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H.-G. Schroeder et al.: Frakturen des Orbitabodens 343 orbital injuries and also how a primary neuro-muscular damage can simulate an orbital fracture. Eine Kompression des Orbitalnhalts durch eine traumatisierende Gewalt ftihrt in den meisten F/illen zu einem isolierten Berstungsbruch des Orbitabodens (sogenannte Blow out-Fraktur). Frakturiert der Orbitaboden nicht oder nur unvollst/indig, mei- stens bei Patienten im jugendlichen Alter, so kann die Druckwelle auch die Orbita- spitze erreichen und hier muskul/ire und neurale Strukturen treffen (sogenanntes Or- bitaspitzentrauma). Die Analyse der bei diesem Verletzungsmechanismus resultie- renden Motilifiitsst6rung ist gegenfiber der aUeinigenMuskeleinklemmung schwierig und erfordert eine genaue Vermessung des objektiven Schielwinkels auch in den extremen Blickfeldbereichen. Bew/ihrt hat sich hier der Synoptometer nach C/ippers. Synoptometerdiagramme erleichtern die Entscheidung, ob eine Motilit/itsst6rung mechanisch durch eine Einklemmung von Augenmuskeln, eine neurogene Sch/idi- gung oder durch eine Kombination yon beiden Formen hervorgerufen wird. Unter 133 von uns in 61/2 Jahren operativ behandelten Patienten mit Orbitafrakturen wer- den in elf F/illen Kombinationsverletzungen festgestellt. Das erste Fallbeispiel zeigt eine typische Blow out-Fraktur, kombiniert mit einem Sehnenscheidensyndrom des M. obliquus superior (Brown-Syndrom). Die traumatisch verdickte Sehne des oberen schr/igen Augenmuskels kann nicht ungehindert durch die Umlenkstelle Trochlea schl/ipfen, das klinische Bild entspricht jedoch einer mechanischen Behinderung des Antagonisten M. obliquus inferior. Im zweiten Fall wird fiber die Kombination einer Blow out-Fraktur mit einer Sch/idigung des N. trochlearis berichtet. Hier liegt die Doppelbildzone, nach der Beseitigung der Muskeleinklemmung im Orbitaboden- bruchspalt, bedingt durch die Obliquus superior-L/ihmung, im nasalen unteren Blick- feldbereich. Das letzte Fallbeispiel weist im Synoptometerbild zun/ichst eine reine 0culomotoriusl~ihmung nach. Sp/iter, nach R/ickbildung der neurogenen Kompo- nente, resultiert jedoch auch eine zus~tzliche mechanische Beeintr~ichtigung durch periorbitale Verwachsungen und Muskelscheidenh~imatome. Die operative Freile- gung des Orbitabodens mit Abl6sung des 0rbitaperiosts brachte eine ~berraschende Besserung mit einer Verschiebung der doppelbildfreien Zone in die N~ihe des Prim/ir- stellungsbereichs der Augen. 10. H.-G. Schroeder, H. Glanz, L. Welge-Liissen (a. G.) (Marburg): Frakturen des Orbitabodens. Diagnose, Behandlung, synoptometrische Kontrollen Fractures of the Orbital Floor. Diagnosis, Treatment, Synoptometric Controls Summary. Within 5 years (1973--1977) 171 facial fractures were treated surgi- cally at the University ENT Clinic Marburg. 115 cases (67%) showed a fracture of the orbital floor, either an isolated blow out-type (24 cases), or combined with fractures of the orbital rim in combination with zygomatic fractures (49 cases) or irregular fractures combined with other midfacial lesions (42 cases). The treatment consisted in an implantation of autogenous material, covering clefts in the orbital floor and refixation of bony fragments with wires at the orbital rim.

Frakturen des Orbitabodens. Diagnose, Behandlung, synoptometrische Kontrollen

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H.-G. Schroeder et al.: Frakturen des Orbitabodens 343

orbital injuries and also how a primary neuro-muscular damage can simulate an orbital fracture.

Eine Kompression des Orbitalnhalts durch eine traumatisierende Gewalt ftihrt in den meisten F/illen zu einem isolierten Berstungsbruch des Orbitabodens (sogenannte Blow out-Fraktur). Frakturiert der Orbitaboden nicht oder nur unvollst/indig, mei- stens bei Patienten im jugendlichen Alter, so kann die Druckwelle auch die Orbita- spitze erreichen und hier muskul/ire und neurale Strukturen treffen (sogenanntes Or- bitaspitzentrauma). Die Analyse der bei diesem Verletzungsmechanismus resultie- renden Motilifiitsst6rung ist gegenfiber der aUeinigen Muskeleinklemmung schwierig und erfordert eine genaue Vermessung des objektiven Schielwinkels auch in den extremen Blickfeldbereichen. Bew/ihrt hat sich hier der Synoptometer nach C/ippers. Synoptometerdiagramme erleichtern die Entscheidung, ob eine Motilit/itsst6rung mechanisch durch eine Einklemmung von Augenmuskeln, eine neurogene Sch/idi- gung oder durch eine Kombination yon beiden Formen hervorgerufen wird. Unter 133 von uns in 61/2 Jahren operativ behandelten Patienten mit Orbitafrakturen wer- den in elf F/illen Kombinationsverletzungen festgestellt. Das erste Fallbeispiel zeigt eine typische Blow out-Fraktur, kombiniert mit einem Sehnenscheidensyndrom des M. obliquus superior (Brown-Syndrom). Die traumatisch verdickte Sehne des oberen schr/igen Augenmuskels kann nicht ungehindert durch die Umlenkstelle Trochlea schl/ipfen, das klinische Bild entspricht jedoch einer mechanischen Behinderung des Antagonisten M. obliquus inferior. Im zweiten Fall wird fiber die Kombination einer Blow out-Fraktur mit einer Sch/idigung des N. trochlearis berichtet. Hier liegt die Doppelbildzone, nach der Beseitigung der Muskeleinklemmung im Orbitaboden- bruchspalt, bedingt durch die Obliquus superior-L/ihmung, im nasalen unteren Blick- feldbereich. Das letzte Fallbeispiel weist im Synoptometerbild zun/ichst eine reine 0culomotoriusl~ihmung nach. Sp/iter, nach R/ickbildung der neurogenen Kompo- nente, resultiert jedoch auch eine zus~tzliche mechanische Beeintr~ichtigung durch periorbitale Verwachsungen und Muskelscheidenh~imatome. Die operative Freile- gung des Orbitabodens mit Abl6sung des 0rbitaperiosts brachte eine ~berraschende Besserung mit einer Verschiebung der doppelbildfreien Zone in die N~ihe des Prim/ir- stellungsbereichs der Augen.

10. H.-G. Schroeder, H. Glanz, L. Welge-Liissen (a. G.) (Marburg): Frakturen des Orbitabodens. Diagnose, Behandlung, synoptometrische Kontrollen

Fractures of the Orbital Floor. Diagnosis, Treatment, Synoptometric Controls

Summary. Within 5 years (1973--1977) 171 facial fractures were treated surgi- cally at the University ENT Clinic Marburg. 115 cases (67%) showed a fracture of the orbital floor, either an isolated blow out-type (24 cases), or combined with fractures of the orbital rim in combination with zygomatic fractures (49 cases) or irregular fractures combined with other midfacial lesions (42 cases).

The treatment consisted in an implantation of autogenous material, covering clefts in the orbital floor and refixation of bony fragments with wires at the orbital rim.

344 K. Mfisebeck und H. Rosenberg: Sinumetrie

Synoptometric investigations enable a more exact diagnosis in all types of orbital fractures and demonstrate exactly the functional results.

Im Zeitraum yon 5 Jahren (1973-1977) wurden in der HNO-Klinik der Universit/it Marburg/Lahn 171 Frakturen des Gesichtsseh/idels (ohne isolierte Nasenbeinfraktu- ren) operativ versorgt. In nicht weniger als 115 F/illen (67%) fanden wir eine Fraktur des Orbitabodens. Diese 115 F~ille setzen sich zusammen aus 24 isolierten Orbitabo- denfrakturen, 49 lateralen und 42 zentralen Gesichtssch/idelfrakturen mit Beteili- gung des Orbitabodens.

Da die klinischen Symptome und R6ntgen~bersichtaufnahmen zur Diagnose- stellung meist nicht ausreichend sind, werden von uns synoptometrische Untersu- chungen durchgeffihrt und R6ntgenschichtaufnahmen angefertigt.

Anhand von zwei F/illen werden pr~i- und postoperative Synoptometerbefunde erkl/irt. Mit dieser Methode lassen sich Motilit~itsst6rungen des Augapfels reprodu- zierbar darstellen, und der postoperative Verlauf kann dokumentiert werden.

Unsere Behandlung besteht in einer m6glichst frfihzeitigen Operation, bei der der Orbitaboden transpalpebral mit Hilfe des Subciliarschnittes dargestellt wird. Zur Defektdeckung bevorzugen wir autogenes Material, wie z. B. Septumknorpel, Con- chaknorpel und Knochen aus der Kieferh6hlenvorderwand oder der lateralen Na- senwand.

Eine deutliehe Zunahme der Fallzahlen von Orbitabodenfrakturen ffihren wir auf die wesentlich verfeinerte Diagnostik zur/ick. Hierdurch konnten wir die Patien- ten fr/iher operieren. Die guten funktionellen und kosmetischen Ergebnisse sprechen fiir die Frtihversorgung mit transpalpebralem Zugang.

G. Schliindorff (Aachen): 1. Frage nach Implantationsmaterial. 2. Empfehlung, das Operationsmikroskop zu benutzen. 3. Ernpfehlung, Schiehtaufnahmen selbst zu beurteilen, der Operateur bekommt im Laufe der Zeit

fundiertere Erfahrung als der Radiologe.

11. K. Miisebeek, H. Rosenberg (a. G.) (Kaiserslautern): Sinumetrle

Sinumetry

Summary. The anemometry and manometry of the sinus maxillaris are called sinumetry. In addition to the wellknown manometry measurements a new meth- od of hot-film-anemometry was developed. The values of velocity of air flow in the sinus with a patent ostium varied between 5 - 2 4 cm/s. The measurements were performed during sinuscopy and distinguished between patent, partially patent and obstructed maxillary ostium dependent on the values of velocity after breathing and sniffing. In certain cases the result of sinumetry can decide the therapeutic procedure.

Unter Sinumetrie sind Geschwindigkeits- und Druckmessungen in der KieferhShle zu verstehen. In Erg~inzung zu den bekannten manometrischen Messungen wurde eine neue Methode auf der Basis der HeiBfilm-Anemometrie entwickelt, um die Luft-