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49 IIH. Monatsbericht. Gase im Meerwasser. Morren stellte in den Monaten Marz, April und Mai Versuchc uber den Gehalt des Meerwassers an Gasen an, und fand, daw am Tage und unter Einfluss der Bestrah- lung durch die Sonne das Meerwasser Gase enthielt, die reicher an Sauerstoff waren, als in der Nacht und bei be- decktem Himmel. L e w y wiederholte die Versuclie M o r- inen's im August und Se tember 1845 an der felsigen Kuste Calvados). Das zur Untersucbung dienende Meerwasser war zur Zeit der Fluth an der Kuste selbst geschopft wor- den. Ueher den Felsen von Calvados, sowie an anderen Stellen, zeigt das Meer betrachtliche Niveauveranderungen. Indem es sich zuruckzieht, Iasst es an der felsigen Kuste sehr veranderliche Wassermengen zuruck, je nach dem Umfang und der Tiefe der in den Felsen hefindlichen Hoh- lungen. Die auf diese Weise gebildeten Lachen zeigen oft schone Algenvegetationen, zuweilen jedoch findet man in ihnen weder Pflanzen, noch Thiere. Durch die Ebbe und Fluth des Meeres wird innerhalb 24 Stunderi zwei Ma1 das in diesen Lachen befindliche Wasser erneuert. Auch das Wasser dieser Lachen unterwarf L e wy viel- fachen Untersuchungen. 1 Litre Meerwasser enthielt bei c7651 bis 0!693 Baro- meterstand 11 ,"8 C. bis 17r8 C. Lufttemperatur und 14,b C. bis 19,3 C. Wassertemperatur (welche, beilaufig bemerkt, meistens hoher war, als die Temperatur der umgebenden Luftschicht C. C. Schwefelwasserstoff, ferner 12,O bis 19,4 C. C. Kohlen- saure, 32,8 C. C. bis 34,s C. C. Sauerstoff und 48,1 bis 53,7 C. C. Stickstoff enthielt. Die am Morgen und am Ahend zu sleichen Stunden (3 Uhr und 6 Uhr) angestellten Versuche ergaben ferner, dass 4die Mengen des Sauerstoffs bedeu- tender waren am Tage, a h in der Nacht; eben so beim Stickstoff; dass aber umgekehrt die Menge der Kohlen- saure bei Nacht und bei Tage abnahm. Das Wasser der Lachen ohne Pflanzen und Thiere cnthieltyetwas weniger Gas, als das direct aus dem Meere gescho fte Wasser; die Zusammensetzun des Gases blieb sich a E e r am Tage und in der Nacht P ast vollig gleich. Der Schwefelwasserstoffgehalt eines Litre betrug 0,33 C. C. Arch. d. Pharm. XCIX. Bds. 1. Hft. des Kanals, in der Na Yl e von Langrune (Departement du 0 20,6 C. C. Gas, welches in 100 Theilen durchschnittlich 0,3 1 4

Gase im Meerwasser

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Page 1: Gase im Meerwasser

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IIH. Monatsbericht.

Gase im Meerwasser. M o r r e n stellte in den Monaten Marz, April und Mai

Versuchc uber den Gehalt des Meerwassers an Gasen an, und fand, daw am Tage und unter Einfluss der Bestrah- lung durch die Sonne das Meerwasser Gase enthielt, die reicher an Sauerstoff waren, als in der Nacht und bei be- decktem Himmel. L e w y wiederholte die Versuclie M o r- inen's im August und Se tember 1845 an der felsigen Kuste

Calvados). Das zur Untersucbung dienende Meerwasser war zur Zeit der Fluth an der Kuste selbst geschopft wor- den. Ueher den Felsen von Calvados, sowie an anderen Stellen, zeigt das Meer betrachtliche Niveauveranderungen. Indem es sich zuruckzieht, Iasst es an der felsigen Kuste sehr veranderliche Wassermengen zuruck, je nach dem Umfang und der Tiefe der in den Felsen hefindlichen Hoh- lungen. Die auf diese Weise gebildeten Lachen zeigen oft schone Algenvegetationen, zuweilen jedoch findet man in ihnen weder Pflanzen, noch Thiere. Durch die Ebbe und Fluth des Meeres wird innerhalb 24 Stunderi zwei Ma1 das in diesen Lachen befindliche Wasser erneuert. Auch das Wasser dieser Lachen unterwarf L e wy viel- fachen Untersuchungen.

1 Litre Meerwasser enthielt bei c7651 bis 0!693 Baro- meterstand 11 ,"8 C. bis 17r8 C. Lufttemperatur und 14,b C. bis 19,3 C. Wassertemperatur (welche, beilaufig bemerkt, meistens hoher war, als die Temperatur der umgebenden Luftschicht

C. C. Schwefelwasserstoff, ferner 12,O bis 19,4 C. C. Kohlen- saure, 32,8 C. C. bis 34,s C. C. Sauerstoff und 48,1 bis 53,7 C. C. Stickstoff enthielt. Die am Morgen und am Ahend zu sleichen Stunden (3 Uhr und 6 Uhr) angestellten Versuche ergaben ferner, dass 4die Mengen des Sauerstoffs bedeu- tender waren am Tage, a h in der Nacht; eben so beim Stickstoff; dass aber umgekehrt die Menge der Kohlen- saure bei Nacht und bei Tage abnahm.

Das Wasser der Lachen ohne Pflanzen und Thiere cnthieltyetwas weniger Gas, als das direct aus dem Meere gescho fte Wasser; die Zusammensetzun des Gases blieb sich a E e r am Tage und in der Nacht P ast vollig gleich. Der Schwefelwasserstoffgehalt eines Litre betrug 0,33 C. C.

Arch. d. Pharm. XCIX. Bds. 1. Hft.

des Kanals, in der Na Yl e von Langrune (Departement du

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20,6 C. C. Gas, welches in 100 Theilen durchschnittlich 0,3 1

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50 Gase im Meerwasser.

Die Lachen rnit griinen Algen (Ulva [SoleninJ knaa, U h a lactuca L. oder L’. lalissima Agardh.) enthielten ein Wasser, welches, gegen Abend untersucht, ein Gasqemenge lieferte, worin 9,6 Proc. C02, 38 Proc. 0 und 52,k Proc. N vorhanden waren, wahrend, am fruhen Morgen nntersucht, ein Gasgemenge erhallen wurde, wclches 18,2 Proc. CO’ 31,3 Proc. 0 und 506 Proc. N. enthielt. Der Schwefelwas- serstoffgehalt eines Litre betrug 0,39 C. C. Bei bedecktem Himmel zeigte sich dabei ein geringerer Sauerstoffgehalt, als bei unbedecktem. Hier zeigt sich deutlich die Einwir- kung des Sonnenlichts auf die grunen Wasserpflanzen.

Die mit hraunen Algen ffucus vesiculosus L., fucus ser- ratus L., Eutchinsia nigrescens Agardh, Haladrys siliquosa L nybye, Chondrus potymorphus Lamouroux; Zonaria di- c K otoma Agardh., Ceramium rubrum Agardh.) bevolkerten Lachen zeigten auch einen grossern Sauerstoff ehalt hei

gehalt bei Nacht; doch waren die Unterschiede nicht so bedeutend, als bei den mit grunen Algen besetzten Lachen. Die Unterschiede betrugen %,I Proc. bis 37,2 Proc. Sauer- stoff, 15,1 Proc. his 173 Proc. Kohlensaure, 47,O bis 47,’i Stickstoff. Ein Litre dieses Wassers enthielt durchschnitt- lich 0,41 C. C. SchweMwassersloff.

Die rnit Muscheln besetzten Lachen waren frei von Vegeta6ion, in ihrer Nahe waren die Kalkfelsen der Kuste mit bedeutenden Muschelbiinken hedeckt, und schon in weiter Entfernung bemerkte man den Geruch nach Schwefel- wasserstoff. Die Lnche, deren Wasser zur Untersuchung diente, war zu Anfang schr breit und das Wasser sehr klar, nach und nach verminderle sich ihr Volumen und zu Ende des Versuchs (nach sechs Tagen) enthielt sie nur wenig Wasser, wekhes nicht mehr vollig klar und g u n - lich geworden war. Der Schwefelwassersloffpehalt, wel- cher Anfangs in 1 Litre dieses Wassers (40 2 . C . betrug, stieg taglich und betrug zuletzt 7,43 C. C. Mit der Zunahme des Schwefelwasserstoffs verminderte sich der Sauerstoff- gehalt und war zuletzt fast Null. Der Stickstoff, ohalt so wie die Kohlensaure stiesen gegen-das Ende ;in. Die Gegenwart des Schwefelwasserstoffs in diesen Lachen, so wie im Meerwasser selbst, riihrt von dcr Einwirkung der thierischen Materie auf die im Wasser geloslen schwefel- sauren Salze her ; die gebildeten Schwefelmetalle werden durch die Kohlensaure zerlegt und der freiwerdende H’S verbindet sich mit dem immer bei faulenden Thiersubstan- zen auftretenden Ammoniak zu Schwefelwasserstoff-hmo- niak. Nach L e w y ist nur in dieser Form das HiS im

Tege, als bei Nacht, sowie einen grosseren KO f lensaure-

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Einwirlcuny der Salssuuw uuf chlorsnurcs Kuk. 5 1

Meerwasser vorhanden. Diese Verbindung absorbirt denn rasch den zugleich vorhandenen Sauerstoff.

Die iiber allen diesen Lachen befindliche Luft zeigte keine Unterschiedc von der gewohnlichen atmospbarischen Luft. M o r r e n fand eine Verschiedenheit, was darin sei- nen Grund hat, dass er bei ruhiger Luft, L e w y bei win- digetn Wetter beobachlete. Es scheint nicht, als ob die an den Kusten durch Schwefelwasserstoff verunreinigte Luft einen nachtheiligen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Anwohner aussere; wenigstens fand L e w y die Sterb- lichkeit zu Lyon (Depart. d u Calvados) und Monlfaucon nicht grosser als anderswo. Auf viele Meeresbewohner, z. B. Muscheln, Anneliden, Rankenflusser. Krahben , Ophiuren, Cribriurn, zeigt auch der in grosserer Menge durch fau- lende Muscheln u. s. w. entwickelte Schwefelwasserstoff keinen nachtheili en Eintluss.

macht es wahrscheinlich, dass die E i s e n k i es e , welche sich in don aus dern Wasser abgesetzten Gesleinsforma- tionen finden, durch Einwirkung dcs HaS auf die schwefel- sauren Alkalisalze und alkalischen Erdsalze bei Gegenwart von Eisenoxydhydrat entstanden. wie schon C he v r e u I , spater Vogel und besonders E b e l m e n zu zeigen be- miiht gewesen sind. (Ann. de chim. et de phys. 3. Skr. Mai 1846. Tome XVZI. p. 5J H. L.

Die Bildung % es Schwefelwasserstoffs in diesen Fallen

Einwirkung der Salzsaure auf chlorsaiires Kali. B o t t g e r macht auf einc irn 83. Bande von Buch-

ner's Repertorium, p. 351, zuerst empfohlene Methode, sich das Chlorwasser rasch zu bereiten, aufmerksam, wobei er sowohl das Prztliche als pharmaceutische Publicum warnt. sich ja nicht auf die dort ansegebene Bereitungsarl, aus chlorsaurern Kali und Salzsaure das Chlor zu entwickeln, einzulassen. Es bildet sich hierbei namlich irnmer, ohne alle Ausnahme, chlorige Saure, Chlor und Wasser und so- gar slets in einem constanten Verhaltnisse, sobald die Con- centration der Salzmure und die Temperatur, bei welcher der Process eingeleitet wurde, dieselbe bleibt. Bei einer Temperatur von -j- 12O R. uncl einer Salzsaure von (1.42 spec. Gew., wie sie der unbekannte Verfasser empfiehlt, besteht das entweichende Gas nahe aus 2 Volurnen Chlor und 1 Volurnen gasforniiger chloriger Saure (ClXO3). - busserdem k4nn dieses Verfahren aber lebensgefahrlich weiden, sobald Jeniand, ctwa zur Beschleunigung der 0 e- ralion, Warrne anwendet, wobei leiclit Explosion statt E n-

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