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  • 8/6/2019 gamma #190

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    gamma190antiaschistischer Newsyer Leipzig & Umgebung gamma.noblogs.org

    Doppelausgabe Frhjahr 2011

    Netter Versuch: Johnny, das trojanische Pferd 3 Auen Zaun, innen braun: ein Blick in die O8 4 Nazileaks: alle NPD-Mitglieder in Nordsachsen 6 Nach den Razzien: gegen staatliche Anti-Antifa 8

    Mit Gewalt gegen Ultras:Rechtsruck in der Lok-Fanszene

    Liebe lesende AntifaschistInnen, nicht jedeMode mitzumachen ist keine Entschuldigungdafr, den Fortschritt zu verpassen. Daher wirddie GAMMA-Website (gamma.noblogs.org)nun auch zur Berichterstattung genutzt alsErgnzung zu den stets schnell vergriffenenPrintausgaben. Fr die interessieren sich inletzter Zeit nicht nur die einschlgigen Anwalts-kanzleien (siehe GAMMA 189) sondern auchdie Kriminalpolizei, die Ermittlungen gegendie Redaktion aufgenommen hat. Wider dieekelhafte Mode des vorauseilenden Gehor-

    sams mchten wir bemerken, dass Lesen undBesitzen dieses Newsyers legal sind. DasGAMMA gibts nur unzensiert oder gar nicht!

    Der 1. FC Lokomotive Leipzig und seinFananhang sind lngst in Verru: Sieht

    man von vereinzelten gutmeinenden A kteurIn-

    nen ab, deren Engagement kaum zur Geltung

    kommt, kann man von einer rechten Fanszene

    sprechen (siehe GAMMA 179181, 184, 187). Die

    Aktivitten ihrer Anhnger beinhalten ber-

    grie au AntiaschistInnen, das Mitmarschie-

    ren bei Nazidemonstrationen und das Fahren

    von Lautsprecherwagen bis hin zu Ordner-

    diensten im Aurag der NPD.

    Die selbsternannten Junghools der ent-

    scheidenden Fangruppen Scenario Lok und

    Blue Caps LE hngen einem nationalsozi-

    alistischen Weltbild an, das sie nicht einmal

    verleugnen sondern gleich damit hausieren

    gehen: Man denke an Blue Caps-Che Enrico

    Bhm, der das Nazi-Zentrum in der Odermann-

    strae 8 in Beschlag genommen, r die NPD

    zum Leipziger Stadtrat kandidiert und Anti-

    Kinderschnder-Aumrsche im Leipziger

    Osten mit Stargast Holger Apel angeleitet hat.

    Die Situation liegt au der Hand, sie ist

    schlecht, und sie hat sich weiter zugespitzt.

    Whrend der vergangenen Winterpause planten

    Blue Caps und Scenario den Zusammen-schluss zu einer gemeinsamen Fanorganisati-

    on namens Fanszene LOK. Der Zusammen-

    schluss an sich ist r Auenstehende bereits

    ein berraschender Schritt, wenn man an das

    szenetypische identitre Gebaren solcher Grup-

    pen denkt. Eine weitere davon, die Blue Side

    Lok, sollte ebenalls am neuen Projekt beteiligtwerden.

    Blue Side Lok stand bisher mit im Ver-

    dacht, beim A-Jugend-Derby gegen FC Sach-

    sen Leipzig am 5. Februar 2006 zum mensch-

    lichen Hakenkreuz Austellung genommen

    zu haben direkt davor war schlielich eine

    Blue Side-Zaunahne beestigt. Andererseits

    haben sich Mitglieder dieser Gruppe an der

    Antia-Demonstration am 1. Mrz 2008 in

    Leipzig-Reudnitz beteiligt und sich in einem

    berregionalen Fanzine sogar als antirassis-

    tische Gruppe dargestellt. Solange solche At-

    titden nicht ins Stadion kommen, ignorierte

    man in Lok-Kreisen die politischen Dieren-

    zen mit Blue Side.

    Widersprchliche Lebenszeichen

    Auch r das Projekt Fanszene Lok sollte nur

    die unschuldige Liebe zum Verein als gemein-

    samer Anker herhalten. In Februar 2011 gab es

    in Form eines neuen Fanzines unter dem nahe-

    liegenden Titel Fanszene LOK Leipzig dann

    ein erstes Lebenszeichen des neuen Bndnisses.

    Rckseitig augedruckt: Die Logos von Scena-rio, Blue Caps und Blue Side.

    Doch diese Selbstdarstellung war bei Er-

    scheinen bereits veraltet: Eine Woche vor dem

    Derby gegen den FC Sachsen Leipzig am 6.

    Februar 2011 scherte die Blue Side aus und

    trennte sich von ihren rechten Mitgliedern.

    Istvan Repaczki (M.) und Markus Weidhase (r.) in der ersten Reihe: Die Fanszene LOKtra sich am 6. Februar 2011 in der City r einen Marsch zum Derby gegen den FC Sachsen.Kein Aufmarsch, nirgends?

    Schon wieder Polizeikessel statt Aufmarsch, dazu mehr als15.000 GegendemonstrantInnen: Dresden hat gesessen,und zwar so sehr, dass die Nazis selbst nicht wissen, woihnen der Kopf steht. Das Freie Netz zog sofort Konse-quenzen: Wenn die Masse nicht bereit ist, ihren verbal-radikalen Konzepten zu folgen, wird es in unabsehbarer[!] Zukunft keine nationalen Grodemonstrationen mehr

    geben. hnlich hatte sich schon das AktionsbndnisLeipzig kurz vor Jahresbeginn geuert und versprochen,von Grodemonstrationen abzusehen, nachdem der 16.Oktober 2010 ebenfalls zum Reinfall wurde. Auf die selbstgezogenen Konsequenzen der Nazi-Strategen sollte manindes nicht reinfallen: Das Freie Netz mobilisiert u.a. zum1. Mai nach Halle, Dresden 2012 ist schon gebucht. Erfah-rungsresistenz gehrt wohl zum Kampf um die Strae.

    Solidarische Lektre

    Hnde weg: Am 19. Februar gab es in Dresden eineRazzia gegen die angebliche Infostruktur der Antifaprotes-

    te: Ein SEK strmte das Pieschener Jugendfreizeitzentrum.Der Betreiberverein Roter Baum wehrt sich gegen die Krimi-nalisierung: haendewegvomrotenbaum.blogsport.de

    Gegen Pro & Co.: Unter dem Titel AntimuslimischerRassismus & rechtspopulistische Organisationen ist eineBroschre des Berliner Apabizerschienen. Parteien wieDie Freiheit und Pro-Splittergruppen werden zur-zeit auch verstrkt in Sachsen aktiv: www.apabiz.de

    Ortswechsel: Das Dresdner Rechercheteam (ART)hat im Februar die 17. Ausgabe ihres Review-Newsyersverffentlicht: venceremos.sytes.net/artdd.html

    Einblicke: Im Rahmen der Kampagne Fence Off

    ist ein Infoblatt ber das Nazi-Zentrum in der LeipzigerOdermannstrae erschienen: www.fenceo.org

    Update: Die Frhjahrs-Ausgabe der Leipziger Zu-stnde News des Projekts chronik.LE ist erschienen.Mit dabei eine kritische Einschtzung der Erfolgsmel-dungen hiesiger NPD-Verbnde. Das Heft gibts auchgedruckt in vielen Locations. goo.gl/dO9oh

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    gamma 190 Rechtsruck in der Lok-Fanszene (Fortsetzung von Seite 1)

    Auerdem lag wohl gruppenintern ein neues Ultra-

    Konzept r eine bunte Fankurve bereit, in dem

    sich angeblich gegen Nazis ausgesprochen wurde. In

    einem Ultra-Forum machte sogleich ein Antirassis-

    mus-Vorwur (!) die Runde.

    Zum besagten Derby am darauolgenden

    Samstag sind die Ex-Blue Side-Leute dann auch

    nicht erschienen. Stattdessen sammelten sich au

    dem Markt in der City etwa 70 Personen, die zu

    Blue Caps, Scenario Lok und den Freien Kr-

    ten Leipzig gehren. Gekommen waren auch die-

    jenigen, die wegen ihrer Gesinnung aus Blue Side

    ausgeschlossenen worden waren. Beim Marsch ins

    Stadion lieen die Nazikader Istvan Repaczki und

    Markus Weidhase in der ersten Reihe des Mobs. Im

    Stadion gesellten sich die Leipziger Nazis Sebastian

    Ristau und Paul Homann zu ih nen, auerdem Ver-

    treter des Freien Netzes Borna-Geithain, nament-

    lich Manuel Tripp, Albert Reimann, Peter Khnelund Sebastian Oehme. Das Spiel wurde zum ersten

    und demonstrativ aschistischen Schaulauen der

    Fanszene LOK.

    Faschistischer Schulterschluss

    Der Naziauritt dokumentiert einen Schulterschluss,

    der bereits seit Jahren auerhalb des Stadions sicht-

    bar ist, bei regionalen wie bundesweit beworbenen

    Naziaumrschen. Dass Nazis nun erkennbar an der

    Spitze der Probstheidaer Fanszene mit ihren nicht

    wenigen rechtsoenen, jungen Fuballans stehen,

    ndert auch die Hierarchie im Stadion: Bisher war

    Blue Side Lok erster Ansprechpartner r Fan-

    Nachwuchs mit Ultra-Ambitionen. Dieser Teil der

    Fankultur so kritisch man sie bisher auch einscht-

    zen musste ist jetzt ganz verschwunden.

    Das erhht den Einfuss der Nazi-Fangruppen und

    verschr das Bedrohungsszenario r alle, die von

    ihnen zu Gegnern erklrt werden. Ob der betroene

    Fuballverein dem etwas entgegensetzen kann, steht

    auch deswegen inrage, weil Stadionverbote und der

    Rausschmiss aus dem Fanprojekt schon bisher kaum

    zogen. Nun knnen sich Ausgeschlossene und Nazisbequem durch den Nachwuchs im Stadion vertreten

    lassen und damit au eine Klientel einwirken, die sie

    bisher nicht direkt erreicht haben.

    Fr LOK und Vaterland: Das aktuellsteT-Shirt-Motiv der Blue Caps (links).

    Im Stadion (unten) wo es die BlueCaps vermeiden, als Gruppe auzu-lauen tarnt man sich mit der 23.Alles andere als getarnt sind die

    zahlreichen bekannten Gesichter au derTribne, hier zu sehen beim Fanszene-Schaulauen am 6. Februar 2011 imLeipziger Zentralstadion.

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    antiaschistischer Newsyer r Leipzig und Umgebung

    Seiten 2 / 3

    Netter Versuch:Johnny, das trojanische PferdIn der vergangenen GAMMA-Ausgabe wurde Sebastian Ristau geoutet, manchen auch als Johnnybekannt. Erst seit kurzem ist ein entscheidendes Detail seiner politischen Biografe bekannt:Der Gohliser Nachwuchs-Kader verscheuert Inormationen ber seine Kameraden an die Behrden.

    Kein Geheimnis: Verassungsschutz und andereBehrden rekrutieren Inormanten, um politischeSzenen auszuhorchen, Personen-Zusammenhnge au-

    zuklren und Insider-Inormationen abzugreien. Das

    passiert auch bei den Leipziger Nazis im Umeld des

    Nationalen Zentrums in der Odermannstrae 8.

    Dort treibt sich seit 2009 der 21-jhrige Sebastian

    Johnny Ristau herum und mumalich seit Anangan lieert er Inormationen an den Verassungsschutz.

    Der NSHC-Nazi, der sich im Klischee-Outt bei ast

    allen groen Aumrschen und Szene-Veranstaltungen

    blicken lsst, agiert dabei zurckhaltend und gibt sich

    linientreu (was er vielleicht wirklich ist). Innerhalb

    krzester Zeit kam er aus dem Nichts geradewegs in

    den Kern der damals noch heranwachsenden Leipzi-

    ger Jungnaziszene und bernimmt seitdem bereitwil-

    lig Augaben, durch die er in eine Mittelsmann-Rolle

    r die Szene-Kommunikation gert und dadurch

    alles mitschneiden kann.

    Beispielsweise wurde Ristau im September 2010im Voreld der Antikriegstags-Demonstration als

    Kontaktmann der schsischen

    Kameradschaen deligiert und

    brach schon eine Woche vor dem

    Aumarsch zu einer politischen

    Dienstreise ins Ruhrgebiet au.

    Ristaus Interesse gilt dabei

    nicht nur der engeren Leipziger

    Naziszene, sondern auch der Fan-szene des 1. FC Lokomotive. Bei

    Feierlichkeiten der einschlgigen

    Fangruppierungen kreuzt Ristau

    gelegentlich au. Und seit Okto-

    ber 2010 konzentriert er sich au

    das Freie Netz Borna-Geithain

    und das drfiche Umeld der

    Manuel-Tripp-Generation. Zu

    Veranstaltungen im Leipziger

    Umland hrt er am liebsten ganz alleine, etwa zu einer

    Kundgebung in Geithain im Oktober 2010 oder zum

    Hallenturnier in Beilrode, an dem auch der Rote SternLeipzig teilgenommen hat.

    Man braucht es nicht erraten, dass die Strukturen

    des Freien Netzes in Leipzig und Umgebung von be-

    sonderem und anhaltendem Interesse bei amtlichenStelle sind. Good bye, Johnny!

    Johnny Ristau bei einem Aumarsch (l.) und beim Hallenturniergegen den Roten Stern Leipzig (RSL).

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    gamma 190 besondere Einblicke

    Auen Zaun, innen braun:

    Ein Blick ins Nazi-ZentrumWie sieht es eigentlich in der Odermannstrae 8 aus? Fotos von Nazi-Partys und hnlichenVeranstaltungen im NPD-Brgerbro erlauben detaillierte Einblicke und die Rekonstruktioneines Grundrisses. Unser besonderer Dank dar gilt Janine Baki.

    Die Odermannstrae 8, augenommen am 24. Januar 2010whrend des Ordnertreens zum Dresden-Aumarsch

    Veranstaltungsraum

    Die Bar, bemannt mit Felix Schoenerstedt, Klaus-Peter Kotrund Stean Gruhn (v. l.)

    Bar mit Scenario-Lok-Logo

    Tom Schulz und Andreas Siegel in der Kche

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    antiaschistischer Newsyer r Leipzig und Umgebung

    Seiten 4 / 5

    Erdgeschoss (o.) und erstes Obergeschoss au dem Grundstck Odermannstrae 8, rekonstruiert u.a. nach nebenstehenden Fotografen.

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    gamma 190

    Das sind alle 37 Mitgliederdes NPD-KreisverbandesNordsachsenEtwa 60.000 E-mails wurden der Presse im Februar zugespielt. Das brisante Datenmaterial (Nazi-Leaks) dokumentiert die Kommunikation innerhalb der Partei. Einige Perlen der Nazi-Korrespon-

    denz wurden bereits verentlicht wir legen nach mit einer kompletten Mitgliederliste des NPD-Kreisverbandes Nordsachsen (rechts), zusammengestellt vom Kreisvorsitzenden Maik Schefer.

    Dokumentation: Nazi-Leaks

    Zum Background der NPD-Mail-Daten

    Niemand wei, wie die NPD-Mails an die entlich-keit gekommen sind. Vermutlich konnten sie direktvon Servern der NPD kopiert werden: Betroen sind die

    Mailaccounts zahlreicher Verbnde und Unterorganisati-

    onen der Partei, die sich scheinbar denselben Mailserver

    geteilt haben. Die brisanten Nachrichten sind zwischen

    Mrz 2010 und Januar 2011 verschickt worden.

    Der Zeitraum ist interessant, weil das Projekt Wiki-

    leaks bereits Anang 2010 bekanntgegeben hatte, etwa

    37.000 E-mails der NPD verentlichen zu wollen. Dasist zwar bis heute nicht geschehen aber der NPD ist es in

    der Zwischenzeit auch nicht gelungen, bestehende Sicher-

    heitslcken zu stopen.

    Nach der Verentlichung einiger Auszge aus den

    neuen E-mails unter anderem in der TAZ und bei

    Spiegel Online sprach die Partei von mglicherweise

    manipulierten Briefen. Zugleich wurde vor dem System

    gewarnt, welchem es mglich sei, die gesamte E-Post der

    NPD mitzulesen. Hinweise au eine Manipulation der

    E-mail-Daten gibt es indes nicht, systematische Flschun-

    gen sind augrund der Datenmenge unwahrscheinlich.

    Der augezeichnete Mailverkehr besttigt das eindeuti-

    ge Image der NPD (Deutscher Gru, Heil Hitler, Bim-

    bos, Negerkinder), erhellt aber auch viele parteiinterne

    Auseinandersetzungen. Daraus geht u.a. hervor,

    wiedieFusionmitderDVUetwadurchDokumenten-

    lschungen und bestellte Abstimmungen beschleu-

    nigt werden sollte,

    wiedurchGeldundArbeitskrafderschsischenLand-

    tagsraktion Wahlkmpe in anderen Bundeslndern

    rechtswidrig gerdert werden,

    wiehoheFunktionre,etwaUdoPastrs,ihrereigenen

    Partei Geldbetrge leihen und sich an den stattlichen

    Zinsen bereichern, wieeinbestimmtesAbstimmverhalteninKommunal-

    parlamenten durch die Parteispitzen erzwungen wird.

    Den letzten Punkt dokumentieren wir nebenstehend am

    Beispiel der NPD-Abgeordneten im Leipziger Stadtrat.

    Die beiden Leipziger NPD-Abgeordneten wurdenlaut NPD-E-mails hinsichtlich ihres Abstimm- verhaltens instruiert und berwacht. Zunchst hatten

    Gerhardt und Uer Anang Ende 2010 im Stadtrat r die

    Abwahl des vom Oberbrgermeister Jung geschassten

    Kulturdezernenten Michael Faber gestimmt und da-

    mit eine sehr knappe Zwei-Drittel-Mehrheit gegen Faber

    beschaf.

    Dann schaltete sich Hartmut Krien ein, Che der

    Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der NPD.Kriens Plan: In der zweiten Abwahl-Runde am 19. Janu-

    ar 2011 sollten Gerhardt und Uer entgegen dem ersten

    Wahlgang r den Verbleib Fabers im bisherigen Amt

    votieren. Krien schreibt dazu in einer E-mail: Wenn es

    klappt, da wir quasi als Bestrafung fr unsere Ausgren-

    zung die Abwahl verhindern, wre das ein Erfolg, der die

    bisherigen Nadelstiche weit in den Schatten stellt.

    Empngerin dieser Zeilen ist eine Katrin Khler,

    Chemnitzer NPD-Stadtrtin und Landesvorsitzende des

    Ring Nationaler Frauen (RNF). Krien hlt die Leipzi-

    ger Abgeordneten r zu begrisstuzig, sie wrden nur

    schwerflligverstehen. Khler soll daher im Partei-Au-

    trag deren Wahlverhaltens beeinussen und berwachen:

    Das Schwierige ist, da sie anders abstimmen sollen als

    beim ersten Mal! [] bermittle bitte den Beiden, da das

    eine dringende Weisung ist. Ob man das Wort Befehl ver-

    wenden sollte mu Du in der Situation entscheiden.

    Warum das alles? Die NPD sollte in jedem Fall als Ge-

    winnerin dastehen. Sollte Kulturdezernent Faber doch

    abgewhlt werden, mssen sie behaupten sie htten fr

    die Abwahl also gegen Faber gestimmt, meint Krien, und:

    Bei gelungener Abwahl bitte lgen!Noch in der ersten

    Abwahl-Runde hatte die NPD in einer Pressemitteilung

    geprahlt, ihre Abgeordneten htten sich als das Zng-

    lein an der Waagecontra Faber erwiesen.Ein Fall von Grenwahn, denn Faber wurde schlie-

    lich nicht abgewhlt, worau die NPD-Stimmen im zwei-

    ten Wahlgang berhaupt keinen Einuss hatten. Kriens

    prinzipielle Ansichten zur Kommunalpolitik knnen der

    nebenstehenden E-mail entnommen werden.

    Lgen auf Befehl: Genaue Anweisungen fr Klaus Ufer und Rudi Gerhardt

    From:

    Date: Mon, 24 Jan 2011

    [] Die NPD sitzt nicht im

    Leipziger Stadtrat um dem Ober-

    brgermeister zu helfen, einen

    ihm unliebsamen Demokrten

    durch einen ihm besser in den

    Kram passenden zu ersetzen.

    Feind ist Feind []

    Unsere Aufgabe ist es die

    Kreise des Herrn Jung zu st-

    ren, mit denen er das Volk

    zu besnftigen sucht, damit

    das Kapital freie Hand hat.

    Das ist nmlich das arbeits-

    teilige Grundprinzip der so-

    genannten Demokratie, dem wir

    uns entgegenstemmen. []

    Wenn es uns dabei gelingt, wo-

    chenlang in den Foren und Zei-tungen zu stehen und die Eta-

    blierten sich mit sich selber

    streiten zu lassen, [] dann

    ist das umso besser. Unser Tun

    ist rein taktisch ausgelegt,

    solange bis der Staat von al-

    leine an seinen unsinnigen

    Spielregeln kollabiert. Es sei

    an dieser Stelle den 2 Leip-

    ziger Kameraden [R. Gerhardt

    u. K. Ufer Red.] ausdrck-

    lich fr ihr diszipliniertesAuftreten gedankt, so da es

    nur ergnzender Untersttzung

    durch die KPV bedurfte, um den

    gesamten Leipziger Rat und die

    Journaille aufzumischen.

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    gamma 190

    Redaktionelles (Stand: 17.04.2011)

    E-Mail: [email protected]

    WWW: http://gamma.noblogs.org

    Ihr knnt euch das GAMMA auf Wunsch beiErscheinen einer neuen Ausgabe zumailenlassen. Schreibt uns einfach eine E-mail.

    Mehr zu Nazi-Aktivitten:

    Leipzig: www.chronikle.org Dresden: venceremos.sytes.net/artdd.html RDL: aardl.blogsport.de/investigat ives Zwickau: zwickau.blogsport.de Dessau: www.infothek-dessau.de Berlin: blog.schattenbericht.de

    Berlin & bundesweit: www.apabiz.de Mnchen: www.aida-archiv.de Antifa-Infoblatt (AIB): www.antifainfobla tt.de Der Rechte Rand: www.der-rechte-rand.de Lotta (NRW): projekte.f ree.de/lotta sterreich: www.stopptdierechten.at

    Vor zehn Jahren:Worch krt Leipzig zur Frontstadt

    Kinder, wie die Zeit vergeht! Am 1. September 2001 gab

    es in Leipzig den ersten von insgesamt siebzehn (!) Au-

    mrschen unter Regie des Hamburger Neonazis Chris-

    tian Worch. Zum Auakt erschienen zwar etwa 2000

    Nazis am Leipziger Hauptbahnho. Diese kamen ihrem

    Ziel dem Vlkerschlachtdenkmal aber nur 500 Me-

    ter nher, dann lste die Polizei den Aumarsch au.

    Obendrein kassierten Antias das Nazi-Fronttranspa-

    rent ein. Zuvor wurde die geplante Route besetzt, Folge

    waren Straenschlachten u.a. au der Prager Strae. Ge-

    gen den Aumarsch hatte unter anderem das damalige

    Bndnis gegen Rechts (BgR) mobilisiert. Unter dem

    Motto Deutschland den Krieg erklrenwurden nicht

    nur die Nazis attackiert, sondern auch eine Zivilgesell-

    schas-Kundgebung mit dem damaligen OBM Tieen-

    see au dem Augustusplatz gestrt. Der Tag klang aus

    mit einer linksradikalen Demonstration im Leipziger

    Sden, an der sich etwa 1000 Menschen beteiligt haben.

    Quittung r die energischen Proteste: Umgehend wur-

    de eine Soko links gebildet und eine neue Initiative

    zur Verschrung des Versammlungsrechts gestartet.

    Das dezentrale Konzept hatte sich dennoch bewhrt

    und war ntig, denn schon am 3. November standen die

    Nazis wieder au der Matte Kleine Zeitreise gellig?

    www.left-action.de/archiv/krieg/

    Gegen die Kriminalisierung alter-nativer und autonomer Medien!

    Infos ber Neonazis nimmt die Antifa-Recherchegruppe entgegen: [email protected]

    letzte Worte

    Aus aktuellem Anlass:Gegen staatliche Anti-Antifa!Nach den jngsten LKA-Razzien zitieren wir als eine erste politische Einschtzung eine Pressemit-teilung der Leipziger Antia. Spekulationen sind unangebracht, Anna & Arthur haltens Maul!

    Die Leipziger Antifa (LeA) kriti-

    siert die jngste Welle von Razzien

    in Sachsen und Sdbrandenburg gegen

    linke und antifaschistische Struk-

    turen. Am Dienstagmorgen (12.04.)

    hatten Polizeibeamte im Auftrag des

    Landeskriminalamtes (LKA) 20 Ge-

    schftsrume und Wohnungen durch-

    sucht, darunter eine in Leipzig.

    Anlass dafr sind laufende Ermittlun-gen der Dresdner Staatsanwaltschaft

    gegen 17 Personen, die sich insbe-

    sondere in Dresden an Aktionen gegen

    Neonazis beteiligt haben sollen.

    Ihnen wird die Bildung krimineller

    Vereinigungen nach Paragraf 129 des

    Strafgesetzbuches vorgeworfen.

    Welche konkreten Taten den Be-

    schuldigten zur Last gelegt werden,

    ist unklar. Der zustndige Ober-

    staatsanwalt Lorenz Haase musste

    schon am Mittwoch (13.04.) gegenber

    der Leipziger Volkszeitung (LVZ)

    und den Dresdner Neusten Nachrich-

    ten (DNN) einrumen, keine Informa-

    tionen darber zu haben oenbar

    stochern die Ermittler im Nebel. Der

    Paragraf 129 legitimiert dennoch

    umfassende berwachungsmanahmen. Es

    ist davon auszugehen, dass im aktu-

    ellen Fall Telefongesprche und die

    Internetkommunikation der Betroenen

    ber Monate hinweg berwacht und ihr

    persnliches und kulturelles Umfeld

    dadurch ausgespht worden ist.

    Die Hausdurchsuchungen stehen im

    Kontext eines zunehmend repressiven

    Vorgehens gegen Anti-Nazi-Proteste:

    Bereits am 19. Februar 2011 wurdenin Dresden die Vereinsrume des Ro-

    ten Baum und das Haus der Begeg-

    nung durchsucht, weil von dort aus

    Proteste gegen einen Naziaufmarsch

    untersttzt worden sein sollen. Hier

    wird ebenfalls wegen Bildung einer

    kriminellen Vereinigung ermittelt.

    Es war ebenfalls die Staatsanwalt-

    schaft Dresden, die im vergangenen

    Jahr die Aufhebung der Immunitt des

    schsischen Landtagsabgeordneten An-

    dr Hahn (Die Linke) beantragt hat,

    um gegen ihn wegen eines angeblichen

    Aufrufs zur Blockade des Naziaufmar-

    sches am 13. Februar 2010 ermitteln

    zu knnen. Mit der schsischen Anti-

    Extremismus-Klausel schlielich

    gert auch die Anti-Rechts-Zivilge-

    sellschaft verstrkt unter Druck.

    Whrend beispielsweise die Pro-

    teste gegen die regelmigen Na-

    ziaufmrsche in Dresden bundesweit

    durch Parteien, zivilgesellschaftli-

    che Initiativen und Einzelpersonen

    untersttzt werden, kriminalisiert

    die schsische Regierung das anti-

    faschistische Engagement. Im Rahmen

    der jngsten Hausdurchsuchungen ist

    die Polizei besonders martialischvorgegangen: Bis zu 30 vermummte

    Beamte drangen gewaltsam in die Woh-

    nungen der Betroenen ein.

    Im Rahmen des schsischen Anti-

    Extremismus-Kurses gelingt es der

    Landesregierung seit Jahren nicht,

    Naziaufmrsche oder die alltgli-

    chen bergrie von Nazis auf andere

    Menschen zu verhindern. Stattdessen

    widmet sie sich der Kriminalisierung

    des antifaschistischen Engagements

    und versucht damit, eine Spaltung

    zwischen antifaschistischen Gruppen,

    zivilgesellschaftlichen Initiativen

    und BrgerInnen zu forcieren. Dieses

    politische Manver wird der konser-

    vativen schsischen Regierung nicht

    gelingen. Antifaschismus lsst

    sich nicht verbieten!