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Straße der Gartenkunst 1

Gartenkunst · 2017. 5. 10. · 6.1 Die Gartenliste 77 6.2 Fazit 131 6.3 Die Gartenrouten 133 7 Ziele und Strategievorschläge 141 7.1 Ziele und Strategien 142 8 ZUSAMMENFASSUNG UND

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    Straße der Gartenkunstzwischen Rhein und Maas

    Vorstudie

    Auftraggeber: Nordrhein- WestfalenTourismus e.V.

    Worringer Straße 2250668 Köln

    Tel 0221-179450Fax 0221-1794517

    [email protected]

    Auftragnehmer:Arbeitsgemeinschaft

    Gerd Bermbach

    Landschaftsarchitekt BDLA/ AK NW

    Planungsgruppe Grüner Winkel

    Alte Schule Schule Grunewald

    51588 Nümbrecht

    Tel 02293-3386 Fax 02293-2928

    [email protected]

    Bettina Kreisel

    Tourismusbüro - AixPlan

    Küpperstraße 10

    52066 Aachen

    Tel 0241-601385 Fax 0241-601386

    [email protected]

    Nümbrecht, 19. Juni 2002

    Imma Schmidt

    Landschaftsarchitektin und Freie Journalistin

    Mozartstraße 14

    47906 Kempen

    Tel 02152-559464 Fax 02152-517940

    [email protected]

    Anja Seidenkranz

    Kunsthistorikerin MA

    Clemens-Auguststraße 76

    53115 Bonn

    Tel 0228-224912

    [email protected]

    Layout:

    Maik Böhmer

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    Inhalt

    1 Vorbemerkung 7

    2 Einführung 92.1 Trends und Fakten 92.2 Gartenrouten in Deutschland 102.3 Das „Zentrum für Gartenkunst und

    Landschaftskultur“ auf Schloss Dyck 11

    3 Aufgabenstellung 13

    4 Gartentourismus an Beispielen ausGroßbritannien, Frankreich undDeutschland 15

    4.1 Gartentourismus in Großbritannien 164.1.1 Besucherzahlen 174.1.2 Der Gartentourist in Großbritannien 194.1.3 Effekte des Gartentourismus 214.1.4 Touristische Umsetzung 234.1.5 Zusammenfassung Großbritannien 29

    4.2 Gartentourismus in Frankreich 314.2.1 Besucherzahlen 334.2.2 Der Gartentourist inFrankreich 374.2.3 Effekte des Gartentourismus 394.2.4 Touristische Umsetzung 40

    4.3 Fallbeispiel Gartenreich Dessau-Wörlitz (D) 484.3.1 Besucherzahlen 494.3.2 Der Gartentourist 504.3.3 Effekte des Gartentourismus 55

    4.4 Zusammenfassung 58

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    5 Untersuchungsmethodik undregionale Abgrenzung 71

    5.1 Regionale Abgrenzung desUntersuchungsgebietes 71

    5.2 Untersuchungsmethodik 715.3 Kriterien zur Bestandsaufnahme und

    Bewertung 75

    6 Eine kleine Auswahl -66 Gärten und Parks im Rheinland 77

    6.1 Die Gartenliste 776.2 Fazit 1316.3 Die Gartenrouten 133

    7 Ziele und Strategievorschläge 1417.1 Ziele und Strategien 142

    8 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 147

    9 Anhang 1519.1 Literaturverzeichnis 1519.2 Abbildungsnachweis 1569.3 Verzeichnis der Grafiken 156

    10 Karten 157

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    Vorbemerkung

    Im Zuge der Suche nach neuenTourismuskonzepten, Reisemotivenund Zielen in Nordrhein-Westfalen ge-rät das Sujet der Parks und Gärtenauch im rheinischen Teil des LandesNRW in’s Blickfeld der Tourismus-planung: „Der Tourismus gehört inNordrhein-Westfalen zu den Wirtschafts-zweigen mit den größten Wachstums-potenzialen und Zukunftschancen. Die

    Landesregierung wird die sich bieten-den Chancen nutzen und in dennächsten Jahren verstärkt in die Wei-terentwicklung des Tourismus investie-ren.“ (Schwanhold, E., 2000).Dem folgend wurde über den Touris-mus e.V. Nordrhein-Westfalen die vor-liegende Voruntersuchung in Auftraggegeben, die mit Mitteln des Ministe-riums für Wirtschaft und Mittelstand,Energie und Verkehr und der EUROGA2002plus GmbH des Landes Nord-rhein-Westfalen, finanziert wird.

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    Einführung

    2.1Trends und Fakten

    Trends kann man nicht machen, mankann sie aufgreifen. Der Trend zurGartenkunst als kultur- und freizeit-touristischem Thema ist allenthalbenspürbar - in den Medien und in derNachfrage in entsprechenden Markt-segmenten, bundesweit. Eine Mög-lichkeit, neue Strategien und Ziele fürden Tourismus in NRW zu entwickelnist der Trend zur Beschäftigung mitGärten und Gartenkunst.Gärten, sie nutzen und anzuschauen,sie zu bewirtschaften oder zu besu-chen – das scheint fast so notwendigwie das Atmen... Reden wir über Gär-ten, reden wir über Menschheits-geschichte und über Grund-bedürfnisse. Der erste Ort, den Gottauf Erden schuf - direkt nach der Er-schaffung des Menschen - war einGarten, so Maria Jepsen, die Ham-burger Bischöfin, Anfang Juni 2000 aufeiner Expo-Veranstaltung der grünenBerufsverbände in ihrem Vortrag „Gar-

    ten als Element religiöser Vorstellung“.Dieser Urgarten, so hatte sie erklärt,sei das Idealmodell für den Menschenim Spannungsfeld von Kultur und Na-tur.

    „Lust auf Garten“ titelt auch das Luft-hansa-Magazin im Juni 2000 und stelltzusammen, was nicht nur in der an-gewachsenen Titelzahl von Garten-magazinen deutlich wird: Freizeit-gärtnern ist in Deutschland einWachstumsmarkt – mehr als 10 Milli-arden Euro geben die Deutschendafür jährlich aus. Das Magazin zitiertden Hamburger Trendforscher PeterWippermann, der dem Garten eine„große Zukunft“ bescheinigt. Er sei eineideale Spielwiese für eigene Kreativi-tät und eigne sich zudem als Status-symbol. Neben dem Freizeitgärtnernerleben Gartenreisen in historischeParks und private Gärten einen Boom.Die Gartenreisenden suchen ästheti-sche Erlebnisse, wollen in Blütenschwelgen und – abgucken. Für dieBesucher sind Schauen und Nachma-chen wichtige Gründe für den Besucheines Gartens oder einer Garten-schau: Eine Emnid-Untersuchung zurNRW-Landesgartenschau 2000 „Aquamagica“ Löhne/Bad Oeynhausen

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    brachte an den Tag, was Insider so-wieso wissen - die ‚Leute‘ wollen in ers-ter Linie Blumen sehen, Pflanzen be-staunen und im Park Spazieren gehen.Auch wenn sich der wachsende Marktfür Gartenbedarf und das Freizeit-gärtnern sicher nicht direkt auf dieChancen des Gartentourismus über-tragen lassen, die Zahlen der Industrie-vereinigung Gartenbedarf IVG für2001 sind sehr sprechend. Danachwerden im Bereich Gartenbedarf (Mö-bel, Geräte, Dekoration, Erden undDünger) rund vier Milliarden Euro aus-gegeben, für lebendes Grün (ohneSchnittblumen) sogar fünf Milliarden.Die Branche könne in eine rosige Zu-kunft blicken, so Dr. Renate Köchervom Allensbacher Demoskopie-Insti-tut beim Medientag Garten in Kölnim März 2002. Die Leidenschaft fürGärten sei ungebrochen, stellte Kö-cher dort fest, 58 Prozent der Bevöl-kerung besäßen einen Garten, wei-tere 7,4 Millionen hegten einen bis-her unerfüllten Gartenwunsch. Querzum Zeitgeist, zu Flexibil ität,Globalisierung hält sich die Neigungzu Gärten – anschauen, genießen,darin arbeiten, kreativ sein, wobei dieältere Generation deutlich führt – diesaber konstant. Das bedeutet auch,

    dass die Gartenbegeisterung mit demAlter zunimmt - Zielgruppen nicht aus-sterben, sondern nachwachsen.

    2.2Gartenrouten inDeutschland

    Neben den traditionellen Garten-reisen nach England, Frankreich undin den letzten Jahren nach Hollandund Belgien entstehen auch inDeutschland in zunehmendem Maße„Gartenrouten“. Diese Routen, entlangderer Touristen und Bevölkerung Gar-tenkunst kennen lernen und erlebenkönnen, sind seit Beginn der Diskussi-onen in Nordrhein-Westfalen (im Zu-sammenhang mit der inhaltlichenNeuorientierung der Landesgarten-schauen) in der zweiten Hälfte der1990-er Jahre in mehreren Bundes-ländern mit unterschiedlichen Profilenentstanden: Die „Gartenträume – His-torische Parks in Sachsen-Anhalt“ sindein denkmalpflegerisches und touris-tisches Gesamtkonzept mit infrastruk-tureller Rahmenplanung im Auftragdes Ministeriums für Wirtschaft undTechnologie des Landes Sachsen-

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    1 11 11 11 11 1Anhalt. Die „Route der GartenKultur“im Nordwesten wird alsGemeinschaftsaktion der Stadt Olden-burg, der Regionalen Arbeitsgemein-schaft Bremen/Niedersachsen und inZusammenarbeit mit der DeutschenGesellschaft für Gartenkunst undLandschaftskultur aus EU-Mitteln geför-dert. Die „Oranier-Route“ verbindetHolland, das Rheinland, Hessen, Ber-lin/Potsdam und Mecklenburg.In Nordrhein-Westfalen sind die „Klei-nen Paradiese“ in der RegionTeutoburger Wald zu nennen. Hier wer-den gemeinsam mit privaten Garten-besitzern unter dem Motto „Wegedurch das Land“ 24 historische Gär-ten seit dem Regionale-Jahr 2000jährlich neu inszeniert. Die Routen derIndustriekultur und –natur im EmscherLandschaftspark, die zwar nicht direktauf (historische) Gartenkunst zugreifen,aber Gärten, Parks und Freiräume -bestimmt von Natur und Architektur,Kultur und Kunst – zum Thema haben,sind NRW- typische Themen.Dass das Ruhrgebiet zudem eine statt-liche Anzahl sehens- und denkmal-werter historischen Gärten beherbergt,ist seit der Veröffentlichung des vomKommunalverband Ruhrgebiet her-ausgegebenen Bandes „Vom Kaiser-

    garten zum Revierpark“ (GAIDA/GROTHE ,1997) kein Geheimnis mehr.

    2.3Das „Zentrum fürGartenkunst undLandschaftskultur“ aufSchloss Dyck

    Mit der „Dezentralen Landesgarten-schau 2002 – Gartenkunst am Mittle-ren Niederrhein“ wurde in Schloss Dyckein „Zentrum für Gartenkunst undLandschaftskultur“ gegründet. Einge-bunden in die 2. Regionale des Lan-des Nordrhein-Westfalen, die EUROGA2002plus, konnte die Gartenschau ansieben historischen Standorten Kultur-schätze heben. Die sieben Parks stell-ten sich gemeinsam unter das The-ma einer regionalen touristischen Ent-wicklung. Sie gestalten so nicht nureinen zukunftsweisenden regional-politischen Ansatz, sondern könnendamit bereits als vorgezogenes Auf-taktereignis der touristischen „Straßeder Gartenkunst zwischen Rhein undMaas“ angesehen werden.

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    Parallel zu der vorliegenden Untersu-chung, die als Vorstudie zu einer ver-tiefenden Hauptstudie aufzufassen ist- hier aber einen ersten Handlungs-rahmen bietet -, initiierte die StiftungSchloss Dyck eine Projektentwicklungzur „Straße der Gartenkunst zwischenRhein und Maas“, um in einem (denErgebnissen der Studie) vorgezogenenSchritt die Idee schon zur EUROGA amMarkt zu etablieren. Außerdem solltemit der Projektentwicklung eine Ser-vice-Funktion des in Dyck gegründe-ten „Zentrums für Gartenkunst undLandschaftskultur“ für die Straße derGartenkunst verankert werden.Im Dezember 2001 fanden sich in die-sem Zusammenhang bei einem Auf-taktworkshop um die sieben Landes-gartenschau-Parks herum weitere 23„Gartendeligierte“ zu einem bishernoch informellen Verbund zusam-men. Der Verbund ist offen konzipiert,

    soll wachsen und dient dem Ziel, ge-meinsam Marketing-Maßnahmen an-zustoßen, sich in organisatorischenFragen gegenseitig zu unterstützen,Service-Angebote zu entwickeln unddas Thema insgesamt in die Zukunftzu tragen.Ein, von der Stiftung Schloss Dyck imJuni 2002 heraus gegebener Image-Flyer zur „Straße der Gartenkunst“ isterstes Ergebnis der damit verbunde-nen Marketing-Aktivitäten. Außerdembietet eine geplante Ausstellung desArbeitkreises Dezentrale Landes-gartenschau der EUROGA 2002plus zuden sieben neuinszenierten histori-schen Anlagen Synergieeffekte: DieFreiluft-Ausstellung „Rondell Garten-kunst“ am Hauptstandort der Dezen-tralen Landesgartenschau SchlossDyck dient ebenfalls dazu, die Ideeder Straße der Gartenkunst zu präsen-tieren und zu kommunizieren.

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    Aufgabenstellung

    Nach den erfolgreichen Gartenroutenim westfälischen Teil von NRW und imRuhrgebiet bieten sich nun im Zugeder Suche nach neuen regionalenReisemotiven auch die Parks undGärten im Rheinland für den Kultur-tourismus an. Das macht, am Randebemerkt, deutlich, dass - für manchenvielleicht unerwartet - in NRW ein Po-tenzial für ein „Gartenland Nordrhein-Westfalen“ schlummert, denn NRW istauch der größte Gartenbau-produktionsstandort in Deutschland.Das Rheinland zwischen Kleve undKönigswinter – oder zwischen Rheinund Maas – soviel ist bekannt, beher-bergt eine stattliche Anzahl historischerSchlossparks, Gutssitze, Klostergärten,Stadtplätze, botanischer Gärten, Stadt-und Volksparks, Villengärten oderFriedhöfe. Der LandschaftsverbandRheinland schätzt seine „grünen“ An-lagen auf rund dreitausend. Systema-tische Untersuchungen zumgartenkunsthistorischen Potenzial rhei-nischer Anlagen liegen bis dato je-doch nur verstreut vor.

    Ziel der im Oktober 2001 vom Touris-mus e.V. Nordrhein-Westfalen in Auf-trag gegebenen Untersuchung ist es,festzustellen, ob im rheinischen TeilNordrhein-Westfalens ein ausreichen-des Potenzial an Parks und Gärten fürden Kulturtourismus in Qualität undQuantität vorhanden ist und ob dieseAnlagen als Reisethemen und Reise-ziele für den regionalen Tourismus ge-eignet sind. Mit Blick auf die touristi-schen Regionen NRW’s umfasst dievorliegende Untersuchung denNiederrhein, die Eifel und die RegionAachen, das Bergische Land,Düsseldorf, den Erftkreis, Köln undBonn.Um diese o.g. Ziele zu erreichen, sollein geeigneter Kriterienkatalog mitentsprechender Untersuchungs-methodik erarbeitet werden.Am Ende soll eine Auswahl an, für dieRegion typischen Garten- und Park-typen für die Startphase zur „Straße derGartenkunst“ stehen, die zu regiona-len bzw. thematischen Routen zusam-mengefügt werden sollen. Das Ergeb-nis wird in Kapitel 6 vorgestellt.Darüber hinaus soll anhand von Re-cherchen in klassischen bzw. erst inden letzten Jahren touristisch erschlos-senen Gartenregionen in Großbritan-

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    nien, Frankreich und Deutschlandnachgewiesen werden, wie hoch daswirtschaftliche Potenzial des Garten-

    tourismus in diesen Regionen ist. Die-se Untersuchung folgt in Kapitel 4.

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    Gartentourismusan Beispielen ausGroßbritannien,Frankreich undDeutschland

    „Gardens“ und „Jardins“ - EtabliertesReisemotiv

    Die Gärten Großbritanniens und Frank-reichs sind weit über die Landes-grenzen hinaus bekannt und habentouristische Tradition. In beiden Län-dern bilden sie ein zentrales Themader touristischen Vermarktung für Be-sucher aus dem In- und Ausland. Ihretouristische Bedeutung zeigt sich inden beachtlichen Besucherzahlenund Wachstumsraten dieses Markt-segments, die vor allem seit den 80erJahren stark angestiegen sind. Sowerden britische Gärten derzeit vonrund 16 Millionen Touristen im Jahrbesucht, in Frankreich werden dieBesucherzahlen auf 15 bis 17 Millio-nen geschätzt.

    „Gärten“ - Auch in Deutschland imKommen ...

    Auch in Deutschland zeichnet sich injüngster Zeit eine Tendenz ab, Gärtenzum touristischen Thema zu machen.So etwa die Potsdamer Kulturland-schaft, die mit der Bundesgartenschau2001 verstärkt ins Rampenlicht gerücktund touristisch genutzt wurde, Aktivitä-ten in Sachsen-Anhalt, wo Gärten eineder touristischen Markensäulen bildenoder in Brandenburg, wo Gärten alsHighlight des Landes auf den touristi-schen Websites herausgestellt werden.

    Aufgrund dieser relativ jungen Entwick-lung sind Gärten als eigenes touristi-sches Thema in Deutschland bisherkaum untersucht. In Großbritannienund Frankreich sind sie dagegen seitlangem Bestandteil von touristischenStudien und Statistiken.

    Im Folgenden soll ein kurzer Überblickzu Erfahrungen im Gartentourismus inGroßbritannien und Frankreich gege-ben werden. Er wird ergänzt durcheine Fallstudie aus Deutschland überdie wirtschaftlichen Potenziale desGartenreichs Dessau-Wörlitz in Sach-sen-Anhalt. Die Inhalte stützen sich auf

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    aktuelle Studien und Gespräche mitVertretern britischer und französischerTourismusverbände sowie eine Unter-suchung der Nord/LB Regional-wirtschaft.

    4.1Gartentourismus inGroßbritannien

    Dauertrend Garten

    Die Tatsache, dass Gärten mehr undmehr zur Modeerscheinung gewor-den sind, zeigt sich in Großbritannienin der großen Popularität von Garten-

    sendungen im Fernsehen, deren Zahlständig steigt, im Zeitschriftenmarkt, derüber 25 Gartenmagazine für den Ver-braucher bietet, in der Nachfrage vonAusstellern und Regionen, die Gärtenvermehrt als Kulisse und Aushänge-schild nutzen. Das gewachsene Inter-esse am Thema Garten kann einemgenerellen Trend zu umweltfreundli-chen, grünen Lebensstilen zugeord-net werden, der sich in vielen Industrie-nationen feststellen lässt. (Evans, 2001,S. 158)

    Für die British Tourism Authority (BTA) sindGärten ein Kerngeschäft der Vermark-tung im Ausland. Umfragen bestäti-gen Gärten als ein Hauptreisemotivder ausländischen Besucher, ver-

    Abbildung 1:Der „Weiße Garten“in Sissinghurst

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    1 71 71 71 71 7gleichbar mit dem Königshaus unddem britischen Kulturerbe. (Evans,2001, S. 153) Entsprechend findetman auf der BTA Website unter „Britain’sGardens“ touristische Hinweise mitTourenvorschlägen, Gartenportraits,Veranstaltungskalender etc. In touristi-schen Fachzeitschriften und Reise-magazinen für den internationalenReisemarkt werden Gärten als beson-deres Highlight des Landes herausge-stellt.

    4.1.1Besucherzahlen

    Besucher im Schloss oder im Garten?

    Gärten stehen oftmals in unmittelba-rem Zusammenhang mit Herrenhäu-sern und Schlössern und ziehen alsEnsemble die Besucher an.

    Wenn die Gebäude auch von Innenbesichtigt werden können und attrak-tive Gartenanlagen vorhanden sind,werden teilweise getrennte Eintrittsgel-der für Haus und Garten verlangt, so

    dass die Besucherzahlen von Gartenund Haus differenziert werden können.Erfahrungswerte in Anlagen des Nati-onal Trust zeigen hierbei, dass derAnteil der reinen Gartenbesucher mitzwei Dritteln wesentlich höher liegt alsder Anteil der Besucher, die sowohlHaus als auch Garten besichtigen.

    Gärten in der Statistik

    Der Heritage Monitor zählt für das Jahr2000 rund 4.000 Gärten in Großbri-tannien, die Eintrittsgelder verlangen.Davon sind 339 reine Gartenanlagen,775 Gartenanlagen, die in Zusam-menhang mit historischen Gebäudenstehen und 3.000 Gartenanlagen, dieim Rahmen des „National GardensScheme“ temporär geöffnet sind. Hin-zu kommen rund 2.500 - 3.000 öf-fentliche Gärten, die keinen Eintrittverlangen. (Jacques, D., 2001)

    Besucherzahlen

    In Großbritannien gibt es ein hohesprinzipielles Interesse am Thema „Gar-ten“. Hobbygärtnern gilt als die belieb-teste Outdoor-Aktivität, der rund 50 %

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    der Bevölkerung nachgeht. Die Zahlder regelmäßigen Besucher vonGartenanlagen wird auf 45 % der Be-völkerung geschätzt.

    Die Tourismusstatistikzeigt einen Aufwärts-trend des Garten-tourismus. So konntenGärten in Großbritanni-en ihre Besucherzahlenvon 1989 bis 1999 um22 % steigern und er-reichten damit die dritt-stärkste Wachstumsrateunter den touristischenSehenswürdigkeiten.(English TourismCouncil, 1999)

    Im Jahr 1999 verzeichnete die Kate-gorie „Gärten“ mit 400 reinen Garten-anlagen 16 Millionen Besucher unddamit die höchste Wachstumsrateunter den touristischen Sehenswürdig-keiten im Vergleich zum Vorjahr. (ETC,1999, S. 15 / Evans, M., 2001, S. 153)Unter den Anlagen sind über 30 Gär-ten mit mehr als 200.000 Besucherim Jahr.

    Die tatsächliche Besucherzahl ist noch

    weit höher anzusiedeln, wenn die ein-trittsfreien Gärten hinzu addiert wer-den. So werden etwa allein dieBesucherzahlen der neun königlichenGärten in London auf insgesamt 30Millionen jährlich geschätzt. (Askwith,1999, S. 42)

    Saison

    Die Hauptbesuchszeit ist April bis De-zember, in der 80 % der Besucherkommen. Nach einer Umfrage bei

    Grafik 1, rechts:Die TOP 10 Gärten inGroßbritannien

    Grafik 2:Die TOP 10 NationalTrust Anlagen inGroßbritannien

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    1 91 91 91 91 9380 britischen historischen Gartenan-lagen beträgt die durchschnittlicheÖffnungszeit 215 Tage im Jahr (Askwith1999, S.40).

    Das aktuelle Tageswetter hat einenstarken Einfluss auf den spontanenEntschluss, einen Garten zu besuchen.Grundsätzlich werden saisonale Unter-schiede von vielen Gärten als beson-dere Attraktion hervorgehoben undtouristisch vermarktet.

    Aufenthaltsdauer

    Die meisten Gartenbesucher kom-men im Rahmen eines Tagesausflugsvon zu Hause. Darüber hinaus gibt esein britisches Nachfragepotenzial aneinigen 10.000 Gartenbesuchern, diemehrtägige Aufenthalte mit garten-spezifischen Inhalten bereits gebucht,bzw. Interesse daran haben. (Evans,2001, S. 156)

    4.1.2Der Gartentourist inGroßbritannien

    Die folgenden Daten zum Besucher-profil stützen sich auf eine Befragungvon rund 1.800 Besuchern in Anlagendes National Trust und auf eine Markt-einschätzung des BTA (Askwith, 1999;Hudson, National Trust GardensConference 2001)

    Alter / Familienstand

    Die stärksten Marktpotenziale sind infolgenden Altersgruppen anzusiedeln:

    _ Senioren64+ Jahre

    _ Empty nesters / Boomers

    Abbildung 2:Das Palmenhaus in

    Kew Gardens,London

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    42-60 Jahre_ DINKS

    35-55 Jahre(Double Income No Kids)

    Die Umfrage in Anlagen des NationalTrust ergab ein Publikum, das zu 68 %über 45 Jahre alt war. Besucher mitKindern machten rund 21 % aus.

    Einkommen / Sozio-ökonomischeGruppen

    Die Mehrheit der potenziellen Garten-besucher gehört zu den drei oberenbritischen Bildungs- und Einkommens-gruppen A, B, C. Die Umfrage ergab47 % der Besucher aus den GruppenA und B.

    Quellgebiet

    _ 52 % reisen von zu Hause an,48 % reisen nicht von zu Hausean (d. h. Übernachtungsgäste)

    _ 12 % der Besucher sind aus demAusland

    _ die Mehrheit der Besucherwürde nicht mehr als 1 Autofahr-stunde zur Anreise in Kauf

    nehmen (von zu Hause bzw.vom Übernachtungsstandortaus)

    Ausgaben

    _ 59 % nutzen den Shop, 48 %nutzen das Restaurant

    _ durchschnittliche Ausgaben:5,22 Pfund, davon 2,75 Pfund fürEssen & Trinken

    Zufriedenheit

    _ 94 % würden die Anlage weiterempfehlen

    _ 46% haben die Anlageinnerhalb der letzten 5 Jahremindestens schon einmal be-sucht

    Motive / Interessen

    _ Interesse an Gartendesign und -geschichte

    Abbildung 3, links:Chatsworth - Seahorse

    Fountain und CanalPond

    Abbildung 4, unten:Chatsworth -

    Park und Landschaft

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    2 12 12 12 12 1_ Interesse an Pflanzen und am

    Gärtnern_ Inspiration für neue Gartenideen_ Pflanzen kaufen_ Unternehmung mit der Familie_ reine Erholung, Entspannung

    (ohne Experteninteressen)_ gute Gastronomie, gutes Café

    in attraktiver Umgebung_ spezielle Events als

    Besuchsimpuls_ Bildung und informelles Lernen

    für Schulklassen, aber auchvermehrt für Erwachsene

    _ Location z. B. für Hochzeiten,Vorträge, Veranstaltungen

    (Hudson, 2001)

    Zielgruppen

    Folgende Zielgruppen können alspotenzielle Gartenbesucher ange-sprochen werden:

    _ vormalige Gartenbesucher_ Gartenbesitzer_ Leser von Gartenzeitschriften,

    Gartenwebsites_ Besucher von Gartenaus-

    stellungen_ Mitglieder nationaler, regionaler

    und lokaler Garten-gesellschaften und Vereine

    _ Fördermitglieder von Museenund Gartenanlagen

    _ Naturtouristen (z. B. Wanderer)_ Fachbesucher (Botaniker,

    Landschaftspfleger, Gärtner,Historiker usw.)

    (Evans, 2001, S. 155)

    4.1.3Effekte desGartentourismus

    Positive Effekte des Gartentourismuskönnen vor allem in folgenden Berei-chen angesiedelt werden:

    _ Gärten als „Produkt’“- Einnahmen durch Besucher(direkt im Park und im Rahmender Reise)z. B. Eintritte, Souvenirs,Gastronomie, Unterkunft,Reisekosten

    - Einnahmen durchkommerzielle Aktivitäten

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    z. B. Veranstaltungen,Vermietung, Seminargebühren,Verkauf gartenbaulicher u. a.Produkte

    _ Gärten als „Abnehmer“- von Waren und Service-leistungen, die im Rahmen derPflege und des Unterhaltes eineRolle spielen

    _ Gärten als „öffentliches Gut“- kulturelle, ästhetische, gesund-heitliche, wissenschaftliche,ökologische, pädagogische,soziale Funktionen

    _ Gärten als Katalysator derlokalen Entwicklung- direkte und induzierte Kurzzeit-und Langzeit-Beschäftigung- Funktion als Ausbildungsstätte- direktes und induziertesSteueraufkommen- positive Imageeffekte fürStädte und Regionen

    (Askwith 1999, S. 36)

    Wirtschaftliche Effekte in den Gärten

    Rund 80 % der historischen britischenPark- und Gartenanlagen verlangenEintrittsgelder, die im Schnitt bei 2,80Pfund liegen. Eine Umfrage des Nati-onal Trust ergab folgendes Ausgabe-verhalten der Besucher:

    _ Eintritt2,80 Pfund (Durchschnitt)

    _ Gesamtausgaben/Besucher5,22 Pfund (Durchschnitt)

    _ für Essen/Trinken2,75 Pfund (Durchschnitt)

    _ für Einkäufe im Garten5,50 Pfund (35 % der Besucher)

    (Askwith, 1999, S. 40)

    Die Studie „Sightseeing in the UK“ nenntfür 1998 Einnahmen in Höhe von 47,1Millionen Pfund, die von 250 Gärtenmit Eintritt verzeichnet wurden. Im Ver-gleich zu 1989 wurde eine Steigerungder Einnahmen von 116 % erzielt.English Heritage verzeichnete im Vor-jahr 480 Gartenevents mit 570.000Besuchern und Einnahmen in Höhevon 1,5 Millionen Pfund (Askwith 1999,S. 44, S. 47)

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    2 32 32 32 32 3Wirtschaftliche Effekte im Umfeld

    Neben den Gartenanlagen selbst pro-fitieren weitere Einrichtungen von denAusgaben, die die Besucher im Rah-men des Aufenthaltes tätigen, z. B.Beherbergung, Gastronomie, Sehens-würdigkeiten, Einzelhandel, Tankstel-len. In Großbritannien liegen dieTagesausgaben pro Besucher bei 10-15 Pfund bei Tagesauflügen und bei30-40 Pfund bei Mehrtagesauf-enthalten.

    Gärten bieten Beschäftigungs- undAusbildungsplätze. Eine Untersuchungergab einen Durchschnitt von 12 Be-schäftigten in den rund 400 touristischerfassten Gartenanlagen Großbritan-niens. Die Zahl der Beschäftigten hängt

    Grafik 3:Verhältnis Besucherzahlen/Zahl der Beschäftigten

    natürlich stark von der Größe unddem Unterhalt des Gartens ab. Hier-bei zeigten sich folgende Werte:Die Gartenanlagen treten darüber hi-naus als Abnehmer von Produktenund Serviceleistungen auf, die sowohlfür den Unterhalt des Gartens als auchdurch den touristischen Betrieb erfor-derlich sind.

    4.1.4Touristische Umsetzung

    Gemeinsamer Auftritt - Regionale undnationale Zusammenschlüsse

    Die gemeinsame Bewerbung undKommunikation von Gärten in Groß-britannien erfolgt vielfach über natio-nale und regionale Vereinigungenund Institutionen. Der Zusammen-schluss bietet den Vorteil einer gemein-samen Außendarstellung, die alleinenicht leistbar ist und erleichtert die Zu-sammenarbeit mit touristischen Part-nern.

    Neben regionalen Behörden (z. B.

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    County Councils), die Öffentlichkeits-arbeit für Gärten betreiben, gibt esnationale und regionale Vereinigun-gen, die teilweise auch selbst Eigen-tümer von Gärten sind und in der sichGärten und andere Förderer zusam-mengeschlossen haben. Die privatenMitglieder bilden eine Hauptzielgruppefür den Gartentourismus in Großbritan-nien.

    Die wohl bedeutendste Vereinigungist der 1895 gegründete National Trustmit mehr als 2 Millionen Mitgliedernim In- und Ausland. Ziel der Stiftung istder Erhalt und die Pflege des britischenNatur- und Kulturerbes. Zum Besitz desNational Trust zählen neben histori-schen Gebäuden, Ländereien auch231 Gärten in England, Wales undNordirland. Mitglieder können die An-lagen des National Trust eintrittsfreibenutzen, die Mitgliedschaft ist daheroftmals auch für rundreisende Touris-ten interessant.

    Der Trust betreibt Marketing, Öffentlich-keitsarbeit und führt Veranstaltungendurch wie das „National Trust GardensYear 2001“. Darüber hinaus betreibter Restaurants und rund 200 Geschäf-te, die zum Teil auch in Städten statio-

    niert sind.Weitere Vereinigungen auf nationalerEbene sind z. B. English Heritage, Roy-al Horticultural Society, Garden HistorySociety. Regionale Garden Trust sindz. B. The Welsh Historic Gardens Trust,Sussex Gardens Trust oder SurreyGardens Trust.Regionale Gartenbroschüre -Gardenguides

    Die gemeinsame Gartenpräsentationder Regionen oder Trusts erfolgt viel-fach über eine spezielle Broschüreoder einen Flyer, der vom Besucherals Reiseführer genutzt werden kann.Die Darstellung der Gärten ist dabeigleichrangig nach vorgegebenenInformationskategorien.

    Informationskategorien_ regionale Übersichtskarte mit

    Lage der Gärten_ Kurzbeschreibung Garten

    (Geschichte, Charakter,Besonderheiten), z. T. mit Foto

    _ Technische Informationen(Anfahrtsweg, Öffnungszeit,Eintrittspreis, Telefonnummer,Website, email etc.)

    _ weitere Angebote (Gastronomie,

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    2 52 52 52 52 5Pflanzenverkauf, Tiere,Behindertengerechtigkeit,Programmangebote, Service,Vermietung)

    Internetpräsentation

    Darüber hinaus finden sich Gärtenverstärkt auch im Internet. Dies bein-haltet nicht nur die Darstellung der ein-zelnen Anlagen mit eigenen Seiten,sondern auch die Integration in dieInternetpräsentation der touristischenOrganisationen.

    So finden sich „Gärten“ auf denWebsites des BTA oder des Wales Tou-rist Board als eigenes Thema mitGartenportraits, Routenvorschlägen,Veranstaltungskalender und Links, so-wie mit gartenspezifischen Packages,Beherbergungsempfehlungen undR e i s e v e r a n s t a l t e r n .(www.ga rdens. v i s i twa les.com,www.visitbritain.com/gardens)

    Gärten & Regionen - Gartentouren-planer

    Auf der Gartenwebsite des BTA kön-

    nen sich Besucher regionale Garten-routen zusammenstellen. Auch regi-onale touristische Verbände legen mitspeziellen Infopaketen und Programm-angeboten einen Focus auf Gärtender Region und bieten Anreize zuRundrouten und mehrtägigen Aufent-halten. So etwa die Region Cheshiremit dem Informationspaket - „GloriousGarden Breaks“, es enthält:

    _ Informationsmaterial zu denGärten der Region (Karte,Broschüren)

    _ Veranstaltungskalender derGärten

    _ Empfehlung von Unterkünften,die sich als Ausgangspunkteignen

    _ Tipps zur Tourenplanung, Routen-empfehlungen

    _ ein- und mehrtägige Program-me, Wochenendarrangements

    Hotels für Gartenliebhaber

    Auf die Nachfrage nach mehrtägigengartenorientierten Aufenthalten habensowohl Gärten als auch britischeTourismusverbände, Hotels und Hotel-ketten reagiert und arbeiten verstärkt

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    zusammen, um Kurzaufenthalte fürGruppen- und Individualreisende zuentwickeln.Hotels stellen vermehrt ihre eigeneGartenanlage heraus und bieten sichals Ausgangspunkt für Gartentouren indie Region an. Zum speziellen Servicegehören Informationen und Empfeh-lungen über die Gärten der Region(Karten, Prospekte, Routen etc.) sowiemehrtägige Arrangements und Pau-schalen.

    Die Vereinigung „Bed & Breakfast forGarden Lovers“ gibt seit 1994 eine jähr-l ich erscheinende Unterkunfts-broschüre heraus. Sie nennt Privat-unterkünfte mit attraktiven Gärten, diesich als Ausgangspunkt zum Besuchweiterer Anlagen eignen und derenBetreiber dem Thema Garten verbun-den sind.

    Hotels & Gärten - Premier GardensWales

    In Wales arbeiten elf touristisch leis-tungsfähige Gärten in der Gemein-schaft „Premier Gardens Wales“ zusam-men. Die Kooperation beinhaltet eingemeinsames Marketing auf dem in-

    und ausländischen Markt. (z. B. Messe-präsentation) Alle Gärten bieten einhochwertiges gartentouristisches An-gebot und können Reisegruppenhandhaben. In Zusammenarbeit mitausgewählten Landhotels mit charak-teristischem walisischem Flair und ho-hem Standard sowie mit ausgebilde-ten Tourenbegleitern und Garten-führern kann die Kooperation maßge-schneiderte ein- und mehrtägige Auf-enthalte organisieren.

    Organisierte Gartenreisen

    Organisierte Gartentouren in Großbri-tannien reichen vom Tagesausflug,Gartenwochenende bis zum länge-ren Aufenthalt. Unter den Veranstalternsind professionelle Touroperators ausdem In- und Ausland, aber auch Uni-versitäten, die gartenorientierte Fach-exkursionen anbieten. Der Nutzer fin-det eine Liste britischer Veranstalter mitihren gartenspezifischen Programmenauf der Gartenwebsite des BTA.

    Tourenpackages zu bekannten Groß-projekten wie „The Eden Project andThe Lost Gardens of Heligan“ oder zuHighlights wie „The Queen Mother ’s

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    2 72 72 72 72 7Secret Garden“ oder „Aberglasney &The National Botanic Garden of Wa-les“ haben sich bei den professionel-len Reiseveranstaltern als sehr erfolg-reich herausgestellt.Neben dem Besuch regionaler High-lights und besonderer Veranstaltun-gen, werden Tages- und Mehrtages-programme mit spezifischen Themenangeboten. Zielgruppe sind hierbei vorallem Gartenbesitzer, die sich fortbil-den wollen. Beliebte Themen sind z.B. Biogärtnern, Viktorianische Garten-mauern, Blumenarrangements, Nutz-gärten, seltene und ungewöhnlichePflanzen, Kräuter, Wassergärten, Na-turnahe Gärten oder Gartendesign.

    Gärten in den Medien

    Gärten in Großbritannien sind in denMedien mit eigenen Fernsehsendun-gen und Zeitschriften stark präsent.

    Essen-Trinken-Kaufen im Garten-ambiente

    Viele Gärten, die entsprechende Ka-pazitäten haben, betreiben kommer-zielle Einrichtungen wie Cafés, Restau-

    rants und Gartenshops und könnendadurch zusätzliche Einkommens-quellen schaffen.

    Das Repertoire von Gartenshops kannein attraktives und hochwertigesWarenspektrum umfassen: hierzu ge-hören etwa Pflanzen und Saatgut,Gartenbücher, Postkarten, Foto-graphie, Kunst, Geschenkartikel,Gartenaccessoirs, Gartengeräte, Gar-tenmöbel, lokale Handwerksprodukteoder Lebensmittel.

    Gärten öffnen sich - Veranstaltungen

    Das „National Gardens Scheme“ hatdazu geführt, eine größere Zahl vonGärten zu öffnen und das Thema „Gar-ten“ verstärkt ins Bewusstsein zu rücken.Ziel der nationalen Initiative ist es, pri-vate Gartenbesitzer zu motivieren ihreAnlagen im Rahmen der jährlichenAktion, die mit Veranstaltungen ver-bunden ist, temporär der Öffentlich-keit zugänglich zu machen. Die Ein-nahmen fließen wohltätigen Zweckenzu.

    Grosse Gartenausstellungen wie diebekannte „Chelsea Flower Show“ ge-

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    nießen eine hohe Popularität und sindüberregional bekannt. Daneben gibtes eine Vielzahl von wechselnden sai-sonalen Programmen und Aktionen,einzelner Gärten, um immer wiederAnreize zum Gartenbesuch zu geben- so z. B. die „Rose Week“ in HeverCastle, Kent mit spezieller Rosen-dekoration der Anlage, Führungen,Vorträgen und Vorführungen.

    Darüber hinaus treten Gärten verstärktals „Location“ auf und bieten sich alsattraktive Umgebung für Konferenzen,Seminare, Feste und Standort für Dreh-arbeiten an.

    Zielgruppen erweitern - Familien mitKinder

    Besucherprofile zeigen, dass Gärtenbisher nur begrenzt attraktiv auf Fami-l ien mit Kindern wirken. Ruhe-bedürfnisse der Erwachsenen und dassensible Gartendesign stehen demAktivitäts- und Bewegungsdrang derKinder oftmals entgegen und Lange-weile führt vielfach dazu, dass Scha-den entsteht.

    Um die junge Zielgruppe in der richti-

    gen Form anzusprechen, muss eineaktive Einbindung erfolgen und Spaßgeboten werden. Damit unterschied-lichen Ruhe- und Aktivitätsbedürfnissenicht miteinander in Konflikt geraten,können spezielle Kinderbereiche ge-schaffen werden. So ist der ehemali-ge Gemüsegarten von in Newby Hallin Yorkshire als Kinderspielplatz ausge-stattet worden. Eine Kleinbahn führt alsRundkurs von dort entlang des Flus-ses um die Anlage herum, währendder Großteil des Garten eine Oaseder Ruhe bleibt.

    Mit „Educational Entertainment“ kön-nen Kinder aktiv eingebunden wer-den, Erfolgserlebnisse haben und einestärkere Beziehung zur Anlage entwi-ckeln.

    Zum Beispiel durch eine Aktion, beider Kinder und Jugendliche animiertwerden, einen Sprössling einzupflan-zen und zu Hause groß zu ziehen. Aufentsprechendem Begleitmaterial fin-den sie Informationen über ihre Pflan-ze und ihre Eigenschaften. Ein Pin-board auf der Homepage des Gar-tens bietet Möglichkeiten zum Erfah-rungsaustausch. In Harewood,Yorkshire wird die Aktion mit Baum-

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    2 92 92 92 92 9samen durchgeführt, die die Kinderselbst unter den Bäumen sammeln.Ist der Sprössling großgezogen, kön-nen die Junior-Gärtner ihn zum Gar-ten zurückbringen und dort einpflan-zen. (Hudson, 2001)

    Gartengeschichten - Garten-interpretation

    Informationen, die die Stimmung desGartens unterstreichen und seine Ge-schichten enthüllen, können zur Attrak-tivität beitragen. In Großbritannien istdie Ausstattung mit Interpretationsan-geboten stark ausgeprägt. Hierbeikönnen vielfältige Medien eingesetztwerden (Begleitheft, Audiotour, Video,

    Schilder, geführte Angebote usw.)Hier ist eine sorgfältige didaktische Pla-nung und professionelle Umsetzung er-forderlich. Vor allem sollten die Infor-mationen den Interessen und Bedürf-nissen der Besucher entsprechen, ge-nügend Möglichkeiten zum eigenenEntdecken offen lassen und der Indi-vidualität des Gartens gerecht werden.(Hudson, 2001)

    4.1.5ZusammenfassungGroßbritannien

    Gärten und Gartentourismus genießen

    Abbildung 5:Das Pantheonin Stourhead

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    in Großbritannien ein hohe Populari-tät. Dennoch müssen laufende An-strengungen unternommen werden,Gärten touristisch attraktiv zu gestal-ten, da sie mit entsprechend hohenEintrittspreisen in Konkurrenz zu ande-ren touristischen Einrichtungen des„Entertainment und Shopping“ und zuden gartentouristischen Großprojektenwie Eden in Cornwall oder dem EarthCentre in Yorkshire treten müssen.

    Der britische Tourismusberater MartinEvans (2001) sieht folgende Möglich-keiten, zur Attraktivitätssteigerung undzur Erhöhung der unmittelbaren Ein-nahmen

    _ Café, Restaurant, Shop_ Tierhaltung (Streichelzoo,

    Schmetterlinge, Fische)_ Rundwege_ Kinderspielplatz_ Veranstaltungsprogramm,

    Führungen_ Vermietung

    Bei all diesen Aktivitäten ist eine sorgfäl-tige Planung notwendig, um dasGartenerlebnis in seiner Qualität nichtzu stören.

    Darüber hinaus ist eine fortlaufendeÖffentlichkeitsarbeit und eine engeZusammenarbeit mit den touristischenPartnern erforderlich. Hierzu gehört

    _ Präsentation im Internet,Einbindung in die Seiten dertouristischen Verbände

    _ regionale Zusammenschlüsseund gemeinsame Werbung vonGartenanlagen

    _ gemeinsame Werbung mitanderen Attraktionen und derBeherbergung

    _ Einsatz professioneller hoch-qualitativer Garten- undPflanzenfotographie

    _ Kontaktaufnahme bei Reise-veranstaltern, Gruppen,Institutionen, die Gärten in ihrProgramm aufnehmen können

    _ Kooperation mit TV-Prominenzaus Gartensendungen

    _ regelmäßiger check-up derGartenanlagen bzgl.Entwicklungsmöglichkeiten und

    Verbesserungen, Ansprache neuerZielgruppen

    (Evans, 2001, S. A-156f)

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    4.2Gartentourismus inFrankreich

    Vom Inventar zur Öffnung -Quantitative Entwicklung

    Das Angebot zum Besuch geeigne-ter Gärten in Frankreich ist in den letz-

    ten 20 Jahren markant gestiegen.Basis für diese Entwicklung und dasstärkere Bewusstsein für Gartenkulturbildeten regionale Inventare mit Gär-ten von historischem, botanischen

    und landschaftlichem Interesse, dieauf Initiative des staatlichen Ministèrede l’Equipement zwischen 1982 und1987 in den Regionen Provence-Al-pes-Côte d’Azur, Aquitanien, Centre,Haute-Normandie und Pays de Loire

    Abbildung 6:Versailles -Apollo Beckenund Großer Kanal

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    erstellt wurden.Als Konsequenz der Studien wurdenbis 1993 rund 400 Gärten unter Schutzgestellt und über 70 zum HistorischenMonument erklärt. Mit Hilfe des Inven-tars war es darüber hinaus möglich,verschiedene geographische, histori-sche, thematische Aspekte der Gär-ten zu fokussieren: z. B. Abteigärten,Barockgärten, exotische mediterraneGärten des 19. Jhs., Gärten berühm-ter Persönlichkeiten usw. (Racine,1994, S. 24ff)

    Gärten für Besucher - Qualitative Ent-wicklung

    Es folgten verstärkte Bemühungen,Gärten durch Aktionen, Veranstaltun-gen und Routen ins Licht der Öffent-lichkeit zu rücken und Anreize für dieEigner zu schaffen, ihre Gärten demPublikum zu öffnen.

    So sind mit „Visitez un jardin en France“(seit 1987) und „le Mois des Jardins“(seit 1988) zwei jährliche Veranstaltun-gen ins Leben gerufen worden, diezur Öffnung einer Vielzahl von bishergeschlossenen Anlagen geführt ha-ben. Die populären Veranstaltungen

    bringen das Thema Gärten in die Pres-se, führen Garteneigentümer zusam-men und hatten zur Folge, dass neueregionale Vereinigungen gegründetwurden.

    Insgesamt lässt sich eine Tendenz zurtouristischen Qualitätsverbesserungerkennen. Aktivitäten großer bekann-ter Anlagen wie Villandry oder Notre-Dame d’Orsan dienen als Motor undMotivation für andere, ihr touristischesAngebot auszubauen und zu profes-sionalisieren. (Racine, 2001, S. 22)

    Gärten als Thema der Regionen

    Vermehrt werden Gärten in Frankreichin regionalem Zusammenhang gese-hen, sei es vor planerischem Hinter-grund oder im Kontext der gemein-samen regionalen Werbung. Die ver-schiedenen Planungsregionen neh-men gegenwärtig Gärten verstärkt alsPlanungsfaktor im Rahmen von Stadt-planung, Umwelt und Tourismus wahr.(Racine, 2001, S. 23)

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    3 33 33 33 33 3Steigende Zahl der Hobbygärtner

    Auch auf der Nachfrageseite ver-zeichnet man in Frankreich seit An-fang der 90 Jahre ein vermehrtes In-teresse am Gärtnern und an der Gar-tenkunst. Hobbygärtnern ist die dritt-stärkste Freizeitaktivität der Franzosen,wobei im Norden eine deutlichereAusprägung zum Nutzgarten und imSüden zum dekorativen Garten vor-handen ist. Über die Hälfte der Hobby-gärtner sind zwischen 50 und 64 Jah-re alt. Ausgaben für das Hobby-gärtnern stehen in Frankreich auf demgleichen Niveau wie Ausgaben fürden TV-Hifi Sektor. (Fau 2001, S. 18f)

    4.2.1 Besucherzahlen

    Besucher im Garten oder Schloss

    Eine Differenzierung von Garten- undSchlossbesuchen ist in Frankreichschwierig, da die Eintrittsgelder meistnicht getrennt erhoben werden. Um-fragen zeigen, dass 70 % der Besu-cher sowohl Schloss als auch Garten

    besichtigen wollen und die Sehens-würdigkeit als Ensemble wahrnehmen.

    Gleichzeitig zeigt sich eine hohe Po-pularität der Gärten als Besuchs-motivation unter den touristischen At-traktionen. Als häufig/sehr häufig be-suchte Ziele geben die Franzosen an:

    _ 50 % Gartenanlagen (städtischeParkanlagen eingeschlossen)

    _ 42 % landschaftlicheSehenswürdigkeiten

    _ 30 % historische Gebäude_ 24 % Museen

    (Racine 1994, S.27)

    Über die Hälfte der Gartenanlagen istmit einem Schloss oder historischenHaus verbunden, ein Viertel steht inZusammenhang mit einem Museumoder einer Ausstellung und lediglichein Fünftel ist völlig eigenständigeAnlage. Zu ihnen gehören vor allemstädtische oder botanische Gärten.(Racine 2001, S. 22)

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    Gärten in der Statistik und im Reise-führer

    Frankreich besitzt eine hohe Dichte ansehenswerten öffentlich zugänglichenGärten, deren Zahl von 550 im Jahr1993 auf 784 im Jahr 2000 stark ge-stiegen ist. (Racine, 2001, S. 22)

    In der Verteilung zeigen sich regiona-le Unterschiede mit einer stärkeren Prä-

    senz von Gartenanlagen im NordenFrankreichs, wo sie traditionell einehöhere Bedeutung haben. (Île-de-France, Paris). Der Norden verzeich-nete auch die höchsten Zuwächse anGartenanlagen seit der letztenBestandstaufnahme (Bourgogne, Bre-tagne, Centre, Limousin, Nord - Pas-de-Calais, Normandie, Pays de Loire,Picardie). Interessant ist dabei, dassauch Regionen, die keinen speziel-

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    3 53 53 53 53 5len touristischen Ruf besitzen, begon-nen haben, sich auf ihre Gartenkulturzu besinnen und sie fördern. (z. B.Mosel) (Racine, 2000, S. 22)

    Grafik 4, links:Bewertung franz. Gartenan-lagen im Reiseführer

    Besucherzahlen

    Besucherzahlen von Gärten in Frank-reich werden auf circa 15-17 Millio-nen im Jahr geschätzt. Diese Zahlenberuhen auf Stichproben und Zählun-

    Grafik 5,unten:Gärten (F) mit mehr als100.000 Besuchernpro Jahr

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    gen in rund 500 geöffneten Gärten(Racine, 1994, S. 36). Für 1994 zei-gen sich bei der Verteilung der Besu-cher auf die Gärten 4 Ausnahme-

    erscheinungen mit Besucherzahlen imMillionenbereich und eine kleine Top-gruppe von 9 Gärten, (1998 auf 11angestiegen) die zwischen 300.000und einer Million Besucher haben.Weitere 11 Gärten (1998 auf 18 an-gestiegen) erreichen Zahlen, die zwi-schen 100.000 und 300.000 liegen,während 400 Anlagen Besucher-zahlen zwischen 2.000 und 20.000verzeichnen.

    Saison

    Die Gartensaison in Frankreich ist zwi-schen Anfang April (Palmsonntag) und

    Anfang November(Allerheiligen) anzu-siedeln. HoheBesucherzah lenwerden in den Mo-naten Juni, Juli, Au-gust erreicht.(Racine, 1994, S.32)

    Aufenthaltsdauer

    Die Aufenthalts-dauer im Garten istunmittelbar mit denvorhandenen An-geboten (Rund-

    wege, Beobachtungsmöglichkeiten,Spielplätze, Ruhemöglichkeiten usw.)verbunden. Bei einer Umfrage unter590 französischen Gärten gaben 43% an, dass ihre Besucher 1½ bis 2Stunden und länger in ihrer Anlagebleiben.

    Grafik 6:Besucherzahlen 1994

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    4.2.2Der Gartentourist inFrankreich

    Die folgenden Daten beruhen auf ei-ner Umfrage des APREJ 1993 bei 590Gartenanlagen in ganz Frankreich.(Racine 1994, S. 39ff)

    Gruppen / Individueller Besuch

    Der Besuch einer Gartenanlage er-folgt in der Regel mit mehreren Per-sonen und selten allein (4 %). Pärchenund Freundeskreis machen jeweils cir-ca 20 % aus, der Besuch mit der Fa-milie überwiegt mit über 40 %.

    Geschlecht / Alter

    Bei der Umfrage zeigte sich mit 58 %ein leicht höherer Frauenanteil ab. DieAltersgruppen verteilen sich relativgleichmäßig. Insgesamt sind dieGartenbesucher mit einem Anteil vonüber der Hälfte, die jünger als 45 Jah-re sind, vergleichsweise jung.

    _ jünger als 25 Jahre 18 %

    _ 26 - 35 Jahre 22 %_ 36 - 45 Jahre 27 %_ 45 - 60 Jahre 20 %_ älter als 60 Jahre 13 %

    Einkommen / Sozio-ökonomischeGruppen

    Insgesamt lassen sich folgendenGruppen zusammenfassen:

    _ 30,6 % gehobene Einkommens-gruppen (Selbständige,Geschäftsführer, freie Berufe,usw.)

    _ 34,3 % mittlere Einkommens-gruppen (Angestellte,Facharbeiter usw.)

    _ 23,1 % aus der Gruppe derRentner, Landwirte, Militär,Nicht-Berufstätigen

    Quellgebiet

    _ aus dem Département 17 %_ aus der Région 12 %_ aus Paris 12 %_ aus der Region Paris 22 %_ aus einem anderen

    Département 30 %

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    _ aus dem frz.sprachigenAusland 7 %

    Die Umfrage wurde vonfranzösischsprachigen Besuchern be-antwortet. Die tatsächlichen Anteileder Besucher aus dem Ausland wer-den auf 20 bis 30 % geschätzt.

    Wiederholer - Stammgäste

    Nur einer von fünf Besuchern hat diebetreffende Anlage schon einmalbesucht. Damit ist die Zahl der Stamm-gäste in Frankreich verhältnismäßiggering. Prinzipiell ist das Interesse anGartenbesuchen jedoch hoch: 62 %der Besucher geben an, von Zeit zuZeit einen Garten zu besuchen, 28 %sagen, dass sie häufig Gartenbesuchemachen.

    Motive

    _ Entspannen an der frischenLuft 37 %

    _ Pflanzen besser kennenlernen 21 %

    _ Ideen für den eigenen Gartensammeln 10 %

    _ Kultur und Geschichte derRegion kennen lernen 42 %

    Zielgruppen / Interessen

    _ 60 % sind Gartenbesitzer_ 44 % sind an Pflanzenkauf

    interessiert_ 69 % besitzen Bücher über

    Pflanzen_ 41 % besitzen einen touristischen

    Gartenführer

    aber nur_ 10 % sind Mitglied in einer

    Gartenvereinigung,Geschichtsverein, Naturverbandetc.

    _ 24 % lesen regelmäßigGartenjournale

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    4.2.3Effekte desGartentourismus

    Wirtschaftliche Effekte in den Gärten- Eintritte, kommerzielle Aktivitäten

    Eintrittspreise von Schloss und Gartensind in Frankreich oftmals nicht diffe-renziert, so dass eine statistische Erhe-bung schwierig ist. Die Preisspannenschwanken erheblich und reichenvon eintrittsfreien Anlagen, über ver-gleichsweise niedrige Eintrittspreise bishin zu höheren Eintritten bei entspre-chendem Angebotspektrum mit Füh-rungen, komplexer didaktischer Auf-bereitung und weiteren Angebotenwie Café, Boutique etc.

    Insgesamt liegen die Eintrittspreisefranzösischer Gärten mit 30 FF bei denmeisten Anlagen und mit unter 17 FFbei einem Viertel der Anlagen niedri-ger als etwa in Großbritannien.

    Zusätzliche kommerzielle Aktivitätensind in den französischen Gärten nichtso stark entwickelt wie in Großbritan-nien. Nach einer Umfrage in Frank-reich bieten 47 % keinerlei zusätzli-

    chen Kaufangebote, 32 % habeneine Boutique, 28 % ein Café. Für dieGärten, die kommerzielle Aktivitätenbetreiben, sind sie zu einer wichtigenEinnahmequelle zur Finanzierung desUnterhaltes geworden (Vaux-le-Vi-comte, Prafrance, Giverny, Le Laby-rinthe aux Oiseaux d’Yvoire) (Racine,1994, S. 33)

    Kommerzielle Aktivitäten bilden abervermehrt Anlass, private Gärten zu öff-nen und mit Eintrittsgeldern, Verkaufund Programmangeboten zum Unter-halt der Anlage beizutragen.

    Wirtschaftliche Effekte im Umfeld - Per-sonal

    Die Frage nach der Beschäftigungbeantworteten 168 der befragtenGartenverwaltungen. In der Summebeschäftigten sie 1.175 Angestellte,als Teil-, Vollzeitbeschäftigte bzw. mittemporären Verträgen.Dabei zeigen sich erhebliche Unter-schiede, die von Größe, Eigentums-verhältnissen und Gartentypus abhän-gig sind. z. B.

    _ Bagatelle - Stadt Paris - 24 ha -

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    Landschaftspark, Pflanzen-sammlung, Rosengarten -40 Gärtner

    _ St-Cloud - Staatl. Domäne -460 ha - französischer Garten,Landschaftspark, Waldpark -25 Gärtner

    _ Courance - privat - 15 ha -französischer Garten, Park,japanischer Garten - 3 Gärtner

    Effekt - Imagegewinn durch Gärten

    Von Städten werden repräsentativeGartenanlagen zunehmend alsImagefaktor angesehen, was sich invermehrten Investitionen in Neuan-lage, Restaurierung und jahreszeitli-chen Aktionen zeigt (z. B. Paris: Villette,Citroen, Amiens: Saint-Pierre, Tours:Bercy, Nizza: Phoenix).

    Viele Départements haben ihre Gär-ten wiederentdeckt und bieten Unter-stützung, so die Region Île-de-Francemit Hilfen für private historische Garten-anlagen, Centre mit dem „Festival in-ternational des jardins de Chaumont-sur-Loire“. Départments wie Seine-et-Marne oder Val d’Oise fördern Aus-stellungen, Veranstaltungen und Ka-

    taloge, andere kaufen Anlagen auf,wie im Fall des Schlosses Chamerollesoder richten regionale Gartenroutenwie „promenade des parfums“ (Loiret)ein. (Racine 1994, S. 24ff)

    4.2.4Touristische Umsetzung

    Gemeinsamer Auftritt - Kooperationen& Routen

    Im Gegensatz zu Großbritannien gibtes in Frankreich keine ähnlich großenZusammenschlüsse wie den NationalTrust oder English Heritage. Bei derUmfrage des ARPEJ zeigte sich folgen-den Aufteilung der Eigentums-verhältnisse

    _ 40 % private Eigentümer_ 18 % Vereine_ 19 % Städte_ 6 % Départements_ 0,5 % Regionen_ 7 % Staat

    Mit der gestiegenen Zahl geöffneter

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    4 14 14 14 14 1Gärten haben gartenorientierte Ver-einigungen in den letzten 10 Jahreneinen Mitgliederzuwachs von Gärtenverzeichnet (z. B. Demeure Historique,Vieil les Maisons françaises,l’Association des Parcs Botaniques deFrance).

    Gleichzeitig gibt es verstärkte Tenden-zen der Regionen gartenorientierteKooperationen zu bilden. Ein Beispielbildet die „Association des Parcs &Jardins en Région Centre“. Sie wurde1990 gegründet, mit dem Zweck diedas Erbe der Park- und Gartenanlagender Region zu schützen, zu verschö-nern und zu fördern. Die Vereinigunghat heute 165 Mitglieder, davon 119Parks und Gärten. Zu den Aktivitätender Kooperation gehören

    _ gartenorientierte Aus- undWeiterbildung

    _ kulturelle Förderung- Garteninventar von 53 offenenGärten zur Recherche fürStudenten, Journalisten,Wissenschaftler etc.- Gartenfreunde: Besuchstipps,Informationsbulletin

    _ touristische Förderung- Auswahl von 27 besonderen

    Gärten nach Qualitätskriterien(botanische Besonderheiten,historische, landschaftliche,touristischer Service & Angebot- Veranstaltung „Une Journée àla campagne“ Führungen in denAnlagen, regionale Küche,Besuch weiterer touristischerAttraktionen- touristische Karte mit 27ausgewählten Gärten entlangvon drei Routen- Gesamtbroschüre mittouristischer Kurzbeschreibungvon über 200 Park- undGartenanlagen- Internetpräsenz

    Die ausgewählten Gärten werden indrei touristischen Untereinheiten prä-sentiert:

    _ Douceur des Jardins en Val deLoire

    _ Jardins de rêves en Orléanais_ Jardins secrets en Berry(Fau 2001, S. 27)

    Die Zusammenarbeit von Gärten ent-lang einer touristischen Gartenroutehat in Frankreich erste Erfolge gezeigt.So z. B. verzeichneten die Anlagen

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    entlang der „Route des jardins Centre- Îles de France-Normandie“ innerhalbvon drei Jahren eine Steigerung derBesucherzahlen um 15%. Mit der Be-werbung einer Gartenroute sind touri-stische Publikationen und Veranstaltun-gen verbunden, so etwa eine touristi-sche Karte, jahreszeitliche Aktivitätenentlang der gesamten Strecke (Märk-te, Feste, Wettbewerbe, Verkauf vonBlumen, Obst usw.) Hierbei findet oft-mals eine Einbeziehung der „villesfleurie“ (besonders ausgezeichnete„grüne“ Orte) und anderer touristischerAttraktionen statt.

    Beispiel für grenzüberschreitende Zu-sammenarbeit ist das Netzwerk„Jardins sans Frontières“ in derdeutsch-französischen GrenzregionSaar-Mosel. Innerhalb eines Interreg IIIProjektes wurde ein Netzwerk von 13Gärten zusammengestellt, die sichjeweils durch ein spezielles Profil aus-zeichnen (Garten der Sinne, Barock-garten, Garten der Ruhe etc.) DieProjektpartner verpflichten sich einergemeinsamen Qualitätscharta zu fol-genden Inhalten:

    _ gemeinsames Interesse derErholung, Botanik, Landschaft,

    Bildung_ Pflege und Instandhaltung der

    Anlage und ihrer Umgebung_ zweisprachige Informationen

    und Interpretation_ gemeinsames Animations- und

    Veranstaltungsprogramm(Saint-Pé, 2001, S. 24)

    Werbemaßnahmen

    Die Umfrage des APREJ zeigte, dassindividuelle Werbemaßnahmen meistüber Prospekte und Plakate erfolgen.Erfolgt eine gemeinschaftliche Wer-bung, so wird sie vorwiegend im Rah-men von touristischen Routen betrie-

    Grafik 7:Werbemaßnahmen

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    4 34 34 34 34 3ben (40 %)Auf Seiten der Besucher zeigt sich,dass die touristische Information mitFlyern, Broschüren und Plakaten wich-tige Werbemittel sind, durch die über30 % der Besucher auf die Anlageaufmerksam geworden sind. Weitere14 % der Besucher sind durch Presse-berichte angesprochen worden.(Racine, 1994, S. 41)

    Die Einbindung der Gartenanlagen indie allgemeine touristische Werbungder Region stellt sich damit auch inFrankreich vermehrt als wichtig her-aus. So ist das Thema Gärten bei-spielsweise in der Region Loire-et-Cherneben den Rubriken Schlösser, Muse-en, Kulturelle Veranstaltungen ein fe-ster Bestandteil der touristischen Wer-bung und Information.

    Internetpräsentation

    Viele französische Gartenanlagen prä-sentieren sich im Internet. Als Informa-tionen werden aufgenommen: z. B.w w w. c h a t e a u v i l l a n d r y. c o m ,w w w . c o u r s o n d o m . c o m ,www.chaumont-jardins.com

    _ Praktische Information (Öffnungs-zeiten, Adresse, Anfahrt,Behindertengerecht usw.)

    _ Geschichte, Beschreibung derAnlage

    _ interaktiver Gartenplan_ Garten im Wechsel der

    Jahreszeiten (Fotos)_ Veranstaltungskalender,

    Präsentation einzelnerVeranstaltungen

    _ Pädagogische Programme,Führungen, Aktivitäten

    _ Boutique, online-shop

    Veranstaltungen mit Profil

    Medien- und publikumswirksame Ver-anstaltungen haben seit den 80erJahren dazu geführt, das Thema „Gär-ten“ in Frankreich regional und natio-nal zu platzieren und verstärkt ins Be-wußtsein zu rücken. Gleichzeitig ist dieZahl der Gartenausstellungen, Veran-staltungen und Feste mit dem ge-wachsenen Interesse an Gärten stän-dig gestiegen.

    Garteneigentümer sehen mehr undmehr Chancen durch Veranstaltungenzusätzliches Publikum und Einnahme-

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    quellen zu erzielen. So bilden Veran-staltungen für viele Besucher ein Mo-tiv, den Garten überhaupt zu besu-chen und machen oftmals einen er-heblichen Teil der jährlichen Besucher-zahl aus. Sie bieten darüber hinaus dieMöglichkeit, außerhalb der Hochsai-son Publikum in die Gärten zu ziehen.

    Die Veranstaltungen zeigen themati-sches und qualitatives Profil:

    Die Kampagnen „Visitez un jardin deFrance“ und die „Mois de Jardins“ mitder temporären Öffnung sonst nichtzugänglicher Gärten, das „Festival in-ternational des jardins de Chaumont“(Loire-et-Cher) mit der Präsentationkleiner Gärten, „l’Art du Jardin“ (Saint-Cloud) mit einer kommerziellenGartenmesse. Die „Journées desplantes de Courson“ mit seinen Spe-zialisierung auf außergewöhnlichenseltenen Pflanzen zieht an drei Tagen17.000 Besucher an.

    Das fünfmonatige Festival inChaumont verzeichnete im vorigenJahr 165.000 Besucher. In einem Wett-bewerb zeigen 30 ausgewählte Teil-nehmer Gartenkunst auf einer jeweils500 m2 großen Parzelle. Ein weiterer

    Bereich ist dem experimentellen Gar-ten gewidmet. Darüber hinaus gibt esein umfangreiches Animations-programm mit Führungen, Fotoaus-stellungen und Werkstätten für Schul-gruppen.

    Die „Mimosalia“ in Bormes-les-Mimosasist ein jährliches Festival, das am letz-ten Januarwochenende stattfindet.Für den Touristenort bildet es eine Ver-stärkung des Profils, das er durch sei-nen Namen, Prädikat als „ville fleurie“und seine Gartentradtion besitzt. DasProgramm der „Mimosalia“ ist durcheine Auswahl nach strengen Qualitäts-kriterien charakterisiert und beinhaltetAusstellung, Pflanzenverkauf, Kunstund Animationsprogramm. Die erfolg-reiche Veranstaltung mit rund 10.000Besuchern hat dazu geführt, dass Ho-tels und Restaurants, die sonst zu die-ser Jahreszeit geschlossen hatten, mitder Mimosalia die Saison eröffnen.(Collet 2001, S. 20)

    Neben gartenorientierten Ausstellun-gen werden Gartenanlagen verstärktals Veranstaltungsort für Musik, Thea-ter, Kunst eingesetzt. So z. B. die„Journéés Mozart den Canon“ (Cal-vados), die „Nuits de l ’Éclat“

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    4 54 54 54 54 5(Chanteloup) mit einem internationa-len Feuerwerksfestival.

    Gartenveranstaltungen werden damitmehr und mehr zu Kultur-veranstaltungen, die etwas mit regio-naler Identität, Stil, Tradition, Nähe zurNatur usw. zu tun haben.

    Chaumont -Gartenkunst vermitteln

    1901 gegründet hat sich das„Conservatoire international des parcset jardins et du paysage“ in Chaumontzu einem Zentrum der Gartenkunst inFrankreich entwickelt. Neben derGartenanlage selbst und dem be-kannten Festival bietet das Zentrumein breites Spektrum an Aus- undWeiterbildungsmöglichkeiten sowieBeratung (Evaluierung, Umsetzungs-konzepte usw.). Für die Zukunft ist eineWeiterentwicklung um den Bereich „In-terpretation der Gartenkunst“ geplant,bei dem Wissenswertes rund um das

    Thema Garten und Lebensart attrak-tiv für den Besucher umgesetzt wer-den soll.

    Villandry - Konsequente touristischeStrategie

    363.000 Besucher kommen jährlich indie Gärten von Villandry. Seit sechsJahren verfolgt die Anlage ein kon-sequentes touristisches Ausbau-konzept. Hierzu gehört zum einen diekontinuierliche Verschönerung und Re-stauration der Gärten und zum ande-ren die qualitative Gestaltung des tou-ristischen Aufenthaltes. Maßnamen inVillandry beinhalten (Pigeat 2001, S.28ff):

    _ Programme-„Kindergemüsegarten“,„Gemüsegartentage“ mitWerkstätten, Experten-gesprächen, Animation, Führung- Gartenausstellung imSeptember- Barockmusikfestival- Fotoausstellung von Künstlernmit Motiven von Villandry

    _ Boutique

    Abbildung 7, rechts:Villandry -Der Gemüsegarten

    Abbildung 8:Chaumontüber der Loire

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    - Souvenirs- Gartenartikel- Pflanzen (v. a. Rosen,Medizinische Pflanzen)- Geschenkartikel, Geschenk-ideen- „Villandry-Produkte“ (Parfums,Samen)

    _ Restaurant- themenorientierte Speisekartemit Frischprodukten, die inVillandry vorkommen- Rezepte, die auf Gemüse-produkten von Villandry basieren- Kiosk mit kleiner Restauration- Teestube in einem historischenGartenpavillon

    _ Verkehr- Vergrößerung des Parkplatzes- Plan zur Verbesserung derVerkehrsführung (PKW/Fußgänger)

    _ Interpretation- kostenloses Faltblatt zurOrientierung im Gelände insechs Sprachen- ausführlichere Themen-broschüre (Architektur, Technik,Gartenkalender, Geschichte,

    Pflanzenkunde etc.)- Gartenbildband- Beschilderung im Gelände

    (Carvallo, 2001, S. 29ff)

    Übernachten mit Garten - Ferienhäu-ser & Gîtes au jardin

    Das Thema Gärten ist auch vomBeherbergungssektor aufgegriffenworden. So wurde im Juli 2001 inMayenne mit „Vil lage nature etjardinage de Bouère“ das erste Gar-ten-Feriendorf eröffnet. Auf einer Flä-che von 3 ha befinden sich 10 Cha-lets für 5-7 Personen. Jedes Chalet hateinen Themengarten und einen da-mit verbundenen Namen (Rosen-pavillon, Duftpavillon, Wildblumen-pavillon, Kürbispavillon usw.). Mit denFerienhäusern werden 2-stündigeAktivprogramme rund ums Gärtnernangeboten. Sie beinhalten praktischeArbeiten, Besuch von Gartenanlagen,Führungen zu Fauna und Flora oderSeminare. Außerdem gibt es sportli-che Aktivprogramme.

    Das Feriendorf ist über die regionaletouristische Organisation „Pays duMaine Angevin“ buchbar, die in Zu-

    Abbildung 9:Parc Bagatellebei Paris

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    4 74 74 74 74 7sammenhang mit ihren „vil lagesfleuries“ und ihren Parks und Gärtenfür mehrtägige Aufenthalte im „Gar-ten-Feriendorf“ wirbt.

    Als Zielgruppen werden Hobbygärtner,Gärtner und Familien, die die Nähezur Natur suchen, angestrebt. DieNachfrage bisher ist vielversprechend,unter anderem zeigen britische Reise-veranstaltern großes Interesse. (Talvard2001, S. 21)

    Die Vereinigung „Gîtes de France“ bie-tet in der Region Normandie themen-orientierte Unterkünfte von „Gîtes aujardin“ an. Ein Angebot, das bis 2003auch auf andere Regionen ausge-

    dehnt werden soll. Die 22 ausgezeich-neten Unterkünfte verbinden Qualitätin der Beherbergung mit einembesondern Gartenerlebnis.

    Kriterien für die Auswahl sind:

    _ Qualität der Unterkunft_ Charme und Schönheit des

    Gartens_ Besonderheit des Gartens

    (Vegetation, Ästhetik, Konzeption,Rarität, Fülle etc.)

    _ Servicequalität der Betreiber(Zugangsmöglichkeiten desGartens, gartenspezifischeAuskünfte)

    (Paillard 2001, S. 35)

    Abbildung 10:Der Garten vonClaude Monetin Giverny

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    4.3FallbeispielGartenreich Dessau-Wörlitz (D)

    Besuchermagnet und Markensäule

    Das Gartenreich Dessau-Wörlitz wurdeim November 2000 in die Liste desWeltkulturerbes der UNESCO aufge-nommen. Das 142 km² große Gelän-de entstand in der zweiten Hälfte des18. Jahrhunderts unter der Regierungdes Fürsten Leopold III. Friedrich Franzvon Anhalt-Dessau und stellt ein auf-klärerisches Gesamtkunstwerk dar, das

    Landschaftsgestaltung, Kunst, Erzie-hung und Wirtschaft harmonisch mit-einander verbindet. (Nord/LB 2002,S. 11)

    Räumlich bildet die Region einen vonvier touristischen Schwerpunkten desLandes Sachsen-Anhalt und steht mitsieben von insgesamt 40 Parkanlagenim Mittelpunkt der touristischen Marken-säule „Gartenträume – HistorischeParks in Sachsen-Anhalt“. Mit 1,1 Milli-onen Besuchern im Jahr besitzt dasGartenreich bereits heute eine hoheWirksamkeit für den Kulturtourismus, alsWirtschaftsfaktor und als Imageträgerfür die Region.

    Abbildung 11:Wasserkanal imWörlitzer Park

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    4 94 94 94 94 9Vor diesem Hintergrund wurde dieNord/LB Regionalwirtschaft 2001 vonder Kulturstiftung DessauWörlitz beauf-tragt, das ökonomische Entwicklungs-potenzial des Gartenreiches zu ana-lysieren. Die folgenden Ausführungenfassen diese Studie zusammen.

    Die zitierten Daten beziehen sich aufUmfragen der Nord/LB bei 547 Besu-chern ab 16 Jahren in den WörlitzerAnlagen im August 2001 sowie aufeine bundesweite Umfrage mit einerrepräsentativen Stichprobe von 1.000Probanden.

    4.3.1Besucherzahlen

    Besucherzahlen

    Die Region Dessau/Zerbst/Wittenbergverzeichnete im Jahr 2000 eine Ge-samtzahl von über 1 Million Übernach-tungen. (Nord/LB 2002, S. 20f) 1999besuchten über 30 Prozent der Gästedas Gartenreich Dessau-Wörlitz, dasdamit neben den Lutherstätten in Wit-

    tenberg zu den größten touristischenAnziehungspunkten in der Region ge-hört.

    Im Gartenreich Dessau-Wörlitz gehtman von einem geschätztenGesamtaufkommen von rund 1,1Mio. Besuchern im Jahr aus. EinzelneAnlagen des Gesamtkomplexes sindmit Eintrittsgeldern verbunden undverfügen über exakte Besucher-zahlen:

    Aufenthaltsdauer

    Rund die Hälfte der Besucher bleiben1-3 Stunden in den Wörlitzer Garten-anlagen, 46,1 % bleiben mindestens4 Stunden. Nur 3,9 % halten sichweniger als eine Stunde dort auf.

    Grafik 8:Besucherzahlen

    ausgewählterGartenanlagen

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    4.3.2Der Gartentourist

    Gruppen/Individueller Besuch( Wörlitzer Anlagen)_ in Begleitung 75,0 %_ mit dem Partner 37,4 %_ Familie mit Kindern 10,3 %_ mit Bekannten 20,6 %_ Organisierte Gruppe 2,8 %*

    * erfasster Anteil, realer Anteil wahrscheinlich höher

    Alter/Geschlecht (Wörlitzer Anlagen)_ bis 19 Jahre 1,8% *

    _ 20 – 29 Jahre 14,3 %_ 30 – 39 Jahre 18,7 %_ 40 – 49 Jahre 21,1 %_ 50 – 59 Jahre 20,0 %_ 60 –69 Jahre 17,6 %_ 70 Jahre und älter 6,4 %

    _ Männer 52,2 %_ Frauen 47,8 %

    * Da die Befragung bei Besuchern ab 16 Jahren

    durchgeführt wurde, jedoch mehr als 20% der Be-

    sucher in Begleitung von mindestens einem Kind in

    die Anlage kommt, ist der Anteil der jüngsten Alters-

    gruppe noch höher einzustufen.

    Sozio-ökonomische Gruppen(Wörlitzer Anlagen)_ Universitäts-/Fachhochschulab-

    schluss 36,5 %_ Abitur/Fachabitur 16,0 %_ Realschulabschluss 29,8 %_ Hauptschulabschluss17,7 %

    _ berufstätig 64,9 %

    _ Angestellte/Beamte 24,8 %_ Rentner 20,0 %_ akademische Berufe19,8 %_ selbständig, leitende Positionen

    etc. 18,8 %_ Studenten 6,0 %_ Arbeiter 1,5 %

    QuellgebietDie bundesweite Befragung zeigte,dass Tagesbesucher von historischenGartenanlagen allgemein eine An-fahrtszeit mit dem PKW von bis zu 120Minuten in Kauf nehmen, 35% derBesucher würden auch längere An-fahrtszeiten auf sich nehmen.Quellgebiete der Besucher in denWörlitzer Anlagen:

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    _ Sachsen-Anhalt 40,4 %_ Sachsen 12,2 %_ Berlin 10,1 %_ Bayern 5,7 %_ Brandenburg 4,9 %_ Nordrhein-Westfalen 4,8 %_ Thüringen 4,6 %_ Ausland 3,5 %_ Hessen 3,1 %_ Baden-Württemberg 2,9 %_ Niedersachsen 2,7 %_ Mecklenburg-Vorpommern

    2,0 %

    Grafik 9:Mobilitätsbereitschaft, fürden Besuch von Gärten

    Bekanntheitsgrad (Wörlitzer Anlagen)

    Die Befragung ergab einen relativhohen Bekanntheitsgrad des Garten-reichs, das rund 25% der bundes-deutschen Bevölkerung ab 14 Jahrenbekannt ist und von 12 % bereits be-sucht wurde. In Sachsen-Anhalt er-reicht die Anlage eine Bekanntheit von100 %, wobei 48% der Befragten sieauch schon besucht haben.

    Wiederholer – Stammgäste (WörlitzerAnlagen)

    Über 66% der Besucher haben dieWörlitzer Anlagen vorher schon einmalbesucht. Darüber hinaus ist bei denGästen aus der Region ein relativ ho-her Stammgästeanteil zu verzeichnen.Mehr als die Hälfte der Besucher ausSachsen-Anhalt hat die Anlage mehrals 10mal aufgesucht.

    Grafik 10, unten:Häufigkeit der Besuche

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    Informationsquellen (Wörlitzer Anla-gen)

    Ein Großteil der Informationsquellenliegt im Bereich informeller Ebenenwie z. B. ein früherer Besuch oder dieInformation durch Bekannte. Auch beiden Erstbesuchern zeigt sich ein ho-her Anteil informeller Information durch„Mund-zu-Mund-Propaganda“.

    Darüber hinaus spielen bei Erst-besuchern vor allem folgendeInformationsquellen eine Rolle:_ Touristinformation/Reisebüro

    43,5%_ Reise- und Gartenführer/Literatur

    22,3%_ Fernseh-/Rundfunk-/Pressberichte

    14,7%_ Hinweisschilder und Landkarten

    6,0%(Nord/LB 2002, S.58)

    Tagesausgaben (Wörlitzer Anlagen)

    _ Tagesgäste: 11 Euro /Pers._ Mehrtagesgäste: 40 Euro /Pers.

    Über 76,7% der Befragten tätigen Aus-gaben im Bereich der Gastronomie,

    67,8% zahlen Parkgebühren, 60,1%nutzen die Fähren, 27% kaufen La-gepläne und Souvenirs, 23,1% gebenetwas für Führungen und Besichtigun-gen aus.

    Zufriedenheit/Wünsche (Wörlitzer An-lagen)

    Grundsätzlich können die WörlitzerAnlagen eine hohe Besucher-zufriedenheit verzeichnen, wobei derErhaltungszustand des Gartens diehöchsten Zufriedenheitswerte erzielt.Für die Zukunft wünschen sich Besu-cher vor allem eine Verbesserung derAusschilderung im und zum Park, In-formationen vor Ort über Botanik undSehenswürdigkeiten der Anlage, diefür unterschiedliche Zielgruppen auf-bereitet sind sowie Angebote für Kin-der.

    Motive (Wörlitzer Anlagen)

    Bei den Besuchsmotiven der WörlitzerAnlagen stehen Spazierengehen undWandern, Natur, Erholung und Ent-spannung sowie das Interesse anGartengestaltung im Vordergrund.

    Abbildung 12:Schloss Wörlitz

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    Grafik 11:Besuchsmotive

    Freizeitinteressen (Wörlitzer Anlagen)

    Zu den Aktivitäten, die mehr als 5malim Jahr unternommen werden, ge-hören für 80 % der Befragten Fahrtenins Grüne, für 45 % Besuche von his-torischen Orten, für 32 % Museums-und Ausstellungsbesuche und für 31% Konzert-, Opern- und Theater-besuch.

    Grafik 12, unten:Freizeitverhalten der

    Besucher

    Zielgruppentypen (Wörlitzer Anlagen)

    Eine Clusteranalyse ergab folgendeZielgruppentypen:

    _ Erholungsbesucher (31,3%)- Motive:Natur und Erholung- Alter: >29 Jahre- Quellgebiet: Sachsen, Berlin- Anreise: PKW,Wohnwagen/ Wohnmobil- Begleitung: mit demPartner, mit Bekannten,mit Familie- Besuchsanlass: spontan,„schönes Wetter“, Unternehmung- Häufigkeit:viele Erstbesucher, vieleStammkunden (>9mal/Jahr)

    _ Stammkunden (27,1%)- Motive: kulturell,interaktiv, Natur, Erholung

    - Alter:Rentenalter- Quellgebiet:Sachsen-Anhalt- Anreise:hoher Anteil ÖPNV-Nutzung- Begleitung:mit Gästen

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    - Information: informell,Zeitung/Radio/Fernsehen- Ausgaben:ausgabefreudig- Interesse (hoch):Erlebniswelten, Zoos,Sportveranstaltungen- Interesse (niedrig): kulturelleAktivitäten, Theater, Museen

    _ Erlebnisorientierte Besucher(26,2%)- Motive: interaktiv,Unternehmung mit anderen- Alter: bis 29 Jahre, 40-49 Jahre- Quellgebiet: Sachsen-Anhalt,Thüringen- Anreise: häufig Fahrrad,Motorrad- Begleitung: mit Bekannten,Familien mit Kindern- Information: Internet- Ausgaben:vergleichsweise gering,geringere Zahlungsbereitschaftfür höhere Eintrittsgelder- Verweildauer: kurz, bis 3Stunden- Interesse (hoch):Erlebniswelten, Zoos,Sportveranstaltungen

    - Interesse (niedrig): kulturelleAktivitäten

    _ Kulturbesucher (15,4%)- Motive: Kulturell, Erlebnis& Aktivität auf hohem Niveau- Alter: 30-60 Jahre- Quellgebiet: alte Bundeslän-der, Ausland, Berlin,Brandenburg- Anreise: Fahrrad häufig- Begleitung: individuell, mitPartner, Familie mit Kindern- Häufigkeit: viele Erstbesucher- Bildung: hohes Bildungsniveau- Aufenthaltsdauer:Übernachtungsgäste- Interesse: Fachbesucher,Verbundaktivitäten- Information: Reiseführer,Touristinformation, Internet,Zeitung, Beschilderung, Karten- Ausgaben: ausgabefreudig(Souvenirs)hohe Zahlungsbereitschaft fürEintrittsgelder- Interesse (hoch): kulturelleAktivitäten, Museum/Oper/Theater, historische Orte

    Abbildung 13:Das Pantheon im

    Wörlitzer Park

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    5 55 55 55 55 5Zielgruppentypen nach Quellgebiet:

    _ Nahbereich- Stammkunden/ErlebnisorientiertMotiv: Stippvisite, einen „runden“Tag verbringen, gemütlich,aktiv

    _ Region- Erholungsbesucher/Kultur-besucherMotiv: kultiviertes Erholungsziel,Kombination von Natur undKultur

    _ Fernbereich- Reiner KulturbesucherMotiv: Erleben/entdecken/aktivsein auf hohem kulturellemNiveau

    (Nord/LB, 2002, S. 64ff, S. 70f)

    4.3.3Effekte desGartentourismus

    Finanzmittel

    Das Gartenreich wird von der Kultur-stiftung DessauWörlitz verwaltet undbetreut, die zum größten Teil aus fi-nanziellen Mittel des Landes Sachsen-Anhalt finanziert wird. Weitere Finanz-quellen sind Bundesmittel für ausge-wiesene Einzelprojekte sowie Mittel desEuropäischen Fonds für Regional-entwicklung (EFRE), den die Anlageals Weltkulturerbe in Anspruch nehmenkann.

    Wirtschaftliche Effekte durch Betriebs-ausgaben

    Für laufende Betriebsausgaben wur-den im Jahr 2000 4,7 Mio Euro aus-gegeben, wobei Mittel für Rekonstruk-tion, Restaurierung und Instandhaltungmit 3,2 Mio Euro den größten Posteneinnahmen.

    57% dieser Ausgaben flossen einerUmfrage zufolge an Auftragnehmer

    Abbildung 14:Die „Weiße Brücke“ im

    Schlosspark Wörlitz

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    aus Sachsen-Anhalt. Auf der Grundla-ge dieser Zahlen resultiert einBeschäftigungseffekt von rund 53 Ar-beitsplätzen/Jahr.

    Wirtschaftliche Effekte durch Beschäf-tigung

    Die Kulturstiftung beschäftigt 98,5 Mit-arbeiter, 30 Saisonkräfte, rund 40 stun-denweise Beschäftigte und 3 Auszu-

    bildende. Das gesamte Volumen derBruttoarbeitslöhne beträgt 3,6 Mio Euro/Jahr. Auf dieser Basis lassen sichKonsumausgaben in Höhe von1,4 Mil l ionen Euro und weitereBeschäftigungseffekte von 31 Voll-zeitarbeitsplätzen pro Jahr errechnen,die unmittelbar im Land Sachsen-An-

    halt wirksam werden. (Nord/LB 2002,S. 35)

    Grafik 13:RegionalökonomischeEffekte derKulturstiftung Dessau-Wörlitz

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    5 75 75 75 75 7Wirtschaftliche Effekte durch Ausga-ben der Besucher

    Auf der Basis der Besucherzahlen undder durchschnittlichen Ausgaben vonTages- sowie Mehrtagesgästen lässtsich für das Land Sachsen-Anhalt einPrimärimplus in Höhe von 14,9 Euround ein daraus entstehenderBeschäftigungseffekt von rund 430Arbeitsplätzen pro Jahr berechnen.(Nord/LB 2002, S. 36)

    Die Besucherausgaben liegen über-wiegend im Bereich Verpflegung undÜbernachtung, wesentliche Anteileder Betriebskosten sind mit der Bau-substanz verbunden. Vor diesem Hin-tergrund ergibt sich bei der sektoralenVerteilung der Produktions-, Wert-schöpfungs- und Beschäftigungs-

    effekte ein Schwergewicht im Hotel-und Gaststättengewerbe sowie in derBauwirtschaft.

    Effekte als weicher Standortfaktor

    Die Untersuchung der Nord/LB gehtvon einem hohen Potenzial desGartenreiches als weicher Standort-faktor aus. Sein Potenzial als positiverImagefaktor für die Region liegt vorallem in folgenden Bereichen:

    _ Region mit einem hochwertigenkultur-touristischen Angebot

    _ Region mit einem hohenFreizeitwert

    _ Region mit einer intaktenWohn- und Arbeitsumwelt

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    4.4Zusammenfassung

    Die Trends in Großbritannien undFrankreich zeigen, dass das ThemaGarten sowohl als Freizeit-beschäftigung als auch in der touristi-

    schen Nachfrage „en vogue“ ist.Gärten haben sich in beiden Ländernin den letzten 20 Jahren zunehmenddem Besucherverkehr geöffnet und

    touristisch entwickelt. Mit Besucher-zahlen im Bereich von 15 Millionenjährlich verzeichnen beide Ländereine hohe Nachfrage im Garten-tourismus.

    Abbildung 15:Das rekonstruierteBarock - Parterrein Het Loo (NL)

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    5 95 95 95 95 9Entsprechend haben Gärten positivewirtschaftliche Effekte. Im Land Sach-sen-Anhalt z. B. lässt sich dem Garten-reich Dessau-Wörlitz ein regionalerBeschäftigungseffekt von rund 430Arbeitsplätzen pro Jahr zuordnen.

    Das Interesse der typischen Garten-besucher hat ein Schwergewicht aufeinem generellen Bedürfnis nachRuhe, Idylle, Ästhetik und Natur. DieMehrheit der Besucher interessiert sichfür einen erholsamen Tag in attrakti-ver Umgebung. Sie sind keine Garten-spezialisten, aber oftmals im Zusam-menhang mit dem eigenen Kleingar-ten am Thema Gärtnern interessiert.Dies entspricht einem allgemeinenTrend, der sich in allen drei untersuch-ten Ländern abzeichnet.

    Gärten üben vor allem für die Nah-erholung und den Kurzzeittourismuseine hohe Anziehungskraft aus, wo-bei sowohl in Großbritannien als auchin Frankreich eine große Anzahl vonGärten zu finden ist, die überregionalvon Interesse sind und Motiv für denBesuch einer Region darstellen. Dieszeigt sich auch in den Wörlitzer Anla-gen, die einerseits einen hohenStammkundenanteil aus dem Nah-

    bereich aufweisen, andererseits na-tur-, kultur- und erlebnisorientierte Gä-ste aus der Region und dem Fern-bereich anziehen.

    Regionale Kooperationen von Garten-anlagen haben sich in Großbritanni-en und Frankreich als erfolgreich er-wiesen. Wissenschaftliche Inventarehistorischer Gärten dienen als wichti-ges Hilfsmittel zur Zusammenarbeitsowie der touristischen Produkt-entwicklung.

    Die Zusammenarbeit betrifft vor allemdie gemeinsame Werbung, (Internet,Broschüren), Organisation von regio-nalen Veranstaltungen und Entwick-lung von touristischen Routen. Vortei-le liegen in der leichteren Handhab-barkeit für den Nachfrager und in ver-besserten Kommunikations-möglichkeiten mit den touristischenPartnern (Tourismusorganisationen,Touroperators etc.).

    Kennzeichnend ist, dass die Koope-rationen zunächst unabhängig vonder Größe der Gärten gebildet wer-den und sich als Mitglieder-vereinigung verstehen, die auch fürPrivatpersonen, öffentliche Institutio-

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    nen, Firmen und andere Förderer of-fen steht. Der Vorteil der Mitgliederbesteht_ in den Aktivitäten und

    Serviceleistungen der Koopera-tion (z. B. Veranstaltungen,gemeinsame Werbung, Bera-tung, Zugang zum Inventar,Mitgliederrundbrief etc.)

    _ sowie in finanziellen Vergünsti-gungen (Z. B. freier Eintritt,„Expertensharing“, günstigeregemeinsame Werbemittel)

    Je nach Zweck und Inhalt der touristi-schen Aktion können aus dem ge-meinsamen „Gartenpool“ kleinere Ein-heiten gebildet werden (z. B.Programmangebot für Gruppen,Jahresaktion der „Offene Gartentür“,Themenangebot „Barockmusik inGrün“).

    Die Entwicklung touristischer Service-leistungen und Angebote zeigt sichals sehr wichtig, um als konkurrenzfä-hige touristische Attraktion auftreten zukönnen. Hierzu gehören Routenvor-schläge, ein touristisch aufbereiteter

    Internetauftritt, die Darstellung in einerGesamtbroschüre oder Karte, die alsReiseführer einsetzbar ist.

    Zum Angebotsspektrum vor Ort gehö-ren pädagogische Programme, Ver-anstaltungen und Aktionen mit denendie Besucherzahl beträchtlich erhöhtund das Spektrum der Zielgruppenerweitert wird. Kennzeichnend ist einehohe Qualität und Spezialisierung derVeranstaltungen.

    Neben Veranstaltungen und Vermie-tung erweitern zusätzliche Einrichtun-gen im Bereich der Restauration unddes Verkaufs die Einnahmequellen derGartenanlagen.

    Bei allen touristischen Entwicklungenin Gärten und Parks hat sich gezeigt,dass sie eine besondere Herausforde-rung darstellen. Es gilt, nebenqualitätvollen neuen Produkten undInformationen auch „pure“ authenti-sche Gartenerlebnisse zu ermögli-chen, mit den inneren Qualitäten derGärten zu arbeiten und ihre Nutzungs-grenzen zu respektieren.

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    Gartentourismus in Großbritannien

    ... ein Thema!

    Broschüren

    Gartengesellschaften

    Routenplaner

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    Gartentourismus in Frankreich

    ... ein Thema!

    Routen

    BroschürenInternet

    regionaleKooperation

    Veranstaltungen

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    Angebote _ Infrastruktur _Servicez.B. Restaurant, Chaumont-Sur-Loire, Spielplatz, Newby Hall (GB),Veranstaltungsräume,Harewood House (GB)

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    Angebote _ Infrastruktur _Servicez.B. Veranstaltungen, Seminare,Führungen Parcs & Jardins (F),Hever Castle (GB)

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    Angebote _ Infrastruktur _Servicez.B. Pädagogische Programme,Harewood House (GB)

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    Kooperation _Zusammenschlüssez.B. National Trust (GB),Parc et Jardins,Région Centre (F)

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    Kooperation _Zusammenschlüssez.B. Gartenbroschüre Wales (GB),Übersichtskarte mit Teilregionen,Parc et Jardins (F)

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    TouristischePartnerz.B. Gartenkatalog -Routenplaner BTA, RoutenplanerCheshire, Hotelkooperation (GB)

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    TouristischePartnerz.B. Gartenwebsites BTA,Shropshire, Wales Tourist Board(GB), WerbebroschüreLoir-et-Cher (F)

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    Untersuchungs-methodik undregionale Abgren-zung

    5.1RegionaleAbgrenzung desUntersuchungsgebietes

    Die vorliegende Untersuchung be-schränkt sich regional aus eingangserwähnten Gründen auf den rheini-schen Teil Nordrhein-Westfalens. - Esliegt jedoch nahe, dass Gartenroutenin den nachfolgenden Phasen überdas Untersuchungsgebiet in RichtungRuhrgebiet, Westfalen, Rheinland-Pfalzoder das benachbarte Belgien unddie Niederlande ausgedehnt werdenkönnen

    Untersucht werden die Tourismus-regionen:

    _ Eifel und Aachen(Euskirchen, Aachen, Aachen-Land,Düren und Erftkreis)

    _ Bonn(Stadt Bonn und Rhein-Sieg-Kreis)_ Köln(Stadt Köln)_ Bergisches Land(Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Ber-gischer Kreis, Remscheid, Solingen,Stadt leverkusen, Kreis Mettmann undWuppertal)_ Düsseldorf(Stadt Düsseldorf)_ Niederrhein(Kreis Neuss, Stadt Mönchenglad-bach, Stadt Krefeld, Kreis Viersen, KreisWesel, Kreis Kleve)

    5.2Untersuchungsmethodik

    Als Ausgangspunkt der vierstufigen Un-tersuchung stehen recht vage formu-lierte Mengenangaben zu den ‚grü-nen Anlagen’ im Rheinland.

    Das Rheinische Amt für Denkmalpfle-ge schätzt alle Anlagen auf rund3.000. In dieser Zahl sind sowohl Stadt-plätze als auch historische Haus- und

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    Villengärten erfasst, aber auch das‚Großgrün’ der Städte und als Kern diefeudalen Parkanlagen und Gärtensowie landwirtschaftliche Anwesenund Klostergärten. 3.000 zum großenTeil nicht zentral erfasste Grünanlageninnerhalb einer Voruntersuchung sys-tematisch zu bewerten und auf weni-ge Parks und Gärten für die ‚Startphase’zu reduzieren, ist naturgemäß nichtmöglich.

    Die Alternative, anhand von Reisefüh-rern und eines Brainstorming verschie-dener Fachleute eine Anlagenlistezusammenzutragen, wurde wegendes hiermit verbundenen hohen Zu-fallsfaktors ebenfalls verworfen. Alsmethodischer Ansatz wurde daher einMittelweg gewählt, bei dem wesentli-che Quellen im Rahmen der Literatur-recherche zusammengestellt und inHinblick auf geeignete Gärten ausge-wertet wurden. Neben historischenund aktuellen kunsthistorischen Veröf-fentlichungen sowie Reiseführern wa-ren es vor allem die Listen der „Priva-ten denkmalwerten und denkmal-geschützten Garten- und Parkanlagen“und das „Inventarverzeichnis öffentli-cher denkmalwerter und denkmal-geschützter Garten- und Parkanlagen“,

    die beim Rheinischen Amt für Denk-malpflege geführt werden.

    Unser herzlicher Dank gilt an dieserStelle dem Rheinischen Amt für Denk-malpflege, insbesondere Frau PetraEngelen, die die vorliegende Unter-suchung mit Sachkenntnis und Enga-gement unterstützt hat. Im Ergebnisentstand eine Inventarliste mit 966Parks und Gärten im Rheinland.

    Im nächsten Schritt konnte diese Listeunter Herausnahme von Anlagen, dieunter dem kulturtouristischen Aspektnicht geeignet sin