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Gebäude sanieren – Schulen I n Deutschland gibt es 2006 ca. 9,5 Mio. Schülerinnen und Schüler an allgemein bil- denden und 2,8 Mio. an beruflichen Schulen sowie mehr als 40.000 Schulen. Viele Schul- gebäude sind in die Jahre gekommen und sanierungsreif: Bauschäden sind unübersehbar, eine Wärmedämmung fehlt und die Fenster sind seit Jahrzehnten nicht erneuert worden. Die Gebäudetechnik trägt eher zur Energieverschwendung bei, als energiesparendes Ver- halten zu ermöglichen. Angesichts sinkender Schülerzahlen werden in Deutschland kaum noch neue Schulen gebaut. Auch aus diesem Grund wird die Sanierung bestehender Schulgebäude immer wichtiger. Dabei ist die Haushaltslage vieler Schulträger sehr ange- spannt und begrenzt das Wünschenswerte. Bei der Sanierung eines Schulgebäudes geht es um folgende Ziele: ein in die Jahre gekom- menes Gebäude in Stand zu halten, Energie einzusparen und gleichzeitig den Nutzerkom- fort zu erhöhen sowie die Institution „Schule“ soziokulturell aufzuwerten. Da an einer Schule das Raumklima das Lernklima mit beeinflusst, geht es bei einer Sanierung um mehr als Energiekosten. Dabei stellen die verschiedenen Nutzer sehr komplexe Anforde- rungen an Architektur und Technik eines Schulgebäudes: die einzelnen Räume (z. B. Klassen, Verwaltung, Sporthalle) werden unterschiedlich lange und zu verschiedenen Uhrzeiten genutzt, es gibt Ferienzeiten, die Räume müssen in Bezug auf Luftwechsel, Belichtung, Akustik und Blendung beträchtliche Anforderungen erfüllen und nicht zuletzt auch Sicherheit, Hygiene und Schadstofffreiheit für Kinder und Jugendliche garantieren. Im Rahmen des Förderkonzepts EnSan der Energieforschung, das die modellhafte Sanie- rung bestimmter Gebäudetypen zum Ziel hat, wurden auch mehrere Schulgebäude saniert und wissenschaftlich begleitet. Der IEA ECBCS Annex 36 hat – unter deutscher Leitung – einen internationalen Erfahrungsaustausch über die Sanierung von Bildungs- gebäuden ermöglicht und Empfehlungen erarbeitet. Die Erfahrungen aus realisierten Sanierungsprojekten können es heute beginnenden Vorhaben sehr erleichtern, ihr Gebäude zu analysieren und ein geeignetes Maßnahmenpaket anzugehen. Heute nimmt die Öffentlichkeit das Thema „Schule“ auf- merksamer wahr als noch vor einigen Jahren. Pädago- gische Fragen, wie die PISA-Studie oder Ganztagskonzepte, machen Schlagzeilen. Auch die Schulgebäude geraten stärker ins Blickfeld. Bei vielen ist ein Jahrzehnte langer Modernisierungs- und Sanierungsstau unverkennbar. Mittlerweile sind viele Schulträger motiviert, ihre Gebäude Schritt für Schritt auf einen zeitgemäßen Baustandard zu bringen. Erfahrungen aus realisierten Schulsanierungen zeigen, dass dabei der Energieverbrauch um mehr als 50% gesenkt werden kann. 1 Die Schule von gestern kann man im Museum besichtigen. Schulgebäude von gestern findet man auch außerhalb von Museen [Quelle: Schulmuseum Immerath (Eifel)].

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Gebäude sanieren – Schulen

In Deutschland gibt es 2006 ca. 9,5 Mio. Schülerinnen und Schüler an allgemein bil-denden und 2,8 Mio. an beruflichen Schulen sowie mehr als 40.000 Schulen. Viele Schul-gebäude sind in die Jahre gekommen und sanierungsreif: Bauschäden sind unübersehbar,eine Wärmedämmung fehlt und die Fenster sind seit Jahrzehnten nicht erneuert worden.Die Gebäudetechnik trägt eher zur Energieverschwendung bei, als energiesparendes Ver-halten zu ermöglichen. Angesichts sinkender Schülerzahlen werden in Deutschland kaumnoch neue Schulen gebaut. Auch aus diesem Grund wird die Sanierung bestehenderSchulgebäude immer wichtiger. Dabei ist die Haushaltslage vieler Schulträger sehr ange-spannt und begrenzt das Wünschenswerte.

Bei der Sanierung eines Schulgebäudes geht es um folgende Ziele: ein in die Jahre gekom-menes Gebäude in Stand zu halten, Energie einzusparen und gleichzeitig den Nutzerkom-fort zu erhöhen sowie die Institution „Schule“ soziokulturell aufzuwerten. Da an einerSchule das Raumklima das Lernklima mit beeinflusst, geht es bei einer Sanierung ummehr als Energiekosten. Dabei stellen die verschiedenen Nutzer sehr komplexe Anforde-rungen an Architektur und Technik eines Schulgebäudes: die einzelnen Räume (z. B. Klassen,Verwaltung, Sporthalle) werden unterschiedlich lange und zu verschiedenen Uhrzeitengenutzt, es gibt Ferienzeiten, die Räume müssen in Bezug auf Luftwechsel, Belichtung,Akustik und Blendung beträchtliche Anforderungen erfüllen und nicht zuletzt auchSicherheit, Hygiene und Schadstofffreiheit für Kinder und Jugendliche garantieren.

Im Rahmen des Förderkonzepts EnSan der Energieforschung, das die modellhafte Sanie-rung bestimmter Gebäudetypen zum Ziel hat, wurden auch mehrere Schulgebäudesaniert und wissenschaftlich begleitet. Der IEA ECBCS Annex 36 hat – unter deutscherLeitung – einen internationalen Erfahrungsaustausch über die Sanierung von Bildungs-gebäuden ermöglicht und Empfehlungen erarbeitet. Die Erfahrungen aus realisiertenSanierungsprojekten können es heute beginnenden Vorhaben sehr erleichtern, ihr Gebäudezu analysieren und ein geeignetes Maßnahmenpaket anzugehen.

Heute nimmt die Öffentlichkeit das Thema „Schule“ auf-

merksamer wahr als noch vor einigen Jahren. Pädago-

gische Fragen, wie die PISA-Studie oder Ganztagskonzepte,

machen Schlagzeilen. Auch die Schulgebäude geraten

stärker ins Blickfeld. Bei vielen ist ein Jahrzehnte langer

Modernisierungs- und Sanierungsstau unverkennbar.

Mittlerweile sind viele Schulträger motiviert, ihre Gebäude

Schritt für Schritt auf einen zeitgemäßen Baustandard zu

bringen. Erfahrungen aus realisierten Schulsanierungen

zeigen, dass dabei der Energieverbrauch um mehr als 50%

gesenkt werden kann.

1Die Schule von gestern kann man im Museumbesichtigen. Schulgebäude von gestern findetman auch außerhalb von Museen [Quelle:Schulmuseum Immerath (Eifel)].

Seit 1980 ist der Bereich Schulneubau auf einvergleichsweise niedriges Niveau gesunken,während die Bedeutung von Schulsanierun-gen steigt. Oft zeigen gerade die nach 1950errichteten Schulgebäude heute den drin-gendsten Sanierungsbedarf. Zu lange verzö-gerte Sanierungsmaßnahmen verursachenüberhöhte Betriebskosten und oft Bauschä-den, deren spätere Beseitigung mit weitaushöheren Kosten verbunden ist.

Anforderungen an ein Schulgebäude

Architektur und Gebäudetechnik einer Schu-le müssen für die einzelnen Räume eineflexible Nutzung zulassen. Klassenräumewerden überwiegend vormittags, Verwal-tungsbereiche ganztägig genutzt. EinzelneBereiche, z. B. Turnhallen, sind darüber hin-aus noch in den Abendstunden durch Vereineund andere Veranstaltungen belegt. Ein nor-maler Klassenraum hat eine Nutzungszeitvon ca. 30 – 35 Stunden pro Woche, dies ent-spricht ca. 1.200 Stunden pro Heizperiode.Den Rest der Zeit (ca. 4.000 Stunden) müssendie Räume nur temperiert (d. h. 15 – 16 °C)

werden. Die internen Wärmegewinne in Schu-len sind sehr hoch: „Schüler bringen ihreWärme mit“. Bei einem durchschnittlichen

Klassenraum (ca. 60 m2, 25 Schüler) in einemgut gedämmten Gebäude (mindestensENEV-Standard) reicht die Wärmeabgabeder Schüler und der künstlichen Beleuchtungzur Beheizung des Klassenzimmers bis zueiner Außenlufttemperatur von ca. 0 °C aus,wenn die Heizung für den Unterrichtsbe-ginn die notwendigen 19 – 20 °C einmalhergestellt hat. Daher muss das Thema„Sonnenschutz“ zur Vermeidung un-erwünschter Wärmeeinträge und zurGewährleistung der Blendfreiheit berück-sichtigt werden. Schulen sind Versammlungsstätten undzeichnen sich durch einen hohen Luftwechsel-bedarf aus. Die Konzentration des LeitgasesCO2 sollte in Klassenräumen einen Wert von1.500 ppm [Umweltbundesamt] nicht über-schreiten. Bei einem höheren CO2-Gehaltkönnen bei einem Teil der Kinder nachlas-sende Konzentration und Müdigkeit die Fol-ge sein. Bei Messungen des CO2-Gehalts inKlassenräumen haben verschiedene Unter-suchungen oft um ein Mehrfaches höhereWerte ergeben. „Lüftung“ ist daher bei jederSchulsanierung ein zentrales Thema.

Gebäudetyp Schule

Die meisten Schulgebäude (nachfolgend: Schulen) sind in

Deutschland während der letzten 120 Jahre errichtet worden und

zeigen die Stärken und Schwächen ihrer jeweiligen „Bauepoche“.

Das Bauen von Schulen steht in engem Bezug zur Zeitgeschichte,

z. B. Gründerzeit, dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Welt-

krieg oder der Verbindung von geburtenstarken Jahrgängen mit

verstärkten Bildungsanstrengungen der 1960er/1970er Jahre.

2Entwicklung der Schulbautätigkeit bundesweit 1980 – 2005 (bis 1990 nur altes Bundesgebiet) [Quellen: Zentralstelle für Normungsfragen im Bildungswesen 1980 – 2000 und Statistisches Bundesamt 2001 – 2005]

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Anz

ahl

Neubauten Modernisierungen

* unter Modernisierungen wurden nur die nach den jeweiligen Landesbauordnungen meldepflichtigen Bauvorhaben erfasst.

3Modernisierungen Schulgebäude 1991 - 2000 [Quelle: Zentralstelle für Normungsfragen und Wirtschaftlich-keit im Bildungswesen 2001 - Daten: Statistische Landesämter]. Kriterien wie Abb. 2.

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Summe

Baden-Württemberg 94 114 114 115 117 105 144 129 108 118 1.158

Bayern 57 50 76 78 84 79 81 115 94 86 800

Berlin 7 6 8 7 6 5 7 11 10 12 79

Brandenburg 6 5 9 28 12 23 10 11 22 23 149

Bremen 3 3 4 1 4 4 0 0 1 2 22

Hamburg 1 1 1 3 2 0 1 0 2 1 12

Hessen 36 35 32 32 38 31 45 37 40 45 371

Meckl.-Vorpommern 4 15 9 14 8 11 12 7 12 7 99

Niedersachsen 44 50 74 91 86 88 77 65 145 83 803

Nordrhein-Westfalen 40 24 57 50 50 66 63 48 66 43 507

Rheinland-Pfalz 39 32 25 30 37 32 42 34 26 32 329

Saarland 1 2 3 6 6 8 5 2 6 9 48

Sachsen 4 8 21 19 51 38 37 20 28 27 253

Sachsen-Anhalt 0 13 7 9 7 9 4 13 7 9 78

Schleswig Holstein 17 12 23 14 18 25 20 21 29 31 210

Thüringen 4 30 23 16 12 20 13 20 12 8 158

Summe 357 400 486 513 538 544 561 533 608 536 5.076

2 BINE themeninfo

5VDI Richtlinie 3807 – Energiekennwerte von Schulen bezogen auf die Bruttogrundfläche. Der Mittelwert gibtden Durchschnitt der untersuchten Schulen an, der Richtwert die Grenze zu den 25%-Besten.

BINE themeninfo 3

Gebäudebezeichnung Heizenergieverbrauchskennwerte kWh/m2 Stromverbrauchskennwerte kWh/m2

Richtwert Mittelwert Richtwert Mittelwert

Schulen 55 90 4 7

Grundschule 70 140 4 9

Grundschule/Hauptschule 75 110 3 7

Gymnasium 65 80 6 9

Berufsschule 30 90

Schulgebäude

Die Sanierung von Schulgebäuden bindet vie-le Akteure ein: Schulträger, Planer, Handwer-ker, Hausmeister und die Schule selbst. EineSchulsanierung kann man aus ganz verschie-denen Perspektiven betrachten. Auch der demSchulträger mögliche Kostenrahmen derMaßnahmen ist ein wesentlicher Faktor. Die Energieforschung hat in den letztenJahren wegen der großen Bedeutung derLuftqualität in Schulen einen Schwerpunktbei der „Lüftung“ gesetzt. Daher wird die-ses Thema nachfolgend sehr ausführlichvorgestellt. Zur Klarstellung sei angemerkt,bei den Einsparpotenzialen liegt das viel

diskutierte Thema Lüftung an dritter Stellehinter der Wärmedämmung der Gebäude-hülle und der Heizungstechnik.An diesem BINE-Themen-Info haben ver-schiedene Autoren mitgewirkt. Der „LeitfadenSchulsanierung“ (S. 4 – 12) wurde von MartinKlima verfasst, dessen Ingenieurbüro zahlreicheSchulsanierungen geplant und durchgeführthat. Der Beitrag „Erfahrungen aus Sanierungs-projekten der Energieforschung“ (S. 13 – 15)stammt von Johann Reiß und „Sanierungs-projekte im internationalen Vergleich – derIEA ECBCS Annex 36“ (S. 16 – 17) von HansErhorn. Beide arbeiten für das Fraunhofer

Institut für Bauphysik und haben im Rah-men des Förderkonzepts EnSan modellhafteSchulsanierungen wissenschaftlich begleitet.Der Beitrag „Energiesparen als pädagogischesProjekt“ (S. 18 – 19) stammt von MargitFluch, der Leiterin der „energie-AG“ amBertha-von-Suttner-Gymnasium in Neu-Ulm.Bei einigen Fragen vertreten diese Autorenunterschiedliche Meinungen, wie sie imÜbrigen auch die Fachdiskussion durchzie-hen. Diese teilweise divergierenden Ein-schätzungen und Empfehlungen solleneinen anregenden Impuls für die Meinungs-bildung und Planung vor Ort geben.

Eine gute Lernatmosphäre erfordert dasrichtige Licht. Benötigt wird daher einBeleuchtungskonzept, das möglichst viel Tages-licht nutzt, ansonsten eine ausreichendeLichtstärke für alle Bereiche eines Klassen-raums künstlich bereitstellt und idealerweise

bei Abwesenheit der Klasse automatisch aus-geht. Unerwünschte Schalleinträge stören dieKonzentration im Unterricht und müssenmöglichst unterbunden (z. B. Lüftungsventi-latoren) oder weitgehend gedämpft (z. B. an-dere Klassenräume, Verkehrslärm) werden.

4Gesamtheit der Werte (ohne Standardabweichung) für den Heizenergieverbrauch von Schulgebäuden. UnterBerücksichtigung der Standardabweichungen wurde für den Heizwärmeverbrauch ein Mittelwert von 211 kWh/m2aund für den Stromverbrauch von 20 kWh/m2a bezogen auf die gesamte Grundfläche ermittelt. [Quelle: FhG – Institut für Bauphysik]

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Ein Schulgebäude muss auch hygienische An-forderungen erfüllen. Die hohe Luftfeuchtig-keit aus der vergleichsweise dichten Belegungmit Menschen und aus durchnässter Kleidung(Winterhalbjahr) muss durch Lüftungsmaß-nahmen aus dem Gebäude hinausbefördertwerden. Kinder müssen gegenüber Gefahrenbesonders geschützt werden. Daher ist auchder vorbeugende Brandschutz, vor allem imHinblick auf Rauchgase, ein Planungsziel.

Schulgebäude sollen energieeffizient sein, umein angenehmes Arbeiten zu ermöglichen unddabei mit möglichst geringen Betriebskostenauszukommen.

Der Energieverbrauch an Schulen

Für die Energieforschung steht die energeti-sche Sanierung von Schulgebäuden im Mittel-punkt. Oft bietet es sich aber an, hierbeiauch andere Anforderungen zu berücksich-tigen und notwendige Nachrüstungen an-zugehen. Im Rahmen des FörderkonzeptesEnSan wurden die Energieverbräuche vonBildungsgebäuden untersucht [4].

Auch mit Hilfe der Energiekennzahlen ausden VDI-Richtlinien können Schulen dieDaten ihres Energieverbrauchs einordnen [5].Eine weitere Möglichkeit für eine erste Ana-lyse der eigenen Schule bietet das internet-gestützte Informationssystem Energy Con-cept Adviser (S. 17). Viele Schulen haben esgeschafft, durch eine energetische Sanierungmit Standardmaßnahmen, ihren Energiever-brauch um mehr als 50% zu senken. DieseSchulen haben heute einen Heizwärmever-brauch von 55 – 60 kWh/m2a. Mit höherenInvestitionen lässt sich bei Schulen auchNEH-Standard, 3-Liter-Standard oder Pas-sivhaus-Standard erreichen.

Bestandsaufnahme und Rahmenbedingungen

Eine gründliche, zwischen den Gewerkenabgestimmte Bestandsaufnahme am Gebäu-de ist eine wichtige Voraussetzung für eineerfolgreiche Sanierung. Meist erfolgen keine Komplettsanierungen,sondern es werden vorhandene, noch gutfunktionierende Teilsysteme weiterverwen-det. Die „Sanierer“ müssen deshalb ein Ver-ständnis für die baulichen und technischenVorstellungen der ursprünglichen Planerentwickeln, um mit der Sanierung dem Ge-bäude gerecht zu werden.

Einige Rahmenbedingungen seienhier beispielhaft erwähnt:

■ Statisches Konzept des ursprünglichen Ge-bäudes. Dies hat Einfluss auf mögliche neueTrassenführungen und ggf. notwendigebrandschutztechnische Ertüchtigungen.

■ Ursprüngliche Konzeption der Heizungsan-lage (Rohrverlauf, Hydraulik, Zonierung)

■ Bestehende Lüftungssysteme

■ Gebäudetechnik bei der Versorgung vonGebäudeensembles.

Als weiterer Schritt sollten die Verbräuche fürWasser, Strom und z. B. Gas regelmäßig anden Zählern abgelesen werden. Aus dieser Bestandsaufnahme wird dann einenergetisches Gesamtkonzept für die Sanie-rung erarbeitet. Hilfsinstrument hierbei ist dieneue DIN V 18599 zur Ermittlung des Ener-giebedarfs für Nichtwohngebäude. So kannfür den Bestand und den zukünftigen Neubauein Energieausweis [6] erstellt werden, derAussagen zu den Energieverbräuchen und derenergetischen Qualität des Gebäudes trifft.Anhand der Bilanzierung können sinnvolleSanierungsmaßnahmen für die Gebäude [7]dargestellt werden. Gemeinsam mit dem Bauherrn und dem Nut-zer sollten die aktuellen Bedürfnisse festge-halten werden. Häufig wünscht der Bauherrgleichzeitig mit der Sanierung Erweiterungenund organisatorische Änderungen. Außerdemwird eine Sanierung im „laufenden Betrieb“angestrebt – wesentliche Maßnahmen müssenin der schulfreien Zeit realisiert werden.Eine intensive Abstimmung der technischen

und baulichen Maßnahmen sowie stringentesZeitmanagement beim Bauablauf sind alsonotwendig. In einem Pflichtenheft sind diegeplanten Maßnahmen sowie die zeitlicheUmsetzung je Gebäude festzuhalten.

Gebäudehülle

Der überwiegende Anteil der bestehendenSchulen wurde bis in die 1980er Jahregebaut und weist einen verhältnismäßigschlechten Dämmstandard auf.Die Energiepreissteigerungen der letztenJahre führen zur schnelleren Amortisationvon energiesparenden Maßnahmen. Lag diewirtschaftliche Dämmstärke eines Wärme-dämmverbundsystems im Jahr 2000 noch bei6 – 12 cm, so liegt diese derzeit bei 10 – 18 cm[Ifeu, 2006]. Daher sollte der spezifische,auf die wärmeübertragende Umfassungsflä-che bezogene Transmissionswärmetransfer-koeffizient HT (nach EnEV) mindestens25% unter den Anforderungen der Energie-einsparverordnung (EnEV) liegen. Aufbauendauf diesen Grundstandard sollte dann dieHaustechnik optimiert werden.Sinnvoll und wirtschaftlich ist es, einewärmetechnische Sanierung von Bauteilenin Verbindung mit notwendigen Instandhal-tungsmaßnahmen wie Anstrichen der Fassadezu koppeln. Grundkosten wie Gerüst undMalerarbeiten sind dann „Sowieso Kosten“.

Leitfaden Schulsanierung

Am Anfang einer Schulsanierung steht die sorgfältige Bestands-

aufnahme des Gebäudes und der Gebäudetechnik. Auf dieser

Basis wird ein Sanierungskonzept entwickelt, welches üblicher-

weise die Dämmung der Gebäudehülle, Lüftung, Heizung und

Belichtung/Tageslicht umfasst. Welche Empfehlungen kann man

aus der Erfahrung realisierter Projekte geben?

7Beispiel für eine Maßnahmenübersicht nach Energiekonzept

Verwaltung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Küchentrakt ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Fröbeltrakt ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Neubau 1992 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Hausmeister ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

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■ Maßnahmen dringend erforderlich■ Maßnahmen schon durchgeführt bzw. nicht erforderlich

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6Energieausweis für Nichtwohngebäude [Quelle: Referentenentwurf der Energieeinsparverordnung vom 16.11. 2006;Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie vom 17. 11. 2006]

4 BINE themeninfo

AußenwandAls einfachste und kostengünstigste Form derWärmedämmung hat sich auch im Schulbaudas Wärmedämmverbundsystem (WDVS)bewährt. Für mechanisch stark beanspruchteBereiche (z. B. Sockelbereiche Schulhof) bie-tet der Markt armierte Systeme an. Beliebige andere Dämmsysteme, z. B. als Vor-hangfassade, sind denkbar und objektspezi-fisch zu betrachten. Die Lösung von Detail-punkten stellt hier jedoch hohe Anforderun-gen an Planung und Bauausführung.Eine Innendämmung von Bauteilen ist mög-lich, sollte jedoch vermieden werden, ummassive Bauteile als thermische Speicher-masse nutzen zu können.

Fenster Bei reiner Fensterlüftung müssen die Fensterein Lüften während des Unterrichts ermög-lichen. Eine Kippstellung liefert keinen aus-reichenden Querschnitt zur effizienten Fens-terlüftung. Zweiflüglige Fenster sind von derNutzung her effizienter und stören denUnterricht bei geöffnetem Fenster weniger.Aus energetischer Sicht sollten die Fenstermindestens einen U-Wert < 1,5 W/m2K auf-weisen. Dies ist mit handelsüblichen Profilenzu erreichen. Gleichzeitig muss ein effizien-ter Sonnenschutz vorhanden sein, um denKlassenraum vor Überhitzung zu schützen.

DachWichtig ist die Schaffung von ausreichenderSpeichermasse zum Klassenraum hin und einegute Wärmedämmung nach außen. Satteldächer besitzen meist kein ausge-bautes Dachgeschoss. Hier greift die Sa-nierungspflicht nach EnEV, die für nichtbegehbare, aber zugängliche Geschoss-decken, die Teil der wärmetauschendenHüllflächen sind, eine nachträgliche Wär-medämmung bis zum 31.12.2006 fordert(U-Wert ≤ 0,30 W/m2K).Bei vielen Schulen der Baualtersklasse vor1970 kann die Dämmung des Speicherbo-dens mit sehr geringem Aufwand durchge-führt werden [9]. Solche Maßnahmen sindauch in Eigenregie im Rahmen von Schul-projekten möglich.

Flachdächer können relativ einfach und kos-tengünstig zusätzlich gedämmt werden.Wichtig hierbei ist die Untersuchung, ob dasDach ausreichend tragfähig ist und ob vorhan-dene Dämmschichten durchfeuchtet sind.

Boden/KellerdeckeErdreichberührte Bauteile nachträglich zudämmen, ist meist aufwändig und damit kos-tenintensiv. Solche Arbeiten sollten in Verbin-dung mit notwendigen Maßnahmen zur Drai-nage/ Feuchteschutz durchgeführt werden. Die Dämmung der Decke von reinen Keller-räumen ist dagegen unproblematisch undwirtschaftlich realisierbar. Zu beachten istlediglich, dass ausreichend Kopfhöhe bleibt.

WärmebrückenWärmebrücken haben einen nicht zu vernach-lässigenden Anteil an den Energieverlustenund sollten bei der Sanierung vermiedenbzw. beseitigt werden [10]. Hierbei solltejedoch ein ausgewogenes Verhältnis zwischenAufwand und Nutzen herrschen. So könnenbestimmte Maßnahmen, wie die Dämmungim Sockelbereich, so kostenintensiv werden,dass man die erhöhten Wärmeverluste in Kaufnehmen muss bzw. sie durch Maßnahmen ananderer Stelle kostengünstiger kompensiert.

LuftdichtigkeitSchulen werden über lange Zeiträume nichtgenutzt. In dieser Zeit spielen unkontrollierteLüftungsverluste eine große Rolle. Zur Ver-meidung sollte der Baukörper im Rahmen derSanierung möglichst luftdicht gebaut werden,dokumentiert durch eine Blower-Door-Mes-sung entsprechend EN 13829. Als Zielwertsollte bei Schulen ein n50-Wert von 1,5 h-1

erreicht werden. Die Blower-Door-Messungsollte frühzeitig durchgeführt werden, damitggf. Mängel noch beseitigt werden können.Ist beabsichtigt, eine Thermographieauf-nahme durchzuführen, so bietet sich eineKombination mit der Blower-Door-Mes-sung an, denn so können Leckageströmeanschaulich dokumentiert werden.

BINE themeninfo 510Beseitigung einer Wärmebrücke: Traufdetail vor und

nach der Sanierung

9Notwendige Installationsbereiche auf gedämmtenDachböden können durch Stege bereitgestellt werden

8Maximal zulässige Wärmedurchgangskoeffizienten für neue oder geänderte Teile der Gebäudehülle [Quelle: ifeu 2006, eigene Angaben]

nach EnEV 2002 Empfehlung SchulbauBauteil U Wert [W/m2K] [W/m2K]

AußenwändeAußenseitiges Anbringen von Bekleidungen, Verschalungen, Vorsatzschalen, Einbau von Dämmschichten, Außenputzerneuerung bei bestehender Wand mit U>0,9 W/m2K 0,35 0,20 – 0,30

Aufbringen von innenseitigen Verschalungen, Bekleidungen, Innendämmungen, Einsatz neuer Ausfachungen in Fachwerkwände 0,45 0,30 – 0,40

Decke oder DachSteildächer – erstmaliger Einbau, Ersatz, Erneuerung 0,30 0,15 – 0,25

Flachdächer – Dachhaut bzw. Ersetzen/Anbringen außenseitiger/innenseitiger Bekleidungen oder Verschalungen, Dämmschichteneinbau 0,25 0,15 – 0,25

Kellerdecke, Erdgeschossdecke, Wände an Erdreichbei Ersatz/erstmaligem Einbau, Dämmschichteneinbau, innenseitige Wandbekleidungen/ -verschalungen, Aufbau/Erneuerung von Fußbodenaufbauten 0,5 0,25 – 0,50

Anbringen von Deckenbekleidungen auf der Kaltseite, außenseitiges Anbringen von Bekleidungen/ Verschalungen, Feuchtigkeitssperren oder Drainagen 0,4 0,25 – 0,40

Die Belegungsdichte von bis zu 30 Schülernauf 60 m2 Klassenraumfläche erfordert einehohe Frischluftmenge, um eine angemesseneLernatmosphäre zu gewährleisten. Entschei-dender Parameter ist die CO2-Konzentration,aber auch die Feinstaubbelastung und Aus-dünstungen aus Baustoffen und Einrichtungs-gegenständen spielen eine Rolle.

Die CO2-Konzentration ist durch ausrei-chende Lüftung zu senken. Der Entwurf derDIN EN 13779 nennt als Standardwert füreine niedrige Raumluftqualität (RAL 4)eine CO2-Konzentration von bis zu 1.600ppm in Stadtzentren. Bei umfangreichenMessungen zur Luftqualität in Klassenräu-men lagen bei allen fenstergelüfteten Klas-senräumen die CO2-Konzentrationen in derRaumluft zu hoch. Es wurden Messwerte biszu 11.000 ppm CO2 ermittelt. Das realeLüftungsverhalten in den Klassenräumenreicht in den meisten Fällen also nicht aus.

Angeleitetes Fensterlüften [11]Grundvoraussetzung für eine reine Fenster-lüftung ist, dass sich der wesentliche Teil derFenster auch für eine Stoßlüftung öffnenlässt. Währenddessen müssen immer dieThermostatventile des Heizkörpers abge-dreht werden. Ein ausreichender Luftaus-tausch erfordert dann neben einem konse-quenten Stoßlüften in den Pausen sowie vorund nach dem Unterricht (incl. Querlüften imGebäude) auch ein angeleitetes Lüften wäh-rend des Unterrichts. Als Anhaltswert soll-ten nach ca. 20 Minuten und in der Mitteder Unterrichtsstunde alle Fenster undwenn möglich auch die Tür kurz geöffnetwerden. Dem wird von Lehrern meist entge-gen gehalten, dass derartige Maßnahmenim Rahmen der Unterrichtsgestaltung nichtdurchführbar sind.

Als Hilfestellung wurde vom Gebäudema-nagement der Stadt Aachen eine so genannte

11Messungen in einer fenstergelüfteten Klasse in Aachen (KL-Kipplüftung, SL-Stoßlüftung)

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12Lüftungsampel der Stadt Aachen

Lüftung

Die richtige Lüftungsstrategie für Schulen wird unter Fachleuten –

auch international – kontrovers diskutiert. In Vorhaben der Energie-

forschung wurden daher verschiedene Lüftungsstrategien erprobt:

die angeleitete Fensterlüftung, Lüftungsanlagen mit und ohne Wärme-

rückgewinnung sowie zentrale und dezentrale Konzepte. Auch wenn

abschließende Empfehlungen noch nicht gegeben werden können,

liegt doch bereits viel Wissenswertes vor.

Miefampel [12] für den Einsatz in Klassen-räumen entwickelt, die auf VOC (flüchtigeorganische Bestandteile) reagiert. Diesebesitzt mehrere LED-Lämpchen (drei grüne,ein gelbes, drei rote). Leuchtet das gelbeLämpchen auf, so muss man lüften. Sobalddas zweite rote Lämpchen leuchtet, hilft nurnoch schnelles Querlüften.

Lüftungsanlagen [13]Eine unterstützende mechanische Lüftungkann die Luftqualität deutlich verbessernund in Verbindung mit einer Wärmerückge-winnung den Energieverbrauch reduzieren.Nach EN 13779 ist ein Außenluftvolumen-strom von ca. 20 m3/(h und Person) ausrei-chend, um eine akzeptable Luftqualität zuerreichen. Dies bestätigen auch Messungenan mehreren Neubau- und Sanierungspro-jekten. Eine zusätzliche kurze Stoßlüftungin den Pausen sorgt für eine gute Ausgangs-situation für die nächsten Schulstunden. Prinzipiell gilt bei der Planung von Lüftungs-anlagen: Das bauliche und haustechnischeKonzept sollte möglichst einfach gestaltet

6 BINE themeninfo

werden, basierend auf einem Nutzungs-konzept der Schule und einem aktuellenBrandschutzkonzept. Die Schalldruckpegelim Klassenraum sollten dabei kleiner odergleich 25 dB(A) liegen, um nicht zu stören.Es wird zwischen Lüftungsanlagen ohneWärmerückgewinnung und solchen mitWärmerückgewinnung unterschieden. Inner-halb dieser Kategorien wiederum kann weiteruntergliedert werden in solche, die dezentralnur einen Raum versorgen und solche, diemehrere Räume oder das gesamte Gebäudeversorgen. Die Frage, ob eine zentrale oder raumweiseLüftung sinnvoll ist, muss im Einzelfallentschieden werden. Abb 14 zeigt Vor- undNachteile dezentraler Systeme.

Bei der zentralen Versorgung muss unterschie-den werden zwischen Anlagen, die „raum-bezogen arbeiten“ und solchen, die das Quer-lüftungsprinzip berücksichtigen. [15]Beim Querlüftungsprinzip strömt z. B. dieFrischluft in den Klassenraum, die ver-brauchte Luft strömt über die Flurbereicheund wird in Toilettenräumen oder Atrien ab-gesaugt. Der Vorteil dieses Prinzips ist, dassdie Luft mehrfach genutzt wird und geringe-re Luftmengen bewegt werden. So werdendie „internen Wärmequellen“ der besetztenSchulklassen dazu genutzt, Nebenbereichewie Flure und Atrien mit zu temperieren.Darüber hinaus können Investitionen in dasKanalnetz eingespart werden. Liegt einRaumluftverbund zu zentralen Räumenwie Aulen oder Foren vor, kann eine Lüf-tungsanlage so zweimal genutzt werden:Im Normalbetrieb für die Lüftung vonKlassenräumen und im Sonderbetrieb fürdie Lüftung des Veranstaltungsraumes.Der wesentliche Nachteil des Querlüftungs-prinzips ist jedoch der hohe Aufwand fürbrand- und rauchschutztechnische Maß-nahmen entsprechend den Anforderungendes objektspezifisch ausgearbeiteten Brand-schutzkonzepts, die nicht immer im Verhält-nis zum energetischen Vorteil stehen. Für zwei häufig eingesetzte Lüftungssystemesind die technische Ausführung sowie eineBewertung auf der nachfolgenden Seiteaufgeführt.

16Kosten mechanischer Lüftungssysteme in Schulen: Die Kosten variieren in Abhängig-keit von den baulichen und sonstigen technischen Rahmenbedingungen.

Lüftungssystem Luftqualität Energieeinsparung Pro m2 KlassenraumFensterlüftung schlecht

Abluftsysteme gut gering 65 – 90 €/m2

Zentrale Lüftung mit WRG gut hoch 100 – 150 €/m2

Dezentrale Lüftung mit WRG gut hoch 90 – 170 €/m2

15Zentrale Anlagen mit raumweiser Lüftung und Anlagen mit Querlüftungsprinzip

AtriumFlure

ToilettenFlure Klassen-

raum

Lüftung raumweise

AtriumFlure

ToilettenFlure Klassen-

raum

Querlüftungsprinzip

14Vor- und Nachteile der dezentralen Lüftung [in Anlehnung an Sefker, CCI 1/2004)

13Mechanische Lüftung(17 m3/h und Schüler) in Verbindung mit Stoßlüftung in denPausen führt zu befriedigenden Luftqualitätswerten

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Lüftung (an=27,8) Fenster (zu=25,3xSL=27)

CO2-Messwert CO2-Grenzwert

Belegung

Vorteile dezentraler Lüftung Nachteile der dezentralen Lüftung■ Günstige Investitionskosten ■ Höherer Aufwand für Service und Wartung der

vielen Einzelgeräte (z. B. Filterwechsel)■ Einfache Planung und Installation aufgrund der ■ Für Wartung und Service müssen die Räume vom

Standardisierung der Geräte beauftragten Personal betreten werden■ Minimierung der Technikflächen ■ Mögliche Probleme bei hohen Windlasten

(Luv-Lee-Problem in Gebäuden)■ Bei guter Anlagenauslegung Minimierung der ■ Filtration der Luft nur bis max. Filterklasse F5/F6

Betriebskosten möglich, d. h. Höchstfiltration nur bedingt möglich■ Individueller Gerätebetrieb durch den Nutzer ■ Keine freie Wahl der Außenluftansaugung■ Bei Störung fällt nur ein Gerät aus, nicht die

Gesamtanlage■ Keine oder nur geringe brandschutztechnische

Anforderungen

BINE themeninfo 7

17Die Abluftanlage sollte Grundstandard bei der energetischen Sanierung sein. Sie garantiertgute Luftqualität und ist günstig in Anschaffung und Betrieb. Die Außenluft strömt über Außenluftdurchlässe in den Klassenraum ein, wird dort erwärmtund abgesaugt. In der Nähe der Außenluftdurchlässe sollten sich Heizkörper befinden.

■ Abluftanlage

■ Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

18Lüftungselement in einer Schulsanierung in Hückel-hoven: Das Foto zeigt einen gängigen Außenluft-durchlass zur Integration in die Fensterkonstruktion,der auch hohe Anforderungen an den Schallschutznach außen erfüllen kann (je nach Ausstattung).

Kriterien hoch mittel niedrigEnergieverlust ■

Hilfsenergie (Ventilatoren) ■

Kosten ■

brandschutztechnische ■

Maßnahmen (BS)

rauchschutztechnische ■

Maßnahmen (RS)

Wartungsaufwand ■

Manipulationsfähigkeit ■

Platzbedarf ■

Materialaufwand ■

Schall/Lärm ■

21Dezentrale Anlage mit Wärmerückgewinnung

Kriterien hoch mittel niedrigEnergieverlust ■

Hilfsenergie (Ventilatoren) ■

Kosten ■

brandschutztechnische ■

Maßnahmen (BS)

rauchschutztechnische ■

Maßnahmen (RS)

Wartungsaufwand ■

Manipulationsfähigkeit ■

Platzbedarf ■

Materialaufwand ■

Schall/Lärm ■

19Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

22Ein Gerät mit 150 m3/h, welches normalerweisein Bürogebäuden eingesetzt wird.

Kriterien hoch mittel niedrigEnergieverlust ■

Hilfsenergie (Ventilatoren) ■

Kosten ■

brandschutztechnische ■

Maßnahmen (BS)

rauchschutztechnische ■

Maßnahmen (RS)

Wartungsaufwand ■

Manipulationsfähigkeit ■

Platzbedarf ■

Materialaufwand ■

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20Geräte, die je einen Klassenraum versorgen[Werksbild Lüfta]. Sie können an der Zwischen-wand installiert werden.

Will man die von den Schülern „mitgebrachte“Wärme nutzen und den Energieeinsatz reduzieren,dann ist der Einsatz einer Lüftungsanlage mitWärmerückgewinnung notwendig. Der niedrigere Energieverbrauch erfordert je-doch höhere Investitionen und mehr Platz unddamit einen größeren Eingriff in die Bausubs-tanz. Um niedrige Luftfeuchtigkeiten zu vermei-

in eine neu zu schaffende Zwischenwand ein-gesetzt werden.

Besonders sorgfältig beachten muss man beidieser Variante den Schallschutz sowie dasWartungs- und Filterkonzept. Die typisierte Bau-weise der Komponenten macht eine Wartungund Service durch den Hausmeister denkbar.

den, ist der Einsatz von regenerativen Wärme-tauschern (Wärmerädern) anzuraten, hierbei wirdein Teil der Feuchte zurück gewonnen.Will man den Eingriff in die Bausubstanz und brand-schutztechnische Probleme minimieren, kann derEinsatz raumweiser Geräte sinnvoll sein. Es sind fürden Bürobereich entwickelte Geräte einsetzbar,ebenso können kompakte Geräte in die Decke oder

8 BINE themeninfo

RegelungstechnikDie Regelung der Lüftungsanlage sollte so ein-fach wie möglich aufgebaut sein, um Fehler-quellen auszuschließen und die Kosten imRahmen zu halten.Die Lüftung eines Klassenraums sollte je-weils bedarfsabhängig erfolgen. Dies kanneinfach über einen Präsenzmelder erfolgen,der für die Beleuchtungssteuerung eingesetztwird. Eine Regelung des Klassenraumes über einenLuftqualitätsfühler und variable Volumen-stromregler ist möglich, aber mit einem rechthohen finanziellen Aufwand verbunden. Auchsteigt die Anzahl möglicher Fehlerquellen(Kalibration Fühler, Ansteuerung Motor undLüfter). Bisher haben sich CO2-orientierteMessfühler gegenüber Mischgassensorenals praktikabler erwiesen. Über einen zentralen Stellbefehl sollte ein„Durchspülen“ der Klassenräume am Morgenund nach dem regulären Schulbetrieb mög-lich sein.

Energetische Effizienz, Einregulierung der AnlageBei zentralen Anlagen ist eine reproduzierbareEinregulierung ein Garant für einen energie-sparenden Betrieb. Zu- und Abluftanlagenmüssen ausbalanciert sein. Die Anlage ist sozu betreiben, dass Zu- und Abluftvolumen-strom immer gleich sind, unabhängig vonder Anzahl der versorgten Klassenräume.Das Lüftungszentralgerät sollte so regelbarsein, dass es sich wechselnden Betriebsver-hältnissen anpassen kann. Sinkt der notwen-dige Volumenstrom, so muss der Ventilatorseine Leistung reduzieren. Dies erfolgt durchden Einsatz effizienter Gleichstrommotorenoder durch den Einsatz von Frequenzum-formern in Verbindung mit einer zentralenVolumenstrommessung (Druckmessung).Die Motoren sollten vorher so ausgesuchtwerden, dass sie eine möglichst geringeStromaufnahme besitzen. Als Mindestfor-derung gilt: 0,2 Wh/m3 für Abluftanlagenund 0,4 Wh/m3 für Zu-/Abluftanlagen. Beiguter Auswahl der Motoren und gut ausge-legtem Kanalnetz können diese Werte nochhalbiert werden.Üblicherweise werden nicht alleKlassen- und Fachklassenräumegleichzeitig genutzt, eineGleichzeitigkeit von ca. 80%kann herangezogen werden. Beizentralen Anlagen haben sichVolumenstromregler für dieKlassenräume als sehr hilfreicherwiesen. Sie sorgen für nahezugleichen Volumenstrom proKlassenraum unabhängig vomVordruck der Lüftungsanlage.Damit keine Zugerscheinungenauftreten, sollten Lüftungsaus-lässe mit einer hohen Induk-tionswirkung eingesetzt wer-den. Das Kanalnetz muss druk-kverlustarm ausgelegt werden,um die Betriebskosten niedrigzu halten.

Heizung

In Regularien wie der EnEV werdenAnforderungen gestellt an:■ Die Effizienz

der Wärmebereitstellung (Kessel)■ Die Dämmung der Rohrleitungen■ Den Einsatz von Regelungen■ Den Einsatz von geregelten Pumpen■ Den hydraulischen Abgleich.

Obwohl einige Anforderungen schon seitüber zehn Jahren existieren, ist die Umset-zung auf kommunaler Ebene oft noch nichtoder unzureichend erfolgt.

Die speziellen Rahmenbedingungen für das Heizungssystem einer Schule sind: ■ Die Raumheizung muss schnell auf

äußere Raumeinflüsse reagieren■ Der Absenkbetrieb sollte raumweise zu

regeln sein (präsenzabhängig)■ Eine Beeinflussung durch den Nutzer

sollte nur eingeschränkt möglich sein■ Eine reine Vorlauftemperaturregelung

wird dem Nutzerprofil nicht gerecht■ Die stark schwankenden Volumenströme

der Heizungsanlage erfordern eine angepasste Regelstrategie der Heizungs-pumpe und der Regelung

■ Sorgfältige Betriebsführung und Wartung durch Fachleute sowie regelmäßige Qualitätskontrolle.

Die Effizienz der WärmebereitstellungDie Kesselanlage sollte dem Wärmebedarfdes Gebäudes angepasst sein. Früher war esüblich, Mehrkesselanlagen zu realisieren.Jeder Kessel war dabei in der Lage, dengesamten Wärmebedarf des Gebäudes zudecken: Oftmals waren sie überdimen-sioniert. Durch bauliche Sanierungsmaßnah-men und bedingt durch die hohen internenWärmequellen laufen die Heizkessel in derNutzungszeit nur mit einer schlechten Aus-lastung und damit mit hohen Bereitschafts-verlusten. Der zweite, nicht benötigte Kessel

wird oft mitgeheizt, weil die mittlerweile inder EnEV geforderte Abtrennung nicht vor-handen oder defekt ist. Nutzungsgrade unter70% sind so keine Seltenheit.Im Rahmen der Sanierung werden üblicher-weise Einkesselanlagen realisiert. Der guteDämmstandard macht es möglich, einen Aus-fall von bis zu zwei Tagen zu verschmerzen,in denen der Kessel oder der Brenner repariertoder ausgetauscht werden kann.Moderne Gas- und Ölkessel modulieren bisauf 20% ihrer Nennleistung und könnensich so dem Bedarf des Gebäudes anpassen.Brennwertkessel sollten Standard sein undlohnen sich besonders dann, wenn durcheinen guten hydraulischen Abgleich die Rück-lauftemperaturen abgesenkt werden können.

Es lohnt außerdem bei der sanierungs-bedingten Neuorientierung zu prüfen, ob:■ Fern- oder Nahwärmeoptionen bestehen■ Eine Möglichkeit zum Contracting

besteht■ Die Reaktivierung von alten

Kohlebunkern durch Einsatz von Holzheizungsanlagen positive wirtschaftliche und umweltentlastendeWirkungen haben kann.

Rohrleitungen – gerecht verteilen ohne VerlusteVorhandene Rohrleitungssysteme sind meistschlecht gedämmt und nach einer energe-tischen Sanierung der Gebäudehülle über-dimensioniert. Im Rahmen der Sanierung sollte der Zustandder Leitungen auf innere Korrosion geprüftwerden. Oft ist eine Erneuerung aller Be-standsleitungen nicht notwendig. Vielmehrsollte überlegt werden, die Leitungen beizu-behalten und in den Bereichen, die gut zu-gänglich sind (z. B. Dachgeschoss) mit zusätz-licher Wärmedämmung zu versehen. Einemöglicherweise energetisch sinnvolle Rohr-sanierung in den Steigesträngen (Außenwän-den) erfordert zeitaufwändige Vorarbeiten(Freistemmen) sowie Nacharbeiten (Mauern,Putzen, Malen). Hier müssen Aufwand undNutzen abgewogen werden.

BINE themeninfo 923Technik- und kostenoptimierte Sanierung eines Einrohr-Schwerkraftheizsystems zu einem Zweirohrsystem

Eine Pumpe dient heute dazu, den Druckver-lust des Rohrnetzes und der Heizkörper zuüberwinden. Dem entgegen steht der Wunschdes Wassers, immer den Weg des geringstenWiderstandes zu nehmen. So wird ein Heiz-körper nahe der Pumpe mehr durchströmt alsein entfernter Heizkörper, wenn man nichtdurch technische Maßnahmen das Systemhydraulisch abgleicht. Dies kann man errei-chen, indem man nahezu alle Rohrlängenmit dem gleichen Druckverlust versieht –durch geschickte Anordnung von Rohrlei-tungen und Heizkörpern. Diese als Tichel-mannsystem bezeichnete Rohrführung isthydraulisch einfach, verlangt aber mehr Rohr-leitungen im Hauptverteilstrang. Bis in die60er Jahre wurde dieses System in Schwer-kraftanlagen eingesetzt, meist in Verbindungmit Einrohrheizungen. Somit wurde ge-währleistet, dass alle Heizkörper nur mitder Auftriebsenergie des warmen Heizungs-wassers versorgt wurden. Durch den Austausch der Kessel und den Ein-satz von Pumpen in den Heizsträngen sinddiese Systeme instabil und führen hydraulischzu hohen Rücklauftemperaturen. Durch ge-schickte Verschaltung der Kreise kann ausder Einrohranlage ohne aufwändige baulicheund hydraulische Maßnahmen eine Zwei-rohranlage gebaut werden. [23]Das Rohrnetz sollte so geplant und realisiertwerden, dass alle Heizkörper nahezu zeit-gleich die geplante Wärmemenge erhalten,die sie benötigen – nicht mehr, aber auchnicht weniger (siehe Heizkörper).

Heizkörper – Austausch oder weiterer BetriebSchon vor einer thermischen Sanierung desGebäudes ist die bestehende Heizkörperleis-tung in einem Klassenraum mehr als ausrei-chend. Nach einer Sanierung können ggf.einige Heizkörper entfallen, wenn dies bau-lich und technisch möglich ist.Gegen einen weiteren Betrieb der vorhan-denen Heizkörper in Altbauten sprechen:■ Wasserinhalt, deshalb träge im

thermischen Verhalten■ Korrosion an den Heizkörpern■ Bauliche Anforderungen an den Stand

nach der Sanierung

■ Höhere Anforderungen an die Regelgüteder Heizkörperventile bei überdimensio-nierten Heizkörpern. Für den Weiterbetrieb der Heiz-körper spricht:

■ Keine Kosten für Heizkörper, nur das Thermostatventilunterteil (stufenlos voreinstellbar) und die Rücklaufverschraubung (voreinstellbar)sollten getauscht werden, die Heizkörper sollten gespült werden

■ Überdimensionierte Heizkörper führen zu sehr niedrigen Rücklauftemperaturen,dies verbessert die Energieausnutzung im Kessel

■ Keine bauliche Anpassung notwendig.

Bei der Beheizung von Turnhallen hat sich derEinsatz von Deckenstrahlplatten in Verbin-dung mit einer einfachen Abluftanlage in denDuschräumen bewährt. So konnten Einspa-rungen weit über 50% realisiert werden. Besonders die Einregulierung der Heizkörperist eine wichtige Maßnahme, die man bei aus-reichend dimensionierten Rohrleitungen gutdurch den Einsatz voreinstellbarer Thermo-statventilunterteile erreicht. Hierbei kannbei geringen Druckverlusten im Netz eineeinfache Einregulierung nach Heizkörper-größe (Leistung) erfolgen. Alle großen Heiz-körper erhalten z. B. den Einstellwert 5, mitt-lere Heizkörper den Einstellwert 3 und kleineHeizkörper den Einstellwert 1. Wenn derDruckverlust im Rohrnetz vernachlässigbarist, werden mit dieser Maßnahme sehr zu-frieden stellende Ergebnisse erzielt. Bei auf-wändigeren Netzen, in denen viel umgebautund erweitert wurde, greift diese einfacheRegel allerdings oft nicht.

Heizkreise – less is moreIn den 1970er bis 1990er Jahren war es üblich, viele Heizkreise in Abhängigkeit vonHimmelsrichtung und Gebäudeteil zu reali-sieren. Damit versuchte man bauliche Unzu-länglichkeiten und Mängel an der Regulier-barkeit der Räume zu kompensieren. In Verbindung mit der Einzelraumregelungder Klassenräume, ist diese Aufteilung nichtmehr notwendig, so dass Heizkreise inAbhängigkeit vom Temperaturniveau zu-

sammengefasst werden können. Dies spartInvestitionskosten und Pumpenstrom.

Hydraulischer AbgleichIn komplizierten oder in schlecht dokumen-tierten, weil über Jahrzehnte „gewachsenen“,Heizsystemen ist ein sauberer hydraulischerAbgleich durchzuführen. Er ist eine unverzicht-bare Voraussetzung, um alle Heizkörper –unabhängig von ihrem Standort im Netz –gleichermaßen mit Wärme zu versorgen,eine befriedigende Nachtabsenkung zugewährleisten sowie den Strombedarf derHeizungspumpen zu begrenzen. Der hy-draulische Abgleich muss je nach Problem-umfang rechnerisch ermittelt und von Fach-firmen durchgeführt werden.

Regelung der Anlagenkomponenten – ZentraleGebäudeleittechnik (GLT)Die Regulierung der Raumtemperatur durcheinfache Thermostatköpfe sollte in Schulender Mindeststandard sein, die Realität siehtoft anders aus. Die Tatsache, dass die Ein-stellung durch Lehrer oder Schüler verändertwird, führt hierbei leider oft zum „Aufdrehenund Vergessen“. Deshalb wurden in vielenSchulen Behördenthermostate eingesetzt, dievoreingestellt werden und vom Nutzer nichtmehr beeinflusst werden können. Nachteilder Systeme: Auch in den Nichtnutzungs-zeiten versuchen die Thermostate, dieRaumtemperatur auf dem eingestelltenWert zu halten. Bei nicht hydraulisch abge-glichenen Systemen führt dies nur begrenztzu Energieeinsparungen. Möglich ist der Einsatz elektronischer Ther-mostatköpfe mit Zeitschaltprogramm, diesesind jedoch teuer, müssen einzeln eingestelltwerden und sind „diebstahlgefährdet“. Um die Temperatur der Klassenräume in denNichtnutzungszeiten effizient abzusenken,haben sich Einzelraumregelungssystemebewährt, hierbei steuert ein vom Zeitpro-gramm, ggf. Präsenzfühler und von der Raum-temperatur beeinflusster Regler ein Ventilfür alle Heizkörper eines Klassenraums.Dieses Ventil sollte außerhalb des Zugäng-lichkeitsbereichs der Schüler liegen, umManipulationen zu vermeiden. Bei Bedarfkann über eine Taste „Nutzzeitverlängerung“

25Hydraulisch einregulierte Anlage24Schlecht einreguliertes Heizsystem

10 BINE themeninfo

26Thermostatische Duscharmatur bei der SanierungKäthe-Kollwitz-Turnhalle, Aachen

28Stromsparpumpe und Wärmemengenzähler. Der Einsatz neuer, Strom sparenderPumpen rechnet sich innerhalb weniger Jahre, die Installation von Wärmemen-genzählern schafft Transparenz und deckt Schwachstellen auf.

27Einsparungen durch Einsatz einer Solaranlage in einer Einfachturnhalle

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Die 20m2 Solaranlage erspart jährlich derzeit ca. 5.000 Euro und amortisiert

sich in etwa 5 Jahren

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der Klassenraum auch außerhalb der einge-stellten Zeiten beheizt werden. Eine Kopplung der Raumtemperaturregelungmit Fensterkontakten ist möglich, hat sichaber in der Praxis als störanfällig erwiesen.

Der Einsatz von Gebäudeleittechniksystemenzur Regelung der Anlagenkomponentenund Betriebsüberwachung gewährleistet,dass dauerhaft alle Komponenten ihre Auf-gabe erfüllen und Schwachstellen erkanntwerden können. Besonders beim Einsatz von Regelungs-techniken gilt aber: „Jede Technik ist nur sogut wie derjenige, der sie bedient und pflegt“.Grundvoraussetzung ist eine einfache undverständliche Benutzeroberfläche, die ohnegroße Kenntnisse auch für das Bedienper-sonal zugänglich ist.

Folgende Dinge müssen einfach einzustellen sein:■ Wochenprogramme■ Sondernutzungszeiten

für Elternsprechtage, Feiertage■ Ferienprogramme■ Nutzzeitverlängerung für

Sonderbereiche wie Verwaltung, Aulen,Foren sowie Sporthallen.

Theoretisch können beliebig viele Informa-tionen mit der Gebäudeleittechnik verarbeitetwerden. Doch nicht nur der Kostenrahmengebietet, sich auf das Wesentliche zu be-schränken. Dies sind:

■ Regelung der zentralen Anlagentechnik

■ Regelung der Lüftungskomponenten

■ Störaufschaltung wesentlicher Komponenten (z.B. Hebeanlagen, Lüfter etc)

■ Einzelraumregelung.

Ein Verbrauchserfassungssystem sollte denVerbrauch für Energie, Wasser und Stromtransparent machen. Dies kann die Gebäude-leittechnik übernehmen, aber auch andereSysteme sind auf dem Markt verfügbar.

Warmwasserbereitung und Solaranlagen Häufig findet man in Schulen noch alte zen-trale Warmwasserbereitungssysteme mit gro-ßen Verteilnetzen und hohen Verlusten. DieStilllegung alter Systeme und der Einsatzdezentraler Systeme an neuen Verbrauchs-schwerpunkten können den Energieeinsatzdeutlich reduzieren. In der normalen Schulnutzung ist es sinnvoll,die Warmwasserbereitung durch dezentraleelektrische Systeme zu gewährleisten, diebedarfsabhängig gesteuert werden. Durch-lauferhitzer sind Speichersystemen vorzu-ziehen. Letztere werden erfahrungsgemäßim Dauerbetrieb gefahren und verursachendamit einen hohen Stromverbrauch, ob-wohl sie nur selten genutzt werden. In Fach-klassen ist eine bedarfsorientierte Kopplungder Warmwasserbereitung mit der Freigabeam Lehrerpult zu empfehlen. Der Warmwasserbedarf in Schulturnhallenwurde in der Vergangenheit meist über-schätzt. Der wesentliche Verbrauch findetin Schulen ohne „Duschpflicht nach demUnterricht“ abends beim Vereinssport statt.Eine Anpassung der Speichergröße an denBedarf ist sinnvoll. Hier lohnt es sich, imVorfeld einen Wasserzähler in den Speicher-vorlauf zu setzen und den realen Verbrauchzu messen.

In Zusammenhang mit der Sanierung derWarmwasserbereitung in Turnhallen sollteweiterhin untersucht werden:■ Anzahl der Duscharmaturen und

der Wascharmaturen an den Bedarfanpassen

■ Einsatz von thermostatischen Brausearmaturen (Edelstahl-Systemehaben sich hier bewährt) [26]

■ Ausbau der zentralen Mischbatterie(Prophylaxe gegen Legionellen)

■ Minimierung und Rückbau des Leitungsnetzes Warmwasser.

Thermische Solaranlagen in Schulen [27] sindnur dann sinnvoll, wenn in größeren Mengenwarmes Wasser benötigt wird. Dies ist übli-cherweise in Sporthallen und einigen ge-werblichen Schulen der Fall. Obwohl räum-lich weit von der Heizzentrale entfernt, istdie Turnhalle oftmals an das zentrale Hei-zungssystem gekoppelt. Die Leitungsverluste,die bei der Vorhaltung der Wärmebereit-stellung für Heizung und Warmwasserbe-reitung aufgebracht werden, sind erheblich.Durch den Einsatz einer leicht überdimen-sionierten thermischen Solaranlage zur Warm-wasserbereitung kann der Wärmebedarf fürWarmwasser von Mai bis Oktober überwie-gend gedeckt werden. Die Bereitstellungs-verluste der zentralen Wärmeversorgung wer-den minimiert. In der Käthe-Kollwitz-Schulein Aachen konnte so eine Amortisationinnerhalb weniger Jahre realisiert werden.

PumpenEine gute hydraulische Einregulierung derSysteme Lüftung und Heizung ist Grund-voraussetzung für ein effizient betriebenesVerteilsystem. Die Pumpe in ihrer Leistunghochzudrehen oder durch eine stärkerePumpe zu ersetzen ist im Problemfall vor-dergründig einfach. Doch Pumpen laufenüblicherweise bis zu 6.000 Stunden im Jahr.Jedes Watt weniger, das hier eingesetzt wird,spart viel Energie. Es gilt also das System zuoptimieren. Durch hydraulische Optimierungund stromsparende Pumpen [28] lassen sichschnell und damit wirtschaftlich Energieein-sparpotenziale realisieren.

BINE themeninfo 11

30Zweigeteilte Lamellenjalousien lassen im heruntergefahrenen Zustand trotzdemausreichend Licht in den Raum 33Energiebedarf einer Leuchte mit L 58 W bei tageslichtabhängiger

Steuerung

31Zweiseitige Beleuchtung eines Klassenraums im Bertolt-Brecht-Gymnasium in Dresden [Quelle: R. Jakobiak] 34Zweiseitig orientierter Klassenraum mit einem der Beleuchtung dienenden Oberlicht

und einem dem Ausblick und der Beleuchtung dienendem Fenster in der Evangeli-schen Schule Charlottenburg in Berlin [Quelle: R. Jakobiak]

Tageslicht/Lichtversorgung

VerschattungBei süd- sowie ost-/westorientierten Klassen-räumen ist eine Verschattungsvorrichtungfür blendfreies Arbeiten und ausreichendenSonnenschutz erforderlich. AußenliegendeSysteme garantieren neben dem guten Son-nenschutz eine ausreichende Funktion derFensterlüftung. Feste Beschattungseinrich-tungen sind aufgrund der Blendungsgefahrim Winter eher ungeeignet. Ein innenliegen-der Sonnenschutz kann nur eine Notlösungsein. Zur Minimierung des notwendigen Kunst-lichts sind Lamellenjalousien [30] optimal,die im oberen Fensterbereich Tageslicht andie Decke lenken und im unteren Bereichverschatten. Lamellen haben darüber hin-

aus den Vorteil, im Rahmen von Lichtbild-projektionen eine deutlich bessere Verdun-kelung zu liefern als Stores.

KunstlichtVorhandene Beleuchtungssysteme liefern oft-mals nicht die erforderlichen Beleuchtungs-stärken oder sind ineffizient. Bewährt hatsich der Ersatz alter Leuchten durch Spiegel-rasterleuchten mit elektronischen, dimm-baren Vorschaltgeräten (EVG).Zwei einzeln schaltbare Lampenreihen undggf. eine zusätzliche Tafelbeleuchtung sindfür normale Klassenräume ausreichend. EinPräsenzmelder schaltet die Leuchten, die übereine in den Lampen integrierte Beleuchtungs-steuerung abhängig vom Tageslichtanteilden Kunstlichtanteil steuern [32]. So kanndie Anschlussleistung mehr als halbiert undder Verbrauch um mehr als die Hälfte ge-senkt werden. Helle Wände und Decken miteinem hohen Reflexionsanteil verbesserndie Gleichmäßigkeit der Beleuchtung.

Organisatorische MaßnahmenBereiche wie Verwaltung, Aula und Turn-halle, Schülermitverwaltung, werden zeit-lich unterschiedlich genutzt. Darüber hin-aus werden Räumlichkeiten abends durchVolkshochschulen oder Vereine genutzt.Das Anlagen- und Regelkonzept sollte die-ser Nutzung gerecht werden. Aber auch durch organisatorische Struktu-

29Mindestbeleuchtungsstärken in Schulen nach DIN 5035

Raum Beleuchtungsstärke

Allgemeine Unterrichtsräume 300 lx

Unterrichtsräume für überwiegende Abendnutzung oder mit schlechter Beleuchtung 500 lx

Fachräume 500 lx

Turnhalle Trainingsbetrieb 200 – 300 lx

Turnhalle Wettkampf je nach Sportart 400 – 600 lx

Verkehrsflächen, Treppenhäuser 100 lx

12 BINE themeninfo

rierung kann Energie eingespart werden. Soist es wenig sinnvoll, bei fehlender Einzel-raumregelung Lehrervorbereitungszimmerverteilt über einen großen Gebäudekom-plex anzuordnen und damit in der Heizpe-riode den ganzen Komplex zu heizen,obwohl nur sehr wenige Räume genutztwerden. Eine räumliche Bündelung dieserRäume ist sinnvoll. Auch Elternsprechtagesollten räumlich gebündelt innerhalb einerHeizzone durchgeführt werden.

32Tageslichtabhängige Steuerung

Erfahrungen aus Sanierungs-projekten der Energieforschung

Im Rahmen der Energieforschung wurden in den letzten 10 Jahren

neben unterschiedlichen Wohn- und Nutzgebäuden auch sechs

Schulgebäude energetisch saniert und dabei verschiedene Ener-

giespartechniken erprobt. Im Anschluss an die Sanierung der

Schulgebäude erfolgte jeweils eine ca. zweijährige kontinuier-

liche Messphase zur Validierung des Energiekonzeptes und zur

Bewertung der eingesetzten Techniken.

Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesenProjekten sind vielfältig. Manche Maßnah-men führen immer zum Ziel, andere hinge-gen nur unter bestimmten Umständen. InAbb 36 sind die wesentlichen Maßnahmender Projekte zusammengestellt, denen je nachden örtlichen Gegebenheiten unterschiedlichePrioritäten eingeräumt wurden. Aufgrundder bisher gewonnenen Erfahrungen ist esmöglich, für die einzelnen MaßnahmenEmpfehlungen abzugeben.

Hüllflächendämmung und FensteraustauschDie Dämmung der Hüllfläche kann unein-geschränkt empfohlen werden und ist dieeffektivste Maßnahme, um den Heizenergie-verbrauch zu senken. Eine Dämmung vonAußenwand, Dach und auch Kellerdeckeist heute technisch problemlos umsetzbar.Hinsichtlich der U-Werte wird mindestensder Neubaustandard gemäß EnEV empfoh-len. Die Fenster sollten eine 3-fach-Vergla-sung erhalten und mit hochgedämmtenRahmen ausgeführt werden(Uw < 0,85 W/m2k, g > 0,50).

KesseltauschBei den meisten Sanierungsprojekten istauch die Anlagentechnik veraltet. Hier istder Austausch des Wärmeerzeugers unein-geschränkt zu empfehlen und technischunproblematisch. Falls bisher mit Ölgeheizt und zwischenzeitlich ein Gasan-schluss verlegt wurde, sollte man die Instal-lation eines hocheffizienten Gasbrennwert-kessels prüfen. Weitere Alternativen stellen

Holzhackschnitzel- oder Pelletkessel dar. EinBHKW ist nicht geeignet, da eine Schulekeinen kontinuierlichen Stromverbrauchaufweist und im Sommer keine Wärmebenötigt.

RegelungAlte Heizanlagen werden häufig noch mitkonstanter Vorlauftemperatur betrieben. Diesführt zu hohen Leitungsverlusten. Im Rahmender Sanierung ist eine außenlufttemperatur-abhängig geführte Vorlauftemperaturregelungumzusetzen. Ferner muss eine Nacht- undWochenendabsenkung möglich sein.

Fensterlüftung Heutige Fenstersysteme sind dichter und hier-aus ergeben sich neue, veränderte Anforde-rungen an das Lüftungsverhalten. In saniertenSchulgebäuden muss man nicht zwingendeine mechanische Lüftung einsetzen, sondernauch eine bewusste, angeleitete Fensterlüf-tung ist möglich. Weit geöffnete Fenster inden Pausen sorgen für einen schnellen undhohen Luftaustausch. Luftqualitätssensoren(Lüftungsampeln) haben sich als sehr hilf-reich erwiesen.

Tageslichtabhängige Kunstlichtregelung (Ein/Aus)Die tageslichtabhängige Kunstlichtregelung,die das Kunstlicht bei ausreichendem Tages-lichtangebot komplett abschaltet, ist zuempfehlen. Die Beleuchtung muss allerdingsvon Hand wieder eingeschaltet werden,wenn das Angebot nicht mehr ausreicht.Ein solches System ist gegenüber der dimm-baren Lösung deutlich billiger und auchwirtschaftlich.

Zentrale Zu- und Abluftanlage mit WärmerückgewinnungZu- und Abluftanlage mit Wärmerückge-winnung sind in der Regel so ausgelegt, dasswährend der Heizperioden keine zusätzlicheFensteröffnung notwendig ist. Der großeVorteil einer derartigen Anlage ist die kon-stante Luftqualität, da die Frischluftzufüh-rung und die Abluftabführung kontinuier-lich erfolgen. Dem Wärmegewinn mussjedoch der Stromverbrauch der Zu- undAbluftventilatoren gegenübergestellt wer-den. Primärenergetisch bewertet ist derEnergieverbrauch der Ventilatoren häufighöher als die Energieeinsparung durch dieWärmerückgewinnung. Bei einer nachträg-lichen Installation in einem Sanierungsob-jekt ist die Unterbringung der Zu- undAbluftrohre oft problematisch.

SonnenschutzDer Sonnenschutz sollte im Sommer am frü-hen Morgen vor Sonnenaufgang automa-tisch zufahren und in dieser Position ver-bleiben. Während des Tages können dieLehrer die Einstellung entsprechend deraktuellen Anforderungen korrigieren. Einezentral geführte automatische Regelung jenach Sonnenstand hat sich nicht bewährt,da sie den Unterrichtsablauf stört und indi-viduell gewünschten Beleuchtungskomfortverhindert.

35Sanierte Schulgebäude im Rahmen von Forschungsprojekten. Die Messungen wurden vom Fraunhofer-Institutfür Bauphysik (Dresden und Stuttgart), vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (Leipzig, Wurzen undErfurt) und vom Ingenieurbüro Inco (Aachen) durchgeführt.

Schulstandort Baujahr Charakteristische Bruttogrund- Nutzfläche Schultyp SchülerMerkmale fläche

Dresden 1972 Typenbau, Atrium, 4.314 m2 Gymnasium 800offener Innenhof

Leipzig 1974 Leichtbeton Montage- 4.100 m2 Grundschule 290bauweise Flachdach u. Mittelschule

Wurzen 1972 Stahlbeton Montage- 4.100 m2 Grundschule 290bauweise Flachdach u. Mittelschule

Erfurt 1978 Plattenbauweise Typenschule 4.134 m2 Regelschule 240

Stuttgart 1936/1957/ Mauerwerksbau Satteldach 5.260 m2 Grund- und 5201970 Hauptschule

Aachen 1951/1955 Mauerwerksbau Satteldach 8.753 m2 Berufskolleg 2.200

BINE themeninfo 1336Die Einzelmaßnahmen im Überblick

Maßnahme Priorität Technisch Empfeh-problemlos lung

Hüllflächendämmungund Fensteraustausch hoch ja ja

Kesseltausch hoch ja ja

Regelung hoch ja ja

Fensterlüftung hoch ja ja

TageslichtabhängigeKunstlichtregelung (Ein/Aus) hoch ja ja

Zentrale Zu- und Ab-luftanlage mit Wär- merückgewinnung hoch nein ja

Sonnenschutz hoch nein ja

Tageslichtabhängige Kunstlichtregelung (dimmbar) hoch ja bedingt

Atrium mittel nein ja

Abluftanlage mittel nein ja

Einzelraumregelung mittel nein ja

Heizkörperaustausch mittel ja bedingt

Gebäudeleitsystem mittel nein bedingt

Transparente Wärme-dämmung (TWD) mittel nein bedingt

Dezentrale Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung mittel nein nein

Einen Überblick über die sanierten Schulengibt die Abb 35. Die Sanierungsmaßnahmenbetrafen Verbesserungen an der Gebäude-hülle, der Wärmeversorgung sowie der Lüf-tung und der Beleuchtung. Ferner sind auchMaßnahmen bezüglich Sonnenschutz undBlendschutz umgesetzt worden.

Tageslichtabhängige Kunstlichtregelung (dimmbar)Eine tageslichtabhängige Kunstlichtregelung (dimmbares System) fügtje nach Tageslichtangebot gerade soviel Kunstlicht dazu, dass die Be-leuchtungsstärke für die gewünschte Sehaufgabe ausreicht. Die Technikhierfür hat sich in der Praxis bewährt, doch die Wirtschaftlichkeitist noch nicht gegeben.

AtriumIm Rahmen einer Sanierung bei geeignetem Schulgrundriss ein Atriumzu errichten, kann den Nutzerkomfort erhöhen. Man gewinnt zusätz-liche attraktive Nutzflächen und reduziert einen Teil der Transmissions-verluste. Ferner kann ein Atrium auch für die Vorerwärmung derZuluft genutzt werden. Aber eine Verschlechterung der Energiebilanzist zwangsläufig, wenn ein Atrium durch die Installation von Heiz-körpern „ganzjährig nutzbar“ gemacht werden soll.

AbluftanlageEine Abluftanlage muss nur während der Unterrichtszeit und even-tuell ein Stunde danach in Betrieb sein. Außerhalb dieser Zeit ist sieabzuschalten, denn der Ventilator benötigt Strom und ein erhöhterLuftwechsel ist nicht notwendig. Abluftanlagen tragen zum Grund-luftwechsel bei. Das Öffnen der Fenster in den Pausen ist notwen-dig, um den notwendigen Luftaustausch zu erreichen. Der Einbauder Zuluftöffnungen im waagrechten oberen Blendrahmen des Fens-ters hat sich bewährt.

EinzelraumregelungEin Einzelraumregelungssystem gestattet von einer zentralen Stelleaus die Vorgabe eines zeitlichen Temperaturprofils für jeden Raum.Der Einsatz eines Einzelraumregelungssystems setzt voraus, dass derVerantwortliche den Stundenplan und somit die Raumbelegunggenau kennt und rechtzeitig die Einstellung vornimmt. Idealerweisesollte dies von der für die Stundenpläne verantwortlichen Personvorgenommen werden. Je effizienter ein Gebäude gedämmt ist,desto geringer fällt die Energieeinsparung durch ein Einzelraum-regelungssystem aus.

HeizkörperaustauschIm Rahmen einer energetischen Sanierung können die Heizflächenverkleinert werden. Bei alten, schweren Gussheizkörpern, die einsehr träges Heizverhalten aufweisen, ist ein Austausch zu empfeh-len. Eine Anpassung ohne Heizkörperaustausch kann durch eineReduzierung der Vorlauftemperatur und Entfernung überflüssigerHeizflächen erreicht werden.

GebäudeleitsystemEin zentrales Gebäudeleitsystem übernimmt alle regelnden Funktionen,die die Beheizung, Belüftung und Beleuchtung sowie den Sonnenschutzbetreffen, um eine möglichst optimale gegenseitige Abstimmung derParameter zu erreichen. Die Praxis zeigt jedoch, dass einige Systemewie beispielsweise der Sonnenschutz, eigene Regelungsfunktionenbesitzen und die Anbindung an eine zentrale Gebäudeleittechnikhäufig technische Kommunikationsprobleme aufwirft.

Transparente Wärmedämmung (TWD)Wegen der Gefahr der sommerlichen Überwärmung kann TWD ander Außenwand häufig nur partiell angebracht werden oder es mussim Sommer eine Möglichkeit der Abschattung vorliegen. Beides hatNachteile. Beim Einsatz der TWD ist eine Zulassung im Einzelfallbei der obersten Baubehörde des jeweiligen Landes einzuholen.

Dezentrale Zu- und Abluftanlage mit WärmerückgewinnungBei einer dezentralen Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnungmuss von jedem Gerät eine Zu- und Abluftleitung durch die Außen-haut des Gebäudes ins Freie geführt werden. Dies stellt sowohl eineWärmebrücke als auch eine Luftundichtheitsstelle dar. Bei den Gerätenbefinden sich die Zu- und Abluftventilatoren im Gerät und somit imRaum. Daher sind hohe Anforderungen an die Schallabstrahlung, d. h. keine hörbaren Ventilatorgeräusche, zu stellen.

■ Grund- und Hauptschule Stuttgart Plieningen Sanierung 1996 – 1997, Energetische Bewertung bis Ende 1999

220

4950

100

200

150

250

Vor Sanierung Nach SanierungHeizperiode 97/98

0

Hei

zwär

mev

erbr

auch

[kW

h/m

2 a]

Heizwärmeverbrauch

2,6 2,2

0

5

10

15

Stro

mve

rbra

uch

Bele

ucht

ung

[kW

h/m

2 a]

Alt Neu ungedimmt Neu gedimmt

8,6

Beleuchtungsstromverbrauch

12,614,8

5

10

15

20

Vor Sanierung Nach Sanierung0G

esam

tstro

mve

rbra

uch

[kW

h/m

2 a]

Gesamtstrom

Maßnahmen Gebäudehülle■ Außenwand: Wärmedämmverbundsystem 12 – 14 cm Däm-

mung; U-saniert = 0,25 – 0,26 W/m2K■ Fenster: Wärmeschutzverglasung in Holz Aluminium-Rahmen;

U-saniert = 1,4 W/m2K■ Oberste Geschossdecke: 20 cm Zellulose Schüttung;

U-saniert = 0,18 – 0,19 W/m2K.

Maßnahmen Gebäudetechnik■ Neue Heizkessel (Gas-Brennwert- und Niedertemperatur)■ Neue Heizkörper mit niedrigen Auslegetemperaturen■ Einzelraumregelung ■ Anwesenheitstaster■ Abkopplung der Hausmeisterwohnung von Schulsystem

(separate Gastherme)■ Einsatz von Spiegelrasterleuchten mit elektr. Vorschaltgeräten■ z. T. tageslichtabhängige Beleuchtungsregelung.

In den Klassenräumen konnte Beleuchtungsstromgesenkt werden. Durch neuhinzugekommene Verbraucherhat sich der Gesamtstromver-brauch erhöht

14 BINE themeninfo

Maßnahmen Gebäudehülle■ Außenwand: Fassadendämmung 10 cm; U-saniert = 0,23 ■ Keller: Perimeterdämmung 8 cm; U-saniert = 0,26■ Dach: Gefälledämmung 10 cm; U-saniert = 0,27 – 0,33■ Fenster Nordseite: Wärmeschutzverglasung; U-Vergl. = 0,9 W/m2K■ Fenster Südseite: mit integrierter Lamellenverschattung;

U-Vergl. = 1,3 W/m2K ■ Verglasung Treppenhäuser; U-Vergl. = 0,9 W/m2K

und Rahmen mit U-R = 1,5 W/m2K, Brüstungselemente in Sandwichkonstruktion; U = 0,35 W/m2K

Maßnahmen Gebäudetechnik■ Einzelraumregelung■ dezentrale Lüftungsvorrichtungen■ Südseite: lichtlenkende Jalousien im Scheibenzwischenraum■ Ost- und Westseite: außenliegende Jalousien mit separat

angesteuertem Öffnungsbereich im oberen Drittel ■ tageslichtabhängige Beleuchtungsregelung

■ Regelschule Erfurt Sanierung 1995 – 1997, Energetische Bewertung bis Ende 1999

■ Käthe-Kollwitz-Schule Aachen Sanierung 2001 – 2003 in drei Bauabschnitten

100009070605040302010

077.8

1993

81.3

1994

81.2

1995

90.7

1996

66.2

1997

57.3

1998

55.3

1999

Stro

mve

rbra

uch

[MW

h/a]

vor der Sanierung nach der Sanierung

Stromverbrauch

700

140.0

160.0

600 120.0 500 100.0

400 80.0

300 60.0

200 40.0 100 20.0

0 0.0 586 271 566 549 258 210 218

WSVOunsan.

WSVOsan.

1994/95

148,6

68,7

143,6 139,1

65,653,2

55,3

1995/961996/97

1997/981998/99

Hei

zwär

mev

erbr

auch

[MW

h/a]

spez

. Hei

zwär

mev

erbr

auch

[kW

h/m

2 a]

Heizwärmeverbrauch spez. Heizwärmeverbr.

Heizenergieverbrauch

179160147 158 153

191 193 206 203185 180

13,7 13,6 13,1

16,3 16,6 17,7 17,4 15,9 15,4 15,312,6

0

50

100

150

200

250

300

350

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 20050,0

4,0

8,0

12,0

16,0

20,0

24,0

1.BA2.BA

3.BAStro

mve

rbra

uch

[MW

h/a]

spez

. Stro

mve

rbra

uch

[kW

h/m

2 a]

Stromverbrauch spez. Stromverbrauch

Stromverbrauch

3.000

1995–2001 2002 2003 2004 2005

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

1.553

2.507

954

1.219

2.078

704859859

1.563

641 758

1.399

557602

1.159

sanierter Bereich unsanierter Bereich Gesamtgebäude

Ende

nerg

ieve

rbra

uch

[MW

h/a]

Heizenergieverbrauch

Beispiele aus der Energieforschung

Maßnahmen Gebäudehülle■ Außenwand: Wärmedämmverbundsystem bzw.

Vorhangfassade mit 12 cm Dämmung; U-saniert = 0,24 W/m2K■ Fenster: Wärmeschutzverglasung in Holz Aluminium-Rahmen;

U-saniert = 1,3 W/m2K■ Oberste Geschossdecke:

20 cm Zellulose Schüttung; U-saniert = 0,18 W/m2K

Maßnahmen Gebäudetechnik■ Heizungsverteilersanierung ■ Umbau von Einrohr- auf Zweirohrsystem■ Einzelraumregelung ■ Reduzierung der Warmwasserspeichergröße■ Einsatz von Spiegelrasterleuchten mit elektr. Vorschaltgeräten■ tageslichtabhängige Beleuchtungsregelung ■ präsenzabhängige Beleuchtungssteuerung■ Pumpenoptimierung ■ Regelungsoptimierung

BINE themeninfo 15

Schulträger müssen für eine Sanierung derSchulgebäude in ihrem Verantwortungsbe-reich motiviert und überzeugt werden. Einwirksamer Ansatz hierfür ist, gute Beispieleaus der Praxis zu zeigen und deutlich zumachen, dass neben der Energieeinsparungauch eine Komfortsteigerung möglich ist.Ein anderer vielversprechender Weg ist dieBereitstellung von einfach anwendbarenWerkzeugen, z. B. Computertools, die in derwichtigen ersten Planungsphase dabei helfen,vor Ort die richtigen Entscheidungen zu einemoptimierten Sanierungskonzept zu treffen.

Im Rahmen des IEA ECBCS Annex 36 wurdeein Format entwickelt, das für die Präsenta-tion aller Beispielgebäude herangezogen wur-de. Dieses beinhaltet die folgenden Kapitel:Allgemeine Daten, Standort und Typologie,Gebäude und Anlagentechnik vor der Sanie-rung, Sanierungskonzept, Energieeinsparung,Nutzerbewertung, Kosten, gemachte Erfah-rungen (lessons learned) und Zusatzinfor-mationen. Insgesamt sind im Bericht 25 Bei-spielgebäude enthalten: je 5 aus Deutsch-land (D) und Großbritannien (UK), je 3 ausDänemark (DK) und den USA (US), je 2 ausFinnland (SF), Frankreich (FR), Griechen-land (GR), und Polen (PL) und 1 aus Nor-wegen (N).

Technologien

Die eingesetzten Sanierungsmaßnahmen bzw.Technologien sind in Abb 37 dargestellt. DieMaßnahmen wurden in Übergruppen einge-teilt, je nach der durch sie angestrebten Funk-tion: Verbesserungen an der Gebäudehülle,Heizung, Lüftung, Kühlung, Sonnenschutz,Beleuchtung etc. Die letzte Spalte gibt dieSumme der Anwendungen in allen Beispielge-bäuden für eine bestimmte Technologie an.Die eher traditionellen Sanierungsmaßnah-men wurden am häufigsten angewendet.Diese sind: zusätzliche Dämmung, wärme-schutzverglaste Fenster, neue effizientereBeleuchtung, Erneuerung und Steuerung der

Heizungsanlage. In mehr als 30% der Pro-jekte wurden aber auch „neuere“ Konzepteeingesetzt, z. B. natürliche bzw. hybride Lüf-tungssysteme und nutzerabhängige Lüftungs-steuerung. In ca. 1/3 der Gebäude wurdenTageslichtnutzungskonzepte und verbesserteSteuerungen der Beleuchtung realisiert. Dierestlichen Technologien, wie z. B. Erwärmungder Zuluft, innovative Dämmsysteme, Nut-zung der passiven solaren Gewinne durchAtrien, passive Kühlstrategien, aktive Solar-energienutzung und Photovoltaik wurden nurin einzelnen Projekten angewendet. Trotzdemliegen damit auch für diese Technologienwichtige Informationen bzgl. des Entwurfs,der Umsetzung und der Regelung der Maß-nahmen vor.

Projektziele, Energieeinsparungenund Lüftungsstrategien

Hohe Energieeinsparungen erzielten meist dieProjekte, bei denen in einer ganzheitlichenSanierung verschiedene Maßnahmen umge-setzt wurden und relativ lange Amortisa-tionszeiten nur eine Nebenrolle spielten. InProjekten mit dem Hauptaugenmerk aufeiner wirtschaftlichen Sanierung mit kurzenAmortisationszeiten von ca. 5 Jahren wurdennur wenige Sanierungsmaßnahmen umgesetztund damit kleinere Energieeinsparungen erreicht. Das Ziel für die dritte Gruppe anProjekten war z. B. die Verbesserung derRaumluftqualität, der Behaglichkeit oder derBeleuchtungsqualität. Die Energieeinspa-rung wurde nur als positiver Nebeneffektangesehen. Abb 38 zeigt die Energieeinspa-rungen von ausgewählten Beispielgebäudenaus dem Annex 36.

Die prozentuale Einsparung in den Projek-ten reicht von 75% bei der Heizung und100% beim Strom (in Verbindung mit derStromgutschrift aus einem ca. 400 m2 gro-ßen PV Feld) bis zu 0% (Heizung) und 15%(Strom). Die Heizenergieverbräuche in dendänischen und deutschen Projekten lagen vor

der Sanierung bei 200 bis 280 kWh/m2a undnachher nur noch 50 bei bis 90 kWh/m2a. Eine Anzahl Projekte (z. B. Dänemark,Deutschland) berichten über hohe Einspa-rungen mit 55 bis 75% bei der Heizung und30 bis 40% beim Strom. Am anderen Endeder Skala befinden sich die Projekte ausGroßbritannien und den USA mit begrenz-ten Einsparungen, d. h. 8 bis 20% bei derHeizung und ca. 15% beim Strom.

Sanierungsprojekte im internationalen Vergleich – der IEA ECBCS Annex 36

Der IEA (Internationale Energie Agentur) ECBCS Annex 36 beschäftigte sich unter deutscher

Leitung mit der energetischen Sanierung von Bildungsgebäuden. Forscher aus neun

europäischen Ländern und den USA sammelten Informationen über einzelne Maßnahmen

und Beispielgebäude und entwickelten einen Ratgeber für Entscheidungsträger in öffent-

lichen Ämtern. Dieses internetbasierte Computertool, der Energy Concept Adviser (ECA),

ist das Hauptergebnis des Annex. Er basiert zum einen auf der Auswertung der Beispiel-

gebäude, die auch in einem gesonderten Bericht erschienen ist, und zum anderen auf

einer Bewertungssoftware für Sanierungsmaßnahmen.

37Überblick über die eingesetzten Sanierungsmaßnahmen

Sanierungsmaßnahmen bzw. Technologien Summe

Gebäudehülle Fenster 15

Dämmmaterial und Dämmsysteme 13

Fassadenbekleidung 1

Türen 6

Heizungsanlagen Raumheizung 8

Warmwasserbereitung 5

Energieträger 11

Regelung 14

Lüftungssysteme natürliche Lüftung 10

mechanische Lüftungsanlagen 8

hybride Lüftung 7

Regelung und Informationssysteme 12

Sonnenschutz Sonnenschutz und Kühlung und Blendschutz 8

Kühlung 5

Klimaanlagen 3

Regelung 5

Beleuchtung Beleuchtungssysteme 11

und elektrische elektrische Geräte 7

Geräte Tageslichtnutzung 8

Regelung 10

Betrieb Energieüberwachung 6

Betriebsoptimierung 1

Weiterbildung 2

Optimierung des Nutzerverhaltens 2

16 BINE themeninfo

Der Energy Concept Adviser gibt Entschei-dungsträgern in öffentlichen Ämtern Hilfe-stellung in der ersten Planungsphase. Abb 39zeigt die Titelseite des Computertools.

Hauptteile des Energy Concept Advisers ■ Problemlösungen: Hier kann der

Entscheidungsträger Lösungsvorschlägefür spezifische Probleme in den von ihmverwalteten Gebäuden erhalten.

■ Sammlung von Beispielgebäuden und Sanierungsmaßnahmen:Der Anwender erhält Informationen zumehr als 30 Beispielgebäuden und vielenSanierungsmaßnahmen.

■ Energieverbrauchsbewertung:Der Nutzer gibt den Energieverbrauchfür Heizung, Strom und Wasser einesGebäudes ein. Das Programm bewertet

dann diese Kennwerte im Vergleich mit nationalen Durchschnittswerten desentsprechenden Landes.

■ Entwicklung eines Sanierungskonzepts:Der Kern des Computertools unterstütztden Nutzer mit einer Bewertungs-methode für Energieeinsparungen undInvestitions- und Betriebskosten vondiversen Sanierungsmaßnahmen.

Wie erhält man das Programm?Der Energy Concept Adviser (ECA) ist in einerenglischen und deutschen Version unterwww.annex36.com bzw. www.annex36.deverfügbar, kann aber auch kostenfrei aufeiner CD-Rom beim Fraunhofer-Institut fürBauphysik bestellt werden. (Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Herrn Hans Erhorn, Nobelstr. 12, D-70569Stuttgart, Fax: +49-711-970-3399).

Ausblick

Die Arbeiten am Sanierungsratgeber wer-den derzeit in zwei weiteren internationalenProjekten weitergeführt. Das integrierteEU-Projekt „Bringing Retrofit Innovationto Application – BRITA in PuBs“ im 6.Rahmenprogramm erweitert die Beispielge-bäude um 9 internationale Sanierungen vonöffentlichen Gebäuden und geht damiteinen Schritt weiter, weg von den reinenBildungsgebäuden hin zur Gesamtheit deröffentlichen Gebäude. Auch die Sanie-rungsmaßnahmen werden überarbeitet.Der neue IEA ECBCS Annex 46 wird eben-falls den ECA weiterentwickeln und denBerechnungsteil an die DIN V 18599 unddie neuen internationalen CEN-Normenauf Grundlage der Energy Performance ofBuildings Directive (EPBD) anpassen.

39Startseite des Energy Concept Advisers

38Energieeinsparungen im Heizungs- und Strombereich in ausgewählten Beispielgebäuden aus dem Annex 36. (D= Deutschland, DK= Dänemark, FR= Frankreich, GR= Griechenland, N= Norwegen, PL= Polen, US= USA)

250

200

150

100

50

0D1 D2 D3 DK1 DK2 DK3 FR1 FR2 GR1 N1 PL2 US1

Hei

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Beispielgebäude

25

30

20

15

10

5

0D1 D2 DK1 DK2 DK3 FR2 N1 US1 US2

Stro

mei

nspa

rung

[kW

h/m

2 a]

Beispielgebäude

*

*

Der Energy Concept Adviser (ECA) –der Sanierungsratgeber im Internet

* Werte für Test-Klassenzimmer

BINE themeninfo 17

Energiesparen als pädagogisches Projekt

(Margit Fluch, OStRin – Projektleiterin der energie-AG)

Der Energieverbrauch eines Gebäudes hängt neben Anlagentechnik und

Betriebsführung auch vom Verhalten seiner Nutzer ab. Viele Schulen haben

mittlerweile die Chance ergriffen, daraus ein Projekt handlungsorientierter

Umweltbildung zu machen. Die unausgesprochene Voraussetzung von Projek-

ten, die sich Energieeinsparung durch reine Verhaltensänderungen zum Ziel

gesetzt haben, ist dabei, dass man die Einflussgröße Nutzerverhalten isoliert

betrachten kann. („Der Sachaufwandsträger ist für die Anlage zuständig,

Schüler und Lehrer für energiesparendes Verhalten und der Direktor für die

Außenkontakte“). Untersuchungen der energie-AG am Bertha-von-Suttner-

Gymnasium Neu-Ulm (www.energieteam-bvsg.de) belegen nun, dass eine sol-

che Aufteilung der Verantwortungsbereiche leider nur selten möglich ist.

Die Arbeitsgemeinschaft hat eine Temperaturmessaktion zur Vertei-lung der Heizwärme in den Klassenräumen organisiert, an der sichfast 70 Schulen beteiligt haben. Dabei hat sich gezeigt, dass es regel-mäßig zu Problemen hinsichtlich Über- bzw. Unterversorgung ein-zelner Räume sowie zu einer unzulänglichen Nachtabsenkung derRaumtemperaturen kommt. Die Abb 40 und 41 zeigen die grafi-schen Auswertungen einer repräsentativen Beispielschule. Dasdadurch verschenkte Einsparpotenzial liegt bei ca. 30%.Dass dieses Problem bei fast allen Schulen auftaucht, macht deut-lich, dass keinem einzelnen Akteur die Schuld dafür gegeben wer-den kann, sondern dass es sich um ein strukturelles Problem han-delt. Schuld sind Ausschreibungs- und Vergabestrukturen deröffentlichen Hand, die die Sanierungsbetriebe zwingen, überall an

kostenträchtiger Qualität zu sparen, wenn sie mit ihrem Angebotzum Zug kommen wollen. Die schlechte Qualität ist somit nichteine Folge mangelhafter Kontrolle (wie kontrolliert man z. B. bei derAbnahme die technische Leistung „Optimierung aller einschlägigerParameter“?), sondern eine Folge mangelnder Kontrollierbarkeitvor allem systemischer Leistungen. Bei Schülern, die in vielen Räu-men gar keine andere Wahl haben, als den verordneten Zwangs-wärmekonsum zum Fenster hinauszuheizen, greift, wenn sie kri-tisch sind, auf Dauer keine schulische Motivierungskampagne zuenergiesparendem Verhalten. Sie wäre pädagogisch ähnlich sinn-voll, wie die Empfehlung eines Benzinsparfahrkurses für den Besit-zer eines energiefressenden Autos.

40Mittlere Raumtemperaturen der einzelnen Klassen-räume

24,0

22,0

20,0

18,0

16,0

14,0

12,0

°C

41Nächtliche Tiefsttemperaturen der einzelnen Klassenräume

24,0

22,0

20,0

18,0

16,0

14,0

12,0

°C

18 BINE themeninfo

BINE themeninfo 1943Ablesen der Raumlufttemperatur

42Kalibrieren der Thermometer

Dass Anlagentechnik, Betriebsführung undNutzerverhalten nicht isoliert angegangenwerden dürfen, gilt natürlich nicht nur fürdie Nutzer einer Heizanlage, sondern auchfür deren Betreiber: Die Sanierung einerSchule mit modernster energiesparenderAnlagentechnik wäre reine Geldverschwen-dung, wenn die gewählte Technik weiterhinEnergieverlusten durch Nutzerverhalten zugroßen Raum übrig ließe. Energieein-sparungen durch Nutzerverhalten von biszu 20% sollte nicht nur Pädagogen, son-dern auch Anlagenbetreiber nachdenklichmachen.Was bedeuten nun die Erkenntnisse derenergie-AG für die Arbeit anderer Energie-spargruppen, falls sie an ihrer Schule aufdas gleiche Problem stoßen? So weiterma-chen wie bisher, ist dann nicht mehr mög-lich. Die Gruppe hat aber die Chance, ihrerProjektarbeit durch eine neue Aufgaben-stellung auch neuen Schwung zu verleihen:Sie kann – mit den gewonnenen Erkenntnis-sen – aus einem Energieeinsparprojekt derSchüler eine Energiepartnerschaft mit demSchulträger werden lassen. Schüler könnendie bei der öffentlichen Hand bisher unge-löste Qualitätskontrolle von Optimierungs-maßnahmen übernehmen. Das verlangt vonihnen – anders als das Aufspüren von Ener-gielecks – kein Expertenwissen, das siesowieso nie bieten könnten, sondern erfor-dert, wie die Messaktion der energie-AGgezeigt hat, nur sorgfältige Temperaturmes-sungen. Es fordert allerdings auch, die obengenannte Aufteilung der Verantwortungs-bereiche zwischen Schülern, Schulleitungund Schulträger aufzugeben und Partizipa-tion der Schüler nicht nur dann zuzulassen,wenn sie konfliktfrei möglich scheint. Daserfordert Mut von allen Beteiligten, insbe-sondere vom Schulträger und von derSchulleitung. Dass es gelingen kann undsich für alle Beteiligten lohnt, können dieenergie-AG und die vielen Schulen, die ausder Temperaturmessaktion ein pädagogi-sches Projekt gemacht haben, bestätigen.

WWW.energieteam-bvsg.deHier finden sich eine Fülle von Informationen derenergie-AG zu diesem und weiteren Projektenin Bayern. Die AG hat sich inzwischen überihren ursprünglichen schulischen Kontextweiterentwickelt und wurde bereits mehrfachausgezeichnet.

FIZ Karlsruhe GmbH, Büro BonnKaiserstraße 185 – 197, 53113 BonnTel.: 0228 92379-0Fax: 0228 92379-29eMail [email protected]: www.bine.info

ISSN1610 - 8302HerausgeberFIZ Karlsruhe GmbH76344 Eggenstein-LeopoldshafenNachdruckNachdruck des Textes nur zulässig mit voll-ständiger Quellenangabe und gegen Zusen-dung eines Belegexemplares. Nachdruck derAbbildungen nur mit Zustimmung des jeweilsBerechtigten. AutorenMartin Klima, Ing.-Büro INCO■ Leitfaden Schulsanierung

Johann Reiß, FhG-IBP■ Erfahrungsbericht Energieforschung

Hans Erhorn, FhG-IBP■ Annex 36

Margit Fluch■ Pädagogische Anforderungen

RedaktionDorothee Gintars, Uwe Milles, BINE Informationsdienst

Fragen zu diesem Themeninfo?Wir helfen Ihnen weiter:

Tel. 0228 92379-44

BINE ist ein Informationsdienst von FIZ KarlsruheGmbH und wird vom Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert.

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Neue pädagogische Ziele, wie z. B.der Auf- und Ausbau von Ganztagsschulensowie eine verstärkte Förderung von Kin-dern aus bildungsfernen Schichten und mitMigrationshintergrund, benötigen zukünf-tig mehr Schulraum, und hieraus resultierensomit gegenläufige Tendenzen zu den sinken-den Schülerzahlen [44]. Gerade im Kontextmit der Umstellung von Schulen auf Ganz-tagsbetrieb werden vielerorts Um- und Aus-baumaßnahmen geplant und durchgeführt.Diese können eine gute Gelegenheit sein,Synergieeffekte zu nutzen und in einemArbeitsgang – dadurch insgesamt kosten-günstiger – Maßnahmen zur energetischenGebäudesanierung anzugehen.

Schulen sind ein Ort der Erziehung undVerbreitung von Werten an die nachfolgendeGeneration. Die Qualität eines Schulgebäudesdrückt damit auch aus, welchen Stellenwert

eine Gesellschaft der Bildung beimisst. DasThema „Energieeffizienz“ gehört nicht nur inden Schulunterricht, sondern muss sich auchim Schulgebäude manifestieren. Contractingund andere Finanzierungsinstrumente so-wie Förderprogramme können die Möglich-keiten von Schulträgern vergrößern.

Bildung ist die Grundlage für die Weiter-entwicklung einer Nation und damit fürihren künftigen Wohlstand. Kinder solltenInnovationen und Hochtechnologie bereitsin ihren Schulen erleben können. Schulge-bäude mit einem zeitgemäßen Baustandardgehören dazu. Die im Herbst 2006 veröf-fentlichte Hightech-Strategie der Bundesre-gierung für den Zeitraum 2006 – 2009sieht daher auch eine „Initiative zur energe-tischen Sanierung von Schulgebäuden“ vor.Hierzu sind weitere modellhafte Sanierungenin Vorbereitung.

Fazit und Perspektiven

20 BINE themeninfo

Ged

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r

LiteraturMorck, O. (Hrsg.); Erhorn, H. (Hrsg.): IEA ECBCS Annex 36 - CaseStudy Reports.Birmingham (Großbritannien) : ECBCS Bookshop, 2003. 198 S., ISBN 0-9542670-6-0, 35,00 Euro zzgl. MWSt.Erhorn, H. (Hrsg.): IEA ECBCS Annex 36 Energy Concept Adviser. Internetbasiertes Computertool für Ent-scheidungsträger. 2003.BINE-Projekt-Infos „Gebäude sanieren – Schule aus den fünfziger Jahren“ (3/2005) und „Energetische Schulsanierung“ (4/2002)

Internetwww.brita-in-pubs.com (Internetseite von BRITA in PuBs).www.annex36.com oder www.annex36.de (Internetseite von Annex 36).

In Zukunft wird es wegen abnehmender Schülerzahlen in Deutschland kaum

noch Schulneubauten geben. Die energetische und bauliche Sanierung wird

dadurch noch wichtiger. Erfolgreiche Sanierungsvorhaben belegen, dass

eine Schule ihren Energieverbrauch um mehr als 50% senken kann und

damit die jährlichen Energiekosten für die Schulträger um ca. 4 – 6 €/m2

sinken können. Das sind aber nicht die einzigen Vorteile: oft verbessern sich mit

derartigen Maßnahmen auch andere Planungsziele, wie z. B. Nutzerkomfort

oder die räumliche Flexibilität.

44Prognose über die Schülerzahlen in Deutschland 1991 - 2020. Jahr 2003 = 100%. [Quelle KMK]

60

70

80

90

100

110

120

140

130

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

neue Länder

alte Länder Deutschland