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Fotoexkursion Herbstrast der Kraniche für Kranichschutz Deutschland aus dem Oktober 2011.
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Jan Bleil
Kraniche und Mee(h)rDie Fotoexkursion für Kranichschutz Deutschland im Oktober 2011
www.graukranich.de
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Vorwort
Kraniche faszinieren seit jeher den Menschen. Der Anblick dieser großen, stolzen Vögel ist Inspiration und Augenweide zugleich. Der alljährliche Zug der Kraniche bringt den Menschen entlang der Zugrouten immer wieder Freude. Sie sind die Boten des Frühlings, sie stehen für das Glück und sie fesseln jedes Jahr aufs neue Beobachter und Fotografen gleichermaßen. Dem Grauen Kranich (Grus grus) geht es gut, sein Bestand ist nicht mehr gefährdet. Alles in Butter also mag man meinen. Aber ist das wirklich so?
Als Kulturfolger, bezogen auf die Wahl der Rastplätze im Frühjahr und im Herbst, haben die Kraniche die Vorteile der intensiven Landwirtschaft für sich entdeckt. Blickt man in der Rügen-Bock Region, heute einer der bedeutendsten Kranichrastplätze in Europa, zurück, so kann man dieser Entwicklung folgen. Die Landwirtschaftlichen Produktions Genossenschaften in der DDR, kurz LPG, haben viele Flächen mit Weizen und Mais angebaut. Die Ernterückstände waren so ausgiebig, dass die Vögel dieses Angebot zu ihrer Herbstrast in der Region dankbar annahmen. Hinzu kamen die geeigneten Schlafplätze ganz in der Nähe. Kraniche rasteten schon immer in diesem Teil Vorpommerns. Die Zunahme an Nahrungsangebot jedoch wirkte positiv auf die Kraniche. Dies konnte nicht wirklich im Einklang mit den örtlichen Bauern funktionieren. So entschloß man sich, sogenannte Ablenkfütterungsflächen einzurichten. Auf diesen Feldern wird gezielt Weizen oder auch Mais aus gebracht. Die Kraniche sollten diese Flächen verstärkt annehmen und die restlichen Felder verschonen. Das Vorhaben klappte und die Kraniche nutzten das Angebot. Zwei der heute bekanntesten Beobachtungspunkte haben sich an solchen Ablenkfütterungsflächen etabliert. Zum einen Feld und Wiese am Günzer See, betreut durch Kranichschutz Deutschland gGmbH. Zum anderen der Kranich Utkiek an einem Feld mit Blick auf die Boddenlandschaft in Hohendorf. Dieser Utkiek wird durch den Verein zum Schutze und Erhalt des Kranichrastplatzes Rügen-Bockregion e.V. betreut. Ein kleiner, durch private Spenden finanzierter Verein mit rund 200 Mitgliedern in Deutschland.
Auch in anderen Regionen rasten die Kraniche bei ihrem Weg durch Deutschland, denn Brutpaare gibt es zwar immer mehr, sie stehen jedoch in keinem Vergleich zu den Zahlen der ziehenden Population. Die Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen und das Rhin- und Havelluch (bei Linum/Nauen) in Brandenburg, nehmen ebenfalls stetig an Bedeutung zu.
Die Wirkung der Ablenkfütterunsgflächen auf die Kraniche ist nicht unumstritten und wird auch aktuell wieder diskutiert. Derzeit gibt es für die sich aus der Kranichrast ergebenden Ernteverluste für die Bauern - und diese können durchaus bei 10% liegen - keine Entschädigung. Die Ablenkfütterung
zum Schutz der Bauern, sowie zur Erhöhung der Akzeptanz der Vögel in der betroffenen Region, ist also durchaus ein Grund für die Fortführung dieses Projektes. Allerdings ist der Kranich auch ein Zugpferd für den Tourismus und damit für die regionale Wirtschaft nicht unbedeutend. Man mag hier nun einen Konkurrenzkampf zwischen den Regionen erkennen, denn der Wirtschaftsfaktor ist dafür einfach zu groß. Dieser Umstand läßt sich kaum von der Hand weisen.
In der Hansestadt Rostock geboren liegt mir meine Heimat am Herzen. Neben dem Interesse am und der Begeisterung für den Kranich, setze ich mich für den Erhalt der Region als Rastplatz ein. Aus diesem Grunde habe ich in diesem Herbst wieder eine Fotoexkursion für Kranichschutz Deutschland ehrenamtlich geleitet. Unterstützt hat mich dabei wieder mein sehr guter Fotofreund Thomas Weber.
Ich lade Sie ein, auf den kommenden Seiten an unseren Erlebnissen teil zu haben. Nicht versäumen möchte ich dabei, mich bei allen Teilnehmern zu bedanken. Wir hatten viel Spaß miteinander und auch wir konnten von Euch eine ganze Menge lernen!
Mein weiterer Dank gilt den Mitarbeitern des Kranich Informationszentrums. Hier seien genannt Dr. Günter Nowald, Karsten Peter und ganz besonders für seinen Einsatz mit „Paul Rotkappe“, Norman Donner.
Eine ganz wunderbare Unterkunft, Betreuung wie bei Mutti daheim und ein ganz tolles Team haben wir im Naturcamp zu den zwei Birken in Duvendiek gefunden. Peter Leupold und seine Mannschaft haben uns wieder einmal ganz herzlich empfangen - Vielen Dank!
Meinem Fotofreund Thomas Weber danke ich sehr für seine Unterstützung bei der Durchführung der Exkursion, auch er hat sich ehrenamtlich engagiert! Das Wichtigste jedoch zum Schluß. Vielen Dank sage ich meiner lieben Kerstin. Du hast so manches mit mir auszuhalten - ich danke Dir für Dein Verständnis und Deine Unterstützung!!
Nun wünsche ich Ihnen/ Euch viel Spaß beim Blättern.
Jan Bleil im November 2011
Günz
Duvendiek
Utkiek Hohendorf
Barhöf
Stationen der Fotoexkursion Kraniche und Mee(h)r im Oktober 2011
Barhöft
Sassnitz
Kreideküste
Neu Mukran
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Gudrun und Editha stimmen die Kameraeinstellungen ab © Jan Bleil
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Ronald fragt sich wohl: Wo sind die Kraniche? - Exkursionsstart vorverlegt, Treffen am Morgen in Duvendiek © Jan Bleil
19. Oktober 2011 - Ein Wiedersehen!
Es ist kurz vor 13:00 Uhr, gleich geht es los. Alle Teilnehme,
sind eingetroffen. Halt! Stop! Ich fange ja viel zu spät an! Also
nochmal von vorne: Es ist kurz vor 07:00 Uhr und ich kann
nicht mehr schlafen. Naturfotografen haben eine innere
Unruhe, speziell zu den klassischen Fotozeiten, bei Bedarf kann
meine Partnerin gerne von den Nebenwirkungen berichten.
Schon in den vergangenen Tagen konnte ich beobachten,
das die Kranich morgens eine Route wählen, in welcher das
Naturcamp liegt. Das ist nicht nur mir entgangen. So ist es wohl
auch kein Wunder, das ich an diesem Morgen am Rande des
Camps auf einige der Teilnehmer traf. Gute Bekannte waren
damit beschäftigt, ihr Equipment in Stellung zu bringen. Neben
Thomas Elsner, welcher wieder einmal ganz bequem von der
Terrasse seines Ferienhauses fotografierte, traf ich auch auf
Editha, Gudrun und, neu dabei, Ronald. So hatten wir schon
vor dem Frühstück eine Menge Spaß. Kurze Zeit später gesellte
sich dann auch Thomas dazu, wir konnten also nahtlos an das
letzte Jahr anknüpfen!
13:00 Uhr - jetzt aber richtig!
Es ist kurz vor 13:00 Uhr, gleich geht es los. Fast alle Teilnehmer sind
pünktlich eingetroffen. Gudrun holt gerade noch Margarete
vom Bahnhof in Martensdorf ab, Klaus hatte sich im Programm
vertan, er kam später zu uns. Bei Kaffee und Kuchen spricht
Karsten Peter vom Kranich Informationszentrum die
einleitenden Worte. Auf diese Weise haben wir alle
einen kleinen Einblick in die Aufgaben und die Arbeit
von Kranichschutz Deutschland erhalten. Die kurze
Vorstellungsrunde ist geprägt von der Wiedersehensfreude.
Schließlich sind mit Gisela, Gudrun, Editha, Sylvia, Lutz,
Thomas, Dietrich alleine 7 „WiederholungstäterInnen“ dabei!
Aber auch zu Regina, Margarete, Jürgen, Ronald und Klaus
fanden alle sofort einen Draht. Im Anschluß wird durch die
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Schnell rein und einen Kaffee holen... © Jan Bleil
Gudrun wartet auf die Kranichkette vor der Sonne © Jan Bleil
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Übermütiger Jungspunt © Jan Bleil
Wann können wir auf die Barkasse? © Thomas Weber
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Thomas und Jan © Thomas Elsner
Warten auf die Kraniche © Thomas Elsner
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12Gemeinsamer Start im Naturcamp zu den zwei Birken in Duvendiek © Thomas Elsner
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14Morgenstimmung am Camp in Duvendiek © Jan Bleil
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Die Beobachterin - Sylvia
Abstimmung über das geplante Programm abgerundet. Denn
in diesem Jahr stellt sich das Wetter quer. Sturmwarnungen
haben Kapitän Boßmann veranlaßt, auf eine Ausfahrt zu den
Schlafplätzen mit der Admiral Raule zu verzichten. Die Sicherheit
der Teilnehmer geht vor. Als spontane Programmänderung
fahren wir am ersten Tag nach Günz und versuchen für den
Morgen des 21. Oktober, wie im Vorjahr, den Turm in Barhöft
zum Sonnenaufgang besteigen zu dürfen. Darum kümmert
sich Karsten, unser Organisator im Hintergrund. Insgesamt sind
wir 11 Teilnehmer und zwei Exkursionsleiter. Nur eine vernünftige
Gruppengröße gewährleistet einen der wichtigsten Aspekte
dieser Fotoexkursion. Die Nähe von Thomas und mir zu den
Teilnehmern. Denn Ziel ist es, gemeinsam etwas zu erleben
und seine Erfahrungen, Gedanken auszutauschen. Dass
dieses Angebot nicht Workshop heißt, hat seinen Grund.
Sowohl Thomas als auch ich wissen aus eigener Erfahrung,
was wir von einem Workshop erwarten. Dies können, wollen
wir nicht bieten. Wir stehen für den Gedankenaustausch auf
Augenhöhe. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mehr
erfahren über die Natur, die Tiere, die wir im Bild festhalten
wollen. So haben wir alle die Möglichkeit von einander zu lernen.
Eine bunte Mischung aus semiprofessionellen Fotografen und
Naturfreunden also, welche mit Herzblut dabei sind, bilden
auch die diesjährige Herbstexkursion. Da war natürlich genug
Gesprächsstoff auch abseits der fotografischen Themen
gegeben. Gegen 14:0 Uhr heißt es Abfahrt nach Günz. Schnell
sind die Fahrgemeinschaften gebildet und gute 15 Minuten
später treffen wir auf dem Parkplatz am Günzer See ein. Dort
bietet sich das gewohnte Bild. Es sind einige Naturbegisterte
und Fotografen dort. Sie alle sind der Faszination Kranich
erlegen. Wir suchen also alle einen guten Standpunkt und
schon geht es los. Einige Kraniche stehen auf der Wiese vor
dem See, andere auf dem Maisstoppelfeld zur Straße hin.
Dazu entwickelt sich im Laufe des Nachmittags doch ein
recht ordentlicher Flugverkehr. Genug an Motiven für alle also.
Dennoch erleben Thomas und ich einige Überraschungen.
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Glücklich - Lutz und Sylvia © Thomas Weber
Lagebesprechung beim Warten auf die Kraniche © Thomas Weber
18Flugszene in Günz © Thomas Weber
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20Alt und Jung auf dem Maisstoppelfeld © Jan Bleil
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Kreidefelsen am Morgen © Thomas Weber
Wir sind uns keiner Schuld bewußt, stellen jedoch erfreut wie
erstaunt fest, das aufgerüstet wurde. Gisela war stolz mit
ihrem Baby, dem 500er und einem neuen Stativ unterwegs.
Ebenfalls aufgerüstet haben Lutz und Sylvia, welche vollends
dem Fotofieber erlegen sind. Alles getoppt hat aber Dietrich,
welcher nunmehr mit einem 600er aufwarten konnten. Respekt,
da ist aber einiges in die Unterstützung der Volkswirtschaft
geflossen! Leider hatte Dietrich schlechte Berater. In einer
großen Elektronik-Kette, welche sich jetzt mit einem neuen
Preismodell brüstet, wurde ihm ein jämmerlicher Kugelkopf und
unterdimensioniertes Stativ zum Objektiv
empfohlen. Ständig bestand die Gefahr
des weg kippens und der Verwacklung. Das
praktische Plädoyer für ein Fachgeschäft
also! Wir konnten an diesem Nachmittag
einige schöne Fluszenen auf den Chip bannen und wurden
darüber hinaus durch zwei Familienverbände verzückt,
welche sehr nah an uns Fotografen heran kamen. Einer der
Jungvögel war darüber hinaus sehr verspielt und bot so ein
dankbares Motiv für alle. Wir genossen den Sonnenuntergang,
im Konvoi ging es dann zurück nach Duvendiek. Wir
ließen den Tag Revue passieren und freuten uns auf den
kommenden Morgen, dann ging es schon in die Federn.
20. Oktober 2011 - Ostsee, Kreide, Regen
Es ist noch dunkel als wir uns an den Autos treffen. Der Blick
gen Himmel hinterläßt Zwiespalt - ob wir wohl Trocken bleiben?
Zielstrebig setzt sich unser kleiner Konvoi in Bewegung. Über die
Rügenbrücke fahren wir auf Deutschlands
größte Insel Richtung Sassnitz. Nach einer
kleinen Irrfahrt zu einem Parkplatz, welcher
leider gesperrt war, kamen wir dennoch
gut im Hafen der kleinen Stadt mit der
langen Mole an. Nun hieß es weniger ist mehr. Es macht keinen
Sinn, die komplette Fotoausrüstung die Steilküste entlang zu
schleppen. Die klassische Motivwahl sprach dagegen. Stative,
Kabelfernauslöser, Filterscheiben und Weitwinkel bis leichtes
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Ein nasser, kalter Morgen im Nationalpark Jasmund © Jan Bleil
24Steilküste - wild und wunderschön © Jan Bleil
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Fischkutter vor Sassnitz © Lutz Lehnert
Möwen im Regen © Regina Aisch
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3 Fotografen in Betrachtung des Meeres © Regina Aisch
Wasser verrinnt, Steine bleiben © Regina Aisch
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Nationalpark Jasmund © Jan Bleil, Bild rechte Seite: „Welche Kameraeinstellungen sollen es sein?“ © Thomas Elsner
Tele waren mit von der Partie. Ein kurzer Fußmarsch mit einigen
wenigen Klettereinlagen brachte uns an unser Ziel. Steine,
Totholz und die Kreidefelsen, alles war da. Allein das Wetter
war etwas anderer Meinung. Dichte Wolken verhinderten
einen Sonnenaufgang nach Maß. Davon unbeeindruckt
machten sich alle ans Werk und übten sich
in Langzeitbelichtungen, der Nutzung von
Filtern oder einfach in der Beobachtung des
Morgens an der Küste. Der Nationalpark
Jasmund bietet immer ausreichend Motive,
ganz egal wie auch das Wetter sein mag.
Der Regen schließlich ließ uns den Rückweg
antreten. Wie so oft im Leben hörte er auf, als
wir die Autos erreichten. Ermuntert von Thomas
und mir wurden die Kameras nochmals ausgepackt. Über der
Ostsee lag eine wunderbare Lichtstimmung. Diese nutzten
wir für einige weitere Aufnahmen. Als uns dann noch ein
Fischkutter auf seiner Heimfahrt zum Hafen passierte, fand der
morgendliche Einsatz einen schönen fotografischen Abschluß.
Danach ging es gemeinsam in das Café Bäckerei Peters
im Fährhafen Mukran . “Dieses Café direkt am Meer ist ein
absolutes Highlight der Cafékultur auf Rügen. Lichtdurchflutete
Räume, eine großzügige Sonnenterrasse sowie der einzigartige
Blick über die Ostsee machen dieses Café
zu etwas ganz Besonderem. Schauen Sie
den Kreuzfahrtschiffen beim Einlaufen in den
Fährhafen zu oder lassen Sie Ihren Blick in die
Binzer Bucht schweifen. Die gläserne Bäckerei
gewährt interessante Einblicke - Sie können
den Peters Bäckermeistern direkt bei der Arbeit
zuschauen.“ So beschreibt sich die Bäckerei mit
Café auf den Seiten des eigenen Internetauftritts.
Dem können wir uns voll und ganz anschließen.. Wir hatten uns
das Frühstück wirklich verdient, um so mehr genossen wir es.
Die Pause tat uns allen gut. Gestärkt und Motiviert ging es
nun mit den Autos quer über Deutschlands größte Insel zurück
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Thomas angestrengter Blick aus dem Utkiek © Jan Bleil
in das Naturcamp zu den zwei Birken nach Duvendiek. Eine
ganz klitze kleine Vorahnung zum allseits bekannten Stau
auf Rügen durften wir dann auch noch erleben. Da die
Rückfahrt bei Tageslicht erfolgte, konnten wir die herbstliche
Stimmung einiger Laubwälder voll genießen. Dann schließlich
war es geschafft, wir waren zurück in Duvendiek. Trockene
Kleidung, lange Brennweiten und eine kurze Pause zum
sammeln erwarteten uns dort. Dann ging es schon wieder los.
Wir fuhren am Parplatz in Günz vorbei zu einem
anderen, sehr lohnenden Beobachtungspunkt für
die stolzen, grauen Vögel mit ihren roten Kappen.
Alles gut in Hohendorf
Der Utkiek, eine alte Scheune, umgebaut zur
Beobachtung von Kranichen, sollte auch dieses Jahr unser
Ziel sein. Einen wunderbaren Ausblick über die Kraniche
hinweg auf den Bodden bietet dieser Beobachtungspunkt.
Der Kranichschutzverein, ein kleiner Verein mit rund 200
Mitgliedern, setzt sich auf diese Weise für den Erhalt der Region
als Kranichrastplatz ein. Nur durch das große Engagement
der Mitglieder ist es möglich, den Utkiek zu erhalten. An
dieser Stelle seien einige Worte zum Verein gestattet.
Der Verein zum Schutze und Erhalt des Kranichrastplatzes
Rügen-Bockregion e.V. wurde 1995 gegründet. Etwa 200
Mitglieder aus ganz Deutschland unterstützen inzwischen die
Arbeit des Vereins. Dabei geht es dem Verein nicht
nur um den Kranich. Vielmehr geht es um den Erhalt
der Natur in der Region. Der Erhalt des Rastplatzes
sowie der Schlafplätze für die Kraniche ist damit
fest verbunden. Um die Kraniche gut beobachten
und auch im Bild festhalten zu können, ist die
Scheune des Schutzverein im Inneren mit einem
Podest, sowie Fenstern versehen. Begleitet wird der Besucher
von einer interessanten Ausstellung über den Kranich, sowie
schönen Bildern. Wir haben diesen Beobachtungspunkt
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Der Blick aus dem Utkiek hinüber zum Großen Werder © Jan Bleil
Abendeinflug am Utkiek © Jan Bleil
32Kraniche, Segler, Bodden und Ostsee, das gibt es so nur in Hohendorf © Jan Bleil
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34Goldener Abend in Hohendorf © Jan Bleil
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Ein Seidenreiher ist kein Kranich © Regina Aisch; Bild rechte Seite: Fahrwerk raus, wir landen © Jan Bleil
für die Exkursion gewählt, um einerseits auf die Arbeit des
Schutzvereins aufmerksam zu machen und andererseits
den wunderbaren Blick über die Boddenlandschaft in die
Bildgestaltung einbeziehen zu können. Insbesondere an- und
abfliegende Kraniche können auf diese Weise sehr schön in
Szene gesetzt werden. Zu unserem Glück wurde in diesem
Jahr der Mais früh vom Feld geholt und die Kraniche haben
diesen Sammelplatz sehr gut angenommen. Der Platz war
also etabliert und Kraniche fast immer dort. So konnten wir
dort einige schöne Aufnahmen machen. In diesem Jahr zum
ersten Mal bot der Schutzverein auch eine Fotohütte an.
Günz: Next Generation im aktiven Einsatz!
So machten wir unsere Bilder im Utkiek und fuhren im Anschluß
an den Günzer See. Auf den Äckern rechts und links des
Weges standen nicht nur eine ganze Menge Kraniche, auch
ein Seeadler schenkte uns seinen Anblick. Anhalten jedoch
ist in solchen Situationen zwecklos, sofort steigt der König
der Lüfte auf und kehrt uns den Rücken zu. Am Günzer See
angekommen fanden alle einen guten Platz, die Motivjagd
konnte also weiter gehen. Wir probierten die verschiedenen
Kameraeinstellungen, die Verwendung von Konvertern und
testeten die Wirkung verschiedener Perspektiven. Als ich
Regina regungslos und nicht fotografierend hinter ihrem Stativ
sitzen sah, machte ich mir Sorgen und fragte Sie ob alles in
Ordnung sei und warum sie keine Bilder machte. „Die machen
ja nichts“, lautete die einfache aber einleuchtende Antwort.
Natürlich waren die Kraniche gemeint. Stehende Kraniche
hatte sie genug auf dem Chip, nun wartete sie auf Action!
Während wir dann und wann auch mal die Objektive
tauschten, Kameraeinstellungen besprachen und viel Spaß
hatten, gesellte sich Thomas Familie zu uns. Sein Sohn Paul
bezog dann auch gleich einmal Stellung hinter dem Stativ
seines Vaters. Mit dem Fernauslöser in der Hand schoß er
souverän beeindruckende Serien. Als wäre das nicht schon
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Klassische Flugszene vor blauem Himmel © Editha Uhrmacher
genug, machte er seine Aufnahmen ganz locker im Stehen!
Für den Nachwuchs ist also gesorgt, um die Zukunft der
Naturfotografie brauchen wir uns somit keine Sorgen machen!
Der Wind frischte auf und die Kraniche hatten sichtlich mit
ihm zu kämpfen. Insbesondere in den Landephasen - gut
für den Fotografen. Andererseits entwickelten
Sie in kürzester Zeit hohe Geschwindigkeiten und
verschwanden blitzschnell aus dem Sucher. Immer
dann, wenn sie quer zum Wind flogen und dieser
sie unter den Flügeln erwischte, war dies der Fall.
Mit langer Brennweite ist man dann oft ziemlich
arm dran. Die Vögel wieder mit dem Sucher
einzufangen ist ein schier unmögliches Unterfangen.
Mit 300mm Brennweite sind in solchen Situationen
wunderbare Aufnahmen von Familienverbänden
möglich. Wind und Wolken können also die Verbündeten des
Fotografen sein, man muß sie nur zu nutzen wissen. Geduld
und Konzentration sind auch in diesen Situationen gefragt.
Man darf sich nicht ablenken lassen. Das haben auch die
Teilnehmer gelernt. Naturfotografie ist, dass wissen wir doch
alle, ein Geduldsspiel. Nur weil hunderte Kraniche vor einem
auf der Wiese stehen, bedeutet dies noch lange nicht, dass es
im gleichen Maße auch gute Bilder gibt. Zu viele Kraniche sind
eher hinderlich, sofern man einen Familienverband
alleine im Bild festhalten möchte. Hinzu kommt der
Drang nach formatfüllenden Aufnahmen einzelner
Tiere. Einmal abgesehen davon, dass in solchen
Bildern oftmals der Bezug zur Landschaft verloren
geht, sind dies klassisch Ergebnisse, welche sich am
ehesten aus einem Fotoversteck heraus realisieren
lassen. Kranichschutz Deutschland bietet für
solche Zwecke die am Günzer See aufgestellten
Fotohütten an. Gegen eine Pauschale kann man sie
mieten. Die Erlebnisse und Bildergebnisse (siehe die Bilder von
Editha Uhrmacher in diesem Rückblick) sind ganz wunderbar,
die Warteliste für den Zeitraum Oktober entsprechend lang.
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Lutz und Dietrich in Günz © Jan Bleil
Thomas, Editha, Dietrich und kaum zu sehen, Ronald © Jan Bleil
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Regina - Warten auf Action © Jan Bleil
Objekt der Begierde - Junger Kranich © Thomas Weber
42Gisela mit ihrem Baby, dem 500er
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Flattermann © Editha Uhrmacher; Bild rechte Seite: Jung und Alt auf dem Stoppelfeld © Thomas Weber
Die Stunden flogen nur so dahin und unsere Speicherkarten
füllten sich zusehends. Die vorüber ziehenden Wolken
brachten wunderbare Lichtspiele mit sich. Wandernde
Lichtspots und tief blaue Hintergründe machten die Szenerie
abwechslungsreich. Wir waren mittendrin im Kranichfieber. Und
immer wieder tauschten wir uns aus über
die Kameraeinstellungen wie Blende, Zeit,
Empfindlichkeit, Messmethode und AF-Wahl.
Für uns ist einer der schönsten Aspekte einer
solchen Veranstaltung, der Austausch der
Teilnehmer untereinander. Und natürlich die
Hilfsbereitschaft. Da wurden gegenseitig die
Optiken verliehen und die Stative getauscht.
Tips und Tricks rundeten diesen Wissenstransfer ab. Im Sinne der
Volkswirtschaft erwuchsen so Begehrlichkeiten und der eine
wie andere Fotohändler dürfte auch nach dieser Exkursion
mit einer Bestellung rechnen. So langsam neigte sich der Tag
dem Ende zu. Wir entschlossen uns, wieder Richtung Camp
aufzubrechen. Auch Norman Donner, wissenschaftlicher
Mitarbeiter von Kranichschutz Deutschland, stieß nun zu uns.
Gemeinsam mit seinem Partner „Paul Rotkappe“, einem
Plüschkranich, erklärte uns Norman die Vorgehensweise bei
der Beringung und der Besenderung der Vögel. Die Nachteile
farbbeschichteter Ringe, welche in der
Vergangenheit eingesetzt wurden, konnte
er uns ebenso veranschaulichen, wie Sinn
und Zweck der Besenderung. Im Rahmen
einer Präsentation brachte uns Norman
seine Arbeit sowie die Entwicklung der
Rastzahlen in der Region näher. Für uns
war es informativ, abwechslungsreich
und eine zielgruppengerechte Art der Präsentation - vielen
Dank dafür! Im Anschluß eroberten wir das hervorragende
Buffet von Peter Leupold, dem Inhaber des Naturcamp zu
den zwei Birken, und genossen Speis und Trank. Im Vorfeld
zur Fotoexkursion hatten Thomas und ich eine kleine HDAV-
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46Herbst - Kranich im Flug vor buntem Laub © Thomas Weber
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48Grau auf Blau
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Abends im Camp: Essen, Trinken, Klönen © Thomas Elsner
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Mann der Sender und Ringe: Norman Donner im Gespräch mit den Teilnehmern © Thomas Elsner
Eine kleine Bildershow am Abend brachte zusätzliche Abwechslung © Jan Bleil & Thomas Weber
52Ein Traumfoto aus einer das Fotohütten am Günzer See machte Editha Uhrmacher
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Als wolle er die Fotografen einmal genauer anschauen... © Thomas Weber
Show erstellt. Diese schauten wir uns nun an. Im Anschluß
konnten wir einige Bilder der Teilnehmer anschauen und
kurz besprechen. Doch der frühe Morgen und der lange Tag
forderten ihren Tribut. Wir wurden Müde und ganz langsam
löste sich die Gruppe auf. Für den kommenden Tag konnte
Karsten Peter vom Kranich Informationszentrum tatsächlich
kurzfristig den Besuch des Turmes in Barhöft organisieren.
Auch diese Nacht sollte also für uns nicht all zu lang werden.
So verabschiedeten wir uns in die Betten, die Bilder der
Kraniche vor Augen und ihre eindringlichen Rufe im Ohr.
21. Oktober - Der Blick vom Turm
Noch im Dunkeln trafen wir uns an den Autos. Der Blick
gen Himmel ließ uns Vorfreude spüren. Einige wenige
Wolken zogen am Firmament, welches sich dazwischen
mit leuchtenden Sternen präsentierte. Es könnte durchaus
klappen mit dem gewünschten Sonnenaufgang.
Wir alle kannten den Weg nach Barhöft und trafen dort zügig
ein. Nun hieß es weniger ist mehr. Es machte keinen Sinn, die
komplette Fotoausrüstung mit auf den ehemaligen Grenzturm
hinauf zu tragen. Sowohl Platzangebot, als auch Motivwahl
sprachen dagegen. Etwas mehr Komfort als im Jahr 2010
jedoch durften wir genießen, wir konnten direkt am Turm parken,
der kurze Fußmarsch, vorbei am Hafen und der Informations-
stelle des Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
hinauf auf den „Berg“ wurde uns damit erspart.
Pünktlich standen wir am Fuße des Aussichtsturmes und
wurden auch bereits erwartet. Es ging also die Stahltreppen
am Turm hinauf. Während wir dort auf den Sonnenaufgang
warteten, tauschten wir die verschiedensten Ansätze
zu den Kameraeinstellungen aus und übten uns mit
Lengzeitbelichtungen. Natürlich fehlten die Verlaufsfilter auch
in diesem Jahr nicht. Dabei genossen wir den wunderbaren
Blick über den Nationalpark und die wunderbare Landschaft
mit ihren Bewohnern. Ganz langsam beginnt uns Mutter
54Noch vor der Sonne auf dem Turm in Barhöft
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Lutz testet die Brennweitenverdoppelung der besonderen Art
Natur mit ihrem Farb- und Wolkenspiel zu verwöhnen.
Während einige gespannt gen Osten Blicken, wo über den
Silhouetten von Rügen und Stralsund der rot glühende Teller
der Morgensonne erwartet wird, konzentrierte ich mich
andere auf eine Wolkenformation westlich des Turmes. Als
sich die Morgensonne anschickte ihren ersten Boten zu
senden, kämpft sich eine Wolkenformation davor. Darüber
hinaus bekamten wir feuchte Grüße von oben. Nach einem
kurzen Schauer probierten wir weiter unser Glück. Der Regen
jedoch schien keinen Gefallen an unserem Vorhaben
finden zu wollen. Er legte einfach zu. Dagegen konnten,
wollten wir uns nicht behaupten. Bilder hatten wir gemacht
und fuhren somit zurück nach Duvendiek. Im Naturcamp
erwartete uns heißer Kaffee und Tee sowie frische Brötchen.
Abschied
Eine ganze Weile saßen wir dort noch zusammen, denn es
hieß Abschied nehmen. Zu schnell vergehen die Tage der
Exkursion. Einige von uns sollten sich in den folgenden Tagen
noch sehen. Editha, Gudrun, Thomas und Jürgen hatten
ebenso noch einen Ansitztag in der Fotohütte vor sich, wie
Gisela. Auf Gisela sind wir ganz besonders stolz! Nicht nur,
das unsere europareisende Wohnmobilsolistin reich an
Lebensjahren ist, sie hat auch den doch sehr beschwerlichen
Tag in der Fotohütte klasse weg gesteckt und dabei auch
noch tolle Beobachtungen machen können. Wer kann denn
schon die Sichtung Zweier adulter Seeadler an den Günzer
Wiesen vorweisen! Herzlichen Glückwunsch dazu, Gisela!
Fantastische Bilder hat Editha aus der Hütte heraus
machen können, einige sind in diesem Rückblick zu sehen.
Mit ihrem Blick für den richtigen Bildausschnitt schließlich hat
uns Regina begeistert. Wir alle genossen die verbleibende Zeit
bis zum Ende, dann räumten wir die Zimmer, verabschiedeten
uns von Peter und Ines, unseren ganz lieben Gastgebern. Etwas
wehmütig, gepaart mit der Vorfreude auf zu Hause, ging es
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Unterlagen für die Teilnehmer
Himmelsglühen © Thomas Weber
dann für uns ins Auto und ab nach Dortmund. Thomas, diesmal
ebenfalls mit Familie vor Ort, schlug ebenfalls den Heimweg ein.
Etwas kaputt aber staufrei und glücklich darüber wieder
einmal eine schöne Zeit in Vorpommern verbracht
zu haben, kamen wir gut gelaunt in Dortmund an.
Zeit, Danke zu sagen
Noch während ich diese Zeilen schreibe, haben sich bereits
5 „Wiederholungstäter“ für den Oktober 2012 angemeldet.
Dafür und euch Allen für diese Tage VIELEN DANK! Danke
auch an Norman, Karsten und Günter von Kranichschutz
Deutschland für die Organisationen im Hintergund und die
Besuche der Gruppe. Lieben Dank auch an Ines und Peter,
es war, wie immer, eine große Freude bei Euch zu sein! Danke
auch Dir, Thomas, für die großartige Unterstützung!
Vor allem aber nochmals meinen ganzen Dank an dich,
liebe Kerstin. Ohne dein Verständnis und die Freiheiten,
welche Du mir gibst, wäre all dies nicht möglich! Die
Fotoexkursion war wieder ein voller Erfolg! Eines jedenfalls
steht fest: Wir kommen wieder, spätestens im Oktober 2012!
Jan Bleil im November 2011
60Familienverband © Thomas Elsner
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62Sundown über Barth © Thomas Weber
63
64Hohendorf © Thomas Weber
65
66Günzer See © Thomas Weber
67
68Abendhimmel © Thomas Weber
69
70Herbstkranich © Thomas Weber
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Informationen
Veranstalter
Kranich-InformationszentrumLindenstraße 2718445 Groß MohrdorfTel.: 038323 80540FAX: 038323 80541http://[email protected]
Naturschutz
Verein zum Schutze und Erhalt des Kranichrastplatzes Rügen-Bockregion e.V.Fischerweg 0618445 Klausdorfwww.kranichschutzverein.de oder auf Facebook [email protected]
Unterkunft
Naturcamp zu den zwei BirkenInh. Peter LeupoldDorfstraße 12c18442 DuvendiekTel.: 038321 60128Fax: 038321 [email protected]
Unterstützung
Naturblick VerlagPeter ScherbukHaubachweg 1640625 Düsseldorf www.scherbuk.de
Referenten
Thomas [email protected]
Jan BleilLandgrafenstrasse 12244139 [email protected]
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weiteres vom Autor
Naturfotografen-for-NatureMAGAZIN
Naturfotografen-for-NatureMAGAZIN
www.naturfotografen-fn.de Ausgabe 1/2009
Island Land am
Scheideweg
Zwillbrocker Venn
Natur an der Grenze
PantanalHeritage of
Mankind
Diamanten-fieber
Vogel des Jahres 2009
FototippsTeichrohr-
sänger
InterviewKranich-schutz
Deutschland
ReiseLappland
imWinter
Hat der Schreiadler noch eine Chance in Deutschland?
Hat der Schreiadler noch eine Chance in Deutschland?
Ein Tag bei den Kranichen
Bericht über mein erstes Erlebnis bei den Kranichen in der Rügen-Bockregion in einer Fotohütte am Günzer See.
http://issuu.com/janbleil
Finnland 2009 Ein Reisbericht
Bären und Adler in Finnland. Kommen Sie mit auf die Reise und erleben Sie meinen Besuch im Mai 2009 in der finnisch-russi-schen Grenzregion.
http://issuu.com/janbleil
Faszination Kranichrast 2009 - 2010
Berichte von den vergangenen Fotoex-kursionen Faszination Kranichrast aus dem Jahren 2009 und 2010 mit spannen-den Erlebnissen und schönen Bildern der Teilnehmer.
Die Online-Ausgaben dieser informativenMagazine finden Sie unter:
http://issuu.com/janbleil
Naturfotografen-for-Nature Magazine Ausgaben 2009 bis 2011
Ich bin für das Layout, die Gestaltung, Redaktion und einige Beiträge dieserOnline-Magazin verantwortlich.
Die Online-Ausgaben dieser informativenMagazine finden Sie unter:
http://issuu.com/janbleil
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Das Team vom Naturcamp zu den zwei Birken freut sich auf Ihren Besuch!
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~ Ende ~
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