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Geld- und Währungspolitik Euro und EZB Samir Kadiric Schumpeter School of Business and Economics Bergische Universität Wuppertal Gaußstraße 20 42097 Wuppertal

Geld-und Währungspolitik Euro und EZB · • 1952: EGKS • 1957: EWG, Euratom • 1965: EG = EGKS+EWG+Euratom • 1970: Werner-Plan, EWWU in drei Stufen, wurde bald wieder verworfen

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Geld- und WährungspolitikEuro und EZB

Samir Kadiric

Schumpeter School of Business and EconomicsBergische Universität WuppertalGaußstraße 20 42097 Wuppertal

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Samir Kadiric

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Entwicklungsstufen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion

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• Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der EU• 1949: Europarat (Straßburg)

• 1952: EGKS

• 1957: EWG, Euratom

• 1965: EG = EGKS+EWG+Euratom

• 1970: Werner-Plan, EWWU in drei Stufen, wurde bald wieder verworfen

• 1972: Europ. Währungsverbund

• 1987: EEA

• 1990: Die EWWU beginnt (erste von drei Stufen)

• 1992: Europäische Binnenmarkt, Schengener Abkommen

• 1999: Start der EWWU

• 2004: Osterweiterung der EU

• 2007: Südosterweiterung der EU

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• Die Erweiterung der EWG• 1957: Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Italien und Deutschland

• 1973: Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich

• 1981: Griechenland

• 1986: Spanien und Portugal

• 1995: Österreich, Finnland und Schweden

• 2004: Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei und Slowenien

• 2007: Rumänien, Bulgarien

• 2012: Kroatien

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1950er Jahre• Mehr realwirtschaftliche als monetäre Integration

• Die Verträge der EG von 1951 und 1957 sahen als primäres Integrationsziel die Schaffung eines Gemeinsamen Marktes vor. Die allgemeine Wirtschafts- und Währungspolitik wurde lediglich als „Angelegenheit von gemeinsamem Interesse“ betrachtet, die unter anderem durch „Empfehlungen an die Mitgliedstaaten“ zu koordinieren sei. Der „Beratende Währungsausschuss“ wurde mit der Aufgabeeingerichtet, die Währungs- und Finanzlage der Mitgliedstaaten zu beobachten.

• Eine Übertragung nationaler Zuständigkeiten für die Geld- und Währungspolitik und damit zentraler politischer Befugnisse auf eine supranationale Institution erschien damals noch nicht möglich.

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• Das ist Bretton Woods

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• Bretton Woods (1)• Die Finanz- und Währungskonferenz der Vereinten Nationen fand 1944 im

amerikanischen Bretton Woods statt; dort wurden die Gründung der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Keimzelle der Weltbankgruppe) und des Internationalen Währungsfonds beschlossen. Das auf der Konferenz gleichfalls vereinbarte System fester Wechselkurse wurde 1973 aufgegeben, nachdem die USA die Goldeinlösungspflicht für den Dollar widerrufen hatten.

• Zwischen 1958 und 1973 galt das Bretton-Woods-System fester Wechselkurse, bei dem die westeuropäischen Währungen mit einer festen, grundsätzlich anpassbaren, Parität an den US-Dollar gebunden waren. Dieser stand seinerseits in einer festen Relation zum Gold (die Gold-Parität des Dollars wurde aber bereits 1971 von Präsident Nixon aufgehoben). Die Partnerländer der USA waren gehalten, über Interventionen auf dem Devisenmarkt den Dollar gegebenenfalls zu stützen. D.h. wenn der Dollar unter die Paritätslinie fiel bzw. wenn eine Dollar-Abwertung drohte, musste z.B. die Deutsche Bundesbank intervenieren, also Dollar ankaufen. Dadurch stiegen die Währungsreserven an, zugleich kam es zu einer, meist unerwünschten, Erhöhung der inländischen Geldmenge. Für die auf Preisniveaustabilität ausgerichtete Bundesrepublik Deutschland waren hohen Stützungskäufe zugunsten des Dollars in den späten 60er und frühen 70er Jahren ein erhebliches stabilitätspolitisches Problem.

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• Bretton Woods (2)• Internationales Währungssystem nach dem zweiten Weltkrieg bis Anfang der 70er Jahre.

Benannt nach einem am 27. 7. 1944 in der Stadt Bretton Woods im US Bundesstaat New Hampshire unterzeichneten internationalen Abkommen, welches eine umfassende Neuordnung der Weltwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg anstrebte. Das B-W-System ist als Reaktion auf die durch Abwertungswettläufe und Protektionismus gekennzeichnete Periode zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg zu verstehen.

• Ziel war eine reibungslose und von Handelsbarrieren befreite Abwicklung des Welthandels unter engen Schwankungsbändern der Wechselkurse (Zielzonen-System). Konzipiert nach dem Gold-Devisen Standard mit dem US Dollar als Leitwährung.

• Kernbestandteile des in Bretton Woods vereinbarten Währungssystems waren: – Festlegung einer Parität von 35 US Dollar pro Unze Gold und

– Verpflichtung der USA zum An- und Verkauf von Dollar zu diesem Preis,

– Festlegung der Wechselkurse (Paritäten) der übrigen Währungen gegenüber dem US Dollar,

– Verpflichtungen der Notenbanken dieser übrigen Währungen, die Wechselkurse innerhalb einer

Bandbreite von 1 Prozent um diese Paritäten zu stabilisieren,

– die Möglichkeit der Veränderung der Paritäten im Falle von fundamentalen

Zahlungsbilanzproblemen einzelner Länder (Realignments) und schließlich

– die Errichtung des internationalen Währungsfonds (IWF) zur internationalen Kreditgewährung

bei vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen.

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• Bretton Woods (3)• Das Bretton Woods Währungssystem brach in den 70er Jahren zusammen.

• Erstens aufgrund des Sachverhaltes, dass eine nationale Währung (US-Dollar) zugleich als letztes internationales Zahlungsmittel fungierte. Das Leitwährungsland, die USA, war bei der Wahl seiner nationalen Geld- und Finanzpolitik von außenwirtschaftlichen Zwängen befreit. Seine Politik hat aber gravierende Rückwirkungen auf alle anderen Länder, es bestimmt dadurch nämlich die Entwicklung der Inflationsraten aller anderen Länder. Sollte die internationale Liquiditätsversorgung nicht zu knapp werden, so war das Leitwährungsland geradezu zu einer defizitären Leistungsbilanz gezwungen. Wollten andere Länder über eine längere Periode hinweg mehr Leistungen importieren, als exportieren, so mussten sich diese Länder die hierzu erforderlichen Devisenreserven erst einmal verdient haben. In sofern spaltete das Bretton Woods System die Staaten in zwei Gruppen: die USA und den Rest der am System beteiligten Welt.

• Ein zu hohes Defizit des Leitwährungslandes führt andererseits zu Weltinflation. Die USA verfolgten gegen Ende der 60er Jahre – u. a. bedingt durch den Vietnam Krieg –eine inflationäre Politik (Grund: öffentliche Haushaltsdefizite, expansive Geldpolitik), und waren nur sehr beschränkt zur Goldkonvertibilität des US-Dollar bereit. Die anderen Länder aber waren umgekehrt nicht mehr bereit, die so entstandene Inflationsrate der USA zu akzeptieren, wozu das Festkurssystem sie gezwungen hätte bzw. die Leistungsbilanzdefizite der USA durch eigene Leistungsbilanzüberschüsse zu finanzieren. Folge war der Zusammenbruch des Systems.

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• Bretton Woods (4)

• Das zweite Problem war die zögerliche Anpassung der Paritäten, auf Veränderungen fundamentaler wirtschaftlicher Einflussfaktoren in den einzelnen Ländern (u. a. Goldunter- bzw. Dollarüberdeckung), die dem System keine Glaubwürdigkeit verleihen konnten. Als Resultat entstanden destabilisierende Spekulationen, und nach einigen Versuchen, das System mit Veränderungen der Paritäten (Realignment) und/oder erweiterten Bandbreiten zu retten, kam Anfang der 70er Jahre der Zusammenbruch des B.-W.-S.

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• 1960er Jahre• Im Jahr 1962 machte die Europäische Kommission im Rahmen ihres

Aktionsprogramms für die zweite Stufe der Zollunion erstmals Vorschläge zur Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion. Das Festkurssystem von Bretton Woods und die vorteilhaften Wirkungen der Wechselkursstabilität für das Funktionieren des Gemeinsamen Marktes waren aber damals noch intakt. Aus diesem wie auch aus politischen Gründen waren die Mitgliedstaaten damals nicht bereit, diese Vorschläge der Europäischen Kommission aufzugreifen. 1964 kam es jedoch zur Gründung des „Ausschusses der Präsidenten der Zentralbanken der Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ („Gouverneursausschuss“), dem bei der Koordinierung der Geld- und Währungspolitik in der Gemeinschaft eine wichtige Rolle zufallen sollte.

• Im Verlauf der zunehmenden Spannungen im Weltwährungssystem, die auch die Gemeinschaft in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre erfassten und mit erheblichen Eingriffen in den freien Waren- und Kapitalverkehr einhergingen, erschien eine engere wirtschafts- und währungspolitische Zusammenarbeit in Europa immer dringlicher.

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• 1970er Jahre (1)• Anknüpfend an ein neues Memorandum der Europäischen Kommission vom

Februar 1969 („Barre-Plan“) entwickelte deshalb eine Arbeitsgruppe unter Leitung des damaligen Iuxemburgischen Ministerpräsidenten Werner einen Plan zur Gründung einer WWU („Werner-Plan“). Auf der Grundlage dieses Plans verabschiedete der Rat im März 1971 eine Grundsatzentscheidung über die stufenweise Verwirklichung der WWU bis zum Jahr 1980. Diese Entscheidung konzentrierte sich auf die Maßnahmen für die erste Stufe und ließ damit wesentliche Teile des von der Werner-Gruppe vorgeschlagenen Konzepts – so insbesondere auch die konkrete Ausgestaltung der Zwischen- und Endstufe –offen.

• Offiziell ist der Plan am 22. März 1971 in Kraft getreten und sah folgende Stufen vor:

– Beschränkungsfreies Personen-, Güter-, Dienstleistungen- und Kapitalverkehr zwischen

Mitgliedsländern

– Schaffung einer Wechselkursunion mit absolut festen Wechselkursen ohne Bandbreiten

– Wichtige wirtschaftspolitische Befugnisse sollten von der nationalen auf die

Gemeinschaftsebene übertragen werden.

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• 1970 Jahre (2)• Die Zentralbanken der EG-Mitgliedstaaten wurden ersucht, die

Wechselkursschwankungen zwischen ihren Währungen schon ab 1. Januar 1971 (Beginn der ersten Stufe der WWU nach dem Werner-Plan) versuchsweise in einer maximalen Bandbreite von ± 1,2 % zu halten. Diese Bandbreite sollte durch aufeinander abgestimmte Dollar-Interventionen verteidigt werden.

• Die Dollarkrise von 1971 verhinderte jedoch die Umsetzung dieser Entschließung des EG-Ministerrats. Einige Länder, unter ihnen die Bundesrepublik, gaben die feste Bindung an den Dollar vorübergehend auf und ließen ihre Währungen frei schwanken. Mit dem Washingtoner Währungsabkommen vom Dezember 1971 („Smithsonian Agreement“) wurde auf internationaler Ebene der Versuch einer Wiederherstellung stabiler Wechselkursbeziehungen unternommen. Für die EG hatte dieses Übereinkommen jedoch den Nachteil, dass – durch die allgemeine Erweiterung der Bandbreiten auf ± 2,25 % gegenüber dem Dollar – der Spielraum für Wechselkursschwankungen zwischen den EG-Währungen auf ± 4,5 %, beziehungsweise auf 9 %, wenn man vom Extremfall einer völligen Umkehr der Positionen im Zeitverlauf ausgeht, gestiegen war. Diese Ausdehnung der Margen und ihre Konsequenzen etwa für die EG-Agrarpolitik gaben Bestrebungen neuen Auftrieb, im EG-Raum eine Sonderregelung mit engeren Bandbreiten zu schaffen.

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• 1970er Jahre (3)

• Am 21. März 1972 verabschiedete der EG-Ministerrat eine Entschließung, mit der unter anderem die Errichtung des Europäischen Wechselkursverbunds und des Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) beschlossen wurde. Im Wechselkursverbund sollten sich die EG-Mitgliedstaaten dazu verpflichten, ihre Währungen untereinander nur innerhalb einer Bandbreite von ± 2,25 % schwanken zu lassen. Gegenüber Drittwährungen – vor allem dem 1973 freigegebenen Dollar – konnten sich die verbundenen europäischen Währungen frei bewegen. Die Entschließung des Ministerrats wurde durch das Basler Abkommen zwischen den EG-Notenbanken vom 10. April 1972 konkretisiert und am 24. April 1972 in Kraft gesetzt.

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• 1970er Jahre (4)• Die ersten Erfahrungen mit der Stabilisierung der innergemeinschaftlichen

Wechselkurse zeigten, dass ein System fester Wechselkurse auf Dauer nur zwischen Ländern mit einer ausreichend konvergenten Wirtschaftsentwicklung und wirtschaftspolitischen Grundorientierung funktionieren kann. In ihrer „Bilanz der ersten Stufe“ vom April 1973 kam die Europäische Kommission daher zu dem Ergebnis, dass die geplanten Integrationsfortschritte nur teilweise verwirklicht worden waren. Sie hielt es insbesondere für erforderlich, echte wirtschaftspolitische Befugnisse auf die Gemeinschaftsorgane zu übertragen. Da aber die Mitgliedstaaten dazu nicht bereit waren, konnte eine Entscheidung über den Eintritt in die zweite Stufe der WWU nach dem Werner-Plan nicht getroffen werden.

• Letztlich scheiterte das damalige WWU-Projekt jedoch an grundlegenden Meinungsunterschieden über die mit der WWU zu verfolgenden Ziele. Hinzu kamen unterschiedliche wirtschaftspolitische Reaktionen der Länder auf die erste Ölkrise und die fehlende Bereitschaft, sich einem gemeinsamen Stabilitätsziel zu unterwerfen.

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• 1970er Jahre (5)

• Durch Austritte aus dem Wechselkursverbund war die Gemeinschaft Ende 1978 wechselkurspolitisch in zwei Gruppen gespalten: einen Hartwährungsblock um die D-Mark mit den Benelux-Währungen und der dänischen Krone, dem die übrigen vier frei schwankenden Währungen gegenüberstanden, wobei das irische Pfund mit einer festen Parität an das Pfund Sterling gebunden war. Um der Gefahr einer Desintegration zu begegnen, wurde die konjunkturelle Stabilisierung in der EG in den Jahren 1977 und 1978 zum Anlass genommen, ein auf die gesamte Gemeinschaft anwendbares Konzept der währungs- und insbesondere wechselkurspolitischen Zusammenarbeit zu entwickeln.

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1970er Jahre (6)

• Diese Bemühungen führten im Frühjahr 1979 zur Schaffung des Europäischen Währungssystems. Das Europäische Währungssystem (EWS) stellt eine Weiterentwicklung des Europäischen Wechselkursverbundes dar, da die Bandbreitenregelung, die Interventionsverpflichtungen und andere wesentliche Elemente des Wechselkursverbundes übernommen wurden. Die Konzeption des Wechselkursmechanismus des EWS (oder WKM I) besteht aus folgenden wesentlichen Elementen:

− aus einem bilateralen Paritätengitter und maximalen Schwankungsmargen von ±2,25% um die Leitkurse der teilnehmenden Währungen.

− Relativ feste Wechselkurse mit Interventions-/Wechselkursmechanismus

− Die Europäische Währungseinheit ECU (Währungskorb der 11 EU-Währungen mit periodischer Festlegung der Anteile einzelner Währungen)

− Das Europäische Währungsinstitut (EWI), 1994-1999, ersetzte den EFWZ und den EG-Notenbankgouverneursausschuss

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• 1980er Jahre• Dieser Erfolg des EWS hat dazu beigetragen, dass der Gedanke der WWU ab

Mitte der achtziger Jahre eine Renaissance erlebte. Die Kommission stellte im Juni 1985 in einem „Weißbuch“ erstmals die zur Vollendung des Binnenmarktes erforderlichen Maßnahmen zusammen. Diese Bemühungen führten zur „Einheitlichen Europäischen Akte“ (EEA), die am 17. beziehungsweise 28. Februar 1986 in Luxemburg unterzeichnet wurde. Sie trat nach der Ratifizierung durch die Mitgliedstaaten am 1. Juli 1987 in Kraft und stellte die erste grundlegende Reform des Vertrags zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG-Vertrag) dar. Von besonderer Bedeutung dabei war die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, den Binnenmarkt bis Ende 1992 zu vollenden. Ferner wurde mit der EEA erstmals die Europäische Union als Endziel der europäischen Integration konkret ins Auge gefasst. Auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Währungspolitik verpflichtete die EEA die Mitgliedstaaten außerdem zu einer verstärkten Zusammenarbeit, um die für die Weiterentwicklung der Gemeinschaft erforderliche Konvergenz zu erreichen.

• Im Juni 1988 beauftragte der Europäische Rat eine Arbeitsgruppe mit der Prüfung der konkreten Etappen zur Verwirklichung der Europäischen Union. Als Ergebnis legte die Arbeitsgruppe, der unter Vorsitz von Kommissionspräsident Delors die EG-Notenbankpräsidenten und drei unabhängige Experten angehörten, im April 1989 einen Bericht vor („Delors-Bericht“), in dem die Realisierung der WWU in drei Stufen vorgeschlagen wurde.

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• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 1• Die Erste Stufe oder die Vorbereitungsphase begann am 1. Juli 1990 und

dauerte bis zum 31. Dezember 1993. Die Ziele dieser Phase waren die Vollendung des Europäischen Binnenmarktes sowie die Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Außerdem war vorgesehen, dass die Währungen aller Europäischen Mitgliedstaaten an dem Wechselkursmechanismus (WKM I) des Europäischen Währungssystems (EWS) teilnehmen sollten. Darüber hinaus wurde eine bessere Abstimmung und Koordinierung der Geldpolitiken angestrebt.

• Die Barrieren zum freien Kapitalverkehr der EU-12-Länder werden abgebaut. Der Rat empfiehlt die Preisstabilität als oberstes Ziel anzuerkennen und stets darauf hin zu arbeiten.

• Der Vertrag von Maastricht wird im Februar 1992 unterzeichnet und tritt im November 1993 in Kraft.

• Protokolle zum Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) und zur Europäischen Zentralbank (EZB) und zum Europäischen Währungsinstitut (EWI)

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• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 2• Die Zweite Stufe, die Konvergenzphase, begann dementsprechend am 1.

Januar 1994 und dauerte bis zum 31. Dezember 1998. Das vorrangige Ziel dieser Phase war es die wirtschaftliche und die monetäre Konvergenz zwischen den EU-Mitgliedsländern zu fördern. Die Erfüllung verschiedener Kriterien und Voraussetzungen war vorgesehen. Entscheidend dafür waren die so genannten Maastrichter Konvergenzkriterien!

• Das EWI wird gegründet. Die Hauptaufgaben sind:

− Stärkung der Zusammenarbeit der nationalen Zentralbanken und in der Geldpolitik

− Vorbereitung zur Gründung des ESZB

− Entwicklung einer gemeinsamen Geldpolitik

− Vorbereitung zur Erstellung einer gemeinsamen Währung

− Erarbeitung eines neuen Wechselkursmechanismus (EWS II)

• Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) wird verabschiedet.

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• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 3

• Die dritte Stufe, die Währungsunion, begann zum 1. Januar 1999. Von den 15 Mitgliedsländern kamen elf in die dritte Stufe, Griechenland konnte schließlich am 1. Januar 2001 beitreten. Es folgte eine unwiderrufliche Festlegung der Wechselkurse und die Einführung des Euro als Recheneinheit (1 EURO musste gleich 1 ECU sein). Euro wurde parallel zu nationalen Währungen eingeführt ist aber seit 1. Juli 2002 als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel im Verkehr. Die nationale Geldpolitik wurde auf das Gemeinschaftsniveau, bzw. auf das Eurosystem angehoben. Nach ihrer Gründung im Juli 1999 übernahm die Europäische Zentralbank volle geldpolitische Verantwortung, somit wurde zwischen den beteiligten Ländern unwiderruflich eine Währungsunion etabliert. Mit dem Beginn der dritten Stufe wurde das EWS I beendet und vom Europäischen Währungssystem II (EWS II) abgelöst.

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Maastrichter Konvergenzkriterien

• K1(K2): Inflationsrate (Zins) höchstens 1,5 (2) Prozentpunkte über den drei Ländern mit niedrigster Inflation

• K3: Defizitquote [staatliche Neuverschuldung relativ zu Bruttoinlandsprodukt]<3%

• K4: Schuldenquote [Staatsschuld/BIP]<60%

• K5: Wechselkurs 2 Jahre ohne Abwertung

• K6: Nationale Notenbank politisch unabhängig

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Das ESZB und das Eurosystem

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Das ESZB und das Eurosystem

• ESZB = EZB plus nationale Zentralbanken

• „Eurosystem“ = EZB plus nationale Zentralbanken der EU-Länder, die an Eurozone teilnehmen

• EZB geleitet von EZB-Rat = Direktorium (EZB-Präsident + Vizepräsident + 4 Personen)

• EZB-Ziel = Priorität ist die Sicherung der Preisniveaustabilität, zudem soll die allgemeine Wirtschaftspolitik der EU unterstützt werden

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Das ESZB und das Eurosystem

• Ziele des ESZB (1)• Art. 105 (1) EGV: Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die

Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit dem Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, wodurch ein effizienter Einsatz der Ressourcen gefördert wird, und hält sich dabei an die in Artikel 4 genannten Grundsätze.

• Preisstabilität ist definiert als eine maximale Preissteigerungsrate von 2% gemessen am HVPI pro Jahr.

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Das ESZB und das Eurosystem

• Ziele des ESZB (2)

• Art. 2 EGV: Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion sowie durch die Durchführung der in den Artikeln 3 und 4 genannten gemeinsamen Politiken und Maßnahmen in der ganzen Gemeinschaft eine harmonische, ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftslebens, ein hohes Beschäftigungsniveau und ein hohes Maß an sozialem Schutz, die Gleichstellung von Männern und Frauen, ein beständiges, nichtinflationäres Wachstum, einen hohen Grad von Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz der Wirtschaftsleistungen, ein hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität, die Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten zu fördern.

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Das ESZB und das Eurosystem

• Die EZB

• hat das ausschließliche Recht, die Ausgabe von Banknoten innerhalb des Euroraums zu genehmigen.

• legt die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets fest.

• Zusammen mit den nationalen Zentralbanken ist sie befugt, sich an internationalen Währungseinrichtungen zu beteiligen. Die EZB entscheidet, wie das Eurosystem im Bereich der internationalen Zusammenarbeit vertreten wird.

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Das ESZB und das Eurosystem

• Das Eurosystem• Laut EG-Vertrag (Artikel 105 Absatz 2) hat das Eurosystems folgende

Aufgaben:

• die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets festzulegen und auszuführen,

• Devisengeschäfte durchzuführen,

• die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten zu halten und zu verwalten und

• das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern.

• Entsprechende Behörden sollen Kreditinstitute beaufsichtigen und die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten.

• Ist ‚vierfach‘ unabhängig: Institutionelle, personelle, finanzielle und funktionelle Unabhängigkeit

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Das ESZB und das Eurosystem

• Unabhängigkeit des Eurosystems (1)

• Institutionelle Unabhängigkeit

− Freiheit der nationalen Zentralbanken, der EZB und deren Organe

− Kein Weisungsrecht, ‚Beeinflussung‘ / Zensur von Entscheidungen

• Personelle Unabhängigkeit

− Festgelegte Amtszeiten

− Also keine kürzeren Amtszeiten, bzw. jederzeitige Abberufungsmöglichkeiten

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Das ESZB und das Eurosystem

• Unabhängigkeit des Eurosystems (2)

• Finanzielle Unabhängigkeit

− Zentralbanken sollten mit eigenen finanziellen Mitteln haushalten und auskommen müssen

• Funktionelle Unabhängigkeit

− Preisniveaustabilität oberste Priorität, andere Ziele nur bei Zielkonformität umzusetzen

− Verbot von Kreditgewährung an den Staat

− Vollständige Kontrolle sämtlicher geldpolitischer Verfahren und Instrumente durch das Eurosystem

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Das ESZB und das Eurosystem

Quelle: EZB (2011): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main, S.19.

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Samir Kadiric

Schumpeter School of Business and EconomicsBergische Universität WuppertalGaußstraße 20 42097 Wuppertal

Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Definitionen (1)• Auf Grund der einer Zentralbank (ZB) zur Verfügung stehenden Mitteln, wie

beispielweise das Recht Banknoten in Umlauf zu bringen und Geschäfte mit den Geschäftsbanken abzuschließen, hat sie die Macht die Wirtschaft eines Landes nachhaltig zu beeinflussen.

• „Die praktische Geldpolitik umfasst die Gesamtheit der erfolgten und beabsichtigten Maßnahmen zur Regelung und Steuerung der Geldmenge, der Zinssätze und der Liquidität einer Volkswirtschaft“ .

• Auf Grund dieser Machtposition ist die sorgfältige Auswahl der zu verfolgenden Strategie von essentieller Bedeutung. Demnach sind zwei Grundtypen zu unterscheiden.

o diskretionäre Geldpolitik

o regelgebundene Geldpolitik

Quelle: PETO, Rudolf (2002): Geldtheorie und Geldpolitik; 2. Auflage, Oldenburg Verlag: München.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Definitionen (2)

• Eine diskretionäre Geldpolitik liegt dann vor, wenn die Zentralbank die geldpolitischen Maßnahmen von Fall zu Fall, also je nach konjunktureller Lage, nach eigener Entscheidung ergreifen kann. Die Geldpolitik ist somit situationsabhängig und dient in der Regel dem Ziel konjunkturelle Schwankungen zu dämpfen.

• Der wesentliche Vorteil der diskretionären Geldpolitik liegt dementsprechend in ihrer hohen Flexibilität, auf unterschiedliche Probleme mit unterschiedlichen geldpolitischen Maßnahmen zu reagieren.

• Der größte Nachteil dieser Geldpolitik ist allerdings auch, dass sie auf Grund ihrer Flexibilität aus Sicht der Marktakteure unberechenbar ist.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Definitionen (3)

• Im Rahmen einer regelgebundenen Geldpolitik verpflichtet eine Zentralbank sich ex-ante auf die Einhaltung bestimmter Handlungsregeln. Sie kündigt im Voraus an, wie auf die verschiedenen wirtschaftlichen Situationen reagiert wird und ist gleichzeitig verpflichtet ihre Ankündigung auch einzuhalten.

• Der Vorteil einer regelgebundenen Geldpolitik ist eine absolute Erwartungssicherheit seitens der Marktakteure. Sie wissen von vornherein wie die Zentralbank agieren wird und können dies dementsprechend in ihren Plänen berücksichtigen.

• Auf Grund der Regelbindung kann die Zentralbank jedoch auf die unterschiedlichen Probleme nicht differenziert reagieren.

• Eine regelgebundene Geldpolitik ist konsistent und kann eher zu einer dauerhaften Stabilisierung der Wirtschaft beitragen.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Definitionen (4)

• Die Diskussion um „diskretionäre vs regelgebundene“ Geldpolitik wird noch durch das Problem der Zeitinkonsistenz geldpolitischer Entscheidungen verschärft. Mit der Zeitinkonsistenz der Geldpolitik bezeichnet man die zeitliche Verzögerung (time lag), die zwischen einem Eintritt der Störung und ihrer Beseitigung durch die geldpolitischen Maßnahmen auftritt. In der Geldpolitik muss deshalb der Faktor Zeit berücksichtigt werden.

• Die bisherigen Untersuchungen zeigen eine große Schwankungsbreite in Bezug auf die Frage, wie lange die zeitlichen Verzögerungen monetärer Maßnahmen in Realität sind. Es wird von einer zeitlichen Verzögerung von durchschnittlich eins bis drei Jahren ausgegangen. Das Problem der Zeitinkonsistenz spricht eher für eine regelgebundene Geldpolitik.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik (1)

• Mindestreserve

• Offenmarktgeschäfte

• Ständige Fazilitäten

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik - Mindestreserve• Die EZB verlangt von Kreditinstituten, auf Girokonten bei den NZBen

Pflichteinlagen zu unterhalten: Diese werden als „Mindestreserven“ oder „Mindestreserve-Soll“ bezeichnet. Die Höhe der von jedem Institut zu unterhaltenden Mindestreserven richtet sich nach seiner Mindestreservebasis. Diese ist in Relation zu bestimmten Bilanzposten definiert.

• Das Mindestreserve-Soll eines Instituts wird ermittelt, indem die Mindestreservebasis mit einem Mindestreservesatz multipliziert wird. Die EZB wendet einen einheitlichen positiven Reservesatz auf den überwiegenden Teil der in der Mindestreservebasis enthaltenen Bilanzposten an.

• Mit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion auf 2 % festgesetzt. Im Dezember 2011 senkte die EZB den Mindestreservesatz der EZB von 2,00 % auf 1,00 %.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik – Offenmarktgeschäfte (1)• Mit „Geldmarkt“ wird der Markt bezeichnet, bei dem die Laufzeit der

Geschäfte im Allgemeinen kürzer als ein Jahr ist. Offenmarktgeschäfte spielen eine wichtige Rolle bei der Zinssatzsteuerung, der Signalisierung des geldpolitischen Kurses und der Liquiditätssteuerung am Geldmarkt.

• Die Kreditgewährung über Offenmarktgeschäfte erfolgt normalerweise in Form von befristeten Transaktionen. Befristete Transaktionen sind Geschäfte, bei denen die Zentralbank Aktiva im Rahmen einer Rückkaufsvereinbarung kauft oder einen Kredit gegen Vermögenswerte gewährt, die als Sicherheiten übergeben werden. Sie stellen also temporäre Offenmarktgeschäfte dar, bei denen Mittel nur für eine begrenzte, im Voraus festgelegte Zeit zur Verfügung gestellt werden.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik – Offenmarktgeschäfte (2)

• Offenmarktgeschäfte umfassen nicht nur An- und Verkäufe von Wertpapieren, sondern alle Geschäfte des Eurosystems, die entsprechend ihrem Ziel, ihrer Regelmäßigkeit und den angewandten Verfahren variieren können und in folgende vier Kategorien unterteilt werden: Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen und strukturelle Operationen.

• Aktueller Bericht, EZB-Monatsbericht 09/2007, S. 33-37 „Die zusätzlichen Offenmarktgeschäfte der EZB im Zeitraum vom 8. August bis zum 5. September 2007“

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik – Hauptrefinanzierungsgeschäfte• Ihnen kommt bei der Steuerung der Zinssätze und der Liquidität am Markt

sowie der Signalisierung des geldpolitischen Kurses (über den vom EZB-Rat festgesetzten Hauptrefinanzierungssatz) eine Schlüsselrolle zu. Über sie wird dem Bankensystem auch der Großteil der Liquidität bereitgestellt. Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden dezentral von den NZBendurchgeführt.

• Hauptrefinanzierungsgeschäfte sind liquiditätszuführende Geschäfte. Sie werden wöchentlich durchgeführt. Im Jahr 2003 beschloss der EZB-Rat, ihre Laufzeit ab März 2004 von zwei Wochen auf eine Woche zu verkürzen.

• Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden über Standardtender abgewickelt. Innerhalb des Handlungsrahmens des Eurosystems sind „Standardtender“ Geschäfte, die nach einem im Voraus angekündigten Zeitplan und innerhalb von 24 Stunden von der Tenderankündigung bis zur Bestätigung des Zuteilungsergebnisses durchgeführt werden. Alle Geschäftspartner, die die allgemeinen Zulassungskriterien erfüllen, können an diesen Geschäften teilnehmen. Im Prinzip sind alle im Euroraum ansässigen Kreditinstitute potenziell zugelassene Geschäftspartner des Eurosystems.

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Instrumente der Geldpolitik - Mengen- und Zinstender• Das Eurosystem kann zwischen Festsatztendern (Mengentendern) und Tendern

mit variablem Zinssatz (Zinstendern) wählen. Bei beiden Tenderverfahren entscheidet die EZB über die Höhe der bereitgestellten Liquidität.

• Bei einem Mengentender gibt der EZB-Rat den Zinssatz vor, und die Geschäftspartner geben Gebote über den Betrag ab, den sie zu diesem Festsatzzu kaufen bzw. zu verkaufen bereit sind. Dies bedeutet im Allgemeinen eine Pro-rata-Zuteilung der individuellen Bankgebote, die vom Verhältnis zwischen dem Gesamtbietungsaufkommen und dem gesamten Zuteilungsbetrag abhängt.

• Bei einem Zinstender geben die Geschäftspartner Gebote über den Betrag und den Zinssatz ab, zu dem sie Geschäfte mit den NZBen abschließen wollen. Der EZB-Rat kann bei Zinstendern einen Mindestbietungssatz festsetzen, um ein Signal hinsichtlich des geldpolitischen Kurses zu geben. Die Gebote werden mit den höchsten Zinssätzen zuerst zugeteilt, gefolgt von den Geboten mit den sukzessive niedrigeren Zinssätzen, bis der gesamte Zuteilungsbetrag ausgeschöpft ist. Beim niedrigsten akzeptierten Zinssatz, dem „marginalen Zuteilungssatz“, werden die Gebote anteilig entsprechend dem von der EZB beschlossenen gesamten Zuteilungsbetrag zugeteilt. Der Zuteilungssatz ist gleich dem bei der jeweiligen individuellen Bietung angebotenen Zinssatz.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik – Fazilitäten• Unter „Fazilität“ bzw. „ständiger Fazilität“ (standing facility) versteht die

Möglichkeiten der EZB, den Geldmarkt durch Senkung oder Erhöhung der so genannten Leitzinsen zu steuern.

• Neben der „Einlagefazilität“ verfügt die EZB als zweites direktes Steuerungsinstrument über die so genannte „Spitzenrefinanzierungsfazilität“. Damit legt die EZB den Zinssatz für Kredite an Geschäftsbanken (Refinanzierungsgelder) fest.

• Einlagenfazilität: Kreditinstitut können jederzeit Guthaben bis zum nächsten Geschäftstag beim Eurosystem zu einem vorher festgelegten Zinssatz anlegen.

• Spitzenrefinanzierungsfazilität: Kreditinstitut können über Nacht Liquidität zu einem vorher festgelegten Zinssatz beschaffen.

• (Stichworte: Diskontsatz, Lombardsatz, Leitzinssatz)

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Instrumente der Geldpolitik - Ständige Fazilitäten• Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist in der Regel

deutlich höher als der entsprechende Marktzinssatz, und der Zinssatz für die Einlagefazilität in der Regel deutlich niedriger als der Marktzinssatz. Infolgedessen nutzen Kreditinstitute die ständigen Fazilitäten normalerweise nur, wenn es keine Alternativen gibt. Da der Zugang zu diesen Fazilitäten – abgesehen von den geforderten Sicherheiten bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität – keinen Beschränkungen unterliegt, bilden ihre Zinssätze im Allgemeinen eine Ober- und Untergrenze des Tagesgeldsatzes am Geldmarkt. Durch die Festsetzung der Zinssätze für die ständigen Fazilitäten bestimmt der EZB-Rat den Korridor, innerhalb dessen der Tagesgeldsatz am Geldmarkt schwanken kann.

• Ober- und Untergrenze des Tagesgeldsatzes EONIA (Euro OvernightIndex Average)

• Nicht zu verwechseln mit dem EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate): Geldmarkt-Referenzzinssatz für Banken in der Eurozone (Laufzeit: 1 Woche, Ermittlung aufgrund des Durchschnitts der von repräsentativen Banken verlangten Zinssätze)

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Ziele der Geldpolitik (1)• Die Geldpolitik kann unterschiedliche Ziele verfolgen. Einige der Ziele sind z.B. das

Wachstums- und das Beschäftigungsziel. Auf Grund der Geldeigenschaften sind diese wirtschaftspolitischen Ziele jedoch mit dem Einsatz der Geldpolitik schwer zu verfolgen.

• Ein weiteres weit verbreitetes der Geldpolitik aufgesetztes Ziel, ist die Preisniveaustabilität. In den sechziger und siebziger Jahren konnte ein Anstieg der Inflation in westlichen Wirtschaften beobachtet werden. Hohe Inflationsraten führten zu Unsicherheiten in Bezug auf die relativen Preise sowie die zukünftige Preisentwicklung. Dies erschwerte die Entscheidung der Wirtschaftssubjekte und senkte die Effektivität einer Volkswirtschaft. Die wirtschaftlichen Kosten der Inflation wurden erkannt und in zahlreichen empirischen Untersuchungen bestätigt.

• Die Geldwertstabilität wurde als primäres Ziel der Europäischen Geldpolitik definiert.

• Die Zeitinkonsistenz wird dabei berücksichtigt, so dass das Hauptziel der Geldpolitik folglich definiert wird: mittelfristig für einen hohen Grad an Preisstabilität zu sorgen.

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Ziele der Geldpolitik (2)

• Seit Anfang der achtziger Jahre setzte sich, in fast allen fortgeschrittenen Volkswirtschaften, eine stärker auf die Inflationsbekämpfung ausgerichtete Geldpolitik. Eine feste Verankerung der Inflationserwartungen führt dazu, dass die Inflationsvolatilität und somit auch die makroökonomische Unsicherheit verringert werden. Dies wiederum erhöht die Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften und verbessert die Wirtschaftsleistung insgesamt.

• Die empirische Evidenz zeigt, dass eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik zu einem stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld beiträgt . Das Ziel die Preisstabilität zu erreichen, bedeutet allerdings nicht, dass eine Inflationsrate von 0% angestrebt wird. In den entwickelten Ländern wird unter Preisstabilität in der Regel eine Preisänderungsrate von 1% bis 2% im Jahr verstanden.

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Ziele der Geldpolitik (3)

• Die stabilitätsorientierte Geldpolitik ist eine auf die stabile gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgerichtete Politik, die versucht die Fähigkeit des marktwirtschaftlichen Systems zu erhalten oder zu verbessern, so dass die gesamtwirtschaftlichen Störungen schneller und mit geringeren Nebeneffekten absorbiert werden können.

• Wie einige Studien zeigen, ist jedoch die finanzielle Instabilität auch unter preisstabilitätsorientierten Wirtschaftspolitiken möglich. Diese kündigen sich vor allem durch ein rasantes Wachstum des Kreditvolumens kombiniert mit einem starken Anstieg der Vermögenspreise an. Dies wurde durch die jetzige Finanz- und Wirtschaftskrise bestätigt.

• BORIO, Claudio; LOWE, Philip (2002): Asset Prices, financial and monetary stability - exploring the nexus; Bank for International Settlements, Monetary and Economic Department, BIS Working Paper, No. 114, Basel; July 2002.

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Geldpolitische Strategien (1)

• Das Wissen der Zentralbanken über den genauen Transmissionsprozess ist in der Praxis nicht vollständig. Aus diesem Grund empfiehlt es sich eine angemessene geldpolitische Strategie, die das Ziel und die Instrumente zum Erreichen des Ziels vorgibt, zu verfolgen. Dabei wird bei den geldpolitischen Entscheidungen versucht, alle relevanten Informationen sowie modeltheoretische Unsicherheiten, zu berücksichtigen.

• Eine geldpolitische Strategie sollte darüber hinaus grundsätzlich so gestaltet sein, dass sie auch in einem wandelnden ökonomischen Umfeld stand halten kann. Die ständigen Anpassungen auf Grund der nur geringfügig veränderten Umweltbedingungen müssen vermieden werden.

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Geldpolitische Strategien (2)

• Die Hauptaufgabe der Zentralbank ist es das Endziel zu verwirklichen. Ein Grundproblem für die Zentralbank besteht darin, dass sie nur verzögert und indirekt auf das Endziel einwirken kann. Auf Grund der langen zeitlichen Wirkungsverzögerung eigener geldpolitischer Instrumente sowie der Vielzahl exogener Faktoren, die ebenfalls auf das Endziel einwirken können, empfiehlt es sich bei der praktischen Durchführung ihrer Geldpolitik sich an verschiedenen Indikatoren und Zwischenzielen zu orientieren.

• Die Zwischenziele und Indikatoren sind somit eine Orientierungshilfe bei der Erreichung des Endziels. Um ihre Funktion erfüllen zu können, müssen diese Variablen bestimmte Eigenschaften besitzen.

• Die Indikatoren müssen, nach Möglichkeit, nur auf Maßnahmen der Zentralbank reagieren, in einem engen Zusammenhang mit dem Endziel stehen und jederzeit einfach und genau messbar sein. Die geldpolitischen Zwischenziele sind in der Regel monetäre Variablen, die der Zentralbank als Leitlinie für ihre laufenden geldpolitischen Aktionen dienen.

• In der Praxis existiert kein “richtiges“ monetäres Zwischenziel, sondern eine Vielzahl verschiedener Variablen, die in Betracht kommen, wie z.B. Wechselkurs, Geldmenge, nominales BIP und der Zinssatz.

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Geldpolitische Strategien (3)

Der Transmissionsprozess monetärer Impulse

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Geldpolitische Strategien (4) - Wechselkursziel

• Die Steuerung des Wechselkurses hat als geldpolitische Strategie eine lange Geschichte. Die Zentralbank richtet ihre Geldpolitik dabei so aus, dass der Wechselkurs zwischen eigener und einer anderen, fremden Währung stabil gehalten wird. Die Inlandswährung wird somit an eine externe, wertstabile, robuste und anerkannte Währung gekoppelt.

• Die Wahl des Wechselkurses als Zwischenzielgröße bietet eine Reihe von Vorteilen. Die Zentralbank richtet ihre geldpolitischen Maßnahmen alleine an der festen Wechselkursparität aus. Bei einer Abwertungstendenz der eigenen Währung beschließt die Zentralbank eine Zinserhöhung, demzufolge auch den Kurs einer restriktiven Geldpolitik einzuschlagen. Die zinssenkende Maßnahmen, also eine expansive Geldpolitik, sind bei einem Aufwertungsdruck zu ergreifen. Die fixe Wechselkursparität kann somit erhalten bleiben.

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Geldpolitische Strategien (5) - Wechselkursziel

• Ein weiterer Vorteil dieser Zwischenzielstrategie liegt darin, dass die Einhaltung des Wechselkurses ohne große Zeitverzögerung ermittelt werden kann. Die Risiken einer zeitinkonsistenten geldpolitischen Entscheidung werden hierdurch minimiert. Die Wechselkurssteuerung hat also den Vorteil, dass es sich um eine einfache und klare Regel handelt.

• Die Idee einer Kopplung der eigenen Währung an eine andere Währung, an eine sogenannte Ankerwährung, beruht darin, dass die Preisstabilität des Ankerwährungslandes somit importiert werden kann. Die Zentralbank orientiert ihre Geldpolitik an der Geldpolitik des Ankerwährungslandes, praktisch verzichtet sie auf ihre eigene Geldpolitik. Mit einem Wechselkursziel ist immer auch ein Verlust an geldpolitischer Autonomie verbunden. Wenn die Ankerwährung eine glaubwürdige und stabile Währung ist, kommt es zu einem Glaubwürdigkeits- und Stabilitätsimport aus dem Ankerwährungsland

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Geldpolitische Strategien (6) - Wechselkursziel

• Das Wechselkursziel hat sich in der Tat als ein effektives Mittel zur Bekämpfung der Inflation herausgestellt. Allerdings dürfen bei einer Fixierung des nominalen Wechselkurses auch bestimmte Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Es werden zwar die Glaubwürdigkeit und die Stabilität des Ankerwährungslandes importiert, jedoch werden auch die Schocks und die Instabilität ebenfalls weitergeleitet.

• Eine Aufwertung der Ankerwährung zieht die an sich gebundene Inlandswährung mit. Eine Aufwertung der eigenen Währung verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

• Darüber hinaus tritt in den fixen Wechselkurssystemen der Balassa-Samuelson-Effekt (BS-Effekt) auf, der eine nicht zu vernachlässigende Preissteigerung zur Folge haben kann.

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Geldpolitische Strategien (7) - Wechselkursziel

• Die Verwendung des Wechselkurses als Zwischenziel ist speziell für die kleinen Länder mit großem Offenheitsgrad vorteilhaft. Für eine große Region, wie z.B. den Euro-Währungsraum, ist eine solche Wechselkursbindung nicht zweckmäßig.

• Die kleinen EU-Länder (Estland, Litauen) haben mit Currency Board-Systemen (CBS), einer speziellen Form der Wechselkursfixierung, in der Vergangenheit durchaus positive Erfahrungen gemacht.

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Geldpolitische Strategien (9) – Geldmengenziel

• Der Erfolg einer geldmengenorientierten Politik hängt im Wesentlichen von einer starken und zuverlässigen Beziehung zwischen der Endzielgröße (Preisstabilität) und des Geldmengenaggregats. Eine stabile Geldnachfrage beziehungsweise Umlaufgeschwindigkeit bedeutet, dass sich die Geldmengenentwicklung durch einige wenige Faktoren erklären lässt und das die Zusammenhänge im Zeitablauf stabil bleiben.

• Wenn diese Zusammenhänge schwach sind, dann muss ein Erreichen des Geldmengenziels nicht zwangsläufig zur erwünschten Preisstabilität führen. In diesem Fall ist eine geldmengenorientierte Strategie ineffektiv. Die Gründe für einen schwächeren Zusammenhang sind die Deregulierungen der Finanzmärkte sowie die Finanzmarktinnovationen. Unter dem letzteren versteht man die Entstehung neuer Finanzprodukte, neuer Geschäftsfelder von Banken (z.B. Verbriefung) sowie das Auftreten neuer Finanzinstitute (z.B. Hedgefonds).

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Geldpolitische Strategien (10) – Geldmengenziel

• Die Verwendung der Geldmenge als Zwischenziel ist mit mehreren Vorteilen verknüpft:

� Die Inflation wird aus mittel- und langfristiger Sicht durch die Geldmengenentwicklung bestimmt. Mit der Verwendung der Geldmenge als Zwischenziel erhält die Zentralbank rechtzeitig Informationen über die zukünftige Preisentwicklung.

� Die Steuerung der Geldmenge verfolgt klare und relativ einfache Regeln. Wenn die aktuelle Wachstumsrate der Geldmenge über der erwünschten liegt, dann kann die Zentralbank die Liquiditätsversorgung knapp halten und eine Zinserhöhung einleiten. Im umgekehrten Fall kann die Zentralbank eine Zinssenkung durchführen und die Liquiditätsversorgung erhöhen.

� Auf Grund eines einzigen Indikators, an dem sich die Zentralbank orientiert, können die Marktteilnehmer den geldpolitischen Kurs frühzeitig erkennen. Dies verringert die Gefahr einer Überraschungsinflation und erhöht somit die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik.

• Frage nach der Wahl des Geldmengenaggregats (M1, M2 oder M3)?!

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

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Geldpolitische Strategien (12) – Nominales BIP• Als ein Vorteil des Konzepts wird die enge Verbindung mit den

gesamtwirtschaftlichen Zielgrößen angesehen. Des Weiteren wird dem Konzept der Vorteil zugeschrieben, dass mit dem potenziellen nominellen Bruttoinlandsprodukt für die Zielperiode gearbeitet wird, im Unterschied hierzu nutzt eine geldmengenorientierte Strategie einen langfristigen Trend als Basis. Dies ermöglicht der Strategie des nominellen BIP-Ziels die exogenen Schocks besser zu absorbieren.

• Als Nachteile einer nominellen BIP-Regel werden in der Literatur mehrere Aspekte genannt. Das nominelle BIP ist als Zwischenziel zwar nah am Endziel, aber umso weiter entfernt von der Zentralbank. Dies lässt Zweifel an der Effektivität der geldpolitischen Maßnahmen aufkommen. Ein weiterer gravierender Nachteil des nominellen BIP-Zwischenziels ist die Datenverfügbarkeit. Die Daten für das reale BIP sind mit einer erheblichen Zeitverzögerung verfügbar und unterliegen starken Revisionen, die im Nachhinein oft durchgeführt werden.

• Offiziell wurde die Strategie des nominellen BIP bislang von keiner Zentralbank verfolgt.

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Geldpolitische Strategien (13) – Zinsziel

• Die Zentralbank übt ihre Geldpolitik über die veränderten Zinsen aus, die eine Auswirkung auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld haben. Deshalb wird der Zins als ein weiteres Instrument für ein Zwischenziel angesehen. Die expansiven geldpolitischen Maßnahmen senken das Zinsniveau und schaffen Anreize für eine stärkere Investitionsnachfrage, die wiederum zu einem Konjunkturaufschwung beitragen kann. Wenn die Wirtschaft überhitzt ist, kann die Zentralbank mittels einer restriktiven Geldpolitik das Zinsniveau anheben und somit die Güternachfrage abschwächen. Ein hervorzuhebender Vorteil einer Zinsgröße als Zwischenzielvariable ist zum Einen, dass die Informationen über die Zinsentwicklung täglich verfügbar sind und zum Anderen diese Informationen keinen statistischen Revisionen unterliegen.

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Geldpolitische Strategien (16) – Zinsziel• Die dahinter stehende Überlegung lässt sich folgendermaßen erklären. Der

langfristige reale Gleichgewichtszins ist der Zins, bei dem eine Volkswirtschaft voll ausgelastet ist und das Inflationsziel eingehalten wird. Liegt die Inflationsrate unter dem Inflationsziel und ist die Produktionskapazität nicht voll ausgelastet, dann soll der Taylor-Zins unter dem nominalen Gleichgewichtszins fixiert werden und umkehrt.

• Problematisch sind folgende Punkte:

– der gleichgewichtige Realzinssatz, der einen wichtigen Bestandteil der Taylor-Regel darstellt, kann empirisch nicht exakt oder nur schwer ermittelt werden

– es bestehen unterschiedliche Möglichkeiten die Produktionslücke zu schätzen

– die Festlegung der Gewichte von der Produktions- und Inflationslücke führt zu Schwierigkeiten

– der Entscheidungsfindungsprozess kann durch verschiedene Schockarten im Rahmen der Taylor-Regel in Konflikt geraten. Bei einem Nachfrageschock ist die Entwicklung von der Inflations- und Produktionslücke gleichgerichtet. Im Falle eines Angebotsschocks, wie z.B. bei einem Anstieg der Rohstoffpreise, würden die Inflations- und Produktionslücke sich auseinander entwickeln

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Geldpolitische Strategien (17) – Inflationssteuerung(Inflation Targeting)

• Inflation Targeting stellt ein relativ neues Konzept unter den geldpolitischen Strategien dar.

• Dieses Konzept beinhaltet folgende charakteristische Elemente:

a) die Wahl der zu steuernden Preisgröße sowie die öffentliche Ankündigung eines mittelfristigen numerischen Zielwerts für dieselbe

• in der Regel wird die Inflationsrate am Verbraucherpreisindex gemessen

• Das Inflationsziel wird dabei entweder in Form von einem exakten Zielwert wie z.B. 2,5%, einer Obergrenze wie z.B. <3% oder als angestrebte Bandbreite wie z.B. 1%-3% angekündigt

b) Herausarbeitung eines Konzepts mit einer modellgestützten Inflationsprognose in die eine Vielzahl von Indikatoren eingehen

• Die Inflationsprognose wird auf der Basis mehrerer Makromodelle mit unterschiedlichen theoretischen Grundannahmen durchgeführt. Alle für die Inflationsentwicklung relevanten Informationen werden berücksichtigt. Die Inflationsprognose der Zentralbank wird mit dem Inflationsziel verglichen. Wenn die prognostizierte Inflationsrate über dem Zielwert liegt, werden die restriktiven geldpolitischen Maßnahmen, und umgekehrt.

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Geldpolitische Strategien (18) – Inflationssteuerung(Inflation Targeting)

• Die Strategie der Inflationssteuerung ähnelt der Geldmengenstrategie, da beide Konzepte sich an einer numerischen Zielgröße orientieren. Im Gegensatz zur Geldmengenstrategie weist die Inflationssteuerung eine Reihe von Vorteilen auf:

– So ist im Rahmen des I-T ein stabiler Zusammenhang zwischen der Geldmenge und der Inflation nicht mehr notwendig.

– Außerdem konzentriert sich die Inflationssteuerung nicht nur auf eine Variable, die Geldmenge, sondern berücksichtigt bei ihren modellgestützten Inflationsprognosen eine Vielzahl von anderen Variablen.

– Die Inflationssteuerung stellt im Hinblick auf die Informationsnutzung demnach einen allgemeineren Ansatz als die Geldmengensteuerung dar. Darüber hinaus ist die Inflationssteuerung für die Öffentlichkeit leichter zu verstehen und die Zentralbank kann, auf Grund eines klar definierten numerischen Inflationsziels, bei einer Zielverfehlung unmittelbar zur Rechenschaft gezogen werden.

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Geldpolitische Strategien (19) – Inflationssteuerung (Inflation Targeting)

• Das Konzept der Inflationssteuerung unterliegt auch Kritikpunkten:

– eine zu starre Regel; führt zu Sozialproduktschwankungen; Gefahr einer Deflation

• Auf die folgenden Kritikpunkte muss, vor allem im Falle von Schwellenländern, besonders geachtet werden

– Die Inflation kann mit Hilfe von gp Maßnahmen nur schwer und auf mittel- bzw. langfristige Sicht kontrolliert werden. Die Länder mit einer hohen Inflationsrate sind durch eine geringe Stabilität und einem unvorhersehbaren Transmissionsprozess charakterisiert. Unter diesen Umständen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Inflationssteuerung ihr Inflationsziel oft verfehlen würde. Dies würde der Kredibilität und der Glaubwürdigkeit der Zentralbank enorm schaden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Inflationssteuerung erst nachdem ein gewisser Grad an Stabilität erreicht wurde, einzuführen

– Die Inflationssteuerung setzt die Fiskaldisziplin und einen soliden Finanzmarkt voraus, welche vor allem in den Schwellenländern weitestgehend nicht entwickelt sind

– Letztendlich basiert die Inflationssteuerungsstrategie auf den flexiblen Wechselkursen. Starke Schwankungen oder Abwertungen des nominalen Wechselkurses sollten demnach vermieden werden. Eine starke Abwertung des Wechselkurses könnte in Schwellenländern zum Anstieg der Auslandsverschuldung führen und somit eine Finanzkrise und eine Instabilität der Wirtschaft begünstigen. Die Zentralbanken in Schwellenländern müssen demnach den Wechselkurs ständig berücksichtigen, allerdings muss dieser der Preisstabilität, als primäres Ziel, untergeordnet bleiben

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Die geldpolitische Strategie der EZB (1)• Mit dem Beginn der dritten Stufe am 1. Januar 1999 übernahm die EZB die alleinige

Verantwortung für die Gestaltung und Durchführung der Geldpolitik in der EWWU. Dabei fand sich die EZB in einer beispiellosen Lage. Vor allem in der Anfangsphase war es für die EZB besonders wichtig Vertrauenskapital aufzubauen.

• Im Oktober 1998 gab der EZB-Rat die stabilitätsorientierte geldpolitische Strategie des Eurosystems bekannt. Diese Strategie besteht aus folgenden drei Hauptelementen:

– einer quantitativen Festlegung der Preisstabilität und

– den „beiden Säulen“ der Strategie, nämlich

• einer breit fundierten Beurteilung der künftigen Preisperspektiven (wirtschaftliche oder kurzfristige Säule)

• einer herausragenden Rolle der Geldmenge mit dem Referenzwert für M3 (monetäre oder langfristige Säule)

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Die geldpolitische Strategie der EZB (2)• Die Preisstabilität

• Den Kernpunkt der geldpolitischen Strategie des Eurosystems stellt die quantitative Definition der Preisstabilität dar. Der EZB-Rat hat beschlossen, die Preisstabilität als quantitative Größe zu definieren und diese zu veröffentlichen.

• Folgende Definition wurde beschlossen: „Preisstabilität wird definiert als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2% gegenüber dem Vorjahr“. Nach einer Überprüfung der geldpolitischen Strategie im Mai 2003 bestätigte der EZB-Rat diese Definition. Er stellte jedoch dabei klar, dass die EZB darauf abzielt, die Preissteigerungsrate mittelfristig unter, jedoch nahe 2% zu halten.

• Die Definition “von unter, jedoch nahe“ bedeutet, dass die Preissteigerungen sowohl über als auch deutlich unter 2% des HVPI mit der Preisstabilität nicht vereinbar sind.

• Die Definition der Preisstabilität bezieht sich auf den gesamten Euro-Währungsraum.

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Die geldpolitische Strategie der EZB (3)• Die Zwei-Säulen Strategie

Volkswirtschaftliche Daten

Analyse der gesamtwirtschaftlichen

und finanziellen

Indikatoren,

„wirtschatliche Analyse“

Analyse der monetären Indikatoren,

„monetäre Analyse“

Überprüfung

EZB-Rat beurteilt gesammelte Informationen

und trifft geldpolitische Entscheidungen

Vorrangiges Ziel: Preisstabilität

Quelle: vgl. EZB (2011): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main, S.90.

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Die geldpolitische Strategie der EZB (4)• Die Zwei-Säulen Strategie• Die erste Säule wird als wirtschaftliche Analyse bezeichnet. Hierbei werden vor allem die

aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen und die hieraus resultierenden kurzfristigen Inflationsrisiken analysiert. Im Mittelpunkt dieser Analyse stehen vor allem die kurzfristigen Konjunkturindikatoren, wie z.B. die Produktionslücke, generell das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, eine Reihe von Kostenindikatoren an den Güter-, Dienstleistungs- und Arbeitsmärkten, die Wechselkursentwicklung sowie die Entwicklung der Rohstoffpreise und der Außenbeitrag. Darüber hinaus wird auch eine Reihe von Finanzmarktindikatoren untersucht, wie z.B. Zinsstrukturkurven, Renditen von Staatsanleihen, Aktienkursindices und Derivatenmärkte. Neben den Konjunktur- und Finanzmarktindikatoren werden seitens der EZB regelmäßige Branchen- und Verbraucherumfragen durchgeführt. Diese dienen einer besseren Darstellung der Preiserwartungen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Säule werden von den Experten der EZB mehrmals im Jahr die sogenannten gesamtwirtschaftlichen Projektionen erstellt. Diese basieren auf einer Reihe von Annahmen und stellen somit bedingte Projektionen dar. Auf diese Weise versucht die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen der Öffentlichkeit noch transparenter wiederzugeben.

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Die geldpolitische Strategie der EZB (5)• Die Zwei-Säulen Strategie

• Die zweite Säule, die als monetäre Analyse bezeichnet wird, konzentriert sich auf die Beurteilung der langfristigen Inflationsrisiken. Sie basiert auf der weithin akzeptierten Erkenntnis, dass die Inflation langfristig ein monetäres Phänomen ist.

• In der zweiten Säule spielt die Entwicklung der Geldmenge M3 eine überragende Funktion. Die EZB hat sich für dieses breite monetäre Geldmengenaggregat entschieden, da es in einem langfristig stabilen Zusammenhang zur Preisentwicklung steht. Den Referenzwert für das M3-Wachstum hat die EZB bei 4,5% festgelegt.

• Neben des Geldmengenaggregats M3 werden im Rahmen der monetären Analyse auch die einzelnen Komponenten von M3, sowie die engeren Geldmengenaggregate M1 und M2 untersucht. Das eng gefasste Geldmengenaggregat M1 kann beispielsweise verlässliche Informationen zur aktuellen Konjunkturentwicklung liefern. Des Weiteren könnte ein rasantes Geld-und Kreditwachstum wichtige Frühwarninformationen über das Entstehen von finanziellen Instabilitäten oder sogar Vermögensblasen liefern

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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

Die geldpolitische Strategie der EZB (6)• Bei ihrer Beurteilung der Inflationsrisiken versucht die EZB sämtliche Informationen,

die für die Durchführung geldpolitscher Maßnahmen von Bedeutung sein könnten, heranzuziehen. Dies beruht darauf, dass bei der preisorientierten Geldpolitik sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Inflationsrisiken berücksichtigt werden sollten. Die unterschiedlichen Zeithorizonte bei der Analyse der Preisentwicklung bilden somit den zentralen Ausgangspunkt der Zwei-Säulen Strategie der EZB.

• Mit ihrer diversifizierten Zwei-Säulen Analyse versucht die EZB eine robuste Strategie zu entwickeln, um somit dem unsicheren Umfeld Rechnung tragen zu können. Die Betrachtung monetärer und nicht-monetärer Informationen soll die Wahrscheinlichkeit geldpolitischer Fehlentscheidungen verringern. Allerdings könnten bei diesem Ansatz vor allem dann Probleme entstehen, wenn von beiden Säulen unterschiedliche Signale bezüglich der zukünftigen Preisentwicklung ausgehen.

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Schumpeter School of Business and EconomicsBergische Universität WuppertalGaußstraße 20 42097 Wuppertal

Wechselkurssysteme im Überblick

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Wechselkurssysteme im Überblick

• Ein Wechselkurs stellt das Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen dar. Das Wechselkurssystem legt dementsprechend die Regeln fest, nach denen sich ein Wechselkurs bildet. Man könnte zwischen zwei Extrema unterscheiden, zwischen einem System flexibler Wechselkurse und einem System absolut fester Wechselkurse.

• In der währungspolitischen Realität befindet sich aber zwischen den beiden eine Bandbreite von verschiedenen Wechselkurssystemen. Im Folgenden sollen diese nach ihrer Bindungsintensität dargestellt werden

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Wechselkurssysteme im Überblick

• System flexibler Wechselkurse (free floating) ist das System mit der geringsten Wechselkursbindung. Der Wechselkurs bildet sich ohne Devisenmarkt-interventionen der Zentralbank und wird als Marktergebnis akzeptiert.

• Kernpunkte des Systems sind:

– Frei gebildeter Kurs durch Angebot und Nachfrage

– Geldpolitik orientiert sich am bspw. Geldmengenwachstum

– Wird bevorzugt, wenn kein stabiles Wechselkurssystem prognostiziert werden kann

– Unzureichende Währungsreserven

– Schwierig zu gestaltende Makrostabilität

– Wechselkursflexibilität sorgt für Zahlungsausgleich, dadurch werden Anpassungen ‚weicher‘ aufgefangen

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Wechselkurssysteme im Überblick

• Bei einem kontrollierten Schwanken (managed floating) existieren keine Wechselkursparitäten, Bandbreiten und andere währungspolitische Regelelemente. Jedoch akzeptiert die Zentralbank nicht bedingungslos den Wechselkurs als Marktergebnis. Sie greift nur fallweise ein, mit dem Ziel Wechselkursschwankungen kurzfristig zu minimieren. Mittelfristig interveniert sie, wenn eine Unterbewertung der eigenen Währung vorliegt.

• Die Stufenflexibilität (adjustable peg) sieht einen festen Wechselkurs, mit oder ohne Bandbreiten, vor. Allerdings kann unter bestimmten Bedingungen die Änderung der Leitkurse oder der Bandbreiten vorgenommen werden. Beispiele für einen adjustable peg zeigen sich im Bretton-Woods-System bis 1973, dem Wechselkursmechanismus I und dem Wechselkursmechanismus II im Europäischen Währungssystem (EWS).

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Wechselkurssysteme im Überblick

• Die Gleitende Parität (crawling peg) sieht ebenfalls klare Regeln für die Abwertung der Parität vor. Allerdings ist der Abwertungsspielraum hier deutlich geringer. Die Zentralbank kann nur durch relativ geringe Paritäts-bzw. Leitkursänderungen intervenieren. Die Interventionspunkte werden regelmäßig, beispielsweise einmal im Monat, festgelegt.

• Kompromiss zwischen den Vorteilen des Wechselkursankers beim Abbau der Inflationsraten und der Wechselkursflexibilität bei der Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

• Wechselkursänderungsrate wird angekündigt und festgelegt

– π > π*

– Abwertungsrate > erwartetes Inflationsgefälle vom Inland zum Ausland, d.h. reale Aufwertung der Inlandswährung

– Abwertungsrate gleicht Inflationsrate aus

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Wechselkurssysteme im Überblick

• Im System absolut fester Wechselkurse (fixed peg) wird der Wechselkurs einmalig und unwiderruflich festgelegt und bleibt zudem im Zeitablauf konstant. Dies geschieht meistens vertraglich zwischen zwei oder mehreren Währungsräumen. Die Zentralbank muss jeder Veränderung des nominalen Wechselkurses entgegenwirken und für diesen garantieren.

• Kernpunkte des Systems sind:– Stabile, jedoch anpassungsfähige Paritäten

– Reale Aufwertung durch hohe Exporte

– (Hyper-)Inflationsgefahr langfristig gebannt, durch Anlehnung an die Anti-Inflationspolitik anderer Länder (Konvergenzkriterium)

– „Import“ der Glaubwürdigkeit des geldpolitischen Kurses

• Bedingung: – Ausreichend Währungsreserven

– Makroökonomische Stabilisierungspolitik

• Verzicht auf eigene Geldpolitik!

• Was passiert beim Scheitern der Politik?

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Wechselkurssysteme im Überblick

Currency Board-System

• Eine strenge Variante des Fixkurssystems

• Monetäre Basis einer Volkswirtschaft ändert sich nur dadurch, dass das Currency Board die eigene Währung im Austausch gegen eine bestimmte ausländische Währung (Ankerwährung) zu einem fixen Wechselkurs kauft oder verkauft.

• Die monetäre Basis ist in voller Höhe durch Devisen in der Ankerwährung gedeckt.

• Konvertibilität der inländischen Währung gegenüber der Reservewährung, d.h. eine Einlösung in andere konvertible Währungen ist durch Umtausch der Reservewährung in diese Währung möglich.

• Die Entwicklung der Währungsreserven und damit die Zahlungsbilanzsituation verändert die monetäre Basis und bestimmt die Geldmengenentwicklung.

• Zentralbank kann nicht zur Finanzierung von Budgetdefiziten herangezogen werden

• Zentralbank hat keine Möglichkeit zur Devisenmarktintervention

• Das geringe Wechselkursrisiko impliziert niedrigere Zinssätze für Auslandskredite und erleichtert Direktinvestitionen.

• Nachteile sind:– Keine eigenständige Geldpolitik

– Verzicht auf den Wechselkurs als Gegensteuerungsmöglichkeit zu Störungen (Schocks) auf dem Gütermarkt

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Ausgewählte Literatur• BERNANKE, Ben S.; MISHKIN, Frederic S. (1997): Inflation Targeting: A New Framework for Monetary

Policy?; National Bureau of Economic Research, Working Paper 5893, NBER, January 1997: Cambridge.

• DEUTSCHE BUNDESBANK (1999): Taylor-Zins und Monetary Conditions Index; Monatsbericht April 1999; S. 47-63.

• DUWENDAG, Dieter ET AL (1999): Geldtheorie und Geldpolitik in Europa – Eine problemorientierte Einführung mit einem Kompendium monetärer Fachbegriffe; 5. Auflage, Springer-Verlag: Berlin Heidelberg.

• EZB (1999): Die stabilitätsorientierte geldpolitische Strategie des Eurosystems; Monatsbericht Januar 1999, Frankfurt am Main; S. 43-56.

• EZB (2001): Fragen im Zusammenhang mit geldpolitischen Regeln; Monatsbericht Oktober 2001, Frankfurt am Main; S. 43-58.

• EZB (2002): Die zwei Säulen der geldpolitischen Strategie der EZB; Monatsbericht November 2002, Frankfurt am Main; S. 41-53.

• EZB (2003): Ergebnisse der von der EZB durchgeführten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie; Monatsbericht Juni 2003, Frankfurt am Main; S. 87-102.

• EZB (2006): Europäische Zentralbank – Geschichte, Rolle und Aufgaben; zweite überarbeitete Auflage 2006, Frankfurt am Main.

• EZB (2007a): Die Geschichte des Euro: Ein Überblick über die Entstehung des Euro-Banknoten und –Münzen; Frankfurt am Main.

• EZB (2007b): Financial Integration in Europe; Frankfurt am Main.

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Ausgewählte Literatur• EZB (2009a): Zentralbankkommunikation in Zeiten erhöhter Unsicherheiten; Monatsbericht November 2009,

Frankfurt am Main; S. 77-86.

• EZB (2009b): Geldpolitische Systeme und gesamtwirtschaftliche Stabilität; Monatsbericht Dezember 2009, Frankfurt am Main; S. 19-22.

• EZB (2011a): Die Europäische Zentralbank, das Eurosystem, das Europäische System der Zentralbanken; Frankfurt am Main.

• EZB (2011b): Preisstabilität: Warum ist sie für dich wichtig?; Frankfurt am Main.

• EZB (2011c): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main.

• EZB (2012): Durchführung der Geldpolitik Im Euro-Währungsgebiet: Allgemeine Regelungen für die Geldpolitischen Instrumente und Verfahren des Eurosystems; Frankfurt am Main.

• EZB (2013): The International Role Of The Euro; ; Frankfurt am Main.

• GERDESMEIER, Dieter (2006): Geldtheorie und Geldpolitik - Eine praxisorientierte Einführung; 2. Auflage, Bankakademie-Verlag: Frankfurt am Main.

• GÖRGENS, Egon; RUCKRIEGEL, Karlheinz; SEITZ, Franz (2008): Europäische Geldpolitik – Theorie, Empirie, Praxis; 5. Auflage, Lucius & Lucius: Stuttgart.

• JANSSEN, Ole Johann (2002): Currency Board-Systeme – Theoretische Aspekte und Erfahrungen; Duncker & Humblot: Berlin.

• JARCHOW, Hans-Joachim (2003): Theorie und Politik des Geldes; 11. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen.

• MARIA-DOLORES, Ramon (2005): Monetary Policy Rules in Accession Countries to EU: Is the Taylor-Rule a pattern?; Economics Bulletin, Vol. 5, No. 5, September 2005; S. 1-16.

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Ausgewählte Literatur• MISHKIN, Frederic S. (2002): Inflation Targeting; in: SNOWDON, Brian; VANE, Howard R. (Hrsg.) (2002): An

Encyclopedia of Macroeconomics; Edward Elgar Publishing: Northampton; S. 361-367.

• MISHKIN, Frederic S. (2004): The Economics of Money, Banking and Financial Markets; 7. Auflage, Pearson Addison-Wesley: Boston.

• MISHKIN, Frederic S. (2007): Who Did We Get Here?; in: MISHKIN, S. Frederic (Hrsg.) (2007): Monetary Policy Strategy; Cambridge: London; S. 1-28.

• MORITZ, Karl-Heinz (2001): Geldtheorie und Geldpolitik; Kompaktstudium Wirtschaftswissenschaften, Band 13, 2. Auflage, Franz Vahlen: München.

• PETO, Rudolf (2002): Geldtheorie und Geldpolitik; 2. Auflage, Oldenbourg Verlag: München.

• SCHWEICKERT, Rainer (1993): Geld- und Wechselkurspolitik in Entwicklungsländern – Eine Analyse alternativer Stabilisierungs- und Anpassungsstrategien; Institut

• SPAHN, Heinz-Peter (2006): Geldpolitik – Finanzmärkte, neue Makroökonomie und zinspolitische Strategien; Verlag Vahlen: München.

• SVENSSON, Lars E.O. (1999): Inflation targeting as a monetary policy rule; Journal of Monetary Economics, Vol. 43, No. 3, June 1999; S. 607-654.

• SVENSSON, Lars E.O. (2007): Inflation Targeting; Centre for European Policy Studies, CEPS Working Paper, No. 144, May 2007.

• VOLLMER, Uwe (2005): Geld- und Währungspolitik; Verlag Vahlen: München.

• WEBER, A. Axel (2008): Perspektiven der europäischen Geldpolitik; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Ferdinand Schöningh: Paderborn.

Page 83: Geld-und Währungspolitik Euro und EZB · • 1952: EGKS • 1957: EWG, Euratom • 1965: EG = EGKS+EWG+Euratom • 1970: Werner-Plan, EWWU in drei Stufen, wurde bald wieder verworfen

| WS 2013/14 | Samir Kadiric

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