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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke Mader VO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010 Fragen zu Kapitel 1 und 2 Was sind Mythen (Definition)? Wie grenzen sie sich von anderen Erzählungen ab bzw. was sind Mythen nicht? „all myth are stories, but not all stories are myth“(Doninger 1998) Der Begriff der Mythen, bzw. des Mythos, ist vielschichtig und vieldeutig. Mythen sind vieldeutige (polysemische) Diskurse die sich einer eindeutigen oder eindimensionalen Definition entziehen. Sie können daher (z.B. Je nach theoretischer Perspektive) unterschiedlich definiert werden. z.B.: meist Texte und Erzählungen welche als Epos oder Prosa vorliegen( nach Hartmund Zinser) Mythen als „traditionelle Texte“ (u.a. Dundes 1984) → Text der einem größeren Korpus von Erzählungen angehört, zu einer kollektiven Überlieferung gehört und eine zeitliche Kontinuität aufweist (nach Wendy Doninger) Beschreibung von Mythen nach Elke Marder: sie sieht den Mythos nicht als eine Kategorie des Denkens oder Sprechens (welche dem Logos gegenübersteht), sondern betrachtet Mythen als eine besondere Art von Erzählungen. Diese Erzählungen sind mit anderen kulturellen und visuellen Aspekten von Kultur, als auch mit anderen Formen der Wert- und Wissensvermittlung, sowie mit verschiedenen Bereichen des Alltags (nach Joanna Overing 1997, 2004), verflochten. Sie sind als Teil eines Kontinuums (nach Wendy Doninger 1998) von Erzählungen zu betrachten. → Der Übergang zu anderen Erzählformen ist oft fließend,seit dem 19.JH werden die Mythen verschiedenen Texten der Gattung „Volkserzählungen“ (folk narrative) oder „traditionelle Erzählung“ (traditional narrative) zugeordnet. Eine mögliche Abgrenzung der Mythen zu anderen Erzählformen kann nach William Bascom erfolgen. Seine Typologie zur Analyse von Erzählungen (prose narratives) orientiert sich primär am Inhalt der Erzählung. Er unterscheidet 3 Kategorien, welche nicht universell zu verstehen sind, sondern ein analytisches Konzept darstellen: Märchen (folktales), Mythen (myths) und Sagen (legends) Märchen sind Erzählungen die als erfunden und imaginär erachtet werden, sie sind weder Geschichte noch Dogma, können sich so zugetragen haben oder auch nicht, die Handlung kann an jedem Ort zu jeder Zeit spielen. Obwohl sie primär zur Unterhaltung dienen erfüllen sie wichtige (soziale) Funktionen. („die Moral von der Geschichte“ → Aussage die gesell. Und ethnische Normen reflektiert) Bascom lehnt die Bezeichnung „fairy tales“ ab, da zwar Feen, GöttInnen, Ungeheuer u.ä. vorkommen können, Märchen aber meist von Menschen und Tieren erzählen. Mythen sind Berichte über Ereignisse die in der Vergangenheit liegen und als wahrhaftig betrachtet werden. Sie werden als Antwort auf, Zweifel, Unwissen, Unglauben als Autorität zitiert und sind Ausdruck eines Dogmas. Oft stehen sie mit Theologie und Ritualen in Verbindung. Handlungsträger und Hauptfiguren in Mythen besitzen zwar oft menschliche Attribute, sind aber meist Tiere, GöttInnen oder KulturheroInnen. Die Handlung spielt in einer vergangenen Zeit (der mythischen Zeit) welche sich von der momentanen unterscheidet oder in anderen Welten (Himmel, Hölle). Inhalt der Mythen sind Themen wie die Entstehung der Welt oder der Menschheit, dem Tod, Entstehung der Eigenschaften der Tiere u.ä. Sie können von GöttInnen und deren Niederlagen, Siege, Schlachten, 1

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

Fragen zu Kapitel 1 und 2

Was sind Mythen (Definition)? Wie grenzen sie sich von anderen Erzählungen ab bzw. was sind Mythen nicht? → „all myth are stories, but not all stories are myth“(Doninger 1998)Der Begriff der Mythen, bzw. des Mythos, ist vielschichtig und vieldeutig. Mythen sind vieldeutige (polysemische) Diskurse die sich einer eindeutigen oder eindimensionalen Definition entziehen. Sie können daher (z.B. Je nach theoretischer Perspektive) unterschiedlich definiert werden. z.B.:

• meist Texte und Erzählungen welche als Epos oder Prosa vorliegen( nach Hartmund Zinser)

• Mythen als „traditionelle Texte“ (u.a. Dundes 1984) → Text der einem größeren Korpus von Erzählungen angehört, zu einer kollektiven Überlieferung gehört und eine zeitliche Kontinuität aufweist (nach Wendy Doninger)

• Beschreibung von Mythen nach Elke Marder: sie sieht den Mythos nicht als eine Kategorie des Denkens oder Sprechens (welche dem Logos gegenübersteht), sondern betrachtet Mythen als eine besondere Art von Erzählungen. Diese Erzählungen sind mit anderen kulturellen und visuellen Aspekten von Kultur, als auch mit anderen Formen der Wert- und Wissensvermittlung, sowie mit verschiedenen Bereichen des Alltags (nach Joanna Overing 1997, 2004), verflochten. Sie sind als Teil eines Kontinuums (nach Wendy Doninger 1998) von Erzählungen zu betrachten.

→ Der Übergang zu anderen Erzählformen ist oft fließend,seit dem 19.JH werden die Mythen verschiedenen Texten der Gattung „Volkserzählungen“ (folk narrative) oder „traditionelle Erzählung“ (traditional narrative) zugeordnet.Eine mögliche Abgrenzung der Mythen zu anderen Erzählformen kann nach William Bascom erfolgen. Seine Typologie zur Analyse von Erzählungen (prose narratives) orientiert sich primär am Inhalt der Erzählung. Er unterscheidet 3 Kategorien, welche nicht universell zu verstehen sind, sondern ein analytisches Konzept darstellen: Märchen (folktales), Mythen (myths) und Sagen (legends)

• Märchen sind Erzählungen die als erfunden und imaginär erachtet werden, sie sind weder Geschichte noch Dogma, können sich so zugetragen haben oder auch nicht, die Handlung kann an jedem Ort zu jeder Zeit spielen. Obwohl sie primär zur Unterhaltung dienen erfüllen sie wichtige (soziale) Funktionen. („die Moral von der Geschichte“ → Aussage die gesell. Und ethnische Normen reflektiert) Bascom lehnt die Bezeichnung „fairy tales“ ab, da zwar Feen, GöttInnen, Ungeheuer u.ä. vorkommen können, Märchen aber meist von Menschen und Tieren erzählen.

• Mythen sind Berichte über Ereignisse die in der Vergangenheit liegen und als wahrhaftig betrachtet werden. Sie werden als Antwort auf, Zweifel, Unwissen, Unglauben als Autorität zitiert und sind Ausdruck eines Dogmas. Oft stehen sie mit Theologie und Ritualen in Verbindung. Handlungsträger und Hauptfiguren in Mythen besitzen zwar oft menschliche Attribute, sind aber meist Tiere, GöttInnen oder KulturheroInnen. Die Handlung spielt in einer vergangenen Zeit (der mythischen Zeit) welche sich von der momentanen unterscheidet oder in anderen Welten (Himmel, Hölle). Inhalt der Mythen sind Themen wie die Entstehung der Welt oder der Menschheit, dem Tod, Entstehung der Eigenschaften der Tiere u.ä. Sie können von GöttInnen und deren Niederlagen, Siege, Schlachten,

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Familienbeziehungen etc. berichten.So können Mythen Aufschluss über rituelle oder zeremonielle Details geben, Tabus legitimieren u.ä.

• Sagen werden wie die Mythen als wahr erachtet und spielen in der Vergangenheit, die Zeitepisode liegt aber noch nicht so weit zurück wie jene der Mythen. Sagen spielen in der „jüngeren“ Vergangenheit, einer Welt die der momentanen noch ähnelt. Sie sind eher profan als sakral, die Hauptfiguren sind meist Menschen. Sie erzählen von Wanderungen, Kriegen, Königen, Abfolgen von Dynastien. Sie entsprechen als mündliche Erzählungen niedergeschriebenen Geschichtsdarstellungen, erzählen aber auch vom Teufel, von GöttInnen oder Feen, Geistern und Heiligen.

→ Mythen sind keine Unwahrheiten, sie werden nicht als Lüge betrachtet. Mythen können demnach klar von Erzählformen wie jenem der Märchen (nach Bascom) abgegrenzt werden.

Nach welchen Unterscheidungskriterien werden Erzählungen nach William Bascom eingeteilt? Nennen Sie zwei weitere MythenforscherInnen die diese Kategorisierung definiert und/oder angewandt haben→ Das Hauptkriterium bei der Unterscheidung war der Inhalt der Erzählung. Die Kategorien Märchen, Mythe, Sage unterscheiden sich hinsichtlich der Kriterien der Wahrhaftigkeit bzw. Imagination der Erzählung (bzw. deren Inhalt), dem Zeitpunkt der Handlung und den Handlungsträgern. (für genaueres siehe oben!)Andere MythenforscherInnen wandten ebenfalls diese/ähnliche Kateogorien an:

1. Hermann Baumann verwendete ebenfalls die Unterteilung in Märchen, Mythe und Sage, differenzierte diese aber stärker indem er verschiedene Typen/ Aspekte von Märchen und Mythen unterschied. Außerdem erweiterte er die Kategorien, z.B. um ätiologische Erzählung, Legende, Epos etc.2. Bronislaw Malinowski hat auch mit Kategorien gearbeitet, allerdings beschrieb er bereits bestehende Kategorien (der Erzähler) und wies sie zwar Kategorien zu aber nicht trennscharf den selben euröpäischen Kategorien wie Bascom... aber man könnte sie mit diesen vergleichen. Malinowski meinte jedenfalls es gäbe auf Trobriand Erzählungen die sich Typen wie Märchen, Sage, Legende und sakrale Geschichte (=Mythe)...

Wie unterscheiden sich Märchen, Mythen und Sagen nach William Bascom? → siehe oben (bzw. die Antworten auf die beiden bisherigen Fragen)

Warum werden typologische Unterscheidungen von Erzähltraditionen von manchen ForscherInnen abgelehnt und nennen Sie einen der ersten Anthropologen, der die Sinnhaftigkeit dieser in Frage gestellt hat→ die typologischen Unterscheidungen bzw. die analytischen Kategorien (z.B. jene von Bascom oder Baumann) wurden von westlichen Wissenschaftlern in Anlehnung an die autochthonen Kategorien europäischer Volkserzählungen entwickelt. Daher lassen sie sich schwer auf die

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Erzähltraditionen anderer Kulturen (z.B. indigene und afro-amerikanische Kulturen in Mittel- und Südamerika, indianische Erzähltraditionen...) anwenden. Diese Kategorien anzuwenden würde die Erzähltraditionen nicht-westlicher Kulturen in vorgefertigte Kategorien zwängen, welche zur Analyse dieser aber nicht unbedingt geeignet sind.

→ Als einer der ersten kritisierte dies Franz Boas, der Begründer der Kulturanthropologie in den USA. Er stellte die Sinnhaftigkeit der Kategorien in Frage und forderte die Forscher auf, jene Kategorisierungen zu übernehmen, welche die Erzähler selbst anwenden.

Erklären Sie die Dichotomie zwischen Mythos und Logos und wozu kann die Betonung der Dichotomie führen? → Die Dichotomie der Begriffe des LOGOS und jenem des MYTHOS stammt aus der antiken griechischen Philosophie (v.A. Plato, Aristoteles, Thukydides). Die Dichotomie zwischen Logos und Mythos, bzw. von Historie und Mythos prägte über JH hinweg den abendländischen Diskurs. Der Mythos bildet als sprachliche Form das Gegenstück zum Logos, wobei der Logos der vernünftige Diskurs ist. So kam es zu einer Abfolge historischer Denkmodelle: in den alten Zeiten hieß es mythisch=falsch, wobei es jetzt heißt logisch=richtig. Der Mythos wird (in der Alltagssprache) als etwas Unwahres und Zusammengefabeltes verstanden, während der Logos für Wirklichkeit und Wahrheit steht.

Auch das Christentum übernahm diese Denkweise ansatzweise. Denn „am Anfang war das Wort (LOGOS) und das Wort war bei Gott“, alles heidnische das nicht den christlichen Lehren entsprach war Aberglaube und Mythos. Laut Joanna Overing lässt sich hierdurch (durch den Begriff des Mythos) auch eine Beurteilung von Wissen erkennen. So kann sich dies z.B. durch die Abwertung anderer kultureller Gefüge zeigen beim Kolonialismus bzw. Orientalismus zeigen: die europäische Perspektive des Westens (der Herrschenden) nimmt die Position des Logos ein, wobei den Anderen der Mythos zukommt.

Was beinhalten mythische Wahrheiten nach Joanna Overing? → Mythen beschreiben und behandeln laut Overing die Realität so wie sie (von Menschen) als Realität postuliert wird. Die mythischen Wahrheiten beziehen sich demnach eher auf ein moralisches und soziales und moralisches Verständnis von Wahrheit (im Sinne von Richtig bzw. richtigem Verhalten/ Handeln?), als auf ein „natürliches“ System wie es beispielsweise in den Wissenschaften gebraucht und verstanden wird. „mythic truths pertain more to a moral universe of meaning than to a ,natural´one (in the sense of physical unitary world of scientists)“.

Warum bilden Mythen nach Overing einen integralen Bestandteil der Wirklichkeit? → Anknüpfend an die „mythischen Wahrheiten“ beinhalten und vermitteln Mythen unter anderem ein Verständnis von Moral und Macht, sowie Klassifizierungs- und Bewertungs-Shemata (zur Bewertung von Anderen). Solche Konzepte besitzen großes Wirkungspotential und liegen den Handlungen von Menschen und Nationen zu Grunde. Daher bezeichnet J. Overing Mythen in diesem Sinne als integralen Bestandteil der Wirklichkeit.

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Unter welchen unterschiedlichen theoretischen Standpunkten/Gesichtspunkten können Mythen analysiert werden? Ich bin nicht sicher ob hier wirklich das gemeint ist, aber die einzelnen Disziplinen (z.B. Cultural Studies, Archäologie, KSA, Religionswissenschaft...) werden ja wohl eher nicht gemeint sein...→ Mythen können z.B. hinsichtlich der Gemeinsamkeiten in Bezug auf menschliches Denken und Handeln analysiert werden, wobei Fragestellungen ihren Schwerpunkt hierbei auf der Bedeutung von Mythen als Schlüssel zu psychischen und intellektuellen Prozessen, oder auf ihrer Struktur und Symbolik. Andere Untersuchungsschwerpunkte konzentrieren sich auf Mythen in Zusammenhang mit der Beschreibung, Interpretation und Erklärung gesellschaftlicher Prozesse und Systeme der Repräsentation (um politische, religiöse, soziale Gefüge zu versehen und zu erfassen).

→ Die Untersuchungen/ Perspektiven auf Mythen können prinzipiell vergleichend oder sich auf eine bestimmte (kulturelle) Gruppe beziehen. Wendy Doninger beschreibt eine mikroskopische (spezielle Eigenschaften und Details einzelner kultureller Gruppen oder auch einzelner Erzählungen) und eine teleskopische (die prinzipiellen Strukturen, kultur- und

erzählungsübergreifende Eigenschaften) Perspektive auf Mythen, welche einander ergänzen.

→ Ansonsten würde mir nur einfallen... Konzepte wie soziale Normen, strukturelle Gegebenheiten... soziale Bedeutung von Mythen Gender, Natur, Motive, Transformationen, Hybridisierung. ..etc... falls das hier als theoretische Gesichtspunkte gemeint sein sollte (also im Sinne von Fokus)

Erklären Sie die Unterscheidung der Erzählungen (Märchen, Sage und Mythe) in Trobriand nach Malinowski (kukwanebu, libwogwo, liliu). Welcher Aspekt interessierte ihn insbesondere bei der Unterscheidung der einzelnen Erzählungen und wann bezeichnet er eine Gruppe von Erzählungen als Mythen? → 3 Formen der Erzählungen auf Trobriand (Ozeanien) wobei ihn vor Allem die soziale und religiöse Funktion der Erzählungen interessierte:

• Kukwanebu: der Unterhaltungswert steht im Vordergrund. Die kukwanebu werden zu einer bestimmten Jahreszeit erzählt und sollen einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Landes haben. Daher haben sie im Rahmen der Landwirtschaft eine wichtige Funktion. Außerdem gehört jede Geschichte einer bestimmten Person, und nur diese darf die Geschichte erzählen. Die Geschichte kann jedoch an andere Personen verschenkt werden. → Auch wenn nicht alle Eigenschaften dieser Erzählform mit der autochthomen Kategorie des Märchens übereinstimmen vergleicht Malinowski sie mit dieser. Allerdings kommt der kukwanebu ein viel größeres Wirkungspotenzial und Wahrheitsgehalt zu als dem Märchen, auch wenn die Gemeinsamkeit des Unterhaltungswertes gegeben ist unterschieden sich die Erzählformen des Märchens und der kukwanebu.

• Libwogwo:gelten als Nacherzählung historischer Ereignisse, meist handeln sie von großen und langen Seefahrten in Zusammenhang mit dem Kula-Tauschsystem (= im Uhrzeigersinn zirkulierender Tausch von Ketten(soulawa) und Armbändern(mwali) aus jeweils bestimmten Muscheln; Tauschsystem in Ozeanien auf den Inseln von Ost- Papua Neuguinea, es ist von großer politischer, religiöser, symbolischer und ökonomischer Bedeutung). Diese Form der Erzählung befriedigt soziale Ambitionen und trifft ernsthafte Aussagen. Sie erzählen von

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großen HeldInnenentaten der Vorfahren und tragen zum Ansehen einzelner Familien oder der Gemeinschaft bei.→ Aufgrund der Wiedergabe historischer Ereignisse und dem zugeschriebenen Wahrheitsgehalt vergleicht Malinowski die libwogwo mit der Kategorie der Sagen

• liliu: stehen in enger Verbindung mit rituellem Handeln. Sie haben die Funktion eines charters für das religiöse und soziale Leben und werden oft bei einzelnen Abschnitten in der Vorbereitung großer Feste oder Zeremonien erzählt, wobei der Inhalt der Erzählung das Fest oder die Zeremonie oft begründet/erklärt. Daher schreibt Malinowski diese Form der Erzählungen der Kategorie der Mythen zu und beschreibt diese als „der Mythos kommt ins Spiel, wenn Ritus, Zeremonie oder eine soziale oder moralische Regel Rechtfertigung verlangt, Gewähr für ihr Alter, ihre Realität und ihre Heiligkeit.“(Malinowski 1982:89 zit. nach Mader 2008). Weiter beschreibt er sie als Geschichten die für heilig gehalten werden, die im Ritual und den Sitten und der sozialen Ordnung verkörpert werden. Sie sind weder fiktive noch wahre Geschichten, sie verkörpern für die Bewohner Triobands die Darstellung einer uralten, relevanten und großen Wirklichkeit, welche das gegenwärtige Leben und die Schicksale und Aktivitäten bestimmt. Die Kenntnis dieser Mythen/ liliu ist das Motiv für rituelles und moralisches Handeln und liefert hinweise auf dessen Ausführung.

Nennen Sie Merkmale der Shuar-Erzähltradition→ Die Geschichten der Shuar erzählen von der Entstehung der Welt in ihrer heutigen Form, der Shuar-Gemeinschaft und ihren Werten, Normen, Traditionen, von Taten von GöttInnen und KulturheroInnen, falschen oder richtigen Verhaltensweisen der Vorfahren aber auch von Geistern und Ungeheuern die heute in der Wildnis leben und die Shuar heimsuchen können.

→ Die folgenden Merkmale sind Charakteristika der „Erzählungen aus der vergangenen Zeit“, einzelne Personen stellen dabei die folgenden Merkmale/Erläuterungen in den Vordergrund:

• Die Shuar bezeichnen ihre Erzähltradition mit einem einheitlichen Terminus als aújmatsamu (das Erzählte) bzw. als yaunchu aújmatsamu (das Erzählte aus vergangener Zeit) und wird meist spanisch mit mito(= Mythe) übersetzt. Diese Erzähltradition umfasst ca. 150 Geschichten welche als gleichwertig und zusammengehörig betrachtet werden. Allerdings haben einzelne Mythen besondere Bedeutung da sie zentrale Aspekte von Weltbild und Gesellschaftsordnung ansprechen.

• Grundsätzlich werden alle Erzählungen als wahr angesehen, sie sind Berichte über wahre Ereignisse die seit der „Uhrzeit“ von Vorfahren tradiert werden. Sie bilden einen zusammenhängenden Aussagenkomplex („totale Geschichte“ von Vergangenheit zur Gegenwart)

• einzelne Personen unterscheiden die Geschichten auf einer relativen Zeitskala vage zwischen weát (uralt) und yaunchu (alt). Diese Unterscheidung kann allerhöchstens Untergruppen bilden die relativ undefiniert sind, sie sind nicht mit Kategorien wie Märchen oder Legende vergleichbar und nicht allgemein (unter den Shuar) gültig

• die Inhalte vieler Erzählungen bilden einen integralen Teil der religiösen Vorstellungen und werden daher im spanischen manchmal als sacralo (heilig) bezeichnet

• Die wichtigste Funktion der Erzählungen ist die Erziehung, die Geschichten haben einen

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lehrreichen Charakter

• Die Shuar sehen ihre Erzähltradition bewusst als kultureller Wert, sie sind Ausdruck ihrer ethnischen Identität.

Fragen zu Kapitel 3

Welche positiven und negativen Auswirkungen hatte das Interesse von Missionaren, Chronisten und Regierungsbeamten auf die Kultur und Mythen der indianischen Gemeinschaften?

• Positive Auswirkungen: Sie dokumentierten und kommentierten zahlreiche Mythen und andere Aspekte der lokalen Kulturen und leiteten diese entsprechend in Form von Chroniken und Berichte über die gesamte Kolonialzeit hinweg an übergeordnete Stellen in Staat und Kirche weiter. wurde viel Information erhalten. Die Berichte liefern außerdem Informationen zum damaligen sozio-politischen System und den Zuständen zur Zeit der Eroberung

• Negative Auswirkungen: Sie sahen die Textzeugnisse der Ureinwohner als Teufelswerk oder als heidnische Götzenabetung und zerstörten und verbrannten viele schriftliche Überlieferungen . In anderen Regionen(z.B. in ganz Südamerika) wurden Mythen mündlich überliefert. Auch wenn sie dort nichts verbrannten störten und zerrütteten sie doch die sozialen und kulturellen Strukturen und Beeinträchtigten so die Überlieferungen der Mythen und Erzählungen

Erklären Sie das Konzept der Kulturareale und nennen Sie Vertreter dieses Ansatzes→ ist eigentlich in Kapitel 5! Wird in Kap. 3 nur kurz erwähnt

→ Dieses Konzept steht im Gegensatz zu evolotunistischen und weltumspannenden Verbereitungsstudien geht es bei den „Kulturarealen“ darum eine Region hinsichtlich ihrer spezifischen und kulturellen Gegebenheiten (= Kulturareal) zu untersuchen.

→ Ein Vertreter dieses Konzeptes war Franz Boas; er pochte darauf dass einzelne Regionen detailiert ethnographisch und historisch untersucht und beschrieben werden sollen (und auch verglichen werden können) um lokale Historien und kulturelle Gefüge untersuchen zu können.

Wer war der erste europäische Mythenforscher in Amerika? Bei welcher indianischen Gemeinschaft forschte er und zu welchem Zweck? → Der erste europäische Mythenforscher war Frater Ramón Pané. Er erforschte im Auftrag von Christoph Kolumbus die Taino und sollte möglichst viele Informationen über diesen Stamm auf den Antillen sammeln um die (teilweise) aufständischen Gruppen besser beherrschen zu können. So dokumentierte er z.B. die Mythologie der Taino (Bericht über die Altertümer der Indianer)

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Welche Konzepte sind in der Mythe „Guahayona und die Insel der Frauen“ erkennbar? → 3 Konzepte sind erkennbar:

• die Verwandlung: diese werden durch Fehlverhalten der AkteurInnen selbst ausgelöst und spiegeln deren Verhalten wieder (z.B. der Wächter ist zu mobil, er verspätet sich zu seinem Dienstbeginn und wird daher als Strafe in einen unbeweglichen Stein verwandelt) → durch das Verhalten anderer ausgelöst (der Trickster-Held lässt entgegen seinem Versprechen die Kinder am Bach zurück welche zu schreien beginnen und sich in Frösche verwandeln) → Transformationen können dem (vorherigen) Verhalten entsprechen (die schreienden Kinder lagen wie laut quakende Frösche die am Wasserrand sitzen neben dem Bach) →Transformationen spielen unterschiedliche Rollen, sind aber ein wichtiger Bestandteil und ein Grundprinzip des indianischen Weltbildes. Metamorphosen können durch richtiges und falsches Verhalten ausgelöst werden, vorherige Attribute können beachtet oder missachtet werden. Im Glauben der Indianer ist die heutige Welt durch solche Verwandlungen entstanden.

• der Trickster: Die Figur des Trickster ist weder vollkommen gut noch böse, er ist zwielichtig und vieldeutig. Er ist eine wichtige Gestalt in vielen mythischen Erzählungen. Der Trickster ist eine geschmeidige (meist männliche) Persönlichkeit, welche gemächlich und gewitzt auf dem Schmalen Grad Richtig und Falsch, Gut und Böse wandert. Er steht sowohl für Chaos als auch für gesell. Und kosmische Ordnung. Er besitzt schöpferische und zerstörerische Macht (in der Geschichte verspricht der Trickster alle Menschen aus der Höhle zu befreien, tut dies aber nur mit den Frauen, die Kinder lässt er am ach zurück, die Männer lässt er in der Höhle, versucht nicht sie zu holen... gute Absicht aber Bruch des Versprechens...später stiehlt er mit seinem Schwager andere Frauen, wirft seinen Schwager dafür aber ins Meer... --> zwiespältige Handlungen) Der Trickster ist oft Vermittler und Übersetzer zwischen GöttInnen und Menschen, ist ein Weltengestalter der unter den Menschen lebt. Er ist der HerrIn aller Wege, Kreuzungen und des Reisens, HerrIn über Leben und Tod, Scharlatan, VerführerIn und Clown.

• die Insel der Frauen: Gender(Frauen): Frauen die ohne Männer auf Inseln in Flüssen oder auf Lichtungen leben (der Trickster holt die Frauen aus der Höhle auf eine Insel und verspricht Männer und Kinder nachzuholen, tut dies aber nicht... bis heute leben auf dieser Insel nur Frauen → Frauen „folgen“ zwar einem einzelnen Mann aber überleben auch eigenständig ohne Familie bzw. Mann (???) sind ein weit verbreitetes Motiv im Nordosten Südamerikas. Solche Geschichten erinnern in Europa an die antike Mythologie und nährte Vermutungen über in Amerika lebende Amazonen, außergewöhnliche Wesen und Monster.

Erklären Sie den Begriff Naturvölker und in welchem Zusammenhang wurde er verwendet? → Das Begriff der Naturvölker (primitive societies) reflektiert die Konzepte der evulutionistischen Theorie der damaligen Epoche (18.,19.JH). Er wurde gebraucht da indianische Gemeinschaften damals eher der Natur als der bzw. einer Kultur zugerechnet wurden.

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Erklären Sie die Forschungsrichtung der Wiener Schule und nennen Sie einen Vertreter → Die Forschungsrichtung der Wiener Schule war eine kulturhistorische Einrichtung am Institut für Völkerkunde der Uni Wien. Ihr Hauptvertreter/ Repräsentant ist Pater Wilhelm Schmidt→ Die Forschungsrichtung der Wiener Schule stand in der Tradition der Missionsethnologie. Daher repräsentierte Religion und Mythologie der Naturvölker für sie ein frühes Stadium der Menschengeschichte. So entstanden Thesen über die Urkultur, welche allerdings Parallelen zur christlichen Glaubenslehre (z.B. Monogamie und Monotheismus, also Hochgottglaube) aufweist. Die ethnographischen Studien der Wiener Schule bezogen sich auf jene Naturvölker welche sie als survivals bezeichneten, als lebendige Überreste der Urkultur.

Fragen zu Kapitel 4

Auf welche Art und Weise prägen Mythen das Denken über Natur? → Mythen erzählen von der Genese des Kosmos, entwerfen „mythische Naturgeschichten“ über die Entstehung der einzelnen Lebewesen und deren Eigenschaften. Mythen sind auch in der Natur angesiedelt. Sie schreiben Ereignisse in Bergen, Tälern oder Wäldern fest, verorten Menschen und Geschichten in verschiedene Ortschaften. So prägen sie das Denken über Natur, sie beeinflussen und reflektieren kulturspezifische Sichtweisen, die Art der Beziehungen der Menschen zu ihrem natürlichem und ihrem sozialen Umfeld.

Erklären Sie die Forschungsrichtung der Schule der Naturmythologen. Welche zentrale These vertritt diese? → Sie ist eine Forschungsrichtung des 19. und beginnenden 20. JH. Die zentrale These der Naturmythologen (und des prä-logischen Denkens) ist ist, dass Mythen Metaphern für natürliche Prozesse sind. Sie nehmen an, dass Mythen zu einer Zeit entstanden als Menschen noch kein ausgeprägtes Abstraktionsvermögen besaßen, sie sind Überbleibsel aus einer vergangenen Epoche, der Menschengeschichte und stellen einen primitiven Versuch dar Naturphänomene zu erklären. Die Urform diese kann durch sorgfältige motivvergleichende Studien rekonstruiert werden. Die Schule der Naturmythologen folgte außerdem den Ansätzen und Thesen des unilinearen Evolutionismus (die gesamte Menschheit durchlief die selben Stadien, manche blieben auf einer primitiven Stufe stehen, andere entwickelten sich zur Blüte der Zivilisation) und dem unlinearen Evulutionismus (bzw. Konzept der Dichotomie Mythos-Logos, Mythen sind demnach unwahr, sie sind falsche Erklärungen von natürlichen Phänomenen.Bei Untersuchungen interessieren die Naturmythologen demnach meist keine spezifischen rituellen, kulturellen oder religiösen Aspekte sondern jene Aspekte die auf Naturphänomene verweisen. (z.B. in Geschichten über Über den Mond auf Entenjagd oder den Mond und den Fuchs das Phänomen der Mondschatten)

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Auf welche Art und Weise deuteten die Naturmythologen die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Übernatürlichem? → Sie sehen sie als Metaphern von Naturerscheinungen die aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden sind. Die HeldInnen und GöttInnen sind dabei die Schlüsselfiguren bzw. Metaphern. So werden Naturerscheinungen in Mythen als Handlungen ausgedrückt, wobei die Mythen sich aus diesen Vorstellungen der Menschen (über die Natur) entwickeln und so die komplexe Götterwelt (das Übernatürliche) konstruiert wird, welche auf die Grundlogik der Naturmetaphern reduziert werden können. Sie sehen Mythen als von je her naive, ernst gemeinte und für wahr gehaltene Urteile.

Über welche Gemeinsamkeiten verfügen die Weltbilder der indianischen Gemeinschaften in Südamerika? → 2 grundlegende Gemeinsamkeiten:

• Weltbild; Form und Ordnung des Kosmos: Der Kosmos wird als vielschichtiger Weltraum verstanden. Dessen Ebenen/ Zonen werden von unterschiedlichen Lebewesen (Tiere, Pflanzen, göttliche Wesen, Geister, Landschaften) bevölkert die alle spirituelle Qualitäten besitzen. Durch die Interaktion der Menschen mit diesen Wesen wurde in der mythischen Zeit die menschliche Gesellschaft und die Natur aus diesem Kosmos geformt. Dabei geht es weniger um eine Entstehung sondern viel mehr um Transformationsprozesse und Metamorphosen (die prinzipiell in vielen indianischen Gemeinschaften eine große Rolle spielen) die Kosmos und seine Bewohner durchlaufen … In der Gegenwart werden GöttInnen, KulturheroInnen und SchamanInnen als BesitzerInnen bestimmter Kräfte und Kenntnisse gesehen und in Ritualen kontaktiert. … Die kosmische Ordnung ist dabei ein Beziehungsgefüge das miteinander verknüpft ist und eine synthetische Beziehung hat (z.B. Jagen ist nicht nur Interaktion mit Natur oder natürlichem Objekt sonder auch mit dem Spirituellen dahinter, um natürliche Ressource zu nutzen muss auch die spirituelle Ressource beachtet werden...)

• Unterscheidung verschiedener Dimensionen: Die indianischen Gemeinschaften in Südamerika unterscheiden verschiedene Dimensionen, eine Sichtbare und eine Unsichtbare (die Alltagswelt und die „andere Welt“) Die unsichtbare Welt ist im wachen Zustand nicht erkennbar und meist für Geschehnisse und Zustände in der sichtbaren Welt verantwortlich. In der unsichtbaren Welt herrschen GöttInnen, Geister und andere spirituelle Kräfte, auch das Reich der Toten wird oft dort verortet. . Diese Welt existiert parallel zur Alltagswelt, erstreckt sich aber bis in die Zonen des Kosmos die von „normalen Menschen“ nicht betreten und wahrgenommen werden können … Rituelle Spezialisten wie SchamanInnen können die dünne Zone der menschlichen Welt und ihre Grenze zu den anderen Zonen überschreiten und so mit „anderen Wesen“ (z.B. Geistern) kommunizieren und in Kontakt treten.

Wofür steht in der Kosmologie der Shuar das Durchschneiden der Liane durch Etsa (Sonne)? → Nach einem Streit mit seinem Zwilling Nantu (Mond) kletter der sonnengleich strahlende Etsa

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(Sonne) die Sonnenliane empor und bittet das Eichhörnchen diese zu durchschneiden … so wird er zu der sonne in ihrer heutigen Form→ dies steht für eine Symbolische Trennung, die Distanz der Welten und Dimensionen und der Wesen in ihnen vergrößert sich, mythische Wesen ziehen sich zurück, der Kontakt zu ihnen ist nur noch durch rituelle Praxis möglich → die (durchschnittene) Liane steht für einen Endpunkt der mythischen Einheit des Kosmos.

Nennen und erklären Sie neuere theoretische Perspektiven zum Verhältnis von Mythos, Natur und Landschaft→ SIEHE Antworten auf folgende 5 Fragen?! z.B. Perspektivismus, Multinaturalismus

Erklären Sie die symbolische Ökologie nach Philippe Descola → Descola ging es in erster Linie um das erfassen von Schemata im Sinne der Praxis welche die Handlungsweisen des Umgangs mit anderen Wesen (→ Im Sinne einer „symbolischen Ökologie“ )ausdrücken. Dabei handelt es sich um Konstruktionen sozialer Realität welche sich primär durch die Beziehungen der Menschen zu ihrer natürlichen Umgebung manifestieren.

Erklären Sie Totemismus und Animismus und wie sich diese voneinander unterscheiden

• Animismus: geht davon aus das die Natur eine eigene spirituelle Qualität (Seele) besitzt. So können Menschen persönliche Beziehungen mit „Naturwesen“ eingehen. Der Animismus beruht auf der Kontinuität von Kultur und Natur; der Natur werden Menschliche Attribute zugesprochen, die Natur prägt den Menschen und das Verhältnis von Mensch zu Umwelt/ Natur.

• Totemismus: Tiere und Pflanzen sind Stimuli für die Kategorisierung verschiedener Wesen. Die Unterschiede zwischen ihren Gestalten und ihrer Entstehung bildet die Grundlage von Modellen zur Konstruktion von Differenz.

Erklären Sie den Perspektivismus und nennen Sie Vertreter dieser Forschungsrichtung → Beim Perspektivismus geht es darum das unterschiedliche Wesen unterschiedliche Perspektiven und Wahrnehmungen haben. Die Menschen sehen Tiere, GöttInnen und Geister anders als die Tiere die Menschen sehen (welche sie vl als Geister sehen z.B.) Die Nahrung wird von Menschen anders betrachtet, für einen Geier ein Bündel Maden ist wie für Meschen ein Stück gegrilltes Fleisch.→ Ein wichtiger Vertreter ist Viveiros de Castro, der davon ausging dass die spezifischen Perspektiven (der verschiedenen Wesen des indianischen Kosmos) in den Mythen sichtbar werden.

Erklären Sie den Mulitnaturalismus nach Viveiros de Castro → Neben den verschiedenen Perspektiven ging de Castro auch davon aus, dass es unterschiedliche Naturen gibt, es unterscheiden sich also nicht nur z.B. die Perspektiven von westlichen und

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indianischen Menschen sondern auch ihre „Naturen“ (bzw. deren Wahrnehmung und Verständnis, Bedeutung etc.). IM Zuge dessen bezeichnet er das westlich-naturwissenschaftliche denken als „ontologische Multikulturalismus“, wobei der Körper – die Natur- als die gemeinsame Dimension aller Wesen betrachtet wird, Mensch und Tier teilen die Dimension des Körpers, ihre Geister und Seelen unterscheiden sich jedoch. → im indianischen Multinaturalismus geht man hingegen von einer Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit aller Geister/Seelen (Mensch und Tier) aus und meint dass diese bloß verschiedenen Körpern, bzw. Naturen innewohnen.Alle Bewohner des Kosmos besitzen einen gleichwertigen Geist/Seele und Subjektivität, Geist und Kultur und unterscheiden sich nur durch ihre Körper. Trotz Transformationen und Metamorphosen von Körper/Erscheinung/Fertigkeiten und Eigenschaften bleibt der Geist gleich. (Geist und Körper werden im indianischen nicht so streng voneinander getrennt wie im abendländischen Denken)

Was versteht man unter „spirituelle Geographie“ bzw. „spirituelle Ökologie“ → Bestimmte Orte und Landschaften gelten als spirituell und verdeutlichen die Verbindung von Mensch, Geist und Spiritualität, bzw. von Geist und Macht/ Kraft. Diese orte sind „Kraftplätze“ denen bestimmte Mächte und/oder spirituelle Wesen inne wohnen. → Durch die Zuschreibung dieser Bedeutung dieser Orte/ Landschaften entsteht eine „spirituelle Geographie“ bzw. eine „spirituelle Ökologie“

Welche Aspekte werden in der Mythe „Die Wanderung der Salzfrau“ behandelt?

• Mythen und Landschaft: Die Landschaft (bzw. die Welt und ihre Lebewesen) wurde von GöttInnen und deren Handlungen und Taten geschaffen. Manche dieser GöttInnen ruhen jetzt (die Salzfrau Pereni und ihre Tochter die zu Bergen am Ursprung des Salzflusses wurden und Salzadern in sich tragen) andere interagieren mit Menschen und formen weiterhin die Landschaft. Diese Formungen spiegeln sich in den Mythe der Yanesha wieder, die Namen der Yanesha für Flüsse oder Orte spiegeln die Mythen wieder → Mythen werden in die Landschaft geschrieben und aus der Landschaft gelesen

• Migration und Landschaft: Die Yanesha sind ein weit verstreutes Volk, das viele Wanderungen hinter sich hat und viele Landschaften durchquerte, dies zeigt sich auch in ihren Mythen und den darin vorkommenden Reisen und Wanderschaften der GöttInnen (Perenis viele Ehen, die tragisch endeten, und ihre Reisen, die Suche nach einem Ort an dem sie ihre in Fische verwandelten Kinder großziehen kann...). Beziehungen und Territorien müssen durch rituelle und soziale Interaktionen an bestimmten orten immer wieder neu geschaffen werden/ verfestigt werden, sie sind nicht a priori stabil … Auch die Zeiten der Ankunft der Europäer 1492 blitzen in ihren Erzählungen auf. So erzählen sie von weißen Männern, von Dampfschiffen und Handelswaren.

Was bezeichnen im andinen Schamanismus die Begriffe waka und encanto? Erklären Sie in diesem Zusammenhang die Macht der Lagunen→ Lagunen, vor allem den kleinen Bergsehen auf den nördlichen Kardillen der peruanischen Anden (den Lagunas Huarinjas) werden besondere Mächte und Zauberkräfte (→ waka/ encanto) zugeschrieben Diese Seen und ihre Wirkungskraft sind im schamanischen Weltbild verankert, die

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Landschaft (die Lagunen) werden sozialisiert und ermächtigt(Berge sind dem männlichen, Seen dem weiblichen Bereich zugeordnet). Die Wirkungskraft basiert auf dem Prinzip des waka. Der Begriff waka beschreibt die spiriuellen Kräfte (Zauberkraft) die diesen Landschaften und/oder Objekten, Tieren, Naturerscheinungen u.ä innewohnt und wird im Spanischen oft mit encanto übersetzt. Diese Orte (z.B. Laguna Encantos) sind gleichzeitig heilig, mächtig, aber auch gefährlich... die mächtigste Lagune ist die schwarze Lagune (Laguna Negra)man soll zu ihr gehen wenn man krank ist oder einem Unheil oder Unglück widerfahren ist oder man von bösen Menschen verflucht wurde und ein Heilritual durchführen. (Zu beachten sind hierbei auch die Aspekte von Hybridisierung und Synkretismus → durch die zwanghafte Christianisierung vermischten sich christliche und indianische Ansätze und Traditionen zu neuen Erzählungen, außerdem fand eine Synthese zwischen ihnen Statt.)

Fragen zu Kapitel 5

Was bezeichnet man in der Mythenforschung als Motive? Was versteht man unter der motivvergleichenden Methode und nennen Sie Vertreter dieser Forschungsrichtung → In er Mythenforschung und den folklore studies werden Inhaltseinheiten in Prosaerzählungen und Gedichten als Motiv bezeichnet. Der Begriff des Motivs überschneidet sich hierbei mit jenen des Topos oder des Themas. Motive beziehen sich dabei auf unterschiedliche Texteinheiten. Eine Erzählung kann z.B. dem Motiv Zwillingsmythe zugeordnet werden, Motive reflektieren kulturelle und religiöse Aspekte... z.B. Das Motiv die „Geburt Christi“ kann dem Kontext Christentum zugeschrieben werden, allgemeiner kann es aber auch der größeren Kategorie, also dem Motiv „die wundersame Geburt des Gottes oder HeldInnen“ zugeschrieben werden.→ Motivvergleichende Methoden bzw. Studien stehen oft in Zusammenhang mit Verbreitungsstudien. Welche dazu dienen größere kulturelle kreise oder Kulturareale zu beschreiben. Wichtig sind hier unter anderem die historisch-geographische Schule und die Entstehung von Motiv-Indizes in Verbindung mit motivvergleicheden Methoden welche den Vergleich erleichtern und die Bezeichnung der Motive standardisieren soll. → Forscher die komparativ bzw. motivvergleichend arbeiteten waren Antti Aarne und Stith Thompson … in den USA auch Franz Boas (mit spezifischen Ausprägungen)

Erklären Sie die Forschungsrichtung der historisch-geographischen Schule → historisch-geographische Methoden wurden ab 1870 in Finnland entwickelt (z.B. von Antti Aarne). Diese Forschungsrichtung sucht nach Ähnlichkeiten zwischen Mythen verschiedener geographischer Provinzen um gemeinsame Verbreitungsgebiete einzugrenzen.

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Welche Forschungrichtung begründete der Anthropologe Franz Boas und erklären Sie diese?→ er begründete die Forschungsrichtung des historischen Partikularismus. Sein reginoaler Fokus lag dabei auf den Native Americans in den USA und Kanada. IM Gegensatz zu Verbreitungsstudien und evulotionistischen Ansätzen legte er seinen Fokus auf kulturspezifische Gegebenheiten und Eigenheiten einer Region (Kulturareale). Er beschrieb lokale Historien und Kulturelle Gefüge im Sinne von Detailstudien (welche auch verglichen werden konnten, bzw. die Basis für solche Studien darstellen.) Hierbei beschäftigte sich Boas mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Mythen (später suchte er auch nach generellen Charakteristika der Verbreitung von Kulturelementen welche er durch Mythen untersuchte... so entstanden seine Verbreitungsstudien)

Erklären Sie die „kulturellen Zentren“ nach Boas → Im Rahmen seiner Verbreitungsstudien untersuchte Boas mit der Methode des historischen Partikularismus und anderen komparativen Ansätzen Mythen um „Ursprungsregionen“ vo Mythen zu finden welche Geimeinsamkeiten aufwiesen aber in unterschiedlichen regionen zu finden waren. So postulierte er verschiedene „kulturelle Zentren“ von denen kulturelle und künstlerische Ausdrucksformen hervorgebracht und wurden z.B die indianischen Gemeinschaften an der Nord-Westküste Nordamerikas).→ aus heutiger Perspektive entwickelte Boas Ansätze einer Theorie der Kreolisierung und Hybridisierung von Mythen im Sinne von cultural flows

Welche Aspekte sind in den Zwillingsmythen der Shuar erkennbar?

• Zwillinge als KulturheroInnen:die Zwillinge in den Mythen (meist Brüder, selten Schwestern) sind meist Bespiele für die Genese von KulturheroInnen. Die Zwillinge weisen dabei oft vollkommen gegensätzliche Eigenschaften und Charaktere auf (gut – böse, schlau – dumm...) Der Zwilling Etsa (Sonne) ist ein bekannter Held und geschickter Jäger in den Erzählungen der Shuar

• (Abweichungen vom Prototyp: Die Zwillinge werden nicht so gegensätzlich dargestellt wie in den meisten Erzählungen. Nantu ist nicht der Abglanz seines Bruders Etsa, dennoch wie gewohnt nur am Rande der Geschichte erwähnt, auch zerstreiten sie sich in dieser Geschichte nicht. Diese Abweichungen beziehen sich meist auf die Anfangsepisoden dieser Erzählungen aber NICHT IN ALLEN)

• KriegerInnen, Trickster und Ungeheuer: Der Riese Iwia ist ein immer wiederkehrendes Ungeheuer-Motiv in den Shuar-Erzählungen, Außerdem kommen immer wieder Vogelfrauen, Eidechsen- oder Käfermänner vor. Auch Charaktere mit Eigenschaften eines Trickster und jenen eines Kriegers treten oft in Erscheinung.

• historische Prozesse: Die Erzählungen berichten vom mythischen Krieg der Shuar (Menschen) und sprechen ein weites Spektrum von Ereignissen aus der Vergangenheit, sowie Entwicklungen und Handlungen an.

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Erklären Sie den Begriff der Kontaktmythologie, worauf bezieht sie sich? → Die Kontaktmythologie stellt die Antwort auf Kulturkonflikte und -Verschmelzungen dar. Sie Bezieht sich auf den Umstand, dass europäische und indianische Mythen sich durch Hybridisierung und Synkretismus vermischten und so Mythen entstanden die Merkmale beider Kulturkreise beinhalten und/ oder verbinden und so neue Formen von Mythen (durch die Interaktionen europäischer und indianischer Religion und Kultur) schaffen.

Welche Motive werden bei den Beispielen für Flutmythen aus Südamerika besonders häufig behandelt?→ Welterneuerung, Ende der Welt → Motiv der kosmische Katastrophe, Fluten als Katastrophen und Kataklysmen (auch in Hinblick des Vergleichs mit der biblischen Sinnflut) die zu einem Ende der Welt und zur Welterneuerung führen (und nur von Ausgewählten überlebt werden), Fluten treten meist am Ende der Geschichte auf (z.B: aufgrund von falschem erhalten von z.B. SchamanInnen, das Meer ist der mächtigste xon, ( = „Schamane“) und will den Menschen und anderen SchamanInnen Leid zu fügen, diese müssen sich vereint gegen ihn Stellen) und die Überlebenden bilden ein neues Geschlecht, eine neue Welt, auch Transformationen und Metamorphosen von Menschen (in Tiere) oder von Landschaften spielen dabei oft eine Rolle.

Welche Elemente kommen in der Mythe „Gericht des Wassers“ zum Ausdruck?→ stark hybride Elemente zwischen Christentum und indianischem Glauben , so kommt „der liebe Gott“ (bzw. die Bezeichnung „Gott, unser Vater“, allerdings nicht als die transzendente Gestalt des Christentums), aber auch gewohnte Konstellationen zur Beziehung von Mensch-Natur-Übernatürliches (Wesen) vor. Auch starke moralische und soziale Normen kommen zum Vorschein: wer nicht wie ein „richtiger“ Mensch bzw. „richtig“ handeln, bzw. niedere dumme Kreaturen welche sich nicht retten können, wird vom Gericht des Wassers und der Flut verschlungen. Auch die Anakonda kommt vor

Fragen zu Kapitel 6

Von was geht die „soziologische Theorie des Mythos“ aus und mit welcher Forschungsrichtung ist diese eng verknüpft? Nennen Sie drei wichtige Vertreter dieser Forschungsrichtung .→ Die soziologische Theorie des Mythos ist eng mit der britischen Sozialanthropologie verknüpft und steht in Zusammenhang mit der funktionalistischen und struktur-funktionalistischen Theoriebildung. Die soziologische Theorie des Mythos beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von Sozialstruktur und Mythologie. Die Gesellschaft wird als organisierte, systemische und integrale Ganzheit verstanden deren Teile funktional miteinander verbunden sind und der Mythos ist dabei ein integraler Bestandteil des sozialen und kulturellen Gefüges von Gemeinschaften.

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→ prominierte und wichtige Vertreter dieser Forschungsrichtung waren W.H.R. Rivers, Bronislaw Malinowski und Raymond Firth

Mit welchen Aspekten/Fragestellungen/Forschungsfelder der Anthropologie der Mythen beschäftigen sich die britischen Sozialanthropologen? → funktionalistische und struktur-funktionalistische Ansätze, Mythen als Funktion in einer Gesellschaft (kulturell, religiös), Zusammenhang von Mythen und sozialen Strukturen und Gefügen …

Was stellt laut Malinowski die wichtigste Methode der Mythenforschung dar und erklären Sie in diesem Zusammenhang die Bedeutung für die Alltagswelt→ Die Feldforschung, bzw. die empirische Datenerhebung stellt für Malinowski die wichtigste Methode der Mythenforschung dar (weil er Mythen als Aspekt von Handlungen versteht, als Teil der Pragmatischen, performativen und funktionalen Dimensionen einer Kultur) und meint das diese „lebendig untersucht“ (studied alive)werden müssen. Dafür muss man sich mit den Inhalten der Mythen und deren Erzählern (den mythmakers). Malinowski betont, dass der soziale, politische und religiöse Kontext des Mytheninhalts der Welt des Alltag entspricht, da sie deren Leben mitgestalten. So kann der Mythos nur vor Ort nur im direkten Kontakt mit den mythmakers und ihrer Gemeinschaft erforscht werden.

Erklären Sie die Themenkreise „Funktion und Praxis“ sowie „Kontext und Bedeutung“ nach Malinowski.→ Malinowsiki untersucht Mythen prinzipiell unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktion ( im Sinne von „ein Mythos ist was ein Mythos tut“) und bezeichnet sie als eine „pragmatische Charta“ welche Handlungen und Institutionen legitimiert.

• Funktion und Praxis: Mythen haben die Funktion Glaube und Überzeugungen auszudrücken, zu verbreiten, zu vermitteln sowie Moral und moralische Vorstellungen zu sichern, verbreiten und legitimieren. Sie beschreiben das Ritual und beinhalten und beschreiben die Praxis, sowie Regeln zur Leitung und Führung der Menschen/ der Gemeinschaften. Außerdem sind Mythen auf mehreren Ebenen der Praxis, also den Handlungswelt der Menschen verbunden. Mythen sind (weniger Vorstellung, Reflexion, Erklärung) integraler Bestandteil handlungsbestimmender Wirklichkeit und beeinflussen das Leben des einzelnen oder der Gesellschaft direkt.

• Kontext und Bedeutung: Der Handlungsrahmen (Kontext) ist ein wesentliches Element des Mythos. Durch diesen Handlungsrahmen erhält der Mythos seine Bedeutung in der Gesellschaft. Die Bedeutung von Mythen kann demnach nicht allein durch den Text und dessen Inhalt erschlossen werden, sondern ergibt sich vor allem durch den Kontext durch die Verbindungen mit unterschiedlichen Dimensionen zu den Lebenswelten der Menschen.Mythen sind also im Hinblick auf ihre Bedeutung (bzw. die Bedeutung des Textes) zu betrachten, wozu das Lösen aus ihrem spezifischen kulturellen Kontext

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notwendig ist.

→ Mythen sind lebendige Bestandteile großer sozialer Gefüge. Sie werden in der Interaktion mit den mythmakers und dem Publikum in bestimmten Situationen und Kontexten immer wieder neu gestaltet.

Erklären Sie die soziale Funktion der Mythen nach Raymond Firth→ Er beschreibt die soziale Funktion von Mythen als Ressource die in verschiedenen Situationen zum Einsatz kommen kann und deren Bedeutung sich durch gesellschaftliche Veränderungen wandeln kann.

Dabei betont Firth auch den kommunikativen Aspekt der Mythen, durch sie werden bestimmte Informationen dem Publikum (durch den Erzähler) mitgeteilt und weitergegeben. Dadurch spielen sie eine aktive Rolle im politischem und sozialem Gefüge welche die Mythen immer wieder anders instrumentalisieren können.

Was versteht man unter der „Anthropologie des Alltags“ nach Overing?→ die anthropology of everyday beschäftigt sich mit den Grundprinzipien des Zusammenlebens, wobei diese nicht mehr nach westlichen Konzepten von Gesellschaft und Sozialität untersucht werden sollen. Untersucht werden die Beschaffenheit der Beziehungsgefüge im alltäglichen Zusammenleben, wobei primär Gefühle und Moral im Sinne von Einstellungen zum sogenannten „guten Leben“ (pénker pujústin) Zum Beschreiben dieser Prinzipien des Zusammenlebens verwendet sie den Begriff convivality („Gemeinschaftsleben“, Zusammenleben) welcher sich auf die indianischen Konzepte zum „schönen und guten Leben“ bezieht. Die Analyse von symbolischen odr sozialen Struktuen ist ihrer Meinung nach NICHT zur Analyse dieser convivality geeinget!

Welche Dimensionen umfasst das Konzept mythscape nach Overing?→ Das Konzept der mythscape umfasst mehrere Dimensionen: jene der Praxis ( in der Mythen und Alltagswelt ineinander verwoben sind), der Begriff impliziert aber auch die Verbindung zu einer räumlichen Dimension welche ihn mit anderen räumliche, bzw. kosmologischen Modellen verbindet. Man denke hierbei an die Auffassung die und das Modell das die meisten indianischen Gemeinschaften von Mensch, Raum und Kosmos haben und wie diese miteinander interagieren. → Die mythscape umfasst auch die Dimensionen des multiverse oder multiple world landscape.

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Fragen zu Kapitel 7

Erklären Sie den Begriff gendered cosmologies → Darunter versteht man Weltbilder, bzw. Kosmologien, die bestimmte Gendeverhältnisse festschreiben oder repräsentieren; Sie sind durch enge Verflechtungen von Geschlecht, Landschaft und Spiritualität gekennzeichnet.

Nennen Sie eine wichtige Vertreterin der Anthropologie der Frauen? → Henrietta Moore, (Claudia Schmöders), Joan Bamberger

Welche Ziele verfolgt die Frauenforschung? (male bias) → Laut Henrietta Moore ist die Basis der Gender Anthropologie Wissenschaft von Frauen für Frauen, sie steht mit der Frauenbewegung der 70er im Zusammenhang.

• Leithese: universelle Dominanz d. männlichen Geschlechts (Geschlechter Asymentrie)

• Ziel : Korrektur der männlichen Sichtweise

• male bias: dies benötigt Auseinandersetzung mit ethnographischen Arbeiten und deren Aussagen über Frauen

• ethnographische Frauenforschung wurde besonders intensiv in den 70ern betrieben

• Frauenforschung hat viele Verbindungen zur Mythenforschung.

Erklären Sie Johann Jakob Bachofens Mutterrecht im Rahmen der Gender Anthropologie → Inspiriert von der Schilderung der ägyptischen Mythologie von Isis und Osiris.Das Mutterrecht stellt für Ihn eine geschichtliche Erscheinung da. Das Mutterrecht beschreibt eine Frauenherrschaft die in dem „religionscharakter der Weibes“ zu tragen kommt. Der kosmische Träger des Muttertums ist die Erde. Die Frau, die Mutter ist die „Stellvertreterin der Urmutter“. Die Urmutter erscheint als „Trägerin des Friedens“ Die Fruchtbarkeit und das Recht ruhen im „mütterlichem Stoff“→ Bachofen geht von einer Stufenfolge jeder Gesellschaft aus, die diese durchläuft: vom Hetärismus (Polygamie/mehrere Partner für jeden Menschen) zur geordneten Gynaikokratie („Frauenkratie“/ Matriachat) zum Patriachat welches die Ehe mit sich bringt.

→ 2 Ansichten der These von Bachofen:• These des historischen Matriachts (Zu erst Matriachat, Mythen sollen das belegen, dann

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Umbruch zum Patriacht, Niederlage des weiblichen Geschlechts)• Analysieren, suchen in Mythen , wo von einer früheren matriachalen Gesellschaft erzählt

wird. Diese sind meist nur Legitimation dafür dass es heute ein Patriachat geben darf. (da schlecht funktioniert etc.)

Was sind wichtige Instrumente zur Aufrechterhaltung der männlichen Macht?Argument durch Mythenerzählungen ( da früher Matriachat. heute Patriachat)

Geheimbünde und Männerrituale (z.B. Masken und Flöten welche einst im Besitz der Frauen waren spielen jetzt wichtige Rolle bei Männerritualen)oft gebrauchtes Argument hierbei: Da die Frauen während ihrer Herrschaft ungerecht/ungeregelt herrschten mussten die Männer übernehmen um das Chaos der Frauenforschung zu beenden

Welche Fragestellungen entwickelte die ethnologische Frauenforschung in Verbindung zur Mythenforschung?

• Analyse der Verbindungsweise von Mythen und weiblicher Identität (griechische Mythologien haben heute noch Einfluss auf Frauen in Europa)

• Mary Lefkowitz untersucht Rolle/Bild der Göttinen als Jungfrauen, Ehefrauen und Geliebte und diskutiert diese im Zusammenhang mit patriachalen Gesellschaftsordnung.

• Analyse der Grenzen des weiblichen Seins.• Bis heute wichtigstes Forschungsfeld, da verbunden mit Fragen der kulturellen u. sozialen

Konstruktion von Gender.

Was impliziert der Begriff gender meanings und welche Rolle spielen Mythen dabei?→ Geschlecht ist keine biologische sondern primär sozial und kulturell. Der Sinn der Analyse liegt darin, den Symbolgehalt die kulturspezifische Bedeutung von Geschlecht aufzudecken (in Mythen etc.)→ Geschlecht als kulturelles Bedeutungsystem.→ Mythen gelten als Repräsentation von gender meanings.

Erklären Sie den Differenz-Ansatz in der Genderanthropologie und nennen Sie einen Vertreter. Nenne Sie die drei Dimensionen von Differenz

• Differenzanasatz: Gemeinsamkeiten und Unterschiede nicht nur zwischen den Geschelchtern gegeben, sondern auch innerhalb von Geschlechtsgruppen.

• Henrietta Moore:Differenzen nicht nur außerhalb (differenz between) der Geschlechter, sondern auch innerhalb (differenz within).

• Drei Dimensionen von Differenz zwischen Geschlechtern, innerhalb der Geschlechter UND zwischen den Individuen (unabhängig von Geschlecht)

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Welche Aspekte sind im Zusammenhang von Mythen, Gender und Macht zu berücksichtigen

• Machtverhältnisse in Mythen zwischen Männern und Frauen auch Verortung von Machtfeldern von M u. F im sozialen kulturellen und politischen Gefüge. Auch Fokus auf face, class, gender der AkteurInnen in Erzählungen (Ute Luig), Analyse indianisch-kanadischer Gesellschaften mit multifunktionalen Machtsystem (Macht auf Männer und Frauen in verschiedenen Feldern verteilt, wird regelmäßig verändert damit keine starren Strukturen entstehen können)

• Mythen dienen der Legitimation von Geschlechterrollen und Zuschreibung bestimmter Aufgabenbereiche und Beglaubigung von Machtfeldern Erzählweisen und Interpretationen der Mythen variieren Mythen; Bedeutung wandelt sich (sowie die Gesellschaft)

• Mythen werden zu der Analyse und Dekonstruktion von hegemonialen Bedeutungssytemen zur Gesellschaft herangezogen.

Welcher Zusammenhang/Parallele ist zwischen den Amazonenmythen der griechischen Antike und der Mythe „Land der Frauen“ erkennbar?

• Getrennte Lebenswelten von Männern. Frauen sind Autonom von Männern. Sie werden ab und zu von ihnen kurz besucht (Griechenland )

• Sie legen sich zur Befruchtung in die Sonne und den Wind (Venezuela)

Erklären Sie den Unterschied zwischen Geschlechter-Komplementarität, Geschlechter-Parallelität und Geschlechter-Antagonismus

• Geschlechter-Komplementarität: Grundlegende Prinzipien sozialer Organisation. Wechselseitige ausschließende/ergänzende Aufgaben und Wirkungsfelder

• Geschlechter-Parallelität: getrennte Parallele Handlungsfelder (bedeutet nicht notwendigerweise eine Gleichheit)

• Geschlechter-Antagonismus: Unfreundliches/ungleiches Verhältnis (Matriachatsmythen; Amazonengeschichten)

Inwieweit unterscheiden sich die Mythen vom „Land der Frauen“ von der Mythe „die Stern-Frau“? → Es kommen zwar in beiden Mythen getrennte Lebenswelten (von Männern und Frauen) vor, doch in der Geschichte der Sternfrau kommt die Frau bewusst zu dem Mann der sie ruft. Sie lebt in der Welt der Sterne, eine Welt welche von der seinen getrennt existiert. Sie kommt aber freiwillig zu ihm und nimmt ihn schließlich mit in ihre Welt und der ihrer Schwestern in der sie dann gemeinsam Leben. → Die getrennten Lebenswelten im „Land der Frauen“ entstehen auf vollkommen andere Weise. Sie werden bewusst konstruiert indem die Frauen (welche von den Männern schlecht behandelt wurden) die Männer verlassen und sich fortan selbst versorgen. Auch wenn einige Frauen der Bitte und dem Ruf der Männer wieder zu ihnen zu kommen folgen so bleiben doch die meisten in ihrem nun geschaffenen Land der Frauen.

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→ Die Sternfrau hingegen sucht bewusst nach Nähe und nimmt den Mann schließlich mit in ihre Welt. Die Frauen im Land der Frauen schaffen hingegen bewusst Distanz und trennen ihre Welt von jener der Männer und wollen auch nicht dass sie diese Grenze überschreiten.

Was thematisieren Mythen über Wasserwesen im Zusammenhang mit dem Genderaspekt? Die Wasserwesen repräsentieren häufig soziale oder religiöse Konfigurationen, sie sind GöttInnen, SchamanInnen, HerscherInnen, Prinzen oder Jungfrauen. Mischung aus Mensch und fischartigen, amphibischen Gestalten. Unterschiedliche Geschichten:Gefahr für Menschen, Retten der Verwandten vor Wassergestalt, Verliebten sich, opfern ihr Leben

• Liebe und Sexualität werden oft Thematisiert• Figuren verkörpern verschiedene Facetten von Männlich-, Weiblichkeit. „Unwagsame

Liebesbeziehung“ /“Grenzen nicht langfristig überschreitbar“• Wassermänner/-Frauen sind besonders reizvoll, Ihre Welt ist wunderschön und glitzert, ist

aber auch sehr gefährlich – wie das Wasser selbst...• Wasserfrauen/ -Männer besitzen besondere Fähigkeiten.

Welcher Unterschied besteht in mythischen Delfingeschichten zwischen weiblichen und männlichen Delfinwesen? Erklären Sie die Begriffe machismo, marianismo und malinchismo

• Männliche Delfinwesen: Machismo (Macho der Frauen beeindrucken will, hat mehrere Frauen Sie weiß aber nichts davon)

• Weibliches Delfinwesen: Marianismo (kommt von Junfrau Maria, Ist sie rein und undschuldig und schön wie die Maria selbst, will keinen Sex sondern die Erlösung und EHE) „verwunschene Prinzessin“

→ Begriff machismo, marianismo, malinchismo-machismo (männlich/Macho)-marianismo( Von Mariamuttergottes geprägt, die Unschuldige Fraue, Jungfräulich, rein)-malinismo ( von Malinche, der indianischen Geliebtn des spanischen Eroberers geprägt, verkörpert weibliche/indianische Hingabe an Macho außerhalb der Ehe. (wie z.B. im Film Pokerhontas)

Erklären Sie den Zusammenhang zwischen Wassergeistern und schamanischer Macht → Menschen die aus den geheimnisvollen Welten des Wassers zurückkehren tun dies meist mit besonderen Kenntnissen und Kräften. Als z.B. ein Mann einer schönen Tsunki-Frau vom Flussufer aus ins Wasser folgt und beim alten Tsunki um deren Hand anhält beschenkt dieser ihn mit der schamanischen Macht. Dies ist der Ursprung der schamanischen Kraft. Die Eigenschaften der mächtigen leuchtenten Pfeile und der Ausstrahlung und Anziehungskraft der Wasserwesen geht dabei mit der schamanischen Macht auf deren neue Besitzer über→ Vom Prinzip her ähneln Wasserwesen und SchamanInnen einander auch in ihrem Umgang mit unterschiedlichen Welten. Die Wasserwesen sind in der Welt des Wassers verankert, können die Welt des Landes/ der Menschen aber betreten und so mit ihnen Kontakt aufnehmen und

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kommunizieren (z.B. durch Verwandlung in ein menschenähnlicheres Wesen). Die SchamanInnen leben zwar in der Welt der Menschen, sind aber als einzige in der Lage mit anderen Dimensionen/ Welten(unsichtbare Dimension, die andere Welt) und den dort lebenden Wesen zu kommunizieren und in Kontakt zu treten→ Außerdem ist der mächtigste und einer der ältesten xon (= Schamane/ Medizinmann) das Meer, was entfernter ebenfalls als Verbindung zwischen SchamanInnen und Wasser, bzw. Wassergeistern, betrachtet werden könnte.

Welche Aspekte werden in der Mythe „Die Rattenfrau und die Kunst des Gebärens“ behandelt?→ Frauen und Männer entstehen im Zuge des Mythos. Homogenität zur Differenz. Rattenfrau repräsentiert typisches Mischwesen (besondere Kräfte) Mensch Tier können kommunizieren.→ ritueller Prozess als Übergang (Erlernen der Kunst des Gebären, Hütung des Wisses darum, Frauen lernen zu Gebären), Transformation und Veränderung der Menschen und der Welt (Entstehung der Geschlechter und dementsprechend geschlechterspezifischen Aufgabengebieten)

Fragen zu Kapitel 8

Was versteht man unter einem Ritual und welches Näheverhältnis besteht zwischen der Mythen- und der Ritualforschung?→ Ritual ist eine aktive Form der Kommunikation und beruht auf der Fähigkeit, komprimierte Symbole aufzunehmen und zu interpretieren. Rituelles Handeln immer in gesell. Kontext eingebunden.

• Homologie (Ähnlichkeit ) zwischen Mythen und Ritualen (Frage: Was gab es erst Mythen oder Rituale?)

• Mythen sind eine Übersetzung von Riten in Bilder oder Texte• Wechselwirkung von Mythen und Ritualen• Strauss: Mythos und Ritos begründen sich nicht sind aber komplementär, es besteht ein

besonderes Näheverhältnis

Welche drei große Gruppen von theoretischen Perspektiven werden unterschieden und was betonen diese?→ In den folgenden 3 Perspektiven ist das Ritual als mit der Gesellschaft verknüpft zu verstehen!

• Ritueller Prozess als Übergang von einer sozialen Gruppe in die nächste (Initationen, z.B. von Jugend zu Erwachsenen, erste Menstruation → Interesse auf dem rituellen Umgang mit nicht-alltäglichen Situationen/ Übergängen)

• Zusammenhang von Ritual und Kommunikation (Interesse auf der Konstruktionen von Bedeutungen und Vermittlung von Bedeutungen)

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• Zusammenhang von Ritual-Weltbild-Religion (Rolle des Rituals bei dem Verständnis und Instrumentalisierung des Weltbildes und dessen Bedeutung in der und für die Religion)

Nennen Sie Vertreter der soziologischen Ritualtheorie→ Emil Durkheim, Arnold von Gennep, Victor Turner, Axel Michaels

Welche Bedeutung haben Religion, Mythen und Rituale nach Durkheim für die Gesellschaft?→ Die Gesellschaft stellt eine Moralische Gemeinschaft da welche Solidarität zwischen den Menschen durch Rituale kreiert und fördert. Rituale haben eine belebende Kraft für das soziale Leben und implizieren Handlungsweisen und Verhaltensregeln, die es dem Menschen ermöglichen aus dem Alltag hinaus einen speziellen zustand zu erlangen.

Von wem stammt das Werk „Les rites de passage“ und was behandelt dieses?→ Arnold von Gennep (Übergangsriten genant auf Deutsch)→ Geht davon aus, dass Lebenskrisen durch Rituale leichter bewältigt werden können, und unterscheidet verschiedene Formen von Übergangsritualen (Heirat, Initation).Gennep stellt fest das Zweck und Ausführung dieser Rituale zwar variieren, jedoch eine gemeinsame Verlaufsstruktur aufweisen.

Nennen Sie die drei Hauptphasen der Übergangsriten und nennen Sie die drei Abschnitte der mittleren Phase→ Die Drei Hauptphasen in Übergangsriten und die 3 Abschnitte der mittleren Rite:1.Seperation/Trennung2.Schwellen zustand/Übergang (Übergang wieder unterteilt in Prelinear, Liminal, Postliminal)3.Inkorporation/Wiedervereinigung

Nennen Sie einen Vertreter der kommunikationsorientierten Ritualtheorie und wovon geht diese Ritualtheorie aus→ Vertreter sind Stenley Tambiah, Mary Douglas.→ Ein Ritual ist eine aktive Form der Kommunikation und beruht auf der Fähigkeit, komprimierte Symbole auf zunehmen und zu interprtieren. Rituelles Handeln ist immer in einem gesellschaftlichen Kontext eingebunden.

Was steht im Zentrum der religiösen Ritualtheorie und nennen Sie einen Vertreter→ Konzentration auf Zusammenhang von Religion, Weltbild, Ritual.Dem Spirituellen Erlebnis des Rituals kommt die Bedeutung zu. Fragestellung: Verbindung zwischen Mythen und religiösen Konzepten. Repräsentation und Kommunikation von religiösen Inhalten so wie Begründung religiöser Inhalte durch Mythen stehen im Zentrum.→ Vertreter: Micea Eliade (=WICHTIGER NAME)

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Was versteht Mircea Eliade unter Mythen und mit welchen Themen beschäftigt er sich bei Mythen, Ritualen und Religionen vor Allem?→ Mythen bilden die Rahmenbedingungen für menschliches Verhalten. Sie vermitteln Modelle für Handlungsweisen, bestimmte Werte und Sinn des Lebens. Mythen sind „heilig, beispielhaft und bedeutungsvoll“.→ Er beschäftigt sich mit Mythen im Zusammenhang mit Weltentstehung-Weltuntergang-Welterneuerung

Was versteht Eliade unter „Mythen leben“ und wie unterscheidet sich der Mythenansatz von Mircea Eliade von dem Konzept mythscape von Joanna Overing?→ „Mythen leben“ impliziert für Eliade eine religiöse Erfahrung, die sich von der Alltagserfahrung unterscheidet.→ Konzept der „mythscape“ (von Johanna Overing) geht nicht von einer kategorischen Trennung von Alltag und mythisch-spiritueller Welt aus, sondern von einer intensiven Verschränkung derselben.

Erklären Sie Bedeutung der mythischen Zeit in Eliades Erklärungsmodell zum Verhältnis von Mythen und Ritualen und auf welche Bereiche lässt sich diese anwenden?→ Der mythischen Zeit werden besondere Kräfte zugeschrieben, sie gilt als „starke Zeit“ und muss in versch. Kontexten neu belebt werden bzw. aktualisiert. Indem man den Ursprungsmythos rezitiert oder zelibriert, lässt man sich von der „heiligen Aura“ durch dringen, in der diese wundersamen Ereignisse stattgefunden haben. Man tritt sozusagen aus der Gegenwart in eine andere „heilige“ primordiale, für immer existierende Welt.→ Die „Starke Zeit“ und das Wissen um sie hat laut Eliade nicht nur akademischen Wert, sondern erfüllt wichtige und praktische Funktionen, die in verschiedenen Kontexten von Bedeutung sind. → Da das Wissen über den Ursprung eines Gegenstandes, Tieres, Pflanze usw. das Gefühl erweckt magische Macht über Sie zu erwerben, durch die man sie nach Belieben beherrschen vermehren und reproduzieren kann.(Bsp. CUNA-Indiana „Wer Ursprung der Feuers kennt kann ohne Schmerz glühendes Eisen halten etc. )

Was thematisiert die Mythe über das unpässliche Mädchen bei den Yanomami?→ Initiationsriten (ritualartiger Prozess während der ersten Periode eines Mädchens, Initiation zum Frau-Werden)→ die Gefahr des Nicht-Einhaltens von Riten und Bräuchen (Normbruch und dadurch entstehende Gefahr als das Mädchen während ihrer ersten Menstruation ihre Hängematte welche mit einem Blättervorhang verhängt ist verlässt, aus ihrer Isolation ausbricht und dadurch das ganze Haus und alle Menschen darin in der Erde versinken)→ Übergänge (von einer sozialen Gruppe in die andere, vom Mädchen zur fruchtbaren Frau)

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Was thematisiert die Mythe über Núnkui und die Nahrung?→ Weibliche Macht → Nahrung, Machtgeberin-Núnkui (die in der Erde) → Rituale für ertragreiche Ernte→ die Ackerbau-Mythe erklärt Ursprung der Kulturpflanze

Welche verschiedenen Dimensionen können Mythen in einem politischen Gefüge einnehmen?→ 3 Dimensionen auf denen Mythen in politischen Gefügen fungieren:

• als Begründungszusammenhang, sie begründen Sinnzusammenhänge von existenten Bedeutungen und postulieren diese als absolute Wahrheiten, als unverbrüchlich geltende transzendente Werte

• der Mythos beglaubigt (z.B. durch diese Werte und Wahrheiten) Sachbezüge wie Institutionen und legitimiert/ sanktioniert hierarchische Strukturen und ausgeübte Herrschaft

• Der Mythos orientiert/ bezieht in die Zukunft gerichtete Wünsche und Projektionen in die Gegenwart, er lenkt und motiviert so Handeln bei Individuum und Kollektiv

Erklären Sie die Bedeutung von Körper im Zusammenhang mit der Symbolik von Ritualen und wer hat sich mit diesem Thema beschäftigt?→ Mary Douglas beschäftigte im Zuge von Reinheitsvorstellungen mit der Symbolik des Körpers in (Reinigungs)Ritualen. Diese Vorstellungen sind Konstrukte der hierarchischen und strukturellen Ordnung des sozialen Systems. Der Körper fungiert dabei als Symbol und Ausdruck für Soziales, er steht für die Gesellschaft. Der Glaube an die Gefahren von Verunreinigungen, bzw. die Existenz von Verunreinigungen definiert dabei soziale Regeln.Kastensystem). So nehmen die Aspekte des Rituals in Verbindung mit der Symbolik des Körpers auch Einfluss auf die Untersuchungen zur Konstruktion von Gender und Tabus (z.B. in Zusammenhang mit Menstruationsriten, dem Ausschluss, der Isolation von Erstmenstruierenden)

Fragen zu Kapitel 9

Erklären Sie den Kulturbegriff (shared meaning) nach Stuart Hall→ Er definiert die allgemeine Kulturtheorie als „kulturellen Kreislauf“ in dem Zeichen bzw. Repräsentationen besonders wichtig sind. In seinem Modell basiert Kultur auf „gemeinsamen bzw. geteilten“ Bedeutungen (shared meanings)Sprache ist Medium dafür, m it ihr werden bedeutungen produziert und ausgetauscht. Sprache ist ein System von Repräsentationen, welche nicht nur Texte, sondern auch andere Ausdrucksformen umfasst.(Bilder, Film, Artefakte, Ausstellungen, Körper, Schmuck, Kleidung etc.)

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

Warum bezeichnet Hall Bedeutungen als slippery costumer?→ Bedeutungen ändern sich durch Kontext und Gebrauch, sind immer verhandelbar und passen sich an neue Situationen an. Hall bezeichnet Bedeutungen als slippery costumer, denn sie muss aktiv gelesen bzw. interpretiert werden, wobei unterschiedliche Leseweisen möglich sind. Bedeutungen sind auch durch Machtverhältnisse geprägt.

Welches Ziel hat die strukturale und semiologische Mythenforschung?→ Sie untersucht Mythen als Zeichensysteme und sprachliche Gefüge. Fächerübergreifende theoretische und methodische Annäherung an verschiedene Formen und Texte, Bilder etc. Sie umfasst mehrere Ansätze zur Theorie des Zeichens, wie zur Produktion von Bedeutung, die für Erklärung von Kommunikationsprozesse oder Definitionen von Kultur zentralen Stellenwert haben.

Erklären Sie die syntagmatische Strukturanalyse und nennen Sie einen Vertreter→ Vladimir ProppEr untersucht mittels der syntagmatischen Strukturanalyse, die formale Organisation eines Textes, in dem er der chronologischen Ordnung der linearen Sequenz von Textelementen im Erzählungsablauf folgt. Er Gliedert den Text zunächst in konstitutive Elemente und bezeichnet diese als Funktionen und Handlungsträger. Funktion= Handlung der FigurUntersucht Beziehungen der Funktionen untereinander.Zentrale Fragen sind: 1. Was tun die Personen 2. Wer tut es, wie tun Sie es?

Womit beschäftigt sich Joseph Campbell im Rahmen der vergleichenden Mythenforschung?→ Er untersucht Heldenmythen primär aus der Perspektive der vergleichenden Religionswissenschaft, greift aber auch auf anthropologische und strukturale wie psychoanalytische Konzepte zurück. Grundlage des Heros ist die transkulturelle monomyth (Prototyp)

Was versteht man unter dem Konzept des monomyth?→ Die Figur des/der HeldIn (HeroIn) ist ein transkulturelles Schema. Das Konzept des monomyth ist jedoch einer Veränderung unterzogen und passt sich auch neuen/anderen Kulturen und Kontexten an. HeldInnen gibt es in jeder Kultur, diese Figur ist somit ein monomyth.

Was sind laut Campbell wesentliche Eigenschaften/Tätigkeiten von HeldInnen?→ Am Beginn steht eine „wundersame“ bzw. jungfräuliche Geburt und eine außergewöhnliche Kindheit.→ Im Laufe der Geschichte erfährt der/die HeroIn eine Reihe von Transformationen wobei bestimmte Handlungsfelder/Rollen von Bedeutung sind.→ Der meist männliche Held wird bei Aufbruch in die Fremde durch Gefahren, Hindernisse, Führer, Helfer geprägt→ HeldIn stellt sich dem Kampf zwischen Gut und böse und trägt zur Rettung der Welt bei.→ Er rettet die „Jungfrau“ aus der Not ODER es gibt eine Heldentat als Voraussetzung für Liebe

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und Ehre (z.B.: Das tapfere Schneiderlein bekommt das halbe Königreich und die Prinzessin zur Frau, weil er das böse Einhorn bezwungen hat)

Erklären Sie die Forschungsrichtung der strukturalen Anthropologie und nennen Sie einen der wichtigsten Vertreter dieser→ Claude Lévi- StraussEs wird nach Regelsystemen dür die sozial-kulturelle Praxis gesucht, die in allen Handlungsweisen und in allen kognitiven Produkten der untersuchten Gemeinschaften auftreten. Die Methodologie der Analyse ist stark von Sprachwissenschaften geprägt . Er wendet die Strukturelle Anthropologie auf verschiedene Forschungsfelder an:- Untersuchung von Verwandtschaftssystemen (betont ihre formale Analogie zu phonetischen Systemen)- Bedeutung d. Frauentausches (Inzestverbot) – politische Strukturen (Häuptlinge)

Nennen Sie die drei (Phasen bzw.) die unterschiedlichen Fragestellungen mit welchen sich Lévi-Strauss den Mythen im Laufe der wissenschaftlichen Entwicklung genähert hat→ 1. Was ist ein Mythos und wie ist er zu behandeln? 2. Die Erforschung der Beziehung zwischen Mythen und der ethnographischen, sozialen u. ökonomischen Realität 3. Eine komparative Mythologie in erweiterten geographischen zusammenhängen

Aus welchen Quellen werden nach Lévi-Strauss die Inhalte eines Mythos gespeist?→ aus anderen Mythen (Inhalte die sie übernehmen/Transformieren) und aus „ethnographischen Realitäten“ (Lebenswelten)

Nennen Sie zentrale Konzepte der strukturalen Mythenanalyse→ Pragmatische Struktur, die Transformation, die logische Strukturen und die Logik des Konkreten, die binären Oppositionen (für genaueres siehe S.172)

Erklären Sie die Mythosdefinition nach Roland Barthes→ Für ihn ist der Mythos ein Mitteilungssystem, eine Botschaft eine Weise des Bedeutens, eine Form. Sein Begriff des Mythos bezieht sich nicht nur auf ein Genre sondern eine bestimmte Form, wie eine Botschaft ausgesprochen wird.→ „Diskurs, Sport, Photographie, Film, Reportage,Schauspiel, Reklame, alles kann Träger der mythischen Aussage sein.“→ Mythos als Repräsentation und normatives System das mit bestimmten Werten, politischen Konzepten und Geschichten Verbunden ist.

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

Was thematisiert die Mythe über die Geschichte der „verachteten Frau und der Töpferei“?→ Ausschluss einer Frau aus der Gemeinschaft da sie nicht Töpfern kann, bzw. die anderen Frauen es ihr nicht richtig zeigen wollen.

Wichtige Elemente der Mythe: - Begegnung mit spirituellem Wesen- Übertragung /erlernen einer Gabe- Veränderung des sozialen Status und der Beziehungen

Fragen zu Kapitel 10

Was haben Mythen und Filme gemeinsam?→ Mythen und andere traditionelle Erzählungen liegen zum einem als Text vor, die schriftlich und oder mündlich tradiert werden, sie sind auch in performativen Szenen eingebettet (Ritual, etc.) und oft mit Musik und Tanz verbunden. Im Film kommen ebenfalls mehrere Darstellungsmittel zu tragen und führen zur einer Verbindung mehrerer Zeichensystemen wie Bild, Sprache, Musik oder Geräusch.→ Abbildung von Gesten/Gegenständen/Handlungen die bereits vorher durch gesellschaftlichen Zusammenhang Bedeutung erlangt haben. → Film als Repräsantationsform traditioneller und neuer mythischer Erzählstoffe

Mit welchen Fragen beschäftigt sich Lee Drummond in seinem Buch „American Dreamtime“ und welche Methode verwendet er dabei→ Untersuchungen zum populären Kino in den USA, aus der Perspektive einer semiotisch orientierten Mythenforschung.→ American Dreamtime beschäftigt sich mit folgenden Fragen: - Warum sind bestimmte Filme Blockbuster? - Was fasziniert die Menschen an diesem Film? - Welche Bilder und Vorstellungen (imagery) kommen dabei zum tragen?- Methode der Mythenanalyse im kulturellen Kontext (anthropological semiotics)- Analyse einer kulturellen Produktion einer Gruppe von Menschen

Welche Parallelen sind zwischen Hollywood-Filmen und Mythen erkennbar?→ Beide beziehen sich auf verschiedene Dimensionen eines sozialen und kulturellen Gefüges:- Kultur als Raum von Bedeutung- Beide prägen kulturelle Vorstellungen und Praktiken

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

Welche drei zentralen Achsen in Film-Mythen unterscheidet Drummond?→ Diese 3 Achsen durchziehen Hollywoodmythen

1. Beziehung zwischen Mensch und Tier/Artefakt od. Maschine 2. Beziehung zwischen dem Wir/ den Eigenen und dem Sie/den Anderen3. Beziehung von Leben und Tod

Was bedeutet der Begriff schismogenesis und auf wen geht dieses Konzept zurück?→ Geht auf Gregory Bateson zurück→ Im Kern von Mythen und Ritualen liegen Konflikte und Widersprüche, wessen Repräsentation von großer Bedeutung für kulturelle Prozesse ist.(Noch nicht ganz klar.....)

Was versteht Drummond unter semiospace?→ Raum von Bedeutungen (Semiotik = Lehre der Symbole bzw. Zeichensysteme)

Was versteht Drummond unter dem 1. „Totemismus der Maschinen“ und 2. unter „mechanosemiosis“

1. Das Phänomen des speziellen körperlichen sozialen und emotionalen Beziehungen der ein Mensch mit Artefakten und Maschinen verbindet (Star Wars)

2. Beziehung zischen Mensch und Artefakt/Maschine

Welche mythische Figuren, Motive und Mythenkomplexe spielen in der Trilogie „Pirates of the Caribbean“ eine bedeutende Rolle?→ Die Figur des Abenteurers, Aussteiger, Räuber, Sozialrebelle, PiratAussteiger verkörpert Gegenteil unserer Gesellschaft, welcher den Drang nach Freiheit verspürt und lebt. (Bsp. Indianer Jones, Captain Jack Sparrow etc.)

• Mythologie der Seefahrt• Thematisiert: Macht; Gewalt; Legitimität, Illegalität; Kolonialismus, HeldInnen• „Trickster“ als Captain Jack- Sparrow(Spielt mit Grenzen zw. Gut und Böse• „Fliegender Holländer“ als Black Pearl• Bürger und Piraten unterscheiden sich durch Codes (Kleidung, Schmuck, Frisur, Handlung)

zum Ausdruck gebracht• Mythische Motive: Schatz, Monster, Geisterschiff

Wie manifestieren sich Ramayana und Mahabharata im Kino?→ Ramayana und Mahabharata sind große Ethen und mythische komplexe welche als erste „Geschichten“ als erster in Indien gemachte Filme bekannt wurden (Bsp. Geschichte von der Geburt und der Jugend des Gottes Krishna)→ Diese „mythologischen Geschichten“ durchziehen in Indien ganze Filmgeschichten

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

→ TV-Serien zum Ramyana in 8oer mit großen Erfolg

Was versteht man unter Masala-Filme?→ Die meisten indischen Filmproduktionen sind „Masala Filme “→ Masala ist auch eine indische Gewürzmischung, genau so Facetten reich sind diese Filme, sie setzen sich aus verschiedensten Thematiken zusammen wie: Liebe/Humor/Komik/Pathos/Zorn/HeldInnenentum/Angst/Ekel/Überraschung→ Sie Bilden zentrale Kategorie für das Verständnis Indischer Ästthetik und Perfomance.→ Sie greifen immer wieder auf mythische Muster zurück

Auf welche Bereiche haben mythische Traditionen im indischen Film besonderen Einfluss?→ Heirat/Liebe/Beziehung/Sexualität zwischen Mann/Frau, allg. Gesellschaftliche Rituale

Wodurch sind Filmstars und Mythen verbunden?→ Sie gelten als Verkörperung ihrer moralischen, ästhetischen und spirituellen Eigenschaften, sie verfügen über „göttliche“ Ausstrahlung.

Fragen zu Kapitel 11

Wie unterscheidet sich die anthropologische Perspektive auf die Globalisierung im Gegensatz zu anderen geläufigen Theorien?→ die anthropologische Perspektive beschäftigt sich statt der Homogenisierung einer Weltgesellschaft oder der Weltkultur, sondern mit neuen Organisations- und Interaktionsformen von Vielfalt und Differenzierung welche durch makrostrukturellen Machtverhältnissen beeinflusst werden. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Dynamik von Zirkulation und Verortung von Menschen und Objekten, kulturellen Praktiken und Bedeutungen (im Kontext der Globalisierung). Dies betrifft auch die Produktion und Zirkulation von Mythen

Was versteht Mark Augé unter „Supermodernität“?→ Die Bedingungen der Globalisierung und die Veränderung von analytischen Modellen und die Untersuchungen von spezifischen Schnittstellen, Kontinuität und Brüchen in globalen Prozessen und Formen werden von Mark Augé (im Sinne von neuen Rahmenbedingungen) als Supermodernitäten bezeichnet. ( in seinem Buch Non-Places)

Erklären Sie den Zusammenhang zwischen Mythen und Veränderung/Kulturkontakt→ Wandel bildet auch eine Facette von Kulturkontakt- und Konflikten. Bedeutungen sind immer

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

wieder umkämpft, Mythen, Imagination und Weltbilder stellen nach Mark Augé Subjekte und Objekte im Krieg der Träume dar. Unterschiedliche Repräsentationen und Leseweisen prallen aufeinander, Mythen werden neu interpretiert, Raum zwischen Mythen, bzw. ein mythischer Zwischenraum entsteht, neue und auch individuelle Formen und Kosmologien entstehen. Mythen formen sich aus verschiedenen Bausteinen kultureller Systeme (neu) → Hybridisierung, Kreolisierung, Synkretismus

Beschreiben Sie die Bedeutung der Weißen in indianischen Mythen des Amazonasraums→ 2 große Tendenzen der Zuordnung zu bestimmten mythischen Figuren:

• die „dämonischen Wilden“: diese Kategorie wird auf die Weißen (oder sonstige feinde) übertragen (feinde als Geschöpfe böser Dämonen)

• die Kulturbringer: Sie bringen den Menschen (neue) Güter, vermitteln neue Kenntnisse (die von weißen gebracht oder gestohlen werden nachdem sie von GöttInnen erhalten wurden. weiße werden aber nicht abgewertet sondern sind Vertreter einer utopischen Gesellschaft)

→ Diese beiden Bedeutungssysteme bilden einen wichtigen Code für die Kategorisierung des Anderen

Welche Art von scapes unterscheidet Arjun Appadurai?→ Diese Landschaften/ scapes besitzen allesamt eine flexible Form

• ethnoscapes: beziehen sich auf Landschaften von Menschen und betonen die Detorrialisierung von sozialen und kulturellen Gefügen und bilden außerdem die Bausteine des Weltbildes der Globalisierung

• ideoscapes und mediascapes: fließender Übergang von ethnoscapes zu ideoscapes und mediascapes. Sie (ideoscapes) sind die Räume von Ideen (z.B. politische Idee der Demokratie) und medialen Landschaften (mediascapes).

• financescapes: beziehen sich auf die Ströme des globalen Kapitals• technoscapes: beziehen sich auf Konfigurationen und Flüsse von Technologien

In welchen Bereichen besteht ein Zusammenhang zwischen der „globalisierten imaginären Geographie“ und der globalisierten mythischen Geographie“? (Verbindung von mythscapes und mediascapes)→ Im Bereich des Tourismus besteht eine Verflechtung vom mediascapes und mythscapes welche eine besondere Form der Vermittlung zwischen verschiedenen Orten des Handelns und einer von Mobilität geprägten Welt dar. Ein zentrales Element des Tourismus ist dabei eine globalisierte imaginäre, bzw. eine globalisierte mythische Geographie. Diese werden von kollektiven Imaginitäten und Mythen gespeist. So Verbinden sich imaginäre Geographien touristischer Räume und eine Vermittlung kultureller Phantasien und realer Ortsänderungen.→ Eine besondere Form der mythscapes und mediascapes stellt heute außerdem das Internet dar!

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Fragen zu den Kapiteln in „Anthropologie der Mythen“ von Elke MaderVO Einführung in die Anthropologie der Mythen SoSe 2010

Welche Konzepte spielen bei der Mythen- als auch bei der Tourismusforschung eine wesentliche Rolle? → Konzepte des Anderen, des Paradieses, der Oase, des Abenteuers

Was versteht man unter bollywoodscapes?→ bollywoodscapes sind mit ethnoscapes verbunden, gehen aber über sie hinaus. Das indische Kino hat auch außerhalb von Indien und unabhängig von ethnoscapes ein großen Publikum (im Westen, in Asien...) es nimmt einen hohen Stellenwert im Rahmen der Populärkultur ein und gehen in ihrer Bekanntheit mittlerweile über das indische Kulturgefüge hinaus, ist aber in den indischen Traditionen und Tänzen verwurzelt, und mit Repräsentationen indischer (Film)Kultur verdeutlicht.. Auch Tanzshows aus Indien wie die Bollywood Show oder Bharati zählen zu den Szenarien der bollywoodscapes.

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