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schaiten, besonders was Schichtdiclie, Harte, Festigkeit und Uehnbarkeit anbelangt, erzeugen. Je weicher nun die Cellonschicht ist, desto geringer wird ihre Isolationsflhigkeit, aber desto grofier dia Dehnbarkeit; ain harter Cellonlack wiirde einen Leitungsdraht in hervorrageti- der Weise isolieren, aber beim Umknicken des Drahtes reifien. Celloniert man jedoch zuerst niit einem weichen Cellonlack und dann mit einem harten, so erhalt man eine Uoppelschicht von groDer Uehnbarkeit einerseits und grofier Isolationsfahig- keit und Oberillchenharte anderseits. Aus dem grofien Anwendungsbereich der Cellonlacke sei noch einiges herausgegriffen : Sie eignen sich zur Reparatur durchgebrannter Motoren, zum Rostschutz von Hochspannungs- leitungen, zum Isolieren ganzer Anker durch Taucher beweg- licher Kabel, zur Herstellung isolierter feinster Kupferdrlihte und zu anderem. Ein stark gefullter, dicktlussiger Lack kommt als Cellonkitt in den Handel. Er dient zum Ausgleich von Un- ebenheiten und als Unterlage fur den eigentlichen Cellonlack. Wie kommt es nun, dal5 bei all diesen Vorziigen die Ein- fuhrung der Cellonlacke in die Technik so langsani vonstatten gegangen ist? Es lie@ dies wohl an Vorkommnissen, die jetzt in der Hauptsache der Vergangenheit angehoren und teils auf unrichtiger Anwendung der Praparate selbst, teils auf Nicht- beachtung der Vorschriften fur die Vorbereitung des zu cellonie- renden Materials zuriickzufiihreii sind. Zusammmenfassend kann gesagt werden, dafi die Cellonlacke in der Elektrotechnik alt- gewohnte Isoliermaterialien wie Schellack und Gunimi deshalb collkommen verdrangt haben, weil sie sich bei zuverllissiger GleichmiiBigkeit und Reinheit fur die betreffenden Spezial- zweeke besser eignen. Jugme. [BB. 95.1 Die Kohlenwirtschaft RuBlands in und nach dem Kriege. Von Dr. W. H e n r i c i. Mit 2 Ubersichtskarten. Berlin 1924. Ver- Rufiland gehort nicht zu den kohlenreichen Landern. Sein Gesamtkohlenvorrat wird nach sehr vzrschiedenen Schatzungen mit 234-474 Milliarden t angegeben, wovon als sichtbare Vor- rate nur 69 Millionen t Kohle gelten; vorn Weltkohlenvorrat verfiigt Ruijland nur iiber 3,l yo. Die wichtigsten Kohlenlager, welche, auf weite Landstrecken verieilt, schwer verwertbar sind, befiiiden sich im siidrussischeii Donezgebiet mit dem Schwerpunkt am Asowschen Meer und in Zentralrufiland bei Moskan, wo eine sehr aschen- und schwefelreiche, leicht zer- fallende Kohle gefordert wird. Andere Kohlenvorkommen liegen in den Regierungsbezirken Kiew, Cherson, Jekaterinos- law, am Nordabhang des Kaukasus, in der Kirgisensteppe, im westsibirischen Kusnetz- und Minussinsbecken, in Turltestan und auf Sachalin. Braunkohle von begrenzter Giite findet sich ostlich vom Ural, westlich von Krassnojarsk und bei Irkutsk. Von der russischen Vorkriegskohlenforderung lieferte das europaische Rufiland 93 yo, der Rest verteilte sich auf Sibirien und Turkestan. Im Jahre 1922 war die Forderung rund eiii Drittel des letzten Friedensjahres; iiber 70 Yo entfielen allein auf das Donezbecken. Im Friedeii schon war die wirtschaftliche Lage des russischen Kohlenbergbaues gekennzeichnet durch standige Verteuerung der Forderkosten, welche durch die nicht einfache Lagerung der Floze, deren geringe Machtigkeit und grofie Tiefe, die weite Ausdehnung der Reviere und anderes mehr verursicht war. Haupthenimungen des Bergwerksbetriebs lagen jedoch im stkindigen Arbeitermangel, in der Ernahrungs- frage sowie den Schwierigkeiten der Kapital- und Betriebs- mit telbeschaff ung. Ruijland besitzt keinen sefihaften, bodenstandigen Berg- arbeiterstand; aus seiner nomadenhaft wandernden Arbeiter- hevollrerung laBt sich keine geschulte Belegschaft mit plan- mafiiger Heranbildung, zureichender Schulung der Hauer und Erfahrung mit den ortlichen Verhaltnissen ausbilden. Im russischen Kohlenbergbau spielen belgisches und franzosisches Kapital die Hauptrolle; 70 O , & der Unternehniungen waren 1917 in auslandischen Handen. Bei sich standig mindernder Forder- leistung und dem eingetretenen Verfall der Eisenbahnen konn'e selbst eine planmaBige Verteilung und zeitweilig weitgehende Beschlagnahmung den dringendsten Bedarf der zu beliefernden Kriegswirtschaft nicht befriedigen. Besonders seit der Revo- lution im April 1917 wurden die Arbeiterfrage und die immer schwieriger sich gestaltende Ernahrungslage des Inlands stark lag J. Springer. (3.-M. 3,60 fuhlbar ; willkiirliche Stillegungen, verkiirzte Arbeitszeit, haufige Verwaltungsschwierigkeiten, Mangel an Cirubenholz, Porder- wagen und sonstigen Betriebsmitteln zeitigten groSen Kohlen- mangel. In den Jahren 1918-1920 drohten Kohlenforderung, Landwirtschaft und Handel ganz stillzustehen. Auch die kurze deutsche Verwaltung von Fruhjahr bis Oktober 1918 konnte der wachsenden Lebensmittelnot nicht abbelfen. Der kommunistischen Ylanwirtschaft gelang durch allsr- hand Verstaatlichungsplane in kuner Zeit die Zertriimmerung der kapitalistischen Privatwirtschaft ; doch konnte sie infolge allgemeiner Unordnung, eines des Wirklichkeitssinnes entbeh- renden Bureaukratismus und Mangel an zielbewuBter Fiihrung den dauernden Arbeitermangel und die grofien Ernahrungs- schwierigkeiten nicht beheben. Der aussichtslose Versuch des Kommunismus, nicht nur das biirgerliche Eigentum zu ver- nichten, sondern Markt und Handel in zwangsweise vorgeschrie- bene Wege zu leiten, und die freie Preisbildung zu unterbinden, mufite scheitern. Zwischen Land und Stadt horte der not- wendige Giiteraustausch auf : eine zugrunde gerichtete Land- wirtschaft stellte die Eneugung ein, und die technischen Lei- stungen der Groijgewerbe sanken. Langsam mildert seit dem Jahre 1921 die Sowjetregierung die vollige Nationalisierung der Betriebe durch Wiederzulassung privater Unternehmungstatig- keit, Heranziehung von Einzelpersonen in fiihrende Stellungen und ausliindischen Kapitals fiir die Betriebe. Uber den fehl- geschlagenen Solidarismus des kommunistischen Arbeiters, strengsten Zwang der Gutererzeugung und -verteilung, der mili- tarisierten Arbeitspflicht geht heute Rufiland, im Kreislauf wirt- schaftlicher Methoden, iiber zur freier! Arbeiternachfrage, zur freien M'irtschaft und zum freien Bandel. Sls Iiiickgrat der russischen Volkswirtschaft ist der Bauer anzusehen. Die Kernfrage des beginnenden Wiederaufbaus liegt im russischen Ackerbau, dessen allniahliche Gesundung im ausgleichenden Spiel der freien Krafte, auf natiirliche Weise ohne aufieren Zwang, auch dem neueii Aufschwung der dar- niederliegenden russischen Kohlenwirtschaft dienen wird. In dem besprochenen kleinen Uuch rollt H e n r i c i in ge- drlngter iibersichtlicher Darstellung dieses Bild der wichtigsten Grundlagen und Entwicklungsstufen russischer Kohlenwirtscha ft auf. Eine kurze, am SchluD gegebene Zusammenstellung deutscher und russischer Literalur ermoglicht dem Suchendeii eingehendere Studien auf dieseni Gebiete. Ober Versaud und Verteilung der Brennstoffe und die ortliche Lage einzelner Kohlengebiete innerhalb des russischen Reichs geben Uber- sichtstafeln Aufklarungen. Jedeni, der sich iiber die bisherige wechselvolle Entwicklung, den neuerei: Fortschritt und den heu- tigen Stand der russischen Kohlenwirtschaft belehren lassen will, kann das kleine beachtenswerte Buch warmstens empfoh- len werden. Faber. [BB. 141.1 Fiinf Vortrage aus den Jahren 1920-1923. Uber die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. - Die Chemie im Kriege. - Das Zeitalter der Chemie. - Neue Arbeits- weisen. - Zur Geschichte des Gaskrieges. Von F. H a b e r. Das R. W i 11 s t at t e r gewidmete, schon ausgestattete Biichlein enthllt Gegenstande, die nicht nur chemisch, sondern auch kulturhistorisch von grofiem Interesse sind. Sie werden von allen Chemikern freudig begriiijt werden, weil sie teils Bekanntes erganzen und in schoner Form zusammenfassen, und weil sie auf andere Gegenstande Lichter werfen, die sie in neuer Beleuchtung zeigen. Man erlebt ein Stuck moderner Kulturgeschichte bei ihrer Lektiire. Der erste Vortrag iiber die D a r s t e l l u n g d e s A m m o n i a k s wurde beim Empfang des Nobelpreises am 2. Juni 1920 gehalten. Er fesselt auch den, der das Thema schon naher kennt, durch die Darstellung der Entwicklung vom Laboratoriumversuch bis zum groijindu- striellen Verfahren und durch viele interessante Einzelheiten. - Der zweite Vortrag: ,,D i e C h e m i e i m K r i e g e" wurde am 11. November 1920 vor den Offizieren des Reichswehrministe- riums gehalten und diirfte vielen Neues bieten. Wir sehen hier, wie die fuhrenden Chemiker und die Industrie es ver- standen haben, sich neuen, selbst von den Militars nie geahnten Forderungen rasch und vollkommen anzupassen und wie so gleichsam hinter den Kulissen jene GroBtaten entstanden sind, die die Welt bewunderte und fiirchtete. Besonders formvollen- Berlin 1924. Verlag J. Springer. G.-M. 2,70

Fünf Vorträge aus den Jahren 1920–1923. Über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. — Die Chemie im Kriege. — Das Zeitalter des Chemie. — Neue Arbeitsweisen

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Page 1: Fünf Vorträge aus den Jahren 1920–1923. Über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. — Die Chemie im Kriege. — Das Zeitalter des Chemie. — Neue Arbeitsweisen

schaiten, besonders was Schichtdiclie, Harte, Festigkeit und Uehnbarkeit anbelangt, erzeugen.

Je weicher nun die Cellonschicht ist, desto geringer wird ihre Isolationsflhigkeit, aber desto grofier dia Dehnbarkeit; ain harter Cellonlack wiirde einen Leitungsdraht in hervorrageti- der Weise isolieren, aber beim Umknicken des Drahtes reifien. Celloniert man jedoch zuerst niit einem weichen Cellonlack und dann mit einem harten, so erhalt man eine Uoppelschicht von groDer Uehnbarkeit einerseits und grofier Isolationsfahig- keit und Oberillchenharte anderseits.

Aus dem grofien Anwendungsbereich der Cellonlacke sei noch einiges herausgegriffen : Sie eignen sich zur Reparatur durchgebrannter Motoren, zum Rostschutz von Hochspannungs- leitungen, zum Isolieren ganzer Anker durch Taucher beweg- licher Kabel, zur Herstellung isolierter feinster Kupferdrlihte und zu anderem. Ein stark gefullter, dicktlussiger Lack kommt als Cellonkitt in den Handel. Er dient zum Ausgleich von Un- ebenheiten und als Unterlage fur den eigentlichen Cellonlack.

Wie kommt es nun, dal5 bei all diesen Vorziigen die Ein- fuhrung der Cellonlacke in die Technik so langsani vonstatten gegangen ist? Es lie@ dies wohl an Vorkommnissen, die jetzt in der Hauptsache der Vergangenheit angehoren und teils auf unrichtiger Anwendung der Praparate selbst, teils auf Nicht- beachtung der Vorschriften fur die Vorbereitung des zu cellonie- renden Materials zuriickzufiihreii sind. Zusammmenfassend kann gesagt werden, dafi die Cellonlacke in der Elektrotechnik alt- gewohnte Isoliermaterialien wie Schellack und Gunimi deshalb collkommen verdrangt haben, weil sie sich bei zuverllissiger GleichmiiBigkeit und Reinheit fur die betreffenden Spezial- zweeke besser eignen. Jugme. [BB. 95.1

Die Kohlenwirtschaft RuBlands in und nach dem Kriege. Von Dr. W. H e n r i c i. Mit 2 Ubersichtskarten. Berlin 1924. Ver-

Rufiland gehort nicht zu den kohlenreichen Landern. Sein Gesamtkohlenvorrat wird nach sehr vzrschiedenen Schatzungen mit 234-474 Milliarden t angegeben, wovon als sichtbare Vor- rate nur 69 Millionen t Kohle gelten; vorn Weltkohlenvorrat verfiigt Ruijland nur iiber 3,l yo. Die wichtigsten Kohlenlager, welche, auf weite Landstrecken verieilt, schwer verwertbar sind, befiiiden sich im siidrussischeii Donezgebiet mit dem Schwerpunkt am Asowschen Meer und in Zentralrufiland bei Moskan, wo eine sehr aschen- und schwefelreiche, leicht zer- fallende Kohle gefordert wird. Andere Kohlenvorkommen liegen in den Regierungsbezirken Kiew, Cherson, Jekaterinos- law, am Nordabhang des Kaukasus, in der Kirgisensteppe, im westsibirischen Kusnetz- und Minussinsbecken, in Turltestan und auf Sachalin. Braunkohle von begrenzter Giite findet sich ostlich vom Ural, westlich von Krassnojarsk und bei Irkutsk.

Von der russischen Vorkriegskohlenforderung lieferte das europaische Rufiland 93 yo, der Rest verteilte sich auf Sibirien und Turkestan. Im Jahre 1922 war die Forderung rund eiii Drittel des letzten Friedensjahres; iiber 70 Yo entfielen allein auf das Donezbecken. Im Friedeii schon war die wirtschaftliche Lage des russischen Kohlenbergbaues gekennzeichnet durch standige Verteuerung der Forderkosten, welche durch die nicht einfache Lagerung der Floze, deren geringe Machtigkeit und grofie Tiefe, die weite Ausdehnung der Reviere und anderes mehr verursicht war. Haupthenimungen des Bergwerksbetriebs lagen jedoch im stkindigen Arbeitermangel, in der Ernahrungs- frage sowie den Schwierigkeiten der Kapital- und Betriebs- mit telbeschaff ung.

Ruijland besitzt keinen sefihaften, bodenstandigen Berg- arbeiterstand; aus seiner nomadenhaft wandernden Arbeiter- hevollrerung laBt sich keine geschulte Belegschaft mit plan- mafiiger Heranbildung, zureichender Schulung der Hauer und Erfahrung mit den ortlichen Verhaltnissen ausbilden. Im russischen Kohlenbergbau spielen belgisches und franzosisches Kapital die Hauptrolle; 70 O,& der Unternehniungen waren 1917 in auslandischen Handen. Bei sich standig mindernder Forder- leistung und dem eingetretenen Verfall der Eisenbahnen konn'e selbst eine planmaBige Verteilung und zeitweilig weitgehende Beschlagnahmung den dringendsten Bedarf der zu beliefernden Kriegswirtschaft nicht befriedigen. Besonders seit der Revo- lution im April 1917 wurden die Arbeiterfrage und die immer schwieriger sich gestaltende Ernahrungslage des Inlands stark

lag J. Springer. (3.-M. 3,60

fuhlbar ; willkiirliche Stillegungen, verkiirzte Arbeitszeit, haufige Verwaltungsschwierigkeiten, Mangel an Cirubenholz, Porder- wagen und sonstigen Betriebsmitteln zeitigten groSen Kohlen- mangel. In den Jahren 1918-1920 drohten Kohlenforderung, Landwirtschaft und Handel ganz stillzustehen. Auch die kurze deutsche Verwaltung von Fruhjahr bis Oktober 1918 konnte der wachsenden Lebensmittelnot nicht abbelfen.

Der kommunistischen Ylanwirtschaft gelang durch allsr- hand Verstaatlichungsplane in k u n e r Zeit die Zertriimmerung der kapitalistischen Privatwirtschaft ; doch konnte sie infolge allgemeiner Unordnung, eines des Wirklichkeitssinnes entbeh- renden Bureaukratismus und Mangel an zielbewuBter Fiihrung den dauernden Arbeitermangel und die grofien Ernahrungs- schwierigkeiten nicht beheben. Der aussichtslose Versuch des Kommunismus, nicht nur das biirgerliche Eigentum zu ver- nichten, sondern Markt und Handel in zwangsweise vorgeschrie- bene Wege zu leiten, und die freie Preisbildung zu unterbinden, mufite scheitern. Zwischen Land und Stadt horte der not- wendige Giiteraustausch auf : eine zugrunde gerichtete Land- wirtschaft stellte die Eneugung ein, und die technischen Lei- stungen der Groijgewerbe sanken. Langsam mildert seit dem Jahre 1921 die Sowjetregierung die vollige Nationalisierung der Betriebe durch Wiederzulassung privater Unternehmungstatig- keit, Heranziehung von Einzelpersonen in fiihrende Stellungen und ausliindischen Kapitals fiir die Betriebe. Uber den fehl- geschlagenen Solidarismus des kommunistischen Arbeiters, strengsten Zwang der Gutererzeugung und -verteilung, der mili- tarisierten Arbeitspflicht geht heute Rufiland, im Kreislauf wirt- schaftlicher Methoden, iiber zur freier! Arbeiternachfrage, zur freien M'irtschaft und zum freien Bandel.

Sls Iiiickgrat der russischen Volkswirtschaft ist der Bauer anzusehen. Die Kernfrage des beginnenden Wiederaufbaus liegt im russischen Ackerbau, dessen allniahliche Gesundung im ausgleichenden Spiel der freien Krafte, auf natiirliche Weise ohne aufieren Zwang, auch dem neueii Aufschwung der dar- niederliegenden russischen Kohlenwirtschaft dienen wird.

In dem besprochenen kleinen Uuch rollt H e n r i c i in ge- drlngter iibersichtlicher Darstellung dieses Bild der wichtigsten Grundlagen und Entwicklungsstufen russischer Kohlenwirtscha ft auf. Eine kurze, am SchluD gegebene Zusammenstellung deutscher und russischer Literalur ermoglicht dem Suchendeii eingehendere Studien auf dieseni Gebiete. Ober Versaud und Verteilung der Brennstoffe und die ortliche Lage einzelner Kohlengebiete innerhalb des russischen Reichs geben Uber- sichtstafeln Aufklarungen. Jedeni, der sich iiber die bisherige wechselvolle Entwicklung, den neuerei: Fortschritt und den heu- tigen Stand der russischen Kohlenwirtschaft belehren lassen will, kann das kleine beachtenswerte Buch warmstens empfoh- len werden. Faber. [BB. 141.1

Fiinf Vortrage aus den Jahren 1920-1923. Uber die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. - Die Chemie im Kriege. - Das Zeitalter der Chemie. - Neue Arbeits- weisen. - Zur Geschichte des Gaskrieges. Von F. H a b e r.

Das R. W i 11 s t a t t e r gewidmete, schon ausgestattete Biichlein enthllt Gegenstande, die nicht nur chemisch, sondern auch kulturhistorisch von grofiem Interesse sind. Sie werden von allen Chemikern freudig begriiijt werden, weil sie teils Bekanntes erganzen und in schoner Form zusammenfassen, und weil sie auf andere Gegenstande Lichter werfen, die sie in neuer Beleuchtung zeigen. Man erlebt ein Stuck moderner Kulturgeschichte bei ihrer Lektiire. Der erste Vortrag iiber die D a r s t e l l u n g d e s A m m o n i a k s wurde beim Empfang des Nobelpreises am 2. Juni 1920 gehalten. Er fesselt auch den, der das Thema schon naher kennt, durch die Darstellung der Entwicklung vom Laboratoriumversuch bis zum groijindu- striellen Verfahren und durch viele interessante Einzelheiten. - Der zweite Vortrag: ,,D i e C h e m i e i m K r i e g e" wurde am 11. November 1920 vor den Offizieren des Reichswehrministe- riums gehalten und diirfte vielen Neues bieten. Wir sehen hier, wie die fuhrenden Chemiker und die Industrie es ver- standen haben, sich neuen, selbst von den Militars nie geahnten Forderungen rasch und vollkommen anzupassen und wie so gleichsam hinter den Kulissen jene GroBtaten entstanden sind, die die Welt bewunderte und fiirchtete. Besonders formvollen-

Berlin 1924. Verlag J. Springer. G.-M. 2,70

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[ Zeitsehrift fiir ~ angewandte Chemie Neue Biicher - Personalnachrichten - Vereio deutscher Chemiker

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(let und inhaltsreich ist der Vortrag iiber: ,,I) a s Z e i t a 1 t e r t i e r C h e m i e , s e i n e A u f g a b e n u n d L e i s t u n g e n " , tlen H a b e r a m 10. Dezember 19'21 in der Berliner Akademie tler Wissenschaften hielt. Auch dem Fachmann wird die viel- seitige Darstellung H a b e r s wieder manches Neue oder Be- ltaiintes in neuer Heleuchtung bringen und zu Forschungen an- regen, die hoffentlich aufwarts fiihrende Wege anbahnen. - Ein Vortrag, der ini Mlrz 19'23 bei einer Veranstaltung vor Clem Keichsprasidenten gehalten wurde, befaBt sich mit W i s - s e n s c h a f t u n d W i r t s c h a f t n a c h Clem K r i e g e . Wir erfahren, wie durch den Rohstoffmangel im Kriege vieles, was Zuni gesicherten Besitzstand unberer Technik gehorte, unterging, wie es aber den vereinten Remuhungen von Wissen- schaft und Industrie gelang, mit veranderten Ausgangsniateria- lien iieue Arbeitsweisen in Gang zu bringen, die die alten er- setzten. Vieles zudem, was friiher im Rauch und anderem ver- lorenging, konnte danach gewonnen werden, alles ein Zeichen dafur, wie notig die Wissenschaft ini Staate ist und wie ihre Pflege, tlie Ausgaben, die sie kerursachte, tausendfaltig wieder ririzubringen vermag. - I)er letzte Vortrag: ,,Z u r G e - s r h i c h t e d e s (i a s k a m p f e s'' wurde am 1 . Oktober 1923 vor tier par lamentarischen Untersuchungskommission im Reichs- tag gehalten. Er beleuchtet die volkerrechtliche Seite des Gas- kanipfes niit besonderer Rucksicht auf die Haager Bestim- niungen. An vielen hochinteressanten und wenig bekannten Beispielen wird die Rerechtigung des Gaskampfes dargetan und gezeigt, dafi er von deutscher Seite weder zuerst angewen- det noch in grausamerer Weise gehandhabt wurde als von xnderer besonders franzosischer Seite. Man denkt nach der Lektiirr tlieses untl der vorhergehenden Vortrage anders von dieser Kamptesart, die im 1)urchschnitt humaner ist als die, tlir tlauernde Verstiirnmelungen hinterlafit.

I)as Huchlein bringt also ein uberaus reichhaltiges und iuteressantes Material vom Standpunkt einer bedeutsamen kul- turellrn Einstellung. Jeder wird die geistvollen, auch stilistisch vollentleten Ausfiihrungen mil Nutzen und Freude lesen.

I fenr ich . [BR. 58.1

Handburh der Technisehen MeRgerate. Rearbeitet von Reg.-Rat I h . M'. B l o c k. Mit 88 Abb. Berlin 1923. AusschuB fur

Der Verfasser, Regieruugsrat an der Reichsaustalt fur MaBe und (iewichte, hat in den] vorliegenden Ruche die Meijgerate zusaninirngestellt, die in der Indu3trie vorzugsweise verwendet werden. Es hantfelt sich rlaher urn Mefivorrichtungen, die fur c-inen beqtirninten Zweck moglichst stabil und vor Beschldigung geschutzt angeordnet sind, die fur den bestimmten Versuchs- zweck dauernd zusauimenbleiben, und die man ohne oder rnjt mogljchst wenig Rechnung verwenden kann. Die Anord- nung des StoBes geschah nach der Art tles Arbeitens: Es folgen die Apparaturen fiir mechsnische, thermische, optische, elek- trische Messungeu aufeinander. An die gebrauchlichen Appara- turen zur Messung von Zahlen und Winkeln reihen sich die Instru- inente zur Messung von Zeit, Langen, Fllrhen und Raumen, dann (lie zur Messung der Maije und Gewichte, Dichten, Geschwindig- kriten, I<eschleunigungen, Schwingungen und Erschutterungen an. I)aran whlieBt sich die Messung von Kriiften an festen Korpern, (lie ties 1)rucks und Zugs in Fliissigkeiten und Gasen. Auf die Messung von Lautstarlten folgt die von Elastizitat, Festigkeit, Heibung und iihnliche. Hier qind die Maschinen fur die Prufung von Fliirte, 01 u. a. untergebrachl. Nach den Maschinen fur (lie Nlessung von Arbeit untl Leistung folgen dann die ther- iriis(*hen, optischen, magnetischen und elektrischen Apparate zur Bestimniung von Temperaturen, Warmemengen, Licht- starken, Farben, Stromstarkeu, Spannungen usw. Zahlreiche Abbildungen, tlie (lie Apparate selbst oder ihre schematische Ubersicht rlarstellen, erlautern tlen Text. Henrich. [BB. 49.1

Trink- und Braurhwasser. Von Prof. Dr. H. K l u t , wissen- scahaf11. Mitglied tler preuB. Landesanstalt fur Wasser-, Boden- und Lnfthygiene Berlin-Dahlein. 129 S. Mit 11 Abb. Oktav. Berlin u. Wien 19'24. Verlag Urban & Schwarzenberg.

Wirtschaftliche Fertigung (AWF). G.-M. 10

G.-M. 3,60 1)er Verfasser des vorliegenden kleinen Buchleins ist in-

folge seiner vielan wertvollen Veroffentlichungen einer der be- knnntesten Fachleute Deutschlands auf dem Gebiete der Wasser- versorguIip. Srhon aus diesem Grunde verdient ein von K 1 u t

geschriebenes neues Buch alle Beachtung Die Durchsicht des Ruches bestatigt denn auch vollkommen diese Erwartungen. Unter weitestgehender Berucksichtigung der Literatur sind die AusEuhrungen des Verfassers uberall dem neuesten Stande von Wissenschalt und Technik angepafit. In knappen, klaren untl vollig verstiindlichen Ausfuhrungen wird alles Wesentliche iiber Trinlr- und Brauchwasser dargelegt, so die verschiedenen Arten der Wasserversorgung, die Methoden der Verbesserung des Wassers, die gesundheitliche Redeutung aller in natiirlichen Wassern vorkommenden Stoffe und schliefilich die Untersuchung des Wassers. Einleitend werden geschichtliche, rechtliche, geo- Iogische und hygienische Ausfuhrungen gebracht, und den SchluC, des Buches bildet ein ausfuhrliches Literatur- und Sachverzeich- nis. Jedem, der mit diesen Fragen zu tun hat, kann das Buch wertvolle Dienste leistpn. TiUntuit.s. [HH. 138.1

I Personal- und Hochschulnachrichten. I Geh. Rat Prof. Dr. W i 1 1 s t if t t e r , Miinchen, hat einen

Rul zur Ubernahme des Lehrstuhls fiir Chemie an der Universi- tat Heidelberg als Nachfolger von Geh.-Rat C u r t i u s erhalten.

Prof. Dr. G. M i e , Halle, hat den an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl der Physik an der Universitat Freiburg i. B. angenommen.

E r n a n n t w u r d e n: zum Ur.-Ing. E. h.: Generaldirektor I<. K r a i g e r , Helmstedt, von der Hergakademie Freibery; A. P i s t o r i u s , Generaldirektor der Furst Plefischen Berg- werltsdirektion Kattowitz von der Technischen Hochschule Bres- lau; Geh. Hergrat E. T r e p t o w , Prof. der Bergbaukunde an der Bergakademie Freiberg, von der Technischen Hochschule Berlin in Wiirdigung seiner Verdienste um die Bergbau- und Aufbereitungskunde und die Geschichte des Bergbaues; K. U I 1 r i c h , Oberingenieur der Krupp-Grusonwerke Magde- burg von der Technischen Hochschule Rreslau. - Dr. F. A. F r e e t h von der Universitat Liverpool zum Ehrendoktor; Generaldirektor Dr.-Ing. P i a t s c h e r k und Bergassessor a. I). H. S c h e r k a m p zu Ehrenburgern der Bergakademie Frei- berg; Prof. J. P o p e zum auswartigen Mitglied der Reale Accademia Nazionale dei Lincei Rom, fur die Abteilungen Physik, Chemie und verwandte Gebiete; die mit dem Titel eines :a. 0. Prof. bekleideten Privatdozenten der Chemie Dr. A. K a i l a n und Dr. A. K l e m e n c zu a. 0. Prof. in Wien; 1)r. S c h i e ni a n n , Leiter des Bakteriologischen Untersuchungs- amtes Berlin, zum Prof.; Dr. V. €1 e n r i , a. 0. Prof. an der philosophischen Fakultat I1 I'aris, zum o. Prof. der Universitiit Ziirich.

Q e s t o r b e u s i n d : Cheniiker Ur. M. B o e s l e r , Mud- chen, Anfang Juli. - Lh--lng. C. E. L. 13 r o w n , Montagnola bei Lugano, infolge eines Herzschlages. - Ing. I)r. t e c h . W. H i n n e r , Assistent an der Deutschen Technischen Hoch- schule Rriinn (Tschechoslowakei) am 9. 7. 1924 im Alter von 28 Jahren; er befalSte sich hauptsiichlich mit halogenometri- schen Studien auf dem (iebiete der Fette (vgl. u. a. Z. ang. Ch. 37, 202 u. 334 [1924]). - I h . E. M a n n h e i i n , a. 0. Prof. fur pharniazeutische Chemie und Assistent am Pharma- zeutisrhen Institut der Universitat Bern, Anfang Juli tlaselbst. - Dr. phil. J. W a g n e r , a. 0. Prof. der Chemie an der Uni- versitat Leipzig, langjahriger (ieschaftsfuhrer der Deutschen Hunsengesellschaft fur angewantlte und physikalische Chemie.

I Verein deutscher Chemiker. I Der Mitgliedsbeifrag fiir 3. Vierteljahr

ist von denjenigen, die ihre Beitrage noch vierteljahrlich ent- richlen, am 1. Juli fallig geworden. Er betrlgt G.-M. 6 mit und G.-M. 4,50 ohne ,,Chemisehe Industrie" und ist bis Mitte August auf Konto 12 650 des Vereins deutscher Chemiker beim Postscheckamt Leipzig einzuzahlen. Bis 'LO. August nieht ein- eegangene Retrage werden durch Nachnahme erhoben, und zwar wird dann der Beitrag fur das ganze zweite Halbjahr mil 0.-M. 12 bzw. G.-M. 9 eingezogen, zuzuglich Nachnahme- spesen und einem Aufschlag von 5 zur Deckung der bureau- ma6igen Unkosteu.

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Bcrlin -- Druek von J. B. Hirschfeld (A. Pries) in Leipzig