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Gelege- und Kükenschutz im
Vogelschutzgebiet "V65" und in der
Stollhammer Wisch
Ergebnisse 2016
Huntlosen, August 2016
Gelege- und Kükenschutz im
Vogelschutzgebiet "V65" und in der
Stollhammer Wisch
Ergebnisse 2016
Auftraggeber:
Ausführung:
Inhalt 1 Einleitung und Methoden ..................................................................................... 2
2 Witterung .............................................................................................................. 5
3 Gebietsbeschreibung ........................................................................................... 6
4 Ergebnisse 2016 .................................................................................................. 8
4.1 Bestandserfassung .............................................................................................. 8 4.2 Bruterfolgskontrolle .............................................................................................. 8 4.3 Gelegeschutz ....................................................................................................... 9 4.4 Kükenschutz ...................................................................................................... 19 5 Vergleichende Betrachtung 2001 bis 2016 ........................................................ 20
6 Sonstiges ........................................................................................................... 23
7 Literatur .............................................................................................................. 26
Büro für Biologie & Umweltplanung * Im Fladder 13 * 26197 Huntlosen
Gelege- und Kükenschutz im Vogelschutzgebiet "V65" und in der Stollhammer Wisch 2016 2
1 Einleitung und Methoden Die intensivierte landwirtschaftliche Nutzung ab Mitte des letzten Jahrhunderts hat zu
nachhaltig negativen Bestandstrends bei den bodenbrütenden Offenlandarten bis in die
heutigen Jahre geführt. Ihr „Aufstieg“ innerhalb der Roten Listen in den letzten Jahren
ist ein deutlicher Indikator dafür. Da eine Rückkehr zu alten Bewirtschaftungsmethoden
kein realistisches Ziel darstellt, müssen neue Wege des Schutzes entwickelt werden.
Einen vielversprechenden Ansatz bieten dabei Gelegeschutzmaßnahmen.
Aktive Gelegeschutzmaßnahmen für Wiesenvögel werden bereits seit vielen Jahren in
den Niederlanden durchgeführt. Hierbei werden die Nester mit Bambusstöckchen mar-
kiert und gegebenenfalls mit einem Gelegekorb geschützt. Die markierten Nester kön-
nen dann bei den einzelnen landwirtschaftlichen Arbeitsgängen wie Walzen, Schleppen,
Düngen oder Mähen umfahren werden und sind, falls mit einem Gelegeschutzkorb ver-
sehen, vor Viehtritt geschützt.
Abb. 1: Gelegeschutzkorb über einem Uferschnepfengelege.
Seit dem Jahr 1999 wird der Gelegeschutz auch in der Wesermarsch durchgeführt.
Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der im Jahr 2016 im Rahmen des Gelege-
und Kükenschutzprogramms durchgeführten Arbeiten im Vogelschutzgebiet V 65 Butja-
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dingen und in der angrenzenden Stollhammer Wisch zusammen. Die Abgrenzungen
der Projektfläche sind in Karte 0 (Anhang) dargestellt. Die Geländearbeiten setzen sich
wie folgt zusammen:
• Revierkartierung (Austernfischer, Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe, Großer
Brachvogel)
• Gelegemarkierung
• Schlupferfolgskontrolle
• Kükenschutzmaßnahmen
• Bruterfolgskontrolle auf ausgewählten Probeflächen
Abb. 2: Durch den Einsatz von Wildkameras lassen sich gesicherte Erkenntnisse zu Prädations-ursachen gewinnen. Im Jahr 2016 kamen im Projektgebiet 8 Kameras zum Einsatz. Diese Kamera wurde von einem Austernfischerpaar nicht nur als Ansitzwarte genutzt.
Die Gelegemarkierungen beschränkten sich überwiegend auf die Nester von Kiebitzen
und Austernfischer. Bei diesen beiden Arten kommt es aufgrund der zahlreichen
Ackerbruten regelmäßig zu erheblichen Gelegeverlusten durch die Bewirtschaftung.
Eine "Gelegenachsorge", also ein Schutz der jungen Küken ist bei Kiebitz und Austern-
fischer vor allem bei Ackerbruten in der Regel nicht erforderlich. Entweder verbleiben
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die Familien auf der Ackerfläche und weichen bei einsetzender Bewirtschaftung auf
Nachbarflächen aus oder die Altvögel führen ihren Nachwuchs auf beweidetes Grün-
land.
Während die Gelege von Kiebitz und Austernfischer relativ leicht zu finden und beide
Arten auch sehr störungstolerant gegenüber der Gelegesuche sind, ist die Gelegemar-
kierung von Uferschnepfen- und Rotschenkelnestern deutlich schwieriger und zeitauf-
wendiger. Beide Arten legen ihre Nester vorzugsweise in hochwüchsigem Grünland an.
In einem Frühjahr mit durchschnittlichem Vegetationsverlauf schlüpfen die Ufer-
schnepfenküken oft kurz vor Beginn der ersten Mahd. So läuft die Gelegemarkierung
dann oft ins Leere da die Küken bereits das Nest verlassen haben und so oft dem
Mähwerk zum Opfer fallen. Einziges Mittel für einen erfolgreichen Gelege- und Küken-
schutz bei diesen beiden Arten ist deshalb ein temporärer flächenhafter Schutz der
Bruthabitate (Bewirtschaftungsverzögerung).
Abb. 3: Zwei Austernfischerküken kurz nach dem Schlupf.
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2 Witterung Der Witterungsverlauf des Frühjahres 2016 läßt sich wie folgt beschreiben: Nach einem
extrem nassen Februar folgte ein kühler März mit mäßigen Niederschlägen. Der April
war sehr kalt und überdurchschnittlich niederschlagsreich. Vor allem die Witterung der
zweiten Aprilhälfte mit Nachtfrösten, Schnee, Regen und Wind sowie Tagestemperatu-
ren von oft nicht über 7 °C führte bei den Wiesenbrütern zu Gelege- und Kükenverlus-
ten. Der Mai war hochsommerlich warm und trocken, zum Monatsende nahmen die
Niederschläge deutlich zu. Der Juni war überdurchschnittlich warm und naß. Es kam
mehrfach zu unwetterartigen Niederschlägen.
Abb. 4: Prozentuale Abweichungen der Niederschlagsverteilung im Frühjahr 2016 vom langjähri-gen Mittel (1981-2010) (Bremen, Daten: www.wetterkontor.de)
Abb. 5: Kiebitzgelege im Schnee am 25.04.2016.
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3 Gebietsbeschreibung Charakteristisch für die Wesermarschen sind die nur sehr geringen Höhenunterschiede
zwischen kurz unterhalb von NN bis max. 8 m ü. NN. Die höheren Bereiche sind zum
einen die Uferwälle entlang der Weser und z. T. auch am Rand des Wattenmeeres.
Zum anderen finden sich höher gelegene Gebiete an den Geesträndern und den dort
gelegenen ehemaligen Moorbereichen. Die Erscheinungsform der Wesermarschen ist
von großflächigen Grünland-Graben-Arealen geprägt. Intensive Grünlandwirtschaft ist
die prägende Landnutzung, auch wenn in jüngerer Zeit auch die Ackernutzung, vor al-
lem auf den höher gelegenen Bereichen, zugenommen hat.
Das Projektgebiet liegt im nördlichen Teil der Wesermarsch, auf der Halbinsel Butjadin-
gen. Diese Halbinsel hat sich im Mittelalter gebildet, als große Sturmfluten den Verlauf
der heutigen Nordseeküste gestalteten. Der Name leitet sich von niederdeutsch „buten“
(= außen, außerhalb, jenseits) und „Jade“ ab. Es ist also das Land jenseits der Jade
oder des „Jadebusen“.
Abb. 6: Lage des Projektgebietes.
Das binnendeichs an die Wesermündung und in weiten Teilen an den Nationalpark
“Niedersächsisches Wattenmeer“ grenzende Vogelschutzgebiet V 65 "Butjadingen" ge-
hört innerhalb der naturräumlichen Region Watten und Marschen zu der naturräumli-
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chen Haupteinheit Wesermarschen. Es ist hauptsächlich durch Grünlandnutzung ge-
prägt, Ackerbau macht rund 8 % aus. Gehölzbestand fehlt fast völlig, Baumbewuchs ist
lediglich in Form kleiner Hofgehölze, Hegebüsche, Baum- und Gebüschreihen zu fin-
den. Das Gebiet ist von einem dichten Netz an Sielen und Zuggräben durchzogen, die
eine weitgehend konstante Wasserführung im Interesse der landwirtschaftlichen Bo-
dennutzung ermöglichen.
EU-Vogelschutzgebiet: V65 Butjadingen sowie südlich angrenzende Bereiche der Stollhammer Wisch
Flächengröße: 5.444 ha (V 65) 657 ha (südlicher Teilbereich Stollhammer Wisch)
Schutzstatus: Landschaftsschutzgebiet Butjadinger Marsch: 5.165 ha
Landnutzung: 8 % Ackerkomplexe 4 % Grünlandkomplexe 76 % Intensivgrünlandkomplexe 4 % Feuchtgrünlandkomplexe 5% Ried- und Röhrichtkomplex 3% Überformte Biotopkomplexe
Abb. 7: Blick vom Aussichtsturm am Mitteldeich in das Projektgebiet.
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4 Ergebnisse 2016 4.1 Bestandserfassung Für das Projektgebiet Stollhammer Wisch (siehe Karte 0, Anhang) wurde in diesem
Jahr vom NLWKN keine Brutvogelkartierung in Auftrag gegeben. Im Rahmen des Gele-
geschutzes wurden nur die Verbreitungsschwerpunkte bearbeitet, so dass die vorlie-
genden Ergebnisse nicht mit den aus den Jahren 1993 - 2015 vorliegenden Bestands-
zahlen verglichen werden können. Für alle Teilbereiche des V 65, die sich nicht mit dem
Projektgebiet Stollhammer Wisch überschneiden (2.660 ha) wurde im Rahmen des Ge-
lege- und Kükenschutzprojektes eine systematische Bestandserfassung durchgeführt. Tab. 1: Bestandsentwicklung im V 65 außerhalb Projektgebiet Stollhammer Wisch
Art 2015 2016 Austernfischer 12 10 Kiebitz 131 71 Rotschenkel 22 13 Sandregenpfeifer 4 4 Uferschnepfe 20 11
Tab. 1 zeigt für die außerhalb des Projektgebietes Stollhammer Wisch liegenden Berei-
che des V 65 "Butjadingen" einen starken Bestandsrückgang bei Kiebitz, Uferschnepfe
und Rotschenkel. Auch für das Projektgebiet Stollhammer Wisch wird zumindest für den
Kiebitz ein deutlicher Bestandsrückgang vermutet, kann aber aus den vorstehend erläu-
terten Gründen nicht belegt werden. Der starke Bestandsrückgang wird auf die hohen
Prädationsraten der letzten Jahre sowie der stark abnehmenden Habitatqualität zurück-
geführt (weitere Ausführungen in Kap. 4.3).
4.2 Bruterfolgskontrolle Auch für das Jahr 2016 wurde auf vier Probeflächen (Gesamtgröße 284 ha, siehe Karte
0, Anhang) wieder eine Bruterfolgskontrolle durchgeführt. Tab. 2: Ergebnisse der Bruterfolgskontrolle in den vier Teilgebieten
Teilgebiet Neudeichsweg südlich Waddens Flagbalger Sieltief Kurfürstendamm Fläche 80 ha 133 ha 31 ha 40 ha BP Jv./BP BP Jv./BP BP Jv./BP BP Jv./BP Austernfischer 6 0,5 1 0 1 Kiebitz 28 0,4 25 0,4 4 0,5 15 Rotschenkel 2 1 9 0,8 2 1 Uferschnepfe 4 0,5 9 0,4 9 0,7
Der Bruterfolg bei Kiebitz und Uferschnepfe lag in allen vier Teilgebieten zusammen bei
0,5 Jungvögel pro Brutpaar und ist damit möglicherweise grade noch ausreichend für
eine Bestandserhaltung. Auch beim Rotschenkel lag der Bruterfolg in den Probeflächen
mit 0,8 Jungvögeln pro Brutpaar in einer bestandserhaltenden Größenordnung.
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4.3 Gelegeschutz In der Saison 2016 wurden in dem 6.101 ha großen Projektgebiet insgesamt 104 Gele-
ge markiert und geschützt. Die ersten Gelegefunde (Kiebitz) wurden am 31. März ge-
macht. Die ersten Küken (Kiebitz) konnten am 19. April beobachtet werden. Hieraus
errechnet sich beim Kiebitz ein Legebeginn von spätestens dem 19. März. Das erste
Uferschnepfengelege wurde am 03. Mai gefunden und die ersten Küken am 31. Mai
beobachtet.
Mit 104 Gelegen wurden deutlich weniger Nester markiert als in den Vorjahren. Hierbei
wurden 37 Gelege von den Landwirten ausgesteckt. 82 Gelege wurden auf Ackerpar-
zellen und 22 Gelege auf Grünland gefunden. Durch die Markierungen konnten Ge-
legeverluste durch landwirtschaftliche Arbeiten weitgehend ausgeschlossen werden.
Tab. 4: Verteilung der Gelege auf die einzelnen Arten
Art Az. Gel. Az. Gel. G Az. Gel. A Austernfischer 30 5 25 Kiebitz 71 14 57 Uferschnepfe 3 3 0 Summe 104 22 82
Az. Gel. = Anzahl Gelege; Az. Gel. G = Anzahl Gelege im Grünland; Az. Gel. A = Anzahl Gelege auf Acker
Mehr als zweidrittel der markierten Gelege (71) waren Kiebitzgelege - damit profitiert
diese Art wie auch in den Vorjahren von allen bodenbrütenden Limikolen im Gebiet am
Stärksten von den Gelegeschutzarbeiten. Bei der Verteilung der Gelege auf die unter-
schiedlichen Nutzungstypen fällt auf, das Ackerflächen nach wie vor stark überproporti-
onal häufig vom Kiebitz und vom Austernfischer als Nestort ausgewählt wurden.
Tab. 5: Gelegeschicksale
Art Az. Gel.
Az. Eier
Az. Kük.
Verl. Präd.
Verl. Land.
Verl. Sonst.
Az. Taub Schlupf.
Austernfischer 30 84 47 33 3 1 56% Kiebitz 71 277 142 109 4 17 6 51% Uferschnepfe 3 12 8 4 0 0 66% Summe 104 373 197 146 7 18 6 53%
Az. Gel. = Anzahl Gelege; Az. Eier = Anzahl Eier; Az. Kük. = Anzahl geschlüpfter Küken; Verl. Präd. = Eierverluste durch Prädation; Verl. Land. = Eierverluste durch Landwirtschaft; Verl. Sonst. = Sonstige Eierverluste; Az. Taub : Anzahl tauber Eier; Schlupf = Schlupfrate
Leider blieb der Gesamtschlupferfolg mit 53 % wie bereits im Vorjahr hinter den Erwar-
tungen zurück. Ursache für den geringen Schlupferfolg war eine überdurchschnittlich
hohe Prädationsrate. Von den 104 Gelegen wurden 41 Gelege vollständig prädiert und
bei einem weiteren Gelege konnte eine Teilprädation festgestellt werden. Daraus ergibt
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sich auf die Gelege bezogen eine Gesamtprädationsrate von 40,4 % und auf die Eier
bezogen eine Prädationsrate von 39 %. Damit liegt die Prädationsrate im aktuellen Jahr
auf exakt dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. In Tab. 3 (Anhang) sind alle Gelege-
schicksale im einzelnen dokumentiert. In den beiden vorstehenden Tabellen (Tab. 4 u.
Tab. 5) sind die Ergebnisse der Gelegeschutzarbeiten zusammengefasst.
Von den 104 markierten Gelegen wurden 32 Gelege mit Hilfe von Wildkameras über-
wacht. Die Auswertung der Kamerabilder und die Spurenlage im Gelände ergeben da-
her oft recht zuverlässige Auskunft über die jeweiligen Prädatoren.
Prädationsursache unbekannt: 21 Gelege Prädation durch Fuchs: 14 Gelege Prädation durch Steinmarder: 5 Gelege Prädation durch Rabenkrähe: 2 Gelege
Abb. 8: Prozentualer Anteil verschiedener Prädatoren an der Gelege- und Kükenprädation bei Wiesenbrütern in den Niederlanden (aus V-focus october 2015: 37-39)
Eine Studie aus den Niederlanden (siehe Abb. 8) kommt zu einer ähnlichen Verteilung
der Gelegeprädatoren. Die in dieser Studie genannte Prädationsrate liegt mit knapp
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unter 18 % allerdings deutlich niedriger als im Projektgebiet. Eine weitere aktuelle Stu-
die aus den Niederlanden (KENTIE et. al 2015) kommt zu dem Ergebnis, dass die Präda-
tionsrate von Uferschnepfengelegen im artenarmen Mähgrünland höher ist als in bunten
Wiesen. Als einen Grund für die höhere Prädationsrate nennen die Autoren das frühzei-
tige Freistellen der markierten Nestorte durch die Mahd. Die im aktuellen Jahr im Pro-
jektgebiet gemachten Beobachtungen lassen sich hiermit allerdings nur zum Teil erklä-
ren - die Prädation erfolgte oft schon vor Beginn der Mahd bzw. ähnlicher strukturver-
ändernder Arbeiten. KENTIE et al. (2015) kommen jedoch auch zu dem Ergebnis, dass
es noch weitere Gründe für eine höhere Prädationsrate in Intensivgrünland geben
muss. Sie vermuten, dass Prädatorendichte / Prädatorenzusammensetzung sowie Beu-
tespektum und Beutedichte abhängig sind von der Bewirtschaftungsintensität. Eine wei-
tere Ursache für geringere Prädationsraten in artenreichem Grünland sehen sie in einer
besseren Tarnung der Nester in bunten, strukturreichen Wiesen. In einem monotonen
Intensivgrünland sind Gelege auch für einen zweibeinigen Nestersucher deutlich leich-
ter zu finden als in einer struktur- und farbenreichen Umgebung.
Abb. 9: Vom Fuchs zerbissenes Austernfischer-Ei. (22.06.2016)
Im Projektgebiet ist es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Monotonisierung des
konventionell bewirtschafteten Grünlandes gekommen. Zahlreiche Parzellen wurden
neu eingesät bzw. durch kontinuierliche Nachsaat in ihrer Artenzusammensetzung so-
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weit verändert, dass sie von einer artenarmen Neueinsaat kaum noch zu unterscheiden
sind. Das phänologische Ereignis der Löwenzahnblüte (Taraxacum officinale) ist in gro-
ßen Teilen des Untersuchungsgebietes nicht mehr erlebbar. Blühende Weide- und Wie-
senkräuter bilden auf den konventionell bewirtschafteten Parzellen keine auffälligen
Blühaspekte mehr. Nachdem in den 90er Jahren das Wiesenschaumkraut aus dem
Landschaftsbild verschwunden ist, stehen die 2010er Jahre offensichtlich für das end-
gültige Verschwinden von Weide- und Wiesenkräutern. Hiermit einher geht der Verlust
von zahlreichen Insektenarten. Die Monotonisierung der Vegetationsdecke führt
zwangsläufig auch zu einer Verarmung der Bodenfauna. Wiesenbrüter sind jedoch auf
ein reichhaltiges Nahrungsangebot aus epigäischen Invertebraten und Insekten ange-
wiesen.
Abb. 10: Floristisch stark verarmtes Intensivgrünland wie es mittlerweile fast überall auf den kon-ventionell bewirtschafteten Parzellen zu finden ist. Diese Flächen sind für die Wiesenbrüter eine Todeszone.
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Abb. 11: Kurzrasige Dauerweiden mit einem Blühaspekt von Löwenzahn (Taraxacum officinale) und Gänseblümchen (Bellis perennis) sind im Projektgebiet rar geworden.
Die floristische Verarmung führt zudem zu einer strukturellen Vereinheitlichung der
Grasnarbe. Bereits Anfang April sind viele Grünlandparzellen aufgrund veränderter Ar-
tenzusammensetzung und intensiver Düngung derart hoch aufgewachsen, dass sie als
Bruthabitat für den Kiebitz nicht mehr in Frage kommen. Aufgrund ihrer oft dichten Be-
stockung und dem daraus resultierenden hohen Raumwiderstand werden diese Flä-
chen in der Regel auch von Uferschnepfen und Rotschenkel gemieden.
Die überwiegende Anzahl der Grünlandparzellen wird nur noch zur Silagegewinnung
genutzt (alle vier bis sechs Wochen ein Schnitt). Die moderne Boxenlaufstallhaltung
führt dazu, dass immer weniger Rinder auf die Weide kommen. Arten- und strukturrei-
che Dauerweiden sind mittlerweile eine Seltenheit geworden. Artenreiche Wiesen gibt
es fast nur noch auf Kompensationsflächen.
Die immer intensiver betriebene Entwässerung der Landschaft kommt auch den Präda-
toren entgegen. Rotfuchs und Steinmarder sind keine natürlichen Bewohner einer offe-
nen Marschenlandschaft. Erst der nachhaltige Landschaftsumbau hat zu einer Besied-
lung in einem lange Zeit unterschätzen Umfang geführt.
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Durch das seit einigen Jahren im Projektgebiet durchgeführte, und seit dem Jahr 2015
intensivierte Prädatorenmanagement wird allmählich deutlich, wie stark die Bestände
von Rotfuchs und Steinmarder tatsächlich sind. Es ist dringend erforderlich, durch eine
konsequente Bejagung ähnlich wie bei der Rabenkrähe eine erhebliche und nachhaltige
Bestandsreduzierung dieser Raubsäuger anzustreben. Hierbei ist es zwingend notwen-
dig das Prädatorenmanagement auch auf den angrenzenden Nationalpark (NP Nieder-
sächsisches Wattenmeer) auszudehnen. Es gibt zahlreiche Beobachtungen und Hin-
weise die belegen, dass offensichtlich ein erheblicher Teil der Prädatoren des Nachts
über den Deich in das unmittelbar angrenzende Projektgebiet einwandern.
Parallel dazu ist über Maßnahmen nachzudenken, die eine weitere Monotonisierung
des Grünlandes verhindern und zumindest in Teilbereichen des Projektgebietes wieder
zu arten- und strukturreicheren Flächen führen.
Abb.12: Der Rotfuchs konnte mit Hilfe von Wildkameras als häufigster Gelegeprädator überführt werden. Interessanterweise konnte regelmäßig beobachtet werden, dass der Fuchs ein Gelege mehrmals (in einer oder über mehreren Nächte verteilt) aufsucht und jeweils nur mit einem Ei ver-schwindet. Deshalb erfolgt eine Gelegeprädation durch den Fuchs in den meisten Fällen ohne erkennbare Spuren. Im vorstehenden Fall erfolgten vier Gelegebesuche innerhalb von fünf Minu-ten.
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Auch das Management der im Projektgebiet liegenden Kompensationsflächen (ca. 45
ha) sollte dringend überprüft werden. Bei einer Begehung im Februar 2015 wurde deut-
lich, dass die planfestgestellten Auflagen zur Wasserrückhaltung nicht konsequent um-
gesetzt werden. Eine Optimierung dieser Flächen für den Wiesenvogelschutz kann nur
durch ein regelmäßiges Monitoring und eines kontinuierlichen Feintuning von Wasser-
haltung und Bewirtschaftung ermöglicht werden.
Die derzeit deutlich negative Bestandsentwicklung läßt in Verbindung mit einer starken
Gelegeprädation die Gelege- und Kükenschutzmaßnahmen zunehmend ins Leere lau-
fen. Wo keine Reviere mehr sind, können auch keine Gelege mehr geschützt werden.
Wenn dann auch noch regelmäßig eine Prädationsrate von 40 % zu beklagen ist, ver-
bleibt kaum noch ein meßbarer Erfolg. Wenn sich nicht in absehbarer Zeit grundsätzlich
etwas an der Habitatqualität des Vogelschutzgebietes ändert wird sich der negative Be-
standstrend kaum noch umkehren lassen.
Abb. 13: Steinmarder beim Abtransport des ersten Kiebitzeies. Bis zur vollständigen Prädation (vier Eier) vergingen 40 Minuten.
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Abb. 14: Rabenkrähen konnten nur in zwei Fällen als Gelegeräuber überführt werden.
Abb. 15: Auch Hauskatzen wurden als Gelegebesucher identifiziert. Eine Prädation konnte jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden.
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Abb. 16: Die Prädation beschränkt sich nicht nur auf Gelege und Küken. Das Bild zeigt eine Fuchsfehe die einen brütenden Rotschenkel direkt auf dem Gelege reißt (aufgenommen auf der Strohauser Plate).
Abb. 17: Nicht alle nächtlichen Nestbesucher kommen in böser Absicht.
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Abb. 18: Nachbarschaftsbesuch.
Abb. 19: Bewirtschaftungsmaßnahmen werden von den brütenden Vögel in hohem Maße toleriert. Erst eine Annäherung des Schleppers auf wenige Meter führt zum kurzzeitigen Verlassen des Nestes.
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4.4 Kükenschutz Zusätzlich zu den Arbeiten zum Schutz der Gelege wurden auch Maßnahmen zum
Schutz der Küken durchgeführt. Neben Verträgen mit mittelfristiger Laufzeit im Rahmen
der niedersächsischen Agrar-Umwelt-Maßnahmen (642 ha) und langfristigen Kompen-
sationsmaßnahmen (ca. 45 ha) wurden mit einigen Landwirten kurzfristige Vereinba-
rungen über eine Mahdverzögerung (bis zum 15. Juni) sowie über den Erhalt von
Fluchtstreifen und eine kükenfreundliche Mahd von innen nach außen getroffen.
Nicht in allem Fällen konnte eine Übereinkunft mit dem jeweiligen Bewirtschafter erzielt
werden, so dass es leider auch 2016 wieder zu vermeidbaren Kükenverlusten durch die
Mahd gekommen ist.
Abb. 20: Ein großzügig angelegter Fluchtstreifen bietet Rückzugsmöglichkeiten für Altvögel und Küken.
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5 Vergleichende Betrachtung 2001 bis 2016 An dieser Stelle sollen die wichtigsten Kerndaten des Gelege- und Kükenschutz-
projektes aus dem Vogelschutzgebiet V 65 und der Stollhammer Wisch von 2001 bis
2016 verglichen werden.
Anzahl geschützter Gelege
115
80
60
122
64
108
95
7783
92
134127
118
141
175
104
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Abb. 21: Anzahl der geschützten Gelege im Projektgebiet über den Betrachtungszeitraum 2001 - 2016.
Schlupferfolg geschützter Gelege in %
14
49
6865
41
24
62
58
74 73
61
54
58
67
52 53
0
10
20
30
40
50
60
70
80
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
%
Abb. 22: Schlupferfolg der geschützten Gelege im Projektgebiet über den Betrachtungszeitraum 2001 - 2016.
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Die Anzahl der geschützten Gelege konnte in den letzten Jahren kontinuierlich gestei-
gert werden. Dies war nur aufgrund einer langjährigen und vertrauensvollen Zusam-
menarbeit mit den Landwirten vor Ort möglich. So kann z. B. eine einfache Befahrens-
erlaubnis einer schlecht einsehbaren Parzelle zu einer großen Hilfe bei der Gelegesu-
che werden. Im aktuellen Jahr ist die Anzahl der markierten Gelege jedoch deutlich hin-
ter den Ergebnissen der Vorjahre zurückgeblieben. Dies liegt zumindest zum Teil an
dem deutlichen Bestandsrückgang des Kiebitz. Ein weiterer Grund ist die räumliche
Verlagerung des Kiebitzbestandes. So konnten z. B. auf den östlich der B 212 liegen-
den, von Weißwangengänsen stark abgeweideten Grünlandparzellen rund um die ehe-
malige Kleientnahme in Grebswarden (Seenpark 4) eine deutliche Bestandszunahme
verzeichnet werden. Die Kiebitze lassen sich durch die rastenden Gänse nicht beein-
trächtigen und profitieren von den kurzrasigen Strukturen. Es besteht zudem der Ein-
druck als wenn die Anwesenheit von tausender Gänsen auf Prädatoren abschreckend
wirkt. Auf den Flächen bei Grebswarden war eine Gelegemarkierung aufgrund der sehr
spät einsetzenden Bewirtschaftung nicht erforderlich.
Abb. 23: Brütenden Kiebitz (im Bildvordergrund rechts) inmitten von mehreren Tausend rasten-den Weißwangengänsen (aufgenommen auf der Strohauser Plate).
Der Schlupferfolg der markierten Gelege zeigt eine große Schwankungsbreite (Min.: 14
% in 2001 - Max. 74 % in 2009). In den letzten zehn Jahren lag der mittlere Schlupfer-
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folg bei 61 % und die mittlere Prädationsrate bei 29 %. Der Anteil der Gelegeverluste
durch landwirtschaftliche Arbeiten konnte durch die Gelegemarkierungen auf etwa 5 %
gesenkt werden. Ohne die Markierungen käme es auf den Ackerflächen Jahr für Jahr
zu Totalverlusten bei den Erstgelegen. Bei einer frühen Gelegeprädation würden auch
die Zweitgelege den landwirtschaftlichen Arbeiten zum Opfer fallen.
Prädationsrate geschützter Gelege in %
77
25
1012
51
67
23
28
11
23
29
40
35
22
39 39
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
%
Abb. 24: Prädationsrate der geschützten Gelege im Projektgebiet über den Betrachtungszeitraum 2001 - 2016.
In einigen Wiesenvogelschutzgebieten wurden in den letzten Jahren Versuche zum
Schutz von markierten Gelegen gegen Prädatoren unternommen. Es wurden einzelne
Gelege oder auch gleich mehrere Flurstücke mit Elektrozäunen vor Füchsen gesichert.
Dies kann jedoch aufgrund des extrem hohen monetären und zeitlichen Aufwandes bei
einer immer noch relativ häufigen Art wie dem Kiebitz oder auch der Uferschnepfe nicht
der Weg der Wahl sein. Neben einer intensiven Prädatorenbejagung wurden deshalb
im Projektgebiet erstmalig Versuche zu einer gezielten Prädatorenvergrämung mit Duft-
stoffen durchgeführt. Die ersten Versuche zeigen, dass das eingesetzte Vergrämungs-
mittel offensichtlich seine Wirkung erzielt (Fuchs mehrfach am Gelege aber keine
Prädation) jedoch aufgrund seiner hohen Flüchtigkeit nur sehr kurzzeitig wirksam ist.
Das in wässriger Lösung vorliegende Mittel wurde direkt auf den Nestboden aufgetra-
gen. Derzeit wird an einer haltbareren Darreichungsform (Paste) gearbeitet. Möglicher-
weise lassen sich so in Zukunft zumindest alle markierten Gelege vor der Prädation
durch Raubsäuger schützen.
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6 Sonstiges Der hohe Anteil von Ackerbruten beim Kiebitz erleichtert vor allem in einem Frühjahr mit
ungewöhnlich früh einsetzender Vegetationsperiode die Gelegesuche. Andererseits gibt
es aber immer wieder Ackerflächen, die aufgrund ihrer Erschließung oder ihrer ungüns-
tigen Oberflächenstruktur nicht oder nur sehr unzureichend nach Gelegen abgesucht
werden können. Auf diesen Flächen gehen Jahr für Jahr zahlreiche Gelege verloren.
Dabei ist es für einen Landwirt auf dem Schlepper ein Leichtes, brütende Kiebitze auf
dem Nest zu erkennen und entsprechend zu markieren. Leider sind immer noch nicht
alle Landwirte bereit, dieses auch zu tun. Problematisch ist auch die Ausbringung von
Gülle mittels Prallteller. Da auf den Äckern deutlich mehr Gülle ausgebracht wird als auf
dem Grünland, verkleben bei ungeschützten Gelegen die Eier und die Nester werden
aufgegeben. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass die Gelege kurzfristig mit einem
Eimer geschützt werden. Einfacher wäre in diesem Fall natürlich die Gülleausbringung
im Schleppschlauchverfahren.
Abb. 25: Gülleausbringung mit dem Prallteller führt auf Ackerflächen bei nicht abgedeckten Gele-gen aus deutlich ersichtlichen Gründen zu einer Aufgabe der Brut.
Für das Problem der Gülleverschlauchung (siehe Abb. 26) konnte eine Lösung gefun-
den werden. Mit Hilfe eines speziell entwickelten Gelege-Schutzbügels (siehe Abb. 27)
lassen sich die Nester wirkungsvoll vor der Zerstörung durch den Schlauch schützen.
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Abb. 26: Gülleverschlauchung. Der hinter dem Schlepper hinterher gezogenen Schlauch führt bei ungeschützten Nestern zu einem Gelege-Totalverlust auf der bearbeiteten Fläche.
Abb. 27: Der doppelte Gelege-Schutzbügel sorgt dafür, der bei einer Gülleverschlauchung der hinter dem Schlepper hergezogenen Schlauch über das Gelege rutscht ohne dabei Schaden anzu-richten.
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Gelege- und Kükenschutz im Vogelschutzgebiet "V65" und in der Stollhammer Wisch 2016 25
Beobachtungen aus mittlerweile 18 Jahren Gelegeschutz in der Wesermarsch haben
gezeigt, dass durch die Gelegemarkierung der Schlupferfolg der bodenbrütenden Limi-
kolen deutlich erhöht werden kann. Um wirklich effektiv zu sein, muss der Gelegeschutz
jedoch auf großer Fläche konsequent durchgeführt werden. Hierfür ist die Mithilfe der
Bewirtschafter unverzichtbar. Derzeit ist der Anteil der aktiv mitarbeitenden Landwirte
nicht ausreichend. Es müssen dringend neue Anreize geschaffen werden um auch den
letzten Landwirt zur aktiven Teilnahme zu motivieren.
Der Gelegeschutz endet jedoch nicht nach dem Schlupf der Küken. Durch geeignete
Lebensraumgestaltung und eine kükenschonende Bewirtschaftung ist ein bestandser-
haltender Aufzuchterfolg sicherzustellen. Die intensiv bewirtschaftete Agrarlandschaft
sollte von einem Netz aus Rückzugsräumen durchzogen sein, dass den Vögeln wäh-
rend der Bewirtschaftungsphasen hinreichend Nahrung und Deckung bietet. Die dünns-
ten Fäden dieses Netzes sollten die mitten in den Acker- und Grünlandparzellen liegen-
den Grüppen sein, die, versehen mit einem ein Meter breiten Schutzstreifen in der Zeit
von Mitte März bis Mitte Juli komplett aus der Nutzung genommen werden müssen
(Beweidung ist möglich). Gleiches gilt für die Uferbereiche der Be- und Entwässerungs-
gräben. Die Knotenpunkte des Netzes stellen extensiv bewirtschaftete und nach Mög-
lichkeit vernässte Flächen dar auf denen sich der Bewirtschaftungsrhythmus nach den
Bedürfnissen der Wiesenbrüter richtet. Überall dort, wo die Maschen des Netzes zu
groß werden, ist über temporäre, flächige Maßnahmen ein Schutz der Wiesenbrüter
sicher zu stellen.
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7 Literatur BIBBY, C. J.; BURGESS, N. D.; HILL, D. A. (1995): Methoden der Feldornithologie. - 1. Aufl.
1-270. Radebeul.
KENTIE, R.; BOTH, C.; HOOIJMEIJER, J.; PIERSMA, T. (2015): Management of modern agri-
cultural landscapes increase nest predation rates in Black-taild Godwits Limosa
limosa. - Ibis (2015) doi: 10.1111/ibi.12273
KRÜGER, T., OLTMANNS, B. (2007): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefähr-
deten Brutvögel. – Inform.d Naturschutz Niedersachs. 27 (3): 131-175). Hanno-
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SÜDBECK, P. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutsch-lands. – 792 S. Hannover.
SÜDBECK, P., et al. (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Brutvögel (Aves) Deutschlands. - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 159-227. Bonn.
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! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
V 65 - Butjadingen
Projektgebiet Stollhammer Wisch
Bruterfolgskontrollflächen
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:40.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
0Übersicht Projektgebiet
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:5.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
1aReviere
Langwarden
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
2aReviere
Waddenser Deich
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
104103
087
086085
084079
078
077076
075
068
067
066
058
020
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
2bGelege
Waddenser Deich
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
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3aReviere
Aashausen
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
069
057
056
055047046
041
040039
036035
022021
005
001
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
3bGelege
Aashausen
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
4aReviere
Grebswarden
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
5aReviere
südl. Waddens
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
101
091090
089088
080
074
065064
062061
059
050
049
048
043
042
031030
029028
027
026
025
023 019018 017
015
006
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
5bGelege
südl. Waddens
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
6aReviere
Flagbalger Sieltief
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
099
098
091090
044
038037
032
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
6bGelege
Flagbalger Sieltief
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
7aReviereKloster
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
097
096
095
094093092
073
072
071
070
052
051
045
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:10.000
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Tel.: 04487/[email protected]
7bGelegeKloster
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:5.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
8aReviere
Kurfürstendamm
! Austernfischer
! Kiebitz
! Rotschenkel
! Sandregenpfeifer
! Uferschnepfe
Grünlandpflege ab 21.05.
Grünlandpflege ab 21.05., Fluchtstreifen
Mahd ab 16.06
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle
102
083
082081
063
054
053
034
033
016
012011
010
009
008
007
004003002
Gelegeschutz V 65 / Wisch
Maßstab:Datum: 08.2016Bearbeitung: Rosskamp
2016
1:5.000
Büro für Biologie & UmweltplanungDipl.-Biologe Dr. T. RosskampIm Fladder 1326197 Huntlosen
Tel.: 04487/[email protected]
8bGelege
Kurfürstendamm
!( Prädation od. sonst. Verlustursachen
!( Schlupf
Projektgebiet Stollhammer Wisch
V 65 - Butjadingen
Bruterfolgskontrolle