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Fritz Wenzel 80 Jahre

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Page 1: Fritz Wenzel 80 Jahre

244 Stahlbau 79 (2010), Heft 3

Persönliches

an der Hochschule Leiter des Wissen-schaftsbereiches Technische Mechanikund Massivbau.

Sein breites und umfassendes Wirkengeht aus einer (unvollständigen) Listeseiner veröffentlichten Bücher hervor:– Schnittkräfte in Stabtragwerken, Lehr-

und ÜbungsprogrammVEB Verlag für Bauwesen Berlin 1970

– Grundlagen der Ähnlichkeitsmecha-nik, Kapitel 1 in Speer, ExperimentelleSpannungsanalyseB.G.Teubner Leipzig 1971

– Technische Mechanik für Bauinge-nieure Bd. 1 Statik des starrenKörpers1. VEB Verlag für Bauwesen Berlin1972, 1974, 1978, 1982, 19842. Kohl’s Technischer Verlag Frank-furt a. Main/Basel 19743. Bauverlag Wiesbaden und Berlin1975

– Technische Mechanik für Bauinge-nieure Bd. 2 Kinetik des starren Kör-pers1. VEB Verlag für Bauwesen Berlin1975, 19842. Bauverlag Wiesbaden und Berlin1975

– Technische Mechanik in BasicVEB Verlag für Bauwesen Berlin 1989

– Technische Mechanik in PascalWerner Verlag Düsseldorf 1992

– Technische Mechanik in BauwesenGrundlagen der Statik und KinetikWerner Verlag Düsseldorf 1996

Darüber hinaus hat er eine große An-zahl von Beiträgen über Themen der Ex-perimentellen Mechanik, der Elastizi-tätstheorie und der Pädagogik, beson-ders in Bezug auf seine Fachgebiete inFachberichten und Fachzeitschriftenveröffentlicht.

Neben zahlreichen Funktionen ander Hochschule soll auch eine Auswahlvon Funktionen außerhalb genanntwerden.– Zentrale Kommission Hochschul-

pädagogik beim Ministerium fürHoch- und Fachschulwesen (MHF)

– Stellvertretender Leiter des Wissen-schaftlich-methodischen Rates fürProgrammierung des Unterrichtes im Bildungswesen der DDR beimMHF

– Stellvertretender Leiter der Kommis-sion DDR-VR Polen, ProgrammierterUnterricht

– Stellvertretender Vorsitzender des Be-zirksvorstandes der MathematischenGesellschaft der DDR

– Arbeitsgruppe Baumechanik der Sek-tion Ingenieurtechnische Grundlagender Bauakademie der DDR (BA)

– Lehrmittelkommission beim Wissen-schaftsbereich (WB) Bauingenieur-wesen der DDR

– Arbeitsgruppe Erziehung, Aus- undWeiterbildung beim WB Bauinge-nieurwesen des MHF

– Arbeitsgruppe Technische Mechanikbeim WB Maschineningenieurwesendes MHF

– Arbeitsgruppe Experimentelle Metho-den der Festkörpermechanik im Zen-tralen Arbeitskreis Festkörpermecha-nik der BA

– Redaktionsbeirat der MathematischenSchülerzeitschrift α

– Lektoratsbeirat Baumechanik Verlagfür Bauwesen

Noch ein Wort zum Thema Partei: DieErwartung der Hochschul- und Partei-leitung, ihn als Mitglied der SED zu ge-winnen, musste fehlschlagen. Er hat sei-ne Arbeit so durchgeführt, wie das unterhumanistischem Aspekt zu verantwortenwar – aber nicht hörig! Beispiel: Dererste Doktorand der Hochschule verließunmittelbar nach der Promotion dieDDR. Ihm sollte der akademische Gradaberkannt werden. Das hat ProfessorClemens verhindern können, da er zudieser Zeit kommissarisch das Prorekto-rat für den wissenschaftlichen Nach-wuchs führte. Mit der Parteileitung gabes mancherlei Streit und z. T. bösartigeAuseinandersetzungen. Das Ergebniswar eine deutliche – auch materielle –Zurücksetzung und Isolation von ver-antwortlichen Funktionen und Ent-scheidungen der Hochschule.

Mit dem Erreichen des 65. Lebens-jahres wurde er emeritiert. Er hat dasbegrüßt, denn er war der Querelen müdegeworden – und hat es zugleich ange-sichts der Wende bedauert. Er hätte diefolgende Zeit gern aktiv mitgestaltet!

Einige Zeit war er noch in der Hoch-schule eingebunden, z. B. als Leiter ei-ner Arbeitsgruppe zur Beurteilung derSED-Vergangenheit der Hochschulleh-rer und vom 19. 4. 1996 bis 31. 8. 1998als Mitglied des Kuratoriums derHTWK. Davon wurde er gemäß Statutnach dem Erreichen des 72. Lebens-jahres entpflichtet.

Er dachte mit Freuden an seine Ar-beit zurück, da er vielen jungen Men-schen helfen konnte, einen guten Wegzu finden und ihnen Mut machte, ihn zugehen. Dafür waren ihm viele Mitarbei-ter, Studenten und Schüler dankbar ver-bunden. Diese Zuneigungen und Dank-barkeit waren ihm die schönsten Aus-zeichnungen. Daher sollen die offiziel-len Auszeichnungen auch nichtbesonders aufgezählt werden.

Diese vorwiegend fachlichen Ausfüh-rungen sollen aber nicht beendet wer-den ohne etwas über den privaten Men-schen zu sagen. Günter Clemens warnicht nur ein gerader und humanisti-scher, sondern auch ein musischer und

fröhlicher Mensch. Seine erste Geige be-kam er mit 5 Jahren, den Unterricht vonseinem Vater, der Mechanikermeisterwar. Fast 10 Jahre spielte er im Schulor-chester mit. Ausflüge zu Fuß oder mitdem Rad wurden besonders mit Freun-den im Leipziger Umland oft unternom-men. Unmittelbar nach dem Krieg lernteer seine Frau Lore kennen. Am 4. 3.1950haben sie geheiratet, am 23. 12. 1950wurde ihr Sohn Stephan geboren. Siewaren eine glückliche Familie und gernauf Reisen. Seine Frau hat ihn unter-stützt und ihm den Rücken frei gehal-ten. 1971 starb ihr hochbegabter Junge.Dieser Einschnitt hat beide sehr belas-tet. Sie haben aber versucht, ein Lebendanach zu gehen. Ein großes Grund-stück im Umland wurde aus einer Wild-nis zum Garten umgestaltet, in dem mitFreunden und Bekannten viele froheFeste gefeiert wurden. Die Einfälle undder Ideenreichtum der Hausherren wur-den bald berühmt. Die jahrelange Mit-wirkung in einem Tanzkreis ist ebenfallszu erwähnen. Last but not least müssenauch seine Wanderungen und Urlaubein den Mittelgebirgen und die obligato-rischen Ferien mit Segel- und Paddel-boot an den Mecklenburger Seen aufge-zählt werden.

Günter Clemens war ein großartigerMensch, an den man mit Freude, Dank-barkeit und Hochachtung zurückdenkt.

Claus SchleicherWolfgang Graße

Fritz Wenzel 80 Jahre

Am 8. Februar feierte Fritz Wenzel sei-nen 80. Geburtstag; am 12. Februar fandaus diesem Anlass, veranstaltet von sei-nem alten Büro, ein Festkolloquiumstatt mit dem Thema „So wenig wiemöglich, aber so viel wie nötig“, der De-vise des Jubilars und Richtschnur seinesHandels als Ingenieur bei der Reparaturund Instandsetzung historischer Bau-werke. Angereist waren Bauingenieure,Architekten, Kunsthistoriker und andeream Thema interessierte Fachleute vonUniversitäten und Hochschulen, staat-lichen und kirchlichen Bauämtern, denDenkmalämtern mehrerer Bundeslän-der, Vertreter verschiedener Baufirmen,

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Persönliches

aber auch Bauherren, mit denen FritzWenzel in der Vergangenheit zusam-mengearbeitet hat. Die Kollegen undMitarbeiter aus Forschung und Lehre ander Universität Karlsruhe waren anwe-send und diejenigen aus der Praxis ausden „Büros für Baukonstruktionen“ ausKarlsruhe, Dresden und Schwerin.

Die Vorträge des Kolloquiums, dasvon Ralph Egermann geleitet wurde,und ebenso die Aufsätze in der Fest-schrift, für die Rainer Barthel, Ordina-rius für Tragwerksplanung an der TUMünchen, als Herausgeber und Mitautorverantwortlich zeichnet, machen deut-lich, dass das Zusammenspiel von For-schung und Lehre an Universität undHochschule mit gezielter Erprobungund Umsetzung der Ergebnisse in diePraxis zu vorbildlichen Lösungen beider Erhaltung und Sicherung historischbedeutsamer Bauwerke zu führen ver-mag.

Fritz Wenzel wurde 1930 in einemkleinen schlesischen Dorf nahe der da-maligen polnischen Grenze geboren, be-endete seine Schulzeit nach der Fluchtaus dem Osten in Wolfenbüttel, studier-te 1951–1957 an der Technischen Hoch-schule Braunschweig Bauingenieur-wesen und begann sein Berufsleben ineiner mittelständischen Ingenieurbau-firma. 1959 kehrte er an die TH Braun-schweig zurück, wurde wissenschaft-licher Assistent von Klaus Pieper amLehrstuhl für Hochbaustatik, promo-vierte 1963 über die Druckverhältnissein Silozellen und wirkte 1964–1967 alsBüroleiter bei Klaus Pieper.

Im Herbst 1967 erhielt er als Nach-folger von Georg Lewenton den Ruf aufden Lehrstuhl „Baustatik für Architek-ten“ an der Universität Karlsruhe (TH),der später in „Institut für Tragkonstruk-tionen“ umbenannt wurde. Hier im Ba-dischen begannen, während noch amLehrstuhl über Silodrücke geforschtwurde, die ersten Arbeiten zur Siche-rung bedeutender historischer Bauten,zuerst gemeinsam mit Klaus Pieper,dann, nach der Gründung des eigenenIngenieurbüros 1968, unter eigener Ver-antwortung. Zu den ersten Arbeiten ge-hörten die Sicherung und Umgestaltungdes Dachwerks über dem Langhaus undden Seitenschiffen des MittelzellerMünsters auf der Insel Reichenau, dieReparatur und Instandsetzung von Bal-thasar Neumanns Abteikirche in Neres-heim, die Sicherung der Stiftkirche inHerrenberg und die Instandsetzung desLanghausdaches des Freiburger Müns-ters. 1970 wurde Fritz Wenzel Prüfinge-nieur für Baustatik, die Aufgaben wur-den mehr und die Mitarbeiterzahlwuchs. Das Büro wurde zu vielen Bau-aufgaben des Landes herangezogen undmachte sich einen Namen besonders im

Bereich der Altbauerhaltung. Gleichzei-tig wuchs ochschule Braunschweig Bau-ingenieurwesen der Lehrstuhl aus klei-nen Anfängen zu einem der innovativs-ten Orte der Karlsruher Architektur-fakultät.

Auf der Grundlage der dort statt-findenden Forschungen und den Erfah-rungen in der Praxis entwickelte FritzWenzel eine Forschungseinrichtung, dievon 1985 bis 1999 bestand und derenSchwerpunkt in der Untersuchung his-torischer Materialien und Konstruktio-nen lag, Fragen, denen sich die Inge-nieurfakultäten bisher nur in Ausnahme-fällen gewidmet hatten: den Sonderfor-schungsbereich 315 „Erhalten historischbedeutsamer Bauwerke“. Die Unter-suchungen umfassten ein weites Spek-trum: Holzbau, Metallbau, Mauerwerks-bau, Baustoffkunde, Bodenmechanikund Mineralogie. Eingeschlossen warenselbstverständlich Denkmalpflege undBaugeschichte. Nach der Wiedervereini-gung kamen Forschergruppen der TUDresden und der TH Leipzig hinzu. DieArbeitsergebnisse des von der DFG ge-förderten Sonderforschungsbereichs fin-den sich in drei Publikationsreihen wie-der: in 22 Arbeitsheften, 14 Jahrbüchernund sieben Empfehlungen für die Praxis,und darüber hinaus in vielen Einzelver-öffentlichungen der daran beteiligtenWissenschaftler.

Die Verbindung zu den DresdnerKollegen schlug sich 1990 in der Grün-dung des „Weiterbildungs- und Bera-tungszentrums für Denkmalpflege undbehutsame Altbauinstandsetzung“ in der„Villa Salzburg“ in Dresden nieder; ander Universität Karlsruhe wurde als Pen-dant das Aufbaustudium Altbauinstand-setzung ins Leben gerufen. InnovativeIngenieurkonstruktionen entstandenwährend dieser Jahre u. a. mit der Holz-rippenschale auf Baumstützen für dasSolebad Bad Dürrheim (1984–1987)und beim Wiederaufbau der DresdnerFrauenkirche (1992–2005).

Der wachsende Ruf, Instandsetzungs-maßnahmen an historischen Bauten mi-nimieren zu können, führte Fritz Wenzelzu vielen Planungs-, Bau- und Untersu-chungsaufgaben ins Ausland: nach Per-gamon zur teilweisen Wiedererrichtungdes Trajaneums, nach Jerusalem zur In-standsetzung der Auguste-Victoria-Him-melfahrtskirche auf dem Ölberg, in dieOase Siwa zur Stabilisierung des Am-montempels, zur Geburtskirche in Beth-lehem, der Petrikirche in St. Petersburg,den gesprengten Buddha-Statuen inBamian und zur Hagia-Sophia in Istan-bul. Eine große Rolle spielten bei diesenAufgaben immer wieder Fragen der Erd-bebensicherheit, über deren angemesse-ne Lösungsmöglichkeiten und ausge-führte Beispiele der Jubilar seit länge-

rem in internationalen Gremien berich-tet.

1998 wurde Fritz Wenzel emeritiert.Während seiner Zeit als Hochschulleh-rer entstanden am Institut 29 Promotio-nen; 15 Mitarbeiter sind auf Professo-renstellen an Universitäten und Fach-hochschulen berufen worden. Aus demBüro hat er sich 2007 zurückgezogenund es den Jüngeren überlassen, die esin seinem Sinne weiterführen mit demZiel, die historischen Bauten mit Repa-raturen instand zu setzen nach der De-vise „So wenig wie möglich, aber so vielwie nötig“. Als Gutachter bei anspruchs-vollen Sicherungsaufgaben ist er nachwie vor im In- und Ausland tätig.

Fritz Wenzel kann auf ein überaus er-folgreiches Arbeitsleben zurückblicken.Ein Grund für diesen Erfolg liegt in derAusstrahlung, die der Jubilar verbreitetund die denen, die mit ihm zusammen-arbeiten, die Überzeugung vermittelt,dass man sensibel sein kann, abergleichzeitig auch mutig und selbstbe-wusst, und dass es notwendig ist, dieeigenen Gedanken zielstrebig und aus-dauernd zu verfolgen.

(Die Festschrift ist erhältlich bei Prof.Dr.-Ing. Rainer Barthel, Technische Uni-versität München, Fakultät für Architek-tur, Lehrstuhl für Tragwerksplanung,Arcisstrasse 21, 80333 München, [email protected])

Hartwig Schmidt

Termine

Praktiken und Potentiale vonBautechnikgeschichte

Ort: Berlin, Deutsches Technikmuseum Trebbiner Str. 9

Veranstalter: VDI-Arbeitskreise Tech-nikgeschichte und Bautechnik, Lehr-stuhl für Bautechnikgeschichte undTragwerkserhaltung der BTU Cottbus

Themen und Termine (Auswahl):– Schwerpunkt Strom – Geschichte

eines Berliner Industriestandortes,25. März 2010

– Leibniz als Ingenieur, 15. April 2010– Fürsorge und Kontrolle: Vom techno-

medizinischen Kontrollregieme desRuhrkohlebergbaus im Kaiserreich,29. April 2010

– Werkstoffforschung in der NS-Zeit:Die Aktenüberlieferung der Stuttgar-ter Materialprüfungsanstalt, 20. Mai2010