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Franziska Gehm Dem Mammut auf der Spur Ein Abenteuer aus der Eiszeit

Franziska Gehm Dem Mammut auf der Spur Ein Abenteuer aus ...€¦ · Dem Mammut auf der Spur Ein Abenteuer aus der Eiszeit. Franziska Gehm wurde 1974 in Sondershausen geboren.In Jena,Limerick

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  • Franziska GehmDem Mammut auf der Spur

    Ein Abenteuer aus der Eiszeit

  • Franziska Gehm wurde 1974 in Sondershausengeboren. In Jena, Limerick und Sunderland stu-dierte sie Anglistik, Psychologie und Interkul-turelle Wirtschaftskommunikation. Nach demStudium unterrichtete sie an einem Gymnasiumin Dänemark,arbeitete bei einemWiener Radio-sender und als Kinderbuchlektorin. Sie lebt mitihrer Familie als Autorin und Übersetzerin inMünchen. Weitere Bücher von Franziska Gehmbei dtv junior: siehe Seite 4

    Heribert Schulmeyer, geboren 1954, studiertean der ehemaligen Kölner Werkschule im Fach-bereich Illustration und Freie Grafik und lebtheute als Buchillustrator und freier Zeichner inKöln.

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  • Franziska Gehm

    Dem Mammutauf der Spur

    Ein Abenteuer aus der Eiszeit

    Mit Illustrationenvon Heribert Schulmeyer

  • Ausführliche Informationen überunsere Autoren und Bücher

    www.dtvjunior.de

    Von Franziska Gehm sind bei dtv junior außerdem erschienen:Fabelhafte Weihnachten

    Tränenengel

    Ungekürzte Ausgabe2015 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

    © 2008 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, MünchenUmschlagkonzept: Balk & Brumshagen

    Umschlagbild: Heribert SchulmeyerGesetzt aus der Caslon 12,5/16˙Satz: Greiner & Reichel, Köln

    Druck und Bindung: Druckerei C.H.Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

    Printed in Germany · ISBN 978-3-423-71635-2

  • Inhalt

    Ein dämonisches Jaulen . . . . . . . . . . . . 7Aufbruch ins Ungewisse . . . . . . . . . . . 19Magere Beute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Die Vision des Schamanen . . . . . . . . . 43Ein gewaltiger Luftzug . . . . . . . . . . . . 54Auf Leben und Tod . . . . . . . . . . . . . . . 61Schaurige Spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . 70Wie wilde Bestien . . . . . . . . . . . . . . . . 79Große Geständnisse . . . . . . . . . . . . . . 89Luchsohrs Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Die Prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108Gute Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

  • Ein dämonisches Jaulen

    Es ist ein sonniger Frühlingstag vor ungefähr 40000Jahren. Luchsohr und sein Freund Pfotenherz sinddie Ersten der Horde, die auf den Beinen sind. Vorder Höhle im Silberwurztal kriecht die Sonne gera-de über den Horizont und schickt die ersten Strah-len über die Ebene. Für Luchsohr ist es ein perfekterFrühlingstag. Noch. Der Boden ist gefroren und essind knapp über null Grad. Luchsohr hat eine warmeBärenfellhose und dicke Lederschuhe an.

    Ganz langsam und leise, wie zwei Raubkatzen,schleichen Luchsohr und Pfotenherz durch die ho-hen Gräser der Ebene. Sie müssen vorsichtig sein.Sonst enden sie als Frühstück von einem Höhlen-löwen.

    Luchsohr blickt in die Ferne, wo sich eine ge-waltige,unendliche weiße Fläche ausbreitet.Das Eis.Der Schamane nennt es »die weißen Berge« underzählt schauerliche Geschichten darüber: Tagsüberflüchten die Geister der getöteten Tiere dorthin undtreiben jeden, der sich in die weißen Berge wagt, in

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  • die Irre. Nur nachts, nachdem die Geister die Sonneunter den Horizont gezogen haben, wagen sie sichvon den weißen Bergen hinab.

    Luchsohr hat sonst nie Angst – na gut, bei einemSäbelzahntiger vielleicht schon ein ganz kleinesbisschen –, aber mit diesen Geistern will er sich aufkeinen Fall anlegen.

    »Pst!«, macht Pfotenherz plötzlich. »Das Gebüschda vorne wackelt!«

    Wie zu Eis erstarrt bleiben die Jungen stehen,dann lassen sie sich ganz langsam auf den Erdbodennieder und behalten den Busch fest im Blick.Mucks-mäuschenstill liegen sie auf der Lauer. Luchsohrspürt ein Zwicken im Bauch. Das kennt er schon.Und er mag es gar nicht, wenn es zwickt. Denn dasZwicken bedeutet Gefahr.

    »Da! Es wackelt schon wieder!«, flüstert Luchsohr.Plötzlich kommt ein furchtbares Geräusch aus demBusch.Luchsohr und Pfotenherz zucken zusammen.

    »Oh nein, ein Wolf!«, flüstert Pfotenherz.Pfotenherz liebt Tiere, aber mit Tiergeräuschen

    kennt er sich nicht so gut aus.Luchsohr dafür schon. Er hat die besten Ohren

    der ganzen Horde. Luchsohr schüttelt den Kopf.»Das ist kein Wolf.«

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  • Pfotenherz sieht Luchsohr mit großen Augen an.»Was dann?«

    Luchsohr lauscht abermals. Plötzlich erklingtwieder der fürchterliche Schrei. Auf Luchsohrs Ar-men breitet sich Gänsehaut aus. So einen Laut hater noch nie gehört. Er zögert. Schließlich flüstert erseinem Freund zu: »Ich weiß nicht, was das ist.«

    »Aber …«, beginnt Pfotenherz und bekommt eineschneeweiße Nasenspitze, »du erkennst doch sonstjedes Tier an seinem Laut.«

    Luchsohr nickt. Das stimmt, aber dieses Tier –oder was auch immer dort drüben im Gebüsch sitzt –kennt Luchsohr nicht. Vielleicht hat es sich vonden weißen Bergen in die Ebene verirrt? Vielleichtkommt es direkt aus dem Inneren der Erde? Eins istsicher: Das Tier hört sich nicht gerade freundlich an.

    »Meinst du, es hat Hunger?«, flüstert Pfotenherzund zieht die Augenbrauen zusammen.

    Luchsohr kratzt sich hinterm Ohr. Dann nickt erganz langsam. Das Zwicken in seinem Bauch wirdimmer schlimmer. Aber sie müssen etwas tun. Ein-fach weglaufen wie Fellhosenscheißer geht nicht.Ganz langsam zieht Luchsohr seine Steinschleuderaus dem Gürtel. Er will das unheimliche Tier ausdem Busch treiben, damit er es sehen kann. »Halt du

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  • Wie sah die Eiszeit-Landschaft aus?

    Dort, wo kein Schnee und Eis lagen, war der Boden das ganzeJahr über gefroren (»Permafrost«). Selbst im Sommer tautenur die oberste Schicht auf. Bäume, deren Wurzeln tief in denBoden reichen müssen, konnten dort nicht wachsen. So eineLandschaft nennt manTundra. Für die Steinzeitmenschen hattedie Tundra den Vorteil, dass dort jede Menge Gras wächst. Unddas bedeutet,dass die Beutetiere immer reichlich Futter hatten.Im Laufe der Eiszeit gab es mehrere Kaltzeiten. Genaugenom-men leben wir auch heute noch im Eiszeitalter, aber in einer

  • Warmzeit. In der letzten Kaltzeit, vor etwa 25 000 bis 20 000Jahren,begann das Steinzeitalter. Im Durchschnitt war dieTem-peratur damals etwa 5 bis 6°C niedriger als heute. Im Sommerherrschte mildes Schönwetter, die Wintertage waren sonnig,frostig, kaum windig und es gab nur wenig Niederschlag. DasEis breitete sich vom Nordpol und aus Richtung der Alpen überweite Teile des heutigen Europas aus. An manchen Stellen wardie Eisschicht bis zu drei Kilometer dick, das ist so hoch wie derhöchste Berg Deutschlands, die Zugspitze!

  • den Speer bereit, falls es uns angreifen will«, flüstertLuchsohr seinem Freund zu. Dann legt er ein Stein-geschoss in die Sehnenausbuchtung der Steinschleu-der. Er spannt die Schleuder – zielt – und schießt!

    Der Stein segelt durch die Luft. Die Jungen fol-gen seinem Bogen mit offenen Mündern.

    Mit einem dumpfen Schlag landet der Stein einenguten Meter neben dem Gebüsch auf dem Boden.

    »Daneben«, stellt Pfotenherz fest.»Mammutmist!«, schimpft Luchsohr leise vor sich

    hin. Schon wieder nicht getroffen. Bei jedem Streif-zug und jeder Jagd schießt er daneben. Fast immer.Dabei gibt er sich solche Mühe, alles richtig zu ma-chen. Trotzdem trifft er so gut wie nie. Haben wirk-lich die bösen Geister der getöteten Tiere ihre Fin-ger im Spiel? Das meint zumindest Papu, derLuchsohrs Vater und der Hordenführer ist.

    Oder gibt es einen anderen Grund, warumLuchsohr so oft danebenschießt? Luchsohr hat eineschreckliche Vorahnung. Aber davon kann er aufkeinen Fall den anderen in der Horde erzählen.Nochnicht mal seinem besten Freund Pfotenherz. Vorallem nicht nach dem schrecklichen Unglück aufder Großjagd,bei dem Pfotenherz’Papa starb.Daranwill Luchsohr lieber gar nicht mehr denken.

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  • »Lass mich mal!«, sagt Pfotenherz und nimmtLuchsohrs Steinschleuder. Pfotenherz setzt dieSteinschleuder an. Dann kneift er ein Auge zu undstreckt vor Anstrengung die Zunge raus. Er spanntdie Schleuder – zielt – schießt – und … trifft mittenins Gebüsch!

    Der Stein saust durch die Blätter, ein dämonischesJaulen ertönt und plötzlich hetzt etwas aus demBusch. Luchsohr und Pfotenherz erkennen geradenoch zwei Tigerohren, springen schreiend auf, dre-hen sich um und rennen um ihr Leben. Sie rasenüber die Steppe. Die Gräser peitschen ihnen um dieBeine. Doch auf einmal hören sie ein hämisches La-chen hinter sich. Schlagartig bleiben sie stehen unddrehen sich um.

    Neben dem Busch steht kein unheimliches Tier,sondern Tigerzahn! Er ist wie Luchsohr zehn Som-mer alt. Und genau wie Luchsohr soll er bald in dieReihen der Jäger aufgenommen werden. Aber dassind auch die einzigen Gemeinsamkeiten.

    Tigerzahn hat eine Tigermütze auf und krümmtsich vor Lachen. »Ihr seid solche Fellhosenschei-ßer!«, ruft er. Dann verstellt er seine Stimme wie einMädchen, tippelt auf der Stelle und flötet in einemSingsang: »Hilfe! Papu! Mamu! Rettet mich! Der

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  • böse böse Tigerzahn will mich fressen!« Er fauchtwie ein echter Tiger und lacht.

    »Du bist so blöd wie ein Mammut groß«, ruftLuchsohr. Seine Wangen schimmern rot vor Wut.

    »Das musst du Zitterlemming gerade sagen! Dubist sogar zu blöd, einen Busch zu treffen. Und duwillst in die Reihen der Jäger aufgenommen wer-den? Niemals!«, ruft Tigerzahn und lacht. »Ich wer-de der große Jäger der Horde werden. Und du,Luchsohr, darfst vielleicht meine Speerspitzenschärfen.«

    Luchsohr sieht entsetzt, wie Tigerzahn bei diesenWorten seinen Speer in die Luft schleudert. Direktauf sie zu! Es bleibt keine Zeit mehr, zur Seite zuspringen. Der Speer fliegt haarscharf zwischen Pfo-tenherz und Luchsohr hindurch. So knapp, dassLuchsohr den Lufthauch an der Wange spürt. Diebeiden Freunde stehen vor Schreck stocksteif wiezwei Eiszapfen da, während Tigerzahn lachend anihnen vorbeiläuft und seinen Speer aufhebt. »Na, ihrSchneegesichter, hat es euch die Sprache verschla-gen?«, ruft er und führt einen wilden Tanz auf.

    Luchsohr hat den Blick fest auf Tigerzahn gerich-tet und sagt: »Ich werde in die Reihen der Jäger auf-genommen werden. Und …«, Luchsohr ballt die

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  • Wie Kinder in der Eiszeit lebten

    In der Steinzeit wuchsen Kinder natürlich ganz anders auf alsheute. Zum Beispiel gab es noch keine Schulen.Was sie wissenmussten, schauten sich die Kinder von den älteren Mitgliedernder Horde ab. So lernten sie, Spuren zu lesen,Tiergeräusche zuunterscheiden und mit den Jagdwaffen und Werkzeugen um-zugehen. Außerdem zeigten die Älteren ihnen, wie man sich ineiner unbekannten Umgebung orientiert, und natürlich auch,welche Beeren, Kräuter und Wurzeln essbar sind.Viel Zeit zumSpielen blieb ihnen nicht, denn bereits mit zehn Jahren musstensie alles so können wie die Großen. Übrigens: Eiszeitmenschenwaren noch deutlich kleiner als die Menschen heute.Sie wurdenim Schnitt nur 1,30 m groß, also in etwa so groß wie ein zehn-jähriges Kind heute. Das Durchschnittsalter in einer Horde be-trug 18 Jahre. Manche Kinder bekamen schon mit 15 oder 16Jahren eigene Kinder.

  • Hände zu Fäusten zusammen, »… ich werde dasgrößte Tier von allen erlegen!« Als Luchsohr sichdas sagen hört, erschrickt er selbst: Wie kommt erdenn auf die Idee?

    Tigerzahn vergisst für einen Moment seinen Tanzund hält inne, bevor er loskräht: »Du, der größteZitterlemming, willst das größte Tier erlegen? Duhast wohl zu viel Sonne abbekommen!« Dann rennter lachend zurück zur Höhle.

    Am liebsten wäre Luchsohr Tigerzahn hinterher-gerannt und hätte ihm eins auf seine alberne Mützegegeben – das wäre vermutlich genau das Richtigefür so einen Fiesling. Aber Pfotenherz hält seinenFreund am Arm fest.

    »Lass den Plumpskopf doch«, sagt Pfotenherz.Stimmt, denkt Luchsohr. Wenn, dann muss er

    Tigerzahn anders schlagen. Luchsohr fällt die Auf-nahmeprüfung ein. Die müssen Luchsohr und Ti-gerzahn erst bestehen, bevor sie in die Reihen derJäger aufgenommen werden. Sie müssen jeweils al-lein eine Jagd anführen. Papu und die anderen Jägerhelfen, aber die entscheidenden Schüsse auf dieBeute müssen die Prüflinge abgeben. Schon alleinbei dem Gedanken zwickt es wieder in LuchsohrsBauch. Wie soll er ein lebendes Tier treffen, wenn er

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  • noch nicht mal einen Busch trifft? Und wieso mussteer vor Tigerzahn so angeben und behaupten, dass erdas größte Tier von allen erlegt? Die gefährlichsteund schwierigste Beute überhaupt! Bis jetzt hat nochniemand in der Horde so einTier getötet. Ein Mam-mut.

    »Hast du das eben mit dem größten Tier ernstgemeint?«, fragt Pfotenherz.

    Luchsohr kratzt sich am Kopf. »Hm. Ich weißzwar noch nicht wie, aber ich werde es Tigerzahnzeigen!«

    »Ich helfe dir«, sagt Pfotenherz entschlossen.»Vielleicht«, fügt er zögernd hinzu, »kann man einMammut ja auch an Menschen gewöhnen?«

    Als Luchsohr sich vorstellt, dass Pfotenherz einMammut an einer Leine herumführt, muss er grin-sen. Das hat Pfotenherz nämlich schon mit Lem-mingen, Rehen, Schneeeulen und Eisfüchsen ver-sucht. Aber die sind alle wieder abgehauen.

    Luchsohr blickt zur Sonne.»Was? Schon so spät?«,sagt er auf einmal und fasst seinen Freund am Arm.»Komm, wir müssen zurück zur Höhle! Die Jägerbrechen gleich auf und ich will Sternauge doch AufWiedersehen sagen.«

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  • Werkzeuge und Jagdwaffen in der Steinzeit

    Die Steinzeit heißt so, da die Menschen ihe Waffen und Werk-zeuge hauptsächlich aus Stein herstellten: Metalle kannten sienoch nicht.

    Das vielseitigste Werkzeugwar der Faustkeil. Mit seinerscharfen Kante ließ sich sogarFleisch zerteilen.

    Eine Axt erhielt zusätzlichnoch einen Schaft, der mitSehnen und Birkenpech ander Steinklinge befestigtwurde. Richtig stabil wurdedie Axt, wenn man vorherein Loch in den Stein bohrte.

    Die wichtigste Jagdwaffe warder Speer oder Wurfspieß,dessen Spitze über dem Feuergehärtet wurde. Mit der Speer-schleuder konnten die Jägerihre Speere noch weiter werfenund mehr Wucht erzeugen.

  • Aufbruchins Ungewisse

    Vor der Höhle ist schon jede Menge los. Die Jägerrollen Felle zusammen und überprüfen ein letztesMal ihre Waffen. Sie nehmen Lanzen und Speeremit und sogar eine Speerschleuder, mit der man be-sonders weit werfen kann. Zum Zerlegen der Beutepacken sie Faustkeile, Steinklingen und Harpunen-spitzen ein.

    Während Pfotenherz in der Höhle verschwindet,sucht Luchsohr seine Schwester unter den Jägern.Wo steckt sie nur? Er muss sie unbedingt sehen,denner möchte ihr noch etwas geben. Gerade als er in derHöhle nach ihr suchen will, kommt ihm Mamu amHöhleneingang entgegen.

    »Ah! Hier bist du. Komm, füll mal die Trinkblasemit Schnee auf, damit die Jäger etwas zu Trinkenhaben«, sagt sie und drückt Luchsohr eine Tierblasein die Hand.

    Luchsohr hat gar keine Lust dazu. Aber er sagtlieber nichts, denn Mamu mag es nicht, wenn manihr widerspricht. Genau wie Papu.

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  • Widerwillig stapft Luchsohr auf dem kleinen Pfadneben der Höhle bis in die Senke zwischen den Fel-sen. Dort ist im Schatten eine Schneeschicht liegengeblieben. Er füllt den Schnee in die Blase und kehrtso schnell wie möglich zur Höhle zurück.

    Vor der Höhle hat sich ein Kreis gebildet.Die Jägerbesprechen die Jagd. Luchsohr zwängt sich schnellzwischen zwei Jägern in den Kreis.

    »Wo, sagtest du, hast du die Fährten gesehen?«,fragt Papu gerade.

    Sternauge deutet zum Bach im Silberwurztal, dassich unterhalb der Höhle ausbreitet. »Sie führenvom Bach weg hin zu den weißen Bergen. Es musseine riesige Wisenthorde gewesen sein. Wenn wirsie einholen, haben wir genug zu essen für mehrereMonde.«

    Als Luchsohr das hört, muss er an all das leckere,saftige Fleisch denken. Sein Magen knurrt. Ganzlaut.

    Der Jäger neben ihm dreht sich zu ihm um undzwinkert ihm zu.

    »Ihr werdet sicher ein bis zwei Tage unterwegssein. Nehmt Proviant und Felle mit«, sagt Papu.

    »Kommst du denn nicht mit?«, fragt Sternaugeund sieht Papu mit großen Augen an.

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