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Zeitschrift des Internationalen Versöhnungsbundes · Österreichischer Zweig Forum für aktive Gewaltfreiheit Geschichte und Zukunft des Versöhnungsbundes 50 Jahre Marsch auf Washington Friedensevent in Sarajewo Siegerbilder der Malaktion BOMBEN ENTSCHÄRFEN Hiroshimatag 2013 Nr. 3 Oktober 2013, 3,- 5074_13_Spinnrad3_13_Umschlag_wd_5074_13_Spinnrad3_13_Umschlag_wd 09.10.13 07:04 Seite 3

Forum für aktive Gewaltfreiheit - versoehnungsbund · 2016. 9. 2. · EDITORIAL, IMPRESSUM 2 WEHAVEADREAM 3 Einladung des Versöhnungsbundes MARSCH AUF WASHINGTON 5 von Douglas Sturm

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  • Zeitschrift des Internationalen Versöhnungsbundes · Österreichischer Zweig

    Forum für aktiveGewaltfreiheit

    Geschichte und Zukunft des Versöhnungsbundes

    50 Jahre Marsch aufWashington

    Friedensevent in Sarajewo

    Siegerbilder der MalaktionBOMBEN ENTSCHÄRFEN

    Hiroshimatag 2013

    Nr. 3Oktober 2013, € 3,-

    5074_13_Spinnrad3_13_Umschlag_wd_5074_13_Spinnrad3_13_Umschlag_wd 09.10.13 07:04 Seite 3

  • EDITORIAL, IMPRESSUM 2

    WE HAVE A DREAM 3Einladung des Versöhnungsbundes

    MARSCH AUF WASHINGTON 5von Douglas Sturm

    INTERNATIONAL PEACE EVENT IN SARAJEWO 8Interview mit Mustafa Cero, Ljulijeta Goranci Brkic und Goran Bubalo

    SECHS MONATE IN DER FRIEDENSGEMEINDE 11von Michaela Söllinger

    4. AUSTAUSCHWOCHENENDE AUF DER ERENTRUDISALM 13von Cornelia Stanzel

    RCC-TREFFEN IM KONGO 14von Marion Schreiber

    HIROSHIMATAG 2013 15von Bettina Schieraus

    HÖRE AUF DAS RUFEN DER VÖLKER! 16von Adolfo Pérez Esquivel

    GEWALTFREI FÜR FRIEDEN UND GERECHTIGKEIT 18eine Retrospektive von Pete Hämmerle

    Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Redaktions-teams der Zeitschrift Spinnrad übereinstimmen.

    IMPRESSUM (alle anderen ungültig):Verleger, Herausgeber: Internationaler Versöhnungs bund, österreichischer Zweig (IVB)Redaktion: Irmgard Ehrenberger, Pete Hämmerle,Lucia HämmerleAdresse: Lederergasse 23/3/27, A - 1080 Wien; Tel./Fax: 01/408 53 32; Email: [email protected]: Monika NaskauLayout: Lucia HämmerleHersteller: AV+Astoria Druckzentrum GmbH,Faradaygasse 6, 1030 Wien; Verlagspostamt: 1080 WienBankverbindung: PSK, Kto.Nr. 92022553 (BLZ 60000);BIC: OPSKATWW, IBAN: AT94 6000 0000 9202 2553Preis der Einzelnummer: € 3,-Abonnement: € 12,- (Inland), € 15,- (Ausland)Für Mitglieder des IVB kostenlos!Der IVB ist ein Zweig der internationalen gewaltfreien BewegungInternational Fellowship of Reconciliation (IFOR). IFOR hat bera-tenden Status bei ECOSOC und UNESCO. IFOR umfasst einNetzwerk von 80 Zweigen und Gruppen auf allen Kontinenten.www.ifor-mir.org

    Der Internationale Versöhnungsbund isteine Vereinigung von Menschen, diesich aufgrund ihres religiösen Glaubens oder ihrer humanistischen Grundhaltungzur Gewaltfreiheit als Lebensweg und als Mittelpersönlicher, sozialer und politischer Veränderung bekennen.

    I n h a l t Liebe Leserinnen und Leser!In diesem Spinnrad laden wir euch ein. Wir laden euchein zu unserer Dreijahrestagung und Mitgliederver-sammlung am 15.-17. November 2013 zum Thema 100Jahre Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit – 100 JahreInternationaler Versöhnungsbund. Doch ist dies mehrals die bloße Einladung an einer Veranstaltung teilzu-nehmen. Vielmehr geht es uns um aktives Mitwirken imVerein, um eine Einladung den Versöhnungsbund neuzu entdecken und mit uns gemeinsam seine Zukunft zugestalten.

    „We have a dream…“ heißt der erste Artikel, verfasst vonVorstand und Büroteam des österreichischen Versöh-nungsbundes, der dieser Einladung an euch alle noch-mals Ausdruck verleiht. Auch Douglas Sturms Ausfüh-rungen zum „Marsch auf Washington“ (S.5) erzählen voneinem Träumer, dessen Hoffnungen für die Menschenvielleicht weiter gehen als so manche noch wissen. Fürihn wie für uns gilt es, die gerechtere Welt jetzt und hierzu schaffen.

    Die Vielfältigkeit, wie im Versöhnungsbund heute schonGewaltfreiheit gelebt und Friedenspfade begangen wer-den, findet man auf den folgenden Seiten. Von einergroßen Friedensveranstaltung 2014 in Sarajewo (S.8),über den Bericht unserer Freiwilligen Michaela Söllingerin Kolumbien (S.11) und das 4. Versöhnungsbund-Aus-tauschwochenende in Salzburg (S.12), bis hin zu MarionSchreibers Impressionen von einem internationalenTreffen im Kongo (S.14) und den Jugendaktivitäten zumHiroshimatag (S.15). Auch das soll eine Einladung sein,sich einzubringen, etwas zu entdecken, um der eigeneIdee von Gerechtigkeit etwas näher zu kommen und dieganze Welt dabei ein Stück mitzunehmen.

    Ich hoffe, dass möglichst viele von euch den Weg zuunserer Dreijahrestagung finden und dass dieses Spinn-rad euch dafür Anreiz gibt.

    Lucia Hämmerle

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  • 3 Spinnrad 3 / 2013

    Ihave a dream’ waren die Wortevon Martin Luther King vor 50Jahren beim Marsch auf Was-hington, mit denen er seine Visioneiner amerikanischen Nation dar-legte, die die drei Grundübel vonRassismus, Armut und Militarismusüberwindet mit dem Ziel einergewaltfreien Gesellschaft, der„beloved community“ . Aber auchwir haben einen Traum: Der Inter-nationale Versöhnungsbund – des-sen Mitglied und Vizepräsident desUS-Zweiges M.L.King war – wirdim Jahr 2014 hundert Jahre alt.Das ist eine beachtliche Zeit füreine Organisation, und dieserAnlass ist es wert gefeiert zu wer-den. Auch der österreichischeZweig des Versöhnungsbundeswird im August kommenden Jahresin Konstanz am Bodensee mit-feiern, auch wenn er selbst ersteinige Jahre später, 1921, gegrün-det wurde. Wir wollen aber diesesJubiläum nicht nur zum Feiern nüt-zen, sondern wir wollen uns aucherneut unserer Grundlagen verge-wissern, Antworten auf die Heraus-forderungen unserer Zeit suchenund uns (neu) orientieren und ver-pflichten, auf dem Weg zur Über-windung von Gewalt mit gewalt-freien Mitteln weiter zu gehen. Ausdiesem Grunde arbeiten wir imösterreichischen VB seit Sommeran einem Prozess der (Weiter-)Ent-wicklung unserer Organisation, denwir hier vorstellen und zu dem wiralle einladen wollen teilzunehmenund sich selbst und ihre Ideen undTalente einzubringen.

    Die Herausforderungen

    Die Gründungsstunde des Interna-tionalen Versöhnungsbundes warzugleich der Beginn der ersten gro-ßen Katastrophe des vergangenen

    Jahrhunderts, des Ersten Weltkrie-ges, dem eine kleine Schar vonMännern und Frauen durch einechristliche Friedenskonferenz inKonstanz noch verzweifelt Einhaltzu bieten versuchte. Man kann indieser Hinsicht das Jahr 1914 alsAuftakt für ein Jahrhundert desKrieges und der Gewalt betrach-ten, die mit einem nie dagewese-nen Zerstörungspotenzial dutzendeMillionen Menschen in den großenund kleineren Kriegen bis heutedas Leben kosteten, Verwundeteund Trauernde zurückließen undkulturellen, finanziellen und ökolo-gischen Schaden gigantischenAusmaßes anrichteten. Man kanndie Geschichte der letzten hun-dert Jahre aber auch unter demGesichtspunkt betrachten, dasshier die aktive Gewaltfreiheit alsHaltung und als Methode derVeränderung im persönlichen,gesellschaftlichen und politischenBereich entwickelt und in vielenFällen erfolgreich angewendet wur-de, was in der Ausrufung der Inter-nationalen Dekade für eine Kulturdes Friedens und der Gewaltfrei-heit 2001 - 2010 durch die Verein-ten Nationen gewürdigt wurde undeinen Höhepunkt fand. In Sarajewoorganisieren friedensbewegteOrganisationen, Initiativen undMenschen aus Bosnien-Herzego-wina, der Region Westbalkan, ausEuropa und der ganzen Welt von6.-9. Juni 2014 eine große Veran-staltung unter dem Motto „Voneiner Welt des Krieges und derGewalt zu einer Kultur des Frie-dens und der Gewaltfreiheit“, beider dieser Aufbruch in eine gerech-tere und friedlichere Welt einenstarken Impuls von Seiten der Zivil-gesellschaft erfahren soll.

    Welchen Herausforderungen –weltweit und bei uns – sehen wiruns heute gegenüber? WelcheFormen von Unrecht bedrohenuns? Und wo können wir mit unse-ren Möglichkeiten ansetzen, umder herrschenden Gewalt zubegegnen und sie ansatzweise zuüberwinden? Das sind einige derFragen, denen wir uns im Laufeunseres Prozesses in nächster Zeitstellen wollen. Der Versöhnungs-bund geht dabei von einer sehrweiten Definition von Gewalt aus,die sich an den FriedensforscherJohan Galtung anlehnt, der dieGewalt auf der personalen (direkteGewalt), auf der strukturellen(Gewalt, die sich in und durch dieSysteme und Strukturen unsererGesellschaft, Politik, Wirtschaftusw. manifestiert) und auf der kul-turellen Ebene (Denkmuster, Ideo-logien, aber auch alltägliche Phä-nomene und Verhaltensweisen, dieGewalt legitimieren und sie so tiefin unserem (Unter-) Bewusstseinverankern) angesiedelt sieht. Hiergeht es nicht darum, die Analyseder Situation vorwegzunehmen,sondern den Rahmen abzuste -cken, in dem wir uns miteinanderverständigen wollen, um dann eini-ge Umsetzungsschritte machen zukönnen. Zusätzlich zu den Heraus-forderungen durch die verschiede-nen Formen von Gewalt, die „vonaußen“ an uns herangetragen wer-den, kommen dann auch noch Fra-gen, die die Existenz und Zukunftder Arbeit des Versöhnungsbundes„im Inneren“ betreffen: Sind unserAnsatz, unsere Anliegen undunsere Arbeit heute noch not-wendig und gefragt? In welcherArt und Weise? Wie können wir sieso vermitteln, dass sie immer wei-tere Kreise, noch mehr junge Men-schen, und auch diejenigen, die

    EEINLADUNG

    We have a dream...Einladung des Versöhnungsbundes

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  • Veränderung in verschiedenenBereichen bewirken können,ansprechen und gewinnen?

    Die Grundlagen

    Bei der Beantwortung dieser Fra-gen müssen wir nicht beim Null-punkt anfangen, wir dürfen aufunsere bisherige Geschichte zu -rückgreifen und wir dürfen dabeiauf die Menschen bauen, die denVersöhnungsbund ausmachen:unsere Mitglieder, die auf vielfältigeWeise in ihren jeweiligen Lebens-bezügen die aktive Gewaltfreiheitleben und einbringen, auf die imVersöhnungsbund direkt Aktiven(unsere Ehrenvorsitzende Hilde-gard Goss-Mayr, den Vorstand unddas Büroteam, die Arbeitsgruppenund die Ehrenamtlichen, die Frei-willigen, die im In- und Ausland imRahmen des Versöhnungsbundesarbeiten), aber auch viele andere,die uns nahestehen und unsereAnliegen teilen, ohne formal Teildes Versöhnungsbundes zu sein.

    Zu unseren Grundlagen gehörenauch die Werte, Einstellungenund Handlungsprinzipien, wie siebeispielsweise in unserem Selbst-verständnis und in den Statutendargelegt sind: „Der Versöhnungs-bund ist eine Vereinigung von Men-schen, die sich aufgrund ihres reli-giösen Glaubens oder ihrer huma-nistischen Grundhaltung zurGewaltfreiheit als Lebensweg undals ein Mittel persönlicher, sozialerund politischer Veränderungbekennen. Auf der Grundlage einerpolitischen Spiritualität und derAktiven Gewaltfreiheit als Lebens-prinzip arbeiten wir an der umfas-senden persönlichen und gesell-schaftlichen Befreiung“, heißt esdazu in der Präambel des Selbst-verständnisses aus dem Jahr 1989(die vollständige Fassung ist aufunserer neuen Homepagewww.versoehnungsbund.at nach-zulesen). Als wichtige Leitsätze fürunser gemeinsames Handeln sind

    die Mitwirkungsmöglichkeit allerMitglieder, das Konsensprinzip beiEntscheidungsprozessen und eineausgewogene Vertretung derGeschlechter in allen Vereinsgre-mien explizit angeführt.

    Wie können sich diese Grundsätzeund Leitlinien in der heutigen Situa-tion bewähren, wo entsprechen sieden Herausforderungen und wosollten sie eventuell in Fragegestellt, angepasst, verändert oderergänzt werden? Können sie viel-leicht in einer Sprache formuliertwerden, die für heutige Verhält-nisse einladender und inklusiverwirkt, ohne ihre bleibende Gültig-keit unbeabsichtigt mit aufs Spielzu setzen? Was bedeuten aktiveGewaltfreiheit und politischeSpiritualität für uns im Versöh-nungsbund heute – aus unsererGeschichte heraus in die Zukunfthinein?

    Die Aufgaben

    All diese Überlegungen und Fragenhaben den Vorstand und das Büro-team des österreichischen Versöh-nungsbundes dazu bewogen, inden letzten Monaten einen Fahr-plan für einen Prozess der Organi-sationsentwicklung zu entwerfen,der folgende Aufgaben beinhaltensoll:

    - Die Auseinandersetzung mitunseren Grundlagen und darausfolgend die Erarbeitung einesmodernen Leitbildes für unsereTätigkeiten – was sind unsereWerte, welche Welt und Gesell-schaft streben wir an (Visionen),wie tragen wir grundsätzlich zurVerwirklichung dieser Vision bei(unser Daseinszweck, unsere „Mis-sion“) und was wollen wir mit unse-rer Arbeit erreichen (unsere Ziele)?

    - Wie setzen wir unsere Grundla-gen konkret in die Praxis um?Wie stimmig sind unsere vierHauptarbeitsbereiche (Aktive Frie-

    denspolitik, Bildungs- und Trai-ningsarbeit, Internationale Solidari-tätsarbeit und Kultur des Friedensund der Gewaltfreiheit) im gesam-ten und im einzelnen? Wie könnenwir unsere Arbeit in der Öffentlich-keit besser sichtbar machen undneue Mitgestalter_innen dafürgewinnen? Durch welche Metho-den können wir unsere Ziele bes-ser erreichen (Förderung der per-sönlichen Friedensfähigkeit,gewaltfreie Aktionen, politischesLobbying, usw.)?

    - Was haben wir und was brau-chen wir an Strukturen, um unse-ren gewaltfreien Grundhaltungenentsprechend zusammen arbeitenzu können und unter realistischerEinschätzung unserer Möglichkei-ten und Ressourcen wirkungsvollund kompetent zu handeln? Wasist unsere Stellung innerhalb desInternationalen Versöhnungsbun-des (IFOR) und in der Zusammen-arbeit mit gewaltfreien Bewegun-gen, Gruppen und Netzwerken inÖsterreich und international?Woher bekommen wir die notwen-digen finanziellen Mittel dafür undwie setzen wir sie am besten ein?

    Für die Begleitung dieses Prozes-ses konnten wir Barbara Müller ausDeutschland gewinnen, die schonseit vielen Jahren sowohl in derFriedensbewegung wie auch alsOrganisationsberaterin tätig ist.Nach einem Auftakttreffen imAugust wird bei der kommendenDreijahrestagung und Mitglieder-versammlung von 15.-17.November 2013 in Wien mit einermöglichst breiten und umfassen-den Behandlung all dieser Aufga-ben begonnen werden. Den „Blickzurück auf den Internationalen Ver-söhnungsbund im Wandel der Zeit“werden Hildegard Goss-Mayr,unsere Ehrenpräsidentin, und Nor-bert Mayr, Verfasser der Biographieihres gemeinsamen Vaters KasparMayr, im Rahmen eines Vortragsam Freitag Abend werfen, außer-

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    EEINLADUNG

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  • dem sollen Zeugnisse und Erfah-rungen aus den letzten Jahrzehn-ten der Arbeit des österreichischenVersöhnungsbundes uns verstehenlassen, wie früher jeweils auf dieHerausforderungen der Zeit rea-giert wurde. Unter dem Titel „Quovadis? Kraft schöpfen und weiterwachsen“ wollen wir uns dann amSamstag und Sonntag mit einer„Visionenwand“ und mit inhaltlichenArbeitsgruppen zu Hauptthemendes Versöhnungsbundes, aberauch mit einem festlichenZusammensein und einem spiri-tuellen Abschluss der Zukunftzuwenden.

    Wollt Ihr die Verwirklichung unsererTräume mit uns gemeinsamgestalten? Dann meldet Euch dochbei uns!

    Denn alles wird dann gelingen,wenn möglichst viele von euch –Mitglieder und Freund_innen, Weg-begleiter_innen und kritische Gei-ster – kommen und sich einbrin-gen! Wir alle sind der Versöh-nungsbund. Wenn wir uns gemein-sam den Herausforderungen stel-len, sie miteinander analysieren,jede ihren und jeder seinen Beitragfür einen gerechten Frieden in uns,in unserem Umfeld, unserer Gesell-schaft und der ganzen Welt leistet,dann werden wir durch die Kraft deraktiven Gewaltfreiheit in den kom-menden Jahren und Jahrzehnten –bis zum 200. Geburtstag – in derLage sein, den Traum von MartinLuther King und vielen anderenweiter zu träumen und seinerVision Schritt für Schritt näher zukommen.

    Wir freuen uns darauf!

    Vor fünfzig Jahren marschier-ten 300.000 Menschen ausganz Amerika in der Haupt-stadt der USA vom WashingtonMonument zum Lincoln Memorial,entschlossen, aber auch mit sicht-licher Freude, und kennzeichnetenso ein Schlüsselereignis im moder-nen Kampf um Bürger_innenrech-te. In seinem besonderen histori-schen Kontext betrachtet wird derMarsch üblicherweise, und nicht zuUnrecht, als ein Anstoss für denbedeutenden Civil Rights Act von1964 gesehen. Dadurch wurdeaber auch seine insgesamt radika-lere Bedeutung zu oft vernachläs-sigt und übersehen.

    Die Bürgerrechtler_innen, die zurTeilnahme aufriefen und das Groß-ereignis organisierten, waren A.Philip Randolph (Präsident der Bro-therhood of Sleeping Car Portersund Vize-Präsident der AmericanFederation of Labor and Congressof Industrial Organizations AFL-CIO), Martin Luther King, Jr. (Präsi-dent des Southern Christian Lea-dership Council, SCLC) und Bay-ard Rustin (führender Aktivist derWar Resisters League und desKongresses für Rassengleichheit,

    den er während seiner Tätigkeit fürden amerikanischen Versöhnungs-bund mitbegründete).

    Einundzwanzig Jahre zuvor (1941),als die Vereinigten Staaten kurzdavor standen in den zweiten Welt-krieg einzugreifen, appellierte Ran-dolph, in Zusammenarbeit mitRustin, für solch einen großenMarsch von Afroamerikaner_innenum eine vollkommene Aufhebungder Rassentrennung in den Streit-kräften und der Kriegsindustrie zufordern. Als Antwort darauf verbotPräsident Franklin D. Rooseveltselbst, aus Angst vor der Aussichtauf solch eine Demonstration,umgehend die Diskriminierung beiRüstungsaufträgen. Obwohl diesden Marsch verhinderte, bewahrteRandolph seinen Wunsch nachwirtschaftlicher Gleichheit von Afro-amerikaner_innen und eigentlichaller Bürger_innen Amerikas.

    Später, im Jahr 1962, als das inden 50er Jahren begonnene “Free-dom Movement“ seine Aktivitätenausgeweitet hatte – auf Sit-ins,Freedom Rides, lokale Märsche,Demonstrationen – instruierte Ran-dolph Bayard Rustin, detailliertePläne für einen großen Marsch aufWashington, der sich speziellgegen Arbeitsdiskriminierung rich-tete, vorzubereiten. Kurz danach,im Frühling 1963, während derbekannten Birmingham Kampagnedes SCLC, erklärte Martin LutherKing Jr.: „Wir werden einen Mas-senprotest brauchen... um in einerstrahlenden Handlung alle Kräfteder weitverstreuten Front zu verei-nigen.“

    Zu diesem Zeitpunkt arbeitetenRandolph, Rustin und King zusam-men an der Planung, die letztend-lich das Ereignis im August hervor-brachte. Sie führten Anfüh -

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    Marsch auf WashingtonDouglas Sturm

    Foto von Ted Eytan (Flickr)

    GESCHICHTE

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  • 6 Spinnrad 3 / 2013

    rer_innen diverser afroamerikani-scher Aktivist_innen-Gruppen zu -sammen – die Presse nannte sie„Big Six“, die Großen Sechs – dieauf starken Widerstand bei Präsi-dent John F. Kennedy stießen, alssie ihn trafen um über ihre Intentio-nen zu sprechen. Jedoch bliebensie unerschrocken bei ihremBeschluss.

    Die „Big Six”, obwohl sie auch gra-vierende Differenzen untereinanderhatten, schlossen sich zusammenund formulierten ein gemeinsamesSchriftstück mit zehn Forderungenals übergeordnete Ziele des Mar-sches, die von effektiver Zivil-rechtslegislatur und dem Verbotvon Rassendiskriminierung beiallen bundesstaatlich gefördertenWohnbauten bis hin zu garantiertenArbeitsplätzen für alle Bürger_ -innen mit die Lebenskosten de -ckenden Löhnen und dem Endevon Diskriminierung in und aufallen Regierungsebenen – Staat,Bundesstaat und Gemeinde –reichten. Kurz gesagt, das Ziel desMarsches vereinte Anliegen vonRassengerechtigkeit und Wirt-schaftsgerechtigkeit. In den Bemü-

    hungen ging es nicht nur darum einEnde der Rassendiskriminierungherbeizuführen, sondern auch wirk-liche und vollwertige Gleichheit inder wirtschaftlichen Sphäre alswahrhafte Bedeutung der demokra-tischen Bürger_innenschaft zuschaffen. Daher hieß die Aktion„Marsch auf Washington für Arbeitund Freiheit.“

    Widerwillig unterstützte die Kenne-dy-Regierung den Marsch, stellteaber auch Forderungen, die mögli-che Störungen verhindern sollten:der Marsch musste an einemWochentag stattfinden; Anfang undEnde mussten schon bzw noch beiTageslicht stattfinden; nur überprüf-te Schilder konnten verwendet wer-den; Geschäfte und Bars, in denenAlkohol verkauft wird, musstengeschlossen bleiben; Angestelltedes Staates durften zuhause blei-ben; Krankenhäuser mussten auf-grund möglicher gewalttätigerZusammenstöße in Alarmbereit-schaft sein.

    Der Marsch selbst, bei weitem diegrößte Massendemonstration, diedie Hauptstadt bis dahin gesehenhatte, zeigte, dass die Ängste des

    Präsidenten unbegründet waren.Obwohl sehr enthusiastisch, ver-hielten sich die Teilnehmenden imAllgemeinen friedlich und geordnet.Etwa 75% waren Angehörige vonMinderheiten aus allen Gebietender Nation. Das Programm dauerteden ganzen Tag. Zwischen denAnsprachen – alle beschränkt aufweniger als 10 Minuten – gab esmusikalische Darbietungen be -rühmter Künstler_innen, Auftrittevon Prominenten und stimmgewal-tiges, gemeinsames Singen vonHymnen und Liedern der Bürger_ -innenbewegung.

    Wie weithin bekannt ist, war derbedeutendste Beitrag der Veran-staltung die Abschlussrede MartinLuther Kings “Ich habe einenTraum”. Kings Rhetorik warunübertroffen. In ihrer Artikulationdes Leides der nicht-weißen Bevöl-kerung, dem unerfüllten Verspre-chen der amerikanischen Demo-kratie, seiner Vision einer durchund durch gerechten und mensch-lichen Zukunft und der Dringlichkeiteines vollkommenen sozialen Wan-dels, war seine Ansprache inspirie-rend für hunderttausende Men-

    Der Blick vom Lincoln Memorial auf das Washington Monument heute

    Foto: Bernt Rostad (Flickr)

    GGESCHICHTE

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  • schen, die ihn hörten, was sie inihrer Entschlossenheit gleiche Frei-heit für alle und jede/n Realität wer-den zu lassen, vereinte. Er beriefsich auf die Worte der Unabhängig-keitserklärung und den alten hebrä-ischen Propheten Amos um seineForderung zu legitimieren.

    Die Worte aus Kings Ansprache,die in den folgenden Jahrzehntenoft zitiert werden sollten, warenjene, die einen Traum der Harmo-nie zwischen den Rassenbeschwören, wie etwa: „Ich habeeinen Traum, dass meine vier klei-nen Kinder eines Tages in einerNation leben werden, in der mansie nicht nach ihrer Hautfarbe, son-dern nach ihrem Charakter beurtei-len wird ... Ich habe einen Traum,dass eines Tages in Alabama …kleine schwarze Jungen und Mäd-chen mit kleinen weißen Jungenund weißen Mädchen als Schwe-stern und Brüder Hände haltenkönnen.“ Kurz gesagt, KingsAnsprache, und damit oft auch derMarsch selbst, werden gerne kon-struiert als ein Beharren auf derNotwendigkeit die Enge und dasElend der Rassendiskriminierungzu überwinden. Das hat zur Konse-quenz, dass die Forderung nachvollkommener und inklusiver wirt-schaftlicher Gerechtigkeit, die denOrganisator_innen ein ebenso gro-ßes Anliegen war, oft ignoriert oderabgetan wird.

    Leider wurde diese Verringerungder vollen, radikalen Bedeutungdes Marsches auch durch eine Ver-engung des gesamten Engage-ments Martin Luther Kings wieder-holt. Dass King, zusammen mit vie-len anderen, eine bedeutende Rol-le bei der Transformation der Ras-sentrennung in den VererinigtenStaaten während der Bürgerrechts-bewegung inne hatte, ist natürlichnicht von der Hand zu weisen. DieCivil Right Acts von 1964 und 1965legen Zeugnis davon ab. Jedochwar sein umfassender Traum weitgrößer in seinem Ausmaß; er bein-

    haltete nicht weniger als eineumfangreiche Revolution mensch-licher Beziehungen – sozial, wirt-schaftlich und politisch – auf derganzen Welt.

    King zitierte oft die “drei Übel”, diedie Welt zu seiner Zeit (und zuunserer) heimsuchen: Rassismus,Armut und Gewalt. In Bezug auf dieArmut schlug er, erfolglos, vor,dass 1964 die Plattform der Demo-kratischen Partei einen weitrei-chenden Gesetzesentwurf für dieBenachteiligten verabschiede, derihnen das Recht auf Vollbeschäfti-gung, höhere Bildung, ein ordentli-ches Einkommen, leistbares Woh-nen und medizinische Versorgungzusichert – alles als ein Anliegeneinfacher Gerechtigkeit. Späterstartete er in Chicago eine Kam-pagne, die sich mit Wohnbau,Arbeit und Bildung beschäftigte.1967 initiierte King Pläne für eine„Poor People’s Campaign“ (Kam-pagne der armen Leute), die erneuteinen großen Marsch auf Washing-ton beinhaltete, dieses Mal mit alljenen, die unter den Erniedrigun-gen der Armut litten, unabhängigvon ihrer Abstammung. Aufgrundseiner Ermordung im April 1968konnte King selbst nicht an demMarsch teilnehmen, der trotz sei-nes tragischen Todes im Augustdieses Jahres stattfand.

    In Bezug auf Gewalt lehnte Kingdas starke Engagement unsererNation gegen Nord-Vietnam ab.Obwohl andere in der Bürger_in -nenbewegung versuchten Kingdavon abzuhalten seine Oppositionzum Krieg in der Öffentlichkeit zuvertreten, da dies von den eigenenAnstrengungen ablenken könnte,tat er genau das in seiner langenAnsprache „A Time to Break Silen-ce“ (Es ist Zeit, das Schweigen zubrechen) in New York City im April1967, in der er bestätigte, dassRassismus und der Vietnamkrieguntrennbar verknüpft waren. AlsRepräsentation von Kings Einsatzdarf sein uneingeschränktes Be -

    kenntnis zur Gewaltfreiheit als dieeinzige moralisch akzeptierbareMethode der Konfliktlösung aufallen Schauplätzen zwischen-menschlicher Interaktion, persön-lich und politisch, nicht vergessenwerden.

    Zusammengefasst kann mansagen, dass in Kings VerständnisRassengleichheit, Wirtschaftsge-rechtigkeit und friedliche Bezie-hungen essentielle Qualitäten der„beloved community“ darstellen –einem Konzept, auf das er sichüber die Jahre hinweg ständigberief, als dasjenige, das die allum-fassende Berufung für all unsereBemühungen darstellt. Die „belo-ved community“, so schlage ichvor, ist das Herzstück seines allum-fassenden Traumes – seiner Visioneiner neuen Zukunft für die Verein-igten Staaten, und noch mehr, fürdie ganze Welt. Und dies, so meineich, zeigt die fortwährende Bedeu-tung des 1963 stattgefundenenMarsches auf Washington fürArbeit und Freiheit an. Wenn wirjetzt, 2013, diesen Marsch feiern,rufen wir uns selbst dazu auf unserneut auf diesen alles umschlie-ßenden Traum zu besinnen. Damiter wahr werden möge.

    Douglas Sturm ist emeritierterProfessor für Religion und Politik-wissenschaft an der Bucknell Uni-versität in Lewisburg, Pennsylva-nia. Seit 1948 ist er Mitglied beimFellowship of Reconciliation, demamerikanischen Versöhnungsbund.

    Quelle: http://forusa.org/blogs/dou-glas-sturm/continuing-significance-1963-march-washington-for-jobs-freedom/12336

    Übersetzung:

    Lucia Hämmerle

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    GGESCHICHTE

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  • Im Jahr 2014, 100 Jahre nachdem Beginn des Ersten Welt-krieges, werden internationaleFriedensevents in Sarajewostattfinden. Was ist die histori-sche Beziehung zwischen Sara-jewo und dem Ersten Weltkrieg,und warum sollten Friedens -events in unseren Zeiten in Sara-jewo stattfinden?

    Mustafa Cero: Viele Historiker_innen glauben, dass die Ermor-dung des österreichischen Kron-prinzen in Sarajewo am 28. Juni1914 der Auslöser für den ErstenWeltkrieg war. Dass dies offiziell alsAusgangspunkt für den ErstenWeltkrieg betrachtet wird, ist eineweitverbreitete Ansicht. Zusätzlichist Sarajewo auch jene Stadt, dievon 1992 – 1995 44 Monate langunter Belagerung stand, worunterdie Bürger_innen sehr gelittenhaben. Also ist Sarajewo einerseitssymbolisch verknüpft mit demErsten Weltkrieg, aber auch derOrt, an dem „der letzte Krieg Euro-pas“ ausgetragen wurde.

    Ljulijeta Goranci Brkic: Im 20.Jahundert gab es in den jetzt ehe-maligen jugoslawischen Staatenneun verschiedene Kriege, die allein Zusammenhang stehen und Zer-störung in jedem dieser Länder,und somit in der ganzen Region,verursachten. Macht man sich dasbewusst, und denkt zusätzlich nochan die Ermordung von Franz Ferdi-nand, dann erscheint Sarajewo alsder am besten geeignete Ort umden 100. Jahrestag des Ausbruchsdes Ersten Weltkriegs zu begehen.Sarajewo sollte nun eine Botschaftdes Friedens und der Toleranzaussenden.

    Der Krieg in Ex-Jugoslawien istbereits zwei Jahrzehnte her undwar dominiert von ethnischenund nationalen Ideologien. Ist

    der spaltende Krieg noch immerin den Köpfen und Herzen derMenschen im Balkan?

    Goran Bubalo: Die Nachfolgestaa-ten von Jugoslawien, speziell Bos-nien und Herzegowina (BiH),haben noch immer mit den Altlas -ten des Krieges zu kämpfen. Daspolitische Führungspersonal istweiterhin nicht willens und in derLage, dieses Erbe, insbesonderedie Kriegsverbrechen, anzugehen.Die anhaltenden ethnischen Spal-tungen erschweren politischen,ökonomischen und sozialen Fort-schritt. Nationalistische Rhetorik istnoch immer allgegenwärtig, dennführende Parteien und Regierungs-vertreter_innen machen von ihrGebrauch und kontrollieren damitden Diskurs; sie verhindern, dasssich anderslautende Stimmenäußern können. Viele Menschenfolgen dieser Rhetorik, anderewiederum ziehen sich in die Pri-vatsphäre zurück, weil sie nicht anAlternativen glauben. Auf allenEbenen werden jene, die versu-chen den Dialog, Kooperation undAngelegenheiten von öffentlichemInteresse zu fördern überschattetvon trennendem Diskurs und derUnfähigkeit konstruktiv mit Diver-sität umzugehen und Konflikte auffriedliche Weise zu transformieren.

    Eine Studie zeigt, dass Bosnienund Herzegowina heute starkgeschwächt ist und nur wenig insti-tutionelle Absicherungen hat, diedem Staat eine Überlebenschancegeben. Man muss ja bedenken,dass nach einem Krieg, der alleine

    in Bosnien 100.000 Menschenle-ben gekostet hat, immer noch9.450 Menschen vermisst sind undMassengräber gefunden werden.Immer wieder hört man, dass dieMöglichkeit besteht, dass dieGewalt wieder ausbricht. In denletzten drei Jahren hat die nationa-listische Rhetorik zugenommen;heute dominiert sie öffentlicheForen und Medien und lässt keinenPlatz für positive Erfolgsgeschich-ten, die einen weiteren „BrainDrain“ verhindern könnten.

    Ljulijeta Goranci Brkic: Dieandauernden Auswirkungen desNachkriegstraumas quälen die Bür-ger_innen noch immer und verhin-dern Versöhnung. Weil Ethnizitätein zentrales Motiv hinter denbegangenen Gewalttaten währenddes Krieges war, halten viele derÜberlebenden an ihren tief verwur-zelten Kränkungen gegenüberanderen ethnischen Gruppen fest.Die jungen Menschen kennen nurein Bosnien und Herzegowina, dasin mono-ethnische Enklaven aufge-teilt ist. Unterschiedliche ethnischeIdentitäten werden außerdembestärkt durch segregierte Schulenund auf die Ethnien bezogeneLehrpläne, die junge Menschen mitdehumanisierenden Narrativenüber „die Anderen“ - leicht „ent-zündbare“ nationale Rhetorik –beeinflussen. Eltern, Lehrer_innenund die Medien bestärken so Angstund Misstrauen. Ohne die Aufforde-rung kritisch über Gemeinsamkei-ten und Unterschiede nachzuden-ken, tendieren die jungen Men-

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    International Peace Event in SarajewoInterview mit Mustafa Cero, Ljulijeta Goranci Brkic und Goran Bubalo

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  • schen in Bosnien und Herzegowinadazu sich als „Angehörige ver-schiedener Gesellschaften“ zubetrachten. Trotz dieses Gefühlsder Seperation ist die Jugend ge -nerell belastbarer, energetischerund kreativer in ihren Problemlö-sungsansätzen als ältere Genera-tionen. Die Mobilisierung der jun-gen Menschen an interethnischenAustäuschen, Kooperationen undsozialem Aktivismus teilzunehmen,ist von zentraler Bedeutung für Ver-söhnung. Jugendliche mit unter-schiedlichem ethnischem Hinter-grund sind nicht zwangsläufiggewalttätig gegen einander, abersie haben selten Möglichkeitenzum Austausch, wenn nicht vonNGOs Anlässe geschaffen werden.

    Goran Bubalo: Und nationaleRhetorik ist in Bosnien und Herze -gowina allgegenwärtig, wobei ein-flussreiche Personen, wie Regie-rungsbeauftragte, religiöse Füh-rungspersönlichkeiten und dieMedien diejenigen sind, die dieNarrative verbreiten, die die Gesell-schaft in dem Land formen. Politi-sche Parteien oder hochrangigePolitiker_innen kontrollieren dienationalistische Botschaft und -obwohl viele individuelle Führungs-persönlichkeiten Versöhnung un -terstützen - verhindert ihre Zugehö-rigkeit zu einer Partei oft, dass siediese persönlichen Ansichten zumAusdruck bringen können. Unddennoch, gerade die Stimmen derMenschen in solchen Schlüsselpo-sitionen sind es, die die Menschender breiten Gesellschaft mobilisie-ren können um nach den Gemein-samkeiten mit ihren Nachbar_innenzu suchen und um sich für gemein-same Belange zu engagieren. Indiesen Frühling haben sich vieleBürger_innen mit unterschiedlich-sten Hintergründen einer Demon-stration gegen das Parlamentangeschlossen, was uns die Hoff-nung gibt, dass eine Mobilisierungmöglich ist.

    Mustafa Cero: Trotz der weitläufi-gen Verwüstungen die währenddes Krieges 1992-1995 passiertsind, versucht Sarajewo seine mul-ti-ethnische Struktur und Charakterwiederherzustellen. Sarajewo isteine einzigartige Stadt, in der manGotteshäuser von drei der großenWeltreligionen nahe beieinandervorfindet. Und das funktioniert gut,obwohl es vor nicht allzulanger Zeitdiese Kriegszerstörungen gab. DerProzess der Versöhnung passiert,aber nicht mit der Dynamik, die dieBürger_innen von Bosnien undHerzegowina gerne hätten. Des-wegen ist das geplante Eventnächstes Jahr in Sarajewo eineMöglichkeit hier neue Kräfte undein Momentum zu schaffen.

    Sie arbeiten in inter-ethnischenStrukturen. Was sind Ihre Erfah-rungen mit Friedensprozessen inBiH und was muss für die Über-brückung der Spaltungen getanwerden?

    Goran Bubalo: Seit fast 20 Jahrengibt es Bemühungen, die Regie-rungsinstitutionen im Nachkriegs-Bosnien zu stärken, und diesehaben uns erneut gezeigt, dassohne die Grundlage eines gemein-samen Geschichtsverständnissesund einem Gefühl für nationaleIdentität kein Zusammenhalt ent-stehen kann.Die Gesellschaft hiermuss einen nationalen Versöh-nungsprozess durchlaufen, umVertrauen zwischen den ethni-schen Gruppen wiederherzustel-len. Dafür braucht es eine sichereUmgebung für offenen Dialog.Durch den Austausch können Bür-ger_innen vergangene Ereignissereflektieren und in Zusammenarbeitein Bosnien und Herzegowinaschaffen, das als Grundsätze Tole-ranz und Diversität hat. In Zukunftsollte es so sein, dass Jugendlichesich in die Friedensbewegungeneinbringen und auch von ihnenunterstützt werden. Es gilt gesamt-gesellschaftliche Grundlagen zu

    schaffen, auf deren Basis maneinen Frieden aufbauen kann, derdem Hass und der auf Angstgegründeten Rhetorik gegenüber-treten kann. NGOs haben häufigdas Problem, dass sie zwar gutlokal verankert sind, ihnen aber dieorganisatorischen Kapazitäten feh-len und es keine Koordinierunggibt. Dies führt dazu, dass dieNGOs ihren Fokus auf individuelleProjekte legen. Das Resultat davonist, dass man die Aktivitäten ande-rer wenig kennt und es kaum Kon-takte und Kooperationen zwischenOrganisationen mit ähnlichen Zie-len gibt. Potentielle Synergien wer-den nicht vollständig entwickelt,das Lernen von einander durchAustausch von Wissen, Erfahrun-gen und Ressourcen bleibt subopti-mal. Ein möglicher zielgerichteterBeitrag der Zivilgesellschaft zuFriedensbemühungen in Bosnienund Herzegowina, der eine ganz-heitliche Strategie verfolgen müs-ste, wird so in eine Vielzahl kleiner,unzusammenhängender Initiativenzerstreut. Interethnische Koopera-tion und die Förderung einer lan-desweiten friedensstiftenden Agen-da für Versöhnung und kooperativeEntwicklung ist derzeit nicht sicht-bar genug und findet wenig Zugän-ge zu den Medien wie auch inöffentlichen und politischen Debat-ten. Ein koordinierter Ansatz könn-te Friedensorganisationen dasPotenzial bieten in diesem Bereichmehr voranzutreiben. Zusätzlich istes derzeit so, dass die Kapazitätenfür Advocacy und politischeGespräche eher niedrig sind. Essollte das ganze Land miteinbezo-gen und die Sichtbarkeit der Aktio-nen verbessert werden um mehrUnterstützer_innen zu mobilisieren,um Friedensbemühungen undkooperative Entwicklungen voran-zutreiben und die Regierung an dieInteressen der Bevölkerung zuerinnern.

    Ljulijeta Goranci Brkic: DasPeace Event ist daher eine großar-tige Möglichkeit, um Hoffnung zu

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  • generieren, aber auch um denKreislauf aus Blut und Angst zudurchbrechen, der uns von einan-der entzweit. Wir wollen diese Mög-lichkeit nutzen um zu zeigen, dasseine bessere Zukunft möglich ist.

    Was ist mit dem internationalenKontext? Zum Beispiel verglei-chen manche die Situation von1914 mit heute, in Bezug auf denKonflikt über die neue Weltord-nung.

    Goran Bubalo: Die gesamte Bal -kanregion ist ein gutes Beispiel fürdie neue Weltordnung: separateStaaten mit widerstreitenden Inter-essen, von denen jeder sicherstel-len will, dass er sein Stück vomKuchen abbekommt. Es ist offen-sichtlich, dass die westlichenDemokratien die Kriege in derRegion dafür genutzt haben, ihreMachtsphäre auszuweiten sowiedie weitere Existenz der NATO undihre imperialen Interessen zu recht-fertigen.

    Ljulijeta Goranci Brkic: Wir lebenin turbulenten und unsicheren Zei-ten, die von einer großen wirt-schaftlichen Krise, Depression, gro-ßen und kleineren Konflikten über-schattet werden. Im Moment gibt esauf der Welt einige Konflikte, dieEinfluss auf die globale politischeSituation haben. Derzeit geht es davor allem um die Konflikte, derenEnde nicht absehbar ist. Im Laufeder Zeit werden sie immer schwer-wiegender und politische Akteur_in -nen werden nicht als Kräfte wahr-genommen, die ernsthaft versu-chen hier Lösungen zu finden. ImGegenteil, Konflikte werden benutztum Machtpositionen in der Welt zu

    stärken. Es ist ein „Spiel“, das keinEnde hat – und der Friede leidet.Mehr denn je braucht die Welt jetztstabilen Frieden. Viele Organisatio-nen weltweit arbeiten daran, aberdas scheint nicht ausreichend zusein. Es braucht eine neue Strate-gie, wie man zu einer friedlichenWelt beitragen und sie erreichenkann. Das „Sarajevo Peace Event2014“ soll der Ort sein, an dem sol-che Organisationen die derzeitigeSituation diskutieren und möglichekonkrete Schritte erarbeiten kön-nen – durch Aktivitäten, die inZusammenhang mit der Stärkungdes Friedens und gewaltfreier Kon-fliktlösung stehen.

    Was wird 2014 in Sarajewo pas-sieren? Wie kann man an denAktivitäten in Sarajewo und/oderganz Europa teilhaben?

    Mustafa Cero: Es wird ein großesviertägiges Event von 6.-9. Juni2014 geben, an dem friedens-bewegte Menschen aus der ganzenWelt teilnehmen. Das ganze solleine Kombination aus internationa-len Konferenzen, Workshops, Aus-stellungen, Musik und Filmfestivals,Straßenaktionen, künstlerischenPerformances und einem Jugend-camp werden.

    Ljulijeta Goranci Brkic: Einigeinternationale und heimische zivil-gesellschaftliche Organisationensind in die Vorbereitungen invol-viert. Es gibt sechs Arbeitsgruppenzu Finanzen, Forum, Kultur, Ju -gend, Kommunikation und Logistikfür das ganze Event. Zusätzlich gibtes noch ein koordinierendes Komi-tee, das ebenfalls aus internationa-len und heimischen NGO-Mitarbei-

    ter_innen besteht.

    Goran Bubalo: Das Event soll einTreffpunkt für Aktivist_innen, Enga-gierte und Forscher_innen aus allerWelt sein, die sich dem Frieden undder Gewaltfreiheit verschriebenhaben. Die Erfolge und Herausfor-derungen heute sollen betrachtetwerden. Es wird eine Gelegenheit,eine Kultur des Friedens und derGewaltlosigkeit mit all ihren Facet-ten zu demonstrieren. Auch ist esuns wichtig einen offenen Raum fürzukünftiges gemeinsames Arbeitenfür diese Kultur des Friedens zubieten. Das Treffen wird als ge -meinsame Aktivität von uns allengeplant, Friedensarbeiter_innen,Aktivist_innen, junge und ältereMenschen aus der ganzen Weltwerden erwartet. Jede und jeder,die/der sich einbringen will, ist dazuherzlich eingeladen.

    Goran Bubalo arbeitet beim Net-work for Building Peace und ist Mit-organisator des “Peace EventSarajevo 2014”

    Ljulijeta Goranci Brkic und MustafaCero arbeiten beim Nansen Dialo-gue Center Sarajevo (NDC)

    Näheres zum “Peace Event Saraje-vo 2014” unter:

    www.peaceeventsarajevo2014.eu

    Quelle: 1914 - 2014. Zeitschrift desNetzwerks “No to War - No toNATO”, S. 4-5

    Übersetzung: Lucia Hämmerle

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  • Seit sechs Monaten begleiteich die FriedensgemeindeSan José de Apartadó. DreiWellen des Konflikts stachen mirbis dato besonders ins Auge.Anfang März bin ich direkt in eineWelle hoher Guerillapräsenz einge-taucht. Die zweite Welle, gekenn-zeichnet von hoher Militärpräsenz,folgte sogleich. Nach ihr kam Welle3, die paramilitärische Handlungenin den Vordergrund schwemmteund noch nicht am Abklingen ist.

    Das Zusammentreffen von Welle 1und Welle 2 trat als fliegendeKugeln über und durch unser DorfLa Unión an die Oberfläche. Esfolgten weitere Kämpfe zwischender Guerilla und dem staatlichenHeer in und um die Friedensge-meinde. Die Militärwelle manife-stierte sich auch in Beschädigun-gen von Kuhweiden und Kakaofel-dern der Friedensgemeinde, diedurch die Errichtung von Hub-schrauberlandeplätzen und Lager-plätzen verursacht wurden.

    Der dritte bewaffnete Akteur rolltemit Attentaten und illegalen Regi-strierungen der Bevölkerung an.Der Übergang zwischen Welle 2und Welle 3 fand ohne Konfronta-tion oder legaler Interventionen vonSeiten des Staates statt.

    Drohungen und sporadische Besu-che von zivilen oder uniformiertenbewaffneten paramilitärischenGruppen gehören in gewissemMaße zum bereits normalen, ‘ruhi-gen’ Fahrwasser des scheinbarewigen Konfliktes rund um die Frie-densgemeinde. Die Ereignisse derletzten Wochen stachen abersowohl in ihrer Intensität als auch inder Ausdehnung hervor. Es hatsich eine Wellenfront geformt, die

    in und um die FriedensgemeindeUnsicherheit und Angst verbreitethat und noch immer verbreitet.

    Uniformierte, bewaffnete Truppensuchten Bauernfamilien in derUmgebung auf, bedrohten sie unddrangen in mehrere Gebiete derFriedensgemeinde vor, wo sie miteiner Inkursion, quasi einer Über-schwemmung, drohten.

    Gleichzeitig schob diese Wellen-front mehrere Familien aus ihrerHeimat La Hoz, einer Mikroregionbei Mulatos, einem der Dörfer derFriedensgemeinde. Die Bauernfa-milien flüchteten unter anderemnach Mulatos, nachdem ein BauerMitte August getötet worden war.Ein weiterer Bauer wurde in dergleichen Mikroregion von denParamilitärs, die sich als AGC,Autodefensas Gaitanistas deColombia, bezeichnen, entführt.Sein Verbleib ist bis dato ungewiss.

    Um bewegliches Hab und Gutgeflüchteter Familien sicherzustel-len, organisierte die Friedensge-meinde vor zwei Wochen einehumanitäre Kommission, die gegenden Strom der Paramilitärs denWeg nach La Hoz suchte. Zusam-men mit internationalen Be -gleiter_innen drang die Kommis-sion zu einigen Häusern geflüchte-ter Familien vor. Dabei traf sie vordem Haus einer vertriebenen Fami-lie auf eine Gruppierung uniformier-ter, bewaffneter Männer, die sichwiederum als AGC zu erkennengab. AGC wird als die Nachfolgeor-ganisation der AUC (AutodefensasUnidas de Colombia) angesehen,deren Demobilisierung unter derRegierung Uribe 2006 offiziellabgeschlossen wurde, von interna-tionalen Beobachter_innen aller-

    dings als gescheitert betrachtetwird.

    Im Gegensatz zu diesen Beobach-tungen leugnet das Militär jeglicheFlüchtlingsbewegung in der ammeisten betroffenen Mikroregion LaHoz. Auch das Verschwinden desBauern wird vom staatlichen Heerund den lokalen Behörden negiert.

    Internationale wie nationale Strö-mungen beeinflussen sicherlichbeträchtlich das Wellenbad in undum San José de Apartadó. Denn estut sich viel rund um die Konjunkturder Friedensgemeinde. Die Frie-densverhandlungen in Havannakönnen jeden Moment die Wasserneu mischen. Auf nationaler Ebeneregt sich Widerstand in der kolum-bianischen Zivil-, und vor allemBauernbevölkerung. Streiks in ver-schiedensten Teilen Kolumbiens,auch in Apartadó, stehen auf derTagesordnung. In San José deApartadó steigt in den letztenWochen der Druck von illegalenbewaffneten Truppen verschiede-ner Ideologien auf die Zivilbevölke-rung. Die Bevölkerung wird voneiner Seite ermahnt, zu den Streikszu gehen, von der anderen, nichtzu gehen. Ein wahrscheinlichesErgebnis: Angst und Flucht?

    Es bleibt abzuwarten, zu beobach-ten und zu berichten, was sich inden nächsten Monaten zusammen-braut.

    Informationen über unsereArbeit in Kolumbien gibt es unter

    http://www.versoehnungsbund.at/kolumbien

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    Sechs Monate in der Friedensgemeinde von SanJosé de Apartadó. Ein Wellenansatz.Bericht von Michaela Söllinger, die seit März 2013 im Rahmen des Versöhnungsbund-Begleitprogramms eineneinjährigen Friedenseinsatz in San José de Apartadó ableistet.

    KKOLUMBIEN

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  • Wir blicken zurück auf einerfrischendes und inhalt-lich spannendes Wochen -ende. Wir waren 9 Erwachseneund 2 Babys. Wir hatten eine wun-derbare Zeit, alle Teilnehmer_innenkonnten sich wieder neue Impulsefürs tägliche Leben mitnehmen.Das ist schön, denn der Sinn isterfüllt!

    Zum Kennenlernen zeichneteein_e jede_r von uns einen Baumzur Frage „Was bedeutet Spiritua-lität für mich?“ Danach stiegen wirein in unser Thema

    Was macht mich reich?

    mit einem Vortrag vom persönlichsehr engagierten Herrn Fritz Keller(ATTAC, Armutskonferenz uvm.).Dazu mehr im Kasten rechts.

    Nach sehr konkreten Ausführungenzu „Armut und Reichtum als Exi-stenzfragen“ blieb viel Zeit für per-sönlichen Austausch.

    Das ganze Wochenende wardurchzogen von spirituellen Einhei-ten mit Fragen wie „Was hat michheute schon glücklich gemacht?“und „Wofür bin ich dankbar?“.

    An den Abenden saßen wir bis indie Nacht hinein zusammen undhaben gesungen und gespielt.Dank Babyphon konnten auch diejungen Mütter und Väter dabeisein, was wunderbar funktionierte.

    Den Samstag Vormittag hat MarionSchreiber für uns gestaltet. Wirhaben uns die persönlichen Fragengestellt: „Was macht mich arm?Und was macht mich reich? Wasbrauche ich von den Anderen?Welche Hilfe kann ich geben? Undwas will ich wirklich geben?“

    Direktes Fragen stellte sich alsbeste Form des Bittens für alleBeteiligten heraus.

    Der Sonntag stand für unser per-sönliches Engagement in der Fami-lie, im Freundeskreis und im beruf-lichen sowie ehrenamtlichen Alltag.Wir staunten wieder über die Fülle

    unseres Tuns.

    Auch haben wir für den Versöh-nungsbund herausgearbeitet, wel-che Stütze der Verein für unseraktives Tun im Alltag sein kann,und eine Liste mit vielen Ideen fürden Verein erstellt.

    Das Austauschwochenende stehtklar für die Kultur des Friedens undder Gewaltfreiheit und unterstütztuns dabei uns zu vernetzen undunsere Haltung zu stärken. Ganzherzlich darf ich schon für das 5.Austauschwochenende von 29. -31. August 2014 auf der Erentrudis -alm einladen. Bitte um Anmeldungim Büro oder per Mail an mich:[email protected]. Ich freuemich schon wieder auf die gemein-same Zeit auf der Alm!

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    4. Austauschwochenende

    auf der Erentrudisalm in SalzburgCornelia Stanzel

    „An diesem Wochenende habeich besonders die Ausgewogen-heit zwischen einem inhaltlichinteressanten Thema und einementspannten gelassenen Ablaufgenossen. Die Umgebung wartraumhaft und unsere Gemein-schaft sehr freundschaftlich undvertraut. Ich bin dankbar undfühle mich sehr bereichert.“- Bettina

    „Das Austauschwochenendewar eine Auszeit vom Alltag - ineiner wunderschönen Umge-bung erlebten wir Gemeinschaft,tiefe Gespräche, viel Spaß,Inspiration und auch Stille. Vie-len Dank für diese schöne Zeit,wir sind nächstes Jahr sicherwieder dabei!“ - Daniela

    „Schön war’s miteinander!!! DerEinstieg mit dem Baum unsererSpiritualität hat schon so vielGemeinsames aufgezeigt: feinesEmpfinden, Engagement, Aufge-hoben-Sein im Universellen. Unddas hat sich durchgezogen inoffenen Gesprächen, Einfühlenin die Natur, Fröhlichkeit in unse-rem Singstil kreuz und quer,essen nicht vergessen - es warsehr fein mit euch!” - Marion

    VVB MITGLIEDER

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  • 13 Spinnrad 3 / 2013

    Schließe deine Augen. Lassdich an der Hand führendurch das Gras, in dem dieGrillen zirpen. Die Sonne scheintwarm auf deiner Haut und weist dirden Weg. Deine Füße wandernumher, spüren weiche Erde undknarzende Steine. Deine Händetasten, sie ertasten Knospen, dieerst im Werden sind, und Blätter,deren Herbst schon gekommen ist.Es ist September, und der Sommerhat sich noch nicht entschieden zugehen. Der weiche Wind trägt dichweiter auf deinem Weg.

    Wir durchstreifen gemeinsam in derkleinen Gruppe die Wälder rund umdie Erentrudisalm. Die Landschaftlädt immer wieder zum Verweilenein - ob im von der Sonne gewärm-ten, summenden Gras, im moosi-gen Schatten des Mischwaldes, imfarbenfrohen Steinbruch oder ander Lichtung, die den Blick frei ent-lässt über das weite Land. Wir wan-dern, wir erleben, und wir denkennach. Über eine systemische Sichtder Welt, die uns zeigt, dass allesmit allem zusammenhängt. Sowohlräumlich, in einer Verwandtschaft

    aller Lebewesen, als auch zeitlich,in der Verbundenheit von gestern,heute und morgen. Zwischendurchgibt es kleine Momente, die unszeigen, dass alles genauso ist wiees sein soll, auch wenn es sichunseren eigenen, wohldurchdach-ten Plänen entzieht.

    Schließe deine Augen. Lass dichan der Hand führen vom Lebenselbst. Habe Vertrauen darauf,dass du deinen Weg nicht nur fin-den wirst - nein, du bist schonlängst unterwegs. Die Antwortenwerden sich weisen, während dugehst."

    Buchtipp: "Die Reise ins lebendi-ge Leben. Strategien zum Aufbaueiner zukunftsfähigen Welt. EinHandbuch" von Joanna Macy undMolly Young Brown; Junfermann, 2.Auflage 2004

    Über den Vortrag über Armut und Reichtum als ExistenzfragenZusammenfassung von Fritz Keller

    Wer in Armut lebt, erfährt oft auch Ausgrenzung, Einsamkeit und Isolation. Rund 10 % der Bevölkerung ist inÖsterreich davon betroffen, das sind jene Personen, die weniger als 1000 Euro im Monat zur Verfügung haben.Vor allem Erwerbslose, Alleinerziehende oder Zuwanderer_innen und Personen mit schlecht bezahlten Jobs sinddavon betroffen. Nicht die Personen sind schuld an dieser Misere, sondern die Systemfehler, Ignoranz und büro-kratische Hürden. Die Armutsschere wächst auf der ganzen weiten Welt immer weiter. Die soziale Polarisierungnimmt zu. 2,7 Milliarden in Armut lebende Menschen müssen sich genau so viel Einkommen teilen wie die 50.000Reichsten (Quelle: Sozialbericht, OECD). „Wenn es gelingt, vorhandene Ressourcen durch gerechte Steuern undnachhaltige Investitionen so zu organisieren, dass möglichst alle daran partizipieren können, können Reichtümervieles vermögen.“ Wichtig in solchen Besprechungen ist immer das Aufzeigen von Lösungen. Eine Bekämpfungvon Armut braucht viele Maßnahmen: Ein zum Leben ausreichendes Einkommen, verstärkte Aufklärung von Bür-gerInnen, Steuergerechtigkeit, solidarischer aktiver Sozialstaat, bedarfsgerechte Entwicklungshilfe, umweltscho-nende Wirtschaft etc., um nur wenige zu nennen. Die Transparenz zu Ursachen, Umfang und Folgen von Armutund Reichtum muss verbessert werden.

    “Je kleiner die Kluft zwischen arm und reich ist, desto größer ist der soziale Zusammenhalt und desto besser funk-tioniert die Gesellschaft.“ Die Kriminalität nimmt durch bessere Verteilung ab, der Bildungsgrad aller steigt, sozi-ale Mobilität steigt und das Umweltbewusstsein nimmt zu. Alle profitieren von der besseren Verteilung.

    Es braucht viele AkteurInnen für diese Aufgabe der Umverteilung. Ein_e jede_r kann etwas dazu beitragen. Wei-tere Informationen bei

    www.armutskonferenz.at, www.allesüberarmut.at, www.esreichtfüralle.at.

    Leben und Erleben - Impressionen zur Wanderung am Samstag

    von Daniela Pock

    VB MITGLIEDER

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  • Kongo – was vermitteln unsdie Medien von diesemLand? Ein gewisses Unbe-hagen: tiefes Afrika, Bürgerkriege,Kindersoldaten, Malaria, Gelbfie-ber, mangelhafte Infrastruktur, gro-ße Armut und internationale Aus-beutung.

    Wenn man dann wirklich dort ist,rückt das alles in den Hintergrundund das Herz tut sich auf für diewarmherzigen Menschen und dieSchönheit der Landschaft.

    In der 2. Septemberwoche war dasTreffen des Representative Consul-tative Committees des Internatio-nalen Versöhnungsbunds im Foyerde Charitè de Liambou, einemkatholischen Retreatzentrum 70 kmnördlich von Pointe-Noire. Übereine neue Straße, die mit chinesi-schem Geld gebaut wurde, ist esgut erreichbar – diese Straße undeine chinesische Siedlung, sichtba-re Zeichen für die Präsenz Chinasin diesem Land, wovon man jaimmer wieder hört. Biegt man ab,wird den Stoßdämpfern der Autosalles abverlangt.

    Der kongolesische Zweig unterdem Vorsitz von Jean Pierre Mas-samba hatte uns eingeladen – imvollen Sinne des Wortes: JeanPierre und seine Freund_innen und

    IFOR-Kolleg_innen kamen großzü-gig für unseren Aufenthalt auf, einewertvolle Unterstützung für unsereDachorganisation. Sie hatten sichauch alle zu unserer Begrüßung imHaus von Jean Pierre versammelt,herzliche Begegnungen mit kraft-vollen, zuversichtlichen und zu -gleich froh gesinnten Menschen,die zielgerichtet an der friedlichenEntwicklung in ihrem Land arbei-ten.

    Beglückend empfanden wir auchden Kontakt mit einer Gruppe von12 jungen Leuten aus Pointe-Noireund Brazzaville, die während unse-rer Woche ein Training von FORKongo absolvierten: Formation dela Nonviolence et de la Paix, gelei-tet von Maria Biedrawa (derzeit inBurundi) und Léon Tshiya aus Kins-hasa. An einem Abend stellten sieuns ihr Heimatland vor, übersetztenfür uns von Französisch ins Engli-sche, und wir schlossen den Abendmit Singen ab. Junge Erwachsene,unter ihnen Lehrer_innen (siearbeiten mit bis zu 120 Kindern ineiner Klasse!) und Student_innen,die die Botschaft der Gewaltfreiheitund der Versöhnung in ihr Land tra-gen, das ja nach den Bürgerkrie-gen die Versöhnung der Stämme(52 im ganzen Land), die Reinte-gration der Kindersoldaten usw. für

    die Stabilisierung eines friedlichenZusammenlebens dringendbraucht.

    Auch wir waren 12 Personen: Exe-cutive Committee und InternationalCommittee, unsere Führungsebe-ne, die VertreterInnen der Konti-nente und unser internationalerKoordinator. Diese Gemeinschaft,die aus der ganzen Welt zu -sammenkam – von Tokio undToronto, Montevideo, Djuba, Beth -lehem, Atlanta, Pointe-Noire undeuropäischen Städten –, um unse-re Organisation voran zu bringen,dieses Gegenwärtig-Sein der ‚Welt’in der Gemeinsamkeit von Spiritua-lität und Gewaltfreiheit hat etwasBesonderes. Beim ökumenischenGottesdienst am Sonntag, wo dieFürbitten in den verschiedenenSprachen der Anwesenden gespro-chen wurden, war es besondersspürbar. Welch beglückendesGefühl von globalem Einssein!

    Die Themen, mit denen wir uns ansechs Tagen von 9 bis 22 Uhrbeschäftigten (das Arbeitsausmaßließ nur Zeit für die Mahlzeiten),waren zu einem Gutteil Vorberei-tung für das Council im August2014 - Revision der Statuten vonIFOR, Entwicklung von Visionen fürdie Mission des Versöhnungsbun-des in unserer Zeit, Finanzen und

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    RCC-Treffen im KongoMarion Schreiber

    Teilnehmer_innen des Trainings

    KKONGO

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  • Fundraising, Vereinfachung derMitgliedschaft, Zusammenarbeitmit SERPAJ, der lateinamerikani-schen Schwesterorganisation - undunser 100-Jahr-Jubiläum im näch-sten Jahr.

    Ein Tag war, wie immer bei diesengroßen Treffen, für einen Ausflugreserviert: Am Donnerstag warenwir im Land unterwegs, um einenkleinen Eindruck zu gewinnen.Auch hier eine das Herz bewegen-de Erfahrung: Wir besuchten dieStelle am Atlantik, wo, von deneigenen Machthabern verkauft, 2Millionen Sklav_innen nach Über-see geschifft wurden. Eine Tafel,gespendet von einer amerikani-schen Familie, würdigt in einfühlsa-men Worten den Leidensweg die-ser Menschen und schickt ihnendie Gewissheit nach, dass inzwi-schen zahlreiche und blühendeGeschlechter aus diesen Entwür-digten und Geschundenen hervor-gegangen sind.

    Wir waren nur eine Woche im Kon-go und haben die meiste Zeit mitArbeit für IFOR verbracht, aber eswird uns der Eindruck eines Lan-des bleiben, in dem die Kontrastezwischen arm und reich eng beiein-ander liegen, das noch viel Ent -wick lungsarbeit vor sich hat, dasaber über engagierte und dabeifröhliche Menschen verfügt, die esschaffen werden. Ohne Zweifel -ein Land, ein Kontinent derZukunft!

    Ein Atomwaffenangriff liegt füruns Österreicher_innen fern-ab jeder vorstellbaren Rea-lität. Er ist etwas, das wir mitunwohlem Gefühl aus der Sicher-heit der zeitlichen und räumlichenDistanz betrachten, oder aber,noch lieber, ganz aus unserem All-tagsbewusstsein verbannen. Tat-sächlich vorstellbar ist eine solcheKatastrophe ohnehin ausschließ-lich für jene Menschen, die sieerlebt und wie durch ein Wunderauch überlebt haben. Menschen,die sich am 6. August 1945 inHiroshima oder am 9. August 1945in Nagasaki befunden haben. 68Jahre nach dem Abwurf der Bombeauf Hiroshima, am 6. August 2013,dem Hiroshima-Tag, versammeltenwir uns am Stephansplatz um aneiner Veranstaltung der WienerFriedensbewegung und der Hiros-hima Gruppe Wien teilzunehmen.

    Der Hiroshima-Tag findet seit den1980ern jährlich am 6. August statt.Gedenkveranstaltung an die Atom-bombenangriffe ist er nur zum Teil.Denn während den Opfern vonHiroshima und Nagasaki unser gro-ßes Mitgefühl gilt, so ist doch eineandere Botschaft die wesentliche-re: Was in Japan passiert ist, darfsich niemals wiederholen.

    Die österreichische Versöhnungs-bund-Jugend arbeitet nun schonseit geraumer Zeit intensiv zumThema Atomwaffen und nukleareAbrüstung. Wir sind dabei an meh-reren Fronten tätig: Wir nehmenaktiv an UN-Konferenzen teil undäußern unsere Meinung gegenüberdiplomatischen Vertreter_innenverschiedener Nationen. Wir bemü-hen uns in einer Briefkampagne umdie Aufmerksamkeit österreichi-scher Politiker_innen und fordern,dass Österreich zur nuklearwaffen-freien Zone wird. Besondere Wich-

    tigkeit hat für uns jedoch der direk-te Kontakt zu den Menschen, dieAufklärungsarbeit im öffentlichenBereich.

    Wir haben hier unseren eigenenWeg gefunden, diese für uns sowichtige Arbeit zu leisten. Wirhaben mehrere Methoden kennengelernt, um auf das Thema Atom-waffen aufmerksam zu machen. Esgibt eindrucksvolle Zahlen, die manfür sich sprechen lassen kann. Sta-tistiken, die von Todesopfern undErkrankten sprechen, Aufstellun-gen über Millionen und Milliardenan Geldern, die alleine für denErhalt dieser Waffen ausgegebenwerden. Stadtpläne, auf denen dieKreise der Zerstörung verzeichnetwerden.

    Es gibt die Möglichkeit, Opfer spre-chen zu lassen: Fotos von Verwun-deten, persönliche Erzählungenvom unfassbaren Grauen, dieunglaublich starke Präsenz dersogenannten Hibakushas, die essich bis ins hohe Alter zur Lebens-aufgabe gemacht haben, ihreGeschichte zu erzählen und vorihrer Wiederholung zu warnen.

    All diese Wege an das Thema her-anzugehen haben ihre eigeneWichtigkeit. Für uns steht abernoch etwas anderes im Vorder-

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    Ausflug der IFOR-Delegierten

    Hiroshimatag 2013Bettina Schieraus

    ATOMWAFFEN

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  • grund. Wenn wir von nuklearerAbrüstung sprechen, dann möch-ten wir vor allem eines vermitteln:Jede_r kann in dieser Sache tätigwerden. Wir alle sind alleine durchdie Existenz dieser menschenver-achtenden Waffen bedroht, alsosteht es auch jedem und jeder ein-zelnen von uns zu, uns gegen die-se Bedrohung zu wehren. Und esgibt so viele freudvolle und kreativeWege, sich für nukleare Abrüstungeinzusetzen!

    Der Hiroshima-Tag bietet das idea-le Forum für ideenreiche Aktivitä-ten. Während die beteiligten Orga-nisationen die Möglichkeit nutzen,um in öffentlichen Reden Stellungzum Thema zu beziehen, bleibtauch Raum für Gesangs- undThea terdarbietungen und andereArten kreativer Betätigung. Wirhaben uns dieses Jahr zu einerMalaktion entschlossen. Auf A4-Blättern vorgedruckte Atombombenkonnten mittels bunter Farben zuetwas anderem, Friedvollem umge-staltet werden: Wir haben uns sehrüber die vielfältigen Resultate –von bunten Aquarien bis hin zuabstrakten Farbspielereien waralles dabei – sehr gefreut. DieZeichnungen aller Teilnehmendenwurden in unserem Online-Journalveröffentlicht und zur Abstimmungfreigestellt. Unsere beiden Gewin-ner_innen finden sich auf demTitelblatt dieser Ausgabe desSpinnrads!

    Hiroshima und Nagasaki dürfensich nie mehr wiederholen. Dies istein Anliegen, das uns sehr am Her-zen liegt und für das wir uns mitgroßer Kraft einsetzen.

    Wie schön, wenn dieser Einsatz anmanchen Tagen so viel Spaßmachen kann wie zum Hiroshima-Tag!

    Die Situation in Syrien istbesorgniserregend und ein-mal mehr spielen sich dieUSA als Weltpolizist auf und habenvor, in Syrien im Namen der „Frei-heit“ und der „Menschenrechte“einzudringen.

    Dein Vorgänger George W. Bushverstand es in seiner messiani-schen Verrücktheit den religiösenFundamentalismus dazu zu benut-zen, dass er missionarische Kriegeim Irak und in Afghanistan führte.Als er erklärte, mit Gott gesprochenzu haben und dieser ihm sagte,daß er den Irak angreifen solle,erfüllte er den Auftrag Gottes, die„Freiheit“ in alle Welt zu exportie-ren.

    Aus Anlaß des 50. Todestages desPastors Martin Luther King Jr.,ebenfalls Nobelpreisträger, sagtestDu, dass es notwendig sei, seinen„Traum“ des gemeinsamen Tischeszu vervollständigen, d. h. denbedeutendsten Ausdruck desKampfes für die Bürgerrechte undgegen den Rassismus in der erstenSklavendemokratie der Welt darzu-stellen. Luther King war einMensch, der sein Leben hingab,um Leben zu schenken, und istdaher ein Märtyrer unserer Zeit. Sieermordeten ihn nach dem Marschauf Washington, da er mit zivilemUngehorsam begann, gegen dieKomplizenschaft im Krieg gegendas vietnamesische Volk aufzuste-hen. Glaubst Du wirklich, dass eineMilitärintervention gegen ein ande-res Volk diesen Traum unterstützt?

    Rebellen zu bewaffnen um damitdas Eingreifen der NATO zu autori-sieren, ist nichts Neues für DeinLand und dessen Verbündete.Ebenso wenig ist es neu, dass dieUSA unter dem Vorwand des Besit-zes von Massenvernichtungswaf-fen – was sich im Fall des Irak alsfalsch herausstellte, einmarschie-ren. Dein Land unterstützte dieHerrschaft Saddam Husseins beimGebrauch von chemischen Waffen,

    16 Spinnrad 3 / 2013

    ATOMWAFFEN

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  • um die Kurd_innenbevölkerung zuvernichten, sowie gegen die Revo-lution im Iran, und tat nichts, umdiese zu bestrafen, da sie zu dieserZeit Verbündete waren. Trotzdemsoll nun Syrien bestraft werden,ohne die Ergebnisse der Untersu-chungen, die die UNO mit Billigungdes syrischen Regimes selbstdurchführte, zu kennen. Sicherlichist der Gebrauch chemischer Waf-fen unmoralisch und zu verurteilen,aber Deine Regierung hat keinemoralische Befugnis einzuschrei-ten.

    Der Generalsekretär der UNO, BanKi-moon, erklärte, dass ein militäri-scher Angriff auf Syrien die Lageverschlimmern würde.

    Mein Land, Argentinien, das ge -genwärtig den Vorsitz im Sicher-heitsrat inne hat, legte seine ableh-nende Haltung zu einer militäri-schen Intervention in der RepublikSyrien dar, um nicht Komplize neu-er Tötungen zu sein.

    Papst Franziskus hat auch dazuaufgerufen, die Bitte und das Gebetum Frieden weltweit zu verbreitenund hat einen Tag des Fastens unddes Gebetes für den 7.9. ange-setzt, dem wir uns anschließen.

    Sogar Dein historischer Verbünde-ter, Großbritannien, hat es (zumin-dest derzeit) abgelehnt, militärischeinzuschreiten.

    Dein Land verwandelt den „arabi-schen Frühling“ in die Hölle derNATO, provoziert Kriege im NahenOsten unter Missachtung der Ein-richtungen internationaler Organi-sationen. Die von Dir angestrebteIntervention wird zu mehr Gewaltund zu mehr Toten führen, aberauch zur Destabilisierung vonSyrien und der ganzen Region. Derglänzende Analyst Robert Fiskführte aus, dass das eigentliche

    Ziel einer Militärintervention derIran und die Verschiebung derSchaffung eines palästinensischenStaates sei und nicht die Betroffen-heit über den Tod hunderter syri-scher Kinder. Und dies genau zudem Zeitpunkt, wo im Iran einemoderatere Regierung siegte, diejetzt dazu beizutragen versucht,Verhandlungen über eine friedlicheLösung bestehender Probleme zufinden. Diese Politik Deines Landesist selbstmörderisch.

    Syrien braucht eine politische undkeine militärische Lösung. Dieinternationale Gemeinschaft solldie Unterstützung sozialer Organi-sationen verstärken, die den Frie-den suchen. Das syrische Volk, wiejedes andere auch, hat das Rechtder Selbstbestimmung und darauf,seinen eigenen demokratischenProzess zu definieren, und wir soll-ten ihnen dabei behilflich sein.

    Obama, Dein Land hat weder diemoralische Autorität, Legitimitätnoch das Recht, um in Syrien oderin irgendeinem anderen Land zuintervenieren. Umso weniger, alses 220.000 Menschen in Japandurch Massenvernichtungswaffenermordete.

    Kein Parlament der USA kann dasnicht zu Rechtfertigende rechtferti-gen oder das Ungesetzliche legiti-mieren. Beachte besonders, wasder frühere nordamerikanischePräsident Jimmy Carter kürzlichsagte: „Die USA haben keine funk-tionierende Demokratie“.

    Die ungesetzlichen Abhörungen,die Deine Regierung am amerikani-schen Volk durchführte, scheinennicht sehr effizient gewesen zusein, denn gemäß einer öffent-lichen Umfrage von Reuters lehnen60 % der US-Bürger_innen eineIntervention, wie Du sie beabsich-

    tigst, ab. Deshalb frage ich Dich,Obama, wem gehorchst Du?

    Deine Regierung verwandelte sichin eine Gefahr für das internationa-le Gleichgewicht und für das eige-ne Volk. Die USA hat sich zu einemLand gewandelt, das es nicht las-sen kann, den Tod zu exportieren,um seine Wirtschaft und Macht auf-recht zu erhalten. Wir lassen nichtsunversucht, dies zu verhindern.

    Ich war im Irak nach den von denUSA durchgeführten Bombarde-ments in den 90er Jahren, also vorder Intervention, die Saddam Hus-sein stürzte. Ich habe einen Ort vollvon Kindern und Frauen gesehen,die durch ferngesteuerte Marsch-flugkörper ermordet wurden, Kollat-eralschäden nennen sie das.

    Die Völker sagen schon: Es reichtmit all den Kriegen! Die Menschheitfordert den Frieden ein und dasRecht, in Freiheit zu leben. Die Völ-ker wollen Waffen in Pflugscharenumschmieden und der Weg, dieszu erreichen, ist das militärischeBewusstsein zu entwaffnen.

    Obama, vergiss niemals, dass wirimmer jene Früchte ernten, die wirsäen! Jedes menschliche Wesensollte Frieden und Menschlichkeitsäen, im besonderen ein Friedens-nobelpreisträger! Ich hoffe, dassDu nicht damit endest, den Traumder Geschwisterlichkeit, den LutherKing begann, in einen Alptraum fürdie Völker und die Menschlichkeitzu verwandeln.

    Empfange die Grüße des Friedensund der Wohltat (Paz y Bien),

    Adolfo Pérez Esquivel, Friedens-nobelpreisträger

    17 Spinnrad 3 / 2013

    Höre auf das Rufen der Völker!Offener Brief an den Präsidenten der USA, Barack Hussein Obama

    SSYRIEN

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  • Immer wieder gibt es Momente,in denen wir innehalten undunsere Arbeit für Frieden undGerechtigkeit in der Welt reflektie-ren. Immer wieder blicken wir dannzurück auf unsere eigene Vergan-genheit, auf unsere Wurzeln.

    1989 erschien in der “Versöhnung”,der Vorgängerzeitschrift des“Spinnrad”, der folgende Artikel zuden Anfängen der Bewegung, denwir ausgegraben haben und jetzt,zum 100-jährigen Bestehen 2014,nochmals veröffentlichen.

    Die Anfänge

    Der Versöhnungsbund ist in einerZeit internationaler Spannungenund des Ersten Weltkriegs entstan-den und war von Anfang an eng mitder ökumenischen Bewegung inden Kirchen verbunden. Am 1.August 1914 versammelten sich inKonstanz am Bodensee 90 Dele-gierte verschiedener Kirchen aus12 Ländern, um über christlicheBeiträge zur Verhinderung desKrieges nachzudenken. Doch derAusbruch des Ersten Weltkriegeskam dazwischen, sodass die Ver-sammelten zwar noch den „Welt-bund für Freundschaftsarbeit derKirchen“ gründen und eine Erklä-rung an die Regierungschefs derKriegsteilnehmer senden konnten,jedoch schon am 3. August miteinem Sonderzug des Kaisersüberstürzt abreisen mussten. AmBahnhof von Köln kam es dannzum Versprechen von Henry Hodg-kin, einem britischen Quäker, undFriedrich Siegmund-Schulze,einem deutschen protestantischenPfarrer, inmitten eines Kreises vonGleichgesinnten, dass sich zwi-schen ihnen nichts ändern werde,

    was auch immer passiert. DieseBegebenheit gilt als die Geburts-stunde des Internationalen Versöh-nungsbundes.

    Die christliche Basis

    Ende 1914 gründeten 130 Teilneh-mer_innen, darunter Henry Hodg-kin, Richard Roberts und LucyGardner, in Cambridge den briti-schen „Fellowship of Reconcilia-tion“, der bis 1918 auf 7000 Mitglie-der anwuchs. Der Name Versöh-nungsbund wurde in Anlehnung an2 Kor 5, 17-19 („Aber das alleskommt von Gott, der uns durchChristus mit sich versöhnt und unsden Dienst der Versöhnung aufge-tragen hat“) gewählt, um Versöh-nung als universales Prinzip, dasmehr als die Abwesenheit vonKrieg meint, einzubringen. IhreÜbereinstimmung formulierten dieTeilnehmer_innen in einer Grund-satzerklärung:

    „Dass die Liebe, wie sie geoffen-bart und interpretiert ist im Lebenund Sterben Jesu Christi, mehrumfasst als wir bisher schon gese-hen haben, dass sie die einzigeKraft ist, durch die Böses überwun-den werden kann, und die einzigausreichende Grundlage dermenschlichen Gesellschaft.Dass – um eine Weltordnung, dieauf der Liebe gründet, zu erreichen– es denen, die an dieses Prinzipglauben, obliegt, es ganz zu über-nehmen, sowohl für sich selbst alsauch in ihren Beziehungen zuanderen, und die Risiken auf sichzu nehmen, die damit verbundensind, das in einer Welt zu tun, diedas noch nicht akzeptiert. Dass es uns deshalb, als Christ_in -nen, verboten ist Krieg zu führen,und dass unsere Loyalität zu unse-

    rem Land, zur Menschheit, zur Uni-versal-Kirche und zu Jesus Chri-stus, unserem Herrn und Meister,uns stattdessen zu einem Lebens-Dienst für die Einsetzung der Liebeim persönlichen, sozialen, wirt-schaftlichen und nationalen Lebenruft. Dass die Kraft, Weisheit und LiebeGottes weit über die Grenzen unse-rer gegenwärtigen Erfahrung hin-ausgeht, und dass Er immer daraufwartet, auf neuen und größerenWegen ins menschliche Leben ein-zubrechen. Dass, weil Gott sich in der Weltdurch Männer und Frauen zeigt, wiruns Ihm für seinen erlösendenZweck anbieten, um von Ihm soverwendet zu werden, wie Er esuns offenbart.“

    Für gut 50 Jahre bildete dieseErklärung auch das Selbstver-ständnis des Internationalen Ver-söhnungsbundes, ehe er sich inden 60-er Jahren zu einer „interna-tionalen, spirituell begründetenBewegung“ auch für Mitgliederanderer Religionen und Weltan-schauungen öffnete.

    Eine Christliche Internationale

    Im Oktober 1919 versammeltensich in Bilthoven/NL 50 Leute aus10 Ländern und gründeten eine„Christliche Internationale“, die sichwenig später „Internationaler Ver-söhnungsbund“ nannte und in derschon bestehende Zweige (Däne-mark seit 1913; Großbritannien1914, USA 1915, Niederlande1916, Schweden 1918) und neueGruppen zusammenkamen. DieErfahrung des Krieges und desVersagens von Christ_innen undKirchen darin lastete auf den Ver-sammelten, die in einer Botschaft

    18 Spinnrad 3 / 2013

    Gewaltfrei für Frieden in Gerechtigkeit Der Versöhnungsbund in den ersten 15 Jahrenvon Pete Hämmerle

    GGESCHICHTE

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  • 19 Spinnrad 3 / 2013

    bekannten: „Wir alle stehen schul-dig vor Gott. Niemand kann einenStein auf seinen Bruder werfen…Der einzige Weg, um Sicherheit,Gerechtigkeit und Freude in dieWelt zu bringen, ist der Weg Jesu,der Weg der Versöhnung…“.

    Nach der 2. Bilthovener Konferenzim Juli 1920, an der auch der öster-reichische katholische Priester MaxJoseph Metzger teilnahm, entstandder österreichische Zweig des Ver-söhnungsbundes mit einem Büro inWien, das bis 1931 von BeatriceHoysted geleitet wurde. Vortrags-reisen durch ganz Europa, weitereinternationale Konferenzen (u.a.1922 in Sonntagberg) und dasinternationale Büro, das 1928-1933in Wien war und von Donald Grantund Kaspar Mayr geleitet wurde,festigten und verbreiteten die neueBewegung.

    Für eine gerechte Gesellschaft

    Trotz seiner Entstehung in Kriegs-zeiten und der sich daraus erge-benden Konzentration auf Kriegund Frieden als Thema wurde imIVB von Anfang an gesehen, dassGewalt nicht nur als Krieg existiertund Liebe als universales Prinzipauf allen Ebenen menschlicherBeziehungen zu verwirklichen ist.Die Bestrebungen vieler VB Mit-glieder gingen dabei in zwei Rich-tungen: konkrete Hilfe für Men-schen in Armut und Not und Ent-wicklung eigener, gewaltfreier Posi-tionen in der „sozialen Frage“ mitihren Arbeits- und Klassenkonflik-ten in der Zwischenkriegszeit.

    Hilfsaktionen

    Unmittelbar nach Kriegsendewaren es in Mitteleuropa vor allemKinder, die unter Hunger und Elendlitten. 1920 brachte deshalb derbritische FOR in Zusammenarbeitmit Hilfskomitees der Quäker u.a.mehr als 1500 Kinder aus Öster-reich und Ungarn für ein Jahr zurErholung nach England und leiste-te auch Hilfe in den betroffenenLändern selbst. Ein Versuch, wäh-

    rend der Hungersnot 1921 russi-schen Kindern dasselbe zu ermög-lichen, scheiterte letztendlich amVeto der britischen Regierung.

    Auch der Einsatz internationalerHilfskomitees zum Wiederaufbauzerstörter Orte – zunächst durchden Krieg, wie etwa 1920 bei Ver-dun, dann durch Naturkatastro-phen, z.B. in Schweizer Gebirgs-dörfern – bedeutete nicht nur mate-rielle Unterstützung, sondernermöglichte auch Kontakte undBeziehungen zwischen Leuten ausehemals feindlichen Ländern. Dergrößte derartige Einsatz brachte1928 über 800 Freiwillige nachLiechtenstein, das von einer Über-schwemmung betroffen war. Ausdiesen Einsätzen entwickelte sichunter Pierre Ceresole der „Interna-tionale Zivildienst“ (SCI), der alsPionier für freiwillige Friedensdien-ste als moralische Alternative zumWehrdienst seit 1920 besteht.

    Die soziale Frage

    Die 20-er und 30-er Jahre wareneine Zeit großer sozialer Spannun-gen, v.a. zwischen Arbeiter_innenund Unternehmer_innen. Auch hiersuchte der VersöhnungsbundWege, zwischen Kapitalismus undKommunismus seine Grundhaltungzu konkretisieren und einzubrin-gen. In Großbritannien und denUSA spielte die Unterstützung vonstreikenden Arbeiter_innen, z.B.durch Bildung, Partnerschaften mitchristlichen Gemeinden undGewaltfreiheits-Trainings, einewichtige Rolle, aber auch Vermitt-lung in Arbeitskonflikten, Gesprä-che aller Schichten miteinanderund der Aufbau von Alternativeneiner neuen sozialen Ordnung wieselbstverwaltete Kleinbetriebe oderArbeiter_innensiedlungen wurdenvom VB initiiert.

    Die Frage der sozialen Gerechtig-keit und der Weg dazu war ein kon-troversielles Thema im IVB und eswurde nie eine so eindeutige Stel-lungnahme wie etwa zur Ableh-

    nung des Krieges und zur Kriegs-dienstverweigerung eingenommen.Die Grundüberzeugung, die sich inverschiedenen Konferenzen her-ausbildete, wurde 1929 in Lyon inder Erklärung „Christus und derKlassenkampf“ so zusammenge-fasst:

    Wir sind einig in der Überzeugung:Dass das bestehende Wirtschafts-system unvereinbar ist mit denPrinzipien einer wahren christlichenGesellschaftsordnung.Dass der Klassenkampf eine Wirk-lichkeit ist, an der wir alle teilhaben;dass wir als Christ_innen klareStellung nehmen müssen und dasswir als Gemeinschaft die Aufgabehaben, eine radikal-christlicheLösung zu finden und verwirklichenzu helfen.Dass im Klassenkampf auf Seitendes kapitalistischen Systems dieüberwältigenden Machtmittel derorganisierten Gesellschaft im Inter-esse einer privilegierten Klassestehen und dass diese als Angrei-fer betrachtet werden muss. AlsMitglieder des Versöhnungsbundesfühlen wir uns daher verpflichtet,wo immer möglich, auf Seiten jenerIndividuen, Gruppen und Organisa-tionen zu stehen, die für die Rech-te der unterdrückten und ausge-beuteten Klassen eintreten…Wir sind ferner überzeugt, dass diedauernde und endgültige Überwin-dung des Klassenkampfes eineGesellschaft erfordert, welche sozi-ale Gerechtigkeit und Anerkennungdes Wertes und der Würde dermenschlichen Persönlichkeit zurGrundlage hat…

    aus:

    Versöhnung Nr. 5/Dezember 1989

    Literatur:

    Lilian Stevenson: Towards a Chri-stian International 1929/1941

    Vera Brittain: The Rebel Passion. Ashort history of some pioneerpeace-makers, 1964

    GESCHICHTE

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  • Aber es gibt etwas, dass ich jenen sagen muss, die an derSchwelle stehen, die in den Palast der Gerechtigkeit führt:

    Wenn wir versuchen unseren rechtmäßigen Platz einzunehmen,dürfen wir uns keiner unrechten Handlungen schuldig machen.Lasst uns nicht versuchen unseren Durst nach Gerechtigkeit ausjenem Kelch zu stillen, der Bitterkeit und Hass enthält.

    Wir müssen unseren Kampf auf der hohen Ebene der Würde undDisziplin führen. Wir dürfen unseren kreativen Protest nicht zu phy-sischer Gewalt verkommen lassen. Immer wieder müssen wir unszu jener majestätischen Höhe erheben, auf der wir physischerGewalt mit der Kraft der Seele entgegentreten.

    Martin Luther King Jr, 28. August 1963in der Rede zum Marsch auf Washington

    DVR 0583031 Zulassungsnummer: GZ 02Z032555M

    P.b.b.Erscheinungsort: WienVerlagspostamt: 1080 Wien

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