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14 Über das bemerkenswerte Auslandsstudium der ersten Absolventin des Austausch- programms zwischen der JLU Gießen und der UIBE Beijing, Huihua Xiao. 7 Auszeichnung mit dem „IECER 2011 Best Paper Award“ für die For- schungen zur Finanzierung mit Venture Capital und durch IPOs für Prof. Dr. Wolfgang Bessler und Martin Seim. FACHBEREICH Career Day 2011 Hohe Nachfrage nach bestens ausgebildeten WiWi-Absolventen SEITE 1 FMI-Workshop Ist nach der Krise vor der Krise? SEITE 2 VHB Prof. Dr. Weißenberger neue Vorsitzende der Kommission RechnungswesenSEITE 3 Förderverein Neuer Vorstand will Alumni-Arbeit intensivieren SEITE 3 Mitarbeiterseminar 2011 Mehr Austausch, weniger Theorie SEITE 4 Nachruf Der Fachbereich trauert um Prof. Dr. Michael Wehrheim SEITE 6 IECER 2011 Best Paper Award Ausgezeichnete Forschung im Bereich Venture Capital und IPOs SEITE 7 COMISEF Neue Verfahren für Optimie- rungsprobleme entwickelt SEITE 10 FORSCHUNG UND VERNETZUNG ISU 2011 Intellectual Property and Biotechnology - Linking Law, Business and Science SEITE 12 Austauschprogramm UIBE Peking Peking-Gießen one way - über das Auslandsstudium Huihua Xiaos SEITE 14 INTERNATIONAL 3. Career Day Hohe Nachfrage nach bestens ausgebildeten WiWi-Absolventen FS. Die Chancen standen gut, die Unter- nehmensvertreter von den eigenen Stär- ken zu überzeugen und ein Praktikum zu ergattern oder den ersten Schritt hin zum Direkteinstieg zu gehen. Die Nach- frage nach bestens ausgebildeten WiWis aus Gießen ist hoch und deren Ruf in der Wirtschaſt ausgezeichnet. Mehr geht derzeit nicht: mit 19 Un- ternehmen und dem Entrepreneurship Cluster Mittelhessen (ECM) konnte der Fachbereich fast doppelt so viele Partner für die dritte Auflage des Career Day am 17. Juni akquirieren, als in den beiden Jahren zuvor. Auf insgesamt etwa 200 Quadratmetern reiner Standfläche im Foyer des Hörsaalgebäudes und in Hör- saal 24b konnten sich die interessierten Studierenden über Karrieremöglichkei- ten und Perspektiven zum Berufseinstieg informieren – und Unternehmen um deren Interesse werben. Damit waren die räumlichen Kapazitäten im aktuel- len Veranstaltungskonzept auch nahezu ausgeschöpſt. Die Erwartungen an die Karriere- und Perspektivenmesse auf Seiten der Orga- nisatoren, ein fünöpfiges Team stu- dentischer Mitarbeiter im Career Center des Fachbereichs um Jan Otto (Referent des Dekans) und Florian Schmidt (Öf- fentlichkeitsarbeit), waren dementspre- chend. Und auch wenn der Zuspruch der Studierenden im Vergleich zum Vorjahr nicht ganz so hoch war, kann der Career Day 2011 für alle Beteiligten als voller Er- folg verbucht werden. Erneut wurde die fachliche Qualität und die gute Vorberei- tung der interessierten Studierenden auf Unternehmensseite gelobt. So ergaben sich im Forum an den Unternehmens- ständen zahlreiche Gespräche, an deren Ende ein Praktikum oder eine konkrete Einstiegsperspektive stand. Mit der gestiegenen Anzahl teilneh- mender Unternehmen bot sich den Fotos: Florian Schmidt (oben); Franz Möller (Mitte) Nr. 1-2011 | 2. Jahrgang MAGAZIN DES FACHBEREICHS WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITäT GIESSEN 1 http://wiwi.uni-giessen.de/wiwi-info

Foto: Florian Schmidt - uni-giessen.de · gender und aktueller Themen ab, von Fragen zur Regulierung der Finanz-märkte, über die Rolle von Wertpa-pierbörsen, Konsequenzen für

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14Über das bemerkenswerte Auslandsstudium der ersten Absolventin des Austausch-

programms zwischen der JLU Gießen und der UIBE Beijing, Huihua Xiao.

7 Auszeichnung mit dem „IECER 2011 Best Paper Award“ für die For-schungen zur Finanzierung mit

Venture Capital und durch IPOs für Prof. Dr. Wolfgang Bessler und Martin Seim.

Fachbereich

career Day 2011 Hohe Nachfrage nach bestens ausgebildeten WiWi-Absolventen Seite 1

FMi-Workshop Ist nach der Krise vor der Krise? Seite 2

Vhb Prof. Dr. Weißenberger neue Vorsitzende der Kommission „Rechnungswesen“ Seite 3

Förderverein Neuer Vorstand will Alumni-Arbeit intensivieren Seite 3

Mitarbeiterseminar 2011 Mehr Austausch, weniger Theorie Seite 4

Nachruf Der Fachbereich trauert um Prof. Dr. Michael Wehrheim Seite 6

iecer 2011 best Paper award Ausgezeichnete Forschung im Bereich Venture Capital und IPOs Seite 7

cOMiSeF Neue Verfahren für Optimie-rungsprobleme entwickelt Seite 10

FOrSchuNg uND VerNetzuNg

iSu 2011 Intellectual Property and Biotechnology - Linking Law, Business and Science Seite 12

austauschprogramm uibe Peking Peking-Gießen one way - über das Auslandsstudium Huihua Xiaos Seite 14

iNterNatiONal

3. Career Day

Hohe Nachfrage nach bestens ausgebildeten WiWi-AbsolventenFS. Die Chancen standen gut, die Unter-nehmensvertreter von den eigenen Stär-ken zu überzeugen und ein Praktikum zu ergattern oder den ersten Schritt hin zum Direkteinstieg zu gehen. Die Nach-frage nach bestens ausgebildeten WiWis aus Gießen ist hoch und deren Ruf in der Wirtschaft ausgezeichnet.

Mehr geht derzeit nicht: mit 19 Un-ternehmen und dem entrepreneurship Cluster Mittelhessen (eCM) konnte der Fachbereich fast doppelt so viele Partner für die dritte Auflage des Career Day am 17. Juni akquirieren, als in den beiden Jahren zuvor. Auf insgesamt etwa 200 Quadratmetern reiner Standfläche im Foyer des Hörsaalgebäudes und in Hör-saal 24b konnten sich die interessierten Studierenden über Karrieremöglichkei-ten und Perspektiven zum Berufseinstieg informieren – und Unternehmen um deren interesse werben. Damit waren die räumlichen Kapazitäten im aktuel-

len Veranstaltungskonzept auch nahezu ausgeschöpft.

Die erwartungen an die Karriere- und Perspektivenmesse auf Seiten der Orga-nisatoren, ein fünfköpfiges team stu-dentischer Mitarbeiter im Career Center des Fachbereichs um Jan Otto (Referent des Dekans) und Florian Schmidt (Öf-fentlichkeitsarbeit), waren dementspre-chend. Und auch wenn der Zuspruch der Studierenden im Vergleich zum Vorjahr nicht ganz so hoch war, kann der Career Day 2011 für alle Beteiligten als voller er-folg verbucht werden. erneut wurde die fachliche Qualität und die gute Vorberei-tung der interessierten Studierenden auf Unternehmensseite gelobt. So ergaben sich im Forum an den Unternehmens-ständen zahlreiche Gespräche, an deren ende ein Praktikum oder eine konkrete einstiegsperspektive stand.

Mit der gestiegenen Anzahl teilneh-mender Unternehmen bot sich den Fo

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Nr. 1-2011 | 2. Jahrgang

MAGA zIN DE S FACHBERE ICHS WIR T SCHAF T SWISSENSCHAF T EN DER JUS T US-L IEBIG-UNIVERSI TäT GIE SSEN

1WiWi INFO Nr. 1-2011 http://wiwi.uni-giessen.de/wiwi-info

FS. Welche Lehren sollten aus den jüngsten erschütterungen der Fi-nanzmärkte gezogen werden und wie sollte eine Finanzmarktregulierung künftig ausgestaltet sein, um eben dies zu verhindern? Fragen wie diese beschäftigen geladene experten aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen des Workshops „Finanzmärkte und -institutionen nach der Krise“ am 7. und 8. Juli 2011, veranstaltet vom Forschungs- und Studienschwer-punkt „Finanzmärkte und -insituti-onen (FMi)“ des Fachbereichs Wirt-schaftswissenschaften. Gefördert wird der Workshop durch die Deut-sche Bundesbank.

Die Vorträge der teilnehmenden Wissenschaftler und Praktiker glie-dern sich in die fünf thematischen Schwerpunkte Asset Management, terminbörsen und außerbörsliche Handelsplätze, Risikomanagement und Finanzmarktstabilität, juristi-sche Aspekte bei Börsenfusionen und geschlossenen Fonds sowie mikro- und makroprudenzielle Politik.

Die Keynote „Zur Restrukturie-rung von euro-Staaten und von Ban-ken“ hielt Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Franke, Professur für internationales Finanzmanagement an der Universi-tät Konstanz. Prof. Franke war 2001 Vorsitzender der Deutschen Gesell-schaft für Finanzwirtschaft und leitet seit 2003 die DFG-Forschungsgruppe „Preis-, Liquiditäts- und Kreditrisi-ken: Messung und Verteilung“.

in einer Paneldiskussion setzen sich Dr. Thomas Book, Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Franke, Dr. Heinz Hock-mann und Prof. Hans-Helmut Kotz mit der Situation der Finanzmärkte und -institutionen nach der Krise in-tensiv auseinander.

Der Workshop deckt damit ein breites Feld in sich zusammenhän-gender und aktueller Themen ab, von Fragen zur Regulierung der Finanz-märkte, über die Rolle von Wertpa-pierbörsen, Konsequenzen für die Vermögensverwaltung, Herausfor-derungen für das Risikomanagement bis hin zu rechtlichen Fragestellun-gen. Die ergebnisse des Workshops fließen in die Forschung und vor allem in die Weiterentwicklung der Lehre im Schwerpunkt FMi ein.

Studierenden auch ein breiteres und attraktiveres Spektrum an Branchen und verschiedenen Unternehmens-größen. traditionell bildete der Be-reich der Beratungs- und Wirtschafts-prüfungsgesellschaften (WPG) den Kern der teilnehmer. Neben den „Big Four“ Deloitte & touche GmbH WPG, ernst & Young GmbH WPG, KPMG AG WPG und PricewaterhouseCoopers AG WPG waren die Accenture GmbH, BearingPoint Deutschland GmbH sowie Mercer Deutschland GmbH auf dem Ca-reer Day vertreten. Den zweiten großen Bereich, Finanzdienstleistungen und Versicherungen, deckten die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG, Com-merzbank AG, Deutsche Ärzte Finanz Beratungs- und Vermittlungs-AG, FOR-MAXX AG sowie die R+V Allgemeine Versicherungen AG ab. Mit der Adecco GmbH sowie der HAYS AG waren zwei im Bereich Personaldienstleistungen spe-zialisierte Unternehmen auf der Messe vertreten. Auch aus der industrie (Bosch Thermotechnik GmbH, Friedhelm Loh Group) und dem Bereich it und e-Busi-ness (LOtUM GmbH, NOLte&LAUtH GmbH, PPi AG) nutzten zahlreiche Unternehmen zum teil erstmals den Career Day, um anpassungsfähige und motivierte Problemlöser mit den not-wendigen wirtschaftswissenschaftlichen Fachkompetenzen für sich zu gewinnen. im Hinblick auf die Unternehmensgrö-ße und damit verbundene Karrierewege und entwicklungsperspektiven reichte die Bandbreite vom Mittelständler bis hin zum Global Player. Das eCM, Grün-dungszentrum der mittelhessischen Hochschulen, stellte darüber hinaus das umfassende Beratungsangebot rund um

das Thema Unternehmensgründung als weitere Perspektive für den einstieg in das Berufsleben vor.

Die Zusammenarbeit mit dem Hoch-schulteam der Agentur für Arbeit Gie-ßen wurde auch auf dem 3. Career Day erfolgreich fortgesetzt und von den Stu-dierenden sehr gut angenommen. Für die intensive Analyse der Bewerbungs-unterlagen nahm sich das dreiköpfige Hochschulteam je eine Dreiviertelstunde Zeit. im Verlauf der Messe konnten sich damit über 20 Studierende über ein in-dividuelles expertenfeedback zu ihren Bewerbungsunterlagen freuen. Überle-gungen, wie die Zusammenarbeit auch außerhalb des Career Day intensiviert und verstetigt werden kann, werden der-zeit diskutiert.

Bereits im Vorfeld ausgebucht waren die termine bei Fotograf Franz Möller, der im mobilen Fotostudio professionelle und für die Studierenden kostenlose Be-werbungsfotos schoss. Auch der KPMG „Business Knigge“ war zu allen drei ter-minen gut besucht.

Nach einem ersten Feedback im Ge-spräch mit Unternehmensvertretern und Studierenden lässt sich sagen, dass der 3. Career Day wieder ein großer er-folg war und sich im Career Service des Fachbereichs als zentrale Größe etabliert hat. Die vielfach positiv herausgestellte Organisation und die gute Betreuung der Unternehmensvertreter fußen dabei wesentlich auf dem herausragenden en-gagement der studentischen Mitarbeiter des Career-Center-teams. ein struktu-riertes Feedback von Seiten der Unter-nehmen wird derzeit erhoben und fließt direkt in die bereits laufenden Planungen für den Career Day 2012 ein.

Für einige Studierende hieß es noch direkt am Career Day: „Willkommen in unserem Unternehmen!“

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FMI-Workshop am 7. und 8. Juli

Ist nach der Krise vor der Krise?

2 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

FACHBEREICH

Förderverein

Neuer Vorstand will Alumni-Arbeit intensivieren Wb. Nicht nur Vorstandswahlen, son-dern auch die Verabschiedung einer Satzungsänderung mit neuem Vereins-namen standen auf dem Programm der Mitgliederversammlung des „Vereins zur Förderung des Fachbereichs Wirt-schaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen e. V.“ im vergangenen Dezember.

Die Namensänderung – von „Ver-ein zur Förderung des Fachbereichs“ zu „Verein der ehemaligen und Förderer des Fachbereichs“ – soll den Bemühun-gen um eine künftig intensivere Alumni-Arbeit Ausdruck verleihen und diese als Vereinsziel auch klar nach außen kom-munizieren. Dass es dem Verein insge-samt um eine breitere Aufstellung bei der Vereinsführung und die Öffnung gegen-über der Zielgruppe der ehemaligen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften geht, schlägt sich ebenfalls in der neuen Satzung nieder. So wurde der Vorstand zum einen um einen möglichen fünften

Beisitzer erweitert. Zum anderen sollen zukünftig die beiden Positionen des Ver-einsvorsitzenden oder dessen Stellver-tretende grundsätzlich aus jeweils einem Mitglied der Professorenschaft des Fach-bereichs und der Gruppe der ehemaligen und Förderer besetzt werden, d. h. der Vereinsvorsitzende muss nicht zwingend der Professorenschaft angehören. Auch die Vereinsführung öffnet sich damit und hofft auf die Beteiligung von enga-gierten Alumni.

turnusgemäß wurde der Vorstand durch die sehr gut besuchte Mitglieder-versammlung neu gewählt. Neuer Vorsit-zender des Vereins ist Prof. Dr. Wolfgang Bessler, unterstützt durch den neuen stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Peter Hennig. Neuer Schatzmeister des Vereins ist Prof. Dr. Martin Morlock (em.). Die bisherigen vier Beisitzer des Vorstandes wurden wiedergewählt: Dr. Peter Han-ker, Hans Heller, Dr. Christian Rohm und Prof. Dr. Axel Schwickert.

auSzeichNuNgeN

Dissertationspreis 2010 der gießener hochschulgesellschaft für Dr. henrik angelkort in der Sektion Rechts- und Wirtschafts-wissenschaften für seine Arbeit zum Thema „Integration des Rechnungs-wesens als Erfolgsfaktor für die Con-trollerarbeit. Eine empirische Untersu-chung deutscher Großunternehmen“

Dr.-herbert-Stolzenberg-Preis 2010 für Dr. christian Schwens für seine herausragenden Arbeiten zum Thema „Conceptual and methodologi-cal perspectives on human resources, entrepreneurship, and management“

PrOMOtiONeN

Dr. Julia eiche „Internationalisation of Small and Medium-Sized Firms: the Role of the Host Country‘s Institutio-nal Context“

Dr. Sven hackmann „Organisato-rische Gestaltung in der Post Merger Integration“

Dr. rodrigo isidor „Governance in Multinational Corporations: Human Resources and Collaborative Perfor-mance“

Dr. Patrik Jungen „Wirkung der symbolischen Aussage einer Produkt-gestaltung auf die Markenbeurtei-lung“

Dr. christian Knörle „Markenloyali-tät in China – Kulturelle und marken-beziehungstheoretische Determinan-ten“

Dr. Marianna lyra „Heuristic Stra-tegies in Finance: essays on credit risk assignment and validation“

Dr. Johannes Paha „Four Essays on the Simulation and Prosecution of Cartels“

Dr. timo Schmidt „Corporate Gover-nance, Controlling und Unterneh-menserfolg – Konzeptionelle Gestal-tung und empirische Analyse“

Dr. Sebastian Wolf „Management accountants‘ business orientation and involvement in incentive compensa-tion“

Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft

Prof. Dr. Weißenberger neue Vorsitzende der VHB-Kommission „Rechnungswesen“beW. Als erste Frau wurde Prof. Dr. Bar-bara e. Weißenberger auf der Frühjahrs-tagung der Wissenschaftlichen Kommis-sion „Rechnungswesen“ im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (VHB) e. V. zur neuen Vorsitzenden ge-wählt. Sie löst damit Prof. Dr. Dirk Hach-meister, Universität Hohenheim, ab. Die Kommission „Rechnungswesen“ ist mit 290 Mitgliedern die größte wissenschaft-liche Kommission im VHB.

„Die wissenschaftliche Arbeit im Fach Rechnungswesen ist aktuell mit einem breiten Spektrum von Themenstellun-gen konfrontiert, zu denen wir als Hoch-schullehrer impulse geben müssen“, so Weißenberger. „in der externen Rech-nungslegung findet derzeit eine intensive Diskussion über die Möglichkeiten einer Fortführung der Arbeit des Deutsche Rechnungslegungs Standards Commit-tee (DRSC) statt. Die Forschung inner-halb der Wirtschaftsprüfung wird dage-gen aktuell durch das im Oktober 2010 veröffentlichte eU-Grünbuch dominiert, in dem verschiedene Vorschläge zur Re-

form der Abschlussprüfung als Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09 gemacht werden. in Cont-rolling und internem Rechnungswesen ist schließlich ein Paradigmenwechsel hin zu einer stärker verhaltensorien-tierten Theorie zu beobachten, die den Brückenschlag von der deutschsprachig geprägten Controllingforschung hin zur internationalen Management-Control-Forschung schafft.“

im Mittelpunkt der von Prof. Dr. Wei-ßenberger auf zwei Jahre geleiteten Kom-missionsarbeit stehen die initiierung von Forschungsprojekten, die Durch-führung von tagungen und Workshops, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die erstellung von emp-fehlungen zur Berufsausbildung von Wirtschaftsprüfern sowie die interessen-vertretung gegenüber der Politik, Rech-nungslegungsgremien, z. B. dem DRSC oder dem international Accounting Standards Board, der Deutschen For-schungsgemeinschaft sowie internatio-naler berufsständischer Organisationen.

3WiWi INFO Nr. 1-2011

FACHBEREICH

Von AlexAnder FrAnck und FloriAn Schmidt

Sich austauschen, über verschiedene Vorhaben und Projekte am Fachbe-reich berichten, Präsentationserfah-

rungen sammeln, eigene Forschungser-gebnisse präsentieren und natürlich den persönlichen Kontakt zu den Kollegin-nen und Kollegen pflegen, speziell den neuen und auch den ehemaligen – das waren und sind die Ziele des jährlichen Mitarbeiterseminars auf Schloss Rau-ischholzhausen. Jedes Frühjahr zieht sich der „Mittelbau“ des Fachbereichs hier-für in das abgelegene tagungshotel der Justus-Liebig-Universität Gießen zurück.

So auch am 15. April dieses Jahres. Die tradition des Mitarbeiterseminars besteht bereits seit 1989 und ist unbe-stritten zu einer festen institution des Fachbereichs geworden, die es zu pfle-gen gilt. in der Pflicht steht dabei ein vierköpfiges Organisationsteam, dass sich jährlich zur Hälfte neu besetzt, und insbesondere auch der bereits angespro-chene Mittelbau, also die wissenschaftli-chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. Assistentinnen und Assistenten des Fachbereichs, als teilnehmer.

Für das 22. Mitarbeiterseminar stell-te sich den diesjährigen Organisatoren (Jana Brandt, Henning Fischer, Henning Meyer und Dr. Johannes Paha) die Auf-gabe, das Feedback und die konstruktive Kritik aus dem Vorjahr durch eine Wei-terentwicklung des Veranstaltungskon-zepts umzusetzen. Denn trotz – oder

vielleicht gerade wegen – der langen tra-dition sah sich das Mitarbeiterseminar in den vergangenen Jahren mit verschiede-nen Problemen konfrontiert, die sich in stetig sinkenden teilnehmerzahlen aus-drückten. So wurde bei der vorjährigen Feedback-Runde deutlich, dass viele Bei-träge für das Publikum schlicht zu fach-spezifisch und damit weitgehend unver-ständlich waren. Neben einigen weiteren Aspekten machten es sich die Organisa-toren in diesem Jahr also zur zentralen Aufgabe, genau hieran etwas zu ändern.

Maßgabe für das Mitarbeiterseminar 2011 war, die Beiträge der teilnehmer weniger fachlich und deutlich kürzer zu gestalten. Durch die Neubesetzungen mehrerer Professuren im vergangenen Jahr waren viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum ersten Mal dabei. im Vordergrund der Beiträge sollte da-her auch die Vorstellung der aktuellen Lehrstuhl-teams sowie deren Projekte und Vorhaben stehen. Zwischen 12 und 19 Uhr hielten die Referenten insgesamt 13 Kurzvorträge, die vom Publikum

Schloss Rauischholzhausen, Tagungshotel der JLU Gießen: In diesem Jahr fand hier bereits zum 22. Mal das Mitarbeiterseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften statt.

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4 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

FACHBEREICH

Mitarbeiterseminar 2011

Mehr Austausch, weniger Theorie auf Schloss Rauischholzhausen

Im April fand das 22. Mitarbeiterseminar des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften auf Schloss Rauischholzhausen

statt. Einer wiederum gesunkenen Teilnehmerzahl stand dabei jedoch ein umso positiveres Feedback der knapp 25

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber. Die Reduzierung der rein fachlichen Vorträge kam beim Publikum gut

an, die Weiterentwicklung des Seminarkonzepts ist damit jedoch nicht abgeschlossen.

durchweg mit interesse und reger inter-aktion verfolgt wurden.

Auch in diesem Jahr schloss eine Feed-back-Runde das Vortragsprogramm. Die veränderte inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung, weg vom überwiegend fachlichen Kolloquium hin zu einem an der täglichen Arbeit des Fachbereichs orientierten informationsaustausch, empfanden viele der teilnehmer als sinn-volle Weiterentwicklung. Leider hatten sich für das Mitarbeiterseminar im Vor-feld lediglich 25, und damit wiederum weniger teilnehmer als im Vorjahr, an-gemeldet. Um nächstes Jahr wieder deut-lich mehr interessenten anzusprechen wurde beschlossen, 2012 ein gemischtes Programm anzubieten: So sollen ei-nerseits, wie schon in den vergangenen Jahren, vereinzelt Fachvorträge gehalten werden. Andererseits sollen aber auch konkrete Themen und Projekte aus der täglichen Arbeit besprochen und erfah-rungen und tipps weitergegeben werden. Die Planung und Durchführung von Se-minaren und Workshops, Berichte über Auslandsaufenthalte und Konferenzen oder auch erfahrungen mit der neuen Promotionsordnung sind nur einige der möglichen Themen der Vorträge.

Nach der abschließenden Feedback-Runde ging es zum gemeinsamen Abendessen in den großen Speisesaal des Schlosses. in toller Atmosphäre konnte sich jeder am Buffet stärken, bevor dann in den offiziellen teil des Abendpro-gramms übergeleitet wurde. Wie jedes Jahr bot der Schlosskeller ein stimmiges

Ambiente für eine ungezwungene und durchaus ausgelassene Stimmung. Das Organisationsteam hatte dieses Jahr zum „ersten einarmigen Rauischholzhause-ner Kickerturnier“ geladen. Gesagt, ge-tan. Nachdem die teams, bestehend aus jeweils vier Mann und/oder Frau ausge-lost waren, spielten jeweils zwei teams ein tischfußballspiel über fünf Minuten gegeneinander, wobei jeder Spieler nur eine Spielreihe des tisches kontrollier-te. Das turnier stieß allgemein auf gro-ße Zustimmung und Freude und wird mit Sicherheit im nächsten Jahr erneut ausgetragen werden. Dank guter Musik wurde der Schlosskeller danach schnell zu einer großen tanzfläche und auch die tanzfreudigen Kolleginnen und Kollegen kamen voll auf ihre Kosten. So offenbar-te auch ein spontan organisierter Limbo-tanzwettbewerb vereinzelt unvermute-tes talent.

trotz kleiner Runde waren sich beim gemeinsamen Frühstück am Samstag-morgen alle Beteiligten einig, dass das 22. Mitarbeiterseminar wieder ein er-folg und ein schönes erlebnis für den Austausch untereinander war. Henning Fischer fasste den Abend kurz und prä-gnant mit den Worten zusammen: „es war mal wieder legendär.“ Katharina Niehoff ging dann aber doch noch etwas stärker ins Detail: „Die Mischung aus interessanten Beiträgen und fröhlichem Get-together in der schönen und unge-zwungenen Atmosphäre des Schlosses machen das Mitarbeiterseminar einfach einzigartig!“ ■

Christian Riese und Florian Schmidt bei der Vorstellung aktueller Projekte

Kleine Stärkung in der Kaffeepause zwischen den Vorträgen

Zu später Stunde: ungeahnte Flexibilitäten im Mittelbau treten zu Tage

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5WiWi INFO Nr. 1-2011

FACHBEREICH

Professor Dr. Michael Wehrheim11. Dezember 1959 – 7. Mai 2011

Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen trauert um Professor Dr. Michael Wehr-heim, geboren am 11. Dezember 1959 in Bad Homburg vor der Höhe, der am 7. Mai 2011 völlig unterwartet verstorben ist.

Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und dorti-ger Promotion zum Dr. rer. pol. im Jahr 1988 übernahm Prof. Wehrheim im Jahr 1990 zunächst eine Professur an der Fach-hochschule des Bundes in Dieburg. 1992 folgte die Übernah-me einer Professur für das Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Rech-nungslegung an der Fachhochschule Frankfurt am Main. eine zunächst über mehrere Jahre an der Philipps-Universität Mar-burg vertretene C3-Professur für Betriebswirtschaftliche Steu-erlehre hatte er seit 2004 dauerhaft inne. im Jahr 2007 folgte er dem Ruf auf die W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und externes Rechnungswesen an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Prof. Wehrheim widmete sich in seiner wissenschaftlichen Ar-beit vor allem zwei großen Forschungsfeldern. Zum einen galt seine Aufmerksamkeit im Bereich der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre den Fragen der Steuerwirkungs- und -gestaltungs-lehre. Zum anderen bildete die Auseinandersetzung mit Aspek-ten der Handels- und Steuerbilanz einen Schwerpunkt seiner Forschung.

Vor dem Hintergrund der einführung des Bilanzrechtsmoder-nisierungsgesetzes (BilMoG) äußerte er sich mehrfach zur han-dels- und steuerrechtlichen Bilanzierung. Prof. Wehrheim war

es dabei stets ein Anliegen, für die Bedeutung des handelsrecht-lichen GoB-Systems zu werben. Dementsprechend stand er der weit verbreiteten Neuinterpretation des Maßgeblichkeitsgrund-satzes, aus der eine weitgehende Loslösung der Handels- von der Steuerbilanz folgt, äußerst kritisch gegenüber.

Von April 2009 bis September 2010 war Professor Wehrheim als Studiendekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften Ansprechpartner für die Belange der Studierenden.

Als die Nachricht vom überraschenden tod Michael Wehr-heims den Fachbereich erreichte, war dies für uns alle ein zu-tiefst trauriger Moment. Michael Wehrheim wurde aufgrund seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, seiner kommu-nikativen wie vermittelnden Art von seinen Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Studie-renden gleichermaßen geschätzt. Seine engsten Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter an der Professur verlieren mit ihm nicht nur ihren engagierten Doktorvater, sondern auch ihren prägen-den akademischen Mentor und Lehrer.

Michael Wehrheim hinterlässt eine große Lücke in unserer Ge-meinschaft am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Betriebswirtschaftliche Steu-

erlehre und Externes Rechnungswesen, die Doktorandinnen und Doktoranden Professor Wehrheims, die Professorenschaft des Fachbereichs, die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter des Fachbereichs, die Studierenden.

6 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

NACHRUF

IECER 2011 Best Paper Award

Ausgezeichnete Forschung im Bereich Venture Capital und Initial Public OfferingsDie Finanzierung mit Venture Capital und durch Börsengänge sind zentrale Themen der Corporate Finance, die auch

an der Professur für Finanzierung und Banken einen hohen Stellenwert in Forschung und Lehre besitzen. Aktuell

werden die Determinanten der Financial und Operating Performance für fast 3.000 europäische IPOs untersucht. Die

Studie wurde kürzlich auf einer internationalen Konferenz als „Bester Forschungsbeitrag“ ausgezeichnet.

Von WolFgAng BeSSler und mArtin Seim

An der Professur für Finanzierung und Banken sind das Asset Ma-nagement (investments), Banken

und Börsen sowie die Unternehmensfi-nanzierung (Corporate Finance) tradi-tionell wichtige Forschungsgebiete. Die Corporate-Finance-Forschung umfasst dabei die Kapitalstruktur- und Dividen-denpolitik, Unternehmensübernahmen (M&As) und die Finanzierung junger innovativer Unternehmen mit Venture Capital und durch Börsengänge. in die-sem Forschungsgebiet ist in den letzten Jahren eine Vielzahl von Dissertationen entstanden und ausgezeichnet worden und mehr als 25 Beiträge in internationa-len Zeitschriften und Büchern veröffent-licht worden. Untersuchungsgegenstand im Zusammenhang mit initial Public Offerings (iPOs) ist die Bedeutung von innovationen und Patenten, das Ana-lystenverhalten und Aktienempfehlun-gen, Finanzierungsabfolgen und -stra-tegien sowie interessenkonflikte und der einfluss von Venture Capital. Viele dieser Studien konzentrieren sich auf den deutschen Kapitalmarkt. in dem ak-

tuellen Forschungsprojekt von Prof. Dr. Wolfgang Bessler und Dipl.-Kfm. Mar-tin Seim werden weiterhin Themen wie Aktienrückkauf und Kapitalerhöhungen von Neuemissionen in Deutschland un-tersucht. Zudem wird die empirische Un-tersuchung auf fast 3.000 Unternehmen, die in europa einen Börsengang durch-geführt haben, ausgedehnt. Von diesen iPOs wurden ca. 400 Unternehmen vor dem Börsengang mit Venture Capital fi-nanziert. Aus diesem umfassenden Da-tensatz sind bisher zwei Untersuchungen zu „Venture Capital und initial Public Offerings“ entstanden. eine der beiden Studien wurde auf der 9. internationalen „interdisciplinary european Conference on entrepreneurship Research” (ieCeR) vorgetragen, die vom 16. bis 18. Februar 2011 in München stattfand, und mit dem „Best Paper Award“ ausgezeichnet.

Die ieCeR 2011 hat sich seit der erst-maligen Ausrichtung in 2003 zu einer der führenden tagungen im Bereich en-trepreneurshipforschung in europa mit vielen internationalen teilnehmern eta-bliert. Unter dem diesjährigen titel „Fi-nancing of New Ventures after the Crisis“ waren Forscher aus den Bereichen Be-triebs- und Volkswirtschaftslehre, Geo-

graphie, Psychologie oder Soziologie auf-gefordert, Beiträge einzureichen. Dabei wird deutlich, wie stark die interaktion vieler Disziplinen gerade im Forschungs-gebiet entrepreneurship und innovati-onen ist (siehe hierzu auch den Beitrag zur „international Summer University“ ab Seite 12). Die interdisziplinarität spie-gelte sich schließlich in der Vielfalt der einzelnen Sessions wider, deren inhalte von „Risikokapital und Finanzierung“ über „Ausgründungen aus Universitä-ten und Forschungsinstituten“ bis hin zu „Netzwerken und infrastruktur“ und „Beschäftigungseffekten und Personal-management“ reichten.

Für den erfolg und die Überlebensfä-higkeit von Start-up-Unternehmen sind vor allem der Zugang zu finanziellen Ressourcen und die Art der Finanzie-rung entscheidend, wobei Venture Ca-pital meist als die wichtigste Form der Risikofinanzierung angesehen wird. Venture Capital bezeichnet dabei die Versorgung von meist jungen Unterneh-men mit eigenkapital, die sich oft noch in einer sehr frühen entwicklungsphase des Unternehmenslebenszyklus und in der Verlustzone befinden. eine Vielzahl theoretischer und empirischer Studien

Abb. 1: Veränderung der relativen Anzahl IPOs weltweit, Anzahl indexiertAbb. 1: auf 1997 (Quelle: Weild und Kim, 2010)

Abb. 2: Anzahl von IPOs weltweit nach Regionen

7WiWi INFO Nr. 1-2011

FORSCHUNG UND VERNETZUNG

zeigen, dass Venture-Capital-Geber zu-nächst sehr sorgfältig auswählen, wel-che Unternehmen sie finanzieren und ihnen mit strategischer und operativer Beratung unterstützend zur Seite ste-hen. Dazu übernehmen sie wichtige Überwachungsfunktionen des Manage-ments. Venture-Capital-Gesellschaften unterstützen somit die Gründung neuer Unternehmen, die Stärkung der inno-vationsfähigkeit, die entwicklung von Produkten bis zur Marktreife und da-durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum. entscheidend ist hierbei, dass höhere Beschäftigungsquoten nicht durch die existenz kleiner Unternehmen per se entstehen, sondern im positiven Zusammenhang mit dem Wachstum dieser stehen. Hier leisten Venture-Ca-pital-Geber einen besonders starken Bei-trag. Das Ziel der Kapitalgeber bei einem Venture-Capital-engagements besteht letztendlich darin, das Start-up-Unter-nehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt entweder über die Börse (iPO), an einen anderen Venture-Capital-investor (Se-condary Purchase) oder in Form einer Unternehmensübernahme (M&A) er-folgreich zu veräußern.

Der auf der ieCeR 2011 von Prof. Dr. Wolfgang Bessler und Martin Seim vor-gestellte Beitrag vergleicht die finanzielle und operative Performance sowie ver-schiedene Unternehmenscharakteristika von fast 400 iPOs in europa über den Zeitraum von 1996 bis 2010, die durch Venture-Capital-Geber unterstützt wur-den. Studien für die USA, den bisher größten und bedeutendsten Markt für Venture Capital und iPOs, deuten dabei auf das entstehen einer „iPO-Krise“ in den letzten Jahren hin. in den Studien wird argumentiert, dass seit der „inter-net Bubble“ um die Jahrtausendwende verschiedene Faktoren dazu beigetragen haben, dass die Anzahl an Börsengän-gen allgemein und der relative Anteil

der iPOs, die durch Venture Capital un-terstützt wurden, in den USA drastisch abgenommen haben. Die Anzahl der Börsengänge und die Veränderung der relativen Anteile werden in den Abbil-dungen 1 und 2 eindrucksvoll verdeut-licht. interessanterweise bevorzugen derzeit Unternehmen in den USA, wie z. B. Facebook und Groupon, für die Fi-nanzierung eher Privatplatzierungen als Börsengänge.

Gründe für diesen dramatischen einbruch werden vor allem in einer stärkeren Regulierung der Märkte für Börsengänge sowie in den veränderten Strukturen im investment Banking ge-sehen. Die auf iPOs spezialisierten klei-neren investment-Banken wurden von großen Banken übernommen und nach dem ende der „New economy“-Periode oftmals geschlossen. Auch das Coverage durch Analysten wurde eingeschränkt sowie die Anforderungen an die Rech-nungslegung verschärft. Dies kann weit-reichende Auswirkungen auf die Versor-gung junger, innovativer Unternehmen mit Risikokapital haben, da funktions-fähige Kapitalmärkte als wichtigste Vo-raussetzung dafür gelten, dass sich der positive Beitrag vor allem von Venture-Capital-Gebern auf die Gesamtwirt-schaft übertragen und zu Wachstum ins-gesamt führen kann. Bessler und Seim betrachten in ihrem Beitrag ausschließ-lich Venture-Capital-finanzierte iPOs und unterscheiden für europa die fol-genden zwei Zyklen von Börsengängen: 1996 bis zum ende der „New economy“-Periode im Februar 2003 und von März 2003 bis zum ende der Finanzkrise Mitte 2010. Die Anzahl der iPOs in den USA und in europa sind in den Abbildungen 3 und 4 dargestellt.

Zunächst zeigt sich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Anzahl der iPOs und der Performance eines breiten US-amerikanischen bzw. eu-

ropäischen Akienmarktindex besteht. Überraschenderweise ist die Anzahl der iPOs, die durch Venture-Capital-Geber unterstützt wurden, in den USA sehr stark zurückgegangen. in europa ist dagegen im zweiten iPO-Zyklus die Anzahl von Börsengängen sogar leicht angestiegen. Deutliche Unterschiede werden jedoch erkennbar, wenn man die finanzielle Performance über beide iPO-Zyklen vergleicht (Abbildungen 5 und 6). Abbildung 5 beschreibt die Höhe der ersttagsrenditen (Underpricing). Das ist die Rendite, die ein Anleger realisiert, wenn er eine Zuteilung der Aktien im Primärmarkt erhält, d. h. unmittelbar beim Börsengang und der Notierungs-aufnahme der jeweiligen Aktie, und die-se Aktie am ende des ersten Handelsta-ges im Sekundärmarkt wieder veräußert. Beim Underpricing zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden Peri-oden. Abbildung 6 zeigt die Performance eines Anlegers unter einbeziehung von Underpricing über einen bestimmten Anlagezeitraum. Dabei entspricht z. B. ein Zeitraum von 250 Handelstagen in etwa einem Kalenderjahr.

in Abbildung 6 wird deutlich, dass die Performance der iPOs im ersten Zyk-lus (rote Linie) bis zu einem Jahr deut-lich über der Performance der iPOs im zweiten Zyklus (blaue Linie) liegt, wo-bei dieses ergebnis maßgeblich durch höheres Underpricing getrieben wird (Abbildung 5). So konnte der Anleger für das erste Jahr eine Rendite von 35% in der ersten und von 20% in der zwei-ten Periode realisieren. es zeigt sich, dass die investoren im ersten iPO-Zyklus deutlich optimistischer gegenüber den Wachstumsaussichten der Unternehmen als im zweiten iPO-Zyklus gewesen sind. Durch diesen Optimismus treiben sie die Aktienkurse in die Höhe. erstaunlicher-weise sind für Halteperioden von mehr als 250 Handelstagen keine Unterschiede

Abb. 3: Marktindex und Anzahl der IPOs in den USA Abb. 4: Marktindex und Anzahl der IPOs in Europa

8 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

FORSCHUNG UND VERNETZUNG

in der Aktienmarktbewertung der iPO-Unternehmen zu erkennen. Venture-Ca-pital-Geber hatten es im zweiten Zyklus deutlich schwerer, auch aufgrund der Fi-nanzkrise, ihre Unternehmen erfolgreich an der Börse zu platzieren.

Diese Beobachtung wird in der Studie von Bessler und Seim dadurch bestärkt, dass iPOs in der zweiten Periode zum Zeitpunkt des Börsenganges signifikant älter und profitabler sind und geringere Wachstumsoptionen aufweisen als iPOs der ersten Periode. in den Jahren von 1996 bis 2003 haben die Venture-Capi-tal-Geber das generell positive Markt-umfeld, insbesondere die euphorie der „New economy“-Periode, zu einem er-folgreichen Verkauf ihrer Beteiligungen über die Börse genutzt. im Gegensatz dazu waren Börsengänge von Venture-Capital-finanzierten Firmen von 2003 bis 2010 nur für die „reifsten“ Unternehmen

möglich. es bleibt zu klären, ob sich eine ähnliche iPO-Krise, wie sie in den USA bereits seit längerem beobachtbar ist, auch in europa herausbilden kann. Für die Finanzierung junger Unternehmen mit Risikokapital, die innovationsfähig-keit kleiner Unternehmen und letztlich auch die Beschäftigungseffekte für die Gesamtwirtschaft wäre eine solche ent-wicklung schwerwiegend. Hier sind die Politiker gefordert, nach der Finanzkrise sinnvolle Regulierungen für Venture Ca-pital und die Kapitalmärkte zu schaffen.

Der Beitrag zur Untersuchung von Venture-Capital-finanzierten iPOs in europa fand bei den Organisatoren und teilnehmern der Konferenz in dem Maße Anklang, dass Prof. Dr. Wolfgang Bessler und Martin Seim für die Vorstellung ih-rer ergebnisse den „ieCeR 2011 Best Pa-per Award“ erhielten. Dies verdeutlicht die Relevanz dieses Forschungsprojektes

und die Bedeutung der Verzahnung von Unternehmensfinanzierung, innovatio-nen und Kapitalmärkten. Verschiedene ergebnisse aus dem Forschungsprojekt wurden bereits auf einer Vielzahl von in-ternationalen Konferenzen vorgetragen, u. a. auf der tor Vergata Conference in Rom (2008), Swiss Society for Financi-al Market Research Conference in Genf und Zürich (2009 und 2011), Financial Management Association Conference in Reno und New York (2009 und 2010), Financial Management international european Conference in Hamburg und Porto (2010 und 2011), Midwest Finance Association Meeting in Las Vegas (2010), european Financial Management Ven-ture Capital Conference in Montreal (2010) und der Konferenz des Vereins für Socialpolitik in Kiel (2010). Zudem wurden einige Beiträge bereits veröf-fentlicht und bei anderen ist geplant, sie

in den führenden europäischen Finance Journals zu publizieren. Der Abschluss dieses Forschungs-projektes wird eine Studie der fast 3.000 iPOs in europa sein, wobei es das Ziel ist, die Unterschiede in der Performance und Charakte-ristika der Börsengänge im Zeit-ablauf herauszuarbeiten. Venture Capital und iPOs bleiben auch zukünftig ein Forschungsschwer-punkt an der Professur für Finan-zierung und Banken. Das nächste Promotionsvorhaben wird sich mit „iPOs around the World“ und exit-Möglichkeiten für Venture-Capital-Geber wie Börsengänge und trade Sales (M&A) befassen. Zudem ist die Konzeption eines Venture-Capital-iPO-Börsenin-dex interessant. Wie aus den Ab-bildungen deutlich zu erkennen ist, kann man durch bestimmte Anlagestrategien in iPOs hohe Renditen erzielen. ■

PubliKatiONeN iM rahMeN DeS DiSSertatiONSPrOJeKtS

Bessler, Holler, Seim (2010), Venture Capital and Private Equity in Germany, in: Cumming (ed.): Private Equity - Fund Types, Risks and Returns, and Regulation, Wiley, Hoboken, S. 511-554.

Bessler, Holler, Seim (2010), An Analysis of Alternative Methods for Measuring Long-Run Performance: An Application to Share Repurchase Announcements, in: Locarek- Junge, Weihs (eds): Classification as a Tool for Research, Springer, S. 613-620.

Bessler, Holler, Seim, zimmermann (2011), From Ideas to Product: Financing Innovation and Getting Access to Innovation, in: Cumming (ed.): The Handbook of Venture Capital, Oxford University Press, forthcoming.

Bessler, Drobetz, Seim (2010), Motives and Valuation Effects of Share Repurchase Announcements in Germany: A Comparison of Established Firms and Initial Public Offerings, Working Paper.

Bessler, Drobetz, Seim (2010), Financing Activities and Payout Policies of Entrepreneurial Firms: Empirical Evidence from Initial Public Offerings in Germany, Working Paper.

Bessler, Seim (2011), European Venture-Backed IPOs: An Empirical Analysis, Working Paper.

Bessler, Seim (2011), Venture Capital and Initial Public Offerings in Europe: Underpricing, Long-Run Performance, and Firm Characteristics, Working Paper, „IECER 2011 Best Paper Award“.

Abb. 5: Underpricing der IPOs in Europa Abb. 6: Langfristige Performance der IPOs in Europa

9WiWi INFO Nr. 1-2011

FORSCHUNG UND VERNETZUNG

COMISEF

Neue Verfahren für komplexe Optimierungsprobleme entwickelt

Von leonid SilBermAnn und Peter Winker

Am von Prof. Dr. Peter Winker in-itiierten und koordinierten For-schungs- und trainingsnetzwerk

COMiSeF waren von 2006 bis ende 2010 zwölf institutionen aus sieben verschie-denen europäischen Ländern beteiligt. Das von der eU im Rahmen ihres 6. Forschungsrah-menprogramms (siehe Seite 11) mit knapp 3 Millionen euro ge-förderte Projekt hatte zum Ziel, neue computergestützte Opti-mierungsverfahren im Bereich der Statistik, Ökonometrie und Finanzwirtschaft zu entwickeln und ein-zusetzen. Aus dieser inhaltlichen Ziel-setzung leitete sich auch der Name des Netzwerks ab, denn COMiSeF steht für „Computational Optimization Methods in Statistics, econometrics and Finance“.

An COMiSeF waren aus Großbri-tannien das imperial College und das Birkbeck College aus London sowie die University of essex beteiligt, aus italien

die Università „La Sapienza“ in Rom und aus der Schweiz die Universitäten Zürich und Genf. Dazu kamen die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt in Österreich, die University of Cyprus und die Universi-tät Lodz in Polen. Schließlich waren aus Deutschland die Humboldt-Universität in Berlin, die Deutsche Bank als indust-

riepartner und die Justus-Liebig-Univer-sität Gießen als Koordinator beteiligt.

Viele Aufgaben, denen sich die an-gewandte Wirtschaftswissenschaft ge-genüber sieht, lassen sich im Kern als Optimierungsprobleme begreifen. Die zunehmende Verfügbarkeit von Daten erlaubt es im Prinzip, auch zunehmend komplexere Modelle abzubilden. Aller-dings werden dann auch die zugehörigen

Optimierungsprobleme komplizierter, so dass sie häufig mit den gängigen Me-thoden nicht mehr lösbar sind. Anstatt in einer derartigen Situation zu starken, häufig unrealistischen Vereinfachungen der Modelle zu greifen, können auch neue Optimierungsverfahren eingesetzt werden. Mit deren (Weiter-)entwicklung

und ihrem einsatz für spezifi-sche Probleme in der ökonomi-schen Modellierung, vor allem auch im Bereich der Finanz-märkte, beschäftigten sich die am Netzwerk beteiligten For-scher. ein besonderer Schwer-punkt lag dabei auf so genann-ten heuristischen Verfahren.

Darunter versteht man Algorithmen, die sich zum teil an natürlichen Prozessen orientieren, die auch für komplexe Pro-bleme gute Lösungen finden können, wobei nicht garantiert werden kann, in jedem Fall genau das absolute Optimum zu treffen.

An den zwölf beteiligten institutionen wurden insgesamt 13 Doktorandinnen und Doktoranden und zwei bereits pro-

Die zunehmende Verfügbarkeit wissenschaftlich relevanter Daten ermöglicht immer komplexere Fragestellungen

und Modelle. Die hieraus entstehenden Optimierungsprobleme lassen sich mit herkömmlichen Methoden allerdings

nur unter Rückgriff auf unrealistisch stark vereinfachende Modellannahmen lösen. Im Rahmen des Projekts COMISEF

entwickelte ein aus zwölf Forschungseinrichtungen in Europa bestehendes Netzwerk unter Koordination von

Prof. Dr. Peter Winker neue Verfahren für die wissenschaftliche Praxis.

10 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

FORSCHUNG UND VERNETZUNG

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movierte Mitarbeiter eingestellt, die im Rahmen ihrer Forschungsarbeit zur Ziel-setzung des Netzwerks beitrugen. Auf-grund der Zielsetzung des Programms, den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, wurden jeweils Forscherinnen und Forscher eingestellt, die sich zuvor nicht länger in dem jeweiligen Land auf-gehalten haben. Dadurch ergab sich eine sehr internationale Zusammensetzung des Netzwerks mit Nachwuchskräften aus diversen europäischen Ländern, Chi-na, Russland, Nigeria, der türkei und dem iran. So komplettierten zum Bei-spiel eine Forscherin aus Zypern und ein Wissenschaftler aus england das team am Fachbereich Wirtschaftswissenschaf-ten, während bei der Deutschen Bank ein Doktorand aus Nigeria tätig war.

Diese Fellows profitierten von einem umfangreichen trainingsprogramm des Netzwerks, das ihnen einblicke in die Spezialgebiete der beteiligten For-scherinnen und Forscher ermöglichte. Das team um Prof. Dr. Peter Winker hat beispielsweise 2007 einen Workshop zum wissenschaftlichen Arbeiten orga-nisiert, auf dem unter anderem Thomas Wagner (Lektorat für Wirtschaftseng-lisch am Fachbereich Wirtschaftswissen-schaften) „Scientific Writing in english“ unterrichtete, und 2008 einen Kurs zum Thema „Convergence Analysis“ durchge-führt. Beide Veranstaltungen fanden auf Schloss Rauischholzhausen statt. ins-gesamt gab es im Rahmen des Projekts COMiSeF 16 netzwerkweite Konferen-

zen, Schulungen und Workshops, die alle in verschiedenen europäischen Ländern stattgefunden haben. Dadurch stehen am ende der Förderphase eine große Anzahl gut ausgebildeter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereit, die Metho-den in neuen Anwendungen zu imple-mentieren und weiterzuentwickeln.

Nach Ablauf der vier Jahre kann man auf ein sehr erfolgreiches Projekt zu-rückblicken, aus dem ungefähr 500 wis-senschaftliche Publikationen und eine Vielzahl von Konferenzpräsentationen entstanden sind. Außerdem konnten Sonderhefte in hoch angesehenen Zeit-schriften wie Computational Statistics and Data Analysis oder dem Journal of econometrics auf den Weg gebracht wer-den. Damit wurde insbesondere das Ziel erreicht, die neuen Methoden in Wissen-schaft und Praxis bekannter zu machen.

erfreulich ist auch, dass aus dem Pro-jekt einige neue wissenschaftliche und industrielle Kooperationen entstanden sind. An der Professur für Statistik und Ökonometrie wurden z. B. neue ge-meinsame Forschungsaktivitäten mit den Universitäten in Lodz und Oviedo begonnen. einige Mitglieder des Netz-werks wurden darüber hinaus für ihre Forschungsaktivitäten mit Preisen aus-gezeichnet. Sieben junge Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler haben im Rahmen von COMiSeF ihre Promotion bereits abgeschlossen, davon zwei am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der JLU Gießen. ■

FOrSchuNgSrahMeNPrOgraMM Der eurOPäiScheN KOMMiSSiON

Vor dem Hintergrund der Lissabon-Strategie der Europäischen Union aus dem Jahr 2000, die zum ziel hatte, die EU innerhalb von 10 Jahren zum wett-bewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, wurde ab 2003 das 6. Forschungsrahmenprogramm seitens der Europäischen Kommission umgesetzt. Dabei handelte es sich um ein zeitlich befristetes Förderpro-gramm der EU, das vor allem das ziel hatte, die Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinschaft auf Basis wissenschaft-licher und technologischer Forschung zu steigern. Im Fokus standen dabei insbesondere Aktivitäten zur grenz-überschreitenden Forschung und Entwicklung.

Das 6. Forschungsrahmenprogramm verfügte über ein Volumen von 17,5 Milliarden Euro, um welches Projekte unterschiedlicher Art konkurrierten. Im Bereich der Forschungs- und Trai-ningsnetzwerke konnten so beispiels-weise nur ca. 7% aller beantragten Projekte tatsächlich gefördert werden. Seit 2007 werden die Bemühungen der EU in diesem Bereich im 7. For-schungsrahmenprogramm mit deutlich erhöhtem Budget weitergeführt.

http://comisef.eu

COMISEF-Forschungsteam um Prof. Dr. Peter Winker beim Midterm Review Meeting in Gdansk, Polen im Dezember 2008

11WiWi INFO Nr. 1-2011

FORSCHUNG UND VERNETZUNG

Internationale Sommeruniversität ISU 2011

Intellectual Property and Biotechnology – Linking Law, Business and ScienceDie Internationale Sommeruniversität, die von den vier Fachbereichen 01 Rechtswissenschaft,

02 Wirtschaftswissenschaften, 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement

sowie 11 Medizin seit 2005 gemeinsam angeboten wird, findet 2011 vom 16. Juli bis 13. August statt.

Auch in diesem Jahr werden wieder 30 Studierende aus mehr als 10 Nationen an der JLU erwartet.

ziel ist es, in einer internationalen Gruppe rechtliche, wirtschaftliche und naturwissenschaftliche

Problemfelder der Biotechnologie zu erörtern. Teilstipendien für JLU-Studierende sind möglich.

Von WolFgAng BeSSler und rené ghouSe

Vom 16. Juli bis 13. August 2011 wird an der Justus-Liebig-Universität Gießen bereits zum siebten Mal die

internationale Sommeruniversität (iSU) durchgeführt. Der titel dieses interdiszi-plinären intensivprogramms lautet: „in-tellectual Property and Biotechnology – Linking Law, Business and Science“. Die iSU Gießen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Fachbereiche Rechtswissenschaft (Prof. Dr. Thilo Marauhn), Wirtschafts-wissenschaften (Prof. Dr. Wolfgang Bessler), Agrarwissenschaften, Ökotro-phologie und Umweltmanagement (Prof. Dr. Peter-Michael Schmitz) und Medizin (Prof. Dr. Michael Kracht).

im Rahmen des vierwöchigen Pro-gramms vermitteln international renom-mierte Wissenschaftler und experten aus der Praxis einen abwechslungsreichen einblick in die Herausforderungen, die sich aus dem Umgang mit dem wachsen-den industriezweig der Biotechnologie ergeben. Die enge und gut abgestimmte Zusammenarbeit der beteiligten Fach-bereiche ermöglicht auch in diesem Jahr wieder ein breites und hochqualifiziertes Dozentenangebot.

insbesondere aufgrund der enorm gestiegenen internationalen Wahrneh-mung des Programms kann die iSU als wahre erfolgs-Story bezeichnet werden. Die jungen Menschen kommen aus allen teilen der Welt: inzwischen sind Gäste aus Afrika, Asien, Australien, Südame-rika und den USA ein fester Bestandteil

der iSU geworden. im vergangenen Jahr konnten insgesamt 25 teilnehmerinnen und teilnehmer aus zwölf verschiedenen Ländern in Gießen empfangen werden. Neben „Dauerbrennern“ wie den USA, Russland, Brasilien und indien sind immer wieder auch neue Länder vertre-ten. So fanden sich in den letzten Jahren Studierende aus Mexiko, tadschikistan, Honduras oder Nicaragua auf der teil-nehmerliste wieder. Das zunehmende interesse lässt sich auch durch Zahlen belegen. Während wir vor der ersten iSU im Jahr 2005 noch unsicher waren, ob genügend interesse bestehen würde, könnten wir jetzt jährlich mehr als 50 Studierende aufnehmen, die nach dem Auswahlverfahren als hochqualifiziert eingestuft sind. Viele teilnehmerinnen und teilnehmer haben ein akademisches Studium in den Bereichen der „Life Sci-ences“ abgeschlossen und halten es für wichtig, ihr Wissen um die Bereiche „Business and Law“ zu erweitern.

Die gestiegenen Bewerberzahlen sind nicht zuletzt auf eine sehr gute Mund-zu-Mund-Propaganda ehemaliger Kurs- teilnehmerinnen und -teilnehmer zu-rückzuführen und bestätigen die Koor-dinatoren darin, mit diesem Programm den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Zudem ist eine akademisch ori-entierte Auswahl der qualifiziertesten Bewerberinnen und Bewerber möglich. Die teilnahmekapazität ist gegenwärtig auf 30 Personen begrenzt. Dahinter steht die Auffassung, dass in dieser Gruppen-größe ein ideales Arbeitsklima in den Fachseminaren möglich ist und Proble-

merörterungen und Diskussionen in der gebotenen tiefe stattfinden können.

in englischsprachigen Seminaren wird den teilnehmenden Studentinnen und Studenten ein umfassender Überblick der rechtlichen Rahmenbedingungen für biotechnologische Anwendungen sowie deren kommerzielle Nutzungsmöglich-keiten geboten. Den ökonomischen As-pekten kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, denn das Ziel ist es, aus ideen zunächst innovationen zu entwi-ckeln, diese durch Patente abzusichern, um daraus dann letztendlich erfolgreiche Produkte zu konzipieren. Themen, die im Rahmen der iSU den teilnehmenden nä-her gebracht werden, sind die Bewertung und Finanzierung von innovationen, z. B. mit Venture Capital, durch Börsen-gänge, aber auch durch staatliche Förder-programme und Bankkredite. ein weite-rer zentraler und derzeit sehr aktueller Aspekt ist der erwerb von intellectual Property durch Unternehmensübernah-men (M&A), indem kleinere, innovative Biotech-Unternehmen durch größere Pharmakonzerne übernommen werden, um deren eigene Patentportfolios zu stär-ken. Dahinter steht ebenfalls die idee, umfassende Forschungsaktivitäten der großen Pharmakonzerne zu dezentrali-sieren und innovativer zu gestalten. er-gänzt wird das Seminarprogramm durch Fachexkursionen zu deutschen Pharma- und Biotech-Unternehmen sowie zum Deutschen Patentamt nach München.

in der Sommeruniversität werden die unterschiedlichen Ansätze und Arbeits-methoden verschiedener Fachbereiche

12 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

INTERNATIONAL

zusammengeführt. Völker- und euro-parecht stellen Arbeitsschwerpunkte von Prof. Dr. Thilo Marauhn, der aka-demischer Leiter der iSU und geschäfts-führender Direktor des Zentrums für internationale entwicklungs- und Um-weltforschung (ZeU) ist, dar. Prof. Dr. Wolfgang Bessler beschäftigt sich mit der Bewertung von Patenten, der Finan-zierung von innovation mit Finanzin-novationen, aber auch mit Patenten als neue Anlageklasse im Asset Manage-ment und der Schaffung von Börsen und Marktplätzen für innovationen und in-novationsfinanzierung. Die Chancen der grünen Gentechnik gehören zu den For-schungsgebieten der Professur für Ag-rar- und entwicklungspolitik von Prof. Dr. Peter-Michael Schmitz. technologie-transfer ist ein Schwerpunkt des Rudolf-Buchheim-instituts für Pharmakologie des Fachbereichs Medizin, den Prof. Dr. Michael Kracht vertritt.

Der Kurs soll die teilnehmerinnen und teilnehmer für fachübergreifende Problemfelder sensibilisieren. im Bereich Biotechnologie sind Wissenschaft und Wirtschaft voneinander abhängig – ohne wissenschaftliche entwicklung lässt sich kein zu vermarktendes Produkt entwer-fen, ohne Wirtschaft keine Vermarktung des Produkts realisieren. Daher ist es notwendig, dass Studierende mit einem Karriereinteresse im Bereich der Bio-technologie gleichermaßen mit natur-, rechts- und wirtschaftswissenschaftli-chem Hintergrundwissen vertraut sind. es werden zunehmend Fachkräfte benö-tigt, die neben fachlichen Spezialkennt-

nissen eine Vielzahl an Schlüsselqualifi-kationen sowie Sensibilität für aktuelle Problemfelder vorweisen. Die Heraus-forderung liegt für die teilnehmenden gerade darin, in einer internationalen Gruppe rechtliche, wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Problemfelder zu erörtern und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dabei bereichern die jungen Menschen den Kurs nicht nur durch ihre unterschiedlichen kulturellen Hinter-gründe, sondern auch durch verschie-dene Perspektiven und Denkweisen, vor allem hinsichtlich biotechnologischer Forschung und wirtschaftlichem Wachs-tum.

Neben der Vermittlung von wissen-schaftlichem Verständnis besteht eines der Hauptanliegen der iSU darin, ein positives Bild von Land, Menschen und Kultur zu vermitteln und so eine dauer-hafte Verbundenheit zwischen den teil-nehmern und Deutschland zu schaffen. Großen Wert legen die Organisatoren daher auch auf ein abwechslungsreiches Kultur- und Freizeitprogramm.

Durch das Kursangebot in der iSU sind wir in der Lage, zur langfristigen Gewinnung ausländischer Fachkräfte einen entscheidenden Beitrag zu leis-ten, da wir Studierenden ermöglichen, in einer kurzen Zeit den Studienstand-ort Deutschland und insbesondere Gie-ßen kennen zu lernen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Kursteil-nehmerinnen und -teilnehmer während ihres Aufenthalts wertvolle Kontakte knüpfen, die ihnen die Planung eines künftigen Studien- bzw. Forschungsvor-

auShäNgeSchilD VON uNiVerSität uND StaDt

■ Die Erfolgsstory ISU der Fachbereiche 01 Rechtswissenschaft, 02 Wirt-schaftswissenschaften, 09 Agrar-wissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement und 11 Medizin geht in die 7. Runde.

■ Regelmäßig nehmen Studierende aus allen Kontinenten an der ISU Teil. In der Regel kommen die 30 Studierenden aus mehr als zehn verschiedenen Nationen. Beispiele der letzten Jahre sind Argentinien, Australien, Brasilien, Honduras, Indien, Nicaragua, Mexiko, Russ-land, Tadschikistan, Ukraine und die Vereinigten Staaten von Amerika.

■ Fachexkursionen zu deutschen Pharmaunternehmen wie der Merck AG und der Bayer AG, aber auch ein Besuch des Deutschen Patentamts in München stehen auf dem Pro-gramm.

■ Ein hochqualifiziertes internationa-les Dozententeam steht bereit.

■ Teilstipendien für JLU-Studierende werden vergeben.

theMeNSchWerPuNKte Der iSu 2011

■ Red and green biotechnology■ Drug discovery strategies■ Genetically modified organisms■ European patent law■ International patent protection■ Traditional knowledge

and biodiversity■ Intellectual property

and competition law■ Innovation and patents■ Patent analysis and valuation■ Financing innovation■ Venture capital and innovation■ Going public of biotech companies■ Bank financing and

government programs■ Mergers and acquisitions

in the biotech industry■ Exchanges for trading

patents and innovation

Weitere Informationen zur ISU 2011 finden Sie online im Web.

http://www.uni-giessen.de/ISU

Teilnehmer der ISU 2009 im Hauptgebäude der JLU. 1. Reihe v. l.: René Ghouse (Managing Director, FB 01) und Prof. Dr. Wolfgang Bessler. 1. Reihe v. r.: Prof. Dr. Florian Dreyer (FB 11) und Prof. Dr. Thilo Marauhn (akademischer Leiter, FB 01).

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13WiWi INFO Nr. 1-2011

INTERNATIONAL

Austauschprogramm UIBE Peking

Peking-Gießen one way – über das Auslandsstudium der Chinesin Huihua XiaoSie verkaufte Spargel, betreute andere Austauschstudenten, brachte Grund-

schulkindern wie Kommilitonen Chinesisch bei, absolvierte mehrere Praktika

und machte erfolgreich ihren Abschluss als Diplom-Kauffrau am Fachbereich

Wirtschaftswissenschaften. zurück nach China geht es für Huihua Xiao aber

trotzdem erst einmal nicht.

habens in Deutschland erheblich er-leichtern. Die iSU hat nachweislich Früchte getragen: So kehren in jedem Jahr zahlreiche ehemalige Kursteil-nehmerinnern und -teilnehmer nach Deutschland zurück – sei es als Stu-dierende im Rahmen von Austausch- und Master-Programmen oder als Praktikanten in Unternehmen. Langfristig ist es unser Ziel, quali-fizierte junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für längere For-schungsaufenthalte in Deutschland zu begeistern, um letztendlich inter-nationale Spitzenkräfte für die gan-ze Region und das Land Hessen zu gewinnen. So leisten wir mit diesem Kursprogramm insgesamt einen Bei-trag zur Stärkung des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Hessen.

Das Programm richtet sich sowohl an fortgeschrittene deutsche und ausländische Studierende als auch an Postgraduierte, die mehr darüber erfahren wollen, wie europa mit den rechtlichen und wirtschaftlichen He-rausforderungen in der Biotechnolo-giebranche umgeht. Studierende der JLU werden ausdrücklich zur teil-nahme ermuntert. Für Studierende der beteiligten Fachbereiche stehen einige teilstipendien zur Verfügung. Bei erfolgreicher teilnahme werden 6 eCtS-Punkte vergeben.

Die Kooperation liefert den Fach-bereichen wichtige Denkansätze, zeigt neue Arbeitsmethoden auf und fördert darüber hinaus die Zusam-menarbeit in anderen Projekten. Die Verantwortlichen stimmen seit län-gerem darin überein, dass die inhalte und erfahrungen aus der iSU einem größeren teilnehmerkreis zugäng-lich gemacht werden sollten. Für die Zukunft sind die Ausweitung der iSU von vier auf sechs Wochen sowie die erhöhung der teilnehmerzahl von derzeit 30 auf 60 Studierende geplant. Darüber hinaus könnte aber auch ein einjähriges Master-Programm ange-boten werden, das z. B. sowohl für JLU-Absolventen der Studiengänge Life Sciences als auch für ausländi-sche Hochschulabsolventen attraktiv wäre. Auch ist beabsichtigt, die iSU in diverse Weiterbildungsangebote einzubinden, die derzeit vom Präsidi-um der JLU gefördert werden. trotz nicht immer einfacher Rahmenbe-dingungen sind alle Beteiligten opti-mistisch, dass künftig die ideen der verschiedenen Fachbereiche in einem innovativen Studiengang innerhalb der JLU integriert werden können. ■

Von FloriAn Schmidt

Sichtlich stolz nimmt Huihua Xiao, Diplom-Kauffrau seit knapp einem Monat, die Auszeichnung des Ver-

eins der ehemaligen und Förderer des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften entgegen. Gewürdigt wird „ihr außer-gewöhnliches Studium hier bei uns in Gießen“, so Prof. Dr. Wolfgang Bessler in seiner Funktion als Vorsitzender des Ver-eins, der kurz zuvor die Jahrgangsbesten des Abschlussjahres 2010 geehrt hat. Das engagement, das die gebürtige Chine-sin während ihres Studiums gezeigt hat, verdient Anerkennung, das steht außer Frage. Noch dazu ist Huihua Xiao die erste Absolventin des Austauschpro-gramms mit der University of interna-tional Business and economics (UiBe), Beijing. es ist Freitag, der 14. Januar kurz vor 20 Uhr, Absolventenfeier des Jahr-gangs 2010 in der Aula der JLU. Huihua Xiao steht auf der Bühne, ihre Familie ist ebenfalls unter den zahlreichen Gästen. Sie sind aus China angereist, um ihren erfolgreichen Studienabschluss zu feiern. ein wenig Zeit bleibt noch für eine Rund-reise durch Deutschland. Sie wollen sich alles mal ansehen. Anfang Februar wird sie ihre Stelle bei einer Unternehmensbe-ratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft antreten.

Rückblick. Zu Beginn des Winterse-mesters 2006/2007 kam Huihua Xiao als eine der drei ersten teilnehmer des damals neuen Austauschprogramms zwischen der JLU und der UiBe nach Gießen. Kurz vor ihrem Abschluss als Bachelor of Arts in German Language and Business Administration ist sie auf diese Möglichkeit aufmerksam gewor-

den. Die notwendigen Qualifikationen für das Programm erfüllte sie, also be-warb sie sich und wurde schließlich an-genommen.

initiiert wurde das Programm 2006, aufbauend auf dem persönlichen Kon-takt zwischen Prof. Dr. Martin Glaum und zwei Kollegen an der UiBe, die in Gießen studiert haben. Aus der Mi-schung des persönlichen und fachlichen Austauschs resultierte schließlich die chinesisch-deutsche Partnerschaft, die sich heute einer großen Nachfrage bei den Studierenden beider Universitäten erfreut. Das Programm bietet qualifi-zierten Studierenden der UiBe die Mög-lichkeit eines aufbauenden Diplom- bzw. Master-Studiums am Fachbereich Wirt-schaftswissenschaften. Umgekehrt ha-ben pro Studienjahr jeweils etwa zehn bis zwölf Studierende der JLU die Möglich-keit, für ein Semester nach Fernost zu ge-hen. Für die teilnehmer aus Gießen steht dabei weniger der fachliche, als vielmehr der sprachlich-kulturelle Aspekt im Vor-dergrund. So besteht das Programm in Peking überwiegend aus Sprachkursen. Betreut wird das Austauschprogramm durch Prof. Dr. Martin Glaum, der die UiBe regelmäßig besucht, sowie durch Prof. Dr. Matthias Göcke und dessen team.

Um einen reibungslosen Start in das Studium zu ermöglichen, werden die ankommenden Studierenden der UiBe unter anderem bei der Wohnungssuche unterstützt. Das Wohnheim des Stu-dentenwerks Gießen in der Grünberger Straße wurde auf diese Art das Zuhause für Huihua Xiao – ein idealer Ort, um schnell Bekanntschaften zu schließen und Anschluss zu finden, meint sie. Also

14 JLU GIESSEN FACHBEREICH 02 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

INTERNATIONAL

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übernahm sie auch direkt eine Stelle als tutorin für ihr Wohnheim und organi-sierte diverse Veranstaltungen, wie etwa Koch- oder Filmabende, und war als An-sprechpartnerin für ihre Mitbewohner immer zur Stelle. Das sei überhaupt das Wichtigste: sich integrieren, nicht nur bei den Landsleuten bleiben, schnell Freun-de finden. Kulturschock und Sprach-probleme ließen sich nur so in den Griff bekommen. Huihua Xiao sagt selbst von sich, dass ihre offene Persönlichkeit ihr sehr dabei geholfen habe, auch wenn die erste Zeit hier in Gießen nicht ganz einfach für sie war. Ganz besonders Weih-nachten stellt die fernöstlichen Austauschstudierenden vor ein besonderes Problem: viele der Kommilitonen und Freunde sind zu dieser Zeit zu Hause bei ihren Familien und Gießen ist quasi wie leergefegt. Zum Glück für Huihua Xiao wurde sie von einer Kommilitonin aus einem Fran-zösischkurs eingeladen und ver-brachte so das erste Weihnachten in Deutschland im Kreise dieser Familie – die beiden stehen heu-te noch in engem Kontakt.

Der fachliche einstieg in das Hauptstudium war ebenfalls nicht unbedingt leicht. Vor al-lem die Sprache und das hie-sige Lernsystem machten am Anfang einige Schwierigkeiten: weniger Lernkontrollen, viel mehr selbständige Arbeit. Lern-gruppen – nach Möglichkeit in-ternational besetzt – seien hier sehr hilfreich. ihre tiefenfächer, internationales Management,

Rechnungslegung und Wirtschaftsprü-fung sowie Finanzierung und Banken, hatte sich Huihua Xiao schon ganz am Anfang überlegt, fachlich dazu passend belegte sie noch Öffentliche Finanzen und machte so ihren Abschluss als Dip-lom-Kauffrau.

Aber auch neben dem Studium enga-gierte sich Huihua Xiao – und das hat Spuren am Fachbereich Wirtschafts-wissenschaften hinterlassen: Aus der idee heraus, Chinesischkurse an einer

Grundschule anzubieten und dem da-raus resultierenden positiven Feedback durch Schüler und Lehrer, wurden die heute fest im PQ-Programm (Persönli-che Qualifikationen) des Fachbereichs verankerten Chinesischkurse ins Leben gerufen. Diese Kurse erfreuen sich gro-ßer Beliebtheit und werden mittlerweile von Sisi Lin, ebenfalls UiBe-Austausch-studentin, weitergeführt. Daneben betä-tigte sich Huihua Xiao zeitweise noch an der Messe Frankfurt und sogar als Spar-

gelverkäuferin. Vorwiegend der Finanzierung ihres Aufenthalts halber, wie sie sagt.

ihren bereits in China absol-vierten Praktika, unter anderem bei Volkswagen und Schering, folgten Praktika bei Buderus im Bereich Strategic Purchasing (2007) und im Controlling bei BASF (2008). Geholfen haben ihr dabei die Kontakte der internati-onalen studentischen Organisa-tion AieSeC, in der sie bereits in China aktiv mitwirkte. Als sie schließlich im Sommer 2010 ihre Diplomarbeit zum Thema immaterielle Vermögenswer-te abgegeben hatte, schloss sich ein letztes Praktikum bei der Unternehmensberatungs- und Wir tschaf tsprüfungsgesel l-schaft PricewaterhouseCoopers an. Und an dessen ende stand schließlich das Angebot einer Festanstellung.

Geplant war das so zwar nicht. Aber seit diesem Frühjahr lebt und arbeitet Huihua Xiao, ge-boren in Guangdong, China, in Frankfurt am Main. ■

Chinesin mit Gießener Abschluss: Dipl.-Kffr. Huihua Xiao auf ihrer Ab-solventenfeier am 14. Januar 2011

15WiWi INFO Nr. 1-2011

INTERNATIONAL

KaleNDer

10. august 2011 bewerbertagDer Fachbereich lädt ausgewählte Bewerberinnen und Bewerber zu einem informativen Get-together einab 14 uhr, campus licher Straße

10.-14. Oktober 2011Studieneinführungswoche SteWDie Erstsemester erhalten letzte vor-bereitende Infos vor dem Studienbe-ginn zum Wintersemester 2011/12

13. Januar 2012 absolventenfeierFestakt mit Übergabe der Abschluss-zeugnisse und Verabschiedung der Absolventen des Jahrgangs 2011 ab 17:30 uhr, aula der Jlu gießen

http://wiwi.uni-giessen.de/kalender

WiWi iNFO bezugSquelleN

WiWi INFO erscheint unregelmäßig und richtet sich an alle Angehörige und Alumni des Fachbereichs Wirtschafts-wissenschaften und der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Die Printausgabe von WiWi INFO ist am Dekanat und bei allen Professuren des Fachbereichs erhältlich.

WiWi INFO kann auch als E-Mail-Abo bezogen werden.

http://wiwi.uni-giessen.de/wiwi-info

FS. Der gleichzeitige Abschluss der G8- und G9-Abiturjahrgänge und dazu der Wegfall der Wehrpflicht sorgen für stark gestiegene Bewerberzahlen an allen deutschen Hochschulen. So auch in den wirtschaftswissenschaftlichen Studien-gängen an der JLU Gießen.

Um der erhöhten Nachfrage nach Stu-dienplätzen gerecht zu werden, erhöht der Fachbereich mit 405 Studienplätzen im Fach Betriebswirtschaftslehre und 65 Studienplätzen im Fach Volkswirt-schaftslehre die Kapazitäten in den Ba-chelor-Studiengängen um etwa 15% im Vergleich zum Studienbeginn Winter-semesters 2010/2011.Hinzu kommen in Summe schätzungsweise 90 erstsemester in den Master-Studiengängen.

Die Zahl der in den ersten beiden Wochen eingegangenen Bewerbungen um einen Studienplatz in den Bachelor-Studiengängen lag mit etwa 680 um mehr als 50% über dem Wert des Ver-gleichszeitraums im vergangenen Be-werbungsturnus. insgesamt bewarben sich damals 2.300 interessierte für einen Bachelor-Studienplatz am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Auch wenn eine einschätzung aufgrund der in die-sem Jahr völlig veränderten Rahmenbe-dingungen nur schwer möglich ist, geht

das Dekanat von etwa 3.500 bis 4.000 Bewerbungseingängen bis zum ende des Bewerbungszeitraums am 15. Juli aus.

Schon vor diesem Datum werden die jeweils aussichtsreichsten Bewerberinnen und Bewerber persönlich angeschrieben und erhalten ein kleines infopaket zu Fachbereich und Studienangebot. Da-rüber hinaus lädt der Fachbereich diese Kandidatinnen und Kandidaten zum Be-werbertag am 10. August auf den Cam-pus Licher Straße ein. An diesem tag können sich die potenziellen erstsemes-ter persönlich ein Bild vom Fachbereich machen, bevor sie sich letztendlich für ihr Studium an der JLU einschreiben. Seit Mitte Juni werden in 14-tägigen intervallen insgesamt etwa 2.000 An-schreiben versendet.

Studienstart zum Wintersemester 2011/2012

Mehr Studienanfänger als je zuvor am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

iMPreSSuM

herausgeber: Der Dekan des Fachbereichs 02 Wirtschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießenredaktion: Florian Schmidt (FS), Dekanat FB 02, Licher Straße 70, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22630, E-Mail: [email protected]: Druckerei Häuser KG, Venloer Straße 1271, 50829 Köln, Auflage: 1.000

Die Herausgabe wird unterstützt durch den Verein der Ehemaligen und Förderer des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen e. V.

beiträge in dieser ausgabe von:Prof. Dr. Wolfgang Bessler (WB): Professur für Finanzierung und Banken, Licher Straße 74, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22460, E-Mail: [email protected] Franck: Professur für Finanzdienstleistungen, Licher Straße 74, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22525, E-Mail: [email protected]é Ghouse: Professur für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht, Licher Straße 76, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-21164, E-Mail: [email protected] Seim: Professur für Finanzierung und Banken, Licher Straße 74, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22464, E-Mail: [email protected] Silbermann: Professur für Statistik und Ökonometrie, Licher Straße 64, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22648, E-Mail: [email protected]. Dr. Barbara E. Weißenberger (BEW): Professur für Controlling und integrierte Rechnungslegung, Licher Straße 62, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22261, E-Mail: [email protected]. Dr. Peter Winker: Professur für Statistik und Ökonometrie, Licher Straße 64, 35394 Gießen, Telefon: 0641 99-22640, E-Mail: [email protected]

Die nächste Ausgabe WiWi INFO ist für Anfang Dezember geplant. Redaktions-schluss, bis zu dem fertige Beiträge eingegangen sein müssen, ist der 7. November 2011.

Campusführung am Bewerbertag 2008

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Alle Mitglieder des Fachbereichs Wirt-schaftswissenschaften sind herzlich dazu eingeladen, sich mit Beiträgen an die Redaktion zu wenden.

Florian Schmidt, Dekanat FB 02 Licher Straße 70, 35394 GießenTelefon: 0641 99-22630Fax: 0641 [email protected]

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