44
NR. 3 • 2019 ZEITSCHRIFT DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITäT MüNCHEN NR. 4 • 2019 MUSIKALISCHES ENGAGEMENT AN DER LMU FREUDE, SCHöNER GöTTERFUNKEN

Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

n r . 3 • 2 0 1 9

z e i t s c h r i f t d e r l u d w i g - m a x i m i l i a n s - u n i v e r s i t ä t m ü n c h e n

n r . 4 • 2 0 1 9

Musikalisches engageMent an der lMu

Freude, schöner götterFunken

Page 2: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Baker Tilly wächst. Wachsen Sie mit uns mit! Bringen Sie sich ein als

Praktikant, Werkstudent oder Berufseinsteiger (m/w) und profitieren

Sie von der attraktiven Weiterbildung in der Baker Tilly Academy.

Besuchen Sie uns auf www.bakertilly.de/karriere.

Baker Tilly

Cecilienallee 6-7

40474 Düsseldorf

[email protected]

+49 211 6901-4000

Wirtschaftsprüfer

Rechtsanwälte

Steuerberater

Unternehmensberater

Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Schwerin, Stuttgart

An independent member of Baker Tilly International

The name Baker Tilly and its associated logo is used under licence from Baker Tilly International Limited

Anzeige-Image/LMU-Campusmagazin-2018_Image-HR_A4hoch-m-Anschn_U2.CDRProzessfarbe SchwarzProzessfarbe Cyan Prozessfarbe Magenta Prozessfarbe Gelb

SAH 25.09.2018

Medium: LMU CampusmagazinGröße: A4 hoch, 210 x 297 mm zzgl. 3mm Anschnitt, Platzierung U2Druckunterlagenschluss: 07.10.2018 (HR), 10.10.2018 (LMU)

Page 3: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

editOrial

liebe leserinnen, liebe leser,

musik ist nicht nur selbstzweck, jedenfalls nicht im studium. sie bietet so viel mehr: entspannung, soziale Kontakte, fokussierung, sogar internationale reisen – ganz egal, ob man musik im chor, im ensemble oder im Orchester betreibt. für studierende gibt es an der lmu und in münchen zahlreiche möglichkeiten, sich musikalisch zu betätigen: mum stellt einige davon vor.

michael schrödl forscht und publiziert zu einer thematik, die ganz und gar nicht entspannend ist – das immer schneller voranschreitende artensterben. nach aussage des Biologieprofessors steckt die mensch-heit in einem teufelskreis. teile des regenwaldes im amazonasgebiet stehen in flammen, die borealen nadelwälder trocknen aus und werden zu zunder. Permafrostböden tauen und geben tonnenweise gespei-chertes methan frei. und überall stirbt die einheimische fauna. „all diese Phänomene wurden durch den Klimawandel begünstigt und werden ihn weiter verschlimmern“, sagt schrödl. angesichts der politischen zaghaftigkeit, tragfähige Klimakonzepte auf den weg zu bringen, zeichnet schrödl ein sehr düsteres Bild. dennoch hat er hoffnung.

Obwohl er eine lernstörung hat, die es ihm schwer macht, die theoretischen fachgrundlagen zu lernen, hat sich für den 20-Jährigen christian die hoffnung auf eine arbeit als tierpfleger erfüllt: mit unterstüt-zung von Professor holm zerbe und Oberpfleger markus reimann von der Klinik für wiederkäuer der lmu, christians schule und dem referat weiterbildung an der lmu hat er seine ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

tiere, genauer gesagt, vögel, stehen im fokus von Professor martin wikelski. der lmu-alumnus ist erfin-der von icarus, einer internationalen Kooperation zur Beobachtung von tieren aus dem weltraum. in ihr arbeiten wissenschaftler mit dem ziel zusammen, ein satellitengestütztes system zur Beobachtung kleiner tiere wie zum Beispiel vögel, fledermäuse oder wasserschildkröten zu entwickeln. mit den gewonnenen informationen könnten sich zum Beispiel erdbeben besser voraussagen lassen.

viel freude beim lesen,ihre mum-redaktion

1 Wasserspiegelung vor dem lMu-hauptgebäude. Bild von rostislav ivanov.

Ed

it

or

ia

l

1

MU

M

NR

.

4

20

19

Page 4: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

16

22

12

6

In

ha

lt

2

MU

M

NR

.

4

20

19

M U M • N R . 4 • 2 0 1 9

Musikalisches engageMent an der lMu

Freude, schöner götterFunken

aluMnus ProF. dr. Martin Wikelski

„das Wissen der tiere ist kiWeit üBerlegen“

tierPFleger an der lMu

„ein händchen Für die Viecher“

kliMaWandel und artensterBen

BiokalyPse noW

■ neWs

3 Meldungen

■ titel

Musikalisches engageMent an der lMu

6 Freude, schöner götterFunken

■ essay

Musik als uPgrade Fürs studiuM

10 let`s get loud!

■ ProFile

lMu Macht schule

12 Wie Viele seltene erden

stecken iM sMartPhone?

kliMaWandel und artensterBen

14 BiokalyPse noW

tierPFleger an der lMu

16 „ein händchen Für die Viecher“

der ursPrung des dirndls

und anderer Bayerischer trachten

18 souVenir aus der soMMerFrische

elterntraining "kinder iM Blick"

20 trennung, ohne dass die kleinen leiden

■ aluMni

ProF. dr. Martin Wikelski

22 „das Wissen der tiere ist ki

Weit üBerlegen“

■ Menschen

24 neuBeruFen

25 Preise & ehrungen

36 VerstorBen

■ serVice

39 tiPPs & terMine

■ iMPressuM

Page 5: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und forschung, anja Karliczek, und der Bayerische staatsminister für wissenschaft und Kunst, Bernd sibler, haben das nano-institut der lmu besucht. sie wurden von lmu-vizepräsidentin Professor francesca Biagi-ni, Physikdekan Professor ralf Bender und Professor Jochen feldmann, leiter des lehrstuhls für Photonik und Optoelekt-ronik am nano-institut, begleitet. Professor feldmann führte die beiden Politiker durch das gebäude und erläuterte den forschungsansatz.

„effiziente energieerzeugung und -speicherung“, sagte Kar-liczek, „sind das große thema unserer nächsten Jahre. ich sage immer, wasserstoff ist das neue erdöl im zeitalter der regenerativen energien.“ wie gut universitäten und hoch-schulen als „innovationsmotoren“ funktionierten „und wie viel Kraft und Kreativität daraus entstehen“, könne man in münchen sehen.

„wir konnten“, sagte minister sibler, „heute in münchen ein-drucksvoll zeigen: unsere wissenschaftlerinnen und wissen-schaftler, unsere studentinnen und studenten arbeiten hier an drängenden fragen unserer zeit. sie geben antworten für unsere zukunft!“

die mitarbeiter des nano-instituts erforschen maßgeschnei-derte nanostrukturen für eine nachhaltige solare energieum-wandlung. in der sogenannten Photokatalyse lässt sich damit beispielsweise die energie der sonne direkt in chemische energie, etwa in form des gasförmigen Brennstoffs wasser-stoff, umwandeln, der keine speicherprobleme macht. die nanostrukturen stellen die lmu-wissenschaftler entweder in chemischen synthesen her oder in sogenannter nano-fabrikation mittels lithographie. finanziert ist das nano-institut zum großteil aus mitteln des freistaates Bayern für das forschungsnetzwerk „solar technologies go hybrid“ (soltech), in dem fünf bayerische universitäten zusammen-geschlossen sind. die arbeit am nano-institut knüpft unter anderem an die expertise an, die wissenschaftler der lmu über zehn Jahre im exzellenzcluster nanosystems initiati-ve munich (nim) sammeln konnten. die arbeitsgruppen am institut sind eng eingebunden in den exzellenzcluster e-conversion.

im anschluss besuchten ministerin Karliczek und minister sibler die denkstätte weiße rose im lichthof des hauptge-bäudes der lmu. ■ math

Besuch am nano-institut BundesMinisterin karliczek und staatsMinister siBler Besuchen die lMu

3

Bundeswissenschaftsministerin

anja karliczek und der baye-

rische Wissenschaftsminister

Bernd sibler lassen sich die For-

schungsarbeit im nano-institut

der lMu erläutern

3

anschließend besuchten sie die

denkstätte Weiße rose im licht-

hof der lMu. hier im gespräch

mit dr. hildegard kronawitter,

1. Vorsitzende der Weiße rose

stiftung e.V.

MU

M

NR

.

4

2

01

9n

ew

s

3

news

Page 6: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

die neue fachbibliothek Philologicum hat heute ihre Pforten für die nutze-rinnen und nutzer geöffnet. in der neuen fachbibliothek stehen den studierenden und wissenschaftlern ab sofort rund 430.000 medieneinheiten wie monographien, zeitschriften so-wie audiovisuelle medien und 740 arbeitsplätze zur verfügung. ebenso viele schließfächer bieten stauraum für die persönlichen gegenstände.

während im nordflügel des gebäudes, im sogenannten „silentium“, eine ruhige arbeitsatmosphäre herrscht, sind austausch oder diskussionen im südlichen trakt, dem „forum“, nicht nur möglich, sondern erwünscht. hier kann das mobiliar variabel aufgestellt werden, um etwa gespräche zu ermög-lichen. zwischen silentium und forum erstreckt sich der lesebereich, wo auf insgesamt sechs stockwerken der große literatur- und medienbestand untergebracht ist. auch gibt es hier weitere arbeitsplätze, gruppen- und ein-zelarbeitsräume. letztere können für bis zu vier wochen – etwa zum verfassen einer abschluss- oder doktorarbeit – kostenfrei gebucht werden. das Philolo-gicum bietet zudem einen eltern-Kind-arbeitsraum sowie einen arbeitsplatz für sehbehinderte nutzerinnen und nutzer.

„eine Bibliothek ist heute ganz besonders ein studien- und lernort, aber auch ein Ort der Be-gegnung, der interaktion und des austausches“, umreißt der direktor der universitätsbibliothek, dr. Klaus-rainer Brintzinger, das Konzept der größten freihandbibliothek münchens.

die innenausstattung entspricht neuesten tech-nischen anforderungen. so sorgt eine mikro-perforierung der raumverkleidungen für eine minimierung der geräusche; eine moderne lüf-tungsanlage hält die temperaturen auch bei sehr warmem wetter auf angenehmem niveau. die ausleihe, etwa aus den Beständen der im erdge-schoss aufgestellten lehrbuchsammlung, erfolgt über rfid-selbstverbuchungssysteme. natürlich sind Kopierer, drucker und scanner ebenfalls vor-handen.

die lage der fachbibliothek Philologicum kann besser nicht sein: sie befindet sich in unmittelba-rer nachbarschaft zu den gebäuden der fakultät für sprach- und literaturwissenschaften sowie der zentralbibliothek der lmu und der Bayeri-schen staatsbibliothek im herzen münchens.

■ cg

grösste FachBiBliothek der lMu geöFFnet

im „world university ranking 2020“ des times higher educa-tion (the) magazine ist die lmu erneut die bestplatzierte deut-sche universität. die lmu belegt dabei im weltweiten vergleich wie im vorjahr Platz 32. in europa liegt die lmu auf Platz 8, in Kontinentaleuropa nach der eth zürich auf Platz 2.das jährliche hochschulranking der the umfasst dieses Jahr nahezu 1.400 hochschulen in 92 ländern weltweit – angeführt von britischen und us-amerikanischen universitäten.Beim the world university ranking werden insbesondere forschung, lehre und zitationen berücksichtigt. die rangliste stützt sich auf insgesamt 13 indikatoren. seit 2015 erstellt the

die zitationsindikatoren in Kooperation mit dem wissenschafts-verlag elsevier (scopus).die lmu konnte dieses Jahr bereits in drei weiteren rankings sehr gute ergebnisse erzielen: im nature index 2019, der die Publikationsleistung von forschungseinrichtungen und hoch-schulen in führenden naturwissenschaftlichen fachzeitschriften auswertet, ist die lmu mit rang 45 wie im vergangenen Jahr die bestplatzierte deutsche universität und die einzige unter den weltweiten top 50. im shanghai-ranking hat sich die lmu um einen Platz auf rang 52 verbessert und im aktuellen Qs world university ranking 2020 liegt die lmu auf Platz 63. ■ cdr

lMu BestPlatzierte deutsche uniVersität iM the-ranking 2020

Ne

ws

4

MU

M

NR

.

4

2

01

9n

eW

s

4

news

Page 7: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

in der exzellenzstrategie des Bundes und der länder hat die lmu wieder den zuschlag für die förderung als exzellenzuniversität erhalten.

„der erneute erfolg der lmu in dem anspruchsvollen und hochkompetitiven wettbewerb der exzellenzstrategie ist wirklich großartig“, sagte lmu-Präsident Professor Bernd huber. „dieses ergebnis belegt einmal mehr, dass die lmu einen herausragenden Platz unter den deutschen universitäten einnimmt.“ die lmu kann mit ihrem neuen strategieprogramm auf den erfolgen aus bereits zwei förderperioden in der exzellenzinitiative aufbauen. „Ohne die exzellenten wissenschaftlichen leistungen und das engagement unserer wissenschaftlerinnen und wis-senschaftler sowie den unermüdlichen einsatz vieler weiterer mitstreiter an unserer universität wäre der neuerliche erfolg im exzellenz-wettbewerb nicht möglich gewesen“, betonte lmu-Präsident huber. „dafür danke ich allen Beteiligten ganz herzlich.“Bereits seit 2006 wird die lmu im rahmen der exzellenz-wettbewerbe gefördert. die erstmals auf dauer angelegte förderung in der exzellenzstrategie bietet der lmu nun die möglichkeit, mit dem langfristigen Programm „lmuexcellent: a new Perspective“ ihre erfolgreiche strategie weiterzuentwickeln und ihre Position als internationale spitzenuniversität weiter auszubauen.

ein wichtiges element dabei ist die flexibilisierung der rekrutierung mit dem ziel, beste-hende forschungsgebiete zu stärken, neue schnell zu besetzen und weitere herausragende wissenschaftlerinnen und wissenschaftler für die lmu zu gewinnen. durch den ausbau ihres bewährten „lmu academic career Program“ stellt die lmu zudem optimale und flexible Karrie-reoptionen für den wissenschaftlichen nachwuchs bereit und führt studierende frühzeitig an die forschung heran. mit flankierenden investitionen und einer umfassenden campusentwicklung kann die lmu auch in zukunft international konkurrenzfähige forschungsbedingungen und vielfältige vernetzungsmöglichkeiten anbieten und so ihre Position als einer der attraktivsten universitätsstandorte in europa ausbauen. dabei setzt die lmu weiterhin auf die bewährte zusammenarbeit mit Partnern aus wissenschaft, wirtschaft und Kultur und fördert gezielt den dialog mit der gesellschaft.

die förderung als exzellenzuniversität läuft zunächst sieben Jahre und wird nach erfolgreicher zwischenevaluation fortgesetzt. voraussetzung für die förderung war die Bewilligung von min-destens zwei exzellenzclustern. Bereits im vergangenen herbst hatten wissenschaftlerinnen und wissenschaftler von lmu und tu münchen – gemeinsam mit weiteren Partnern – vier der großen forschungsverbünde eingeworben und so den weg für den erfolg geebnet.

neben der lmu hat die exzellenzkommission, die sich aus den mitgliedern eines internatio-nalen expertengremiums und den für wissenschaft und forschung zuständigen ministerinnen und ministern des Bundes und der länder zusammensetzt, zehn weitere universitäten bezie-hungsweise universitätsverbünde ausgewählt – unter ihnen auch die tu münchen. „dass lmu und tum den zuschlag der Kommission erhalten haben, spiegelt eindrucksvoll die stärke des wissenschaftsstandortes münchen wider, an der auch zahlreiche außeruniversitäre forschungs-institute, Kultureinrichtungen, unternehmen und viele weitere Partner sowie die fortwährende unterstützung durch den freistaat Bayern einen entscheidenden anteil haben“, sagte huber. „daher gilt mein herzlicher dank auch unseren Kooperationspartnern und insbesondere staats-minister Bernd sibler und dem Bayerischen wissenschaftsministerium.“ ■ math

lMu als exzellenzuniVersität ausgezeichnet

MU

M

NR

.

4

2

01

9n

ew

s

5

news

Page 8: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

th

em

a

6

musiKalisches engagement an der lmu

Freude, schöner götterFunken

„Zzzzzzzzz“, „Brrrrrrrrr“, „Phhhzzzzzz“: Die Sängerinnen und Sänger des Unichors beginnen wie jeden Dienstag mit dem Einsingen. Fast 200 Studierende proben jede Woche in der kleinen Aula im LMU-Hauptgebäude. Rechts die Studentinnen, links die Studenten – angeordnet nach Stimmlage: Sopran, Alt, Tenor und Bass. Immer vor Augen: das Konzert in der großen Aula zum Semesterende. „Das ist das jährliche Highlight“, versichert Chorleiterin Anna Verena Egger. Die Aussage überrascht, schließlich gibt es auch regelmäßig zusätzliche Projekte wie etwa die Live-to-projection-Konzerte der „Herr der Ringe“-Trilogie im Gasteig gemeinsam mit den Münchener Symphonikern. 2017 trat der Unichor unter

der Leitung von Ennio Morricone sogar in der Münchener Olympiahalle vor dem größten Pub-likum in seiner über 60-jährigen Geschichte auf. Der weltbekannte Filmmusikkomponist ist auf Youtube auf den Chor aufmerksam geworden. Natürlich seien solche Projekte toll und bräch-ten Geld für eigene Konzerte, sagt Egger. „Aber das ist nicht das, was den Chor weiterbringt.“ Sie möchte, dass die Sängerinnen und Sänger die Werke der Klassik, Romantik und Renais-sance kennenlernen. Dabei stehen auch regel-mäßig selten aufgeführte Stücke wie „Die Sze-nen aus Goethes Faust“ von Robert Schumann auf dem Programm.

Wer beim Unichor mitmachen will, muss sich gegen eine starke Konkurrenz durchsetzen: Rund 100 Studierende bewerben sich jedes Se-mester – nur etwa ein Drittel davon wird genom-men. Das Wort „Vorsingen“ gefällt Egger dabei nicht, sie nennt es lieber „stimmliches Kennen-lernen“. Wer angenommen wird, profitiert auf verschiedene Weise. Für jeden Mitsänger wird ein individuelles Stimmtraining angeboten. Au-ßerdem finden regelmäßig Konzertreisen statt, zum Beispiel nach Venedig, Paris oder St. Pe-

tersburg. „Reisen sind für die Chorgemeinschaft einzigartige Erlebnisse und unglaublich wichtig“, unterstreicht Egger. Im Frühjahr war der Unichor sogar in Westafrika. In Benin wurde in verschiedenen Kultureinrichtungen, aber auch mal auf der Straße gesungen. Das kam gut an, erinnert sich Egger. Viele Menschen hätten gleich mitgetanzt. Und nicht zuletzt profitieren die Sängerinnen und Sänger von der sogenannten Chor-Familie. Nach jeder Probe trifft man sich zum Stammtisch und zwei Mal im Semester findet eine Party statt. „Es gibt sogar schon Unichor-Babys“, sagt Egger und lacht.

Musizieren, Reisen und Freundschaften zeichnen auch das Jugendsinfonieorchester Odeon für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren aus. Die Idee dazu entstand in einer „euphorischen Feierlaune“ auf einer Gartenparty mit jungen Musikern, erzählt Gründungsmitglied Lukas Werle. „Dass uns diese Euphorie bis in die Oper von Santiago de Chile, die Münchener Philharmonie und den Wiener Musik-verein tragen sollte, wagte damals noch keiner zu glauben.“ 2017 gab es zum zehnjährigen Jubiläum

Chöre, Ensembles, Orchester – modern oder klassisch: Für LMU-Studierende gibt es unzählige Möglichkeiten, sich während der Studienzeit und sogar danach musikalisch zu engagieren. Und die sollten sie nutzen. Neben dem Spaß am Musizieren ergeben sich dadurch neue Freundschaften, Konzertreisen rund um den Globus und sogar die Erfahrung, mit Weltstars gemeinsam auf der Bühne zu stehen. MUM stellt die außergewöhnlichsten Möglichkeiten vor und zeigt auch, wie Musik Wissenschaft und soziales Engagement an der LMU beflügelt.

1

Beim sinfonieorchester der Münchener

universitäten sinFonietta stehen

neben dem spaß am Musizieren kon-

zertreisen und Freundschaften im

Vordergrund

MU

M

NR

.

4

20

19

Page 9: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

MU

M

NR

.

4

20

19

th

em

a

7

ein großes Festkonzert in der Großen Aula der LMU. Ein Jahr später ging es für das 77-köpfige Orchester sogar zwei Wochen auf Tournee nach China. Was Felicitas Engel bei den sechs Konzerten besonders auffiel, war die „Klatsch-Freudigkeit“ des Publikums. „Während die Chilenen von Anfang an begeistert mitklatschen, mussten die Chinesen erst animiert wer-den“, erinnert sie sich. Vor der Landung in München gab es über-raschend noch ein siebtes Konzert in Form einer spontanen Blasmu-sik-Einlage der Blechbläser an Bord des Flugzeugs. Wer bei Odeon mitmachen möchte: Das Jugendsinfonieorchester sucht momentan Instrumentalisten aller Art. Das nächste Mal zu sehen ist Odeon beim Winterkonzert am 1. Dezember 2019 im Münchener Künstler-haus.

Gelebte Demokratie im abaco-orchesterErfahrungen mit großen Konzerten hat auch das meist 100-köpfige Abaco-Orchester. Um zum Beispiel Mahlers Sinfonie Nr. 2 mit über 400 Sängerinnen und Sängern in der Philharmonie im Gasteig aufzu-führen, wurde sogar eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, weil die Saalmiete das Budget des Orchesters überstieg. Das Besondere am Abaco-Orchester ist, dass nicht nur Studierende, sondern auch junge Berufstätige willkommen sind. Außerdem wird Wert auf demokrati-sche Entscheidungen gelegt: „Das Hauptwerk wird vom Orchester gewählt, der Dirigent beim Vordirigieren ausgewählt und dieser auch jährlich bestätigt oder abgelehnt“, erklärt Katharina Bömers, die eh-renamtlich für die Pressearbeit zuständig ist. Aktuell heißt der Diri-gent Vitali Alekseenok, der das Abaco-Orchester zunehmend an neu-ere und zeitgenössische Musik heranführt, zum Beispiel Alban Bergs Violinkonzert oder Nikolai Mjaskovskys Cellokonzert. Neben Konzer-treisen nach Mallorca oder zum französischen Festival International de Musique Universitaire wird auch immer wieder experimentiert. So wurden die Songs der Band Donnerbalkan von jungen Komponisten umarrangiert. „Wir haben teilweise während des Geigespielens ge-sungen, getrommelt oder getanzt“, erinnert sich Bömers. „Und das ist recht ungewöhnlich!“ Das Abaco-Orchester nimmt jedes Jahr rund fünf neue Musiker auf – eher Streicher, aber auch Bläser. Geprobt wird in der evangelischen Erlöserkirche, in Räumen der LMU, der Techni-schen Universität oder der Hochschule für Musik und Theater. Im Wintersemester steht Schostakowitschs 7. Sinfonie an.

kostenlos auf Die berGhütte oDer zum seGeln Einzigartig ist der Akademische Gesangverein München (AGV). Da-bei handelt es sich um eine musische Studentenverbindung, also nicht schlagend, nicht farbentragend, religiös ungebunden und un-politisch. Nach der Gründung 1861 als Chor an der LMU kam kurz darauf auch noch ein Theater dazu – heute das älteste Laientheater Münchens. Mittlerweile unterhält der AGV zehn Musik- und Thea-tergruppen, von Bigband über Blasorchester, sinfonischem Orches-ter über Chor bis hin zu Theater und Improtheater. Mitmachen kann grundsätzlich jeder. Weil die Bigband immer voll besetzt war, wurde

zum Beispiel kurzerhand das Scholastika Jazz Orchestra gegründet. Mitglieder können übrigens nicht nur ihre musischen Fähigkeiten verbessern: Der AGV besitzt neben dem Haus am Marienplatz eine Berghütte auf dem Garmischer Hausberg und ein Segelgrundstück am Ammersee.

Wer verborgene Musikschätze entdecken und interpretieren möch-te, ist beim Palestrina Ensemble München richtig, das Musik der Renaissance und den gregorianischen Choral zum Erklingen bringt. Gegründet wurde das Ensemble 1994 von Mirjam und Venanz Schu-bert. Schon kurz darauf gab es große Konzerte in München und ganz Bayern. Vor allem die Einladung nach Rom mit Konzerten im Campo Santo und in der Dell’-Anima-Kirche sind den beiden in Erinnerung geblieben. Und die CD-Aufnahmen des Canticum Salomonis von Palestrina mit dem Bayerischen Rundfunk, die bei Naxos erschienen sind. Da das Ensemble recht klein ist und viele Studierende nach dem Abschluss aufhören müssen, werden immer neue Mitglieder gesucht. Die Aufnahmekriterien sind Chorerfahrung, eine schöne gerade Stimme und idealerweise Blattsicherheit. Weitere Anlaufstellen für Musikinteressierte in München sind das Studentenorchester StOrch, das Ensemble MünchenKlang, die Jun-gen Münchener Symphoniker, der Akademische Orchesterverband, das Symphonische Ensemble München, das Sinfonieorchester der Münchener Universitäten Sinfonietta oder das Münchener interna-tionale Orchester, das sich besonders an Austauschstudierende und Gastwissenschaftler richtet.

Auf persönliches Engagement zurückzuführen sind die Munich Clas-sical Players, ein Kammerorchester bestehend aus Studierenden der Musikhochschule. Ins Leben gerufen hat es der 23-jährige LMU-Student und Dirigent Maximilian Leinekugel. Außerdem dirigiert er das „Animato“, ein Münchner Laienorchester, und das Collegium Muwicum, ein Ensemble für LMU-Musikwissenschaftsstudierende. „Oft gilt die Klassik ja leider als veraltet und langweilig“, sagt Lei-nekugel. „Dabei kann klassische Musik auch heute noch aktuell und packend sein, denn schließlich geht es ja wie bei anderer Musik um Emotionen und persönliche Gefühle.“ Mit seinen Konzerten will er ein modernes Image der klassischen Musik vermitteln und insbe-sondere auch junge Menschen begeistern. Aus diesem Grund hat Leinekugel in seiner Heimatgemeinde Vaterstetten mit der dortigen Musikschule auch ein Jugendorchester gegründet. „Ich bin fest da-von überzeugt, dass Jugendorchester der beste Weg sind, um junge Menschen an die klassische Musik heranzuführen.“ Für sein Enga-gement erhielt Leinekugel 2018 den Tassilo-Kulturpreis der Süd-deutschen Zeitung.

3

das Jugendsinfonieorchester odeon

gab auf dem rückflug von der tournee

in china ein spontanes konzert im

Flugzeug

Page 10: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

MU

M

NR

.

4

20

19

th

em

a

8

musiziert wird aber auch im wissenschaftlichen Kontext. Bei man-chen Konzerten sind die lmu-studierenden des departments Kunstwissenschaften nicht nur als Projektchor auf der Bühne, son-dern wie bei dem musikprogramm „sehnsucht. musik. ankunft.“ im frühjahr dieses Jahres auch in der Organisation hinter der Bühne tätig. leiterin war damals dr. dana Pflüger vom Praxisbüro Kunst-wissenschaften an der lmu. sie hat in der vergangenheit gemein-sam mit dem veranstalter albert ginthör auch die Kurse zur Orga-nisation des Open airs am münchener gärtnerplatz und des Opern-projekts „zaide. eine flucht.“ mit geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern geleitet. Bei „sehnsucht. musik. ankunft.“ ging es um die Konzeption und durchführung eines interkulturellen Kon-zerts im schloss nymphenburg. dabei trafen lieder aus afghanis-tan, syrien oder deutschland auf klassische Opernarien. im Juli dieses Jahres kam das Konzert unter der gesamtleitung von leonie hundertmark und dr. tobias emanuel mayer vom institut für mu-sikpädagogik in adaptierter form an eine münchener schule. vorher wurden die Klassen in workshops thematisch und musikalisch für das thema flucht, migration und heimat sensibilisiert. „das Kon-zert wurde vom gesamten schulpublikum begeistert angenommen“, versichert mayer. das lag nicht zuletzt daran, dass die Jugendlichen dem aus afghanistan geflüchteten musiker Pouya raufyan fragen über sein leben, seinen weg nach deutschland und sein musik-schaffen stellen konnten.

manchmal entstehen auch aus forschungsprojekten musikgruppen. Professorin alexandra Kertz-welzel, leiterin des instituts für mu-sikpädagogik, interessierte sich seit ihrer Postdoc-zeit im amerika-nischen seattle für das thema „community music“. egal ob samba-Band, straßenmusik, gefängnischor, eine rockband im altersheim oder das Blasorchester auf dem land – das Konzept verbindet the-rapie und soziale arbeit. inzwischen trifft sich auch am institut für musikpädagogik einmal pro woche eine samba-Band, bei der stu-dierende, mitarbeiter und menschen von außerhalb der lmu teil-

nehmen können. spezielle Kenntnisse sind nicht erforderlich: „der leiter ist schlagzeuger und hatte mit samba früher nichts am hut“, sagt Kertz-welzel und lacht. generell finden musikinteressierte am institut eine große auswahl an Bands, chören wie das vokal ensem-ble münchen, aber auch Kammermusik wie dem Jungen Kammer-chor lucente. seit dem wintersemester finden am institut zusätzlich jedes semester „Open stage!“-abende statt, an denen sich jeder musikalisch, vokal, sprachlich oder tänzerisch zu wort melden kann. musikalisch sind aber auch andere institute: so wird zum Beispiel im chor des instituts für romanische Philologie auf französisch, spanisch, italienisch und Portugiesisch gesungen.

ein PoPstar aM lMu entrePreneurshiP centeram lmu entrepreneurship center gibt es zwar keine möglichkeiten zum musizieren. dafür arbeitet mit robert redweik ein echter Pop-star in der giselastraße – der „coolste dozent deutschlands“, wie ihn die süddeutsche zeitung nennt. schon mit zwölf Jahren grün-dete er seine Band, mit der er zwei studioalben veröffentlichte und durch den deutschsprachigen raum tourte. 2011 promovierte er nicht nur zum thema „Organisation und erfolg von Business-angel-netzwerken“ an der lmu, sondern erhielt auch einen Plattenvertrag bei der warner music group und wurde als songwriter bei univer-sal music Publishing unter vertrag genommen. seitdem hat der heute 36-Jährige unter anderem mit midge ure, christian neander, howard carpendale oder udo lindenberg zusammengearbeitet. Band, Proben und Promotion unter einen hut zu bekommen war nicht einfach, erinnert sich redweik. „aber da die musik meist an abenden und wochenenden stattfand und man als student und dok-torand ja auch einigermaßen flexibel ist, hat es geklappt.“ an der lmu kümmert er sich um entrepreneurship, Business Planning, financing. damit lmu-musiker einen Plattenvertrag bekommen, empfiehlt er, „dranbleiben, sich mit anderen musikern und Bran-chenleuten vernetzen, songs schreiben und spielen – erst mal als support und dann eigene shows.“ Ob auch manchmal fans in seine

Kurse kommen, denen es mehr um den Popstar redweik als den inhalt der vorträge geht? „das ist auch schon vorgekommen“, sagt er und lacht. „aber das ist schon noch eher die ausnahme.“

■ dl

https://kurzelinks.de/kulturelles-leben

7

der „coolste dozent deutschlands“:

Mit robert redweik hat die lMu

einen echten Popstar in ihren reihen.

Page 11: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

MU

M

NR

.

4

20

19

th

em

a

9MUM: Professor Schick, warum sollten sich Studierende musikalisch enga-gieren?Hartmut Schick: Weil es immensen Spaß macht (lacht). Pragmatischer formuliert: Weil es eine tolle Möglichkeit ist, sich mit seelenverwandten Menschen an der Uni zu vernetzen, künstlerische und emotionale Erlebnisse zu teilen, womöglich sich zu verlieben und – glaubt man einschlägigen Studien – auch noch seine in-tellektuellen Fähigkeiten zu steigern. Gemeinsames Musizieren gehört ja zu den komplexesten Tätigkeiten des Menschen überhaupt. Es ist simultanes Agieren und Reagieren von höchster Präzision und Geschwindigkeit, bei dem intellektuelle, emotionale, motorische und soziale Fähigkeiten gleichermaßen trainiert werden – also fast alle Hirnregionen samt dem Körper.

MUM: Kann Musizieren auch ein Ventil sein, um zum Beispiel Prüfungsstress zu reduzieren?Schick: Es ist auf jeden Fall eine Tätigkeit, die – auch mit ihrem Gemeinschafts-erlebnis – die seelische Stabilität erhöht und auf denkbar lustvolle Weise Stress abbaut. Wer als Kind intensiv ein Instrument erlernt hat, hat außerdem schon früh geübt, seine Lebenszeit besser zu organisieren und zu nutzen als andere. Wohl nicht zufällig gibt es eine recht stabile Relation zwischen musikalischen Begabungen beziehungsweise Fähigkeiten und Schul- beziehungsweise Studien-erfolg. Nicht von ungefähr weist ja auch der Lehrkörper der LMU auffallend viele exzellente Musikerinnen und Musiker auf – traditionell übrigens mit einer Häu-fung in der Medizin.

MUM: Haben denn Studierende seit der Umstellung auf Bachelor und Master noch ausreichend Zeit zum Musizieren? Schick: Die studentischen Musikensembles haben alles andere als Nachwuchs-sorgen. Und bei uns in der Musikwissenschaft wird sogar noch mehr musiziert als früher, da wir Musikpraxis als Wahlmodul ins Studium integriert haben. Allerdings erschweren die mit dem Bologna-System einhergehende Verschulung des Stu-diums und die drastische Zunahme der Prüfungen in den Geisteswissenschaften vielen die Teilnahme an den Probenwochenenden und Konzerten gegen Ende des Vorlesungszeitraums. Noch schwieriger ist es mit den Konzertreisen, die ja meist am Beginn der Semesterferien stattfinden und so mit der Prüfungszeit kollidieren.

MUM: Wie bewerten Sie das Musikangebot an der LMU? Schick: Es gibt einige Symphonieorchester und auch Chöre von teilweise beacht-licher Qualität. Leider sind die meisten nur vage an die LMU angebunden, weil es keine finanzielle Unterstützung und aus Platzmangel keine Probenräume bei uns gibt.

MUM: Wie stark sind Musikvereine und Projekte an der LMU vom persönli-chen Engagement Einzelner abhängig?Schick: Generell fördert ja in Deutschland der Staat die Musik immer noch weit mehr als in jedem anderen Land der Welt – nirgendwo gibt es eine bessere mu-

sikalische Infrastruktur. Aber auf die LMU bezogen würde ich mir finanzielle Zuschüsse nicht nur für den UniversitätsChor, sondern für alle studentischen Ensembles wünschen, das Collegium Muwicum der Musikwissenschaft eingeschlossen. Außerdem die Schaffung von Probenräumen und einer Universitäts-musikdirektoren-Stelle mit festem Etat, Sekretariat und Notenarchiv, wie ich das zum Beispiel in Tübin-gen und Heidelberg als extrem fruchtbar erlebt habe.

MUM: Was wäre die Aufgabe einer LMU-Univer-sitätsmusikdirektorin beziehungsweise eines -di-rektors? Schick: Sie oder er könnte dann hochprofessionell ein wirkliches LMU-Orchester leiten sowie – was alles bisher fehlt – einen exzellenten Kammerchor und En-sembles speziell für Alte Musik oder zeitgenössische Musik aufbauen, vielleicht auch eine Big Band.

MUM: An Ihrem Institut wird auch zu digitalen Methoden in der Musikwissenschaft geforscht und gelehrt. Was sind zukünftige Trends?Schick: Wohin die Reise selbst bei so traditionellen Projekten wie einer Komponistengesamtausgabe geht, sieht man bei unserem Projekt Kritische Aus-gabe der Werke von Richard Strauss. Die zugehöri-ge Online-Plattform www.richard-strauss-ausgabe.de zeigt exemplarisch das Potenzial von Digitalität und Open-Access-Prinzip. Heftig geforscht wird zum Beispiel an der elektronischen Notentexterkennung, also Musik-OCR, die bei komplexen Partituren noch kaum funktioniert.

MUM: Heute sollen die Proben Spaß machen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. War das in der über 500-jährigen LMU-Historie schon immer so?Schick: Ich gehe mal davon aus. Ob allerdings in den ersten Jahrhunderten der Universitätsgeschichte die tägliche Pflicht zum Absingen von Antiphonen und Psalmen, der sich niemand entziehen konnte, jedem Spaß gemacht hat, ist eine andere Frage – die sich bei religiösen Pflichten aber wohl auch nicht stellt (lacht). ■ Interview: dl

LMU-Professor Hartmut Schick ist Inhaber des Lehrstuhls für Musikwissenschaft und Leiter des Akade-mieprojekts Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss. Im Interview spricht er über die beachtliche Qualität der Münchner Musikvereine, warum Musizieren bei Prüfungsstress oder der Partnerwahl hilft und wie Richard Strauss den Forschern am Institut bei der Digitalisierung hilft.

interview mit hartmut schicK

„Wir Brauchen einen uniVersitätsMusikdirektor“

Page 12: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

stimmt das wirklich? ist das leben besser mit musik? lernt man schneller und nachhaltiger mit musik? Können musikalische Proben uns das fokussieren lehren? macht musik glücklich?

die antwort kommt im forte, also laut, und ist eindeutig: Ja! und sie wird belegt durch diverse studien, ein großes angebot an musikalischen möglichkeiten für studierenden in ganz Bayern und sicher auch durch erfahrungen im persönlichen umfeld – einfach mal im uni-chor oder im abaco-Orchester nachfragen.

die moderatorin anke engelke castete vor einigen Jahren für eine ard-themenwoche „zum glück“ für ihren chor der muffligen unglückliche menschen, die durch das gemeinsame singen froher wer-den sollten. und tatsächlich stiegen die entsprechenden hormone im speichel der sänger während der dreimonatigen Probenzeit messbar an . eine gerade veröffentlichte studie über die nachwirkungen von frühem musizieren im späteren leben von Jugend-musiziert-teilnehmerinnen und -teilnehmerkommt zu dem schluss: „die lebensqualität der befragten ehemaligen ist im vergleich zu repräsentativen norm-werten überdurchschnittlich hoch.“

aber was genau könnte der vorteil von musizieren beim studieren sein? was bringt das musizieren neben einem nicht-musik-studium? sehr beliebt bei den sog. „höheren semestern“, also im Klartext bei denen, die schon nicht mehr studieren, ist der hinweis auf den erwerb von soft skills durch das musizieren. gemeint ist das erlernen bestimmter fähigkeiten, die im gesellschaftlichen und beruflichen leben nicht nur nützlich, sondern enorm wichtig sind, wie zum Beispiel auftritts-, wettbewerbs- und Prü-fungstraining, disziplin und durchhaltevermögen, fokussierung, umgang mit Prüfungsangst und leis-tungsdruck, arbeiten im team, verarbeiten von scheitern, enttäuschung und Kritik. tatsächlich sind all diese merkmale beim musizieren wichtig und erlernbar und lassen sich gut auf das studium übertragen. wer sich in monatelanger Probenarbeit mit den chor- und Orchesterkolleginnen und -kollegen auf ein Konzert vorbereitet, dabei den fokus auf das einstudieren eines bestimmten repertoires legt, die Kritik der künstlerischen leitung als motivation annimmt, um das Beste zu geben, und trotz lampenfieber das in den Proben geübte im Konzert abrufen kann, wird auch im studium teamarbeit umsetzen können, die wichtige Konzentration auf die hausarbeit hinbekommen, die heftig korrigierte und (aus eigener sicht) suboptimal bewertete Klausur als ansporn für die nächste, bessere Klausur nutzen und wird, wenn es darauf ankommt, das erlernte wissen abrufen können.

noch besser aber ist der spaß bei der ganzen sache! Jede menge leute, die zwar unterschiedliche dia-lekte und oft auch andere sprachen sprechen, sich aber alle auf eine sprache, die musik, verständigen. Jede menge möglichkeiten, sein Können einzubringen: sich als solist, solo-sänger oder stimmführer präsentieren oder im tutti zusammen mit anderen spaß haben, alles geht. Jede menge repertoire: von madrigalen über Barock und Klassik bis zu Pop, hiphop und rap ist an den unis alles vertreten, was musikalisch machbar ist. und jede menge potenzielle dates: nette menschen im passenden alter, von der uni oder auch von au-ßerhalb – viele uni-chöre und -Orchester sind auch offen für andere mitglieder –, mit denen man schon mal die Begeisterung für musik teilt – und bald vielleicht auch mehr. eine vollständige erhebung über die anzahl und struktur der musikalischen angebote für studierende an den universitäten in Bayern liegt noch nicht vor. der Bayerische musikrat, dachverband der musik-organisationen in Bayern, hat damit begonnen, eine solche liste zu erstellen. ziel ist es, die vielen musi-

1

karin rawe hat Musik und kultur-

management studiert und unter

anderem als orchesterdirektorin

der staatsoper hannover und als

geschäftsführerin des Mozartfestes

Würzburg gearbeitet. seit septem-

ber 2017 ist sie generalsekretärin

des Bayerischen Musikrates. sie ist

„total musikbegeistert“ und will die-

se Begeisterung mit möglichst vielen

Menschen teilen.

musiK als uPgrade fürs studium

let`s get loud!

ESSay

MU

M

NR

. 4

2

01

9e

ss

ay

10

Page 13: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

kalischen vereinigungen miteinander in Kontakt zu bringen und den spaßfaktor, beispielsweise mit einem festival für uni-musik, noch zu erhöhen. denn neben den Konzerten und (auslands-)Konzertreisen, die viele der uni-chöre und -Orchester durchführen, sollte auch der innerbayerische austausch gefördert werden.

ein Problem für musikalische studierende könnte das üben sein. ein wg-zimmer oder eine wohnung zu finden, ist ja schon schwierig ge-nug, aber mit übemöglichkeit – da wird so ziemlich jede statistik ein ergebnis nahe null präsentieren. zwar gibt es im mietrecht natürlich den anspruch darauf, in einem gewissen zeitlichen und akustischen rahmen üben zu dürfen, und man wird das instrument ja auch nicht zur wohnungsbesichtigung oder zum unterschreiben des mietver-trages mitnehmen. dass es aber diskussionen darüber geben wird, ist sicher. auch das angebot, das leben in der hausgemeinschaft monatlich mit einem Kammerkonzert oder diversen cover-songs zu bereichern, wird das Problem nicht lösen.

hier könnte die uni helfen, indem räume (zumindest zeitweise) als überäume ausgewiesen würden oder listen mit übungsmöglichkei-ten, zum Beispiel in kirchlichen räumlichkeiten, ausgegeben wür-den. auch sogenannte übedämpfer, die es für viele instrumente gibt und die das musizieren tatsächlich auf zimmerlautstärke dämpfen, können die situation entspannen. und wenn die mitbewohner und nachbarn dann gegen ende des semesters der einladung zum Kon-zert folgen und anschließend natürlich begeistert sind, sind mögliche diskussionen über übezeiten hoffentlich schnell beendet.

in den ersten semestern sind neu-studierende beim start in ein neu-es leben mit der Organisation ihres studiums, der Konzentration auf die studieninhalte, dem ankommen in der neuen stadt und der erst-maligen führung eines eigenen haushalts (Putzplan, Kochen!) stark gefordert. zudem zeigt sich überall der reiz des neuen, in semes-terpartys, einer coolen clubszene, Programmkinos mit anspruchs-vollen angeboten, einem überwältigenden Kulturangebot der neuen heimatstadt und einer tollen Off-szene. abschalten fällt da schwer, denn die neuen reize sind vielfältig und es sind viele. gerade dann hilft es, nicht nur zu konsumieren, sondern selbst etwas zu machen – selbst zu musizieren. die Konzentration und fokussierung auf die schönheit eines tons, die ausdrucksstärke einer melodie und das zusammenfinden vieler instrumente zu einem Klang führt heraus aus dem alltag, weg vom druck der studiumsanforderungen und lässt den aktuellen stress vergessen. der Kopf wird frei durch die musik und man kann wieder neu durchstarten.

also, ran an die instrumente und rein ins vergnügen! informationen über die musikalischen möglichkeiten an den unis gibt es auf den websites oder bei den studierendenvertretungen. dann noch schnell das instrument abstauben, ein paar tonleitern üben und – auf geht’s!

NR

. 4

2

01

9e

ss

ay

11

Page 14: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

aus alltagsgegenständen wie festplatten oder Kopfhörern bauen die schülerinnen und schüler die ma-gnete aus, aus handelsüblichen feuerzeugen werden die zündsteine entnommen. der grund: die ge-genstände enthalten sogenannte selten-erd-elemente wie neodym oder cer. die gymnasiasten nehmen am Projekt „Our common future“ teil, das von der robert-Bosch-stiftung gefördert wird. alle besuchen das feodor-lynen-gymnasium ganz in der nähe des departments chemie der lmu in großhadern. seit

september 2018 ist die gruppe regelmäßig an der lmu zu gast. „das Projekt dient der nachhaltigkeit – denn aktuell werden weltweit nur rund ein Prozent der seltenen erden wiederverwendet. ihre gewinnung ist schwierig und nicht selten mit enormen nachteilen für die umwelt verbunden“, er-klärt wissenschaftlerin lena daumann. die Professorin arbeitet seit 2016 an der lmu, zuvor hat sie unter anderem in Berkeley und an der university of Queensland geforscht. gemeinsam mit Professor stefan schwarzer, seit 2017 an der lmu als chemiedidaktiker und vorher am iPn leibniz-Bildungsinstitut tätig, hat sie das Projekt initiiert.„für ihre versuche haben die schülerinnen und schüler die magnete und feuersteine

Ausgerüstet mit weißen Schutzkitteln und Schutzbrillen stehen 16 interessierte Elftklässler im Labor in der Butenandtstraße. Sie erhalten von Professorin Lena Daumann, Professor Stefan Schwarzer sowie den betreuenden Lehrkräften Florian Johannes und Stefan Mandl einen Überblick zum anstehenden „echten“ Forschungsvorhaben. Ihr Ziel: Sie wollen neue Wege finden, um die begehrten Selten-Erd-Elemente zu recyceln. Hintergrund des Vorhabens ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Fachchemie und der Chemiedidaktik.

7 Wie viele selten-erd-elemente

stecken in einem smartphone? das

und anderes erfuhren die schülerin-

nen und schüler bei einem Besuch

auf dem Wertstoffhof.

lmu macht schule

Wie Viele seltene erden stecken iM sMartPhone?

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

12

Page 15: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

stark zerkleinert und versucht, die seltenen er-den aus diesen alltagsgegenständen zu isolieren.

die forschungsfrage lautete: welche recyclingmethode ist die beste für meinen alltagsgegenstand?“, fasst Pro-fessor stefan schwarzer zusammen. einer der schüler im

Projekt ist neel mandal. der 17-Jährige hat mehrere chemische experimente durchgeführt, um magnetpulver wiederzuverwerten. „Beim zweiten mal konn-te ich das experiment noch etwas verändern, was zu einem besseren ergebnis geführt hat“, sagt er. „es war toll, dass uns immer geholfen wurde, wenn wir eine frage hatten.“ nicht nur von den wissenschaftlern selbst, sondern auch von studentischen hilfskräften erhielten die schülerinnen und schüler labor-praktische unterstützung.

„Vielleicht Muss es nicht iMMer das neueste handy sein“nachdem jeder der elftklässler zum ersten mal in seinen laborkittel geschlüpft war, ging es im Projekt gleich mit der praktischen arbeit los. Jeder schritt wurde im eigenen laborjournal dokumentiert. neben der literaturrecherche lernten die schülerinnen und schüler auch die analytik-abteilung im labor kennen, genauer die icP-Oes-methode. mit dieser wurde der selten-erd-ele-ment-gehalt der Proben im weiteren verlauf analysiert. und damit auch der Bezug zum alltag nicht zu kurz kam, stand ein Besuch im wertstoffhof auf dem Projektplan. „die leitfrage war hier: was können wir selbst im alltag tun, um abfall zu vermeiden und eine nachhaltigere nutzung von gegenständen mit selten-erd-elementen zu gewährleisten?“, sagt stefan schwarzer.

anschaulich sei der Besuch auf dem wertstoffhof gewesen, so lena daumann: „die schüler haben dort zum Beispiel erfahren, wie viele selten-erd-elemente in einem einzigen smartphone stecken. angesichts des problematischen ab-baus von seltenen erden und dem aufwändigen Prozess ihrer wiedergewin-nung aus altgeräten, stellt sich auch für die schüler die frage, ob es tatsächlich immer das neueste handy sein muss. und wenn ein gerät wirklich ausgedient hat, sollte es recycelt werden und nicht ungenutzt in der schublade liegen bleiben.“ mit ihrem neu erworbenen wissen haben die schülerinnen und schüler eine eigene ausstellung für einen Jugendkongress in stuttgart gestaltet. anstelle von klassischen Postern entschieden sie sich für selbst gestaltete holzmodule, die sie in einem großen regal präsentiert haben. „es war toll zu sehen, wie die teilnehmer mit ihrem fachwissen auf die Besucher zugegangen sind und sie für ihr thema begeistert haben. das haben sie super gemacht“, sagt stefan schwarzer.

ins ForscherleBen eintauchenfür neel mandal und seine mitschüler folgt auf die prak-tische experimentierphase jetzt der theoretische teil: „wir werten die ergebnisse aus und schreiben unsere seminararbeiten“, erklärt er. im nächsten schritt soll ein themenheft erstellt werden, das sogar publiziert werden könnte. „dafür sollen die schüler einen fachdidaktischen artikel erstellen, der sich an lehrkräfte richtet und in dem sie ihr jeweiliges forschungsprojekt anschaulich erklären“, sagt Professor schwarzer.

wissenschaftlich zu arbeiten und später mal ein studi-um aufzunehmen, kann sich neel mandal sehr gut vor-stellen. „im moment interessiere ich mich am meisten für informatik“, verrät er. wie es sich anfühlt, als echter forscher an der universität zu arbeiten – davon haben er und seine mitschüler durch das Projekt jetzt eine ganz konkrete vorstellung. ■ kl

■ kurzelinks.de/our-common-Future

lmu macht schule

Wie Viele seltene erden stecken iM sMartPhone?

5 neel Mandal und seine Mitschülerinnen und -schüler

haben spaß bei der suche nach passenden recyclingmethoden

7 aktuell wird weltweit nur rund ein Prozent der selten-erd-

elemente wiederverwendet.

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

13

Page 16: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Klimawandel und artensterBen

BiokalyPse noW

man sieht es Professor schrödl nicht an, wenn er so vor einem sitzt und erzählt, die mundwinkel immer leicht nach oben gezogen, aber er ist sauer. sauer und frustriert. er spricht über den Klimawandel und das damit einhergehende artensterben. insbesondere zweiteres wühlt ihn auf. der Bürostuhl vermag ihn kaum zu halten, denn schrödl beugt sich weit vor, wenn er spricht. als ob er jeden moment bereit wäre aufzuspringen und das Problem in die hand zu nehmen.

so leicht ist das allerdings nicht. es ist nicht nur die schwerindustrie mit ihren fossilen Brennstoffen, die das Klima und die laune des Professors zum Kippen bringen. „wir stecken in einem teufelskreis“, erzählt schrödl. momentan brennen teile des regenwaldes im amazonasgebiet. die borealen nadelwälder trock-nen aus und werden zu zunder. Permafrostböden tauen und geben tonnenweise gespeichertes methan frei. und überall stirbt die einheimische fauna. „all diese Phänomene wurden durch den Klimawandel begünstigt und werden ihn weiter verschlimmern.“

in seiner forschung beschäftigt sich michael schrödl mit taxonomie, der Beschreibung von arten und ihrer verwandtschaftsbeziehungen. überall in seinem Büro hängen Bilder und stammbäume von schne-cken, muscheln und anderen weichtieren. „auf den spuren von charles darwin wandeln“, so beschreibt er selbst seinen Bereich. doch zunehmend scheint es wie sisyphos-arbeit. es kann gut sein, dass manche der abbildungen mittlerweile sterbebilder sind. tierarten sterben aufgrund von lebensraumverlust, um-weltverschmutzung und Klimaveränderungen schneller aus, als man sie beschreiben kann.

eine Frage des üBerleBensaber was heißt es konkret, wenn mehr und mehr arten verschwinden? wird die evolution das nicht irgend-wie ausgleichen? schrödl lacht, doch es ist ein bitteres lachen: „wir sind irgendwann selbst dran. es ist erst einmal sehr schade, wenn wir drei milliarden Jahre evolution auslöschen, aber gleichzeitig ist unser gesamtes Ökosystem abhängig von einer vielzahl an wechselwirkungen von Organismen.“ noch gibt es re-

es ist ein erschreckendes Bild, das Michael schrödl in seinen Büchern zeichnet: die natur stirbt und der Mensch ist untätig im

angesicht des unterganges. der lMu-Biologe verlangt ein schnelles umdenken, denn es ist keine Fiktion, die er beschreibt. noch ist die „Bio-kalypse“ abzuwenden.

1 Professor Michael schrödl

ist außerplanmäßiger Professor

an der lMu und leiter der

Weichtiersektion der zoologi-

schen staatssammlung München.

er ist der autor der Bücher BIO-

DIVERSITOT und Unsere Natur

stirbt sowie initiator der Petition

„artenvielfalt erforschen und

artensterben stoppen“.

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

14

Page 17: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Klimawandel und artensterBen

BiokalyPse noW

dundanzen im tierreich: stirbt eine art aus, die cO2 im meer bindet, Biomasse am waldboden aufbaut oder nähr-stoffe recycelt gibt es weitere arten, die der gleichen tätigkeit nachkommen. geht das sterben allerdings weiter, wird das Öko-system instabil, es kippt.

solche „verarmten“ systeme sind in der regel weniger leis-tungsfähig – sowohl hinsichtlich ökonomischer funktionen wie der Produktion von holz, als auch hinsichtlich ihrer natür-lichen funktionen, wie dem Binden von treibhausgasen. Bis 2050 spricht schrödl in seinem Buch Unsere Natur stirbt von einer „Biokalypse“. Bis dahin gebe es keine größeren Korallen-riffe mehr. die meere vermüllten, nahrungsnetze im Plankton brächen zusammen, die weltfischerei kollabiere mit ihnen. der forscher ist sich sicher: „das wird zu hunger und flucht führen.

riesige Küstengebiete werden unbewohnbar. wir müssen uns auf eine Krise einstellen, wie wir sie noch nie erlebt haben.“

durch Brände, Klimawandel und artenschwund würden ebenfalls weite teile des regenwaldes sterben. mit auswirkungen, die weit über seine grenzen hinausgehen. „tropenwälder im amazonas funktionieren als wasserpumpe für den ganzen Kontinent“, erklärt schrödl. wenn wasser verdampft, kühlt es den Boden und gibt diese energie wieder als wolken ab. das lässt einen sog entstehen, der feuchte luft vom atlantik ansaugt und so zu regen führt. „gibt es also weniger Bäume, gibt es weniger regen und damit noch einmal weniger Bäume – üppige regenwälder verdorren“, so schrödl. ganze nationen würden unter dürren leiden. von cO2 und methan, das nicht mehr gebunden werden kann, ganz zu schweigen.

Verlorenes Potenzialund wie viele spezies verenden letztendlich mit dem abbrennen des regenwaldes? wie viele verschwinden für immer in den tiefen der sich erwärmenden und übersäuernden Ozeane? die schätzungen rei-chen von hunderten bis hin zu hunderttausenden. Persönlich spricht schrödl von bis zu 60.000 arten, die jährlich aussterben. diese zahl hält der Biologe für konservativ geschätzt. die dunkelziffer könne durchaus höher sein. für ihn ist die aktuelle situation mit dem letzten großen aussterbeereignis vergleichbar: „als die dinosaurier bis auf die vögel ausstarben, wurden rund 70 Prozent der arten ausgelöscht. wir sind auf einem guten weg dahin.“

„das einzige, was wir allerdings tatsächlich über das momentane sterben wissen, ist, dass wir nichts wissen. wir wissen nicht, wie viele arten täglich verschwinden und wir wissen auch nicht, wel-che“, beklagt schrödl darüber hinaus. in seinen augen verliert die

menschheit neben einem funktionierenden Ökosystem auch viel Po-tenzial. lediglich zehn bis zwanzig Prozent der weltweiten arten

wurden wohl bis jetzt beschrieben. mit den unbekannten tieren sterben auch die möglichkeiten, von ihnen zu lernen und sie zu studieren.

ein Weg zurück?seinen humor kann sich michael schrödl angesichts solcher tatsachen nur aufgrund seines Optimismus erhalten. „Bis jetzt haben wir wenig getan, um unsere umwelt zu retten. das ist insofern eine chance, weil wir noch viel handlungs-potenzial haben.“ der Biologe sieht eine Kehrtwende haupt-

sächlich in der renaturierung der globalen Böden und wälder: „erneuerbare energien sind wichtig, fossile treibstoffe sparen

sowieso, aber ohne eine ökologisch verträgliche landwirtschaft – und zwar weltweit – und riesige naturschutzzonen wird das lang-

fristig nicht ausreichen. leben ist empfindlich und stirbt schneller, als meere steigen können. wir brauchen echten Klimaschutz, und der schützt die natur, das Klima und die menschen. vor allem aber sollten wir erkennen, dass die zeit drängt.“

auch seine eigene arbeit und die seiner Kollegen sieht er als Beitrag zum umwelt- und artenschutz. „indem wir neue arten beschreiben, geben wir dem leben ein gesicht, das wir bedrohen“, erklärt schrödl. so hofft er, dass es zu einem gesellschaftlichen umdenken kommt und dass der naturschutz stärker in das kollektive Bewusstsein rückt. deswegen gründete schrödl erst kürzlich die initiative „artenvielfalt erforschen und retten“, über die er durch spendengelder die arbeit von zusätzlichen taxonomen finanzieren möchte.

am ende seiner ausführungen lehnt sich schrödl in seinem stuhl zu-rück. es scheint anstrengend, darüber zu sprechen, was alles schief-läuft. aber er will sich auch nicht der verzweiflung hingeben, denn die führt in seinen augen zu untätigkeit. stattdessen will er aufklären: „um die menschen wachzurütteln, habe ich meine Bücher über das artensterben geschrieben. zuhören will mir kaum jemand die ganze zeit, weil das zu deprimierend ist“, sagt er und schmunzelt. „ein Buch kann man immerhin mal weglegen.“ ■ ps

www.change.org/artensterbenwww.scientists4future.org

1 Michael schrödl, Vreni häussermann: BIODIVERSITOT,

Bod, norderstedt 2017, 336 seiten, 14,99 euro

Michael schrödl: Unsere Natur stirbt, komplettmedia München 2018,

224 seiten, 18 euro

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

15

Page 18: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

„die Kühe merken genau, wie man selbst gerade drauf ist“, sagt christi-an, als er die futtermischung für seine tierischen Patienten zusammenstellt. „ihr verhalten ist dann anders und man muss entsprechend anders mit ihnen umgehen.“ während er von sei-nem arbeitsalltag erzählt, streichelt er einer großen fleckviehkuh liebevoll über den Kopf. „er hat ein echtes händchen für die viecher“, sagt markus reimann. der Oberpfleger der Klinik für wiederkäu-er hat den 20-Jährigen, der in diesem Jahr seine Prüfung zum tierpfleger erfolgreich abgeschlossen hat, in al-len wichtigen tätigkeiten und anfor-derungen des Berufs unterwiesen. „schon seit seinem ersten tag hier hat er großes engagement und lern-bereitschaft gezeigt“, sagt reimann, zufrieden mit der entscheidung, dass christian eingestellt wurde. denn der gehört zu den jungen men-

schen, denen eine ausbildung oft verwehrt bleibt. er hat eine lernstörung, die die Bewältigung theoretischer grundlagen des faches durchaus zur herausforderung machen kann. denn tierpflegerinnen und -pfleger müssen fachlich enorm viel wissen: von tierphysiologie über die tiergesundheit oder -krankheiten sowie ihre Behand-lungsmethoden bis hin zur tierernährung, hygiene oder sicherheit reicht das themenspektrum auf dem lehrplan. das erfordert große lernausdauer. und bei jemandem, der hier schwierigkeiten hat, umso mehr einsatz. deswegen ist es umso beeindruckender, dass christian es geschafft und sogar eine Perspektive an der Klinik hat. das bedeutet natürlich auch viel arbeit: nicht nur muss er ställe reinigen oder die tiere füttern, „obwohl das jetzt meistens die azubis machen müssen“, sagt er mit einem lächeln. auch das vorbereiten von Operationen gehört zu seinem aufgabenportfolio. er hilft, die Kühe, die in der regel im stehen und nur mit lokaler Betäubung operiert werden, in einem massiven stützgestell zu fixieren. er entfernt die Behaarung, reinigt und desinfiziert die stelle des eingriffs und legt die erforderlichen instrumente bereit, die im OP-vorbereitungsraum verwahrt sind.

an der klinik für Wiederkäuer mit ambulanz und Bestandsbetreuung der tierärztlichen Fakultät der lMu bekommen Menschen mit lerndefiziten oder Behinderungen eine chance auf eine ausbildung und anstellung als tierpfleger. davon profitieren beide seiten.

1 tierpfleger christian, oberpfleger Markus reimann und Professor holm zerbe

mit Patienten

Tierpfleger an der lMU

„Ein HändcHEn für diE ViEcHEr“

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

16

Page 19: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

ProFessionelle unterstützung erForderliches bedeutete auch für seine ausbilder einigen aufwand, ihn ange-messen zu integrieren und anzuweisen. natürlich absolvieren po-tenzielle Kandidaten zunächst ein Praktikum, bei dem beide seiten einschätzen können, ob es passt. „ganz wichtig ist es, überhaupt eine Offenheit für die integration von menschen mit defiziten zu haben. denn nur dann hat man auch einen Blick dafür, was ein Kandidat oder eine Kandidatin Positives mitbringt. ein gewisses Bauchgefühl ist zudem sehr wichtig“, sagt Professor holm zerbe, der sich als lehrstuhlinhaber maßgeblich für die einstellung von christian eingesetzt hat. und markus reimann ergänzt: „man merkt dann bei der praktischen arbeit sehr schnell, ob jemand mit tieren arbeiten oder nur eine ausbildung machen möchte.“ und ersteres war beim Praktikum von christian klar: „eine bessere arbeit als die mit tieren kann ich mir nicht vorstellen“, sagt dieser überzeugt. natürlich haben zerbe und reimann sich selbst auch Beratung und unterstützung geholt. „wir haben eng mit seiner ehemaligen Klas-senleiterin mirjam Jung und schulleiter Johannes lell von der Parzi-val-schule münchen zusammengearbeitet, einen engen Kontakt mit der Berufsschule hergestellt und finanzielle hilfe von der agentur für arbeit erhalten. die zahlreichen administrativen fäden laufen dann bei rita radloff im geschäftszimmer der Klinik zusammen“, erzählt zerbe. unterstützung gab es vor allem auch vom referat für Personal- und Organisationsentwicklung der zentralen univer-sitätsverwaltung: „für die mitarbeiterinnen und mitarbeiter der tierklinik haben wir ein coaching organisiert und finanziert“, sagt referatsleiter Jochen heidenstecker. „dafür konnten wir einen trai-ner gewinnen, der selbst aus der Praxis kommt und eine werkstatt für menschen mit handicap geleitet hat, also wichtige erfahrungen besitzt.“ in vier modulen bekommen die mitarbeitenden wichtige

grundlagen vermittelt. etwa, was unter einschrän-kung oder Behinderung überhaupt zu verstehen ist, wie man entsprechende auszubildende und mitarbeitende integriert, wie man diskriminierung vermeidet oder wie man die arbeit so organisiert, dass sich Kollegen ohne körperliche oder geistige einschränkungen nicht benachteiligt fühlen. denn nicht nur wegen der positiven erfahrung möchte holm zerbe auch zukünftig auf auszubil-dende mit lerndefiziten oder leichten Behinderun-gen setzen. es gibt noch einen anderen grund: „wir haben einen massiven mangel an tierpfle-gern“, erläutert er. und deswegen versucht er es mit der integration von jungen menschen in sei-ner Klinik, die sonst wahrscheinlich wenig chan-ce auf eine „normale“ Berufsausbildung hätten. „man darf deren Potenzial auf keinen fall unter-schätzen“, unterstreicht zerbe. natürlich haben er und reimann vorher mit dem Pfleger-team ge-sprochen, das diese entscheidung voll unterstützt hat. „christian ist sehr verlässlich“, sagt zerbe, als der frisch gebackene tierpfleger eine an der Klaue operierte und mit einem dicken verband versehene Kuh über den hof der Klinik geleitet. die szene zeigt klar: Ob die Kuh mit kranker Klaue, das Kalb mit durchfall oder das gebärende schaf – die „viecher“ sind bei ihm in guten händen. ■ cg

www.wdk.vetmed.uni-muenchen.de

3

tierpfleger christian hat ein

händchen für die tiere

Tierpfleger an der lMU

„Ein HändcHEn für diE ViEcHEr“

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

17

Page 20: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

lederhose, haferlschuh, loden: nicht nur auf dem oktoberfest haben trachten einen festen Platz im Münchener stadtbild. aber woher stammen solche traditionellen gewänder? MuM sprach mit dem historiker und archäologen Professor Bernd Päffgen.

für studierende, die aus dem ausland oder anderen teilen deutschlands zugezogen sind, bietet münchen auch modisch manche überraschung: bunte dirndl, gestrickte wadenwärmer, lederne Beinkleidung mit hosenträgern etwa. und die sieht man nicht nur auf dem Oktoberfest, sondern auch bei besonderen anlässen oder einfach im alltag. selbst unter schülern und studierenden ist tracht heute wieder angesagt. doch wo liegen die wurzeln traditioneller bayerischer Kleidung und accessoires?„die ,bayerische tracht’, wie wir sie heute kennen, ist eigentlich die oberbayerische gebirgstracht – und ein Produkt des frühen 19. Jahrhunderts“, erklärt der historiker und archäologe Bernd Päffgen. „sie stammt aus der zeit, als das Königreich Bayern als neuer staat entstand.“ Päffgen, Professor für vor- und frühgeschichte am historicum der lmu, erforscht unter anderem, was geistliche, adelige, Bürger und Bauern in mittelalter und neuzeit trugen.„Beim ersten Oktoberfest im Jahr 1810“, erklärt er, „traten Kinder und Jugendliche in trachten auf, die die verschiedenen landschaften des Königreichs veranschaulichen sollten.“ damit legte man in gewissem sinne fest, was als regionaltypische tracht der landbevölkerung in franken, schwaben, Pfalz, nieder- und Oberbayern gelten sollte. zwar fußte dies auf älte-ren vorstellungen, so Päffgen. „aber eine wirklich für einen Bezirk verbindliche tracht hatte es bis dahin nicht gegeben.“

siegeszug einer Berghose1835 fand ein trachtenumzug zur silberhochzeit von König ludwig i. von Bayern und Königin therese großen anklang. und wenige Jahre später betonte König max ii. die „große wichtigkeit“ der volkstrachten für das nationalgefühl. „doch statt regional verwurzelten historischen eigenheiten setzten sich vorstellungen durch, die damals zeitgemäß waren.“ grundsätzlich war das eher die tracht der gebirgler, nicht die der sogenannten „unterländler“.so wurde die lederhose, die eigentlich vorrangig im gebirge von Jägern, Bauern und waldarbeitern getragen wurde, im laufe des 19. Jahrhunderts als Beinbekleidung auch bei männern im unterland immer beliebter. entstanden war sie schon ende des 18. Jahrhunderts als längere, kniebedeckende lederhose: „mit ihr imitierte man die Kniebundhosen, die zuvor im adel und im Bürgertum getragen wurden.“ die kurze version der lederhose wurde in Oberbayern erst im späteren 19. Jahrhundert beliebt. als wadenwärmer zur lederhose wurden die sogenannten loferl – auch „stutzn“ und „Beinhösl“ – getragen. ursprüng-lich reichten sie vom Knie bis zu den Knöcheln und waren aus naturweißer schafwolle gestrickt. in unterschiedlichsten

der ursPrung des dirndls und anderer Bayerischer trachten

souVenir aus der soMMerFrische

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

18

Page 21: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

mustern und oft deutlich kürzer sieht man sie auch heute noch. historisch korrekt ist es dabei, die loferl

ohne socken zu tragen.

loden – ein „idealer outdoorstoFF“zur lederhose tragen männer eine Jacke aus dickem, gewalktem woll-stoff, dem loden. „loden, schon seit dem mittelalter bekannt, ist ein idealer ,Outdoorstoff´“, so Päffgen. „er ist regen- und schmutzabwei-send, temperaturausgleichend, winddicht und atmungsaktiv.“ anfang des 17. Jahrhunderts zählte man allein in erding 60 „loderer“-Betriebe; münchener händler verkauften den beliebten stoff bis nach südtirol und Oberitalien.

den haferlschuh, einen speziellen halbschuh aus rindsleder mit fester sohle, soll 1803 ein schuhmacher in den allgäuer alpen erfunden ha-ben. „Bis dahin trug die ländliche Bevölkerung entweder holzschuhe oder wenig trittsicheres lederschuhwerk“, erklärt Professor Päffgen. „der neuartige haferlschuh war besonders für die erfordernisse von Jägern, Bergbauern und waldarbeitern geeignet. aber auch in der brei-teren Bevölkerung erfreute er sich rasch besonderer Beliebtheit.“ erst rund 120 Jahre alt und damit jünger als haferlschuh, lederhose und lodenjacke ist das dirndl. das trachtenkleid entstand im zuge des Bergtourismus ende des 19. Jahrhunderts. „damals verbrachten Bürger aus der stadt ihren sommerurlaub auf dem bayerischen land“, erklärt Professor Päffgen. „auf den Bauernhöfen, in die man sich einquartierte, trugen die Bäuerinnen und mägde das sogenannte ,dirndlgwand’.“ es bestand aus einem leichten, locker sitzenden Baumwoll- oder leinen-kleid sowie einer schürze. letztere war oft aus stoffresten wie alter Bett-wäsche zugeschnitten und genäht. „in der folge ließen die städterinnen sich für ihre sommerfrische diesem Kleid ähnliche, aber ,aufgehübschte’ dirndl schneidern.“

dreisPitz in Franken, rote Westen in schWaBenin den verschiedenen teilen Bayerns, so Professor Päffgen, unterschei-det sich die traditionelle tracht erheblich. „in franken etwa weist sie vielfach ältere merkmale auf, die bis in die Barockzeit zurückgehen.“ charakteristisch in der fränkischen männertracht seien Kniebundhosen aus stoff oder leder, wärmende westen und hemden unter den meist langen leibröcken sowie der dreispitz: ein hut mit in drei teilen nach

oben geklappter Krempe. „Bei der frauentracht kommen miederrock und schürze vor, im sommer ein buntes schultertuch, dazu verschiedene hau-ben und Kopftücher.“ allgemein gelte die regel, dass die tracht der Katholiken meist farbenpräch-tiger sei als die in den evangelischen gegenden.

„in schwaben“, so Päffgen, „wurde die weibliche tracht ursprünglich waden- oder bodenlang ge-tragen. und wie bei allen traditionellen trachten war das dekolleté nicht zu sehen, sondern hoch-geschlossen.“ die männer im schwäbischen raum trugen seltener lederhosen als in altbayern, und diese stets als längere Kniebund- oder stiefelho-sen. die wahl der weste wollte gut überlegt sein: „rote westen waren den ledigen männern vorbe-halten, schwarze verheirateten.“ auch heute noch soll die tracht aufschluss über den Beziehungsstatus geben: Beim dirndl, heißt es, signalisiert die Position der schürzenschleife, ob die träge-rin solo, liiert oder etwa ver-witwet ist. wenn sie denn von dieser modernen tradition weiß. ■ ajb

der ursPrung des dirndls und anderer Bayerischer trachten

souVenir aus der soMMerFrische

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

19

Page 22: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Wenn sich die Eltern trennen, sind es häufig die Kinder, die die Folgen am meisten zu spüren be-kommen. Bei der Trennung vom Partner verändert sich für die Erwachsenen die gewohnte Welt radi-kal und schwierige Gefühle müssen bewältigt wer-den. Da fällt es vielen nicht leicht, gleichzeitig auch den Kindern mit Zuwendung und Unterstützung durch diese schwere Zeit zu helfen. Um Eltern in Trennungssituationen bei genau dieser Herausfor-derung unter die Arme zu greifen, riefen Sabine Walper, Professorin an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der LMU sowie Forschungsdirek-torin am Deutschen Jugendinstitut, und Diplom-Sozialpädagogin Katrin Normann im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit dem Team des Familien-Notrufs München das Programm „Kinder im Blick“ (KIB) ins Leben. KIB bietet ein auf der Entwicklungspsychologie beruhen-des Elterntraining an, das die Selbstfürsorge der Eltern, die Bedürfnisse des Kindes und den Umgang mit dem anderen Elternteil in den Fokus stellt. Die Eltern bekommen unter an-derem Hilfestellung dabei, wie sie für sich selbst sorgen und Stress reduzieren können, was die Kinder in der gegenwärtigen Situation brauchen und was sie als getrennte Eltern tun können, um besser miteinander und dem Kind umzugehen.

Das Training besteht aus sieben Einheiten, die den beiden Elternteilen un-abhängig voneinander in Kleingruppen von maximal zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern an insgesamt sechs bis sieben Abenden nähergebracht werden. Das Training knüpft an erfolgreich praktizierte US-amerikanische Programme sowie an das „Familienteam“ von Johanna Graf und Professor Sabine Walper an. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse werden im Kurs mit praxisorientierten Elementen verknüpft. Dabei behandelt jede Einheit des Elterntrainings ein eigenes Thema und dauert jeweils drei Stunden.

Mit einer Trennung an sich fertigzuwerden ist schon eine Heraus-forderung. Wenn zudem Kinder involviert sind, fühlen sich viele Eltern orientierungslos und wissen nicht, wie sie ihren Schütz-lingen am besten Halt geben können. Das Elterntraining „Kin-der im Blick“ der LMU und des Familien-Notrufs München gibt in solchen Situationen Hilfestellung, unter anderem durch Emotionscoaching, Selbsterfahrung sowie Übungen zur Deeskalation von Konflikten und zur Stressbewältigung.

ELTErNTrAINING „KINDEr IM BLIcK“

TrENNUNg, oHNE DaSS DiE KLEiNEN LEiDEN

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

20

Page 23: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

■ www.kinder-im-blick.de

Die erste Sitzung beschäftigt sich mit der Deeskalati-on von Konflikten sowie der Stressbewältigung. In der zweiten Einheit liegt der Fokus auf der Entwicklung ei-nes Wertesystems beziehungsweise Leitsystems bei der Erziehung der Kinder in der gegenwärtigen Trennungs-situation sowie danach. Hier wird beispielsweise eine Übung durchgeführt, wie man mit den Bedürfnissen des Kindes umgeht, wenn man gerade sehr verärgert ist über den Ex-Partner. Die dritte Einheit gibt eine Anlei-tung, wie man eine liebevolle und intensive Beziehung zu seinem Kind trotz der kräftezehrenden Trennungssi-tuation erhalten kann. Die vierte Einheit dreht sich um das Emotionscoaching, bei dem man sich die eigenen Gefühle bewusstmacht und Techniken entwickelt, um aktiv darauf zu reagieren. In der fünften Einheit wird ein rollenspiel durchgeführt zum Thema Konfliktde-eskalation. Die sechste Sitzung beschäftigt sich dann mit der Frage, wo die Elternteile gerade stehen in ihrer Trennungssituation. Schließlich hilft die letzte Sitzung den Eltern, einen guten Übergang für ihre Kinder in die neue Familiensituation zu schaffen, die oftmals bedeutet, dass Mama oder Papa nun alleinerziehend sind oder auch mindestens ei-ner der beiden einen neuen Partner haben kann und eine Patchworkfamilie

entsteht. Bei KIB handelt es sich nicht etwa um eine Selbsthil-fegruppe, sondern um ein praxisorientiertes Training, welches von einem im pädagogischen oder psychologischen Bereich ausgebildeten Trainerteam, bestehend aus einem Mann und einer Frau mit Erfahrung in der Arbeit mit Scheidungsfamili-en geleitet wird. Der Kurs kann als eigenständiges präventives Angebot, aber auch als Ergänzung für beratende oder mediati-ve Angebote von Beratungsstellen beziehungsweise ähnlichen Einrichtungen eingesetzt werden. KIB bietet außerdem spezielle Kursleiterschulungen an und hat damit deutschlandweit schon etwa 1.200 Trainer ausgebildet.

Einige Erfahrungsberichte von Eltern unmittelbar nach dem Kurs zeigen, dass bereits zu diesem Zeitpunkt Verbesserungen in der Eltern-Kind-Beziehung wahrgenommen werden. Bei-spielsweise berichtet eine Mutter, dass sie vor dem Kurs mit dem Erziehen ihrer beiden Kinder und der Trennungssituation an sich sehr überfordert war. Nach dem Kurs konnte sie wieder besser auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen. Das im Kurs erlernte Emotionscoaching half dabei, viel offener mit der Angst ihrer Kinder umzugehen. Zudem erzählte sie, dass ihre beiden Kinder Konflikte nun besser lösen würden als vor dem Kurs. Auch Erfahrungsberichte von Vätern zeigen, dass der Kurs zu spürbaren Verbesserungen der Situation führen kann: Ein Vater hatte vor dem Kurs eine eher distanzierte Beziehung zu seiner Tochter und erzählte, dass sich die Bindung zu ihr nach dem

Kurs eindeutig verstärkt habe. Geholfen habe ihm dabei unter anderem die Technik des sogenannten beschreibenden Lobs, das nun auch seine Tochter selbst bei ihm anwendet. Und auch das Aufeinandertreffen mit der Mutter sei deutlich

entspannter geworden, so dass nun auch die Tochter viel ausgeglichener geworden sei.

Die beiden Mitbegründerinnen Katrin Normann und Professor Sabine Walper freuen sich sehr über die positive resonanz. „Die Eltern berichten uns immer wieder, dass der Kurs ihnen sehr geholfen hat, sich auf sich und ihr Kind zu beziehen in der Trennungssituati-on und aus der Eskalation mit dem anderen Elternteil herauszukommen. Das freut uns sehr, denn genau da-bei möchten wir die Eltern unterstützen“, meint Nor-

mann. Dem kann Walper nur zustimmen: „Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Entlastung der Kinder zu leisten

und ihnen auch in diesen anforderungsreichen Situatio-nen verbesserte chancen für eine positive Entwicklung zu

eröffnen. Von Eltern in Trennung möchten wir mit dem Pro-gramm „Kinder im Blick“ nicht nur etwas verlangen, nämlich

Kooperation, sondern sie auch für diese Aufgabe stärken und befähigen.“ Den Erfolg bestätigt auch die Begleitstudie zur Eva-luation des Elternkurses, die stetig seit Anbeginn des Kurses von Stefanie Amberg und Sabine Walper mit der LMU durchgeführt wird. Außerdem wurde KIB von der Deutschen Liga für das Kind mit dem Präventionspreis 2007 ausgezeichnet. ■ dp

Pr

of

il

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

21

Page 24: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

al

um

ni

MU

M

NR

.

4

20

19

22 MuM: Professor Wikelski, was war das für ein gefühl, als ihre icarus-antenne an der internationalen raumstation iss installiert wurde? martin wikelski: es war unfassbar. nach 18 Jahren Planung war das wie die geburt eines Kindes. selbst vor fünf, sechs Jahren ha-ben noch alle gesagt, das Projekt kann und wird nicht funktionie-ren. ich hatte die hoffnung schon mehrmals aufgegeben. (lacht)

MuM: Wie schwer war es, Partner für ihr Projekt zu finden? die russische raumfahrtbehörde hatte am anfang wohl sorge, hinter der zusammenarbeit verberge sich ein trojanisches Pferd.wikelski: das war noch das geringste Problem, die russen sind tolle Partner. die nasa hat am anfang gesagt, die Projektdurch-führung sei unmöglich. Jetzt wollen sie übrigens doch mit dabei sein. möglich wurde icarus nur, weil es ein paar einzelne visionäre Personen im deutschen raumfahrtmanagement gab, die daran ge-glaubt haben. sonst wäre aus dem Projekt wohl nichts geworden.

MuM: icarus soll den tieren, aber auch den Menschen dienen. Wie?wikelski: wir wollen den tieren wieder eine „stimme“ geben – so wie es vor der industrialisierung alle hochkulturen der mensch-heitsgeschichte getan haben. durch die sensortechnik können sie mit uns kommunizieren und zeigen, wie intelligent sie sind. so können wir zum Beispiel ein erdbeben oder einen vulkanausbruch vorhersagen.

MuM: haben tiere einen sechsten sinn? wikelski: nicht individuell, aber als Kollektiv. denken sie an goog-le traffic. Kein handy hat ahnung von der verkehrssituation. aber durch die zusammenführung vieler verschiedener daten weiß ich, wie lange ich mit dem auto in die arbeit brauche. vernetzung und austausch sind auch systemeigenschaften lebender systeme. der schatz an wissen, den tiere haben, ist daher viel wertvoller als künstliche intelligenz und dieser weit überlegen.

MuM: gab es Proteste von tierschützern wegen der sensoren?wikelski: für uns ist es wesentlich, dass wir die tiere mit den geräten nicht belasten. aber klar: Kein tier will einen sensor tra-gen. wenn wir die tiere daher schon damit ausstatten, sehe ich es als meine ethische verpflichtung, sie zukünftig noch besser zu schützen. und das kann ich mit den gewonnenen daten besser als ohne. wir lassen also manche tiere für uns arbeiten, um alle besser zu schützen.

MuM: zum Beispiel, indem Windräder kurzfristig abgeschaltet wer-den oder Flugzeuge den kurs wechseln, um einen Vogelschwarm nicht zu gefährden?wikelski: Ja, noch wichtiger sind aber temporäre schutzgebiete. durch den Klimawandel verändert sich der vogelflug. das heißt, manche watvögel können wegen stürmen oder fehlender nahrung nicht mehr in einem flug von westafrika nach holland, sondern nur noch nach marokko oder spanien fliegen. wenn der strand dann nicht geschützt ist, könnten alle sterben. die Behörden müssen sol-che zeitbegrenzten schutzzonen nach einer entsprechenden war-nung aber natürlich auch umsetzen.

MuM: sie setzen auch auf „citizen science“. Wie können daten wissenschaftlicher laien das Projekt ergänzen? wikelski: wir sind vor allem an den lebensgeschichten der tiere interessiert. egal ob in Patagonien, sibirien oder altötting: wenn ein tier gestorben ist, bitten wir die menschen vor Ort, uns den sender zurückzuschicken. aktuell gibt es unter anderem auch ein Projekt mit hauskatzen. dabei helfen uns die Besitzer mit sensoren an ihren tieren zu verstehen, wann sie jagen. durch einen algorithmus auf dem chip der Katze ist es so künftig möglich, kurz vor einem Jagd-sprung der Katze einen signalton aus dem sensor auszusenden, um vögel oder andere tiere wie eidechsen entsprechend zu warnen. diese idee kam von den Kindern, die bei uns im maxcine Projekt mitforschen: ein echtes citizen-science-Projekt.

MuM: 1991 haben sie ihr Biologiestudium an der lMu abgeschlos-sen. Wie haben sie ihre studienzeit in erinnerung?wikelski: großartig! Oder sagen wir so: das wichtigste am studium war für mich, dass es nur eine anregung ist, mit was man sich lang-fristig beschäftigen möchte. dieses verschulte studium von heute wäre mir ein graus. wir sollten als gesellschaft wieder lernen, freier zu denken. ich bin während meiner studienzeit für meine forschung um die ganze welt gereist – und meine Professoren haben mich dabei unterstützt.

MuM: obwohl sie eine lebenszeitprofessur an der Princeton uni-versity hatten, sind sie 2008 zurück nach deutschland gekommen. Warum? wikelski: es gibt keine besseren forschungsbedingungen als in Princeton. us-unis werden zwar auch wegen der politischen situ-ation derzeit häufig belächelt, aber europäische unis müssen noch viel aufholen. das icarus-Projekt war aber gemeinsam mit dem deut-schen zentrum für luft- und raumfahrt am max-Planck-institut am

lMu-alumnus Professor Martin Wikelski ist erfinder von icarus. damit lassen sich Vögel aus dem Weltall beobachten. langfristig soll icarus nicht nur dem schutz von tieren, sondern auch von uns Menschen dienen. die ideen des 53-jährigen direktors des Max-Planck-instituts für Verhaltensbiologie in radolfzell sind visionär und dennoch leicht umsetzbar.

lmu-alumnus PrOf. dr. martin wiKelsKi

„das Wissen der tiere ist ki Weit üBerlegen“

Page 25: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

al

um

ni

MU

M

NR

.

4

20

19

23

gestellt habe, wollten es die einen in dieselbe Kategorie wie diesen verrückten space-elevator stecken. die anderen meinten, „interes-sant, meine frau füttert auch gern vögel“. da habe ich gemerkt, ich brauch‘ eine gewisse signifikanz im namen. (lacht) ■ Interview: dl

www.movebank.orgwww.icarus.mpg.de

1 Bei dem Projekt icarus bekommen viele tiere von Martin Wikelski

einen sender, auch Flughunde in afrika.

besten umsetzbar. in den usa wäre es möglicher-weise vielleicht schneller gegangen, das risiko eines scheiterns wäre aber un-gleich höher gewesen.

MuM: Wie hat sich seit ih-rer rückkehr die Biodiver-sität entwickelt?wikelski: viele tiere sind bedroht. in meiner heimat gibt es schon fast keine schwalben mehr. auch die vom aussterben bedrohte feldlerche zeigt, dass sich unglaublich viel in eine ne-gative richtung entwickelt. die natur hat zwar eine enorme resilienz und kann sich wieder erholen. wir wissen aber nicht, wann der „Point of no return“ erreicht ist. ich bin froh, dass das ökologische Be-wusstsein vor allem in der jungen generation wieder zunimmt. das muss natürlich erst mal greifen. ich bin aber zuversichtlich, dass die Jungen das jetzt durchziehen.

MuM: nach abschluss der testphase soll icarus im Frühjahr 2020 für Wissenschaftler auf der ganzen Welt zur Verfügung stehen. Wie profitieren diese davon?wikelski: es sollen nicht Biologen auf verschiedenen Kontinenten konkurrierende studien machen. wie bei den astronomen haben wir nur ein biologisches universum, das wir alle zusammen un-tersuchen können. wir haben nur „einen himmel“. durch icarus können wissenschaftler aller fachrichtungen nachvollziehbare und wiederholbare auswertungen machen. so können auch globale und interdisziplinäre Kooperationsprojekte entstehen.

MuM: Für ikarus aus der griechischen Mythologie ist die geschich-te nicht gut ausgegangen. Warum haben sie ihn dennoch als na-menspate gewählt?wikelski: als ich das Projekt bei einer nasa-Konferenz 2003 vor-

lmu-alumnus PrOf. dr. martin wiKelsKi

„das Wissen der tiere ist ki Weit üBerlegen“

Page 26: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Fakultät für Psychologie und PädagogikProf. Dr. Katrin Lohrmann–

Katrin lohrmann ist seit april 2019 inhaberin des lehr-stuhls für grundschulpädagogik und grundschuldidak-tik. sie forscht darüber, welche rolle emotionen beim lernen spielen und wie lernprozesse von Kindern er-möglicht und unterstützt werden können.

„ich möchte durch forschung und lehre einen Beitrag dazu leisten, dass alle Kinder einen guten schulstart ha-ben“, sagt Katrin lohrmann. „die forschung zeigt, wie wichtig die ersten schuljahre für weiteres lernen sind. Jedes Kind sollte in der schule positive lernerfahrungen machen. was in der grundschule nicht gelingt, lässt sich, wenn überhaupt, nur schwer nachholen.“

ein forschungsschwerpunkt von Katrin lohrmann sind lernemotionen, insbesondere schulische langeweile, womit sie sich seit ihrer dissertation an der universität Bayreuth beschäftigt. „ich war überrascht: schon erst-klässler berichten wenige wochen nach schulbeginn von langeweile und ihren strategien im umgang damit. der unterricht erreicht die schülerinnen und schüler oft nicht.“ sie fühlen sich unter- oder überfordert, berich-ten von methodischer eintönigkeit, wünschen sich mehr selbstbestimmtes lernen. auch bei wiederholungen schalten viele ab. „doch etwas neu gelerntes zu üben und zu verfestigen, ist entscheidend für den lernprozess,.daher sollten Kinder im unterricht vielmehr angeregt werden, das neue im schon Bekannten zu entdecken.“

forschungen zu unterrichtsqualität bilden einen weite-ren schwerpunkt von Katrin lohrmann. im rahmen eines dfg-Projekts hat sie zum Beispiel untersucht, wie sich die abstraktionsfähigkeit von Kindern im naturwissen-schaftlichen unterricht fördern und dadurch der erwerb und die anwendung von wissen verbessern lassen. „in der schule werden abstrahierungsprozesse oft nur mit einem einzelnen Beispiel angeregt. das reicht aber nicht, damit Kinder die abstrakte struktur durchdringen und den transfer auf andere Beispiele leisten können. um ein grundlegendes Prinzip wie das hebelgesetz zu ver-stehen, braucht es mehrere Beispiele, damit sie daran das gemeinsame entdecken.“

guter unterricht knüpft an das vorwissen der Kinder an. die diagnostische Kompetenz von lehrkräften zählt

deshalb zu den zentralen voraussetzungen für gelingende lernprozesse. „Kinder kommen mit ganz unterschiedlichem, durchaus auch falschem vorwissen in den unterricht. lehr-kräfte müssen die vorstellungen kennen, nur dann können sie schülerinnen und schüler im unterricht adäquat unter-stützen.“ im rahmen eines interdisziplinären forschungs-kollegs untersucht Katrin lohrmann, wie angehende grund-schullehrkräfte diagnostische fähigkeiten erwerben und weiterentwickeln können.

Katrin lohrmann hat ein lehramtsstudium absolviert und als grundschullehrerin gearbeitet, bevor sie in die wissenschaft wechselte. seitdem interessiert sie sich für fragestellungen, die einen direkten Bezug zu unterrichtlichem lernen haben, und untersucht diese empirisch. nachdem sie im Jahr 2007 an der universität Bayreuth promoviert wurde, arbeitete sie als wissenschaftliche mitarbeiterin am lehrstuhl für grund-schulpädagogik und grundschuldidaktik an der universität augsburg. von 2010 bis 2019 war sie Professorin für empi-rische unterrichtsforschung mit schwerpunkt grundschule an der Pädagogischen hochschule freiburg.

„meine forschung ist interdisziplinär ausgerichtet, das war für mich einer der gründe, nach münchen zu kommen. die lmu ist ein optimaler standort, um solche Kooperationen aufzubauen und in forschungsverbünden zusammenzuar-beiten.“ die ersten monate an der lmu seien voller positiver herausforderungen gewesen. „viele interessante menschen kommen auf mich zu und suchen den Kontakt und die Ko-operation – darüber freue ich mich sehr!“

in der lehre ist der neu berufenen lmu-Professorin wichtig, dass die studierenden die relevanz von forschungsbefun-den für die Planung, durchführung und reflexion von un-terricht verstehen. „deshalb darf man nicht im abstrakten bleiben, sondern muss die theorie mit konkreten Beispielen füllen.“

Medizinische FakultätProf. Dr. Dr. Eric Hesse–

Professor eric hesse ist zum 1. mai 2019 an die medizini-sche fakultät der lmu berufen worden. hier wird er ein neues institut für molekulare muskuloskelettale forschung aufbauen, dem er auch als direktor vorstehen wird. hesse studierte humanmedizin und molekulare medizin an der medizinischen hochschule hannover und ist facharzt für Orthopädie und unfallchirurgie. ferner absolvierte er eine mehrjährige Postdoc-Phase an den universitäten yale und harvard, beide usa. zuletzt war er am universitätsklinikum hamburg-eppendorf tätig, wo er als w3-heisenberg-Profes-sor eine internationale forschungsgruppe leitete. zudem war er forschungsdirektor der Klinik und Poliklinik für unfall-, hand- und wiederherstellungschirurgie sowie oberärztlicher leiter der hochschulambulanz für Knochenstoffwechsel- erkrankungen. einrichtungen wie das im entstehen begriffene neue insti-tut gibt es in der Bundesrepublik nur sehr wenige. und dies, obwohl der Bedarf auch aufgrund einer immer stärker al-ternden gesellschaft stetig steigt: „altersbedingter schwund

1 Prof. dr. katrin lohrmann

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

24

neuBerufen

Page 27: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

von Knochenmasse und muskelkraft sowie die zerstörung des skeletts durch metastasen sind wesentliche medizinische herausforderungen der zukunft“, sagt eric hesse. ebenso würden muskuloskelettale erkrankungen und verletzungen weltweit zu den hauptursachen für chronische schmerzen und körperliche Behinderungen zählen. die wissenschaftle-rinnen und wissenschaftler des neuen instituts für moleku-lare muskuloskelettale forschung beschäftigen sich mit me-chanismen, die dem natürlichen sowie dem gestörten Kno-chenstoffwechsel zugrunde liegen. „im fokus steht ebenfalls die Biologie der muskulatur und ihr funktionsverlust im al-ter und bei Krankheit. neben altersbedingten erkrankungen des Bewegungsapparates spielen auch tumorerkrankungen, insbesondere die mechanismen der metastasierung in den Knochen etwa bei Brustkrebs, eine rolle. wir möchten neben dem erkenntnisgewinn auch zur entwicklung neuer thera-peutischer Konzepte beitragen“, erläutert eric hesse. zu-sätzlich zum institut wird hesse eine spezialsprechstunde für seltene erkrankungen des muskuloskelettalen systems und Knochenstoffwechselerkrankungen leiten. die Behand-lung von Patienten ergänzt die forschungsaktivitäten in idea-ler weise im sinne einer translationalen medizin und fügt sich hervorragend in die bestehende landschaft des Klinikums ein. dadurch ergeben sich vielfältige anknüpfungspunkte zur Orthopädie, unfallchirurgie, endokrinologie, geriatrie, frau-enheilkunde und Onkologie sowie zu anderen einrichtungen der lmu und darüber hinaus.

Fakultät für sprach- und literaturwissenschaftenProf. Dr. Claudia Olk–

Professorin claudia Olk ist zum 1. april 2019 auf den lehr-stuhl für englische literaturwissenschaft mit schwerpunkt in der frühen neuzeit an die fakultät für sprach- und literatur-wissenschaften berufen worden. sie war zuvor lehrstuhlinhaberin am Peter szondi-institut für allgemeine und vergleichende literaturwissenschaft an der freien universität (fu) Berlin und dort vier Jahre dekanin der fakultät für Philosophie und geisteswissenschaften. im Bereich der literaturwissenschaften hat die Kompara-tistin einen weiten fokus, der die zeit von den anfängen der englischsprachigen literatur bis zur gegenwart um-fasst sowie weitere europäische literaturen miteinschließt. in ihrer dissertation, mit der sie 1999 als stipendiatin der studienstiftung des deutschen volkes an der westfälischen

wilhelms-universität münster promoviert wurde, unter-suchte sie die entwicklung von fiktionalität in narrativen reisedarstellungen insbesondere des spätmittalters und der renaissance. in ihrer vom stifterverband für die deut-sche wissenschaft geförderten habilitationsschrift stand die ästhetik des sehens im werk von virginia woolf im mittelpunkt.

ein wichtiges arbeitsgebiet von claudia Olk, die auch in zweiter amtszeit Präsidentin der deutschen shakespeare-gesellschaft ist, ist die auseinandersetzung mit dem werk des englischen dramatikers aus einer transkulturellen und diachronen Perspektive, die die wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kontexten des literatur- und Kunstbetriebes und verschiedenen zeitlichen zusam-menhängen aufzuzeigen versucht. in interdisziplinären Kooperationen zum Beispiel mit der Philosophie, will sie die transformationsprozesse deutlich machen, die shakespeares dramatik unter anderem im Kontext der weimarer Klassik – auf deren exponenten der englische dichter entscheidenden einfluss ausgeübt hat – genom-men hat: die abkehr etwa von einer strikten regelpoetik oder von einem handlungsverlauf mit „happy end“, was auf deutschen Bühnen des 18. Jahrhunderts als absolute Besonderheit galt. ihre forschung führt Olk unter anderem im rahmen des exzellenzclusters „temporal communities“ der fu Berlin durch. hier soll „weltliteratur“ nicht aus einer quantitati-ven Perspektive gesehen, sondern als transkulturelles, in der zeit und durch die zeit wirkendes Phänomen wahr-genommen werden.

an der lmu, wo sie bereits 2009/2010 den lehrstuhl von Professor christoph Bode vertrat, möchte claudia Olk auch die internationale und interdisziplinäre vernetzung, vor allem mit universitäten wie harvard und Oxford – hier nimmt sie derzeit auch ein research fellowship wahr –, tel aviv oder haifa in israel, vorantreiben. „Ohne interna-tionale zusammenarbeit sind forschungsprojekte, wie wir sie betreiben, kaum durchführbar“, ist sich claudia Olk si-cher. den ausbau von grenzüberschreitender forschung und austausch begreift sie auch als ein zeichen gerade in zeiten politischer herausforderungen, die die rahmenbe-dingungen der wissenschaft stark beeinflussen können.

für die lmu hat sie sich entschieden, „weil diese eine der interessantesten universitäten deutschlands ist“, erzählt sie und betont die guten vernetzungsmöglichkeiten etwa mit anderen literaturwissenschaftlern, Philosophen oder historikern und natürlich die internationalen Kooperatio-nen, die gute anknüpfungspunkte böten. zudem gehören die lmu und münchen neben washington, sidney, Bir-mingham und weimar zu den fünf standorten weltweit, die eine shakespeare-Bibliothek unterhalten. ihre lehre möchte die Professorin eng mit ihrer for-schung verknüpfen. „ich möchte hier neben der theorie auch wichtige forschungspraktiken vermitteln, die zum Beispiel die arbeit mit historischen Quellen betreffen“, sagt sie. im kommenden sommersemester plant sie zu-dem eine ringvorlesung zu Jüdischen wissenskulturen und allgemeiner literaturwissenschaft.

1 Prof. dr. claudia olk

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

25

neuBerufen

Page 28: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

LMU-Palliativmedizin für Projekt ausgezeichnet–

die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der lmu wurde mit dem 1. Preis der deutschen hospiz- und Pal-liativstiftung (dhPstiftung) ausgezeichnet.

den Preis erhielt die Klinik für ihr Projekt „Palliativan-sprechpartner zur verbesserung der allgemeinen Pal-liativversorgung im Krankenhaus“, das seit mai 2016 unter der leitung von Professor claudia Bausewein und dr. Birgit haberland am Klinikum der lmu etab-liert wird. hierbei bilden Palliativansprechpartnerinnen und -partner auf allgemeinstationen ein netzwerk, das, unterstützt durch den Palliativdienst, eine verbesserung der versorgung von schwerkranken und sterbenden an-strebt – und das in einem Klinikum mit 29 fachkliniken, 2.000 Betten, 1.700 medizinern und 3.200 Pflegekräften.Bereits ende 2018 hatten sich 19 Kliniken mit 77 stati-onen dem netzwerk angeschlossen, insgesamt wurden 86 Pflegende und 23 ärzte als Palliativansprechpartner benannt sowie eine ernährungsberaterin und ein sozi-alarbeiter.

als nächste schritte sind die realisierung eines leitfades sterbebegleitung über das zentrale Qualitätsmanage-ment des Klinikums sowie die Kooperation mit örtlichen hospizvereinen geplant.

Preis für Alzheimer-Forscher Christian Haass–

der Biochemiker und alzheimer-forscher christian haass hat den diesjährigen mit 60.000 euro dotierten „hartwig Piepenbrock-dzne-Preis“ erhalten für seine „wegweisenden erkenntnisse über eiweißstoffe und immunreaktionen, die an alzheimer beteiligt sind“. der inhaber des lehrstuhls für stoffwechselbiochemie am Biomedizinischen centrum der lmu und sprecher des münchener standortes des deutschen zentrums für neurodegenerative erkrankungen (dzne) zähle „welt-weit zu den führenden experten für die molekularen mechanismen der alzheimer-erkrankung“ und habe „die grundlagen für neue ansätze in der therapie und

diagnose geschaffen“, heißt es zur Begründung. haass habe „die alzheimer-forschung in den vergangenen 30 Jahren maßgeblich geprägt und tut dies bis heute“. der Preis wird gemeinsam vom dzne und der Piepenbrock- unternehmensgruppe verliehen.

Ehrungen für Professor Christian Weber–

christian weber, direktor des instituts für Prophylaxe und epidemiologie der Kreislaufkrankheiten am Klini-kum der lmu und inhaber des lehrstuhls für vaskuläre medizin, ist einem ranking des Klinischen expertenpor-tals „expertscape“ zufolge weiterhin der weltweit füh-rende experte bei der erforschung und Behandlung der atherosklerose.christian weber analysiert in seiner forschung die mo-lekularen zusammenhänge bei der entstehung und dem verlauf von atherosklerose. Bei dieser erkrankung bil-den sich in den arterien ablagerungen an der gefäßin-nenwand, die zu chronischen entzündungen führen und die gefäße verengen. Bereits zweimal wurde der medi-ziner mit einem advanced grant des europäischen for-schungsrates (erc) ausgezeichnet. zudem ist christian weber sprecher des sonderforschungsbereichs „athe-rosklerose – mechanismen und netzwerke neuer thera-peutischer zielstrukturen“, der bereits in einer zweiten Periode von der deutschen forschungsgemeinschaft gefördert wird.das us-amerikanische Portal „expertscape“ erstellt eige-nen angaben zufolge regelmäßig rankings der weltweit besten mediziner und Krankenhäuser in spezifischen Bereichen der medizin. anders als bei vergleichbaren rankings wird dabei nicht anhand von subjektiven Befra-gungen bewertet, sondern aufgrund von wissenschaftli-chen Beiträgen in medizinischen fachzeitschriften. das ranking von christian weber basiert auf 151 Publikatio-nen, die seit 2008 unter seinem namen erschienen sind.er analysiert in seiner forschung die molekularen zu-sammenhänge bei der entstehung und dem verlauf von atherosklerose.

1 Prof. dr. christian haass

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

26

Preise und ehrungen

Page 29: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister
Page 30: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Kürzlich wurde weber zudem in die deutsche akademie der naturforscher leopoldina in halle (saale) aufgenom-men. die akademie hat weltweit rund 1.500 mitglieder. sie nimmt als nationale akademie der wissenschaften deutschlands zu den wissenschaftlichen grundlagen po-litischer und gesellschaftlicher fragen unabhängig und öffentlich stellung. die akademie vertritt die deutsche wissenschaft in internationalen gremien und handelt nach eigenen angaben zum wohle der menschen und der gestaltung ihrer zukunft.

Julian Stingele erhält Early Excellence Award von Bayer–

Professor Julian stingele ist mit dem Bayer early excel-lence in science award der Bayer science & education foundation ausgezeichnet worden.stingele forscht zu mechanismen, die bei der reparatur von dna eine rolle spielen. diese ist starken Beanspru-chungen ausgesetzt, die sie schädigen und ursache sein können für Krankheiten wie etwa Krebs. zudem können sie vorzeitiges altern begünstigen. es sind aber nicht nur externe einflüsse, die schäden an der dna hervor-rufen. auch vom Körper selbst produzierte substanzen wie formaldehyd, das in säugetierzellen beim normalen stoffwechsel als zwischenprodukt vorkommt, schädigen die dna. als folge können Proteine mit ihr verkleben – es entstehen sogenannte crosslinks, die die replikation der dna unterbinden.stingele hat einen völlig unerwarteten mechanismus der dna-reparatur entdeckt, der in Organismen von der hefe bis zum menschen vorliegt und von entscheiden-der Bedeutung für die vermeidung des alterns und der tumorgenese ist. dieser neue reparaturmechanismus zerstört hochtoxische kovalente dna-Protein-verbin-dungen und ist für die lebensfähigkeit unserer zellen unabdingbar. diese erkenntnis hat eine weitreichende Bedeutung für das verstehen der Krebsentstehung, weil sich daraus schließen lässt, dass die dna-Protein-ver-bindungen die endogene genominstabilität wesentlich fördern. in dem von ihm geleiteten labor konzentriert sich stingele jetzt auf die identifizierung der zellulären Prozesse, die der Bildung von dna-Protein-verbindun-gen zugrunde liegen. dazu verfolgt er eine sehr inter-disziplinäre strategie, die verschiedene ansätze aus der Biochemie und gentechnik wie auch die verwendung

von funktionsassays in menschlichen zellen und fort-schrittlichen Bildgebungsverfahren umfasst. „der Bayer early excellence in science award spornt meine mit-arbeiter und mich unglaublich an, unsere forschungen weiter voranzutreiben. es ist eine fantastische ehre, die-sen Preis verliehen zu bekommen“, so stingele.der gebürtige stuttgarter studierte Biologie an der uni-versität Konstanz und wurde am max-Planck-institut für Biochemie in Planegg-martinsried promoviert. vor seinem ruf an die lmu war er knapp drei Jahre im lon-doner francis crick institute.der Bayer early excellence in science award wird von der Bayer science & education foundation jedes Jahr an Biologen, chemiker und medizinwissenschaftler verlie-hen, die ihre Promotion vor maximal fünf Jahren abge-schlossen haben. durch ihre forschungsbeiträge haben sie dennoch bereits sichtbar zu neuen erkenntnissen beigetragen. Pro Kategorie ist ein Preisgeld von 10.000 euro ausgelobt.

Walter-Friedrich-Preis für Philipp M. Kazmierczak–

Pd dr. Philipp m. Kazmierczak, der am Klinikum der lmu forscht, erhielt die auszeichnung für seine wissen-schaftliche untersuchung funktioneller und molekularer imaging Biomarker zum monitoring zielgerichteter tu-mortherapien im tiermodell. der Preis wird jährlich für herausragende wissenschaftliche arbeiten, für beispiel-gebende Publikationen und initiativen zur verbesserung der lehre sowie für vorbildliche praktische ergebnisse in der medizinischen radiologie inklusive technischer ent-wicklungen verliehen. er berücksichtigt in besonderer weise die gemeinsamkeit von Physik, technik, Biologie und medizinischer radiologie.

der Preis wird von der deutschen röntgengesellschaft (drg) vergeben und würdigt die wissenschaftlichen leis-tungen und das prägende wirken von Professor walter friedrich für die medizinische radiologie und strahlen-therapie. das stiftungsvermögen des Preises entstammt der gesellschaft für medizinische radiologie der ehe-maligen ddr und wurde 1992 der drg übertragen, die das vermögen 2003 durch eine zustiftung erhöhte. der walter-friedrich-Preis ist mit 2.500 euro dotiert.

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

28

Preise und ehrungen

Page 31: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Nano Innovation Award für LMU-Doktoranden–

dr. thomas hümmer aus der arbeitsgruppe von Profes-sor theodor hänsch an der lmu und dem max-Planck-institut für Quantenoptik hat den vom center for nanos-cience (cens) der lmu und vier spin-off-unternehmen ausgelobten nano innovation award erhalten.im rahmen seiner dissertation entwickelte thomas hümmer ein neues hochsensitives mikroskop, um die optischen eigenschaften kleinster nanoobjekte, wie Kohlenstoffnanoröhrchen, zu untersuchen. dafür wer-den zwei sich gegenüberstehende spiegel genutzt, zwi-schen denen licht hunderttausendmal hin und her ge-worfen wird. wird nun ein nanopartikel zwischen diese spiegel gebracht, wird dessen interaktion mit dem licht hierdurch extrem verstärkt. dadurch wird es möglich, die absorption eines einzigen Photons unter einer mil-lion zu detektieren. da einer der spiegel nur die größe eines haars besitzt, kann damit ein rastermikroskop ge-baut werden, das hochsensitive aufnahmen und spek-troskopie von nanostrukturen für material-, nano- und Biowissenschaften erlaubt.thomas hümmer hat bereits einen tragbaren und voll funktionsfähigen Prototypen des mikroskops entwickelt und arbeitet nun an der Kommerzialisierung seiner er-findung im rahmen des start-ups Qlibri. dotiert ist seine auszeichnung mit 6.000 euro. weitere 3.000 euro erhielt mit sabrina thomä eine mas-terabsolventin der universität Bayreuth. den nano innovation award verleiht das cens gemein-sam mit vier spin-off-unternehmen, die als ausgrün-dungen aus dem center hervorgegangen sind: attocube systems, ibidi, nanion technologies und nanotemper technologies. „wir wollen mit dem Preis zeigen, wie wichtig grundlagenforschung als Basis für industrielle anwendungen ist. gleichzeitig wollen wir forscher er-mutigen, mit ihrer expertise und ihren ideen firmen zu gründen und so ihr wissen für viele nutzbar zu machen“, sagt dr. Philipp Baaske, ceO und gründer von nano-temper technologies und mitglied der Jury.das cens ist eine wissenschaftliche einrichtung der lmu münchen, die interdisziplinäre forschung auf dem gebiet der nanowissenschaften fördert und koordiniert.

Deutsche Mineralogische Gesellschaft ehrt Donald B. Dingwell–

für seine hervorragende wissenschaftliche leistung ist donald Bruce dingwell, Professor für experimentel-le vulkanologie und lehrstuhlinhaber für mineralogie und Petrologie an der lmu, mit der abraham-gottlob-werner-medaille in silber ausgezeichnet worden. die ehrung wird von der deutschen mineralogischen ge-sellschaft (dmg) ausgelobt und ist die höchste wissen-schaftliche auszeichnung der dmg. die medaille ist nach dem deutschen mineralogen abraham gottlob werner (1749-1817) benannt, der als Begründer der sogenannten geognosie gilt. es ist ein nicht mehr ge-bräuchlicher Begriff für die lehre von der struktur und dem aufbau der festen erdkruste. die dmg ist eine wis-senschaftliche und gemeinnützige gesellschaft mit dem zweck, die mineralogische wissenschaft mit allen ihren teilgebieten in lehre und forschung zu fördern und die persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen der mitglieder zueinander zu pflegen.

MLP-Stipendium für LMU-Student–der lmu-student david cummings ist einer von ins-gesamt 30 stipendiaten, die für das „mlP-stipendien-programm“ des gleichnamigen finanzdienstleisters ausgewählt wurden. das stipendium wurde in diesem Jahr bereits zum zweiten mal vergeben und unterteilt sich in vier Kategorien: „science“, „studies“, „social“ und „international“. so erhalten auch studierende eine-Bewerbungsmöglichkeit, die in sozialen Projekten ar-beiten, sich an forschungsprojekten beteiligen oder im ausland ein bereits abgeschlossenes Projekt vorweisen können. 250 studierende wurden anhand ihrer motiva-tionsschreiben ausgewählt und nahmen dann an einem zweitägigen assessment center teil. david cummings wurde in der Kategorie „international“ mit einem sti-pendium ausgezeichnet. er erhält nun eine förderung von 3.000 euro.

1 dr. thomas hümmer und sabrina thomä mit ihrem nano

innovation award

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

29

Preise und ehrungen

Page 32: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Im Bezirk Oberbayern setzen sich mehr als 900 Mitarbeitende für die sozialen, gesundheitlichen, bildungspolitischen und kulturellen Belange von über vier Millionen Menschen ein. Sie kümmern sich z.B. um Unterstützungsbedarfe, um den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, um Förder- und Berufsschulen, Kultur- und Heimatpflege sowie um Umweltfragen. Das eröffnet spannende Perspektiven in den unterschiedlichsten Bereichen.

Für die Sozialverwaltung des Bezirks Oberbayern suchen wir unbefristet mehrere

Sachbearbeiter (m/w/d) für die Eingliederungshilfe und Hilfe zur

Pflege

(Kennziffer 2019/SV-3)

in Vollzeit. Im Rahmen des Job- und Desk-Sharings sind die Stellen grundsätzlich teilzeitfähig.

Im Bezirk Oberbayern setzen sich mehr als 900 Mitarbeitende für die sozialen, gesundheitlichen, bildungspolitischen und kulturellen Belange von über vier Millionen Menschen ein. Sie kümmern sich z.B. um Unterstützungsbedarfe, um den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, um Förder- und Berufsschulen, Kultur- und Heimatpflege sowie um Umweltfragen. Das eröffnet spannende Perspektiven in den unterschiedlichsten Bereichen.

Für die Sozialverwaltung des Bezirks Oberbayern suchen wir unbefristet mehrere

Sachbearbeiter (m/w/d) für die Eingliederungshilfe und Hilfe zur

Pflege

(Kennziffer 2019/SV-3)

in Vollzeit. Im Rahmen des Job- und Desk-Sharings sind die Stellen grundsätzlich teilzeitfähig.

Im Bezirk Oberbayern setzen sich mehr als 900 Mitarbeitende für die sozialen, gesundheitlichen, bildungspolitischen und kulturellen Belange von über vier Millionen Menschen ein. Sie kümmern sich z.B. um Unterstützungsbedarfe, um den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, um Förder- und Berufsschulen, Kultur- und Heimatpflege sowie um Umweltfragen. Das eröffnet spannende Perspektiven in den unterschiedlichsten Bereichen.

Für die Sozialverwaltung des Bezirks Oberbayern suchen wir unbefristet mehrere

Sachbearbeiter (m/w/d) für die Eingliederungshilfe und Hilfe zur

Pflege

(Kennziffer 2019/SV-3)

in Vollzeit. Im Rahmen des Job- und Desk-Sharings sind die Stellen grundsätzlich teilzeitfähig.

Im Bezirk Oberbayern setzen sich mehr als 900 Mitarbeitende für die sozialen, gesundheitlichen, bildungspolitischen und kulturellen Belange von über vier Millionen Menschen ein. Sie kümmern sich z.B. um Unterstützungsbedarfe, um den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, um Förder- und Berufsschulen, Kultur- und Heimatpflege sowie um Umweltfragen. Das eröffnet spannende Perspektiven in den unterschiedlichsten Bereichen.

Für die Sozialverwaltung des Bezirks Oberbayern suchen wir unbefristet mehrere

Sachbearbeiter (m/w/d) für die Eingliederungshilfe und Hilfe zur

Pflege

(Kennziffer 2019/SV-3)

in Vollzeit. Im Rahmen des Job- und Desk-Sharings sind die Stellen grundsätzlich teilzeitfähig.

anzeige

Page 33: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

anzeige

Spannende Aufgaben:

In der Eingliederungshilfe für Menschen mit körperlichen, geistigen und/oder seelischen Behinderungen ist der Bezirk Oberbayern zuständig für Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft; von der Schul- und Hochschulausbildung bis hin zu Reha-Maßnahmen, dem Besuch von Werk- und Förderstätten und der Betreuung von ambulanten Wohnformen oder stationären Einrichtungen. Mit der Hilfe zur Pflege unterstützt der Bezirk Oberbayern pflegebedürftige Menschen, die ihren Pflegebedarf (ambulant oder stationär) nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können.

Sie bearbeiten die jeweiligen Anträge und prüfen die sozialhilferechtlichen Voraussetzungen nach dem SGB XII. Das heißt, Sie entscheiden über Art, Umfang und Höhe der im Einzelfall zu leistenden Hilfe. Hierbei steht der Mensch mit seinem individuellen Bedarf im Mittelpunkt. Menschen mit Behinderungen sowie pflegebedürftige Menschen sollen die personenbezogenen Hilfen erhalten, die sie benötigen. Vor diesem Hintergrund beraten Sie die hilfe-suchenden Menschen auch in sozialhilferechtlichen Fragen. Zudem setzen Sie öffentlich-rechtliche und privatrechtliche Ansprüche durch.

Und das bringen Sie mit:

• erfolgreiche Ausbildung / erfolgreicher Abschluss: o in der 3. Qualifikationsebene – Fachlaufbahn Verwaltung und

Finanzen oder einer vergleichbaren Ausbildung, welche der Befähigung für die 3. Qualifikationsebene entspricht (bspw. Bachelor of Arts [Public Management]) oder

o des Angestelltenlehrgangs II oder o ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Diplomabschluss,

Bachelor oder vergleichbar), bspw. Dipl.-Jurist/in bzw. Jurist/in

• hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit • Teamfähigkeit • Erfahrung im Umgang mit PC-Standardprogrammen • gute mündliche und schriftliche Ausdrucksweise • Freude am Umgang mit Menschen sowie ein ausgeprägtes

Serviceverständnis

Page 34: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Unser Angebot für Sie:

• ein interessantes und abwechslungsreiches Aufgabenfeld • die Mitarbeit in engagierten Teams mit gutem Betriebsklima und

einer wertschätzenden Führungskultur • eine klare und strukturierte Heranführung an Ihre neue,

verantwortungsvolle Tätigkeit mit individueller Unterstützung • gute interne und externe Fortbildungsmöglichkeiten, die Sie in

Ihrem Arbeitsalltag fachlich begleiten und unterstützen sowie Ihre persönlichen Potenziale zukunftsorientiert stärken

• flexible Arbeitszeiten • ein Arbeitsplatz im Zentrum von München mit guter Anbindung an

die öffentlichen Verkehrsmittel sowie die Möglichkeit eines Jobtickets für Bahn und MVG

• eine eigene Kantine • die Möglichkeit der Kinderbetreuung in der bezirkseigenen

Kindertagesstätte • In der Phase der Wohnungssuche können wir Sie mit

Übergangslösungen unterstützen. Darüber hinaus besitzt der Bezirk Oberbayern zahlreiche Wohnungen, auf die Sie sich als künftiger Mitarbeiter (m/w/d) bewerben können.

• Vergütung / Besoldung nach EG 9c TVöD-VKA bzw. BesGr A 10 BayBesG

Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen, die Sie uns bitte unter Angabe der Kennziffer 2019/SV-3 bevorzugt über unser Online-Portal: https://www.buergerserviceportal.de/bayern/oberbayern/onlinebewerbung?obw-mandant=akdbpws:1000000000&obw-ausschreibung=36 zukommen lassen. Selbstverständlich ist eine Bewerbung auch auf dem Postweg unter Angabe der oben genannten Kennziffer möglich.

Für Fragen steht Ihnen Frau Bader gerne zur Verfügung (Tel. 089 2198-14103).

Im Rahmen der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) möchten wir Sie über unseren Umgang mit den Informationspflichten bei der Erhebung von Daten bei der betroffenen Person (Art. 13 DSGVO) mittels folgendem Link aufklären: https://www.bezirk-oberbayern.de/Bewerber-Datenschutz.

Der Bezirk Oberbayern fördert aktiv die Gleichstellung aller Mitarbeiter (m/w/d). Wir begrüßen deshalb Bewerbungen von allen Interessierten, unabhängig von deren kultureller und sozialer Herkunft, Alter, Religion,

anzeige

Page 35: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Weltanschauung, Behinderung oder sexueller Identität. Bewerber (m/w/d) mit Schwerbehinderung werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt eingestellt.

BEZIRK OBERBAYERN Personalreferat, Frau Bader 80535 München [email protected] www.bezirk-oberbayern.de/jobs-karriere

Im Bezirk Oberbayern setzen sich mehr als 900 Mitarbeitende für die sozialen, gesundheitlichen, bildungspolitischen und kulturellen Belange von über vier Millionen Menschen ein. Sie kümmern sich z.B. um Unterstützungsbedarfe, um den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, um Förder- und Berufsschulen, Kultur- und Heimatpflege sowie um Umweltfragen. Das eröffnet spannende Perspektiven in den unterschiedlichsten Bereichen.

Für die Sozialverwaltung des Bezirks Oberbayern suchen wir unbefristet mehrere

Sachbearbeiter (m/w/d) für die Eingliederungshilfe und Hilfe zur

Pflege

(Kennziffer 2019/SV-3)

in Vollzeit. Im Rahmen des Job- und Desk-Sharings sind die Stellen grundsätzlich teilzeitfähig.

anzeige

Page 36: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

1 dr. katharina neumann1 Prof. dr. gert Wörheide

Gert Wörheide und Ingo Berensmeyer in Academia Europaea aufgenommen–

Professor wörheide wurde aufgrund seiner herausra-genden wissenschaftlichen leistungen in die academia europaea aufgenommen.gert wörheide erforscht die anfänge des tierischen le-bens auf der erde. dazu untersucht er die einzigartigen lebensgemeinschaften wirbelloser tiere in Korallenrif-fen und in der tiefe des meeres. die evolutionsgeschich-te dieser primitiven lebewesen reicht mehr als 650 mil-lionen Jahre zurück. wörheides besonderes interesse gilt dabei der biologischen vielfalt und systematik von schwämmen. er setzt molekularbiologische und gene-tische methoden ein, um den stammbaum des lebens zu rekonstruieren, und konnte dadurch unter anderem nachweisen, dass schwämme der älteste tierstamm sind.gert wörheide ist seit 2008 Professor für Paläontologie und geobiologie am department für geo- und umwelt-wissenschaften und sprecher des geoBio-centers der lmu. gleichzeitig leitet er die Bayerische staatssamm-lung für Paläontologie und geologie.

der anglist Professor ingo Berensmeyer wurde als mit-glied der sektion literatur- und theaterwissenschaften in die academia europaea aufgenommen.seine forschungsschwerpunkte sind die englische li-teratur der moderne – von der frühen neuzeit bis zur gegenwart – sowie irische literatur und literaturtheo-rie. thematische Klammer bildet hierbei die frage der autorschaft. ihn interessieren vor allem die verschiede-nen Konzepte von autorschaft und ihr wandel im laufe der zeit – vom einzelautor über die co-autorschaft bis hin zu ghostwritern und autorennetzwerken.im rahmen eines aktuellen dfg-Projektes beschäfti-gen sich Berensmeyer und sein team mit britischen autorinnen der unmittelbaren nachkriegszeit bis in die 1960er-Jahre. im fokus der literaturwissenschaft zu dieser epoche stehen die sogenannten „angry young men“, die sich intellektuell gegen das traditionelle esta-blishment wandten. mit der ausgangsfrage, ob es auch „angry young women“ gab, konnten in diesem Projekt bisher rund 400 schriftstellerinnen identifiziert werden, die jedoch im zeitgenössischen literaturbetrieb wenig präsent waren.

ziel der 1988 gegründete academia europaea mit sitz in london ist die förderung herausragender wissenschaft-licher leistungen in allen wissenschaftsdisziplinen. sie fördert des weiteren die europäische forschung und berät regierungen und internationale Organisationen in wissenschaftlichen fragen.

Studienpreis der Körber-Stiftung für LMU-Promovendin –

dr. Katharina neumann, wissenschaftliche mitarbeiterin am institut für Kommunikationswissenschaft und medi-enforschung der lmu, hat den deutschen studienpreis 2019 der Körber-stiftung erhalten.den mit 25.000 euro dotierten Preis in der sektion geis-tes- und Kulturwissenschaften erhielt die wissenschaft-lerin für ihre dissertation Zwischen Nachrichten und Propaganda. Der Einfluss von Medienberichterstattung und Propaganda auf islamistische Radikalisierungspro-zesse. darin untersucht neumann erstmalig den einfluss von medienberichten und islamistischer Propaganda auf menschen, die zu islamisten werden. durch den exklu-siven interview-zugang zu 22 islamisten in haft und sechs szene-aussteigern konnte sie in ihrer arbeit zei-gen, dass von der Berichterstattung im Boulevard-stil eine verheerende wirkung ausgehen kann. so erzeugten medienberichte, die muslime und islamisten pauschal in die dschihadisten-schublade stecken, gefühle von dis-kriminierung und hass auf „den westen“. im zusam-menspiel mit Propaganda könnten bestimmte medien-berichte radikalisierte sogar zu terroranschlägen mo-tivieren. die Befunde ihrer arbeit nutzt die forscherin, um Journalisten im rahmen von workshops die folgen ihrer Berichterstattung vor augen zu führen – und sie für verantwortungsethisches handeln zu gewinnen.1959 vom unternehmer Kurt a. Körber ins leben geru-fen, ist die Körber-stiftung heute mit eigenen Projekten, Kooperationen und veranstaltungen national und inter-national aktiv. sie stellt sich mit ihren operativen Projek-ten, in ihren netzwerken und mit Kooperationspartnern aktuellen herausforderungen in den handlungsfeldern „innovation“, „internationale verständigung“ und „le-bendige Bürgergesellschaft“. die drei themen „neues leben im exil“, „technik braucht gesellschaft“ und „der wert europas“ stehen derzeit im fokus der stif-tungsarbeit.

Me

ns

ch

en

Preise und ehrungenM

UM

N

R.

4

2

01

9

34

Page 37: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

1 Prof. dr. Viatcheslav Mukhanov

Sheth Foundation Award für Team von Professor Martin Spann –

einmal im Jahr wird der sheth foundation award für die beste wissenschaftliche veröffentlichung im Journal of the academy of marketing science verliehen. dieses Jahr erhielten Professor martin spann, leiter des insti-tuts für electronic commerce und digitale märkte an der Bwl-fakultät der lmu und sein forschungsteam den Preis für den 2018 veröffentlichten artikel Pre-release consumer buzz.die Jury achtet bei der vergabe auf verschiedene Kri-terien. wichtig ist vor allem der Beitrag zu einer wis-senschaftlichen diskussion, der artikel sollte originelle gedanken enthalten und einfluss auf die wirtschaftliche forschung haben. „Buzz“ bezeichnet im wirtschaftlichen Bereich das Phänomen, dass bereits vor markteinfüh-rung Konsumenten interesse an einem Produkt entwi-ckeln können. Buzz, wie beispielsweise vor der einfüh-rung der neuen generation eines smartphones oder bei Büchern und Kinofilmen, ist aus unternehmenssicht sehr interessant, da es den markterfolg eines Produktes stark beeinflussen kann. die autoren des artikels konzeptua-lisieren das Phänomen und analysieren anhand von 254 neu auf den markt kommenden Produkten sowohl den einfluss als auch die unterschiedlichen dimensionen von „Pre-release consumer buzz“.

Best Paper Award für Betriebswirtschaftler der LMU –

gerrit hufnagel und Professor manfred schwaiger vom institut für marktorientierte unternehmensführung (imm) wurden mit dem Best Paper award ausgezeichnet.auf der 38. Konferenz der association for marketing & health care research in Jackson, wyoming, usa wurde der Preis dieses Jahr an die beiden wissenschaftler der lmu verliehen. ihre forschungsarbeit Data Privacy in the Health In-surance Industry – Investigating the Role of Privacy Statement Reading Ease and Data Control untersucht eine ausprägung der Krankenversicherung. die „Pay-as-you-live“ (Payl)-versicherung arbeitet eng mit den versicherten zusammen. diese stellen persönliche ge-sundheitsdaten zur verfügung, im gegenzug erhalten sie vorteile vom versicherer.

mittels einer qualitativen und einer quantitativen stu-die untersuchte die forschungsarbeit, unter welchen Bedingungen die Konsumenten bereit sind, eine Payl-versicherung abzuschließen. darüber hinaus wurde getestet, inwiefern sich eine hohe Kontrolle über die eigenen daten sowie verständliche datenschutzbestimmungen auf die Kaufbereitschaft auswirken. die ergebnisse zeigen, dass Konsumenten lediglich bereit sind aggregierte gesundheitsdaten zu teilen, wenn sie im gegenzug einen monetären rabatt erhalten. verständliche datenschutzbestimmungen so-wie ein hoher grad an datenkontrolle senken in diesem zusammenhang die wahrgenommenen risiken und er-höhen die Kaufbereitschaft.

Auszeichnung für Viatcheslav Mukhanov–

lmu-Professor viatcheslav mukhanov hat die dirac-medaille 2019 erhalten. mit der auszeichnung wird der Beitrag des lmu-Physikers zum verständnis der ent-stehung des universums gewürdigt. die medaille wird jährlich zu ehren des britischen Physikprofessors Paul dirac vom international centre for theoretical Physics an wissenschaftler verliehen, die bemerkenswerte Bei-träge zur theoretischen Physik geleistet haben.viatcheslav mukhanov ist experte für theoretische Quantenkosmologie. mit seinen Berechnungen versucht er fragen zu beantworten wie: was passierte bei der geburt des weltalls? warum hat es sich in der Phase der sogenannten inflation unmittelbar nach dem urknall so schlagartig ausgebreitet? und wie konnten sich sterne, Planeten und ganze galaxien überhaupt bilden?viatcheslav mukhanov ist inhaber des lehrstuhls für theoretische astroteilchenphysik und Kosmologie an der lmu. mukhanov, Jahrgang 1956, studierte am mos-kauer institut für Physik und technologie, wo er auch promoviert wurde, und habilitierte sich am lebedew-institut, moskau, udssr/russland. ab 1992 lehrte und forschte er an der eth zürich, schweiz, bevor er 1997 an die lmu berufen wurde. viatcheslav mukhanov hat bereits zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den gruber-Preis für Kosmologie, die chaire Blaise Pascal der ens, Paris, frankreich, und die max-Planck-medail-le der deutschen Physikalischen gesellschaft.

Preise und ehrungen

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

35

Page 38: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

36

verstorben

Prof. Dr. Werner BeierwaltesFakultät für Philosophie,

Wissenschaftstheorie und religionswissenschaft

Professor werner Beierwaltes wurde 1931 in Klin-genberg am main geboren. 1957 promovierte er in münchen an der lmu mit der arbeit Lux intelligiblis. Untersuchungen zur Lichtmetaphysik der Griechen. anschließend wechselte er als wissenschaftlicher assis-tent an die universität würzburg. 1965 habilitierte sich Beierwaltes mit der arbeit Proklos. Grundzüge seiner Metaphysik. im Jahr 1969 wurde er an die westfälische wilhelms-universität münster berufen. 1974 folgte er einem ruf an die albert-ludwigs-universität freiburg sowie 1982 dem an die lmu. hier forschte und lehrte er bis zu seiner emeritierung im Jahr 1996. der neuplatonismus sollte neben dem deutschen ide-alismus eines der wichtigsten forschungsgebiete des Philosophen bleiben. Beierwaltes ziel war es, den neu-platonismus als denkbewegung zu charakterisieren, in der platonische, aristotelische und hellenistische denk-traditionen zusammenfinden. zudem untersuchte er die spiegelungen platonischen denkens im deutschen idealismus bei hegel und schelling. werner Beierwaltes war mitglied zahlreicher gelehrten-gesellschaften, so etwa der Bayerischen akademie der wissenschaften, der heidelberger akademie der wis-senschaften sowie der royal irish academy in dublin, irland. er wurde unter anderem mit dem Kuno-fischer-Preis der universität heidelberg, dem Bundesverdienst-kreuz 1. Klasse sowie dem Bayerischen verdienstorden ausgezeichnet. werner Beierwaltes ist am 22. februar 2019 verstorben.

Prof. Dr. Wilhelm Korffkatholisch-theologische Fakultät

der theologe und sozialethiker wilhelm Korff wurde 1926 in hilden geboren und war bis zu seiner emeritie-rung im Jahr 1993 inhaber des lehrstuhls für christliche sozialethik an der Katholisch-theologischen fakultät der lmu. Professor Korff studierte von 1946 bis 1950 Philosophie und theologie in Bonn, im Jahr 1952 folgte seine weihe zum Priester. anschließend war er über 20

Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und

religionswissenschaft

der ehemalige Präsident der lmu, Professor nikolaus lobkowicz, ist am 19. september 2019 im alter von 88 Jahren verstorben.nikolaus lobkowicz war von 1971 bis zur einführung der Präsidialverfassung 1976 zunächst rektor und von 1976 bis 1982 erster Präsident der lmu. vier Jahre vor seiner wahl war er auf den lehrstuhl für politische the-orie und Philosophie an der lmu berufen worden.Obwohl er sich selbst als katholisch geprägten Kon-servativen bezeichnete, setzte er sich intensiv mit dem marxismus-leninismus insbesondere in der tschecho-slowakei auseinander und galt als profunder Kenner die-ser denkrichtung. überdies befasste er sich in seiner wissenschaftlichen arbeit mit dem verhältnis der ka-tholischen Kirche und des Katholizismus zum modernen staat und der gesellschaft.die frühen 1970er-Jahre, in denen lobkowicz zum rektor gewählt wurde, waren von zum teil massiven studierendenprotesten bestimmt, von denen alle west-deutschen universitäten mehr oder weniger betroffen waren. so war auch lobkowicz‘ amtszeit von tiefgrei-fenden reformen geprägt, die letztlich die struktur der universität nachhaltig veränderten und unter anderem zu einer stärkeren ausdifferenzierung der fächer führ-ten: 1971 wurde die naturwissenschaftliche fakultät in fünf selbstständige fakultäten für Physik, mathematik, chemie und Pharmazie sowie geowissenschaften auf-geteilt. ebenso erfolgte die angliederung der Pädago-gischen hochschule Pasing an die lmu.in seine amtszeit an der lmu fiel überdies die errich-tung des Bettenhauses des Klinikums der universität in großhadern, die er beim richtfest im Jahr 1972 mit Blick auf das finanzvolumen als „größtes Bauprojekt in der geschichte der universität“ bezeichnete.„nikolaus lobkowicz hat sein amt in einer zeit über-nommen, die von großen auseinandersetzungen und umbrüchen geprägt war“, so Professor Bernd huber, aktueller Präsident der lmu. „er hatte großen anteil da-ran, dass die lmu ihr wissenschaftliches Profil schärfen konnte. dabei hat er wichtige akzente gesetzt, die auch heute noch nachwirken.“nikolaus lobkowicz wurde 1931 in Prag als nachfahre einer alten böhmischen adelsfamilie geboren. nach der kommunistischen machtübernahme 1948 verließ er die tschechoslowakei und begann nach seinem abitur, das er in der schweiz ablegte, ein studium der Philosophie an den universitäten fribourg, schweiz, sowie erlan-gen. 1960 wurde er Professor für Philosophie an der university of notre dame, indiana, usa. hier blieb er bis zu seinem ruf an die lmu im Jahr 1967.

1 Prof. dr. alfred schmidpeter1 Prof. dr. nikolaus lobkowicz

Page 39: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Me

ns

ch

en

MU

M

NR

.

4

20

19

37

verstorben

von 1953 bis 1958 studierte er geschichte und Philoso-phie an der freien universität Berlin und von 1954 bis 1958 zusätzlich rechtswissenschaften an den universi-täten freiburg und Bonn. von 1960 bis 1968 war er als assistent an der universität Bonn. Die Entstehung des kanonischen Infamiebegriffs ist der titel seiner disser-tation, mit der er 1964 promoviert wurde. nach der Promotion absolvierte landau ein graduate studium an der yale university, usa, wo er anschlie-ßend bis 1968 auch als lecturer tätig war. wieder in deutschland, erfolgte seine habilitation Ius Patronatus sowie der ruf auf den lehrstuhl für historische Kano-nistik, Kirchenrecht, deutsche rechtsgeschichte und Bürgerliches recht an der universität regensburg. von 1970 bis 1971 war er Prorektor der universität regens-burg.

forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem an die university of california, Berkeley, und die law school der university of chicago, beide usa. Peter landau ist am 23. mai 2019 verstorben.

Prof. Dr. Alfred SchmidpeterFakultät für chemie und Pharmazie

alfred schmidpeter, geboren am 14. dezember 1929, war zuletzt als Professor für anorganische chemie an der fakultät für chemie und Pharmazie an der lmu. hier begann er 1949 das studium der chemie und wurde 1960 – ebenfalls an der lmu – mit der arbeit Substitutionsreaktionen an Borazanen und Boroxanen promoviert. anschließend war er zwei Jahre, von 1961-1962, als lecturer an der university of maryland, usa. danach kehrte er an seine alma mater ans anorganisch-chemische institut zurück, wo er als Konservator tätig war. seine im Jahr 1969 vorgelegte habilitationsschrift trug den titel Azaphosphorine, eine Gruppe neuer He-terocyclen. 1975 wurde er zum außerplanmäßigen Pro-fessor ernannt und 1978 zum ordentlichen Professor berufen. er blieb der lmu bis zu seinem eintritt in den ruhestand im Jahr 1995 treu.

die Phosphorchemie bildete einen wichtigen schwer-punkt von schmidpeters forschungsarbeit, wobei vor allem die Phosphor-stickstoff-verbindungen im vorder-grund seines interesses standen. er galt als internatio-nal anerkannter Pionier in diesem forschungsfeld, was sich auch in einer regen Publikationstätigkeit äußerte. schmidpeter veröffentlichte zahlreiche übersichtsarti-kel und handbuchbeiträge. zudem war er für mehrere Jahre als herausgeber der zeitschrift heteroatom che-mistry sehr erfolgreich tätig. Professor alfred schmidpeter ist am 21. august 2019 verstorben.

Jahre als seelsorger aktiv. mit der arbeit Ehre, Prestige, Gewissen wurde er 1965 an der universität Bonn promoviert, wo er sich 1973 auch habilitierte. titel seiner habilitationsarbeit war Norm und Sittlichkeit. Untersuchungen zur Logik der normativen Vernunft. Korff war unter anderem redaktionsleiter für ein lexikon zur Bioethik sowie eines handbuchs zur wirtschaftsethik. überdies war er mitherausgeber der 3. auflage des Lexi-kons für Theologie und Kirche. seine expertise konnte der theologe von 1991 bis 1996 als mitglied des rates von sachverständigen für um-weltfragen beim Bundesminister für umwelt, natur-schutz und reaktorsicherheit einbringen.2012 wurde Korff mit dem ehrenring der görres-ge-sellschaft ausgezeichnet. zudem war der katholische theologe mitglied der europäischen akademie der wissenschaften und Künste. Professor Korff ist am 04. august 2019 verstorben.

Prof. Dr. Wolfgang WeißFakultät für sprach- und literaturwissenschaften

Professor wolfgang weiß wurde 1932 geboren. der an-glist galt als ausgewiesener shakespeare-Kenner und leitete die shakespeare-Bibliothek an der lmu. durch die verknüpfung der werke des englischen dramatikers mit der Kultur des bairischen dialekts, wie etwa in der monografie Shakespeare in Bayern – und auf Bairisch unternahm weiß den versuch, den englischen drama-tiker dort zu verorten, wo dieser zu lebzeiten vor allem aktiv war: im theater für das volk.wolfgang weiß studierte englische, französische und keltische Philologie und wurde 1964 an der lmu pro-moviert. 1974 folgte er einem ruf an die lmu, wo er bis zu seinem eintritt in den ruhestand im Jahr 2000 forschte und lehrte.2003 wurde er mit dem Kulturpreis des landkreises Passau ausgezeichnet. wolfgang weiß ist am 11. Juli 2019 verstorben.

Prof. Dr. Peter LandauJuristische Fakultät

ein wichtiger schwerpunkt des renommierten rechts-gelehrten Peter landau war das Kanonische recht, das er durch seine forschungsarbeiten enorm bereichert hat. insbesondere lag sein fokus auf dem mittelalter-lichen Kirchenrecht. er befasste sich aber auch mit der jüngeren rechtsgeschichte – so etwa mit dem schicksal jüdischer rechtsanwälte während des na-tionalsozialismus.

Professor Peter landau wurde 1935 in Berlin geboren.

Page 40: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Wie die troPen unsere WohnziMMer eroBerten

exotische zimmerpflanzen sind heute in un-seren wohnungen selbstverständlich. aber woher kommen sie ursprünglich? und wann begannen sie, unsere wohnzimmer zu be-völkern? einige von ihnen fanden schon vor langer zeit auf unseren fensterbänken ein

neues zuhause, manche sind aus der mode gekommen, an-dere werden gerade wiederentdeckt. die ausstellung „als die tropen unsere wohnzimmer eroberten – eine kleine geschichte der zimmerpflanzen“ im grünen saal des Botanischen gartens nimmt Besucher vom 9. novem-ber bis 15. dezember 2019 mit auf eine kleine zeitreise durch die geschichte der zimmerpflanzenkultur. in einzel-portraits werden die wichtigsten arten vorgestellt – von der zimmertanne bis zum gummibaum, von der schusterpalme bis zum usambaraveilchen.

der Besuch der ausstellung ist im eintrittspreis für den Botani-schen garten enthalten. eine tageskarte kostet 5,50 euro.

anfahrtsbeschreibung unter www.botmuc.org

eine sehr kurze geschichte der ParlaMentarischen deMokratie

welchen Beitrag kann die moderne geschichtswis-senschaft zur erklärung der welt leisten? dies ist die leitfrage der „munich history lecture“. die vor-lesungsreihe will den spezifischen Beitrag der ge-schichtswissenschaft zum verständnis drängender gegenwartsprobleme und zukunftsfragen sichtbar

und nutzbar machen. am 27. Januar 2020 um 18.30 uhr ist Professor ute daniel vom institut für geschichtswissenschaft an der techni-schen universität Braunschweig für „eine sehr kurze geschichte der parlamentarischen demokratie“ zu gast in münchen.

die parlamentarische regierungsweise, wie sie heute weltweit ver-breitet ist, wurde im 19. Jahrhundert in großbritannien „erfunden“. auf welche frage war sie damals die antwort? und wie hängt die damals gefundene antwort mit der implosion dieses regierungssys-tems zusammen, wie sie sich ausgerechnet im britischen mutterland der parlamentarischen demokratie seit 2016 – dem Jahr des Brexit-referendums – in einem drama mit vielen akten vollzieht? die histo-rikerin daniel stellt antworten auf diese beiden fragen zur diskussion.

veranstaltungsort ist der hörsaal m 018 im lmu-hauptgebäude.

weitere informationen zur munich history lecture unter www.geschichte.lmu.de/mhl

Tipps & Termines

er

Vi

ce

38

MU

M

NR

.

4

20

19

Page 41: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Fundsache – hinterlassenschaFten in uB-Büchern

eine antike münze, eine historische spielkarte aus der zeit der französischen revolution, Pressblumen, foto-grafien, ansichtskarten, andachtsbilder – so manches haben Benutzerinnen und Benutzer im verlauf der mehr als 500 Jahre zählenden geschichte der universitätsbib-liothek in deren Büchern hinterlassen.die ausstellung „fundsache – hinterlassenschaften in Büchern der universitätsbibliothek der lmu münchen“ zeigt noch bis zum 24. Januar 2020 in der ausleihhalle der universitätsbibliothek eine auswahl dieser Objekte, die sich heute in der „Bibliothekshistorischen samm-lung“ befinden, und widmet sich damit einem bislang wenig beachteten aspekt der materialität einer univer-sitären Buchnutzung.

Öffnungszeiten: montag bis freitag 9 bis 22 uhrWeitere infos unter www.ub.uni-muenchen.de

spätestens seit 1900 wurden neue wege der Prä-sentation von fossilrekonstruktionen und früh-zeitlichen lebensbildern beschritten. egal ob als großflächige wandgemälde oder gipsrekonstruk-tion in museen und universitäten, in form von schokoladen- und Kakao-sammelbildern oder als

illustrationen in populärwissenschaftlichen wochenmagazinen oder Büchern – prähistorische tierrekonstruktionen erreichten erstmals ein millionenpublikum.

im mittelpunkt der neuen sonderausstellung „Paläo-art“ im Palä-ontologischen museum münchen stehen visuelle rekonstruktio-nen vergangener lebenswelten von friedrich König (1877–1934), Othenio abel (1875 –1946), franz roubal (1889 –1967) und zdenĕk

Burian (1905 – 1981) aus einer zeitspanne zwischen 1900 und 1970. dafür haben mehrere museen, unter anderem die natur-historischen museen in wien, mainz und regensburg ihre um-fangreichen archive und sammlungen geöffnet.

gezeigt wird noch bis 31. märz 2020 eine auswahl verschiedener Ölgemälde und aquarelle, klein- und großformatiger zeichnun-gen wie auch diverse skulpturen und vergleichbare bildhaueri-sche arbeiten. ein streifzug durch die Bilderwelten „prähistori-scher tiere“, vom Jugendstil bis in die moderne. Komplementiert werden die ausgestellten Bilder durch zeitgenössische dokumen-te oder entsprechende fossilien.

öffnungszeiten unter www.palmuc.org

BilderWelten „Prähistorischer tiere“ iM Paläontologischen MuseuM

Tipps & Termine

Se

rv

ic

eM

UM

N

R.

4

2

01

9

39

Page 42: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Touristinformation Stadtinformation Telefon (089) 233-9 65 00 Telefon (089) 22 23 24

Montag bis Samstag Montag bis Freitag 9.30 bis 19.30 Uhr 9.30 bis 19.30 Uhr Sonntag Samstag 10.00 bis 16.00 Uhr10.00 bis 18.00 Uhr

muenchen.de/rathaus

MünchenInformationim Rathaus am Marienplatz

herausgeberPräsidium der ludwig- maximilians-universität (lmu) münchenwww.lmu.de/mum

redaktionKommunikation und Presse lmuclemens grosse (cg) (federführend)david lohmann (dl)

Mitarbeiter dieser ausgabeanja Burkel (ajb), constanze drewlo (cdr), Katharine linges (kl), daniela Preis (dp), Phillip stolz (ps), martin thurau (math)

onlineredaktionthomas Pinter (thp)

abbildungen im heftabaco-Orchester (u1, s.2); christoph Olesinski (s. 3, 4, 29,...); sinfOnietta (s.6); Odeon/franziska und felicitas engel (s.7); robert redweik (s.8); privat (s.9); Karin rawe (s.10); lena daumann, stefan mandl (s.12/13); michael schrödl (s.14/15); clemens grosse (s.16/17); lohrmann, macou, arttower, fam. Oswald (s.18/19); christian ziegler (s.23); privat (s.24/25); Jan greune (s.26); cens (s.28); Körber-stiftung (s.34), Joerg Koch (s.35); universitätsarchiv münchen (s.36); fakultät für chemie und Pharmazie (s.36); haak&nakat (s.38); Paläontologisches museum münchen (s.39); universitätsbibliothek (s.39) alle weiteren abbildungen: lmu

ringVorlesung zur „Macht des Verzichts“

nach den Jahren des üppigen Konsums häufen sich die aufrufe zum verzicht. die ringvorlesung an der lmu betrachtet die macht des verzichts mit interdisziplinä-ren herangehensweisen. es wird nach den ursachen der neuen lust am verzicht gesucht und gefragt, warum manche Personen und gruppen verzicht als notwendig

erachten beziehungsweise entsprechende regeln durchsetzen wollen. ist weniger nicht manchmal mehr? was und wieviel brauchen wir eigentlich, um ein gutes und erfülltes leben führen zu können? in der fakultätsübergreifenden ringvorlesung beschäftigen sich renom-mierte referentinnen und referenten mit dem thema verzicht und Kon-sumkritik aus der Perspektive ihrer fachgebiete. die veranstaltungen finden immer dienstags von 18.15 uhr bis 19.45 uhr im hörsaal B 101 im lmu-hauptgebäude statt. den letzten vortrag hält am 4. februar 2020 dr. simone müller vom rachel carson center for environment and society der lmu zum thema „sind wir schuld am müll in afrika?“.

eine übersicht über alle Veranstaltungen gibt es unter: kurzelinks.de/qc04

Tipps & TermineS

er

vi

ce

40

MU

M

NR

.

4

20

19

Impressum

uniMagazin und einsichten beim „stummen Verkäufer“Professor-huber-Platz, u-Bahneingang lehrturm; schellingstr. 3/4 ein-

gangsbereich; leopoldstr. 30; leopoldstr. 13; Oettingenstr. 67 hörsaal-

gebäude; Pettenkoferstr. 12 eingangsbereich; theresienstr. vor dem café

gumbel; luisenstr. 37 eingangsbereich; Biomedizinisches centrum ein-

gangsbereich; unibibliothek ludwigstr. 27 ausleihhalle; historicum teil-

bibliothek eg ; Biozentrum Pforte; chemie und Pharmazie haus f, eg.

das MünchneruniMagazin können sie hier einfach und bequem abonnieren. natürlich kostenlos:■ www.lmu.de/mum

das münchnerunimagazin kann auch als Online-ausgabe herunter-

geladen werden.

das magazin erscheint vierteljährlich.

redaktionsadressegeschwister-scholl-Platz 1, 80539 münchentel. +49 (0) 89 2180-3423fax +49 (0) 89 33 82 97 [email protected]

designkonzepth a a K n a K a t [ www.haak-nakat.de ]

distributionKommunikation und Presse lmumathias schiener

anzeigenconnection line, 78052 villingen-schwenningenissn 0940-0141

titel- und heftgestaltung: [ www.haak-nakat.de ]umschlagseite 4: foto: thomas simeth

Page 43: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

Touristinformation Stadtinformation Telefon (089) 233-9 65 00 Telefon (089) 22 23 24

Montag bis Samstag Montag bis Freitag 9.30 bis 19.30 Uhr 9.30 bis 19.30 Uhr Sonntag Samstag 10.00 bis 16.00 Uhr10.00 bis 18.00 Uhr

muenchen.de/rathaus

MünchenInformationim Rathaus am Marienplatz

Page 44: Freude, schöner götterFunken€¦ · einblicke in die spitzenforschung an der lmu: die Bundes-ministerin für Bildung und orschung, f nja Karliczek, und a der Bayerische staatsminister

www.lmu.de/mum

medusenhaupt, einge-lassen in den Boden des lichthofs der lmu. fotografiert wurde es von thomas simeth im rahmen des diesjährigen lmu-fotowettbewerbs.