unerwartete Bildung; zudem

fehlt davon jede weitere Spur. Nieht nur im Ioniseh-Attisehen ist

die -sw-Flexion des Verbums gut bezeugt, sondern sie laBt sieh aueh

im Aiolischen und Dorisehen mit Sieherheit nachweisen.

Eine dorische Inschrift zeigt die Form vp,vfwavre~ (Dittenberger,

Syll. 711 L 12; Delphi, 105 v. Ohr.). Fur die dorische Literatur-

sprache legen folgende Stellen Zeugnis ab: Alcm. 3,5 (vp,vlOla{J.v);Stes. 212,2 (Vp,VBlV); Simon. 519 fro86,2 (1Jp,vBOV); Carm. Pop. 867,3

(vp,v~aop,Bv); Lyr. adesp. 1016 (Vfl'l'SWp,B~); B. 3,3 (1Jfl'I'Bl); 3,97

(vp,v~aBl); 5,33 (Vfl'l'BlV; Pap. :Vp,VBl); 5,179 (1Jp,v'Yjaov) ; 8,18 (v p,vsw v ) ;

9,6 (Vfl'l'BlV); 11,13 (vp,vBval); fro20 0 8 (vp,v~aa~). Die lyrischen Par-

tien bei den Tragikern liefern folgende Belege: A. A. 1474 (Vp,VBlV);

Ch. 385 (lCf!Vp,vijaal); S. Ant. 815 (1Jfl'I''YjaBv);E. IT 185 (Vp,VBl); HF

355 (vp,vijaal); 688 (vfl'l'ova' =oval); Med. 422 (vp,vBVaat); Ba. 71

(vp,v~aw); E1. 1190 (avvp,vrwa~); Rh. 548 (Vp,VBl); fro 773,46 (vp,-

VBlV); fro781,31 (vp,v~an; cd.: Vfl'l''YjaBwl). Dazu kommt noch Ar. Lys.

1305 (Vp,vtWP,B~; in einem Ohorlied der Spartaner). Theokritstellen:

XVI 2 (bis). 50.103; XVII 8; XXII 1.4.26.135.2193• Ferner: AP VI

132,3 (vp,vBvvra); VII 19,1 (vp,v'Yjrijea); es handelt sieh hier um zwei

dorisierende Epigramme.

Im Lesbischen findet sich die 3. PI. Ipf. Akt. 1Jfl'I''YjvSapph. 44,344;

1Snell erwahnt das allein uberlieferte 15flYfiaat imApparat gar nicht.

2 Zur Prosthothese m )UABWY (5' eeyWY cmowu S. Schwyzer-Debrunner, Gr.

Gr. IIp. 617.

3 Sie sind allerdings nicht voll beweiskraftig, da sich die betreffenden Ge-

dichte nicht auf einen bestimmten Dialekt festlegen lassen.

4 S. dazu Hamm, Grammatik p. 163; vgl. auch Scherer, Kratylos 8 p. 174.

76

dazu kommt noch der (allerdings durch Traditoren entstellte) Inf.

Vp'VBlVAle. 308 b 2 (erwartet wird 1Jp,v'Yjv).

Endlichbietet Pindar selbst eine Reihe von sicheren Belegen fur

v p, vsw: v p, vswv 01. VII 14; 1Jp,v'Yjaav Ne. V 25; Vp'VBlrB Ne. X 2;

vp,v~aop,Bv fro 29,7; vp,v~aw parth. II 11; vp,vBla{}al fro 121,1; 1Jp,VBl

fro 128 c 6 (cd.: VP,VBtV); vp,v 'Yj r6~ Py. X 22; °r6v Py. XI 61; nOAv-

vp,v~up Ne. II 51.

An allen diesen Pindarstellen liegen keine Handschriftenvarianten

vor, die irgendwie auf ein *vp,vaw wiesen. Gerade deswegen kommenaber Zweifel auf, ob es bereehtigt ist, Is. III/IV 7 vp,v{J.aal durch

vfl'l'ijaal zu ersetzen. Es laBt sieh kein Grund dafur finden, warum

die Handschriften an einer einzigen Stelle eintraohtig vom Richtigen

abgewiehen sein sollten, wahrend sie es an den anderen Stellen eben-

so eintrachtig bewahrt haben. Noch dazu handelt es sich bei vp,vsw

um ein gelaufiges Verbum, das den Abschreibern keinerlei Sehwierig-

keiten maehen konnte.

Auf Grund dieser Uberlegungen stellt sioh die Frage, ob vp,v{J.aal

nieht anders gedeutet werden kann. Das ist del' Fall: Die Form ist

als v-p,v{J.aal zu analysieren; entstanden ist sie aus *vn-p,v{J.aal2, und

dies ist del' Inf. Aor. Akt. von vnop,lfl'l'na"W ,ieh erinnere, bringe in

Erinnerung'. p,vii ist bekanntlieh die doriseh-aiolisehe Form der Ver-

balwurze1. vn = vn6, mit Apokope, ist bei Pindar zwar sonst nieht

bezeugt, liegt aber in hom. v{J{JaAABlY T 80. und in thess. vnne6

Sehwyzer, DeJ.3 590,43; IG IX (2) 512,30 vor. In diesen beiden

W6rtern steht apokopiertes vn VOl'einemLabial", das trifft aueh fur

*vn-p,v{J.aal zu. .

Pindar selbst weist von folgenden Prapositionen apokopierte For-

men auf: ava, "ara, naea, surti", Erwahnenswert sind in diesem Zu-

sammenhang namentlich die Verbalformen avp,vaaBlBv Py. I 47 und

ap,vaaBl Py. IV 54 (= avap ,v~aa l, avap ,v~aBl )5 , da hier das gleiehe

1Unsicher ]vfly~ato, pae. XII 5.

2

Theoretisch konnte auch an *1;JI-flYfiaat=

YUflyfjaat gedacht werden.1;Y< ay(a) ist aber nur im Arkadischen urid Kyprischen bezeugt (s. Thumb-

Scherer p. 119f.; 155),und diese Dialekte haben zu den altgriechischen Litera-

tursprachen nicht in dieser Weise beigetragen.

3 Dazu S. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 265m. - Bei *15n-fly(iaut handelt es sich

allerdings um einen Nasal, keinen Verschlu131aut.

4 S. Peter, dial. Pind. p. 67f.

• Die Handschriften bieten folgende Lesungen: ay flyaaet/w (bzw. fly~aO,

fl~aO) Py. I 47; aflflyaaSt neben aflyaast (und aYUflYO)Py. IV 54. ay-/wo zeigt Er-

haltung (oder Restitut ion) des Praverbs ; afl-flYo zeigt Assimilat ion; und in

aflYo ist Vereinfachung des flfl vor Konsonant durchgefUhrt, ebenso in 15p,Yfiaut.

77

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Verbum vorliegt wie in v fLy f iaw, nul' mit anderem, gleichfalls apo-

kopiertem Praverb'.

Del' Satzbau bleibt, wenn man vwf iaa l als v:JwfLyi jaal auffaBt, un-

verandert : ,Man muf den Edlen in Erinnerung bringen (d. h. :seinen

Ruhm verkunden), man muf ihn im Festzug mit freundlichen Lob-

liedern erhohen", Die gewohnliohe Konstruktion bei fL l fLY?7auw (bzw.

a ya -, v no -f LO ) ist bekanntlich entweder f Llf LY ?7 au w it ya ilY O ~ oder

fL lfL yfia uw itya it ,jdn. an etwas erinnern'. Abel' auch fur fLl fLyfiauw

it (bzw. i tya) ,etwas (bzw. jdn.) in Erinnerung bringen' gibt es eineAnzahl von Belegen". Vgl. Pi. Py. XI 13 f.

B Y i0 e ea av or 'j.o ~ e fL ya as y B ai£ ayI , \ I I fJ ' Iiel iOY era oteipcvov na ie rpa y a ll.W Y

.in diesem (sc.: dem Pythischen Wettkampf) machte Thrasydaios

sein Vaterhaus beruhmt, indem er ihm den dritten (Sieges-)Kranz

auflegte'.

S. Ph. 1169 f. (lyr.) n a AlY n a Al Y n a Aa U )Y a AY'Y Jf L'VnSfLyaaa~

,wiederum, wiederum hast du den alten Schmerz in Erinnerung ge-

bracht'.

Hdt. VI 21,2 u a t BC 'Y J fL £wa aYL lY w ~ a ya W1 }a aY ia o lu 1}ta u au u X lA £n m

oeax fL f im ,und sie legten ihm eineStrafe von tausend Draohmen auf,

da er das Ungluok ihrer Bruder wieder in Erinnerung gebracht habe'.

Antipho 2,4,11 a ya fL lf LY fia uw y d /y n O lY 1} Y .an die Bulle erinnernd'.

WeitereStellen (Praverb eao-ist duroh !angemerkt): Hdt. VII 171,2!;

PI. Phdr. 241 a !; PI. Menex. 249 a; D. 18,60.131. 229.269!; 19,187!;

20,76!; 22,15!. Besonders bedeutsamist - nebenPi. Py. XI 12-

die Sophoklesstelle: Da es sich dabei um eine lyrische Partie handelt,

karin vnSfLyaaa~ Ph. 1170, mit gleichem Praverb in gleicher Weise

verwendet wiePindars vwfiaal , derselben literarischen Tradition ent-

stammen wie dieses. .

Was im Einzelfall vom Dichter selbst gesprochen wurde, liiJ3tsich wohl nicht

mehr entscheiden.

1dv(a)

+f1,vi i - findet sich auch bei Sapph. 94,10: of1,vataat (vgl. noeh 16,15

o]vef1,vat[a ' ) ; ferner in aiolischen Gedichten Theokrits: of1,vaaE7jv XXIX 26 und

of1,f1,t f1,vaauopbcp XXX 22. Bei Pindar kann hier also ein Aiolismus vorliegen.

Falls diese Annahme zutrifft, hatte er das lesb. ov - durch das gelaufigore dv -

ersetzt.

2 Damit ist auch die leiehte Tautologie beseitigt, die - bei Einsetzung von

v f1 ,v fj aa t - in den zwei Gliedern des Satzes liegen wiirde: .besingen' - ,mit Lob-

liedern erhohen'. (Eine Tautologie lage allerdings nul ' dann VOl',wenn das

"Problemwort" xa( ! t( ; hier tatsachlich fur ,Loblied' stunde , vgl. Rumpel, Lex.

Pind. p. 483b.)

3 s. Killmer-Gerth I p. 364£.;Schwyzer-Debrunner, Gr. Gr. II p. 108.

78

10. cxbvaoe

Zwei Pindarstellen machen eswahrscheinlich, daBmit einem Ver-balstamm cpwya- ,sprechen' zu rechnen ist:

01. XIII 65 ff. n e £Y y s ol X ev aa fL nv ua u ov ea x aA lY O Y

lI aA A u~ f jy BY U ', ... I . . . tpdwaae 0 "

,bis ihm den mit goldenem Stirnband versehenen Zaum die Jung-

frau Pallas brachte, ... und sie sprach: '(die Rede folgt).

Ne. X 75f. { }S e fL U o ij i SY YWY o a ue v a a iO y ax a" i~oe{ }WY tpdwaae:

.heilie Tranen unter Seufzern vergieBend rief er laut:' (die Rede

folgt). An beiden Stellen ist in allen Handschriften cpwyaas tiber-

liefert.

Andere Stellen zeigen hingegen das normale ipoweo»:

Py. IV 163 ia via fL O l { }a vf La aio ~ O Y Sle O ~lo w C PW ys "i

,dies sagte zu mil' ein wunderbarer Traum, del' mil' erschien'. (Die

Aussage ging voraus.) cpwys l cdd.

Py. IV 237 rV~SY 0' acpWY1} i rp=e 8 fL n a~ a XSl

,und er schrie auf in spraohlosem Gram'. °Y1}irp cdd.

Is. VI 51 s ln sy 7 :B c pw v 1} aa l~ a is f La Y it ~ a v 1} e

,und er erhob die Stimme und sprach wie ein Seher:' (die Rede folgt).

cpwY1}aat~ cdd.Diesen Befund zu normalisieren empfiehlt sich nicht: Das ver-

bietet schon die eindeutige Handschriftenlage an allen Stellen.

cpWYSWdarf nicht angetastet werden da es nicht nul' ionisch-attisch ,sondern auch dorisch ist. Das lehrt insbesondere die groBe Inschrift

von Gortyn (Schwyzer, Del." 179): lIONIONTEE ( =CPWY£OY7 :B~ ,mit

to < so ) I 18; AlIOlIONIOI t= anocpWy£o l ) I 13; weitere Belege fur

( an o - ) cp WY SWauf del' Inschrift: I 16.19.21; II 19.36.54; IX 30.37.45.

51.52; X 31; auf anderen kretischen Inschriften: GDI 4986,9.17

(Inscr. Cret. IV 81); Schwyzer, De1.3 181V 7.10 (Inscr. Cret. IV 41);

GDI 4999 II 3 (Inscr. Cret. IV 42); Inscr. Cret. IV 46 B 4; nicht be-

weisend fur -s w GDI 5128,6 (Inscr. Cret. II, V 9,8).

Dazu kommen weitere mehr oder weniger sichere Zeugnisse fur

dorisches cpWysw. Inschriften: IG IV 752,15 (Vertrag zwischen

Troizen und einer anderen Stadt; 2. Jh. v. Chr.) aVfLcpwY'Yj{}s '1J7:a1;

Tempelchronik von Lindos D 45 ( Myro fr. 5, FGrHist 106 Jac.)

nOianocpWY1}aa~ ; Epigr. Gr. 978,11 (dorisierendes Epigramm aus Phi-

lae in Agypten, Zeit des Augustus) cpWYSVY i t (3.Pl.). Literarische

Belege: B. 1,76 neoacpWYs ' i (oder neoacpWYu ) ; Scol. 909,10 Page..)

1Vgl. das DuplikatIGIV2 (1) 77,20: aVf1,] tpwvrJ&[evm.

79

Nach den iiberzeugenden Darlegungen von Page, Sappho and Al-

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tpw'VS01l'r:Sr;(Var.: tpw'Vso'Vi t, 3.Pl.); auch die lyrischen Partien der

Tragiker bieten nul' Formen von tpoweo»: S. 00 215 iptbve«, El. 213

ipowei» , Tr. 892 t po w ei c ; E. Or. 146 tpOWSll.Bukolikerstellen: Theoc.

II 109 tpw'Vsv'V'r:a,XIV 20 tpw'Vsv'Vur;, XV 146 tpowsi ; XVI 44 tpw'Vsw'V;

Mosch. 3,48 vnstpw'Vsv'V2•

tpw'Vsw kann also ein dorisches Element in Pindars Sprache sein

und darf schon wegen dieser Moglichkeit nicht beseitigt werden.

Ebensowenig darf dies aber mit der Form tpw'Vaas geschehen. Denn

einmal ist *tpw'Vaw, in Anbetracht von tpW'Vdj-f j , die erwartete Bildung(vgI. itfld : itfla w)3 , zum anderen bietet Theokrit einen klaren Beleg

einer vergleichbaren Form: Inf. tponuioa: II 108 (Pap.; cdd. bis aufH

[2. Hd.]: Hier steht -fjaal). Die Stelle, an der ein verliebtes Madchen

spricht, lautet: (103 ff.)

eyw O s 'V w d» ; e'V6rjC1a

a r [ a { h5 ea r; v ne e o vo o' V a ps lf 36 fl s'V o 'V n oo ~ u ov tp rp -

105 tpeaCs6 ue» - r: o 'Vsew {} ' 8 { }s 'V lxeto, n6 - r: 'Va Ee Il ,a 'Va -

niiaa f le 'V b pv x1 hj 'V X l6 'V o r; n AS o' V, e u o e uexdrno:

M ewr; flsV u oxvo wu s'V la o'V vtrtlauuv Ueaalr;,

o vos it tpowtiao: ov 'Va f la 'V , ov o ' Baoov e'Vvn'Vrp

uVVCSV 'VWl t pw'Vsv 'V- r: a t p l'Aa'Vno - r: ~ f ladea -du'Va '

110 a A' A' e na y' YJ 'V o a yv Ol u aA o'V x e6 a n an o{ }s 'V loa.

,Kaum als ich ihn erblickte, wie er tiber die 'I'urschwelle mit leichtemFuBe schritt - sage mir, Herrin Selene, woher meine Liebe kam-,

wurde ich am ganzen Leib kalter als Schnee, doch von der Stirn

rann mir SchweiBgleich feuchtem Tau, und ich konnte nicht mehr

sprechen, nicht einmal so viel wie Kinder, die im Schlaf wimmern,

ihre liebe Mutter anredend, sondern ich wurde iiberall am schonen

Leib starr gleich einer Wachsfigur'. Diese Stelle ist, wie man langst

erkannt hat, eine Nachahmung des beriihmten Sapphogedichtes 31:

tpolvetol f lO l u fj' Vo r; l ao r; { }S Ol C1Wusf. Dessen Verse 7 und 8 lauten in

der Uberlieferung (bei Ps.-Longin. de subl. 10):

wr; [ ] yae alow f3e6xswr; ue tpw'Var;

ov oe 'V s - r: elxe:

1Nicht verwertbar sind rpwvrov A. A. 205; nl]orpwvrov Eu. 503; rpwvro S. OC

1485. noompoweii; A. Pro 596 (lyr.) ist unrichtige Lesart statt nl]oaiJl]oe'ir;.

2 rpwvro Theoc. II 43 ist nicht verwertbar; zu Theokri ts tpunuiaai S. weiter

unten im Text.

3 So richtig Ahrens, Dial. II p. 148; V. Christ , Beitr. p . 72; J. Schmidt,

Pluralb. p. 334; Sutter lin, Denom. p. 12.82.91; modifizier t Schwyzer , Gr.

Gr. I p. 720 A. 10: rpwvaw sei zwar authentisch, aber erst durch sekundaren

Ansohluf an rpwvd entstanden. Ihm folgt jetzt St runk, Gl . 42p . 167, 168f.

(Almlich schon Schroeder, ed. maiop. 18). sptbvoae wird als hyperdorisch be-

zeichnet von Leumann, Hom. Worter p. 66A. 34.

80

caeus (Oxford 1955) p. 22 f. ist zu lesen:

wr; ya e sr; a ' lO W f3e 6xs', d S r ; fls cxbvao '

ovo' B 'Vh' SlUel

.sowie!ich dich nur erblicke, ist esmir nicht mehr moglioh, etwas zu

sagen'. Das iiberlieferte tpw'Var; ist also als Inf. Aor. tpW'Vaaal2 aufzu-

fassen, der von elxe: abhangt (Parallelen verzeichnet Page, a. a. 0.).

Dafiir liefert nun die Theokritstelle mit tpoiviiaai, das im gleichen Zu-

s~mmenhang vorkommt, eine erwiinschte Bestatigung, die bisher

nicht beachtet worden zu sein scheint. Theokrit hat also die Form

von Sappho bezogen, und Pindars tpdwaoe kann demnach auoh eine

lesbische Form sein.

Prasensformen des Verbalstammes tpw'Va- haben sowohlPindar als

auch Theokrit vermieden, und zwar deswegen, weil sieim Lesbischen

sicher athematisch waren", Ein Beleg konnte im gleichen Sappho-

gedicht vorliegen: V. 3 f. ist aovtpw'V.aatr; iiberliefert. Erwartet wird

an dieser Stelle der Gen. Sing. fem. eines Partizips, Die modernen

Herausgeber haben < 1 0 V tpoweloa; (,derSiiBes Redenden') eingesetzt.

Da aber, gemaB tpw'Vaa'( ai}, zunaohst von lesb. *tpW'Vafll, nioht von

*tpW'V'YJfll auszugehen ist, diirfte vielleicht eher ipowolaoi; im Text ge-

standen haben-,

y,

1Zu w r ; - w r ; s.Wackernagel, Gl. 14p. 64ff.=Kl. Schr. p. 872 ff.2 Page schreibt ohne Not tpdwaio' mit "hyperaiolischem" at (s. dazu Hamm,

Grammatik p. 24f. § 49b); ebenso die Ausgabe von Lobel-Page , - Die Lesung

tpdwao' t= rpwvaaat) wird ubrigens bereits von Danielsson, IF 25p. 273 A. 2

erwogen.

3 Diese Vermeidung von rpwva- im Prasensstamm wird bei Theokrit dadurch

besonders augenfallig, daB er im gleichen Gedicht (II), ja in zwei unmittelbar

benachbarten Versen (108.109), nacheinander die Formen rpWVeVV'W und

spunuicuu. verwendet. (Dies kann zugleich als ein besondcrs krasses Beispiel fUr

die Dialektmisohung in seinen Gedichten gewertet werden.) Vgl. auch oben

S. 75zu *novaw.

4 Allerdings ist bei Balbilla GDI 320,5 der Inf. Prs. rpwv'fjv uberliefert, Fallsdiese Form aus wirldichen Dialektkenntnissen heraus gebildet ist , hat es im

Lesb. neben rpwvap,t doch ein rpWV'fjP,t gegeben, das dem normalgriechischen

rpWV6W entsprach; dann ist tposvelacu; bei Sappho moglich, rpwV'fJV konnte aber

auch ein ins Lesb. mechanisch umgesetztes gemeingriechisches rpWVSlV dar-

stellen; dann wiirde die Form keine SchlUsse auf Sapphos Dialekt zulassen. -

Beach~ens:vert zu (fov rp o auch Hamm, Grammatik p. 141A. 343. Sieerwagt -

wenn ich sie recht verstehe -, den Komplex als ein Wortaufzufasaen: a.ovrpw-

veloac, zu einem a.OVrpWV6W/-'Y}p,t, das von dem bei Sappho selbst belegten

a.ovrpwvor; (153)abgeleitet ware.

6 Forssman, Sprache Plndars 81

cpWYBW alte *cpwyaw zugrunde liegen (cpwv'Yjao ware also aus tpowao" ent-

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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cpWYBWkann, da eszur Klasse derer auf -BW gehort, nicht u~mitt~l-

bar vom a-Stamm cpwya/--Ij abgeleitet sein-. Das Verbum hegt im

Ionisch-Attischen und im Dorischen vor; deshalb dtirfte seine Ent-

stehung in vorhistorischer Zeit erfolgt sein. Der Befund der home-

rischen Sprache liefert aber vielleicht doch noch einen Hinweis fur

das Aufkommen von cpWyBW.

Der Formenbestand des Verbums bei Homer ist folgender: Der

Prasensstamm erscheint nur in Komposition mit fts7xi und ne6c;00 '00) d id(ftS7:scpWYSS,OSSY, U, SO Y; n eoa sc pW YS S, S SY, so y; un zwar n er

Bedeutung ,zu [dm. reden' {peta-], ,jdn. anreden' (neoa-). Dazu

kommen Formen des Aorists; sietreten hinwiederum nur unkompo-

(

') I I 0 0 I '() 0 ,niert auf: S ipcovnae», c pwY 'Y jaac; , aayroc ; , aayr ec ;, tpownaaa a, aaanc,Diese Aoristformen werden auf zwei verschiedene Arten verwendet.

Einerseits, und zwar haufig, in der Bedeutung ,sprechen', z.B.B 35 d)c; Cl ea cpwv -I jaac; ans{J- Ij as ro , r ov < 5 ' I f) ,t n' avwv

.naehdem er so gesprochen hatte, ging er weg; ihn aber lieBer dort

zurtick' (die Rede geht voraus),

X 296 "E"rwe < 5' s yvw f la ty BV£ cpeSO 'I ,c pwv 'Y jaBv r eo

Hektor erkannte das in seinem Sinn und sprach:' (die Rede folgt).

in anderen Fallen sind dagegen Formen wie cpwv-Ijaac;, cpwv'Yjasv miteinem Verbum des Sprechens verbunden, entweder durch re oder in

einer Partizipialkonstruktion:

< 5 370 ij M fts v C lY Xt attica s noc ; c paro cpwv 'Y jaev xe

,sie aber, in meine Nahe tretend, sprach die Rede cpwv'YjaBvxe', Solche

Verse sind selten; haufig ist dagegen die Formel

"a t ftty c pwv-Ijaa c; snsa n rse6 svra n eoa'Yjv<5a

und er sprach cpwv-ljaac; zu ihm die gefltigelten Worte",

, Falls nicht ein Pleonasmus angenommen werden soll, mtissen

cpwv'Yjasv, cpwv-ljaac; in solchen Ausdrticken eine andere Bedeutung

haben als die danebenstehenden Verben cparo, neoa'Y jv<5a, also etwa:

.die Stimme erheben'. Dabei konnte noch das von cpwva abgeleitete

1Schwyzer, Gr. Gr. I p. 720 A. 10 sieht im stamrnauslautenden Ii vonq ;w ve w o ~a w usw. das Ursprungliche und vergleicht das Verbum mit aksl.

zVbneti. Dadurch ist er gezwungen, *q;wvci.w als sekunddr zu betrachten (s. oben

Anm. 3 zu S. 80)..Aber auch in bezug auf den Anlaut ist der Vergleich q;wvew:

zVbnet i schwierig. ~ Sutterlin, Denom. p. 82f., 91 erwagt dagegen Beeinflus-

sung eines urspriinglichen *q;wvci.w durch andere Schal lverba auf -ew wie

xsAaClew.2 Zu dieser Formel existiert eine Reihe von Varianten, die dann erscheinen,

wenn ein anderes Objekt als p,tV oder ein anderes Subjekt als die 3.Pers. Sing.

mask. auftritt.

82

standen); das auBerhalb des Aiolischen frtih ausgestorbene *cpwvaw

kann sich am ehesten in alten Formeln erhalten haben. Die Bedeu-

tung ,sprach' bei qxbvnoe dtirfte demnach jtinger sein.

Die Formen des Prasensstammes weisen bei Homer alle ein Pra-

verb auf, haben stets die Bedeutung ,sprechen' und konnen alle nur

zur Verbalklasse auf -BW gehoren. Darauf laBt sich vielleicht die Ver-

mutung aufbauen, daB es sich bei ftsra- und otooatpoweco um Denomi-

native von *ftsra- und *ne6acpwvoc; handelt-, Diese beiden waren

Possessivkomposita aus ueia- bzw. neoa- und cpwv-lj; die Bedeutung

ware *,bei jdm. die Stimme erhebend', *,zu jdm. hin die Stimme

erhebend'. Aus f ts ra -, n eo ac pWVBW ware dann, durch sekundare Zer-

legung, cpWYBWhervorgegangen-,

Eine Schwierigkeit liegt darin, daB weder *ftsracpwvoc; noch

*ne6acpwvoc; belegt ist. Doch hat sich von letzterem immerhin viel-

leicht eine Spur erhalten: otoiuponmeu; ,anredend' (nur t 456). Das

Wort kann weder ein Bahuvrihi sein noch als .fsvr-Ableitung zu

einem *noncpwya erklart werden. Es enthalt das alterttimliche Vor-

derglied noti-, geht also wohl auf vorhomerische Zeit zurtick und

kann deshalb fur sprachhistorische Schltisse verwendet werden. no-

ncpwv*tc; kann auf Umgestaltung des erschlossenen "notupowcc =

*ne6acpwvoc; nach cpwv-ljstC;beruhen"; vgl. hom. cpatotft6uc; neben gleich-bedeutendem cpat<5tftoc;4.Das Wort hatte aber vor seiner Umgestal-

tung noch ein *noncpwvBw hervorgebracht, das im Ionischen durch

neoacpWVBW ersetzt wurde". '

III. ZUSAMMENFASSUNG

Aus den vorangehenden Darlegungen laBt sich der SchluBziehen,

daB bei Pindar Hyperdorismen, die im Verlaufe der Texttiberliefe-

1 Nach der Chronologie der Belege diirfte auch avp,q;wvew (seit Pl.) nicht aus

ouu- und tpowe» zusamrnengesetzt, sondern von (J1)p,q;wvor; (seit hy. Mere.,Pi., S.) abgeleitet sein; dieser Fall bietet eine genaue Parallele.

2 Doch S. zu p,sr:aq;wvew unten Anm. 5.

8 Anders Risch, Wortbildg. p. 141 Abschn. d: notupowneu; wurde seiner-

seits nach n(!Oaq;wvew geschaffen auf Grund des Verhaltnisses avClc i .w: avCl~str; .

• Risch, Wortbildg. p. 141Abschn. e.

6 p,sr:aq;wvew, bei Homer weit seltener als nooaspcoveo», braucht nicht ebenso

als Denominativum zu einem *p,S7:ci.q;wvor; erklart zu werden (von diesem Wort

gibt es keino Spuren), sondern kann auch zu n(!Oaq;wvew hinzugebildet sein

nach dem Verhaltnis n eoaav C ldw : p ,s 7: a vC l dw .

6* 83

rung in die Handschriften eingedrungen waren, nicht anzuerkennen Leumanns (a. a. 0.) unwahrscheinlich: Der a-Stamm der pinda-

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sind. Was bisher dafiir galt, kann - soweit nicht klar als solche er-

kennbare Versehen vorliegen - anders erklart werden, und zwar auf

versohiedene Weise:noAv,uaAq.> und v,u'Viiaat mussen etymologisch anders gedeutet werden

als bisher";ano 'Vom:aaaY7 :01 ; , Y8Y8 'Va,us'Vo 'V , lM 'Vaa8 'V (usw.), ,u8,uaA67:a l; , no 'VafJ ij (nebst

n8no'Va,us'Vo'V) und tpdwaoe konnen morphologisch so eingeordnet wer-

den- daB nicht mehr mit einem hyperdorischen a gerechnet zu wer-

den brauoht":bei aavxta (usw.) dtirfte das (hier wurzelhafte) a - ebenfalls ursprung-lioh d. h. dialektecht sein;a,u8~o- erklart sich durch volksetymologische Umdeutung in einer

Dichter- bzw. Kunstsprache.Die bisherige Annahme, Hyperdorismen seien durch die Tradi-

toren in den Pindartext geraterr', war ohnedies unwahrscheinlich.

Gegen sie spricht schon die Tatsache, d~B die Uberlieferung die ~ er-

teilung von 'YJund a anerkanntermaBe~ im g~nz~n getreu ":Ied~rglbt.Sodann mulrten die "Hyperdorismen bereits m der Antike m de.n

Text gelangt sein (s. oben S. 55; Anm. 4 zu ~ .. 60), d. h. auf die

Alexandriner zuruckgehen ; deren Behutsamkeit m der Textgestal-

tung wird aber kaum angezweifelt. SchlieBlich ~pricht d~gegen d~rUrnstand daB die aiolisch-dorischen Dichter kemeswegs immer die

gleiohen ,;Hyperdorismen" aufweisen; was der ein~ h~t, ~ehlt haufigbei anderen (s. oben S. 49 ff., 63 f., 72 ff., 79 ff.). Bel Emfuhrung von

Hyperdialektizismen durch Grammatikerautoritat w~re aber dochwohl eher Nivellierung zu erwarten als das uns vorliegende bunte

Bild.Aber auch die etwas abweichende Ansicht Leumanns bewahrt sich

nicht. Dieser nimmt - wie aus seinen Darlegungen Hom. Worter

p. 66f. hervorgeht - an, Pindar se.lbst habe ~lY~erdori~che Formenangewandt. Mit hyperdorischem a 1Staber bel Pmdar nicht zu reeh-

nen". Deshalb werden auch weitere diesbezugliche Vermutungen

1Bei :noAVf.taAqJ handelt es sioh um die Wiederaufnahme einer al teren Er-

klarung.

2 z. T. nach dem Vorgange Fruherer, .

3 Bei der Erklarung von d:novoaraaavwc; und yeyevaf.tSvov handelt es sich

allerdings - mangels Mater ial - jeweils urn eine blofie M6g:iohkei~. Aber .~ie

Riohtigkeit der Uberlieferung wird daduroh gestiitzt, daB die restliohen FaIle

sich mit hoher Wahrsoheinliohkeit als eoht erwiesen haben,

4 So z.B. Thumb-Scherer p. 12.

6 Eine solohe Moglichkeit ist nur bei yeyevaf.tSvov (oben Anm. 1 zu S. 59) an-

gedeutet . - Die auf Insohrif ten belegten Hyperdorismen stammen aber erst

84

rischen Komposita xaAxoaeal; ,erzgepanzert ' und x8etaeal; ,ge-

achickt? sei durch falsche Auffassung des homerischen -'YJe'YJl;(z. B.

in XaAX1}e'YJl;.erzgefugb', Gen. -801;: -so-Stamm) zustande gekommen-,

und vyt8'V7:a ( ,gesund') 01. V 23 verdanke seinen singularen Stamm

einer "Umsetzung von - 1 } 1 ; -SOl; zu dor. -'YJI; (ion. -8 tl ; ) -8 '1 '7:01; "3. Der

Stammauslaut a von x aA xo ae al ;, x 8e u1 ea l; wird also von dem -'YJI; in

XaAX1}e'YJl; unabhangig sein; und Vyt8'V7:- ist viel leicht durch spraoh-

wirkliche Analogie entstanden: entweder vom Dat. PI. (xa ete a[ a ) z :Vyt8a[a}t =a et8 'V 7: a : x) oder vom Komparativ/Superlat iv aus (Xa-

e t 8a7 :8 eO l; r7 :a7 :0 1; : v y t8 a7:8eO I ; =a et 8'V 7: a : X)4 .

aus einer Zeit, als die Dialekte abzusterben beginnen. Material findet sieh bei

Wahrmann, Prolegomena zu einer Geschichte der gr iechischen Dialekte im

Zeitalter des Hellenismus (15. Jahresbericht des Mddchen-Obergymnaaiums

Wien, Wien 1907) p. 13f. Zu Pindars Zeit war der Gebrauch der Dialekte noch

ganzlich unangefoohten.

1Sowie von cpeevoaeac; .veretandig' bei Bacchylides.

2 Die Annahme bringt noch weitere, von Leumann selbst erwahnte Schwie-

rigkeiten mit sich.

3 01. V stammt wahrscheinlich nicht von Pindar, sondern von einem unbe-

kannten Zeitgenossen; s.v. Wilamowitz, Pindaros p. 420ff. Das tut hier aber

nichts zur Sache.

4 Letzteres erwagt berei ts Wackernagel, Dehnungsges. p. 4=K1. Schr.

p. 900 (mit einem m. E. unn6tigen Umweg). Bei der ersteren Almahmebleibt

die Akzentdifferenz x aelea[ a] t: vyda[ a ]t zu beriicksichtigen.

r85

gefiihrt wurde-, sei sie an diesel' Stelle gegeben-, Besonderer Wert

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Dritter Teil

DIE SPRACHE VON PY. IVUND DAS UNDORISCHE 'YjBEl PINDAR

A. Die Sprache von Py. IV

Py. IV ist das weitaus langste unter den erhaltenen Gedichten

Pindars. Die 13 Triaden (mit insgesamt 299 Verszeilen nach mo-

derner Zahlweise) haben folgenden Inhalt : Weissagung der Grlin-

dung Kyrenes durch die Battiden; Ankunft des Iason in Iolkos und

Auseinandersetzung mit Pelias; Auszug derArgonauten; deren Fahrt

nach Kolchis; die Taten Iasons in Kolchis; die Rlickfahrt der Argo-

nauten. Den SchluB (263-299) bildet eine personliche Ftirbitte Pin-

dars: Er fordert den Adressaten Arkesilaos von Kyrene auf, den

verbannten Damophilos zurlickkehren zu lassen.

Die mythische Erzahlung nimmt also in diesem Gedicht einen

breiten Raum ein. Man kann in der Tat von einem "kleinen Epos"

sprechen (wenn auch die Unterschiede gegenliber homerischer Er-

zahlweise deutlich sind)'. Es nimmt daher nicht wunder, daBPindar

sich gerade in Py. IV sprachlich besonders stark am Epos orientiert

hat. DieAnklange an Horner", Hesiod" und die homerischen Hymnen

reichen von Motiven libel' die Wortwahl bis hin zu flexivischen, ja

lautlichen Eigenttimliohkeiten+, Da eine Zusammenstellung del'

epischen Elemente von Py. IV in neuerer Zeit m. W. nicht durch-

1 s. Christ-Schmid-Stahlin, Gesch. d. griech. Lit. I p. 598.

2 Homer wird einmal mit Nennung seines Namens zitiert (V. 277£.: 0207).

3 Nach den Scholien (II p. 167,7ff.) ist V. 285 ein Hesiodzitat (Op.716);

zwingend ist das nicht.

• Im Metrum des Gedichtes sind Daktylen haufig , dieser Umstand be-

giinst igte die Ubernahme von Sprachformen aus der hexametrischen Dich-

tung. - Vgl . tiber ahnliche Erscheinungen in der lesbischen Lyrik Risch.

Mus. Helv. 3p. 254f.

86

ist in del'Aufzahlung auf solche Erscheinungen gelegt, die bei Pindar

nul' in Py. IV vorkommen", Grundsatzlich soIl allerdings folgendes

festgehalten werden: Manches, was nul' in Py. IV erscheint, kann

durch den besonderen Stoff des Gedichtes begriindet sein. Erzah-

lungen in dieser Ausflihrlichkeit und mit dieser Fiille von Einzel-

heiten finden sich eben sonst bei Pindar nicht.

Epische Motive, typisch epische Erzahlweise:

20ff. Der Gott in Menschengestalt. S. unten S. 89.23 und 19 7 f. Zeus schickt, um seine Gunst zu zeigen, Donner (bzw.

Donner und Blitz).

23 olalo» 15' en t at Koovlow Z s vr ; n a' r: rJ e l XAay~ s f Je ov r av .

19 7 f. (Z svr;) ex vsc pew v b e at a v ra v as f Je ov 7 :i ir ;alauw /

qy&eY!la. Vgl. e 103f.:" . 1 > ' 'fJ ' , , '1 '01 'aV7: lx a u S eOV7 :' Yj as va n a lyA 'Y js v rO r ; AV !l no v ,

1 ) '1 p6 {} svx vscpewv (Z svr ; ).

Pindar variiert das epische Vorbild in gewohnter Weise (vgl. unten

passim). Der gliickverheiBende Donner des Zeus nur hier bei Pin-

dar-,

Nach der Weissagung der Medea bleiben die zugehorenden Argo-

nauten stumm : 57 f.

Jj e a M 'Yj bs ta r ; e newv a 7 :t xs r ;. l nr a~a v 15' a x tv 'Y jr o l a lwn q . /n ewsr ; a vr [{ } so l .

Vgl. z.B. r 95:wr; l cpa{ } ', 0i 15' lie a n av ur ; a xijv e ye vo vr o I Ylw nfj.

Bei Pindar - soweit ich sehe - nur hier.

Am Beginn der eigentlichen Argonautenerziihlung fragt Pindar

(70 f.):, , , '.I> 'I: l' / ' . 1 > " . 1 >nr; yae aexa us~aro vavrlAW r;; rlr; os X l' Vu VVO r;. . ;

Das erinnert deutlich an die Frage' Homers nach dem Proomium

1Vgl. Thummer, Anzeiger fur die Altertumswissenschaft 11 (1958) Sp. 79.

2 Vollstandigkeit ist dabei nicht angestrebt . Es ist ohnehin nicht irnmer

sicher zu entscheiden, ob eine sprachlicho oder stilistische Erscheinung direkt

auf das Epos zuruckgeht oder der allgemeinen Dichtersprache sohon vor Pindar

angehiirte. Anklange an epische Diktion, die weder bei Schulz, eloc. Pind. noch

bei Chris t-Schmid, a.a.O. (s.o.A. 1 zu S. 86) noch in den Kommentaren von

Gildersleeve, Schroeder, Burton und Farnell verzeichnet s ind, habe ich mit

einem * versehen.3 Selbstverstandlich hat Pindar sich auch in den anderen Gedichten an die

episohe Diktion angelehnt; daher finden sich viele Homerismen von Py. IV

auch sonst bei ihm.

• Doch hat Zeus mehrmals bei Pi. Beinamenydie ihn als Donnerer kenn-

zeichnen: d( }y t{J (}6 j ) -ca~ , i } . .aa t{J ( }6 j )-ca~ usw.II

87

der Ilias (d. h. an der gleichen Stelle im Aufbau des Gedichtes), vollen Gestaltung von Py. IV entspricht es, daB homerische Wen-

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A 8:-dt; ~ ' ( ie otpoie { }s wp s el& ; vp e' Yj us p ,a xe cr {} al ;

Bei Pindar nur hier-.

Beim Erscheinen des Iason in Iolkos spricht einer (7:lt;) aus der

staunenden Menge, 86:

o mC op ,e pw p ~ ' s p, na t; xu ; e l si e» Uat 7 :6 ~s ·

Auch bei Homer spricht haufig ein Ungenannter, z. B. B 271 :

(M s M xu ; e ' inecrusp t~Q)'jJ8 t ; nA 'YjertopaAAOp.Bei Pindar nur hier-.

Der erwahnte Ungenannte ratselt , ob essich bei dem ihm unbekann-

ten Jason um einen Gott handeln konnte, 87-92:

Oi J no v 0 15 7: 0t; An 6A Aw p .. .

Mit ahnlichen Worten wendet sich Odysseus an Nausikaa (C

149 ff.)3.

An zwei Stellen findet in der Erzahlung ein Ubergang von der 3. indie 2. Person statt; 88 f. :

c p ap 7: 1, }a ps ip . .. / ' Ic pl p, s~ el at ; n ai ~a t; , T[,}- rop ual, ere, 7 :0Ap,as l t; 'EmaA7:a

apa;.A f 1 / l' E' I " ' . Q " " , I n 1 , , (J'17'± . U"BO t; s er "o p txpcqun: 7 : sueapv,/ ao v 7: S, B elU "V p,sp B VeV u.

Vgl. bei Homer z.B.II20,; 55. Bei Pindar gibt es noch eine Reihe

ahnlicher Falle, wo es sich aber um wirkliche Anrufungen handelndiirfte (z.B. Py. XI 62)4.

Nach der Rede des Ungenannten heiBt es, 93 f.:

7:01,p ,sp aAAaAOlC1lPap,81(J6p,BpOl/ yaevop 7:0 laV7:' (a)6 .

Ebenso bei Homer, z. B. E 274:

d)t; a t p,sp 7:olav7:a neDt ; aAA1}AOVt;ay6esvop.

Die Formel bei Pindar - soweit ich sehe - nur hier.

*Ein Traum ((jpBleOt;) ist V. 163 personifiziert gedacht:

7:av7:a p,Ol {}avp,aC17:Dt;(jp81eOt; twp tpowei.

Das erinnert an B 8 ff.: (Jaeru' W l, OVAS "OpBleS ... (r{}l : l dw) , Bei

Pindar nur hier.

Haufig sind in Py. IV auch spezifisch epische Wortverbindungen.

Ganz allgemein ist festzustellen, daB in diesem Gedicht sohmuckende

Beiwarter in besonders groBer Zahl auftreten 6• Der besonders kunst-

1s.desPlaces, pronom p. 103.

2 Vgl. des Places, pronom p. 82.

3 Schroeder, Pindars Pythien zur Stelle.

4 Vgl. desPlaces,pronomp.19f.

5 Durch den Plural wird zum Ausdruck gebracht , da.13die Rede des einen

(n, 86)nur ein Beispiel fUrdie Reden der Menge abgibt.

6 Schultz, eloo, Pind. p. 16f. hat namentl ich auf Farbbeiworter hinge-

wiesen.

88

f

rr

dungen - auch solche, die Pindar an anderen Stellen unverandert

ubernommen hat - hier abgewandelt oder mit anderen kombiniertsind. Vgl. z. B. zu V. 18.48.94.109.239 f.

8 ( cO t; . .. xtlooeiev n6AlP ) 8 '1 'a eY lP6 sp7: l p ,a er up : a e yw6 sl t; (bei Pin-

dar nur hier) s t e h t B 647.656 bei Ortsnamen. p , a e r 7 : ( [ > ist wohl an

das epische o'M ae aeove'Yjt; (I 141.283; hy. Cer. 450) anzu-

knupfen, wie schon Aristarch (Schol, II p. 98,5 ff.) annahm-.

15 (aer-r:Swp etc av ... ) p,sA'Yjertp,(Je07:0p: vgl. l 19 f. :8t; niia: ~6A0 lC1W / ap{ }ewno lC1 l p ,eAw.

Bei Pindar sonst nichts unmittelbar Vergleichbares.

17 Z nn ovt; ... {}oa t;: vgl. E 257 usw. wuest; lstxoi. Bei Pindar auch

sonst.

18 Mc pe ov t; . .. a BA A6 no ~a t; . ,SturmftiBe habend' konnen nicht die

Wagen sein, sondern nur ihre Zugpferde. Vg1. daher hy. Yen.

217 ZnnOler lP aBAAon6~ecrerw, eine Verbindung, die bei Pindar

Ne. I 6 und fro 221,1 wiederkehrt' '.

*21 {}s([>apSel s t~op,epcp ,durch einen Gott , der einem Manne glich'.

Vg1.bei Homer Wendungen wie E 461 f. ' ~e 'Y jt; . .. / e lM p,B pO t;

'Auap,ap7:l {}o([>.Bei Pindar noch Ne, X 15 f.: 7 : ( [ > (jVJlP8Sl~6p,spot;/

a{}apa7:wp (JaC1lABvt ; zu hom. (A 241 usw.) 7 : ([ > ~ ' aea elotuievo;

yal1}OXOt; 8ppoer tyalOt ; . . .

*22 n ec pe a{ }s p . .. u a7 :a (Ja t; : Vgl. ov eap6 { }s p ua7 :a(Ja t; A 184, C 281;

°(Jilera P 545, v 31.

25 {}oil t ;' Aeyov t ;: Vg1. bei Homer haufiges p ij a { }0 1} Pusw. (z. B. A

12), was auch bei Pindar mehrmals erscheint .

2 6 pW7 :W P {) ns e y ata t; ; 228 f. pW7:0P / y a t; : Vgl. B 159 usf. SVeeapw7:a

{}aAa(j(j'Yjt;. Bei Pindar ahnlioh noch pae. VI 139.

*32 p6er7:ov YAVUSeov3: vgl. voatoio . .. YAvuseoio X 323. Bei Pindar

noch YAVUVp / voaiov Ne. IX 22f.

*36 oM' anHh]C1B: Vg1. ebenso B 166 (und after). Bei Pindar stehtdas Verbum nur hier+,

40 vye([> nSAaY81: Vg1. vyea uSAsv{}a A 312 u. o.: bei Pindar nochv ye il t; (1) .6 t;

01. VII 69.

1deyw6&vu ist bei Pindar iiberliefert. Bei genauer metriseher Responsion

ware die Folge ---u zu erwarten. Schroeder setzt deshalb deY IWV@vT t in den

Text; ein bodcnkliches Verfahren. Es ist wohl die Responsionsfreiheit -~-u

anzuerkennen (Farnell).

2 Bei Homer ist d S A i ! 6 : n : O , dagegen Beiwort der Iris.

S Zur Lesart yAvxseu, s.oben S. 47.

4 Schwierig ist der folgende Akkusativ VLV,wofiir Hermann tv~eingesetzt hat

(ebenso Ne. I 66); vgl. des Places, pronom p.23 und Snell zu Ne. VII 98.

89

*48 we8taV a.n8teOV: A 741 usw. 8 Ve 8ta X {} wv . Bei Pindar noch 98 a v{ }e wnwv ... x afta tY 8v ew v: ebenso Hesiod Th. 879, hy. Yen.

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x{}ovoe; 8Ve8Lae; fro 33 c 3 f.; vgl. auch pae. VI 120.

*56 vaeoo: nOA8te; ayayev: S. unten S. 95.

*56 siiov -dft8VOe;: B 549 usw. nlovi v'fJip. Die Verbindung bei Pindar

nur hier.

58 n v" tv av f ti j7 :t V; 73 nv"tvip ... {}vftip. Vgl. 0 461 n v" tvov v6 0v ;

nV"t vi jv f ti j7 :tV hy. Oer. 414; nV"t vae ; c pei vae ; B 294, hy. Yen. 38.

243. Pindar hat noch nv" tva te ; {3ovAat e; Is. VII 8, was aus B 55

( nv "t vi jv ( 3o vA1j V) stammen durfte.* 64 c poL 'V t" av {} ef t0 v n eo e; : Vgl. gaeoe; nOAvav{}eOe; hy. Hom. XIX 17.

Eine solche Verbindung bei Pindar nur hier.

76 f. 8 VC> 8L 8AOV x{ }6 va ... 'I wA "o v: Vgl: ' I{ }a, ,' fJ v 8VC>8L8AOV3 167

u. a. Bei Pindar noch 01. I 114.

80 ( ea{}ae ;) ae ft 6l ;O taa {}a' fJTot (] t yolou; ,(Kleidung), die dem ansehn-

lichen Kerper angepaBt ist'. Vgl. homerische Wendungen wie

r 330 f. (u. o.) " 'V ' fJ ft tc>ae; .. / emacpveLo te ; aea[ !vLae; . Dazu 129

~etv t ' aeft6l;ovTa ,passende (d. h.: angemessene, reichliche) Gast-

geschenke'. Bei Homer ist ae'fJewe; auch absolut gebraucht, aber

nur in konkretem Sinn, Z. B. L 1 134l ;waTi jeL ae 'f Je6n. Pindar ver-

wendet intransitives aeft6l;w nur an den beiden genannten

Stellen. Es ist auffallig, daB er das morphologisch schwierige

aeaeLa"w durch das einfachere, etymologisch verwandte aeft6l;wersetzt: Das war deshalb moglioh, weil aeaeLa"w und aeft6l;w

in transitiver Verwendung bedeutungsahnlioh waren. (Dagegen

verwendet Pindar Is. II 19 aei'iewe; in homerischer Weise mit

dem Dat.: ,angefligt an', d.h.: ,erreichthabend'.) [Vgl. r333!]

81 aftcpt ()8 n aeC>aAi q. a -dY8 7: 0: K 29 na ec >aM n ... ft8 Tac pe8 VO V 8 VeV

"aAmp8.

94 ~WTf/. T' an1jvq.: Vgl. ~W i'OV ... M cpeov Q 322. ~WTOV ... Mcpeov

Py. II 10.

94 f. neOTeonac>av 118ALae; / Z "87 :0an8vc>wv: Vgl. II 303 f. TeW8e; ... /

neOi'eom1.C>'fJVcpo{3eovTo. neOi'eon. nur hier bei Pindar.

*95 Zu T ac p8 ... n an T1 jv ae ; S. unten S. 99.

97 f. atola» yatav... 8vXeat / naTeL c>' gftft8V: Vgl. Z. B. E 246

VlOe; . .. Av"aovoe; 8VX 8TaL elvcu, t 519 n aT ije c >' e fto e; 8 vX 8T at

8lvat!. Bei Pindar ahnlioh 01. VII 93. 8vxoftat nur an diesen

beiden Stellen in solcher Verwendung.

1Diese Stelle konnte auch oben unter die epischen Motive eingereiht werden,

da hier ein Fremder - wie bei Homer haufig - nach seiner Herkunft gefragt

wird.

90

108, hy. Cer. 352 (uberall ebenfalls Gen. Pl.). Xaft. bei Pindar

nur hier.

101 ayavotat M yote;: vgl. Z. B. B 180 ayaVOte; enewatv. Die Verbin-

dung bei Pindar nur hier.

*103 K8'VTaVeOV ... "oveat ... ayvaL : Vgl. insbesondere hy. Oer. 439

, ,6e ' fJv LJ ' fJ f t1jueoe; ayvf]v1; ayv6e; steht bei Homer usw. ofters bei

Gatternamen. Bei Pindar auch sonst.

1 09 A 8V "a te; m {}1 ja av Ta c pe aa Lv klingt einerseits offensichtlich anHomers cpeev8e; aftcptfteAatvat (A 103 u. o.) an, anderseits an

c peWt A 8v yaUr J( ]t m {} 1ja ae ; I 119. Die Homernachahmung Pin-

dars- ist offensichtlich; unklar bleibt dagegen, was er sich bei

A 8V "a te; ... c pea aL v gedacht hat", Die Aoristbildung m{}1jaavTa

nur hier bei Pindar, ebenso die ungewohnliohe Wortverbin-

dung uberhaupt.

120 we; c paTo nach einer Rede wie bei Homer (A 188 usf.). Bei Pin-

dar noch Py. III 43; Is. VIII 45.

1 25 fjA V{} OV xelvo» ye " aT a "A eO e; ,sie kamen auf Grund der Kunde

von ihm'; vgl. N 364:

8 e ; ea veo» n oA if to tO f t8 Ta "Ai oe ; e lA 'f JAOM}u,

wo die gleichen Worter' in gleicher syntaktischer Fligung er-

scheinen. "AeOe;in der Bedeutung ,Kunde' bei Pindar nur hier;zu fjAV{}OV S. unten S. 96.

1 28 ft8 tA tx Lo ta t M yO te ;; 240 ftBtAtxLote; xe Myote;: Vgl. f tuALxLote; enew-

at» A 137 usf. Bei Pindar erscheint ft8tAtxwe; nur an diesen

beiden Stellen (ft8LAtXOe;kommt auch bei ihm vor).

*133 f. o ls po . c > ' a no "At (] ta v (,Sitz') / weTO: Vg1. X 364 o hpa c >' -U no

{ }e 6v ov w eTO. Zu weTO S. unten S. 96.

144 f. a{}evoe ; a8ALov xevaeov / A8V(J (J0 ft 8V: Vg1.einerseits I:61 (u. o.)

oef/ . cpaoe;1j8ALoto, anderseits f tevoe; 1j8Atow P 190, " 160. Dazu

kommt noch, daB das epische A8vaaw bei Pindar nur hier und

dith. IV (h) 8 erscheint.

149 {3owv ~av{}ae; ayeAae; : Bei Homer ist ~av{}6e; Beiwort des Pferdes

1407 und A 680.

1So Bueche1er, Gemoll; bei Allen (bzw, Allen-Halliday-Sikes) dagegen

a y v r y , . Eine ausdrtickliche Angabe tiber die Schreibung im einzigen cd. Mhabeich nirgends gefunden.

2 Schon inder Antike beobachtet; s. Schol. II p. 125,6ff.

a s. Schultz, eloe. Pind. p. 15; F. Hartmann, KZ 60 p. 223; Kretschmer,

Gl. 24p. 91; Farnel l und Burton zur Stelle; Stanford, Studies. in Honour of

G. Norwood (Toronto 1952) p.42-45 (mir nicht zuganglichjvs. Thummer,

Anzeiger fur die A1tertumswissenschaft 11Sp. 79).

(

r

91

158 o.v{}or;ff{3ar;:Vg1. f f{ 3 'Y j r;. . o .v { }o r ;N 484; ebenso hy. Mere. 375 251 l !v i ' ' [. }x sa vo v n SA ay ea aw : Vg1. e 335 aAOr;8V nsAayeaaw. Bei

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hy. Cer. 107. '

*161 f JB e fl a o S " ewv { 3a {} vf la AAo v: Vg1.r 197 a eV s te p . .. n 'Y jy ea lf la AAw

c 425 l it sr ; . .. f JaC fv fl aAAot . Bei Pindar sonst nur SVflaAAOr; I~'V 62 in anderer Verwendung. .

*166 f. " aeu eo r; / o e" or; : ebenso T 127 u. o. Bei Pindar nur hier.172 'AA"fl1}var; 0 eAl"o{3AScpaeoV: S. oben S. 23 f.

174f. " Ma r; / e aM v: ebenso (mit der Form ea{}} . .6v!) E 3 usf. BeiPindar nur hier.

178 ·Ee flo .r; xevaOeantr;: Vg1. Z. B. e 87 ' Ee fl st a x ev aOe ea nl . DieVerbindung bei Pindar noeh dith. IV 37.

*181 ( 3 aa tA :vr; aVB fwv (~ i'oAor ;) : Vg1. " 21 oa fl t'Y jv aVB flwv (A i'oAOV) .

184 yA v"v v ... lflseov svfJalsv : Vg1. z. B. r 139 y Av xv v Z fls eo v efl-{ 3aAs . yAv"vr ; l fl se o r; noeh 01. III 33.

*190 f la vn r; ... { }s on eo nBwv : Vg1.Wendungen wie B 322 KaA xa r; . ..

Beonooxeon, {}sone. bei Pindar nur hier.

195 n ovoo v " SAS v{ }o vr ;: Vg1. vyea xB Asv{}a A 312 u. o. (s. oben S. 89zu V. 40). Vg1. Py. V 88.

201 ef1:{3aAe'iv.w.natat: Vgl. .l ~89, " 129 e fl {3 aM sw "wn nr ;. { 3a AAw

wird bel Pindar, soweit ioh sehe, nur an dieser Stelle in-transitiv gebraueht.

212 f. ( 3 la v / f ls l~av : Vg1. 0 510 a vo oa xs Mn flsl~ at X Slea r; x e flB VO r;xe. Bei Pindar nur hier.

*221 f. a vv fJ ' eA alO ) c pa efla "w aa ta ' a Vo ho fla a UeS o.v O fJ VV cI V fJ w" s

x~lea{}al: Vg1. 0 393 c pa efla ,,' a "B afla o' en aa as fls Aaw aw v o fJ v-vawv.

*225 "alOflBvolO nveor;: Vg1. bei Homer die hiiufige Genitivverbin-dung nveo r ; aWo flBvo lO Z 182 usf.

*227 f. o e{ }a .r ; fJ ' a VA a" ar ; . .. / r jA av v' : Vg1. Hesiod Op. 443 WSlav

, ,' a vA ax ' e Aa vv ot. S. dazu Troxler, Hesiod p. 47.*232 x eo xso vl ... elua: Vg1. ep. xeO"onsnAOr;.

*232 {}sep nloovo; wie nlavvor; LId I 238. nla, nur hier bei Pindar.

239 f., r tA ar ; / w es yo .v x sie ar ;: Vg1. einerseits Z. B. a 743 xSlear;

oeS~at, anderseits z. B. H 130 c pl Aa r; . .. x Sl ea r; . o eB yw in dieserVerwendung bei Pin dar nur hier; cptAor;bei Korperteilnamen

(und Verwandtem) nur noeh Py. III 61 ( ' l J ' V X a ) , 01. I 4 undpae. VI 12 ("iOe).

1Cd.B hat dafur u!loudeJl; vgl. Sapph. 92,7f. :

u ! lOUOl lJ lw [

:n :enAOJ l

Also ist die Lesart vielleicht anzuerkennen.

92

Pindar noeh fro 140 b 16 B Y novr ;ov n sAaysl .

*256 apae 1 ] vvxur;: Vg1.E 490 usw. v v" ra r; i s x at ' Yi fl ae . S. dazu Leu-mann, Hom. Worter p. 100. Bei Pin dar nur hier.

Im personlioh gehaItenen SehluBteil (von V. 263 an) sind spezifiseh

episehe Floskeln seltener. Ersiehtlieh gehort dazu

264 {}a'Yjiov slfJor;, das an hom. eloo; ay'Yjiov X 370. ~ 177 anklingt.Der Ausdruek aueh Py. IX 108.

Spezifiseh episehe Worter, episeher Wortgebraueh in Py. IV istoben schon ofters zur Spraehe gekommen; singuliire Erseheinungen

s. besonders in den Bemerkungen zu V. 36.80.94 f.l09.125.144f.

190.201.232.239 f. Einzelnes, besonders Auffi il liges sei hier noeh

naehgetragen; episehe Worter, die bei Pindar ganz geliiufig sind,

sind weggelassen, Z. B. ayavo r; , a f la tf la "si o r; , a fl a e, a cp {} tiOr; ,{ 3ae vyf Jov -

nor; zu ep. e el yf Jo v no r; , e v{ v ) a A lO r ;, " sA aws cp 1} r; , "A vw I , V a ts iaw2, OVAO-

f lsvor; , vnSecplaAOr; , tpd»; ,Mann'.13 vnBe{}vflor; (noeh Is. VIII 59);

53 fJwfla in der Bedeutung ,Tempel' nur hier; S. dazu Leumann,

Hom. Worte» p. 279;

57.210 ailxsr; (noeh Ne. IX 38);

78 atis: das einzige Vorkommen von at bei Pindar; doeh ist ge-

rade die Verbindung al-ae nieht episeh";90.209 xeamvor; (noeh fro 133);

149 dnovear; nur hier;

153 lnnoiar; nur hier;

159 flcIVtr;nur hier (flavlsl pae. II 46);

164 flsiaAAaiov ,zu erfragen' (flsiaAAaasv noeh 01. VI 62);

194 dnevnoeor; (noeh Py. I 74);

199 aflnvoa ,Aufatmen' in Anlehnung an hom. o.flnvvio usw. (noeh01. VIII 6);

201 evmiwv; das Verbum nur hier-;

207 lBflSVOl ,eilend': das Verbum nur hier;

231 "war; ,Vlies' nur hier (bei Pindar sonst Mefla);

249 yAavxwna (noeh Py. VI 45; dazu viermal yAav"wmr;);

266 Aola{}lOv nur hier;

1 Doch S.unten S. 94.

2 Naoh Peter, dial. Pind. p. 61 das einzige Verbum auf -a w bei Pindar, in

dem Stammauslaut und Endungen niohb kontrahiert werden,

3 Vgl. Lind, dial. Pind. p. 19.

4 Die Bedeutung ist ,aussprechen, verkunden', bei Homer dagegen ,schelten'.

Es Iiegb wohl Beeinflussung durch das Iautahnliehe &{J I}enw VOf,; S. Schroeder,

Pindars Pythien zur Stelle.

93

272 acpav( jod( jo l~ : das Adj. nur hier. Im Epos (Hom., Hesiod) ge- dar verwendet sonst dagegen iiberall den Stamm O( jVlX- (sechs Be-

lege, davon einer in Py. IV: o( jVtXW(J l 190; dazu das Kompositum

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horen von sechs Belegen fiinf dem Komparativ oder Super-

lativan;

273 B~an t va~ nur hier.

Zu diesen Anklangen in del' Motiv- und Wortwahl treten auoh

besondere Stammbildungen und Flexionsformen del' epischen Spra-

che in Py. IV. Fur Pindar Selbstverstandliches ist weggelassen (z. B.

Gen. Sing. auf -oio, Fehlen des Augments beim Verbum). Flir einzel-

nes kann wieder auf die obigen Zusammenstellungen verwiesen

werden: ei fJof lSVCPs. oben S. 89 zu V. 21; ant -8r j ( Js s. oben S. 89 zu

V. 36; ndh] (Ja 'V7:a s. oben S. 91 zu V. 109; anov ( j a~ s. oben S. 93 zu

V.149.

In Py. IV erscheinen drei Gen. Sing. auf - i io : a l xw i :r : fi o 12, K( jovl fJao

1 7 1 , I Is A ta o 250. Der Gesamtbestand bei Pindar wird durch folgende

Formen erganzt : ( j j lAmn:r r rao Py. I 50, I I sAtao Ne. IV 60, TSl ( jwtao

Is. VII 8. Zwei zusatzliche, nicht ganz sichere FaIle sind 'A t fJao

Py. III 11, f Jo( j sao 01. III 31. 'A t fJao ist durchgehend so uberlieferf

(auBer bei Mosch. und Tricl.: ' A lf Ja ) ; f J o( js a o nur in cd. A, bei Mosch.

und in del' Nebeniiberlieferung bei Greg. 001'.; die anderen cdd.

haben f Jo( j sa bzw. f Jo( j sov. Das Metrum scheint in beiden Fallen einen

Anapast uu- zu erfordern-. Das Normale ist bei Pindar im Gen. das

kontrahierte -ii, z. B. K( jovt fJa2•

Die Form 'A t fJao erscheint auch in del' epischen Sprache (E 646

usf.). Uberdies ist die ganze Wendung Pindars ei; ' A lf Ja o ( )6 f lo v Py.

III 11 homerisch: z.B." 175 [ei; ' A lf Jao ( ) 6 fl oV~ } ,, , 512 {ei; ' A lf J sw . ..

( )6f lOV) . Im Epos belegt sind auch f Jo( j sao (ebenso E 524 usf.); K( jovl fJao

(ebenso hy. Oer. 409); Ileslao (ebenso B 715); Teioeolao (ebenso

" 492 usf.); ( j j lAOWT:1] rao(ebenso B 725). Von den pindarischen Geni-

tiven auf -iio (die nicht ganz sicheren 'A l f Jao und f Jo( j sao eingerechnet)

laBt sich also nul' alXf larCio nicht in den epischen Gedichten belegen-.

Folglich handelt es sich beim Gen. Sing. auf -iio um einen Homeris-

mus in del' pindarischen Sprache-; Py. IV hat - mit drei Formen-

in besonderem MaBe an ihm tei1.

Del' epische Imperativ "s"AViS steht in V. 13 am Anfang einer

Rede (wie r 86 usf.); die Form bei Pindar nur hier.

O( jVl~ 19, o( jnv 216 zeigen die "normale" Flexion des Wortes; Pin-

1Es besteht abel' die Moglichkeit, mit Synizese -® bzw. -ii» zu lesen.2 s.Peter, dial. Pind. p. 33; Schroeder, ed. maiop. 25u.

3 Es hat immerhin an dem epischen Gen. PI. alxprJ7:6.wv (A 152 usw.) eine

Stiitze.

4 Die Aussage bei Thumb-Scherer p. 12f. muf demnach etwas modifiziert

werden.

94

o( j v lxoMxo~ ,Vogelsteller' Is. I 48). Da die "normale" Flexion O( jVl~

( o (j v t1 } o ~) O ( jV l V lauch die epische ist, diirfte es sich hier wiederum um

einen Homerismus handeln".

f J ovva l (35): Die Infinitivendung -( S}val ist bei Pindar hoohst sel-

ten; normal steht dafur -f l8V (bzw. _f lsvat )3 . Bei MfJwf l l ist dieses

f J ovva l del' einzige Beleg ( fJ6f lsv 5mal, ( }£ fJ6f l8V3mal). Es durfte episch

sein; Anklang an eine bestimmte Stelle im Epos habe ich abel' nicht

feststellen konnen,

vdeoo: (56): Pindar hat sonst 6mal vav(J l ( v} als Dat. PI. von vav~

,Schiff' (dazu vav(J t - als Vorderglied dreier Komposita); diese Alter-

tiimlichkeit hat er mit dem Attischen gemeinsam'. vtieaoi diirfte da-

gegen ein ins Dorische umgesetztes episches V*(J(J l (A 71 usf.) sein.

S. sofort.

noAs i~ (56) ,viele' (Akk. PI. mask.) steht bei Pindar allein das ;

vergleichbar ist nul' del' Dat. PI. noA8(J lv 01. XIII 44. Normal ist bei

Pindar im Plural die Flexion no ; ,Ao l usw. Nun ist nOAs i~ (Akk. PI.)

auch bei Homer und Hesiod belegt, und zwar als varia lectio zu

zweisilbigem nOA€ g~ ; z. B. N 734, Hesiod Op. 580. Die Scholien tiber-

liefern, daB Zenodot nOAs i~ (daneben nOAv~ : B 4), Aristarch nOA8a~

vorgezogen habe". Pindars nOAs i~ durfte zeigen, daB in seinem Ho-mertext eben diese Form enthalten war". Interessanterweise beruht

Pindars vaeooi nOAs i ~ a y a y sv ,auf Schiffen viele zu Iuhren' auf einer

Nachahmung von W 427:

r o il~ f le v ( Ji lv V 1 }W ( Jl V8a yw v n oU a~ is" at B (J {} Ao V ~.

Hier muB nOAsa~ gerade dreisilbig werden, nOAs i~ kann also dafur

nicht eingesetzt werden. Demnach ist Pindars nOA8 i~ anderswoher

bezogen".

1 o e vw kommt allerdings - soweit ich sehe - in del' Sprache des al ten Eposnichtvor.

2 Auch AIkman hat beide Flexionsweisen des Wortes. Von den beiden Be-

legen fill' o e w ; steht del'eine in einem Hexameter (26,4).3 s. Peter, dial. Pind. p. 63.65-67.

4 Bei Pindar konnte das a von vavat(v) allerdings lang sein.5 Peter, dial. Pind. p. 47.

6 s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 563 A. 2; Chantraine, Gramm. hom. I p. 221.

7 Wackernagel, IF 14p. 371=Kl. Schr. p. 965.

8 Dies vf]saa£v hat also das direkte Vorbild fur Pindars vaMa£ abgegeben.

9 Oder es existierte an del ' Odysseestelle (bzw. in einem anderen, unbe-

kannten epischen Gedicht) eine Textvariante, in del' nOAsi~ metrisch moglioh

war: ... s a{ }A ov c; .S n OA 0~ t et Dagegen spricht allerdings, daf nOAv-JnoAAo- und

sa{}Ao- bei Homer immer nur in diesel' Folge nebeneinander stehen; s. Ebeling,

Lex. Hom. s.v. sa{}Ao~.

I

r

tr

r95

i jAvf}O'l l (125), ebenso 204.212. Bei Pindar finden sich auBerdem

noch 6 Belege von nAvf} - . Das Normale ist bei ihm nAf} - (22Belege)'.Homerzitaten durch Pindar allgemein (s. oben S.89). Dennoch

(

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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Wenn nun von 9 Belegen des langeren Stammes 3 in Py. IV stehen,

so ist es wahrscheinlich, daB es sich dabei urn einen Homerismus

handelt-,

/ ji y p , S' II O r; (128) nul' hier bei Pindar; er hat allerdings 4mal (un-:}

I ! (Jsxro.

OJ( ! ro (134) nul' hier bei Pindar, in homerischer Wendung (s. oben

S. 91); dazu kommt 0(!(10 01. VI 62 (ebenfalls eine homerische

Form). Aktivische Aoristformen wie OJ(!(1S' I Ikommen ofter VOl'.

XVAl'II<5e(1XO'l lro (209), a(!a(1(18(fxo'l l (226) machen die Halfte del' bei

Pindar vorkommenden (1x-Iterativa aus. Dazu kommen nul' x( !a-

xeaxe Ne. III 52, e(1xsv Ne. V 313. Die Formen diirften also auf

epischem EinfluB beruhen; allerdings ist von den Beispielen nul'

e(1xs'II homerisch.

Bx&8ci (1xr jC1s' I I (217): Diese Bildung erscheint nul' hier, dagegen

4mal &<5a~-; vg1.Hesiod Op. 64 <5l0a(1xij(1al 4•

Angesichts diesel' Fiille von epischen Motiven, Wendungen, Wor-

tern und Formen kann es nicht iiberraschen, auch lautliche An-

klange an die Sprache Homers und seiner Nachfolger in Py. IV vor-

zufinden, d. h. Lautungen, die del' dorisch-aiolischen Lautstruktur

zuwiderlaufen und sich nul' durch episch-ionische Vorbilder erklarenlassen. Es sei zunaohst ausdriicklich hervorgehoben, daBPindar in

den meisten Fallen eine homerische Wortform seiner chorlyrischen

Sprache anpaBt. Dies ist auch in Py. IV del' Fall: Vg1.Z. B. n( !or ( !o-na<5a' l l (hom. 0<5'Yj' l l) oben S. 90; cp( !a(1t (hom. CP(!wt) oben S. 91;

XASO r; B (1 M v (hom. B(1f}A6v) oben S. 92, hierher gehort auch B(1AOV

V. 277 in einem - allerdings freien - Homerzitat (B(1f}M'II 0 207),

S. oben Anm. 2 zu S. 86; dp,a(! f 7 ' IIVXiSr; (hom. ' IIvxrar; is xal1}p,a(!)

oben S. 93; B~ant' l lar; (hom. 0'Yjr;) oben S. 94; VaW(1 l (hom. v'Yj°) oben

S.95. Diese lautliche Umsetzung entspricht del' Abwandlung von

1Gezahlt sind nul' die Indikativformen, da auch del' Stamm i).vf}- bei Pindar

(wie bei Homer) nul' in augmentierten Indikativformen (also ij).v{}ov usw.) er-

scheint, nicht dagegen inmodalen und infiniten Formen.2 V. 125 steht ij).vf}ov in einer homerischen Wendung; S. oben S. 91. Vgl.

auch unten S. 110.

3 S.Peter, dial. Pind. p. 58.65.

4 Peter, dial. Pind. p. 60. Auch Bergk, PLG 14 weist im Apparat auf die

Hesiodstelle hin. - Vgl. ferner Troxler, Hesiod p. 84. Dort ist noch die Mog-

Iiehkeit erwogen, daf dieso Ubereinsbimmung zwischen Hesiod und Pindar auf

"autochthonen Beziehungen" (also del ' beiden gemeinsamen boiotisohen

Heimatmundart) beruhen konnte. Dies ist wegen des besonderen spraehlichen

Charakters von Py. IV weniger wahrscheinlich,

96

hat es nichts Uberraechendee, daB er in gewissen Fallen auch spezi-

fisch epische Lautform ubernimmt-.

Unbezweifelbar ist solche Ubernahme im Falle metrischer Deh-

nung, da hier ja meist das Metrum die betreffende Lange sichert.

Die in Py. IV auftretenden Wortformen mit metrischer Dehnung

sind folgende:

a1Ja' l larov V. 11; af}a'l lar- bei Pindar haufig ;

aVe( ! l 21; a'l le(!Sr; 173; a'l ls(!- bei Pindar noch mehrfach-;

eloecla ,Rudern' 202;

tvaAlO' I I 27; i ' l laAtov 204(B'IIV- oder e lv-1 ) ; bei Pindar noch mehrfach" ;

'Evvooloo. 33.173; 'E'IIV0(1l0o bei Pindar noch pae. IV 41; vielleicht

auch fr. 60 (a) 64;

Bntysl 'IIop,e'l lw'II 47;

svOelsAO' l l 76 (1 S. Frisk, GEW S. v.); bei Pindar noch 01. I Ill;

OVAOp,e' l la ' l l 247; bei Pindar noch zweimal;

OVAvp,nof}S' l l 2145; OVAvp,n- bei Pindar oftel's.

Bis auf Bntyu' I Iop,evwv und eloeola sind also die metrisch gedehnten

Formen von Py. IV auch sonst bei Pindar vorhanden. Bei eloeola

wird die Einmaligkeit Zufall sein; jedenfalls beweist sie nichts fiir

einen besonderen Sprachcharakter von Py. IV: Das Wort gehort -

mit sl(!-! - del' Normalsprache an. Bntyu'IIop,e'l lw'II dagegen ist ein

1Hierher gehorb z.B. auch das Unterbleiben del'Kontraktion in vats7:aov7:SC;,

S. oben Anm. 2 zu S. 93.2 Formen mit dem Stamm avse- haben bei Pindar stets langes do, auflerdem

hat es del ' Nom. Sing. avne 6mal, gegen 28maliges dYne (zwei Stellen sind un-

sicher). Aus diesel'Verteilung darf wohl geschlossen worden, daB das Paradigma

in Pindars Normalsprache d Yn e, a v8 e6 c; usw. Iautete, Aile Formen mit iivse-

(auch dyne) bei Pindar haben ihr Muster bei Homer, bis auf dveewv (3mal): Bei

Homer steht das a- von avse- stets in del' Hebung , o.veewv war abel' unmoglich,

esheillt alsobei ihm immer av8ewv.

3 Zum Lautlichen S. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 288 Zusatz 3. - Es ist hoehsb

auffallig, daf in den Pindarhandschriften uberall eva).o gesohrieben ist, auch

wenn das Metrum eine lange Anfangssilbe erfordert, (01. IX 99stand im cd. Nurspriinglich ivvao; es wurde dann in evao "verbessert"!) Die anderen Faile mit

metrisch gedehntem e sind dagegen mit ei oder folgender Doppelkonsonanz ge-

schrieben : z.B. eloeala Py. IV 22, e:,uyswof tevwv 47, 'Ewootoa 33.173 (aufler 'ljv-

,gut', das auch bei Homer soerseheint). Falls man nicht auf die 'I'heorie von den

f te7:ayeal j laVUc; zuruckgreifen will, konnte man annehmen, daB vielleicht von

eva)'lav Py. IV 39aus normalisiert worden ist: Hier ist die einzige Pindarstelle,

wodas Wort tatsachlich u u u x zumessen ist (gegen 6maliges -u u x ).

• Diesel'Beleg ist in Snells Index verborum nachzutragen.

5 Odd. '0).°, vielleichb wiederum auf Grund einer Normalisierung.

I. l

I

r

tr

7 Forssman, Sprache Pindars 97

weiterer bemerkenswerter Homerismus in Py. IV; vgl. hom. yel -

( daBein undorisches 'Y) zumindest in diesem Pindargedicht nicht un-

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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'V0fle'Vo'V P 79 usf.".

Auch Wortformen, in denen ein im Urgr. kurzer Vokal VOl'ur-

spriinglichem A .f, v i', (!.f gedehnt erscheint (was wiederum durch das

Metrum gesichert wird), diirften aus dem Epos stammen: z. B.

f lov 'VoC; Py. IV 227, "OV(!al 103. Bei Pindar ist Schwund des F ohne

Ersatzdehnung die Regel; vgl. im gleichen Gedicht f lOYOY 96, "o(!a'V

14. Da abel' Formen, die diese Ersatzdehnung aufweisen, auch in

anderen Gedichten Pindars erscheinen, nimmt Py. IV hier keine

Sonderstellung ein.

In Py. IV ist abel' auch mehrmals ein 'Y) gut iiberliefert, an dessen

Stelle bei Pindar ii zu erwarten ware:

:rca:rc '7:1]yac;,geblickt habend' V. 95cdd.,

:rc( !oO' 'Y)voa .redete an' 119 cdd.,

EVcprJf l0C; 22 cdd., -cpa- nul' cd. B,

MV"'Y)Yii 'V 49 cdd.",

@(!'Y)' i"tw'V 205 cdd.

Es handelt sich also um zwei Verbalformen und drei Eigennamen.

Nun gilt esbei den Herausgebern als fester Grundsatz, bei Pindar

ii fiir 'Y) einzusetzen, falls das iiberlieferte 'Y) in dem betreffenden Wort

lautgeschichtlich aus urgr. ii entstanden ist. :rca:rc ' r1]yac; wird seit

Boeckh allgemein durch :rca:rc7:ayau; ersetzts, :rc( !oO' 'Y)voa haben vonneueren Herausgebern nul' Mommsen, Bergk und Gildersleeve be-

lassen"; EVcprJf l0C; steht V. 22 in keiner del' mil' zugangliohen Aus-

gaben, Mv,, 'Y)Ya.y wenigstens bei Mommsen, Bergk, Gildersleeve,

Christ und Snell. Nul' @(!'Y)' i"tw'V ist in neueren Ausgaben - bis auf

die Turynsche - nirgendwo angetastet. In del' Tat macht es Sohwie-

rigkeiten, hier an eine Textverderbnis zu denken, da das -'Y)- in

diesem Worte ja nul' ionisch, nicht abel' attisch, und damit auch

nicht fiir die Schreiber normalsprachlich war. Wenn man abel' das

undorische 'Y) in @(! 'Y) ' i " tWY anerkennt", muB man die anderen tiber-

lieferten 'Y)-Falleauch wenigstens diskutieren; denn @(! 'Y) ' i " tWY zeigt,

1Naeh Hamm, Grammatik p. 41 § 87 haben von den aufgezahlten Fallen

metrischer Dehnung bei den lesbischen Dichtern ihr Gegenstiick: dIM,yaro-;y sw6 /l lWo-; ov J. .6 /l lWo-. Es mag sich also zum Teil um feste dichtersprachliche

Tradition handeln.

2 z.T. auch Mrpwv ii y , M 'Y }U 'Y }Y i iy .

3 Noch dazu mit dem Ausgang -ate;, der nirgends iiberliefert ist, ebenso-

wenigwiebeidnovea(;V.149;s.dazuuntenAnm. 3zuS. 99.

• Snellgibt imApparat nicht einmal an, daf nur -'Y}V-iiberliefert ist.

6 Besonnen auch Radt, 2.und 6.Paian p. 32,der 0e'Y}iu{wy und das pae, II 25

iiberlieferte 0[e]atu{ay als dichterische Doppelformen belassen will . - Zu

0enuo bei den Tragikern s.Bjorek, Alpha impurum p. 354.

98

denkbar ist. Diese Tatsache steht mit dem Ergebnis del' obigen Dar-

legung in Einklang, daB Py. IV besonders starke epische Einsohlageenthalt,

Bei :rca:rc7:1] 'Vac;95handelt es sich um die Form eines ausgesprochen

dichterischen, bereits bei Homer bezeugten Verbums', das fiir Pindar

kaum lebendig gewesen sein diirfte. Schon diese Tatsache laBt es als

moglioh erscheinen, daB Pindar ein episches :rca:rc7:r l'Vac; - das tat-

saehlich vorhanden ist - in gleicher Lautform beibehalten hat. Nundiirfte abel' del' ganze Passus bei Pindar aus Homer stammen. Man

vergleiche Pi. Py. IV 95

7:acpe2 0' a V7 :t "a : rc a: rc 7: 1] 'V ac ; a (! ty 'V w7 :0 Y n sO tA o'V . .•

und A 545f.:- !l \ I" _Q !l\ 1 {J'1 ' (J 10'7:'Y )oe 7:acpw 'V , O nl'U BY us aoxoc a il.SY enxa O SW Y,

7 :( !s O 'O 's o e : rc a :r c7 :~ ya c ; . .•

Angesichts diesel' Ubereinstimmung ist das einstimmig iiberlieferte

-'Y)- von na:rc7:~ 'Vac; sicher zu halten".

.Ahnliches gilt fur :rc( !oO' 'Y)voa 119; die Form ist bekanntlich bei

Homer iiberaus haufig und kann deshalb in Pindars Sprache schon

unbeabsichtigt eingeflossen sein, falls er - was ich bezweifle - den

Anklang an Homer nicht gesucht haben sollte. avoaO's Is. VI 42,

B ~a vo aO " ( e] Ne. X 80 liefern keinen Gegengrund: Diese Formenkommen bei Homer nicht vor-, (Zudem kann es sich hier ja um

augmentlose Formen handeln.) Also darf auch n( !oO' 'Y)voa nicht ver-

andert werden. Die Vermutung v. Christs (Beitr. p. 72), daB diese

"Form den Schreibern aus Homer in die Feder kam", ist nicht vor-

zuziehen: Zunaohst tragt sie dem besonderen Sprachcharakter von

Py. IV nicht Rechnung, sodann traut sie del' Gesamtheit del' Schrei-

ber recht viel Gelehrsamkeit zu; endlich erklart sie nicht, warum

die gleichen Schreiber anderwarts ausnahmslos aus Homer iiber-

nommene Formen in dorischerGestaltbewahrthaben(s.obenS.96).

'1

I

r

[

1s. LSJ s. v. noraolvo: (und s.vv. d no · , r '5 ta - , n s emun r at yw ) ; Gebucht sind

dort aufler Stellen bei Dichtern nur ein paar Belege bei Plutarch und einer bei

Onosander (1. Jh. n. Chr.).2 DieseAoristbildung bei Pindar nur hier.

3 Zu halten ist dann - ebenso wie bei uarafJd(; V. 22 und dnovea(; V. 149

(s. oben S. 89. 93) - auch der Ausgang -a(;;Pindar ersetzte ilm in diesen

homerischen Wortformen nicht durch das sonst bei ihm gelaufige (Iesbische)

-at(;. Eben weil dieses -Ut(; in anderen Fallen von den Handschriften getreu be-

wahrt ist, muf die Uberliefel'ung auch in den Fallen mafsgebend sein, wo sie -a(;

statt -at(; bietet.

4 neoO'av6dw wiederum bei Pindar nur hier.

7* 99

Was die Lautform der Namen anbelangt, so herrscht in Py. IV

scheinbar ein regelloses Durcheinander. Von vereinzelten Diffe-

B. Das undorische 1] bei Pindar

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renzen in der Uberlieferung abgesehen-, bleibt es auffallig, daB

manche Namen mit ii erscheinen, andere mit 1]; bei Evcpa pm; / -c p 1 ]/ lo r;

ist gar beides tiberliefert'',

Nun sind in Py. IV zwei Sagen miteinander verwoben: die von

den Argonauten und die von der Grlindung Kyrenes; mit letzterer

wollte Pindar das kyrenaisohe Publikum ansprechen, dem das Ge-

dicht vorgetragen wurde. Soist esnicht verwunderlich, daBNamen,

die auf Kyrene Bezug haben, mit -ii- erscheinen: Kv{!a-va selbst

(2 .6 2.2 61 .2 76 .2 79 ), l lo Av /lv aC J7 :o v (59)3, iJa/locptAov (281). In dieser

Form waren die Namen eben dem Publikum gelaufig. Die Formen

mit 1], GJ{!1]"ixtwv und Mvx1]v{J.v4, ki::innendagegen aus der epischen

Quelle stammen, die Pindar fiir die Gestaltung der Argonautensage

wohl benlitzt hat".

Auf diese Weise konnte auch die Doppelform Evcpa /l or ; / Ev cp1 ] /l or ;

ihre Erklarung finden. Euphemos wird in dem Gedicht zugleich als

Argonaut und als Stammvater der Griinder Kyrenes vorgefiihrt.

Also ist es durchaus denkbar, daBPindar den Namen des Heros zu-

nachst in der epischen Form bringt, dann aber in derjenigen, die den

Kyrenaern vertraut klingen muflte".

1z.B. sind folgende Formen sicher mit .0.- zu lesen: AaTo{!5wO't'V V. 3 (.111)0

nur in cd. M), At{3vw; V. 42 (01)~nur in R), 'E(!!to.~ V. 178 n j~ nur in RV),Aafl1'to.1' V. 252 (.111)0 nur in CMVXYZ Mosch.). (Bei den angegebenen Hand-

schriften handelt es sich zumeist noch dazu urn unselbstandigo.) Schwierig ist

der Name 'AJ.Ufl7)1'1) (V. 172): Bei Pindar ist 0<11'0.neben 07)1'0.schwach bezeugt

(s. Schroeder, ed. maiop. 20f.), nicht aber z.B. bei Theokrit (nur°7)yo.).

2 V. 22,wo die Handschriften E1JcprJflO~bieten, hat cd. B als einziger E1Jcpaflo~.

Das ist hier aber nicht lectio difficilior, sondern facilior: Wenn man das -1)-der

meisten Handschriften hier fur sekundar halt, erklart man nicht, warum sie

das a 3mal (V. 44.175.256) in volliger Eintracht bewahrt haben. Es ist also

weitaus einfaeher, die Schreibung E1Jcpaflo~ des cd. B in V. 22als Versuch einer

Normierung zu erklaren. - Allerdings steht E1Jcpaflo~ mit a anscheinend auch

im Zitat Schol. Lycophr. p. 289,15Scheer.

3 Polymnastos ist der Vater desBattos, des Griinders von Kyrene.

• M vu o. yw is t die epichorische Form des Namens: s. IG IV 492,1; 497,3;498,11; Schwyzer, Del.3 11,19.

5 Jessen, RE II 1Sp. 746 vermutet als Quelle eine Euphemos-Ehoie von

Hesiod. Die iiberlieferten 1)-Formen spreehen dafiir, daf tatsaohlich mit einer

derartigen Vorlage zu rechnen ist. Ein Teil der oben angefiihrten Homerismen

diirfte dann nicht unmittelbar aus Ilias und Odyssee stammen, sondern den

Umweg tiber das verlorene Epos zu Pindar gegangen sein.

6 Nicht in die Betrachtung mit einbezogen ist der Name AMw~ (V. 10.160.

213.224.238), dessen 1)wohl aus a entstanden ist (vielleicht zu ala ,Erde');

Formen mit 0. scheinen aber auch sonst nirgendwo bezeugt zu sein. Ebenso der

100

1. VORBEMERKUNG

Durch die Betrachtung der Sprache von Py. IV ist ein sicherer

Ausgangspunkt fiir die Beurteilung des episch-ionisch-attisohen 1]

bei Pindar gewonnen. Aus einem Gedicht, das soviele Stil- und

Sprachelemente enthalt, die an das Epos anklingen, durfen auch

Formen mit episch-ionischem 1], wie n{!OC11]v~a und nam:1jvar; , nicht

vertrieben werden. Da Py. IV im groBen und ganzen durchaus in

den Rahmen von Pindars Sprache paBt, ist damit aber zugleich del'

Beweis gefiihrt, daBein undorisches 1] (diesel'Ausdruck sei hier del'

Einfachheit halber fur das im Ionisch-Attischen aus ii entstandene

1] gebraucht) der chorlyrischen Sprache nicht grundsatzlich wider-

strebt-.

Name z,1)W~(V. 182): Zdwy ist nur auf der spaten Inschrift IG XIV 1293A 89

uberliefert, die nicht genugend Beweiskraft hat (Schroeder, ed. maiop. 21). -

Vielleicht der Diskussion wert ist in Py. IV ein weiteres 1),das nicht dorisch

sein kann. In V. 85bietet die Handschrift Mfur das sonst uberlieferte ByayO(!1f.

,auf der Agora' die Variante B1' ayo(!iJ (sic). DaJ3 dieses 1)in nur einer Hand-

schrift steht, beweist zunachst nichts gegen seine Richtigkeit: 0., nicht 1)ist in

diesem FaIle die attische wie die dorische Lautung (wiein e(!atu-/e(!1)tU-); also

kann das - I f . der iibrigen Handschriften auf attischer Normalisierung beruhen

und 1)ist lectio difficilior. Wenn man nun noch bedenkt, da13s ly a YO (! n (mit,

metrisch gedehntem BY) eine hauflge homerische Formel ist (H 414 usf.), so ist

man geneigt, die Lesart von M fUr richtig zu halten. (Da13das t subscriptum

vergessen ist, hat nichts zu besagen; dieser Fehler ist bekanntlieh hauflg.) Nun

ist der cd. M allerdings, nach den Darlegungen Irigoins (Histoire p. 370f.),

koin selbstandiger Textzeuge, sondern ein Apographon nach drei verschiedenen

bekannten Vorlagen. Die Vorlage fUr Py. I-IV war der cd. C. Also konnte die

Lesart BY ayo( ! iJ ( i} wohl nur dann echt sein, wenn sie auch in C stiinde; dies

scheint aber - nach dem Schweigen der kri tischen Ausgaben zu urteilen -

nicht der Fall zu sein. Ob es denkbar ist , da13der Schreiber von M einzelne

Lesarten doch einer uns unbekannten guten Tradition verdankt, entzieht sichmeiner Beurteilung. Eher handelt es sich wohl urn eine "gelehrte" Korrektur;

der gleiche cd. Mhat narnl ieh Py. III 75 n j y C P fur u ' ! ) Y C P der ubrigen cdd.; dor.

Tifvo~ =B)usiYo~ kommt aber bei Pindar sonst nicht vor.

1Ein weiteror sicherer - und allgemein anerkannter - Fall fUrundorisches

1)bei Pindar ist der Name Ttfl6!51)flO~: Er ist Ne. II 14.24 einhellig mit -1)-iiber-

liefert; dazu kommt noch Ttflo!5wd!5at V. 18. Es handelt sich dabei urn den aus

Athen stammenden Adressaten des Gedichtes Ne. II. Obwohl Pindar den

Namen sicher als Zusammensetzung aus Ttfl,!) und !5ijflo~ empfand, ersetzte er

dennoeh nicht -!5Wto~ durch dorisches -oo.flO~. Doch beweist dieser Fall fUr das

,I

101

Daher erfordert der Grundsatz der Herausgeber, undorisches 'YJ

bei Pindar zumeist durch ii zu ersetzen, eine Revision'.mit A 246 aufweist : f 3e or 1} at a l! ey a Hesiod, cp tAO r1}a ta l !eya Homer(vgl. bereits Wackernagel, a. a. 0.). Darauf baut Troxler die Ver-

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Ein solches undorisches 'Y Jbei Pindar kann verschiedene Griindehaben. Einmal besteht die Mogliohkeit, daB das betreffende Wort

auBerhalb des Ionisch-Attischen, bzw. der episch-ionischen Poesie,

nicht mehr (oder iiberhaupt nie) lebendig war. In einem solchen

FaIle war es Pindar unter Umstanden nicht mehr bewuBt, daB die

dorisch-aiolische Form ein ii hatte enthalten miissen. Zum Nach-

weis dieser Moglichkeit miissen gewisse Voraussetzungen erfiillt sein.

Sie scheidet zunaohst dann aus, wenn das betreffende Wort an einer

anderen Pindarstel le mit ii iiberliefert ist . Ferner verliert sie dann

an Glaubwiirdigkeit , wenn das betreffende Wort bei einem anderen

Autor (oder auf einer Inschrift) mit ii erscheint. SchlieBlich gilt die

Mogliohkeit nur fiir diejenigen Worter, die das i i l'YJ als wurzelhaftenBestandteil oder in einem nicht ohne weiteres durchsichtigen stamm-

oder wortbildenden Element enthalten (z. B. 0fh1}Y8(! 'f]r : ;, vrpwl'Vor: ;).

Das auslautende 'Y J eines femininen oder maskulinen a-Stammes

konnte Pindar dagegen selbst dann jederzeit durch ii ersetzen, wenndas Wort fiir ihn nicht lebendig war.

AIle diese Bedingungen erfiillt beispielsweise f3eor1}awr: ; .mensch-

l ich', in dieser Lautung bei Pindar Py. V 3 iiberl iefert (erganzt auch

pae. VI 79 f.). Nach Wackernagel, Gott. Nachr.1914p. 34A. 2=Kl.Schr. p. 1136A. 2ist dasWort durch Haplologie aus *f3eoro-r1}awr: ; ent-

standen (Ableitung zu einem *f3eoror'YJr: ;), enthalt also das Suffix

-r 'YJr- < -riir-; bei Pindar miiBte das ii erhalten geblieben sein (vgl.

z. B. "a"oriira Py. II35). Da das Wort aber nur bei Dichtern be-zeugt ist (seit Hesiod Op. 773), ist es wahrscheinlich auBerhalb der

episoh-ionischen Poesie fri ih ausgestorben; Pindar hat also ein do-

risches oder aiolisches *f3eordawr: ;2 (das weder bei ihm noch sonst

irgendwo iiberliefert ist) kaum gekannt.

Diese Kenntnis ware geradezu ausgeschlossen, wenn Troxler,

Hesiod p. 131 recht behielte. Er geht davon aus, daB die alteste

Belegstelle von f3eor1]awr: ;, Hesiod Op. 773, eine starke Ahnlichkeit

ubrige Wortgut nichts; Personennamen werden eben im allgemeinen nicht vor-andert, - Hierher gehort auch del ' Dichtername " 0 f t ' Y } e o e ; , falls sein - ' Y } - auf ii

zuruckgeht (aitol. PN " 0 f tU e o e ; ) ; er ist iiberall mit - ' Y } - iiberliefert: Py. IV 277;

Ne. VII 21; Is. III/IV 55; pae. VIIb 11; dazu ' 0 f t 'Y } e t o U t Ne. II 1.

1Dagegen bereits Kretschmer, Sprache (= Gercke-Norden, Einl. in die

Altertumswiss.? 16) p. 97; Hoffmann-Debrunner, Gesch. d. gr. Spr. I p. 101

lassen es bei einer kurzen Andeutung bewenden. Skeptisch gegeniiber del' bis-

herigen Praxis auch Leumann, Hom. Worter p. 66A. 34.

2 Als "dorisch" ware diese Form nul' cum grano salis anzusprechen: wegen

- I 1 £ O e ; < *-tijo8 und eo < 1'.

102

mutung auf, daB f3eor1}awr: ; eine Ableitung von f3eoror: ; auf Grund von

cptAOr1}awr: ;, also eine reimende dichterisehe Augenblicksbildung sei.

Dann hatte ein *f3eordawr: ; nie existiert, und alle naoh-hesiodeischen

Belege von f3eor1}awr: ; miiBten aus der einen Hesiodstelle (bzw. einem

gleichlautenden, fiir uns verlorenen Hexameter eines anderen Dieh-

ters) stammen. Sicher ist diese Vermutung freilich nicht-.

Jedenfalls lassen aber bei f3eor1}awr: ; Form und Verwendungsweise

deutlich erkennen, daB das Wort mindestens zu Pindars Zeit nir-

gendwo mehr mit ii gehort wurde. In anderen Fallen laBt sich frei-

lich der Beweis oft nicht so exakt fiihren. Unsere Kenntnis der

aiolisch-dorischen Poesie vor Pindar ist so mangelhaft, daB die

Moglichkeit, ein episches Wort habe in anderer Lautform aueh sonst

in der alten Poesie existiert, haufig nieht ausgesehlossen werden

kann. Dureh Bedeutung und Gebrauch eines Wortes erhalten wir

aber bisweilen Hinweise, inwieweit es lebendig war oder nur von

Dichtern - in unserem Fane wesentlieh: nur von episch-ionisohen

Diehtern - weitergegeben wurde"; s. unten z. B. zu v1}notvor: ;.

Ein anderer Grund fiir ein undorisehes 'Y Jbei Pindar kann darin

liegen, daB das betreffende Wort in doriseher Lautform keine an-

gemessene Stilhohe aufwies. Hierbei bewegen wir uns natiir lieh aufbesonders sehwierigem Gelande, Weder das griechisehe Spraeh- und

Stilempfinden im allgemeinen noch dasjenige Pindars im besonderen

sind fiir uns genau naohvollziehbar", Dureh Betrachtung der Stellen,

an denen die betreffenden Worter bei Pindar erseheinen, und dureh

Priifung des sonstigen Belegmaterials lassen sieh mitunter gewisse

l

I(

I

1Es ist bisher nicht beachtet worden, daBdas Oppositum zum erschlossenen

{leoToTiiT- < *mrto- tat- im Awestischen vorliegt: ameretauu- (bzw., ebenfalls

mit haplologischer Verkurzung, am'Jf'Jtiit-) < *1J-mrto- ti i t- . Vielleicht ist also

{ l e O T 1 ] I 1 £ O e ; nicht nul ' keine epische Kunstbildung, sondern kann sogar grund-

sprachliches Alter beanspruchen. - Die AhnIichkeit del' Hesiod- mit del '

Odysseestelle mufs, wenn man { l e O T ' l ] I 1 £ O e ; als etwas Altes ansieht, so gedeutet

werden: Hesiod hatte sich durch den Reimverband del ' Adjektiva c p t A O T 1 ] I 1 £ O e ;

und { l e O T 1 ] I 1 £ O e ; dazu bestimmen lassen, letzteres mit dem gleichen Substantiv zuverbinden, neben das Homer c p t A o r f j U £ O e ; gestellt hatte.

. 2 Dies im Sinne del' "poetischen Worter" (Leumann, Hom. Worter p. 11ff.),

- Verfehlt ist jedenfalls das Verfahren O. Schroeders (ed.mai.p.19ff.), ledig-

lich auf Grund del ' Etymologie bei Pindar 'Y } oder ii zu postulieren, such in

mythischen und geographischen Eigennamen.

3 Die Aufgabe wird lediglich dadurch etwas erleichtert, daB Pindars Ge-

dichte zu den feierlichsten del' altgriechischen Poesie gehoren, und zwar fast

ohne merkbare Stilschwankungen. Man kann also im allgemeinen davon aus-

gehen, daB er volkstiimliche Klange iiberhaupt vermeiden wollte.

103

Hinweise gewinnen. Deren Bewertung tragt freilich weitgehend sub-

jektiven Charakter. S. schon oben S, 51 ff. zu 1 } a v x t a / a a v x t a und

dann, wenn alle Textzeugen einstimmig ein undorisches 'Y J bieten,

besteht die Moglichkeit, seine Authentizitat in Erwagung zu ziehen-.

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unten z.B. zu fh]~au;.SchlieBlich besteht die Mogliohkeit, daB Pindar sich bewuBt eine

Stelle aus einem ionisch schreibenden Dichter zum Vorbild ge-

nommen hat und diese Anlehnung durch Beibehaltung der Laut-

form hat deutlich machen wollen. Er durfte ja mit einem gebildeten

Publikum rechnen, das z. B. die homerischen Epen genauso gut

kannte wie er selbst. Zum Erweis einer solchen Moglichkeit ist es

erforderlich, die Pindar jeweils vorschwebende Stelle ausfindig zu

machen. Dieses Vorhaben miBlingt freilich immer wieder, da wir

ja nur noch einen Bruchteil der alten epischen (und sonstigen ioni-

schen) Dichtung kennen. Zuweilen laBt aber der Inhalt einer Pindar-

stelle erkennen, daB sie aus einem Epos stammt, selbst wenn dieses

verloren ist (s. unten insbesondere S. 109f., 115). Denkbar ist natur-

lich auch eine Anlehnung Pindars an nicht-dichterische ionisch-

attische Diktion (s. unten S. 107).

AIle drei Wege-, ein undorisches 'Y Jbei Pindar zu erklaren, fiihren

also tiber Hindernisse. Demgemaf liegt es in der Natur der Sache,

daBbiindige Ergebnisse nicht in allen Fallen erreicht werden konnen.

Wenn es aber gelingt, einen Teil der iiberlieferten FaIle von un-

dorischem 'Y J Pindar selbst zuzuschreiben, so erhalten auch dieiibrigen eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Dies urn so mehr, als das

dorisoh-aiolische a bei Pindar - wie allgemein anerkannt - recht

getreu iiberliefert ist.

Die Uberlieferung muB bei der Untersuchung dieses Problems

besonders streng gepriift werden. Denn ein dem attischen Dialekt

gemalies, undorisches 'Y J bei Pindar unterliegt zunachst in jedem

Falle dem Verdacht, von spateren Traditoren an die Stelle eines

urspriinglichen a gesetzt zu sein. Falls also die Handschriften in

einem Wort teils a , teils 'Y J bieten, muB a in der Regel als lectio

difficilior gelten; im allgemeinen geniigt also bereits ein Codex, urn

ein a als gesichert erscheinen zu lassen"; anders ausgedriickt: Nur

1Es bedarf wohl keiner besonderen Darlegung, daf in Einzelfallen dieM6glichkeit 1 und 3 bzw. 2 und 3 zusammentreffen konnen, D.h.: Ein Wort

kann sowohl in seiner dorischen Gestalt ungebrauchlieh als auch aus dem Epos

(usw.) entlehnt sein; oder es kann sowohl in seiner dorischen Gestalt nicht fein

genug als auch aus dem Epos (usw.) entlehnt sein. Die Moglichkeiten konnen

irn Einzelfall auch mitunter wahlweise in Erwagung gezogen werden.

2 Dabei sei jedoch die Mogliohkeit nicht geleugnet, daB auch ein dorisches ii

(von den unten S. 106 gekennzeichneten Fallen abgesehen) sekundar an die

Stelle eines ion.-attischen 1) getreten sein kann: Man kann bei den Traditoren,

auf Grund ihrer Kenntnis des Pindartextes und der dorischen Dichtersprache

104

Als Beispiel fiir dieses Ausleseverfahren (und zur Charakteristik

der Uberlieferung) seien die in 01. I handschriftlich iiberlieferten

Falle von undorischem 'Y Jvorgefiihrt:

V. 6 1 } f h e e q . (fiir t l f h O ) odd, PQU Thorn.;

15 f W V ( 1 l ~ f j~ (fiir -a~) odd. DPQRU (mit Schol.) vxaZ Thorn.;

23 m n w X a e f h ' Y J v (fur l n n o X a e f h a v ) cd. A (Scholienlemma);

28 d A ' Y J f H j (fiir d A a O ) alle odd, auBer FN;

30 f } V ' Y J 7 : 0 l ~ (fur f } v a O ) odd. CM;31 7 : l f h ~ V (fiir ° d v ) odd. NC;

38 r p t A ' Y J V (fiir ° a v ) cdd. DPQ;

46 f h ' Y J 7 : e t (fiir f h a O ) odd, NZ;n y a y o v (fiir a D ) Mosch.;

53 ~ a ~ ' Y J y 6 e o ~ (mit verschiedenen Varianten wie «at", " o i x , "ou; fiir

richtiges ~ a ~ a y 6 e o ~ , Akk. PI.) odd. FHIMNO (mit Schol.)

PQRUY Thorn. Mosch. Tricl.;

54 f } v ' Y J 7 : 6 v (fiir f } v a O ) cd. C Thorn.;

55 h t f h ' Y J a a v (fiir ° a a a v ) cdd. MNO Mosch.;

58 ~ e r p a A f j ~ (fiirOa~)odd, DHMOQRU Thorn. Mosch. Tricl.;

e v r p e o ( 1 ' l ; v ' Y J ~ (fiir ° a ~ ) cdd. PQs Thorn.;

64 A ' Y J { } 8 w , v a l (fiir A a f } e W 3 v ) cdd. DNi;

67 r p V ' l ] V (fUrOdv)cd. N;

80 f h v ' Y J a 7 : f j e a ~ (fiir f h V a O ) cdd. DFHMPQaVWXY Thorn.;

iiberhaupt, durchaus die Tendenz vermuten, den Text dorisch zu normalisieren.

Doch kann man in diesem Punkte kaum je tiber unbeweisbare Mogliehkeiten

hinauskommen. Vermutungen dieser Art s. oben Anm. 1 zu S. 19sowie S. 100

(insbes. Anm. 2 zu S. 100).

1Abgesehen von Testimonia, einem kurzen Bruchstuck in cd. V (Ne. VI

33-44) und zwei Papyri (POxy. 2439: Is . VIII; POxy. 2451: Kommentar zu

Is. I. IV. VI. VIII) existieren fur den Text der Epinikien von Ne. IV 69 an

frei lich nur noch drei verwertbare Zeugen: die Handschriften B und D und die

Triklinios-Edition; mit Is. VIII 53 bricht die Handschrift Bauch noch abo

Faile von undorischem 1), die in del' von Ne. IV 69 bis zum Ende der Epinikien

reichenden Partie erscheinen, mussen also als weniger beglaubigt gelten. (Aller-dings ist cd. B die beste Pindarhandschrift uberhaupt.) Noch weniger VerlaB

ist auf diejenigen Falle, die in literarisch iiberlieferten Fragmenten vorkommen:

Dialekttexte sind bei anderen Autoren, wie bekannt, gewohnlich weit starker

entstellt als in den "eigenen" Handschriften des zitierten Verfassers. (Z.B. ist

das fruher ausschlieBlich iiberlieferte TS1h]Ae fro129,8 durch dft]\1Aev im neu

ver6ffentlichten POxy. 2447 widerlegt. Vgl. unten Anm.4 zu S. 160.) Etwas

anders ist die Lage bei den Papyrus-Fragmenten: Zwar existiert hier jeweils in

del' Regel nul ' ein Textzeuge, doch stammt diesel' immerhin noeh aus der An-

tike; zudem sind die Pindar-Papyri sorgfaltig geschrieben. S.unten S. 150.

r(

(

105

82 &vdy~'YJ (fiir °a) cdd. HPQX Thorn.;

89 if (fUr 11)cd. U (Scholienlemma);

Pindarhandschriften hat nul' Cdafiir ein -a-. Es ist abel' auch hier

erst durch Korrektur hergestellt, offensichtlich auf Grund del' son-

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107 ~ijoor;; cdd. ABDEFHLMsNOiPQRiUVXZ Thorn. Mosch.

Tricl.: ~voor;; die iibrigen;

115 Yt~'YJcp6eotr;;(fur yt~acpO) cd. U mit Schol.;

1 16 " E} .. )' 'Y JY ar ;;fiir °ayar;;) cdd. EFQXZ.

Von all diesen in 01. I iiberlieferten Fallen eines undorischen 'YJist

also nur derjenige von ~ijoor;; (107) zu diskutieren, da hier nur eine

Variante ~voor;;, nicht aber eine Lesart mit dorischem ~fioor;; existiert

(s. unten S. 133). Die anderen Falle miissen auBer Betracht

bleiben, da sie eine Lesart mit a neben sich haben-.Dieser Grundsatz, namlioh daB eine Uberlieferungsvariante mit a

einer solchen mit 'YJvorzuziehen ist, gilt nun nicht fiir eine bestimmte

Reihe von Wortern: fur diejenigen, deren » zwar ionisch, aber nicht

attisch ist; also insbesondere Worter mit einem aus a entstandenen'YJnach t und e. Gemeint sind FaIle wie ~e'YJrf}e (s. unten S. 133ff.):

Im Attischen, demzufolge auch in der Koine, lautet das Wort

~earf}e. Das 'YJdel' ersten Silbe kann hier nicht durch einen Attizis-

mus del' Uberlieferung entstanden sein". In solchen Fallen ist das 'YJ,

nicht das a lectio difficilior: Sie sind auch dann naohzuprufen, wenndas'YJnul' in einer einzigen guten Handschrift erscheint", Hier gilt

also das umgekehrte Prinzip gegeniiber dem Normalfall.

Die Worter, deren undorisches 'YJ auf Grund del' dargelegten

Grundsatze als echt in Erwagung gezogen werden karin, sollen nun

einzeln besprochen werden+, .

II. EINZELFALLE

1. ' A{hlYa ta ; 'A{ }i jYa t, ' A. fh ]y alor ;;

01. VII 36 ist in del' zweiten Silbe des Namens del' Gottin 'A{}'YJ-

vola ein 'YJso gut wie ausschlieBlich iiberliefert. Von den genuinen

1Durch die Aufstellung ist gleichzeitig die oben S. 104 genannte Tatsache

erhartet, daf das dor. ii imPindartext im allgemeinen gut uberliefert ist. Ganz

ohne 1)-Varianten erscheinen in 01. I f-I.eydvoeo, V. 2; yiievev 3; d(e )A lov 5 ;

eenf-l.ii, 6; auii:rr:r;(e ) 0 ' 1 ' 12; cplAiiv 16; I Il a( a ) ii , 18usf.

2 Aufdieses Problem hat m. W. zuerst Boeckh, Krit. Beh. p. 324f. auf-

merksam gemacht.

3 vg1.obenAnm.6zuS.lOO.

• Der Ubersichtlichkeit haIber ist auch hier die aIphabetische Anordnung

106

stigen Pindarbelege. (Die gleiche Ursache mag fiir die Schreibung

'A#ayo in einem Teil der cdd.Mosch. und Tricl. maBgebend gewesen

sein-.)

Ebenso erscheint Is. III/IV 43 del' Name del' Stadt Athen in den

Handschriften (nul' B und D samt Scholien, Tricl.) mit -'YJ-: 'A#'YJyfiy

(Gen. Pl.). Wenig Gewahr haben die Schreibungen 'A.fh]yatwy ,der

Athener' fr. 77 (bei Plutarch) und 'A.fh]yatauJt .den athenischen'

fr. 124 a 4 (bei Athenaios; cd.: 'A{}1]yau,(Jt); sie konnen daher auBerBetracht bleiben. An allen anderen Stellen (20mal) ist 'A#ayo ent-

weder allein oder wenigstens als Variante iiberliefert.

'A1fijYat und 'A{}1]Yata gehoren zwar etymologisch zusammen ; den-

noch ist ihr 'YJ, falls es im Dorischen erscheint, verschieden zu be-

werten: Athene ist eine panhellenische Gottheit, deren Name auBer-

halb des Ionisoh-Attisohen iiberall 'A# aya, 'A# aYata tyda) heiBt;

'A{}ijyat dagegen ist del' Name einer bestimmten Stadt. Er wurde

von ihren Bewohnern mit -'YJ- ausgesprochen, und diese Aussprache

konnte auch fiir auswartige Griechen maBgebend sein. Es ist also

wahrscheinlich, daBPindars 'A{}1]yfiy auf Anlehnung an die attische

Aussprache beruhts. Dafiir konnte auch del' Kontext sprechen:

( c papa :) G .i8~ay y oV 'V o l r; ; 'A # 'Y Jy fi y G .ep a ~ 'Y Je v~au ya Y t~ fi Y . ..

(Die alte Kunde vom Ruhm del' Familie des Siegel'SMelissos:) ,Sie

hat verkimdet, daB auch auf den Fluren von Athen ihr Wagen ge-

siegt habe' (Dornseiff). Irn gleichen Zusammenhang ist ~'YJev~auJa

vorgenommen worden. Zugrunde liegt dabei die jeweils iiberlieferte Wortform;

bei Nominalkomposita ist z.T. das Hinterglied, bei Verben die 1.Sing. Ind.

Prs. als "Lemma" gewahlt . - EineAufstellung nach sachlichen Gesichts-

punkten findet sich am SchIuJ3,unten S. 160 ff.1Ftrr die weiteren Erorterungen wird also vorausgesetzt, daJ3 'A1J1)vala,

nicht 'Aiiavola, hier die richtige Lesart darstellt. Damit ist scheinbar das soeben

dargeIegte Prinzip verlassen, das fur die Bewertung ,:.on1)/ii-Varianten geIten

soll. Dennoch sieht man sich schon auf Grund der Uberlieferung veranlaJ3t,

"Airqvala hier fiir richtig zu haIten: Es ist die Lesart der ordruckenden Mehrheit

von Handschriften, noch dazu aus mindestens zwei versehiedenen Rezensionen,da diese Stelle auch imcd. A vorhanden ist. Und die Annahme, daJ3die Lesart

'ADavala auf Normalisierung beruht, macht bei einem derart haufigen Wort-

stamm, der sonst sogut wie immer mit -ii- bezeugt ist, keinerlei Schwierigkeiten.

2 Ebenso schreibt er 'AeiDovaav, Py. III 69, nicht °otaav: Die Quelle hieJ3

eben in Syrakus 'Aeb'}ovaa oder °waa (AP EeOI:A steht auf Miinzen der Stadt;

s. Head, Hist. num." p. 177). - Die Bukoliker verwenden dagegen die Form

auf -oiaa: Theoc. I 117; XVI 102; Mosch. 3,10.77. Bei Pindar deswegen gegen

die Uberlieferung ebenfalls °otaav einzufuhren (soSchroeder, 'I'uryn, Snell), be-

steht kein AnlaJ3.

I(r

107

ebenfalls einhellig mit -'Yj- iiberliefert; wegen des Ausgangs -iuaa

karin die Form nicht schlechtweg als Textverderbnis angesprochen

der Poesie: Zahlreiche Darstellungen des Mythos von Athenes Ge-

burt auf GefaBen und Sohildbandem des 6. Jahrhunderts v. Chr.,

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werden-. Es ist also moglich, daB Pindar hier, wo er vom Ausrufen

eines Siegers in Athen spricht, attische Mundart nachahmen wollte.

Uberdies ist das Verbum x'Yj(!vaaw homerisch, gehort also mit -'Yj-der

Dichtersprache an.

Wahrend das -'Yj- in 'Afh]vfiv also vielleicht auf epichorische (at-

tische) Lautung anspielt, diirfte 'Afh]vata eher auf einen alteren

Dichter zuruokgehen. Diese Vermutung wird schon durch die

Stammbildung nahegelegt. Der Name der Gottin lautet bei Pindar6mal2 'AB-ava, 2mal 'AB-avata I 'Afh]V03• 'AB-ava durfte fur ihn also die

Normalform gewesen sein. Bei Homer und seinen Nachahmern ist

'Afh]vat'Yj haufig; Pindars 'Afh]vata kann also durch die epische

Sprache bestimmt sein. Der Inhalt der Stelle ist dieser Annahme

gunstig: Die Geburt der Gottin wird erzahlt. 01. VII 35if.:

a vt x' ' Ac pa t0 '7 ;o v4 dxvatatV, " , , r ,III,_",' \ , "XaJLxBIL a7:q>JU3ILSXStau(!Or; Atmvcua xo(!vcpav xat ax(!av

a vo (! ov aa ta ' a AU A a~ sv v ns (!f tu xs t fJ oq .

,als durch des Hephaistos Kiinste mit Hilfe des erzgetriebenen

Beiles hoch oben auf des Vaters Haupt Athene emporfuhr und Alala

rief mit iiberlangem Schrei' (Dornseiif).

Aus den erhaltenen epischen Erzahlungen von Athenes Geburt(Hesiod Th. 888if., 924-926; hy. Ap. 308f.; hy. Hom. XXVIII)

kann die Pindarstelle, trotz gewisser Anklange", nicht stammen:

Dort ist nirgendwo das Beil erwahnt. Aber Pindar kann aus einem

verlorenen Epos (vielleicht mythographischen Inhalts) geachopft

haben. Die im gleichen Vers stehende Fugung xaAXSAU7:q>nSABxSt

wirkt wie einem Hexameter entnommen ; iiberdies klingt sie an

M 295 an: ( aa nt oa ) x aA ij v x aAx st 'Y jv 8 ~ 1j Aa7 :o v6 .Und daB der Sagenzug

schon in der Dichtung vor Pindar? tatsaohlich nicht gefehlt hat,

dafiir spricht die Bildkunst", bei ihrer bekannten Abhangigkeit von

1Formen von " de v~ , " ae VI 1I 1W sind zudem bei Pindar an 12 Stollen mit ·il-

uberliefert, davon 8mal ohne Varianten mit -1)-.

2 Der nicht ganz sichere Beleg 'A&d[va, pae. VIII 66ist dabei nicht mitge-

ziihlt.3 Der andere Beleg steht Ne. X 84; dort hat nur cd. D 'A&avaiq. (dazu

Tricl.), die bessere Handschrift B dagegen ' A 1 J ' f ) v O .

4 Zum spiritus lenis in 'A!patI1TOV s.oben S.20.

5 hy. Ap. 309f. " ,v i,,' ... / B V "oe vtp fj: Pi. avi,,' ... / ... "oev!pav xat' (1"eav;

hy. Hom. XXVIII 8 WeOVI18V:Pi. avoeOVl1atl1 ' (iJeovl18V auch Stesich. 256).

6 Schultz, eloc. Pind. p. 46.

7 Pindar selbst erwiihnt das Beil noch fr. 34.

8 Auf bildliche Darstellungen des Mythos hat mich Herr Prof. Helmut Rix

hingewiesen.

108

zeigen Hephaistos, wie er wahrend Athenes Geburt mit einer alter-

tiimlichen Doppelaxt neben Zeus steht-,

2. ( al vt aa o ft at :) f Jv t~ a7 ;O

( Die Form fJvt~a7:o steht, mit Anlaut fJ-, Py. VIII 40 in allen Hand-

schriften. Dazu kommt noch wahrscheinlich als weiteres Textzeug-

nis die Hesychglosse ntVt~a7:o' vnsa1j f tavsv2• Da die von Hesych an-gegebene Bedeutung bei Pindar tatsachlieh vorliegt (s. unten), da-

gegen sonst - soweit ich sehe - nirgends, ist es anzunehmen, daB

das Lemma aus der Pindarstelle stammt ; daraus geht hervor, daB

die Form bereits in der Antike mit fJ- gelesen wurde. Aulser dem

homerischen n(!oa'Yjvoa (s. oben S. 98f .) ist fJvt~a7:o bei Pindar die

einzige Augmentform eines mit a - anlautenden Verbums, in der a-

zu tt: gedehnt ist. Die Stelle lautet (Aristomenes, der Adressat, ist

angesprochen) :

a v~ wv O s nU7 :( !a v M S tO VA to fiv M yo v c ps (! str ;

7 :6 v, 8 vn s(! n 07 :' 'o rx Uo r; n air; 8 V e n wn vA otr; lO wv

40 v lOV r; e 1j fJ at a' f Jv t~ a7 :o n a (! ft sv ovw r; a lX ft q. ,

o n6 7: ' a n' ' A. (! ys or ; i jA vB- ovo sv d(!a v o oo v 'Enbyovo),

wo ' e la t e f ta ( !va ft svwv'

.Indem du die Sippe der Meidyliden forderst, verdienst du das Wort,

das einst Oikles' Sohn kiindete, als er sah, wie am siebentorigen

Theben die Sohne im Kampf ausharrten - alsvon Argos im zweiten

Zug die Epigonoi gekommen waren. So sprach er, als sie kampften":

(Es folgt die Weissagung des Amphiaraos).

fJvt~a7:o steht alsoin einem Passus, in dem vom zweiten Zug gegen

Theben berichtet wird. Diesejl'atsaehe allein laBt vermuten, daf

Pindar hier aus einem Epos schOpft. Er will mit dem Worte 'Entyo-

VO t (V. 42) vielleicht sogar selbst einen Hinweisauf seine QueUe

geben: 'Eidvovo: ist namlich der Titel eines kyklischen Epos; s. die

Zitate bei Allen, Homeri Opera V p. 115f.

1s. besonders die Zusammenstellung und Deutung bei Brommer, Jahr-

buch des Romisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 8 (1961) p.66-83;

vgl. ferner Kunze, Archaische Schildbiinder. Berlin 1950 (Olympische For-

schungen, herausgeg. von Emil K., Bd. II), p. 77-82; Miriam S. Bahnuth,

American Journal of Archeology 67 (1963) p. 69. - Fur diese Literaturnach-

weise danke ich den Herren Prof. Wolfgang Zuehner und cando phil. Hermann

Bick. "

2 Von Turyn zur Stelle alsTestimonium angefiihrt.

.l

(

r

tr[r

109

Dberclies weist die Stelle deutlich noch andere Ziige der epischen

Sprache auf:

bekannten cd. A zu betrachten; der Schreiber hat auBerdem weitere,uns ebenfalls noch vorliegende Pindarhandschriften zum Vergleich

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

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39 f. B Y s :r t7 :a nv Ao l~ ... [, .. € hlf3 au ;': VgI. A 263 e ~f3 'YJ ~ . .. s m:a -

nVAow1;

40 naefleYOYia~: VgI. naefleYS7:'(s) N 151 (ebenfalls vom Aushar-

ren im Kampf)";

41 i jAV{}OY: Dazu s. oben S. 96;

43 f laeyafleYWy3.

Derartige Epizismen erscheinen auch in der Weissagung des Amphi-

araos (V. 44-55):

46 Zu c 5 ea xoY7 :a nO lx lAOY a l{ }a .~ . .. e n' a an lc 5 o~ vgl. einerseits K 149

n OlxtA OY ... a ax o~ ; anderseits die Beschreibung der Schlangen

auf dem Schild Hesiod Sc. 161-167;

47 YWflWYia (vom Schwingen des Schildes): VgI. H 238 YWflfjaal

f3WY;

49 aeslOYO~4;

55 ' 'A f3 aY 7: o~ s ve vx oe ov ~ a yv la ~ ,zu Abas' weitraumigen StraBen'

(= ,nach Argos'): VgI. Ll52 s ve va yv w M vx ~Y 'Y J.

fJYt~a7:o stammt also aus einem verlorenen Epos, vielleicht - falls

man tatsachlich auf die Nennung der 'EntYOYOl besonderes Gewicht

legen darf - aus der Dichtung, die unter diesem Namen bekannt

war. Das Wort kann nach Form und Bedeutung" geradezu als einepisches Fragment betrachtet werden.

3. afl'YJxaYt'YJ~

01. V 14 ist in der Handschrift Z der Gen. Sing. afl'YJxaYt'YJ~tiber-

liefert. Die anderen cdd. haben z. T. a fla xa y[ a~ (O ta l~ C ante corr.),

z. T. afl'YJxaYta~. Die Lesung aflaxaYta~ ist in bezug auf das erste asicher richtig; afl'YJXo ist eine dafiir eingesetzte Koineform. Aber auch

der Ausgang -t'YJ~in cd. Z ist, obwohl unattisch, ohne jede Gewahr :

Dieser cd. ist nach Irigoin, Histoire p. 385 als Apographon des uns

1Die Fiigung erscheint bei Pindar des ofteren,2 Ebenso gebraucht ist nU(}efletV'( e) Py. I 48.

3 Bei Pindar erscheint das episohe Verbum 6fter.

4 Bei Pindar mehrmals.

5 Da die Weissagung des Amphiaraos keine ,Ratsel ' (ulvtYflU7:a) aufgibt,

heiI3t nvt!;U7:0bier ,er kiindete'. Die Bedeutungsentwicklung ist verstandlieh:

Die Rede eines Sehers ist haufig dunkel (s. Reinhardt, Von Werken und For-

men. Godesberg 1948. p. 130); deshalb kann das Verbum olvlaoopcu, das ,dun-

kel, in Ratseln sprechen' bedeutet, allgemein fiir Seherspriiche verwendet

werden.

110

herangezogen (s. Irigoin, a. a. 0.). Die Lesart (afl 'YJxay )t 'YJ~hat also,

als bloBe Verschreibung in einer unwichtigen Handschrift, aus der

Diskussion auszuscheiden.

Is. VIII 7ist der Gen. PI. dne~X7:WY in dieser undorischen und un-

attischen Lautform gut iiberliefert:

navaaflSYOl 1 5 ' ane~X7 :WY x aXWY

YAVXV 7:l c 5 af lw aof ls {} a x at f lS 7: a novo»

,Enthoben den Dbeln, die keinerlei Handlungen zulielsen, wollen wir

auch etwas SiiBes dem Volke vortragen nach der Plage'. ane~X7:WY

ist in beiden Handschriften B und D, dazu in den Scholien von B

und bei TricI. iiberliefert, aneau7:WY nur in den Scholien von D'. Ab-

leitungenvon der Wurzel neay sind bei Pindar sonst immer einhellig

mit a iiberliefert: l!flneax7:0Y Py. III 622; dazu n ea yo ~, n ea Yf la , n ea ~l ~,

neaaaw an insgesamt 34 Stollen". Diese Tatsache macht es wahr-

scheinlich, daB fiir das 'YJin ane~U7:WY ein literarisches Vorbild maB-

gebend war. In der Tat findet sich das Adjektiv bei Homer in ganz

ahnlioher Verwendung, namlioh als Attribut zu avt 'YJ ( f l 223) unddc5vy'YJf3 79). Die letztere Stelle drangt sich wegen des gleichen Nu-

merus besonders zum Vergleich mit Pi. Is. VIII 7 auf:

YVY c5e flO l ane~X7:0V~ dc5vva~ Bf lf 3aAAS7:S{ }vWP

,Jetzt aber werft ihr mir Schmerzen aufs Gemiit, gegen die sich

nichts machen laBt !'Pindars dne~x7:wY beruht also auf einer Homer-

Reminiszenz.

(I

(

Exkurs: Zur Bildung von lJ.neax7:o~ und l!flneax7:o~

v. Wilamowitz, Pindaros p. 197 und Williger, SprachI. Unters.

p. 43 haben die Bedeutung von ane'YJU ia ( xaxa ) bei Pindar richtig

bestimmt: ,afl~xaya, ouiao» n ea~l Y XWAVOY 7: a' (v . Wilamowitz), ,ohne

1 In POxy. 2439fr. 1col. list das Wort zerstort.

2 Zur Bildung s. den Exkurs.

a Ein nul' scheinbarer Parallelfall zu an(}1)u7:wv ist n(}1)urfj(}', Variante des

cd. R Py. XII 24. Dierichtige Lesart ist flva.a7:ij(}'(a) ,Erinnerer' (zu fltflv?iauw);

sie findet sich in den Handschriften BDEF und bei Tricl. flva.a7:ij(}' wurde zu-

nachst zu flV'Y)a7:ij(}' (so cdd. HITUV Mosch.) verderbt; daraus entstanden dann

durch erneute Fehlschreibungen die wertlosen Varianten n(}1)dtfj(}' (PQ) und

n(}1)u7:ij(}'. >

111

neii~u;' (Williger-}. iine1]u"Col; ist also ein Bahuvrihi: ,kein ne1]u"C6y

habend'. DieseAnalyse wird nun durch das Oppositum efl,neliu"C01;2 be-

n a fl ,c pa ty oy B- ' W I ; " C' a a "C e e' s nS (J av fl ,s Yo Y n st Jt ow ,

8 1; eo . "C ' omve1]1; elotv, aet1;1]Aot M O t a vy at .

Die a vy a" a et !; 1] AO t , ,sehr leuchtende Strahlen', sind hier also die eines

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statigt: Es bedeutet ,ein neliu"C6y dabei habend' und ist zu ane1]U"COl; j

aneliu"COI; nach dem Verhaltnis &&1001; : eyB-so l ; gebildet. Ein Verbum

*sfl,neo.aaw, zu dem efl,neau"COI; normal gebildetes Verbaladjektiv sein

konnte, fehlt anscheinend vollig.

5 . ae t1 ;1 ]AO I;

01. II. 55 ist im Worte aet1;1]Aol; einhellig" ein 1] iiberliefert: aa"C~e

aet1;1]Aol; ,ein sehr leuchtender Stern'. Das Wort kommt bei Pindar

sonst nicht vor.

Dieses 1] widerspricht dem in einigen dorischen Gedichten be-

zeugten Ii:

aetCIiAol; Beoevlxa Theoc. XVII 57 (Var.: °1;1]1..01;);

a e t! ;c lAqJ t Je L lwuAsL AP IV 1,3 (Meleager);ae t1 ;l iAoy KAso[ yt uay (1) Epigr. Gr. 250,1 (Panticapaeum, wohl

1. Jh. v. Chr.);

a et 1; clA ov . .. a oc pt1 ]1 ; (sic)Epigr. Gr. 496,4 (Tanagra, 1.-2. Jh.

n. Chr.);

aet1;c lAov awcpeOCJVya l; AP VII 81,6 (Antipatros von Sidon).

Gegenbeispiele mit 1] aus dorischer Poesie:

n a" CeO I; a et !; rJ Aow I Io A vu eh ov IG IXl (1) 270,1 =Epigr. Gr.

855,1 (lokr., um 200 v. Chr.);

aeL!;1]AOI; Beoevlxa Call. ep. 51,34•

AuBerdem macht die Etymologie wahrscheinlich, daB hier Ii ur-

spriinglich ist: aeL!;1]AOI; diirfte zu der in hom. tJea"Co vorliegenden

Wurzel dej~2 j dje~2 gehoren-, also auf * - dj al o - « * -d je ~ 2- lo - J zuruok-gehen", Nun beruht Pindars aa"C~e aet !;1 ]AOI ; deutlich auf X 26 f.:

1Williger, a.a.O. Anm. 1weist auf die Homerparallele hin, ohne jedoch die

Lautform des pindarischen Wortes zu erortern.

2 Die oben genannte Pindarstelle ist der alteste Beleg.

3 ° C ' Y J J . . o ~ auch in der Nebeniiberlieferung bei Liban. 10,541,18 Foerster. IrnPOxy. 2092, der 01. II teilweise enthalt, ist das Wort zerstort,

4 d ! ! t C r lJ . . o ~ ( I b :o J . . e fl a i o ~ ) bei Call. auch fro734; doch ist das Fragment keinem

bestimmten Dialekt zuzuweisen. - d ! ! t C ' Y J J . . o ~ (sc.: darn!!) Theoc. XXV 141 steht

in einem ionischen Gedicht.

5 Vg1.zudieserWurzelobenS. 60 f.

6 Schulze, Q.ep. 244 A. 1; etwas anders Bechtel, Lexilogus s.v. (deje" neben

deja"!. Nicht iiberzeugend sieht Shipp, Studies p. 51 in d ! ! t C ' Y J J . . o ~ lediglich eine

lauthche Nebenform zu d ! ! t o ' Y J J . . o ~ ; ahnlioh Chantraine, Gramm. hom. I p. 169;

Strunk, IF 66 p. 169 f.Vg1.auch Lasso de Ia Vega, Emerita 23p. 105.

112

Sternes (aa"C17eJ; mithin stehen hier die gleichen Worter im Sinn-

zusammenhang wie bei Pindar-.

Die Verbindung a vy a" a e t! ;1 ]A o t findet sich bei Homer noch N 244;

gemeint sind hier die Strahlen eines Blitzes. Daneben ist das Wort

aet!;1]Aol; bei Homer noch ganz anders verwendet:E 219.221 a eo CPWYr J,

also ,deutlich' (ahnlich ae t! ;r JAW I ; s le 1 ]f l, eYa f l, 453); B 318 bezieht sich

ae ° auf eine in einen Stein verwandelte Schlange; E 519 auf Ares undAthene; es bedeutet an diesen Stellen etwa ,weithin sichtbar, mar-

kant, auffallig'. Auf diese letztere Verwendung gehen wohl die Stel-

len in der hellenistischen Poesie zuriick, an denen ae o als Attribut

eines Personennamens erscheint (sowie als Beiwort zu menschlichen

Eigenschaften, aocpt1] und awcpeoavya; s. oben). Hier kann aber im

Hinterglied sekundar (1) !; iAol; ,Eifer, Nacheiferung' empfunden

worden sein", sodaB z. B. ae . Beoevlx« moglicherweise zu iibersetzen

ist: .die sehr nacheiferungswiirdige B.'. Das Ii braucht hier also nicht

das urspriingliche, etymologische zu sein. Mithin fehlt es vorlaufig

an durchschlagenden Zeugnissen dafiir, daB die Form aet!;liAOI; wirk-

lich die altere ist, daB also hom. aet1;1]AOI; tatsachlich zu tJea"Co usw.

gehort.

Ebensowenig kann aber die Pindarstelle beweisen, daB aet!;1]AOI;

die urspriingliche Form ist, da Pindars Ausdruck offensichtlich in

Nachahmung einer Homerstelle geschaffen ist; daher kann es sich

hier um ein ionisches 1] handeln.

[

(

6 . 'AeuaM1]1;

01. VI 100 ist in den Handschriften N und 0 die Genitivform

'AeuaM1]1; mit unattischem -1]- iiberliefert. Die Mehrzahl der iibrigen

odd. hat dafiir das normale 'AeuaMal; (schwach bezeugte und syn-

taktisch unbrauchbare Varianten sind 'AeuaMay und 'Aeuo.tJal;)3.

Der Satzteil lautet:

fl ,a de ' s Vf l, rJ Ao w Am6 y"C ' 'A eu aM 1]1 ;

1 (darn!!) d ! ! t C ' Y J } ' o ~ auch bei Theokrit (s. oben Anm. 4): Das kann auf

homerischem oder pindarischem Vorbild beruhen. - DaB Pindars d ! ! t C ' Y J J . . o ~ ein

Homerismus ist, bemerkt auch v. Christ, Beitr. p. 73f.

2 Es kann sich aber auch um eine Neusohopfung aus d!!L"und C a J . . o ~ ,Eifer'

handeln.

3 An fiinf anderen Stellen bei Pindar ist ' A !! u ao la ~, " lo , o la v ohne Varianten

mit a imStammauslaut iiberliefert, davon einmal im gleichen Gedicht: 01. VI 80.

8 Forssman, Sprache Pindars113

.die Mutter des gute Schafe habenden Arkadien verlassend' (gemeint

ist die Stadt Stymphalos).

Schon das schmiickende Beiwort evp,~Aow zeigt, daB hier mit einem

dar selbst bietet einen Beleg des Namens mit einem gut iiberlieferten

a: 'AaxAant 6y Py. III 6 (so die Mehrheit der cdd.).

Der Kontext verrat, warum Pindar Ne. III 54 die ionische Form

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epischen Vorbild gerechnet werden kann. Dieses findet sich zweimal

in den homerischen Hymnen: hy. Mere. 2 = hy. Hom. XVIII 2

KVAA~Y'Y}r; p, e( )8w ia "ai 'Ae"aO i'Y} r; nOAvWIjAOV

(Hermes), ,der Kyllene verwaltet und das viele Schafe habende Ar-

kadien'. Der gleiche Ausdruck kommt noch in einem haufig zitierten,

offensichtlich sehr alten delphischen Orakel vor, Parke-Worme1l1,4f.

oZ xe p,ea'Y}YvTteVy{for; volooo: "ai 'Ae"ab t'Y} r; nOAvp,~AOV

(und die Argeier), .die zwischen Tiryns wohnen und dem viele Schafe

habenden Arkadien'. Hier steht also ebenfalls ein Adjektiv mit p,fjAOY

im Hinterglied neben 'Ae"abi'Y}r;. Pindar hat lediglich das Vorder-

glied nOAV- durch ev- ersetzt , als er sein Vorbild nachahmte' . Berner-

kenswert ist, daB Pindar den epischen Sprachcharakter des Aus-drucks noch durch die Endung -ow verstarkt hat, die nicht in seiner

Vorlage steht.

7. 'Aa"A'Y}nt6y

Der Name des griechischen Heilgottes ist Ne. III 54 in allen

Handschriften mit -'Y}- iiberliefert:

52 Aey6p,eyoy be 7:oi57:oneodeoJYenor; exw ' {3af Jvp, fj 7: a Xlocw 7:eacpe At{ftyOj

'Iaoov' e yb oy d ye t, " ai e ne t7 :e y 'A a" A'Y }n t6 y,

55 7 :0 '1 'c pa ep ,a "w y O iba~ e p ,aAa ,, 6x ete a v ou o» .

yvp,cpevae b' a-6ur; ay Aa6"oAnoY

N'Y}e80r; { fv ya7 :ea , y6YOY 7:8 ol cp8e7:a7:oy

<l-l:l7:aAAey...

,Was ich hier sage, habe ich von den Altvordern. Der tiefweise Chi-

ron zog auf drinnen im steinernen Haus den Iason und hernach den

Asklepios, dem er die Kunst wies, Heilmittel zu reichen mit linder

Hand. Dann vermahlte er wieder des Nereus herrlich gekleidete

Tochter und hat ihren HeldensproB gepflegt . .. ' (Dornseiff).

Aus zahlreichen Dialekttexten geht hervor, daB das -'Y}-von 'Aa-

"A'Y}nt6r; aus a entstanden ist ; davon zeugt auch lat . Aesculapius. Pin-

1Vielleicht schwebte sie ihm auch vor, als er das Gedicht schuf, dessen An-

fang in fro 95vorliegt: TQ Ilo» ' Ae u a r5 t a, I l- s r5 iw v . •• (Danach vielleicht wiedor-

urn Scol. 887,1 Page: lch Ilo» ' Ae u ar 5t a, I l- sr 5i wv UA S 8V VU ,) . - Auf V.2 des

Hermeshymnus (oder einem verwandten epischen Vers) beruht wohl auch

Epigr. 142,3 Friedlander-Hoffleib: B v ' Aeua r5 tu£ nOAVl l -tAO[£ ]; S. dazu oben S. 62.

- Vgl. noch nOAVI l -~AOVHesiod POxy. 2481 fro5 (a)I 26, Attr ibut zu Tsy[i1],

(Tegea in Arkadien), wie Lobel ermittelt hat.

114

des Namens verwendet hat: Es ist hier nicht von gottl iohem Wirken

des Asklepios die Rede, sondern von seiner Erziehung durch Chiron,

also von mythischem Geschehen. Das Wissen hiervon mag Pin dar

aus einem epischen Gedicht bezogen haben. Und wirklich beruft er

sich darauf, daB schon ,Friihere ' von diesen Dingen erzahlt haben:

A ey 6p ,e yo y ... n e0 7:8 eWY (52)1.Wir konnen Pindars Quelle nicht mehr

namhaft machen. Die Scholien (III p. 55,24) wissen nur zuberichten,daB Hesiod von Iasons Erziehung durch Chiron erzahlt habe (fr.

19 Rz.), die bei Pindar im gleichen Zusammenhang erwahnt ist.

Vielleicht ist diese Angabe unvollstandig, und Hesiod sprach dort

auch von Asklepios; oder es stand Pin dar noch eine andere epische

Quelle zu Gebote-. Jedenfalls spricht der Textzusammenhang dafiir,

das ionisch-attische 'Y}von 'AaxA'Y}nt6y Ne. III 54 anzuerkennen".

8. {3t'Y}7:ar;

Das Wort {3tii7:;1r;(mask. a-Stamm, von Pindar stets adjektivisch

in der Bedeutung ,gewaltig' verwendet) ist an einer Stelle, Py. I 42,

in mehreren Handschriften mit mitt lerem 'Y}iiberliefert:

(41) 8 X { few' ll y ae p ,a xaYa l rdiocu. { 3e odau ; a eewi r; ,\ \ \ \ { 3 \ ''l''''x at a oc po t x cu . x ee at t 'Y }7 :a tn ee lY l\ waao l 7: ecpvy.

,Denn von den Gottern stammen aIle Hilfsmittel fiir Erfolge del'

Menschen; (durch die Gotter) werden sie zu Weisen, mit Handen

Gewaltigen und Beredten'. {3t'Y}°cdd. G (infra) HIPQUV A (= cP bei

Turyn) Thom. Mosch. Tricl.; {3ta° CDEFG (supra) R4. Schwach tiber-

liefert - namlich nur als Marginalie in od. V - ist {3t'Y}7:°auch 01. IX

75 : I I a7: e6XAOV {3 ta7: ay ' 1' 60 '1 '.den gewalt igen Sinn des Patroklos' . Aus-

schlieBlich {3la7:;1r; {3ta7:;1Yhaben die cdd. an den iibrigen Stellen: Py.

I 10, IV 236, VI 28; Ne. IX 51; pae. VI 84.

I

1Zurn Gen. auctor is beim passivischen Ptz. S. Schwyzer-Debrunner, Gr.

Gr. II p. 119.2 Denkbar ware auch eine Art "Perseveration" episoher Sprache bei Pindar:

Naehdem er Iasons Erziehung aus einem hesiodeischen Epos entnommen hatte,

blieb er in der Folge bei der epischen Sprache und sagte 'AO'UA1]nt6v.

3 Der andere Beleg des Namens (Py. III 6) steht ebenfal ls in einer Erzah-

lung von der Erziehung des Asklepios; hier lautet der Name 'AO'uAano. Dies ist

jedoch solbstverstandlich kein Argument gegen die Authentizitet von 'AO'uA1]n-

Ne. III 54: Pindar standen eben die kultische Namensform 'AO'uAam6, und

die dichterische 'AO'uA1]m6, als gleichwertig zu Gebote.

4 In der Handschrift B ist Py. I ganz ausgefallen.

8'115

Von dem schlecht iiberlieferten { J l r r r av 01. IX 75laBt sich wohl ab-

sehen; { J l ' Y J r a t Py. I 42 ist aber je~enf~lls er~,st zu nehmen. D~ die

Form attischen - also "normalgrIe~hISchen - La~tregeln w~der-

aber die Wortbildung iiberhaupt - beruht auf dem EinfluB eines

ionischen Dichters, den wir nicht mehr fassen konnen-.

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spricht, muB sie im Pindartext alt sem. Auf G:rund diesea { J l ' Y J r a l hat

vielleicht der Schreiber von cd. V (oder der semer Vorlage) auch 01.

IX 75ein { J l ' Y J r a v am Rande notiert. .

Die sprachgeschichtliche Einordnung von { J l ' Y J ~a r ; ; gestaltet siohd~s-

halb besonders schwierig, weil sich das Wort m der alten Poesie,

auBer bei Pindar, bisher nur bei AIkman nachweisen laBt, 1,4:

.] V xe ro v {J ta ra v1•

Ein etwaiges episches (oder sonstiges ionisches) Vorbild kann also

bloBvermutet werden. Dafiir lieBe sich, abgesehen vom ' Y J , etwa fol-

gendes anfiihren: { J l ' Y J r a t steht in einer Se~tenz; Pindar ~ann sie -

gewiBin etwas verandertem Wortlaut - emem anderen DIchter ent-

nommen haben. Ferner die syntaktische Verwendung des Wortes als

Adjektiv (bzw. adjektiv-ahnliohe Apposition): Darin stimmt Pin-

dars { J t a r a r ; ; I ( J l ' Y J r a r ; ; z. B. mit hom. f la X ' Y J rf jr ;; . .( a 261) u~d a l X f l ' Y J r 1 r ; ; (A

152 u. 0.) iiberein. Es laBt sich sogar eine Ahnlichkeit konstatieren

zwischen Pindars aoipot ual,x s ea l, { Jl ' YJ ra l, n s ety Aw a a ot rs und n 242:

X S l e a r ; ; r' a lX f l 'Y J r r/ v i! f ls v a lu a I , 8 n tc p e O v a {J o v A f jV . . ,

Die Ahnlichkeit reicht allerdings nicht aus, um das 'Y Jm { J l ' Y J r a t be-

friedigend zu erklaren".Auch die Bildung des Wortes3 erlaubt esnicht, es einem bestimm-

ten Dialekt zuzuweisen: Falls es nur von { J l aw I { J l a o f l a l abgeleitet

sein konnte, lage allerdings der Verdacht nahe, daB es ionisch oder

attisch ware; denn nur in diesen Dialekten ist der Typ Verbalstamm

und - r n r ; ; , ohne nominales Vorderglied, haufig ( fl af h]r fj r; ; , ~ lU a (1 7 :f jr ;;

usw.). Es besteht jedoch auch die Moglic,hkeit, - r , d r ; ; in { J l 'YJ : d r ; ; al~.S~-

kundarsuffix zu betrachten so daB { J l ' Y J r a r ; ; von { J l ' Y J abgeleitet ware :, . ,Solche Bildungen treten in allen Dialekten auf (vg1. ln no r; ; - l1 [n or 'Y Jr; ;

usf.). Vielleicht gehOrt also { J t a r a r ; ; dem ang~stam~ten W~rtsc~atz

der chorlyrischen Sprache an, und nur das emmahge { Jl 'Y Jr at - mcht

1Vorausgehen mufs, auf Grund des Textzusammenhanges, der Akk. eines

Heroennamens. - Nach Schwartz, Herm. 39 p. 637 beruht dieser Gebrauch

von { 3 t a - r :6 . r ; / { 3 t r J 1 : 6 . r ;auf epischen Ausdrucken wie { 3t 'Y } 'H e au A' Y }s t 'Y }. .

2 Denkbar ware allenfalls, daB ein anderer ionischer Dichter diesen Homer-

vers unter Einsetzung von { 3 t ' Y } T ' I j - statt a l X f l ' Y } T ' I j - irgendwie umg~staltet~ ~d

daB die Pindarstel le auf dieser Nachahmung beruhte. Das bleibt naturhch

bloBeVermutung.

8 s. Fraenkel, Nom. agoIp. 164. . .

4 Auf Grund der Bedeutung ist diese Mogliehkeit als wahrscheinhcher anzu-

sehen, auch auf Grund der bedeutungsahnlichen Worter' wie a l X f l 'Y } T ' l jr ; , f l a X ' Y }T ? j r ; .

116

9 . { JA 'Y J x e or ;;

(&- ) { J A ' Y J x eo r ; ; ,schwach' wird etymologisch gewohnlioh mit att.

{ J AM (Stamm ( J A i i u - ) ,schlaff, trage'2 verkniipft, was trotz dem ab-

weichenden Guttural moglioh erscheint". Falls diese Kombination

zutrifft - ihre Richtigkeit wird im folgenden vorausgesetzt -, ist

das'YJvon ( & ) { J A ' Y J x eo r ; ; aus ii hervorgegangen. Bei Pindar ware dem-

gemaB zunaohst eine Form mit ii zu erwarten. Dennoch ist in zwei

Fragmenten { J A ' Y J x e O - mit 'Y Juberlieferts:

fro 130,2 { J A ' Y J x e o l , noxcuoi;

fr. 245 { J A ' Y J x e o f J velxeoc,

Weitere Belege fehlen.

Die Beurteilung von { J A ' Y J x e O - bei Pindar hangt mit davon ab, wie

man das Verhaltnis von { J A ' Y J x e O r ; ; (nicht bei Hom.; zuerst bei Alc. 319;

Pi. ;B.; Ctes.; A. R.; spatere Prosa und Dichtung) zum gleichbedeu-tenden & { J A ' Y J x e o r ; ; (Hom.; A. R.; Epicur.; Procop.) ansieht. Nach Leu- .

mann, Hom. Worter p. 55ist & { J A ' Y J x e o r ; ; die urspriingliche Wortform;

daraus sei durch Verschiebung del' Wortfuge im Ausdruck f l a A '

& { J A ' Y J x e O r ; ; die Form { J A ' Y J x eo r ; ; hervorgegangen. Falls diese Annahmerichtig ist (immerhin ist & ( J A ' Y J x e o r ; ; friiher bezeugt), so erklart sich das

- ' Y J - des Wortes bei Pindar (und Alkaios") zwanglos: Es wiirde sich

dann um ein episches Kunstwort handeln, dessen einmal gepragte

Lautform auch bei nichtionischen Dichtern erhalten geblieben ware",

Doch macht es Schwierigkeiten, das relativ weit verbreitete, auch

in Prosa gut bezeugte { J A ' Y J x eo r ; ; sozu erklaren, Auf Grund der Haufig-

keit del' Belege ware man eher geneigt, { J A ' Y J x eo r ; ; fiir urspriinglich zu

halten. In diesem FaIle wiirde man jedoch mit dem n des Wortes bei

Pindar nicht so leicht fertig".

1vgl. oben Anm. 2zu S. 116.

2 Das ii von { 3 A d ; kann frei lich nicht echt-att isch sein; s .Frisk, GEW S. V .

(mitLit.) ..

3 S.Frisk, GEW S. V. { 3 A ' Y } x e 6 r ; .4 Auf die uberlieferte Lautgestalt Iiterarischer Pindarfragmente ist zwar im

allgemeinen nicht allzuviel zu geben; immerhin ist das 'Y }von { 3 A ' Y } x e 6 r ; durch die

zweifache Bezeugung (und durch sonstige Belege) einigermafsen gesichert. Es

wird daher fur die folgenden Erorterungen unterstellt, daf das 'Y } richtig uber-

liefert ist.

5 s.Hamm, Grammatik p. 24§ 49a.

6 Leumann (a.a.O.) versucht denn auoh, den Gebrauch von { 3 A ' Y } x q 6 r ; beiAlc.

und Pi. (fr. 130)aus der episohen Verwendungsweiseherzuleiten. '

7 I m m e r vorausgesetzt, daB { 3 A ' Y } x e 6 r ; tateachlich zu { 3 A d ; gehort,

117

Nun lautet der Kontext, in dem fro245 uberliefert ist (An. Ox. I

95,5 Cramer), folgendermaBen: I I i'Voaeo~ / -l 8'V {3A'Y}xeO 'V 't o laxveo'V

"ne 6cpaaw {3A'Y}xeOVy i'Vw{}m 'VBixBO~" cp 'Y }a i'VPindar gebraucht {3A'Y}xe6~

Ein direktes Vorbild fur diese Stelle in epischer Dichtung laBt

sich nicht finden. Der Anklang an nOAvcp6(2{3ov yai'Y}~ E 301, hy. Ap.

365 ist nicht deutlich genug. Also bleibt nur die Vermutung, daB

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in der Bedeutung ,stark'.' Die gleiche Aussage - doch ohne das

Fragment - findet sich auch Suidas = Suda B 340, I p. 477,1 Adler

und EM 200,13 (Et. Genuin.). Sie ist vielleicht ernst zu nehmen- ;

wenn auch dem Textzusammenhang nicht viel zu entnehmen ist, so

ist doch anzuerkennen, daB ,stark, heftig' zu veixo; besser paBt als

,schwach, sanft'; auch ,starke Strome' (no'ta/-loi, fro 130) leuchten

ein'',Daaber {3A'Y}xe6~nicht von Anfang anzugleich ,stark' und ,schwach'

bedeutet haben kann, muB eine der beiden Bedeutungen sekundar

sein. Pindars {3A'Y}xe6~,stark' kann auf dem hom. a-{3A'Y}xe6~ ,schwach'

beruhen: Er (oder ein anderer Dichter vor ihm) sah darin vielleicht

eine Zusammensetzung mit a - privativum; das Hinterglied muBtedann als ,stark' empfunden werden. Falls diese Ableitung zutrifft, ist

{3A'Y}X(26~bei Pindar wiederum ein Kunstwort, das auf Homer zuruok-

geht; dann kann das 'Y}ebenfalls nicht iiberraschen.

{3(2o't'/7alO~:S. oben S. 102 f.

10 . ya i'Y}~

Py. I 30 ist die Genitivform yai'Y}~ iiberliefert:

8~' tov 't ' e c pBnBl~ o(2o~, Bvxaeno lO yai 'Y }~ / -l B. -r ono 'V

(Zeus,) ,der du diesen Berg (sc.: den Atna) verwaltest, die Stirn des

gute Friichte habenden Landes'. yai'Y}~ steht als Scholienlemma in

mehreren cdd. (nach Mommsen in G und U; nach Drachmann,

Schol. II p. 15 in D, G und Q); die Handschrift D hat im Text

yai'Y}, was zwar verderbt ist, aber ebenfalls ·auf yai'Y}~ weist. Die

iibrigen cdd. haben y aia~. y ai ii - ist auch sonst bei Pindar iiberliefert,

wo ein Gen. oder Dat. Sing. vorliegt": Py. IX 17.60 {Tolac, Talo.)

usf. (insgesamt 9 Stellen).

1m. E. ist von dieser Aussage, die sich auf Stellenbelege stiitzt, zu trennen

die blo13eKonstruktion {JAnX(!6r; =l .1xv(!6r;, die offensichtlich nur zur Erklarung

von hom. d{JAnX(!6r; ,schwach, sanft ' orfunden ist (Schol. e 178; Orion 7,3: S.

Hdn. II p. 166).2 Leumann, Hom. Worter p.55 rechnet allerdings mit , tragen (Unter-

welts-)Stromen'; sicher ist die Bedeutung ,trage, ruhig' fur das ahnllche {JAn-

X ( !o i l. 1 £ • .• : rt : sAa y ea l .1w A. R. IV 152. ,3 Die iibrigen Singular- und die Pluralkasus sind hier ohne Belang (yaiii

usw.),

118

Pindar sich an eine verlorene Stelle im Epos anlehnte. GewisseAn-

zeichen dafiir sind vorhanden: die homerische Genitivendung in

BvXa(2nOlO sowie die Wortfiigung yai'Y}~ /-lB'trono'V. Die Umschreibung

geographischer Gegebenheiten durch Korperteile (von Mensch oder

Tier) ist bei Homer iiblich: xat' OVA1J/ -lnolO xa(2~'Vro'V;ov{}a(2 a(2ov(2 'Y}~l;

'VW'ta{}aAa(J(J'Y}~2;n60B~ "Io'Y}~.Eine derartige Verwendung von /-lB.-ronoy

,Stirn' ist allerdings - auBer an der Pindarstelle - bisher nicht zubelegen",

11. F'Y}(2v6'Va~

Die Aufschrift einer chalkidischen Vase, Schwyzer, De1.3797 (2),

enthalt den Namen des mythischen Riesen Geryone(u)s in der Form

Faev.fo'Vs~. Daraus geht hervor, daB die erste Silbe des Namens ur-

spriinglich ein iienthielt4. Bei Pindar ware dementsprechend Zbg"zu

erwarten. Dennoch ist an allen Stellen nur F'Y}(2°iiberliefert:

Is. I 13 { }e aa si al ' t6 'V note F'Y}(2v6ya cp(2i~ay XVYB~

(Herakles), ,vor dem einst die mutigen Hunde des Geryones zuriick-

schreckten' ;

fro81 (p. 75 Snell) a8 0 ' e yw ... a l'V Bw /-lB 'V ,F 'Y }(2 v6 'V a

,dich aber preise ich, Geryones';

fro169,6 e nd F 'Y }( 2v 6y a { 36 a~

K vxMmBlOY e nL n (2 6{ }v eo 'V EV( 2Va{ }Bo~

ayal't~'ta~ xe X a L an (2 la 't a~ l fAaaB 'V

,als er (sc.: Herakles) die Rinder des Geryones zu dem kyklopischen

Torbau des Eurystheus trieb, als unerbetene (1) und ungekaufte",

Nun ist die Sage von Herakles und Geryoneus auch bei Hesiod

erzahlt (Th. 289-294; 982 f.). Und mindestens die Darstellung in

Pindars fro 169 ist direkt aus Hesiod entlehnt; vgl. dort

1Von Pindar mit fla l.1T6r; nachgeahmt: S. oben S. 89; dazu Dornseiff

Pindars Stu p. 46. '

2 Uber VWTOV ye ir ; u.a. bei Pindar S. oben S.89.

3

Es ist·zu beachten, da13in der sicher aus Homer (X462, w 204) entlehntenFormel v n a x s v{ } SI . 1t v a i cu ; Ne. X 56 nur yatar; iiberliefert ist. Doch spricht das

selbstverstandlich nicht gegen die Mogliohkeit, daB Pindar an einer anderen

Stelle die homerische Form yatnr; gebraucht hat (s. oben Amn. 3 zu S. 115).

4 Auch das mutma13liche Etymon des Namens (,Schreier ': zu yij( !Vr;, Pi.

° y ii (! v r; y i i( ! vw ) spricht dafUr.

6 Zu dn(!tarar; S. Leumann, Hom. Worter p. 167; zum schwierigen dVa tT1}Ta r ;

Mette, Gl. 40p. 42.- Das Fragment ist jetzt nicht mehr nur in Zitaten anderer

Autoren, sondern auch durch POxy. 2450 bezeugt; leider ist aufdiesem der

Name Geryones zerstort,

119

Th. 291 f.: l h: s n s e ( Jov r; r j) ,a lJ 's v Svevp ,s 7XJJnOVr ;

T te vv {) ' s ir ; E se nv .

( J0 (J .r ;. . . e ), al J' sv bei Pindar hat also seine genaue Entsprechung bei

Athene beschreibt dem Odysseus Ithaka; v 246 f. :, '(J ~" {) \ \ (J '(J " \ ",atYl 07:0r; u aya 1] xiu. ov 07:0r;' eat: p ,s v VI I'Y}

n an ot'Y j, e v 8' ae8p,Ot en'Yj s7:avot naeealJ 'l .

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Hesiod; Hesiods T te vv {) ' s ir ; ( Es en v) ist bei Pindar durch KvxMJnswv

e nt n eo ff ve ov E ve vl J' {} eo r; umschrieben.

Mithin kannte Pindar die hesiodeische Darstellung der Sage. Dar-

aus ergab sich fiir ihn die Notwendigkeit, auch die durch seinen

beriihmten Vorganger gepragte Namensform anzuwenden. Ein Tn-evoviir; hatte vermutlich provinziell gewirkt; vielleicht hat Pindar

diese Lautung auch gar nicht mehr gekannt.Bei der Konstatierung, daB Pindar sich hier an Hesiod angelehnt

hat, ist freilich eine kleine Einsohrankung zu maohen : Fiir Hesiod

ist die Stammbildung TYJevovsvr; , - f jor; normal (ofjt Th. 309; °fja 287;

o@ 982); bei Pindar hat das Wort dagegen stets den Stammauslaut

-ii (s. oben). Doch ist der a-Stamm r'Yjevov'Y}- vielleicht auch fiir He-

siod anzuerkennen, da Th. 982 als Variante zu r'Yjevov@ auch Tn-evov'Y}v iiberliefert ist (s. Rzach, ed. mai. zur Stelle).

12. slenva

Das Wort fiir ,Friede' weist bekanntlich im Vokalismus starke

Schwankungen auf: s le av a, le av a (EO), s le nv a, le nv a (= thess. lestva)

sind auBerhalb des Ionisch-Attischen bezeugt. Wegen diesesSchwan-

kens (und wegen des mittleren 'Yjvon att. slenv'Y}) bildet Pindars sl-

enva kein spezifischpindarisches Sprachproblem; eine Erorterung

kann daher hier unterbleiben (s. Frisk, GEW s. v.). Die Uberliefe-

rung des Wortes bei Pindar sei wenigstens aufgefiihrt: 01. XIII 7

sleava cdd. COMosch. Tric1.; slenva BEFGNPQRTUV[XZ] Mosch.

Tric1.; slenv'Y} DH Thom. Mosch. Tricl.I; Py. IX 23 sleavav cdd.V[XZ]

Mosch.; slenvav DEFGHIUA Tricl.; slenv'Yjv BPQR; Ne. I 69 slenvq.

alle cdd.2•

13 . en 'Y } s7 :avov

DaB in dem episch-poetischen Adjektiv en'Yjs7:aVOr;(seit Odyssee)

urspriinglich der Begriff ,Fortdauer' enthalten war, wird durch zweiOdysseestellen wahrscheinlich gemacht.

1Die Byzantiner-Lesarten sind also gespalten; nach Mommsen findet sich

eleava in cdd. Mosch. und Tricl . nur vereinzelt (gar nicht in cdd. Thorn.).

2 eleava hat bei Pindar wohl als lectio difficilior zu gelten; damit sei nicht ge-

sagt, daB er das Wort immer in dieser Lautform verwendet haben mull (die

Uberlieferung Ne. I 69ist zu beachten).

120

,Gut ist es (sc.: das Land; yata 238) als Ziegen- und Rinderweide; es

gibt Geholz aller Arten; in ihm (: dem Land) stehen standig vor-

handene Tranken zur Verfiigung'. Damit ist ausgesagt, daB die

Wasserstellen nicht versiegen; in Griechenland ist das keine Selbst-

verstandliohkeit,

In der Beschreibung des Phaiakenlandes steht, 'Yj 128 f.:

ev {}a 8e xO IJ 'p ,' Yj 7: at eal J' la t naea velatov oexovnavtoia: nscpvalJ' l v, en 'Y j s7:avov yavOWlJ 'at.

,Dort sind geordnete Beete entlang del' letzten Reihe (: der Wein-

stocke) in allen Arten angepflanzt, standig (Adv.) prangend'. Es ge-

hort zum Marchenland, daB es keine Abfolge von Wachstum und

Ernte kennt; fiir die Feigen- und Olbaume ist dies kurz zuvor (117

bis 119) deutlich ausgesprochen.

Die Bedeutung .standig (vorhanden)' paBt auch an drei anderen

Odysseestellen, wo en'Yje7:avor;Beiwort von ya),a ,Milch' (8 89), n),vvot

.Waschplatze' (C 86), IJ't7:0r;.Nahrung' ( I J ' 360), sowie an zweien, wo

es (wie'Yj128) als Adverb steht ('Yj99·;x 427)1.Hier laBt sich jedoch

bereits iiberall die offensiohtlioh jiingere Bedeutung ,ausreichend,

reichlich' einsetzen, deren Entwicklung aus .standig vorhanden'

ohne weiteres einleuchtet. Deutlich liegt sie Hesiod Op. 517 (en'Yjs7:(!'-

vor; Beiwort zu 7:(!lxsr;)2 sowie hy. Merc. 61 (zu U(J'Yj7:8r;,Kessel') und

113(zu xii),a .Holzer') vor. Die beiden anderen Hesiodstellen (Op. 31

und 607; eno Beiwort zu (Jtor; ,Lebensmittel' bzw. xOe7:0r; ,Futter')

lassen wieder beide Auffassungen zu, wenn auch ,reichlich' hier

wahrscheinlicher ist. Die Stellen bei jiingeren Autoren ergeben keine

neuen Gesichtspunkte.

Angesichts der alteren Bedeutung .standlg vorhanden' liegt es

von vornherein nahe, en'Yjs7:avor; etymologisch mit den Wortern fiir

,immer', olel usw., zu verkniipfen. Das ist denn auch friihzeitig aus-

gesprochen worden; soweit ich sehe, zuerst von Curtius, KZ 1 p. 34.

Zu dieser Vermutung stimmt besonders gut das Suffix -7:avor;: Mit

*-tno- f-ty,no-j-teno- werden auch in anderen indogermanischen Spra-chen aus Zeitadverbien Adjektiva abgeleitet; vgl. lat. crastinus, ai,

n-atana-, lit. dabartinis (fiir °tinas) usw.". Die Ankniipfung von en'Yjs-

I:

1Schwier ig und m. W. noch nicht einwandfrei erkldrt ist der Beleg {}233

(enO Beiwort zu uOluory ,Pflege'); vgl. Ameis-Hentze zur Stelle (mit Anhang).

2 Vgl. dazu Troxler, Hesiod p. 107.

3 s.Wackernagel-Debrunner, Ai. Gramm. II 2 p. 592ff. ; dortiauch p.594

uber die grundsprachliche Form des Suffixes.

121

'Wvor; an aiel bringt allerdings scheinbar gewisse lautliche und mor-

phologische Schwierigkeiten mit sich.

Zunachst ist festzustellen, daB das Adjektiv aus einer auf -10 aus-

*eAatr), & iaaco .ansturmen' (nebst c Z r x n ; x oe v{ )- , n OA v- , r et x- al ~) ,

offensichtlich aus *'lfai'lf°, und besonders das bereits erwahnte c Z 8 -

vUOY't'-\ gegenuber aist2. Weiter verbreitet ist die 'I'endenz, ii/'i'lfiix in

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lautenden Form a(t}sl = alel gebildet sein muB. Als selbstandiges

Wort ist a(t}s2 nur bei Grammatikern und Lexikographen bezeugt:

Hdn. I p. 497,8.15 (ale); Hesych A 1237 (asP; nach An. Par. III

p. 321,27und Greg. Cor. p. 347 verwendete as der Epiker Pisander

(= fro 11Kinkel, p. 252)4.Bei Pindar wird a s ( u u ) Py. IX 88 wegen

des lVIetrumseingesetzt (uberliefert ist asl bzw. aiel).

a(t}s ,immer' erscheint aber auch als Vorderglied einiger Kompo-sita: cZ8VUCOV,-OY'wr;.immer flieBend' v 109, Hesiod Op. 550, Antim.

fro84,3Wyss (=fr. 59,3Kinkel); daneben gleichbedeutendes tiSvaor;

(bzw. alsvaor;; weitere Nebenformen bei LSJ, Passow-Crdnert), hau-

fig belegt seit Hesiod Op. 595.737; schlieBlich a sr pa vs co v' A apn eWV

Hesych (fur normales aStrpavnr;). Die Form «[c}« = aiel kann also als

gesichert gelten".

Das -1]- von en1]sravor; ist aus a entstanden, das seinerseits durch

normale Kompositionsdehnung aus ii hervorgegangen ist"; es bietet

daher keine Schwierigkeiten. AnstoB erregt dagegen das Fehlen des t

nach dem 1]: Auf Grund von olel < airel ware zunachst -rJS- < -at.fs-

zu erwarten. Nun zeigt jedoch hom. bane ,Schwager' < *dai'lfer

(= ai. devar-) ebenfalls den Verlust der zweiten Komponente eines

i-Diphthongs vor ursprunglichem 'If (mit Ersatzdehnung). Weitere

homerische Beispiele? sind eAai vor ; / eAat vsor; .aus Olbaumhols' «

1 Zum Verlust des t S.unten.

2 Von Frisk, GEW S. V . aiel nicht erwahnt, Die Zeugnisse fur a(tJs bei

Ahrens, Dial. II p. 379.

3 Skeptisch Latte zur Stelle.

4 Das Pisander-Fragment besteht nur aus dem einen Wort as ; die Quantitat

des a ist alsoleider nicht zu ersehen.

5 In Anbetracht der Tatsache, da13a(tJs - aufler bei Grammatikern und

Lexikographen - bisher nur in Kompositis nachzuweisen ist, konnte man ver-

muten, da13es eben nur in Kompositis auf Grund irgendeiner Analogie fur aiel

eintrat: Vgl. hom. ayxsf.laxo~ (nach TYJJ.6f.laxo~) gegeniiber selbstandigern (iYXt .

Dann ware selbstandiges a(tJs eine blofle Grammatikererflndnng, wie Latte zu

Hesych A 1237tatsaehlioh annimmt. Aber das episohe as-vawv, das kein altes

Kompositum ist, sondern nur durch sekundare Zusammenriickung entstanden

sein kann (Wackernagel, Unto p. 164), la13t auf selbatandigos a(tJs ,immer'

schliofien (vgl. Wackernagel. ebd.). - a6vao~ is t wohl nach aevawv gebildet.

Anders Troxler, Hesiod p. 118.

• Prellwitz, Wb.2 S. V . b-I /YJs7:av6~.

7 Episch, aber erst nachhomerisch ist dt6to~ ,ewig' < *ai'if-i-o (Hesiod Sc.,

hy. Hom.), - GegenWackernagels Herleitung von ~Au51)~usw. aus *ai'ifi-o S.

Thieme, Studien p. 40ff.

122

l

aX('If)iiX zu verwandeln, im Attischen; der Geltungsbereich dieser

Lautregel scheint im ubrigen noch nicht genugend fixiert zu sein,

weder in chronologischer noch in dialektgeographischer Hinsicht

noch im Hinblick auf die Frage, welche dem i vorausgehenden undwelche dem 'If folgenden Vokale sie begunstigen3• Wenn fur -ai'lfe-

> -1].fs- > -1]13- bisher weitere Beispiele fehlen, so braucht dies nur

daran zu liegen, daBdiese Lautkonstellation naturgemaf selten war.en1]8-cavor; erlaubt somit eine einwandfreie Analyse: Das Wort ist

ein Bahuvrlhi des Typs lJv{}sor;und bedeutete ursprimglich .Immer-

wahrendes (d. h.: Dauer) dabei habend's, Auf Grund dieser Voraus-

setzungen erfordert die Tatsache eine Erklarung, daBdas Wort auch

bei Pindar mit 1]uberliefert ist; im Dorischen ware *enao zu erwarten.Die einzige Belegstelle, Ne. VI 10, lautet:

I \., f3' '~/' " . s : I ' /5 : / I-coxa psv coy toy osooaoi» sn1]s-cavov lOX neouov eoooov, xoxa . ..

,bald geben sie (sc.: die Acker, ae,;;r;eat) den lVIenschenausreichende

Nahrung aus dem Boden, bald ... '. en1]s-cavov (viersilbig) ist hier

also Beiwort zu f3lov ,Lebensunterhalt, Nahrung'. Die gleiche Fu-

gung erscheint nun auch bei Hesiod, Op. 31 f.:

q J -CWtp' lJ f3lor; lJvbov en1]8'WVOr;xaruxs t-cat

wealor;, roy r al a r ps e8 t.

An diese Stelle hat Pindar sich also angelehnt. Das Wort ist dort

freilich ftmfsilbig; doch auch die Synizese en1J!3- ist bei Hesiod an

anderer Stelle bereits vorhanden (Op. 607; ebenso hy. lVIerc.113;

gebucht von Schroeder, ed. mai., im Apparat zur Stelle)",

1H(ansjakob) S(eiler), Lex. d. frgr. Epos S. v. aevaov7:a halt das d- fiir

metrisch gedehnt.

2 Das 3mal bei Homer belegte iie! braucht mit dieser Lautregel nichts zu tunzu haben; es kann sich dabei um den spurlosen Verlust des zweiten Bestand-

teils eines i-Diphthongs vor Vokal handeln (ohne Einwirkung des 'if). NachWackernagel, Untop. 146ist hom. iiel vielleicht einAttizismus.

3 s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 266; Lejeune, Traite de phon. § 238; Latte,

Mus. Helv. 11p. 3.4 Denkbar ware auch, das Wort als prapositionales Rektionskompositum

zu deuten: ,zum Irnmerwahrcnden (d.h.: zur Dauer) <bestimmt)' . - Abzu-

lehnen ist die Erklarung Brugmanns (nach Friiheren) bei Frisk, GEW S. v.:

Er stellt br;1)swv6~ zu 67:0~ ,Jahr'. Damit bleibt das -1)- unerklart (der Hinweis

auf das unklare br;fJ!JoAo~, dor.lesb. l:ndfJo, geniigt nicht), desgleichen die

sufflxalen Vorhaltnisse. Auch die Bedeutung von l :n1)s7:av6~ empfiehlt den An-

schluf an 67:0~ nicht (wenn er auch wenigstens unter diesem Gesichtspunkt

moglioh erscheint).

5 Zur Ubereinstimmung der Pindar- und der Hesiodstelle S. auch oben S. 13.

123

Uberhaupt ist S7T,'YJe-r:avor;in rein dichterisches Wort! , das in seinerecht-dorischen Form nirgends belegt ist; ein *sniio war Pindar also

sicher nicht gelaufig.

Hesiod stand (Op. 83 ff.; dazu Th. 511-514); ein * 'Entfl i iB-evr; hat

vielleicht gar nicht existiert. Doch selbst wenn es diese Namens-

form irgendwo gegeben haben sollte, gepragt im AnschluB an II(!Oflii-

so verbietet doch der Kontext des Pindarbeleges, ein einzu-

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14. 'Entf l 'YJB-eor;

Im Namen des Epimetheus ist Py. V 27 - an der einzigen Beleg-

stelle bei Pindar - ein 'Y Jeinhellig iiberliefert. Es ist dort die Rede

von Karrhotos, der fiir seinen Schwager Arkesilaos von Kyrene

einen pythischen Wagensieg errungen hat:27 B r; ov T{ZV 'Ent f l'YJB-eor ; aywv

o1 pt voOV { } vy a -r :e ( !a I I( !o r pa ow Ba -r :7 :lM .v

a rp tx8 - r: o aO f lov r ; B -e flU1X (! eov- r :wv

(Karrhotos,) ,der nicht "Ausrede", die Tochter des zu spat denken-

den Epimetheus, mitbrachte, als er im Palast der nach Recht herr-schenden Battiden ankam'. (D. h.: Karrhotos hatte es infolge seines

Sieges nicht n6tig, Ausreden vorzubringen.)

Das 'Y Jin 'Entf l 'YJB-eor; steht im Gegensatz zum ii in I I( !Ofli iB-evr; und

n ( !o f laB -e ta : I I( !O fl aB -eo r ; 01. VII 442; n(!oJ-lfJ.B-eta,-av, -itelcu; Ne. XI 46,

Is. I 46, pae. VIII a 25. Von den Herausgebern wird deshalb ge-

wohnlioh auch 'Entf laB-eor; eingesetzt.

Gegen dieses Verfahren mussen Bedenken angemeldet werden.

Wahrend namlich das -ti- im Namen I I( !Ofli iB-evr; sowie in dazu ge-

horigen Appellativen n ( !o f la B -e ta I n (! O fl ii B- ti i, n ( !O f li iB - lj r; usw. gut be-

zeugt ist (s. LSJ, s. v. n(!Ofll jB-eta usf.), fehlt die Form * 'Entfl i iB-evr;

- soweit ich sehe - auch sonst. Das ist nicht weiter verwunderlich.

Denn es ist deutl ich, daB Prometheus die urspri ingliche und weiter

verbreitete Sagengestalt war. Epimetheus konnte dagegen erst ge-

schaffen werden, als der Name seines Bruders volksetymologisoh"

auf die Wortsippe von f lavB-avw bezogen wurdes. Es ist also denkbar,

daB Epimetheus ein rein "literarisches" Dasein fiihrte, und zwar

mit der Namensform, die in der beriihmten Darstel lung der Sage bei

1 Die Bedeutungsschwankungen von enrwwv6, (s. oben) orklaren sich dem-nach vielleicht eher durch MiBverstandnisse von Dichterstellen (im Sinne

Leumanns) als durch lebendige Entwicklung.

2 Das Wort ist hier vielleicht appellativisch verwendet: ,eines Vorbedach-

ten'; s.v. Wilamowitz, Pindaros p. 366A. 3; W. Kraus, RE XXIII 1 Sp. 666.

3 Eine Vermutung uber das Etymon des Namens II(!oft{i{}mJ, bei Johanna

Narten, Indo-Iranian Journal 4 (1960) p. 135A. 40.

4 Durch diese Umdeutung sind wohl auch die Appellativa z.T. hervorge-

rufen worden. Vgl. dazu Gerhard Fink, Pandora und Epimetheus (Diss. Er-

langen 1958) p. 45-53 (zu II(!Olt'Y}{}13V" 1t(!Oft1}{}13ta usw.); p. 53£. (zu 'Emft'Y}{}sv,).

124

B-evr;, ii

setzen. Denn Pindars ' En t fl 'Y J B -e o r; . .. o 1 pt vo oV ist offensichtlich in An-

lehnung an Hesiod Th. 511 entstanden: a fl a( !- r:t vo o v ... 'E n tf l'Y J B- 4! !:

.den das Denken verfehlenden Epimetheus".

15. (s(!yaC 0u a u ) e l( !y aa a fl 'Y J v

Is. II 46 ist die Form el ( !yaaaWlv , ich habe verfertigt' in dieser

Schreibweise iiberliefert (cdd. B und D, Tricl ., dazu noch das Scho-

lienlemma in D). Die Stelle lautet :45 e n8 i 7 ;0 £

I)

ov x SA tVVaov- r :a r ; av r o t Jr ; e l (! y aaaf l 'YJv

,denn nicht, damit sie ruhig stehen, habe ich sie (sc.: meine Lieder,

vflvovr; 45) verfertigt'. Die Sekundarendung der 1. Sing. Med. er-

scheint sonst immer in der Form -p/i»: Py. IV 105.118, XI 50; Ne.

VIII 36; parth. I 11; fro 177 (f)2. Also miiBte Pindar ein besonderer

Beweggrund veranlaBt haben, Is. II 46 -f l 'YJVzu schreiben. Ein Zitat

aus einem anderen Dichter diirf te die Stelle schwerlich sein da Pin-

dar hier von sich selbst spricht. Zudem tragt del' Ausdruck das per-

s6nliche Geprage Pindars; er hat den Vergleich zwischen seinen Lie-

dern und den Werken bildender Kiinst ler mit den gleichen Worten,

aber deutl icher, auch Ne. V 1 f. ausgesprochen:

0' , s : : / , , er "1 / , / 1" ' .~Q. ' r ' ] , , ,vx osoounnonoto; e tfl , w a- r: e lltv va ov ra e (!y a"e a'U 'a t a ya llfla -r : e n

av -r :ar ; (JaB-f ltaor ;

8a-r:ao-r: '( a)

,Nicht ein Bildhauer bin ich, so daB ich Bildwerke verfert igen konn-

te, die ruhig auf ihrem Sockel stehen' .

Es laBt sich also kaum irgendwie wahrscheinlich machen, daB das

-f l 'YJv von el(!yaaafl 'YJv von Pindar selbst stammt. Der Verdacht gegendie Wortform insgesamt verstarkt sich wegen des anlautenden ei-,

Das Verbum s(!yaCOflat ist bei Pindar nur an den beiden angefi ihrten

Stellen belegt. Ne. V 1 wirkt das urspriinglich anlautende .f noch;

1Die Tatsache, daB der Name bei Pindar in dorischer Art flektiert wird

(Gen. °eo,), spricht naturlieh nicht gegen die Mogliohkeit einer Entlehnung

aus Hesiod.

2 Zusammenstellung der FaIle bei Peter, dial. Pind. p. 9.- Ne"VIII 36 ist

-ft'Y}v"(jberlieferungsvariante.

125

nach, wie der Hiat zeigt (s. oben)", Es ist also nicht recht wahrschein-

l ieh, daB in e l l 2 y a a a f - l ' Y j ' V Kontraktion tiber das ausgefallene Digamma

stattgefunden hat". Folglich ist e l l 2 y a a a f - l ' Y j ' V moglicherweise nur eine

Beachtung verdient die Tatsache, daB der Komiker Philyllios

(5. Jh. v. Chr.) im dorisierenden Fragment 11 (OAF I p. 785 Kock)

die Form 8 1 2 f - l ~ ' V s v s , also ebenfalls mit ' Y j , verwendet-. Es ist also denk-

bar, daB dorisches 812f-la'V°provinzielllang. Uber Vermutungen laBt

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Randglosse, die im Laufe der Uberlieferungsgeschichte vielleicht fur

ursprunglich im Text stehendes augmentloses e l 2 y a a a f - l a ' V eindrang.

Es ist dabei zu beachten, daB der Text von Is. II, abgesehen von

den cdd. Tricl., nur in 2 Handschriften vorliegt''.

1 6 . 8 1 2 -l 'Y j 'V B W ' V

Dem 'Y j der zweiten Silbe des ionisch-attischen Wortes 8 1 2 f - l ' Y j ' V s v ~

,Dolmetscher' steht im Dorischen ein a gegenuber : 8 1 2 f - l a ' V B a (Akk.

Sing.) Schwyzer, De1.3 279,5 (Rhodos, um 410 v. Ohr.); n l 2 f - la ' V s v a s

,er erklarte ' IG IV2 (1) 121,88 (Epidaurus, 4. Jh. v. Ohr.) . Bei Pindar

ist jedoch - ' Y j - uberliefert, 01. II 85:

83 n O AA a f - l0 l -U n ' a y u w'V o ~ w UB a {H A 'Y j

s 'V o o 'V e ' V -C t r p a l2 h l2 a ~

85 r p w ' V a s ' V - c a oovetoiaw: e ~ O S - co n a 'V 8 1 2 f- l' Yj' VB w 'V

X a - c t C S l

,Viele schnelle Geschosse habe ich unter dem Arm drin im Kocher,

die tonen fur die Verstandigen ; doch fur die Menge bediirfen sie der

Deuter' (Dornseiff). 8 1 2 f - l ' Y j ' V °steht in allen Handschriften (sie stehen

fur diese Stelle in reichem MaBezu Gebote) , auch in der Nebenuber-

lieferung: Eust. prooem. Pind. 10 (Schol. III p. 289, 21); Eust. in

Dionys. Perieget. p. 207,15 (GGM II).Da die Wortsippe von 8 1 2 f - l ' Y j ' V s v ~ in der Literatur vor 500 v. Ohr.

bisher nicht nachzuweisen ist - die Pindarstelle gehort zu den al-

testen Belegen -, laBt sich schwerlich ein Grund ermitteln, warum

Pindar nicht die dorische Lautung angewendet hat. DaB er ein Vor-

bild in der ionisch-attischen Literatur hatte, ist nicht ausgeschlossen,

da 8 1 2 f - l ' Y j ' V s v ~ (samt Ableitungen) im Ionisch-Attischen weit verbreitet

ist , also offenbar sehr lebendig war: Es kommt bei Herodot, Hippo-

krates, den Tragikern, Xenophon, Antiphon, Platon usw. vor (s.

LSJ).

1Auch bei eeyov und liebw zeigt sich Digammawirkung, allerdings nicht

in allen Fallen (Heimer, Stud. p. 28 ff.).2 Undenkbar ist diese Annahme freilich auch nicht, wie die bei Pindar voll-

zogene Kontraktion in ele yw (d ne tey w, & etey w) < *e-reeyw zeigt. - l).7Wftal

zeigt bei Pindar keinerlei Digammawirkung (Heimer, Stud. p. 20); dazu stimmt

die Form ijAnero Py. IV 243.3 eieyd,ero ist immerhin auch y 435 mit el- iiberliefert; ebenso eleyd,ovro

Hesiod Th. 151.

126

sich in diesem FaIle wohl nicht hinauskommen-. Jedenfalls darf aber

- in Anbetracht der eindeutigen Uberlieferung - das von den neu-

esten Pindar-Herausgebern eingesetzte 8 1 2 f - l a ' V B a nicht ohne weiteres

als pindarisch gebucht werden (so Frisk, GEW s. v. 8 1 2 f - l ' Y j ' V s v ~ ) .

17. s i ) ' V 0 f - l t ' Y j ' V

Der Stammauslaut des Wortes s i ) ' V 0 f - l t a ,Wohlgesetzlichkeit' ist Py.

V 67 als 'Y j uberliefert.:

65 n 6 l 2 s ' V rs u [{ } a l2 w , M o w a t xe Moioov, oi; 1 1 ' V e D - B A r I

a n 6A s f- l0 'V a ya y w'V

e ~ n l2 a nto a ~ s i) 'V 0 f- lt 'Y j'V

,und (Apollon) schenkte die Kithara und gibt die Muse, wem er will,

friedsame Gesetzl ichkeit fuhrend in die Herzen' (Dornseiff) . In den

meisten Handschrif ten steht einoulo», doch drei Codices (QRS)3

bieten die Lesart 0 £ ' Y j ' V ,die wegen ihres unattischen 'Y j ernst genommen

werden muB. An den drei anderen Belegstellen des Wortes bei Pindar

ist ausschlieBlich O £ a ( _ ) tiberliefert : 01. IX 16, XIII 6 (Nom.); pae. I

10 (Gen.).

Von den drei mogliohon Ursachen fur ein undorisches 'Y jbei Pindar

(s. oben S. 102 ff.) kommt hier also nul' Entlehnung in Frage. Es ist

in del' Tat sehr wahrscheinlich, daB Pindar sich in diesem FaIle an

ein Vorbild angeschlossen hat. Denn s V ' V 0 f - l £ ' Y j ist eine Art Schlagwort

in del ' fruhgriechischen Literatur; der Begriff der ,Wohlgesetzl ich-

keit' gehorte damals zu den ethischen Idealen im sozialen und indi-

viduellen Bereich.

Der fruheste Beleg des Wortes ist 1 2 487; die Gotter durchstreifen

in Menschengestalt die Welt

1 Es ist natiirlich nicht ganz sicher, ob eeft1VeVe hier richtig iiberliefert ist.

2 Da die Herkunft des Wortes eew/vevc; nicht aufgoklart ist (s. Frisk, GEW

s. v.), kann in bezug auf das 1)/ii noch eine weitere Mogliohkeit in Betracht ge-

zogen werden: Das 1) konnte auch die urspriingliche Lautung darstellen; dann

ware das ii erst dureh volksetymologischen (?) Anschlu13an 'Eewiv =Eeftfjc;

eingedrungen. In diesem Fall bediirfte Pindars eell1)Vo keiner Erklarung, -

Eine Verbindung zwischen 'Eeftfjc; (usw.) und eeft1)veVC;sucht auch Bo13hardt

p. 36herzustellen.

3 Davon scheidet S als Apographon von Q allerdings aus (s.Irigoin, Histoirep. 395); Q und R gehen (in dieser Textpartie) auf den gleichen verlorenen cd.zuruck (Irigoin, a.a.O.p. 376).

127

&v {} ew nwv f Jf 3eW xe uat efJVof l t'Y jVecpoeam:se; .

hy. Hom. XXX 11f. heiBt esvon Mensohen, denen dieMutter Gaia

gewogen ist:

aV7:ot 1 5 ' s v vo ,u t na t n6At' I I ua7 :a uaAAlyvva lua

solches die vertraute ionische Form des Wortes angewendet haben

kann.

ijavxta usw.: s. oben S. 51 ff.

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UO le av so va ' ( l ).

Hesiod spricht von Evvoflt'Yj als einer Person; ihre Mutter ist Themis,

ihre Schwestern sind die Horen, Dike und Eirene (Th. 901-903).

(Auf dieser Stelle beruht Pi. 01. XIII 6-8, wo E vv oflt a, L ltu a und

Eleava ebenfalls als 'I'ochter der eSflle; erscheinen; auch 01. IX 15f.

ist Evvoflta die Tochter der eSflle;.) Solon preist (3,32 ff. D.) das se-gensreiche Wirken der EVvofltal• Ein Gedicht des Tyrtaios in elegi-

sohem VersmaB trug den Titel Evvoflta; in den erhaltenen Stuoken

(fr. 2. 3 D.) kommt das Wort freilich nicht vor. Auch bei AIkman

erscheint Evvoflt'Yj personifiziert (64); bemerkenswerterweise ist auch

bei ihm der Name in dieser ionischen Form uberlieferts. Xenophanes

fro2,19 D. leugnet, daB, wo gute SportIer wohnten,

7 :o vv su sv a v b ij fl a.A AO Viv SVVO fl tn n6Ale ; d 'Yj .

Pindars Zeitgenosse Bacchylides spricht 13,186 und 15,55 von der

EVvoflta3• Fur das Vorkommen des Wortes in der Sprache der del-

phischen Orakellegen svvoflt'Yjv Parke-Wormell 216,54 und Svvoflt'Yje;

509,4 Zeugnis ab",Aus dieser Zusammenstellung" geht hervor, daB von svvoflta/-t'Yj in

der Dichtung vor Pindar haufig die Rede war, und zwar speziell in

hexametrischer Dichtung in episch-ionischem Dialekt. Wenn sich

nun auch fur die Pindarstelle kein deutliches Vorbild nachweisen

laBt7 so ist doch nicht zu bezweifeln, daB Pindar auch ohne ein

1So ist der Name V. 32uberliefert, ebenso das Gegenstuck Aoovoula V. 31.

2 Das ganze - kurze - Fragment tragt ionisches Ooprage , die Form EVvop,tY)

widerraf m. E., das Stuck zu dorisieren, wie z.B. auch Page tut.

3 Weitere Lyrikerstellen: Adesp. 937,13; 1018 (b) 6 Page; Timoth.791,240

Page. Auch S. Ai. 712 (lyr.) kann hierher gestellt werd~n.. .

4 Parke-Wormell schreiben svvo/tlav, obwohl bel Apostohus (Paroemio-

graphi IIp. 444,12), Theodoret (Gr. aff. cur. p. 252,7f. Raeder; Leipzig 1904)

und in einer Handschrift des Eusebius (PE V 27,8) ° r } V uberliefert ist.

5 Das Orakel Parke-Wormell509 stammt freilich erst aus dem 4. Jahr-

hundert v. Chr.; das Alter der Verse 216,5f . ist nicht genau bestimmbar (nach

Parke-Wormell I p. 86f. waren sie nach 395v . Chr. entstanden). Dennoch

lassen sich die beiden Stellen wohl als Zeugnisse fur die altere delphische

Orakelsprache verwenden. .

• Vgl. dazu auch E. Laroche, Histoire de la racine NEM- en grec ancien,

Paris 1949(Etudes et commentaires VI) p. 165f., 201.

7 Dem Inhalt nach stimmt die Pindarstelle am meisten mit hy. Hom. XXX

uberein : Dort ist , im Zusammenhang mit svvop,t'Y}, von frohem Tanz die Rede

(V. 14f.), bei Pindarvon Musik und Dichtung (V. 65).

128

1 8. ( ff! Jy w: ) ff !J ~a le ;

DaB das 'Yjvon ff!Jyw .soharfen, wetzen' auf a zuruckgeht, lehren

- neben der Sprachvergleichung- - einige mit a bezeugte Formen:VS6{}aYl atbiiecp ,mit neu gesoharftem Eisen' Sapph. fro158,3 D. (=AP

VII 489)2;{}ayov-r:ae;,wetzend' Ar. Lys. 1256; {}a.~al · f ls{}Vaal Hesych;ua7 :{ }a. ~a l" n<aea) uov ij aal , f ls { }Vaa l Hesych". Irn Dorischen ist also zu-

nachst uberall {}ay- als Vertretung von ion.-att. ff'Yjy- zu erwarten-,

somit auch bei Pindar. Dennoch ist bei ihm die Form ff!J~ale; (Ptz.

Aor. Akt.) einhellig uberliefert, als einziger Beleg" ftir die Wurzel

{}'Yjy/{}iiy; 01. X 20 f.:

{ }f ]; at e; b s u s CPVV7 :' e S7 :q . noxt

n SAWeWV O efla aa l u Mo e; a vije { }so v a vv n aA aflfl-

,Wer einen, der zu Taten geboren ist, noch scharft, kann ihn zu un-

geheurem Ruhme treiben mit Gottes Hand' (Dornseiff)",

Hier eine bloBeVerderbnis anzunehmen und {}Mate; einzusetzen (so

Z. B. Snell; ohne Angabe imApparat!), verbietet sich einmal durch

die stattliche Zahl der Handschriften mit -'Yj-, ferner durch das mehr-

fach tiberlieferte -ale;: Seinetwegen kann ff!J~ale; nioht ohne weiteres

als eine in den Text geratene Randglosse angesehen werden.

Fur Pindars ff!J~ale; ein literarisches Vorbild ausfindig zu machen,

ist dadurch unmoglich, daB die ubertragene Bedeutung ,anfeuern'

in alteren Texten nicht bezeugt ist". Vielleicht liefert aber gerade

die Bedeutung einen Hinweis auf die Ursache des 'Yjbei Pindar. Das

1{hiyw gehort mit armen. daku ,Axt' zusammen, dessen a theoretisch aller-

dings auch aus idg, a oder ~entstanden sein konnte,

2 Cd. Pal. O{}aysE, cd. PI. °#'Yjyt, Schol. PI. °# 'Y jYSt. - Das Wurzelnomen

-#'Yjy-/-{}iiy- (nur als Hinterglied vorkommend) ist bei Frisk, GEW S. V . #7}yw

nicht erwahnt,

3 Weniger sicher sind drei weitere Hesychformen: {}axp, i 'jvat' {}w(]'Y}x{)f jvat

(das Lemma ist vielleicht in {}ax{}iJvat zu verbessern); ' r8 {} ag a t' p ,d JVa at ; - c e{ )a y-

p,8VOt' p,sp,s{)vap,BvOt. Teilweise kann hier auch kurzes a vorliegen.

4 ( ) .[ { }ov ) { ) 'Y } yav st - ca (Gen.) ,Wetzstein' GDI3247,7 (Thermai bei Himera,

Sizilien) steht auf einer jungen Inschrift.

6 01.X 73 schwankt die tiberlieferung zwischen :rca(]8#'Yjgs und :rca(]at{)vgs

(,setzte in heftige Bewegung'); der Kontext empfiehlt letzteres.

• Mit diesen Worten spielt Pindar auf den Trainer des jugendlichen Siegers

an.

7 S. LSJ S .V. {}f}yw; ferner S. VV. [ co v ) em -, n ao a- , a vv -, ' I5 :r co -{ }f }y w.

9 Forssman, SprachePlndars 129

Sohleifen oder Seharfen von Gegenstanden gehort zu den Arbeiten

desAlltags; 1}&yw alsBezeichnung dieser Tatigkeit war also ein Ver-

bum der Alltagssprache. Es liegt nahe, zu vermuten, daB Pindar

durch die (aus Homer bekannte) Lautung 1hjyo das Wort aus der

erwarten. So ist denn auch im groBen und ganzen in den zwei bei

Pindar vorhandenen Kompositis- tiberliefert: Py. I 16 Tixpd»; BUa' iOV-

'iauaeavor; ,der hundertkopfige Typhos'; fro 51 b ' ietuaeavov Tlxosio»

uBv1}/hwva ,den dreigip£1igenSchlupfwinkel des Ptoon.". Py. I 16exi-

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"Werkstatt-Atmosphare" herausheben wollte, zumal wenn er es in

tibertragenem Sinne verwendete.

Zudem hatte 1}ayw irgendwo auBerhalb des Ionisch-Attischen

eine Bedeutungsentwicklung zu ,(sich) berauschen' durchgemacht,

wie die genannten Hesychstellen zeigen-, Diese Entwicklung dtirfte

in der Volkssprache vor sich gegangen sein; Literaturbelege dafurfehlen einstweilen-, Moglioherweisegab es die neue Bedeutung schon

zu Pindars Zeiten; dann muBte er esjedenfalls zu vermeiden suchen,

daB bei Horern' seiner Lieder Assoziationen in dieser Richtung ent-

standen. Dem konnte er durch die Lautung 1}'YJyObegegnen. Es ist

gewiBkein Zufall, daB auoh bei anderen Dichtern 1hjyo erscheint, wo

man 1}ayo erwarten konnte: Bjorck, Alpha impurum p. 363 hat dar-

auf hingewiesen, daBdie Tragiker nur die erstere Lautform kennen-.

(Aristophanes' 1}ayoY7:a~ ist auf komische Wirkung berechnet und

daher keine Gegeninstanz.) Das oben zitierte Sappho-Epigramm hat

einen spateren Nachahmer gefunden: AP VII 181.Wahrend Sappho

in ihrer ungektinstelten Sprache noch -1}ay- (in vB61}ayt) verwenden

konnte, heiBt eshier dagegen VBO{ )f jy t mMeq> . VgI.auch 1hjx:np AP VI

110,3, 1hjwr:6v VII 433,3 in zwei dorischen Epigrammen; ferner :7Wet-

1hjyer; Adesp. 1037,24Page (dorische Chorlyrik). Wenn also Dichter

im allgemeinen die Lautung 1}ay zu vermeiden suchten, so darf man

auch bei Pindar mit dieser Mogliohkeit rechnen.

Hom. uae'YJva,PI. zu uae'YJ,Kopf', ist aus *karasna tiber uaeava ent-standen. Bei Pindar ist demnach - wie im Attischen - uaf}avo- zu

1Dazu kommen noch Hesychformen mit einem zu {}{iy offenbar im Ablaut

stehenden f}wy in gleicher Bedeutung; s.Frisk, GEW s.v. *f}w(J(Jw. Es besteht

m. E. kein zwingender AnlaB, alle diese Formen von 1J1jywJf}dyw .scharfen' zu

trennen (Walde-Pokorny; s.Frisk, GEW). 1J1jyw ,anfeuern' zeigt, daf das Ver-

bum fur geistige Vorgange verwendet werden konnte; von da ist zu ,(sich) be-

rauschen' nur ein Schritt. - KN: Vgl.Chantraine, Kurylowicz-Fs. (1965) p. 39.

2 Nur eine Form mit der Ablautstufe f }w y - ( f} wX{ }e lt ; ,berauscht') wird von

Hesych Sophokles zugeschrieben (fr. 173 Pearson).

3 Ebenda sagt Bjorck mit Recht, daB 1J1j;Wt; bei Pindar zu andern kein

Grund besteht . Den Tragikerbefund kommentiert er so: "Die Erklarung ist

einfach die, dass f}ay- vergessen war, oder, wie wir im Hinblick auf die Lysistra-

testelle f }d yo vw t; r ov o bo vw lieber sagen wollen, in der ernsten Poesie keine Ak-

tualitat, besass. "

130

stiert jedoch eine schwach bezeugte Uberlieferungsvariante mit -'YJ-:

BUa'iOV'ianae'YJvor; in den Handschriften VXZa3• Davon scheiden die

drei letzteren als unselbstandige Zeugen ~US4; es bleibt also nul' cd.

V zu berticksichtigen. Dessen Lesart °uae'YJvor; tragt mit ihrem un-

attischen -'YJ-scheinbar den Stempel del' Echtheit: Man konnte ver-

muten, daB ursprtingliches °uae'YJvor; im Verlaufe der Uberlieferungdurch die attische, also normalsprachliche Form °naeavor ; verdrangt

wurde. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, daB der Stamm xa-

eavo-jxae'YJvo- im Attischen tiberhaupt nicht lebendig war, weder im

Simplex noch in Kompositis", wie schon einBlick in die betreft'enden

Artikel bei LSJ lehrt". Also kann °xaeavor; nicht auf attischem bzw.

Koine-EinfluB beruhen; umgekehrt ist vielmehr °xae'YJvor; sekundar ;

esist offenbar auf Grund der homerischen Formen in den cd. V ge-

raten?

1Das Simplex udeavu fehlt bei Pindar.

2 Py. VIII 16 ist ebenfal ls euu1:Qvwudeuvot; (mit Varianten: s. Mommsen,

Apparat zur Stelle) iiberliefert. Das Metrum verlangt eine fiinfsilbige Form;daher wird allgemein euuroYKeUVOt; eingesetzt. Die iiberlieferte Form kann aus

Py. I 16hierher verschleppt sein. - euurovwudeuvov fro93,2 beruht auf blofier

Konjektur (iiberIiefert ist nsvr' l )Kovwu6tpuAov).

3 Uberliofert ist auch euurov1:Qudeuvot; (s.Mommsen, Turyn); diese Variante

karin auBer Betracht bleiben.

4 Cd. ~ ist nach Ir igoin, Histoire p. 386f. eine Abschrif t des (verlorenen)

cd. oi, der seinerseits ein Apographon von V war (Stemma p. 377). Die Uber-

einstirnrnung in -ude'l)VOt; stimmt dazu. a ist ein codex der "edition moschopou-

lienne allongee", die ebenfalls mittelbar auf cd. V zuriickgeht (Irigoin p. 377.

390). - Zu cd. Z S.oben S. 110 f.

6 Frisk, GEW s. v. ude'l)VU hat die Komposita nicht berucksichtigt ; dadurch

sind ihm weitere Belege fur uueavo- entgangen: 6tudeavot; AP VI 306,7; xev(Jo-

udeavot; E. HF 375 (lyr.), vgl . die folgende Anm. - Auch die homerischen

Komposita oUAo- und 'I5!pt-ude'l)vot; (Risch, Wortbildg. p. 560.) hatten eine Er-

wahnung verdient.

• Bei Aristophanes existier t nur ein Beleg fur den Stamm Kde' l )VO- (fr. 222;

anap.; mit 'I)); bei den Tragikern - soweit ich sehe - drei: udeuvu A. Ch. 396

(lyr.), XIlV(Joudeuvov E. HF 375 (lyr.), ude'l)vu E. fro537,2 (ia.). Der einzige Be-

leg in einem tragischen Sprechvers bietet also die unatbische Lautform mit -'1)-.

Demgemafi ist uueavo- in den Chorliedern die dorische Form, nicht die attische;

der ganze Belegstand zeigt , daB der Wortstamm im Att. nicht lebendig war.

Bei Bjorck, Alpha impurum ist er anscheinend nicht behandelt.

7 vgl. das ahnliche Verhalten des Schreibers von V gegeniiber {3tqrdt; (s.oben

S. 116).

131

2 0. x aV X 1J pa

Is. V 51 ist einhellig die Form xavX1Jpa iiberliefert:

a AA ' 8 pw ~ x aVX 1J pa u a- ra {J (] sx s l Jly q.

Theoretisch bestunde freilioh auBerdem die Mogliohkeit, daBPin-

dar selbst hier eine ionische Lautform eingeftihrt hatte ;mit anderen

Worten: daB uavX1Jpa doch ein virtuelles xavXapa ersetzte. Doch ist

ein Zitat aus einem ionischen Dichter hier unwahrscheinlich, da Pin-

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.Aber gleichwohl betaue den Jubel mit Schweigen!' (Do~nseiffY.Das

des bei Pindar nul' hier belegten- xaVX1Jpa steht schembar im Ge-

;ensatz zum stammauslautenden a des Verbums xa~xaop~l, das auch

bei Pindar bezeugt ist: xavx{i(f{}al 01. IX 383• xavxaopal 1.Stganz re-

gular von xavXa/-1J (Gen. Sing. xavxa~ Pi. Ne. IX 7)abgeleltet, so~aB

ein dorisches xavX1Jpa tatsachlich aus dem Rah~en zu fallen sch.emt.Nun ist jedoch - worauf bereits Ahrens, DIal. II p. 13? hmge-

wiesen hat - bei Theokrit V 77 in dorischer Umgebung die Form

xavXBopal belegt. Fur sich allein genom~en ware sie noch k~in Be-

weis fiir dieExistenz einesVerbums xavxsw{}al, da so bzw. sw nn Do-

rischen und Ionischen firr ooloo: eintreten kann"; xavXBopal konnte

also eine bloBe phonetische Variante fiir xavx_ao'! 'al s~in. ~.indars

xaVX1Jpa ergibt abel' doch eine gewisseWahrschemhch~elt ?afur, ~aB

es sich bier um echtes" -eopcu. handelt, zumal da die -sw-FlexIOn" d . k 5 Udurch EinfluB des synonymen aVXBw entstan en sem .ann . n : -

gekehrt liiBt es die Theokritform z~mindest als be~~nkhch ersohei-

nen, das bei Pindar iiberlieferte xavX1Jpa durch ~avxapa z~ erset~~n

(soz. B. Snell, ohne Angabe im Appa~~t), wenn sich ~uch e~nschlus-

sigel' Beweis fiir die Richtigkeit del' Uberlieferung emstwellen noch

nicht fiihren laBt6• . •

Es kann sich also bei xavX1Jpa um ein echtdorisches 1Jhandeln; ~n-

sofern gehort die Behandlung des Wortes eigentlich nicht in dies

Kapitel.

1Pindar will Aigina fiir die Mitwirkung in del' Sc~lach~ b~~Salamis preisen,

muBabel' den Lobpreis wegen Thebens Perserf~e:mdhchkelt da~pfen:. "

2 P . I 92 ist xaVX1] f la falsche varia lectio eimger Handschriften fur aVX1] f la ,y . 'd

das durch das Metrum als richtig erwiesen wrr . .

3 xavxdO f ta t ist fur die altere Sprache auch durch xavxda[a]n:o ~apph. 15(b)

10 und durch i ! ;exavx{ j j v1} ' (= ° ( j j VTO ; cdd.: °wW1} ' ) E. Ba. 31(ia.) bezeugt;

weitere Belege s.bei LSJ.4 s. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 242f.

5 Soanscheinend bereits Ahrens, a.a.O.6 'alia in einem Fragment des (Pseudo-)Archytas bei Stob. III 1,106xavX r h da i leieh

p. 57,1 kann sowohl fur normaldorisches " i iua wie °1] f la ste. en, a lID g eie en

Text - wie bei den Pythagoreern uborhaupt (Thumb-Kleckers p. 101£.) -

Formen wie v o a 7: 6< ; ( : V 0 6 W ), » d va au ; ( : X W 6 W ), c pe 6v a at <; { : c pe O V6 W . .v~rko~e~.

Die Form liefert also kein Argument gegen Pindars xav.X1] !"a . Naturhch ~ate .sle

das selbst dann nicht, wenn ihr ii alt sein soUte: Es h~t Ja lID Dol'. offensichblich

auch xavxdofla ! gegeben, wovon xavxafla abgeleitet sem kann.

132

dar zu sich selbst spricht und die Stelle von seinem eigenen Stil

gepragt ist"; und auch eine andere Ursaohe fiir die Einfiihrung eines

Ionismus laBt sich nicht ausmachen.

2 1. u fj oo ~

01. I 107 ist das Wort xfjoo~ ,Fiirsorge' mit -1J- iiberliefert:

(106) {}so~ bd-r(]ono~ lO w xeaioi p~os-ral

8XWV xoiito x fj oo~, <U ( ]WV ,

ps(]tpvawlV

,Ein Gott waltet sorglich, Hieron, deines Strebens, del' diesel' Pflege

sich angenommen' (Domseiff). Schlechter iiberliefert (s.den Apparat

bei Mommsen und Turyn) ist die Variante xvoo~ ,Ruhm', die im Text

keinen befriedigenden Sinn ergibt. uvoo~ kann abel' nicht als bloBe

itazistische Verschreibung abgetan werden, denn beide Varianten

gehen in die Antike zuriick: Dies geht aus den Erlauterungen del'

Scholien (I p. 54,4 f.; 11 £. ) hervor. Also war del' Text an diesel'

Stelle bereits in del' Antike strittig; in diesem Falle ist esmiiBig, sich

Gedanken daruber zu machen, wie es zum -1J- in xfjoo~ kommen

konnte. An allen anderen Stellen bei Pindar ist xa o eindeutig tiber-

liefert: x {i oo ~, x ao sa 01. VII 5; Py. IV 112; Ne. I 54; Is. VIII 7;

(nS(]l-)xaOOpal 01. VI 47; Ne. X 54; ~evouao[ (sic) pae. X 142.

x1J(]v~al(fa: s. oben S. 107 f.

22 . X( ]1J -r~ (]

An zwei Pindarstellen liegt fiir X(]a-r~(] ,Mischkrug' die Uberliefe-

rungsvariante U(]1J-r~(]VOl',diewegen des unattischen 1J in del'Wurzel-

silbe Beachtung verdient. 01. VI 90 f.:

8 (f (f l y a( ] a yy sAo~ o(]{}6~,

r ; vY v6pwv ( fY vv- raAaMoia ti v , YAVXV~ Yv (]1J- rn( ]yacp1HyYv- rwv aO lOCi v

l

Il

I

1Zum Bild des .Betraufelns, Betauens' s. Dornseiff, Pindars Stil p. 61.

2 Man konnte aUenfalls vermuten, daB Pindar xf j (Jo<; durch das -1]- (falls es

eben von ihm selbst s tammen sollte) von dem normalerweise in "negativer"

Bedeutung stehenden x i i (Jo<; (,Leid, Trauer': Py. IV 112; Ne. I 54;ls. VIII 7)

abheben woUte; doch ist 01. VII 5 auch in "positiver" Bedeutung die Form

x i i (Jo<; gebraucht: ,verwandtschaftliches Band, Verwandtschaft.'.

133

Denn du bist ein rechter Bote, Brief der schonhaarigen Musen, ein

~uBerMischkrug laut schallender Oesange". ue'YJ- steht in den Hand-

schriften QUX (wovon X als unselbstandiger Zeuge ausscheidet;

bei ihm bedeutet der Ausdruck ,beim Trinken'. Es erhebt sich auf

Gru~d der Theognisstellen die Frage, ob nicht auch bei Pindar die

Dativform ( na ea ) u e' YJ 7: fj etder Nebentiberlieferung die ursprnnglicheTextgestalt darstellt-,

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s. Irigoin, Histoire p. 381£.)2, uea- in den restlichen, dazu in dem

Zitat Arsen. 5,51 a (Paroemiogr. Gr.IIp. 347,15).

Ne. IX 49: f)aeaaMa 0 8 n ae a u e' YJ 7: fj ea cpwva ylve7:atKuhn wird beim Mischkrug die Rede'. ue'YJ7:fjea ist hier die Lesart

der Scholien in cd. D; im Text der beiden Handschriften B und D,

dazu auch in den Scholien von B, steht uea-r:fjea3 . Die Nebenuber-

lieferung der Stelle bietet hingegen wiederum ein 'YJ,dazu eine ab-

weichende Kasusendung: n ae a u e' YJ 7: fj et Scho1.Luc. p. 34,23 Rabe;

nae a Y'YJe'YJ7:fjet(verschrieben fiir ue'YJ7:fjet)Orion 33,15.Sturz.. .

An den ubrigen Belegstellen fur die Wurzel ueri ,m1schen' 1Stem-

heitlich a uberlielert ; Is. VI 2 f. :oevueov Uea7:fjea Moiaolow {teMwv

uleva{tevwir mischen einen zweiten Mischkrug mit Musenliedern'. Dazu

kommt uBuori7:at Py. X 41; ueueri{tBVO- 01. X 104; Py. V 2; Ne. XI

36; fro 111,1. Auf Grund dieser Formen mit a erweist es sich als not-wendig, den besonderen Ursachen nachzuspuren, infolge deren Pin-

dar ue'YJ7:1Jemit 'YJgebraucht haben konnte. Fur nae a ue'YJ7:fjeaNe. IX

49 lassen sich literarische Vorbilder nachweisen: ue'YJ7:fjetnae

anMcp

Anacr. fro96,1 D.4; nae a ue'YJ7:fjet Thgn. 493.643.981. An den drei

Theognisstellen ist die eigentliche Bedeutung von ue'YJ7:1}estark ab-

gesohwaoht"; der Ausdruck n. ue. bedeutet ,beim 'I'rinken'". Es hat

also den Anschein, als ob er in ionischer Poesie eine haufiger ge-

brauchte Wendung war"; sein Ursprung dtirfte in der Umgangs-

sprache liegen8• Damn karin sich Pindar angelehnt haben, denn auch

1Pindar spricht von seinem V/lVO, (V. 87).2 Dazu im cd, Thom. r (korrigiert in xeaO) und in "recc." (= recentiores),

die Mommsen nicht naher bezeichnet (anscheinend Triklinios-Handschriften).

3 xerrc:ijea steht noch in "recentiores", iiber die Mommsen wiederum keine

naheren Angaben macht.4 Elegisches VersmaB; daher nicht bei Page, PMG.5 Irn Gegensatz dazu ist bei Anakreon noch mi~ der Grundbede;ltun

g_zu

rechnen, wie das Attribut nMqJ zeigt; ebenso auch im Ausdruck n ae a x e' YJ r 'Y Jea

q ; 145 ( na e a x e' YJ r fj ea (je xaA ov / lCe /lvxotraro, =), .. .6 Eine ahnliche FLlgung, aber mit xeao, auch in dem (dOrlSlerenden) Trmk-

lied Telest. 810,1 Page: n ae a x ea ri jea,.7 Erfindet s ichspaterauch beiA. R. II 158; ferner AP IX 519,5.

8 Auch lat. creterra weist darauf hin, daB gerade die ionische Form des

Wortes in del' Volkssprache verbreitet war; s.Frei, Die Flexion griechischer

Namen der 1.Deklination im Latein (Diss, Zurich 1958)p. 7f.

134

Sc~w~eri~erzu be~rteilen ~stdagegen der Beleg 01. VI 91, da hierue'YJ7:'YJem emer spezifisch pindarisohen Formulierung auftritt wie

schon der Vergleich mit Is. VI 2 (s. oben) zeigt". Es ist jeden'falls

auf ~rund von Ne. IX 49, zu konstatieren, daB Pindar die For~

Ue~7:'YJeanwendbar erschien; also kann er sie auch hier um einer

(mcht mehr faBbaren) stilistischen Wirkung willen, gewahlt haben".

23. Wl(2'YJ

.In g:amma~ischen und lexikographischen Handbuohern wird ein

pindarisches ana~ Aey6{ te 'J iov { ta (2 'Y J,Hand' erwahnt. Seit der Antike

(s. :unt~n) ~ieht,man darin das Grundwort zu dem sonst isolierten

A~JektIv eV{tae'YJ~ ,leicht zu tun' (s.daruber den Exkurs). In der Neu-

zeit w~rde.{ta(2'YJauBerdem zu weitreichenden sprachvergleichenden

Kombinationen verwendet; S.Frisk, GEW S. v.; Walde-Hofmann

LEW S.V.manus. Wegen des 'YJmuBwle'YJ in diesem Zusammenhangbesprochen werden.

Wl(2'YJ~ommt in keir~emerhaltenen Textstiick VOl',sondern wird

von a~t1ke~ Gra~mat1kern als Einzelwort genannt. Die Uberliefe-rung laBt sich bel Schroeder, ed. maiounter fro3104uberblicken: zur

Er?anzung dient die Ausgabe von Turyn (fr. 312). Del' Bequemii~h-

kelt halber schreibe ich die Zitate aus.

1. ~cho1.~ zu Hom; 0 1~7(IVp. 81,1Dindorf); in einer Erorterung

uber { ta en 7:W: { ta (2 'Y Jy ae / , Ad(2' u a7 :a I Itv oa eo v, (J f)e v u a~ e v{ ta (2 B~ .

2. S~h~l.,re~. z~ H?m. r . 30: ~I': p. 381'.12J?indorf); tiber {ta(2va{tat,'oi oe osto 7 :0 V (ta e'Y J ,'Y JX et(2 , 'Y Jy ov v ,7 :0 & a x et( 2w v n ax ea f)a t' u a7 :aII' .!: • !!f) " r rwuaeov u ev uat eV{taee~.

3. S~ho1.7 z~ ~o~. 0 13: C y I p., 112,8Maass); tiber p ,aen7 :w : p ,a f] 'Y J

ya f] ,a t xet(2 e~ , evf)ev sau. evp,a(2'YJ~.

4. Eust. II. 1009,24; tiber Wl( 2n 7: w: { ta f] 'Y Jy ao c pamv ( : dieScholiasten)at xe'in '!!f) " , " ,'" ,, < :;;e~ u ev xcu. eouaoe; , 7:0 e vxBeB~'.

1n ae a x e' YJ ~ ij ea konnte dagegen von Schreibern imKasus an das gleichbe-

deutende attische n aea n6r ov angeglichen sein.

2 S. Dornseiff, Pindars Stil p. 62.

.. 8 xe'YJrne mit 'YJin del ' ers ten Silbe wird auch von Boeckh, Krit. Beh. p. 324f

fur echt gehalten, ohne daBallerdings derVersuch gemacht wird, die beson-

deren Ursaehen des 'YJzu ermitteln.

4 Unter diesel' Nummer steht /lae'YJ auch bei Snell.

135

5. Orion 98,10 Sturz; iiber f ta ( !n7 :w : f ta ( !' Y / ya . ( ! gA8YOV7 : a. ~x8 iea~ . gv f }ev

7 :0 8VX80 8~' 8 V ft a 08 ~ . o { hw~ 8 -b (! O V8V Tno ft V 1} ft a 7: l ' IA la ( jo ~ .

Wenn a~ch Pind~rs Name nur in den B-Scholien genannt ist, so

jedenfa~lszu gewagt, d.asobskure f ta[ ! 'Y/ fur indogermanistische Argu-

~entatlOnen heranzuzlehen. Unter die FaIle von undorischem 'Y }bei

Pmdar braucht es ebenfalls nicht gezahlt zu werden.

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ist doch ersichtlich, daB mit ihren Bemerkungen auch die ubrigen

Grammatikeraussagen in Zusammenhang stehen, Durch deren

Heranziehung wird man das 'Y / als Nom.-Sing.-Au~gar:g eine~ 0.-

Stammes los: Ein solches undorisches 'Y / ist zwar bel Pindar mcht

ganz unerhort-, aber zunaohst in jedem Falle unerwartet und der

Erklarung bedurftig-. Aus der Angabe f ta(! 'Y/ .ai X81(!8~' ~ewinnt manjedoch ein Neutrum *ftaeO~ ,Hand', dessen norm~l geblldete~ Nom.

Pl. f ta(! 'YJ vom Standpunkt der Pindargrammatik aus wemgstens

keine lautlichen Probleme bietet>.

Die Unsicherheit der Grammatiker iiber die grammatische Be-

stimmung von f tae'YJ laBt indes Zweifel entstehen, ob es mit diesem

Wort uberhaupt seine Richtigkeit hat. Immerhin ist es seltsam -

wenn auch nicht ausgeschlossen -, daBein Wort fur .~inenso ein-

fachen Begriffwie ,Hand' in der reichen griechischen Uberlieferung

nur ein einzigesMalvorkommen so114.Es ist mir aus diesen Grunden

weit wahrscheinlicher, daB f tae'Y} seine Existenz einer miBverstan-

denen Pindarste11e vielleicht sogar einer Textverderbnis verdankt.

Der Hergang dtirfte sich kaum je mehr klaren lassen"; es ist aber

1s. oben S. 113 f. tiber 'A l luaa t- ry , S. 127 f. uber e lJ 'VOldf) ; vg1. auch - in

zweiter Linie - oben S. 118f. iiber ya { f ) , unten S. 156 uber ao rp{ f ) .

2 Turyn schreibt deshalb fha l la (fr. 312). . ..

S Mit einem Neutrum * fhaoo~ rechnen - als Alternativlosung - auch Schroe-

der, ed. maio und Snel l. - Zur Kontraktion -sa> of) vgl. I l eAf) 01. I 49; (30 '_ f)

01. II 83usf.

4 Eine einfache Erklarung wurde dieses Fakt~ hochs~ens .da~ find~n,

wenn - wofi ir keinerlei Anhaltspunkt vorhanden 1St- hier erne einmal ige

dichterische Metapher vorlage. (Dann wurde die Verknupfung mit lat. manus

wiederum sehr problematisch.) .. .,

6 Eine Mogliohkeit sei angedeutet: In einem Prndartext mib scripbio con-

tinua konnte EYMAPH (von eV,ua l l r i~ , das Pindar auch sonst verwendet)

Ialschlich indgut' und fha l l f ) zerlegt worden sein. Der Textzusammenha~g

mii13te fUr fha l l fJ die Bedeutung ,Hand' oder .Hande' geliefert haben. Fa~ls em

Verbum im Singular daneben gestand~n hatto, .ware die Uns~cher~el~ ~er

Grammatiker in bezug auf die grammatisohe Bestimmung von fha l l1J elk~arhch

(Ntr. Pl. oder Fem. Sing.). Die bekannte? Schwierigkeiten .~e: pindans~hen

Diktion lassen eine solche Fehlinterpretabion als durchaus moghch erschernen.

Doer neue Worter, die durch Versehiebung der Wortgre~en entstande~: vg1.

Leumann, Hom. Worter p. 36ff. - Ubrigens konnte auch die falsehe Erklarung

von eVXe l l r i~ (als Zusammensetzung von eV- und Xet l l ,Hand') dazu verleitet

haben, in eVfha l l * ebenfal ls ein Wort fi ir ,Hand' z~ s,:ch~n; vg1. ~as Inter -

pretamentum eVXe l le~ bei Eustathios und Or ion. (DIe riehtige Erkl~rung von

SVXe l l r i~ gibt Leumann, Phil . 96 p. 161ff.=KI. Sehr, p. 207ff.; s.Frisk, GEW

s.v. avaXe l l r i~ . )

136

Exkurs: 8Vpa(!1}~

. Das Adjektiv 8Vf tae1}~ ,leicht (zu tun)' wird allgemein alsKompo-

situm mit f tae'YJ/*ftaeo~ imHinterglied aufgefaBt (s.Frisk, GEW s.v.

d)ftae1}~)· Falls diese ~rkHirung zutrate, konnte aber 8Vpa (! 1 }~ _ der

Form nach ein Bahuvrihi (Frisk, a. a. 0.) - ursprunglich kaum etwas

anderes bedeutet haben als,gute Hande habend'. Es ist nioht ersicht-

Iioh,wie von hier aus ein Weg zur Bedeutung ,leicht' gefuhrt haben

konnto'. Nun ist, wie oben dargelegt, die sprachwirkliche Existenz

von WJ.Q'Y/ /*paeo~ ,Hand' zudem noch zweifelhafr. Auf Grund dieser

Tatsachen empfiehlt es sich, fur 8vftae1~ eine andere etymologischeErklarung zu suchen.

8vftae1}~ kom~t zuerst bei Sappho (16,5; 96,21)und Alkaios (69,7)

vor und erschemt von da an haufig in der Literaturs, Es bedeutet

,leicht zu bewerkstelligen'; charakteristisch ist die Verbindung

8~ftae8~ (san) und Inf. .esist leicht zu ... ' (soschon bei Sappho); esfalIt .~uf,.da~ ?-agegen~as Adverb d)fta(!8W~ (bzw. 8Vf taeW~) ,leicht'

~er~altmsm~Blg selten ist, im Gegensatz zu den synonymen e8ia ,

(m( j lW~ samt ihren mundartlichen Nebenformen, sowie Komp. e1}i 'ov

u.s~.Von de: Norm abweichend ist der Gebrauch von 8vpae1)~ nur an

emigen wemgen StelIen, wo das Wort als Attribut oder Pradikats-

nomen einer Person zugeordnet ist, also nicht ,leicht (zu tun)' be-deuton kann ; daruber s. unten S. 139 f.

?ie Normalbedeutung von 8Vf tae1}~ selbst, ,leicht (zu tun)', ergibt

kemen Anhaltspunkt fur die etymologische Einordnung desWortes.

Denn wie eine Durchsicht der Synonyma von lat. /acilis in den idg.

Sprachen lehrt (Buck, Synonyms p. 648 ff.3), konnen mit diesemBe-

griff die verschiedenartigsten Vorstellungen assoziiert werden; vgl.

III

j

.1Es bestiinde allenfalls die theoretische Moglichkeit, sVfha l l r i~ nicht als un-

mittelbaro Zusammensetzung von s v und dem ominosen Worte fur Hand'aufzufassen, sondern als seine Entstehungsursache eine Riickbildung zu ver-

mu~en, e~wa ~o: *e i f fha~o~ :gute, Hande habend, geschickt ' -7 > *eVl ta l lew ,ge-

sehickt sem, leioht arbeiten -7 > eVfha l l r i~ , leicht '. Doeh gibt es dafur, soweit ichsehe, keine Anhaltspunkte.

2 Belegstellen sind - aul.ler bei LSJ s. v. - bei Page, Sappho and Alcaeus

(Oxford 1955) p. 228 genannt. Nachgetragen seien hier aus del ' alteren Litera-

tur: Thgn.406; A. fr, 225,19 Mette; Trag. adesp. 11; Democr. B 223 (Vor-sob. II p. 190,5).

3 Dort ist iibrigens eVfha l l r i~ unter,,1. Gr(ee)k" nachzutragen.

137

etwa gerade lat. tacilis und nhd. leicht. Es existieren [edoch die

Worter d)p,aeta j 8 fJp ,ae8ta , 8~8vp,ae t1; ,w und 8fJp,aeeW, die das gleiche

8fJ-p,ae- wie 8fJp,aenr; enthalten-, jedoch z. T. einen anderen Bedeu-

tungsinhalt aufweisen; es muB geprtift werden, ob von ihnen aus

Die Wiedergabe ,leichten Zugang haben' entnehme ioh Frisk, GEW

s. v. 8fJp,aenr;.

8~8vp,aet1;,wl ist zweimal im Herakles des Euripides belegt. An der

einen der beiden Stellen (V. 18) ist die Bedeutung ,erleichtern'. Die

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Licht auf 8fJp,aenr; fallt.

8Vp,aeBta heiBt - wie zu erwarten - gewohnlioh ,Leichtigkeit, Be-

quemlichkeit'". An zwei Sophoklesstellen ist mit 8fJp,ae8ta ein Genitiv-

objekt verbunden. Ph. 282 ff. (Philoktetes erzahlt von seiner Zu-

riicklassung auf del' einsamen Insel) :

n av 7: a ( je a xo nw v' f) iJ ew xo v o fJ (j ev n A~ v a 'J lt aa IJ at n ae ov ,

7 :O 'I J 7:0V j e nOAA~v 8 f Jp ,aeB ta v

.bei meiner Umschau fand ich nichts vorhanden als Kummer; zu

diesem jedoch reichliche Gelegenheit'. - Ph. 704f.(lyr.; del' Chor

.erzahlt, wie der schwerkranke Philoktetes auf der Insel herum-

krieeht, und zwar dorthin,:)

( JI J8 V 8 f Jp ,a e ct ' v n ae XO t n o eo v .

noeor; ist verschieden aufgefaBt worden; z. T. erklarte man die Stelle

so, daB Phil. Heilkrauter gesucht habe, um sich das Gehen (noeor;)

zu erleichtern; z. T. sah man in noeor; auch seinen allgemeinen Le-

bensbedarf. Jedenfalls scheint dieser Beleg von 8fJp,ae8ta mit dem

anderen das gemeinsam zu haben, daB es urn das Sioh-Verschaffen,

Bekommen eines Gegenstandes geht.Ganz offensichtlich del' Fall ist dies bei 8fJp,aeeW an seiner, wie es

scheint, einzigen Belegstelle in der alteren Literatur"; auch hier ist

ein Genitiv damit verbunden. B. 1,174ff.:7:0 ()8 nav-

7 :WV 8 f Jp , ae8 'i v O f J( je v YAVXV

fJ va 7: oia t' JI , a AA ' a ie l 7 :a f {J 8V -

YOV7:a M1; ,' f )v7 :a tXtXB ' iv

,zu allem leichten Zugang zu haben ist nichts StiBesfur die Sterb-

lichen; vielmehr suchen sieimmer das sich Entziehende zuerreiohen'.

1Nicht beriicksichtigt sind hier dJ/lae6Trjl; (s. LSJ); OVlJfwef}" (Phld. Rh. 2,

119S ., offenbar eine spate Kontrarbildung zu w/laef},,); ,taT8V/laet'OYTe,,·

wxeet'OY7:e", ua{}wTWY7:e" Hesych (vgl. auch Suid., Phot.); ua7:e/;eV/laet,OYTO,,·ua7:evlhwoYTof,Hesych; 1We'f}v/lae'f}aaY" ua7:erpe6Y'f}lJayHesych.

2 Daraus erklarb sich auch der Gebrauch des Wortes bei Hdt.; bei ihm steht

das Wort 2mal (II 35,3; IV 113,1) euphemist isch fi ir , (Verdauungs-)Ent-

leerung'. Die Handschriften schwanken zwischen -e(I)'f} lmd -I'f}; das ist hior

ohne Belang (vgl. unten S. 140).

3 LSJ (Nachteage) nennen noch Cyran(ides) 23 als weitere Belegstelle (mir

nicht zuganglieh). Ferner gibt es die Form 1We'f}V/lae'f}lJay bei Hesych (s. oben

Anm.l).

138

andere lautet (80 f.):

v vv o Jv 7:tv ' 8 An /(j' ~ n oe ov a W7 :'f)e /a r;

8~8vp,ae t1 ; ,n , neea{Jv;

Hier geht esnicht um ein ,Erleichtern'; denn weder ,Hoffnung' noch

,Moglichkeit del' Rettung' sind fur den Angesprochenen (Amphi-

tryon) vorhanden, so daB er sie sich (Medium l) erleichtern konnte.Die zu postulierende Bedeutung ist vielmehr etwa ,sich (leicht) ver-

schaffen '2.

Wenn auch die ange£iihrten Belege nicht von gleicher Beweiskraft

sind, sohat es doch deutlich den Anschein, daB die Entwichlung zur

Bedeutung ,leicht' bei 8fJp,aenr; von ,gutjleicht zu bekommen, gutj

leicht zuteil werdend' ausgegangen ist", Semasiologisch bedarf dies

keines weiteren Kommentars.

Auf diese Weise wtirde vielleicht auch erklart, warum das zu

8fJp,aenr; gehorige Adverb - im Vergleich zu e8'ia usw. - verhaltnis-

maBig selten erscheint. Ein solches Adverb konnte erst dann gebil-

det werden, wenn ein Sprecher in 8fJp,aenr; nur noch die Bedeutung

,leicht', nicht mehr ,leicht zu bekommen' empfand, Da 8fJp,aeeWr; je-

doch immerhin schon bei Theognis (406.463)belegt ist, sei auf diesen

Gedanken kein besonderes Gewicht gelegt.

Auf Grund der erschlossenen Grundbedeutung von 8Vp,ae1}r;mtissen

auch die Stellen betrachtet werden, an denen das Adjektiv bei Per-

sonen steht. Zwei davon finden sich bei ionischen Medizinern (Hp.

Decent. 13,Komparativ; Aret. SD 1,6), einebei Sophokles (El. 179;

lyr.). DaBes sich um eine positive Eigenschaft handelt, geht nament-

lich aus dem Sophoklesbeleg hervor:

x eo vo r; y ae 8 fJ p,a e~ r; I J8 or ;

'"'-',denn die Zeit heilt alles'. Genaueres ist, soweit ich sehe, nicht zu

1Nicht gebucht von Frisk, GEW s.v. dJ/ laef}" . - Das verbum simplex er-

scheint erst bei Joh. Chrysost. (und danach in der byz. Literatur), s, iJ'f}/l'f}-

Teauo", Meya Ae/;luDv Tij" 'bAA'f}Ytuij" yM)lJa'f}" (Athen 1958) s. v.; es diir fte s ich

also urn unabhangige Neubildung handeln. Hesych nennt noeh die Komposita

xox- und ua7:e/;-ev/laet,w (s.oben Anm. 1zu S. 138).

2 Der Unterschied der beiden Euripidesbelege ist durch v. Wilamowitz (im

Kommeritar zu V. 18)klar herausgestellt,

3 LSJ s. v . eiJ/laef}" II b setzen eine derartige Bedeutung fiir einen In-schriftenbeleg sogar an: IG XII (5) 714,15. Es scheint mir jedoch nicht sioher,

ob hier eiJ/laeeaTee[ov] ·nicht Adverb mit der Normalbedeutung .leiohter' sein

kann.

139

ermitte1n; namentlich die Au£fassungen del' Hippokratesstelle wei-

chen stark voneinander ab'. Falls eine Bedeutung wie ,gtitig' (LSJ

zur Aretaios-Stelle: ,gentle') etwa das Richtige treft'en sollte-, konnte

dieses eVp,al]1]r; vielleicht mit nhd. (umgangssprach1.) gut zu haben

2 4. M1j oe lO l

Der Name der Meder ist Py. I 78 in der Form M1j0810l\ also mit

-'Yj-, tiberliefert; auf Grund von altpersisch Miida- ware eher ein -ii-

zu erwarten. Doch wurde der Name in Griechenland allgemein mit

,

I I' , ' I I,

III.. I

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.umganglich, 1eicht zu behande1n' verg1ichen werden".

Was nun die Bi1dung von evp,ae1]r; anbe1angt, so kann das Wort

zur groBen Gruppe von zusammengesetzten, von Verbalwurze1n(bzw. Verbalstammen) abge1eiteten Adjektiva auf - 1 } r ; gehoren-, Bei

diesen weist die Verba1wurze1 haufig Schwundstufe auf: Vg1. ai'o1jt;

,unsichtbar ' (Hesiod Sc. +). das nicht mit dem vollstufigen Neu-trum eloot; zusammengesetzt ist (wie evelo1jr;), sondern unmitte1bar

von lo- ,sehen' (d. h., woh1 von dessen Aorist lo-elv) abgeleitetists.

Auch evp,ae1}r; kann eine solche schwundstufige Bi1dung sein. Die

Proportion a-l o1 jr ; : e loor; = ev- p, ae1j t; : x ergibt fur x p,SeOt; ,Teil', daszur Verba1wurze1 von p,eteop,al ,als Anteil bekommen' gehort , Eben-

so gehort dann evp,ae1jr;, als *,gut (a1s Teil) zu erlangen' dazu; diese

Grundbedeutung lieB sich ersohliefien". evp,ae81a (ftir alteres °etal

"eln; vg1. Schwyzer, Gr. Gr. I p. 469) ist direkt von evp,ae1jt; abgelei-

tet . Ftir evp,aesw und evp,aetal 0t'Yj ist diese Annahme nicht moglioh ;

sie mtissen analogisch entstanden sein. evp,aesw kann sich zu evp,aesa-

verhalten wie TeMw zu TSAW-7, und Abstrakta auf -ta stehen in le-

bendiger Beziehung zu Verb en auf -sw s. (8~-evp,aetCw kann, ange-

sichts der bekannten Produktivitat dieses Verbalsuffixes, ebensoohne Schwierigkeit als Analogiebi1dung erklart werden".

1i ip ,a 0 6 u al e vp ,a e6 a7 :e eO r; s au (del' Arzt beim Krankenbesuch): ,et en meme

temps vous serez plus a portee' Littre (IX p. 241); ,and at the same time you

will also be more at your ease' Jones (Hippocrates II, Loeb Class. Libr., p. 295);

ahnlich Kapferer: ,und (man) erleichtert sich zugleich die Arbeit' (Die Werke

des Hippokrates. Band I TeilI. Stuttgart o.J. [1933]p. 37).

2 Bei der Hippokrates-Stelle (s. oben Anm. 1)scheint sie allerdings nicht zu

passen. Vielleicht ist fur diesen Beleg mit einer abweichenden Bedeutungsent-

wicklung von evp,aeljr; zu rechnen.

3 Auch an die Verwendung von EYMAPHI: als Personenname muf in

diesem Zusammenhang erinner t werden; s. Bechtel , Hist . Personennamen

p. 172; RE VII Sp. 1074; IG P Index p. 312; Pape-Benseler s. v. Es spiel t

allerdings eina-Stamm Evp,u(!a.r; mit herein (s.Pape-Bens.).

4 Dariiber s. Risch, Wortbildg. p. 75f.; Schwyzer, Gr. Gr. I p. 513.

5 Schwyzer,a.a.O.

6 Die Schwundstufe -uao- « *-smr-) findet sich auch in eiuaoicu.

7 Vgl. dazu Risch, Wortbildg. p. 264f.

8 s, Scheller, Oxytonierung p. 35f.; vgl . dor t (p. 36 0.) das Nebeneinandcr

A tn a( !l jr ; - At na (! l1 ] - A tn ae 6W .

• Dber -lCw "neben so-Stammen" s. Risch, Wortbildg. p. 258. - Auch an

eine Beziehung von (e~-)evp,a(!lt;w zu evp,ae6W kann gedacht werden (s. Risch,

a.a.O.).

140

-'Yj- gebraucht; vg1. in dorischer Umgebung die Belege Simon. fr. 104

(a, b), 4 D.; 105,1; 108,1; Ar. Lys. 1253. Eine Ausnahme macht nur

kypr. ma-to-i =MfioOl Schwyzer, De1.3 679,1 (=Masson, lOS 217,1),

doch kann in diesem abgelegenen Dialekt mit einer eigenstandigen

Tradition des Namens gerechnet werden; im griechischen Kernland

diirf te die Form Maoo kaum je verwendet worden sein, jedenfalls

nicht mehr zu Pindars Zeit2.

"

, , 1 [ , 1 1~j

III

II,I

II

'I

II

2 5. p ,1 jv

Die Partikel p,1jv ist 01. III 45 mit -'Yj- tiberliefert (gegentiber einer

Menge von p,dv-Belegen bei Pindar); daneben steht abel' die Hand-

schriftenvariante p,tV bzw. VtV. Es dtirfte sich hier um ein bereits in

die Antike zurtickgehendes Schwanken der Uberlleferung handeln,

sodaB eine Erorterung des 'Yjvon p,1jv i llusorisch ist (vg1.oben S. 133

tiber xfjoor;)3.

26. MV'Yj ,uoavvar;

Ne. VII 15 steht in den Handschriften B und 0 und in den cdd.

Tric1., folglich in allen Textzeugen, die Form MV'Yjp,oavvar;:~

1Die meisten Handschriften haben Mfjoot, was sich durch das Metrum als

falsch erweist. - Die Stammbildung Mljl5ew£ auch Simon. 120,4D. (adjekti-

visch: M1 ]o el wv d vo ew v ) und Call. fr. 110,46. Vgl. dazu Schroeder, ed. maiop. 19.

2 Risch, Mus. Helv. 12p. 65 rechnet damit, daf del"Medername den ion.-

att. Wandel a > 1]mitgemacht habe, und verwendet ihn fUr den zeitlichen An-

satz dieses Lautwandels. Doch muf m. E. auch die Mogliohkeit der Laut-

substitution erwogen werden; es kann sein, daf der Name schon mit einem

nach ~klingenden Vokal zu den Griechen kam: Sei es, daf er ihnen durch ein

anderes Yolk (z.B. die Lyder) vermittel t wurde odor sei es, da13es eine der-

artige Aussprache auch im Iranischen gab. Auch andere iranische Eigennamen,

die a enthalten, erscheinen im Griech. mit 1] (Schwyzer, Gr. Gr. I p. 153rechnetfreilich auch hier mit speziell ionischer Aussprache). Kypr. ma-to-i brauchtalso nicht die gemein-urgriechische Namensform darzustellen, sondern kann

auf unabhangiger Ubernahme beruhen (vgl. oben im Text). - S. zum 1] des

Medernamens neuerdings auch Anna Morpurgo Davies, Gl. 42p. 161A. 2.

3 Denkbar ist sowohl p,ljv/p,uv als auch p£v/vOJ. Pindar sagt , nachdem er von

den Saulen des Herakles gesprochen hat:

(44) r o n 6e aw 0 ' ea rl ooipou; Cl{Jarovuda6cpotr;. · oiJ p , O J (bzw. ov p 'TJv )O tW~w· ueOJor ;e l1 ]V

,Dariiber hinaus ist es den Weisen unwegsam und den Toren. Ich werde dahin

141

el MV'YJ I-wavva~ exa-r t Alna(}aflnvXo~

ef5(} 'YJratanowa floX{}wV

,wenn durch Mnemosynes Gunst, der glanzgekronten, gefunden wird

ein Entgelt £iirdie Miihen' (Dornseiff). An den fiinf iibrigen Beleg-

a. a. 0.): Ein privatives Adjektiv mit einer Ableitung der Wurzel

von aAeOflat im Hinterglied miiBte auBerhalb des Ionisoh-Attischen

ursprunglich so gelautet haben, also Z. B. auch bei Pindar in diesel'

Form ersoheinen (s. unten S. 145-149). Dennoch ist bei ihm an drei

Stellen einhellig v'YJAouberliefert : v'YJABavoo» Py. I 95;v'YJA17~ yvva Py.

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stellen ist das Wort mit Ci in der ersten Silbe iiberliefert: 01. VIII 74;

Is. VI 751 pae. VI 56, VII b 16, VIII 85. Dazu kommt eine Menge

Belege von Wortern, die gleichfalls von der Wurzel flvCi abgeleitet

sind; nirgendwo steht das Ci in Frage.

Das 'YJdes Beleges Ne. VII 15 ist auf Hesiod-Imitation zurliok-

zu£iihren; vg1.Th. 915 f.:MV'YJfloavv'YJ~ 1 5 ' 8 $av -r t~ 8 (}aaaa -co x aAA tXOflOW,

8; 1j ~ o l M o io o» x(}vaaflnvxe~ 8$ eyevov-c o.

Wenn hier auch das sohmuokende Beiwort nicht auf Mnemosyne,

sondern auf ihre 'I'ochter bezogen ist, und wenn auch das Vorder-

glied des Kompositums ein anderes ist, so durfte doch kein Zweifel

dariiber bestehen, daB das n von Pindars MV'YJfloavva~ auf diese Stelle

zuriickgeht.

27. v'YJA(e J f J ~

Fiir das poetische Adjektiv v'YJAe*lv'YJAetn~/v'YJAn~2 (seit Hom.) exi-

stieren drei verschiedene etymologische Erklarungen. Die einen For-

scher stellen das Hinterglied zu l !Aeo~, 8AeSw und versuchen, mit ,ohne

Mitleid' als einziger Bedeutung auszukommen (z. B. Burkert [s.

Anm. 2] p. 26); andere wollen nur von aAsoflat ,entrinnen' ausgehen

und nehmen deshalb nur eine Bedeutung ,unentrinnbar' als ur-

spriinglich an (Egli, Heteroklisie p. 70 £. ; Troxler, Hesiod p. 172 f.).

DenMittelweg beschreitet Frisk, GEW S. V. v'YJA(e J f J ~ (nach Schulze,

KZ 29 p. 262=K1.Schr. p. 375); er nimmt zwei homonyme Wor-

ter v'YJAen~ an, von denen das eine zu l!Aeo~, das andere zu aMoflat

gehore, Eine neue Erorterung der verschiedenen Mogliehkeiten soIl

hier nicht gegeben werden".

WeI' die zweite oder die dritte Erklarung fiir richtig halt, muB

grundsatzlich mit del' Existenz eines *vCiAen~ rechnen (vg1.Schulze,

nicht folgen; eitel ware ieh' (Dornseiff). Die Herausgeber entscheiden sich jetzt

gewohnlich fiir flWVW (ov flaV Monnnsen).

1Diese Stel le ist ebenfalls nur in B und D sowie bei Tricl . i iberl iefer t; alle

Handsehriften haben hier Mvau", .2 Zu den verschiedenen Formen S. Walter Burkert, Zurn altgriechischen

Mitleidsbegriff (Diss. Erlangen 1955)p. 27; Egli, Heteroklisie p. 70f.

3 Die Darlegungen Burkerts (a.a.0., p. 22-26) soheinen mir nicht geniigend

Beachtung gefunden zuhaben.

142

XI 22; v'YJAee'ivo<p fr, 177 (e).

Diesel' Befund- besagt nun freilioh nicht, daB nul' diejenige Er-

klarung richtig sein kann, die v'YJAe17~zu l!Aeo~ stellts. Denn es handelt

sich bei v'YJAen~- wie gesagt - um ein poetisches, aus dem ionischen

Epos bekanntes Wort, dessen abweichende dorische Lautform, falls

es eine solche gegeben hat, Pindar vielleicht bewuBt vermieden oder

auch nicht mehr gekannt hat. DaBer sich im Gebrauch des Adjek-

tivs an den Hexametrikern orientiert, zeigen die Belegstellen: Sein

V'YJAij~voo; ist in Variation zu v'YJAeB~n-cO(} (1497, Hesiod Th. 456.764 f.)

und V'YJAij~ffvflo~ (T 229; t 272.287.368) geformt; und Pindars V'YJAij~

yvva entspricht der epischen Verwendung des Adjektivs in bezug

auf Personen (1 632: hier ebenfalls in der Nom.-Form V'YJAn~; II

33.204). Im iibrigen gehoren die Stellen Py. I 95 und Py. XI 22 zu

mythologischen Erzahlungen (beim dritten Beleg, fr.177 e, ist der

Zusammenhang wegen der Kurze des Fragments nicht deutlich ge-

nug erkennbar). Der pindarische Wortanlaut V'YJ-ergibt folglich keine

Grundlage fiir etymologische Vermutungen tiber v'YJAen~, da das Wort

aus dem Epos stammen, also ionische Lautform zeigen kann",

28. vnnotvov

Py. IX 58 - an der einzigen Belegstelle bei Pindar - ist dasWort

v17notvO~ mit 1] in der ersten Silbe einhellig- iiberliefert:

55 vvv 15'e v( }vAe lf lWv nor vt a ooi Al{3va

1 5s $e -c al e vx AB a v vwpa v OO )f la aw 8V X (} Va SO l~

1Mit ibm stinnnt d V 1 ] A ? j , (dvciy"aj Alcm. 102iiberein; das Wort ist wegen

des 1 ] in der zweiten Silbe von einem Grammatiker (An. Ox. I 60) iiberliefert

worden. * V C l A ( e)'lj, ist aueh sonst nirgends bezeugt.

2 vgl.Burkert , a.a.O.p. 23mit A. 4.

3 Ein V C l A O ware bei Pindar iiberhaupt nur dann zu erwarten, wenn diezweite der etymologischen Herleitungen des Wortes zutrafe, V 1 ] A e ? j , also a u s -

schliefilich zu dMoftat gehorte: An den drei Pindarstellen ist nur die (nach Egli

und Troxler sekundare) Bedeutung ,mitleidlos' einsetzbar. - Es hat iibrigens

auch - soweit ich sehe - kein Pindarherausgeber das 1 ] des Wortes durch ein ii

ersetzt.

• Die Handschriftenvarianten betreffen nur die zweite Silbe, nicht das V1] - :

v/P"l1]Vov cd. I (und H nach Turyn), V ? j : n : e t V O V cd. R. Es handelt sich dabei selbst-

versbandlich urn blolio itazistische Verschreibungen.

143

56a n e6 cp ew v· Z ya ol X{}ovoc; oleos

a 1 ) 7; bw aVY 'r BA8 {} B lY l JVVO f - lOVOWenaB7 :a l ,

58 O VLB nay~aenwv CP V7:W VV nnolvov O Vi' ayvwia 1h]ewv

,Jetzt aber wird Libya, die Fiirstin auf den weiten Wiesen, willig

Stadt). In del' Erzahlung kommt eine Reihe von Homerismen VOl',

z.B.

n ae {} ev ov a ye oie ea v V. 6: Vgl. ' 'A e iB f -l lC ; a y e or e e 'Y j f/ > 471;

nO Av~aenoia iac ; ... X{}ov6c; 7: Vgl. nO Avxaenoc; dAwn 'Y j 122

(vgl. auch w 221);

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empfangen die hochberiihmte Nymphe in goldenem Haus. Dort

wird sie ihr gleicheinen Teil des Landes schenken, um esvollbereoh-

tigt mitzuverwalten, dem von friichtetragenden Pflanzen nichts

mangelt und der wohlbekannt ist mit Wild' (Dornseiff).

GemaBdel' Herkunft von V nn olv oc ; - es ist zusammengesetzt aus

Privativprafix und anolYa1

- sollte man in dorischer Poesie vc ino lYoc;erwarten. DieseForm ist tatsachlich bei Hesych aufbewahrt: vanol -

VOC;·f- la7:aLOC;.Auf Grund dieser Stelle hat Schroeder - und nach ihm

Bowra und Snell (dieser ohne Angabe imApparat) ~ das fi auch bei

Pindar eingefiihrt. Doch empfiehlt es sich aus mehreren Griinden,

das eindeutig iiberlieferte 'Y janzuerkennen,

v f )no lYOC; ,ohne Entgelt' ist ein dichterisches Wort: LSJ nennen,

auBer Homerstellen und dem einen Pindarbeleg, nur eine einzige

Belegstelle aus der Prosa (beiXenophon)". Wenn nun das Wort nur

von Dichtern weitergegeben wurde, so ist es ungewiB, ob Pindar die

lautgesetzliche dorische Form noch gekannt hat. Die vereinzelte

Hesychglosse kann nur mit starker Einsohrankung dafiir ins Treffen ,

gefiihrt werden: Wegen del' angefiihrten Bedeutung" kann sie nicht

auf Pi. Py. IX 58 zuruckgehen", da Vnno lYOC; hier ,expers' heiBt.Ferner ist zu beachten, daB die mit v- anlautenden Privativ-

komposita iiberhaupt friih im Aussterben begriffen sind. Die Form

vii- des Prafixes hat sich in del'Literatur nul' in Vfi f- lBeinC; (Tragiker,

Pythagoreer) erhalten; auch diesel' Umstand spricht gegen Ein-

setzung von vo . no lYOC; bei Pindar.Doch selbst wenn das Wort ihm in diesel' Lautform noch gelaufig

gewesen sein sollte, so sprache dennoch nichts dagegen, das Y'Yj - del'

Handschriften anzuerkennen, Denn die Stelle gehort zu einer my-

thischen Erzahlung : Pindar erzahlt hier von del' Liebe Apollons zur

Nymphe Kyrana (del' mythischen Griinderin del' gleichnamigen

1 Zur Bildung s.den Exkurs.

2 Hier .3,3; die Handschriften bieten neben vrFwwa auch V'fj1WwSt. Das

;Adverb vrptoeoe! ist- wenigstens in der ion. und att. Gesetzessprache -leben-

dig: 1G J2 10,32 (sicher erganzt.), And., X. (?), Pl., D.; GD1 5282,10 (ion.); s.

Favre, Thesaurus verborum quae in titulis Ionicis leguntur (Heidelberg 1914)

s.v.a DaB vTj:rwwor;/viino zu der Bedeutung fl6:mtor; kommen konnte, leuohtet

ein: ,ohne Entgelt, ohne Lohn' etwas tun ist ,vergebliches' Tun.

4 Auch nicht auf eine gemeinsame Quelle.

144

aeyve6nBCa 9 als Beiwort einer GoUin;

v nB e6 nA wv ( A an t{ }( iv ) 14;

B f lwABVOV (K v e av a v ) 17;

o ee wv a XL O Sv iW Y 34: Vgl. o ve ea T B a Xl6 BV Ta A 157;

X B le a t f -l BA la O e a nolo» 37: Vgl. T ew yB lY a ye wa Tl Y f -lB A l'Y jo ea C 90;(jj av a (Anrede an Apollon) 44; usw.

Dadurch wird ein episches Vorbild, an das Pindar sich angelehnt

hatte, wahrscheinlich oder jedenfalls moglich-; einer derartigen Vor-

lage ist dann Vnnolvoc; entlehnt. Es ist denkbar, daBbereits in diesem

(fur uns verlorenen) Epos das Adjektiv die Bedeutung .expers' an-

genommen hatte, die an del'Pindarstelle vorliegt. Bei einem diehte-

rischen Wort sind solche Bedeutungsschwankungen bekanntlich

nichts Ungewohnliches ; eineBedeutungsentwicklung von ,ohneEnt-

gelt' zu ,ohne Antell' ist zudem gut verstandlioh.

Exkurs: Zur Bildung von Vnnolvoc;2

Die normale Form des Privativprafixes ist im Griechischen be-kanntlich d(y)- < idg, *rJ,(n)-. Daneben erscheint abel', namentlich

in del'altesten Sprache, eine Reihe von mit vii- , V'Yj -, vco- anlautenden

Bildungen, deren formal unklares Vorderglied die gleiche Funktion

hat wiedas privative d(v ) - . Diebei Homer- - wo vfi- natiirlich mit v'Yj -

zusammengefallen ist - auftretenden klaren- FaIle diesesTyps sind:

1 s. Dornseiff, Pindar CUbs.)p. 104.111 (zuV. 64).

2 Nachtraglioh sehe ich, daf die im folgenden vorgetragene Erklarung der

mit vii- V'fj-vw- anlautenden griechischen Privativkomposita imKern bereits bei

Sturtevant, 1HLaryngeals p. 57steht; vgl. auch Puhvel, Lang. 29 (1953)p. 24;

Winter, KZ 72 (1955) p. 175; Hamp, ebd. p. 245. Meine Ausfuhrungen scheinen

mir trotzdem nicht t iberflussig zu sein. Denn einersei ts ist Sturtevants Auf-

fassung z.B. nicht in die einschlagigen Artikel bei Frisk, GEWeingedrungen;

auch Risch (s. unten Anm. 1zu S. 149)kennt sie offenbar nicht. Anderseits er-scheinen mir die weitergehenden Aufstellungen Puhvels groflenteils unglaub-

haft . SchlieBlich fehlt - soweit ich sehe - eine Mater ialsammlung unter dem

neuen Blickwinkel,

a Zu einem noch alteren (mykenischen) Beispiel s. unten Anm. 7 zu S. 147.

4 Etymologisch unklare Falle sind weggelassen: v'fjyauor;; vTjntor; samt Zu-behor ; v'fjnvrtor;; vWAsflTjr;; VW(]01P;VWxsAt'fj; zu allen s. Frisk, GEW s. v v. -

Nicht hierher gehorig ist vTjr5vflor;; s. Leumann, Hom. Worter p. 44f. - Mit

v'fjnvrtor; konnte der mykenische Personenname na-pu-ti-io identisch sein; s.

10 Forssman,SprachePindars 145

'JI~ye8"COt; ,ohne Erwachen' : Hinterglied zu SY 8tewl ;

'JIfjft; ,ohne Wissen': HG zu l(38i 'JI USW.;

'JIrJ"8e(3* ,ohne Gewinn' : HG "se(30t;;

('JI~"ovO'''COt; ,nicht horend' Emp. in:) 'JIrJ"ovO'dw ,nicht horen':

Aus nachhomerischer Zeit kommen folgende Worter, die friih be-zeugt oder altertiimlichen Charakters sind, dazu":

'JI~"8eWt; ,hornlos' Hesiod: HG "Seat;;

'JI~"8O'''Cot; ,unheilbar' Hesiod: HG zu d"sop,m; vgl. d'JI~"80'''COt;

Hom.2;

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HG d"ovO'''Cot;;

'JIrJAdJt; ,ohne Mitleid' bzw. ,unentrinnbar' : HG zu 0 lA80t;

( "C o l A80 t; erst in der Koine) oder zu dASOp,at2;

'JIrJA8int; ,ohne Frevel': HG zu dA8hrJt;3;

'JIrJP,8e"Cljt; (Trag., Pythagoreer, EN: 'JIU04) ,ohne Irrtum': HG zu

apae"Ca'JIw;

'JI~'JI8p,0t; ,ohne Wind', dazu 'JIrJ'JI8p,trJ: HG a'JI8p,0t;;

'JIrJn8'J1-&1jt; ,ohne Leid': HG nS'JI{}ot;;

'JI~nowot; ,ohne Entgelt': HG anowa;

'JI~et"Cot; .unzahlig": HG zu det{}p,ot;5;

'JIfjO'''Ctt; ,ni ichtern': HG zu l(3w6;

'JIw-&1jt; ,trag': HG zu (J{}0p,m7;

'JIW'JIVp,('JI}Ot; ,ohne Namen': HG Svoua.

Landau, Myk.-gr. PN p. 2000. - Zu vW(101j !- stets Beiwort zu XaA,,6, - sei

hier eine Vermutung vorgetragen: Es konnte als Hinterglied ein zu e(1en1:op,at

,fressen' gehorendes Wurzelnomen *6(10n- enthalten; die Bedeutung ware dann

etwa ,nicht zu zerfressen'. Zum wochselnden Anlautsvokal vgl. das Verhaltnis

e ei lp w: o e0 tp o, ; zur Ablautstufe ° irn Wurzelnomen "(16,,- (Hesiod ; zu "(1e"w),tpA6y- (Hom. +; zutpAeyw); s.Schwyzer, Gr. Gr. I p. 424m. -Myk. no-ri-wo-ko,

auf das Herr Prof . Heubeek mich hinweist, wurde, fal ls zu vweo1j! gehorig, die

vorgebrachte Erklarung allerdings unmoglioh maohen. Die genaue Bedeutung

des mykenischen Wortes ist aber vorlaufig noch nicht ermittelt; s.Morpurgo,

Myc. Gr. lex. p. 201.

1Vgl. eveye81:0, (s. LSJ s.v.).

2 Nebenformen: v1)A?J ', V1)AeL?J , .- Vgl.dazu oben S. 142 f.

3 Eine andere Stammbildung zeigt die Hesychglosse V1)ALr:Ee,' dvap,ae1:1)1:0L ,

d v ai no L , aX (1 ) IJ 1 :O L .Die letzte Bedeutung ist unklar, sie geh6rt kaum zum Lemma.

• Die Tragikerbelege: A. fr. 355,16 Mette; S. Tr. 173. - Boi den Pytha-

goreern erscheint das Wort mit anderer Ablautstufe als vap,ae1:?J' (vielleicht

nach ap,ae1:avw; doch ist vaf.teed, an zwei Stollen allein, an zweien als Variante

iiberliefert): Dios bei Stob. IV 21,16 (bis) p. 486,5; 488,12; (Ps.-)Archyt. bei

Stob. II 2,4 ( ter) p. 17,17.22; 18,1. - Naueocn; als lak. Eigenname bei Plu.,

Apophth Lac. s. v. (Mor. II 1 p. 181 ed. Teubn.); Nap,eedfJa, Schol. Pi. I

p.369,9.5 Die Verwendungsweise bei Homer scheint auf diehterischen Mi13ver-

standnissen zu beruhen und laBt daher die urspriingliche Wortbedeutung nicht

erkennen ; diose geht jedooh aus Hesiod Op. 511und zwei Stellen bei Apollonios

Rhodios hervor. Zum ganzen Problem s.Leumann, Hom. W6rter p. 243-247,

mit weiteren Einzelheiten; vgl. auch Merkelbaeh, Untersuchungen zur Odyssee.

Miinchen 1951 (Zetemata 2)p. 182A. 2.

6 Vgl. ayeWIJU,; doch s.Frisk, GEW s.v. dyeo•

7 Schulze, Kl. Schr. p. 674.

146

' J IrJA8y l jt ; ' dcpeo 'JI uO '' 'COt ; , d { }e l j' J IrJ iO t ; Hesych: HG zu dMyw; vgl.

(3VO'rJA8y~t; usw.";

'JIrJn8ASw ,kraftlos sein' Hp.: HG zu oAtY-rJn8AtrJ;

' J IrJ nv{ }St ; ' a n8VO '' 'CO 'J IHesych; HG zu nV'JI{}a'JIop,m; vgl. 'JIrJn8v-&1jt;

in einem Orakel bei Macr.;'JI~et{}p,Ot; ,ohne Zahl ' hellenist .: HG det{}p,Ot;4;

'JI~v"Cp,Ot; ,ohne Atem' Hesiod: HG dv"Cp,~;

'JIwMt; ,zahnlos' Com. +: HG zu 0(30Vt;;

'JIw(3V'JIOt; ,schmerzlos' Pi. + :HG o(3V'JIrJ;

'JIw{}eOt; (samt Zubehor) =JIw-&1jt;, Hp. + ;'JIw'IjJ' dO'{}8'J1ijt; if f tJ'ljJ8t Hesych: HG dJ'IjJ.

Diese Zusammenstellung macht deutlich, daB die mit ' 1 1 - anlau-

tenden Privativkomposita bereits friihzeitig im Schwinden begriffen

waren". Sie werden - soweit sienicht (wie 'JIrJABl"Ctt;) nach Homer ganz

aussterben - haufig durch ein vorangesetztes d- dem Normaltypusangeglichen? :

d'JIw'JIvp,ot; (seit {}552)=JIW'JIVp,( 'II}Ot;;

a'JIrJO'Ut; (A., Cratin.) = 'JIfjO'Ut; usf.t.

1Etymologisch Unklares ist wiederum weggelassen; ebenso offensichtlich

junge Kunstbildungen und unsiehere Falle.

a Zu if"elJ1:0, (Hom.) s.Frisk, GEW s.v.

3 s. Leumann, Hom. W6rter p. 45. - Die zweite Bedeutung bei Hesych

deutet auf (sekundare r) Beziehung zu sAeyo,; vgl. die benachbarten Glossen

V1)Aey e, · aVOL "1:OV , df J e?J v1 )1 :OV ;v 1)Ae y iw , ' dv o i" 1 :W ,.

4 Vgl. v?Jeno, (oben S. 146).

5 Spate Neubildungen bei Dichtern, wie vrjne,,1:O, ,nicht gekammt' Epic.

Alex. adesp. 2,30 u.a. besagen nichts dagegen.

6 Wackernagel, Dehnungsgesetz p. 53f. =Kl. Schr. p. 949f.; Debrunner,

Wortbildung p,30; Schwyzer, Gr.Gr. Ip. 431 A. 5.

7 Hinter vielen Privativkomposita, die mit d v ii -, dV 1) -, d v w- anlauten, konnen

sich also altere Bildungen mit v ii -, v n- , v w- verbergen. Die Vorform von dVWtpeA'rj,

,nutzlos' (Xenoph., A. +) ist tatsachlich im Myk. zutage getreten: no-pe-re-neusw. (s. Thumb-Scherer p. 345);nach Palmer, The Interpretation ofMycenaean

Greek Texts (Oxford 1963) p.325-327 weicht die mykenische Bedeutung

allerdings von del' spateren ab (,unused' gegen .useless'). Vielleicht hat auch

Hesyoh in der Glosse v w tp aA1 }<p' v w fJ (1 6 , die alto Form aufbewahrt ; s. Moor-

house, Studies in the Greek Negatives (Cardiff 1959)p. 54A. 1.- Del'Fugenvokal

(ii,) 1), to in a1 l1 J lJ u , d v wv vp ,o , usw. hat also mit der Kompositionsdehnung in

op,wvvp,o, usw. nichts zu tun ; die Almlichkeit ist erst sekundar zustande ge-

kommen.

10·147

Ferner geht aus den beiden Listen hervor, daB vii-, vw - immer, V'fj-

zumeist in solchen Komposita erscheinen, deren Hinterglied voka-

lisch anlautet-. Falle wie V'Yj7u3vih7r;: nsv{}or;) sind deutlich in der

Minderzahl und schon deshalb als sekundar zu betraohten'"; den Be-

weis dafur liefert die Beobachtung, daB altertumliche, nicht mehr

angefuhrten Komposita z. T. umWorter mit prothetischem Anlauts-

vokal. Es hindert nichts, die Privativkomposita mit vii-, V'Yj-,vw- von

hier aus zu erklaren-: vnyeeior;, zu eyetew < *~cger-, ist lautgesetzlich

aus *tt-~lgr-eto- entstanden, ebenso va/-leeinr;2 <*t t -bmert- ; der Fall

vdwvuo; < *tt-bn- liefert dann vielleicht das fehlende Beispiel fur die

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lebendige Hinterglieder von v'Yj-Kompositafast durchweg vokali-

schen Anlaut haben (z.B. bei v f jan r; , vn el 'ro r; , vw{} eor ;; ein Gegenbei-

spiel ist nur vij'ir; zu .flb- .wissen'").Diese Tatsache macht nun die Annahme hoohst unwahrscheinlich,

daB in v a- V 'Y j-vw - ein mit dem normalen idg. Privativprafix *tt- imAblaut stehendes *n~- verborgen sei-: Es ist nicht einzusehen, war-

um diese Nebenform gerade dann hatte auftreten sollen, wenn sie

im Kompositum einen Hiat hervorrief. Zudem fehlt es fur Privativ-

komposita mit *ne- als Vorderglied an evidenten Parallelfallen in

den anderen indogermanischen Spraohen"; vor allem aber fehlt im

Griechischen ein privatives *ne- vollkommen". Wenn es also gelingen

sollte idg *n - auch in vii- V1'l- vw - nachzuweisen, soware eine solche, • 0 , ""

Losung vorzuziehen.Bei einem Teil der griechischen Anlautsvokale a-, e-, 0- handelt es

sich um prothetische Vokale. Diese gehen, wie Reflexe im Arischen

und Hethitischen zeigen, z. T. auf die Laryngale ~l () gr. e-), ~2

() gr. a-), b () gr. 0-) zuruok", Mit vorangehendem idg. tt ~kontra-

hiert ergibt ~l im Griechischen V'Yj(-yv'YjiOr;, so auch dor., <*gtt~cto-),

~2 dagegen va ( { }va iOr ; <* tXh tt~2- tO- ); fur tt~3scheint ein evidentes Bei-

spiel zu fehlen". Nun handelt es sich bei den Hintergliedern der oben

1Dadurch wird die Herleitung des Wortes v~notvo(; aus linotVa (nicht notV~:

so z.B. Brugmann, Grundr." III p. 22f.) erhartet, die wegen Hesychs vclnOtVO(;

ohnehin unumganglich ist . Richtig Debrunner, Wortbildung p.29f . § 57.

2 So auch Risch, Wortbildg. p. 193; Schwyzer, Gr. Gr. I p. 431m.; Moor-

house, Studies inthe Greek Negatives p. 57.

3 s. unten Anm. 5zu S. 149.• Dies ist die bisherige communis opinio del' Handbircher ; immerhin haben

Risch (durch ein Fragezeichen: Wortbildg. p. 193) und Schwyzer (durch

"wohl": Gr. Gr. I p. 431m.) ihre diesbeziigliche Aussage abgeschwacht.

6 Lat. Falle wie nes()ius besagen nichts; sie sind sekundar (nach nes()i6 usw.;

s. Brugmann, Grdr.2 III p. 37.105); ebenso sind es die balt.-slav. Komposita

mit ne- als Vorderglied (Brugmann ebd. p. 106). Vgl. auch Moorhouse, Studies

inthe Greek Negatives p. 36; Puhvel, Lang. 29p. 24.

6 Hom. veno~e(; ist nach Bildung und Bedeutung unklar; s. Frisk, GEW

s. v . - Zur Analyse von vbaae (nach Giintert u.a.: ve-ume) s. ebenfalls Frisk,

GEWs.v.

7 Kurylowicz, Et. indo-our. p. 31ff., 43f.

8 yvon:6(; konnte wegen ai. jnata- auch vollstufig gebildet sein (idg. *fjne~3-t6-

oder *fj1J~3-t6-).

148

Vertretung von ttb im Griechischen; nach der Struktur von va und

V'Yjware ohnehin vw zu erwarten".

Nach dem Verhaltnis e ye te w : v ny ee io r; mit "prothetischem" Vo-

kal (aus Laryngal) sind dann auch Komposita wie Vnnolvor;jviinolVor;

entstanden, deren Hinterglied mit idg. Vollvokal anlautete-, Derletzte Schritt - wie bereits oben S. 149 gesagt - waren schlieBlich

Komposita mit V'Yj- und konsonantisch anlautendem Hinterglied

(v'Yj'Xeebnr;USW.)5. Es leuchtet ein, daB in diesen Fallen V'Yj-,nicht vco-

eintrat; V'Yj-, im Ion.(-Att.) teilweise zusatzlich aus va - entstanden,

war der haufigste lautgesetzliche Anlaut (vgl. die Listen).

1Ganz anders nimmt Risch, IF 66p. 313 zu den Privativkomposita mit 'VTj-

und vw - Stellung. Er geht davon aus, daBdas Privativprafix VOl'Vokal ursprimg-

lich *n - (consonans) gelautet haben mii13te,und sieht dessen Reflex in V-1]-und

V-W-. Doch bleibt dabei del' lange Vokal unerklart, desgleichen die Tatsache,

daf v1]- lvw- sich besonders hauflg bei ursprunglieh laryngalisch anlautendem

Hinterglied einstellen.

2 Falls essich hier um a- < ~2 handeln sollte; del' spiritus asper macht dabei

Sohwierigkeiten. Sichel' mit prothetischem d- darf man im FaIle v1]itetn(;

( : d i te l -r 1] (; )rechnen; nul' isthier die Vorform *vCiiten:o nicht bezeugt.

3 Die gloiohe Konstellation, privatives *1J- VOl'Laryngal, liegt nach Kury-

lowiez, Et. indo-cur. p. 30 VOl'in ved. asat- ,nicht seiend' < *1J-~lS-1J t - (Ve s =

bes , sein'). - Umstri tten ist dagegen die Gleichsetzung von vw{}e6(; mit ai.

adhra-; s.Frisk, GEW s.v.

• l in ot va < *dn6-notVa; also handelt essichhier um idg. a : (d n6 ,....,ai. apa).-

Dagegen enthalt vijau(; .nuchtern' ~l: *1J-~ld-ti- mit regularer Schwundstufe in.

ti-Abstraktum; s.Sturtevant, IH Laryngeals p. 55 § 52b.

6 Nach Sturtevant , Lang. 16p. 85 ist auch vijt(; lautgesetzlich aus *f!-'J!id-s

entstanden; er sieht Spure~ eines anlautenden Laryngals in hom. *t~et ,erwufste' usw. (Plq. zu ol~a). (Ahnlich bereits Debrunner, Wortbildung p. 29A. 2;

vgl. auch Stur tevant , IH Laryngeals p. 51 § 47i.) Doch gibt es von del' Wurzel

'J!id imGriech. keine Formen mit sicher prothetischem Vokal, so dafl in ijst~eteher anderswoher verschlepptes Augment ij- anzunehmen ist; vijt(; erklarb sich

ohne grofle Schwierigkeiten wie v1]-Kee~~(; usw. Vielleicht laBt sich die Ursaohe

fUr die Entstehung von vijt(; sogar noch erkennen : Es konnte sein V1]- zum

Zweek del' Differenzierung von dem daneben exist ierenden, korrekt mit d-

gebildeten li-t~- erhalten haben (in hom. l i t~o( ; KVVe1],Tarnkappe' E 845, Hesiod

Sc. 227). Dieses bildet ubrigens eine - bisher anscheinend nicht gebuchte -

Gleichung mit altirisch ainb ,unwissend' «idg. *1J-'J!id-). Die Bedeubungsver-

schiedenheit del'beiden Worter erklart. sich nach Thieme, Studien p. 41.

149

29. o(JvvrJea

Der sorgfaltig geschriebene Pindar-Papyrus POxy. 841 bietetpae.

I 1 ein undorisches n :n e lV o (J vv rJ e a Y r Je a o (; 0 '[ . .. .u]9ASt1'.

Da o.urJysel] (; zu &.yetew gehOrt, ware im Dorischen, nach dem Ver-

haltnis a yw : O 'T ea T ay 6( ;, * o.u a ye el ]( ; zu erwarten. Das a wird denn

auch gewohnlich von den Herausgebern eingesetzt. Da weitere Be-

lege des Wortes (und des Hintergliedes) bei Pindar fehlen, geschieht

diese Einsetzung offensichtlich auf Grund von o.uayveu; ,Versamm-

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Das rJ von o(Jvv 'f]ea steht im Gegensatz zu ( lJA?(O( ; ) o(Jvvae6v Py. II 91

(so die Handschriften; °rJe6v nur in D und - nach Turyn - in G);

o( Jvv ae6(; ist auch das imDorischen zuErwartende, da das Wort von

o(Jvva ,Schmerz' abgeleitet ist.

o(JvvrJeapae. I 1 gehOrtsyntaktisch eng mit dem folgenden yl]eao (;

zusammen; sei es, daB o ( Jv vr Je a - wegen des Kiirzezeichens als Ntr.

PI. aufzufassen - substantivisch gebraucht ist (: ,das Schmerzhafte

des Greisenalters'), oder sei es, daB in der Liicke nach yl]eao (; 0'[ ein

Substantiv stand, auf das o(J. sich als Adjektivattribut bezieht. Je-

denfalls klingt dieWortverbindung deutlich anMimn. fr. 1,5f. D. an:

e nd (J ' o ( Jv vrJ eo v e ne AO r/ / y fje a(; ...

Hier ist o(JvvrJe6v Attribut zu yfjea(;; Pindar hat also die Stelle nach-

geahmt-. Mithin ist das rJ bei ihm richtig iiberliefert; ein Hinweis

darauf, daBauch die Papyri imHinblick auf die Verteilung a/rJ ernst

genommen werden miissen.

30. o.urJyseea

Am Anfang von Py. XI fordert Pindar die drei Heroinen Semele,

Ino Leukothea und Alkmene auf, in das ' ]O'.uI]VLOV, ein Heiligtum in

Theben, zu kommen, das Apollon aohatzt.:

7 iJv{}a xol v vv e nt vo .u ov n e wt (J wv

O'Tea-r :OVo.urJyseea ?(aAsi inwiuev,auch jetzt ruft er die nach Gesetz horrschende" Schar der Heroinen,

zu einer Versammlung dort zusammenzukommen'. o.urJyseea ,ver-

sammelt' haben die Handschriften BEFZ3; eine itazistische Ver-

schreibung dafiir ist wohl o.uvyseea in cd. V. Die restlichen Hand-

schriften (DGH usw.) haben o.urJyveea. Das Schwanken der Hand-

schriften betrifft also nur den Vokal der Gruppe -yse -/-yve -; -yse -

hat dabei als richtig zu gelten-. Einhellig iiberliefert ist dagegen der

Fugenvokal+n-.

1 flJpAStV bei Pindar konnte einen Nachhall von Mimnerrnos' eneAfJr! dar-

s tellen. - Der Anklang an Mimn. ist berei ts bei Schroeder, ed. mai." (Anhang

p. 528)gebucht.

2 Die Deutung von entYOflOV nach Farnell zur Stelle.

3 Wovon Z unwichtig ist; s.oben S. llO.

4 -yve-, beim gleiehen Wort als Variante auch in den Homerhandschriften,

150

lung' Is. VII 46 und navayvel~ ,ds.' 01. IX 96, Is. III/IV 46, deren

-ii- iiberall gut iiberliefert ist.

Doch ist o.urJysel] (;, obwohlmit diesen Wortern verwandt, hinsicht-

lich des Gebrauchs nicht mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Denn

wahrend navl]yvet(;/navayO ein ganz lebendiges Wort ist! und o.ul]yv-

el(;/o.uayo wenigstens bei Dichtern bis ins 5. Jahrhundert hinein

mehrfach auftritt", sind die Bildungen auf -rJyee*3 fast ganz auf

Homer beschrankt : o.urJyeel] (; Hom., Pi. l mal ; nOAVrJyee* v.I. Ari-

starchs A 564; dazu dieErweiterung fJv.urJyseewv ,denSinn sammelnd,

sich sammelnd' rJ 2834• Nach Homer erscheint als Neubildung mit

gleichem Hinterglied nul' vecpeArJyeel] (; beim spaten Epiker Quintus

Smyrnaeus";

Es ist also hochst zweifelhaft, ob *oiiyeel](; (das nirgends bezeugt

ist) zu Pindars Zeit noch lebendig war. Vielmehr ist sein o.urJyeel] (;

eine Homer-Reminiszenz, und die iiberlieferte ionische Lautung des

Wortes ist anzuerkennen. Pindar verwendet es fiir eine Versamm-

lung von Gottinnen; auch dieser Gebrauch desWortes ist homerisch:

Q 84 (dazu 0 84 und Q 99; hier bezeichnet o.urJyeeee(; versammelteGotter beiderlei Geschlechts).

31. natl]ov-

Die ionische Lautform des Wortes natl]wv ,Paian' bei Pindar ist

durch eine Reihe von Stellen - samtlioh in Papyri - iiber jeden

Zweifel erhaben: nalrJ6-/[v]wv pae. VI 121 f.; nalrJ6vwv 127; 1WlrJ6vwv

pae. XVII (b) 25; nat1]9[v- fro140 b 9. Daneben hat Pindar die eoht-

dorische Form nauiv bzw. natiiv 6 gebraucht: Py. IV 270; fro 139,2

beruht auf dem EinfluB von nav~yvet~ USW. (dariiber S. sofort im Text). - S.

dazu Bergk, PLG J4 irn Apparat zur Stelle.

1Es hat auch eine umfangreiche Wortsippe hervorgebracht; s.LSJ.

2 s.LSJs.v. .3 Nicht bei Frisk, GEW S.v. dystew.

4 Bei Frisk, GEW nur unter 1Jvfl6~ aufgefuhrt,

6 Offensichtlich eine Umbildung von hom. YSCpSA1]yseha nach 6 fl 1] ye e~ ~. -

Die Bildungen auf -1]yeeS7:° fehlen ubrigens ebenfal ls bei Frisk, GEW S. v.

dys t( lw. (VScpSA1]y seb :a erscheint nur s.V. yscpeA1].)

6 Dieser Akzent ist pae. VI 182 uberl iefert. Er widerspricht der Lehre

Herodians, konnte aber gleichwohl echt sein (Oav < °dFwy). S. dazu R;adt, 2.

und 6.Paian p. 193A. 2.199.

151

(a ou 5a t ... n ata ytb er ;); pae. II 4.35 (bis).71 (bis).107 (bis); V 47 f.;

VI 182. Erganzt ist lena[tay pae. IV 31 und danach auoh IV 62; vgl.

noch natay[ pae. VII b 4.Die Verwendungsweise del' Form natayl ist dreifach: Sie steht in

den Refrainformeln l 1l 'i e n awy l 17 le ' s uu os b e f J/ l} no 7: 6Aei no t und tr y l~,

Mommsen in folgenden Formen iiberliefert: °naeewy E (mit Schol.),

R; °nae'YJOY F (2. Hand, ausgestrichen); °naeaoyl die iibrigen. Nul '

"naoao- ist an den beiden anderen Belegstellen iiberliefert: xaAuona-

oaov ( auOY' ta ) Ne. VII 71; e1mUQaov (Meboiaar;) Py. XII 16.

Man konnte versuoht sein,onae'YJOY wegen del' Lautung -e1]- < -oa-

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(h leiuuas ; ferner als Name des Gottes Paian; schlieBlich als Name

del'Gedichtgattung. Die Form xacnov" bedeutet an drei Stellen sioher

,Paian(-Gedicht) ', wie schon del ' Plural erkennen laBt. An del ' einen

tlbrigbleibenden Stelle ist del' Zusammenhang zwar zerstorb: auf

Grund del' sicheren Stellen ist abel' auch hier ,Paian(-Gedicht)' wahr-scheinlich.

Pindar standen also zwei gleichbedeutende Wortformen zu Ge-

bote. Die echtdorische wendet er dort an, wo sie des Metrums und

del ' Formelhaftigkeit wegen ohnehin festlag: im Refrain; ferner ge-

braucht er sie als Gottesnamen. Fur ,Paian(-Gedicht)' s teht bei ihmdagegen neben del' dorischen die langere episeh-ionisohe Form (Hom.,

Hesiod, hy. Ap. 518,Archil. fr. 76D.)2. Eskannhieralso, auBerreinen

epischen Reminiszenzen und metrischen Grunden, eine Art "literar-

geschichtlicher" Tradition wirksam sein: Vielleicht war gerade del '

alt ionische Paian, eben del ' nat~wy, aus irgendeinem Grunde auch

bei den ubrigen Griechen vorbildlioh", Daftir konnte die Tatsache

sprechen, daB auch andere Dichter in nichtionischen Werken diese

Form verwenden: Simon. 519 fr. 78,4; B. 16,8; 25,34; Adesp. 922 (a)2.17 Page". Man kame allerdings wohl fur alle diese Stellen auch

mit del' Annahme aus, daB eben die homerische Wortform nat~wy

vorbildlich wirkte",

3 2. ( *n ae ad ,Wange':) xaAuonG.e'YJ0r;

Das Kompositum xaAuonaeaor;, eig. ,Erz-Wangen habend' , is t Py.I 44, wo es Beiwort zu auwy ,WurfspieB' (im Akk. Sing.) ist , nach

1Del' Akzent wird imfolgenden weggelassen.

2 Deren prosodisches Pendant ware alteres dorisches natd( r}wv (myk.

pa·ia.wo), das fUr Pindar nicht in Frage kam, weil es offens ichtl ich berei ts

obsolet geworden war.

3 Ion. nau]wv - mit noch unverkurztem 1] - muf allerdings in recht IruheZeit hinaufreichen. Spater erseheint im Ion. das lautgesetzl ich daraus ent-

wickelte naubv (Hdt.).

• Gegen natlivt~av 17,129.

5 Hier sogar imKultruf lilnatijov; dagegen im gleichen Stuck na?aq[t]v 10f.,

[Ie] nolo» (so imPapyrus akzentuiert) 15.

6 Zu beachten ist , daB im Attischen ebenfalls die Konkurrenz zweier Laut-

formen besteht: natliv und (echtatt.) naubv ; s.Wackernagel, Gl. 14p. 61ff.=

Kl. Schr. p. 869 ff.

152

fur die echte Wortgestalt zu halten und in °naeaoy eine attische N01'-malisierung zu sehen. Doch ist dies unmoglioh, da das Simplex im

Attischen nicht *naeaa, sondern n ae e( t} a lautet (s. LSJ)2. °naeaoy ist

also die richtige Lesart; °nae1]OY beruht auf vereinzelter Einsetzung

del' homerischen Form (dies lag deshalb nahe, weil das Kompositumx aAuona e1 ]0 r; - im Gegensatz zu evo - bei Homer vorhanden ist);und °naeewy ist ein Eindringling aus dem Attischen.

33 . n07: 'Y Jy6r ;

Py. V 114 ist das Wort n07:'YJy6r;.geflugelt, fliegend' in allen Hand-schriften'' mit unerwartetem 1] iiberliefert:

III {Meaor; xe -r:ayvn-r:eeor;

BY oeyt/;tv oletoc BnAe-r:o'

a yw yia r; b ', e eu or ; o lo v, a {h fy or ;'

114 BY -r:eMoiaatat no-r:1]yor;ano p,a-r:eor;cpiAar; ,

nBcpay-r:at{}' aep,a-r: 'YJAa-r:ar;ocp6r;

,und an Mut ward er (sc.: del' Adressat Arkesilaos von Kyrene) del'breitbeschwingte Adler unter den Vogeln. Im Kampf ist Mauern

gleich seine Kraft. In del' Musen Kunst war er beflugelt von Kind

auf und leuchtet hervor als kundiger Wagenlenker' (Dornseiff).

Damit steht diese Pindarstelle im Gegensatz zu den drei anderen,

an denen das Wort vorkommt : Dort haben alle Handschrif ten a. Py.VIII 34:

32 - r : o b' BV nool p,Ot -r :eaxov

t-r:w -r:eovxeBor;, (h nai, vedrtoxo» UaAWY,

3 4 s p,q . n o- r: av ov dp, cp t p ,a xa vq .

,Was mil' am naohsten liegt, deine Forderung, 0 Knabe (sc. : del'

jugendliche Sieger und Adressat), das jiingste Schone (sc.: derSieg

des Knaben), soll eilen beflugelt durch meine Kunst' (Dornseiff) . -Ne. III 80:

san b' oleto; w uv r; B V xoxcvoi;

1Ohne t subscriptum, ebenso an den ubrigen Pindarstellen. Diese Lautung

ist bei del' Textherstellung beizubehalten.

2 s.dazuWackernagel, Unto p. 60A.1 ;vgl. auch Schwyzer, Gr. Gr. Iip. 349m.

3 'Auch in cd. D, der die falsche Lesart m:1Jv6, hat.

153

Allein del' Adler ist flink unter den Befiederten' (Dornseiff), - Ne.,VII 22:

brd , !peVOW( ol nOTavfj. <u) f laxavq.

(Ye fl vOV SnWi ( ri

,denn durch dessen (se.: Homers) Ltigen und beflugelte Kunst ist

Name Py. III 112- an del' einzigen Belegstelle bei Pindar - in allen

Handschriften mit 'Y) tiberliefert. Die Stelle lautet :

1 12 N S( :JT oe a u at A vu wp L 'a en 'Y )fJ 6p ', a p1 }e wn wv rp aT lC :;,

s f; s ns wp u SA ao sp pw v, iSUiOPSr; ola aoipol

a e fl oa a v, Y lVw auo fl sv

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ihm (se.: dem Odysseus) etwas Ehrwtirdiges eigen' (Dornseiff).

nOiav6r; mit a war also ftir Pindar die Normalform; daher dtirfte

nOT'Ylv6r; Py. V 114 dureh ein bestimmtes ioniseh-attisches (wahr-

scheinlich literarisches) Vorbild hervorgerufen sein. Es ausfindig zu

machen, ist einstweilen unmoglich, da die altesten bisher bekanntenBelege des Wortes sich bei Pindar und ungefahren Zeitgenossen von

ihm finden noch dazu tiberall mit a: Lamproc1. 736 Page; Epich. 61;Trag. Mit 1 ; ist das Wort - nach LSJ - sonst uberhaupt nul' noch ineinem Hexameter bei Pl. PhdI'. 252 b tiberliefert.

Auch die Vel'wendungsweise von nOiav6r;/° 'Y)v6r; bei Pindar liefert

keinen Hinweis auf die Ursache des -'Y)-: In ubertragenem Gebrauch

_ del' fur nOi 'Y)v6r; Py. V 114zu konstatiel'en ist -: fin~et sich a~ch

die Lautgestalt mit a (Py. VIII 34, Ne. VII 22); emStIlunterschIed

ist also kaum festzustellen.Also bleibt es fur dieses 'Y) einstweilen bei einem Non liquet. Es

deswegen ohne weiteres duroh a zu ersetzen", empfiehlt sich abel'nicht ; nOi 'Y)voc: ; ist - zumindest im Attischen - rein poetisch und

keineswegs eine gelaufigeWortform, dieunbewuBt in den Text hattegeraten konnen ; dies ist zumal deswegen unwahrscheinlich, weil

nOi 'Y)voc: ;ja noch weit seltener belegt ist als nOTavoc: ; (s. oben). Es muf

also konstatiert werden, daBdiePindaruberlieferung hier eine Laut-

differenz treu hat, Ursache ftir uns nicht mehr falsbar

zurtickgeht, lehrt eine alte

3121 (4)L'aenaMp3. Auch

Trotzdem ist del'

,Nestor und den Lykier Sarpedon, in del' Menschen Sagen gefeiert,

kennen wir aus rauschenden Worten, wie weise Meister sie ftigten'

(Dornseiff),

Es ist hier also von Sarpedon als einem HeIden des troischen Sa-

genkreises die Rede; neben ihm wird Nestor genannt. In Homers

Epen spielen beide bekanntlioh eine groBe Rolle; demnach geht

Pindars rBUiOPSC:;(Bnswv) VOl'allem auf Homer. Mithin verbietet es

del' Zusammenhang del' 'I'extstelle, das 'Y)von L'aen'Y)Oop' zu andern-:

Das Anklingen del' epischen Lautform ist hier vom Dichter sioher

beabsichtigts. Dies ist urn so wahrscheinlicher, als auch die Ftigung

A vuwp L 'a en 'Y )o op a bei Homer ihr Gegensttick hat: Vg1.z. B. L'aen'Y)-

OW 'V ,A vu (w 'V a y6 r; E 647und II 541; L'aen'Y)ow'V x', ae xo r; Avu tw 'V E 4 26 .

Die Lykier sind in diesel' Weise insgesamt 5mal in del' Ilias zusam-

men mit Sarpedon genannt.

35. mO'Y)elTa'V

In del' Wendung mO 'Y ) el Ta 'V . . . nOAs fl o' V .den eisernen Krieg, denKrieg mit Eisen(-Waffen), Ne. V 19ist das Wort mO'Y)elTa'V (bei Pin-

dar nul' hier belegt) mit -'Y)- in del' zweiten Silbe tiberliefert. Damit

steht es in auffalligem Gegensatz zu den tibrigen Belegen des Starn-

mes atoaeo- ,Eisen' bei Pindar, wo die Handschriften - wenigstens

jeweils ein Teil davon - uberall a aufweisen: 01. X 37; Py. IV 246;Ne. III 45; fr. 123,5; fr. 232. mO'Y)elTa'V als Verderbnis abzutun, ist

deswegen und wegen des dorischen a im Suffix -ia'V miBlich. Es ist

also wahrscheinlicher, daB Pindar hier einem bestimmten literari-

schen Vorbild folgt. Identifizieren laBt sich dieses freilich einstweilen

nicht: Die Pindarstelle ist del' alteste Beleg desWortes". Immerhin

zeigt das nul' wenig jtingere mO'Y)e'iTlr; iSX'V'Y),Eisen(-Schmiede-)Kunst'

Eup. fr. 263 Kock, daB mO'Y)elT'Y)r;zu Pindars Zeit im (Ionisoh- }Atti-

schen existiert haben dtirfte. Da Pindar es als ein bloBsohmiioken-

des Beiwort gebraucht, ist die Annahme nicht ausgeschlossen, daB

1Dies tut z.B. Turyn (nach Schroeder).

2 Im ubrigen ist esnaturl ich nicht sicher, ob fur Pindar die Form l:aonaowvnoch lebendige Geltung besafs. . ~

3 s.Redard, Lesnoms grecs en -xnc , -nr; p. 109.

155

er es einem anderen, und zwar ionisch-attischen Dichter entlehnt

habe.

3 6. O 'o cp t' Yj

01. IX 38 ist im Worte O'ocpt'Yj ein undorisches und unattisches 'Yj

3 7. O 'v A1}O 'a lq

Py. XII 16 ist die Partizipialform O'vA1}O'alq ,geraubt habend' ein-

hellig mit 'Yj uberliefert-. Fiir dieses 'Yj sind a priori zwei Erklarungen

moglich :Entweder gehort die Form zum gelaufigen O'vAav berauben'

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schwach iiberliefert:

e ne ;' 1'0 ye A Ol(jO eijO 'a l B -e ovq

e xB- ea O 'o c pt 'Y j

,denn zu lastern die Getter ist verhaBte Weisheit' (Dornseiff). O'ocpt'Yj

steht nur im cd. A als Soholienlemma ; im Text der Handschrift steht

- wie in den zahlreichen iibrigen - aoipla, und das stammauslau-

tende a desWortes ist auch an allen sonstigen Belegstellen bei Pindareinhellig iiberliefert (z. B. 01. I 116).

Falls die Lesart ootph; dennoch anzuerkennen ist, somuBder Um-

stand in Betracht gezogen werden, daB Pindar hier polemisch redet;

er wendet sich gegen Dichter, die Gotter herabgesetzt haben, indem

sie Nachteiliges von ihnen beriohteten-. Es ist also moglioh, daB

Pindar die Aufmerksamkeit seiner Horer durch die ionische Laut-

form O'ocpt'Yj auf einen bestimmten anderen Dichter lenken wollte.

Dieser miiBte ionisch geschrieben und sich - in Pindars Sinne -

negativ iiber die Gotter geauBert haben ; zudem miiBte das Wort

O'ocpt'Yj fiir ihn charakteristisch sein.

Nunfindet sich O'ocpt'YJ zweimal in einem Fragment des Xeno-phanes, fro2,12.14 D. = froB 2 (Vorsokr. I p. 129,2.4):

eW tt 'Y jq y ae a tt et yo YI J

12 a v(je wv IjtJ' ln no J'V n tte -rBe 'Y j O 'o cpt'Y j.

. .. ovM (j[ualOv

14 n eo ue tv ew e Wtt 'Y Jv 1 'ij q a ya -& ij q O 'o cp t'Y jq .

Xenophanes spricht hier von seiner O'ocpt'Yjund der seiner Gesinnungs-

genossen. Da er den herkommlichen Gotterhimmel ablehnte, konnte

Pindar diese O'ocpl'Yj wohl als exB-ea bezeichnet haben. Pindar spielt

also 01. IX 38 vielleicht auf Xenophanes an. Sicher ist dies freilich

keineswegs; die Vermutung liegt naher, daB er Dichter im Auge

hatte, die solche Sagen erzahlten wie die von Herakles' Gotterkampf

(s. Anm. 1 zu dieser Seite). Es soIlhier keineswegs Xenophanes-Po-

lemik fiir 01. IX behauptet, sondern nur gezeigt werden, daB O'ocpt'Yj

bei Pindar richtig iiberliefert sein kann, und wie es etwa zustande

gekommen sein .konnte.

1In 01. IX geht es ibm um eine Sage, nach der Herakles mit Poseidon,

Apollon und Hades zugleich zu kampfen wagte (V. 29-35).

156

dann ist das 'Yj ein Ionismus (bzw. Attizismus) des Dicht~rs oder de;

Traditoren; oder sie gehort zu einem gleichbedeutenden O'vAelv, dann

kann das 'Yj selbstverstandlioh echt dorisch sein.

. Beide .M~glichkeiten, ~ommen in Betracht. Dafur, daB O'VA1}O'wq

em halbionischese O'VAdO' darstellt, sprechen zunachst die Formen

O'vAa~etq 01. IX 89 und anoO'vAaO'al Py. IV 110, die beide - eindeutig

uberlieferts - von O'vAav herzuleiten sind; Pindar war das Verbum

alsoin diese~ S~amm~estalt jede~falls gelaufig. Dann miiBte O'VA1}-

oou; durch em literarisches Vorbild bewirkt sein. Das ist deswegen

gut moglich, weil die Form innerhalb einer mythischen Erzahlung

(von Perseus und Medusa) vorkommt :

e vn ae ao v U ea 1'a O 'V A1 }O 'w q M et Jo tO 'a q

,das Haupt der sohonwangigen Medusa geraubt habend'. Es ist wahr-

scheinlich, daB die Sage auBer bei Hesiod Th. 270 ff. noch bei an-

deren Hexametrikern stand. Durch eine solche Quelle kann Pindars

O'vA1}O'alq beeinfluBt sein (bei Hesiod kommt das Verbum in diesem

Kontext nicht vor). Das sohmiiokende Beiwort evnaeaov konnte

ebenfalls darauf zurtickgehen4•

Es gibt jedoch gewisse Anzeichen, daB neben O'vAav auch ein Ver-

bum O'vAelv existiert hat. In den delphischen Freilassungsurkunden

erscheinen haufig die Formen O'VABO l , O 'VASWV , "ovtec, "ooca (Schwyzer,

Del.33~5,16; 337,13; 338,12 usf.). Angesichts von O'vM'O'rJ GDI 2210,

1 3, O 'v AaO' WY U 2256,16 usw." wird man zwar eher geneigt sein, das -e-

von O'vAeol uSW.auf das Konto des ionischen und dorischen Laut-

wandels ao » eo 6 zu setzen". Doch findet sich neben O'vABoyreq im

Delph. auch ein O 'v A1 }O vre q : GDI 2100,10 =Schwyzer, De1.3347,10;

GDI 2107,12. Vergleichbare Formen sind sonst - soweit ich sehe-

im Delph. nur von noiei» bezeugt: nOl1}OvO'a Schwyzer, Del. 341,5;

1 In bezug auf den Ausgang schwanken die Handschriften: B hat °au;

G "ac, die ubrigen haben oar;. '2 Nur halb ion. ist es wegen des lesb. Ausganges -atr; =on.-att. -ar;. (Doch

vg1.die vorige Anmerkung.)

3 Nur die Handschrif ten Nund 0 haben 01. IX 89 °'fjeetr;.

4 Allerdings mii13te Pindar dann das Vorderglied abgewandelt haben denn

e~:nd l !ao r ; ( - u-x ) pa13tnicht in den Hexameter. '

6 Formenkatalog und Belegstellen: GDI IV p. 190f.

6 vg1.oben Anm. 8zu S. 46sowie S.132.

7 vg1.delph. s:nm,uiQ)v GDI 1703,7usf. (zu n,uav); s. GDI IV p. 191.

157

n0t170V(fay BCH XXII 60 Nr. 56,8. Nun ist nOlSZy jedenfalls schon von

Haus aus ein Verbum auf -ew/-sZY gewesen. Um ( fVA1}OYUC; in gleicher

Weise zu erklaren wie nOl1}oV( fa, mtil ite man deshalb annehmen, daB

( fVAaW zunaohst zu ( fVABW geworden ware und daB dieses dann noch

den Ubergang zu den Verben auf -17w mitgemacht hatte'. Einfacher

-r f-l1]- inlyrischen Partien der Tragiker- (ooehf- l1]1:0C; A. Cho. 347 ; r : f - l1 ]r :o Zc;

OAXOZC;REI. 863)2,dazu das Wort r :8f- lSYOC;(ntr.) ,abgeteilter Bezirk's.

Die bei Archimedes belegten Formen r : f- l a{ } s lc ; , r : f- li if - la USW.4 be-weisen kein urgriechisches r:f-lii. Denn in einem Fall erscheint bei ihm

urgr. e sicher als ii: in afu- ,halb'; viel leicht auch in f-lsf-leyaxa, Pft. zu

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ist m. E. die Auffassung, daB es neben ( fVAaW 2 eben auch ein altes

( fVAeW gegeben hat, zumal da diese Bildung auf Grund von ( fVAOY

(neben ( fVA1]) durchaus dem Normalen entspricht",

Da also das 1] von Pindars (fVA1}(falC; sowohl echt dorisch sein wie

als Ionismus des Dichters plausibel gemacht werden kann, empfiehltes sich nicht, es durch ii zu ersetzen-.

38. r:b:f-l1]yr:al

Die Verse Is. VI 22 f. lauten:

f-lVelal 0' le yw Y X aAW Y 7 :h :f -l1 ]Y {) ' § _x ar: 6f -ln sO O l 8 Y ( fx Se 0 x eA sv {} ol

xa~ neeay N slAO lO nayiiY xa~ &' 'Ynse{3oeeovc;,fur sohone Taten sind unzahlige, hundert FuB breite Wege duroh-

laufend gebahnt, tiber die Quellen des Nils hinaus und durch die

Hyperboreer'. Das 1] der Form r:er:f-l1]Y{}' (= r:er:f-l1]Yr:al, Pit. Pass. vonr:ef-lyw/r:af-lYw) ist in allen Textzeugen, den Handschriften B und D

und den cdd. Tricl., uberliefert, Die Pindar-Herausgeber seit Schroe-

der, ed. mai., andern es in ii, offenbar unter der Voraussetzung, daBdie Verbalwurzel im Griechischen ursprunglich (also auch dorisch)

uf-la/r:f-l i i5 lautete.Diese Annahme" sttitzt sich auf Formen wie r : f- l a{ } s lc ; , r : f- l ii f- l a bei

Archimedes, auf r :ef- laxoc; (ntr.) ,Scheibe, Stuck (von Speisen) ' und

auf r:f-layw ,schneiden': odr:f-la!;sy Theoc. VIII 24; r:f-l i i !;s Balb. SEG

VIII 716,9.

Als Gegeninstanzen lassen sich auBer Pindars r:8r:f-l 'YJYr:al anfuhren :

1 SoBechtel, Dial. II p. 129;Thumb-Kieckers p. 273.

2 Die Bildung scheint schon im Mykenischen vorhanden gewesen zu sein;

s. Chadwick-Baumbach, Gl. 41p. 246;Morpurgo, Myc. Gr. lex. p. 313.

a Zu O'vAs iv kann auch O'VABVf lSVOV Theoc. XIX 2 gehoren, - Kret. :EYAEN

Del," 175,3liWt sich nicht festlegen, da -e n aus -aen. odor aus -een entstandensein kann. - O'VA1)TSleaV E. HF 377 (lyr .) beweist aus sich allein fur O'vAs iy

nichts; das 'Y Jkann abel' damit erklart werden.

4 Sovorfahrt z.B. Snell, ohne Angabe imApparat.

5 Es ist im folgenden auf3er acht gelassen, ob Tfli i/Tfl 'YJ jeweils die Schwund-

stufe (t1]1~)oder "Vollstufe 2" (tme~) darstellt.

6 Sie wird in del' Sprachwissenschaft anscheinend allgemein vertreten; s.

Schwyzer, Gr. Gr. Ip. 360A; Chantraine, Gramm. hom. Ip. 314; Cardona,

Lang. 36p. 502mit A. 2.

158

fley W .bleiben.", Daher kann auch -auii- bei Archimedes auf alteres

- tme- zuruckgehens. Ebensowenig beweist das erweiterte r:f-la-y-w di-

rekt etwas fur -rB f- lYW, zumal da eseinem anderen Ablautschema folgt(hom. 1 :f -l 1} Yw - 8 r: f- li iY 1 ]y )7 .

Die Entscheidung liegt also zwischen r:8f-laxoC; und r :ef- leyOC;. r :ef- lsyoc;ist schon im Mykenischen bezeugt (be-me-no}; r :Sf- laXOC; erscheint da-

gegen erst im 5. Jahrhundert (Aischylos, Hippokrates usf.). Nun

braucht diese Tatsache freil ich nichts t iber das wirkliohe Alter von

-rB f- laxoC; zu besagen. Es ist jedoch zu beachten, daB r :ef- lsyOC;morpho-

logisch jedenfalls altertumliohere, zudem ein staats- und sakralrecht-

1Bei Bjorok, Alpha impurtun ist die Wurzel anscheinend nicht behandelt.

2 Weniger beweist AW fl oT f l' Y JT ' C i X' Y J,halsabschneidende Leiden' Ar. Th, 1054.

Das Wort. steht zwar ebenfalls in einer lyrischen Partie, doch handelt es sich

bei diesel' um eine Euripides-Parodie. Aristophanes kann das Wort einem Dia-

logvers desEuripides entnommen haben, wo -TfI'YJ- in jedem Falle stehen wiirde;

-y:gl.AW fl O~ ft 'Y JT O ~ . .. " de a ,das am Hals abgeschnittene Haupt' E. Ph. 455 (ia.).

Ubrigens ist bel AI'. wegen del' Bedeutung wohl ein Stamm AWflO-Tf t 'YJ -T- anzu-

setzen; vgl.r / !! ! T fl 1 )r ; , l f Iv T f l1 ) r; , ! pAs{ l oT f t fJ r ;.

(Die Sippe ist bei Schwyzer, Gr. Gr.I

p. 451 u: n~chz~trage~.! Williger, .Spra?hl. Unters. p. 26 A. 3 bringt allerdingsauch Beispielo fur akbivisches -TO- im Hmterglied.

a Zu Tafl8O'[Xewr; S.untenAnm. 2 zuS. 160.

• Daneben ist auch haufig -Tft'YJ- iiberliefert; S. den Formenkatalog beiHeiberg, Fleckeis. Jb. Suppl. 13p. 546f.

5 s. Thumb-Kieckers p. 210. (Das dort noeh genannte 1I:BVTaUOO'TOr ; kann

sein -a- von anderen Zehnerzahlwortern, wie z.B. Te lduoYTa , bezogen haben.)

Das unerwartete a steht bei aftl-, flBfl!:vaua (dazu s. oben S. 57)und -rua- in del'

Nachbarschaft von Nasalen; vielleicht ist die Umfiirbtmg des Vokals darauf

zuriickzufiihren. Eine ahnliche Erscheintmg findet sich in lesb. altu- =jflt-;

s.Hamm, Grammatik p. 25§ 51; Thumb-Scherer p. 90.

6 Tfli if} !:v AP VII 427,2 beruht nur auf einer - allerdings recht wahrschein-lichen - Konjektur; 0flaf}6V cd.

? Nach del' erwagenswerten Vermutung Kretschmers, Sprache (=Gereke-

Norden, Einl . in die Altertumswiss.a 16) p.49 u. ist T fl 1) YW / T ft dy w durch

Konta~ination von T 6f lY W / T df lV W mit {} 'I jy w / f }d yw entstanden; ist dies richtig,so beweist das -a- von Tftayw um so weniger fiir die ursprungliohe Gestalt del'

Wurzel von 7:6ftvw. (Es mufl freilich eingeraumt werden, daf die Kontamination

bei Tfla leichter vonstatten gehen konnte als bei Tfl 'YJ; abel' eine unbedingte

Voraussetzung fiir ihr Zustandekommen ist das Vorhandensein von Tfta nicht.)

.8 Zum grundsprachliohsn Suffix -nes-l-nos- S.Wackernagel-Debrunner,

A~.Gramm. II 2p . 737f.; K. ~offmann, Miinchener Studien zur Spraeh-

wissenschaft 10(1957)p. 70. DIe Grundbedeutung von 7:6fl8VOr; ist demnach,Besitz durch Abtrennung'.

159

licher Terminus ist, wahrend re fhaxoc; keine klare Analyse zulaBt und

auch wegen seiner Bedeutung den Eindruck eines mot populaire

macht. Daher ist die Annahme nicht recht wahrscheinlich, daB r e fha -

Xoc ; die urspriingliche Wurzelgestalt enthalte, das -13- der Mittelsilbe

von r e fhevoc ; hingegen durch Assimilation entstanden sei"; die Form

eines Rechtswortes war gegen Umgestaltung sicher besser geschiitzt

Ein Teil der 'f)-FaIlehat sich dabei doch als echt dorisch heraus-

gestelltI; zumindest muB dies ernsthaft erwogen werden bei:

uavX' f) fha (s. oben S, 132 f.);

v r p . . e )f jc ; (s. oben S. 142 f.);

avJ. . f jaa lC; (s. oben S. 157 f.);

rBrfh' f)Via l (s. oben S. 158 ff.).

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als die eines Kiichenwortes wie re fhaxoc;. Zudem miiBte die Assimila-

tion, wegen myk. be-me-no, sehr alt sein.

re fhe-voc; und das -r fh' f) - in den Chorliedern der Tragiker zeigen also

h6chstwahrscheinlich die urgriechische Form der Wurzel fnr .schnei-

den '2. Dann enthalt auch Pindars rBrfh' f) 'Via t urgriechisches und do-

risches n und darf deshalb nicht geandert werden",

III. ZUSAMMENFASSUNG

Damit sind die 'f)-;Falledes Pindartextes durchbesprochen, soweit

sie einerseits dem Dorisch-Aiolischen zu widerstreben scheinen, an-

derseits - nach den oben S. 104 ff. dargelegten Grundsatzen -

Merkmale echter Uberlieferung aufweisen+,

1Schwyzer, Gr. Gr. Ip. 255.362 (nach Specht u.a.).

2 Unter diesen Umstanden kann auch hom. Tafleaix(]wr; ,die Haut durch-

schneidend' eine altertumliche Bildung sein (anders Knecht, 7:e ( ]1 j I i f l f3 ( ]OTOr ;p. 9f.).

Da in einem solchen Kompositum Vollstufe zu erwarten ist, mulste Wflea iX( ]Wr ;

allerdings aus *7:efleaio (nach demAor. hom. lJraflov) umgebildet sein.

3 Theoretisch bestimde uberdies die Moglichkeit (falls -Tfl i i- im Dol '. alt

ware), daf Pindar selbst bier eine ionische Form gebraucht hatte, auf Grund

einer alteren ionischen Dichterstelle. Doch spricht del ' Kontext, mit seinem

spezifisch chorlyrischen Geprage (s. Dornseiff, Pindars Stil p. 64f.) dagegen;

zudem sind die Endungen -vtoi -VTO in athematischen Formen diesel' Struktur

bei Homer seltener als -aw t -a TO (s. Chantraine, Gramm. hom. I p. 477).

4 Aufier acht gelassen sind etliche Falle von undorischem 'Y} , die nul ' in den

literarischen Fragmenten ohne ii-Varianten uberliefert sind (zu diesem Prinzip

vgI. oben Amn. 1 zu S. 105).Es sind folgende: (di5vr; usw.:) fleJ.. t'Y}i56or;olvov fr.

166,2 (das 'Y }konnte hier - t rotz fleJ..wbia nolo» Py. IX 37 - echt sein, da o lvo r ;fleJ.. t'Y}i5f}r; ein homerischer Ausdruck ist); (aJ.. t~ usw.:) f}J.. tx iq. Ir, 123,1; (dfl6(]a:)

Sf[r/j flS(]e fr. 157 (vgl. oben S.12f.); (dak .Morgenrote'r) ri w fr. 21; (Vi5fl i i: )

fJeobfl ' l ]W, Val'. ° T fl 'Y } W , ° T if l' Y }7 :e fr. 33c 1; ( fJ a J. .a a a a: ) f Ja J .. aa a 'Y } r; Ir. 201,1; (xa(]-

,Verderben' usw.; zu diesel' Form s.Frisk, GEW s.v. X ' l ]( ] :) x i j( ] er ; fr. 277 (bei

Snell jetzt unter Nr. 223); (x(]av(i ,Quelle':) x ( ] 'Y}vawv fr. 104b 2 (falls das Frag-

ment wirklieh von Pindar stammt, ist dies del ' einzige Gen. PI. auf -awv bei

ihm; vgl. Thumb-Scherer p. 130.; die Form kommt ubrigens so bei Hesiod

VOl':Op. 758), xaJ..J.. tx(] 'I]pov fr, 198b 2, X( ] ' I ]P 'Y}ist bokanntlich die attische Laut-

160

In einigen anderen Fallen ist das 'f)undorisch und tragt scheinbar

das Geprage .derEchthe~t; doch fuhrt eine genauere Nachpriifung zu

dem Ergebms, daB es nieht auf Pindar zuriickgehen kann:

afh' f)xav£ 'Yjc ; (s. oben S. 110 f.);

8ua rov rauaQ ' f ) voc ; (s. oben S. 130 f.);

xaJ. .~ona(} ' f)oc ; (s. oben S. 152 f.).

.Wied~r andere FaIle von undorischem 'f)miissen deshalb aus der

DISkusSI~~ausscheiden, weil bei ihnen bis in die Antike zuriick-

gehende Uberlieferungsprobleme vorliegen:

ufjooc; 01. I 107 (s. oben S. 133);

fha(} ' f) fro310 (s. oben S. 135 if.);

fhf jv 01. III 45 (s. oben S. 141).

Zieht man von dem verbleibenden Rest noch den einen Fall ab

bei dem ein Uberlieferungsfehler sehr wahrscheinlich ist: '

el (}yaaafh' f)V (s. oben S. 125 f.), .

so.ble.ibt doch. eine ganz erhebliche Zahl von undorischen 'f)-Fallen

be! Pindar, mit deren Authentizitat gerechnet werden kann oderm~B. ~~n ~6c~ste~ Gr~d der Sicherheit erreichen diejenigen Bei-spiele, !ur ,die em Iiterarisohes Vorbild nachgewiesen werden kann:

a:n;(} ' f)~rwv (s. oben S. 111);

a(}£ t; ' f)Aoc;1 (s. oben S. 112 f.2);

'A(}uaot' f)C; (s. oben S. 113 f.);

r ' f) ( }v6va (s. oben S. 119 f.);

In ' f)erav6v (s. oben S. 120 ff.);

'Entfh' f)B-eoc; (s. oben S. 124 f.);

U(} 'Yj r f j ( } l (s. oben S. 133 ff.);

MV' f ) fhoavvac ; (s. oben S. 141 f.);

for:n;, (Vf lvii : ) , fl P' Y }a ta T !p a vo p fr. 19, flvrJaTij(]a fr. 20; ( Yt xa w:) s v[x rJ aa v fr, 12;

(:r la~ur; ,Harfe :) : r l 'Y}xubor; fr. 125,3; ( V Ti ix :) T 'I ]x of la t fr. 123,11. Andere solche

'Y}-F~lleus Fr,agmenten sind z.T. sehon weiter oben, im Zusammenhang mitrJ-Fallen aus Pmdarhandschriften, behandelt.

1In,einem etwas anderen Sinne gehoren hierher auch el(] f}va (s. oben S. 120)undMrJbe to t (s.obenS. 141).

• 2 D?rt ist dargelegt, daB die Herkunft des rJ in diesem Wort aus ii niohf ganzsicher ist,

11 Forssman, Spraehe Pindars 161

V f JA { B}1}~1S . oben S. 142 f.1);

dl5vv1]l2a (s. oben S. 150);

7ca7C7:1}Va~(s. oben S. 99);

in zweiter Linie auchBVVOft t1]v (s. oben S. 127 ff.):

Sind solche Annahmen auch notwendigerweise z. T . subjektiv , so

darf doch eines nicht verkannt werden: Da ein groBer Teil der bei

Pindar vorkommenden FaIle von ionischem (bzw. ionisch-attischem)

1] richtig iiberlie fert ist, gewinnen die Handschriften auch bei den

iibrigen an Glaubwiirdigkeit.

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0ft1]YBl2ea (s. oben S. 150f .);

7Cat1}OV- (s. oben S. 151f .);

7C12Q(11]vl5a(s. oben S. 99);

Eal27C1]156va (s. oben S. 154f .).

Wieder in anderen Fal len kann als Ursache fUr ein undorisches 1] einnicht erhal tenes l iterar isches Vorbi ld wahrscheinlich gemacht wer-

den: beiv vt;a7:o (s. oben S. 109 f.);

'AmeA1]m6v (s. oben S. 114f .),

in zweiter Linie auch bei'A1hjvata (s. oben S. 108 £.);

EVf{J1Jft0~ (s. oben S. 100);

8121]'bdwv (s. oben S. 98);

Mvu1]viiv (s. oben S. 100);V1}7CotVOV(s. oben S. 143 ff.) ; vielleicht auch bei

aVA1}aal~ (s. oben S. 157 f.). ... . ..Wieder in anderen Fal len kann als Grund em sti lis tisches Prinzip

(vgl. insbesondere oben S. 53 f. zu fjavxta us, ,:"' un~S. 129.f. zufh7;al~), in einem Fall auch ein gesproch~ner epiohorischer Dialekt

(vgl. oben S. 107 f. zu 'A1hjviiv und u1]l2v;alaa) vermute~ werden.

SchlieBlich kann auch zuweilen angenommen werden (mitunter als

Alternatdvlosung), daB zu Pindars Zeit ein ur~prii~glich.es ii.in be-stimmten Wortern nicht mehr bekannt war; dies trifft vielleichf zu

fiir:f31207:1}alO~ (s. oben S. 102 £.);

r1]l2v6va (s. oben S. 119 f.);

e7C1]B7:av6v (s. oben S. 120 ff.):

'Entft1]{}eo~ (s. oben S. 124f .);

VfJA{B)1}~1 (s. oben S. 142 f .)2;

V1}7COlVOV(s. oben S. 143 ff.):

0ft1]YBl2ea (s. oben S. 150f .);

Eal27C1]156va (s . oben S. 154f .) .

1Dort ist dargelegt, daB das erste 'fJ des Wor tes be i Pindar kaum als undo-

risch bezeichnet werden kann. . . _.2 Das Wort geh6rt na turl ieh nur dann indiese Reihe, wenn es jemals ema m

der ersten Silbe enthalten haben solite.

162

Fiir d ie Pindar-Herausgeber ergibt sich daraus m. E. die Konse-

quenz, daB solche Ionismen (Epizismen) des Dichters wei t s tarker

als bisher in der Textgestaltung ber iicksichtigt werden mussen.

Fii r die Sprachforschung ergibt sich, daB ein Wort, das bei Pindar

1] enthalt", nicht unbedingt schon im Urgriechischen e enthalten zuhaben braucht: weil eben Pindar das ionische 'Y J in seiner Dichter-

sprache nicht versohmaht hat (vgl, z . B. oben S. 113 zu al2t'1]AO~ so-

wie oben S. 123f . zu dem etwas anders gelagerten Fall e7C1]B7:av6~).

Andeutungsweise sei noch vermerkt, daB derar tige Resul tate auch

fur die Beurte ilung von Pindars Dichterpereonlichkeit n icht ganz

unwesent lich s ind. Pindar war offenkundig empfanglieh fur litera-

rische Einfl.iisse verschiedenster Art (s. auch oben S. 13 ff.) und hatte

keine Scheu, auch mundart liche Besonderheiten seiner Vorbilder zu

iibernehmen. Beinahe zwingend ist die SchluBfolgerung, daB der

Dichter offenbar damit rechnen konnte, sein Publikum werde solche

Feinheiten zu wurdigen wissen.

1Durch Kontraktion entstandenes 'fJ bleibt hier natiirlich ganz au'BerBe-

tracht.

11* 163

INDICES

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Griechisch

a{lA'YJxe6r; 117 f.ayoefi 100 A.6 (S. 101)

as 122 u. A. 5

aSAtor; 6 ff.

a s va o r; , a 6 1J awv 122 A. 5'A1Hjvat, -uioi; 107 f., 162

'A1hjvaia 106 ff., 162

ilroor; 149 A. 5

alB 122 u. A. 5

olsiocoua: 110 A. 5

axtvarav 40

{lxeor; 34 u. A. 1,2aAtxia 5 f., 34 u. A. 5

ilAtor; 6f f., 33 u. A. 3

{lAtor; 'Sonne' 7 A. 2

a .f la ~ a, a fl a~ a 9 ff.

afla~t7:6r; 8 ff., 33 u. A. 3{lflevov 38, 39

aflsea 11ff., 33 A. 1,3apSetor; II A. 4

{lfleeor; 41 ff., 84

afleewaatr; 41 ff.

afl'YJxavi'YJr; 110 f., 161

aflvaaet 77 f.

'Awptaeaor; 36 A. I (S. 37)

avaowiw 61

avaweor; 43

avae{f}flarOt 40 u. A. 2, 41dvotvsw 61 f.

avotvOr; 61

avia 'Zugel' I

aVflvQ.aet61J 77 f.

avr~Ator; 8 A. 5

dnaree{}e 34 A. 4

dn'YJAtaar~r; 8 A. 5

an'YJAtWr'YJr; 8 A. 5

anovoaraaavror; 45 ff., 84

aneaxror; III f.

anenxrwv 111,161

'Ae8{}ovaav 107 A. 2

Wortindex

deif;aAor; ll2 f.aeif;'YJAor; ll2 f., 161 u. A. 2, 163

'Aexaot'YJr; ll3 f., 161aefla 13ff., 33, 34 u. A. 5

aefl6f;w 90

{lewa 38

'AaxA'YJm6v ll4 f., 162

aavxia 48 ff., 84

aaVxtflor; 48 ff. (bes. 53)

aavxtor; 48 ff.

aree 34 A. 4avara 15 u. A. 3

"Atpataror; 20ff., 35

dtp{}6varor; 37, 39,40

{It'YJrar; ll5 f.

{lA'YJxe6r; 117 f.{leor~ator; 102 f., 162

yai'YJr; ll8 f.yaeaAewv 37

yeyevaflevov 55 ff., 84

yeysv'YJflat 56 f.

ysyova 56

r'YJev6va 119 f., 161, 162

yvwr6r; 148 A. 8

Lletv0flevetor; 14 f.*olva 'Leuohten, Strahlen' 61

otvaw 59 ff.

oiv'YJvro 59u,A. 4

OttpeaAaaiar; 37, 39

oova{}etaa 40 f.

Mivaaev (usw.) 60 f., 84

so6xaaav 37, 39 u. A. 2

elAtaaw 26 ff.

eleava 36 A. I (S. 37)

e1eyaaafl'YJv 125 f., 161

ele~va 120, 161 A. 26xarovraxae'YJvor; 130 f., 161

sx:n;ovaw 72 ff.

6AtXafl:n;v~ 24 A. 5

sAtXo{lAetpaeor; 22ff., 35

SAtxo{l6arevxor; 24 A. 5

165

8).txofYdrpavo~ 24 A. 5

eA{ xW1p , °w:ru~ 23 ff.IfAtg 22 ff.

eA{IYfYW 26 ff.

eAfreoxo~ 24 A. 5 (S. 25)'EAAO{ 5A. 2

efl:lleawr:o~ III f.evthvew 62 (bis)

1Jav 38

1Jdaopat 39, 40

1 J ' Y j v 38

1JIjgat~ 129 f., 162

@e'YJix{wv 98, 100, 162

laTde 38

lr5stv 34 u. A. 1,2

xa1Japeeto~ II A. 4

v6aTo~ 47 u. A. 3,4vw- 145 ff.

vweo1p 145A. 4 (S. 146)Esvdexstot;; 156r5 dg I

6r5dw 48

or5vv'YJed 150, 162

oxxew 16 A. 3

TfJ,'YJ-158 ff.

-rplj~ 159 A. 2'I5Y{SVTa 85

'I5fJ,viiaat 76 ff., 84

'I5fJ,vew 76 f.

'I5rpavTor56vaTov 40 A. 3rpa.e' 39

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egwpae{'w 139, 140

ego&iw 48

enaATo 34 A. 4

enapagsvw 10 u. A. 3

endpseo~, 0to~ 12 f.

enecmovTo 3 A. I

en'YJsTav6v 120 ff., 161, 162, 163'E:rudATa 5A. 2

'E:ruprrfHo~ 124 f., 161, 162

l fe Y ft a, e ey p a 28 ff. , 33 u. A. 4l fe r5w, eer5w 29 ff.

eep'YJvewv 126 f.

eanea{)m 3A. I

eaneto 3A. I

lfan'YJT' 3 A. I

lfanOtTO 3 A. I

ean6psvo~ 3 A. I

IfTa~ I

I fTO~ 34 U A. 1,2

sV6.fI/3eo~ 44 f.

ein7f1/3eo~ 44 f.svpdesta 138 u. A. 2, 140

svpaeew 138 f., 140

svpaelj~ 136 A. 5, 137 ff.svvop{'YJv 127 f., 162

EiJrp'YJlto~ 98, 100, 162

svrptA6nat~ 43 A. 2

eiJxopat 90

erpdfl/3eo~, "uu; 11A. 4, 12 f., 34 u. A. 4erpe:nw 2 A. 3

erpsTpd 2 A. 3

erp'YJpOGvva 2 A. 3

erp {Aaa ', e rp{Aaasv 40 f.

'ErptdATa 5A. 2

-'YJyselj~ 151

"Hueoa 41 f.

ifpseo~ 44 f.

i1v{gaTo 109 f., 162

fJavx- 49 ff., 162

'HavXtov 48 f.

'Hrpatanfj~ 21

"Hipaurtoi; 21 f.1Jdyw 129 f.

166

xapwato~ 47 A. 6

-xdeavo~ 131 A. 5,6

KaaT6estov 19f.

xaT'YJpagsvpevo~ 10 u. A. 2

xavX'YJpa 132 f., 161

xsxAap8vov 40

xfjr5o~ 133, 161

x'YJevgataa 107 f., 162

xwa1Jp6v 38

xMo~ 91

xeaTaa{:nor5a 38

xe'YJvdwv 160 A. 4

xe'YJTlje 133 ff., 161

Aatp6Tlt'YJT' 159 A. 2

Aaxnar5epsv 14, 18

paAox6pot~ 64piiAOV 'Schaf' 62 ff.

pde'YJ 135 ff., 161piinv 38

fl/31Jdfl/3ea 11 A. 4

pe1Japeeto~ II A. 4pe1Jenw 2 A. 3

peAt'YJr5eo~ 160 A. 4pepaAsv 65 ff.

pspaA6Ta~ 65 ff., 84

pspa6Ta~ 66uetospoweco 82f.

MIjOetot 141, 161 A. 2

pfjAov 'Schaf' 62 f.

pljv 141, 161

MV'YJPoavva~ 141 f., 161

Nlvx'YJviiv 98, 100, 162

vii- 144, 145 ff.

vdeooc 95 u. A. 8

vapaeTIj~ 146 A. 4

V'YJ- 145 ff.vfjr~ 148, 149 A. 5

V'YJAsylj~ 147 u. A. 3

v'YJA(s)lj~ 142 f., 161, 162 (bis)u. A. 1,2

vlj:nOtVOV 143 ff., 162 (bis)

vnoaio; 47 A. 6

vfjan~ 149 A. 4

voadw 46

6p'YJyseea 150 f., 162 (bis)

",0t;'YJeo~ 101 A. I (S. 102)onacov I

oeeyw 92

*oxefaa~ 16oxew 16 A. 3oxo{aa~ 16

natljov- 151 f., 162

navdfIBeo~ 43

na:nTljva~ 98 f., 162

-ndeao~ 153

nspndpseo~ 12 A. 2

nsvTaxoaT6~ 159.A. 5

nsnovapevov 70 ff., 84not 16 A. 6

nOASt~ 95

nOAvpdAq> 63 ff., 84

nova1Jfj 70 ff., 84:novdw 72 ff.

:novew 72 ff.

nov'YJe6~ 75u. A. 5nOT'YJv6t;; 153 f.

nonrpwvljst~ 83

IIeopa1Jsv~ 124 u. A. 3

ne oa 'YJvr5a 98 f., 162

neoarpwvew 82 f.

Eae:n'YJr56va 154 f., 162 (bis)

atr5'YJefrav 155 f.

aorp{'YJ 156

aVAStV 157 f.

aVAsvpsvov 158 A. 3

aVAljaat~ 157 f., 161, 162

aVAIjTBteav 158 A. 3

avprpwvew 83 A. I

Tapea{xew~ 160 A. 2

reflaxo~ 159 f.Tepsvo~ 159 u. A. 8

reTp'YJVTat 158 ff., 161

TI jVq> 100 A. 6 (S. 101)n1Jdva 39

Ttp or5 'YJp{r5at ,. Ttp6r5 'YJpo~ 101A. I

rpSeepljAov~ 64 A. 4

rpwvarYs 79 ff., 84

rpwvdw 80 f., 83

tpoweo» 79 f., 82 f.

rpwv'YJv 81 A. 4

xaAxodea~ 85

xaAxonde'YJo~ 152 f., 161

xsetdea~ 85

xseaatot;; 47 A. 6

Kyprisch

ma-to-i 141 A. 2

Mykenisch

a-pa-i-ti-jo 21 A. 4

no-pe-re-a; 147 A. 7

no-ri-wo-ko 145 A. 4 (S. 146)te-rne-no 159 f.

Altindisch

dt 61

Altirisch

ainb 149A. 5

mil 62

Armenisch

daku 129 A. I

Awestisch

ammJ(ta)ttit. 103 A. 1

Indogermanisch

dej'?2 61*melo- 62

*mrto-ttit- 103 A. 1

*r;-mrto-ttit- 103 A. I*r;-'!fid- 149 A. 5

*-tno- 121

Lateinisch

crete?'ra 134 A. 8

167

Stellenindex

Irn Normalfall handelt es sieh bei der Behandlung von Stellen um die Eror.

terung lautlieher Einzelheiten (Dialektvarianten u. a.), dureh die der Sinn

kaum beriihrt wird. Wo interpretatorisehe Probleme behandelt sind (bzw.:

au13erdem behandelt sind), ist dies dureh einen Stern * angemerkt.

Aeschylus Homerus (hymni)

(Pinda1·us)

Py. II 53-55 *18.f.

Py. II 67-71 *19 f.

Py. II 79 *15 f.

Py. II 95 14, 18

Py. III 6 42 f f.

Py. III 11 94 u . A. 1

Ne. IX 49 134 f.

Ne. X 76 79 f f.

Is. I 13 119 f.

Is. I 40 71 ff.

Is. 147 28

Is. II 46 125 f.

Is. III/IV 7 *76f f.

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

http://slidepdf.com/reader/full/forssman-untersuchungen-zur-sprache-pindars 91/92

A.721 *42 u. A. 1,2 (42ff.) hy. Cer. 439 91 u. A. 1

hy. Mere. 45 *61

Alcaeus

5,9 75

33 b 4 75

I nscriptiones Graecae

XII (5) 911 *67f .

Alcman

64 128 u., A. 2

Moschue

1,10 43 ff.

3, III 43ff.

Apollonius Dyscolus

Synt. 335b *1 Pindarus

01. 1 5 6 f.

01. I 12 *63 f.

01. I 89 *65ff.

01. 1107 133

01. II 32 52f f.

01. II 55 112f .

01. II 85 126 f.

01. I II 31 94 A. 1

01. I II 45 141u . A. 3

01. IV 16 52f f.01. V 14 110 f .

01. VI 11 71f f.

01. VI 53 55ff.

01. VI 72 3A. 1

01. VI 91 133f f.

01. VI 100 113f .

01.V II 35 20

01. VII 36 106 ff,

01. IX 38 156

01.X 20 129 f.

01.X III 2 42 f f.

01.X III 37 6

01. XIII 67 79 ff,

Py. I 16 131

Py. I 30 118 f ..

Py. I 44 152 f.

Py. I70 51 ff.

Py. I 71 42 ff.

Py. 174 5 f.

Py. 178 141

Py. II *13 ff,

Py. II 11 13 f., 18

Py. II 28 f . *15

Aristophanes

Av. 1322 45A. 3

Lys. 1289 55A. 2

Th. 1054 *159 A. 2

Bacchylides

1,175 *138f.

17,18 60 f .

Bion

fro14, 1 43 ff.

Oallimachus

hy. V 72.74 50 ff.

Epicharmus

fro101 55A. 2

Eurip~aes

Hel. 180 *24 A. 4

He1.342 7 u. A. 3

. HF 81 *139

HF 377 158A. 3

Hipp.60 *70 A. 4

IA 209 73

Or. 1459 60f.Ph. 1302 *70 A. 4

Supp.9917

fro781, 69 N. 7

Hesiodus

Op.l02 *13

Op. 231 *70 u. A. 2

Th.982 120

168

Py. III 69 107A. 2

Py. III 75 100A. 6 (S. 101)

Py. III 112 154f .

Py. IV *86f f.

Py. IV 8 89

Py. IV 22 98, 100

Py. IV 32 47

Py. IV 49 98, 100

Py. IV 85 100A .6 (S. 101)

Py. IV 95 98 f .

Py. IV 109 *91 u. A. 2,3

Py. IV 119 98 f .

Py. IV 130 12

Py. IV 151 71f f.

Py. IV 163 79f f.

Py. IV 172 22

Py. IV 205 98, 100

Py. IV 236 71f f.

Py. IV 237 79 f .

Py. IV 296 51f f.

Py. V 27 124 f.Py. V 67 127 f.

Py. V 114 153f .

Py. VIII 1 52ff.

Py. VIII 40 109 f.

Py. IX 22 52 f f.

Py. IX 58 143 ff.

Py. IX 93 71 ff.

Py. XI 8 150 f.

Py. XI 38 60

Py. XI 55 51 f f.

Py. XII 16 157 f.

Ne. 17 28

Ne. I70 51ff.

Ne. III 54 114 f.

Ne. V 19 155f.

Ne. VI 6 13

Ne. VI 50 45f f.

Ne. VII 15 141f .

Ne. VII 36 71 f f.

Ne. VII 81 52 ff.

Ne. VIII 3 42 f f.

Ne. IX 44 42 f f.

Ne. IX 48 52 f f.

Is. III/IV 43 107f .

Is. III/IV 75 42f f.

Is. V 6 60 f.

Is. V 51 132 f.

Is. VI 22 158!f.

Is. VI 51 79 f .

Is. VII 40 12 f.

Is. VIII 7 *111 f .

pae. I 1 150

pae. II 33 51f f.

pae. II 66 71 f f.

pae. III 15 26 A. 3

pae. V 38 *64A .4

pae. XX 13 60 f .

dith. IV 35 66f f.

fro51 a 4 60 f.

fro81 119f.

fro 109,2 52 ff.

fro 1 19, 4 3 A. 1

fro166,2 160 A. 4

fro169,6 119f.

Plato

Ti.71 d *45

Sappho

31,3 f. 81 u. A. 4

31,7 80 f .

110 (a) *72u. A. 6

Sophocles

Ph. 284 *138

Ph. 704 *138

Tr. 660 43ff. (*43)

Theocritus

1102 7 u. A. 2

II 11 50 f f.

II 100 50 ff.

II 108 80

VI 12 50 f f.

VII 51 73

VII 85 73

VII 126 50f f.

169

[Theooritu« )

XIII 14 73

XIV 10 50 ff.

XIV 27 50 ff.

XV 80 73

XV 82 *61 f.

XXIII 3 43 ff.

XXIV 10 60 f.

XXVI773

ep.22,573

(Pindar)

bung:) 33 A. 2

(metrische Dehnung:)

97 f.

Literarische Vorbilder 163

(Alkaios .) 15u. A. 3

(Archilochos:) 19 A. 1

(Hesiod:) 13 u. A. 1,

Verbum (athematische verba con-

tracta:) 16u . A. 1,3(Infulitivendung -P at :) 95

Redewendung ( n a( }a U ( } 1J 1 :i j( }t ) I34f.

S yntaktisches

a ( } f l6CW mit Dat. 90

f le A W , f le A af la t mit Dat. del' Sache

8/3/2019 Forssman, Untersuchungen Zur Sprache Pindars

http://slidepdf.com/reader/full/forssman-untersuchungen-zur-sprache-pindars 92/92

Sachindex

An alog ie naoh Oppositum

( yeY8Vi i - naeh /}vii) 58

Archimedes

Spraehe (ii < e) 159 A. 5

Bacchylides

Mischform 11 A. 4

Bion

Attizismus 7 A. 2

Dialektvarian ten

zur Bedeutungsdifferenzierung

verwendet 152

zur Stildifferenzierung verwendet

53 ff. , 103 f., 129 f.

Dichtersprache, griechische

auf dem Festland 61Mischcharakter 74

Umdeutung (d fJA1Jx ( }6 r ; : ) 118

(eVlj fle(}ar;:) 44 f.

Epidauros

Attizismus im Dialekt 11 A.l,4

Et ymolo gisches

o lp a a e o t 1J 1 J{ }w a t 60 f.

E: ! r ,1Je7:Up6r ;121ff.

eVfla(} l j r ; 137ff.

naAVf laAq> 63f.

v f lpaaa t 77

Euripides

Mischform (flAwr;:) 7A. 2

(eWaaw: ) 27 f.

Rhesos (Datierung) 10A. 4 (S. 11)

Hesiod

Attizismen 31 A. 5

Lautliches

Aussprache des C 18 A. 5

h (Schreibung imMyk.) 21 A. 4

Iranische Lehnworter im Griech.

141 u. A. 2

170

Metrische Dehnung nicht bezeich.

net ( e PaAW r ; ) 97u . A. 3to+Laryngal im Griech. 148 f.

ao : C 14 u.A. 6, 7; 18 u. A. 5

Verlust von 'i vor ' I f - 122 f.

vgl. Archimedes, Pindar

Metrum

Einfluf auf die Wortwahl 86 A. 4

Mischformen

s. Baeohylides, Euripides, Pindar,

'I'ragodie

Moschopoulos

Hyperdorismen 39ff.

Wert seiner Lesarten 65ff .

Nominale Wortbildung

-a ta r ; zu a-Stammen 47 u. A. 5,6Privativprafix (p ii- P 1J- voi-] 145ff.

Privativprafix ( d p1 J -/ P 1 J- , d p w -/ p w- )

147u.A.7

Pindar

Aiolismen 14f f., 34 u. A. 5, 72 ff.,

78 A. 1,81

Attizismen 107 f.

Behandlung von Eigennamen 98,

100, 101 A. 1, 107 u. A. 2

Dialektform der Fragmente

105A. 1

Homerische Formen lautlich

adaptiert 96 f.

Hyperdorismen 84

Ionismen/Epizismen 13, 34u. AA,86 ff. passim

Lautliches (Apokope:) 77f.

(Behandlung von -apr ; im

Ptz.:) 99A . 3

(Behandlung von ),f' p.f

(}.f:) 98

(h-, Falle:) 3 f ., 18A . 3

(h-, urspriingliche Sehrei-

86 A. 3, 91, 92, 119 f .,

123, 125, 142

(Homer, II. und Od.:)

87, 88, 89, 90, 91, 92,

93, 94, 95, 96, 99, lll,112 f., 145, 151, 155

(Homer.Hymnen:) 89,

90 (bis), 91 (bis), 94,

108A. 5, 114 u. A. 1

(Mimnermos:) 150 u.

A.l(Sappho:) 16 A. 6 (S.

17),92 A. 1

(verlorene Quellen:)

100 A. 5, 108 f., 109 f.,

115, 144 f., 157

Mischcharakter seiner Sprache 17f.,

35

Mischformen (allgemein:) 96f.

( e q ! a fl e (} ta p : ) 12 f.

(u1J ( }v~awa : ) 107 f.

(Aauuaoe f l8V: ) 18

[vaeaau } 95

(avAl jaa tr ;? : ) 157u.A. 2

Nominalflexion (Gen. Sing. auf -aa : )

94 u. A. 1(Gen. PI. auf -awp: )

160A. 4

(Akk, PI. auf - a t r; - a t r; : )

16 A. 6 (S. 17)

(dPIj(}:) 97 u. A. 2

69 f.

f l t f lp fJC1uW mit AIde der Sache 78

Theognis

Uberlieferung von 8(}Yfla/l !(}Ylta 32

u.A.lTheokrit

Aiolismen 73 f., 80 f.

Attizismus 7 A. 2

Dialektmischung 81 A. 3

Literarische Vorbilder (Sappho)

80 f.

Thomas Magister

Hyperdorismen 39ff.

Wert seiner Lesarten 65ff.

' I' r ag od ie

Aiolismen in Chorpart ien 73 A. 1

Dorismen in Chorpartien 7 A. 2,

131 A. 6

Mischformen 11 A. 4

Ionismen ( 1 1 ( } r ' 5 w ) 31Triklinios

Hyperdorismen 39ff.

richtige Lesart 12 A. 2

Wert seiner Lesarten 65ff.

Verbum

Ptz, Pft. Akt. (Ablaut) 68 f .

Weehsel zwischen -a w und -ew

39ff., 46ff. , 132, 157f.

Wurzelerweiterung ( -e , - a , -6) 57 f.

vgl. Pindar

171