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Nr. 25 · 18. Juni 2017 Erzbistum % 15 E s ist kurz. Es soll erinnern, er- mahnen und aufmuntern. Das Testament von Franziskus. Die 41 „Sätze“ des Heiligen aus Assisi standen im Mittelpunkt des diesjährigen Diözesantref- fens Franziskanischer Gemein- schaften der Diözese Würzburg und des Erzbistums Bamberg. Rund 50 Mitglieder der OFS – Ordo Franciscanus Saecularis waren ins Kloster Schwarzenberg gekommen, wo ihnen Bruder Jo- sef Fischer aufmunternde Impul- se – auch über das Testament hi- naus – mit auf ihren Glaubens- weg gab. Den Text, den Franz von Assisi kurz vor seinem Tod verfasst hat- te, sollte den Brüdern helfen, die Ordensregel zu vertiefen, wie Bruder Josef erläuterte. Er sollte erinnern, ermahnen und auf- muntern. Franziskus gehe nur kurz auf seine Bekehrung ein, greift seinen Glauben, das Die- ner- und Pilgersein, sowie den Gehorsam auf. Die Heilige Klara schreibe über den Text in ihrem eigenen Testa- ment: Der Sohn Gottes ist der Weg, den uns Franziskus zeigt und lehrt. Auch wenn das Testament vielleicht „schwere Kost“ sei, da Sprache und Zeit-Verhält- nisse andere seien: die Unmittel- barkeit der Gottes-Offenbarung aber werde deutlich. (..., sondern der Herr Höchste selbst hat mir geoffenbart, .... Satz 14). Anhand der 41 „Sätze“ ging der Franziskaner-Minorit vom Kloster Schwarzenberg auf ein- zelne Punkte näher ein und zeig- te zum Beispiel auf, dass Fran- ziskus sich nicht auf eine einzelne Gemeinde beschränkte. „Fran- ziskus universalisiert“. Was er sagt, „hat in all deinen Kirchen“ Gültigkeit. Zum Beispiel mit Blick auf die Bedeutung der Anbetung. „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, – auch in allen deinen Kirchen, die in der ganzen Welt sind, – und preisen dich , weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst hast.“ (Satz 5). Franziskus hebe in seinem Testament die Erfurcht vor der Eucharistie und vor Priestern her- vor. Denn die Armutsbewegung habe damals die Ansicht vertre- ten, die Wirksamkeit des Sakra- ments hängt ab von der Glaub- würdigkeit des Geistlichen. „Da erleben wir auch heute durchaus Ambivalenzen“, sagte Bruder Jo- sef. Auch heute machten man- che die Glaubwürdigkeit vom Le- benswandel der Priester abhän- gig. Franziskus aber hatte eine Tiefensicht auf den, der die Eu- charistie reicht – sei es doch Gott selbst, der sie gebe. Neben der Bedeutung der Eu- charistie betonte Franziskus die Bedeutung des Wortes und sprach allen Hochachtung aus, die Theologie betreiben. Aber diese sollten nicht hochmütig auftreten, nicht gedankenlos da- mit umgehen. Für Bruder Josef ist die Frage, wie ich aus dem Evangelium als meinem täglichen Brot lebe, nach wie vor eine zentrale. „Wo gibt es Sammlungspunkte um das Wort des Lebens?“ Genauso die Frage, wo sich die Kirchlichkeit franziskani- schen Lebens heute zeigt; das betreffe das Gebets- leben ebenso wie die Ar- beit. Franziskus wollte, dass alle Brüder einer ehr- baren Handarbeit nachge- hen – nicht um Lohn zu erhalten, sondern um ein Beispiel zu geben. Wie wichtig Franziskus diese „Sätze“ waren, zeige sich auch darin, dass er seine Brüder aufforderte sein Testament – zusam- men mit den Ordensre- geln – stets bei sich zu tra- gen. Wie wichtig das Testa- ment heute für die Mit- glieder der OFS ist, welche Rolle einzelne Aussagen in ihrem Leben spielen, da- rüber tauschten sich die Teilnehmer des Diözesantages in mehreren Gruppen aus. Hilfe- stellung hierzu gaben Fragen zu den einzelnen Testament-Ab- schnitten. Großen Raum nahm hier gleich der erste Abschnitt ein, in dem Franziskus von seiner Bekehrung und der Begegnung mit Aussätzigen berichtet. „Wo und wie begegnen wir ,Aussätzi- gen‘ heute?“ Eine Frage, die nicht nur Bruder Josef bewegte. Sollen wir Bettlern auf der Straße etwas geben, obwohl sie vielleicht einer organisierten Bande angehören? Was heißt Ar- mut für mich? Was kann ich weg- geben, wieviel Kleidung brauche ich? Im Austausch kamen viele persönliche Beispiele von Erfahrungen mit Begeg- nungen zur Sprache. Auch der Nachmittag bot viel Raum, sich mit dem Vermächtnis des Heiligen zu beschäfti- gen – wenn auch auf an- deren Ebe- nen. So bot ei- ne Gruppe Gelegenheit, die Schönheit von Gottes Schöpfung in einer meditativen Ton-Bild- Schau sowie das Vater-Unser in einer meditativen Betrachtung auf sich wirken zu lassen. Auf- munternde Impulse gab es im Klostergarten zum Vermächtnis des 3. Ordens, während sich eine dritte Gruppe zur Stillen Anbe- tung in der Hauskapelle traf: „... und der Herr gab mir ... einen solchen Glauben, dass ich ... be- tete...“ In der Hauskapelle fand dann auch der Tag seinen Aus- klang mit einem Dankgottes- dienst. Brigitte Pich Gemeinsamer Diözesantag der Ordo Franciscanus Saecularis aus Würzburg und Bamberg Das Testament des heiligen Franziskus In Gruppen diskutierten die Teilnehmer des Diözesantages über einzelne Fragen. Fotos: bp Das Testament des Heiligen stand im Mittel- punkt des Tages. $ „Wo und wie begegnen wir ,Aussätzigen‘ heute?“ $

Gemeinsamer Diözesantag der Ordo Franciscanus Saecularis aus Würzburg und … Testament des heiligen... · 2017-06-14 · mahnen und aufmuntern. Das Testament von Franziskus. Die

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Page 1: Gemeinsamer Diözesantag der Ordo Franciscanus Saecularis aus Würzburg und … Testament des heiligen... · 2017-06-14 · mahnen und aufmuntern. Das Testament von Franziskus. Die

Nr. 25  ·  18. Juni 2017 Erzbistum %15

Es ist kurz. Es soll erinnern, er-mahnen und aufmuntern.

Das Testament von Franziskus.Die 41 „Sätze“ des Heiligen ausAssisi standen im Mittelpunktdes diesjährigen Diözesantref-fens Franziskanischer Gemein-schaften der Diözese Würzburgund des Erzbistums Bamberg.Rund 50 Mitglieder der OFS –Ordo Franciscanus Saeculariswaren ins Kloster Schwarzenberggekommen, wo ihnen Bruder Jo-sef Fischer aufmunternde Impul-se – auch über das Testament hi-naus – mit auf ihren Glaubens-weg gab.

Den Text, den Franz von Assisikurz vor seinem Tod verfasst hat-te, sollte den Brüdern helfen, dieOrdensregel zu vertiefen, wieBruder Josef erläuterte. Er sollteerinnern, ermahnen und auf-muntern. Franziskus gehe nurkurz auf seine Bekehrung ein,greift seinen Glauben, das Die-ner- und Pilgersein, sowie denGehorsam auf. Die Heilige Klaraschreibe über den Text in ihremeigenen Testa-ment: Der SohnGottes ist derWeg, den unsFranziskus zeigtund lehrt.

Auch wenndas Testamentv i e l l e i c h t„schwere Kost“sei, da Sprache und Zeit-Verhält-nisse andere seien: die Unmittel-barkeit der Gottes-Offenbarungaber werde deutlich. (..., sondernder Herr Höchste selbst hat mirgeoffenbart, .... Satz 14).

Anhand der 41 „Sätze“ gingder Franziskaner-Minorit vomKloster Schwarzenberg auf ein-zelne Punkte näher ein und zeig-te zum Beispiel auf, dass Fran-ziskus sich nicht auf eine einzelneGemeinde beschränkte. „Fran-ziskus universalisiert“. Was ersagt, „hat in all deinen Kirchen“Gültigkeit. Zum Beispiel mit Blickauf die Bedeutung der Anbetung.„Wir beten dich an, Herr JesusChristus, – auch in allen deinenKirchen, die in der ganzen Weltsind, – und preisen dich , weil dudurch dein heiliges Kreuz dieWelt erlöst hast.“ (Satz 5).

Franziskus hebe in seinemTestament die Erfurcht vor derEucharistie und vor Priestern her-vor. Denn die Armutsbewegunghabe damals die Ansicht vertre-ten, die Wirksamkeit des Sakra-

ments hängt abvon der Glaub-würdigkeit des Geistlichen. „Daerleben wir auchheute durchausAmbivalenzen“,sagte Bruder Jo-sef. Auch heutemachten man-

che die Glaubwürdigkeit vom Le-benswandel der Priester abhän-gig. Franziskus aber hatte eineTiefensicht auf den, der die Eu-charistie reicht – sei es doch Gottselbst, der sie gebe.

Neben der Bedeutung der Eu-charistie betonte Franziskus dieBedeutung des Wortes undsprach allen Hochachtung aus,die Theologie betreiben. Aberdiese sollten nicht hochmütigauftreten, nicht gedankenlos da-mit umgehen.

Für Bruder Josef ist die Frage,wie ich aus dem Evangelium alsmeinem täglichen Brot lebe, nachwie vor eine zentrale. „Wo gibt esSammlungspunkte um das Wortdes Lebens?“

Genauso die Frage, wo sichdie Kirchlichkeit franziskani-schen Lebens heute zeigt;

das betreffe das Gebets -leben ebenso wie die Ar-beit. Franziskus wollte,dass alle Brüder einer ehr-baren Handarbeit nachge-hen – nicht um Lohn zuerhalten, sondern um einBeispiel zu geben.

Wie wichtig Franziskusdiese „Sätze“ waren, zeigesich auch darin, dass erseine Brüder auffordertesein Testament – zusam-men mit den Ordensre-geln – stets bei sich zu tra-gen.

Wie wichtig das Testa-ment heute für die Mit-glieder der OFS ist, welcheRolle einzelne Aussagen inihrem Leben spielen, da-rüber tauschten sich dieTeilnehmer des Diözesantages inmehreren Gruppen aus. Hilfe-stellung hierzu gaben Fragen zuden einzelnen Testament-Ab-schnitten. Großen Raum nahmhier gleich der erste Abschnittein, in dem Franziskus von seinerBekehrung und der Begegnungmit Aussätzigen berichtet. „Wound wie begegnen wir ,Aussätzi-gen‘ heute?“ Eine Frage, die nichtnur Bruder Josef bewegte.

Sollen wir Bettlern auf derStraße etwas geben, obwohl sievielleicht einer organisiertenBande angehören? Was heißt Ar-mut für mich? Was kann ich weg-

geben, wievielK l e i d u n gbrauche ich?Im Austauschkamen vielepersönlicheBeispiele vonErfahrungenmit Begeg-nungen zurSprache.

Auch derNachmittagbot viel Raum,sich mit demVermächtnisdes Heiligenzu beschäfti-gen – wennauch auf an-deren Ebe-nen. So bot ei-

ne Gruppe Gelegenheit, dieSchönheit von Gottes Schöpfungin einer meditativen Ton-Bild-Schau sowie das Vater-Unser ineiner meditativen Betrachtungauf sich wirken zu lassen. Auf-munternde Impulse gab es imKlostergarten zum Vermächtnisdes 3. Ordens, während sich einedritte Gruppe zur Stillen Anbe-tung in der Hauskapelle traf: „...und der Herr gab mir ... einensolchen Glauben, dass ich ... be-tete...“ In der Hauskapelle fanddann auch der Tag seinen Aus-klang mit einem Dankgottes-dienst. Brigitte Pich

Gemeinsamer Diözesantag der Ordo Franciscanus Saecularis aus Würzburg und Bamberg

Das Testament des heiligen Franziskus

In Gruppen diskutierten die Teilnehmer des Diözesantages über einzelne Fragen. Fotos: bp

Das Testament des Heiligen stand im Mittel-punkt des Tages.

$ „Wo und wie begegnen

wir ,Aussätzigen‘heute?“ $