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Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

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Page 1: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

ANGEWANDTE 88. Jahrgang 1976

Heft 23 GHEWOE Seite 775 - 820

Gasformige Chloridkomplexe mit Halogenbrucken - Homookomplexe und Heterokomplexe

Von Harald Schafer[*]

Die Chemie der in den letzten Jahren in g r o k r Zahl beobachteten gasformigen Halogenidkom- plexe wird am Beispiel der Chloride behandelt. - Homookomplexe, durch CI-Briicken verkniipfte dimere oder auch polymere Chloridmolekiile (z.B. (NaCI),, n = 2 4 ; (CuCI),, n = 2-5; (BeCI,),. n = 2-4; Pd&I1 2)r treten in weiten Bereichen des Periodensystems auf. Besonders aufschluBreich ist der Vergleich der Dissoziationsenthalpie solcher Molekiile mit der Verdampfungsenthalpie der fliissigen Chloride. Heterokomplexe sind aus verschiedenen Chloridmolekiilen durch Ver- kniipfung iiber CI-Briicken aufgebaut. Neben 1 : I-Komplexen (z. B. NaAIC14, TlPbC13, KThC15, CdPbC14, AIUCls) sind auch groDere Molekiile (z. B. CoAl2CI8, CrAl3CIl2, Cu2UCI6, InzUCllo) bekannt. Formeltypen und Strukturen und vor allem Bildungsenthalpien solcher Komplexe werden kritisch erortert. - Heterokomplexe sind bei Chemischen Transportreaktionen, als Reaktionsvermittler bei Synthesen und bei gaschromatographischen Trennungen (Lanthanoide, Actinoide) nutzbar. Sie spielen bei manchen technischen Prozessen (Erzchlorierungen) sowie bei neu entwickelten Typen von Hochdruckentladungslampen eine Rolle.

1. Einleitung

In der klassischen Zeit der Molekulargewichtsbesthmun- gen nach der Methode von Dumas entdeckten Sainfe-Chiire Deuille und Troostf'-31 im Jahre 1857 die dimere Natur der gasformigen Trichloride von Aluminium und Eisen. Man hat dies lange Zeit als Besonderheit hingenommen.

Obwohl die Kosselsche Theorie die Bildung von gasformi- gen Dimeren des Typs

Na'CI- CI- Na'

nahelegte, wurden solche Molekiile erst 1948 von 10nou'~~ massenspekt roskopisch beobachtet . Diese Beobach t ung fand jedoch - offenbar wegen der Sprachbarriere - wenig Resonanz. Beachtung fand die Existenz dimerer Alkalimetallhalogenide

[*I Prof. Dr. H. Schafer Anorganisch-chemisches Instirut der Universitll Gievenbecker Weg 9. D-4400 Munster

wenige Jahre spater nach Bekanntwerden der Molekularstrahl- experimente von Kusch et aI.['], die durch elektrostatische Rechnungen von O'Konski und Higuchi16] erganzt wurden. Darauf folgten massenspektroskopische Beobachtungen in vie- len Laboratorien. Heute kennt man dimere Chloridmolekiile von nahezu 50 EIerne~~ten['~.

Die Existenz noch grokrer Aggregate wurde erstmals 1950 durch die Entdeckung des beachtlich stabilen Cu3CI3-Mole- kiils in der Gasphase durch Brewer und LoSyrenr81 nachgewie- sen.

Wir bezeichnen alle aus gleichartigen Monomeren aufgebau- ten Aggregate als Homookomplexe.

Die Zusammenlagerung ungleichartiger Monomere zu He- ferokomplexen wurde zuerst am Beispiel des gasformigen NaAIC14 und KAICI4 (Fischer 1949191; Grothe 1950['01) beob- achtet. Es zeigte sich, da13 gasformige Heterokomplexe haufig sind. Zusammenfassende Berichte iiber Gaskomplexe vom Typ AMX. mit A = Alkalimetall und X = F, CI liegen bereits vor [ I 1 - 141

Einen wichtigen neuen AnstoB gaben 1970 Untersuchungen von Dewir~g['~] iiber die Verfliichtigung von Dichloriden

Arryea. Chern. , 88. Juhrq. 1976 I N r . 3 775

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(MgC12, CaCI2, CoCl2, NiC12, ...) im Strom der gasformigen Trichloride des Aluminiums oder Eisens. Zur Zeit befindet sich dieses Gebiet in lebhafter Entwicklung, wobei das Interes- se vorwiegend dem Auffinden der Formeln neuer Gaskomplexe und ihren thermodynamischen Daten gilt. Auch Anwendungs- moglichkeiten beginnen sich abzuzeichnen.

Zur Bestimmung der Stabilitat der Komplexe dienen gelaufi- ge Methoden der Gleichgewichtsmessung wie: a) Gesamt- druckmessungen iiber Schmelzen der Komponenten und che- mische Analysen des Destillats; b) Optische Gleichgewichts- messungen anhand der Ligandenfeldspektren; c) Massenspek- troskopische Analysen von Gleichgewichtsgasen; d) Mitfuh- rungsmessungen. Auch chemische Transportexperimente kon- nen wichtige Informationen geben.

2. Dimere Chloridmolekule

2.1. Verbreitung und Stabilitat

In Analogie zur bekannten Struktur des Molekiils AlzC16 nimmt man an, daR auch in den anderen dimeren Halogeniden die Metallatome uber Halogendoppelbriicken verknupft sind - ein Aufbau, der mit seiner hohen Symmetrie aufgrund der vorwiegend ionischen Natur der Bindungen plausibel ist.

Uber die bisher bekannten dimeren Chloride und ihre Disso- ziationsenthalpien unterrichtet Tabelle 1.

Tabelle 1. Dissoziation (MCI,)2,,=$2 MCI,,, AHo(diss,298) in kcal/mol Dimer: Werte nach [7] (fur VCI2 nach [16]).

LiCl 49.5 NaCl 48 6

KCI 45.0

RbCl 42.9 CSCl 42.9 Fr

BeCI2 24.0 MgCl2 40.5

CaCI2 ScClz 50.3 41.6

S K I 2 YCI, 51.2 49.6 BaCI2 LaCI, 47.1 50.8 Ra Ac

Ce

ThCI, 31.0

baute Molekiilgitter, und von NbC15 weiD man, dal3 es sich in CC14 als Dimer lost[s71. Von den niederen Chloriden dieser Gruppe ist nur ein gasformiges Dimer bekannt, namlich W2Cl,[L81. Dieses bleibt hier jedoch auDer Betracht, weil es wahrscheinlich eine W-W-Bindung enthalt, wie auch Metall- Metall-Bindungen bei vielen niederen (festen) Halogeniden dieser Gruppe entscheidende Bedeutung haben. Wir beriick- sichtigen hier nur solche Molekiile, die allein durch Halogen- briicken zusammengehalten werden. - Das Molekul U2Cll0 tritt nicht nur im Kristallgitter des Uranpentachlorids und in CC14-Losung auf, sondern besitzt auch im Gaszustand eine beachtliche Stabilitat[”]; jedoch fehlen Angaben fur das Monomer und damit fur AHO(diss).

c) Die festen Chloride der Elemente Ru, Os, Rh, I r zerfallen beim Erhitzen in die Elemente. Die monomeren Chloride kommen in der Gasphase auch in Gegenwart von C12 nur in geringer Konzentration vor. Merkliche Konzentrationen an durch C1-Briicken zusammengehaltenen Dimeren sind da- her nicht zu erwarten.

d) Bei den Chloriden der Elemente Pd, Pt, Cu, Ag spielen offenbar nichtionische Bindekrafte eine wichtige Rolle. Das bedeutet, daD bestimmte Anordnungen (Bindungswinkel, Koordinationstiguren) bevorzugt sind, die sich nur bei Bildung grofierer Aggregate (Pd6ClI2, Pt6C112, cu3cI3, Ag3CI3) reali- sieren lassen. Hinzu kommen thermische Instabilitaten: CuC12 zersetzt sich beim Erhitzen in CuCl und CI2. Das planare Gasmolekiil Au2CI6 ist bekannt, jedoch ist wegen des thermi-

TiCl, FeCI, 40.6 35.4 TiC14 VCI2 CrCI2 MnCI2 FeCI2 (9) 34 49.3 38.9 37.0

CoCI2 NiC12 36.5 34.6

c 11

Pr Nd Pm Sm Eu

Pa UCL N p Pu Am 26.1 UC15

Es besteht eine deutliche Systematik: a) Die Dissoziationsenthalpien der Dimere nehmen in den

Reihen LiCI, BeCI2, BC13 und NaCI, MgCI2, AIC13 monoton ab. Bei den hoheren Perioden, wo diese Reihen bis hin zu den Tetra- und Pentachloriden verfolgt werden konnen, fallen das Auftreten eines Maximums und der starke Abfall beim Ubergang MCI3/MCl4 auf. Daraus geht hervor, daD der Auf- fiillung der Koordinationssphare eine wichtige Rolle zu- kommt : Die Koordinationszahl 4 mit tetraedrischer Umge- bung des Zentralatoms ist energetisch bevorzugt, ihre Errei- chung ist giinstig, ihre Uberschreitung ungiinstig (vgl. auch TiCI3/TiCl4 und FeCI2/FeCl3).

b) Bei den Pentachloriden der Elemente Nb, Tu, Mo, Tc, Re sind gasformige Dimere geringer Stabilitat zu erwarten: NbCIS, TaCIS; MoClS und ReCIs bilden aus Dimeren aufge-

30.2

0 F Ne

S CI Ar

ZnCI2 GaCI, GeCI, AsC13 26.5 21.6 (8) (9)

SnC1, ’

(9) CdCI2 InCI, SnCI2 SbCI, 27.3 29.7 22.8 11.2 HgC12 TIC1 PbCI2 BiCI3 13.0 29.1 30.5 15.4

Se Br Kr

Xe

Gd T b Dy Ho Er T m Yb LuCI, 49.6

schen Zerfalls in AuZCI2,,, Auf und CI2 das monomere Trichlo- rid nicht faDbar, so dal3 die Dissoziationsenthalpie der Dimere mit den iiblichen Methoden nicht bestimmbar ist. Noch unge- klart sind die Verhaltnisse beim A U ~ C ~ ~ , ~

e) Im Bereich der Nichtmetallchloride ist die Tendenz zur Bildung von Dimeren naturgemaD wenig ausgepragt. Die Nichtmetallatome sind entweder durch Halogenliganden oder durch einsame Elektronenpaare abgeschirmt, so daB sich kaum eine Gelegenheit zur Erhohung der Koordinationszahl bietet.

f) Auffallend ist, daD in der Dissoziationsenthalpie keine Sonderstellung fur Aluminiumchlorid oder Eisen(In)-chlorid erkennbar ist. Die Besonderheit dieser (und ahnlicher) Trihalo- genide liegt in der relativ geringen Stabilitat des kondensierten Zustandes und der damit verbundenen niedrigen Verdamp- fungstemperatur, bei der die Gasphase im wesentlichen aus

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Dimeren besteht, auch wenn AHo(diss) nicht ungewohnlich groB ist.

g) Nicht erfaRt wurden die Molekiile Ga2CI2, Ga2C14[20-23', In2CI2 und In2C14[21 - 2 4 1 . Hi erist ungewiB,ob M-M-Bindun- gen beteiligt sind. Auch konnten Ga2CI4 und In2CI4 bei den Heterokomplexen im Sinne von GaCl. GaCI3 und InCl. InCI, einzuordnen sein.

22. Dissoziation des Dimers und Verdampfung der fliissigen Phase

Die Dissoziation des Dimers und der Ubergang fliissig+mo- norner gasformig

(MCIx)2.E MCI,., + MCI.,; AHO(diss) (1) (MCIx)m,f~ * (MC& I . f l + MCI.,,; AHo(verd,rnono) (2)

stehen insofern miteinander in Beziehung, als mit n = 2 das kleinste und mit n = ifr (fliissig) das groBte Aggregat vorliegt. Daher ist es sinnvoll, AHo(diss) und AHo(verd,mono) mitein- ander zu vergleichen. Dies geschieht fur einen einheitlichen Bezugszustand, namlich fur die (absolute) Siedeternperatur der Chloride, genauer f i r die Ternperatur Tb, bei der der Dampfdruck des Monomers iiber der Schmelze 1 atm betragt. Da nicht fur alle Chloride gute experimentelle Werte f i r die Verdampfungsenthalpie zur Verfugung stehen, ist es zweckma- Big, AHo (verd, mono, Tb) durch Tb.ASo (verd, mono, Tb) zu ersetzen:

AHo(diss,Tb) - AHo(diss,Tb) AHo(verd,mono,Tb) - Tb.AS'(verd,rnono,Tb) =

Sind AHo(diss,Tb) und AHO(verd,mono,Tb) von gleicher GroBe, was in der Regel zutrifft, so ist fz 1. In diesem Falle ergibt sich fur

Q = AHo(diss,Tb)/Tb = f.AS'(verd,mono,Tb) z 22cal/K.mol

sofern ASO(verd,mono,Tb) den normalen Trouton-Wert hat. Wie Tabelle 2 zeigt, sind die Q-Werte in der Regel von

der erwarteten G r o k . Ausnahmen werden noch im folgenden diskutiert.

Tabelle 2. Q=AH'(diss.Tb)/Tb in cal/K mol Dimer.

weil bei der Bestimmung des Dampfdrucks noch unbekannt war, daB die Gasphase nicht nur Monomere, sondern auch groBere Molekiile enthllt. Dadurch wird der in der Literatur angegebene Wert f i r T b zu niedrig und Q zu grol3. Dieser Effekt ist jedoch nicht schwerwiegend. Trotz solcher Unsicher- heiten sind so brauchbare Abschatzungen der Dissoziationsen- thalpie von Dimeren moglich.

Besonders interessant sind die wenigen Beispiele mit relativ g r o k n Q-Werten. Hier kann man zwei Grenzfalle unterschei- den :

a) Noch immer ist AHO(verd,mono,Tb) nahezu gleich AHo(diss,Tb), jedoch sind beide Werte ungewohnlich grol3. Somit ist auch ASO(verd,mono,Tb) besonders groD. Dies trifft offenbar fur BeClz [ASo(verd,mono,Tb)=31.4 cal/K] und fur CrClz [ASO(verd,rnono,Tb)= 30 cal/K] zu und konnte auf eine polymere Struktur der Schmelze hindeuten (Kettenpoly- mere in Analogie zum festen Zustand?).

b) AHO(diss,Tb) ist erheblich groBer als AHo(verd,mo- no,Tb), anders ausgedriickt: f > 1: ASO(verd,mono,Tb) 1st je- doch rnit 2 22 cal/K normal. Dies gilt fur LiCl [ASo(verd,mo- no,Tb)=22.8 cal/K und NaCl [AS'(verd,mono,Tb)= 22.0 cal/K] sowie fur AlC13 [ASO(verd,mono,Tb)= 23.9 cal/K]. Hier sind wohl auch andere Trichloride (TiC13, FeC13, GaCI3, InC13) einzuordnen. ~ Man kann fur AIirmiriiumchIorid folgende Modellbetrachtung anstellen: Es ist bekannt, daD die Schmelze aus A12C16-Molekiilen besteht. Vernachlassigt man die zwi- schenmolekularen Krafte. so wird AHo(verd, AI2C&)=O und AH'(verd,AICI,)= AHo(diss). Dann ist weiter AHo(diss)/ AHo(verd,AICI,) = f = 2 und schliel3lich Q=AS'(verd,AICI,, Tb) x f = 22 x 2 r44cal/K oder mit der genauen Verdamp- fungsentropie 23.9 x 2 =47.8cal/K. Dies ist ein oberer Grenz- wert, der experimentelle Wert (Tabelle 2) ist Q=40.4cal/K.

Tlwrmodynnmischr Bedeutuiig ; 1st AHo (verd, mono) = AHo (diss), so bedeutet das auch, daB die Verdampfungsenthalpie des Dimers gleich der des Monomers ist, AH*(cerd, mo- rio)=AH"(cerd. dimer). Da aber in der Regel ASo(verd, mo- no)> AS"(verd,dimer) gilt, so ist in diesen Fallen P(monomer) > P(dimer).

Im iibrigen sei daran erinnert, daB Q=AHo(diss)/Tb zwar die Dimension einer Entropie besitzt, daB es sich jedoch wegen

LiCl 27.1 NaCl 25.7

BeCI2 28.6 MgC1z 22.0

B C N O F

AICI, Si P S CI 4 0 4

Ne

Ar

KCI 24.4 RbCl 24. I CSCl 25.0 Fr

CaC12 21.1 SrCI? 20 8 BaCI, 20.7 Ra

SCCI, 32.9 YCI, 24.8 LaCI, 21.0 Ac Ce

ThCIJ 22.9

TiCI, 33.9 TiCl4 VC12 CrC12 MnCI2

ZrCI, NbCI, MoCI, T c 23.2 HICl4 TdCIS WC15 Re 24.1

29.8 24.3

Pr Nd Pm Sm

Pa UClr Np Pu 21.7

FeCI, 35.11 FeC12 CoC12 NiC12 25.9 25.9 26.3 R u R h Pd

0 s Ir Pt

Eu Gd Tb

Am

Cu ZnCI2 GaClJ GeCL AsCl, Se Br

Ag CdCI2 lnCl3 SnC12 SbCI, TeCL I 25.0 35 7

2 0 6 3 3 9 21.9 21.1

21 5 2 5 5 21 9 19.2 AU HgCI2 TIC1 PbCll BICI, PO At

Dy Ho Er Tm Yb LuCl, 25.0

Kr

Xe

R n

Die verfugbaren Daten lassen in den meisten Fallen keine groBere Genauigkeit als _+3 cal/K. rnol erwarten. Manchmal diirften die Q-Werte auch deshalb korrekturbediirftig sein,

P(dimer,Tb)+ 1 atm nicht um die Normalentropie der Disso- ziation handelt. In jedem Falle zeigt ein g r o k r Wert von Q eine (relativ) g r o k Konzentration an Dimeren an.

Anyev C h m , 88 Jahrg 1 9 7 6 , N r 23 777

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2.3. Beziehung zur Bildung von Dimeren bei der Sublimation von Elementen

Die fur viele Chloride zutreffende nahe Ubereinstimmung von AHo(diss,Tb) und AHO(verd,mono,Tb) bedeutet, daD sich die kleineren Bindungslangen in den Dimeren und die hohere Zahl der Nachbarn im fliissigen Zustand energetisch nahezu kompensieren.

P ~ u l i n g [ ~ ~ l und spater Goklfitzger et a1.[261 haben sich bei den Elementen M rnit den1 Zusammenhang von Dissozia- tionsenthalpie des Dimers Do(M2) und Sublimationsenthal- pie des Monomers AHOisubl) befaat, wobei die fur OK geltenden Werte verwendet wurden. Danach ist r*=AH8(subl)/D~(M2)=0.5 bis 12. Die GroBe des Quotienten r* hangt von der Elektronenkonfiguration von M ab. Vergli- chen hiermit ist bei den Chloriden der (l/r*)-analoge Quotient f rnit % 1 vie1 weniger variabel. Dies ist verstandlich, weil die unterschiedlichen Atome M bei den Chloriden durch C1- Liganden abgeschirmt sind.

3. GroBere Homookomplexe (MCI,), rnit n = 3-6

3.1. Modellbetrachtung

Die fur die Dissoziation von (MCl,), in MCI, rnit n = 2 und n = x fur viele Chloride zutreffende Situation rnit AHo(diss,Tb) %AH'(verd,mono,Tb) 1aDt sich fur andere Gro- Den n verallgemeinern. Dies geschieht hier zunachst fur einen Modellfall.

In der allgemeinen Gleichung

(MCI,), (n-l)MCI, + MCI,; AH: (3)

ist (n - 1) die Zahl der Dissoziationsschritte bei vollstandiger Zerlegung von (MCl,), in Monomere und AH:/(n - 1) die Dissoziationsenthalpie pro Schritt; im Modell sei dieser Betrag unabhangig von n. Fur die Abspaltung von MCI, aus der flussigen Phase MClx,f,G (MCl,), gilt dann AH:/( cc - 1) =AH:/ co=AH"(verd,mono).

Ein von n unabhangiger Wert fur AH:/(n- 1) ist gleichbe- deutend mit Unabhangigkeit der Verdampfungsenthalpie von der GroBe n der verdampfenden Molekule. Mit AH:/(n - 1) = konstant folgt weiter z. B.

(MCl& + (MCl,k 2(MC1,)3; AHo=O (4)

und

(MCl& + 2(MCI,),; AH;/(n-l) ( 5 )

Ware auch ASo pro Dissoziationsschritt konstant, so waren (bei gegebener Temperatur) auch die Dissoziationskonstanten pro Schritt konstant, K1,2=K2,3=K3,4...

(MClJ2 + MCI, + MCI,; KI ,2 ; n = 2 (MC1d3 + MCI. + (MC1J2: K2,3; n = 3 (MCl&, MCI, + (MCI,),; K3,4; n=4

(MClxk + 4MC1,; K1,4= K1,2. K2,3. K3,4 (6)

und allgemein

(MCI,). $ nMC1,; Kl,,=KF;" (7)

Im Gultigkeitsbereich dieses Modells wird man nur dann hohere Polymere beobachten konnen, wenn bereits die Kon- zentration der Dimere groI3 ist. Bei kleiner Konzentration an Dimeren sinkt die Konzentration hoherer Aggregate mit steigendem n schnell unter die experimentelle Nachweisgrenze.

3.2. Die realen Verhaltnisse

Die GroDe AH:/(n - 1) ist temperaturabhangig. Fur homo- gene Gasgleichgewichte vom Typ (MCl,),$n MC1, ist jedoch ACp/(n - 1) praktisch unabhangig von n (n = 2.. .lo). Das be- deutet, daD die AHo-Bilanz der Dissoziationsschritte innerhalb eines gasformigen Systems bei beliebig vorgegebener Tempera- tur verglichen werden kann. Anders ist dies bei n = m, also bei der Verdampfung des Monomers aus der flussigen Phase. Hier spielt ACp und somit T eine wesentliche Rolle; AHo(verd,Tb) <AHo(verd, 298 K). Im folgenden sind daher die fur die Verdampfung berechneten Werte fur AH:/(n - 1) in Klammern { ] gesetzt.

Die groDeren Homookomplexe, bei denen die Metallatome uber Halogenatome verbunden sind, lassen sich aufgrund der Bindungsverhaltnisse in drei Gruppen einteilen.

3.2.1. Polymere rnit vorwiegend ionischer Bindung

Typische Beispiele sind die trimeren und tetrameren Alkali- metallchloride. Hier zeigt sich, daD sich Trimerisierung und Tetramerisierung dem Modell entsprechend energetisch als Zwischenstufen zwischen Dimerisierung und Kondensation der flussigen Phase einordnen; die Dissoziationsenthalpie pro Schritt ist innerhalb eines Systems nahezu konstant, wie die folgenden Werte (vgl. Tabelle 3) zeigen (kcal; 298K):

AH!/(n - I ) : Li2Clz,, (49.5); Li3C13.g (49.9); {LiClpI (46.6)} Na2C12,g (448.6); Na3CI3,, (448.0); N%Cl4,, (47.1); (NaClfl (448.9))

Qualitative Beobachtungen von Li4C14 sind ebenfalls be- kannt12'1.

Aufschlusselung in die einzelnen Dissoziationsschritte fuhrt zu Tabelle 3.

Tabelle 3. Schrittweise Dissoziation von (LiCI). und (NaCI).

Reaktion AH"(298) AS"(298) [kcal] [ c a W l

Li2C12.g+ LiCI, + LiCI, 49.5 32.7 LisC13,,+ LiCI, + LilCIz.g 50.3 39.6 LiClrl+LiClg 46.6 32.1

Na2C12,,+NaCI, +NaCI, 48.6 32.0 Na3C13,,+NaCI,+ Na2C12.g 41.3 38.8

NaClrl+NaCIg 48.9 32.2 Na4CI4,,+NaCI, + Na3CI3,, (45.3)

AH "( 1 000) [kcal]

48.3 49.3 42.6

47.4 46.4

(41.9) 45.0

30.7 [281 38.3 [281 25.7 [**I

[a] Mit Angaben von [28] und geschatzten AC,-Werten ermittelt.

778 Angew. Chrm. 88. Jahrg . 1976 1 N r . 23

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Die innerhalb der MeBgenauigkeit konstante GroBe von AH:/(n- 1) wurde bereits fur Oxide beobachtet, vgl. (PbO), mit n = 1-6[30]; (GeO), rnit n = 1-3[311; (SnO), mit n = 1-4[321; (BeO), rnit n = 1-6[28,331; (WO,), rnit n = 1-4[281.

Hier liegt offenbar eine haufig anzutreffende RegelmaBigkeit vor, die so interpretiert werden kann, daR der energetische Effekt der rnit zunehmender GroBe von n zunehmenden Koor- dination durch die gleichzeitige VergroRerung der Bindungs- Iangen weitgehend kompensiert wird. Dieses Ergebnis ist auch im Hinblick auf die Strukturen der Aggregate bemerkenswert.

C1-Na-C1 I I Na Na I I

C 1-Na-C1 Na-C1

(e l oder (fi

Aufgrund von IR-Spektren schlieljt S n e l ~ o d ~ ~ l fur Li2F2 auf eine planare Ringstruktur und halt fur Li3F3 ebenfalls eine planare ringformige Struktur,fur moglich. Nach Rechnun- gen von Feather und S e a r ~ y [ ~ ' l fur ionische Bindungen sind die Strukturen ( e ) und ( f ) fur das tetramere NaCl energetisch nahezu gleichwertig. Dasselbe gilt nach eigener elektrostati- scher Rechnung fur die Strukturen (c) und ( d ) des Trimers. Man beachte, daD ( a ) , ( b ) , ( d ) und ( f ) Ausschnitte aus der Struktur des NaC1-Kristallgitters darstellen.

Gang der Reuktionsentropien: Das in Abschnitt 3.1 skizzierte Modell berucksichtigte den Fall, daI3 - auf den Aggregations- schritt bezogen - nicht nur AH', sondern auch ASo konstant ware. Betrachten wir jetzt die gemessenen Entropiewerte (Tabelle 3), so zeigt sich, daB die Unterschiede doch erheblich sind. Die relativ groBeren ASo-Werte fur die Dissoziation der Trimere (und Tetramere) sind bei den Alkalimetallchlori- den dafiir maogebend, daB deren Konzentration im gesattigten Dampf von den Dimeren ausgehend systematisch absinkt. Deutlich zeigt dies das Massenspektrum des gesattigten NaCI- Dampfs (Tabelle 4); vgl. auch die Massenspektren der Alkali- metallhalogenide bei Berkowitz und C h ~ p k a ' ~ ~ ?

Tabelle 4. Relative Intensitat der Fragmente im Massenspektrum von be1 968 K gesattigtem NaC1-Dampfnacb Frorher und Seurcy [29]. Die Fragmente stammen im wesentlichen aus den angegebenen Muttermolekiilen.

Fragment relative Intensitat Muttermolekiil des Fragments

Na+ 1 .oo NaCl + 0.49 Na2Cl+ 0.88 Na3C1: 0.0068 Na4CI; 0.00010

NaCl NaCl Na2C12 Na3CI3 Na4CI4

Der Anteil von Polymeren im Dampf geht rnit steigendem Aggregationsgrad gegen Null. Qualitativ entspricht dies dem Ausgangsmodell.

Aus allem vorangehenden folgt, daB Aggregate rnit n 2 3 (mit den heutigen Mitteln) nur dann nachweisbar sein werden,

wenn sie rnit der Kondensation (n = a) thermodynamisch konkurrieren konnen. Dies ist nur bei Chloriden rnit groJ3em Q- Wert zu erwarten. Daher wird auch verstandlich, daB Be3C16, Be4C18[351, Cr3CI6, Cr4C18[37' 381, A13C19[393401, Fe3C19[40] und Sc3C19[411 bereits massenspektroskopisch beobachtet werden konnten. Fur (CrCI2), liegen quantitative Befunde von Rat'koo- sky und P r i h y t k o o ~ [ ~ ~ I vor ; sie entsprechen dem AH:/(n - 1)- Ansatz (980K; Werte in kcal):

Nicht in dieses Schema paBt das (in kleiner Konzentration) beobachtete Molekul Mg3C16r421; hier ist jedoch der Q-Wert unsicher und moglicherweise zu niedrig.

3.2.2. Polymere, bei denen Atombindungsanteile strukturbe- stimmend sind

Von den polymeren Alkalimetallhalogeniden unterscheiden sich (CuCi), und (AgCI), dadurch, daB das Molekiil mit n = 3 wesentlich stabileristalsdasmit n=2. Bei (PdCI,),und (PtCI,), treten sogar nur die Glieder mit n = 1 und n = 6 auf. Dies muB rnit der Bevorzugung bestimmter Strukturen gedeutet werden.

(CuCi),: Im AnschluR an die Entdeckung des Molekiils Cu3C13 durch Brewer und Lofgred81 ist der (CuC1)"-Dampf mehrfach massenspektroskopisch untersucht ~ o r d e n [ ~ ~ ~ 471. Danach ist das Auftreten der Polymere Cu2CI2, Cu3CI3, Cu4CI4 und Cu5C15 gesichert. Erst bei hoher Temperatur wird das monomere CuCl Hauptbestandteil der Gasphase. Die Annahme von c U g c 1 6 als wesentliche K ~ m p o n e n t e [ ~ ~ ' wird durch die Massenspektren widerlegt. Diese zeigen einen klaren Intensitatsabfall in der Folge Cu3CI: (IOO), Cu4CIi (SO), Cu5CI: (0.5). Aus Messungen der Auf t r i t t~energ ie~~~] geht hervor, daB cu3c1: nicht aus der Fragmentierung von c U g c 1 6

stammen kann. Durch Kombination der fur CuCl bekannten Bildungsen-

thalpie[281 rnit massenspektroskopischen Daten von Guido et a1.14h1 (und mit geschatzten AC,-Werten) gelangt man zu den folgenden Dissoziationsenthalpien pro Schritt ; neuere, von der gleichen Arbei t sgr~ppe[~~I ermittelte Werte sind in Klam- mern ( ) angegeben; AH:/(n-l) bei 298K in kcal fur die Bildung aus den Monomeren:

CU~CIZ: keine Angabe (43.5); Cu3C13: 63.5 (57); Cu,CI,: 60 (54); Cu~C15: 57 (keine Angabe); CuClfl: 53.1[ZH1

Die Struktur des Cu3CI3-Molekuls ist von Wong und Scho- durch Elektronenbeugung als ein ebener 6-Ring rnit

n CuClCu = 90" bestimmt worden. Dies ist in Ubereinstim- mung rnit IR-spektroskopischen Messungen (Argon-Matrix) von Cesaro et al.[50]. Die gleichen Autoren nehmen fur die Struktur von Cu4CI4 einen stark deformierten Wiirfel an. Jedoch erscheint im Hinblick auf Cu3CI3 eine planare Ring- struktur fur Cu4CI4 wahrscheinlicher, und auch deshalb, weil in der Kristallstruktur von KCuO, KAgO sowie verwandter Verbindungen die mit Cu4CI4 und Ag4CI4 isoelektronischen Baugruppen Cu402- und Ag402- mit quadratisch-planarer Ringstruktur ( Q MOM=90") a ~ f t r e t e n 1 ~ ~ 7 ~ ~ 1 .

( AgCl),; Uber das Massenspektrum des Silberchlorid- dampfes liegen Beobachtungen mehrerer Gruppen v0r[53 - 591.

Ubereinstimmend wurden die Molekule AgCl und Ag3CI3 als Bestandteile des Dampfes erfaBt. Bei besonders empfindli-

Angew. Chem. f 88. Jahrg. 1976 J Nr. 23 179

Page 6: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

cher Messung waren jedoch auch Ag2CI2, Ag4C14 und Ag5CI5 b e o b a ~ h t b a r [ ~ ~ ] . Die umstrittene und wenig wahrscheinliche Existenz des Molekuls Ag3CI2 bleibt hier unberucksichtigt.

Im folgenden verwenden wir die aus der Temperaturabhan- gigkeit der Dampfdrucke gewonnenen AHo-Werte von Wugner und Grim/ey[56]; AH:/(n - 1) bei 950K in kcal fur die Dissozia- tion in Monomere:

AgzC12 (45.7); Ag3C13 (50.8); Ag4C14 (48.1); AgClf, (46.2)

Die Strukturen der polymeren Silberchloridmolekule durften denen von (CuCI), entsprechen.

(PdCl2)": Bei der Verfluchtigung von PdClz (350°C) beob- achtet man im Massenspektrometer bei einer Elektronenener- gie von 15eV nur Pd6C1:2-Ionen. Der Dampf besteht also ausschliefilich aus Pd6CIl 2-Molekulen[601. Oberhalb 1000°C ist das monomere PdCI2 wesentliches Gasmolekul (Gleichge- wicht Pdf+ C12*PdC12,,[611).

( P ~ C / Z ) ~ : Wird PtCI2 bei 240°C im Ofen des Massenspek- trometers verfluchtigt, so werden neben anderen Fragmenten die Ionen (PtCl2); rnit n = 6 bis 1 in abnehmender Intensitat beobachtet. Aus der Bestinimung der Auftrittsenergie ergibt sich, daB Pt6C112 das einzige Muttermolekiil 621. Mono- meres PtC12,p tritt im Gleichgewicht mit Pt und C12 oberhalb 700°C in rnit der Temperatur zunehmender Konzentration

Pd6C112 und Pt6C112 haben im Gaszustand mit groljer Wahrscheinlichkeit die gleiche Struktur wie in den aus der Gasphase abscheidbaren Molekiilgittern. Diese ist rontgeno- graphisch bestimmt w ~ r d e n [ ~ ~ . ~ ~ ] . Die Bevorzugung des He- xamers vor anderen Aggregationsstufen ist bei PdC12 und PtCI2 offensichtlich darin begrundet, daB a k i n diese Molekul- struktur zur quadratisch-planaren Koordination aller Pd(Pt)- Atome fuhrt. Die gleiche Koordination findet man in den unendlichen Ketten des festen cc-PdC12. Dieser Sachverhalt kommt auch in den AHo-Werten zum Ausdruck:

Pd,CI, z,g =$ 6 PdCI,,, ; W-PdCI,,, PdCI,,,; AH0(298)=60kcal (9)

AH' (298) = 306 kcal (8)

AH;/(n-l) bei 298K in kcal (Werte n a ~ h ' ~ ~ ] ) : Pd6CIi2 (61.2); PdC12,' (60)

Analog gilt fur PtClz (298 K ; k ~ a l [ ~ ~ ] ) :

AH:/(n- 1): Pt6CI12 (55); PtCl2.f (54.9)

Wegen der Strukturanalogie wurde in diesen Fallen nicht das flussige, sondern dasfeste Dichlorid zum Vergleich heran- gezogen.

Cu,Cl,

&CUC1CU = soo 4 C l C u C l = 150'

W

3.2.3. Polymere mit C1-Brucken und Metall-Metall-Bindungen

Der wichtigste Vertreter dieser Verbindungsklasse ist Re3CI9, dessen Struktur im Molekiilgitter rontgenographisch ermittelt wurde[", 6 7 1 .

n

ResClS

Das Massenspektrum zeigt, daR die Verbindung als Re3C19 verdampft[68.69] und daB die Re3-Einheit sehr stabil ist. Aus den Atomabstanden ergibt sich, daB das Molekul nicht nur durch CI-Briicken, sondern auch durch Re-Re-Bindungen zusammengehalten wird. Eine gleichartige Situation liegt of- fenbar bei den massenspektroskopisch beobachteten Moleku- len W3CI9['*] und TC3Cl12[701 vor. Diese Cluster werden hier nur zur Abrundung des Bildes erwahnt.

4. 1 : 1-Heterokomplexe

So wie die Vereinigung von zwei gleichen Monomeren zum Dimer (oder 1 : 1 -Homookomplex) fuhrt, entsteht aus zwei verschiedenen Monomeren der 1 : 1 -Heterokomplex, zum Bei- spiel :

Eine Zusammenfassung des heutigen Kenntnisstandes gibt Tabelle 5.

ZweckmaRig ist es, die Gleichung fur die Komplexbildung so zu schreiben, daB sich die Koordinationszahlen nicht an- dern, d. h. von den Dimeren auszugehen:

Allgemein formuliert :

Fur einen solchen Vorgang ist die Entropiebilanz AS*E Null, wenn man den geringen EinfluB der Symmetriezahl o vernach- lassigt ;

Auch ACp = Null reprasentiert eine gute Naherung. SchlieBlich wird auch AHo nur wenig von Null verschieden sein1'07~, weil bei Reaktanden und Produkt die gleichen Verknupfungen

780 Anye)! . Chrm. 188. Jahrg. 1976 J N r . 23

Page 7: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

Tabelle 5. 1 :I-Heterokomplexe. Vgl. [71]; die bereits dort angegebenen Litera- turzitate werden hier nicht wiederholt.

Tabelle 6. Y-Werte (298 K) fur alkalimetallheie I : I-Heterokomplexe in kcal/ mol Komplex; Angaben ohne Literaturhinweis stammen aus [108].

Valenz der Beohachtete Komplexe Kationen

1 , I AA'C12 (A,A' = Li . , . Cs, vgl. Tabelle 7) NaCuCI2 [72]; TICuC12 1471 AAgCI2 (A=Li ... Cs) [73]

NaBeCI,; KBeCI,: KMgCI,; KCaC1,; KSrCl, ACrC1, (A=K, Rb, Cs) 174-761 AMnCI3 (A= Li ._. Cs) [77-791 AFeCI3 (A=Li ... Cs) [78, 80, 811 ACoCI, (A=Li ... Cs) [82, 831 NaZnCI,; KZnCI, 1841: TIZnCI, [I091 ACdCI, (A=Na ... Cs, TI) ASnCI, (A=Na ... Cs) [85-871 APbCI, (A=Na ... Cs, TI)

1.2

1-3 AAICI, (A=Li ... Cs) [88]; CuAICI, [47, 89, 1651; AgCI/AIC13

GaGaCI4 1201; BiAIC1, [90] InInCl, [24];AInCI4(A=K,Cs)[91, 921; T1InCI4 [47]; CulnCl,

TITICI, [24] AFeCI4 (A = Na, K) AScCI, (A=Li ... Cs) [41] AYC14 (A = Li, Na) 1931 ALnCI., (A=Li ... Cs, vgl. Tabelle 9) NaBiC14 [94]

1891

[471

I ,4 KThCl5 1951; AThC15 (A=TI, CU, Ag) [47] AUCl5 (A=TI, CU) [47]

1s NaCI/NbC15 [96]

2 2 CdPbCI,

2,3 BeAIC15; BeFeCls; BeInCI, ZnInC15; SnInCI5 HgAlC15 [97]; SnBiC15 [98]

2,4 BeZrC1,; BeUCI,; PhThCI, [99]

3.3 AIGaCI,[lOO]; AIVCI, [loll; AlFeC1,[40,102,166]; AlCI,/AuCI, [89] AISbCL,; AIBiC1, [I031 GalnC1, [104]; AIInCI, [167] FeAuCI, EuLuCI, [I051

3 s AIUCls; lnUCls AICl3/PCIS [106]

4,4 ThUCls

nach Art und Zahl auftreten. Unterschiede von A und B wirken sich uber die Chlorbrucken hinweg nur schwach aus:

AHo(AB)='/2AH0(A2)+'/2AHo(B2)+Y (1 3)

Diese Betrachtung ist der klassischen Ableitung der Elektrone- gativitat von Pauling ahnlich, wobei Y dem Elektronegativi- tatsterm entspricht. Die Bedeutung von Y ist offensichtlich: Man kennt die Dimerisierungsenthalpie von rund 50 Chlori- den. Deren Kombination fiihrt zu n(n- 1)/2= 1225 Hetero- komplexen vom 1:l-Typ. Mit brauchbaren Regeln fur die GroDe von Y sind die Bildungsenthalpien dieser Komplexe verfugbar, so daD sie in thermodynamische Rechnungen einbe- zogen werden konnen. Im folgenden wird daher eine Systema- tik der Y-Werte aufgezeigt, soweit dies die vorhandenen experi- menteilen Befunde zulassen.

1. Fur alkalimetalljireie Verbindungen MM'CI, ist Y innerhalb der Fehlergrenzen der MeBwerte Null (Tabelle 6).

TIZnCI, (-3.9) [109]; TICdCI, (-1.7); TIPbCls (-3.4); TIInC1, (+0.7); TIThC15 (-1.5); TlUC15 (-2.9); CdPbCI, ( - 1.9): BelnC15 ( + 1.1): ZnlnC15 (+2.8); SnlnC15 (+0.9): PbThCls (-1.3); AlGaCl, (-0.7) [IOO]; AllnCI, (-1.8) [167]: AIFeC16 (0) 11661; GalnCl, (+0.7) [104]; EuLuCl, (+2.5) [IOS]; AIUCls (+1.3) [19]; ThUC18 (-0.9)

2. Bei Kombination zweier Alkalimetallchloride AAC12 1st Y klein, wird aber mit zunehmendem Unterschied der binaren Komponenten deutlich negativer (Tabelle 7).

Tabelle 7. Y-Werte (ca. 1000 K) fur gemischte Alkalimetallchiorid-I : I-Kom- plexe in kcal/mol Komplex.

LiCl NaCl KCI RbCl CSCl

LlCl 0 NaCl 0 KCI - 1.6 0

[ I 101

[I 11 -1 1 [ I I O ] RbCl -5.8 0 [ I l l 0

CSCl - 7.0 - 5.2 -2.7 - 1.0 0 [ I l l [' 11 1111 [1101

[ I 1 1 1 -5.6

Die Y-Werte in Tabelle 7 gelten fur rund lOOOK und mit ASo(lOOO) =Null. Fuhrt man der Erniedrigung der Symmetrie- zahl entsprechend ASo = R In2 = 1.38 cal/K ein, so werden die Y-Werte um 1.38 kcal positiver.

3. Heterokomplexe AMCI, mit A = Alkalimetall sind deutlich stabiler als die unter 1 . und 2. besprochenen Heterokomplexe. Allerdings macht die Bestimmung zuverlassiger thermodyna- mischer Daten wegen der Koexistenz mehrerer Gaskomplexe (vgl. Abschnitt 6) und/oder wegen des Auftretens von Schmel- Zen als Bodenkorper besondere Schwierigkeiten. In manchen Fallen fiihrte dies zu abwegigen Werten fur die Reaktionsentro- pie, in anderen zu groDen Streuungen der abgeleiteten thermo- dynamischen Werte. Die Zusammenstellung in Tabelle 8 ist eine kritischeAuswah1 aus der umfangreicheren Literatur. Zurn Teil wurden auch Neuauswertungen vorgenommen. In allen Fallen wurde AHo durch Einfuhrung von geschatzten ACp- Werten auf 298 K umgerechnet. Zu CsLuC14 vgl. unten.

Tabelle 8. Y-Werte (298 K ) fur I : I-Heterokomplexe, die ein Alkalimetallatom enthalten in kcal/mol Komplex.

KMgCI, -17.3 (f5) [ I121 KScCL -12 ( f 2 ) [41] KCaCI, -17.4(14) [112] KLaC1, -17.5 ( i 3 ) [I131

NaSnC1, - 16.3 ( f 3) [ S S ] NaCuClz - 6.8 ( i 3 ) [72] KSnCI, - 16.1 ( f 3 ) [86] NaZnCl, - 4.5 ( f 2 ) [114] RbSnC13 -16.2 (f3) [87] LiFeCIJ - 1 ( f 2 ) [I151 CsSnCI3 - 16.2 ( f 3 ) [87] NaFeCI4 - 8.8 ( f 2 ) [I161

NaAICI, - 13.0 (? 3) [9, 1081 CSLUCl* - 1 1 ( 1 4 )

Aus Tabelle 8 gewinnt man den Eindruck, da13 die Y-Werte fur M = Hauptgruppenelement einheitlicher sind (- 13 bis - 17 kcal) als fur M = Ubergangsmetall (- 1 bis - 17 kcal). Neue Messungen sind hier dringend erwunscht.

Fur die Systeme ACI/SnCI2 (Tabelle 8), ACI/LnCI3 (Tabelle 9) und ACI/SCCI~[~~J findet man, daD die GroDe von Y von der Art des Alkalimetallatoms (A = Li.. . Cs) praktisch unab- hangig ist.

Kombinationen von Alkalimetallchloriden und Lanthan- oidchloriden wurden von Novikov et al. untersucht (Tabelle 9),

Anguw. Chrm. / 88. Jahrg. 1976 / N r . 23 781

Page 8: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

Tabelle 9. AGO( 1350 K) fur ACI, + LnC13,,+ALnCl4,,; kcal/rnol.

Ho Er Trn Yb Lu Y La Ce Pr Nd Prn Srn Eu Gd T b Dy

Li -12.6 [931

- 13.3 ~ 1 9 1

Na -16.3 -25.5(?) [I201 [121]

- 17.3 [122,123]

K -16.8 -18.8 -17.0 -15.3 -15.3 [I131 [113] [I241 [I241 [124]

- 15.8 ~ 1 2 5 1

cs

die fur die Bildung von ALnCI,,, aus AC1, und LnCI,,, Werte fur AHo und ASo aus der Temperaturabhangigkeit der Gleichgewichtslage ermittelten. Um den EinfluB von MeBfehlern klein zu halten, sind in Tabelle 9 nicht AHo-Werte, sondern AGO-Werte fur die mittlere MeBtemperatur (1 350K) angegeben. Hiernach besteht in der Reihe der Seltenerdmetalle (ebenso wie bei Li.. . Cs) kein deutlicher Gang in der Stabilitat der Komplexe.

Offensichtlich kann AG('(1350) mit Tabelle 9 auch fur alle nicht gemessenen Kombinationen ALnCI4 mit guter Genauig- keit abgeschatzt werden. Fur den Ubergang zu anderen Tem-

cal/K einzufiihren. Auf diesem Wege wurde der Y-Wert fur den Extremfall CsLuCI4 (Tabelle 8) erhalten.

5. GroDere Heterokomplexe

5.1. Ubersicht, Formeltypen, Strukturen

Aus Tabelle 10 geht hervor, daB viele solcher Komplexe bekannt sind.

Charakteristisch sind die folgenden Strukturtypen, wobei auch hier die Bedeutung der Auffullung der Koordinations-

peraturen empfiehlt es sich, AS0(298)= - 36 cal/K und ACp = 3 sphare deutlich wird :

Molekiil

NaCl . AlCl,

B e C l z . 2 AlCl,

AlCl , . FeC1,

FeC1, .AuC13

PdClz . 2 AlC13

C r C l z . 2 AlCl,

CrC1, 3 A1C13

UCl, . 2 AlC13

/c1\ /c1 Na\ /A1\ c1 c1

c1

C1\ /C1\ /C1

c1/ \c1/ \c1 A1 F e

C1\ /C1\ ,c1

c1/ \c1/ \c1 Fe Au

C1\ /C1\ /C1\ /C1

A1\ /Pd\ /A1\ c1/ c1 c1 c1

/c1\ / C l \

\c1/ \C1/ C1-A1-C1-C r-C1-A1-C1

'/A1-? > 1;A1< C1-Cr-C1

/ I C? ,c1

A1 / \

Koordination

Na (2); Al (4, tetr.); C2,-Symrnetrie

A1 (4, tetr.); Be (4, tetr.)

A1 (4, tetr.); Fe (4, tetr.)

Fe (4, tetr.); Au (4, plan.)

A1 (4, tetr.); Pd (4, plan.)"301

A1 (4, tetr.); Cr" (6, okt.)[12*I; analog NiAI2C1,[' 301

A1 (4, tetr.); Cr"' (6, ~ k t . ) " ~ ' ]

U C S . AlCl,

c1 c1, , I/ , A L c1-u-c1 'I

c1 c1

782

[HI A1 (4, tetr.); U" (6 , okt.)

[I] A1 (4, tetr.); Uv (6 , okt.)"''

Angew. Chem. J 88. Jahrg. 1976 J Nr. 23

Page 9: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

Tabelle 10. GroOere Heterokomplexe. Vgl. [71]; die bereits dort angegebenen Literaturzitate werden hier nicht wiederholt.

Valenz der Beobachtete Komplexe Kationen

Die offenbar am Winkel AI-CI-A1 sehr bewegliche Bau- gruppe A12C17 kennt man gewinkelt im Kristallgitter der Ver- bindung Te4(A12C17)21145] und gestreckt in S~hrnelzen[ '~~J mit dem Gleichgewicht

1.1 LiCszC13 Li2CuC13, LiCu2CI3; NaCu2C13 [72] T I C U ~ C I ~ [47]: A2AgCl3, AAg2C13 (A=Li ... CS) [73]

Na2h2Cls; CsCd2Cls; KZCdC14 (?) [84] 1,2

1,3 K3InCI6 (?) [91] CU~AICIS, CUSAICI~, CUAIICI~, Cu2A12Cls [47] AgCI/AIC13 [89, 961 CuzInC1,, Cu3hCI6, CuInzC17 [47] TlzInCIS [47]

1,4 CU2ThCl6, CuTh2Cls; CU2UC16 [47] T12ThC16; T12UC16; TIU2C19 [47]

Fur TiC12, VC12, CrC12, MnC12, FeC12, CoC12, NiC12, CuC12 in A1C13-Schmelzen folgt aus den Ligandenfeldspektren okta- edrische C1-Koordination fur alle genannten M2+. Fur die Komplexe wird die Struktur

c1\ /c1\ /c1\ /c1 c1/ \c1/ c1/ c1 C 1-A1-C 1-A1-C 1-M;C 1-A1-C 1-A1;C 1 "1

2,3 Be2AICI7, BeAI2Cl8, Be~AIzCllo, Be3AlzCIl2 BezInCI,, BeIn2C18, Be31nClg

BeFe2C18, Be2Fe2Cllo, Be3Fe2CII2 MA12C/ , (M=Mg, Ca, Mn, Co, Ni, Pb); M=Cr [IZS, 1291, M = P d [130], M=Pt [131], M = C o [132-1351, M = C u [135, 1361 MFe2CIa (M = Mn, Co, Ni, Cd); (M = Mg, Ca, Sr, Ba) [I 351 M C l ? I A / C l ~ (M=Fe, Cu, Ba) [96]: M = V [137] MC/2/GaC13 (M=Co, Ni) [96.135] MCI2/FeCIj (M = Fe, Cu) [96]; M = Pd [89] M A I ~ C I I I (M = Mg, Ca, Mn, Co) CoAliClir [133]; VAljClll [ l o l l

2,4 BezUC18

3.3 AI3CrCI12; A13NdC112; A14NdCI1s; VAIzCI. [ l o l l ; FeAIZCI9

MCIj/AICIj (M=Sc, Y , La, Mo) [96]; ( M = R u , Rh, Ir) [89]; M=Ln [138, 1391; M = U [140]; (M=Pu, Am, Cm) [139] CrC13/GaC13 [96] MCljlFeCIj M = Y [96]; M = Ir [89] GdC13/FeC13 11351

~ 4 0 1

.

angenommen' ' 471.

Ringstrukturen, wie sie fur Cu3CI3 bekannt'49] und f i r Cu4C14, Ag3C13, A13C19 anzunehmen sind, treten offenbar auch bei Heterokomplexen auf. Hierfur sprechen die folgenden Verbindungsreihen :

\ / \ / \ / Ai

C i 'Cl I I

cu'cl'A1:

cu,c13 CuZAlCls CuA12C17 A13Cls

\ / Cl-cu-c1 c1-c u-c1 C1-A1-Cl

3,4 A12UCllo; In2UCI ThCI4.nAICI3 (wahrscheinlich n=2) [96]

3 s CrCI3.mNbCI, (wahrscheinlich m=3) [96] ~~

Bei NaA1C14 [A] ist die Position des Na-Atoms (vor einer Ecke, Kante oder Flache des A1CI4-Tetraeders) noch unge- klart, jedoch ist die Position vor der Kante wahrscheinlich (vgl. auch NaA1F4[1421, LiA1F4[1431).

Die fur BeA12Cls [B] angegebene Struktur stiitzt sich auf die Existenz der Molekiile AIC13(BeC12),AIC13 mit n= 1 bis 3 und deren wahrscheinliche Verwandtschaft mit den Tetra- ederketten (BeC14,2), in der Struktur des festen BeCI2; vgl. auch BeCI2/FeCl3 und BeC!2/InC13 (Tabelle 10). Die Struktu- ren [El bis [GI und [I] entsprechen den beobachteten Ligan- denfeldspektren. Die an CoCI,. 2AIC13 gemessenen Spektren haben noch nicht zu einer eindeutigen Interpretation hinsicht- lich tetraedrischer oder oktaedrischer Koordination von Co

Die Formel der folgenden Gaskomplexe verlangt das Bau- gefijhrt[l 32.1331

element AlzC17 (vgl. Abschnitt 6) :

\ I 2 / \

C1\ /C1, /Cl-Al\

C1 C1 C1-A1'

\ /

c1 Ll M C l z . 3 AlC13 [151 P1\ /M\ M = Mg, C a , Mn, C o I \

\ / \ I A1-C1, ,Cl-Al

COClz . 4 AIC13 [1331 Cl: c o \c1 [MI Al-Cl' \Cl-Al/ / \ I \

Die Formeln mancher Komplexe zwingen zur Annahme von Koordinationen, die man bei den festen Chloriden nicht kennt. Dies gilt z.B. fur die Koordinationszahlen 3 und 5 in den Molekiilen T1PbCl3 und TlThC15. Auch erscheint fur das Molekiil BeAIC15 die Anordnung zweier flachenverkniipf- ter Tetraeder diskutabel, wahrend flachenverkniipfte Tetraeder in Kristallstrukturen vermieden werden. Die im Koordina- tionsgitter unendlich ausgedehnte Anionenpackung kann den Kationen energetisch giinstigere Platze zur Verfugung stellen, als dies in kleinen Molekiilen moglich ist. Bei Ruckschliissen vom Koordinationspolyeder im Kristall auf die Molekiilstruk- tur ist daher Vorsicht geboten. Dies gilt auch dann, wenn ,,zufallig" im festen Zustand eine Verbindung mit der gleichen analytischen Zusammensetzung auftritt wie in der Gasphase.

53. Thermodynamik

Schon Dewingc' 51 und Papatheodorou[' 3 1 1 haben darauf hin- gewiesen, daB das Ion M2+ im Gaskomplex MA12C18 ahnlich gebunden ist wie im festen Dichlorid MCI2. In beiden Fallen ist M2+ von CI--Ionen umgeben. Die genauere Betrachtung zeigt, daB zwischen der Anderung der Koordinationszahl (AKZ) bei der Komplexbildung und der AHo-Bilanz ein deut- licher Zusammenhang besteht. Ein Verlust an Koordinations- energie verschiebt die AHo-Bilanz zu positiveren Werten :

Angew. Chem. / 88. Jahrg. 1976 N r . 23 783

Page 10: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

NaCI,+ FeCI,,,$NaFeCI,,,; AH0(298)= f39kcal (, 5 ) DaB die keine Metall-Metall-Bindungen enthaltenden Dichlo-

ride PdClz und PtClz trotz ihrer Clusterstruktur (M6Cl12) KZ 6 6 2 4 ;AKZ=-6

(16) NaCI, +O.SFe,Cl,,,$NaFeCI,,,, AH0(298)= +22kcal

K Z 6 4 2 4 ;AKZ=-4

(17) O.5Na2Cl,,, fFeCl , , ,~NaFeCI , , , ; AH0(298)= f8.5kcal

KZ 2 6 2 4 ;AKZ=-2

(18) 0.5Na2C1,,, + FeCl,,, ,~NaFeCI,,,; AH0(298)=Okcal

K Z 2 4 ( + ~ ) 2 4 ;AKZ=(-x)

0,5Na2C1,,, +0.5Fe,C1,,,~NaFeC14,, ; AH0(298)= -8.8kcai KZ 2 4 2 4 ;AKZ=O (19)

Analoge Folgen gelten auch fur andere Systeme. Wird bei Reaktionen vom Typ Feststoff + Gas G Gaskom-

plex die feste Komponente so gewahlt, daB die Anderung der Koordinationszahl AKZ bei der Komplexbildung mog- lichst gering bleibt, so entspricht die Reaktionsenthalpie unge- fahr der Schmelzwarme der festen Komponente (vgl. Tabelle 11): Der mit dem Ubergang fest --f Gaskomplex verbundene Verlust an Koordinationsenergie ist von ahnlicher GroBe wie der beim Ubergang fest -+ fliissig. Fur Abschatzungen kann dies niitzlich sein.

Mit diesen Uberlegungen sind die Beobachtungen a) bis d) im Einklang:

a) Der Komplex CoA12Cls ist deutlich stabiler als der ent- sprechendeNickelkomplex. Dies kommt auch in der fur CoCl2 grol3eren Transportrate bei chemischen Transportexperimen- ten zum Ausdruck. Ganz in diesem Sinne unterscheiden sich die Schmelzwarmen von CoClz und NiCI2 (Tabelle 11).

rnit AIC13 Gaskomplexe (MA12C18) bilden, pafit in dieses Bild. c) Nach der hier erorterten Vorstellung sollte AHo fur die

Komplexbildung nach Tabelle 11 von der Art des dimer formu- lierten leichtfliichtigen Reaktionspartners M2C16 (A12C16, Fe2C16, Ga2C16.. .) unabhangig sein. Tatsachlich sind die Bil- dungsreaktionen fur die Fe"'-Komplexe um nur 2 kcal/mol starker endotherm als fur die Al-Komplexe.

d) Beachtenswert sind auch die Reaktionen 14 und 17 in Tabelle 11. In beiden Fallen wird UC14,p in den Komplex mit KZ=6 umgewandelt, wahrend A1 bzw. TI ihre Koordina- tionszahl nicht andern. Daher stimmen die AHo-Werte prak- tisch uberein.

Komplexe mit Formeln, die von den bisher betrachteten ,,Grundtypen" abweichen, sind rnit ihren thermodynamischen Daten in Tabelle 12 zusammengestellt.

Auch hier verlaufen die wie friiher (Tabelle 11) formulierten Komplexbildungen schwach endotherm. Allerdings sind die meisten der in Tabelle 12 angegebenen Werte mit einer erheb- lichen Unsicherheit behaftet, was rnit der Kompliziertheit der betreffenden Systeme zusammenhangt. Zum Teil sind auch die Formeln der Komplexe noch nicht gesichert. So lassen sich die Messungen im System CoC12/AI2Cl6 so auswerten, daB neben dem stark vorherrschenden Komplex CoA12Cls noch CoAl3CI1 oder aber CoAl4CIl4 vorhanden i ~ t [ ' ~ ~ ] . Ver- mutlich liegen sogar alle drei Komplexe nebeneinander vor. Die Unsicherheit der Werte geht auch aus den grol3en Entro- pieunterschieden bei Reaktionen gleichen Typs (Tabelle 12,

Tabelle 11. Thermodynamische Daten f i r die Bildung groDerer Gaskomplexe. Zum Teil wurden die Literaturangaben neu ausgewertet (vgl. [108]) [a]. AHo(schmelz) gilt fur den festen Reaktauden bei seiner Schmelztemperatur (Werte ohne Literaturangabe nach [148]).

Nr. Gleichgewicht AH "f 298) AS'(298) AC,, Lit. AHO(schmelz) [kcal/mol] [cal/K. moll geschatzt beim Schmelzpuukt

[cal/K .moll [kcal/mol]

10 1 1 12 13

14 15 16 17

MgCI,,, + A12CI,,, $ MgAI,CI,,, CaCI,,, + A12C16,g e CaAI,CI,,, CrCl,,, + AIZCI6,, + CrAI,CI,,, MnCl,,, + A12Clh,, s MnAI,CI,,, CoCl,,, + AlzCl,,g + C:oAI,CI,,, NiCI,,, + A12Clh,g e NiAI,CI,,, CuCI2,, + AI,CI,,, =$ CuAI,CI,,, PdCl,,, + A12C16,g S PdA12Cly,, PtCI,,, + AlzClh,, + PtAI,CI,,,

MnCI2,, + Fe,CI,,, + MnFe,CI,,, CoCI,,, + Fe,CI,,, + CoFe,CI,,, NiCI,,, + FeZCI,, e NiFe2C1,,, CdC12,1 + Fe2CI,,, + CdFe2CI,.,

UCI,,, +AI,CI,,, S UAI,CI,o,, NdCI,,, + l.5A12C16,q + NdA13CI,2,, ThCl,,, + T12C12,, $ ?'12ThC16,, UCI,,, + TI,Cl2,, + TI,UCI,,,

13 11

11 13

10 I I

7 8 7

13 13 15 I3

1 1 I I 14 9

11 I 1 12 11 10 I I 9

10 8

10 10 10 10

10 2

- 1.5 - 1 - I - 1 - I - 1

- 1 - 1

-1 -1 - I -1

-3 0

10.3 6.8 7.7 9.0

14.1 18.5

11.5

9.0 14.1 18.5 7.2

10.7 12.0 10.5 [149]; 14.7 [I501

10.7

[a] Weitere Angaben zur Bildung der Komplexe CuAI,CI,, CoGa,CI,, MgFe,CI,, CaFe,CI,, SrFe,CI,, BaFe2C1,, GdFe,CI,, vgl. bei [I 351.

b) Chemische Transportexperimente mit MoC12/A12C16 und WC12/A12C16 bei 50O/4OO0C verliefen negativ[1511. Diese Di- chloride haben die Strukturformel [M6C18]C12C14,2. Der feste Zustand wird nicht nur durch Chlorbrucken, sondern zusatz- lich durch Metall-Metall-Bindungen in den oktaedrischen Mg- Gruppen stabilisiert. Damit konnen die keine Metall-Metall- Bindungen enthaltenden Gaskomplexe energetisch nicht kon- kurrieren. Das Fehlen von A1CI3-Komplexen rnit MoC12 oder WCI2 und die Existenz solcher Komplexe rnit CrC12 1aBt sich so auf die Struktur der festen Dichloride zuriickfuhren.

Nr. 1 bis 5) hervor. Die sonst so aufschluBreiche kritische Betrachtung der Reaktionsentropie fiihrt hier vorerst nicht weiter, weil zuverlassige ASo-Werte fur grolje Gaskomplexe fehlen. Der bei der Bildung von Komplexen rnit Al2CI7-Ligan- den eintretende Verlust an Translationsentropie wird offenbar durch die groBe Vibrationsentropie in den vorwiegend ioni- schen und daher leicht deformierbaren Komplexen nahezu kompensiert. Ohne einen solchen Effekt ware die meBbare Konzentration von Komplexen rnit A1,C17-Liganden schwer verstandlich, da das AHo-Glied aufgrund von Uberlegungen

Aiignv. Chem. 188. Juhry. 1Y76 / N r . 23 784

Page 11: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

Tabelle 12. Thermodynamische Daten von Komplexen, die nicht den Grundtypen entsprechen.

Nr. Gleichgewicht AH"(298) ASo( 298) ACP Lit. [kcal/mol] [cal/K .moll geschatrt

[cal/K.mol]

MgCI,,, + l.5AI2Cl6,, e Mg(AIC14)(AI,CI,), -

CaCI,,, + l . 5 A l J & , g e Ca(AICI,)(AI,CI,), VCI,,, + l.SA12C16,, + V(AICI,)(Al2CI,), MnCI,,, + I.5AI2CI6,, e Mn(AICI,)(AI,CI,), CoCI,,, + 1.5A12C16.g e Co(AICI,)(AI,CI,),

COCI,,, + 2Al2CI6,, + Co(AI,CI,),,, CoCI,,, + 2AI2CI6,, s CO(AI ,CI , )~ ,~

NdCI,,, + 2A1,C16,, + Nd(AICI,)2(Al,C17),

VCI,,, + A12CIh,g + VCI(AIC14)2,,

zur Koordination nicht f i r die Bildung des grol3eren Komple- xes entscheidend sein sollte. Die Angaben von Dell'Anna und Emmenegger[1331 fur GI. (20) deuten in die gleiche Richtung:

(20) Co(AlCl,),., +AI,CI,, S CO(AI~CI,)~,,; AH0=3 kcal; ASo =2cal/K

6. Mehrere Komplexe nebeneinander im Gleichgewicht

Die Koexistenz mehrerer Komplexe ist in Gleichgewichtssy- stemen grundsatzlich zu erwarten. Bei den hier behandelten Systemen kommt einem solchen Nebeneinander verschiedener Gaskomplexe wegen der vorwiegend ionischen und daher un- spezifischen Bindekrafte eine erhohte Wahrscheinlichkeit zu. Damit stellt sich fur jedes System die Frage, ob neben dem bisher beschriebenen Komplex noch weitere beobachtbar sind und in welchem Malje die Anwesenheit dieser anderen Kom- plexe die fur den ,,Hauptkomplex" ermittelten thermodynami- schen Daten verfalscht haben kann. Ihre experimentelk Beant- wortung stoRt auf meljtechnische Schwierigkeiten. Dies gilt auch fur die sonst so aussagekraftige Massenspektroskopie, bei der groBe, aus Halogeniden zusammengesetzte Hetero- komplexe eine durchgreifende Fragmentierung erfahren kon- nen.

6.1. Alkalimetallfreie Systeme

Zum Nebeneinander von Komplexen mit AICl4- und Al2CI7-Gruppen, z. B. CoA12C18, CoAI,CI, und COAI,CI,~, vgl. Abschnitt 5.2. Der unbekannte 1 : 1 -Komplex CoAICls konnte ~ wie Abschatzungen ergeben haben[lo81 ~ neben CoA12C18 von nur geringer Bedeutung sein.

Fur Kombinationen, die TlCl, CuCl oder InClj enthalten, sind quantitative Angaben vorhanden [GI. (21) bis (37)][471.

TIC1, + InCl,,, + TIInCI,,,; AHo= -27.9 kcal (21) 2TlCI, + InCl,,, $ Tlz1nCl5,,; AHo= - 50.0 kcal (22)

Hier besteht insofern eine Unsicherheit, als das massenspek- troskopisch beobachtete Fragment Tl2InC1: auf Tl2InCl5 zu- ruckgefuhrt wurde. Bei alkalimetallhaltigen Komplexen, die aber wohl einen Sonderfall darstellen, stammt A2MC1i vor- wiegend von A2MZCI8.

CuCI, + ThCI,,, + CuThCI,,,; AHo= - 46.3 kcal (23) 2CuCI, + ThC14,, + Cu2ThC16,,; AHo= - 100.2 kcal (24) CuC1, + ZThCI,, + CuThzCI,,,; AHo= - 80.9 kcal ( 2 5 )

0. I 11.5 4. I 9.2 6.2

11.9 10.5

0

13.3 ~

- 6.5 7.3

- 7.0 6.9 2.0

9. I 5.5

- 16.1

7.3 -

1 1 1 1 1

3 3

3.5

-0.5

TICI, + ThCI,, + T1ThC15.g; AHo= - 27.3 kcal (26) 2TIC1, + ThCI,,, + T12ThC16,,; AHo= - 64.1 kcal (27)

~ C U C I , + UCI,,, $ CuzuC16,,; AHo= - 101.6 kcal (29)

2T1C1, + UCI,,, $ TI,UCl,,,; AHo= - 65.6 kcal (31) TIC1, + 2UC14,, + TIUZCl9,,; AHo= - 58.4 kcal (32)

BeCl,,, + InCI,., +BeInCI,,,; AHo= - 25.0kcal (33) 2BeCI,,, + InCl,,,$ Be,InCI7,,; AHo= - 53.0kcal (34) 3BeCI,,, + InCI3,,+ Be,InCI,,,; AHo= - 80.2 kcal (35)

CuCI, + UCI,,, $ CuUC15,,; AHo= - 46.7 kcal (28)

TICI, + UCI,,, + TIUCl5,,; AHo= - 29.2kcal (30)

ZnCl,,, + InCI,,, $ZnInCI,.,; AHo= - 24.6kcal (36) SnCl,., + InCI,,, S n I n C l , , , ; AHo= - 24.5 kcal (37)

Diese aus Massenspektren abgeleiteten Reaktionsenthalpien haben Fehlergrenzen von ungefahr +2 kcal. Eine kritische Betrachtung fuhrt zu folgenden Schlussen:

a) Bei der 1 : I-Addition von M'CI an MCI, ist AHo grob halb so grolj wie bei der 2 : I-Addition.

b) Die Aussage a) laBt sich insofern verfeinern, als M die Koordinationszahl KZ =4 (TIInCI,) oder 6 (Cu2ThC16, T12ThC16, cu2uc16, T12UC16) deutlich gegenuber KZ= 5 be- vorzugt, wie die AHo-Werte zeigen.

c) Sind in grokren Komplexen gleiche Zentralatome M uber CI-Brucken miteinander verbunden, so ist deren Bildung im Sinne der Reaktionsgleichungen (38) bis (44) energetisch mit der Dimerisierung von MCI, vergleichbar, wobei sich wiederum der Einflul3 der Koordinationszahl bemerkbar macht.

ThCI,,, + ThCI,,, + Th,CI,,,; AHo= -31.0kcal (38) CuThCI,,, + ThCI,,, $ CuTh2C1,,,; AHo= - 34.6 kcal (39)

UCI,,, + UCI,., + U*CI, % : AHo= -26.1 kcal (40) TIUCI,,, + UCI,,, + TIU2C19,,; AHo= -29.2 kcal (41)

BeCl,,, + BeCl,,, $ Be,C14,,; AHo= -24.0 kcal (42) BeInCl,,, + BeCl,,, $ Be,InCl,,,; AHo= -28.0kcal (43) BezInCl,,, + BeCI,,, e Be,lnCI,,,; AHo= -27.2 kcal (44)

d) Die CuCI-haltigen Komplexe zeichnen sich durch eine besonders grol3e Stabilitat aus. Das gleiche durfte fur AgCI- Komplexe gelten. Dies ist mit der hohen Aggregationsenthal- pie der Monochloride zu erklaren.

6.2. Alkalimetallhaltige Systeme

In groBeren Heterokomplexen, die neben dem Metallatom M noch zwei Alkalimetallatome A enthalten, besitzen die

Angew. Chrm. 188. Jahrg. 1976 N r . 23 785

Page 12: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

Alkalimetallatome wegen ihrer niedrigen Elektronegativitat eine positive Partialladung. Dieser Effekt ist im durch Elektro- nenstoB primar entstehenden positiv geladenen Molekiilion noch verstarkt. Durch ein solches Ladungsprofil ist die weitere Fragmentierung vorgegeben. Sie fiihrt iiberwiegend oder aus- schlieBlich zu M-armen, die A-Atome enthaltenden Fragment- ionen, deren Herkunft nicht ohne weiteres ersichtlich ist. Der RuckschluB von den Fragmenten auf den Ausgangskomplex erfordert zusatzliche Untersuchungen, die an Chlorid-Komple- xen noch fehlen. Im Falle von Fluorid-Komplexen wurden jedoch vor allem von Sidorou et al. Methoden zur Entschliisse- lung der Massenspektren alkalimetallhaltiger Gleichgewichts- systeme rnit mehreren Komplexen entwickelt['521. Beispiele fur auf diese Weise beobachtete Gaskomplexe sind:

System NaF/BeF, : NaBeF,, NazBeF4, (NaBeF3)zl' System KF/AIF3 : KA1F4, KzA1F5, (KA1F4)2[1541 System NaF/GaF3: NaGaF4, NazGaF,, (NaGaF4)zr'551

Die Chloridsysteme verhalten sich anscheinend analog, so daB eine gewisse Systematik im Aufbau solcher Gleichge- wichtssysteme erkennbar wird.

ACl/MCE2: Mit dieser Kombination wird in der Regel im Massenspektrometer das Fragment AMCI: beobachtet, das eindeutig auf das Molekiil AMC13 zuriickzufiihren ist. Dane- ben wurde rnit A = K und M = Mn, Fe, Co, Ni, Pb das Frag- ment A,MCl: b e ~ b a c h t e t [ ' ~ ~ ] , das einen weiteren Komplex (A2MCl4 oder (AMCl,),) anzeigt.

ACl/MC13: Mit den Systemen KCI/AIC13 und ACI/GaC13 (A = Na, K, Rb, Cs) wurde massenspektrometrisch neben dem von AMC14 stammenden Fragment AMCI: noch A,MCI; beobachtet, das von AZMC15 oder (AMC14)2 herriihrtr' 561.

7. Praktische Bedeutung von Gaskomplexen

Generelle Gesichtspunkte: Aus Halogenidmolekiilen aufge- baute Gaskomplexe sind im kinetischen Sinne labil. Die im Komplex gebundenen Komponenten AX,,, und BX, sind ohne kinetische Hemmung fur weitere Reaktionen verfiigbar, wenn das die Thermodynamik verlangt.

/ /

/

/

400 450 500 550 rn T [ K l - Abb. 1. Gleichgewichtsdrucke iiber festem Eisen(ll1)-chlorid in Gegenwart von Gallium(l1I)-chlorid bei C P = 1 atm.

Die Verhaltnisse werden besonders ubersichtlich, wenn man priift, wie ein vorgegebenes Gleichgewichtssystem durch Zugabe des Komplexbildners verandert wird. Beispiele hierfur zeigen die Abbildungen 1-4.

i I

I I I I I 1 I I

+OO 500 600 7W 800 900 WOO 1100 1 T [Kl -

Abb. 2. Gleichgewichtsdriicke iiber festem Nickel(l1)-chlorid fur den Fall, daO der Reaktionsraum bei 293 K rnit einem (hypothetischen) Al&,-Druck von 1 atm beschidkt wurde.

Abbildung 1 macht deutlich, daD der im reichlichen Uber- schul3 zugesetzte Ieichtfliichtige Komplexbildner GaCI3 (Ga2CI6) eine betrachtliche Erhohung des totalen Fe-Gehaltes der Gasphase bewirkt, obwohl die Komplexstabilitat nach

rnit logK,=Null (vgl. Abschnitt 4) gering ist.

3

Abb. 3. Vergleich der Sattigungsdrucke iiber festem CoC12 sowie NdCI3 mit den Gleichgewichtsdrucken der AICln-Komplexe. Fiillung des Reaktions- raumes wie bei Abbildung 2.

Ferner ist wichtig, daB die relative Konzentration der Kom- plexe rnit steigender Temperatur abnimmt und daB es eine

786 Angew. Chem. 88. Jahrg . 1976 1 N r . 23

Page 13: Gasförmige Chloridkomplexe mit Halogenbrücken-Homöokomplexe und Heterokomplexe

obere Grenztemperatur gibt, bei deren Uberschreitung die Komplexbildung fur praktische Zwecke zu vernachlassigen ist, weil die nichtkomplexen Komponenten stark uberwiegen (vgl. Abbildungen 1-4 und 71).

10" FeGa, [I; ___-------

/

10P I I 1 I I

600 m 800 900 loo0 161401 T [ K l - Abb. 4. Gleichgewichtsdrucke der Fe-haltigen Molekiile uber a-Fer03 als Bodenkorper, die sich in Gegenwart von HCI und GaCI, (Ga2CI,) einstellen, wenn x P = 4 a t m und Ga/H=1. Dabei ist Ga/H=[P(GaCI,)+2P(Ga2C16)+ P(FeGaCI,)] : [P(HCl) + 2P(H20)].

Tabelle 13 gibt einen Uberblick uber die in grof3er Zahl bekannten komplexbildenden Systeme a k i n schon fur den wichtigen Fall, daB die leichtfliichtigen Trichloride AICI3, GaC13, InCI3 oder FeCI3 als Komplexbildner dienen['Os1.

unter Bildung von A1CI3-Komplexen im Zusammenhang mit Studien zum ,,Aluminium(~)-chlorid-Prozel3" (Isolierung von Al durch chemischen Transport rnit der reversiblen Reaktion

Bei der Gewinnung von Kupfer aus Kupfererzen hat sich der sogenannte ,,segregation process" be~ahr t [~ ' ] . Dazu wird das oxidische Kupfererz in Gegenwart von NaCI, SOz, C und HzO, erhitzt. Zunachst entstehendes HCI fiihrt zur Bil- dung von Cu3CI3,,, das schlieBlich durch Hz reduziert und auf den kohlenstoffhaltigen Kornern niedergeschlagen wird. Nach der thermodynamischen Untersuchung des Prozesses durch Grop und S t ~ a r t [ ~ ' 1 ist dieses Schema insofern zu ergan- Zen, daB zwischendurch eine NaCl/CuCl-Schmelze entsteht, und daB im folgenden Schritt neben C U ~ C I ~ , ~ die Gaskomplexe NaCuCI2 und NaCuzCI3 wesentlich am Kupfertransport zum Kohlenstoff hin beteiligt sind.

Bei der Umsetzung sulfidischer Kupfererze rnit Chlor rnit dem Ziel, Cu in wasserlosliches CuCIz zu verwandeln, gleich- zeitig aber die Chloride des Schwefels und des Eisens zu verfluchtigen, fand Spreckelmeyer['601, daB bei hoheren Gehal- ten an Eisen (FeCI3) eine erhebliche Verfliichtigung von CuC12 eintritt. Erklarung hierfur gibt die Existenz des Gaskomplexes CuFezCls, dessen reversible Bildung beim chemischen Trans- port von CuClz mit FeC13 (FezC16) beobachtet w~rde[~"] .

Gaskomplexe in Hochdruckentladungslampen : Mit Quecksil- ber gefiillte Entladungslampen, die noch Argon als Zundgas

2Alfl+ AIC13,,$3 AICI,).

Tabelle 13. Elemente, deren Chloride rnit AICI, (oder GaCI,, InCI,, FeCI,) gasformige Komplexe bilden. Fettdruck bedeutet, daB die Bildung eines Gaskomplexes nachgewiesen ist. ( ) zeigt an, daB solche Komplexbildung als sicber anzunehmen ist, eine Untersuchung aber nocb aussteht.

-

Li Be Na Mg Cr"' Fe"' K Ca Sc Ti"' V Cr" Mn" Fe" Rb Sr Y (Zr) Nb Mo Tc Ru Cs Ba La (Hf) (Ta) W Re 0 s

Ce Pr Nd Pm (Sm) Eu Th Pa ""',1V,V Np Pu Am

B C N O F CU' Al Si P S CI

Co Ni Cu" Zn Ga Ge As Se Br Rh Pd Ag Cd In Sn" Sb Te 1 Ir Pt Ad1' Hg" TI Pb Bi' Po At

Gd Tb Dy (Ho) (Er) Tm Yb Lu Cm

Billl

Im folgenden wird anhand von Beispielen gezeigt, daf3 die Familie der Gaskomplexe auch praktisches Interesse verdient.

Gaskomplexe in der praparativen Chemie: Relativ schwer fluchtige Halogenide (z. B. TiCI3, VCI3, CrCI3, MnCl2, FeCl2, CoCl2, NiCIz, CuCI2, ScCI3, YCI3, LaCI3, ThCI,, UCI,) lassen sich rnit leichtfliichtigen Komplexbildnern (A1Cl3 oder Gael3, InCI3, FeCI3) im Temperaturgefalle chemisch transportieren und somit bei vie1 niedrigerer Temperatur in Kristallen gewin- nen, als dies bei einer Sublimation moglich Die Kom- bination dieses chemischen Transports, der fur die Beweglich- keit der Komponenten sorgt, mit anderen Reaktionen fuhrt zu neuen Synthesewegen z. B. fur CrC12~1291, PdzAl[s91 oder HgCr2Se4'96]. Weitere Hinweise zu dieser Problematik hat Emmeneggerr' 5 7 1 zusammengestellt. Beachtung verdient auch die Trennung der Lanthanoide und Actinoide durch Gaschro- matographie der Aluminiumchloridkomplexe~138~ 13'].

Gaskomplexe bei technischen Fragesteilungen: Bei Untersu- chungen iiber die elektrolytische Aluminiumabscheidung aus AIC13-haltigen Schmel~en[ l~~ l beobachtete Grothe["], daf3 Al- kalimetallchloride und auch Magnesiumchlorid im erheb- lichen MaBe gemeinsam mit Aluminiumchlorid verfliichtigt (vom anodisch entwickelten Gas weggetragen) werden. Eine ahnliche Rolle spielt der gasformige Fluoridkomplex NaAIF, bei der iiblichen technischen Aluminiumgewinnungr'5g~. De- wing["] beobachtete die Verfliichtigung von MgCI2 und CaCI2

enthalten, spielen wegen ihrer hohen Lichtausbeute eine wich- tige Rolle. Ihre Weiterentwicklung rnit dem Ziel, die Lichtaus- beute zu steigern und eine dem Tageslicht ahnliche Strahlung zu erreichen, erfordert die zusatzliche Einfuhrung anderer Ele- mente, deren Atome in der Plasmasaule (ca. 6OOO K) angeregt werden. Der Gehalt solcher Elemente im Gasraum wird durch ihren Sattigungsdruck bei der Temperatur der Lampenwand (ca. loo0 K) begrenzt. Diese Schwelle IaiBt sich uberwinden, wenn anstelle der Elemente deren Halogenide verwendet wer- den. Die Halogenide werden im Plasma zerlegt und in der Nahe der Lampenwand zuriickgebildet. Entscheidender Fak- tor ist nunmehr der Sattigungsdruck der Halogenide an der Lampenwand. Dieser ist bei besonders geeigneten Strahlern wie Scandium oder den Lanthanoiden noch immer kleiner als erwunscht, was die Zugabe von Komplexbildnern zur Er- zeugung von leichter fliichtigen Gaskomplexen wie AM14 na- helegte, Beispiel: Sc13 +NaI['611; Ce13 + NaI + CSI[ '~ ' - '~~! Iodide werden hier bevorzugt, weil sie - anders als analoge Chloridsysteme - nicht zum Angriff der Wolframelektroden (durch freies Halogen) fuhren.

Es ist anzunehmen, daf3 bald weitere Informationen zur praktischen Nutzung von Gaskomplexen vorliegen werden. Hierbei ist z. B. an die Ubertragung von Verunreinigungen, aber auch an deren Fixierung (Maskierung) als Gaskomplex bei der Darstellung dotierter oder hochreiner Stoffe zu denken.

Anyew. Chem. 188. Jahrg. 1976 / Nr. 23 I81

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8. Offene Fragen

Die Chemie der Gaskomplexe ist heute weitgehend uber- schaubar, so dal3 auch die noch zu klarenden prinzipiellen Probleme genannt werden konnen. Aus der Sicht des Autors sind das folgende:

I . 7hermodynanzik a) Die Basis fur die Abschltzung der Stabilitat von 1 : I-Hete-

rokomplexen, besonders von alkalimetallhaltigen Komplexen, sollte durch zuverlassige Messungen erweitert werden. Ziel ist eine Systematik der Y-Werte.

b) Die Analogie der Chloridkomplexe zu denen der Fluoride, Bromide und Iodide 1st offensichtlich. Es ware wichtig und nutzlich, quantitative Beziehungen zwischen den verschiede- nen Halogeniden aufzudecken.

c) Die heute ublichen Naherungsformeln und Regeln zur Abschatzung von Normalentropien sind fur kleine Molekule entwickelt worden. Sie versagen bei sehr grooen, ionisch aufge- bauten Gaskomplexen. Dort fuhren offenbar energetisch nied- rige, leicht anregbare Vibrationen zu ungewohnlich hohen Entropiewerten. Quantitative Untersuchungen hierzu sind notwendig. Erfolgversprechend erscheint die Untersuchung der IR- und Raman-Spektren von Gaskomplexen, die in einer Matrix kondensiert werden.

d) Ein besonderes Problem stellt die Existenz von Gleichge- wichtssystemen mit mehreren Komplexen dar (vgl. Abschnitt 6). Schon die Analyse solcher Gemische ist schwierig. Nach Erarbeitung einer hinreichend breiten experimentellen Basis muI3te das so gewonnene Zahlenmaterial auf systematische Zusammenhange hin untersucht werden.

2. Strukturen Die bisher bekannten Strukturvorstellungen stutzen sich mit wenigen Ausnahmen auf Ligandenfeldspektren. Hierbei wird freilich nur die Koordination des farbgebenden Kations erfaBt. Die Aussagekraft anderer Untersuchungsmethoden wird hau- fig durch die komplizierte Zusammensetzung des Gleichge- wichtsgases gemindert. Auch dabei konnte die Schwingungs- spektroskopie mit Matrixisolierung weiterhelfen.

3. Bei pruparatiuen Arbeiten sollte die Existenz von Gaskom- plexen und ihre Anwendung starker in Betracht gezogen wer- den. Einige der in der Gasphase existierenden Komplexe kon- nen nach unseren Beobachtungen auch in unpolaren oder wenig polaren Losungsmitteln erhalten werden. Untersuchun- gen in dieser Richtung mussen fortgesetzt werden. Sie konnten neue Reaktionsmoglichkeiten, besonders fur die Verbindungen der Ubergangselemente, eroffnen.

Herrn Dr. M. Binnewies bin ichfir die erfreufiche Zusammen- arbeit und die fordernden Diskussionen dankbar. Mit Dank aner- kennen mochte ich auch die experimentellen Beitrage der Mitar- beiter M. Aits, W Domke, J . Karbinski, J . Kriiger, B. KiiJner, K. Lascelles, R. Lpumanns, H . 3. Merker, J . Nowitzki, H . Rabeneck, M. Trenkel, K . Wagner und H . Wachter.

Eingegangen am 7. Mai 1976 [A 1401

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