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Seite 1 9. April 2011 LDK G1 Gruppe 4 ID-Konzept für die Hiyoo-App Grundlage für die Gestaltung eines Wissensraumes ist die These, dass nicht der physikalische Raum gestaltet wird, sondern das Erkenntnismuster, das der Anwesende von diesem Raum hat. Die Topologie des Wissensraumes wird durch die individuellen Prägungen, Motivationen und Interessen des Anwesenden bestimmt. Hieraus ergeben sich Attraktoren, die individuell definiert werden. Im Folgenden wird das ID-Konzept erläutert, auf dem die Hiyoo-App basiert. Neu an diesem ID-Konzept ist, dass der einzelne Teilnehmer die vollständige Kontrolle über seine Identitätsdaten behält und dem Wissensraum temporär nur die Daten zur Verfügung stellt, die für den aktuellen Besuch relevant sind. Das System des Wissensraums speichert keine identitätsbezogenen Daten, sondern nur Informationen über die Begegnungen, die stattgefunden haben. 1. Grundannahmen Ein Individuum hat eine Kernidentität, die nicht veränderbar ist. Um diese legen sich mehrere Teilprofile, die durch den jeweiligen Kontext beziehungsweise Gruppen bestimmt werden, mit denen das Individuum interagiert. Die Teilprofile, die die Kernidentität umgeben, haben nicht alle dieselbe Qualität: Einige Teilprofile werden nur vorgetäuscht oder bewusst gefälscht, andere Teilprofile werden verschwiegen oder sogar aus dem Bewusstsein verdrängt. Das Individuum muss daher die Möglichkeit haben, seine Teilprofile auch im virtuellen Raum selektiv weiterzugeben. 2. Modellbildung Das ID-Management für die Hiyoo-App besteht aus den folgenden drei Kognitions- Ebenen: Ebene 1: Der Wissenssafe, in dem sämtliche Daten gesammelt werden, die über den Teilnehmer bekannt sind. Ebene 2: Der Besucher des Wissensraumes, der anderen Teilnehmern begegnen möchte. Ebene 3: Der Teilnehmer, der sich durch eine kontextbezogene Identität definiert.

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9. April 2011

LDK G1 Gruppe 4

ID-Konzept für die Hiyoo-App

Grundlage für die Gestaltung eines Wissensraumes ist die These, dass nicht der

physikalische Raum gestaltet wird, sondern das Erkenntnismuster, das der Anwesende

von diesem Raum hat. Die Topologie des Wissensraumes wird durch die individuellen

Prägungen, Motivationen und Interessen des Anwesenden bestimmt. Hieraus ergeben

sich Attraktoren, die individuell definiert werden.

Im Folgenden wird das ID-Konzept erläutert, auf dem die Hiyoo-App basiert. Neu an

diesem ID-Konzept ist, dass der einzelne Teilnehmer die vollständige Kontrolle über seine

Identitätsdaten behält und dem Wissensraum temporär nur die Daten zur Verfügung

stellt, die für den aktuellen Besuch relevant sind. Das System des Wissensraums

speichert keine identitätsbezogenen Daten, sondern nur Informationen über die

Begegnungen, die stattgefunden haben.

1. Grundannahmen

Ein Individuum hat eine Kernidentität, die nicht veränderbar ist. Um diese legen sich

mehrere Teilprofile, die durch den jeweiligen Kontext beziehungsweise Gruppen bestimmt

werden, mit denen das Individuum interagiert. Die Teilprofile, die die Kernidentität

umgeben, haben nicht alle dieselbe Qualität: Einige Teilprofile werden nur vorgetäuscht

oder bewusst gefälscht, andere Teilprofile werden verschwiegen oder sogar aus dem

Bewusstsein verdrängt. Das Individuum muss daher die Möglichkeit haben, seine

Teilprofile auch im virtuellen Raum selektiv weiterzugeben.

2. Modellbildung

Das ID-Management für die Hiyoo-App besteht aus den folgenden drei Kognitions-

Ebenen:

Ebene 1: Der Wissenssafe, in dem sämtliche Daten gesammelt werden, die über

den Teilnehmer bekannt sind.

Ebene 2: Der Besucher des Wissensraumes, der anderen Teilnehmern begegnen

möchte.

Ebene 3: Der Teilnehmer, der sich durch eine kontextbezogene Identität definiert.

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Überprüfung des Modells anhand des Beispiels der Apple-Welt:

Die Wissenssafe ist iTunes, dem Besucher werden durch eine iPhone-App mögliche

Begegnungen mit anderen Teilnehmern angeboten. Was in der heutigen Apple-Welt fehlt,

ist die Modellierung der Identität des Individuums. Denn die Apple-ID dient im

Wesentlichen nur für das Bezahlen der über iTunes bestellten Apps und Multimedia-

dateien. Ansonsten wird das Identitätsprofil anhand der über iTunes geladenen

Multimediadateien ermittelt. Die Innovation besteht also darin, die Identität des

Individuums in das Modell mit einzubeziehen.

3. Identitätsschichten

Die Identität eines Individuums hat die folgenden Schichten:

Die Kernidentität (CORE), die aus unveränderlichen Identitätsdaten besteht wie

Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum und -ort. Über diese Daten, die Teil der

staatlich erfassten Meldedaten sind, kann ein Individuum in der Regel eineindeutig

bestimmt werden.

Das REISS-Profil1 (MOTIV), das die Lebensmotive, den Charaktertyp und das

Wertesystem eines Individuums beschreibt. Untersuchungen haben gezeigt, dass

das REISS-Profil ein Leben lang weitestgehend identisch bleibt, es sei denn, die

Persönlichkeit wird im Kern erschüttert (der sogenannte X-Faktor).

Das Bewegungs-Profil (MOVE), das die Bewegungen in der realen Welt umfasst

(GPS, Facebook-4Square) sowie in der virtuellen Welt (Web-Links, Cookies, „I Like

it Buttom“ etc.)

Kontextspezifische Attribute, die soziologische Kategorien wie Freizeit, Familie,

Business, Sport und Kultur beschreiben

Die Modalitäten/Gefühle (MOOD), die das Individuum bewegen, der Modus, in

dem das Individuum sich befindet. Das Fraunhofer Institut arbeitet daran, anhand

biometrischer Merkmale wie dem Gesichtsausdruck Gefühle erkennen zu können.

Letzte Stufe des Identifikationsprozesses ist die Bildung von Wissen. Diese Schicht

umfasst auch Werturteile und die Selbsterkenntnis.

Wenn ein System Kenntnis der ersten beiden Schichten CORE und MOTIV hat, kann das

Verhalten eines Individuums relativ gut vorausgesagt werden (Zukunftsvision im Film

Minority Report). Diese Daten sind in der virtuellen Welt in der Regel nicht vollständig

verfügbar und dürfen in Europa aufgrund der restriktiven Datenschutzpolitik nur unter

1 Siehe http://www.reissprofile.eu/

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besonderen Auflagen gespeichert und insbesondere nur für den Kontext genutzt werden,

in dem sie erfasst wurden. Eine Wiederverwendung dieser Daten für andere Zwecke ist

derzeit rechtlich nicht zulässig.

Daher erfassen digitale Systeme die Bewegungsdaten und versuchen mit Hilfe von

künstlicher Intelligenz (KI) Rückschlüsse auf die CORE, MOTIV und MOOD-Identitäten zu

schließen.

4. Prototypting des ID-Modells

Die drei Kognitions-Ebenen werden nun wie folgt präzisiert:

Der Wissenssafe ist ein durch das Individuum kontrollierter Ort im Netz, in dem

alle individuellen Daten sicher gespeichert werden. Dritte haben keinen Zugriff auf

diese Daten. Die hier gespeicherten Daten sind unabhängig von Ort und Zeit und

speichern die identitätsbezogenen Daten sowie Erfahrungen und das Wissen ab,

die perpetuiert werden sollen.

Das ID-Pattern ist ein mobiles Device (ID-Karte oder ID-App), dass die Daten zu

den ID-Schichten CORE, MOTIV, MOVE und MOOD abbildet. Das Individuum kann

die Identitätsdaten freischalten, die für den aktuellen Kontext relevant sind. Diese

Personalisierung ruft aus jedem dieser vier Schichten nur bestimmte Daten ab.

Diese Daten sind von Zeit und Ort abhängig und dynamisch.

Der Wissensraum wird durch die Individuen aufgespannt, die sich aktuell in dem

virtuellen/physischen Raum begegnen. Die im Wissensraum gespeicherten Daten

sind von Zeit, Ort und Individuen abhängig und dynamisch. Der Wissensraum

besteht aus einem Hintergrundsystem und einer mobilen App.

5. Integration des ID-Patterns in den Wissensraum

Das Hintergrundsystem des Wissensraums merkt sich nur die Daten, die die Begegnung

betreffen, nicht die Person und ihre Identität. Diese Eigenschaft muss alle Beteiligten von

Beginn an klar sein, damit Datenschutzbedenken den Eintritt in den Wissensraum nicht

verwehren. Feed-back an das System ist unbedingt erforderlich, damit die künstliche

Intelligenz sich verbessern kann.

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Wenn ein Individuum den Wissensraum verlässt, werden seine mitgebrachten ID-Daten

gelöscht; damit ändert der Wissensraum seine Topologie und die darin modellierten

Attraktoren. Außerdem können die gewonnenen Begegnungen, Erfahrungen und

Wissensgewinne in den Wissenssafe überspielt werden. Hiermit werden die ID-Daten

wieder angereichert. Bei der nächsten Personalisierung des ID-Patterns können diese

zusätzlichen Daten freigeschaltet und somit in den Wissensraum mitgenommen werden.

Der Wissensraum wird konkretisiert über eine App, die dem Nutzer inspirierende

Begegnungen visualisiert, sowie einem Hintergrundsystem, das aus den vorhandenen

Daten Vorschläge für Begegnungen generiert.

Die App zeigt dem Nutzer die Attraktoren (Fähnchen bzw. Quadrate) an, die für ihn

inspirierend sein könnten. Mögliche Attraktoren können andere Individuen sein, die mit

ihrem ID-Pattern den Wissensraum betreten haben oder auch Objekte, die in dem

Wissensraum über IP-Adressen (z.B. über RFID oder NFC) identifizierbar sind.

Da ein Individuum sein ID-Pattern jeweils neu personalisieren kann, zwingt das System

den Nutzer nicht in vorbestimmte Muster, sondern lässt bewusst Spielraum für das

Experimentieren mit verschiedenen Identitäten.

6. Fazit

Der Wissensraum bietet somit einen spielerischen Umgang mit der Frage „Wer bin ich“

(ID-Entertainment) und ermöglicht so Inspiration durch Begegnung.

Die drei Systembestandteile „Wissenssafe“, „ID-Pattern“ und Hiyoo-App können alle auf

dem iPhone oder einem anderen mobilen Device realisiert werden.