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Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind Eine retrospektive Studie über Auftreten, Behandlungen und Heilungsergebnisse (2003-2013) Von Christoph Friedlieb Wolfgang Müller aus Augsburg München 2017

Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

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Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der

Ludwig-Maximilians-Universität München

Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind

Eine retrospektive Studie über Auftreten, Behandlungen und

Heilungsergebnisse

(2003-2013)

Von Christoph Friedlieb Wolfgang Müller

aus Augsburg

München 2017

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Aus dem Zentrum für Klinische Tiermedizin der Tierärztlichen Fakultät der

Ludwig-Maximilians-Universität München

Lehrstuhl für Innere Medizin und Chirurgie der Wiederkäuer

Arbeit angefertigt unter der Leitung von: Univ.-Prof. Dr. Gabriela Knubben-

Schweizer

Mitbetreuung durch: Dr. Melanie Feist

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Gedruckt mit der Genehmigung der Tierärztlichen Fakultät

der Ludwig-Maximilians-Universität München

Dekan: Univ.-Prof. Dr. Reinhard K. Straubinger, Ph. D

Berichterstatter: Univ.-Prof. Dr. Gabriela Knubben-Schweizer

Korreferent: Univ.-Prof. Dr. Cordula Poulsen Nautrup

Tag der Promotion: 29.7.2017

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Meiner Familie

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Inhaltsverzeichnis V

INHALTSVERZEICHNIS

I EINLEITUNG ............................................................................................ 1

II LITERATURÜBERSICHT ...................................................................... 3

1 Untersuchungen zu Frakturen bei Rindern.............................................3

1.1 Frakturlokalisationen ....................................................................................3

1.2 Ursachen für Frakturen beim Rind ...............................................................5

1.3 Alter ..............................................................................................................6

1.4 Geschlechterverteilung von Frakturpatienten ..............................................7

2 Frakturformen an langen Röhrenknochen ..............................................8

3 Frakturklassifikationen ...........................................................................10

3.1 Frakturen des Knochenschafts ...................................................................11

3.2 Frakturen am Knochenende .......................................................................12

4 Besondere Aspekte bei Gliedmaßenfrakturen bei Rindern .................13

5 Behandlungsmöglichkeiten von Frakturen beim Rind .........................15

5.1 Röhrbeinfrakturen ......................................................................................15

5.2 Humerusfrakturen.......................................................................................17

5.3 Frakturen des Antebrachiums.....................................................................18

5.4 Femurfrakturen ...........................................................................................18

5.5 Tibiafrakturen .............................................................................................20

6 Einfluss von Begleiterkrankungen auf die Frakturheilung .................22

7 Komplikationen der Frakturheilung beim Rind ...................................23

8 Laborparameter als prognostische Faktoren bei Frakturpatienten ...26

8.1 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) .......................................................26

8.2 Gesamteiweiß (GE) ....................................................................................27

III MATERIAL UND METHODEN ........................................................... 28

1 Patienten ....................................................................................................28

2 Allgemeines Vorgehen bis zur Diagnosestellung ...................................28

2.1 Anamnese ...................................................................................................28

2.2 Allgemeinuntersuchung .............................................................................29

2.3 Blutuntersuchung .......................................................................................30

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Inhaltsverzeichnis VI

2.4 Spezielle Untersuchung ..............................................................................30

2.5 Radiologische Untersuchung......................................................................31

2.6 Lokalistation und Klassifikation der Fraktur .............................................32

3 Frakturbehandlung und Heilungsverlauf ..............................................32

3.1 Allgemeines ................................................................................................32

3.2 Konservative Behandlung ..........................................................................33

3.3 Chirurgische Behandlung ...........................................................................34

4 Bewertung des Heilungsverlaufs .............................................................35

5 Implantatentfernung ................................................................................36

6 Spätkontrolle.............................................................................................37

7 Retrospektive Auswertung der Röntgenbilder ......................................37

8 Statistische Analyse ..................................................................................38

IV ERGEBNISSE .......................................................................................... 40

1 Patienten ....................................................................................................40

1.1 Betroffene Knochen ...................................................................................40

1.2 Alter der Tiere bei Einlieferung .................................................................41

1.3 Gewicht der Patienten ................................................................................44

1.4 Geschlecht der Frakturpatienten.................................................................48

1.5 Rasseverteilung ..........................................................................................48

1.6 Frakturursachen ..........................................................................................48

1.6.1 Gesamtes Patientengut ...............................................................................48

1.6.2 Tiere in der Altersklasse bis zwei Wochen ................................................49

1.7 Zeitliches Auftreten ....................................................................................50

1.8 Nicht behandelte Tiere ...............................................................................52

2 Lokalisation der Frakturen am Knochen ..............................................52

2.1 Vordergliedmaße ........................................................................................53

2.1.1 Humerus .....................................................................................................54

2.1.2 Antebrachium .............................................................................................54

2.1.3 Metacarpus .................................................................................................55

2.2 Hintergliedmaße .........................................................................................56

2.2.1 Femur .........................................................................................................56

2.2.2 Tibia ...........................................................................................................57

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Inhaltsverzeichnis VII

2.2.3 Metatarsus ..................................................................................................58

3 Therapie ....................................................................................................60

3.1 Chirurgische Behandlungen .......................................................................63

3.1.1 Humerus .....................................................................................................64

3.1.2 Antebrachium .............................................................................................65

3.1.3 Metacarpus .................................................................................................68

3.1.4 Femur .........................................................................................................69

3.1.5 Tibia ...........................................................................................................72

3.1.6 Metatarsus ..................................................................................................72

3.2 Konservative Behandlungen ......................................................................72

3.2.1 Humerus .....................................................................................................72

3.2.2 Antebrachium .............................................................................................73

3.2.3 Metacarpus .................................................................................................74

3.2.4 Femur .........................................................................................................77

3.2.5 Tibia ...........................................................................................................78

3.2.6 Metatarsus ..................................................................................................78

4 Radiologische Auswertung der Repositionsergebnisse .........................79

4.1 Fragmentverschiebung ...............................................................................79

4.1.1 Chirurgische Behandlungen .......................................................................81

4.1.2 Konservative Behandlungen ......................................................................82

4.2 Frakturspalt.................................................................................................84

4.2.1 Chirurgische Behandlungen .......................................................................86

4.2.2 Konservative Behandlungen ......................................................................88

5 Implantatentfernung ................................................................................91

6 Einfluss von Begleiterkrankungen auf den Therapieausgang .............91

6.1 Tiere mit Begleiterkrankungen...................................................................91

6.2 Tiere ohne Begleiterkrankungen ................................................................92

6.3 Einfluss von Begleiterkrankungen .............................................................92

7 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang ......................93

7.1 Komplikationen bei konservativen Behandlungen ....................................94

7.2 Komplikationen bei chirurgischen Behandlungen .....................................95

8 Einfluss des Zeitpunkts der Einlieferung auf den Therapieausgang ..96

9 Einfluss von Laborparatmetern mit Aussagekraft über die

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Inhaltsverzeichnis VIII

Kolostrumversorgung auf den Therapieausgang .....................................................98

9.1 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) .......................................................98

9.1.1 Einfluss der GGT bei konservativen Behandlungen ..................................98

9.1.2 Einfluss der GGT bei chirurgischen Behandlungen ...................................99

9.2 Einfluss von Gesamteiweiß (GE) auf den Therapieausgang ....................100

9.2.1 Einfluss von Gesamteiweiß bei konservativen Behandlungen ................101

9.2.2 Einfluss von Gesamteiweiß bei chirurgischen Behandlungen .................102

10 Telefonische Spätkontrolle ....................................................................104

10.1 Abgang vom Betrieb ................................................................................104

10.2 Lahmheit und Gliedmaßenstellung ..........................................................104

10.3 Zufriedenheit der Besitzer ........................................................................105

V DISKUSSION ......................................................................................... 106

1 Patienten ..................................................................................................106

2 Betroffene Knochen................................................................................106

3 Alter der Frakturpatienten ...................................................................108

4 Zeitliches Auftreten ................................................................................108

5 Einfluss des Körpergewichts auf den Therapieausgang .....................109

6 Frakturursachen.....................................................................................110

6.1 Beim neugeborenen Kalb .........................................................................110

6.2 Bei Frakturpatienten im Alter von mehr als zwei Wochen ......................112

7 Geschlechter- und Rasseverteilung der Patienten ..............................112

8 Klassifikation der Frakturen.................................................................113

9 Therapiemethoden .................................................................................116

9.1 Konservative Therapiemethoden..............................................................117

9.2 Chirurgischen Therapiemethoden ............................................................119

10 Einfluss des Repositionsergebnisses auf den Therapieausgang .........121

11 Implantatentfernung ..............................................................................122

12 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang ....................123

12.1 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang bei

konservativen Behandlungsmethoden ......................................................124

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Inhaltsverzeichnis IX

12.2 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang bei

chirurgischen Behandlungsmethoden ......................................................126

13 Einfluss des Zeitpunkts der Einlieferung auf den Therapieausgang 131

14 Einfluss von Begleiterkrankungen auf den Therapieausgang ...........131

15 Einfluss der Kolostrumversorgung auf den Therapieausgang ..........132

16 Telefonische Spätkontrolle ....................................................................133

VI ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................... 135

VII SUMMARY............................................................................................. 138

VIII LITERATURVERZEICHNIS .............................................................. 140

IX ANHANG ................................................................................................ 152

X DANKSAGUNG ..................................................................................... 155

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Abkürzungsverzeichnis X

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abb.

AO

Abbildung

Arbeitsgemeinschaft für

Osteosynthesefragen

beh. behandelt

BHV Bovines Herpes Virus

BVD Bovine Virus Diarrhoe

DCP Dynamic Compression

Plate

GE Gesamteiweiß

geh. geheilt

ges. gesamt

GGT Gamma-Glutamyl-

Transferase

i. m. intramuskulär

i. v. intravenös

k. A. keine Angabe

KGW Körpergewicht

LCP Locking Compression Plate

LMU

nb

Ludwig-Maximilians-

Universität

nicht beurteilbar

NMDC

s. c.

Neuromyodysplasia

congenita

subcutan

SCFE Slipped Capital Femoral

Epiphysis

Tab.

TP

Tabelle

total protein

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I Einleitung 1

I EINLEITUNG

Früher war eine Gliedmaßenfraktur beim Rind oft noch gleichzusetzen mit dem

Verlust des Tieres. In den letzten Jahren hat jedoch die Frakturbehandlung in der

Rinderpraxis, nicht zuletzt aufgrund des gesellschaftlichen Interesses, an

Bedeutung gewonnen (FESSLER und ADAMS, 1996). Auch verbesserte

Technologien in der Veterinärmedizin und der wirtschaftliche Wert von Rindern

für Zucht und Milchproduktion haben dazu beigetragen, dass Frakturen bei

Rindern vermehrt behandelt werden (FERGUSON, 1982). Generell sind Rinder

gute Patienten für orthopädische Behandlungen (CRAWFORD und FRETZ,

1985). Sie verbringen viel Zeit am Tag im Liegen, wodurch sie die betroffene

Gliedmaße entlasten und weniger anfällig für Überbelastung der kontralateralen

Gliedmaße sind. Außerdem tolerieren sie orthopädische Stabilisatoren sehr gut

und haben allgemein ein großes Heilungspotential (ANDERSON und ST. JEAN,

2008; MULON, 2013).

Zu den verschiedenen Behandlungsmethoden zählen Stallruhe, konservative

äußerliche Fixierungsmethoden (ADAMS und FESSLER, 1983), Fixateur externe

(HAMILTON und TULLENERS, 1980; ST. JEAN et al., 1991; MARTENS et al.,

1998) und verschiedene chirurgische Methoden zur inneren Fixierung, wie zum

Beispiel intramedulläre Nägel, Platten und Schrauben (AMES, 1981;

TULLENERS, 1986b; IVANY EWOLDT et al., 2003; NUSS et al., 2011; NUSS,

2014).

Die Wahl der Behandlungsmethode muss aber immer für den Einzelfall getroffen

werden. So sind die genaue Verletzung des Tieres, die Erwartung des Besitzers

und nicht zuletzt die Erfahrung des Tierarztes ausschlaggebend für die Wahl der

richtigen Behandlungsmethode (FESSLER und ADAMS, 1996).

In der Vergangenheit haben sich bereits einige Autoren mit Frakturen der langen

Röhrenknochen beim Rind und deren Behandlung beschäftigt. Meist wurde

hierbei allerdings auf einen relativ kleinen Patientenpool zurückgegriffen, oder

nur bestimmte Altersklassen oder Knochen untersucht.

Ziel der eigenen Arbeit war es, Art und Ursache von Frakturen der langen

Röhrenknochen, verschiedene Therapiemöglichkeiten und deren Erfolgsquoten

bei einer vergleichsweise großen Patientengruppe zu eruieren und diese mit

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I Einleitung 2

anderen Untersuchungen zu vergleichen. Zusätzlich sollten prognostische

Faktoren wie beispielsweise Begleiterkrankungen, Zeit bis zur Einlieferung,

Immunstatus, Komplikationen und deren Einfluss auf den Heilungsverlauf

untersucht werden, was in den bisher vorliegenden Studien kaum

Berücksichtigung fand. Es wurde ein Zeitraum von zehn Jahren gewählt in dem

202 Patienten mit 208 Frakturen von Humerus, Antebrachium, Metacarpus,

Femur, Tibia und Metatarsus an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung der Ludwig-Maximilians-Universität München eingeliefert

wurden. Die Patientenakten wurden retrospektiv ausgewertet, sowie eine

standardisierte Auswertung zu Fraktureinteilung und Repositionsergebnis der

archivierten Röntgenbilder und eine telefonische Befragung der Besitzer

durchgeführt.

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II Literaturübersicht 3

II LITERATURÜBERSICHT

1 Untersuchungen zu Frakturen bei Rindern

1.1 Frakturlokalisationen

Frakturen beim Rind treten am häufigsten am Röhrbein, also an Metatarsus und

Metacarpus, auf (PEITEL, 1971; FERGUSON et al., 1986; ELMA, 1988;

TULLENERS, 1996; ANDERSON und ST. JEAN, 2008; ARICAN et al., 2014;

BELGE et al., 2016). PEITEL (1971) beschrieb ein ähnlich häufiges Auftreten an

beiden Knochen, während STEINER et al. (1993), TULLENERS (1996) und

ARICAN et al. (2014) die Vordergliedmaße öfters betroffen sahen. Letztere sahen

die Ursache für das häufige Vorkommen von Frakturen an diesem Knochen vor

allem in geburtshilflichen Maßnahmen. Wegen der uhrglasförmigen Form des

Metacarpus und Metatarsus drücken Geburtsketten oder –stricke auf die distale

Metaphyse. Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer

Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge führen (TULLENERS, 1996).

An zweiter Stelle in der Häufigkeit des Auftretens stehen die Femurfrakturen

(FERGUSON et al., 1986; ARICAN et al., 2014). Beim Femur sind vor allem

zwei verschiedene Lokalisationen betroffen. Zum Einen handelt es sich um

Frakturen, die die proximale Wachstumsfuge mit einschließen, zum Anderen um

Frakturen im diaphysär-metaphysären Übergang am distalen Femurschaft

(CRAWFORD und FRETZ, 1985; FERGUSON, 1994; SPIEß, 2004). Bei der

ersten Gruppe handelt es sich häufig um eine Ablösung der Epiphysenfuge, in der

englischsprachigen Literatur auch als „Slipped Capital Femoral Epiphysis“

(SCFE) bezeichnet. Dieses Krankheitsbild wurde von HAMILTON et al. (1978)

an 28 Kälbern genauer untersucht. Er stellte fest, dass diese Frakturform

gewöhnlich durch übermäßige Zugkraft während des Geburtsvorganges bei

Geburten in Hinterendlage durch das sogenannte „Hip Lock“ Phänomen ausgelöst

wird. Hierbei bleibt das Becken des Kalbes im Becken der Mutter stecken. Dabei

kommt erschwerend hinzu, dass bei Geburten in Hinterendlage die weichen

Geburtswege weniger geweitet werden, als dies bei Geburten in Vorderendlage

der Fall ist (DE KRUIF, 1995). Wird nun übermäßige Zughilfe angewendet, so

wirken unzulässig starke Kräfte auf die Hintergliedmaßen und es kann zu

Frakturen an diesen kommen (MICKELSEN, 1976; FERGUSON, 1994; DE

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II Literaturübersicht 4

KRUIF, 1995; KALBE und SCHULZ, 2000; HOERDEMANN et al., 2012) Diese

Frakturen sind vornehmlich im Bereich des Femurkopfes oder –halses lokalisiert

(ST. JEAN und ANDERSON, 2014).

Ursächlich für das Auftreten an der zweiten Lokalisation ist die Tatsache, dass es

sich hier um den Übergang von der lamellär aufgebauten Diaphyse in die

geflechtartige Metaphyse handelt. Durch diese Verbindung von

verschiedenartigen Knochentypen büßt der Knochen deutlich an Stabilität ein

(FERGUSON et al., 1986).

Das Vorkommen von Frakturen am linken Femur war in einer retrospektiven

Studie mit 61 % deutlich höher als das am rechten (FERGUSON et al., 1990),

während IVANY EWOLDT et al. (2003) von zwölf Patienten mit Frakturen in der

proximalen Femurepiphyse nur drei der linken Gliedmaße zählten.

Die Tibia ist in mehreren Studien am dritthäufigsten betroffen (CRAWFORD und

FRETZ, 1985; ELMA, 1988; DIRKSEN et al., 2006; ARICAN et al., 2014).

SPIEß (2004) und GANGL et al. (2006) sahen in ihren Studein dagegen die Tibia

am häufigsten von Frakturen betroffen. Tibiafrakturen können in allen

Altersgruppen vorkommen und oft handelt es sich dabei um Splitterfrakturen

(FERGUSON, 1982; TULLENERS, 1986a; MARTENS et al., 1998). MARTENS

et al. (1998) stellten in einer retrospektiven Studie an 95 Patienten mit

Tibiafrakturen fest, dass 70 % der Frakturen die proximale oder mittlere Diaphyse

betrafen. Ähnlich stellt sich das Ergebnis bei SPIEß (2004) dar. Hier lagen 48 der

insgesamt 58 Tibiafrakturen in der Diaphyse oder der proximalen Metaphyse.

Frakturen des Radius und der Ulna finden sich - wie auch die Femurfrakturen -

vor allem beim neugeborenen Kalb. Häufig handelt es sich um Splitterfrakturen,

die aber selten offen sind (CRAWFORD und FRETZ, 1985; TULLENERS,

1986a, 1986b).

Humerusfrakturen sind beim Rind selten beschrieben. Sie machen in

verschiedenen Studien 2,4 – 5,6 % der Gliedmaßenfrakturen aus (GREENOUGH

et al., 1972; CRAWFORD und FRETZ, 1985; SPIEß, 2004; ARICAN et al.,

2014).

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II Literaturübersicht 5

1.2 Ursachen für Frakturen beim Rind

Am häufigsten erleiden Kälber infolge gewaltsamen Auszugs bei der Geburtshilfe

Frakturen (TULLENERS, 1986a; ELMA, 1988; KÖSTLIN, 1990; SPIEß, 2004;

BELGE et al., 2016). Insbesondere beim Einsatz mechanischer Geburtshelfer

können unkontrollierte Zugkräfte auf das Kalb einwirken, weshalb viele dieser

Geräte als ungeeignet anzusehen sind (KONERMANN, 1963; HINDSON, 1978;

FERGUSON et al., 1990; KÖSTLIN, 1990). Besonders Geburten in

Hinterendlage bergen ein großes Risiko. Hier erfolgt die Zughilfe häufiger und

früher als dies bei Vorderendlage der Fall ist. Auch Erste Hilfe Maßnahmen, die

nach Geburten in Hinterendlage häufiger und oft heftiger erfolgen, können

ursächlich für Frakturen sein (DE KRUIF; KALBE und SCHULZ, 2000). Genaue

Fallzahlen sind der Tabelle 1 zu entnehmen.

Eine Möglichkeit für das Hängenbleiben des Fetus im Geburtsweg in

Vorderendlage ist der sogenannte „stifle lock“. Hier verkantet das Knie des

Kalbes mit dem inneren ventralen Beckenring der Mutter. Das Kreuzbein des

Fetus wird dabei gegen den dorsalen Beckenrand der Kuh gepresst, wodurch die

Austreibung ins Stocken gerät (MICKELSEN, 1976). FERGUSON konnte 1994

nachweisen, dass der „stifle lock“ eine Ursache für Frakturen des distalen

Femurschaftes sein kann (FERGUSON, 1994).

Auch fehlerhafte oder verzögerte Entwicklung des Kalbes, wie Osteogenesis

imperfecta, oder die intrauterine Infektion mit dem BVD-Virus, welche

möglicherweise die Osteoklastenaktivität verändert, können für Frakturen

prädisponierend sein (JENSEN et al., 1976). Durch die geringere Festigkeit der

Knochen sind die betroffenen Tiere anfälliger für Frakturen (GOEDEGEBUURE

et al., 1981; CONSTABLE et al., 1993; HILBE et al., 2000).

Neben den Frakturen, die infolge Geburtshilfe bei Kälbern auftreten, verursachen

bei Tieren aller Altersklassen oft anderweitige Traumata Frakturen. Diese Tiere

erleiden die Frakturen oft während eines Transports, auf der Weide oder in

Laufställen (MARTENS et al., 1998; GANGL et al., 2006). In vielen Fällen

werden die Tiere mit gebrochener Gliedmaße aufgefunden und es kann nicht

schlussendlich geklärt werden auf welche Art und Weise die Verletzung zustande

kam.

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II Literaturübersicht 6

Tab. 1: Häufigkeiten von geburtsassoziierten und anderen Traumata als Ursache

für Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind in der Literatur

1.3 Alter

In den meisten Studien zu Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind waren

in knapp 30 bis 88 % der Fälle Kälber im ersten Lebensmonat betroffen

(HICKMAN, 1957; DINGWALL et al., 1971); (HAMILTON et al., 1978;

KAHRS, 1983; CRAWFORD und FRETZ, 1985; ELMA, 1988; TULLENERS,

1996) (NICHOLS et al., 2010; ARICAN et al., 2014; BELGE et al., 2016). Einzig

in der Arbeit von ADAMS und FESSLER (1983) über Frakturen des Unterarmes

und des Unterschenkels war nur einer der 15 Patienten jünger als einen Monat und

neun Patienten waren älter als ein Jahr. Die genaue Verteilung der Patienten auf

die verschiedenen Altersgruppen ist Tabelle 2 zu entnehmen.

Ursache der Frakturen in absoluten Zahlen

Autor

Geburtsassoziiertes

Trauma

Anderweitiges

Trauma Unbekannt Summe

ELMA (1988) 46 29 64 139

FERGUSON

et al. (1990) 37 0 40 77

ST-JEAN et

al. (1992a) 8 4 0 12

SPIEß (2004) 77 20 28 125

NICHOLS et

al. (2010) 12 0 8 20

ARICAN et

al. (2014) 59 122 0 181

Summe der

Fälle 239 176 140 555

Anteil in % 43,1 31,7 25,2 100,0

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II Literaturübersicht 7

Tab. 2: Altersverteilung von Rindern mit Frakturen der langen Röhrenknochen in

verschiedenen Studien

Alter der Patienten

Autor

≤ 4

Wochen

4 Wochen

– 1 Jahr

> 1

Jahr Summe

DINGWALL et al.

(1971) 1 2 0 3

HAMILTON et al.

(1978) 20 9 0 29

KAHRS (1983) 42 52 36 130

ADAMS (1983) 1 5 9 15

CRAWFORD und

FRETZ (1985) 112 67 34 213

ELMA* (1988) 67 57 60 184

TULLENERS (1996) 17 24 19 60

IVANY EVOLDT

(2003) 4 2 6 12

NICHOLS et al.

(2010) 19 2 5 26

ARICAN et al. (2014) 161 20 0 181

Summe der Patienten 444 240 169 853

Anteil in % 52,1 28,1 19,8 100,0

*berichtete über Frakturen am ganzen Körper; insgesamt betrafen 142 Frakturen

die langen Röhrenknochen

1.4 Geschlechterverteilung von Frakturpatienten

Im Ganzen gesehen ist die Geschlechterverteilung ausgeglichen. Wenn man

jedoch die einzelnen Autoren heranzieht, fallen große Unterschiede im

Geschlechterverhältnis auf. In der vorliegenden Literatur waren bei genau der

Hälfte der Arbeiten die weiblichen Tiere in der Überzahl. Bei sechs der Autoren

waren die männlichen Kälber häufiger von Frakturen betroffen und NICHOLS et

al. (2010) zählte genauso viele weibliche wie männliche Patienten. Die genauen

Zahlen sind in Tabelle 3 aufgeführt.

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II Literaturübersicht 8

Tab. 3: Geschlechterverteilung von Patienten mit Frakturen der langen

Röhrenknochen in verschiedenen Studien

Anzahl der Frakturpatienten

Autor Männlich Weiblich Summe

HICKMAN (1957) 5 8 13

HAMILTON et al.

(1978) 10 19 29

KAHRS (1983) 34 101 135

ADAMS (1983) 8 7 15

CRAWFORD und

FRETZ (1985) 10 19 29

ELMA (1988) 67 72 139

ST-JEAN et al. (1992a) 7 5 12

STEINER et al. (1993) 50 8 58

EVANY EWOLDT

(2003) 10 2 12

SPIEß (2004) 88 37 125

GANGL et al. (2006) 41 58 99

NICHOLS et al. (2010) 13 13 26

ARICAN et al. (2014) 107 74 181

Summe der Patienten 450 423 873

Anteil in % 51,6 48,4 100,0

2 Frakturformen an langen Röhrenknochen

Je nach Ursache kann man Frakturen in drei verschiedene Kategorien einteilen:

Die traumatische Fraktur, die pathologische Fraktur und die Ermüdungsfraktur

(SCHEBITZ, 1993).

Unter einer traumatischen Fraktur versteht man eine Zusammenhangstrennung,

die durch eine direkt oder indirekt wirkende Kraft ausgelöst wird, die die

physiologische Beanspruchbarkeit des Knochens übersteigt. Die pathologische

oder spontane Fraktur entsteht schon bei physiologischer Belastung und ist in

einer verminderten Festigkeit des Knochens begründet. Ursache dafür sind

krankhafte Veränderungen am Knochen, wie Zysten, Usuren oder Tumoren.

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II Literaturübersicht 9

Ermüdungsfrakturen treten auf, wenn durch sich wiederholende geringfügige

Traumata oder durch Überbelastung Schäden in der Knochenarchitektur

entstehen. Diese Schäden führen in der Folge zu Fissuren, welche dann schon

unter geringfügigen Belastungen zu einem vollständigen Bruch führen können

(SCHEBITZ, 1993).

Des Weiteren kann man Frakturen anhand ihrer Morphologie einteilen. So werden

einfache Frakturen von komplizierten (Splitterfrakturen oder offenen Frakturen)

unterschieden (CRAWFORD und FRETZ, 1985). Weiterhin kann man zwischen

vollständigen und unvollständigen Frakturen unterscheiden. Bei einer

vollständigen Fraktur stehen die Frakturfragmente in keinerlei Zusammenhang

mehr, wobei bei der unvollständigen Fraktur die Knochenkontinuität in gewissen

Bereichen intakt geblieben ist. Wenn bei paarig auftretenden Knochen, wie zum

Beispiel Radius und Ulna, nur einer der beiden Knochen komplett gebrochen ist,

wird dies von UNGER et al. (1990) auch als eine unvollständige Fraktur

bezeichnet, da sie sich im Heilungsprozess so verhält und viele Eigenschaften

einer solchen Fraktur besitzt, wie zum Beispiel Frakturstabilität oder das

Beibehalten des richtigen Abstandes der Frakturenden.

Bei Frakturen des Knochenschaftes werden Querfrakturen, Schrägfrakturen,

Spiralfrakturen, Stückfrakturen, Splitterfrakturen und Trümmerfrakturen

beschrieben. Bei Querfrakturen darf die Frakturlinie nicht mehr als 30 Grad vom

rechten Winkel zum Knochen abweichen, bei Abweichungen von über 30 Grad

muss von einer Schrägfraktur gesprochen werden (UNGER et al., 1990). Verläuft

die Bruchlinie schraubenförmig um die Knochenlängsachse, wird der Bruch als

Schrauben- oder Spiralfraktur bezeichnet. Bei der Stückfraktur ist durch gleich

zwei Quer- oder Schrägfrakturen ein freies Knochensegment in der Diaphyse

entstanden. Eine Fraktur mit mehreren Fragmenten wird als Splitter- oder

Trümmerbruch bezeichnet (SCHEBITZ, 1993). Bei den unvollständigen

Frakturen unterscheidet man Fissuren, Impressionsfrakturen, Einknickungsbrüche

und Stauchungsfrakturen. Bei der Fissur besteht nur ein feiner Spalt in der

kompakten Knochensubstanz. Dieser Spalt kann sich aber so weit verlängern, dass

eine vollständige Zusammenhangstrennung des Knochens ohne Dislokation

entsteht. Die Impressionsfraktur ist mit einer Eindellung der Knochenoberfläche

verbunden und kommt vor allem an platten Knochen vor oder als Einbruch der

Knochenendplatte einer Gelenkfläche in die epiphysäre Spongiosa. Beim

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II Literaturübersicht 10

Einknickungsbruch, der bei Jungtieren auch Grünholzfraktur genannt wird,

handelt es sich um eine traumatische Fraktur an einem wenig festen Knochen. Die

Kortikalis der traumatisierten Seite wird dabei in den Markraum hinein geknickt,

die der abgewandten Seite dagegen wird ohne Zusammenhangstrennung gebogen.

Anzutreffen ist diese Fraktur meist bei Jungtieren, die physiologischerweise noch

„weichere“ Knochen besitzen, oder bei Patienten, die aufgrund einer

pathologischen Osteopathie weniger feste Knochen besitzen. Bei der

Stauchungsfraktur (Gomphosis) wird das Gewebe der Metaphyse, seltener das der

Epiphyse ineinander gestaucht (SCHEBITZ, 1993).

Eine Besonderheit stellen Gelenksfrakturen dar. Hier erreicht eine Frakturlinie die

Gelenkfläche und den Gelenkknorpel. Frakturen die zwar in der Gelenkkapsel

liegen, aber nicht die Oberfläche des Gelenkknorpels betreffen zählen nicht zu

den Gelenkfrakturen. Je nach beteiligten Knochenkompartimenten kann man

unikondyläre, bikondyläre oder suprakondyläre Frakturen unterscheiden.

Bikondyläre Frakturen kann man des Weiteren nach dem Verlauf der Frakturlinie

in T- oder Y-Frakturen einteilen (UNGER et al., 1990; BRINKER et al., 1993;

SCHEBITZ, 1993).

Alle Frakturen, bei denen die Haut beschädigt wurde und somit das Frakturende

in Kontakt mit der Außenwelt steht, werden als offene Frakturen bezeichnet.

Diese Situation kann in Zusammenhang mit dem Trauma aber auch durch

Operation bei der Behandlung entstehen. Offene Frakturen werden weiter in drei

verschiedene Formen unterteilt. Zum Ersten, wenn die Haut von innen her von

einem spitzen Knochenfragment verletzt wird. Zum Zweiten, wenn das

auslösende Trauma direkt von außen die Haut durchbricht und zum Dritten, wenn

durch das externe Trauma größere Mengen an Weichteilgewebe und Haut

verloren gehen. Dies ist oft bei Schusswunden oder nach Autounfällen der Fall,

wo Gewebe auf dem Asphalt abgeschürft wird. Eine solche Fraktur ist immer als

kontaminiert zu betrachten (CRAWFORD und FRETZ, 1985; RICHARDSON

und SLATTER, 1985).

3 Frakturklassifikationen

Die Klassifikation von Frakturen ist ein wichtiges Werkzeug, um medizinische

Daten festzuhalten. Sie ist die Grundlage für das Erstellen einer Prognose, die

Wahl der Behandlungsmethode oder für vergleichende Studien.

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II Literaturübersicht 11

3.1 Frakturen des Knochenschafts

Beim Rind können Frakturen der langen Röhrenknochen nach dem

Klassifikationssystem von AUER et al. (1993) beschrieben werden, das auf der

Klassifikation von UNGER et al. (1990) basiert. Dabei werden der betroffene

Knochen, die Lokalisation am Knochen und die Anzahl der Knochenfragmente

jeweils durch eine Ziffer oder einen Buchstaben beschrieben. Die erste Ziffer

bezeichnet den frakturierten Knochen in kranio-kaudaler und proximo-distaler

Reihenfolge. So ist der Code für den Humerus die 1, für Radius und Ulna die 2,

für den Femur die 3 und für Tibia und Fibula die 4. Für Metacarpus und

Metatarsus führten AUER et al. (1993) die Ziffern 5 und 6 ein, da sie im System

von UNGER et al. (1990) keine Berücksichtigung fanden.

Die zweite Ziffer beschreibt das betroffene Segment am Knochen: 1 proximal, 2

diaphysär und 3 distal (UNGER et al., 1990). HEIM (1987) definierte diese

Kompartimente genau anhand seiner Vierecksmessung. Hierbei wird ein Quadrat

mit einer Seitenlänge, die genau dem größten Durchmesser des Knochenendes

entspricht gezeichnet. Der Bereich im Quadrat ist damit per definitionem das

Knochenende und der Bereich zwischen den beiden Quadraten die Diaphyse

(HEIM, 1987). Wenn die Frakturlinie die Grenze zwischen diesen

Kompartimenten überschreitet, ist immer das Fragment mit dem größeren Anteil

an der Fraktur namensgebend.

Die Morphologie der Fraktur wird von AUER et al. (1993) durch einen

Buchstaben (A, B, C oder D) ausgedrückt. Der Buchstabe A beschreibt eine

einfache oder extra-artikuläre Fraktur, B steht für eine Stückfraktur oder eine uni-

kondyläre Fraktur und C für einen Trümmerbruch oder eine bi-kondyläre Fraktur.

Der Buchstabe D wird ausnahmsweise verwendet, wenn die vorhandene Fraktur

in keines der definierten Muster passt. Bei den paarig angelegten Knochen wurde

die Frakturmorphologie des gewichttragenden Knochens als namensgebendes

Merkmal herangezogen (UNGER et al., 1990; AUER et al., 1993). SPIEß (2004)

erweiterte dieses System in ihrer Arbeit auf fünf Kompartimente am Knochen.

Um eine präzisere Information über die Lokalisation am Knochen zu geben,

wurde zwischen proximaler und distaler Epiphyse, Metaphyse und Diaphyse

unterschieden. Eine tabellarische Übersicht dieses Systems findet sich in Tabelle

4 wieder.

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II Literaturübersicht 12

Tabelle 4: Klassifikationssystem von Frakturen der langen Röhrenknochen

von UNGER et al. (1990), modifiziert nach AUER et al. (1993), modifiziert nach

SPIEß (2004)

3.2 Frakturen am Knochenende

Eine besondere Einteilung ist bei Epiphysenverletzungen von Nöten. In der

Veterinärmedizin wird hierzu in der Regel das Klassifikationssystem nach

SALTER und HARRIS (1963) verwendet, das auf dem System von AITKEN

(1936) basiert. In diesem System wird zwischen fünf verschiedenen Typen

unterschieden. Eine schematische Darstellung des Klassifikationssystems von

Frakturen am Knochenende findet sich in Abbildung 1 wieder. Bei Typ V handelt

es sich um eine Quetschung des Epiphysenknorpels durch ein Trauma. Dies führt

zu einer Knorpelnekrose und einem vorzeitigen partiellen oder vollständigen

Epiphysenfugenschluss (SALTER und HARRIS, 1963). MORSCHER (1977)

stellte fest, dass bei der Einwirkung von Druckkräften auf einen wachsenden

Knochen vor allem das Knochengewebe geschädigt wird, während bei Zug- oder

Scherkräften vor allem der Knorpel betroffen ist. So können auf die Epiphyse

Knochen Lage am

Knochen

Komplexität der

Fraktur

1 Humerus 1 proximale

Epiphyse

A einfache Fraktur

extraartikuläre

Fraktur

2 Radius 2 proximale

Metaphyse

B

Stückfraktur

unikondyläre

Fraktur

3 Femur 3 Diaphyse C Trümmerbruch

bikondyläre

Fraktur

4 Tibia 4 distale

Metaphyse

D Nicht

klassifizierbare

Fraktur

5 Metacarpus 5 distale

Epiphyse

6 Metatarsus

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II Literaturübersicht 13

auftreffende Druckkräfte, deren Germinativzone mechanisch beschädigen, was

eine Wachstumsstörung zur Folge hat. Bei Zug- oder Scherkräften entsteht der

Schaden meist in weiter metaphysenwärts gelegenen Zonen und führt somit nur in

Ausnahmefällen zu einer Wachstumsstörung (MORSCHER, 1977).

Abb. 1: Klassifikationsschema für Frakturen der Epiphysenfuge nach SALTER

und HARRIS (1963); Bild: SALTER (1999)

4 Besondere Aspekte bei Gliedmaßenfrakturen bei Rindern

Als offensichtlichste Herausforderung bei der Behandlung adulter Großtiere ist

das hohe Gewicht der Patienten zu nennen. Hier muss der behandelnde Tierarzt

egal ob bei konservativer oder chirurgischer Behandlung Fixatoren verwenden,

die dieses Gewicht tolerieren. Dies stellt sich oft als problematisch dar, da solche

Stabilisatoren nicht immer im Handel erhältlich sind (SCHEBITZ, 1993;

TROSTLE, 2004). So beschreiben mehrere Autoren eine negative Korrelation

zwischen erfolgreichem Therapieausgang und Alter, Gewicht und Größe des

Patienten (TROSTLE, 2004; ST. JEAN und ANDERSON, 2014). Rinder sind

sehr umgängliche Patienten mit einem exzellenten Frakturheilungspotential.

Dieses basiert nicht zuletzt auf der Tatsache, dass sie viele Stunden am Tag im

Liegen verbringen, was nicht nur die Frakturstelle selbst entlastet, sondern sie

auch weniger empfänglich für Überlastungserscheinungen an der kontralateralen

Gliedmaße macht. Sie tolerieren außerdem orthopädische Geräte zur

Frakturstabilisierung sehr gut (CRAWFORD und FRETZ, 1985; GAMPER et al.,

2006; MULON, 2013). Auch die Aufwachphase nach Operationen gestaltet sich

bei Rindern in der Regel aufgrund ihres ruhigen Gemütes als unproblematisch.

Nicht zuletzt muss das angestrebte Behandlungsergebnis beleuchtet werden.

Dieses stellt sich beim Rind oft nicht als so ehrgeizig dar, wie dies beispielsweise

bei Pferden der Fall ist. So werden meist geringgradige Abweichungen der

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II Literaturübersicht 14

Knochenachse, Gelenksversteifungen und sogar bleibende Bewegung-

seinschränkungen toleriert, wenn diese der weiteren Nutzung nicht im Wege

stehen (FESSLER und ADAMS, 1996; ST. JEAN und ANDERSON, 2014).

Da beim Rind viele Frakturen im sehr jungen Alter auftreten, muss dieser

Altersgruppe besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das neugeborene

Kalb ist aufgrund seines schnellen Knochenwachstums und des dicken Periosts,

das sehr schnell knöchernen Kallus aufbauen kann, zu herausragenden

Heilungsraten im Stande. Auf der anderen Seite ist die Widerstandskraft

gegenüber Infektionen beim jungen Kalb sehr stark vom Status der

Immunkompetenz abhängig. Deshalb sollte überprüft werden, ob das Kalb

genügend Kolostrum aufgenommen hat, da eine fehlende Immunkompetenz

prädisponierend für eine postoperative Infektion ist (TROSTLE, 2004). ST. JEAN

und ANDERSON (2014) fordern deshalb die Messung von Gesamteiweiß,

Immunglobulin G oder der Leukozyten, um einen Hinweis auf die Versorgung mit

Kolostrum und auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Kalbes zu erlangen

(ST. JEAN und ANDERSON, 2014). Dem allgemeinen Gesundheitsstatus von

Frakturpatienten, vor allem bei Kälbern messen mehrere Autoren eine enorme

prognostische Bedeutung für eine erfolgreiche Frakturbehandlung bei

(FERGUSON et al., 1990; ST. JEAN et al., 1992a; FERGUSON, 1994;

FESSLER und ADAMS, 1996; SPIEß, 2004; BELLON und MULON, 2011; ST.

JEAN und ANDERSON, 2014). Deshalb sollten Kälber stets auf

Begleiterkrankungen, wie Pneumonie, Nabelerkrankungen oder septische

Polyarthritis untersucht werden, um dem Besitzer eine möglichst genaue Prognose

geben zu können (TROSTLE, 2004). So war bei NICHOLS (2010) das Auftreten

von Begleiterkrankungen die Hauptursache für das Therapieversagen und auch

SPIEß (2004) stellte einen signifikant negativen Einfluss von

Begleiterkrankungen auf die Erfolgsaussichten fest (SPIEß, 2004; NICHOLS et

al., 2010).

Es ist festzuhalten, dass bei einem neugeborenen Kalb mit einer offenen Fraktur

die Prognose stets weniger gut ist, als die gleiche Verletzung bei einer

erwachsenen Kuh (FERGUSON, 1982).

Da das Rind als Nutztier gehalten wird, spielen nicht zuletzt immer auch

ökonomische Überlegungen eine bedeutende Rolle bei der Wahl der Therapie.

Dieser Faktor ist bei Begleittieren, wie Hund, Katze aber auch Pferd, seltener als

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II Literaturübersicht 15

limitierender Faktor zu betrachten (SCHEBITZ, 1993; FESSLER und ADAMS,

1996).

5 Behandlungsmöglichkeiten von Frakturen beim Rind

5.1 Röhrbeinfrakturen

Die Frakturen des Röhrbeins sind meistens konservativ durch Anbringen eines

Stützverbandes in Form einer Schiene oder eines Casts mit gutem Ergebnis

behandelbar (CRAWFORD und FRETZ, 1985; MULON und DESROCHERS,

2014; ST. JEAN und ANDERSON, 2014; VOGEL und ANDERSON, 2014). Vor

allem bei neugeborenen Kälbern ist die Verplattung nicht die Methode der Wahl,

da wenig Muskulatur und Weichteilgewebe vorhanden sind, um das Implantat

nach außen zu polstern und Implantate im immaturen Knochen keinen guten Halt

finden. Bei schwereren Tieren mit reiferen Knochen, versprach diese Methode

jedoch bessere Erfolgsaussichten als die konservative Behandlung (NUSS, 2014).

STEINER et al. (1993) hatten dies bereits in ihrer Studie an 58 Rindern mit

Röhrbeinfrakturen herausgefunden. So behandelten die Autoren den Großteil

(81 %) der Patienten konservativ. Lediglich elf Patienten wurden mittels offener

Reposition behandelt, wovon bei neun (81,8 %) ein langfristiger Heilungserfolg

erreicht werden konnte. Alle diese Patienten waren älter als fünf Monate und

wogen mindestens 217 kg. STEINER et al. (1993) beobachteten eine

medizinische Überlegenheit der chirurgischen Frakturversorgung am Röhrbein

gegenüber der konservativen Therapie, weshalb sie diese Behandlungsform für

wertvolle Tiere empfehlen. Zu dieser Erkenntnis kamen auch BELGE et al.

(2016). In ihrer Studie konnten 19 von 20 neugeborenen Kälbern mit

Metacarpusfrakturen durch Verplattung mit Locking Compression Plates (LCP)

geheilt werden (BELGE et al., 2016). Locking Compression Plates haben

kombinierte Löcher, sodass sowohl konventionelle, als auch

Verriegelungsschrauben eingebracht werden können (NUSS, 2014). Es handelt

sich bei der Platte also nicht um eine neue Platte, sondern um ein neues System

der Kombination zwischen Platte und Schrauben (WAGNER und FRIGG, 2000).

Winkelstabilität und axiale Kompression können so vereinigt werden (FRIGG,

2003). Durch ein schlüssellochförmiges Kombinationsloch kann die Platte sowohl

in Dynamic Compression Plate- (DCP), als auch in der Kopfverrieglungstechnik

genutzt werden, da das Loch zum Plattenende hin eine DC-Einheit und zur

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II Literaturübersicht 16

Plattenmitte hin ein konisches Doppelgewinde aufweist (WAGNER und FRIGG,

2000). In ihrem Versuch zu biomechanischen Eigenschaften der LC-Platte an

Kälberfemores wies HÖRDEMANN (2008) eine Überlegenheit dieser Technik

am weichen Kälberknochen nach, weshalb sie diese Behandlungstechnik

besonders bei schlechter Knochenqualität und Trümmerfakturen im distalen

metaphysären Femurbereich bei Kälbern empfiehlt (HÖRDEMANN 2008).

Bei mehreren anderen Autoren war die konservative Stabilisierung die

Behandlung der Wahl und lieferte gute Behandlungsergebnisse (HICKMAN,

1957; KAHRS, 1983; TULLENERS, 1986a; ELMA, 1988; GANGL et al., 2006).

Lediglich DENNY et al. (1988) zogen die chirurgische Behandlung der

konservativen vor. Allerdings waren in dieser Gruppe drei erwachsene Kühe

vertreten und drei Kälber, die bereits mit Heilungskomplikationen nach

konservativer Behandlung eingeliefert worden waren. Die genauen Fallzahlen der

einzelnen Autoren sind Tabelle 5 zu entnehmen.

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II Literaturübersicht 17

Tab. 5: Vergleichende Übersicht über die Behandlungsform von

Röhrbeinfrakturen beim Rind in der Literatur

Anzahl der Frakturen

Autor Behandelt

Konservativ

(geheilt)

Chirurgisch

(geheilt)

Gesamt

geheilt

Erfolg

in %

HICKMAN

(1957) 3 3 (3) 0 3 100,0

KAHRS

(1983) 52 52 (40) 0 40 76,9

CRAWFORD

und FRETZ

(1985) 83 73 (k.A.) 9 (k.A.) 72 86,7

DENNY et al.

(1988) 15 4 (2) 11 (11) 13 86,7

ELMA (1988) 82 73 (58) 9 (8) 66 80,5

STEINER et

al. (1993) 58 47 (37) 11 (11) 48 82,8

GANGL et al.

(2006) 5 5 (4) 0 4 80,0

BELGE et al

(2016) 20 0 20 (19) 19 95,0

5.2 Humerusfrakturen

Frakturen des Oberarmknochens beim Rind sind relativ selten beschrieben. Bei

der Therapie wurden sowohl konservative als auch chirurgische

Behandlungsversuche durchgeführt. Bei der konservativen Behandlung stand

meist die räumlich begrenzte, weiche Aufstallung im Vordergrund, die in einigen

Fällen auch zum Heilungserfolg führte. Als chirurgische Versorgungsmöglichkeit

wird in Einzelfällen von Nagelung und Plattenosteosynthese berichtet

(HICKMAN, 1957; DENNY et al., 1988; ELMA, 1988; SPIEß, 2004; GANGL et

al., 2006).

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II Literaturübersicht 18

5.3 Frakturen des Antebrachiums

Auch Frakturen von Radius und Ulna kommen eher selten vor. Sie werden meist

bei Jungtieren beobachtet und sind oft disloziert, aber selten offen. Es ist möglich,

Frakturen der mittleren Diaphyse und der distalen Metaphyse mit einem hohen

Cast zu behandeln, wenn dieser so angebracht werden kann, dass er über den

Ellbogen hinaus reicht (TULLENERS, 1986a). Auch chirurgische

Behandlungsmethoden können angewandt werden, um Radius-Ulna-Frakturen zu

behandeln (NUSS, 2014).

So beschrieben manche Autoren innerhalb ihrer Arbeiten unterschiedliche

Verfahren die zum Erfolg führten (ADAMS und FESSLER, 1983; DENNY et al.,

1988; SPIEß, 2004). Andere wiederum kombinierten chirurgische und

konservative Behandlungsmethoden, um ein optimales Behandlungsergebnis

erzielen zu können. So wurde in einigen Studien, in denen die

Plattenosteosynthese praktiziert wurde, zusätzlich ein stabilisierender Verband

oder eine Schiene angebracht (HICKMAN, 1957; DINGWALL et al., 1971;

TROSTLE et al., 1995). Andere wiederum brachten blutige Walking-Casts an und

nutzten somit das Prinzip des Fixateure externes zur besseren Fixierung der

Frakturenden, als dies bei alleiniger Castapplikation der Fall wäre (ELMA, 1988;

KANEPS et al., 1989; ST. JEAN und DEBOWES, 1992).

Allein TULLENERS (1986a) und GANGL et al. (2006) behandelten ihre

Patienten allein durch stabilisierende Verbände und Schienen. ADAMS und

FESSLER (1983) mussten bei einem ihrer acht Patienten aufgrund von

Heilungskomplikationen bei der rein konservativen Behandlung, eine chirurgische

Osteosynthese durchführen.

5.4 Femurfrakturen

Femurfrakturen betreffen meist neugeborene Kälber und sind oft Folge von zu

starker Zughilfe. Sie stellen sich meist als unregelmäßige Quer- oder

Schrägfrakturen dar. Konservative Behandlungsmethoden sind hier selten

erfolgreich. Die besten Behandlungserfolge versprechen die Verplattung oder die

Marknagelung (NUSS, 2014).

In der Vergangenheit wurden viele verschiedene vor allem chirurgische

Behandlungsmöglichkeiten beschrieben. Die Erfolgsquote lag je nach Autor

zwischen 25 % und 100 % (siehe Tabelle 6). Am häufigsten wurden hier

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II Literaturübersicht 19

verschiedene Nagelungstechniken genannt. (AMES, 1981; FERGUSON et al.,

1986; DENNY et al., 1988; ELMA, 1988; ST. JEAN et al., 1992a; ST. JEAN et

al., 1992b; IVANY EWOLDT et al., 2003; SPIEß, 2004; NICHOLS et al., 2010;

BELLON und MULON, 2011). Mit 25 Kälbern, die auf diese Weise behandelt

wurden, beschrieben BELLON und MULON (2011) die meisten Behandlungen

dieser Art. Als exzellent wurde der Behandlungsausgang in 60 % der Fälle

beschrieben. Nimmt man die sechs weiteren Behandlungen hinzu, deren Ausgang

als gut gewertet wurde, so liegt die Erfolgsquote der Behandlungen bei 84 %.

Am zweithäufigsten ist die Verplattung beschrieben. Vier der genannten Autoren

verwendeten diese Technik zur Behandlung von Femurfrakturen (AMES, 1981;

FERGUSON et al., 1986; DENNY et al., 1988; SPIEß, 2004). Am häufigsten

beschreibt SPIEß (2004) diese Methode. Von den 30 Kälbern, die auf diese Weise

operiert wurden, konnten 20 (66,7 %) die Klinik geheilt verlassen. Behandlungen

mittels externen Fixatoren sind nur selten beschrieben (AMES, 1981; SPIEß,

2004; NICHOLS et al., 2010). Allein durch Osteosynthese mit Schraube

behandelten als einzige IVANY EWOLDT et al. (2003) vier Tiere mit Frakturen

der proximalen Epiphysenfuge. In Einzelfällen wird von erfolgreicher

Behandlung von Femurkopf- oder Femurhalsfrakturen durch Resektion derselben

berichtet (FRETZ et al., 1973; FERGUSON et al., 1986).

Obwohl die chirurgische Frakturversorgung am Femur der konservativen

vorgezogen wird, wird von einzelnen erfolgreichen Behandlungen mittels

Stallruhe berichtet (ELMA, 1988; SPIEß, 2004; NICHOLS et al., 2010). Diese

Behandlungsmethode wurde in der Regel aus ökonomischen Gründen ausgewählt

oder bei Tieren, bei denen bei Vorstellung bereits eine Heilungstendenz in Form

von Kallusbildung zu erkennen war. Eine Behandlung durch eine Thomas-

Schiene wird nur einmal in einer experimentellen Studie von AMES (1981)

beschrieben. Das Tier diente als Kontrolltier für eine Gruppe von chirurgisch

behandelten Patienten. Diese Behandlung blieb erfolglos, da das Tier ohne

Heilungstendenz eingeschläfert werden musste.

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II Literaturübersicht 20

Tab. 6: Vergleichende Übersicht über die Behandlungsformen von

Femurfrakturen beim Rind in der Literatur

Anzahl der Frakturen des Femurs

Autor Behandelt

Konservativ

(geheilt)

Chirurgisch

(geheilt)

Gesamt

geheilt

Erfolg

in %

AMES (1981) 12 1 (0) 11 (3) 3 25,0

FERGUSON et

al. (1986) 65 38 (5) 27 (23) 28 43,1

DENNY et al.

(1988) 5 0 5 (5) 5 100,0

ELMA (1988) 3 1 (1) 2 (1) 2 66,7

ST. JEAN et al.

(1992a) 12 0 12 (10) 10 83,3

IVANY

EVOLDT (2003) 12 0 12 (9) 9 75,0

SPIEß (2004) 42 1 (1) 41 (22) 23 54,8

NICHOLS et al.

(2010) 22 7 (2) 15 (10) 12 54,5

BELLON und

MULON (2011) 25 0 25 (21) 21 84,0

5.5 Tibiafrakturen

Tibiafrakturen sind bei jungen Kälbern oft in der proximalen Epiphyse und bei

älteren Tieren in der Diaphyse lokalisiert. Oft handelt es sich um Splitterfrakturen.

Bei Kälbern ist das proximale Fragment oft zu klein, um eine stabile innere

Fixierung erreichen zu können (NUSS, 2014).

In der Vergangenheit wurden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, zu denen

unter anderem Verplattung, verschiedene Nagelungstechniken, externe Fixatoren

und stabilisierende Verbände gehören, beschrieben.

In der Mehrzahl der Arbeiten wurden Behandlungen mittels externer Fixatoren

beschrieben. Diese Behandlungsmethode lieferte gute Erfolgsquoten

(HAMILTON und TULLENERS, 1980; ST. JEAN et al., 1991; CHATRE, 1995;

Page 31: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

II Literaturübersicht 21

SPIEß, 2004). So erzielten beispielsweise ST-JEAN et al. (1991) einen

Behandlungserfolg von 100 % (Tab. 7), indem sie bei fünf Kälbern Steinmann

Nägel quer durch die Frakturfragmente bohrten und diese von außen mittels eines

Kunstharzverbandes fixierten.

Des Weiteren sind verschiedene Techniken mit intramedullären Kraftträgern wie

Rush Pins oder Steinmann Nägel beschrieben (RAO und RAO, 1973; AUER et

al., 1993; SPIEß, 2004). So führte in einer experimentellen Studie von RAO und

RAO (1973) die innere Fixierung durch Rush Pins bei sieben von zehn Kälbern zu

einem Behandlungserfolg.

Von drei Autoren wurden Behandlungen mittels Plattenosteosynthese

beschrieben. Die Erfolgsquoten reichten hierbei von 56 % bis 75 % (HICKMAN,

1957; ELMA, 1988; SPIEß, 2004). Mit 23 Tieren, die auf diese Weise behandelt

wurden, griff SPIEß (2004) auf den größten Patientenpool dieser Gruppe der hier

zitierten Arbeiten zu. Die anderen beiden Autoren behandelten lediglich drei

(HICKMAN, 1957) beziehungsweise vier (ELMA, 1988) Tiere auf diese Art.

Seltener wurden konservative Behandlungsmethoden wie Stallruhe oder

stabilisierende Verbände angewandt (ELMA, 1988; SPIEß, 2004). So beschrieb

SPIEß (2004) die Behandlung von fünf Kälbern mittels Stallruhe, was bei allen

Patienten zur Frakturheilung führte. Drei weitere Kälber wurden mittels

stabilisierender Verbände ohne Erfolg behandelt.

Page 32: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

II Literaturübersicht 22

Tab. 7: Vergleichende Übersicht über die Behandlungsformen von Tibiafrakturen

beim Rind in der Literatur

Anzahl der Frakturen der Tibia

Autor Behandelt

Konservativ

(geheilt)

Chirurgisch

(geheilt) Erfolg

Erfolg

in %

HICKMAN

(1957) 3 0 3 (2) 2 66,7

RAO und

RAO (1973) 10 0 10 (7) 7 70,0

HAMILTON

et al. (1980) 3 0 3 (2) 2 66,7

DENNY et

al. (1988) 8 3 (3) 5 (2) 5 62,5

ELMA

(1988) 8 1 (0) 7 (3) 3 37,5

ST-JEAN et

al. (1991) 5 0 5 (5) 5 100,0

AUER et al.

(1993) 2 0 2 (0) 0 0,0

CHATRE

(1995) 6 0 6 (5) 5 83,3

SPIEß

(2004) 49 8 (5) 41 (21) 26 53,1

6 Einfluss von Begleiterkrankungen auf die Frakturheilung

Dem allgemeinen Gesundheitsstatus von Frakturpatienten vor allem bei Kälbern

messen mehrere Autoren eine enorme prognostische Bedeutung für eine

erfolgreiche Frakturbehandlung bei (FERGUSON et al., 1990; ST. JEAN et al.,

1992a; FERGUSON, 1994; FESSLER und ADAMS, 1996; SPIEß, 2004;

BELLON und MULON, 2011; ST. JEAN und ANDERSON, 2014). Deshalb

sollten Kälber stets auf Begleiterkrankungen, wie Pneumonie, Nabelerkrankungen

oder septische Polyarthritis untersucht werden und die Ergebnisse bei

Prognosestellung berücksichtigt werden (TROSTLE, 2004). So war bei

NICHOLS (2010) das Auftreten von Begleiterkrankungen die Hauptursache für

Page 33: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

II Literaturübersicht 23

das Therapieversagen und auch SPIEß (2004) stellte statistisch einen signifikant

negativen Einfluss von Begleiterkrankungen auf die Heilungsquote fest (SPIEß,

2004; NICHOLS et al., 2010).

7 Komplikationen der Frakturheilung beim Rind

Komplikationen nach operativer Frakturbehandlung stehen meist im

Zusammenhang mit lokalen oder systemischen Infektionen, ungenügender

Stabilität von Implantaten, verzögerter oder ausbleibender Frakturheilung,

Heilung in Fehlstellung oder Wachstumsstörungen (HICKMAN, 1957). SPIEß

(2004) zählte in ihrer Arbeit bei 67 der 107 behandelten Tiere (62,6 %)

Komplikationen im intra- und postoperativen Behandlungsverlauf. Von den 67

Komplikationen, traten 48 im postoperativen Behandlungsverlauf auf (SPIEß,

2004).

Instabilität von Implantaten stellte bei SPIEß (2004) mit 37 von 48 Fällen die

häufigste Komplikation im postoperativen Verlauf dar. Implantatversagen kann

entweder durch ein einzelnes starkes mechanisches Ereignis oder durch

wiederkehrende Irritationen ausgelöst werden. Ersteres tritt meist bereits in der

Aufwachphase nach einer Operation auf und betrifft die schwächste Stelle der

Osteosynthese oder einen Punkt an dem sich einwirkende Kräfte konzentrieren.

Wiederkehrend einwirkende Kräfte resultieren meist in Schraubenlockerung oder

–bruch ausgehend von Scherkräften zwischen Schrauben und Platte (FUBINI und

DUCHARME, 2004). Um Biegen oder Brechen von Implantaten vorzubeugen

sollte das größtmögliche Implantat verwendet werden (ST. JEAN et al., 1991;

NUSS, 2014). Intramedulläre Nägel können von fibrösem Gewebe umgeben

werden und sich aus diesem Grund in vielen Fällen lockern. Sie wandern dann die

Markhöhle entlang bis sie an der Eintrittsstelle unter der Haut sichtbar werden

(HICKMAN, 1957). Ähnliches wurde bei Pins beobachtet. Die Gründe hierfür

werden in Infektionen, die sich entlang des Bohrkanals entwickeln, thermischen

Schäden, die während des Einbringens verursacht werden, oder in Beweglichkeit

des Pins (Drehung oder Vor- und Zurückgleiten im Bohrkanal) gesehen (AMES,

1981; GREEN, 1983; KANEPS et al., 1989). Auch die Instabilität von

Implantaten stellt eine häufige Komplikation bei der Frakturbehandlung beim

Rind dar. Als Ursache dafür wird die Tatsache gesehen, dass im bovinen Knochen

allgemein und besonders im juvenilen Knochen von Kälbern kein guter Halt von

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II Literaturübersicht 24

Implantaten erreicht werden kann (HICKMAN, 1957; AMES, 1981; FERGUSON

et al., 1986; AUER et al., 1993; KIRPENSTEIJN et al., 1993; HOERDEMANN et

al., 2012; NUSS, 2014). In ihrem Versuch zu biomechanischen Eigenschaften der

LC-Platte an Oberschenkelknochen von Kälbern wies HÖRDEMANN (2008)

eine Überlegenheit dieser Technik am weichen Kälberknochen nach, weshalb sie

diese Behandlungstechnik besonders bei schlechter Knochenqualität und

Trümmerfakturen im distalen metaphysären Femurbereich bei Kälbern empfiehlt

(HÖRDEMANN 2008).

Zu Infektionen kann es bei allen Arten von Transfixierungsmethoden, vor allem

aber beim retrograden Einbringen, kommen (AMES, 1981). Die Infektionen

können hier entlang der Nägel oder Drähte fortschreiten und zu Sinusbildung und

Implantatlockerung führen (DENNY et al., 1988; KANEPS et al., 1989;

MARTENS et al., 1998). Osteomyelitis oder septische Arthritiden, die nach

Osteosynthesen zum Beispiel durch Kontamination auftreten können, sind als

schwerwiegende Komplikationen zu betrachten und sollten bereits prophylaktisch

bekämpft werden, da bei Auftreten dieser Komplikationen die Prognose für eine

Heilung selbst bei intensiver Therapie als schlecht betrachtet werden muss

(FUBINI und DUCHARME, 2004). SPIEß (2004) zählte in ihrer Untersuchung

neun rein lokale und zehn systemische Infektionen im postoperativen Verlauf.

Refrakturen nach Implantatentfernung können trotz vermeintlich guter

radiologischer Frakturheilung auftreten. Ursächlich dafür ist eine verminderte

Mineralisierung des Knochens und vor allem verminderte Stabilität durch

residuelle Schraubenlöcher (ROSSON et al., 1991). Die Refraktur spielte als

Komplikation trotz ihrer Schwere in den publizierten Arbeiten eine eher

untergeordnete Rolle, da sie nur selten auftrat (MARTENS et al., 1998; SPIEß,

2004).

Zu einem vorzeitigen Epiphysenfugenschluss kann es kommen, wenn aufgrund

einer Verletzung der Epiphyse oder aufgrund deren Einbeziehung in die

Osteosynthese die proliferierenden Knorpelzellen geschädigt werden. Dies kann

zu einer knöchernen Verbindung zwischen Epi- und Metaphyse und in der Folge

zu einer Wachstumsstörung führen (SALTER und HARRIS, 1963; BOELITZ et

al., 1994). Bei SPIEß (2004) wurde die Epiphysenfuge in 41 Fällen in die Fixation

einbezogen, was allerdings nur in fünf Fällen zu schwerwiegenden

Komplikationen im postoperativen Verlauf führte. Die Ursache für die geringe

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II Literaturübersicht 25

klinische Relevanz eines vorzeitigen Epiphysenfugenschlusses nach

Osteosynthesen wird im kompensatorischen Wachstum der anderen

Epiphysenfuge gesehen (CHATRE, 1995).

Stellungsanomalien spielen bei chirurgischer Frakturversorgung eine eher

untergeordnete Rolle im Vergleich zu konservativen Verfahren. Dennoch

berichten einige Autoren über das Auftreten solcher Komplikationen auch nach

chirurgischen Behandlungen (AMES, 1981; STEINER, 2005). Besonders bei

Knochen, die unter kräftigen Muskelpaketen liegen und die Fraktur bereits einige

Tage zurück liegt, stellt sich oft bereits die anatomische Reposition als

problematisch dar. Grund dafür ist die starke Muskelkontraktion, die die

Frakturenden ineinander zieht. In diesen Fällen muss sich der Operateur bisweilen

mit suboptimalen Repositionsergebnissen begnügen (STICK und DERKSEN,

1980; FERGUSON, 1982).

Bei konservativer Behandlung durch Castverbände oder Schienen sind die

häufigsten Komplikationen Druckstellen durch dem Verband, Überlastung der

kontralateralen Gliedmaße und Heilung in Fehlstellung (ADAMS, 1985;

ANDERSON und ST. JEAN, 2008; BAIRD und ADAMS, 2014).

Mehrere Autoren beschrieben das Auftreten von Druckstellen als häufig, jedoch

von geringer Schwere und als einfach behandelbar (ADAMS und FESSLER,

1983; TROSTLE et al., 1995; GANGL et al., 2006). Nur in seltenen Fällen, in

denen die Druckstellen unbemerkt blieben, entwickelten sich diese zur schweren

Komplikation, die eine Heilung verhinderte (SPIEß, 2004).

Ähnlich häufig wie das Auftreten von Druckstellen wird von Heilung in

Fehlstellung berichtet (BAIRD und ADAMS, 2014). In den meisten Fällen

beeinträchtigte diese das Tier jedoch nicht und stand nicht im Widerspruch zur

weiteren Nutzung desselben (ADAMS und FESSLER, 1983; STEINER et al.,

1993; MARTENS et al., 1998). Bei konservativer Behandlung durch Stallruhe

muss eine Heilung in Fehlstellung in Kauf genommen werden (LUNDVALL,

1960).

Vor allem bei jungen Tieren werden Einschränkungen in der Belastbarkeit oder

Beweglichkeit im Heilungsverlauf durch die anderen Gliedmaßen kompensiert.

Dies kann zu Veränderungen (NUSS, 2014) bis hin zu Frakturen an vorher

unbeteiligten Gliedmaßen führen (FERGUSON, 1985). MARTENS et al. (1998)

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II Literaturübersicht 26

und NICHOLS et al. (2010) beschrieben ein häufiges Auftreten dieser

Komplikation mit teils fatalem Ausgang.

SPIEß (2004) stellte Instabilität als häufigste Komplikation bei konservativer

Behandlung fest. Von den insgesamt 16 konservativ behandelten Patienten

standen alle fünf Fälle von Komplikationen im Zusammenhang mit

Frakturinstabilität.

8 Laborparameter als prognostische Faktoren bei

Frakturpatienten

SPIEß (2004) beschrieb einen signifikanten Einfluss von Begleiterkrankungen auf

die Heilungsaussichten von Frakturpatienten. Deshalb ist es wichtig bereits bei

Einlieferung das Bestehen aber auch das Risiko für das Auftreten solcher

Begleiterkrankungen zu untersuchen. Bei Kälbern ist in diesem Zusammenhang

die frühzeitige und ausreichende Versorgung mit Kolostrum von großer

Bedeutung (SPIEß, 2004). Je früher und je mehr Kolostrum von den Kälbern

aufgenommen wird, desto besser ist i. d. R. die Versorgung mit Immunglobulinen

(ERBERS, 2005; MCMORRAN, 2006). Mangelhafte Kolostrumaufnahme führt

zu einem schlechteren Immunstatus des Tieres und somit zu erhöhter Anfälligkeit

für Begleiterkrankungen (NUSS, 2014). Folgende Laborparameter geben

Hinweise auf Kolostrumversorgung, und bestehende Begleiterkrankungen.

8.1 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)

Bei Kälbern in der postnatalen Phase wird durch die Aufnahme der stark GGT-

haltigen Kolostralmilch eine Aktivitätssteigerung des Enzyms im Serum im

Median auf 370-5000 U/l (BRAUN et al., 1982) bzw. 1563 U/l (LOMBARDI et

al., 1996) bzw. 734 U/l (PERINO et al., 1993) innerhalb des ersten Lebenstages

bewirkt. Diese Tatsache ermöglicht es, GGT zur Bestimmung der

Kolostrumversorgung von neugeborenen Kälbern zu nutzen (BOSTEDT, 1983;

LOMBARDI et al., 1996). So konnte eine GGT-Aktivität von unter 200 U/l im

Serum als Hinweis für eine schlechte Versorgung mit Immunglobulinen und einer

daraus resultierenden höheren Anfälligkeit für Erkrankungen festgestellt werden

(PERINO et al., 1993; PARISH et al., 1997). Ursache kann entweder eine zu

geringe Menge aufgenommenen Kolostrums, die Aufnahme eines qualitativ

schlechten Kolostrums, eine verspätete Kolostrumaufnahme oder das Scheitern

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II Literaturübersicht 27

des passiven Durchtritts der Immunglobuline durch die Darmschranke sein. Am

siebten Lebenstag errechneten PARISH et al. (1997) einen Wert von unter 75 U/l

als Hinweis für schlechte Versorgung mit Immunglobulinen. An der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung wird bei GGT-Werten von

unter 200 U/l innerhalb der ersten Lebenswoche von einer schlechten Versorgung

mit Immunglobulinen ausgegangen. Nach circa vier Wochen gleichen sich die

Serumwerte der Kälber denen von adulten Rindern an (BRAUN et al., 1982;

STEFFEN et al., 1997).

8.2 Gesamteiweiß (GE)

Da auch die Serumproteinkonzentration bei Kälbern eng mit der

Serumimmunglobulinkonzentration korreliert, kann diese ebenfalls zur Kontrolle

der Kolostrumaufnahme beziehungsweise der Immunglobulinresorption

herangezogen werden (PERINO et al., 1993). Mehrere Studien kamen zu dem

Schluss, dass die Serumproteinkonzentration in der ersten Lebenswoche mit der

Kälbersterblichkeit in den ersten zehn Lebenswochen korreliert. Ein Wert von

unter 40 – 44 g/l in der ersten Lebenswoche erhöht das Sterblichkeitsrisiko in den

ersten Lebensmonaten, ein Wert von 50 – 55 g/l geht mit der besten

Überlebensrate einher, wohingegen Werte über 60 g/l zu keiner weiteren

Absenkung der Mortalitätsrate führen (DONOVAN et al., 1998; TYLER et al.,

1998).

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III Material und Methoden 28

III MATERIAL UND METHODEN

1 Patienten

Für die vorliegende Studie wurden die Patientenakten von 202 Rindern aller

Altersklassen mit 208 Frakturen an langen Röhrenknochen aus dem Archiv der

Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Ludwig-

Maximilians-Universität (LMU) München ausgewertet. Hierbei wurden auch

Patienten, denen nach Diagnosestellung keine Behandlung zukam, in die

Untersuchung einbezogen. Im weiteren Verlauf wurden die Patientenakten, die die

Eingangsuntersuchung, tägliche Nachuntersuchungen, Operationsberichte,

Labordatenblätter und sonstige Hinweise wie Besitzer- oder Hoftierarztgespräche

beinhalten, im Archiv einzeln ausgewertet und in tabellarischer Form

zusammengefasst. Hierfür wurde Microsoft Office Excel 2007® verwendet. Der

Untersuchungszeitraum lag zwischen dem 1. September 2003 und dem 31. August

2013 und umfasste somit genau zehn Jahre. Ein zwei Tage altes Fleckviehkalb

wurde ohne Behandlungsversuch eingeschläfert, da sowohl eine Fraktur des

Metacarpus als auch des Femurs vorlag. Bei einem drei Tage alten Fleckviehkalb

trat fünf Tage nach Beginn der konservativen Behandlung mittels Castverbandes

einer Radiusfraktur eine Metatarsusfraktur auf, woraufhin das Tier eingeschläfert

wurde. Diese Patienten erscheinen in allen Tabellen, in denen das Auftreten der

einzelnen Frakturen am Knochen berücksichtigt wird, zweimal (pro betroffenem

Knochen einmal). Auch die vier Tiere, bei denen eine beidseitige Fraktur des

gleichen Knochens (3xMetacarpus, 1xFemur) vorlag, erscheinen in Tabellen, die

das Auftreten von Frakturen an den einzelnen Knochen beschreiben doppelt.

Somit ergibt sich in diesen Kapiteln eine Gesamtzahl von 208 Frakturen. In

Auswertungen, die die Anzahl der Patienten betreffen, erscheinen diese Fälle

nicht doppelt, weshalb die Gesamtzahl der Patienten dort 202 beträgt.

2 Allgemeines Vorgehen bis zur Diagnosestellung

2.1 Anamnese

Wichtiger Bestandteil der Anamnese war die Erfragung des Zeitpunktes und der

Ursache der Frakturentstehung. Bei jungen Kälbern wurden Indizien wie die Art

der Geburt (Zughilfe, unbeobachtete Geburt), der Ort der Geburt (Laufstall,

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III Material und Methoden 29

Abkalbebox, Anbindehaltung) und die Tatsache, ob das Tier seit der Geburt je die

Gliedmaße belastet hatte, abgefragt. Bei älteren Tieren versuchten die

Klinikmitarbeiter sich an Gegebenheiten wie der Aufstallungsart, der

Durchführung zootechnischer Maßnahmen oder eventuell durchgeführter

Transporte zu orientieren, um einen Hinweis auf die Entstehung des Traumas zu

erlangen. Die Anamnese wurde jeweils vom diensthabenden Tierarzt der Klinik

für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung erhoben und an den

behandelnden Orthopäden weitergegeben. Wenn dieser es für nötig hielt wurden

die Befunde der Anamnese durch telefonische Rücksprache beim Besitzer

ergänzt.

2.2 Allgemeinuntersuchung

Jedes Tier wurde einer standardisierten Eingangsuntersuchung durch einen

diensthabenden Tierarzt unterzogen, welcher daraufhin von einem Orthopäden

beraten wurde. In Abbildung 49 und 50 im Anhang sind die entsprechenden

Untersuchungsprotokolle abgebildet. Die Therapieentscheidung wurde stets vom

Orthopäden mit der meisten Erfahrung vor Ort getroffen. In den meisten Fällen

handelte es sich dabei um dieselbe Person. Im Untersuchungszeitraum gab es an

der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung hierfür drei

Chef- bzw. Oberärzte, die auf langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der

Frakturversorgung beim Rind zurückgreifen können. Alle chirurgischen Eingriffe

wurden einem dieser Orthopäden durchgeführt, wobei es sich auch hierbei in den

meisten Fällen um dieselbe Person handelte. Es wurden alle Organsysteme

systematisch untersucht, die Gliedmaßen begutachtet und die Haltung des Tieres

dokumentiert. Manche Tiere waren auf dem Heimatbetrieb vom Hoftierarzt

sediert worden, was dazu führte, dass auf manche Untersuchungsschritte

verzichtet werden musste, wenn diese nicht mehr sinnvoll erschienen. Dies betraf

in einigen Fällen beispielsweise die Beurteilung des Stehvermögens,

neurologische Untersuchungsschritte, Pansensaftentnahme, die Beurteilung des

Saugreflexes oder die Beurteilung des Allgemeinbefindens. Alle Befunde wurden

in der Patientenakte festgehalten und Abweichungen von physiologischen Werten

dokumentiert. Soweit es möglich war, wurden die Tiere auf einer geeichten

Waage gewogen und das Gewicht dokumentiert. Bei Tieren, bei denen dies nicht

möglich war, schätzte der untersuchende Tierarzt das Gewicht und dokumentierte

es in der Karteikarte. Für die Auswertung des Körpergewichts der Kälber (Kapitel

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III Material und Methoden 30

1.3 des Ergebnisteils) wurden die Kälber nach ihrem Gewicht in Schritten von

10 kg in vier Gruppen eingeteilt: Gewichtsgruppe 1: Kälber bis zu einem Gewicht

von 35 kg, Gewichtsgruppe 2: Kälber mit einem Gewicht zwischen 35,1 kg und

45 kg, Gewichtsgruppe 3: 45,1 kg bis 55 kg und Gewichtsgruppe 4: Kälber mit

einem Gewicht von mehr als 55 kg. Im Hinblick auf die Gewichtsverteilung des

gesamten Patientenguts wurden in diesem Kapitel fünf Gruppen gebildet. Es

wurde zwischen Tieren mit einem Gewicht von bis zu 55 kg, Tieren mit einem

Gewicht zwischen 55,1 kg und 150 kg, Tieren mit einem Gewicht zwischen

150,1 kg und 300 kg, Tieren mit einem Gewicht zwischen 300,1 kg und 500 kg

und Tieren mit einem Gewicht über 500 kg unterschieden.

2.3 Blutuntersuchung

Des Weiteren wurde bei allen Tieren am Tag der Klinikeinlieferung eine

Blutgasanalyse, eine hämatologische und eine blutchemische Untersuchung

durchgeführt. Für die Blutgasanalyse wurde das Gerät Rapidpoint 405® der Firma

Siemens® verwendet, für die hämatologische und blutchemische Untersuchung

das pocH-100iv Diff® Gerät der Firma Sysmex Cooperation®. Ein leeres

Labordatenblatt mit allen Blutparametern, die an der Klinik für Wiederkäuer mit

Ambulanz und Bestandsbetreuung standardmäßig untersucht werden, findet sich

im Anhang (Abb. 51). Für die statistische Auswertung der untersuchten Parameter

wurden die Patienten in Gruppen eingeteilt. Hierbei wurde zwischen Werten

unterschieden, die nach den Kriterien der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz

und Bestandsbetreuung auf gute oder schlechte Kolostrumversorgung schließen

lassen. Patienten mit Werten die auf schlechte Kolostrumversorgung hindeuteten

(GGT bis 200 U/l, GE bis 50 g/l) wurden der GGT-Gruppe 1 bzw. GE-Gruppe 1

zugeteilt. Tiere mit höheren Werten wurden der GGT-Gruppe 2 bzw. der GE-

Gruppe 2 zugeteilt. In diese Auswertung gingen alle Frakturkälber ein, die bei

Einlieferung nicht älter als eine Woche waren.

2.4 Spezielle Untersuchung

Bei der speziellen Untersuchung wurden die Tiere zunächst auf die vollständige

Unversehrtheit der anderen Gliedmaßen untersucht. Dies geschah stets unter der

Verantwortung eines Orthopäden mit der meisten klinischen Erfahrung in der

Behandlung von Frakturpatienten. Die betroffene Gliedmaße wurde darauf näher

untersucht. Hier ließen fehlende Belastung, umschriebene Schwellung,

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III Material und Methoden 31

Schmerzhaftigkeit, abnorme Beweglichkeit und Krepitation bereits auf das

Vorhandensein einer Fraktur schließen. Während bei Frakturen der distalen

Gliedmaßenabschnitte aufgrund abnormer Beweglichkeit und Krepitation die

Diagnose Fraktur bereits klinisch relativ eindeutig gestellt werden konnte, war

dies bei Oberarm- und Oberschenkelfrakturen oft nicht eindeutig, da die Frakturen

hier unter dicken Muskelpaketen lagen. Um offene Frakturen zu erkennen und zur

besseren Übersicht wurden die betroffenen Gliedmaßenabschnitte geschoren und

gewaschen.

2.5 Radiologische Untersuchung

Zur Bestätigung und Dokumentation der Diagnose wurden i. d. R. Röntgenbilder

in zwei senkrecht zueinander liegenden Ebenen angefertigt. Der Strahlengang war

dabei je nach Gliedmaße und Lokalisation kranio-kaudal bzw. dorso-palmar bzw.

dorso-plantar und medio-lateral oder latero-medial. Die Tiere waren für diese

Untersuchungen in der Regel sediert, um das Handling zu erleichtern und um eine

bessere Qualität der Röntgenbilder zu gewährleisten. Außerdem sollten den

Patienten dadurch unnötiger Stress und Schmerzen erspart werden. Bei Frakturen

am Femur wurden stets Röntgenbilder in medio-lateralem Strahlengang

angefertigt, wobei die betroffene Gliedmaße unten lag (siehe Abbildung 2). Durch

diese beiden Aufnahmen wurde die Diagnose abgesichert und Lokalisation,

Komplexität und Art der Fraktur beurteilt. Bei dem verwendeten Röntgengerät

handelte es sich um ein „Optitop-Gerät®“ der Firma Siemens® mit der

Modellnummer 06869. In einigen Fällen wurden Röntgenbilder im Stall oder im

Operationssaal angefertigt. Hierfür wurde ein mobiles Röntgengerät Mobilett

XP® der Firma Siemens® mit der Modellnummer 01818363 verwendet. Alle

Röntgenbilder an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung wurden mittels digitalem Röntgen angefertigt.

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III Material und Methoden 32

Abbildung 2: Lagerung für medio-laterale Röntgenaufnahme des Femurs beim

sedierten Kalb (KOFLER et al., 2014)

2.6 Lokalistation und Klassifikation der Fraktur

Zur genaueren Beschreibung und um spätere Vergleiche zu erleichtern, wurden

die Frakturen im Rahmen dieser Untersuchung anhand ihrer Lokalistation und

ihres Typs klassifiziert. Dies erfolgte in Anlehnung an das Klassifikationssystem

von UNGER et al. (1990) und dessen Modifikation zur Anpassung an die

Gegebenheiten beim Großtier durch AUER et al. (1993). Die in diesen beiden

Klassifikationssystemen vorgenommene anatomische Einteilung in drei Bereiche

(proximal, diaphysär, distal) wurde hier allerdings in Anlehnung an die Arbeit von

SPIEß (2004) auf fünf Abschnitte erweitert (siehe Tabelle 4 im Literaturteil). So

wurden die Knochen in dieser Untersuchung in die proximale und distale

Epiphyse, die proximale und distale Metaphyse und die Diaphyse unterteilt. Dies

gewährleistete eine genauere Lokalistation der Frakturen. Zusätzlich wurde der

Verlauf der Frakturlinie dokumentiert und in Quer-, Schräg-, Spiral- oder

Trümmerfraktur eingeteilt. Epiphysenfugenfrakturen wurden anhand des Schemas

nach SALTER und HARRIS (1963) eingeteilt.

3 Frakturbehandlung und Heilungsverlauf

3.1 Allgemeines

Nach Diagnosestellung erörterte der diensthabende Orthopäde mit dem Besitzer

die Therapiemöglichkeiten und –kosten. Hierbei eigneten sich besonders

geschlossene Frakturen des Röhrbeins für konservative Behandlungen mittels

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III Material und Methoden 33

Castverbänden, wohingegen komplizierte Frakturen und Frakturen an

proximaleren Gliedmaßenabschnitten in der Regel eine chirurgische

Frakturversorgung benötigten. In einigen Fällen wurden auch Frakturen des

Zeugopodiums mit Castverbänden versorgt. Dies ist allerdings nur bei Frakturen

im distalen Knochenkompartiment möglich. Gründe von einer Behandlung

abzusehen waren wirtschaftliche Aspekte oder eine schlechte Prognose (z. B. bei

später Einlieferung, offenen Frakturen, multiplen Frakturen oder

schwerwiegenden Begleiterkrankungen). Die Entscheidung, ob ein

Behandlungsversuch unternommen werden sollte, lag beim Tierbesitzer.

Wünschte dieser eine Behandlung, so wurde diese schnellstmöglich eingeleitet

und in der Regel spätestens am nächsten Tag durchgeführt. Bis dahin wurden die

Tiere einzeln auf Stroh aufgestallt und, wenn möglich mittels Robert-Jones-

Verbänden erstversorgt, um einer weiteren Traumatisierung bis zur endgültigen

Behandlung vorzubeugen. Nach der Frakturbehandlung wurden die Tiere in

Einzelboxen untergebracht und bis zur Erlangung eines weitgehend ungestörten

Allgemeinbefindens einer intensiven postoperativen Überwachung und Therapie

unterzogen (z. B. Wärmelampe, intravenöse Infusion). Als Einstreu dienten dabei

Stroh oder Sägespäne. Kälber, die nicht in der Lage waren selbstständig

aufzustehen, mussten viermal täglich aufgestellt werden. Diese Maßnahme wurde

stets von zwei Personen während der Morgenuntersuchung und bei jeder

Tränkung durchgeführt. Alle chirurgisch behandelten Tiere erhielten zusätzlich

eine antibiotische und antiphlogistische Therapie. Als Antibiotika wurden in den

meisten Fällen Cefquinom (1 mg/kg KGW s. c.) oder Penicillin-G-Natrium

(20'000 IE/kg KGW i. v.) oder beides verwendet. In einem Fall wurde

Enrofloxacin (2,5 mg/kg KGW s. c.) und in drei Fällen Amoxicillin-Natrium (10

mg/kg KGW i. v.) verwendet. Als Analgetikum dienten Ketoprofen (3 mg/kg

KGW i. v.) oder Meloxicam (0,5 mg/kg KGW i. v.). Während des

Klinikaufenthalts wurden die Tiere täglich einer Allgemeinuntersuchung

unterzogen.

3.2 Konservative Behandlung

In den Fällen, in denen eine Ruhigstellung der Fraktur durch äußere Fixatoren

möglich war, wurde in der Regel die konservative Behandlung bevorzugt

(stabilisierende Kunstharzverbände oder Thomas-Schiene). Dies war der Fall bei

Frakturen des Röhrbeines und bei Frakturen am distalen Zeugopodium (ADAMS,

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III Material und Methoden 34

1985; ANDERSON und ST. JEAN, 2008), wenn nach Reposition eine genügende

Abstützung der Hauptfragmente gewährleistet werden konnte (STEINER, 2002).

Da die oben genannten Gliedmaßenabschnitte nicht von dicken Muskelpaketen

bedeckt sind, ist dort in der Regel eine stabile äußere Ruhigstellung mit

Castverbänden möglich, die dem Tier die nötige Bewegungsfreiheit lässt. Stellte

sich die Fraktur jedoch als offen dar, wurde auch bei Frakturen dieser Knochen

eine chirurgische Frakturversorgung bevorzugt. Bei Tieren, deren Frakturen

bereits Heilungstendenz zeigten, wurde in Ausnahmefällen eine Behandlung

mittels Stallruhe durchgeführt, wenn der Besitzer keine aufwändige Therapie

wünschte.

Bei der konservativen Behandlung mittels Kunstharzverbänden wurde zwischen

Casts, Walking Casts und blutigen Walking Casts unterschieden. Die Fraktur

wurde hierfür unter Allgemeinanästhesie des Tieres (0,2 mg/kg KGW Xylazin

i. m. und 2,5 mg/kg KGW Ketamin i. v.) reponiert. Ein stabilisierender fester

Stützverband mit Watte und elastischen Bandagen wurde angelegt. Darüber folgte

eine stabilisierende Trennschicht aus Krepppapier. Schließlich wurde ein

selbstpolymerisierender Kunstharzverband angebracht. Hierbei wurde besonders

darauf geachtet, dass keine Impressionen durch die Finger der fixierenden Person

zurückblieben, da diese zu Druckstellen und verminderter Stabilität führen

können. In der Regel wurden in diesen Verband beide benachbarten Gelenke

einbezogen. Bei einigen seltenen Fällen bei schweren Tieren mit Salter-Harris-

Frakturen, in denen ein unblutiger Walking-Cast am Metatarsus angebracht

wurde, wurde auf die Einbeziehung des proximalen Gelenkes zugunsten besserer

Beweglichkeit und einfacheren Aufstehens des Tieres verzichtet. Dies ist bei

stabilen distalen Röhrbeinfrakturen möglich und mindert an der Hintergliedmaße

den Druck auf den M. tibialis cranialis, der durch den proximalen Rand des Casts

entsteht.

3.3 Chirurgische Behandlung

Alle operativen Eingriffe fanden unter Allgemeinanästhesie und nach

präoperativer Verabreichung von Analgetika und eines Antiinfektivums statt

(siehe Abschnitt 3.1). Die Patienten wurden mit Xylazin (0,2 mg/kg KGW i. m.)

sediert. Danach wurde ihnen Ketamin (2,5 mg/kg KGW i. v.) über eine

Ohrbraunüle verabreicht. Nach Intubation wurde die Narkose mit Isofluran 1,2 %

unterhalten. Bevor die Reposition vorgenommen wurde, reinigte der Operateur

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III Material und Methoden 35

das Frakturgebiet von Frakturhämatom, kleineren Knochensplittern und

nekrotischem Material. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch eine Tupferprobe für

eine bakteriologische Untersuchung entnommen. Danach erfolgte die Reposition.

Hierfür wurde bei Bedarf ein Flaschenzug verwendet, um ineinander geschobene

Frakturenden bei starker Muskelkontraktion reponieren zu können. Die reponierte

Fraktur wurde dann mit Knochenzangen in Position gehalten und mittels

Implantaten fixiert. Während Schraubenlöcher in den Knochen gebohrt wurden,

wurde stets mit steriler Kochsalzlösung gespült, um Bohrer und Knochen zu

kühlen. Anschließend wurde das Frakturgebiet großzügig mit LAVANID® 1

Wundspüllösung (Polyhexanid; Fa. SERAG-WIESSNER GmbH & Co. KG)

gespült. Schließlich wurde die Muskulatur mit einem resorbierbaren Safil®

Faden, die Unterhaut mit einem resorbierbaren Monosyn® Faden und die Haut

mit einem Dagrofil® Faden der Firma Braun® verschlossen.

Die Zugänge für die interne Fixierung durch Plattenosteosynthesen oder

Schrauben wurden entsprechend der betroffenen Knochen gewählt. Der Zugang

zum Humerus erfolgte dabei von kranial. Bei Radius- und Ulnafrakturen wurde

von medial oder craniolateral zugegangen und beim Os femoris von lateral.

Frakturen der Tibia wurden von medial versorgt. Der Zugang zum Röhrbein

wurde von dorsomedial oder dorsolateral gewählt. Diese chirurgischen Zugänge

entsprechen den Empfehlungen von TROSTLE (2004). Die verwendeten Platten

und Schrauben entstammen alle dem System der Arbeitsgemeinschaft für

Osteosynthesefragen (AO). In der Regel wurden Locking Compression Plates

(LCP), Dynamic Compression Plates (DCP) oder eine Kombination aus beiden

verwendet. Die LCP-Technik wurde ab dem Jahr 2009 an der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung vorwiegend verwendet.

Nachdem die Fraktur versorgt worden war, wurden ein zweites Mal

Röntgenbilder bei gleichem Strahlengang angefertigt. Diese Röntgenbilder

dienten der Feststellung des Repositionsergebnisses und der Lage eingebrachter

Implantate.

4 Bewertung des Heilungsverlaufs

Die Frakturheilung wurde sowohl klinisch als auch radiologisch dokumentiert. So

wurden die Tiere täglich im Zuge der Allgemeinuntersuchung mit besonderem

Augenmerk auf die Belastung der Gliedmaße, vorhandene Operationswunden

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III Material und Methoden 36

oder den Sitz von stabilisierenden Cast-Verbänden klinisch untersucht und die

Untersuchungsergebnisse in der Patientenakte festgehalten. Auch im weiteren

Heilungsverlauf wurden, wenn dies vom behandelnden Tierarzt für nötig erachtet

wurde, zu nicht standardisierten Zeitpunkten radiologische Kontrollen

durchgeführt, um den Verlauf der Heilung und den Sitz von Verbänden oder

Implantaten zu kontrollieren. In den meisten Fällen fanden diese

Röntgenkontrollen bei chirurgischen Behandlungen etwa zwei Wochen und bei

konservativen Behandlungen etwa drei Wochen nach Erstbehandlung beim ersten

Castwechsel statt.

5 Implantatentfernung

Die Besitzer wurden stets aufgefordert, das Tier nach stabiler Frakturheilung zur

Implantatentfernung wieder vorzustellen. Hierfür wurde ein Zeitraum von etwa

dreieinhalb Monaten nach Einbringung des Implantats anberaumt, nach welchem

die Besitzer das Tier erneut an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung vorstellen sollten. Bevor die Implantate entfernt wurden,

vergewisserten sich die zuständigen Tierärzte, dass die Fraktur ausreichend gut

verheilt war. Hierfür wurde das Tier einer klinischen und einer radiologischen

Untersuchung unterzogen. Die Implantatentfernung ist aus medizinischer Sicht

indiziert, da im Knochen verbleibende Implantate mit der Zeit in den Knochen

inkorporiert werden können und in der Folge eine Schwachstelle am Knochen

darstellen können (NUSS, 2014). Ein weiterer Grund für die Entfernung ist die

Verletzungsgefahr für Schlachthofmitarbeiter und Verbraucher, die von einem

Implantat am Knochen bei Zerlegung oder Verzehr ausgehen kann. Aus diesem

Grund mussten die Besitzer ein Formblatt unterzeichnen, in dem sie sich dazu

verpflichteten, das Implantat entweder wieder entfernen zu lassen oder die

Schlachthofbetreiber auf das vorhandene Implantat hinzuweisen, sodass diese

entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen konnten. Bei Wiedervorstellung des

Tieres in der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung wurde

der Durchbau der Fraktur zunächst klinisch und dann radiologisch begutachtet.

Zur Implantatentfernung wurde das Tier wie bei der ersten Operation in

Vollnarkose verbracht. Der Zugang erfolgte gleich wie bei der Einbringung des

Implantats.

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III Material und Methoden 37

6 Spätkontrolle

Aufgrund des retrospektiven Charakters der vorliegenden Untersuchung wurde

die Spätkontrolle telefonisch im Rahmen einer Besitzerbefragung durchgeführt

(siehe Anhang Abbildung 52). Hierbei wurden Besitzer aller Patienten, die im

Zeitraum zwischen dem 1.1.2008 und dem 31.8.2013 eingeliefert wurden und

wieder auf ihren Heimatbetrieb entlassen werden konnten, telefonisch kontaktiert

und zur weiteren Entwicklung des Tieres befragt. Die Erhebung dieser Befunde

fand frühestens sechs Monate nach Erstvorstellung des Tieres statt. Zu diesem

Zeitpunkt war bei den Tieren, die zur Implantatentfernung vorgestellt wurden, das

Implantat bereits entfernt worden. Es wurde besonderes Augenmerk auf

Gliedmaßenbelastung und Gliedmaßenstellung gelegt. Auch die Leistung im

Vergleich zu den Altersgenossen war von Interesse. Bei Tieren, die den Betrieb

bereits verlassen hatten, wurden der Grund und der Zeitpunkt des Abgangs

dokumentiert. Auch die Zufriedenheit des Besitzers mit Behandlungsergebnis und

Behandlungsverlauf war Teil der Befragung. Hierzu wurde die Tatsache, ob der

Besitzer wieder ein Tier mit vergleichbarer Verletzung in die Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung bringen würde, als

entscheidendes Kriterium gewertet.

Zur statistischen Auswertung wurden die Ergebnisse der Fragebögen in einer

Excel® Tabelle zusammengefasst.

7 Retrospektive Auswertung der Röntgenbilder

Üblicherweise wurden die Patienten direkt nach Einlieferung in die Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung radiologisch anhand von

Röntgenbildern in mindestens zwei Ebenen untersucht. In wenigen Fällen wurde

aus Kostengründen auf die radiologische Untersuchung verzichtet, wenn aufgrund

der klinischen Untersuchung eine infauste Prognose gestellt wurde. Tiere von

denen keine Röntgenbilder vorlagen oder die radiologischen Befunde nicht

entsprechend in der Karteikarte dokumentiert waren, flossen nicht in die

retrospektive Auswertung der Röntgenbilder ein. Für andere

Untersuchungsparameter (Alter, Gewicht, Ursache etc.) wurden allerdings auch

diese Patienten berücksichtigt. Die vorhandenen Röntgenbilder aller Patienten

wurden im Rahmen dieser Studie nochmals evaluiert, um die Frakturen genauer

klassifizieren zu können. Dazu wurde das Klassifikationssystem von UNGER et

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III Material und Methoden 38

al. (1990) modifiziert nach AUER et al. (1993) und SPIEß (2004) verwendet.

Des Weiteren wurden die Röntgenbilder, die nach Reposition und

Frakturversorgung angefertigt wurden, evaluiert. Hierbei wurde besonders auf das

Repositionsergebnis geachtet. Die Fragmentverschiebung nach der Reposition

wurde dabei in Anlehnung an STEINER et al. (1993) in Units quantifiziert.

Hierbei entsprach ein Unit der Dicke der Kortikalis an ihrer breitesten Stelle. So

wurde bei Frakturen der Diaphyse die Fragmentverschiebung wie folgt evaluiert:

Gut (≤ 0,5 Units), mäßig (0,51 - 1 Units), schlecht (> 1 Unit). Bei Frakturen an

den Knochenenden konnte der doppelte Wert toleriert werden, da hier die

Knochenrinde im Vergleich zur Knochendicke deutlich dünner ist. Der

Frakturspalt wurde in Millimetern an der weitesten Stelle gemessen. Ein Wert von

≤ 0,5 mm wurde als gut, von 0,51-1 mm als mäßig und von > 1 mm als schlecht

evaluiert. Alle Messungen wurden mittels des Röntgenprogrammes GEMED-

PACS® der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung

vorgenommen. Der verwendete Abbildungsfaktor hierfür betrug für

dorsopalmare/dorsoplantare bzw. kraniokaudale Aufnahmen 1,03 und für

laterolaterale Aufnahmen 1,04. Der Abbildungsfaktor wurde stellvertretend für

alle Aufnahmen anhand eines Röntgenbildes in zwei Ebenen eines Metatarsus

erstellt. Hierfür wurde ein exakt 10 cm langes Metallstück parallel auf den

Knochen gelegt und dieser standardmäßig geröntgt. Später wurde die

entsprechende Verschattung im Bild mit einem Abbildungsfaktor von 1

nachgemessen. Der Abbildungsfaktor für diese Arbeit wurde aus dem Quotienten

der gemessenen Länge gegenüber der tatsächlichen Länge errechnet. Die Daten

der radiologischen Auswertung wurden für die statistische Auswertung

tabellarisch mit Microsoft Office Excel 2007® zusammengefasst.

8 Statistische Analyse

Alle untersuchten Parameter wurden zunächst deskriptiv wiedergegeben. Hierzu

wurde der Median berechnet, da dieser Ausreißern gegenüber robuster ist als der

arithmetische Mittelwert. Zusammenhänge wurden durch Kreuztabellen

dargestellt. Danach wurde geprüft, ob statistisch ein signifikanter Unterschied

bestand. Hierfür wurde in den meisten Fällen der Chi-Quadrat-Test verwendet.

Dieser wurde mit Hilfe von Microsoft Office Excel 2007® durchgeführt. Wenn

aufgrund geringer Fallzahlen der Chi-Quadrat-Test nicht angewandt werden

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III Material und Methoden 39

konnte, wurde der Fisher-Test angewandt. Dieser wurde mit Hilfe der Freeware R

Version 3.1.2 berechnet. Bei stetigen Größen wurde zur Feststellung der

Signifikanz der Mann-Whitney-U-Test angewandt. Hierfür wurde eine Online-

Freeware von social science statistics® verwendet. Als signifikant galten p-Werte,

die kleiner als 0,05 waren. Werte, die kleiner waren als 0,1 aber nicht kleiner als

0,05 wurden als tendenziell signifikant gewertet. Da es sich bei den Tieren der

retrospektiven Studie, wie in den meisten klinischen Studien, um eine sehr

inhomogene Gruppe handelte, wurden in einigen Kapiteln des Ergebnisteiles

Gruppen gebildet.

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IV Ergebnisse 40

IV ERGEBNISSE

1 Patienten

1.1 Betroffene Knochen

Zwischen September 2003 und August 2013 wurden 202 Tiere mit insgesamt 208

Frakturen langer Röhrenknochen in die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz

und Bestandsbetreuung der LMU München eingeliefert.

Die genaue Verteilung der Frakturen auf die einzelnen Knochen ist Tabelle 8 zu

entnehmen.

In 103 Fällen war die linke Gliedmaße betroffen, in 97 Fällen die rechte, bei vier

Patienten lag eine beidseitige Fraktur des gleichen Knochens vor. Hierbei

handelte es sich im ersten Fall um eine beidseitige Femurfraktur bei einem

neugeborenen Kalb, das ohne Behandlung eingeschläfert wurde. Der zweite Fall

betraf ein neugeborenes Fleckviehkalb, das im Laufe der Geburt eine beidseitige

Schrägfraktur der distalen Metaphyse des Metacarpus erlitten hatte. Die Fraktur

der linken Gliedmaße stellte sich als offene Fraktur dar. Aufgrund des guten

Allgemeinbefindens des Tieres wurde auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers

eine Behandlung mittels Castverbänden begonnen, obwohl die behandelnden

Tierärzte aus medizinischer Sicht davon abgeraten hatten. Als jedoch nach 25

Tagen ein Ringsequester im Frakturgebiet der linken Gliedmaße festgestellt

wurde, musste die Behandlung abgebrochen und das Kalb eingeschläfert werden.

Ein drittes Fleckviehkalb, das mit einer beidseitigen Splitterfraktur des

Metacarpus eingeliefert wurde, verstarb einen Tag nach Therapiebeginn mittels

Castverbänden. Auch hier hatte der Besitzer entgegen der Empfehlung der

Tierärzte einen Behandlungsversuch gewünscht, obwohl bereits bei Einlieferung

bei der klinischen Untersuchung schwerwiegende Begleiterkrankungen (Ikterus,

Rippenserienfraktur, Lungenödem, Hypoglobulinämie und ein Leberschaden)

festgestellt worden waren. Dies wurden später durch die Befunde der Sektion

bestätigt. Der vierte Fall betraf ein vier Monate altes Fleckviehkalb, das mit einer

beidseitigen Fraktur des Metacarpus eingeliefert wurde. Die Fraktur bestand

bereits seit fünf Tagen und es wurde von einem Behandlungsversuch abgesehen.

Ein zwei Tage altes Fleckviehkalb wurde ohne Behandlungsversuch

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IV Ergebnisse 41

eingeschläfert, da sowohl eine Fraktur des Metacarpus als auch des Femurs

vorlag. Bei einem drei Tage alten Fleckviehkalb trat fünf Tage nach Beginn der

konservativen Behandlung mittels Castverbandes einer Radiusfraktur eine

Metatarsusfraktur auf, woraufhin das Tier eingeschläfert wurde. Tabelle 8 zeigt

die genauen Fallzahlen der Frakturen bezogen auf die betroffenen Knochen. Hier

sind alle Frakturen (n=208) berücksichtigt.

Tabelle 8: Verteilung der 208 Frakturen bei 202 Rindern auf die einzelnen

Knochen

Frakturen

Gliedmaße Anzahl % der Gesamtzahl

Vordergliedmaße 80 38,5

Humerus 7 3,4

Antebrachium 12 5,8

Metacarpus 61 29,3

Hintergliedmaße 128 61,5

Femur 53 25,5

Tibia 30 14,4

Metatarsus 45 21,6

Gesamt 208 100,0

1.2 Alter der Tiere bei Einlieferung

Tiere in einem Alter von bis zu zwei Wochen stellten den größten Anteil an mit

Frakturen eingelieferten Tieren (134 Tiere (66,3 %) mit 139 Frakturen). Bei 32

Patienten (15,8 %) ereigneten sich 33 Frakturen im Alter zwischen 15 Tagen und

einem Jahr (einmal beidseitige Metacarpusfraktur) und 36 Patienten (17,8 %)

waren bereits älter als ein Jahr. In der Gruppe der Kälber im Alter von bis zu zwei

Wochen lag das mediane Alter bei Einlieferung bei einem Tag. Bei der Gruppe

der Tiere zwischen 15 Tagen und einem Jahr lag es bei 183 Tagen und in der

Gruppe der Tiere, die älter als ein Jahr waren, bei 676 Tagen. Tabellen 9-11

zeigen die betroffenen langen Röhrenknochen bei den verschiedenen

Altersgruppen.

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IV Ergebnisse 42

Tabelle 9: Lokalisation von 139 Frakturen langer Röhrenknochen bei 134 Kälbern

im Alter von bis zu zwei Wochen

Frakturen

Gliedmaße Anzahl % der Gesamtzahl

Vordergliedmaße 45 32,4

Humerus 1 0,7

Antebrachium 10 7,2

Metacarpus 34 24,5

Hintergliedmaße 94 67,6

Femur 38 27,3

Tibia 27 19,4

Metatarsus 29 20,9

Gesamt 139 100,0

Tabelle 10: Lokalisation von 33 Frakturen langer Röhrenknochen bei 32

Jungrindern im Alter von 15 Tagen bis zu einem Jahr

Frakturen

Gliedmaße Anzahl % der Gesamtzahl

Vordergliedmaße 19 57,6

Humerus 3 9,1

Antebrachium 0 0,0

Metacarpus 16 48,5

Hintergliedmaße 14 42,4

Femur 6 18,2

Tibia 3 9,1

Metatarsus 5 15,2

Gesamt 33 100,0

Tabelle 11: Lokalisation von 36 Frakturen langer Röhrenknochen bei 36 Rindern

im Alter von über einem Jahr

Frakturen

Gliedmaße Anzahl % der Gesamtzahl

Vordergliedmaße 16 44,4

Humerus 3 8,3

Antebrachium 2 5,6

Metacarpus 11 30,6

Hintergliedmaße 20 55,6

Femur 9 25,0

Tibia 0 0,0

Metatarsus 11 30,6

Gesamt 36 100,0

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IV Ergebnisse 43

Die Medianwerte des Alters bezogen auf die einzelnen Knochen stellten sich zum

Teil sehr unterschiedlich dar. Hier wich der Medianwert für den Humerus mit 340

Tagen deutlich von den Werten der anderen Knochen ab. So lagen die Werte für

Antebrachium und Tibia bei zwei, die Werte für Femur und Metacarpus bei vier

und der Wert für den Metatarsus bei drei Tagen. Genauere Informationen zur

Altersverteilung sind Tabelle 12 zu entnehmen. Betrachtet man nur die

Altersverteilung bei der Gruppe der Kälber bis zum Alter von zwei Wochen, so

stellt man fest, dass bei den meisten Tieren (122) die Fraktur bereits am ersten

Lebenstag entstanden war. Am ersten Lebenstag eingeliefert wurden 30 Patienten.

Die prozentuale Verteilung hierzu ist in Abbildung 3 graphisch dargestellt.

Abbildung 3: Alter bei Frakturentstehung von 136 Kälbern mit Frakturen der

langen Röhrenknochen im Alter von bis zu zwei Wochen

0 Tage; (89,7%)

1-7 Tage; (8,8%)

8-14 Tage; (1,5%)

Alter bei Frakturentstehung bei Kälbern

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IV Ergebnisse 44

Tabelle 12: Alter von 202 Rindern mit Frakturen langer Röhrenknochen bei

Einlieferung in die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung

Alter Anzahl der Patienten

prozentualer

Anteil

0 Tage 30 14,9

1 Tag 39 19,3

2 Tage 22 10,9

3 Tage 16 7,9

4 Tage 12 5,9

5 Tage 5 2,5

6 Tage 3 1,5

7 Tage 0 0,0

8-14 Tage 7 3,5

15-30 Tage 2 1,0

31-60 Tage 3 1,5

61-90 Tage 2 1,0

91-120 Tage 5 2,5

121-150 Tage 2 1,0

151-180 Tage 2 1,0

181-210 Tage 5 2,5

211-240 Tage 1 0,5

241-270 Tage 2 1,0

271-300 Tage 2 1,0

301-330 Tage 3 1,5

331-364 Tage 3 1,5

1-2 Jahre 21 10,4

>2-3 Jahre 10 5,0

>3-4 Jahre 4 2,0

>4-5Jahre 0 0,0

älter als 5 Jahre 1 0,5

insgesamt 202 100,0

1.3 Gewicht der Patienten

Von den 139 Frakturen bei Kälbern im Alter von bis zu zwei Wochen lagen 15

Frakturen (10,8 %) bei Patienten vor, die maximal 35 kg wogen

(Gewichtsgruppe 1). In dieser Gewichtsgruppe erscheint das Tier mit Radius- und

Metatarsusfraktur doppelt (jeweils einmal pro betroffenem Knochen). Am

zweithäufigsten waren Frakturen bei Tieren mit einem Gewicht zwischen 35,1 kg

und 45 kg (Gewichtsgruppe 2, in dieser Gewichtsgruppe befindet sich das Kalb

mit beidseitiger Femurfraktur) (42 Frakturen; 30,2 %) und am häufigsten lagen

Frakturen bei Patienten der Gewichtsgruppe 3 vor (63 Frakturen; 45,3 %), diese

wogen zwischen 45,1 kg und 55 kg (in dieser Gewichtsgruppe befinden sich zwei

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IV Ergebnisse 45

Kälber mit beidseitiger Metacarpusfraktur). Mehr als 55 kg (Gewichtsgruppe 4)

wogen 18 Tiere mit 19 Frakturen (13,7 %). Darunter befindet sich das Tier, das

mit Metacarpus- und Femurfraktur eingeliefert wurde. Bei dem schwersten

Patienten in dieser Gewichtsgruppe handelte es sich um ein 70 kg schweres

Charolaiskalb mit einer Femurfraktur. Die genaue Verteilung auf die einzelnen

Knochen, sowie die Häufigkeit der Behandlungen und deren Erfolg in den

einzelnen Gewichtsgruppen ist Tabelle 13 zu entnehmen. Im Chi Quadrat Test

konnte kein signifikanter Einfluss des Gewichts auf die Erfolgsquote der

Behandlungen bei Frakturkälbern festgestellt werden (p=0,895). Bei näherer

Unterscheidung zwischen konservativen und chirurgischen Behandlungsmethoden

konnte kein signifikanter Einfluss des Körpergewichts auf den Therapieerfolg

festgestellt werden (konservativ: p=0.742; chirurgisch: p=1,0). Die genauen

Zahlen zu den einzelnen Knochen im Hinblick auf die Behandlungsmethode sind

Tabellen 15 und 16 zu entnehmen.

Betrachtet man das gesamte Patientengut, so fällt auf, dass mehr als die Hälfte der

Patienten (57,7 %) nicht mehr als 55 kg wogen. Am zweithäufigsten (15,7 %)

waren Tiere mit einem Gewicht zwischen 55,1 kg und 150 kg betroffen. Die

Verteilung auf die übrigen drei Gruppen (150,1 kg-300 kg; 300,1 kg-500 kg;

>500 kg) war sehr ausgeglichen und lag zwischen 7,7 % und 10,1 %. Die genauen

Fallzahlen und die Verteilung auf die einzelnen Knochen sind Tabelle 14 zu

entnehmen. Auf eine Aussage zur Signifikanz wurde aufgrund der inhomogenen

Verteilung der Patienten auf die einzelnen Gruppen und die damit verbundenen

geringen Fallzahlen in einigen Gruppen verzichtet.

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IV Ergebnisse 46

Tabelle 13: Therapieausgang im Hinblick auf das Gewicht von 139 Frakturen langer Röhrenknochen bei 134 Kälbern im Alter von bis zu zwei

Wochen; prozentuale Angaben beziehen sich auf die vorhergehende Spalte

Tabelle 14: Therapieausgang im Hinblick auf das Gewicht von 208 Frakturen langer Röhrenknochen bei 202 Rindern; prozentuale Angaben

beziehen sich auf die vorhergehende Spalte

Gewicht aller Frakturpatienten

≤ 55 kg 55,1-150 kg 150,1-300 kg 300,1-500 kg schwerer als 500 kg

Knochen ges. beh. geh. ges. beh. geh. ges. beh. geh. ges. beh. geh. ges. beh. geh.

Humerus 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 0 0 2 0 0

Antebrachium 9 7 3 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 0 0

Metacarpus 30 25 19 10 5 4 8 7 7 9 6 6 4 3 3

Femur 29 23 12 10 7 3 5 4 1 3 0 0 6 0 0

Tibia 24 16 9 5 4 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0

Metatarsus 27 23 20 6 3 3 2 2 2 7 7 6 3 1 1

Summe

120

95

(79,2 %)

64

(67,4 %)

33

21

(63,6 %)

14

(66,7 %)

18

14

(77,8 %)

11

(78,6 %)

21

14

(66,7 %)

13

(92,6 %)

16

4

(25,0 %)

4

(100,0 %)

Gewicht der Patienten im Alter von maximal 14 Tagen

≤ 35 kg 35,1-45 kg 45,1-55 kg schwerer als 55 kg

Knochen gesamt behandelt geheilt gesamt behandelt geheilt gesamt behandelt geheilt gesamt behandelt geheilt

Humerus 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0

Antebrachium 1 1 0 3 3 0 5 4 3 1 1 1

Metacarpus 2 1 1 9 8 6 19 16 12 5 4 3

Femur 2 1 1 10 8 6 17 14 5 9 5 2

Tibia 2 1 0 12 8 3 10 7 6 3 2 1

Metatarsus 8 6 4 8 6 6 11 11 10 1 1 1

Summe

15

10

(66,7 %)

6

(60,0 %)

43

34

(78,0 %)

22

(65,6 %)

62

52

(84,1 %)

36

(69,8 %)

19

13

(65,0 %)

8

(61,5 %)

Page 57: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

IV Ergebnisse 47

Tabelle 15: Therapieausgang im Hinblick auf das Gewicht von 55 konservativ behandelten Frakturen bei 53 Kälbern im Alter von bis zu zwei

Wochen, prozentuale Angaben beziehen sich auf die vorangehende Spalte

Gewicht der konservativ behandelten Frakturkälber

≤ 35 kg 35,1 kg - 45 kg 45,1 kg - 55 kg >55 kg

Knochen behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt

Humerus 0 0 0 0 0 0 0 0

Antebrachium 1 0 1 0 0 0 0 0

Metacarpus 1 1 8 6 16 12 4 3

Femur 0 0 0 0 0 0 0 0

Tibia 0 0 0 0 0 0 0 0

Metatarsus 6 4 6 6 11 10 1 1

Gesamt

8

5

(62,5 %)

15

12

(75,0 %)

27

22

(81,5 %)

5

4

(80,0 %)

Tabelle 16: Therapieausgang im Hinblick auf das Gewicht von 54 chirurgisch behandelten Frakturen bei 54 Kälbern im Alter von bis zu zwei

Wochen, prozentuale Angaben beziehen sich auf die vorangehende Spalte

Gewicht der chirurgisch behandelten Frakturkälber

≤ 35 kg 35,1 kg - 45 kg 45,1 kg - 55 kg >55 kg

Knochen behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt

Humerus 0 0 1 1 0 0 0 0

Antebrachium 0 0 2 0 4 3 1 1

Metacarpus 0 0 0 0 0 0 0 0

Femur 1 1 8 6 14 5 5 2

Tibia 1 0 8 3 7 6 2 1

Metatarsus 0 0 0 0 0 0 0 0

Gesamt

2

1

(50,0 %)

19

10

(52,6 %)

25

14

(56,0 %)

8

4

(50,0 %)

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IV Ergebnisse 48

1.4 Geschlecht der Frakturpatienten

Unter den 202 Patienten mit Frakturen der langen Röhrenknochen befanden sich 72

männliche (35,6 %) und 130 weibliche Tiere (64,4 %).

1.5 Rasseverteilung

In der vorliegenden Studie gehörte die Mehrheit der Tiere der Rasse deutsches Fleckvieh an.

Weitere Rassen waren deutsche Schwarzbunte, Charolais, Braunvieh, Murnau-Werdenfelser,

Wagyu und Kreuzungen. Die genaue Anzahl der verschiedenen Rassen ist Abbildung 4 zu

entnehmen.

Abbildung 4: Rasseverteilung von 202 Rindern mit 208 Frakturen langer Röhrenknochen

1.6 Frakturursachen

1.6.1 Gesamtes Patientengut

Laut den vorliegenden Daten standen bei 120 Kälbern (59,4 % der Gesamtzahl) mit 124

Frakturen die Frakturursachen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit dem

Geburtsvorgang. In 59 Fällen (29,2 %) war die Ursache gänzlich unbekannt. Bei 23 Patienten

(11,4 %) konnten Angaben zu einem anderen ursächlichen Trauma gemacht werden. Diese

Gruppe war sehr vielfältig und wurde deshalb zusammengefasst. Die häufigsten Ursachen in

dieser Gruppe standen im Zusammenhang mit der Aufstallung. Hier wurde beispielsweise das

Hängenbleiben zwischen Stangen, Verkeilen am Mistschieber, das Treten in ein Loch oder in

der Anbindehaltung das Treten in die Kette angeführt. Weitere Gründe waren Verletzungen

Fleckvieh; 154; (76%)

Schwarzbunt; 10; (5%)

Braunvieh; 19; (9%)

Kreuzung; 8; (4%)

Murnau-Werdenfelser; 1;

(1%) Wagyu; 1; (1%) Charolais; 9;

(4%)

Rasseverteilung

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IV Ergebnisse 49

beim Brunstverhalten, Transporte oder der Austrieb auf die Weide. In einem Fall war die

Fraktur während der Fixierung zur Klauenpflege enstanden.

1.6.2 Tiere in der Altersklasse bis zwei Wochen

Betrachtet man nur die 134 Tiere im Alter von bis zu zwei Wochen, so wird der Anteil der

Patienten mit Frakturen, die im Zusammenhang mit der Geburt entstanden waren, deutlich

größer (89,6 %) als bei Betrachtung des gesamten Patientengutes. Den größten Anteil machte

die Gruppe der Kälber aus, bei denen die Geburt durch Zughilfe unterstützt worden war (65

Kälber, 48,6 %). Alle vier Patienten, die während der Geburt eine Fraktur an zwei Knochen

erlitten hatten, befinden sich in dieser Gruppe. Hierbei war bei 32 Geburten der Einsatz eines

mechanischen Geburtshelfers dokumentiert und insgesamt 43 Landwirte gaben an, dass es

sich um eine Schwergeburt gehandelt hatte. In acht Fällen war der Hoftierarzt zur

Geburtshilfe hinzugezogen worden. Davon betrafen sechs Fälle Frakturen des Femurs und

zwei Fälle Frakturen der Tibia. Als zweithäufigste Ursache wurde die unbeobachtete Geburt

genannt (48, 35,8 %). In 32 Fällen war auch der Ort der Geburt dokumentiert. Hierbei war die

Hälfte der unbeobachteten Geburten im Laufstall erfolgt. Die anderen Orte waren Abkalbebox

(6), Anbindehaltung (4) oder auf der Weide (6). In weiteren sieben Fällen (5,2 %) war

beobachtet worden, dass die Fraktur durch einen Tritt des Muttertieres oder einer anderen

Kuh entstanden war. In insgesamt sieben Fällen hatte es sich um Zwillingsgeburten gehandelt

und in einem Fall einer Metatarsusfraktur lag eine Torsio uteri bei Hinterendlage vor, die vom

Hoftierarzt mittels einer Torsionsgabel korrigiert wurde. In einem Fall einer

Metacarpusfraktur wurde erst Geburtshilfe unter anderem vom Hoftierarzt geleistet und das

Kalb schließlich per Kaiserschnitt entbunden. Diese Fälle wurden der Gruppe „Zughilfe“

zugeordnet. Bei einem Braunviehkalb (0,7 %) mit Femurfraktur wurden Missbildungen

(Darmmissbildung, NMDC I, Schwanzmissbildung, Arhrogrypose der Gliedmaßen) für die

Frakturentstehung verantwortlich gemacht. Ein anderweitiges Trauma wurde lediglich bei

drei Tieren (2,2 %) beobachtet. Hierbei war ein Kalb in ein Loch im Stall getreten, ein

weiteres war beim Umstallen verletzt worden und ein Tier erlitt zwei Tage nach der Geburt

einen Tritt durch das Muttertier. In sechs Fällen (4,5 %) konnte die Ursache nicht geklärt

werden, stand aber nicht im direkten Zusammenhang mit der Geburt. In vier weiteren Fällen

(3,0 %) war die Genese gänzlich unbekannt. Die genaue Verteilung auf die einzelnen

Knochen ist Tabelle 17 zu entnehmen.

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IV Ergebnisse 50

Tabelle 17: Lokalisation und Ursache von 124 Frakturen der langen Röhrenknochen bei 120

Kälbern, deren Frakturen im Zusammenhang mit dem Geburtsvorgang standen

Ursache

Knochen

Zughilfe

unüberwachte

Geburt

Trittverletzung

Humerus (0) 0 0 0

Radius (9) 3 6 0

Metacarpus (31) 21* 9 1

Femur (35) 32* 3 0

Tibia (27) 11 14 2

Metatarsus (22) 2 16 4

Gesamt (124) 69 48 7

* hier finden sich zwei Kälber mit beidseitiger Fraktur des Metacarpus, ein Kalb mit

beidseitiger Fraktur des Femurs und ein Kalb mit je einer Fraktur von Femur und Metacarpus

Die Lage des Kalbes im Geburtsweg konnte retrospektiv in 38 Fällen nachvollzogen werden.

Tabelle 18 ordnet diese den einzelnen frakturierten Knochen zu.

Tabelle 18: Lokalisation von 38 geburtsassoziierten Frakturen langer Röhrenknochen bei 38

Kälbern im Hinblick auf die Lage des Kalbes im Geburtsweg

Lage im Geburtskanal

Knochen Vorderendlage Hinterendlage

Metacarpus (8) 8 0

Femur (21) 12 9

Tibia (8) 0 8

Metatarsus (1) 0 1

Summe (38) 20 18

1.7 Zeitliches Auftreten

Im zehnjährigen Untersuchungszeitraum wurden Patienten mit Frakturen am häufigsten im

Monat Mai eingeliefert, während es im Juni am seltensten zu Frakturen der langen

Röhrenknochen kam (Tab. 19).

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IV Ergebnisse 51

Tabelle 19: Übersicht über den Monat der Einlieferung von 202 Rindern mit 208 Frakturen

der langen Röhrenknochen im Patientengut der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung

Altersklasse

Monat ≤ 2 Wochen

15 Tage bis

1 Jahr > 1 Jahr gesamt

Januar 11 4 6 20

Februar 17 2 2 21

März 13 4 5 22

April 12 1 3 16

Mai 13 4 9 25

Juni 4 2 2 8

Juli 13 7 1 21

August 9 1 0 10

September 9 1 4 14

Oktober 6 2 2 10

November 10 1 2 13

Dezember 17 3 0 20

Summe 134 32 36 202

Das Auftreten der Frakturen der langen Röhrenknochen in den einzelnen Jahren des

Untersuchungszeitraums ist Tabelle 20 zu entnehmen.

Tabelle 20: Lokalisation von 208 Frakturen der langen Röhrenknochen bei 202 Rindern in

den einzelnen Jahren des Untersuchungszeitraumes (1. September 2003 bis 31. August 2013)

Knochen

Jahr Humerus Antebrachium Metacarpus Femur Tibia Metatarsus gesamt

2

16

22

24

20

15

23

18

29

27

12

2003* 0 0 2 0 0 0

2004 0 0 3 6 4 3

2005 2 2 6 6 2 4

2006 0 0 7 4 6 7

2007 0 0 7 5 2 6

2008 0 0 4 4 2 5

2009 0 1 9 6 3 4

2010 1 1 5 6 0 5

2011 0 6 6 9 3 5

2012 4 1 8 5 5 4

2013** 0 1 4 2 3 2

Summe 7 12 61 53 30 45 208

* 2003 begann der Untersuchungszeitraum erst im September

** 2013 endete der Untersuchungszeitraum im August

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IV Ergebnisse 52

1.8 Nicht behandelte Tiere

Von den 202 vorgestellten Patienten wurden 50 nicht behandelt. In vielen Fällen war die

vorsichtige Prognose in Kombination mit dem wirtschaftlichen Wert des Tieres

ausschlaggebend dafür, dass von einer Behandlung abgesehen wurde. So war dies

beispielsweise der Fall bei offenen Frakturen, wo die Prognose schlechter und die

Behandlungskosten höher sind, als bei geschlossenen Frakturen. Des Weiteren wurde bei

Tieren, die mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen und weiteren Traumata eingeliefert

wurden, des Öfteren vom Besitzer wegen der schlechten Prognose auf einen

Behandlungsversuch verzichtet. So wurde auch bei multiplen Frakturen stets von einer

Behandlung abgeraten. Wenn dennoch ein Behandlungsversuch unternommen wurde,

geschah dies auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers (siehe Abschnitt 1.1). Da auch ein

hohes Gewicht des Tieres eine Frakturbehandlung schwieriger, langwieriger und damit teurer

macht, war auch dies ein Grund dafür, dass manche Besitzer keinen Behandlungsversuch

wünschten. Bei jeweils einer adulten Kuh mit einer Metacarpusfraktur und einer weiteren mit

einer proximalen Epiphysenfugenfraktur des Femurs, die beide hochtragend waren, wurde die

Geburt eingeleitet und das Muttertier im Anschluss an die Kalbung eingeschläfert. Beide

Tiere wurden für diese Zeit in einer weichen Tiefstreubox untergebracht und sie wurden jeden

Tag vom tierärztlichen Personal der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung klinisch untersucht, wobei die Tiere abgesehen von der Fraktur ein gutes

Allgemeinbefinden aufwiesen. Darüber hinaus erfolgte eine Schmerztherapie und die

Metacarpusfraktur wurde mittels Verbänden ruhiggestellt. Dies war im Fall der Femurfraktur

aufgrund der Lokalistation nicht möglich. In einem Fall dauerte es drei Tage bis zur Kalbung

und im anderen Fall 17 Tage. Eine adulte Fleckviehkuh war zur Behandlung einer

Zitzenstenose an die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung verbracht

worden und hatte sich auf dem Transport eine Fraktur des Oberschenkels zugezogen. Auch in

diesem Fall wurde von einer Therapie abgesehen und das Tier eingeschläfert.

2 Lokalisation der Frakturen am Knochen

Eine detaillierte Übersicht über die Lokalisationen am Knochen und die Klassifikation der

Frakturen ist Tabelle 21 zu entnehmen.

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IV Ergebnisse 53

Tabelle 21: Lokalisation und Klassifikation von 208 Frakturen der langen Röhrenknochen bei

202 Rindern nach Unger et al. (1990) modifiziert nach AUER et al. (1993) und nach Spieß

(2004)

Knochen proximale proximale

distale distale

(Anzahl) Epiphyse Metaphyse Diaphyse Metaphyse Epiphyse Offen nb

Humerus

3 (A) 2 (A)

0 0

(7)

1 (C) 1 (C)

Antebrachium 1 (B)

3 (A) 3 (A) 2 (A) 6 0

(12)

1 (C) 1 (B)

1 (C)

Metacarpus

1 (A) 12 (A) 12 (A) 11 (A) 11 0

(61)

2 (C) 1 (B) 1 (B) 1 (C)

14 (C) 6 (C)

Femur 7 (A)

18 (A) 4 (A) 1 (A) 1 2

(53)

4 (B) 2 (B)

10 (C) 5 (C)

Tibia

8 (A) 3 (A) 1 (A) 1 (A) 1 0

(30)

1 (B) 2 (B) 1 (B) 1 (C)

9 (C) 2 (C) 1 (C)

Metatarsus 1 (A) 1 (A) 11 (A) 3 (A) 11 (A) 5 0

(45)

1 (B) 4 (B) 1 (C)

2 (C) 10(C)

Gesamt (208) 9 25 99 45 28 24 2

2.1 Vordergliedmaße

Die Lokalisationen und Anzahl der Frakturen an der Vordergliedmaße sind Abbildung 5 zu

entnehmen.

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IV Ergebnisse 54

Abbildung 5: Lage und Anzahl von 80 Frakturen an der Vordergliedmaße von Rindern

2.1.1 Humerus

Von den sieben Frakturen am Humerus waren vier in der Diaphyse und drei in der distalen

Metaphyse lokalisiert. Bei drei Tieren lag eine Querfraktur und bei jeweils zwei Tieren eine

Spiralfraktur bzw. ein Trümmerbruch vor.

2.1.2 Antebrachium

Von den zwölf Frakturen am Antebrachium waren vier in der Diaphyse lokalisiert, fünf in der

distalen Metaphyse, zwei in der distalen und eine in der proximalen Epiphyse. Unter den vier

diaphysären Frakturen waren zwei Querfrakturen, ein Trümmerbruch und eine Schrägfraktur.

Die beiden Frakturen der distalen Epiphyse stellten sich als Salter Harris Typ I bzw. Typ II

Frakturen dar. Des Weiteren gab es im Bereich der distalen Metaphyse einen Trümmerbruch

und vier Querfrakturen. Eine dieser Querfrakturen wies ein herausgebrochenes

Knochenfragment auf.

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IV Ergebnisse 55

2.1.3 Metacarpus

Insgesamt waren 27 Frakturen in der Diaphyse gelegen, drei entfielen auf die proximale und

19 auf die distale Metaphyse. Zwölf Frakturen waren in der distalen Epiphyse lokalisiert,

wovon es sich in fünf Fällen um Salter Harris Typ I und in sechs Fällen um Salter Harris Typ

II Frakturen handelte. Die verbleibende Fraktur der distalen Epiphyse stellte sich als

Trümmerbruch dar. Insgesamt traten hier 36 einfache Frakturen (hier sind die Salter Harris

Frakturen inkludiert), zwei Stückfrakturen und 23 Trümmerbrüche auf. Bei den einfachen

Frakturen handelte es sich in zwölf Fällen um Schräg-, in sieben Fällen um Quer- und in fünf

Fällen um Spiralfrakturen. Abbildung 6 zeigt als Beispiel den Fall eines neugeborenen

Fleckviehkalbes, das nach übermäßiger Zughilfe eingeliefert wurde.

Abb. 6: Einfache metaphysäre Querfraktur des linken Metacarpus bei einem ein Tag alten

Fleckviehkalb (Frakturklassifikation: 54A)

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IV Ergebnisse 56

2.2 Hintergliedmaße

Die Lokalisation und Anzahl der einzelnen Frakturen an der Hintergliedmaße sind Abbildung

7 zu entnehmen.

Abbildung 7: Lage und Anzahl von 126 Frakturen an der Hintergliedmaße von Rindern

2.2.1 Femur

Von den 53 Femurfrakturen konnten zwei Frakturen nicht klassifiziert werden. In beiden

Fällen waren aus Kostengründen keine Röntgenbilder angefertigt worden. Es handelte sich

hierbei jeweils um adulte Fleckviehkühe, denen keine Behandlung zukam. In einem Fall

lautete die klinische Verdachtsdiagnose auf Trümmerfraktur der proximalen Diaphyse. Im

zweiten Fall war die Diagnose Femurfraktur nicht näher spezifiziert worden. Da diese beiden

Frakturen retrospektiv nicht zweifelsfrei zugeordnet werden konnten, tauchen sie in

Abbildung 6 nicht auf.

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IV Ergebnisse 57

Von den 51 klassifizierten Frakturen entfielen 32 auf die Diaphyse und elf auf die distale

Metaphyse. Bei der Klassifizierung fiel auf, dass die meisten dieser Frakturen im

Übergangsbereich zwischen diesen beiden Kompartimenten lagen. Eine Fraktur entfiel als

Salter Harris Typ I Fraktur auf die distale Epiphyse und sieben weitere Salter Harris Typ I

Frakturen auf die proximale Epiphyse. Bei den dia- und metaphysären Frakturen handelte es

sich in 22 Fällen um einfache, in sechs Fällen um Stück- und in 15 Fällen um

Trümmerbrüche. Die einfachen Frakturen ließen sich in elf Schräg-, acht Quer- und drei

Spiralfrakturen unterteilen. Abbildung 8 zeigt beispielhaft die Femurfraktur eines

neugeborenen Fleckviehkalbes.

Abb. 8: Einfache metaphysäre Querfraktur des rechten Femurs bei einem neugeborenen Kalb

nach übermäßiger Zughilfe (Frakturklassifikation: 34A)

2.2.2 Tibia

Zwei der Patienten hatten eine Salter Harris Typ II Fraktur der distalen Epiphyse erlitten. In

sieben Fällen war die Diaphyse, in 18 Fällen die proximale und in drei Fällen die distale

Metaphyse betroffen. In 13 Fällen lagen einfache, in vier Fällen Stück- und in 13 Fällen

Trümmerfrakturen vor. Bei den 13 einfachen Frakturen verlief die Frakturlinie in drei Fällen

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IV Ergebnisse 58

quer und in je fünf Fällen schräg oder spiralförmig. Abbildung 9 zeigt als Beispiel die

Röntgenbilder eines zwei Tage alten Fleckviehkalbes mit metaphysärer Splitterfraktur der

Tibia nach Geburtshilfe.

Abb. 9: Metaphysäre Splitterfraktur infolge von Geburtshilfe der linken Tibia bei einem zwei

Tage alten Fleckviehkalb (Frakturklassifikation: 42C)

2.2.3 Metatarsus

Bei fünf Patienten mit Frakturen am Metatarsus lag eine Salter Harris Typ I Fraktur und bei

sechs eine Salter Harris Typ II Fraktur der distalen Epiphysenfuge vor.

Insgesamt waren 25 Frakturen in der Diaphyse lokalisiert, vier in der proximalen und weitere

vier in der distalen Metaphyse. Im Fall einer Braunviehkalbin lag die Fraktur am proximalen

Knochenende.

In 27 Fällen lag eine einfache (Epiphysenfugenfrakturen inkludiert), in fünf Fällen eine Stück-

und in 13 Fällen eine Trümmerfraktur vor. Bei den einfachen Frakturen verlief die

Frakturlinie in fünf Fällen quer, in sechs Fällen schräg, in vier Fällen spiralförmig und in

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IV Ergebnisse 59

einem Fall war aufgrund von Überlagerungsartefakten und bereits eingetretener Kallusbildung

die Beurteilung nicht möglich. Abbildung 10 zeigt beispielhaft eine diaphysäre Schrägfraktur

bei einem einen Tag alten Braunviehkalb.

Abb. 10: Diaphysäre Schrägfraktur des rechten Metatarsus bei einem ein Tag alten

Braunviehkalb nach Geburtshilfe (Frakturklassifikation: 63A)

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IV Ergebnisse 60

3 Therapie

Von den insgesamt 202 vorgestellten Patienten wurde bei 152 eine Frakturbehandlung

durchgeführt. Abbildung 11 gibt eine Übersicht über die Therapie der 202 Frakturpatienten.

Abbildung 11: Diagramm zu den Behandlungsmethoden von 152 behandelten Patienten mit

Frakturen langer Röhrenknochen und den Verbleib der 50 nichtbehandelten Frakturpatienten

Abbildungen 12-14 und Tabelle 22 zeigen die Verteilung der verschiedenen

Behandlungsmethoden. Dabei handelte es sich in 87 Fällen (57,2 %) um konservative und in

65 Fällen (42,8 %) um chirurgische Behandlungen. Genauer wurden 56 Patienten (36,8 %)

mit einem Cast, 25 (16,4 %) mit einem Walking Cast, einer (0,7 %) mit einem blutigen

Walking Cast und ein weiterer (0,7 %) mit einer Thomas-Schiene behandelt. Bei vier Tieren

(2,6 %) wurde versucht eine Frakturheilung allein durch Stallruhe zu erreichen. Insgesamt 54

Patienten (35,5 %) erhielten eine Plattenosteosynthese und vier (2,6 %) eine Osteosynthese

durch Schraube (siehe Abschnitt 3.1.2). Hierbei wurden die Fragmente offen reponiert und

mittels Schrauben fixiert. Im Anschluss wurden zur zusätzlichen Stabilisierung Castverbände

angebracht. In sieben Fällen (4,6 %) musste die Osteosynthese aufgrund schwerwiegender

Komplikationen während der Operation abgebrochen werden. In sechs Fällen war der Grund

zu starke Muskelkontraktion und in einem Fall scheiterte der Repositionsversuch an zu starker

Splitterung der Fraktur (siehe Abschnitt 7.2). In zwei Fällen, die das Antebrachium betrafen,

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IV Ergebnisse 61

wurde zunächst ein konservativer Therapieversuch mittels Castverband durchgeführt. Als

dieser jedoch die Fraktur nicht in ausreichendem Maße ruhigstellen konnte, wurde eine

Plattenosteosynthese durchgeführt. Diese Patienten wurden der Gruppe der

Plattenosteosynthese zugerechnet. Betrachtet man die Gesamtzahl der Behandlungen, so

wurden von 87 konservativ behandelten Patienten 70 geheilt, was einer Quote von 80,5 %

entspricht, während von den 65 chirurgisch versorgten Tieren 33 (50,8 %) geheilt werden

konnten. Diese Unterschiede sind im Chi-Quadrat-Test signifikant (p=0,0001). Die Verteilung

der einzelnen Behandlungsmethoden ist den Abbildungen 11-13 zu entnehmen. Die genaue

Verteilung der Behandlungsmethoden auf die einzelnen Knochen ist Tabelle 22 zu

entnehmen.

Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der Behandlungsmethoden sowie der

Operationsabbrüche bei 152 Rindern mit Frakturen langer Röhrenknochen

36,8

16,4

0,7 0,7 2,6

35,5

2,6 4,6 0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

An

teil

in P

roze

nt

Behandlungsversuch

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IV Ergebnisse 62

Abbildung 13: Prozentuale Verteilung der Behandlungsmethoden sowie der

Operationsabbrüche bei 108 Kälbern bis zu einem Alter von zwei Wochen mit Frakturen

langer Röhrenknochen

Abbildung 14: Prozentuale Verteilung der Behandlungsmethoden sowie der

Operationsabbrüche bei 44 Patienten im Alter von über zwei Wochen mit Frakturen langer

Röhrenknochen

32,4

17,6 0,0 0,0 0,0

44,4

1,9 3,7 0 5

10 15 20 25 30 35 40 45 50

An

teil

in P

roze

nt

Behandlungsversuch

47,7

13,6 2,3 2,3 9,1 4,5

13,6 6,8

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

An

teil

in P

roze

nt

Behandlungsversuch

Page 73: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

IV Ergebnisse 63

Tabelle 22: Übersicht über die Behandlungsmethoden von Frakturen der langen

Röhrenknochen bei 152 Rindern und deren Frakturkonfiguration nach AUER et al. (1993)

konservativ chirurgisch

Knochen

(Anzahl

behandelter

Frakturen)

Cast

Walking

Cast

blutiger

Walking

Cast

Thomas

-

Schiene

Stall-

ruhe

Platten-

osteo-

synthese

Osteo-

synthese

durch

Schraube

OP-

Abbruch

Metacarpus

(47)

26

17 (A)

9 (C)

16

8 (A)

8 (C)

0

0

1

1 (A)

4

1 (A)

3 (C)

0

0

Metatarsus

(39)

29

19 (A)

3 (B)

7 (C)

8

4 (A)

1 (B)

3 (C)

1

1 (B)

0

0

1

1 (A)

0

0

Humerus

(3)

0

0

0

0

1

1 (A)

2

1 (A)

1 (B)

0

0

Ante-

brachium

(10)

1

1 (A)

1 (C)

0

0

0

0

6

3 (A)

1 (B)

2 (C)

2

1 (A)

1 (B)

0

Femur

(33)

0

0

0

0

2

2 (C)

25

14 (A)

4 (B)

7 (C)

0

6

2 (B)

4 (C)

Tibia

(20)

0

0

0

1

1 (A)

0

16

9 (A)

1 (B)

6 (C)

2

1 (A)

1 (C)

1

1 (C)

Anzahl

gesamt:

(152)

56

37 (A)

3 (B)

16 (C)

25

12 (A)

1 (B)

12 (C)

1

1 (B)

1

1 (A)

4

2 (A)

2 (C)

54

29 (A)

7 (B)

18 (C)

4

2 (A)

1 (B)

1 (C)

7

2 (B)

5 (C)

A: einfache Fraktur; B: Stückfraktur; C: Trümmerfraktur

3.1 Chirurgische Behandlungen

Insgesamt wurden 65 Frakturen einer chirurgischen Behandlung unterzogen. Bei sieben

Tieren (10,8 %) musste die Operation infolge intraoperativer Komplikationen abgebrochen

werden, 25 Tiere (38,5 %) mussten postoperativ eingeschläfert werden und 33 Patienten

(50,8 %) konnten als geheilt entlassen werden. 54 Frakturen wurden mittels

Plattenosteosynthese behandelt, wovon 31 Tiere (57,0 %) als geheilt entlassen wurden. Vier

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IV Ergebnisse 64

Frakturen wurden einer Osteosynthese durch Schraube unterzogen. Zwei dieser Tiere wurden

als geheilt entlassen.

3.1.1 Humerus

Von den drei Humerusfrakturen, bei denen ein Behandlungsversuch unternommen wurde,

wurden zwei chirurgisch durch Plattenosteosynthese mit jeweils einer LC-Platte behandelt. Es

handelte sich um ein zwei und ein 94 Tage altes Braunviehkalb mit jeweils einer einfachen

Spiralfraktur der Diaphyse. Beide Tiere konnten nach komplikationsloser Heilung mit gutem

Behandlungsausgang nach 14 bzw. 32 Tagen auf den Heimatbetrieb entlassen werden. Die

zugehörigen Röntgenbilder eines der beiden Fälle sind in Abbildung 15 und 16 dargestellt.

Abb. 15: diaphysäre Spiralfraktur des linken Humerus bei einem zwei Tage alten

Braunviehkalb (Frakturklassifikation: 13C)

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IV Ergebnisse 65

Abb. 16: Röntgenbild des linken Humerus aus Abbildung 15 nach chirurgischer Versorgung

mittels LC-Platte

3.1.2 Antebrachium

Von den zehn behandelten Frakturen des Antebrachiums wurden acht chirurgisch versorgt. In

drei Fällen (darunter zwei offene Frakturen) wurde als Erstbehandlung eine

Plattenosteosynthese durchgeführt, die in zwei Fällen zusätzlich durch stabilisierende

Castverbände gestützt wurde. Zwei dieser Tiere konnten nach 22 bzw. 27 Tagen geheilt auf

den Heimatbetrieb entlassen werden. Ein Tier, welches mit einer offenen Fraktur eingeliefert

worden war, musste nach 15 Tagen aufgrund von Implantatlockerung und Wundinfektion

eingeschläfert werden. Zwei weitere Tiere (ein zwei Tage altes und ein einjähriges Braunvieh)

mit geschlossenen diaphysären Frakturen waren erst mittels eines stabilisierenden

Kunstharzverbandes behandelt worden. Als sich aber zeigte, dass dadurch eine Ruhigstellung

der Fraktur nicht in ausreichendem Maße gewährleistet werden konnte, wurden die Frakturen

jeweils mit einer Plattenosteosynthese versorgt. In der Folge heilten die Frakturen aus und

beide Tiere konnten nach 29 bzw. 33 Tagen geheilt entlassen werden. Bei einem

neugeborenen Fleckviehkalb mit offener Salter Harris Typ II Fraktur der distalen

Wachstumsfuge wurde nach ungenügender Ruhigstellung durch einen Castverband zur

besseren Stabilisierung zusätzlich eine Osteosynthese durch Schraube mittels jeweils einer

6,5 mm Kortikalis- und einer 4,5 mm Spongiosaschraube, die beide als Zugschrauben

eingebracht wurden, angebracht. In der Folge heilte die Fraktur und das Tier konnte nach

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IV Ergebnisse 66

einem Klinikaufenthalt von 30 Tagen auf den Heimatbetrieb entlassen werden. Die übrigen

beiden Tiere hatten jeweils offene Frakturen erlitten und wurden mittels Osteosynthese durch

Schraube behandelt. Ein Tier, das mit zwei 4,5 mm Zugschrauben versorgt worden war,

musste bereits einen Tag später erneut operiert und mit einer Plattenosteosynthese (LCP)

versorgt werden, da es zur Implantatlockerung gekommen war. Das Tier musste 42 Tage nach

Einlieferung aufgrund von Ausbildung einer Pseudarthrose eingeschläfert werden. Das andere

Tier wurde mittels zwei 3,5 mm Kortikalisschrauben behandelt, die als Zugschrauben

eingebracht wurden. Nach zehn Tagen musste auch dieser Patient aufgrund mangelnder

Heilungstendenz und dem Auftreten von Begleiterkrankungen in Form einer

schwerwiegenden Zehenphlegmone an einer Hintergliedmaße eingeschläfert werden. Eine

DCP kam in einem Fall zum Einsatz und führte zum Behandlungserfolg. In insgesamt fünf

Fällen kam eine LCP zum Einsatz, die in drei Fällen zum Behandlungserfolg führte (60,0 %).

Der mediane Klinikaufenthalt der Patienten, die geheilt werden konnten betrug 29 Tage. Ein

Tier musste wegen einer Wundinfektion und ein anderes wegen der Ausbildung einer

Pseudarthrose (siehe oben) eingeschläfert werden. Der radiologische Heilungsverlauf eines

zwei Tage alten Fleckviehkalbes mit einer einfachen diaphysären Querfraktur ist in den

Abbildungen 17-19 exemplarisch dargestellt.

Abb.17: Einfache diaphysäre Querfraktur des linken Radius bei einem zwei Tage alten

Fleckviehkalb (Frakturklassifikation: 23A)

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IV Ergebnisse 67

Abb. 18: Röntgenbild des linken Radius aus Abbildung 17 nach Versorgung mittels LC-Platte

Abb. 19: Röntgenbild des linken Radius aus Abb. 17 und 18 nach Frakturheilung und

Implantatentfernung nach 4,5 Monaten

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IV Ergebnisse 68

3.1.3 Metacarpus

Alle vier Frakturen des Metacarpus, die chirurgisch behandelt wurden, waren

Trümmerfrakturen und wurden mittels Plattenosteosynthese und einem zusätzlichen

Kunstharzverband versorgt. In drei Fällen handelte es sich um offene Frakturen. Alle vier

Tiere waren bei Einlieferung bereits älter als 100 Tage und wogen zwischen 180 und 650 kg.

Nach einem Klinikaufenthalt zwischen 18 und 33 Tagen konnten alle Patienten geheilt auf

ihren Heimatbetrieb entlassen werden. Insgesamt kamen in zwei Fällen LC-Platten, in einem

Fall eine DC-Platte und in einem weiteren Fall beide Plattentypen zum Einsatz. Die

chirurgische Frakturversorgung dieses Patienten ist in den Abbildungen 20 und 21

radiologisch dargestellt.

Abb. 20: Offene diaphysäre Schrägfraktur des linken Metacarpus einer zweijährigen

Fleckviehkuh (Frakturklassifikation: 53C)

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IV Ergebnisse 69

Abb. 21: Röntgenbild des linken Metacarpus aus Abb. 20 nach chirurgischer Versorgung

mittels LCP und DCP

3.1.4 Femur

Alle 25 chirurgisch versorgten Femurfrakturen, die reponiert werden konnten, wurden mittels

Plattenosteosynthesen behandelt. Ab dem Jahr 2009 wurde vorwiegend die LCP-Technik

verwendet (zwölf Fälle), in den Jahren davor die DCP-Technik (zwölf Fälle). In einem Fall

kam eine Löffelplatte zum Einsatz. Von den Tieren, die mit der DCP-Technik versorgt

wurden, konnten sieben (58,3 %) geheilt werden. Die LCP-Technik führte in fünf Fällen

(41,6 %) zum Erfolg. Im Chi-Quadrat-Test war dieser Unterschied nicht signifikant. Auch das

Tier, bei dem eine Löffelplatte zum Einsatz kam konnte geheilt werden. Von den 25

Patienten, bei denen die Operation erfolgreich verlief, konnten 13 (52,0 %) nach erfolgreicher

Frakturheilung nach einem Klinikaufenthalt zwischen 14 und 42 Tagen wieder auf ihren

Heimatbetrieb entlassen werden. Von den zwölf Patienten, die trotz erfolgreicher Operation

nicht geheilt werden konnten, verendeten zwei Kälber an ihren schwerwiegenden

Begleiterkrankungen (Enteritis und Fruchtwasserasphyxie bzw. hochgradige zusätzliche

Traumata) und vier weitere mussten deswegen eingeschläfert werden. Zwei dieser Tiere

Page 80: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

IV Ergebnisse 70

waren mit dem BVD-Virus infiziert, das Dritte mit dem BHV1. Das verbleibende Tier wurde

wegen einer schweren Bronchopneumonie eingeschläfert. Die übrigen sechs Tiere erlitten

Komplikationen im postoperativen Verlauf. In einem Fall kam es zum Implantatausriss, in

zwei Fällen war Osteomyelitis und in weiteren zwei Fällen eine Wundinfektion ursächlich für

die Euthanasie. In einem Fall kam es zu einer Parese des Nervus fibularis im postoperativen

Verlauf. Vier Tage später kam es zusätzlich zum Implantatausriss, weshalb das Tier

eingeschläfert wurde. Bei sechs Patienten musste die Operation aufgrund von intraoperativen

Komplikationen abgebrochen werden. In fünf Fällen lag dies daran, dass die Frakturenden

wegen zu starker Muskelkontraktion nicht reponiert werden konnten und in einem Fall stellte

sich die Fraktur in der Operation als zu stark gesplittert dar. Abbildungen 22-24 zeigen den

radiologischen Verlauf eines neugeborenen Fleckviehkalbes mit einer diaphysären

Splitterfraktur des Femurs.

Abb. 22: Diaphysäre Splitterfraktur des rechten Femurs bei einem neugeborenen Kalb infolge

von Zughilfe (Frakturklassifikation: 33C)

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IV Ergebnisse 71

Abb. 23: Röntgenbild des rechten Femurs aus Abb. 22 nach Versorgung mittels LCP

Abb. 24: Röntgenbild des rechten Femurs aus Abb. 22 und 23 nach Plattenentfernung nach

5,5 Monaten. Eine Stellschraube musste im Knochen belassen werden, da sie stark knöchern

überbaut und deshalb intra operationem nicht aufzufinden war.

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IV Ergebnisse 72

3.1.5 Tibia

Von den 30 Tibiafrakturen wurden 19 chirurgisch versorgt. Bei einem dieser Patienten musste

die Operation abgebrochen werden, da die Reposition aufgrund starker Muskelkontraktion

nicht möglich war. Eine Plattenosteosynthese erhielten 16 Tiere. Ähnlich wie beim Femur

wurden hierbei ab 2009 vorwiegend LC-Platten (4) und vorher DC-Platten (8) verwendet. Bei

einem Tier kamen sowohl eine DCP als auch eine LCP zum Einsatz. In zwei Fällen kam eine

T-Platte und in einem Fall eine reine Abstützplatte in Kombination mit einer Osteosynthese

durch Schrauben zum Einsatz. In vier Fällen von Plattenosteosynthesen kamen zwei Platten

zum Einsatz. Von den Tieren, die mittels DCP-Technik behandelt wurden, konnten vier

(50 %) geheilt werden. Von den Tieren die mittels LCP-Technik behandelt wurden, konnten

zwei (50 %) geheilt werden. Sowohl das Tier, das sowohl eine LC- als auch eine DC-Platte

erhalten hatte, als auch die anderen drei Tiere, die mit den oben erwähnten Platten versorgt

worden waren, konnten geheilt werden. Der Klinikaufenthalt der Tiere, die nach chirurgischer

Behandlung geheilt werden konnten, lag zwischen 24 und 118 Tagen. Zwei Tiere wurden

mittels einer Osteosynthese durch Schrauben behandelt. Zusätzlich wurden Castverbände zur

Ruhigstellung angebracht. In beiden Fällen handelte es sich um Salter Harris Typ II Frakturen

der distalen Epiphysenfuge. Eines der Tiere konnte nach 15 Tagen geheilt entlassen werden,

das andere Tier musste am Tag nach der Operation wegen eines Implantatausrisses

eingeschläfert werden.

3.1.6 Metatarsus

Von den 45 Patienten mit Metatarsusfrakturen wurde einer chirurgisch mittels einer

Plattenosteosynthese versorgt. Hierbei handelte es sich um eine einfache diaphysäre

Spiralfraktur bei einem neugeborenen Kalb. Nachdem diese erst konservativ mit einem

Castverband versorgt worden war, kam es nach wenigen Tagen zu einer

Fragmentverschiebung unter dem Cast. In der Folge wurde das Tier chirurgisch mit einer DC-

Platte versorgt. Nach 26 Tagen konnte das Kalb geheilt entlassen werden.

3.2 Konservative Behandlungen

Insgesamt wurden 87 Tiere einer konservativen Frakturbehandlung unterzogen. Davon

mussten 17 Tiere (19,5 %) im weiteren Verlauf eingeschläfert werden und 70 Patienten

(80,5 %) konnten geheilt entlassen werden.

3.2.1 Humerus

Eine Humerusfraktur wurde konservativ mittels Stallruhe behandelt. Es handelte sich um ein

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IV Ergebnisse 73

234 Tage altes, 260 kg schweres Fleckvieh, das eine diaphysäre Splitterfraktur erlitten hatte.

Es wurde räumlich begrenzt und einzeln in einer Laufbox aufgestallt. Die Fraktur heilte ohne

Komplikationen, so dass das Tier nach 63 Tagen die Klinik geheilt verlassen konnte.

3.2.2 Antebrachium

Von den zehn Patienten, die mit Radius-/Ulnafrakturen eingeliefert worden waren, erhielten

zwei nach gedeckter Reposition eine konservative Behandlung mittels eines stabilisierenden

Castverbandes. Bei einem vier Tage alten Fleckviehkalb mit einer Salter Harris Typ I Fraktur

der distalen Wachstumsfuge führte diese Behandlung zum Erfolg und es konnte nach 14

Tagen und einem Verbandswechsel zur Weiterbehandlung auf den Heimatbetrieb entlassen

werden. Abbildungen 25 und 26 zeigen radiologisch den Behandlungsverlauf. Beim anderen

Patienten handelte es sich um ein drei Tage altes Fleckviehkalb, das mit einer Splitterfraktur

der Diaphyse eingeliefert worden war. Am fünften Tag nach Einlieferung musste das Tier

eingeschläfert werden, da es sich zusätzlich eine Fraktur des Metatarsus zugezogen hatte.

Abb. 25: Salter Harris Typ I Fraktur des linken Radius bei einem vier Tage alten

Fleckviehkalb (Frakturklassifikation: 25A)

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IV Ergebnisse 74

Abb. 26: Röntgenbild der linken Tibia aus Abb. 25 nach gedeckter Reposition und

Stabilisierung mittels Castverband

3.2.3 Metacarpus

Von den insgesamt 43 konservativ behandelten Tieren wurden 42 Patienten mit einem

stabilisierenden Cast behandelt. Bei 16 dieser Tiere wurde der Cast als unblutiger Walking

Cast angebracht. Bei 35 Patienten (83,3 %) führte die Castbehandlung zum Erfolg, sodass die

Tiere nach Hause entlassen werden konnten. In einem Zeitraum zwischen zehn und 68 Tagen

(Median 21 Tage) wurde der Cast durchschnittlich 2,2-mal und median zweimal gewechselt.

Ein Tier mit einer beidseitigen Fraktur, von denen eine offen war, musste am 25. Tag der

Behandlung wegen Sequesterbildung eingeschläfert werden. Zwei weitere Tiere verendeten

ein bzw. zwei Tage nach Einlieferung. Beide hatten bereits bei Einlieferung schwerwiegende

Begleiterkrankungen. Drei weitere Tiere mussten fünf (2) bzw. acht (1) Tage nach

Einlieferung eingeschläfert werden. In einem Fall handelte es sich um eine adulte

schwarzbunte Kuh, in zwei Fällen um neonate Kälber. Alle drei litten bereits bei Einlieferung

unter schwerwiegenden Begleiterkrankungen (Bronchopneumonie + Femoralisparese +

Ischidicusparese; Omphalourachitis + Enteritis catarrhalis acuta und bei der adulten Kuh

Dystokie + Festliegen + Prolaps vaginae und später zusätzlich eine Nachgeburtsverhaltung).

Eine 400 kg schwere schwarzbunte Kalbin wurde erst 21 Tage nach Entstehung der Fraktur

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IV Ergebnisse 75

eingeliefert. Im Röntgenbild zeigte die einfache Schrägfraktur der proximalen Metaphyse

bereits Heilungstendenz, sodass die Kalbin wieder auf den Heimatbetrieb entlassen wurde mit

der Anweisung zur Weiterbehandlung durch Stallruhe. Die Fraktur heilte auf dem

Heimatbetrieb komplett aus.

Abbildungen 27-29 zeigen exemplarisch den radiologischen Heilungsverlauf einer

Braunviehkalbin mit einer Splitterfraktur der distalen Metaphyse, die mittels Walking Cast

behandelt wurde.

Abb. 27: metaphysäre Splitterfraktur des linken Metacarpus bei einer etwa 400 kg schweren

Braunviehkalbin (Frakturklassifikation: 54C)

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IV Ergebnisse 76

Abb. 28: Röntgenbild des linken Metacarpus aus Abb. 27 nach gedeckter Reposition und

Stabilisierung mittels Castverband

Abb. 29: Röntgenbild des linken Metacarpus aus Abb. 27 und 28, welcher nach zehnwöchiger

Behandlung mit Walking Cast klinisch stabil war und radiologisch gute Kallusbildung

aufwies

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IV Ergebnisse 77

3.2.4 Femur

Zwei ca. 160 kg schwere Kälber mit Splitterfrakturen im distalen Knochenabschnitt konnten

erfolgreich mittels Stallruhe behandelt werden. Ein Fleckviehkalb wurde an der Klinik einzeln

in einer Tiefstreubox aufgestallt, was nach 39 Tagen zu einer komplikationslosen Heilung

führte. Ein 113 Tage altes Charolaiskalb wurde nach Anweisungen der Klinik auf dem

Heimatbetrieb durch Stallruhe behandelt. Bei beiden Tieren führte diese Therapie zur

Frakturheilung. Die radiologische Heilung des Fleckviehkalbes ist in Abbildungen 30 und 31

dargestellt.

Abb. 30: metaphysäre Splitterfraktur des rechten Femurs eines sieben Monate alten

Fleckviehkalbes (Frakturklassifikation: 34C)

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IV Ergebnisse 78

Abb. 31: Röntgenbild des rechten Femurs aus Abb. 30 13 Monate nach Erstvorstellung. Der

Femur wurde aus wissenschaftlichem Interesse der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung nach der Schlachtung zur Verfügung gestellt.

3.2.5 Tibia

Von 30 Tibiafrakturen wurde lediglich eine konservativ mittels Thomas-Schiene behandelt.

Es handelte sich hierbei um ein 110 Tage altes Fleckviehkalb mit einer geschlossenen

diaphysären Schrägfraktur. Nach drei Tagen wurde festgestellt, dass sich die Fraktur unter der

Schiene eröffnet hatte und das Kalb musste eingeschläfert werden.

3.2.6 Metatarsus

Von den 45 Patienten, die eine Fraktur des Metatarsus erlitten, wurden 38 konservativ mit

Castverbänden behandelt. Dabei wurde in acht Fällen ein unblutiger und in einem Fall ein

blutiger Walking Cast angebracht. In 32 Fällen (84,2 %) führte diese Behandlungsmethode

zur Heilung. Der Klinikaufenthalt der stationär behandelten Patienten lag zwischen sechs und

97 Tagen, der Median betrug 17,5 Tage. Während des stationären Aufenthalts wurden median

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IV Ergebnisse 79

zwei Castwechsel vollzogen.

Zwei Tiere mussten kurz nach Therapiebeginn eingeschläfert werden, nachdem bei ihnen eine

persistente Infektion mit dem BVD-Virus nachgewiesen worden war. Bei einem Tier konnte

der Heilungserfolg nicht nachvollzogen werden, da das Tier wieder zurück auf den Bestand

verbracht wurde und keine Informationen über den Ausgang in Erfahrung zu bringen waren.

Ein Tier musste aufgrund schwerer Begleiterkrankungen und ein anderes wegen des

Auftretens einer eitrigen Knochenfistel eingeschläfert werden. Bei einem Tier stellte sich die

Metatarsusfraktur als Komplikation der konservativen Behandlung einer Fraktur des

Antebrachiums dar, woraufhin von einer Therapie abgesehen wurde. Im Falle des blutigen

Walking Casts handelte es sich um eine knapp zwei Jahre alte Braunviehkuh mit einer

offenen diaphysären Stückfraktur. Auch sie musste nach 16 Tagen eingeschläfert werden, da

die verwendeten Bohrdrähte ausgebrochen waren und sich die Frakturenden verschoben

hatten.

4 Radiologische Auswertung der Repositionsergebnisse

Die genauen Verteilungen der Repositionsergebnisse auf die einzelnen Knochen sind

Tabellen 23 und 24 zu entnehmen.

4.1 Fragmentverschiebung

Die Fragmentverschiebung wurde in Anlehnung an STEINER et al. (1993) eingeteilt. Hierfür

wurde die Dicke der Kortikalis an der breitesten Stelle gemessen. Dieser Wert entsprach einer

Unit. So wurde bei Frakturen der Diaphyse die Fragmentverschiebung wie folgt evaluiert: Gut

(≤ 0,5 Units), mäßig (0,51 - 1 Units), schlecht (> 1 Unit). Bei Frakturen an den Knochenenden

konnte der doppelte Wert toleriert werden.

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IV Ergebnisse 80

Tabelle 23: Beurteilung der Fragmentverschiebung nach Reposition bei 54 chirurgisch und 76 konservativ versorgten Frakturen langer

Röhrenknochen bei Rindern in Anlehnung an STEINER et al. (1993)

chirurgische Behandlungen konservative Behandlungen

Knochen gut mäßig schlecht Summe Knochen gut mäßig schlecht Summe

Humerus 1 0 0 1 Humerus 0 0 0 0

Antebrachium 2 3 1 6 Antebrachium 2 0 0 2

Metacarpus 2 2 0 4 Metacarpus 18 14 8 40

Femur 9 6 9 24 Femur 0 0 0 0

Tibia 8 7 3 18 Tibia 0 0 0 0

Metatarsus 0 0 1 1 Metatarsus 9 8 17 34

Summe 22 18 14 54 Summe 29 22 25 76

davon geheilt davon geheilt

Humerus 1 0 0 1 Humerus 0 0 0 0

Antebrachium 1 2 1 4 Antebrachium 1 0 0 1

Metacarpus 2 2 0 4 Metacarpus 16 11 7 34

Femur 4 4 4 12 Femur 0 0 0 0

Tibia 4 5 2 11 Tibia 0 0 0 0

Metatarsus 0 0 1 1 Metatarsus 9 6 15 30

Summe 12 13 8 33 Summe 26 17 22 65

geheilt in % 54,5 72,2 57,1 61,1 geheilt in % 89,7 77,3 88,0 85,5

Gut: ≤ 0,5 Units, mäßig:0,51-1 Unit, schlecht: > 1 Unit

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IV Ergebnisse 81

4.1.1 Chirurgische Behandlungen

Von 65 chirurgisch behandelten Tieren konnten von 54 Tieren Röntgenbilder nach

Frakturreposition im Hinblick auf Fragmentverschiebung nach Steiner et al. (1993)

ausgewertet werden. Die übrigen Bilder waren entweder aufgrund technischer Probleme nicht

mehr vorhanden (3) oder die Patienten intra operationem euthanasiert worden (7). In einem

Fall war das Bild nach Reposition aufgrund erheblicher Splitterung und

Weichteilüberlagerung nicht beurteilbar. Bei 22 Patienten (40,7 %) wurde die

Fragmentverschiebung als gut bewertet, davon konnten zwölf (54,5 %) geheilt werden. Bei 18

(33,3 %) war die Fragmentverschiebung mäßig, davon konnten 13 (72,2 %) geheilt werden.

Bei 14 Patienten (25,9 %) wurde die Fragmentverschiebung als schlecht bewertet. Von ihnen

wurden acht (57,1 %) geheilt. Diese Unterschiede waren im Chi-Quadrat-Test nicht

signifikant (p=0,49). Abbildungen 32 und 33 zeigen schlechte und gute Repositionsergebnisse

im Hinblick auf die Fragmentverschiebung.

Abb. 32: Röntgenbilder einer chirurgisch behandelten Fraktur des rechten Femurs

(Frakturklassifikation: 33C) bei einem zwei Tage alten Fleckviehkalb mit schlechtem

Repositionsergebnis im Hinblick auf die Fragmentverschiebung (1,97 Units) nach

Osteosynthese mittels LCP

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IV Ergebnisse 82

Abb. 33: Röntgenbilder einer rechten Tibiafraktur bei einem fünf Tage alten Fleckviehkalb

nach Plattenosteosynthese mittels T-Platte mit gutem Repositionsergebnis im Hinblick auf die

Fragmentverschiebung (0,33 Units)

4.1.2 Konservative Behandlungen

Von 87 konservativ behandelten Patienten konnten von 76 die Röntgenbilder nach

Frakturreposition ausgewertet werden. Die übrigen Bilder waren aufgrund technischer

Probleme nicht mehr verfügbar (2), bei Behandlungen mittels Stallruhe (4) oder aufgrund von

Kostenreduktion (5) nicht angefertigt worden. Der Grad der Fragmentverschiebung wurde bei

29 Frakturen (38,2 %) als gut bewertet. Davon konnten 26 Patienten (89,7 %) geheilt werden.

Bei 22 Frakturen (28,9 %) wurde die Fragmentverschiebung als mäßig bewertet. Darunter

befand sich ein Patient mit einer beidseitigen Metacarpusfraktur mit jeweils mäßiger

Fragmentverschiebung. Das Tier verendete zwei Tage nach der Behandlung an den schweren

Begleiterkrankungen (Lungenödem, Rippenserienfraktur, persistierender ductus arteriosus).

Insgesamt konnten 17 Patienten (72,3 %) aus dieser Gruppe geheilt werden. Die

Fragmentverschiebung bei den übrigen 25 Frakturen (32,9 %), von denen 22 (88,0 %) geheilt

werden konnten, wurde als schlecht bewertet. Der Fisher-Test zeigt bei den vorliegenden

Daten keinen signifikanten Einfluss der Fragmentverschiebung nach konservativer

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IV Ergebnisse 83

Frakturversorgung auf den Heilungserfolg der Patienten (p=0,27). Abbildungen 34 und 35

zeigen ein schlechtes (33) und ein gutes (34) Repositionsergebnis im Hinblick auf die

Fragmentverschiebung.

Abb. 34: links: schlechtes Repositionsergebnis im Hinblick auf die Fragmentverschiebung

(1,96 Units) bei einer diaphysären Splitterfraktur des linken Metatarsus bei einem drei

Monate alten Fleckviehkalb nach Castbehandlung (Frakturklassifikation: 63C)

rechts: dieselbe Fraktur nach zehnwöchiger Castbehandlung, man erkennt deutliche

Kallusbildung und knöchernen Durchbau der Fraktur

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IV Ergebnisse 84

Abb. 35: links: gutes Repositionsergebnis im Hinblick auf die Fragmentverschiebung

(0 Units) einer diaphysären linken Metacarpusfraktur bei einer circa 400 kg schweren

Fleckviehkalbin nach konservativer Versorgung mittels Castverband

Rechts: geringgradige Kallusbildung und bereits teilweiser Durchbau der Metacarpusfraktur

bei Röntgenkontrolle nach einem Monat

4.2 Frakturspalt

Das Repositionsergebnis im Hinblick auf den Frakturspalt wurde in Anlehnung an die Arbeit

von STEINER et al. (1993) evaluiert. Dafür wurde die Breite des Frakturspaltes in

Millimetern an der weitesten Stelle gemessen. Ein Wert von ≤ 0,5 mm wurde als gut, von

0,51-1 mm als mäßig und von > 1 mm als schlecht evaluiert.

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IV Ergebnisse 85

Tabelle 24: Beurteilung des Frakturspaltes nach Reposition bei 54 chirurgisch und 76 konservativ versorgten Frakturen langer Röhrenknochen bei

Rindern in Anlehnung an STEINER et al. (1993)

chirurgische Behandlungen konservative Behandlungen

Knochen gut mäßig schlecht Summe Knochen gut mäßig schlecht Summe

Humerus 1 0 0 1 Humerus 0 0 0 0

Antebrachium 0 0 6 6 Antebrachium 0 1 1 2

Metacarpus 0 0 4 4 Metacarpus 3 0 37 40

Femur 6 3 14 23 Femur 0 0 0 0

Tibia 2 3 14 19 Tibia 0 0 0 0

Metatarsus 0 0 1 1 Metatarsus 3 0 31 34

Summe 9 6 39 54 Summe 6 1 69 76

davon geheilt davon geheilt

Humerus 1 0 0 1 Humerus 0 0 0 0

Antebrachium 0 0 4 4 Antebrachium 0 0 1 1

Metacarpus 0 0 4 4 Metacarpus 2 0 32 34

Femur 4 2 6 12 Femur 0 0 0 0

Tibia 0 3 8 11 Tibia 0 0 0 0

Metatarsus 0 0 1 1 Metatarsus 3 0 27 30

Summe 5 5 23 33 Summe 5 0 60 65

geheilt in % 55,6 83,3 57,0 61,1 geheilt in % 83,3 0,0 87,0 85,5

Gut: ≤ 0,5 mm, mäßig: 0,51-1 mm, schlecht: > 1 mm

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IV Ergebnisse 86

4.2.1 Chirurgische Behandlungen

Von 65 chirurgisch behandelten Patienten konnten von 54 Röntgenbilder nach

Frakturreposition im Hinblick auf den Frakturspalt ausgewertet werden (vergleiche 4.1.1). In

neun Fällen (16,7 %) konnte die verbliebene Breite des Frakturspaltes als gut bewertet

werden. Aus dieser Gruppe wurden fünf Patienten (55,6 %) geheilt. Weitere sechs Fälle

(11,1 %) wurden als mäßig bewertet. Davon konnten fünf Tiere (83,4 %) geheilt werden. Als

schlecht wurde die Breite des Frakturspaltes bei 39 Patienten (72,2 %) bewertet, von denen 23

(59 %) geheilt werden konnten. Im Fisher-Test zeigten diese Unterschiede keine Signifikanz

(p=0,66). Die Abbildungen 36-38 zeigen schlechte und gute radiologische

Repositionsergebnisse nach chirurgischer Frakturversorgung.

Abb. 36: schlechtes Repositionsergebnis im Hinblick auf den Frakturspalt (7,16 mm) bei einer

Tibiafraktur (Frakturklassifikation: 42A) nach chirurgischer Versorgung mittels LCP bei

einem elf Tage alten Fleckviehkalb

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IV Ergebnisse 87

Abb. 37: Röntgenbilder der rechten Tibiafraktur aus Abb. 36 nach siebenwöchiger

Verplattung mittels LCP, man erkennt große Mengen an knöchernem Kallus. Das Kalb

konnte trotz schlechtem Repositionsergebnis geheilt werden.

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IV Ergebnisse 88

Abb. 38: Röntgenbilder einer chirurgisch versorgten Femurfraktur eines drei Tage alten

Braunviehkalbes (Frakturklassifikation: 33A) mit gutem Repositionsergebnis im Hinblick auf

den Frakturspalt (0,47 mm) nach chirurgischer Versorgung mittels LCP

4.2.2 Konservative Behandlungen

Von den 87 konservativ behandelten Patienten konnten in 76 Fällen Röntgenbilder nach

Frakturreposition im Hinblick auf den Frakturspalt ausgewertet werden (siehe 4.1.2). In sechs

Fällen (7,9 %) wurde die Breite des Frakturspaltes nach Frakturreposition als gut bewertet.

Fünf dieser Patienten (83,4 %) konnten geheilt werden. Als mäßig wurde die Breite des

Frakturspaltes bei einem Tier (1,5 %), das nicht geheilt werden konnte, bewertet. Die übrigen

69 Fälle (90,8 %) wurden als schlecht evaluiert. Hiervon konnten 60 Patienten (87,0 %)

geheilt werden. Diese Unterschiede waren im Fisher-Test nicht signifikant (p=0,1).

Abbildungen 39-41 zeigen Röntgenbilder mit schlechtem (39+40) und gutem (41)

Repositionsergebnis im Hinblick auf den Frakturspalt nach konservativer Frakturversorgung.

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IV Ergebnisse 89

Abb. 39: Röntgenbilder einer diaphysären Schrägfraktur des Metatarsus

(Frakturklassifikation: 63A) mit schlechtem Repositionsergebnis im Hinblick auf den

Frakturspalt (7,7 mm) bei einem neugeborenen Fleckviehkalb nach konservativer

Frakturversorgung mittels Castverband

Abb. 40: Röntgenbilder der Metatarsusfraktur aus Abb. 39 nach fünfwöchiger

Castbehandlung. Die Fraktur war klinisch stabil und zeigte bereits knöchernen Durchbau

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IV Ergebnisse 90

Abb. 41: Röntgenbilder einer einfachen metaphysären Faktur des rechten Metatarsus

(Frakturklassifikation: 62A) mit gutem Repositionsergebnis im Hinblick auf den Frakturspalt

(0 mm) nach gedeckter Reposition und Fixierung mittels Castverbandes bei einem ein Tag

alten Fleckviehkalb

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IV Ergebnisse 91

5 Implantatentfernung

Insgesamt führte bei 33 Patienten die chirurgische Versorgung zum Heilungserfolg. Bei 22

dieser Patienten (66,7 %) wurde eine Implantatentfernung durchgeführt. In einem Fall

handelte es sich um eine Osteosynthese durch Schraube einer offenen Salter Harris Typ II

Fraktur des Radius mit je einer Kortikalis- und einer Spongiosaschraube bei einem

neugeborenen Fleckviehkalb. Nach 22 Tagen wurden beide Schrauben entfernt und das Tier

konnte in der Folge als geheilt entlassen werden.

Die übrigen 21 Fälle betrafen Patienten, die mit Plattenosteosynthesen versorgt worden

waren. Insgesamt waren 31 Patienten nach Plattenosteosynthese als geheilt entlassen worden.

Zehn dieser Patienten wurden nicht zu Implantatentfernung vorgestellt. Die Gründe hierfür

lagen meist in wirtschaftlichen Überlegungen der Besitzer. In keinem dieser Fälle wurde von

Spätkomplikationen berichtet, die durch das Implantat entstanden waren. Bei den 21 von 31

Fällen (67,7 %) wurden die Platten durchschnittlich 102,2 Tage und median 107 Tage nach

Ersteinlieferung an die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung wieder

entfernt. Der Maximalwert betrug 167 Tage. Der Minimalwert bis zur Implantatentfernung

betrug 63 Tage. Hierbei handelte es sich um ein Braunviehkalb mit einer Fraktur des Femurs.

Die frühe Entfernung des Implantats war der Lockerung desselben geschuldet. In der Folge

entwickelte das Tier eine Osteomyelitis, die allerdings erfolgreich mittels parenteraler

Applikation von Antiinfektiva therapiert werden konnte. Das Kalb konnte elf Tage nach

Implantatentfernung als geheilt entlassen werden.

6 Einfluss von Begleiterkrankungen auf den Therapieausgang

6.1 Tiere mit Begleiterkrankungen

Von den 202 Patienten entwickelten 135 (66,8 %) im Behandlungsverlauf eine oder mehrere

Begleiterkrankungen, die nicht in direktem Zusammenhang mit der Fraktur standen, oder

wurden bereits mit solchen eingeliefert. Die häufigsten Begleiterkrankungen waren hierbei

Neugeborenendurchfall (72), Nabelerkrankungen (30), Lungenentzündungen (29),

Neuromyodysplasia congenita (12) und Sepsis (7). Die genaue Verteilung von

Begleiterkrankungen auf die einzelnen Altersgruppen und die Behandlungsform ist Tabelle 25

zu entnehmen und in Abbildung 41 graphisch dargestellt. Von den 135 Patienten mit

Begleiterkrankung wurden 104 behandelt, wovon 67 (64,4 %) geheilt wurden. Die übrigen 37

Tiere verstarben oder mussten im Behandlungsverlauf eingeschläfert werden.

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IV Ergebnisse 92

Tabelle 25: Übersicht über 104 behandelte Patienten mit Frakturen langer Röhrenknochen mit

Begleiterkrankungen (die Prozentangaben beziehen sich auf die vorangehende Spalte)

Tiere mit Begleiterkrankungen

Behandlung konservativ chirurgisch gesamt

Altersklasse behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt

bis 2 Wochen 44 33 (75,0 %) 49 25 (51,0 %) 93 58 (62,4 %)

über 2 Wochen 9 7 (77,8 %) 2 2 (100,0 %) 11 9 (81,8 %)

Anzahl gesamt: 53 40 (75,5 %) 51 27 (52,9 %) 104 67 (64,4 %)

6.2 Tiere ohne Begleiterkrankungen

Insgesamt 67 Patienten (33,2 %) waren nicht von Begleiterkrankungen betroffen. Davon

wurden 48 Tiere behandelt und 36 (75,0 %) konnten geheilt werden. Die genaue Verteilung

auf die Behandlungsmethoden und einzelnen Altersklassen ist Tabelle 26 zu entnehmen.

Tabelle 26: Übersicht über 48 behandelte Patienten mit Frakturen an langen Röhrenknochen

ohne Begleiterkrankung (die Prozentangaben beziehen sich auf die vorangehende Spalte)

Tiere ohne Begleiterkrankung

Behandlung konservativ chirurgisch gesamt

Altersklasse behandelt geheilt behandelt geheilt behandelt geheilt

bis 2 Wochen 9 9 (100,0 %) 6 1 (16,7 %) 15 10 (66,7 %)

älter als ein Jahr 25 21 (84,0 %) 8 5 (62,5 %) 33 26 (78,8 %)

Anzahl gesamt: 34 30 (88,2 %) 14 6 (42,9 %) 48 36 (75,0 %)

6.3 Einfluss von Begleiterkrankungen

Der Einfluss von Begleiterkrankungen auf den Behandlungsausgang von Frakturpatienten war

damit bei den behandelten Tieren nicht signifikant (p=0,19). Auch im Hinblick auf den

Einfluss von Begleiterkrankungen bei den beiden Behandlungsverfahren waren die

Unterschiede beim Heilungserfolg statistisch nicht signifikant (chirurgische Behandlungen:

p=0,504; konservative Behandlungen: p=0,14). Auch bei Betrachtung der verschiedenen

Altersgruppen konnte bei der Gruppe der behandelten Tiere kein signifikanter Einfluss von

Begleiterkrankungen auf das Behandlungsergebnis festgestellt werden (Altersgruppe bis zwei

Wochen: p=0,75; Altersgruppe über zwei Wochen: p=0,83). Abbildung 42 stellt die

Heilungsquote von Patienten mit und ohne Begleiterkrankung graphisch dar.

Tiere ohne Begleiterkrankung verblieben durchschnittlich 20,2 und median 14,5 Tage in der

Klinik, während Patienten mit Begleiterkrankung im Durchschnitt 29 und im Median 26 Tage

stationär an der Klinik verblieben. Im Mann-Whitney-U-Test war dieser Unterschied

signifikant (p<0,001).

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IV Ergebnisse 93

Abbildung 42: Verteilung der 202 Frakturpatienten mit und ohne Begleiterkrankungen, sowie

deren Behandlung und Therapieerfolg

7 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang

Von insgesamt 152 behandelten Tieren kam es in 67 Fällen (44,1 %) zu Komplikationen, die

in direktem Zusammenhang mit der Fraktur und deren Behandlung standen. Von diesen 67

Tieren konnten 34 (50,7 %) als geheilt aus der Klinik entlassen werden, während von den 85

behandelten Patienten ohne Komplikation 69 (81,2 %) geheilt werden konnten. Diese Werte

sind in Abbildung 43 graphisch dargestellt. Im Chi-Quadrat-Test waren diese Unterschiede

signifikant (p<0,001), sodass in der vorliegenden Studie das Auftreten von Komplikationen

einen signifikant negativen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hatte. Des Weiteren zeigte

sich im Chi-Quadrat-Test, dass Komplikationen bei chirurgischer Behandlung signifikant

häufiger auftraten, als dies bei konservativen Behandlungen der Fall war (p<0,001). Tiere, bei

denen Komplikationen auftraten, hatten einen durchschnittlichen Klinikaufenthalt von 34,1

und median von 29 Tagen, während Tiere ohne Komplikationen durchschnittlich 22,5 und

median 18,5 Tage in der Klinik verblieben. Im Mann-Whitney-U-Test war dieser Unterschied

signifikant (p=0,002).

0

20

40

60

80

100

120

140

160

mit Begleiterkrankung ohne Begleiterkrankung

An

zah

l de

r Fr

aktu

rpat

ien

ten

gesamt

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 94

Abbildung 43: Übersicht über 152 behandelte Frakturpatienten und deren Therapieausgang im

Hinblick auf das Auftreten von Behandlungskomplikationen

7.1 Komplikationen bei konservativen Behandlungen

Von den 87 Fällen, die konservativ behandelt wurden, kam es bei 23 (26,4 %) zu

Komplikationen. Als häufigste Komplikation traten hierbei Dekubitalstellen (19) auf. Dabei

handelte es sich in elf Fällen um Druckstellen unter dem Cast und in acht Fällen um

Liegestellen. In einem Fall kam es zu einer Fraktur einer vorher nicht betroffenen Gliedmaße.

Im einzigen Fall, in dem ein blutiger Walking Cast angebracht worden war, kam es zur

Verbiegung und zum Ausriss der Bohrdrähte und in der Folge zur Frakturverschiebung. Beide

Patienten mussten daraufhin eingeschläfert werden.

Von den insgesamt 23 konservativ behandelten Patienten, bei denen es zu Komplikationen

kam, konnten 16 (69,6 %) die Klinik geheilt verlassen. Ihr Klinikaufenthalt betrug

durchschnittlich 27,8 und median 18,5 Tage. Bei konservativ behandelten Tieren ohne

Komplikationen betrug er im Durchschnitt 22,1 und im Median 18 Tage. Von den 64

konservativ behandelten Tieren, bei denen keine Komplikationen auftraten, konnten 54

(84,4 %) die Klinik geheilt verlassen. Im Chi-Quadrat-Test hatte das Auftreten von

Komplikationen bei konservativer Behandlung keinen signifikanten Einfluss auf das

Behandlungsergebnis, zeigte aber eine Tendenz dazu (p=0,082).

67

85

34 50,7%

69 81,2 %

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

mit Komplikation ohne Komplikation

An

zah

l de

r b

eh

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elt

en

Fra

ktu

rpat

ien

ten

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 95

7.2 Komplikationen bei chirurgischen Behandlungen

Von den insgesamt 65 Tieren, die chirurgisch behandelt wurden, kam es in 44 Fällen (67,7 %)

zu Komplikationen. In sieben Fällen traten die Komplikationen bereits in der Operationsphase

auf. Sechs Fälle betrafen Osteosynthesen des Femurs. In fünf Fällen war wegen starker

Muskelkontraktion eine Reposition nicht möglich und in einem Fall wurde die Operation

aufgrund zu starker Splitterung des Knochens abgebrochen. Der verbleibende Fall betraf eine

Osteosynthese an der Tibia bei einem zwei Tage alten Kalb. Hier konnte die Fraktur aufgrund

starker Muskelkontraktion nicht reponiert werden. Eine Übersicht über die Patienten die

aufgrund intraoperativer Komplikationen eingeschläfert werden mussten, ist Tabelle 27 zu

entnehmen.

Tabelle 27: Übersicht über die sieben Frakturkälber, die aufgrund schwerwiegender

Komplikationen bereits während der Operation eingeschläfert werden mussten

Fallnr.

Gewicht

in kg

Alter

in

Tagen Geschlecht

Alter der

Fraktur bei

Einlieferung

in Tagen

Fraktur-

klassi-

fikation

Grund für die

Euthanasie

3/8 275 262 w 1 34B Reposition nicht möglich

3/11 53,5 1 m 1 33A Reposition nicht möglich

3/18 60 6 m 6 33B Reposition nicht möglich

3/14 53 8 m 8 34C Fibrin + Kallusbildung,

3/19 102 101 w 7 34C

Reposition nicht möglich

Reposition nicht möglich

3/21 225 208 w 1 nb hgr. Splitterung

4/8 40 2 w 2 43C Reposition nicht möglich

Bei den restlichen 37 Patienten waren die häufigsten Komplikationen Dekubitalstellen (6x

unter Cast; 7x Liegestelle) und Wundinfektionen (13), Implantatlockerung (10), Osteomyelitis

(4) in Verbindung mit Implantatlockerung (1), Wundinfektion (1) oder Serombildung (2),

Überlastung der kontralateralen Gliedmaße (3) oder Refraktur (1). Zur Ausbildung einer

Sepsis kam es in Kombination mit Implantatlockerung in einem Fall, in Kombination mit

Wundinfektion in zwei Fällen und in Kombination mit Osteomyelitis in einem Fall.

Tabelle 28 zeigt die Verteilung von Wundinfektionen und Implantatlockerungen auf die

betroffenen Knochen.

Von den 44 Patienten, bei denen Komplikationen bei chirurgischen Behandlungsmethoden

auftraten, konnten 18 (40,9 %) die Klinik als geheilt verlassen. Betrachtet man nur die Tiere,

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IV Ergebnisse 96

bei denen die Komplikationen erst im postoperativen Verlauf aufgetreten waren, liegt der

Prozentsatz der geheilten Patienten nach chirurgischer Behandlung bei 48,6 %. Ihr

Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 39 und median 31 Tage, während chirurgisch

behandelte Tiere ohne Komplikationen im Durchschnitt 22,8 und median 23 Tage

Klinikaufenthalt benötigten. Von den 21 chirurgisch behandelten Tieren ohne Komplikation

konnten 15 (71,4 %) geheilt werden. Im Chi-Quadrat-Test hatte das Auftreten von

Komplikationen bei chirurgischer Behandlung keinen signifikanten Einfluss auf die

Heilungsquote, ließ jedoch eine Tendenz erkennen (p=0,072). Bei reiner Betrachtung der

Plattenosteosynthesen ergab sich eine postoperative Komplikationsrate von 63,0 %.

Tabelle 28: Verteilung der häufigsten Komplikationen bei chirurgischer Behandlung auf die

betroffenen Knochen (die Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtzahl der

Behandlungen an diesem Knochen)

Knochen

häufigste Femur Tibia Antebrachium Metacarpus

Komplikationen Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent

Wundinfektion 5 16,1 7 36,8 0 0,0 1 25,0

Implantatlockerung 5 16,1 3 15,8 2 25,0 0 0,0

gesamte Behandlungen 31 19 8 4

8 Einfluss des Zeitpunkts der Einlieferung auf den Therapieausgang

Die meisten Tiere (82,3 %) wurden innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der Fraktur in

die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung eingeliefert. So dauerte es

durchschnittlich 2,2 Tage und median einen Tag bis die Tiere an die Klinik verbracht wurden.

Die maximale Dauer betrug 28 und die minimale Dauer null Tage. In einem Fall konnte der

genaue Zeitpunkt des Traumas nicht mehr nachvollzogen werden. Von den übrigen 207

Frakturen wurden 171 innerhalb der ersten drei Tage und 36 später eingeliefert. Die

Verteilung der Einlieferungsdauer auf die einzelnen Knochen ist Tabelle 29 zu entnehmen.

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IV Ergebnisse 97

Tabelle 29: Übersicht über die Dauer bis zur Einlieferung von 201 Patienten mit Frakturen

langer Röhrenknochen (bei einem Fall konnte keine Angabe zum Zeitpunkt der

Frakturentstehung gemacht werden)

Alter der Fraktur bei Einlieferung in Tagen

Knochen Minimum Maximum Durchschnitt Median

Metacarpus 0 21 2,1 1

Metatarsus 0 28 1,6 1

Humerus 0 3 1,1 1

Antebrachium 0 4 1,4 1

Femur 0 9 3,3 2

Tibia 0 21 2,2 1

Von den 170 Frakturen, die innerhalb der ersten drei Tage nach Frakturentstehung eingeliefert

wurden, erhielten 129 (75,8 %) eine Behandlung, von denen 89 (69,0 %) geheilt werden

konnten. Von den 37 Frakturen, die später als drei Tage nach Frakturentstehung eingeliefert

wurden, kam 24 (64,9 %) eine Behandlung zuteil und 14 (58,3 %) davon konnten geheilt

werden. Die genauen Fallzahlen sind in Tabelle 30 festgehalten. Im Chi-Quadrat-Test konnte

kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen im Hinblick auf die

Heilungsquote festgestellt werden (p=0,33). Bei einer Tibiafraktur konnte retrospektiv nicht

mehr nachvollzogen werden, wann genau die Fraktur entstanden war, deshalb wurde sie für

dieses Kapitel ausgeschlossen.

Tabelle 30: Ausgang der Frakturbehandlungen im Hinblick auf das Alter der Fraktur bei

Einlieferung von 207 Frakturen langer Röhrenknochen bei 201 Rindern (die Prozentangaben

beziehen sich auf die vorangehende Spalte)

Alter der Fraktur bei Einlieferung in Tagen

≤3 >3

Knochen gesamt behandelt geheilt gesamt behandelt geheilt

Humerus 7 3 (42,9 %) 3 (100,0 %) 0 0 0

Antebrachium 11 9 (81,2 %) 5 (55,6 %) 1 1 (100,0 %) 1 (100,0 %)

Metacarpus 49 40 (81,6 %) 32 (80,0 %) 12 8 (66,7 %) 7 (87,5 %)

Femur 36 22 (61,1 %) 8 (36,4 %) 17 11 (64,7 %) 4 (36,4 %)

Tibia 24 16 (66,7 %) 9 (56,3 %) 5 3 (60,0 %) 1 (33,3 %)

Metatarsus 43 39 (95,1 %) 32 (82,1 %) 2 1 (50,0 %) 1 (100,0 %)

Gesamt 170 129 (75,8 %) 89 (69,0 %) 37 24 (64,9 %) 14 (58,3 %)

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IV Ergebnisse 98

9 Einfluss von Laborparatmetern mit Aussagekraft über die

Kolostrumversorgung auf den Therapieausgang

Im Rahmen dieser Untersuchung konnten von insgesamt 120 Patienten im Alter von bis zu

einer Woche Laborwerte bei Einlieferung retrospektiv ausgewertet und auf deren Einfluss auf

den Behandlungsausgang hin untersucht werden.

9.1 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)

Von 127 Patienten im Alter von bis zu einer Woche konnten in 120 Fällen die GGT-Werte

retrospektiv ausgewertet werden. Bei 36 Patienten (im nachfolgenden Abschnitt als GGT-

Gruppe 1 bezeichnet) war dieser Wert bei Einlieferung nicht größer als 200 U/l, bei 84 (GGT-

Gruppe 2) lag er über 200 U/l. Aus der Gruppe der Tiere mit Werten unter 200 U/l wurden 25

(69,4 %) behandelt, von denen insgesamt zwölf (48,0 %) die Klinik als geheilt verlassen

konnten. Von den Patienten aus GGT-Gruppe 2 wurden 75 (89,3 %) behandelt und 51

(68,0 %) geheilt. Auf die Gesamtzahl betrachtet waren diese Unterschiede im Chi-Quadrat-

Test signifikant, sodass in dieser Studie Tiere, die mit einer GGT von 200 U/l oder niedriger

eingeliefert wurden, signifikant schlechtere Heilungschancen hatten, als Tiere mit höheren

Werten (p=0,0073). Betrachtet man nur die Gruppe der behandelten Tiere, so sind die

Auswirkungen nicht signifikant, zeigen aber eine Tendenz dazu (p=0,058).

9.1.1 Einfluss der GGT bei konservativen Behandlungen

Insgesamt wurden 50 Patienten konservativ behandelt. Darunter waren 14 Tiere (28,0 %) mit

Werten, die 200 U/l nicht überstiegen und weitere 36 (72,0 %) mit Werten über 200 U/l. Aus

GGT-Gruppe 1 konnten neun Tiere (64,3 %) und aus GGT-Gruppe 2 30 Tiere (83,3 %)

geheilt werden. In Abbildung 44 werden diese Werte graphisch verdeutlicht. Die

Unterschiede waren im Chi-Quadrat-Test nicht signifikant (p=0,144).

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IV Ergebnisse 99

Abbildung 44: Übersicht über die 50 konservativ behandelten Frakturkälber mit schlechten

GGT-Werten (≤ 200 U/l) und guten GGT-Werten (>200 U/l) und deren Behandlungsausgang

9.1.2 Einfluss der GGT bei chirurgischen Behandlungen

Von den insgesamt 51 chirurgischen Behandlungen bei jungen Kälbern entfielen elf (21,6 %)

auf GGT-Gruppe 1 und 40 (78,4 %) auf GGT-Gruppe 2. Aus GGT-Gruppe 1 konnten drei

Tiere (27,3 %) und aus GGT-Gruppe 2 21 Tiere (52,5 %) die Klinik als geheilt verlassen.

Abbildung 45 stellt diese Werte graphisch dar. Im Fisher-Test zeigten diese Unterschiede

keine Signifikanz (p=0,182).

14

36

9 64,3 %

30; 83,3 %

0

5

10

15

20

25

30

35

40

GGT ≤200 GGT >200

An

zah

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iv b

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Fr

aktu

rpat

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ten

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 100

Abbildung 45: Übersicht über die 51 chirurgisch behandelten Frakturkälber mit schlechten

GGT-Werten (≤ 200 U/l) und guten GGT-Werten (>200 U/l) und deren Behandlungsausgang

9.2 Einfluss von Gesamteiweiß (GE) auf den Therapieausgang

Von den 127 Patienten im Alter von bis zu einer Woche konnte von 120 der

Gesamteiweißwert bei Einlieferung ausgewertet werden. Bei 74 der Patienten (61,7 %) (im

weiteren Verlauf des Abschnittes als GE-Gruppe 1 bezeichnet) lag dieser nicht über 50 g/l,

während er bei 46 Patienten (38,3 %) (GE-Gruppe 2) darüber lag. Aus GE-Gruppe 1 wurden

61 Patienten (82,4 %) behandelt, von denen 33 (54,1 %) die Klinik geheilt verlassen konnten.

Aus GE-Gruppe 2 kam 40 Patienten (87,0 %) eine Behandlung zu, welche bei 30 (75,0 %)

zum Erfolg führte. Abbildung 46 verdeutlicht diese Werte graphisch. Im Chi-Quadrat-Test

stellten sich diese Unterschiede als statistisch signifikant heraus (p=0,034), sodass in der

vorliegenden Studie behandelte Tiere mit GE-Werten von über 50 g/l eine signifikant bessere

Heilungsquote hatten als Tiere mit niedrigeren GE-Werten.

11

40

3, 27,3 %

21, 52,5 %

0

5

10

15

20

25

30

35

40

GGT ≤200 GGT >200

An

zah

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hir

urg

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han

de

lte

n

Frak

turp

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n

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 101

Abbildung 46: Übersicht über alle 101 Frakturkälber im Alter von bis zu einer Woche, denen

eine Behandlung zukam mit schlechten GE-Werten (≤ 50 g/l) und guten GE-Werten (> 50 g/l)

und deren Therapieausgang

9.2.1 Einfluss von Gesamteiweiß bei konservativen Behandlungen

Insgesamt kam 50 Kälbern im Alter von bis zu einer Woche eine konservative Behandlung

zu, welche bei 33 (66,0 %) zum Erfolg führte. Von den behandelten Kälbern stammten 31

(62,0 %) aus GE-Gruppe 1 und 19 (38,0 %) aus GE-Gruppe 2. Die Anzahl der Tiere, die

geheilt werden konnten, lag in GE-Gruppe 1 bei 16 (51,6 %) und in GE-Gruppe 2 bei 17

Tieren (89,5 %). Damit hatten in der vorliegenden Studie konservativ behandelte Kälber, die

nicht älter als eine Woche waren und GE-Werte von über 50 g/l aufwiesen, eine signifikant

bessere Heilungsquote als Kälber mit niedrigeren Werten (p=0,0061). In Abbildung 47

werden diese Werte graphisch verdeutlicht.

61 40 33,

54,1 % 30,

75 %

0

10

20

30

40

50

60

70

GE ≤ 50 g/l GE > 50 g/l

An

zah

l de

r ge

sam

t b

eh

and

elt

en

Fra

ktu

rpat

ien

ten

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 102

Abbildung 47: Übersicht über die 50 konservativ behandelten Frakturkälber im Alter von bis

zu einer Woche mit schlechten GE-Werten (≤ 50 g/l) und guten GE-Werten (> 50 g/l) und

deren Therapieausgang

9.2.2 Einfluss von Gesamteiweiß bei chirurgischen Behandlungen

Von den 51 Kälbern, denen eine chirurgische Behandlung zukam, stammten 30 (58,8 %) aus

GE-Gruppe 1 und 21 (41,2 %) aus GE-Gruppe 2. Während aus GE-Gruppe 1 17 (56,7 %)

chirurgisch behandelte Patienten geheilt wurden, konnten aus GE-Gruppe 2 13 Patienten

(61,9 %) die Klinik geheilt verlassen. Im Chi-Quadrat-Test waren diese Werte nicht

signifikant, sodass in der vorliegenden Studie bei chirurgisch behandelten Kälbern in der

ersten Lebenswoche das Gesamteiweiß keinen signifikanten Einfluss auf die Heilungsquote

hatte (p=0,71). In Abbildung 48 werden diese Werte graphisch verdeutlicht.

31

19 16, 51,6 %

17, 89,5 %

0

5

10

15

20

25

30

35

GE ≤ 50 g/l GE > 50 g/l

An

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Fr

aktu

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ien

ten

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 103

Abbildung 48: Übersicht über die 51 chirurgisch behandelten Frakturkälber im Alter von bis

zu einer Woche mit schlechten GE-Werten (≤ 50 g/l) und guten GE-Werten (> 50 g/l) und

deren Therapieausgang

30

21 17,

56,7 % 13, 61,9 %

0

5

10

15

20

25

30

35

GE ≤ 50 g/l GE > 50 g/l

An

zah

l de

r ch

irru

gisc

h b

eh

and

elt

en

Fr

aktu

rpat

ien

ten

behandelt

geheilt

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IV Ergebnisse 104

10 Telefonische Spätkontrolle

Von 65 Tieren, die in der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraumes wieder auf

ihren Heimatbetrieb entlassen werden konnten, konnten die Besitzer von 61

Tieren (93,8 %) telefonisch befragt werden.

10.1 Abgang vom Betrieb

Zum Zeitpunkt der Befragung hatten 34 Tiere den Betrieb bereits verlassen.

Davon waren 14 Tiere zwischen drei und zwölf Monate nach Entlassung aus der

Klinik vom Betrieb abgegangen, wovon drei verkauft und elf geschlachtet

wurden. Sechs Tiere verließen den Betrieb zwischen einem und zwei Jahren nach

Entlassung und weitere fünf Tiere blieben länger als zwei Jahre nach Entlassung

aus der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung auf ihrem

Heimatbetrieb. Alle diese Tiere wurden der Schlachtung zugeführt. Am längsten

auf dem Heimatbetrieb verblieb eine Fleckviehkuh, die bei der Entstehung der

Metacarpusfraktur bereits zwei Jahre alt war und mittels Plattenosteosynthese und

zusätzlichen stabilisierenden Castverbänden behandelt worden war. Sie stand dem

Landwirt für weitere viereinhalb Jahre als Milchkuh zur Verfügung, bevor sie aus

Altersgründen zur Schlachtung ging. Zwei Kälber wurden kurz nach Entlassung

auf dem Heimatbetrieb eingeschläfert. In einem Fall war der Grund ein

schwerwiegendes Lungenödem und im anderen Fall wurde eine persistente

Infektion mit dem BVD-Virus diagnostiziert. In sieben Fällen konnten die

Besitzer keine Angaben zum Zeitpunkt des Abgangs machen. In acht Fällen

(23,5 %) stand der Abgang im Zusammenhang mit der Fraktur. Hier gaben die

Besitzer weiterhin bestehende oder neu aufgetretene Lahmheiten oder

Gliedmaßenfehlstellungen an. In einem Fall handelte es sich um eine reine

Vorsichtsmaßnahme, da die Besitzer Angst vor Spätkomplikationen hatten. In 21

Fällen (61,8 %) lagen andere Gründe wie Fruchtbarkeitsprobleme oder

Eutererkrankungen vor und in fünf Fällen (14,7 %) konnten keine Angaben mehr

zum Abgangsgrund gemacht werden.

10.2 Lahmheit und Gliedmaßenstellung

Zum Zeitpunkt des Telefonats mit dem Besitzer oder des Abgangs vom Betrieb

zeigten 40 Tiere (65,6 %) keinerlei Lahmheit der betroffenen Gliedmaße. In zwei

Fällen (3,3 %) lag eine geringgradige Lahmheit vor, die die Nutzungsfähigkeit des

Tieres in einem Fall allerdings nicht einschränkte. Im anderen Fall war das Tier

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IV Ergebnisse 105

mit Erreichen der Schlachtreife verwertet worden, um das Risiko eines

Totalverlustes auszuschließen. In weiteren zwei Fällen (3,3 %) lag eine

mittelgradige Lahmheit vor, die die Tiere einschränkte, weshalb sie vom Betrieb

abgehen mussten. Bei einem dieser Tiere war die Lahmheit erst nach etwa zwei

Jahren aufgetreten und progressiv schlechter geworden. In einem weiteren Fall lag

eine mittelgradige Lahmheit der kontralateralen Gliedmaße vor, während die

ursprünglich betroffene Gliedmaße ohne besonderen Befund war. In sieben Fällen

(11,5 %) konnten keine Angaben mehr zur Lahmheit gemacht werden.

Bei 39 Patienten (63,9 %) waren zum Zeitpunkt des Telefonats keinerlei

Veränderungen der Gliedmaßenstellung an der betroffenen Gliedmaße

festzustellen. Elf Tiere (18,0 %) zeigten geringgradige Abweichungen. In einem

Fall war diese Veränderung erst nach ca. zwei Jahren gemeinsam mit

mittelgradiger Lahmheit aufgetreten. Drei Tiere (4,9 %) zeigten mittelgradige

Abweichungen. In einem Fall betraf diese Abweichung die kontralaterale

Gliedmaße. Von acht Besitzern (13,1 %) konnten keine Angaben zur

Gliedmaßenstellung mehr gemacht werden.

10.3 Zufriedenheit der Besitzer

Insgesamt äußerten 53 Besitzer (86,9 %) große Zufriedenheit über die

Behandlung und ihren Ausgang und gaben an, vergleichbare Verletzungen wieder

an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung behandeln

zu lassen. Lediglich drei Besitzer (4,9 %) gaben an, dass sie Frakturpatienten

nicht nochmals an der Klinik behandeln lassen würden. Zwei von ihnen gaben an

mit der Behandlung zwar zufrieden gewesen zu sein, würden aber aus

wirtschaftlichen Gründen auf eine nochmalige Behandlung einer vergleichbaren

Fraktur verzichten. Sechs Besitzer (9,8 %) konnten keine Angaben zu diesem

Thema machen.

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V Diskussion 106

V DISKUSSION

1 Patienten

Insgesamt wurden 202 Patienten mit 208 Frakturen der langen Röhrenknochen im

Zeitraum zwischen September 2003 und August 2013 in die Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Universität München

eingeliefert. Eine zuverlässige Aussage über die Häufigkeit des Auftretens von

Frakturen der langen Röhrenknochen bei Rindern im Einzugsbereich der Klinik

für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung ist anhand dieser Zahl

allerdings nicht möglich, da davon auszugehen ist, dass viele Frakturen nicht zur

Behandlung vorgestellt werden.

2 Betroffene Knochen

Am häufigsten war in der vorliegenden Studie das Röhrbein betroffen, also

Metacarpus (61) und Metatarsus (45). Gemeinsam machten sie mit 106 Fällen

mehr als die Hälfte der vorgestellten Frakturen aus. Dies stimmt mit den

Beobachtungen von PEITEL (1971), CRAWFORD und FRETZ (1985),

FERGUSON (1986), ELMA (1988), TULLENERS (1996), ANDERSON und ST.

JEAN (2008), ARICAN (2014) und BELGE et al. (2016) überein, steht aber im

Widerspruch zur Arbeit von GANGL et al. (2006), der die Tibia am häufigsten

gefolgt vom Femur am zweithäufigsten betroffen sah (GANGL et al., 2006). In

der Arbeit von CRAWFORD und FRETZ (1985) ist der Femur am häufigsten von

Frakturen betroffen, in der Summe von Vorder- und Hintergliedmaße liegt

allerdings das Röhrbein an erster Stelle (CRAWFORD und FRETZ, 1985). Auch

die Tatsache, dass der Metacarpus deutlich häufiger betroffen ist als der

Metatarsus, steht im Einklang mit den Aussagen von STEINER et al. (1993),

TULLENERS (1996) und ARICAN (2014), widerspricht jedoch der Arbeit von

Peitel (1971), die ein ähnlich häufiges Auftreten an beiden Knochen beschrieb.

Als Ursache für das häufigere Auftreten von Röhrbeinfrakturen an der

Vordergliedmaße werden geburtshilfliche Maßnahmen vermutet, da die Mehrheit

der Geburten beim Rind in Vorderendlage erfolgen (FERGUSON et al., 1986;

ELMA, 1988; TULLENERS, 1996; ANDERSON und ST. JEAN, 2008; ARICAN

et al., 2014). So konnte auch in der eigenen Untersuchung ein häufigeres

Page 117: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 107

Auftreten von Frakturen am Metacarpus als am Metatarsus bei der Gruppe der

Kälber bis zum Alter von einer Woche festgestellt werden.

Am zweithäufigsten lagen in dieser Studie Femurfrakturen vor. Auch hier steht

das Ergebnis der vorliegenden Studie im Einklang mit den Arbeiten mehrerer

anderer Autoren (NEMETH und NUMANS, 1972; HAMILTON et al., 1978;

CRAWFORD und FRETZ, 1985; FERGUSON et al., 1986; ARICAN et al.,

2014). Allerdings widerspricht es den Beobachtungen von SPIEß (2004), welche

mehr Tibiafrakturen als Femurfrakturen zählte (SPIEß, 2004).

Die Tibia, welche bei SPIEß (2004) und GANGL et al. (2006) am häufigsten von

Frakturen betroffen war, war in der vorliegenden Studie am dritthäufigsten von

Frakturen betroffen. Damit steht dieses Ergebnis im Einklang mit den

Untersuchungen von CRAWFORD und FRETZ (1985), ELMA (1988) und

ARICAN (2014).

Auffällig an der Hintergliedmaße war das häufige Auftreten von Frakturen in

Kniegelenksnähe. So lagen mit 17 Frakturen mehr als die Hälfte aller

Tibiafrakturen in der proximalen Metaphyse und beim Femur 13 Frakturen in der

distalen Epi- oder Metaphyse. Auch diese Erkenntnis folgt den Ergebnissen von

FERGUSON (1990), STEINER (1993) und SPIEß (2004). Als Erklärung für die

Häufung der Frakturen in diesem Bereich kann das Verkeilen des Kniegelenkes

des Kalbes im Becken der Kuh während der Geburt dienen. Diese Komplikation,

die von MICKELSEN (1976) als „Stifle Lock“ beschrieben wurde, führt durch

große Zugkraft zu Kompressionsfrakturen in diesem Bereich (MICKELSEN,

1976). Biomechanische Untersuchungen von FERGUSON (1994) lassen

erkennen, dass die häufige Frakturlokalisation an der Metaphyse im

Zusammenhang mit dem Wechsel von dichter Kortikalis zu weniger dichter

Spongiosa in diesem Bereich steht (FERGUSON, 1994).

Am seltensten wurden in der vorliegenden Studie Frakturen des Antebrachiums

(12) und des Humerus (7) gezählt. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit vielen

anderen Studien, die diese Knochen sehr selten betroffen sahen (GREENOUGH

et al., 1972; CRAWFORD und FRETZ, 1985; TULLENERS, 1986a, 1986b;

ELMA, 1988; RAKESTRAW, 1996; SPIEß, 2004; ARICAN et al., 2014).

Frakturen der linken Gliedmaße (103) waren in der vorliegenden Studie häufiger

als Frakturen der rechten Gliedmaße (97) oder beidseitige Frakturen (4). Auch

Page 118: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 108

SPIEß (2004) und FERGUSON et al. (1990) sahen in ihren Untersuchungen die

linke Gliedmaße häufiger betroffen als die rechte (FERGUSON et al., 1990;

SPIEß, 2004), während KAHRS (1983) die rechte Gliedmaße häufiger betroffen

sah. Es lässt sich keine schlüssige Erklärung für die Benachteiligung einer Seite

finden. In einer Studie zur Stabilität von Oberschenkelknochen von Kälbern

konnte bei Druckversuchen kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden

Seiten festgestellt werden (FERGUSON, 1994). Insofern scheint die Verteilung

auf die betroffen Seite eher zufällig zu sein. Bei Kälbern sind begünstigende

Faktoren wie die Position des Kalbes im Uterus, bevorzugte Lage des Muttertieres

während der Geburt oder die Art und Weise der Geburtshilfe denkbar

(HINDSON, 1978).

3 Alter der Frakturpatienten

Die meisten Patienten (122; 91,0 %) erlitten ihre Frakturen in der vorliegenden

Studie bereits am ersten Lebenstag. Dieses Ergebnis folgt den Erkenntnissen

vieler anderer Studien, die junge Kälber am häufigsten von Frakturen der langen

Röhrenknochen betroffen sahen (HICKMAN, 1957; DINGWALL et al., 1971;

HAMILTON et al., 1978; CRAWFORD und FRETZ, 1985; ELMA, 1988;

TULLENERS, 1996; NICHOLS et al., 2010; ARICAN et al., 2014; BELGE et al.,

2016). Der Grund für das häufige Auftreten in dieser Altersgruppe ist im

Geburtsvorgang selbst und in geburtshilflichen Maßnahmen zu sehen. Allerdings

wurden nur 30 Tiere auch direkt am ersten Lebenstag an der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung vorgestellt. Dies spricht

dafür, dass die Besitzer in der Regel nicht sofort nach der Ursache für fehlendes

Stehvermögen oder Lahmheit suchten und erst den Hoftierarzt zu Rate zogen,

bevor sie sich für einen Transport in die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz

und Bestandsbetreuung entschieden. Diese Erkenntnisse decken sich mit den

Ergebnissen von SPIEß (2004) und STEINER et al. (1993). Auch in diesen

Studien wurde nur ein Teil der Kälber am Tag der Frakturentstehung eingeliefert.

4 Zeitliches Auftreten

Im eigenen Patientengut traten die häufigsten Frakturen im Monat Mai auf. Diese

Erkenntnis folgt damit der Studie von MARTENS et al. (1998). Bei

differenzierterer Betrachtung fällt allerdings auf, dass das häufige Auftreten von

Page 119: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 109

Frakturen in diesem Monat vor allem durch die hohe Zahl von Frakturen bei

juvenilen und adulten Tieren begründet ist. Dies liegt möglicherweise an der

häufig praktizierten Weidehaltung im Einzugsbereich der Klinik für Wiederkäuer

mit Ambulanz und Bestandsbetreuung. So werden im Monat Mai in vielen

Betrieben die juvenilen und adulten Tiere auf die Weide ausgetrieben, wobei die

Entstehung von Frakturen nicht ungewöhnlich ist. Betrachtet man hingegen die

Gruppe der neonaten Kälber, so zeichnet sich ein anderes Bild ab. Es fällt auf,

dass vor allem in den Wintermonaten höhere Frakturraten zu verzeichnen sind.

Auch dieses Phänomen steht möglicherweise in Zusammenhang mit der weit

verbreiteten sommerlichen Weidehaltung im südbayerischen Raum. So ist es in

vielen Betrieben gängige Praxis, Kühe terminlich so zu besamen, dass die

Kalbung auf die Wintermonate fällt, da sich die Tiere in diesem Zeitraum nicht

auf der Weide befinden und so eine Geburtsüberwachung durch den Landwirt

einfacher zu praktizieren ist.

5 Einfluss des Körpergewichts auf den Therapieausgang

In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss des Körpergewichts auf die

Heilung nur in der Gruppe der Kälber im Alter von maximal zwei Wochen

statistisch untersucht. Hierbei konnte weder im Hinblick auf die Gesamtzahl der

Behandlungen noch bei Betrachtung der einzelnen Behandlungsmethoden ein

signifikanter Einfluss des Körpergewichtes auf den Therapieausgang festgestellt

werden.

Dies zeigt, dass obwohl das Körpergewicht von neonaten Frakturpatienten

teilweise stark variiert, der Einfluss auf das Heilungsergebnis zu vernachlässigen

ist. Dies lässt vermuten, dass besonders in der Altersgruppe der neonaten Kälber

eine Reihe anderer Faktoren wie Immunstatus, Begleiterkrankungen, Lokalisation

und Komplexität der Fraktur eine deutlich größere Rolle im Heilungsprozess

spielen als das Gewicht.

Im Hinblick auf das gesamte Patientengut wurde aufgrund zu kleiner Fallzahlen in

den einzelnen Gruppen auf eine statistische Untersuchung verzichtet. Allerdings

zeigte sich hier, dass selbst Patienten mit einem Körpergewicht von über 500 kg

geheilt werden konnten und sogar gute Heilungsquoten erzielt wurden. Auch

andere Autoren konnten keinen signifikanten Einfluss des Körpergewichts auf die

Heilungsaussichten der Patienten feststellen (BENTLEY et al., 2005). Dies

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V Diskussion 110

widerspricht der Aussage von Autoren, die sich auf eine Obergrenze bezüglich

des Körpergewichts der zu behandelnden Patienten festlegen (CHATRE, 1995;

MARTENS et al., 1998; GANGL et al., 2006). Dennoch ist die Annahme, dass

ein hohes Körpergewicht die Prognose für eine Behandlung verschlechtert

(ANDERSON und ST. JEAN, 1996; RAKESTRAW, 1996; ST. JEAN und

ANDERSON, 2014) trotz teilweise guter Heilungsquoten in der vorliegenden

Studie zu halten, da hier bereits viele Patienten mit hohem Körpergewicht wegen

schlechter Prognose und hohem Behandlungsaufwand von einer Behandlung

ausgeschlossen worden waren und Behandlungsversuche bei schweren Tieren nur

in Einzelfällen vorgenommen wurden. Auch andere Autoren berichten in

Einzelfällen von guten Behandlungsergebnissen bei schweren Tieren mit einem

Körpergewicht von mehr als 500 kg (ADAMS und FESSLER, 1983; DENNY et

al., 1988; TROSTLE et al., 1995; NICHOLS et al., 2010). Somit bleibt

festzuhalten, dass schwere Tiere nicht zwangsläufig von einer Frakturbehandlung

auszuschließen sind, da auch bei solchen Tieren in Einzelfällen erfolgreiche

Frakturbehandlungen möglich sind.

6 Frakturursachen

6.1 Beim neugeborenen Kalb

Bereits die Tatsache, dass die meisten der Frakturen bereits am ersten Lebenstag

entstanden waren, spricht dafür, dass Ereignisse während oder kurz nach der

Geburt als häufigste Ursache für Frakturen bei Kälbern zu nennen sind. In der

vorliegenden Studie konnten bei 120 Patienten (89,6 %) Ereignisse im

peripartalen Zeitraum (65x Zughilfe, 48x unbeobachtete Geburt, 7x

Trittverletzung) eindeutig als ursächlich für die Entstehung der Frakturen

identifiziert werden. Diese Ergebnisse decken sich mit Arbeiten von ST. JEAN et

al. (1992a), SPIEß (2004), NICHOLS et al. (2010) und BELGE et al. (2016).

Auch in den Studien von ELMA (1988) und FERGUSON et al. (1990) waren

Ereignisse, die in Zusammenhang mit der Geburt standen, der Hauptgrund für

Frakturentstehung bei Kälbern, gefolgt von der Gruppe, bei der die Ursache

unbekannt blieb (ELMA, 1988; FERGUSON et al., 1990). Mehrere Autoren

berichteten, dass die forcierte Extraktion bei assistierten Geburten die häufigste

Ursache für Frakturen bei neugeborenen Kälbern sei (TULLENERS, 1986a;

ELMA, 1988; FERGUSON et al., 1990; KÖSTLIN, 1990; ST. JEAN et al.,

Page 121: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 111

1992a). Die vorliegende Studie untermauert diese Aussagen. So war bei mehr als

der Hälfte der Patienten (65, 54,2 %), deren Frakturen während der Geburt

entstanden, übermäßige Zughilfe für die Frakturentstehung verantwortlich.

SCHUJIT (1990) entdeckte sogar Hinweise, wonach durch forcierte Extraktion

verursachte Traumata die häufigste Todesursache unter neonaten Kälbern darstellt

(SCHUIJT, 1990). Auch andere Autoren berichten von einer deutlich erhöhten

perinatalen Mortalitätsrate von Kälbern, die mittels Zughilfe zur Welt kommen

gegenüber spontan geborenen Kälbern (EIGENMANN, 1981; ZAREMBA, 1995).

Auch der Einsatz des „HK Geburtshelfers“ sowie anderer mechanischer

Hilfsmittel in der Rindergeburtshilfe sind wegen des hohen Verletzungsrisikos

abzulehnen (KONERMANN, 1963). Auch wenn in der vorliegenden Studie in

einigen Fällen der Einsatz eines Geburtshelfers gesichert war, so lässt sich doch

keine belastbare statistische Aussage zum Risiko durch den Einsatz desselben

machen, da unklar ist, wie häufig ein Geburtshelfer bei Kalbungen zum Einsatz

kommt, ohne dass schwerwiegende Verletzungen entstehen. Als zweithäufigste

Ursache bei den Tieren, deren Fraktur geburtsassoziiert entstanden war, wurde in

dieser Studie die unbeobachtete Geburt mit 40,0 % (48 Fälle) festgestellt.

Besonders wenn Geburten im Laufstall stattfanden, war das Verletzungsrisiko des

Kalbes durch das Muttertier oder ein anderes Tier besonders hoch. Aufgrund

dieses Ergebnisses ist es besonders empfehlenswert für Landwirte auf gute

Geburtsüberwachung zu achten und die Kälber nach der Geburt zügig vom

Muttertier zu trennen und einzeln aufzustallen. Des Weiteren ist die Einrichtung

einer Abkalbebox in Betrieben mit Laufställen als sinnvoll anzusehen. Dies ist

nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Frakturen, sondern auch aus

Gründen der Hygiene und des Tierschutzes empfehlenswert.

Bei der Betrachtung der Lage der Kälber im Geburtskanal fällt auf, dass, mit

Ausnahme des Femurs, bei Geburten in Hinterendlage stets die Hintergliedmaße

und bei Geburten in Vorderendlage stets die Vordergliedmaße von Frakturen

betroffen war. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der Erkenntnis, dass die

Zughilfe die häufigste Frakturursache darstellte. Eine Ausnahme bildete der

Femur. Hier waren mehr Frakturen (12 von 22) bei Geburten in Vorderendlage als

bei solchen in Hinterendlage entstanden. Diese Erkenntnis deckt sich mit anderen

Studien, die das sogenannte „Stifle Lock Phänomen“ als häufige Ursache für

Frakturen des Femurs beschreiben. Hierbei kommt es durch Verkeilen des

Page 122: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 112

Oberschenkels des Kalbes im Becken der Mutter zu starken Hebelwirkungen, die

zu Frakturen des Femurs im Bereich der distalen Metaphyse führen können

(MICKELSEN, 1976; FERGUSON, 1994). Dieses Phänomen konnte auch in der

vorliegenden Studie beobachtet werden, so waren die meisten Frakturen des

Femurs im Übergangsbereich zwischen Diaphyse und distaler Metaphyse gelegen

und es war oft nur eine Frage von weniger als fünf Millimetern, welchem

Kompartiment die Fraktur zugeschrieben wurde. Für Frakturen an der

Hintergliedmaße nach Geburten in Hinterendlage ist hingegen in der Regel das

„Hip Lock Phänomen“ verantwortlich. Hierbei bleibt das Becken des Kalbes im

Becken der Mutter stecken, was bei unzulässig starker Zughilfe zu Frakturen an

den Knochen der Hintergliedmaße führen kann (MICKELSEN, 1976;

FERGUSON, 1994; DE KRUIF, 1995; KALBE und SCHULZ, 2000;

HOERDEMANN et al., 2012).

6.2 Bei Frakturpatienten im Alter von mehr als zwei Wochen

Beim Patientengut im Alter von über zwei Wochen war die Ursache bei etwa zwei

Dritteln der Frakturen unbekannt. Dies ist nicht ungewöhnlich, da die Landwirte

bei Entstehung der Fraktur meist nicht vor Ort sind, sodass das Tier erst später mit

gebrochener Gliedmaße aufgefunden wird. Eine genaue Aussage über das

zugrundeliegende Trauma ist in solchen Fällen meist nicht möglich. Andere

Autoren zählten vergleichbar häufig unbekannte Frakturursachen (ELMA, 1988;

FERGUSON et al., 1990; ST. JEAN et al., 1992a; SPIEß, 2004; NICHOLS et al.,

2010). Die häufigsten Ursachen beim übrigen Drittel der Patienten standen meist

im Zusammenhang mit der Aufstallung. Hier wurde beispielsweise das

Hängenbleiben zwischen Stangen, Verkeilen am Mistschieber, das Treten in ein

Loch oder in der Anbindehaltung das Treten in die Kette angeführt. Weitere

Gründe waren Verletzungen beim Brunstverhalten, Transporte oder der Austrieb

auf die Weide.

7 Geschlechter- und Rasseverteilung der Patienten

In der vorliegenden Studie waren 72 Patienten (35,6 %) männlich und 130

(64,4 %) weiblich. Auch bei reiner Betrachtung der Kälber im Alter von bis zu

zwei Wochen sind die weiblichen Tiere häufiger vertreten. Es handelte sich um 59

männliche (43,4 %) und 77 weibliche Kälber (56,6 %). Dies entspricht nur

bedingt den Angaben, die in der Literatur gefunden wurden. So zählten SPIEß

Page 123: Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind · 2017. 11. 6. · Dies kann häufig zu einer leicht schrägen Fraktur oder einer Querfraktur knapp über der distalen Epiphysenfuge

V Diskussion 113

(2004) und ARICAN et al. (2014) deutlich mehr männliche Kälber mit

Gliedmaßenfrakturen als weibliche. Umgekehrt überwogen bei einigen Autoren

die weiblichen Patienten (HAMILTON et al., 1978; KAHRS, 1983; STEINER et

al., 1993; GANGL et al., 2006). Auffällig ist, dass beide Arbeiten, die die

männlichen Tiere deutlich häufiger betroffen sahen, in ihre Untersuchungen nur

Kälber aufnahmen. Eine mögliche Ursache dafür ist, dass bei Stierkälbern

üblicherweise höhere Geburtsgewichte gemessen werden als bei ihren weiblichen

Artgenossen. Deshalb kommt es hier öfter zu Schwergeburten. Dagegen kommt

aus wirtschaftlichen Gründen adulten männlichen Tieren wohl seltener eine

Behandlung zu, als ihren weiblichen Artgenossen, da es sich hier in der Regel um

Masttiere handelt, welche normalerweise der Schlachtung zugeführt werden. Ein

weiterer Einflussfaktor auf die Geschlechterverteilung bei der Frakturbehandlung

wird der vorherrschenden Rasse im Untersuchungsgebiet zugeschrieben. So

kommt in Gebieten, in denen vorwiegend Milchrassen gehalten werden, der

männlichen Nachzucht aus Gründen der Wirtschaftlichkeit seltener eine

Frakturbehandlung zu, als dies in Gebieten, in denen Fleisch- oder

Zweinutzungsrassen vorherrschen, der Fall ist. In der vorliegenden Studie gehörte

die überwiegende Mehrheit der Patienten der Rasse Deutsches Fleckvieh an, was

nicht verwundert, da dies die vorherrschende Rasse im Einzugsbereich der Klinik

für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung ist. Eine Aussage über das

tatsächliche Geschlechterverhältnis beim Auftreten von Gliedmaßenfrakturen ist

in der vorliegenden Studie nicht möglich, da nicht unterschieden werden kann, ob

weibliche Tiere öfter von Frakturen betroffen waren als männliche, oder ob sie

nur öfter zur Behandlung vorgestellt wurden.

8 Klassifikation der Frakturen

Für die Klassifikation der Frakturen am Knochen wurde das

Klassifikationssystem von UNGER et al. (1990) modifiziert nach AUER et al.

(1993) modifiziert nach SPIEß (2004) verwendet. Direkte Vergleiche mit der

Arbeit von SPIEß (2004) beschränken sich auf Stylopodium und Zeugopodium,

da das Röhrbein in ihrer Arbeit keine Berücksichtigung fand. Festzuhalten ist,

dass in beiden Studien der Humerus sehr selten betroffen war. Bei diesen

wenigen Fällen waren die Frakturen am häufigsten in der Diaphyse lokalisiert und

es handelte sich in der Mehrzahl der Fälle um einfache Frakturen (SPIEß, 2004).

Auch andere Autoren sehen den Humerus nur in seltenen Fällen betroffen (3,2 % -

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V Diskussion 114

5,6 %) (GREENOUGH et al., 1972; CRAWFORD und FRETZ, 1985; ARICAN

et al., 2014).

Auch am Antebrachium lassen sich Parallelen zwischen den Studien von SPIEß

(2004) und der eigenen Studie in Bezug auf die Lokalisation erkennen. So lagen

bis auf eine Ausnahme alle Frakturen in der Diaphyse oder distal davon. Bei der

Ausnahme handelte es sich um ein 22 Monate altes Wagyu-Rind, mit einer

geschlossenen Stückfraktur der proximalen Epiphyse. Bereits bei Einlieferung

bestand zusätzlich eine Parese des Nervus radialis. Das Tier wurde ohne

Behandlungsversuch eingeschläfert. Des Weiteren bleibt festzuhalten, dass in

beiden Studien die einfache Fraktur am häufigsten auftrat, wohingegen andere

Autoren die Splitterfraktur als häufige Frakturkonfiguration beschrieben

(CRAWFORD und FRETZ, 1985; TULLENERS, 1986a).

Am Femur zählte SPIEß (2004) das häufigste Auftreten von Frakturen in der

distalen Metaphyse (28 Fälle; 56,0 %), während die vorliegende Studie die

Diaphyse am häufigsten (32 Fälle, 60,4 %) betroffen sah. In der Summe aus

Diaphyse und distaler Metaphyse sind die Ergebnisse beider Studien annähernd

identisch (SPIEß (2004): 44 Fälle, 88 %; eigene Untersuchung: 43 Fälle, 81,3 %).

Bereits während der Auswertung der Röntgenbilder zeigte sich, dass ein Großteil

der Frakturen am Übergang zwischen Dia- und distaler Metaphyse lokalisiert war

und es oft nur eine Frage von weniger als fünf Millimetern war, welchem

Kompartiment die Fraktur zugeschrieben wurde. Deshalb stehen diese Ergebnisse

durchaus im Einklang miteinander. Das häufige Auftreten an dieser Lokalisation

wird von MICKELSEN (1976) durch das sogenannte „Stifle Lock“ Phänomen

erklärt. Auch andere Autoren sehen diese Lokalisation am Knochen besonders bei

Kälbern häufig von Frakturen betroffen (CRAWFORD und FRETZ, 1985;

FERGUSON et al., 1990; STEINER et al., 1993). FERGUSON (1994) bestätigte

in biomechanischen Untersuchungen die Neigung zum Auftreten von Frakturen

an genau dieser Stelle (MICKELSEN, 1976; FERGUSON, 1994). Frakturen der

proximalen Epi- oder Metaphyse wurden in der vorliegenden Studie selten und

nur bei adulten Tieren beobachtet. Auch SPIEß (2004) konnte kein vermehrtes

Auftreten an dieser Stelle feststellen (4 Fälle, 8,0 %). Wohingegen andere Autoren

Frakturen an dieser Stelle häufig beobachteten und dieses Krankheitsbild als

„Slipped Capital Femoral Epiphysis“ beschrieben und auf das Phänomen des

sogenannten „Hip-Lock“ zurückführten (HAMILTON et al., 1978; TROSTLE,

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V Diskussion 115

2004). Hierbei bleibt bei der Geburt in Hinterendlage das Becken des Kalbes im

Becken der Mutter stecken. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass bei Geburten

in Hinterendlage die weichen Geburtswege weniger geweitet werden, als dies bei

Geburten in Vorderendlage der Fall ist (DE KRUIF, 1995). Wird nun übermäßige

Zughilfe angewendet, so wirken unzulässig starke Kräfte auf die

Hintergliedmaßen und es kann zu Frakturen an diesen kommen (MICKELSEN,

1976; FERGUSON, 1994; DE KRUIF, 1995; KALBE und SCHULZ, 2000;

HOERDEMANN et al., 2012). Diese Frakturen sind vornehmlich im Bereich des

Femurkopfes oder –halses lokalisiert (ST. JEAN und ANDERSON, 2014). Der

Grund für das fehlende Auftreten von Frakturen an dieser Lokalisation in der

vorliegenden Studie lässt sich nicht ermitteln, da auch HAMILTON (1978) diese

Frakturform bei neugeborenen Kälbern nach übermäßiger Zughilfe beobachtete

(HAMILTON et al., 1978) und in der vorliegenden Studie bei zehn Kälbern eine

Geburt in Hinterendlage gesichert war. Wie auch in der eigenen Untersuchung

zählte SPIEß (2004) als häufigste Frakturkonfiguration die einfache Fraktur, was

auch im Einklang mit den Aussagen von FERGUSON (1990) und NUSS (2014)

steht.

Frakturen der Tibia wurden von SPIEß (2004) mit 58 Fällen (46,4 %) deutlich

häufiger beschrieben, als dies beim vorliegenden Patientengut der Fall ist (30

Fälle, 14,7 %). Schließt man in der eigenen Untersuchung die Röhrbeinfrakturen

wie bei SPIEß (2004) aus, so liegt der Prozentsatz der Tibiafrakturen im eigenen

Patientengut bei 29,4 % und damit immer noch deutlich unter dem Wert von

SPIEß (2004). In Bezug auf die Gruppe der Kälber bis zum Alter von zwei

Wochen lagen 27 Frakturen der Tibia vor (19,9 %). Am häufigsten waren diese

Frakturen sowohl in der eigenen Arbeit, als auch bei SPIEß (2004) in der

proximalen Metaphyse lokalisiert, wohingegen MARTENS et al. (1998) die

proximale Diaphyse am häufigsten betroffen sahen (MARTENS et al., 1998).

Während allerdings SPIEß (2004) die einfache Fraktur mit großem Abstand am

häufigsten zählte (42 Fälle, 72,4 %), lagen bei der eigenen Arbeit Splitterfrakturen

annähernd so häufig wie einfache Frakturen vor. So handelte es sich in zwölf

Fällen (40,0 %) um Splitterfrakturen und in 13 Fällen (43,3 %) um einfache

Frakturen. Möglicherweise gibt die genaue Ursache der Fraktur einen Hinweis auf

den Grund für die unterschiedliche Inzidenz der Frakturkonfigurationen in beiden

Studien. In der eigenen Untersuchung war die Ursache bei der Mehrheit der

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V Diskussion 116

Kälber (59,3 %) auf einen Tritt nach der Geburt oder auf unbeobachtete Geburt

zurückzuführen. Da auch hier Trittverletzungen als wahrscheinlich anzusehen

sind, könnte dies der Grund für das vermehrte Auftreten von Splitterfrakturen

beim eigenen Patientengut sein. Schlussendlich lässt sich dies nicht klären, da

SPIEß (2004) keine Angaben zur genauen Frakturursache an der Tibia macht. In

diesem Punkt folgen die Ergebnisse der vorliegenden Studie den Aussagen von

FERGUSON (1982), TULLENERS (1986a) und MARTENS (1998), die auch ein

häufiges Auftreten von Splitterfrakturen an der Tibia beschrieben (FERGUSON,

1982; TULLENERS, 1986a; MARTENS et al., 1998).

Wie auch in bereits bekannten Studien (KÖSTLIN, 1990; STEINER et al., 1993)

traten Röhrbeinfrakturen in der eigenen Studie am häufigsten in der Diaphyse

auf, während TULLENERS (1996) die distale Epi- und Metaphyse am häufigsten

betroffen sah (TULLENERS, 1996). Dieser Unterschied mag darin begründet

liegen, dass sein Patientengut deutlich weniger neugeborene Kälber enthielt, als

dies in der vorliegenden Studie der Fall war. Während die häufigste

Frakturkonfiguration in der vorliegenden Studie die einfache Fraktur war, zählten

KÖSTLIN et al. (1990) am häufigsten Splitterfrakturen. Diese kamen in der

vorliegenden Studie am zweithäufigsten vor. Der Grund dafür liegt in der

unterschiedlichen Altersverteilung der Patienten in beiden Studien. Während in

der vorliegenden Studie die Mehrheit der Patienten neugeborene Kälber

darstellten, war ein großer Teil der Patienten in der Studie von KÖSTLIN et al.

(1990) älter. Deshalb war die Ursache in der vorliegenden Studie in vielen Fällen

die forcierte Extraktion des Kalbes während der Geburt mit Stricken oder Ketten.

Dabei scheint es durch die Zugkräfte vermehrt zu einfachen Schrägfrakturen zu

kommen, wohingegen Traumata, die im späteren Verlauf in der Regel als Schläge

auf den Knochen einwirken, öfter zu Trümmerfrakturen führen.

9 Therapiemethoden

Die vorliegende Studie zeigt, dass an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz

und Bestandsbetreuung am häufigsten Plattenosteosynthesen bei chirurgischer

Frakturversorgung und Castbehandlungen bei konservativer Frakturversorgung

zum Einsatz kamen. Bereits SPIEß (2004) berichtete von einer vermehrten Wahl

der Plattenosteosynthese bei chirurgischen Behandlungen gegen Ende ihres

Untersuchungszeitraums. Der Vorteil einer offenen Frakturversorgung liegt in der

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V Diskussion 117

schnelleren Wiederherstellung der Gliedmaßenfunktion im Anschluss an die

Operation (DENNY et al., 1988; TROSTLE, 2004). Allerdings muss besonders

bei jungen Kälbern berücksichtigt werden, dass sich Implantate in der unreifen

juvenilen Kortikalis leichter lockern können und lokale sowie systemische

Infektionen beim immaturen Immunsystem eher zu befürchten sind, als dies beim

adulten Tier der Fall ist (BANKS, 1982). Des Weiteren sind operative

Behandlungsmethoden in der Regel deutlich teurer als konservative

Behandlungsmethoden (TROSTLE, 2004). Da das Rind als Nutztier gehalten

wird, stellt der wirtschaftliche Aspekt einen nicht zu vernachlässigenden Faktor in

der Entscheidung für oder gegen eine Therapie und in der Folge zur

Therapiemethode dar (FESSLER und ADAMS, 1996; ST. JEAN und

ANDERSON, 2014). Aus medizinischer Sicht ist an proximalen

Gliedmaßenabschnitten wie Humerus und Femur eine konservative Behandlung

meist nicht zielführend, da es kaum möglich ist diese Knochen mittels äußerer

Fixierung in ausreichendem Maße ruhig zu stellen. Eine Ausnahme stellen hier

alte Frakturen dar, die bereits Heilungstendenz zeigen. Diese Frakturen können

mittels Stallruhe therapiert werden.

Auch bei Frakturen am Zeugopodium ist in den meisten Fällen eine chirurgische

Versorgung angezeigt, da hier nur bei Frakturen die im distalen Bereich des

Knochens liegen, eine stabile äußere Fixierung möglich ist (FERGUSON, 1982;

TULLENERS, 1986a; FESSLER und ADAMS, 1996; MARTENS et al., 1998;

NUSS, 2014). Offene Frakturen können nicht optimal mittels äußeren

Fixierungstechniken behandelt werden. Solche Frakturen sind stets als

kontaminiert zu betrachten und mittels offener Repositionstechniken zu behandeln

(MULON und DESROCHERS, 2014), da nur diese gründliches

Wunddebridement und Wundreinigung ermöglichen. Außerdem erlangt der

Operateur Zugang zur Markhöhle des Knochens, um Tupferproben für

bakteriologische Untersuchungen zu entnehmen (ST. JEAN und ANDERSON,

2004).

9.1 Konservative Therapiemethoden

Aus oben genannten Gründen waren in der vorliegenden Studie die konservativen

Behandlungen mit 57,5 % in der Überzahl. Dies ist vor allem den vielen Frakturen

am Röhrbein geschuldet, welche mittels stabilisierenden Castverbänden gut

therapierbar sind (HICKMAN, 1957; KAHRS, 1983; CRAWFORD und FRETZ,

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V Diskussion 118

1985; TULLENERS, 1986a, 1986b; ELMA, 1988; STEINER et al., 1993;

GANGL et al., 2006; MULON und DESROCHERS, 2014; NUSS, 2014; ST.

JEAN und ANDERSON, 2014; VOGEL und ANDERSON, 2014). So wurden in

der vorliegenden Studie insgesamt 82 Frakturen mittels Castverbänden behandelt.

Davon handelte es sich in 79 Fällen um Frakturen am Röhrbein. Bei 67 Tieren

(81,7 %) führte diese Behandlung zum Erfolg, was die Aussage der oben

genannten Autoren und die Erfahrungen praktizierender Tierärzte, dass

Röhrbeinfrakturen in der Regel gut mittels stabilisierenden Verbänden

behandelbar sind, stützt.

Ein blutiger Walking Cast kam im Untersuchungszeitraum nur einmal bei einer

Braunviehkalbin mit einer diaphysären Stückfraktur des Metatarsus zum Einsatz.

Das Tier musste nach 16 Tagen wegen Implantatversagens eingeschläfert werden.

Diese Art der Komplikation wird von mehreren Autoren als typisch für die

Behandlung mittels blutigem Walking Cast beschrieben (KANEPS et al., 1989;

NÉMETH und BACK, 1991; ST. JEAN et al., 1991; ST. JEAN und DEBOWES,

1992; VOGEL und ANDERSON, 2014). Nur insgesamt vier Behandlungen

mittels Stallruhe in der vorliegenden Studie sprechen dafür, dass diese Methode

in der modernen Tiermedizin nur noch in Ausnahmefällen indiziert ist. Dennoch

konnten alle vier Patienten, die mittels Stallruhe behandelt wurden, geheilt

werden. Auch andere Arbeiten zeigen, dass diese Behandlungsmethode durchaus

zum Erfolg führen kann (HICKMAN, 1957; DENNY et al., 1988; MARTENS et

al., 1998; SPIEß, 2004; GANGL et al., 2006; NICHOLS et al., 2010). Allerdings

wurden auch in diesen Arbeiten nur ausnahmsweise Tiere mittels Stallruhe

behandelt. Oft handelte es sich hierbei um Frakturen, die vor mehreren Tagen

entstanden waren und bereits Heilungstendenz zeigten. Des Weiteren ist eine

solche Behandlungsmethode sehr vom Allgemeinbefinden der Patienten und der

täglichen Pflege durch das Betreuungspersonal abhängig. In der vorliegenden

Studie waren drei der vier mittels Stallruhe behandelten Frakturen am

Stylopodium lokalisiert. Auch andere Autoren berichteten von einer vermehrten

Anwendung einer solchen Behandlungsmethode an Humerus oder Femur (ELMA,

1988; SPIEß, 2004; GANGL et al., 2006; NICHOLS et al., 2010). Dies kann

möglicherweise durch die fehlende Möglichkeit zur externen Ruhigstellung an

diesen Knochen begründet werden (VOGEL und ANDERSON, 2014). Außerdem

liegen die genannten Knochen unter dicken Muskelpaketen, welche durch

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V Diskussion 119

reflektorische Kontraktion eine zumindest teilweise Ruhigstellung der Fraktur

gewährleisten können, was für eine Therapie mittels Stallruhe von Vorteil ist. Im

Gegenzug kann dies allerdings Ursache intraoperativer Komplikationen bei

offenen Repositionstechniken sein. Bei der einzigen Fraktur am Metacarpus, die

mittels Stallruhe behandelt wurde, handelte es sich um eine 21 Tage alte Fraktur,

die bereits Heilungstendenz zeigte, bei einer ca. 400 kg schweren Schwarzbunten

Kalbin, bei der keine Begleiterkrankungen vorlagen. Eine Thomas-Schiene kam

in der vorliegenden Arbeit nur einmal bei einer geschlossenen Splitterfraktur der

Tibia zum Einsatz. Das Tier musste nach drei Tagen eingeschläfert werden, da

sich die Fraktur unter der Schiene geöffnet hatte. Auch andere Autoren

beschreiben diese Art der Komplikation als typisch für Behandlungen mittels

Thomas-Schiene (BAIRD und ADAMS, 2014), vor allem wenn diese zu niedrig

angebracht wurde (ST. JEAN und ANDERSON, 2014). Ähnlich stellte sich dies

bei SPIEß (2004) dar, in deren Studie alle drei Tiere, die mit einer Thomas-

Schiene behandelt worden waren, eingeschläfert werden mussten (SPIEß, 2004).

Andere Arbeiten beschreiben dagegen durchaus gute Erfolgsquoten durch

Frakturbehandlungen mittels Thomas-Schiene (AMES, 1981; ADAMS und

FESSLER, 1983; MARTENS et al., 1998; GANGL et al., 2006; BAIRD und

ADAMS, 2014). ST. JEAN und ANDERSON (2014) empfehlen diese

Behandlungsmethode als günstigere Alternative zu chirurgischen

Behandlungsverfahren bei Frakturen des Antebrachiums und der Tibia (ST. JEAN

und ANDERSON, 2014). Eine Aussage über die Effektivität der Thomas-Schiene

ist aus den Daten der vorliegenden Studie aufgrund der geringen Fallzahl nicht

sinnvoll. Die seltene Verwendung dieser konservativen Therapiemethode in der

vorliegenden Studie kann damit erklärt werden, dass die Herstellung einer

passenden Thomas-Schiene eine große handwerkliche Herausforderung darstellt

(ST. JEAN und ANDERSON, 2004).

9.2 Chirurgischen Therapiemethoden

Bei den chirurgischen Behandlungen war die Plattenosteosynthese die am

häufigsten verwendete Technik in der vorliegenden Studie. So wurden von 65

chirurgisch behandelten Patienten 54 (81,8 %) mit einer Plattenosteosynthese

versorgt. Am häufigsten kam diese Methode an Femur (25) und Tibia (16) zum

Einsatz. Davon konnten beim Femur 13 (52,0 %) und bei der Tibia neun Patienten

(56,3 %) die Klinik als geheilt wieder verlassen. Insgesamt konnten 31 Patienten

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V Diskussion 120

(57,0 %), die mittels Plattenosteosynthese versorgt worden waren, geheilt werden.

Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Erkenntnissen in der Literatur. So

beschreiben mehrere Autoren die Osteosynthese durch Platten als durchaus

erfolgsversprechende Behandlungsmethode beim Rind (AMES, 1981; DENNY et

al., 1988; AUER et al., 1993; NUSS, 2014). SPIEß (2004), welche die

ausführlichsten Angaben machte, beschrieb eine mittelfristige Heilungsquote nach

Plattenosteosynthesen am Femur von 66,6 % und an der Tibia von 56,5 %. Die

mittelfristige Erfolgsquote von Plattenosteosynthesen allgemein lag in ihrer Studie

bei 56,25 % und steht somit im Einklang mit den Erkenntnissen der vorliegenden

Studie (SPIEß, 2004). In den Jahren 2003 bis 2007 war die DCP-Technik die

Standardtechnik an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung. Sie kam in insgesamt 24 Fällen zum Einsatz. Davon konnten

15 Tiere (62,5 %) geheilt werden. Ab dem Jahr 2007 kam die LCP-Technik

vermehrt zum Einsatz (24 Fälle). Davon konnten 13 Tiere (54,2 %) geheilt

werden. Dieser Unterschied war im Chi-Quadrat-Test nicht signifikant. Lediglich

vier Frakturen wurden in der vorliegenden Studie mittels Osteosynthesen durch

Schrauben behandelt. Hierbei wurden die betroffenen Fragmente offen reponiert

und mittels Schrauben fixiert. Zur zusätzlichen Stabilisierung wurde ein

Castverband angebracht. Die geringe Anzahl von Behandlungen mittels

Osteosynthesen durch Schrauben spiegeln sich auch in der vorliegenden Literatur

wider (KAHRS, 1983; CRAWFORD und FRETZ, 1985; IVANY EWOLDT et

al., 2003). In der Untersuchung von SPIEß (2004) kam diese Technik in keinem

Fall zum Einsatz (SPIEß, 2004). Lediglich bei Oberschenkelhalsfrakturen

beschrieben einige Autoren gute Ergebnisse mittels Osteosynthesen durch

Zugschrauben (IVANY EWOLDT et al., 2003; TROSTLE, 2004; BENTLEY et

al., 2005). In der vorliegenden Studie wurde kein Patient mit einer Fraktur in

diesem Bereich behandelt. Intramedulläre Nagelungstechniken wurden an der

Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung im

Untersuchungszeitraum nicht durchgeführt. In der vorliegenden Literatur

hingegen wird häufig von der erfolgreichen Anwendung intramedullärer

Nagelungstechniken berichtet (AMES, 1981; ST. JEAN et al., 1992a; IVANY

EWOLDT et al., 2003; NICHOLS et al., 2010; BELLON und MULON, 2011;

ARICAN et al., 2014; NUSS, 2014).

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V Diskussion 121

10 Einfluss des Repositionsergebnisses auf den

Therapieausgang

In der vorliegenden Untersuchung hatte das Repositionsergebnis im Hinblick auf

die Weite des Frakturspaltes und den Grad der Fragmentverschiebung sowohl bei

konservativer als auch bei chirurgischer Behandlung keinen signifikanten Einfluss

auf das Behandlungsergebnis. So konnten bei chirurgischer Behandlung sogar

mehr Patienten mit schlechtem Repositionsergebnis geheilt werden als aus der

jeweiligen Gruppe mit gutem Repositionsergebnis. Am besten war die

Heilungsquote in der eigenen Untersuchung bei Frakturen, deren

Repositionsergebnis als mäßig bezeichnet wurde (72,2 % Fragmentverschiebung;

88,3 % Frakturspalt). Auch bei den konservativen Behandlungsmethoden übertraf

die Heilungsquote der Patienten mit schlechtem Repositionsergebnis (87,0 %) im

Hinblick auf den Frakturspalt diejenigen mit gutem Ergebnis (83,3 %). Dagegen

konnte bei Blick auf die Fragmentverschiebung die Gruppe mit gutem

Repositionsergebnis eine bessere Heilungsquote (89,7 %) erzielen als diejenige

mit schlechtem Repositionsergebnis (88,0 %). Ein statistisch signifikanter

Einfluss eines der untersuchten Parameter auf die Heilungsquote konnte nicht

festgestellt werden. Dies steht im Einklang mit Erkenntnissen von BENTLEY et

al. (2005), deckt sich allerdings nicht mit der von STEINER et al. (1993)

veröffentlichten Arbeit, in der ein negativer Einfluss von schlechten oder mäßigen

Repositionsergebnissen postuliert wird (STEINER et al., 1993). In der

vorliegenden Arbeit musste die Qualität des Repositionsergebnisses im Hinblick

auf den Frakturspalt bei konservativen Behandlungen in den meisten Fällen als

schlecht gewertet werden (90,7 %). Hierfür wurden die gleichen Grenzwerte

zugrunde gelegt wie bei STEINER et al. (1993). Weitere Parameter wie

Kallusbildung, Rotation und Winkelabweichung, die von STEINER et al. (1993)

untersucht wurden und in ihre Qualifizierung des Repositionsergebnisses

einbezogen wurden, konnten aufgrund des retrospektiven Charakters der

vorliegenden Studie nicht untersucht werden. Möglicherweise liegt hier der Grund

dafür, dass ihre Ergebnisse im Hinblick auf den Einfluss der Frakturreposition auf

die Heilungsaussicht hier nicht bestätigt werden konnten. Festzuhalten ist, dass

beim Rind auch nach suboptimalen oder sogar schlechten Repositionsergebnissen

eine Frakturheilung durchaus möglich ist. Dies liegt vermutlich daran, dass Rinder

allgemein ein sehr gutes Frakturheilungspotential haben (CRAWFORD und

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V Diskussion 122

FRETZ, 1985; GAMPER et al., 2006; MULON, 2013) und vor allem Kälber über

das Potential verfügen, sehr schnell stabilisierenden knöchernen Kallus zu bilden

(FERGUSON, 1982).

11 Implantatentfernung

Bei den behandelten Patienten wurden an der Klinik für Wiederkäuer mit

Ambulanz und Bestandsbetreuung die Besitzer stets aufgefordert, das Tier zur

Implantatentfernung wieder vorzustellen. Darüber hinaus mussten sie zur

rechtlichen Absicherung der Klinik ein Formblatt unterzeichnen in dem sie sich

entweder zur Implantatentfernung an der Klinik verpflichteten, oder dazu bei der

Schlachtung des Tieres den Schlachthof über das Vorhandensein eines Implantats

zu informieren. Aus medizinischer Sicht ist eine Implantatentfernung

erstrebenswert, da im Körper verbleibende Implantate zu Wachstumsstörungen,

biomechanischen Schwachstellen am Knochen und Störungen beim Remodelling

führen können (NUSS, 2014). Dem Tier können dadurch Schmerzen und

Einschränkungen beim Gebrauch der Gliedmaße entstehen (BRAMLAGE, 1989).

FERGUSON (1985) empfahl, Implantate nicht auf einmal, sondern etappenweise

zu entfernen. Dies sollte das Risiko des Auftretens von Refrakturen senken. Diese

Forderung erwies sich in der vorliegenden Studie aus wirtschaftlichen Gründen

als nicht praktikabel. So zeigte sich, dass die meisten Landwirte überhaupt nur

dann bereit waren, das Tier zur Implantatentfernung vorzustellen, wenn die Klinik

dafür ein finanzielles Entgegenkommen signalisierte. Trotzdem wurden nur 22

von 33 Patienten (66,7 %) zur Implantatentfernung vorgestellt. Dieser Wert liegt

etwas niedriger als in der Studie von SPIEß (2004), die 78,0 %

Implantatentfernungen zählte. Platten wurden durchschnittlich nach etwa 14,4

Wochen entfernt und somit knapp zwei Wochen später, als dies bei SPIEß (2004)

der Fall war. HICKMAN (1957) empfahl die Entfernung von Knochenplatten

nach sechs bis acht Wochen, da sie anderenfalls zu sehr in den Kallus eingebettet

seien, um ohne Probleme entfernt werden zu können (HICKMAN, 1957). Diese

Beobachtung konnte in der eigenen Untersuchung nicht bestätigt werden. Auch

SPIEß (2004) zählte in ihrer Studie nur einen Fall, bei dem die Platte stark

knöchern überbaut war. Allerdings war dieses Tier erst sechs Monate nach der

Operation zur Implantatentfernung vorgestellt worden (SPIEß, 2004). In der

vorliegenden Studie verliefen alle Implantatentfernungen komplikationslos und es

traten keine Refrakturen in der Folge auf, während SPIEß (2004) diese

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V Diskussion 123

Komplikation bei zwei Tieren, deren Platte bereits nach acht Wochen entfernt

worden war, beobachtete. Die Erkenntnisse der vorliegenden Studie folgen damit

den Erkenntnissen von SPIEß (2004) wonach eine Plattenentfernung bei langen

Röhrenknochen besser erst nach zehn bis zwölf Wochen (SPIEß, 2004) oder wie

in der eigenen Untersuchung nach 14 Wochen erfolgen sollte. Von den Patienten

die nicht zur Implantatentfernung vorgestellt wurden, wurde bei keinem Tier von

klinischen Problemen durch das Implantat berichtet.

12 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang

Legt man im Hinblick auf die Komplikationsrate nur das mit der Arbeit von

SPIEß (2004) vergleichbare Patientengut zu Grunde, so zeigt sich, dass in der

vorliegenden Studie die Komplikationsrate mit 69,6 % (39 von 56 Patienten)

knapp über der von SPIEß (2004) beschriebenen Komplikationsrate von 62,0 %

liegt. Betrachtet man in der vorliegenden Studie ausschließlich die chirurgisch

behandelten Patienten, so ist die Komplikationsrate mit 67,7 % zwar auch etwas

höher, aber grundsätzlich vergleichbar (SPIEß, 2004). Im Hinblick auf

Femurfrakturen zählten ST. JEAN et al. (1991) ein vergleichbar häufiges

Auftreten von postoperativen Komplikationen bei Femurfrakturen (58,0 %), wie

dies in der eigenen Untersuchung der Fall war (55,6 %). NICHOLS et al. (2010)

zählten deutlich höhere Komplikationsraten (86,7 %) nach chirurgischer

Frakturbehandlung am Femur, während von ARICAN et al. (2012) keine

postoperativen Komplikationen beschrieben wurden (ST. JEAN et al., 1991;

NICHOLS et al., 2010; ARICAN et al., 2014). Bei reiner Betrachtung der

Osteosynthesen mittels Platte betrug die Komplikationsrate 63,0 %. Zum besseren

Vergleich mit der Arbeit von SPIEß (2004) wurde die Komplikationsrate bei

Plattenosteosynthese für Kälber bis zu einem Alter von zwei Wochen an Zeugo-

und Stylopodium errechnet. Diese betrug 70,0 % und war damit deutlich höher als

bei SPIEß (2004), wo es nur in 42,9 % solcher Fälle zu Komplikationen kam. Der

Grund für die deutlich höhere Komplikationsrate in der eigenen Studie kann nicht

schlussendlich geklärt werden. Auffällig ist, dass bei SPIEß (2004) nur

Instabilität, lokale Infektionen, systemische Infektionen und Refrakturen als

Komplikationen beschrieben wurden, während die eigene Studie auch

Veränderungen an anderen Gliedmaßen, Serombildung, Dekubitalstellen und

transiente Paresen des Nervus fibularis erfasste. Da nicht geklärt werden kann, ob

diese weniger schwerwiegenden Komplikationen von SPIEß (2004) nicht erfasst

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V Diskussion 124

wurden, oder nicht auftraten, liegt hier möglicherweise der Grund für die deutlich

höhere Komplikationsrate beim eigenen Patientengut. Klammert man diese oben

beschriebenen weniger schwerwiegenden Komplikationen aus, so ergibt sich mit

42,6 % eine beinahe identische Komplikationsrate wie bei SPIEß (2004). Es

überrascht nicht, dass in der vorliegenden Studie das Auftreten von

Komplikationen mit einer signifikanten Verschlechterung der Prognose pro ad

vitam für den Patienten einhergeht, da dieser negative Einfluss bereits allgemein

angenommen wird. Wohl deshalb und aufgrund der meist geringen Fallzahlen

wird in keiner Studie, die hier zitiert wird, dieser Einfluss statistisch belegt. Auch

die Tatsache, dass geheilte Patienten mit Komplikationen einen signifikant

längeren Klinikaufenthalt verzeichneten, als Patienten ohne Komplikationen, wird

in der vorliegenden Literatur statistisch nicht näher beleuchtet.

12.1 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang bei

konservativen Behandlungsmethoden

Bei den konservativen Behandlungen standen quantitativ Druckstellen unter

Castverbänden und Liegestellen als Komplikationen im Vordergrund. Diese

Beobachtungen decken sich mit den Untersuchungen mehrerer Autoren, die diese

Komplikation nur dann als problematisch einstuften, wenn nicht sofort nach der

Diagnosestellung darauf reagiert wurde (ADAMS und FESSLER, 1983; ADAMS,

1985; CRAWFORD und FRETZ, 1985; ST. JEAN et al., 1991; SPIEß, 2004;

GANGL et al., 2006; ANDERSON und ST. JEAN, 2008; BAIRD und ADAMS,

2014). Auch die Heilung in Fehlstellung lag bei der telefonischen Nachverfolgung

der konservativ behandelten Patienten noch bei 30,0 %. Hierzu wurden 40

Besitzer (57,1 %) von den insgesamt 70 als geheilt entlassenen konservativ

behandelten Patienten befragt. Zehn Besitzer beschrieben leichte Abweichungen

von der normalen Gliedmaßenstellung und zwei Besitzer sprachen von

mittelstarken Abweichungen. Auffällig war, dass bei lediglich drei Tieren, die bei

Einlieferung nicht älter als zwei Wochen waren, Abweichungen in der

Gliedmaßenstellung beobachtet wurden, während die anderen neun Tiere alle älter

waren (Durchschnittsalter: 294 Tage). In dieser Gruppe der älteren Tiere befanden

sich auch die beiden Patienten, bei denen die Abweichung von der normalen

Gliedmaßenstellung noch als mittelgradig bezeichnet wurde. Diese Erkenntnisse

decken sich mit den Aussagen mehrerer Autoren, die vor allem Kälbern ein

herausragendes Knochenheilungspotential attestieren und sich Fehlstellungen in

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V Diskussion 125

vielen Fällen mit der Zeit durch das sogenannte „Remodelling“ von selbst

korrigieren (ADAMS und FESSLER, 1983; FROST, 1989; TROSTLE und

MARKEL, 1996). Bei älteren Tieren ist diese Fähigkeit weniger stark ausgeprägt

(RAHN, 1982). In den meisten Fällen war die Gliedmaßenfehlstellung jedoch

unproblematisch für das Tier und stand der Nutzungstauglichkeit nicht im Wege.

Dieses Ergebnis folgt damit den Aussagen vieler anderer Autoren, die diese

Komplikation zwar häufig beschrieben, sie allerdings nur in seltenen Fällen einer

weiteren Nutzung des Tieres im Wege stand (LUNDVALL, 1960; ADAMS und

FESSLER, 1983; ADAMS, 1985; STEINER et al., 1993; MARTENS et al., 1998;

BAIRD und ADAMS, 2014). Während MARTENS et al. (1998) und NICHOLS

et al. (2010) häufig hochgradige Veränderungen bis hin zu Frakturen an vorher

unbeteiligten Gliedmaßen beobachteten, spielte diese Form der Komplikation in

der vorliegenden Studie nur eine untergeordnete Rolle. Dies mag vor allem daran

liegen, dass in beiden zitierten Arbeiten die Frakturen häufig (MARTENS et al.

(1998)) oder immer (NICHOLS et al. (2010)) mittels Stallruhe behandelt wurden.

Somit konnte die betroffene Gliedmaße bei diesen Patienten nicht stabilisiert

werden, was eine deutlich höhere Belastung für die anderen Gliedmaßen bedeutet,

als bei Tieren, bei denen die betroffene Gliedmaße durch Schienen oder Verbände

stabilisiert wird. In der eigenen Studie handelte es sich um einen Fall einer

linksseitigen Radiusfraktur eines drei Tage alten Kalbes, welches mittels

Castverband behandelt wurde. Am fünften Tag der Behandlung kam es aus

ungeklärter Ursache zur Fraktur des ipsilateralen Metatarsus, woraufhin das Tier

eingeschläfert werden musste. Es ist festzuhalten, dass die Inzidenz einer solchen

Komplikation bei konservativer Behandlung in der vorliegenden Studie zwar

gering war, die Schwere der Komplikation eine Heilung aber in aller Regel

unmöglich macht (MARTENS et al., 1998; NICHOLS et al., 2010). Die von

SPIEß (2004) häufig beobachtete Frakturinstabilität bei konservativer

Behandlung spielte in der vorliegenden Studie keine Rolle. Dies mag wiederum

am unterschiedlichen Patientengut der beiden Studien liegen. Betrachtet man in

der eigenen Untersuchung lediglich die konservativ behandelten Frakturen am

Zeugopodium wie bei SPIEß (2004) so konnte nur einer von drei Patienten geheilt

werden. Dies untermauert die Meinung, dass stabile Frakturfixierung mittels

Castverbänden am Röhrbein gut möglich ist, während diese Behandlungsmethode

für das Zeugopodium nur bedingt erfolgversprechend ist (HICKMAN, 1957;

FERGUSON, 1982; KAHRS, 1983; CRAWFORD und FRETZ, 1985;

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V Diskussion 126

TULLENERS, 1986a; DENNY et al., 1988; ELMA, 1988; STEINER et al., 1993;

ANDERSON und ST. JEAN, 2008; NUSS, 2014). In der vorliegenden Studie

konnten dennoch 16 der 23 Patienten (69,6 %), bei denen es zu Komplikationen

nach konservativer Frakturbehandlung kam, geheilt werden. Diese Erfolgsquote

ist deutlich höher, als in der Arbeit von SPIEß (2004). Hier konnte nur eines von

fünf Tieren mit Komplikationen nach konservativer Frakturbehandlung geheilt

werden (SPIEß, 2004). Bei erneuter genauer Betrachtung der konservativ

versorgten Frakturen am Zeugopodium im eigenen Patientengut zeigt sich, dass

keiner der zwei Patienten, bei denen es zu Komplikationen kam, geheilt werden

konnte. Somit steht das Ergebnis der eigenen Auswertung im Einklang zu den

Erkenntnissen von SPIEß (2004).

12.2 Einfluss von Komplikationen auf den Therapieausgang bei

chirurgischen Behandlungsmethoden

Bei den chirurgischen Behandlungsmethoden kam es in sieben Fällen bereits

während der Operation zu Komplikationen, die so schwer waren, dass die

Operation abgebrochen und der Patient eingeschläfert werden musste. In sechs

Fällen lag dies daran, dass eine Reposition aufgrund starker Muskelkontraktion

nicht möglich war. Diese Komplikation wurde bereits von mehreren Autoren als

große Herausforderung vor allem bei Osteosynthesen am Femur beschrieben

(AMES, 1981; FERGUSON, 1982; SPIEß, 2004; NUSS, 2014). In einem Fall

verhinderte zu starke Splitterung das Einbringen eines Implantats. SPIEß (2004)

beschrieb mit neun von 91 operativ behandelten Tieren, die die Operation nicht

überlebten, eine ähnlich hohe Inzidenz für fatale intraoperative Komplikationen.

Allerdings starben in ihrer Untersuchung fünf Tiere durch Narkosezwischenfälle

(SPIEß, 2004). Diese, rein durch die Narkose bedingte Komplikation, trat in der

vorliegenden Studie nicht auf. Im postoperativen Behandlungsverlauf kam es in

der vorliegenden Arbeit in 13 Fällen zu Druck- oder Dekubitalstellen. Diese

rührten entweder von zusätzlich angebrachten Verbänden her, oder waren durch

vermehrtes Liegen entstanden. In der vorliegenden Literatur wird dieser

Komplikation bei chirurgischen Behandlungsmethoden kaum Beachtung

geschenkt. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden. So ist es einerseits

möglich, dass diese Art der Komplikation von den Autoren als zu wenig

schwerwiegend empfunden wurde und deshalb in den Studien vernachlässigt

wurde. Andererseits ist mit dem Auftreten von Dekubitalstellen erst einige Tage

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V Diskussion 127

nach der Operation zu rechnen. Damit entwickeln Tiere, die bereits wenige Tage

nach Operation auf den Heimatbetrieb entlassen werden, diese Komplikationen

bereits außerhalb der Klinik, sodass sie vom operierenden Tierarzt nicht erfasst

werden können. Festzuhalten bleibt, dass in der vorliegenden Studie

Dekubitalstellen keineswegs als typische Komplikation bei chirurgischer

Frakturbehandlung anzusehen sind, sie aber dennoch auftreten und zu Problemen

führen können, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden. Deshalb

ist eine tägliche Untersuchung der Patienten im Hinblick auf diese Art der

Komplikation dringend von Nöten.

Wundinfektionen traten in der vorliegenden Studie genau so häufig auf wie

Druck- und Dekubitalstellen. Diese Art der Komplikation ist allerdings als

deutlich problematischer zu betrachten, da sie sich leicht zu systemischen

Infektionen ausweiten oder ins Frakturgebiet einwandern und zu Osteomyelitiden

führen können (FUBINI und DUCHARME, 2004). In der eigenen Studie konnten

neun der 13 Patienten, bei denen es zur Wundinfektion kam, nicht geheilt werden.

Deshalb ist es unabdingbar, bereits prophylaktisch geeignete Maßnahmen zu

ergreifen, die das Auftreten einer solchen Komplikation verhindern. Dazu zählen

eine prophylaktische antibiotische und antiphlogistische Therapie und steriles

Arbeiten während der Operation, um eine Kontamination der Wunde zu

vermeiden (FUBINI und DUCHARME, 2004). Während der Operation wurden

an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung stets

Tupferproben für eine bakteriologische Untersuchung aus dem Frakturgebiet

entnommen und ein Resistenztest durchgeführt. Damit wurde geprüft ob bereits

eine Kontamination des Frakturgebietes eingetreten war. Mit neun rein lokalen

und zehn systemischen Infektionen bei 82 Kälbern (21,2 %) im postoperativen

Verlauf ist die Inzidenz dieser Komplikation bei SPIEß (2004) ähnlich wie in der

vorliegenden Arbeit. Auch andere Autoren beschreiben Wundinfektion oder auch

Serombildung als typische Komplikation nach chirurgischer Frakturbehandlung

(CRAWFORD und FRETZ, 1985; FESSLER und ADAMS, 1996; NICHOLS et

al., 2010). Auffällig in der eigenen Untersuchung war, dass nur ein Kalb, das eine

Wundinfektion entwickelte nicht zusätzlich an einer Begleiterkankung litt,

wohingegen die anderen Tiere alle von Begleiterkrankungen betroffen waren.

Neun dieser Tiere litten u.a. an Neugeborenendurchfall und zwei an

Bronchopneumonie, wovon bei einem Tier eine Hypogammaglobulinämie

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V Diskussion 128

nachgewiesen war.

Zu Implantatlockerung oder -ausriss kam es in zehn von 58 Fällen (17,2 %),

was in sieben Fällen dazu führte, dass die Patienten eingeschläfert werden

mussten. Diese Erkenntnis folgt den Angaben mehrerer Autoren, die die

Implantatlockerung als häufige (AMES, 1981) und schwerwiegende

Komplikation bei der chirurgischen Behandlung von Frakturen sahen (FESSLER

und ADAMS, 1996; SPIEß, 2004; NICHOLS et al., 2010). Insgesamt kam es

nach Osteosynthese mit DCP in fünf Fällen zur Implantatlockerung, nach

Osteosynthese durch Schraube in drei Fällen und nach Osteosynthese mittels LCP

in zwei Fällen. Diese Erkenntnis steht im Einklang mit der Untersuchung von

HOERDEMANN (2010) die eine Überlegenheit des LCP-Systems gegenüber dem

LC-DCP-System nachweisen konnte. Aus der vorliegenden Studie kann dieser

Zusammenhang nicht statistisch nachgewiesen werden, da es sich nicht um

standardisierte Osteosynthesen handelte, weshalb die Stabilität der Osteosynthese

von diversen anderen Faktoren beeinflusst werden konnte (betroffener

Knochen/Knochenkompartiment, Komplexität der Fraktur, Anzahl der Schrauben,

etc.). Darüber hinaus muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass eine

Osteosynthese mittels LCP wegen des hohen Materialpreises die Kosten für eine

Osteosynthese mittels DCP deutlich übersteigt. SPIEß (2004) beschrieb die

Implantatlockerung mit 37 Fällen als bedeutendste Komplikation nach

chirurgischer Behandlung. Als Ursache für das häufige Auftreten wird die

Tatsache gesehen, dass im bovinen Knochen allgemein und besonders in Knochen

von Kälbern kein guter Halt von Implantaten erreicht werden kann (HICKMAN,

1957; AMES, 1981; FERGUSON et al., 1986; AUER et al., 1993;

KIRPENSTEIJN et al., 1993; HOERDEMANN et al., 2012; NUSS, 2014).

Weitere Gründe dafür werden in Infektionen, die sich entlang eines Bohrkanals

entwickeln können oder in thermischen Schäden am Knochen, die während des

Einbringens des Implantats entstehen, gesehen (GREEN, 1983; KANEPS et al.,

1989). Thermischen Schäden sollte deshalb durch Kühlung des Bohrers mittels

steriler Spüllösung vorgebeugt werden (MATTHEWS und HIRSCH, 1972).

Darüber hinaus könnte auch eine durch das Implantat verursachte Porosierung des

Knochens, wie von FIELD (1997) beschrieben, ursächlich für

Implantatlockerungen sein (FIELD, 1997).

Zu Osteomyelitiden kam es in der vorliegenden Studie nur in vier Fällen. Drei

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V Diskussion 129

dieser Patienten mussten eingeschläfert werden. In allen drei Fällen trat die

Osteomyelitis in Folge einer Wundinfektion auf. Dieses Ergebnis steht im

Einklang mit der Aussage von FUBINI und DUCHARME (2004), welche

Wundinfektionen als mögliche Ursache für das Auftreten von Osteomyelitiden

sehen. Auch diese Anzahl des Auftretens von Osteomyelitis ist vergleichbar mit

anderen Studien (AMES, 1981; SPIEß, 2004). So zählte SPIEß (2004) bei 64

Plattenosteosynthesen insgesamt vier Fälle (6,3 %) von Osteomyelitis (SPIEß,

2004). Im Gegensatz dazu beschrieben TULLENERS et al. (1986) und DENNY

et al. (1988) diese Art der Komplikation in mehreren Fällen nach konservativer

Behandlung mittels Casts (TULLENERS, 1986b; DENNY et al., 1988). Dies mag

darin begründet sein, dass in diesen Untersuchungen einige Tiere mit offenen

Frakturen mittels Castverbänden behandelt wurden und somit in diesen Fällen

leicht Keime von außen ins Frakturgebiet einwandern konnten. Diese

Beobachtung bestärkt die Meinung anderer Autoren, dass bei offenen Frakturen

eine chirurgische Behandlung angezeigt ist (FERGUSON, 1982; ANDERSON

und ST. JEAN, 2008). Obwohl in der Literatur selten von

Überlastungserscheinungen an anderen Gliedmaßen nach chirurgischer

Behandlung berichtet wird, traten diese in der vorliegenden Studie in drei Fällen

auf. Diese Komplikation war jedoch von geringer Schwere und stand der Heilung

nicht im Wege. Andere Autoren sehen diese Komplikation eher als typisch bei

konservativen Behandlungsmethoden (MARTENS et al., 1998; NICHOLS et al.,

2010). Eine Erklärung für das Auftreten von Überlastungserscheinungen in der

vorliegenden Studie mag die Tatsache sein, dass von den drei betroffenen

Patienten bei zweien eine zusätzliche äußere Fixierung durch einen Castverband

angebracht worden war. Dies könnte die Ursache dafür sein, dass es zu dieser

Komplikation, die sonst eher bei konservativen Behandlungsmethoden beobachtet

wird, kam. Generell scheinen Rinder wenig anfällig für

Überlastungserscheinungen an anderen Gliedmaßen während Frakturbehandlung

zu sein. Gründe dafür werden in der Tatsache gesehen, dass Rinder viel Zeit am

Tag im Liegen verbringen und auch sonst in der Regel ein ruhiges Gemüt besitzen

(ANDERSON und ST. JEAN, 2008; ST. JEAN und ANDERSON, 2014).

Zur Refraktur kam es in der vorliegenden Studie in einem Fall. Diese selten

auftretende aber wegen ihrer Schwere gefürchtete Komplikation wird auch von

anderen Autoren mit meist fatalem Ausgang beschrieben (MARTENS et al.,

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V Diskussion 130

1998; SPIEß, 2004). Da der Terminus „Refraktur“ von vielen Autoren

unterschiedlich verwendet und teilweise weitläufig ausgelegt wird, sollte diese

Komplikation immer für den Einzelfall betrachtet werden. Refrakturen, die in der

Aufwachphase durch ungezielte Bewegungen entstehen, sind beim Rind im

Vergleich zum Pferd eher selten, was wieder mit dem ruhigen Gemüt begründet

werden kann (ST. JEAN et al., 1991; ANDERSON und ST. JEAN, 2008).

Refrakturen, die im späteren Behandlungsverlauf, noch vor Implantatentfernung

entstehen, stehen meist im Zusammenhang mit Implantatversagen oder entstehen

an anderer Stelle am Knochen. In der vorliegenden Studie wurde dieses

Phänomen beobachtet. Dieser Fall betraf ein ein Tag altes Fleckviehkalb mit einer

diaphysären Tibiafraktur, welches mittels Plattenosteosynthese versorgt worden

war. Vier Tage nach der Operation kam es zur Refraktur an einer anderen Stelle

am Knochen. Als Erklärung für diese Art der Komplikation wird vermutet, dass

sich durch die Veränderung der Biomechanik des Knochens durch das Implantat

Kräfte an bestimmten Stellen des Knochens konzentrieren, welche seine

Belastungsfähigkeit übersteigen. Darüber hinaus wird der Knochen durch das

Einbringen von Schrauben an diesen Stellen geschwächt, sodass die Belastbarkeit

abnimmt. Eine allgemeine Schwächung des Knochens durch implantatinduzierte

Osteoporose wird von GAUTHIER und PERREN (1992) und FIELD (1997)

beschrieben. Refrakturen nach Implantatentfernung traten in der vorliegenden

Studie nicht auf, obwohl mehrere Autoren darauf hinweisen, dass der Knochen

durch die implantatinduzierte Porosierung und residuelle Schraubenlöcher an

Stabilität einbüßt (RAND et al., 1981; MATIS et al., 1985; ROSSON et al., 1991;

GAUTHIER und PERREN, 1992; FIELD, 1997; OCHS et al., 2012). Um das

Auftreten dieser Komplikation möglichst zu verhindern, wurden an der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung stets die Besitzer angewiesen

die Tiere nach Implantatentfernung weiterhin einzeln und räumlich begrenzt

aufzustallen. Wenn man davon ausgeht, dass diese Anweisung befolgt wurde, so

zeigt die vorliegende Studie, dass diese Maßnahme geeignet ist, um Refrakturen

nach Implantatentfernung vorzubeugen.

Gesamt betrachtet konnten in der vorliegenden Studie 18 von 44 Patienten

(40,9 %) bei denen es nach chirurgischer Behandlung zu Komplikationen kam,

die Klinik geheilt verlassen. Aus der Gruppe der Kälber im Alter von bis zu zwei

Wochen konnten 17 von 39 Kälbern (43,6 %), bei denen Komplikationen nach

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V Diskussion 131

chirurgischer Behandlung auftraten, geheilt werden. Diese Beobachtung steht im

Einklang mit den Beobachtungen von SPIEß (2004), in deren Arbeit die

Heilungsrate nach Auftreten von Komplikationen 40,8 % betrug (SPIEß, 2004).

13 Einfluss des Zeitpunkts der Einlieferung auf den

Therapieausgang

In der eigenen Arbeit konnte kein signifikanter Einfluss von verspäteter

Einlieferung an die Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung

(mehr als drei Tage nach Frakturentstehung) auf das Heilungsergebnis festgestellt

werden. Dies überrascht, da der klinische Eindruck besteht, dass Rinder mit

verspäteter Einlieferung ein höheres Komplikationsrisiko und geringere

Heilungsaussichten hatten. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Beobachtungen

anderer Autoren, die auch keinen mathematischen Einfluss von verspäteter

Einlieferung auf die Frakturheilung feststellen konnten, diesen klinisch jedoch

vermuteten (FERGUSON et al., 1986; FERGUSON et al., 1990; BENTLEY et

al., 2005). Der Medianwert bis zur Einlieferung an die Klinik für Wiederkäuer mit

Ambulanz und Bestandsbetreuung lag in der vorliegenden Studie bei einem Tag.

Dieser Wert entspricht den Erwartungen, wenn man bedenkt, dass der Landwirt in

der Regel zuerst den Hoftierarzt hinzuzieht und erst in der Folge Kontakt zu einer

Klinik aufnimmt und den Transport organisiert. Wie in der eigenen Studie wurden

auch in der Studie von SPIEß (2004) die meisten Tiere innerhalb von drei Tagen

nach Frakturentstehung eingeliefert. Nur in Ausnahmefällen kam es zu deutlich

verspäteter Einlieferung (SPIEß, 2004).

14 Einfluss von Begleiterkrankungen auf den

Therapieausgang

Insgesamt lagen bei 135 von 202 (66,8 %) der eingelieferten Patienten

Begleiterkrankungen vor, die nicht in direktem Zusammenhang mit der Fraktur

standen. Diese Begleiterkrankungen verringerten die Aussichten auf Heilung in

der vorliegenden Studie nicht signifikant (p=0,19). Selbst bei Betrachtung der

Gruppe der Kälber im Alter von bis zu zwei Wochen konnte in der vorliegenden

Studie kein signifikanter Einfluss von Begleiterkrankungen auf das

Heilungsergebnis festgestellt werden (p=0,75). Eine mögliche Erklärung dafür ist,

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V Diskussion 132

dass an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung Tiere

mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen öfter von einer Behandlung

ausgeschlossen wurden als Tiere ohne Begleiterkrankung. So hatten aus der

Gruppe der Kälber im Alter bis zu zwei Wochen, denen keine Behandlung zukam,

21 von 27 (77,8 %) eine Begleiterkrankung oder wiesen ein reduziertes

Allgemeinbefinden auf, während aus der Gruppe der behandelten nur 64 von 109

(58,7 %) bei Einlieferung bereits eine Begleiterkrankung aufwiesen. Dieser

Unterschied ist zwar nicht signifikant, zeigt aber eine Tendenz dazu auf, dass

Tiere mit Begleiterkrankung seltener behandelt wurden, als Tiere ohne

Begleiterkrankung (p=0,067). Darüber hinaus wurden bestehende

Begleiterkrankung sofort intensiv therapiert. SPIEß (2004) und FERGUSON et al.

(1986) werteten in ihren Studien das Fehlen von Begleiterkrankungen als

aussagekräftigen prognostischen Faktor. Auch andere Arbeiten messen dem

Allgemeinbefinden von Kälbern mit Gliedmaßenfrakturen eine prognostische

Wichtigkeit bei (FERGUSON et al., 1986; FERGUSON et al., 1990; ST. JEAN et

al., 1992a; FESSLER und ADAMS, 1996; SPIEß, 2004; ST. JEAN und

ANDERSON, 2014).

15 Einfluss der Kolostrumversorgung auf den

Therapieausgang

Mehrere Studien beschreiben einen Zusammenhang zwischen schlechter

Kolostrumversorgung und erhöhter Kälbersterblichkeit im Allgemeinen und

untermauern diese Erkenntnisse durch Laborwerte (DONOVAN et al., 1998;

TYLER et al., 1998; ERBERS, 2005). Auch in Bezug auf die Heilungsaussichten

nach Gliedmaßenfrakturen bei neugeborenen Kälbern stellen viele Autoren diesen

Zusammenhang her, ohne diesen jedoch durch Laborwerte zu verdeutlichen

(FERGUSON, 1982; FERGUSON et al., 1986; ST. JEAN et al., 1992a; SPIEß,

2004; TROSTLE, 2004; NUSS, 2014). ST. JEAN und ANDERSON (2014)

fordern die Untersuchung von Immunglobulin G, Gesamteiweiß und des

Leukozytenwertes, um den passiven Transfer von Immunglobulinen und den

systemischen Gesundheitszustand von Kälbern zu diagnostizieren. Allerdings

geben sie keine Grenzwerte zur Orientierung an (ST. JEAN und ANDERSON,

2014). In der vorliegenden Studie wurden Laborwerte, die einen Hinweis auf die

Kolostrumaufnahme und den passiven Transfer von Immunglobulinen in die

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V Diskussion 133

Blutbahn geben (GGT, GE), statistisch ausgewertet und deren Einfluss auf das

Heilungsergebnis untersucht. Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse oben

genannter Autoren und untermauern durch tatsächlich gemessene Laborwerte die

Wichtigkeit einer ausreichenden Kolostrumversorgung von neonaten

Frakturpatienten. So verzeichneten Tiere, deren Laborparameter auf ausreichende

Kolostrumversorgung schließen ließen, signifikant (p<0,05) oder zumindest

tendenziell (p<0,1) bessere Heilungsraten, als dies bei Patienten mit niedrigeren

Werten der Fall war. Ein möglicher Grund dafür, dass die Laborwerte zur

Kolostrumversorgung in der vorliegenden Studie keinen noch deutlicheren

statistischen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hatten, liegt in der Tatsache,

dass bereits bei der Entscheidung, ob eine Behandlung durchgeführt werden

sollte, die Kolostrumversorgung ein entscheidendes Kriterium darstellte. So

wurden aus der Gruppe der Kälber, deren GGT-Wert 200 U/l nicht überstieg nur

26 von 37 (70,3 %) behandelt, während aus der Gruppe der Kälber mit GGT-

Werten über 200 U/l 76 von 85 (89,4 %) behandelt wurden. Somit wurden bereits

signifikant mehr Kälber mit GGT-Werten von über 200 U/l behandelt, als Kälber

mit Werten darunter (p=0,0087). Hinzu kommt, dass in sieben Fällen als

Therapiemaßnahme auf die festgestellte Hypogammglobulinämie eine

Bluttransfusion durchgeführt wurde. Diese Maßnahme wurde bereits von NUSS et

al. (2011) als möglicherweise erfolgversprechend bei der Frakturbehandung von

neugeborenen Kälbern diskutiert. Von diesen sieben Kälbern konnten vier geheilt

werden, während drei eingeschläfert werden mussten. In einem Fall war die

Infektion mit dem BVD-Virus und in zwei Fällen schwerwiegende

Heilungskomplikationen (Fraktur an anderer Gliedmaße und Wundinfektion)

ursächlich für die Entscheidung zur Euthanasie.

16 Telefonische Spätkontrolle

Ziel der telefonischen Spätkontrolle war es herauszufinden, wie die Tiere, die aus

der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Ludwig-

Maximilians-Universität München entlassen wurden, sich auf dem Heimatbetrieb

weiter entwickelten. Aus den Ergebnissen dieser Studie lässt sich erkennen, dass

ein Großteil (40 Patienten, 65,6 %) der geheilten Patienten ihrem

Verwendungszweck (Zucht oder Mast) zugeführt werden konnte und in Bezug auf

die Leistung nicht hinter den anderen Tieren ihrer Herde zurück blieb. Von sieben

Besitzern (11,5 %) konnten zu diesem Thema keine Angaben mehr gemacht

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V Diskussion 134

werden. Auch SPIEß (2004) stellte bei ihrer Spätuntersuchung fest, dass bei den

meisten Tieren (90,0 %), die mittelfristig geheilt werden konnten auch ein

Langzeiterfolg vorlag und die Tiere längerfristig genutzt werden konnten.

Vergleichbare Werte beschrieben ADAMS und FESSLER (1983) (93 %)

(Zeugopodium) TULLENERS (1986) (91 %) (Metacarpus- und

Metatarsusfrakturen), BELLON und MULON (2011) (86 %) (Femur) und

NICHOLS et al. (2010) (70,0 %). FERGUSON (1990) berichtete sogar von einer

100-prozentigen Erfolgsquote bei der Spätuntersuchung. Allerdings fand diese in

seiner Studie bereits sechs Wochen bis zwei Monate nach Entlassung aus der

Klinik statt. In der eigenen Untersuchung mussten acht Patienten (12,3 %) den

Betrieb frakturassoziiert verlassen. Darunter befanden sich allerdings auch zwei

Tiere, welche vom Besitzer vorsorglich zur Schlachtung geschickt wurden, um

das Risiko von Spätkomplikationen auszuschließen. Aus den vorliegenden Daten

kann der Schluss gezogen werden, dass Patienten, die nach gutem

Heilungsergebnis aus der Klinik entlassen werden, in der Regel zur langfristigen

Nutzung zur Verfügung stehen. So ist diese Erkenntnis möglicherweise wichtig

für die Besitzer von Frakturpatienten im Hinblick auf die Entscheidung für oder

gegen einen Behandlungsversuch.

Die hohe Zufriedenheit der Besitzer mit der Behandlung in der eigenen Studie

kommt unter Anderem dadurch zustande, dass im Rahmen der Spätkontrolle nur

Besitzer befragt wurden, deren Patienten geheilt werden konnten. Dennoch zeigt

die Tatsache, dass 86,9 % der befragten Besitzer eine vergleichbare Verletzung

wieder an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung

behandeln lassen würden, den hohen Stellenwert der Frakturbehandlung beim

Rind und die Bereitschaft der Landwirte auch aufwändige Behandlungen

mitzutragen. Hierbei muss erwähnt werden, dass die Klinik für Wiederkäuer mit

Ambulanz und Bestandsbetreuung aus Gründen der Forschung und Lehre den

Landwirten bei den Behandlungskosten teilweise finanziell entgegen kam.

Insofern sind die Ergebnisse zur Bereitschaft von Landwirten, generell derartige

Behandlungen durchführen zu lassen, vorsichtig zu interpretieren.

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VI Zusammenfassung 135

VI ZUSAMMENFASSUNG

Frakturen der langen Röhrenknochen beim Rind

Eine retrospektive Studie über Auftreten, Behandlungen

und Heilungsergebnisse

(2003-2013)

In dieser retrospektiven Studie wurden Patientenakten von 202 Frakturpatienten

an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Ludwig-

Maximilians-Universität München ausgewertet. Die Studie umfasste einen

Zeitraum von zehn Jahren und begann mit dem Tag der Eröffnung der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung in Oberschleißheim als

eigenständige Klinik. Im Gegensatz zu vorhergehenden Studien umfasste diese

Arbeit Frakturen aller Röhrenknochen bei Rindern aller Altersklassen.

Bei der Mehrheit der Patienten handelte es sich um neugeborene Kälber in einem

Alter von nicht mehr als zwei Wochen (66,3 %), von denen die überwiegende

Mehrheit ihre Frakturen im Zusammenhang mit der Geburt erlitt (89,6 %). Der

Hauptanteil hiervon war durch übermäßige Zughilfe (48,6 %) gefolgt von

unbeobachteter Geburt entstanden (35,8 %).

Bei 66,8 % der Patienten kam es im Behandlungszeitraum zu

Begleiterkrankungen, die nicht in direktem Zusammenhang mit der

Gliedmaßenfraktur standen. Die häufigsten Begleiterkrankungen waren hierbei

Neugeborenendurchfall, Nabelerkrankungen, Lungenentzündungen,

Neuromyodysplasia congenita und Sepsis. Begleiterkrankungen hatten in dieser

Untersuchung keinen signifikanten Einfluss auf den Therapieausgang.

Frakturen traten öfter an der Beckengliedmaße als an der Schultergliedmaße auf.

Die am häufigsten betroffenen Knochen in absteigender Reihenfolge waren:

Metacarpus (29,3 %), Femur (25,5 %), Metatarsus (21,6 %), Tibia (14,4 %),

Antebrachium (5,8 %) und Humerus (3,4 %). Insgesamt lagen 35 Frakturen der

Wachstumsfuge vor. Dabei handelte es sich in 19 Fällen um Salter Harris Typ I,

in 15 Fällen um Salter Harris Typ II Frakturen und in einem Fall um einen

Trümmerbruch. Am häufigsten waren Frakturen der langen Röhrenknochen in der

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VI Zusammenfassung 136

Diaphyse gefolgt von der distalen Metaphyse lokalisiert. Die häufigste

Frakturkonfiguration war die einfache Fraktur gefolgt von Trümmerbrüchen.

Unter Berücksichtigung aller Knochen traten 24 offene Frakturen (11,5 %) auf.

Insgesamt wurden 152 Patienten behandelt. Davon wurde in 65 Fällen (42,8 %)

eine chirurgische und in Fällen (57,2 %) eine konservative Behandlungsmethode

gewählt. Vor allem Frakturen des Metacarpus und des Metatarsus wurden

konservativ mittels Castverbänden behandelt, während Frakturen an proximaleren

Gliedmaßenabschnitten in der Regel chirurgisch versorgt wurden. Die häufigste

chirurgische Behandlungsmethode war die Plattenosteosynthese (61), wobei bis

zum Jahr 2009 vorwiegend die DCP-Technik und danach hauptsächlich die LCP-

Technik verwendet wurde. Diese unterschiedlichen Osteosynthesetechniken durch

Platten hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Heilungsquote.

Von den behandelten 152 Patienten konnten 103 (67,8 %) die Klinik geheilt

wieder verlassen. Die Erfolgsquote bei chirurgischen Behandlungen lag bei

50,8 % und bei konservativen Behandlungen bei 80,5 %. Die übrigen Tiere

starben (5) an Komplikationen oder Begleiterkrankungen im Behandlungsverlauf

oder mussten deswegen eingeschläfert werden (44). Sieben Tiere mussten bereits

aufgrund intraoperativer Komplikationen eingeschläfert werden.

Bei insgesamt 67 Patienten (44,1 %) traten frakturassoziierte Komplikationen im

Behandlungsverlauf auf. Das Auftreten von Komplikationen verschlechterte die

Heilungsaussicht der Patienten signifikant (p=0,003) und verlängerte auch deren

Klinikaufenthalt signifikant (p=0,002). Komplikationen traten signifikant häufiger

nach chirurgischen Behandlungen als nach konservativen Behandlungen auf

(p<0,001).

Günstig auf die Prognose bei Kälbern wirkten sich Laborwerte aus, die auf eine

gute Kolostrumversorgung schließen lassen (GGT, GE). So waren die

Erfolgsaussichten für konservativ behandeltet Kälber mit guter

Kolostumversorgung besser als für Kälber mit schlechter Versorgung (GGT:

p=0,073; GE: p=0,0078). Dieser Trend setzte sich bei den chirurgisch behandelten

Kälber nicht fort (GGT: p=0,182; GE: p=0,71). Alter der Fraktur, Gewicht der

Patienten und die Qualität des Repositionsergebnisses hatten keinen signifikanten

Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Allerdings zeigte sich, dass selbst bei

schlechten Repositionsergebnissen besonders bei konservativen

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VI Zusammenfassung 137

Behandlungsmethoden eine Frakturheilung möglich war.

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VII Summary 138

VII SUMMARY

Longbone Fractures in Cattle

A Retrospective Study on Occurrence, Treatment and

Outcome (2003-2013)

In this retrospective study at the Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung of the Ludwig-Maximilians-University of Munich clinical

records of 202 patients with fractures of the longbones were evaluated. The study

included a period of ten years starting with the opening day of the clinic in

Oberschleißheim as an independent institute. In contrast to many previously

published studies, this one included fractures of all long bones in cattle of all ages.

The majority of the patients were newborn calves with an age not exceeding two

weeks (66.3 %), of which most fractures (89.6 %) had developed during birth.

The majority of these fractures developed because of excessive traction force

(48.6 %) followed by unsupervised partus (35.8 %).

In 66.8 % of patients additional disorders, not directly associated with the

fracture, were observed during their hospitalization. Neonatal diarrhea, umbilical

diseases, pneumonia, congenital neuromyodysplasia and sepsis were seen most

frequently. Additional disorders in this study did not have significant influence on

the successful outcome.

Fractures occurred more often on the hindlimb than on the forelimb. The bones

affected by fractures most frequently were: metacarpus (29.3 %), femur (25.5 %),

metatarsus (21.6 %), tibia (14.4 %), antebrachium (5.8 %) and humerus (3.4 %).

Fractures of the epiphyseal growth plate occurred in 35 cases of which 19 were

Salter Harris Type I fractures and 15 were Salter Harris Type II fractures and one

was a comminuted fracture. Most of the longbone fractures were located in the

diaphysis followed by the distal metaphysis. The configuration seen most

frequently was the simple fracture followed by the compound fracture. Fractures

were open in 24 cases (11.5 %).

Of the 152 patients that received a treatment, 65 (42.8 %) were treated surgically

and 87 (57.2 %) were treated conservatively. Fractures of the metacarpus and

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VII Summary 139

metatarsus were often treated by castapplication, while upper limb fractures were

normally treated surgically. Platefixation was the surgical method chosen most

frequently (61). Until 2009 dynamic compression plating was usually performed,

afterwards locking compression plating was the technique of choice. The plate

used did not have significant influence on the clinical outcome.

A successful outcome was achieved in 103 of 152 (67.8 %) patients treated. The

success rate of surgical treatment was 50.8 % and of conservative treatment

80.5 %. The remaining animals died (5) of complications , additional disorders or

had to be euthanized (44). Seven animals had to be euthanized during surgery

because of severe intraoperative complications.

Fracture complications occurred in 67 patients (44.1 %). The presence of

complications had a significant negative influence on the outcome (p=0,003) and

patients had to be kept in hospital significantly longer (p=0,002). Complications

occurred significantly more often in surgically treated than in conservatively

treated animals (p<0,001).

Conservatively treated neonatal calves with blood parameters that suggested good

colostral intake (GGT, total protein (TP)) had a better outcome than other calves

(GGT: p=0,073; TP: p=0,0078). There was no significant difference regarding the

surgically treated calves (GGT: p=0,182; TP: p=0,71). According to this study the

time until treatment, the weight of the patient and the quality of fracture reduction

all had no significant influence on the outcome. Even if fracture reduction

especially in conservatively treated fractures was often classified as poor, there

was still a fair chance of fracture healing.

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IX Anhang 152

IX ANHANG

Abbildung 49: Eingangsuntersuchungsprotokoll für Rinder älter als drei Monate

Abbildung 50: Eingangsuntersuchungsprotokoll für Kälber bis zum Alter von drei

Monaten

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IX Anhang 153

Abbildung 51: Labordatenblatt mit allen Laborparametern, die bei der

Blutuntersuchung von Patienten an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und

Bestandsbetreuung standardmäßig erhoben werden

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IX Anhang 154

Abbildung 52: Fragebogen zur telefonischen Nachverfolgung von Patienten, die

zwischen den Jahren 2008 und 2013 die Klinik als geheilt verlassen konnte

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X Danksagung 155

X DANKSAGUNG

Frau Univ.-Prof. Dr. Gabriela Knubben-Schweizer danke ich für die Überlassung

des Themas der Dissertation und die Unterstützung in meinem beruflichen

Werdegang.

Frau Dr. M. Feist gilt mein aufrichtiger Dank für die ausdauernde Betreuung und

die Unterstützung auch nach Rückschlägen. Des Weiteren bedanke ich mich für

ihr Engagement in meiner Ausbildung.

Darüber hinaus bedanke ich mich beim gesamten Personal der Klinik für

Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung für die langjährige gute

Zusammenarbeit. Besonders sind hier das Pflegepersonal, die Assistenztierärzte

und die Klinikleitung zu erwähnen.

Meinen Eltern und meiner Familie danke ich für die moralische und finanzielle

Unterstützung.