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Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Angehörige, nationale Expertenstandards sind von einem Experten- gremium auf Bundesebene entwickelte Kriterien zu verschiedenen pflegerelevanten Themen, die bundes- weit bindenden Charakter in allen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen besitzen. Harninkontinenz ist der unfreiwillige Verlust von Urin. Es ist eine anerkannte Krankheit, die Menschen aller Altersstufen betreffen kann. Die Harninkontinenz ist immer noch ein Tabuthema und schränkt die Betroffenen in ihrer Lebensqualität enorm ein. Diese Broschüre soll Betroffenen und deren Angehöri- gen Aufklärung und Information bieten sowie Tipps für den Alltag geben. Risikofaktoren für eine Inkontinenz können sein: hohes Alter Übergewicht Medikamente (z.B. Diuretika, Antidepressiva) häufige Blasenentzündung Schwangerschaften chronische Verstopfung Vergrößerung der Prostata Senkung der weiblichen Beckenorgane Schwaches Bindegewebe chronische Atemwegserkrankung (durch häufiges Husten ist der Bauchdruck erhöht) ständige schwere körperliche Arbeit Erkrankung (z.B. Schlaganfall, Diabetes, Demenz, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson) Fragen zur Identifikation der Inkontinenz Verlieren Sie ungewollt Urin? Verlieren Sie Urin, wenn Sie husten, lachen oder sich körperlich betätigen? Verlieren Sie Urin auf dem Weg zur Toilette? Tragen Sie Vorlagen/Einlagen um den Urin aufzu- fangen? Verspüren sie häufig (starken) Harndrang? Müssen Sie pressen, um Wasser zu lassen? Inkontinenzformen und deren Ursache Belastungsinkontinenz ist die Folge einer ge- schwächten Beckenbodenmuskulatur (z. B. nach Schwangerschaften oder schwerer körperlicher Arbeit) Dranginkontinenz ist die Folge einer „überemp- findlichen“ oder „überaktiven“ Blase („überfallar- tiger Harndrang“) Überlaufinkontinenz ist die Folge eines Abflusshin- dernisses (z.B. Blasensteine oder Prostatavergrö- ßerung) Reflexinkontinenz beruht auf einer Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems (z.B. nach einem Schlaganfall oder einer Querschnittslähmung) Welche Hilfsmittel stehen Ihnen zur Verfügung? Mobile Toilettenhilfen z.B. WC-Stuhl, Steckbecken, Urinflasche Aufsaugende Hilfsmittel z.B. Vorlagen, Schutzhosen Ableitende Hilfsmittel z.B. Dauerkatheter Hinweis: Beinbeutel können diskret unter weiter Kleidung getragen werden! Kondomurinal für Männer Tipp Diese Hilfsmittel sollten von Ihrem Arzt verordnet werden. Die Kosten dafür belasten nicht das Budget des Arztes. Die Hilfsmittel unterliegen keiner gesetzlichen Zuzahlungspflicht. Eventuelle Eigenanteile sind abhängig von Ihrer Krankenversicherung und Ihrem Bundesland.

Fragen zur Identifikation Welche Hilfsmittel stehen Ihnen ... · Urininkontinenz Hilfe bei Blasenschwäche Wer sind Ihre richtigen Ansprechpartner? Urologe: Erkrankung der Nieren,

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Page 1: Fragen zur Identifikation Welche Hilfsmittel stehen Ihnen ... · Urininkontinenz Hilfe bei Blasenschwäche Wer sind Ihre richtigen Ansprechpartner? Urologe: Erkrankung der Nieren,

Liebe Patientin, lieber Patient,liebe Angehörige,

nationale Expertenstandards sind von einem Experten-gremium auf Bundesebene entwickelte Kriterien zu verschiedenen pflegerelevanten Themen, die bundes-weit bindenden Charakter in allen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen besitzen.

Harninkontinenz ist der unfreiwillige Verlust von Urin. Es ist eine anerkannte Krankheit, die Menschen aller Altersstufen betreffen kann. Die Harninkontinenz ist immer noch ein Tabu thema und schränkt die Betrof fenen in ihrer Lebensqualität enorm ein.

Diese Broschüre soll Betroffenen und deren Angehöri-gen Aufklärung und Information bieten sowie Tipps für den Alltag geben.

Risikofaktoren für eine Inkontinenz können sein:

hohes Alter

Übergewicht

Medikamente (z.B. Diuretika, Antidepressiva)

häufige Blasenentzündung

Schwangerschaften

chronische Verstopfung

Vergrößerung der Prostata

Senkung der weiblichen Beckenorgane

Schwaches Bindegewebe

chronische Atemwegserkrankung (durch häufiges Hu sten ist der Bauchdruck erhöht)

ständige schwere körperliche Arbeit

Erkrankung (z.B. Schlaganfall, Diabetes, Demenz, Multi ple Sklerose, Morbus Parkinson)

Fragen zur Identifikation der Inkontinenz

Verlieren Sie ungewollt Urin?

Verlieren Sie Urin, wenn Sie husten, lachen oder sich körperlich betätigen?

Verlieren Sie Urin auf dem Weg zur Toilette?

Tragen Sie Vorlagen/Einlagen um den Urin aufzu-fangen?

Verspüren sie häufig (starken) Harndrang?

Müssen Sie pressen, um Wasser zu lassen?

Inkontinenzformen und deren Ursache

Belastungsinkontinenz ist die Folge einer ge-schwächten Beckenbodenmuskulatur (z. B. nach Schwangerschaften oder schwerer körperlicher Arbeit)

Dranginkontinenz ist die Folge einer „überemp-findlichen“ oder „überaktiven“ Blase („überfallar-tiger Harndrang“)

Überlaufinkontinenz ist die Folge eines Abflusshin-dernisses (z.B. Blasensteine oder Prostatavergrö-ßerung)

Reflexinkontinenz beruht auf einer Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems (z.B. nach einem Schlaganfall oder einer Querschnittslähmung)

Welche Hilfsmittel stehen Ihnen zur Verfü gung?

Mobile Toilettenhilfen z.B. WC-Stuhl, Steckbe cken, Urinflasche

Aufsaugende Hilfsmittel z.B. Vorlagen, Schutz hosen

Ableitende Hilfsmittel z.B. DauerkatheterHin weis: Beinbeutel können diskret unter weiter Kleidung getragen werden!

Kondomurinal für Männer

Tipp

Diese Hilfsmittel sollten von Ihrem Arzt verordnet werden. Die Kosten dafür belasten nicht das Budget des Arztes.

Die Hilfsmittel unterliegen keiner gesetzlichen Zuzahlungspflicht. Eventuelle Eigenanteile sind abhängig von Ihrer Krankenversicherung und Ihrem Bundesland.

Page 2: Fragen zur Identifikation Welche Hilfsmittel stehen Ihnen ... · Urininkontinenz Hilfe bei Blasenschwäche Wer sind Ihre richtigen Ansprechpartner? Urologe: Erkrankung der Nieren,

Eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster

Informationsbroschürefür Patienten und Angehörige

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Schwachhauser Heerstr. 54(Haupteingang Schubertstraße)28209 Bremen

Fon (0421) 347 0Fax (0421) 347 1801

[email protected]

Urininkontinenz Hilfe bei Blasenschwäche

Wer sind Ihre richtigen Ansprechpartner?

Urologe: Erkrankung der Nieren, Harnleiter, Harnblase, Prostata und Harnröhre

Gynäkologe: Beckenbodenschwäche

Proktologe: Erkrankung des Enddarmes

Chirurg: Erkrankung des Darmes

Neurologe: Nervenkrankheiten (z.B. Schlaganfall, Morbus Parkinson)

Geriater: Altersbedingte Erkrankung (z.B. Mobilitäts verlust)

Physiotherapeuten, Sanitätshäuser und Apotheken: Hilfsmittel

Zusätzliche Informationen finden Sie auch unter www.kontinenz-gesellschaft.de

Ihre Pflegefachkräfte im Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen

Tipps für den Alltag

Achten Sie auf regelmäßigen Stuhlgang (Ballast-stoffreiche Kost, nicht pressen beim Stuhl gang).

Achten Sie auf eine angemessene Flüssigkeits-zufuhr (1-2 Liter pro Tag).

Meiden Sie harntreibende Getränke wie z. B. Kaffee, schwarzen Tee oder Bier.

Trinken Sie morgens mehr als abends oder vor Verlassen des Hauses.

Tragen Sie Kleidung mit einfachen Verschlüs sen z.B. Klett- oder Reißverschlüsse statt Ha ken oder Knöpfe, Gummizüge statt Gürtel.

Achten Sie auf gute und schnelle Zugänglich keit der Toilette oder des WC-Stuhles.

Machen Sie Beckenbodengymnastik.

Geeignete Sportarten sind: Schwimmen, Radfah-ren, Wal ken, Wandern und Gymnastik. Weniger geeig net sind: Joggen, Tennis, Squash.

Gehen Sie regelmäßig auf die Toilette (Toilettentraining).

Benutzen Sie angemessene Hilfsmittel (siehe Extrapunkt).

INFO

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