Freier Ringkampf

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    FREIER RINGKAMPF

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    Dr. Günter CzediDietrich Jürgens

    Erich Peukert

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    Freier RingkampfLehrbuch für Fortgeschrittene

    Sportverlag Berlin 1974

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    1. Der Freie Ringkampf im Systemder Körpererziehung der DDR

    Der Freie Ringkampf ist in hervorragender Weise zur Herausbildung der motorischen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit undAusdauer sowie der Gewandtheit und Beweglichkeit geeignet.In der sportlichen Auseinandersetzung auf der Matte werdenden Sportlern, die diesen männlichen olympischen Zweikampfpflegen, solch wertvolle Charakter- und Willenseigenschaftenwie Mut, Zielstrebigkeit, Selbstvertrauen, Härte, Risikobereitschaft und Bescheidenheit anerzogen.So gesehen, ordnet sich der Freie Ringkampf mit seinen persönlichkeitsbildenden Werten sinnvoll in das Gesamtanliegen vonKörperkultur und Sport in der DDR ein und trägt mit dazu bei,die jungen Menschen in unserem Lande an eine regelmäßigesportliche Betätigung zu führen.

    Im Deutschen Turn- und Sportbund, dem Initiator und Organisator des Gesamtsports in der DDR, vereinigen sich alle Klassischen und Freien Ringkämpfer im Deutschen Ringerverband derDDR (DRV der DDR).Der Deutsche Ringerverband der DDR entwickelte sich ausder 1949 gegründeten Sektion Ringen. Bereits im Jahre 1952wurde die Sektion Ringen Mitglied der „Fédération Internationale de Lutte Amateur" (FILA). Sie wurde auf Beschlußihrer Mitglieder im Jahre 1958 zum Deutschen Ringerverbandim DTSB umgebildet und im Jahre 1966 in Deutscher Ringerverband der DDR umbenannt.Gegenwärtig sind in ihm etwa 15 000 Mitglieder organisiert,die in mehr als 200 Sektionen der einzelnen Schul- bzw. Betriebs

    sportgemeinschaften sportlich aktiv sind.5

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    Das 1. Verbandstreffen des Deutschen Ringerverbandes derDDR fand im Jahre 1973 im Bezirk Suhl statt.Die Teilnahme von etwa 3 500 Sportlern und Funktionären, diein drei Tagen auf 46 Matten ausgetragenen 2 700 Wettkämpfesowie die in dieser Zeit organisierten kulturpolitischen Veranstaltungen wurden zu einem großartigen Erfolg für die weiterePopularisierung und Verbreiterung des Ringkampfsports in derDeutschen Demokratischen Republik.Der Deutsche Ringerverband der DDR pflegt die revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiter-Turn- und Sportbe

    wegung sowie auch die fortschrittlichen Traditionen des bürgerlichen Sports und nutzt diese zielstrebig für die Erziehung derheranwachsenden sozialistischen Persönlichkeiten. Das Vermächtnis des tapferen Antifaschisten und hervorragendenRingers Werner Seelenbinder wird von der gesamten Sport jugend der DDR geachtet.Die unter anderem auch vom Deutschen Ringerverband derDDR jährlich veranstalteten internationalen Werner-Seelenbinder-Turniere sind ein überzeugender Ausdruck dafür, wie dasvon Werner Seelenbinder hinterlassene revolutionäre und sportliche Erbe fortgesetzt wird.Die sportlichen Erfolge der besten Ringer der Deutschen Demokratischen Republik bei Olympischen Spielen, Welt- und Europa

    meisterschaften zeugen von der guten Gesamtentwicklung, dieder Ringkampfsport in der DDR durch die jederzeit großzügigeUnterstützung von Partei und Regierung nehmen konnte.Besonders in den letzten Jahren gelang es den Senioren imFreien Ringkampf immer besser, auch bei Welt- und Europameisterschaften Medaillen zu erkämpfen.So sind die Leistungen der Vizeweltmeister des Jahres 1973,Stahr und Stottmeister, sowie die der Sportfreunde Büttner,Brüchert, Paulitz und Breuer, die bei den Europameisterschaften des Jahres 1974 Gold-, Silber- und Bronzemedaillenerrangen, ein Beweis der ernsthaften Bemühungen, auch in dieserolympischen Sportdisziplin zur Weltspitze vorzustoßen. Alldiese Athleten begannen bereits als Kinder mit dem Ringkampf

    training und errangen bei den Kinder- und Jugendspartakiaden6

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    der DDR ihre ersten größeren Erfolge. Der Deutsche Ringerverband der DDR ist daher ständig bemüht, den Ringkampfsport unter der Bevölkerung der DDR weiter zu popularisieren,um vor allem noch mehr Kinder und Jugendliche unseres Landeszum aktiven Betreiben dieser schönen und männlichen Sportartzu begeistern.So gesehen hilft der Deutsche Ringerverband der DDR aktivmit, die Aufgaben auf dem Gebiete von Körperkultur und Sportin unserem Land erfolgreich zu verwirklichen. In diesem Sinnewendet sich auch das vorliegende Lehrbuch an Aktive und

    Übungsleiter mit dem Ziel, beim tieferen Eindringen in dieTheorie und Praxis des Ringkampfsports Kenntnisse zu vermitteln und methodische Unterstützung zu geben.

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    2. Die theoretischen Grundlagendes Ringkampfsports

    Der Sport entwickelt sich in der DDR zu einer wahrhaft sozialistischen Volkskörperkultur. Das Streben unserer Menschennach Gesundheit, körperlicher und geistiger Vollkommenheitsowie hoher Leistungsfähigkeit wird dabei immer stärker ausgeprägt. Um unter diesen Bedingungen bestmögliche Leistungenauch im Ringkampfsport zu erzielen, muß nach modernen wissenschaftlichen Gesichtspunkten trainiert werden. Diese notwendige

    Erkenntnis führt immer mehr dazu, daß Trainer, Übungsleiterund Sportler den Fragen der sportlichen Ausbildung, der Lehrmethodik, der Analyse der Kampfhandlungen u. a. größte Aufmerksamkeit schenken. Diese Fragen werden zunehmend wissenschaftlich untersucht und tragen dazu bei, die theoretischenGrundlagen des Ringkampfsports systematisch zu vervollständigen.

    2.1. Die Kampfhandlungen

    Jede Auseinandersetzung auf der Matte verfolgt ein bestimmtesstrategisches oder taktisches Ziel. Das Erreichen dieses Zieles

    erfolgt durch die vom Sportler im einzelnen zu lösenden Kampfaufgaben, die durch die Kampfhandlungen verwirklicht werden.Der Athlet ist auf ein kampfbestimmendes Verhalten ausgerichtet, d. h. eine Kampftätigkeit, die organisiert zu einer beabsichtigten Lösung der gestellten Kampfaufgabe führt. Das bedingt die Fähigkeit, die spezifischen Konfliktsituationen - alssolche wäre jede Kampfsituation zu bezeichnen - mit positivem

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    Ergebnis zu lösen. Das Durchführen einer Kampfhandlung setztsich demzufolge folgendermaßen zusammen :- Vorausdenken und Schaffen der notwendigen Ausgangsposi

    tion für die Handlungsdurchführung oder das Nutzen einersich zufällig ergebenden Situation. Das heißt also, der Sportlermuß eine Übereinstimmung zwischen seiner Kampf konzeptionund der Kampfrealität herbeiführen.

    - Die Auswahl einer optimalen Variante (technisch-taktischeMittel) zur Lösung der Situation.

    - Die Durchführung der Kampfhandlung unter den Wider

    standsbedingungen des Gegners.Die Stellung der Ringer zueinander und die Auswahlmöglichkeiten an Kampfmitteln, der sich ein jeder von beiden in dieserkonkreten Lage zur Führung des Ringkampfes bedienen kann,kennzeichnet dabei die Kampfsituation. Da im Kampf die verschiedenartigsten Situationen auftreten, müssen auch unterschied

    liche Handlungen zur Lösung der jeweiligen Aufgabe vorhandensein. Folgende Kampfhandlungen werden unterschieden:- Angriffshandlungen ;- Gegenangriffshandlungen ;- Abwehrhandlungen;- Zwischenhandlungen.Die Angriffspandlung umfaßt drei Kampfoperationen, die ausder Angriffsvorbereitung, der Angriffsdurchführung und der Angriffsvollendung bestehen. Als eine zusätzliche Kampfoperationkann eine Angriffsweiterführung hinzukommen, wenn durchGegenmaßnahmen ernsthafte Störungen im Ablauf der Angriffshandlung auftreten (Schema 1).Die Angriffsvorbereitung schafft einerseits die Griffausgangs

    stellung durch Erarbeiten der Faßart, der Distanz, der Körperhaltung und des Bewegungsverhaltens sowie das Einnehmeneines bestimmten Mattenplatzes. Die Aufgabe besteht hier vorrangig in der Schaffung einer Ausgangsposition zur Durchführung eines bestimmten Griffes bzw. einer festgelegten Auswahlvon Grifftechniken. Andererseits besteht die Angriffsvorbereitung auch in dem richtigen Nutzen einer nicht vorausgesehenen

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    Angriffsvorbereitung

    / gelungen? J

    Angriffsdurchführung

    Ang r i f f svol lendung

    c

    Neutralisierung derKampfsituation

    • v n e i n f Neue Kampfsituation \gelungen? \ Q—»A. nutzungsfähig? /

    abgeschlossen?>

    Angriffsweiterführung

    / gelungen?^

    Schema 1 Flußdiagramm einer Angriffshandlung

    und damit zufällig entstandenen Kampf situation. Es kommt hierbei besonders darauf an, daß der Sportler diese für den Angriffgünstige Kampfsituation möglichst frühzeitg wahrnimmt undaus der bestehenden Faßart, Distanz usw. die zur Durchführungmögliche Grifftechnik auswählt. Hieran schließt sich unmittelbardie Angriffsdurcbführung an. Der Ringkampfsportler wendet

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    die ausgewählte Grifftechnik an und bringt den Gegner damitin die beabsichtigte Stellung. Bei verschiedenen Grifftechnikenist es die Brückenstellung, bei anderen wiederum die Bankstellung oder Bauchlage.Die Angriffsvollendung soll nun das erwünschte Angriffszielherbeiführen. Ist dek Gegner in die Brücke gebracht worden, sowird mit einer Brückenfesthalte der Versuch unternommen, ihnmit beiden Schultern auf der Matte zu fixieren. Bei einer Bankstellung oder Bauchlage muß der Gegner ebenfalls eine bestimmte Zeit darin fixiert werden, um damit eine Punktwertung

    zu erzielen. Die letztgenannten Stellungen werden aber ebensozur Angriffsweiterführung durch Griffkombinationen am Bodengenutzt. Die Angriffsweiterführung findet gleichfalls Anwendung bei gelungenen gegnerischen Abwehrmaßnahmen währendeiner Griffdurchführung.Solche Gegnermaßnahmen sind relativ unproblematisch in derAngriffseröffnung. Dort kann der Ringkampfsportler sie zumeisteliminieren und die Faßart, Distanz usw., wenn notwendig, neuerarbeiten. Komplizierter wird es dagegen, wenn Gegenmaßnahmen dann während einer Angriffsdurchführung wirksamwerden. Hier muß der Ringkampfsportler sofort überblicken,ob die Störmaßnahmen des Gegners für ihn selbst gefährlichwerden können und er deshalb eine Neutralisation der Kampf

    situation herbeiführen muß oder ob diese für ihn weiterhinnutzungsfähig ist. Ist das letztere möglich, so wird er die begönne Grifftechnikdurchführung abbrechen und eine Angriffsweiterführung vornehmen. Zumeist besteht diese in einer Richtungsänderung der Angriffshandlung, woraus eine andere Grifftechnik entsteht. Ist dagegen der Gegner in eine Bankstellungoder Bauchlage gebracht worden, gilt es zu überlegen, ob mit der

    bereits ausgeführten Grifftechnik eine weitere verbunden unddamit eine Angriffsweiterführung durchgeführt werden kann.Für das Eliminieren der Gegnermaßnahmen in der Angriffsvollendung ist es oftmals notwendig, gleichfalls eine Angriffsweiterführung vorzunehmen. Das geschieht durch das Einnehmen eineranderen Brückenfesthalte, wobei ein Faßartwechsel mit einerHand oder beiden Händen gebräuchlich ist. In Schema 1 ist als

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    Flußdiagramm der Ablauf einer Angriffshandlung in der Reihung ihrer möglichen Kampfoperationen noch einmal bildlichdargestellt, es zeigt deutlich die Einordnung vor allem der Angriffsweiterführung auf.

    Die Gegenangriffshandlungen erfolgen analog den Angriffshandlungen. Lediglich die Vorbereitung des Gegenangriffs istanders gestaltet. Hierbei geht es darum, den Gleichgewichtszustand zu korrigieren und für die Durchführung der eigenenGrifftechnik zu nutzen. Der Gegenangriff erfordert ein großesKönnen hinsichtlich des Erfassens der Situation, der richtigenAuswahl der Gegenmittel und des blitzschnellen Reagierens.Die Abwehrhandlung hat zwei Kampfoperationen als Bestandteil. Das ist zunächst die Verteidigung, mit der der Ringkampfsportler Angriffshandlungen und Gegenangriffshandlungen desGegners neutralisiert. Es sind zumeist einfache Bewegungen, wieGleichgewichtsverlagerungen durch Zurückstellen eines Beines,Veränderung der Kampfstellung, Sprengung des gegnerischenFassens u. a., mit denen eine Verteidigung erreicht wird. Um nunauch aus der angegriffenen Position heraus den Angriff abzuwehren und den Gegner in eine nachteilige Lage zu bringen,wird häufig eine Konter angewandt. Darunter verstehen wir dieÜbernahme des gegnerischen Angriffs für die Ausführung einereigenen Grifftechnik (Schema 2).

    Die Zwischenhandlung ist ein wesentlicher Bestandteil derKampfesführung. Sie dient u. a. dem Ziel, den Gegner zu bedrängen, dessen Angriffshandlungen bereits im Ansatz zu störensowie die Voraussetzungen für die eigenen Angriffshandlungenzu schaffen. Sie sind daher als Bindeglied innerhalb der bereitsangeführten Kampfhandlungen einzuordnen. Die Zwischen-handlung dient vor allem zur Überleitung aus einer neutralenKampfsituation in die Angriffsvorbereitung oder direkt in denAngriff, ohne daß der Gegner die Absicht erkennt und entsprechende Gegenmaßnahmen einleitet. Solche Möglichkeitendes Übergangs sind gegeben, wenn- der Gegner durch die Zwischenhandlung des angreifenden

    Ringers eine „unkontrollierte" Reflexbewegung ausführt;12

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    Ausführung derVerteidigung

    nein Kampfhandlung des Gegnersdurch eine Verteidigungabgewehrt?

    0v.

    ja

    Weiterführung durch eineKonter möglich?

    inTV

    ja

    Durchführung der Konter

    ( gelungen? V

    Rückkehr in eineneutrale Kampfsituation

    Schema 2 Flußdiagramm einer Verteidigungshandlung

    - der Gegner gerade fassen will und der sich zum Angriff vorbereitende Ringkämpfer ihm zuvorkommt und dessen Armbewegungen für eine eigene Griffausführung nutzt;

    - der Gegner sich gerade aus einem Fassen löst und in einemittlere oder weite Distanz ausweichen will.

    Außerdem kann die Zwischenhandlung ebenfalls zur konditio-riellen Zermürbung des Gegners und zur eigenen Erholung während des Kampfes benutzt werden.

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    2.2. Die Verhaltenskomponenten der Kampfhandlungen

    Der Ringkampfsportler ist bestrebt, Kampfsituationen zu schaffen, die er für seine Angriffshandlungen nutzen kann. Hierfürhaben sich bestimmte Verhaltenskomponenten herausgebildet,mit denen sich die Kampfesführung entsprechend steuern undregeln läßt.

    2.2.1. Das Kampfstellungsverhalten

    Durch die Bewegungen auf der Matte befinden sich beide Ringerzumeist in einem gestörten Gleichgewichtszustand und nur seltenin einem „absolut" stabilen Gleichgewicht. Dieser Umstand kannfür die Kampfesführung genutzt werden. Dazu ist es hotwendig,daß die Ringer die möglichen Gleichgewichtsverlagerungen kennen und diese für die Realisierung ihrer Kampfhandlungennutzen können. Grundsätzlich gilt (nach Stein) :- Das Gleichgewicht ist stabil, wenn der Fußpunkt der Schwer

    linie (P) (das heißt, das Lot vom Körperschwerpunkt [KSP]zu Matte) in der Stützfläche (F) und möglichst nahe derenMittelpunkt (M) ist;

    - das Gleichgewicht ist gestört, wenn sich der Fußpunkt derSchwerlinie vom Mittelpunkt der Stützfläche aus in Richtung

    einer Begrenzungslinie der Stützfläche verschiebt;- das Gleichgewicht ist labil, wenn der Fußpunkt der Schwerlinie vom Körperschwerpunkt auf der Begrenzungslinie derStützfläche ist;

    - das Gleichgewicht ist gebrochen, wenn der Fußpunkt derSchwerlinie vom Körperschwerpunkt außerhalb der Stützfläche ist.

    Im Schema 3 ist dieser Sachverhalt anschaulich dargestellt. Eskommt nun für den Ringer darauf an, die Störungen des Gleichgewichts entweder einzuengen oder auszudehnen, die bereitsvorhandene Geschwindigkeit des eigenen bzw. des gegnerischenKSP abzubremsen oder zu vergrößern. Von Bedeutung ist, obdabei der Fußpunkt der Schwerlinie des KSP einen weiten oder

    nahen Weg bis zur Begrenzungslinie der Stützfläche zurücklegen14

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    muß. Aus Schema 3 ist zu ersehen, daß die Abstände zwischendem Fußpunkt der Schwerlinie und der Begrenzungslinie derStützfläche in den verschiedensten Richtungen ungleich groß seinkönnen.

    Schema 3 Darstellung unterschiedlicher Gleichgewichtszustände(nach Stein)

    Infolge dieser Unterschiedlichkeit ist auch der Kippwinkel variabel, also der Winkel, der von der Schwerlinie des Lots des KSPund derjenigen Linie gebildet wird, die den KSP mit einem bestimmten Punkt der Begrenzungslinie verbindet. Zum Beispielist in Schema 4 S1>S2>S3. Daraus folgt, daß der Grad derStandsicherheit nach verschiedenen Richtungen hin unterschiedlich sein kann und zur Gleichgewichtsbrechung der kleinste Kippwinkel am geeignetsten ist. Andererseits gilt es umgekehrt bei

    dem Versuch einer Gleichgewichtsbrechung durch den Gegner,15

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    /

    Schema 4 Darstellung ungleicher Kippwinkel (nach Stein)

    den Kippwinkel in dieser Richtung zu vergrößern und damit dieStandsicherheit zu erhöhen.Hieraus ergeben sich für die Kampfesführung wesentlicheAspekte, die in der Trainingsarbeit fortgeschrittener Ringer beachtet werden sollten. -Für die Entwicklung eines richtigenKampfstellungsverhaltens müssen daher zuerst die ringkampfspezifische Körperhaltung, die Bein- und Fußstellungen sowiedie Schrittbewegungen analysiert und geschult werden. EinRinger muß in seinen Kampfstellungen im Standkampf eine gezielte Laufarbeit in den Richtungen vorwärts, rückwärts und

    seitwärts sowie deren Kombination auf der Matte beherrschen.Eine gute Hüftarbeit ist eine wichtige koordinative Voraussetzung für das Schwungholen zu grifftechnischen Aktionen, zumAbblocken gegnerischer Bewegungen und zur Veränderung derKörperhaltung (abgebeugte, halbhohe und hohe Kampfstellung).Die Beine sollten in den Kniegelenken leicht gebeugt sein unddadurch dem Körper eine gewisse Bewegungselastizität geben.Die linke oder rechte Schulter wird etwas vorgeschoben, und dieFüße sind ungefähr in Schulterbreite diagonal (zur Körperbreitachse) zueinander aufgestellt bzw. haben einen parallelenStand. Beim Gehen auf der Matte wird vom Ringer das in derBewegungsrichtung stehende Bein bei diagonaler Fußstellungzuerst gesetzt. Er vollführt dabei nur kleine Schritte, indem dieFußsohlen über die Matte gleiten. Ist das Bein wieder fest auf-

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    gesetzt, wird das andere Bein mit einem kleinen Schritt nachgezogen. Im Moment der Bewegung des einen Beines verlagertsich das Körpergewicht fast völlig ,auf den feststehenden Fuß,und der KSP (und damit der Fußpunkt der Schwerlinie) wirderst beim Aufsetzen des anderen Fußes zur Mitte der neugebildeten Stützfläche gebracht.Durch die vorstehend beschriebenen Körperhaltungen, Beinstellungen und speziellen Bewegungen versucht der Ringer, dieStörungen seines Gleichgewichts klein zu halten und den Fußpunkt der Schwerlinie seines KSP näher an das Zentrum seiner

    Stützfläche zu bekommen. Die Stützfläche des Ringkämpferssetzt sich bekanntlich aus seinen Füßen als sogenannte Auflageflächen und der Fläche zusammen, die zwischen den Füßen undStützen und den gemeinsamen äußeren Tangenten liegt. Mit derKörperhaltung und der aktiven Hüftarbeit vermeidet der Ringergleichfalls die „schräge Kampfstellung". Beide Sportler befindensich hierbei in einer gemeinsamen Stützfläche; der Fußpunkt derSchwerlinie des eigenen KSP liegt außerhalb der eigenen Stützfläche und erleichtert damit eine Gleichgewichtsbrechung durchden Gegner. Die im Kampfgeschehen vorkommenden Abweichungen von den hier beschriebenen zweckmäßigen Bewegungenversucht der Ringer auszugleichen. Diese Kompensationsbewegungen setzen sich aus Schrittbewegungen und Gleichgewichtsverlagerungen zusammen. Für den Bodenkampf ist das Kampfstellungsverhalten adäquat und wird hier nicht besonders beschrieben.Das Gleichgewicht des Gegners zu stören und in die richtigeAusgangsposition zur Durchführung einer bestimmten Grifftechnik zu gelangen, hängt aber noch von weiteren Bestandteilen desKampf Stellungsverhaltens ab. Wesentlich ist das Fassen desGegners und die eingenommene Distanz zu seiner Kampfstellung. In der Ringkampfpraxis haben sich die Faßarthalte, derFaßarthaltewechsel und der Faßartwechsel sowie die enge, mittlere und weite Distanz herausgebildet. Die Unterscheidungsmerkmale beim Fassen bestehen darin, daß in der Faßarthaltebeide Arme und Hände in der Faßart verbleiben, im Faßarthaltewechsel eine Hand in der Faßart verbleibt und die andere

    2 Czech, Ringkampf frei 17

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    Hand umgreift und im Faßartwechsel beide Hände zu einerneuen Faßart umgreifen. Die verschiedenen Distanzen unter-1

    scheiden sich dadurch, daß in enger Distanz beide Ringer ingegenseitiger Körperberührung sind, in der mittleren Distanzsie sich nur mit den Händen bzw. Armen berühren, während inder weiten Distanz der Kontakt zwischen den Ringern gelöst istund erst durch eine Schrittbewegung zueinander wieder ermöglicht wird. Diese Elemente des Kampf Stellungsverhaltens müs-1sen situationsspezifisch angewendet werden. Die nachfolgenddargestellten Sachverhalte sollten daher grundsätzlich beachtet

    werden. Ausgangspunkt ist die Situation eines gestörten Gleichgewichts. Der angegriffene Ringer befindet sich demzufolge inBewegung. Der angreifende Ringer muß zunächst den eingetretenen Gleichgewichtszustand richtig erkennen und das weitereStören des Gleichgewichts und schließlich die Gleichgewichtsbrechung in die gleiche Richtung fortsetzen. Grundsätzlich sollendie verschiedenen Bewegungsrichtungen wie folgt genutzt werden: Bewegt sich der Gegner durch Aufrichten in vertikalerRichtung nach oben, so entfernen sich der KSP und der Fußpunkt der Schwerlinie voneinander und der Kippwinkel verkleinert sich. Bei einer Ausnutzung dieser Kraft des Gegnerswird außerdem die Reibung seiner Füße mit der Matte stark abgeschwächt, und er kann durch Ausheben seiner Stützfläche beraubt werden. '•*Anders ist es bei der Ausnutzung der Kraft des Gegners in vertikaler Richtung nach unten. Hier senkt sich dessen KSP, undder Kippwinkel wird bei gleichbleibender Stützfläche größer,außerdem wird die Reibung der Füße des Angegriffenen auf derMatte stärker. Diese Umstände bewirken bei einem starken Senken des Körpers eine relative Unbeweglichkeit des Gegners, die

    vom Angreifer zur Ausführung z. B. eines Runterreißers genutztwerden kann. Oft kann diese Unbeweglichkeit auch für eine„Fesselung" des Gegners genutzt werden, woran sich dann eineGleichgewichtsbrechung in einer horizontalen Richtung abschließen könnte.

    Bei einem Vorwärtsschritt des Gegners mit dem vorn stehenden

    Bein wartet der angreifende Ringer den Augenblick ab, wo dieser18

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    seinen Fuß gerade auf die Matte aufsetzen will und seinen KSPnach vorn zur Mitte der neugebildeten Stützfläche hin verlagert.In diesem Augenblick zieht der angreifende Ringer den Gegnerin der gleichen Richtung über dessen vordere Fußstellung hinausund verlängert damit die Bewegung. Hierdurch verschiebt sichder KSP des Angegriffenen über seine neugebildete Stützfläche.Der Gegner kommt in eine labile Stellung und sein Gleichgewicht wird dabei gebrochen.In umgekehrter Weise kann ein Rückwärtsschritt mit dem hintenstehenden Bein vom angreifenden Ringer genutzt werden. Setzt

    der Gegner das hintenstehende Bein nach vorn, so nutzt der Angreifer auch diese Bewegung aus und drückt mit einem kurzenund kräftigen Stoß den Oberkörper seines Gegners nach hinten.Dadurch entsteht eine Bewegung ähnlich eines Pendels, das sichum den KSP dreht. Der angegriffene Ringkampfsportler kannzumeist durch die Kraftwirkung in die Gegenrichtung seinenhinteren Fuß nicht wieder wie zuvor zurücksetzen und besitztdadurch nur noch eine kleine Stützfläche. Sein Oberkörper istdurch den Druck des angreifenden Ringers nach hinten gebeugt,und der Fußpunkt der Schwerlinie seines KSP befindet sich naheder hinteren Begrenzungslinie seiner Stützfläche bzw. bereitsdarüber hinaus. Der angreifende Ringer kann bei diesem Gleichgewichtszustand des Gegners leicht eine Gleichgewichtsbrechungherbeiführen und diese Situation für Grifftechniken nach hintennutzen.In entgegengesetzter Richtung kann ein Schritt rückwärts mitdem vornstehenden Bein des Gegners ebenfalls vom angreifenden Ringer genutzt werden, nur daß hier ein Zug erfolgt undGrifftechniken nach vorn ausgeführt werden können. Die gleichenMöglichkeiten sind bei Seitwärtsschritten des Gegners anwendbar. Die somit angeführten Schrittbewegungen und Bewegungsrichtungen des Gegners sind für ein weiteres Stören und Brechendes Gleichgewichts durch den angreifenden Ringer erfaßbar.Von der Qualität und der Ausbildung hängt es ab, inwieweit eres versteht, die jeweilige Kampfsituation richtig zu erfassen bzw.diese durch die entsprechende Faßart, Distanz und zweckmäßigeBewegungsrichtung erfolgreich zu nutzen.

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    2.2.2. Das Tempoverhalten

    Die Lösung der Aufgaben kann unterstützt werden, wenn derRinger seine energetischen und koordinativen Eigenschaften gezielt einsetzt. Dies wird durch das Tempoverhalten erreicht.

    . Beim Fassen wird vor allem der schnelle und bedrängende Faßartwechsel betont. Hiermit wird erreicht, daß der Gegner in dieDefensive gedrängt und sich nur schwer selbst zu Kampfhandlungen entschließen kann. Dieser Bewegungsrhythmus wird nurkurz durch eine kraftbetonte Faßarthalte unterbrochen. Diese

    Verhaltensweisen werden benutzt, um den Bewegungsrhythmusdes Gegners zu stören, seine Kraft und Ausdauer zu schwächenoder um für sich selbst Ruhe- und Konzentrationspunkte zu bekommen. Es muß betont werden, daß die ausschließliche Anwendung einer Faßart dem dynamischen Ringen widerspricht.Eine besondere Rolle kommt auch den beiden Möglichkeiten derGestaltung des allgemeinen Kampftempos zu, dem Spurttempound dem Ausdauertempo. Beide bestimmen die Gestaltungsartdes Kampfrhythmus im Tempo. Unter Spurttempo wird dabeiverstanden, daß der Ringer vor einer Kampfhandlung zunächstdas Kampftempo drosselt und verschiedene täuschende Faßartenanwendet Hat er so die Aufmerksamkeit des Gegners abgelenkt,so attackiert er plötzlich mit einem hohen Kampf tempo den Geg

    ner und wendet mit großer Schnelligkeit die Verhaltenskomponenten der Kampfhandlungen an. Das Spurttempo ist effektivbei solchen Gegnern anzuwenden, die Schwächen in ihrem Ausdauer- und Konzentrationsniveau aufweisen. Die Spurtdauer istunterschiedlich und kann bis 15 s und mitunter auch längerdauern. Sie hängt wesentlich von der Qualität der Kraftausdauer und der Gestaltung der Kampfhandlung ab, die der spurtende Ringkampfsportler besitzt bzw. anzuwenden gedenkt. Das Ausdauertempo basiert auf einer durchgängig gleichbleibendenhohen Bewegungsfolge. Es werden keine Erholungspausen zugelassen und damit wird erreicht, daß dieses starke kontinuierliche Einwirken den Gegner physisch zermürbt. Voraussetzunghierfür ist eine hohe spezifische Ausdauer (Schema 5).

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    Faßart Faßarthalte Faßarthalte- Faßartwechsel ohne FaßartWechsel

    enge Distanz enge Distanz enge Distanz -Distanz - mittlere

    DistanzmittlereDistanz

    -

    - - - weite DistanzaufrechteKörperhaltung

    aufrechteKörperhaltung

    — —

    Körperhaltung

    — halbhoheKörperhaltung

    halbhoheKörperhaltung

    — '

    — — — abgebeugteKörperhaltung

    Halte- undAufziehtätigkeit

    -* -* -

    Tempo - Bedrängung Bedrängung Bedrängung- Spurttempo Spurttempo -

    Ausdauer-tempo

    Ausdauertempo

    Ausdauertempo

    Ausdauertempo

    Schema 5 Effektive Kopplungsmöglichkeiten der Bestandteiledes Kampfstellungsverhaltens und des Tempoverhaltens

    2.2.3. Das Grifftechnikverhalten

    Eine hohe Handlungsfähigkeit im Ringkampfsport verlangt vorallem eine technische Vielseitigkeit. Mit dem Begriff der Vielseitigkeit wird folgendes umfaßt:- Zunächst eine Anzahl von zwei bis drei wettkampffest be

    herrschten Grifftechniken, um vor allem auf gleiche undwiederholt in einem Kampf auftretende Kampfsituationenvariabel reagieren zu können. Das ist notwendig, da wiederholt angewendete Grifftechniken vom Gegner bald erkannt

    werden und seine Abwehrmaßnahmen erleichtern. Damit

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    wird die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Durchführungder Grifftechnik herabgesetzt und der Kampf erfolg in Zweifelgestellt.

    - Der Grad der Vollkommenheit der Techniken ist ein weiteresKriterium der technischen Vielseitigkeit. Gemeint ist damitdas Vorhandensein aller Phasen einer Grifftechnik, d. h. dieGriffvorbereitung, die Griffdurchführung und die Griffvollendung. Diese Vollständigkeit ist notwendig, damit ein bestimmtes Lösungsverfahren für die eine gezielte Bewegungsaufgabe überhaupt möglich wird.

    - Eine weitere Forderung der technischen Vielseitigkeit bestehtdarin, Phasen einer Grifftechnik mit anschließenden Phaseneiner anderen Grifftechnik zu verbinden. Das muß dann derFall sein, wenn der Ringer bei der Griffausführung durchGegenmaßnahmen des Gegners die vorgesehene Grifftechniknicht vollenden kann, aber es durch das .-.Ankoppeln" vonPhasen einer anderen Grifftechnik ermöglicht. Aus dieserKopplung entsteht eine neue Grifftechnik, aus der die An-griffsweiterführung resultiert.

    - Die Kombinationsfähigkeit der Grifftechniken untereinanderist ein weiteres Kriterium. Durch sie werden die Anwendungsmöglichkeiten erhöht. Diese sind die durch die Struktur dereinzelnen Grifftechniken gegebenen Möglichkeiten, sie ent

    sprechend der Kampfsituation „Bankstellung" oder „Bauchlage" zur Weiterführung des Ringkampfes zu nutzen.

    Wie sich dies nun im Grifftechnikverhalten vollzieht, soll amAblauf einer Kampfhandlung aufgezeigt werden. In der Vorbereitung der Grifftechnik werden zunächst die möglichen Richtungen der Gleichgewichtsbrechung berücksichtigt und die Anwendung der drei Faßarten erwogen. Zunächst nimmt der Ringereine Ausgangsfaßart ein und führt mit dieser ohne großen Zeitverlust die Grifftechnik aus. Ergeben sich Störmaßnahmen desGegners gegen das Fassen, so kann ein Faßarthaltewechsel odersogar ein Faßartwechsel vorgenommen werden. Damit ergibtsich aber zugleich auch ein Wechsel der auszuführenden Griff

    technik. Am folgenden Beispiel soll dies demonstriert werden:22

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    Der Ringer faßt mit seinem rechten Arm von vorn-oben denlinken Oberarm des Gegners und preßt ihn fest gegen die eigeneBrust. Mit der linken Hand faßt er den Nacken des Gegners.Ergibt nun die Kampfsituation eine Gleichgewichtsbrechungnach hinten (vom Angegriffenen aus gesehen), so kann aus derbeschriebenen Faßarthalte ein Runterreißer nach hinten mitFassen des ungleichnamigen linken Oberarmes von vorn-obenund mit der anderen Hand der Nacken des Gegners sowie einBeinstellen von hinten-außen mit dem eigenen linken Bein amrechten Bein des Gegners (Runterreißer mit Beinstellen) ausge

    führt werden. Bei einem Faßarthaltewechsel, wo beispielsweisedie den Nacken des Gegners fassende Hand umgreift, ist dieAusführung des Runterreißers nach hinten mit Doppelfassendes gegnerischen linken Oberarms von vorn-oben sowie einBeinstellen von hinten-außen mit dem eigenen linken Bein amrechten Bein des Gegners (Beinschleuder mit Beinstellen) möglich. Bei einem Faßartwechsel, wo beide Hände umgreifen, kannein Wurf nach hinten über die Beine mit Umfassen des Rumpfesdes Gegners von vorn (Runterstoßer) erfolgen.Ergibt sich aus der Kampf situation eine Gleichgewichtsbrechungnach links-seitlich (vom Angegriffenen aus gesehen), so kann ausder vorstehend beschriebenen Faßarthalte ein Wurf seitlich mitFassen des ungleichnamigen linken Oberarmes von vorn-obenund mit der anderen Hand des Nackens des Gegners sowie Fußstich mit dem eigenen rechten Fuß am linken Fuß des Gegners(Fußstich) ausgeführt werden.

    Mit einem Faßarthaltewechsel, wobei die nachfassende Handumgreift, ist ein Wurf seitlich mit Fassen des ungleichnamigenlinken Oberarmes von vorn-oben und mit der anderen desRumpfes des Gegners von vorn (Schleuder) möglich.Der Gegner wird hierbei seitlich auf den Rücken geschleudert.Bei einem Faßartwechsel tritt der ausführende Ringkampfsportler mit seinem linken Bein hinter den Gegner, so daß er seitlichmit seinem Bauch gegen dessen rechte Körperseite drückt, undführt dann einen Runterreißer mit Umfassen des Rumpfes seitlich (Runterstoßer seitlich) aus.

    Ergibt sich aus der Kampf situation eine Gleichgewichtsbrechung

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    nach rechts-seitlich (vom Angegriffenen aus gesehen), so ist einFaßarthaltewechsel die beste Lösung. Die oberarmfassendeHand wird gelöst und greift zum rechten Fuß des Gegners vonvorn-innen, um damit einen Runterreißer seitlich mit Fassendes Nackens und mit der gleichnamigen Hand zum rechten Fußdes Gegners von vorn-innen (Knöchelgriff) auszuführen.Wird mit der Kampfsituation eine Gleichgewichtsbrechung nachvorn erkämpft (vom Angegriffenen aus gesehen), so wird mit derFaßarthalte ein Wurf nach vorn über den Rücken mit Fassendes ungleichnamigen linken Oberarmes von vorn-oben und mit

    der anderen Hand des Nackens des Gegners sowie ein Beinstichmit dem linken Fuß am gleichnamigen Unterschenkel des Gegners (Kopfhüftschwung mit Fußstich) ausgeführt. Bei einem Faßarthaltewechsel, wo die nachzufassende Hand umgreift, ist einWurf nach vorn über den Rücken mit Doppelfassen eines Armes(Schulterschwung) möglich.Nun wird der Ringer möglichst bewußt eine Kampfsituationherbeiführen wollen und damit auch die Faßart, die Richtungder Gleichgewichtsbrechung und die Durchführung einer bestimmten Grifftechnik in der Kampfesführung. Bei Einbeziehung der Störmaßnahmen des Gegners und der daraus möglichenVeränderungen der Kampfsituation ist er gezwungen, neben demAnsteuern einer bestimmten Faßart usw. sein anderes Repertoire

    bereitzuhalten und einzusetzen. Auf der Basis seines wettkampf-fest beherrschten Repertoires - so wie es etwa das vorstehendbeschriebene Beispiel sein könnte - baut sich der Ringer seineWettkampfkonzeption auf.In der Ausführung der Grifftechnik treten ebenfalls Störmaßnahmen als Abwehr oder sogar Gegenangriff des Gegners auf,die der Ringer kompensieren muß. Nicht immer reichen dazuverstärkte Kraftanstrengungen und eine weitere Verlagerung deseigenen Körpers in Richtung der Griffdurchführung aus, so daßder Ringer zur Angriffsweiterführung kommt. Hierzu folgendesBeispiel :- Der Ringer hat sich eine Griffausgangsstellung erarbeitet undbeginnt nun mit der Phase der Durchführung.

    Beispiel: Runterreißer nach hinten mit Doppelfassen des rechten24

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    Armes des Gegners von vorn-oben und Kniehakeln am gleichnamigen rechten Bein von vorn-innen (Runterreißer mit Beinhakeln) .- Während der Griffdurchführung versucht der angegriffeneGegner, durch eine Verteidigungsbewegung die Kampfsituationzu neutralisieren und in eine stabile Kampfstellung zurückzugelangen.

    Beispiel: Abwehr des Kniehakeins durch Zurückstellen des rechten Beines und Vorbeugen des Oberkörpers.- Gelingt dem Gegner die Verteidigungsbewegung, so nimmt

    er dabei eine Körperhaltung und Beinstellung ein, die demangreifenden Ringer einen anderen als den vorgesehenen Griffanzuwenden gestattet.

    Beispiel: Runterreißer nach hinten mit Doppelfassen des rechten Armes des Gegners von vorn-oben und Beinstellen amungleichnamigen linken Bein von seitlich-außen (Runterreißermit Beinstellen).- Reagiert der Gegner nun ebenfalls auf diesen Griff erfolgreichmit einer Verteidigungsbewegung, so versucht der angreifendeRinger, auch diese auszunutzen und eine weitere Grifftechnikanzuwenden.

    Beispiel: Der Gegner stellt sein linkes Bein zurück. Diese Verteidigungsbewegung führt zu einer Kampfsituation, in der vom

    angreifenden Ringer folgende Grifftechnik ausgeführt werdenkann :Runterreißer nach vorn mit Doppelfassen des rechten Armes desGegners von vorn-oben mit anschließendem Faßartwechselzum Umfassen des Rumpfes von hinten und Beinstellen amgleichnamigen linken Bein von seitlich-hinten (Runterreißer mitBeinstellen von hinten).

    Die Angriffsweiterführung bedeutet also, die Maßnahmen desGegners werden in der Griffdurchführung einkalkuliert und genutzt (Antizipation der gegnerischen Handlung). Damit wirdeine höhere Handlungsrationalität möglich und der Gegner inseiner Initiative eingeschränkt.

    Einige Grifftechniken enden in der Bankstellung oder Bauch-25

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    Präparation derGriff ausgangs-stellungX ^ ,

    (abgeschlossen? j—

    Neutralisation

    ja

    Griffdurchführung

    f gelungen? \ _ ^ W P I I » KampfsihiarinrA n e i nv nutzungsfähig ? ' yAngriffsweiterführung

    (Gegner in der Brücke?) QU K

    Präparation der "Brücke"

    abgeschlossen? >——

    Neue Kampf situation^ n e i nnutzungsfähig? }

    Präparation derGriffkombinationAusgangsstellung

    / N '( abgeschlossen? j-

    j a

    Griffkombinationsdurchführung

    dgelungen?

    TS

    "N nein (Neue KampfsituationTV? W—— *l nutzungsfähig? y

    j a

    Gegner in der Brücke?5Angriffsweiter-führung

    Griff Vollendung

    I

    ija

    ( gelungen? \ 4Neue Kampfsituation^ "einnutzungsfähig?

    ja

    on\J

    Angriffsweiterführung

    (gelungen ? \ -Ija

    Schema 6 Flußdiagramm zum Grifftechnikverhalten26

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    läge. Hier wird die Angriffs- oder Gegenangriffsweiterführungdurch eine Griffkombination vollzogen. Das heißt, Grifftechniken werden miteinander gekoppelt und somit die Erfolgsaussicht der Kampfhandlung erhöht.Ist die Brückenstellung erreicht worden, so wird ein Fesseln desGegners und Eindrücken der Brücke vorgenommen. DurchBrückenbefreiungen kann der Gegner die Absicht des Angreifersvereiteln. Hier werden durch den Angreifer ebenfalls Gegenmaßnahmen durchgeführt. Diese Angriffsweiterführung voll-

    ' zieht sich am häufigsten durch einen Faßarthaltewechsel, wobeiauch die Körperstellung des Angreifers verändert wird. DasGrifftechnikverhalten wird in seinem Ablauf in dem Flußdiagramm des Schemas 6 dargestellt.

    2.3. Zum Kampfsystem

    Unter einem Kampf System verstehen wir eine sinnvoll geordneteEinheit von geplanten Kampfhandlungen des Sportlers zur Erreichung seines Kampfzieles unter Berücksichtigung der sichständig verändernden Bedingungen des Ringkampfes. Einsolches System muß die eigenen Möglichkeiten sowie die desGegners berücksichtigen. Das Kampfsystem des Ringers berück

    sichtigt daher solche Verhaltensweisen wie den Angriff, denGegenangriff und die Abwehr. Nach den möglichen Vor-informationen'über den Gegner und der Einschätzung des eigenen Könnens entscheidet sich der Ringer für die Anwendungeiner bestimmten Kampfesführung. Er ordnet sein gesamtesWettkampfverhalten dem ausgewählten System unter. BisherigeErfahrungen lehren, daß Systeme mit einer großen Anzahl vonAngriffshandlungen am besten zum Wettkampferfolg führen.Hier ist der Angriff der Hauptfaktor für ein kampfbestimmendesVerhalten. Die Wettkampfauswertungen erfolgreicher Ringerzeigen, daß die Angriffe mit der größten Häufigkeit in der erstenKampfphase eines Wettkampfes angewendet werden. Damit isteine kämpferische Linienführung gegeben, die die erste Kampf

    phase sofort zur siegentscheidenden machen will. Dabei zielt27

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    diese Häufigkeit der Angriffshandlungen nicht nur auf den Gewinn von Wertungspunkten, sondern auch darauf, den Gegnerin die Verteidigung zu drängen und von eigenen Angriffsdurchführungen abzuhalten. Der Bodenkampf ist dabei prinzipiell miteinbezogen. Der Ringer muß stets versuchen, die während desStandkampfes eingeleiteten Angriffshandlungen, die in einerBankstellung oder Bauchlage des Gegners endeten, durch Griffhandlungen am Boden fortzusetzen.Weiterhin sollte beim Aufbau eines Angriffsystems zwischenHaupt- und Vorbereitungsangriffen unterschieden werden. Die

    aus taktischen Erwägungen heraus nur wenig angewendeten,aber handlungs- und wirkungsrationellsten Grifftechniken desSportlers bilden die Grundlage der Hauptangriffe. DiesenHauptangriffen gehen eine größere Anzahl von Vorbereitungsangriffen voraus. Sie haben die Aufgabe, den Gegner vomHauptangriff abzulenken und ihn physisch zu schwächen. DerGegner" soll gezwungen werden, sich auf andere Bewegungenund vermeintliche Gefahrenpunkte zu konzentrieren, um dannvom Hauptangriff überrascht zu werden. Damit erhöht sich dieWahrscheinlichkeit einer erfolgreichen und wirkungsvollen Griffausführung der Hauptangriffe. Mit einem hohen Kampftempovorgetragen, zwingen sie den Gegner zu dauernden Abwehrhandlungen und hindern ihn somit an eigenen Angriffsausfüh

    rungen.k

    2.4. Zur Strategie

    Die Strategie im Ringkampfsport ist ein unter Beachtung derWettkampfbestimmungen konstruierter Verhaltensplan. Nachdiesem wählt der Ringer bei der Auswahl möglicher Kampfhandlungsvarianten in der jeweiligen Kampfsituation eine eindeutige Entscheidung über die zu wählende Handlungsvariante.Strategie bedeutet demnach, daß der Ringer die Entscheidungzur Anwendung einer in der gegebenen Kampfsituation möglichen Handungsvariante nicht erst dann vornimmt, wenn die

    Notwendigkeit dafür vorliegt, sondern daß er sich über sein28

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    Vorgehen schon vorher schlüssig ist. Der Einsatz einer Strategiegegen einen bestimmten Gegner hängt dabei von einer ausreichenden Menge von Informationen über diesen Gegner ab.Im Ringkampf wird in die Turnierstrategie und Strategie derKampfesführung unterschieden.

    2.4.1. Die Turnierstrategie

    Die Turnierstrategie soll zum bestmöglichen Resultat währenddes Turniers führen. Solche Turnierwettkämpfe sind dadurch

    charakterisiert, daß sie in der Regel 1 bis 2 Tage andauern undder Ringer mehrere Wettkämpfe am Tage durchführen muß. DiePlazierung beim Turnier wird durch die Summe der Resultateder durchgeführten einzelnen Wettkämpfe bestimmt. Deshalb istes notwendig festzulegen, wie jeder einzelne Wettkampf optimalzu gestalten ist, wobei stets eine Orientierung auf den Schultersieg erfolgen sollte. Jede einzelne Wettkampfplanung muß demzufolge sowohl unter dem Aspekt der Turnierstrategie als auchder Strategie der Kampfesführung erfolgen.Die Ausarbeitung der Turnierstrategie erfolgt in mehrerenSchritten. Zunächst erfolgt dievorbereitende Planung durch dasStudium der Wettkampfausschreibung, das Erkunden der wahrscheinlichen Gegner sowie der Berücksichtigung der gegebenenorganisatorischen und äußeren Bedingungen (Anreisetermin,Unterkunft, Sportstätte, Gewichtskontrolle, Publikum usw.).Zumeist sind durch andere Turniere wie Kreis- und Bezirksmeisterschaften usw. die als Gegner möglichen Ringer bekannt.Der zweite Schritt bei der Ausarbeitung der Turnierstrategie besteht in einer allgemeinen Einschätzung der Leistungsstärke derzum Turnier zu erwartenden Gegner und einer Prognose der zu

    erreichenden Wettkampfergebnisse. Hieran schließt sich unmittelbar und als direkte Verknüpfung als ein weiterer Schrittdie Ausarbeitung der Strategien für die Kampfesführung mitsolchen Gegnern an, die mit größter Wahrscheinlichkeit zumTurnier zu erwarten sind. Das muß so rechtzeitig geschehen, daßnoch im Training diese Strategien zur Wettkampfvorbereitungüberprüft werden können.

    29

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    EitiStellungsjäbigkeitüberlegen unterlegen

    Faßartwechsel weite Distanz

    alle Distanzen abgebeugte Körperhaltungalle Körperhaltungen VerteidigungHandlungskomplexe AusdauertempoAngriffsweiterführung ManöverSpurttempo EinzelhandlungenFinten, Manöver, direkt

    Schnelligkeitüberlegen unterlegen

    Faßartwechsel Faßarthaltealle Distanzen mittlere Distanz

    halbhohe Körperhaltungalle Körperhaltungenmittlere Distanzhalbhohe Körperhaltung

    Ausnutzung aller Gegner Verteidigungreaktionen EinzelhandlungenAngriffsweiterführungGriffkombination

    GegenangriffeKraftüberlegen unterlegen

    alle Faßarten Faßartwechselenge Distanz bevorzugt weite Distanzaufrechte Körperhaltung bevorzugt abgebeugte KörperhaltungGriffkombination FintenManöver und direkt schnelligkeitsbetonte Handlungenalle Grifftechniken möglich

    Ausdauerüberlegen

    Faßartwechsel Faßarthaltealle Distanzen mittlere Distanz

    alle Körperhaltungen halbhohe Körperhaltungalle Tempo-Verhalten EinzelhandlungenHandlungsketten VerteidigungenGriffkombinationenGriffausführungenGegenangriffe ^

    Schema 7 Grundposition zur möglichen Anwendung des Ring

    kampfrepertoires30

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    Der letzte Schritt besteht in der Überarbeitung der Strategiewährend des Turniers. Hierbei geht es um die Ermittlung dertatsächlichen Gegner während des Wettkampfes, um die Analyseder durchgeführten Wettkämpfe und um die letzte Konkretisierung der taktischen und technischen Aufgaben für den nächstfolgenden Wettkampf. Es ist daher notwendig, daß jeder Ringereine Liste über alle Wettkämpfe seiner Gewichtsklasse imTurnier führt. Er muß die Kampfergebnisse seiner Gegner verfolgen und mit seinen eigenen vergleichen, um daraus Schlüssefür das weitere Kampfverhalten zu ziehen.

    2.4.2. Die Strategie der Kampfesführung

    Die Strategie der Kampfesführung ist ein Lösungsverfahren zurProgrammierung des Kampf Verhaltens. Solche Strategien sinddie dem Ringer zur Verfügung stehenden Möglichkeiten derKampfesführung. Wie baut sich eine solche Strategie derKampfesführung auf?Der Ringer vergleicht zunächst sein Leistungsvermögen (z. B.Einstellungsfähigkeit, Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer u. a.) mitdem des Gegners und setzt es in Beziehung von „überlegen" oder„unterlegen". Als Grundposition gelten die in Schema 7 aufgezeigten Anwendungsmöglichkeiten seines Kampfrepertoires.

    Aus diesen Grundpositionen lassen sich theoretisch 16 Grundstrukturen von Strategien der Kampfesführung ableiten, die alleMöglichkeiten nach den vorgegebenen Grundpositionen umfassen (Schema 8).Am Beispiel der stehenden Grundstruktur (überlegene Einstellungsfähigkeit sowie Schnelligkeit und einer dem Gegner unterlegenen Kraft und Ausdauer) soll der Aufbau einer Strategieder Kampfesführung erläutert werden. Nehmen wir einmal an,daß der Ringer, für den diese Strategie ausgearbeitet werdensoll, die im Abschnitt 2.2.3. aufgezeigten 9 Grifftechniken beherrscht. Bei der Auswahl der Grifftechnik muß außerdem berücksichtigt werden, ob der Gegner in der Lage ist, den Hauptangriff zu kontern. Bei Feststellung solcher Sachverhalte sinddiese gefährdenden Grifftechniken aus dem Repertoire der kon-

    31

    I

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    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

    Einstellungs

    fähigkeiten + + + + — + + H 1Schnelligkeit + + + — + - -| \- -| 1

    Maximalkraft + H h H 1 h + 1Ausdauer + _ + + + + + - + + -

    Schema 8 Die Grundstrukturen der Strategien der Kampfesführung

    kret anzuwendenden Wettkampfstrategie zu entfernen. Wirnehmen das z. B. für die Grifftechnik (7) an. Eine letzte Forderung zur allgemeinen Bestimmung dieser Strategie der Kampfesführung betrifft die Anzahl und die Reihenfolge von Vorberei-tungs- und Hauptangriffen in den einzelnen Kampfphasen. Dader Ringer in der Ausdauer dem Gegner unterlegen war, solltenin der 1. Kampf phase nicht mehr als vier Vorbereitungsangriffeund zwei Hauptangriffe und in den beiden anderen Kampfphasen drei Vorbereitungsangriffe und ein Hauptangriff durchgeführt werden. Die Zwischenzeiten sollten aktiv mit Zwischen

    handlungen gefüllt werden.In der Zusammenfassung käme die in Schema 9 dargestellteStrategie der Kampfesführung als konkretes Ergebnis aller Überlegungen heraus.Für jeden Kampf wird die Strategie der Kampfesführung inForm einer individuellen Kampfkonzeption schriftlich fixiert.Verfügt der Ringer über exakte und ausreichende Kenntnisseüber die Kampfesweise seines Gegners und hat er dessen Kampfverhalten ausreichend analysiert, so kann er eine Kampfkonzeption mit einem genau vorgedachten Kampfziel unter Berücksichtigung der zeitlichen Aufeinanderfolge der einzelnen Kampfhandlungen aufstellen. Wird in der Analyse zunächst davonausgegangen, welche konkreten Kampfmittel wahrscheinlich zur

    Lösung der Kampfaufgabe eingesetzt werden, so geht es bei der32

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    1, Kampfphase

    Vorher e itungs angriff mit- F-H-W- Gleichgew.n. vorn- Grifftechn. 9

    Zwischenhandlung

    /VorbT[ 4xduAngr iffe "\ nein

    durchgeführt

    Hauptangriff mit- F-W- Gleichgew.n.hint.- Grifftechn. 3

    dHauptangr iff \ nein~ x durch gefüh rt ja

    ©

    92. Kampf phase

    Vorberei tungsangriff mit- F-H-W- Gleichgew.li-seitl.- Grifftechn. 5

    Zwischenhandlung

    ( Vorb.-Ai3 x durcl. lAngriffe \ nein

    durchgeführt

    Haupt angr iff mit- F-H-W- Gleichgew.n.hinten- Grifftechn. 2

    /AnIfiil

    Angriffsweiter'führung notwendig?

    Angriffsweiterführung mitGrifftechnik 10

    ©

    ?3. Kampfphase

    Vorbereitungs angriff mit- F-W- Gleichgew.li-seitl.- Grifftechn. 6

    Zwischenhandlung

    rVorb. -Angr iffe \ nein3 xV . : durchgeführt?Hauptangriff mit- F-W- Gleichgew.n.hinten- Grifftechn. 2

    /Angrifjl führun| f Angriffsweiter-i führung notw end ig?

    Angriffsweiterführung mitGrifftechnik 10

    Schema 9 Strategie der Kampfesführung nach definierten Bedingungen

    Erarbeitung der Kampfkonzeption darum, aus der Menge derzum Einsatz möglichen Kampfmittel diejenigen auszuwählen,die optimal die Kampfaufgabe in der konkreten Auseinandersetzung lösen würden. Dazu ist es notwendig, die bisher gemachten Erfahrungen und vorhandene Erkenntnisse im Hinblickauf etwaige Lösungswege zu rekonstruieren. Die Überlegungen

    gehen dann in folgende Richtungen:3 Czech, Ringkampf frei 33

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    - Welche Priorität haben die Angriffs-, Gegenangriffs- und Verteidigungshandlungen in der zu lösenden Kampfsituation?

    - Welche Faßart, Distanz, Körperhaltung und welches Bewegungsverhalten soll Ausgangspunkt in der Vorbereitung deGriffes sein, und mit welchem Tempoverhalten wird er verbunden?

    - Welche neuen Kampf Situationen kann es bei der Vorbereitungdes Griffes durch Störmaßnahmen des Gegners geben, undwelche Mittel sind dann anwendbar?

    - Welche Griffdurchführungen sind bei den verschiedenen Rich

    tungen der Gleichgewichtsbrechung möglich, und welche bietesich davon an?- Welche Störmaßnahmen des Gegners sind in der Griffdurch

    führung möglich, und bei welchen Störungen sollen Angriffsweiterführungen angewendet werden?

    - Bei welchen Griffdurchführungen sind Griffkombinationevorgesehen, und welche sollen es sein? ,

    - Welche Formen sollen die Griffvollendungen haben?Selbstverständlich wird ein Sportler nicht vor jedem Wettkampalle Fragen durchdenken. Er wird sich auf diese oder jene konzentrieren. Aber mit Zunahme der Wettkampferfahrungen wirer immer mehr Fragen in seine Überlegungen einbeziehen.

    2.5. Zur Taktik

    Unter Taktik im Ringkampfsport wird ein Lösungsverfahren zubestmöglichen Bewältigung der konkreten Kampfsituation verstanden. Während die Strategie den umfassenden Gesamtplazur Erreichung eines Kampfzieles darstellt, bezieht sich die Taktik auf die konkrete Bewältigung der einzelnen Kampf Situationen selbst. Es werden daher durch die taktischen Handlungedie konkreten Ausführungsbedingungen herbeigeführt, die deKampfsituation im jeweiligen Augenblick am besten entsprecheund den strategischen Erfolg am sichersten gewährleisten. Während durch die Strategie die vorgegebene Struktur von Kampfhandlungsfolgen hinsichtlich ihres optimalen Verlaufs im Wett

    34

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    kämpf geplant sind, hängt das Einhalten und vor allem dasErfassen des „richtigen Moments" der Durchführung einerKampfhandlung von der Taktik ab. Wir unterscheiden dieTaktik der Angriffsvorbereitung und die Taktik zur Durchführung des Kampfzieles.

    2.5.1. Die Taktik der Angriffsvorbereitung

    Das Eröffnen einer Kampfhandlung und das Schaffen der notwendigen Ausgangssituation für jede Kampfoperation erfolgt in

    der ringerischen Tätigkeit entweder als Initiativhandlung oderals Antworthandlung. Die Taktik der Angriffsvorbereitung wirddaher unterteilt in Schaffen und Ausnutzen von Kampfsituationen. Es ist also eine direkte oder indirekte Art des Vorgehens,wie der Ringer in die Ausgangsposition zur Durchführung einerKampfhandlung gelangt. Bei dem direkten Vorgehen benutztder Ringer vor allem Manöver und Finten. Die Wahl desKampf stellungsverhaltens, d. h. des Einsatzes einer die Kampfsituation bestimmenden Faßart, Distanz, Körperhaltung, dasErzwingen bestimmter Bewegungsrichtungen in der Laufarbeit,das Erreichen eines bestimmten Mattenplatzes und die Art derGleichgewichtsbrechung wird, wenn sie sich nicht direkt aus demKampfverhalten beider Gegner ergibt, durch folgende Formender Manöver und Finten erzwungen :Zunächst sei das Offensivmanöver genannt. In ihm bzw. durchdieses wird eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit des Gegners angestrebt. Mit der Faßarthalte und dem Faßarthaltewechsel wird der Gegner ununterbrochen attackiert, so daß erin die Verteidigung gedrängt wird. Es soll erreicht werden, daßder Gegner sich nicht auf eigene Kampfhandlungen konzen

    trieren kann.Ein anderes ist das Positionsmanöver, das den Gegner in einebestimmte Ausgangsposition zur beabsichtigten Kampfhandlungbringen soll. Es wird entweder mit dem Einsatz der Muskelkraft oder durch die Bewegungsübernahme und Weiterführungder gegnerischen Bewegung verwirklicht. Folgendes Beispiel solldies charakterisieren:

    3* / 35

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    Beide Ringkampfsportler stehen sich in abgebeugter Körperhaltung in weiter Distanz gegenüber. Durch einen Schritt rückwärts mit dem rechten Bein veranlaßt der Angreifer den Gegnerdaß dieser gleichfalls einen Schritt nach vorn mit dem linkenBein vollzieht. In diese gegnerische Schrittbewegung hinein startet der Angreifer seinen Angriff. Er faßt mit der rechten Handdas linke Handgelenk des Gegners und zieht diesen nach vornrechts zu sich. Der KSP des Angegriffenen, der sich durch dieigene Schrittbewegung nach vorn bewegte, wird nun durch denZug des Angreifers verstärkt und nach vorn-rechts verlagert. DeFußpunkt des Lotes am KSP des Gegners verlagert sich aufdessen vornstehenden linken Fuß und darüber hinaus. DieseBewegung des KSP des Gegners nutzt der Angreifer aus undführt den Wurf nach hinten mit Fassen des ungleichnamigen(linken) Handgelenks und des gleichnamigen Oberschenkels vonvorn-innen (Achselwurf) aus.Bei den Finten sei zuerst die Bewegungsfinte genannt. Der angreifende Ringer täuscht mit seinen Bewegungen den Gegnerdamit dieser entgegengesetzte Bewegungen (Reaktionsbewegungen) ausführt und sich dadurch Blößen gibt bzw. eine vom Angreifer gewünschte Kraftrichtung hervorruft. Beispielsweise führbereits ein Fassen zum Kopf des Gegners, verbunden mit einemruckartigen Hinunterziehen nach vorn, beim Gegner die Reaktion des Aufrichtens hervor. Das wird vom angreifenden Ringergenutzt, um an die Beine des Gegners zu gelangen.Die Griffinten sind angedeutete Grifftechniken, die den Gegnertäuschen und eine Gegenbewegung provozieren. Fintiert beispielsweise der angreifende Ringer in Form einer Griffinte einenWurf nach vorn über den Rücken mit Fassen des ungleichnamigen Oberarmes von vorn-oben und mit der anderen Hand

    des Nackens des Gegners, so wird der Gegner auf den Zug nachvorn mit einem Zug nach hinten antworten. Diesen Gegenzugdes Angegriffenen kann nun der Angreifer für einen Runterreißer nach hinten mit Doppelfassen eines Armes von vorn-obenund Beinstellen (Beinsteller) nutzen.Die Doppelfinte ergibt sich, wenn der angreifende Ringer einenGriff absichtlich so ungeschickt fintiert, daß der Gegner diese

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    - Die dritte Ausführungsform des Spurttempos ergibt sich auder Verbindung der beiden obengenannten. Das heißt, sowohin der Vorbereitung des Angriffs als auch in der Angriffs

    durchführung kann durchgängig im Spurttempo gekämpfwerden.Die Bedeutung des Spurttempos liegt also darin, vom plötzlichen und übergangslosen Tempowechsel ausgehend einen völlianderen und den Gegner stärker belastenden Kampfrhythmuherbeizuführen und ihn damit überraschend aus dem Gleichgewicht zu bringen bzw. durch mehrere Wiederholungen den

    Gegner konditionell zu zermürben. Zum anderen soll bei derAngriffsweiterführung oder der Anwendung von Griffkombinationen durch die Spurtschnelligkeit verhindert werden, daß deAngegriffene seinen labilen Gleichgewichtszustand stabilisierenkann bzw. möglichst wenig £eit für Überlegungen zu wirksamenGegenmaßnahmen erhält.

    In der Wahl der jeweiligen Grifftechnik sind taktische Entscheidungen in mehreren und unterschiedlichen Kampfsituationenzu treffen.

    2.5.2g Die Taktik zur Durchsetzung des Kampfzieles

    Sie setzt die Entscheidungen im Grifftechnikverhalten weiter

    fort. Die Beschreibung des taktischen Verhaltens in dieser Phaseliegt in der Fähigkeit, zum Erreichen des Kampfzieles die Angriffsdurchführung oder die Angriffsvollendung während ihreAblaufes zu verändern und andere Lösungen herbeizuführenSo kann sich bei der Ausführung der Grifftechnik eine Entscheidung über die grifftechnische Weiterführung bei einer Angriffsweiterführung notwendig machen. Solch ein Fall liegt aber beispielsweise auch vor, wenn die Strategie auf die Durchführunvon Vorbereitungsangriffen zur physischen Zermürbung desGegners zielt und während des Kampfverlaufes und der Einwirkungen auf den Gegner festgestellt und entschieden werdenmuß, wie oft das Wiederholen dieses Vorbereitungsangriffesnotwendig ist.

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    2.6. Zur Technik

    Unter Technik verstehen wir das Lösungsverfahren der motorischen Aufgabe im Training und Wettkampf. Im Ringen verstehen wir unter Technik alle Stellungen und Bewegungen desRingers, die mit dem Ziel, den Gegner zu besiegen bzw. abzuwehren, durchgeführt werden und den Forderungen der Wettkampfregeln entsprechen. Als Ergebnis gewonnener Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse entstanden rationelleLösungsverfahren, die in zweckmäßiger und ökonomischer Weise

    die motorischen Aufgaben lösen und damit zur Erreichung hohersportlicher Leistungen im Rahmen der geltenden Wettkampfbestimmungen führen. Indem der Ringer die Techniken erlernt,durch Übung und Training die damit verbundenen Bewegungenin ihrem systematisierten Ablauf automatisiert, werden sie fürihn zu Fertigkeiten.Der Ringer erlernt nun Techniken mit unterschiedlichen Bewegungsaufgaben, die er systematisch vervollkommnen muß unddurch die er sich mit der Zeit ein umfangreiches technischesKampfrepertoire aneignet. Die Grundlagen zur Aneignung einerwirksamen Grifftechnik sind sportartspezifisch gut entwickelteEigenschaften und Fähigkeiten.

    2.6.1. Die Klassifikation und Terminologieder Technik

    Die Klassifikation und die Terminologie erleichtern dem Übenden das Schaffen einer klaren Bewegungsvorstellung im Trainingsprozeß. Deshalb muß der Fachausdruck die wesentlichenSeiten des jeweiligen Bewegungsablaufes genau erfassen, die Einordnung soll das Verständnis erhöhen. Das Prinzip zur Klassifizierung und Formulierung der Termini besteht in dem logischenVerfahren, das Abbild einer bestimmten Technik in seiner Gesamtheit zu erfassen und begrifflich zu kennzeichnen. Als Kriterien hierfür gelten der Handlungscharakter und die Ausführungs-richrung der Bewegung sowie das Fassen und die Beinarbeit bei

    der Ausführung einer Technik. Klassifikation und Terminologie

    I39

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    sind bereits in der Grundtechnik des Anfängertrainings formuliert.Für das Fortgeschrittenentraining soll noch einmal auf folgendGrundsätze hingewiesen werden:Die Verbindung mit dem Gegner wird durch das Fassen hergestellt und im Freien Ringkampf zusätzlich durch die Beinarbeit.Betrachten wir unter technischem Aspekt zunächst das Fassendas als- Fassen eines oder mehrerer Körperteile des Gegners,- Doppelfassen eines Körperteils des Gegners,

    - Umfassen eines oder mehrerer Körperteile des Gegnersgeordnet werden kann.Das Fassen eines Körperteils wird durch jene Form des Fassensausgedrückt, durch die mit einer Hand ein Körperteil des Gegners gefaßt wird. Bei einigen Formen wird dieses durch ein Abklemmen mit den Armen unterstützt. Das Fassen mehrerer Körperteile unterscheidet sich von der vorstehend genannten Formdadurch, daß hier die Möglichkeiten verstanden werden, beidenen der Ringer mit seiner Hand einen Hebel an einem Körperteil des Gegners bildet. Der Kraftarm des Hebels wird dabeivon dem Arm dargestellt. Die Hand setzt bzw. greift dagegenan einen anderen Körperteil des Gegners an. Das Doppelfasseneines Körperteils erfolgt, indem der Ringer mit beiden Händen

    einen Körperteil des Gegners faßt.Das Umfassen eines Körperteils ist dem Doppelfassen ähnlich.Nur werden beim Umfassen die eigenen Hände miteinanderverbunden. Beide Hände und Arme bilden somit einen Ringum den gefaßten Körperteil des Gegners. Sind beim Umfassenzusätzlich ein oder mehrere andere Körperteile des Gegners mieingeschlossen, so wird es als Umfassen mehrerer Körperteilebezeichnet. Diese drei Formen des Fassens werden weiter differenziert. Sie können frontal und umgekehrt angewendet werden,daß heißt, die Stellung der Arme und Hände des Ringers im Hinblick auf die gefaßten Körperteile des Gegners ist nicht immergleich. In der frontalen Haltung zeigen die Daumen der zufassenden Hand zum Kopf. Zeigen die Daumen entgegengesetzt,

    so wird dies als umgekehrtes Fassen bezeichnet.40

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    Die Beinarbeit tritt zumeist nur in Verbindung mit dem Fassenauf und ordnet sich diesem unter. Die auftretenden Formen derBeinarbeit bezeichnet man als- Beinhakeln,- Beinstich,- Beinstellen,- Beinumschließen.In der Trainings- und Wettkampfpraxis unterscheiden sich dieFormen der Beinarbeit voneinander. Der Beinstich und das

    Beinstellen stellen nur eine kurze Verbindung mit dem Gegner

    dar, während das Beinhakeln und das Beinumschließen längerandauern und auch im Bodenkampf angewendet werden können.Beim Beinhakeln wird nur mit dem Fuß oder der Kniekehlegearbeitet. Der Beinstich kann mit dem Fuß, Unter- oder Oberschenkel durchgeführt werden. Das Beinstellen wird entwedermit dem Unterschenkel bzw. mit dem Oberschenkel durchgeführt. Beim Beinumschließen wird ein Körperteil des Gegnersmit beiden Beinen ringförmig eingeschlossen.Die Grifftechnik des Ringkampfsports umfaßt drei Griffgruppen. Es sind dies die Runterreißer, Würfe und Wälzer. Alledrei Griffgruppen werden durch besondere Merkmale charakterisiert und voneinander unterschieden.Zur Griffgruppe Runterreißer gehören alle Grifftechniken, in

    deren Ausführung der Gegner in die Unterlage des Bodenkampfes gebracht wird. Der Gegner wird dabei nicht von derMatte abgehoben. Sein Gleichgewicht wird dadurch gebrochen,indem seine Standfestigkeit durch eine Verlagerung des Fußpunktes des Lotes seines KSP über eine Begrenzungslinie seinerUnterstützungsfläche nach außerhalb geführt wird.Die Griffgruppe Würfe umfaßt jene Grifftechniken, bei derenAusführung der Gegner vom Boden der Matte abgehoben unddann geworfen wird. Beim Werfen wird der Körper des Gegnersgedreht.Die Griffgruppe Wälzer umfaßt ausschließlich Grifftechnikendes Bodenkampfes. Mit ihnen wird der Gegner über eine Begrenzungslinie seiner Unterstützungsfläche in die Rückenlage

    oder Brückenstellung gewälzt.41

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    /

    In der Trainingspraxis haben sich empirische Kurzbezeichnungenherausgebildet. Unter Berücksichtigung dieses Sachverhalteswerden wir neben der exakten terminologischen Bezeichnungder einzelnen Grifftechniken auf diese verweisen.

    2.6.2. Zum Griffrepertoire

    Zum Erreichen eines hohen Niveaus im Ringen ist die vielseitigetechnische Meisterschaft eine wesentliche Voraussetzung. Derwachsende Umfang des technischen Repertoires und die be

    grenzte Erlernbarkeit bzw. die wettkampffeste Beherrschungvon Grifftechniken durch einen Ringer in seiner sportlichen Laufbahn stellen der Trainingspraxis ständig neue Probleme. Durchdie Systematisierung der Technik, die Einordnung hinsichtlichihrer Bedeutung, die optimale Auswahl für die Lehrarbeit unddurch die Trainingsmethodik sollen diese Probleme gelöst werden. Die Verbesserung der Effektivität und Rationalität desSystems der technischen Ausbildung, durch das ein Sportler inwenigen Jahren zu hoher technischer Meisterschaft gelangt, istvon zentraler Bedeutung.In der Praxis existieren mehrere solcher Ausbildungssysteme fürden technischen Aufbau eines Athleten. Betrachten wir zum Beispiel ein System, das in der technischen Arbeit eine bestimmte

    Bedeutung erlangt hat :die Ausbildung nach Strukturgruppen.Bei diesem System geht man davon aus, daß sich alle Grifftechniken im Ringen auf eine bestimmte Anzahl von strukturähnlichen Handlungen reduzieren lassen.Die in ihrem Aufbau und ihrer Durchführung ähnlichen Grifftechniken werden zu Strukturgruppen zusammengefaßt undgruppieren sich um den strukturbestimmenden Hauptangriff.Solche Hauptangriffe sind (nach der Kurzbezeichnung) :- im Stand: Achselwurf, doppelter Beinausheber, Hüftwurf,

    Beinschleuder, einfacher Beinausheber, Runterreißer ;- in Boden-Oberlage: Armhebel, Rolle Einsteiger;- in Boden-Unterlage : Wende, Abklemmet.

    Der Hauptangriff steht im Mittelpunkt beim Ausbau der An-

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    griffshandlung. Es werden deshalb einige Durchführungsvarianten aus unterschiedlichen Erarbeitungsmöglichkeiten gelehrt.Hinzu kommen Abwehrhandlungen des Gegners auf den Haupt

    griff und die dazu möglichen Angriffsweiterführungen.Der technische Aufbau eines Sportlers nach solchen strukturbestimmenden Griffen führt zu einer schnellen, vielseitigen undvariablen technischen Entwicklung.Ist die Frage nach dem technischen Ausbildungssystem beantwortet, so ist als nächstes der Aufbau einer Grifftechnik zuklären.Innerhalb eines jeden technischen Ausbildungssystems steht dieVermittlung der Einzeltechnik mit ihren Verzweigungen (Handlungsketten und -komplexen) im Mittelpunkt.Die Anzahl und Auswahl der Grifftechniken, die dem Sportlervermittelt werden, ist unterschiedlich und erfolgt unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (individuelle Voraussetzungen des Sportlers, technische Zielsetzung u. a.). Jede Grifftechniksollte entsprechend ihrer Zielsetzung (Brückenlage, Bodenlage)nach einem Grundschema aufgebaut werden (Schemata 10a-cund lla-c).Die in den Schemata angeführten Grifftechniken (einfacher Beinausheber und Runterreißer) sind nur kurz skizziert und ohneVarianten dargestellt. Wie verzweigt und umfangreich eine ein

    zige Grifftechnik jedoch sein kann, soll am Beispiel des „Achselwurfes" (Aufbau nach Schema 10a) erläutert werden (Schema12).Die angeführten Techniken sind zumeist mit Zeichnungen versehen, so daß auf umfangreiche Beschreibungen verzichtet werden kann.Der mit schwarzem Trikot dargestellte Sportler ist der Angreifer ( A) - im hellen Trikot der Gegner (G). Die Durchführungdes Achselwurfes erfolgt stets über das Fassen des rechtengegnerischen Armes. - Es wurden die in der Praxis üblichenKurzbezeichnungen der Grifftechniken verwendet.

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    Erarbeitung

    ** Grifftechnik im Stand

    Verteidigung des Gegners

    Angriffsweiter führung

    Konter des Gegners

    Angriff s weiter führung

    Bodentechnik

    Verteidigung des Gegners1

    Angriffsweiterführung

    Konter des Gegners1

    Angriffsweiterführung

    Brückenfesthalte

    Schema 10a Aufbau einer Grifftechnik, die zur Brückenlagedes Gegners führt (Würfe, Runterstoßer nach hinten, EinsteigerArmhebel am Boden u. a.)

    Ausgezogene Linie = Ablauf der Grifftechnik ohne Störungendurch den Gegner ; unterbrochene Linie = Umweg bei Abwehrhandlungen des Gegners.

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    ErarbeitungRunterreißen des Gegners amNacken, Die Gegenbewegung wirdzum Beinangriff ausgenutzt

    FaßartDoppelfassen des vornstehendenBeines am Oberschenkel

    GrifftechnikEinbein-Ausheber mit verkehrtem Einsteiger

    Verteidigung des GegnersWegdrücken des Kopfes undBefreiung des gefaßtenBeines

    AngriffsweiterführungArmdrehschwung beimZurückstrecken desgefaßten Beines

    Konter des GegnersVerkehrter Kopfhüftschwungbeim Fassen des Oberschenkels

    Angriff s weiterführungDurchschlüpfer mit Runterreißen beim Eindrehendes Gegners zum verkehrtenKopf hüf ts chwung

    BrückenfesthalteFassen des Kopfes und Anhebendes gehäkelten Beines

    Schema 10b Erläuterung der in Schema 10a am Beispiel deseinfachen Beinaushebers mit verkehrtem Einsteiger dargestelltenGrifftechnik

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    Verteidigung des Gegners

    Angriffsweiterführung

    Konter des Gegners

    I

    Angriffsweiterführung

    Brückenfesthalte

    Ablauf der Grifftechnik ohne Störungen durch den Gegner

    Umweg bei Abwehrhandlungen durch den Gegner

    Schema I Ia Aufbau einer Grifftechnik, die zur Bodenlage desGegners führt und eine sofortige Weiterführung erfordert(Runterreißer, Wälzer am Boden u. a)

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    FaßartFassen des ungleichnamigenHandgelenks

    lTErarbeitungFassen des gleichnamigen Beines.Das Zurücknehmen des Beines wirdzum Runterreißer ausgenutzt

    iGrifftechnik

    Runterreißer mit Fußstich

    A -""- - - - " " """""-•- - .

    *" *— K

    Verteidigung des GegnersGegenstemmen

    Konter des GegnersDoppelter Beinausheber

    11

    T

    11

    T

    AngriffsweiterführungEinbein- oder doppelterBeinausheber

    Angriff s weiterführungOberschenkelgriffam abgewandten Bein

    ' ' "BodentechnikEinsteiger

    A *•-- - *— ""* -

    ^ ••"* *,Verteidigung des GegnersGegenstemmen

    Konter des GegnersWende

    1 ii

    TAngr if f swe ite rf ührungDoppelter Beineinsteigermit Halbnelson

    AngriffsweiterführungGegenwende

    Angr if f swe ite rf ührungDoppelter Beineinsteigermit Halbnelson

    • 'Brückenfesthalte

    Fassen des Kopfes mit Hakeindes gleichnamigen Beines

    Schema IIb Erläuterung der in Schema IIa am Beispiel de

    Runterreißers mit Fußstich dargestellten Grifftechnik48

    \

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    Schema lie4 Czech, Ringkampf frei 49

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    Faßarten Erarbeitungen Durchführung (Angriff(Angriffsvorbereitungen) durchfuhrungen)

    Hauptfaßart

    Fassen des Oberarmes und desGesäßes

    Nebenfaßarten:

    - Handgelenk- undGesäßfassung

    - Kopf- und Gesäßfassung

    - Arm- und Oberschenkelfassung(Diagonal)

    Erarbeitungen

    zum Hauptgriff- Hüftwurf- Durchschlüpfer- Kopf wegdrücken- Runterreißer am Kopf- Kopfhüftschwung- Runterreißer an der

    Ellenbeuge- Arm seitlich reißen- Schulterstoß- Beinangriff

    Erarbeitungen zuAchselwur£-Varianten :

    - Erarbeitung zum Kopf-

    Achselwurf- Erarbeitung zumAchselwurf von außenv

    Durchführung des

    Achselwurfs aus derHauptfaßart

    Varianten der Durch-- führung des Achselwurfsaus der Hauptfaßart:

    - Achselwurf im Stand- Achselwurf im Sitz- Achselwurf auf dem

    Knie- Achselwurf mit Knie

    wechsel

    Varianten der Durchführung des Achselwurfsaus anderen Faßarten:

    - Achselwurf diagonal- Kopf-Achselwurf •- Achselwurf von außen- Achselwurf mit Hand

    gelenkfassung

    Schema 12 Überblick zur Grifftechnik: Achselwurf50

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    Verteidigungenles Gegners

    Angriffsweiterführungen

    Kontern desGegners

    Angriff sweiter-führungen

    . Verteidigung

    des GegnersBein zurückstellen

    2. Verteidigungdes Gegners:Rückspringenund Schnüren

    3. Verteidigungdes Gegners:Beinsperre

    ... auf die 1. Ver

    teidigung :- Achselwurfnach vorn mitKniewechsel

    - Runterreißermit Kniekehlengriff

    - Doppelter

    Beinausheber- Ausheber aneinem Bein

    - Achselwurf mitFassen desungleichnamigen Beinesvon innen

    - VerkehrterArmdrehschwung

    .. . auf die2. Verteidigung- Achselwurf

    diagonal

    - Abklemmer mitÜbergreifen- Abklemmer

    zum Achselarm- Abklemmer mit

    Oberschenkelsperre

    - Armzug-Wende

    - Armzug-Oberschenkelwende

    1. Konter desGegnersBeinsteller seitlich2. Konter desGegnersBeinsteller hinten3. Konter desGegnersVerkehrter Kopf

    hüftschwung mitÜbersteigen4. Konter desGegnersZange5. Konter desGegnersKopfwende

    6. Konter desGegnersKopfarmwende

    .. . auf die 1., 2.und 3. Konter:

    Verkehrter Armdrehschwung

    . . . auf die4. Konter- Setzen und

    Wenden- Verkehrter

    Armdreh

    schwung.. . auf die 5. und6. Konter:- Abklemmer mit

    Fußhakel- Abklemmer

    mit Beinfassung

    - Armwende- Kniewende- Fußwende

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    Die Faßarten:Bei der Kontaktaufnahme mit dem Gegner nehmen beide Ringeeine bestimmte Faßart ein. Betrachtet man eine so eingenommene Faßart, kann man feststellen, daß sie bereits Ausgangspunkt für die Durchführung einer Grifftechnik sein kann (z. BAchselwurf, Runterreißer, Hüftwurf, Schulterschwung u. a.),oder man muß sich hieraus die Faßart für die geplante Grifftechnik erst erarbeiten (z. B. doppelter Beinausheber, einfacheBeinausheber u.a.). Beim Achselwurf kann bei der Kontaktaufnahme die benötigte Faßart (Fassen eines Oberarmes) bereit

    eingenommen werden.Hauptfaßart: - Fassen des Oberarmes oder der Achsel und desGesäßes (Abb. 1).Nebenfaßarten: - Fassen des Handgelenkes mit Abklemmendes Armes unter der Achsel und Fassen des Gesäßes (Abb. 2) ;- Fassen der Ellenbeuge von außen und des Gesäßes (Abb. 3) ;- Fassen des Kopfes von oben und des Gesäßes (Abb. 4) ;- Fassen des rechten Armes und des linken Oberschenkels(Abb. 5).

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    - Kopf wegdrücken: A hat den Oberarm von G gefaßt unddrückt mit der rechten Hand den gegnerischen Kopf nach untenseitlich. Bei entsprechendem Gegendruck führt A den Achselwurf aus (Abb. 9).- Runterreißen am Kopf: A hat den Oberarm und Nacken vonG gefaßt und reißt ihn ruckartig nach vorn-unten. Das Gegenstemmen und die Aufrichtebewegung von G nutzt A zur Ausführung des Achselwurfs aus (Abb. 10).- Kopfhüftschwung: A deutet bei G die Durchführung eineKopfhüftschwunges an, dreht sich bei der Reaktion des Gegner(Gegenstemmen) zurück, löst die Nackenfassung und setzt deAchselwurf an (Abb. 11/12).- Kopf schnürung: G wird oben am Kopf und Arm geschnürund "nach vorn-unten gezogen (Abb. 13). Die Befreiungsbewegung (Gegenstemmen, Oberkörper aufrichten) unterstützt Aindem er die Schnürung plötzlich löst, den gegnerischen Ober

    Abb. 9 (links),Abb. 10 (rechts)

    Abb. 11 (links),Abb. 12 (rechts)

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    körper nach oben drückt (Abb. 14) und den Achselwurf ausführt(Abb. 15).

    Abb. 13 (rechts), Abb. 14 (Mitte), Abb. 15 (links)

    - Runterreißen an der Ellenbeuge: Beide Arme von G sind gefaßt (rechter Oberarm, linke Ellen beuge), wobei die linke geg

    nerische Hand im Nacken von A liegt. Durch eine ruckartige,kräftige Zugbewegung an der Ellenbeuge nach unten (Abb. 16)wird eine Gegenbewegung provoziert, die A zur Ausführung desAchselwurfes ausnutzt.

    Abb. 16

    - Arm seitlich reißen: G hat den Nacken von A gefaßt. Diesergreift zum Oberarm, faßt mit der rechten Hand den Nackenarmam Handgelenk von unten-außen (Abb. 17) und streift den gegnerischen Arm kreisförmig nach unten ab. A führt den Arm weiter nach außen, zieht G gleichzeitig am Oberarm nach vorn und

    führt den Achselwurf aus (Abb. 18-20).55

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    Abb. 17-20

    - Schulterstoß: A hat den rechten Oberarm von G gefaßt unddrückt ihn ruckartig an der linken Schulter nach hinten-oben. Mitdem Zurückdrücken der linken Schulter reißt A den rechtengegnerischen Oberarm nach vorn und führt den Achselwurf aus(Abb. 21/23).

    - Beinangriff: A täuscht einen Beinangriff bei G an. Dieser

    wehrt den Beinangriff ab, indem er zurückspringt und den Oberkörper abbeugt. Nimmt G jetzt seine ehemalige Kampfstellungwieder ein, so nutzt A diese Aufrichtebewegung aus, setzt nachund springt aus der Distanz zum Achselwurf (Abb. 24/25).

    Erarbeitungen zu Achselwurf-Varianten :

    Wird bei der Kontaktaufnahme der Ringer durch A eine Nebenfaßart eingenommen, so lassen sich hieraus Varianten des Achselwurfes erarbeiten, z. B. :

    Abb. 21-23

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    Erarbeitung zum Kopf-Achselwurf :

    Durch das Andeuten der Kopf-Schleuder (Kopfdruck nachunten, Armhebel) wird eine Gegenbewegung provoziert, die Azur Durchführung des Kopf-Achselwurf s nutzt (Abb. 26/27).

    Abb. 24 (rechts), Abb. 25 (links)

    Abb. 26 (links), Abb. 27 (rechts)

    57

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    Erarbeitung zum Achselwurf von außen :G steht im Rechtsausfall und wird zum Vorsetzen des linkenBeines veranlaßt, da A einen Runterreißer ansetzt. Mit dem Vorsetzen des linken Beines greift A mit der rechten Hand zur Ellenbeuge von G um und dreht sich von außen zum Achselwurf ein(Abb. 28/29).

    Abb. 30 (rechts), Abb. 31 (Mitte), Abb. 32 (links)

    Abb. 33 (links), Abb. 34 (Mitte), Abb. 35 (rechts)58

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    Die Durchführungen (Angriffsdurchführungen) :In der Wettkampfpraxis zeigen sich verschiedene Durchführungsvarianten des Achselwurfes, von denen einige dargelegt

    werden.Die Durchführung des Achselwurfs aus der Hauptfaßart (sieheAbb. 1).Nachdem A die Erarbeitung durchgeführt hat, steht er im Rechtsausfall (bei Linksausfall ist ein Vorsetzen des rechten Beinesnotwendig) und hat den rechten gegnerischen Arm gefaßt. Erzieht den Gegner am Arm zu sich auf eine Schulter, geht dabeiauf beide Knie (erst rechts, dann links) und faßt zum Gesäß(Abb. 30-32) . Durch einen explosiven Krafteinsatz (Hüftstrek-kung, Nackeneinsatz, Zug am Oberarm und Heben am Gesäß)wird G ausgehoben und auf den Rücken geworfen (Abb. 33-35).Varianten der Durchführung des Achselwurfs aus der Hauptfaßart:

    - Achselwurf im Stand : Über eine Hockbewegung (Knie berühren nicht die Matte!) lädt A den Gegner auf die Schulter undhebt ihn durch eine Ganzkörperstreckbewegung hoch. Gleichzeitig mit dieser Körperstreckung wirft er ihn in die Rückenlage(Abb. 36).- Achselwurf mit Sitz: A setzt sich auf das Gesäß und blockiertmit seinem Körper das linke gegnerische Bein, das linke Bein

    wird zur Seite weggestreckt. Das Werfen des Gegners erfolgtmit dem Hinsetzen (Abb. 37).

    Abb. 37 Abb. 36

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    Abb. 38 Abb. 39 (links), Abb. 40 (rechts)

    - Achselwurf auf dem Knie : Bei dieser Variante kniet A aufdem hinteren Bein (Abb. 38) und führt aus dieser Stellung denAchselwurf aus.- Achselwurf mit Kniewechsel: Hier kniet A auf dem vorderenBein, während das hintere Bein aufgestellt ist. Während derAusführung des Wurfes kniet sich A auf das hintere linke Bein

    nieder und führt mit dem rechten Beine eine Streckbewegung inWurfrichtung aus (Abb. 39/40).Varianten der Durchführung des Achselwurfs aus anderen Faßarten (s. Abb. 2-5).- Achselwurf diagonal : A hat den rechten Oberarm des Gegnersgefaßt. Er tritt seitlich neben G, geht auf beide Knie und faßtden gegnerischen Oberschenkel von außen. Gleichzeitig mit derSeitwärtsbewegung wird G am gefaßten Arm zur Seite auf dieSchulter von A gezogen. Aus dieser Position führt A dieseVariante des Achselwurfs aus (Abb. 41/43).

    Abb. 41 (rechts), Abb. 42 (Mitte), Abb. 43 (links)

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    Abb. 44 ' Abb. 45 Abb. 46

    - Kopf-Achselwurf : Nach der Erarbeitung zur Griffassung hebtA den Gegner blitzschnell aus (Heben am Gesäß, Hüftstreckung,Zug am Kopf nach unten) und wirft ihn über sich zur Matte(Abb. 44).- Achselwurf von außen: A hat G am Arm von außen (Ellenbeuge) und am Gesäß gefaßt, hebt ihn aus und wirft ihn in dieRückenlage (Abb. 45).- Achselwurf mit Handgelenkfassung: Der unter der Achsel abgeklemmte Arm wird am Handgelenk nach oben gezogen. DieseBewegung wird verbunden mit dem Ausheben und dem anschließenden Werfen des Gegners (Abb. 46).Abwehr durch Verteidigungen des Gegners auf den Achselwurfund Angriffsweiterführungen.

    Gelingt es dem Gegner, durch eine Verteidigungshandlung dieDurchführung des Achselwurfes zu verhindern, so muß A dieneue Situation sofort erfassen und seinen Angriff mit einer anderen Grifftechnik weiterführen.Nach der Erläuterung der Verteidigungshandlung werden deshalb einige Möglichkeiten der Angriffsweiterführung behandelt.1. Verteidigung des Gegners: Bein zurückstellenG nimmt das vornstehende Bein zurück und belastet mit seinemKörper den Angreifer (Abb. 47).Angriffsweiterführung :Bei der Angriffsweiterführung kann die Faßart beibehalten oderein Faßartwechsel vorgenommen werden.- Achselwurf nach vorn mit Kniewechsel :

    Mit dem Zurücksetzen des Beines bringt A sein hinteres linkes

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    Abb. 47 Abb. 48 (rechts), Abb. 49 (links)

    Bein zum Gegner und wirft diesen nach vorn-seitlich zur Matte.Das eigene rechte Bein wird gestreckt und unterstützt den Wurf(Abb. 48/49).- Runterreißer mit Kniekehlengriff :A faßt die linke Kniekehle und den rechten Oberschenkel desGegners. Durch einen Zug in der Kniekehle nach vorn-unten,ein Anheben am Oberschenkel und ein Schieben mit dem Nackenwird G seitlich angehoben und über sein linkes Bein drehendin die Bauchlage gerissen. Während des Runterreißens stellt Asein linkes Bein auf und dreht sich auf den Gegner (Abb. 50).- Doppelter Beinausheber:Beide Hände von A lösen ihre bisherige Fassung (erst linke

    Hand!) und ergreifen die Oberschenkel des Gegners von außen.Durch ein schnelles Aufrichten des Körpers und Heben der Armewird G ausgehoben. Gleichzeitig mit dem Ausheben von Gstellt A sein linkes Bein auf, verlagert sein Körpergewicht aufdas vordere linke Bein, stellt das rechte Bein vor und steht mit

    Abb. 5062

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    Abb. 53 Abb. 51 (rechts), Abb. 52 (links)

    dem Gegner auf. Das Ablegen von G erfolgt entsprechend seinerPosition und der eigenen beherrschten Technik (mit oder ohneBeinhakel, mit Umgreifen zu einer Kniekehle usw.) (Abb. 51 bis53).- Einfacher Beinausheber :

    A faßt den Oberschenkel, bringt das linke Bein vor und zieht Gzu sich. Durch eine Gewichtsverlagerung auf das linke Beinkann das rechte Bein aufgestellt werden, A aufstehen und diegewählte Grifftechnik durchführen (Abb. 54).- Achselwurf mit Fassen des ungleichnamigen Beines von innen :Durch das Zurücknehmen des rechten Beines entblößt G seinlinkes Bein. A nutzt dies aus, indem er mit der rechten Hand

    den gegnerischen Unterschenkel von innen faßt. Nun bringt Adas linke Bein vor (rückt in Wurfrichtung!), reißt das gefaßteBein zu sich (Unterschenkelzug und Oberschenkeldruck), stemmtsich gegen den Gegner (Nackeneinsatz !) und wirft ihn nach hinten zur Matte (Abb. 55).

    Abb. 54 Abb. 5563

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    - Verkehrter Armdrehschwung:A sperrt mit der Hand den gegnerischen rechten Oberschenkel,richtet sich auf und schwingt das eigene rechte Bein nach außen.Dieses Durchschwingen des Beines ist verbunden mit dem Durchdrehen des Körpers und dem sich anschließenden Nachfassenmit der rechten Hand zum gegnerischen Oberarm. G wird jetztam "gefaßten Arm kraftvoll zur Matte gerissen und der Griffvollendet (Abb. 56/57).2. Verteidigung des Gegners : Rückspringen und SchnürenG springt zurück (rechte Hüftseite zur Matte) und fesselt A am

    Kopf und Arm (Abb. 58).

    Abb. 56 (links),Abb. 57 (rechts)

    Abb. 58

    Angriffsweiterführung :- Achselwurf diagonal :Mit der rechten Hand greift A zur Hüfte des Gegners und stelltsein rechtes Bein nach vorn-außen auf. G wird jetzt durch einekräftige Zug- und Druckbewegung mit Armen und Nackensowie einer Körperstreckung (Beineinsatz I) in die Brückenlage

    gebracht (Abb. 59/60).64 l

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    Abb. 59 (links), Abb. 60 (rechts)

    - Abklemmer mit Übergreifen :A stützt sich mit der rechten Hand auf, hebt das rechte Knie undschwingt das linke Bein nach rechts-außen (Abb. 61). Der Gegner wird dabei am gefaßten Oberarm seitlich zu Boden gerissen(Abb. 62). Ein Umgreifen mit der rechten Hand und eine

    Körperdrehung zum Gegner vollendet die Grifftechnik (Abb. 63).5 Czcch, Ringkampf frei £ C

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    1

    3. Verteidigung des Gegners : BeinsperreG springt zurück und blockiert mit der linken Hand das rechteBein von A (Abb. 64).Angriffsweiterführung :- Abklemmer zur Beinsperre :Der linke Arm von G wird gefesselt und das eigene linke Beinaufgestellt. Aus dieser Position reißt A den Gegner durch einekraftvolle Körperstreckung und Zug an den Armen seitlich zurMatte (Abb. 65).- Abklemmer zum Achselarm :

    Im Gegensatz zum „Abklemmer zur Beinsperre" wird hier derGegner nach der Fesselung an den Armen zur Seite des Achselarmes zu Boden gerissen (Abb. 66).- Abklemmer mit Oberschenkelsperre :Bedingung für die Durchführung dieser Abklemmervariante ist,daß der Gegner das rechte Bein angewinkelt hat.A sperrt mit der rechten Hand den Oberschenkel und reißt Güber den Achselarm zur Matte (Abb. 67).- Armzugwende :Die rechte Hand faßt den rechten gegnerischen Arm oberhalb

    Abb. 64 Abb. 65

    Abb. 66 Abb. 67

    66

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    '

    des Ellenbogens und zieht ihn kräftig nach unten-rechts (Abb.68). Die linke Hand greift über den gefesselten Arm zur Hüfte,wobei gleichzeitig A den Gegner in die Bauchlage reißt und

    wendet (Abb. 69).- Armzug-Oberschenkel-Wende:Die Ausgangsposition ist wie bei der Armzugwende (Abb. 68).Die linke Hand von A greift hier jedoch zum angewinkeltenOberschenkel (Voraussetzung zur Grifftechnik!), wodurch einewirksame Belastung auf die gegnerische rechte Schulter erzieltwerden kann. A reißt jetzt G nach vorn in die Bauchlage undwendet (Abb. 70).Abwehr dur