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1837. ANNALEN Jro. 2. DER PHYSIK UND CHEMIE. BAND XXXX. I. Geognostische wid physikalische Beobachlun- gen iiber die t'ulkane des Hochlandes von Quito; con AZezander von HumboZdt. (Vorgelesen in der Sitzung der Academie der Wissensehaften LU Berlin am 9. Febr. 1837.) Erste AbLandlung. w e n n Vulkanismus im weitesten Sinne des Worts alle Erscheinungen bezeichnet, die +on der lieaction des In- neren flussig geblicbenen Theils eines Planctcn grgen seine oxydirte und durch W:irinestrahlo~gerh;irtete Ober- fliiche abh;ii;gen, so konnen .cr oh1 nur wenige Gc~endrn der Erdo das Schauspicl van dcin lnannichfaltigstcn Zu- sammenwirkcn vulkanischer Kriifte in einem ~lcicligrofsen Maalsstabe darbieten, als das Hochland von Quito. Was bei einem achtmonatlirhcn Aufenthalte in dieser Gegend ich ran Messungen und mir wahrscheinlichen Resulkden gesammelt, ist in mebrcrcn 'l'heilen meines Ameriknni- schen lieisewerks zerslreut, %.orziiglichin dem geogoosti- schcn und barometrischen Pu'ivelleinent der Andeskettc, in dein Buche iiber Schichtung und Lagerung der Ge- birgsarten , und in einer Abhandluug: Espisse dun Tableau giologique de l'Arnei.ir/ue rneridienale au nord de la Riuikre des Amazones. Die einzelneu topographi- schen Beschreibungen der Vulkane, gleicbsaun Monogra- phien derselben, sind noch ur~gedruclit gebliebcn. Geo-. gnostische Beschreibungen einzelncr Erdraimc beriihen aber auf zwei ganz verschittdcnen Fundamenten, oon welchen die einen abhhgig von der Zeit, yon dem je- deslnaligen Zustai~de unseres fortscfireitenden pbysikali- schen und mineralogischen Wissens , die anderen durch Beziehung auf blok raumliche Verhaltnisse ( arif Grofse, Poggendorff's Annnl. Bd. m. 11

Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito

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1837. ANNALEN Jro. 2. DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND XXXX.

I. Geognostische wid physikalische Beobachlun- gen iiber die t'ulkane des Hochlandes von Quito; con AZezander v o n HumboZdt.

(Vorgelesen in der Sitzung der Academie der Wissensehaften LU

Berlin am 9. Febr. 1837.)

Erste A b L a n d l u n g .

w e n n Vulkanismus im weitesten Sinne des Worts alle Erscheinungen bezeichnet, die +on der lieaction des In- neren flussig geblicbenen Theils eines Planctcn grgen seine oxydirte und durch W:irinestrahlo~g erh;irtete Ober- fliiche abh;ii;gen, so konnen .cr oh1 nur wenige G c ~ e n d r n der Erdo das Schauspicl v a n dcin lnannichfaltigstcn Zu- sammenwirkcn vulkanischer Kriifte in einem ~lcicligrofsen Maalsstabe darbieten, als das Hochland von Quito. W a s bei einem achtmonatlirhcn Aufenthalte in dieser Gegend ich ran Messungen und mir wahrscheinlichen Resulkden gesammelt, ist in mebrcrcn 'l'heilen meines Ameriknni- schen lieisewerks zerslreut, %.orziiglich in dem geogoosti- schcn und barometrischen Pu'ivelleinent der Andeskettc, in dein Buche iiber Schichtung und Lagerung der Ge- birgsarten , und in einer Abhandluug: Espisse dun Tableau giologique de l'Arnei.ir/ue rneridienale au nord de la Riuikre des Amazones. Die einzelneu topographi- schen Beschreibungen der Vulkane, gleicbsaun Monogra- phien derselben, sind noch ur~gedruclit gebliebcn. Geo-. gnostische Beschreibungen einzelncr Erdraimc beriihen aber auf zwei ganz verschittdcnen Fundamenten, oon welchen die einen abhhgig von der Zeit, yon dem je- deslnaligen Zustai~de unseres fortscfireitenden pbysikali- schen und mineralogischen Wissens , die anderen durch Beziehung auf blok raumliche Verhaltnisse ( arif Grofse,

Poggendorff's Annnl. Bd. m. 11

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I 62 Stellring oder L a p ) uurer~nderlich, und, wcnn ctwa Xa- tur-Kevolritiouen die Configuration de r Erdfltiche ulngc- stalten, urn so wichtiger sind, a!s sie die filiiglichkeit ei- iier numerisclien Vergleichung in dem Hesultgte der U111-

gestaltung gewahren. M'o slreiige Unterschridung clcr Forinationrn nacli zoologischen Charaktercn, dns is[ nach &in eporhenrveise Zusammenleben vorwcltlicher Orga- iiisiiren, oder nacli orykfognosfischen Cbaraktcren, (?as ist iiacli dcr Xatur der krystalliiiischen Gem ebe eiucr Gcbirgs- art, erheischt 11 erden, da verliert d ie aufgeeeichnefe Beob- aclrtung, weiin sie der Zeit, und den Ausichteu entriickt vcird, untcr deren Eiiiflub sic angestellt wurde,'von ihrrr Xcstimmtheit und ihrem .cvissenscbaftlicIieii 3Yerthe. W-er ein rcines und i n n i p Iriteresse fur seine Wissenschnlt hegt, klngt nicht, wenn er je sich entschliefsen inufs, ei- neii Blick aiif seine fruhcren '4rbeiten zu werfen, ubcr dicse V7rkung der for~schreitenden Zeit , uber eiu ?%r- alfern des 'Stoffes. Es gcwahrt ibm, ncben deui regen Wunschc , das Kalbgesehcne iioch einmal, rind init neue- rein TVissen bereirhert, wicdcrzuschcii, das frohe aufrich- tcnde Grfiilil dcr zunehineiidcn Erweiterung der Wissen- schaft. Ein anderer 'l'heil dcs Gcsainmeltcn, der topo- graplrische, raumlich beschreibende, ist unah1i;ingig vo~ i dcr Fpoche des Einsaminelns. Er bcruht nicht auf wech- selnden Ansichten , sonderti auf deli alten Grundvesten niatbeniatisch~n Wissens. Blit gri)fserer Vcroollkommnritig der Instrumcntc erlangt allerdings aurh die Weltstelluug (astronoinischc Positioii), die trigonomctrische oder baro- metrisrhe Hiibenbestinimung (Hypsometrie) cine griil'srre Scharfe, aber die Bedurfnisse des geopostisciien und 01'0- graphischen Wissens sind leichter zii befriedigen, als die Bediirfnisse der Astronomie, 'crenn diesc den Stand oder Lauf der Himmelskorper bestimmcu, die Gestalt und l)ic!i- tiekeit iinseres Planeten ergriindcn , gleichsam ))die Erdc messeri und wiepenn SOIL Seit dem Elide des lctztcn Jahrhunderts siiid die astrouomischen und gaeodetisclicn

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Jnstrumente, deren Auswahl dem Reisenden- zu Gebote steht, vollkommen genug, urn besonders durch geschickte Benutzung feiner und dabei sicherer Winkelbestimmun- gen numerische Resultatc zu erlangen, deren Genauigkeit jnnerhalb der Grluzen liegt, welche dem Zwecke der Untersuchung geeignet sind. Dieser orographische, mes- sende Tlieil der Beobachtungen gewshrt d a m den Vor- tIieil, dafs, wenn das Detail der Messungen (wie immer gescheiien sollte) publicirt oder wenigstens aufbewafirt wird, es iioch nach JaLren das Maafs des Vertrauens hcstimint, wclches der Arbeit zukommt, ja zu neueren u11d besseren Combinationeu fiihren kann.

Iodriii ich freimiithig auf den ITnterschied aufmerk- sam imche zwischen dein schnell veralternden und dem voll der Zeit unabhangigcn Theile geognostischcr Beob- achtungen, habe ich den relaliven Unwerth der Arbeit bezeichtwt, die ich lhnen heute vorlegc. Jeder Reisendc, der von Europa aucli nor drei oder vier Jalm in Lsgen cntfernt bleibt, in dencn er des wisseusclial~licben Ver- kelirs init der Heimath entbehrte, fiihlt schon am Tage seiner Riickkunft, vsie sicli init der raschcn Erweiterung der Ansichten uber die I3ildungsverhaltnis:e der Gebirgs- massen, auch die jene Ansirhten bezeirbnende Sprachc versndert hat. Diese Entfremdung nun veranlafst oft ei- nen unseligcn Trieb des Anpassens und Deutens; und da zu jrder Epoche nur das allgemein gehllt, was dem lierr- schcnden Glauben entspricht, so unterliegt nach und nach das einfnch Wahrgrnommene den Verstandes - Operatio- nen thr.orisirender Deutuog. Eine salche Gefalir, der es schvvcr ist, sich ganz zu entziehen, da ein riihmliches Bestrebet] den Menschen antreibt den rohen empirischen Stoff durch Ideen zu beherrsrhen, wird um so gr8fser und drohender, als die Zahl der Jalire anwachst, die tins von dem Moment dcr wirklichen 3eobachtung trennt. W e n n ich nun , unter den bezeichneten Verbaltnissen, nicht anstehe zum Gegenslaud meiner Abhandlungen Frag-

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mcnte aus mcinen noch ungedruckfen sudamerikanischel1ieii l’agebuchern zii wshlen, so griindet sicli dieser Muth auf deln frsteo Vorsatz, das Beobachtete grofsentheils niit den- sclbcn W o r t e n wiederzugeben, in denen es ah Ort und Stelle nietlergeschrieben wurde, auch das Beobachtete von den sp;iteren Dcutungeu zu trennen: es grundet sich dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenclatur der Gebirgsorten, welclie die orytognostische Untersuchung der freilich nur sehr kleioen initgebrachten Sarnuilu~igeu gestattet: er griindet sich eudlich (und d ieh ist das eigcnt- liche Motiv der Bekanntinachiing) auf der Ansicht, dafs der grafste TliciI ineiner geopostischen Arbeiten am Ab- hange der Viilkane von Quito vorzupweise RaurnverhYlt- nisse, Gestaltbeschreibungen dcr OberflSche und die niclit veraiternde yhysikaliscbe Orograpliie cines wundervolfen und seitdein nirgend bcschriebenen LandsIrichs beruhrt.

In der langen , inauerartig hingcdehnten , bzld eiufa- chen, bald zmci- und dreifnch gereibtcn, und dann durch s chin a I c (,her j ij ch e r g c g 1 i e (1 c r t c n A n desk et t e v erk u n d i i; t sich regelin&fsie und first periodiscli die Sabe thstiger Vulkane, d u d das pliitzliclie Auftreten gemisser Gebirgs- arten, w-elche die vormals sogenannten uranfSnglichen, wie clic schiefrigcu uiid sandsteinartigcn Uebcrgangs- und Flijtzformationen trennen. Ein so leicbt zu beobachten- des Phznornen mufste friilt die Ueberzeugung anregen, dafs jene sporadibchen Gebirgsarten der eigentliche Sitz valkaniscber Erscheinungen va ren , und dafs sie die vul- kaiiisclien Ausbriiche bedingten. W a s damals (11111 un- tcr einem eingeschrzalitercn Gesichtspiinkte hicr blofs an die mineralogische Ziisaininensetziing zii erinnern) , in Sad- Amerika als cine eigene Art quanloser Griinstein- und Syenit-Porpbyre beschrieben ward, nahln spzter i n Eu- ropa die Bcnemung Thchyt an , ein Name, durch wvcl- chen H a ii y ’s Distribution rninei.aJogique des Roches den zlteren mehr charakteristischen Namen nornit ver- &.:. ‘mgte. Die iieueste Zeit hat gelchrt, dals jene Jurch-

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165 brecheuden Massen (bald aIs craterlose GIocken empor- gehoben, bald durch die vulkanischen Machte dergestalt geiiffnet, dafs eine permancnte Verbindung 'zwischen dem Innern der Erde und dein Luftkreise gebildet wird) un- ter verschicdenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammen- setzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Te- nerifra und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem Feldsparh beigesellte, Feldspath-Trachyte, die als thatige Vulkane 1i;iiifig Obsidian iind Bimstein erzeugen ; bald sind es Mclaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit, der Basaltforination naher stehend, \vie am Aetua, Stromboli und Chiinborazo ; bald ist Albit mit Hornblende vorherrscbend , wie in den neuerlich sogeiiannten Ande- siten cler Vulkane von Chili, in den prgchtigen als Dio- rit -Porphyr beschriebenen Siulen von Pisoje bei Popayan, ain Fufse des Vulkans von Purace, oder im inexicanischen Vullran von Tclucca; bald sind es endlich Leucitophyre, Geiiieuge von Leucit und Augit, wie in der Soinma, der alten Wand des Erhebungs- Craters des Vesuvs. Ueber diese michtige Unterscheidung der Gebirgstnassen, durch welche vulkanische Ausbriiche sicli einen W e g gebahnt haben, ist durch G u s t a r R o s e's vortrcffliche chemisclie und krystallographisrhe Zergliederiing der Feldspath- Grlrppe ein neues, einein Tbeile der Geognosie wobl- ihatiges Licht verbreitet wordeb. Wenn ich in die- sen Wor t en gleichsam nur ein gesichtvolleres Urtheil, an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines vieljahrigen Freundes, L e o p o l d v o n B u c h , wieder- hole, so geschieht es zugleieh, urn an eio neues Epo- che machendes und durch viele ZusS!ze bereichertes W e r k dieses grofsen Geognosten zu erinnern, welches alles, was e r iiber die Xatur der vulkanischen Erscheinungen er- griindet hat, in lichtvoller Darslellung umlafst. Die fran- ziisisclie Ausgabe der Physi~alischm Eeschreibmg der Canan'schen h e h i , welche so eben erscliieucn ist, ent-

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166 hSlt unter der Abtheilung: CenlraZ--unJ Reihen-Vullrane, die lebendigste und vollstandigste Schilderung d r r Feuer- ausbruche dei ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis- her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugYnglich gewe- sen ist.

Die Vulkane des Hochlaiides von Quito, init de- Den ich mich in dieser Abhandlung beschaftige, geh& ren , wegeu der trelflichen geographischen hrbeiteil von L a C o n d a m i n e , B o u g u e r und P e d r o M a l d o n a d o , zu den Reihen - Vulkaneo, deren Gruppirung in zwei, durch ein scbmales Langenthal getrenuten Cordilleren am friihesten richtig erkaniit sordeu ist. Es finden da- her, mittelst der Vergleichuiig wit analogen ‘l’hatsach~ii, meine eigenen Beobaclitungeii in der vorerwdinteii Auf- zahlung der gesaminten Erscheinungen das was Verallge- meinerung der ldeen immer genahrt, erhiihtes Interesse, Berichtigung der Ansichteo, und eine Klarheit, die wie aus fernen Licb~punkten zuriickstrahlt.

Ehe ich zu der Seschreibung des Vulkans von Pi- chincha iibergehe, mufs ich, zu besserer Orientirung und genanerer Erkiuterung der Lage der Mochebene, auf ei- nige Resultate von Messungeu rtufinerlisani maclien , die, einzeln genoininen und auf das Niveau der naheu Siid- sea bezogen, freilich keine gaopostische Wichtigkeit ha- ben wiirden, aber bei Betraclitung des stufenweiscn Zu- nehmens der BodenIi6he in an einander gereihten Lan- genthalern mannichfaltiges Interesse gewrihrcn. Xeue Be- stimmungen waren hier urn so nothwendiger, als die ba- fometrischeo der franzosischen Astronomen zur Zeit der beriihtnten Gradmessung, den dreifachen FehIer einer Vernachlassiqung der Teinperatur- Correction, einer irri- gen Annahme des mittleren Luftdruckes a n der Meeres- flliche und einer Kictit-Beriicksichtigung des Einflusses der stundlichen Variationen der Baroineter- Hiihe darbieten. Durch zufdlige Compensa~ioneii nahen sich allerdings bis- weileii L a C o n d a m i n e ’ s Resultate, den irnmer sehr befriedigend iibereinstimmcnden voii B o ussinga u l t und

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1G7 liiir; an den incisleu anderen Punkfen sind aber die UQ- terscbiede betr:ichtlich, bald positiv, bald ncgativ, und iinmer von sebr ui~gleichrui Werthe, so daCs die d te ren relativeil Bestimmnnt;cn, ubcrall , wo von cler ungleich gehobenen Bergebcneu iiber dein groben vulkanischcn Heerde V O : ~

Quito die Rede ist, nur wenig Vertraiien vcrliienen. Diese Maugel wirken uaturlicli auch auf die absoluten Resultate trigoiioinetrisch geinessencr Wijhen, da bekann~lich bei die- scii opera ti one^^ die Standliiiien. (Basen), an deren End- puukte sicti die H(Shen-Wiuke1 der Bcrge anlegen, nivht in Jcr Kiistcn-Ebcne lagen, und daher jede soichcr Berg- iiiessungen in der Andeskette notliwendig aus eiuer tri- gonouietrischen uud barometrischei: zusainmengesetzt ist.

W e n n man einen Wick wirft aiif den Entwuurf ei- ner bypsometrischcn Karte , in der ich , uach sorgfiltigen I)iscussionen neuesten astronoinischcn Ortsbestiiniiiuiigen, zuerst versucht habe das Streicbcn , die Mkbtigkeit und die Inaunicbfaltige Gliedcrung dcr rorher auf allcn Kar- ten von Siid - hinerika so verunstahten hndcskelte dar- zustellen, uiid alle wichtigen Hiilrenverli~~lliiisse einzulra- geu, die bis dahin (bis 1831, also nach P e n t l a n d ' s Entdeckungeo in Bolivia) bekannnt gewordon waron, so sieht inan, dafs die seit der frauziisischen Gradincs- sung so berufene Bifurcation der Cordillere nur von 3' siidlicher his 2* 20' nordlicher Brcite stattfindet zwischcn dein Berghnoten von Loxa, der durch die herdichen China - WSlder seines iistlichen Ahhanges beruhrnt ist, und dein Bergknoten der Quellen des grofsen Magdale- nen - Stromes. Fiiirdlich und siidlich von iieser Parallele de r aufssersten Bergknoten von Peru und Neu- Granada (Cundinaioarca) sind die Andes in drei minder gleirh- laufende Zweige getheiIt. Die Breite der Bergkelten wurde sogar ehelnals gegen Osten aus Griinden vermehrt, dic man in einer wundersauien Sprach - Unwisscnheit su- chcn miifs. Wo in dcr Rartc von La Croz Olinedilln, dcr T y p s idler eat;lischcn, franziisischcn rind deutschcn Gar-

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ten, die 40 Jahce Iang erschieneit siod, die Worte stan- den: iihier wacbse wilder Cacao, a9ui hay moiifes de Cacao, haben beriibmto Geographen Sclineeberge in ihre Karte eingelrageu, weii sic das in der spanischen Kolonie allgemein ubliche Wort *onfe (Wald) fiir Eerg ( Cerros, Serrarzius) hiehen, und dabei vergafsen , dafs Tbeobroma Cacao nur in den Iieifsesteu Ebenen hei ei- ner inilllcren Teinpcratur voti 23'' R. gedeiht. Aucb im reinsten Europaiscbspaniscl~eu Dialect lieifst monte alto Wald mit hohern Jiauinwuchs. Das grofse LSngcnthal, das sich zwisclien dcn beiden oben genannten Eergkno- ten hinzicht, lint iiber 60 gcographische Meilen (13 ail€

1") Ausdehoung, aber nur eine inittlerc Breite von 5 Meilen. Es ist (lurch Ci)uerjiichcr in fuiif kleinere Cek- ken getheilt, dcrcn Roden zu eiiier sehr ungleicheii Hiihe uber der Mecrebflticlie sich erliebt. Die Hochebcnen, welche diescn 'ThaIboilcn bildeu, sind die drei siidlicbe- ren, in denen Ctienca, Tacuiiga mid Quito liegen, 1350, 1320 und 1310 'Yoisen Iioch, inerkwurdig ubereinsh- mend; dnnii folgt die 1532 bis 1650 Toisen liolie Ebeiie de 10s Pastos, das volknniscbe S'ubet von Ameiilra, doch noch 355 Toiscn nicdrigcr als der Thalboden urn den, ton P e n t l a n d , M e y e n ond d ' O r b i g n y iieuerlichst Lesuchteu See \ o n Titicnca. Das iiiirdlicliste fiirifte Bas- sin von Alinaguer sinkt pliitzlich bie zu llG4 Toisen herab. Vou deli Querjiichern ist uur eines Tsichtig, der Pafs von Assuap, mit Riiinen von Inca-Schliissern be- JecLt, und dessen hiichslen Punkt icb, wo der PYeg iiber die Ladera de Cndiud fiihrt, iiber 14600 Fufs (2425 Toisen) hoch f a d . Bur 400 Toisen tiefer steht der Pa- last des Inca T u p a p u p a n g i mit Resten von Bldcrn, die ( m a n muls es hoffen) init warmein W'asser iu diesetn unwirthlichen Klima gcfiillt wurdeo. Ua P e n t - l a n d's Messungeu in der iistliclien Cordillere von no- livia, wo der Sornta 39113 Toiseu (23658 Par. Fufsen), also o m 410 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des Hiinalaya-Gebirp und volle 600 Toisen haher als der

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Chimborazo ist, zu der Meinung verleitet bat, es miils- ten allc Structurverhsltnisse in jenen siidlichcn Brciten colossaler als in der dem Aequator nahen Zone seyn, so ulache ich hier darauf aufinerksam, dafs der Pals iiber das Qtierjoch des Assuay , wo die grofse Handelsstrarsc von Quito nach Cucnca uud Lima gcht, unier allen von P e n t l a n d geniessenen Passen nur von zweien (und uin ein schr Geringes) an IIijhe iibertroffcn rrird. Der I%& iibcr die Altos de Toledo ist 25 und dcr von Chul- lunqua~ii 17 ‘i‘. hiiher. Denn iiberall vcrhaltcn sich die initlleren Wilhcu der Gebirgsriicken , deren Minima die 1’;isse uns‘ kennen leliren, nicht wie die einzelrien Gipfel, wic die Culminations -1’unkte der Ketten. Eine graphi- sche Uarstellung der Alpen und Pyrenlen (die letzteren habcn bckanntlich einen selir hohen Rucken bei geringer H S i e der eiuzelnen Gipfel) bekrafiigt diese Bch-ach- tungen.

D a man von deln Felshamlne *dcs Vulkans von Pi- chiucha Ilinvreg iiber die uiensdienleeren untl undurch- dringlicheu T;1.’alduiigeii der Yumbos und der Proviiiz dc las Esineraldas in die Sudsee hineiublickt, und da schon westlich von deli Felsinseln Puna und St. Clara (el Amer- tajado) bei sehr lieiterein Wetter der Chiinborazo auf der Schifffaabrt von Lima nach Giiayaquil gesehcn wer- den kann, so ist der nahre Abstand der Kuste voli den mestlichen CorJilleren ein Gegenstand, init dem ioh mich besonders beschaltigen mulste. Die zu bcstiinmende Ent- fernung h3ngt hauptsScblich von der L:ingeodillerenz zwi- schen den Stadten Quito und Guayaquil, von dern Azi- muth und dem Hohenwinkel dkr Spitze des Chimborazo, wie dieselbe auf dein Littoral von Guayaquil gesehen wird, ab. Ich muL mich hier begniigen zu bemerken, dals die Zweifel, welcbe der Capitain B a s i l - H a l l gegen die von inir gefundene Laiige von Guayaquil erhobeii hatte, durch die letzte grofse englische Expedition in den Schif- fen Adveuturc und EeagIe (Capit. K i n g , S t o k e s unci F i t z R o y ) zur Aufnabme der KIiste YOU West-Pata-

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gonien bis Guayaqiiil viillig und zu mciner Zufriedenlieit gelost worden sind. Nach den erst vor wenigen Motin- ten von Sir J o h n C a r r o w bekaout I ) gemactiten Resul- taten der Expedition ist Guayaqnil, ungeachtet die Zcit von einein sehr fernrLi l’uiikte , Valp,iraiso , ubertragea wurde, bis auf 17 Zeitsecuntfcn mit incincr nun sclion sehr alten Liingcnbestiuimung Ubereinstin~mcn$ gcfunden worden , j a fur den ltlafcn Callao de Lima, auf den icli Guayaquil chroiionietrisch bezog , findet die letzte engli- sclie Expedition, +vie die Secfahrer ausdriicklicli benicr- ken, ein mittleres Resultat, das nur UIH 2 Zcitscrunrlen von der Liinge abweicht, welche 0 1 tin a n 11 s aos ineiner Beobachtung des L)urrliganges des Mrrcur auf dcr Sonnc.n- scheibc schlok. Da bci so grorscn f-liilien und nuf so lan- gen W’egen (der Picliiocha, n11i wveniges hiiher als dcr Mont- blanc, kann, ohne Refraction, in dcr Entft~iiiiug von 31, dcr Chiinborazo i n einer 39 grogr. Meilcn Scschcn wcrdcii) tl i e \Va h rsch ei n 1 ic h k ei t a bni in in t, d a Ts d e r Lir Ii t s t I Ii I (1 [I rc 11 hciae der neben und iiber eiriander geiagerten ’CVollien- schichku gehindcrt werdc z i ~ den1 Auge zu gelangcn, so geiiiebt inan ain Ufer der Siidsee selten des erfre.alichcn Anbliclrs tler majesi~tisclien Andcslrettc. Ein Hiilien- Winke l des Chiinborazo (nur lo 57’ JO”), den der gc- lclirte spanische See-Offjcicr, Don J o s e f E s p i n o s a z), wiihrend der M a I a s p i 11 a’schen Weltumsegelung am Strande von Guayaquil erlangte, ist dcr Gegens~and ei- lies auf diestm W e g e uicht zu schlichtenden Streits iiber die wahre Hohe des Chiniborazo gewordeii, da Kcfraction und ,Izimuth, wie die horizontale Entferiiuug selbst, uicht gehiirig eriirtert ~vurden.

Ich habe nocli eincn andereh Punkt zu beriihrcu, der sich auf die 9ositions- uiid I)irncnsions- Verhaltnissc der Cordilleren bczieht. L e o p o l d v o n B u c h lint iu

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seiner lichtverbreitenden Theorie des Hervorlretens r o n G ebirgs k e t t en dur ch Spa 1 ten. ui eh r fa ch au f die I3 ezi ehun gen hingewiescn, die man zwischeo d e ~ Richtung der Gebirgs- ketten und naher oder ferner Kiisten bemerkt. Das Pha- Eoinen thstiger, dauernder Vullrane ist in Siid- Ainerika bekanntlich auf den Westrnnd des Continents beschr~nkt, uncl me im hypsolnetrische Darstcllung der ganzcn An- deskette, welche in die neuestrn Karten von B r u 6 iiber- tragen , nirgeli,ds aber richtigcr und gcschinnckroller wie- derholt norden ist, als in einer leider nocb iinincr niclit eischienenru kleinen Karte von G e r gh a u s '), zeugt fur dcn iniiigstcn Zusammenliang zwisehen dcr Form (dem IJmrifs) des Contiiienk und deni wechselndcn Streichen der Kette. I)cr Wendepo~ ik t bei Arica, wo die Kuste ihr nordsiidliches Streichcn platzlich in ein nordwes[li- ches verwandelt, eine Einbiegung unter lSo + siidlichcr Breite, welche der ganz ;ihulichcn Einbiegung dcr Wes t - kuste des pyramidalen Continents yon Aftika ( in 'to ; nijrdlicher Breite), bei Fernando Po, cntspricht, ist in seiner geologischen Gedeutsamkeit sclioti mehrriials von mir, an aiideren Orteu , bezeicfinet worden. Das plijtz- lich ve r~udcr t e Streichen der Bndeskette im Parallel voii Arica ist nicht auf die der Sudsee-Kuste nahe westlichc Cordillere eingeschriiukt ; sie erstreckt sic11 in eben dcin Maafse apf die ijstlielie Kette, melclie den friihesten Sitz nienschliclier Cultur in Sud - Amerika , die Hochebenen vou Titicaca, begrznzt, und atif ihrem Kiicken die erst neuerlichst bekannt gewordencn Derg!iolosse des Sorata und Ilimani trzgt. Uer Parallelisinus dcr Cordillcren nn- ter sich, besonders zwisclien 5 O sudlicher titid 5" niird- licher Ereite ist so auffallend, a!s dcr Parallelisinus init den Sinuositateil des Littorals. Ein einziges, sein Strei- chcn veranderndes abscfiarendes T'umm vereinigt die neuere Gebirgsspalk der Andes von Quito durcli Ncu Granada, iistlich von Bogota, mit der Cltereii Gebirgs- spalte der Kiistcukette von Caracas.

1) h-urte ~ L ' S gun:en Neuen Continents.

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172 Westlicli VOLII Hochlande von Quito scheint die

Bichtung der Kctten selbst zu beweisen, dafs ein Kiisten- Einschnitt, dcr Golf voii Guaq-aquil, ein kleines zuf;illi- ges PliSnoiiien spliterer Entstehuug ist, als die der Ket- ten-flebong. Hier nlhert eich die Kuste bis auf 25 Bo- gen-Minutea der westlichen Cordillere, i l ~ der Gegend voii Cuenca, siidlicli von derii oben erwlhnteii Quer- joch des hssuay, wo die vie1 besuclite Landstrafse fast die Hiihe dcs Montblnnc erreicht. Kein Einfltds dieser griifsere;~ Meeres-SZhe auf die Stellung der Vulkane zeigt sich aber hier. Schon zwanzig geograpliische Mei- Ien nbrdlicher, seit dein Parallel des Tuuguragua, ist die lauge Reilie tliiitiger Vulkane segen Siiden geendigt. Hindernissc in den Gestcinschichten haben vielleicht hier, der Sceliiiste uiiher, dcn Durchbruch der cBlastischen KrZfte und eiiie perinanente Verbindung init deni Inneren ge- bindert. Aulfallend ist es sogar, dafs das Iliiidcriiib we- niger grol's nach der von dem Littoral abgekehrten Scite gewcscn ist; denn am Fill's der iislliclien Kette ist der Snupy, oder Vulkan von Maras, eiuen rollen halben Grad siidlicli vwn Parallel dcs Tangnraqua in einer wald- reichen Ebenc, an den Qnellen des Rio Morona, ausgebro- clien. R i i p p e l giebt dein rauchenden Keegelberge in Kor- dofan 81 Meilen Entfernuug voin Meerr, mahrend der Pe- schan in Inner-Asien, von dem sich noch in spateren ganz historischen Zeiten Lavastrtitne ergossen habeu, und ail- dere tliZtigc Vulkane der Kettc Tliianschan, nach mei- ner Skizze der Bergketten von Inner-hsien, drei Ma1 SO meit, volle 260 geograpliische Meilen von allen Meere11 entfernt und keiuesweges von grofsen Binnen-Wassera umgeben liegen.

W e n n gleich in einem groCsen Theile der W e l t das Elnporsteigen von Trachyt-, Andesit- uud Dolerit-Mas- seu die hiichsten Gipfel der Ketten oder Insel-Gruppen gebildet hat, so lehren dagegen andere Zonen (z. E. der Hiinalaya uiid die iistlicbe Andes 4 Cordillere vou Bolivia),

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dafs dieser Ziisa~nuienhang zwisclien dein Maxiinurn der Erhebung und der Natnr des siclitbaren Gesteiiis kein nothwendiger ist. In Mexico, wo alle Vulknne auf ci- ner, den Isthmus und die Axe der Kette €ast rcchtmink- lich durchschiieide~iden Spalte emporgestiegen sind (I, e o- pold v o n B u c L vergleicbt dicse untergeordnete Quer- spaltung init dcr im Inneren von Java), sind allerdings olle Nevados, das heirst, alle Gipfel, welche hoch iiber die ewigc Schneegrsnze 'hinausrcichen, Volkane, und aus den eben genaiinlcn Gebirgsarten ziisamuienfesetzt. Eben- falls in dem Hochlande von Quito liegen die Culinina- tionspunhte der Cordillere allerdings in Dolerit-Glochcn und Kegeln; abcr auch in eben dein Hochlande, grgcn- uber (]em Cliiinborazo und den1 Vulkan l'anguragua, sind die hohen Nevados von Condorasto, Cuviltan ciiid Col- lanes Glimmerschiefer uod Gcstellstein. Die 1iOchsten Bcrge der ganzen Andes-Kette, der Soruin oder l'usu- baya, ctrvas westlicb voii der Mission Challana, iind tler Xlirnnni, siidiich von dein Missions - Durfchen Ocobnya, z n e i Gipfel, von drnen jcner fast nur urn cine grofse Thurmhiihe (7s Toisen) niedriger ist nls dcr zneitc und einzig gut geniesseiic Colofs ) d r s Himalaya, bestehen aiis Grauwachcnschiefer, abcr, nacli hand~c!iril~licl~cri 50- ten von P e n t l a n d , die ich besitzc, finden sich, wciiig- stens am wcstliclien Abfalle des Ilimani, Syenit - und Por- piiyr-Massen, in dcnen, als Zeiigcn des Uurchbruclis, echige Stiicken yon ~rauwachenscliiefer cingebacken sind. Alle diese Thatsacben beweisen, dafs die absolute Hiiho einzelner Gipfel (ein Phiinomen, w ~ l r h e s von je lier rlas populiirste Interesse auf sich gezogen l in t ) blofs eine lo- cale, in mehr oder niinder Widerstand gegriindetc Zu- Rlligk eit ist , ijeognostisch tin wiclitig iu Vergleich init Ricbtung der Axe, Eebarrlichlieit iin Streiclien und mitt- lerer Hiihe des Riickens eiucr Bcrgkette.

Nach diesen allgerneinen Betraehtungen dcr Andes- 1 ) Jawahir 4026 Toisen, Sorata 3948 Toisen.

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~ o r d i l l e r c n gehe ich zu der Schilderung einzelner VnI- karie der Eloclicbcne V O I ~ Quito iiber. Ich beginnc mit einem der niedrigsten Gipfel, Picliinclia, weil er dcr Stadt

nschsten liegt, wcil e r eine von der der inristen fe[ierspeieiideu Berge selir abweicliende Form hat, und fur 1iiicIi der Gegenstand dreicr Expeditioncn war. In En- ropa hat dicser Berg in der Mitte des vorigen Jahrhun- dcrls eiiicn p f s e n , jetzt freilich kings verlialltcn Riif ge- Iiabt, da B o u g a e r uild L a C o n d a m i r i e au f se inch ~ \ u d c t i drei Wochen h g cine Huttc bewoliiiten, i n der sic in c t e o r ol 0 pisrli e c ob a c Ii t u ng en a 11 s t e I I ten. I)i es e H u t t e lag 2130 ‘r. borli, also nur 180 Furs ticfer als der Gi- pfel dcs l;lori~bfmc. Derjenigc T h e 8 cfes Lsngentlials znischcii drr bctliclieii nud \~cslliclicn Coirlillcre, oder, \lie icli inicli lirbcr ansdrUcke, zwischrn drr Cordillcre dcs h i k a n a uiid Cotopaxi, ulid drr dcs Pirhiiiclia rind Chiinborazo, in wclchrin die Stadt Quito liegt, ist wie- dcrurn drircli cine niedrige I-liigrlketle , (lie von Ichimbio und Poingasi, der 12inge nach von Siitfcn nach Noiden in znci tI,i[fteil gcthcilt. Ocstlirh von dicscn EiiigcIn lie- gcn die frnclitb;rrcii aiiiinu~bigcii Ebencn von Porinbo und Chillo, 1% estlich d c n ~ T”i1l~nii l’irhincha ii:iIwr, die iidcren G ra I‘s Ll ; I c I I r n T’ 011 I fi a q (1 i 1 o ii ti rl T II rnb a in ba. 1) as Ki v ca u beidcr II;ilTten des Thals ist vcrsrliiedcn. In dcr iistli- cheii mildcrcn ist der Tfialftodcn b0.10, in der muheren westlichrn ist cr fast Yc)OO Fufs (nach inir 1492, nach 1 ’ , o u ~ s i 1 1 g n u I t 1-196 T.) ubcr dein Meeresspicgct er- lioben. Die latcinische Inschrift, welclie die franziisischen Asti onotnen in detn Jc~sui!c~i - Collepiuin aufgestcllt liabcn, und nc lche die lJ:in,pe r o n Quito vie1 ZLI westlich setzt, gicbt aucli die Niihe rler Sladt, aus Griindcn, die ich obeu beriilirt habe, 270 Ftifs zii nicdrig an. M’enn man nun ermiigt, dars Quito dicht an der Felsinauer des Pi- chinclia crbaiit rind VOII viclen, selir tiefen, offenen, ineist wasserlecren Spdteii , Cruaycos, durchsclmittcn ist, d i r alle dein Vulhan recLLwiuklich zulaufen, weiiu man sicli

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17.5

dazii erinncrt, dafs v i r daselbst fast in jcdeiii ~ ' I o I I ~ ~ c , init und ohiie Erdbpben, ein srlircclilialles u ~ ~ t ~ r i r d i s c h e s Grtiisr (bmrnidu) tinter iinsercn FCiken liiirtcii , so darf inan sic11 iiicht wundern, dafs dcr dem VulLan na- Iirrc Tlialbodci1 in den Ebcnen VOII Iiiaqiiito und .Turu- hamb;.. dnrch die noch lieute n irkendcn vulkanischen Krafte liiilicr gehobcn sey , als der Bodcn r o n Cliillo in dcur entfcrnteren iistlicliereii Tlieile des Tlials. Die mitt- lere TRirine 'von (,hito ist , nach meinen Beobachtangcn, von Maxiinis und Minimis rlcr Lufltemperatur in kaum vier nlonatcll 11°,5 R., nacli 13 o 11 s s i n g a 11 1 t, aus der Wlirinc dcr trockiien Erde geschlossci~, etwas 115- Iicr, 12",2. Vntcrschied Oo,7. Das ist fast die iiiittlrre \%'~rmc voii n o m , aber srif d t r Elijtie von Quito, und fast tinter dcr Linie srlbst; nclclic Verscliicdenlicit in der T.'ertlicilung dcr \Tiirinc! In Quito sirid dic Extremc I ~ O , S und 17",6 R. Spuren von Eis odcr diinnen Eisriii- den sicht inan unciidlicli selfen, und nur als Wirbung cl er IT :i rm es t ralilu 11 g gege n ei n en YV ol k en fr e i en €1 i m ui e I. 1)ic franziisisclirn Arndciiiitcr scliildern das Kliina inildrr als es jetzt ist. Die Vcrglcicliiing init dem Tlialhes- scl \-on Caschmir scheint \-ollcnds unpassend. XacIi drn neuesten Messiiiigrn %on V i c t o r J a c q u c i n o n t I ) und Baron H u g e l ' ) licgt die Stadt Caschrmir volle X O O FuCs nietlrigcr als Quiko. Yon dcin ~ ~ O T S C I I Stadtinarbte (Phzza major) aus sieht inan in drohender Xilie die scbroffen AbhYnge (Jclkdas) dcs VulLans von Piachincha, nicht die Reilie der Gipfel, die n i r bald besclireiben wer- den ; man sielit auf eincin kalilen hervortrctenden Hiigel, dcr freilich 1ii)her als der Pic von Tcneriffa ist, das von L a Condarniue als Signal crriclitete Kreuz (la Gvz

1) Correspondunce pendunt Jon Froyuge duns tInde, T. IZ p . 58.

2) Journolof the Royol Geogr. SOC. T. FYI P. 2 p . 348. J a c q u e - m o n t gieht 5350, H i i g r l 5850 cngl. Fafs; Nittcl 875 Toisen.

74.

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de Pichimha), und, was einen scliiinen Anblick gewshrt, westlicher und tiefcr den silber$inzenden Wasserfall von Cantuna in nur 1728 Toisen Hiihe. Der Fufs des Was- serfalls bleibt unter einem vorspringendcn Felsen vcr- deckt.

P i c 11 in c h a.

Ich habe cinen topographischen Plan des Vulkans und aller "haler, die am sudiisllicheii zugiinglicheren Ab- liangc zu seinein weit aiisgedchnten Ruclsen fiihrcn , in Quito selbst entworfen, iind zur Erlrinterung dieser Knrte eine Profit-Ansicht geliefert, wie man sie, bei heiterer Luft, unfcrn Chillo in der Grafshr Cachapaniba geniefst. Die Karte ist in dcm Atlas von Sud-Amerika, der mei- nen Reisebericlit broleitet, die pitloreske Ansiclit aber in der FTues des Cordderes crschienen. Aufser den baro- metrisclien Messungcn vieler einzelner Gipfel tinbe ich eine trigoftoinetrische Messung aller Gipfel in dcr Ebene yon Cachapamba oorgenommen, die voin Crater des RU- cupichincha 14211 Toisen entfcrnt ist. Da inir eine ei- gcntliche Triangulation zwischen den engen Scliluch~en des Vulkaos, am Abhange scibst, unrn0glic.h war, uncl viele Wochen Zeit erfordert haben wurdc, SO ist die hurzere hypsoinelrische Meillode, die sich der Hijhenninkel und senkrerhten Standliiiien bedicnt, vorgezogeii \Torden, cine Methode, deren Genauigkeit durch meiuen Versucli den J ~ ~ g e n u n t e r s c b i e d von Mexico und Veracruz in einer Entfernung von drei 1,5ngengradeli hypsoinetrisch zu be- stinmen eiapfehlenswerth scheint. Aus den Winkclii hat sich dazu die Masse des gnnzcn Vulkans und dcr einzeInen GipfeI ergebeu. Die Entfernung des noch brennenden Craters von dern Thurin de la Il'lerced in Quito (eiu Element, das die Einn-ohner dieser Stadt lebhaft intcres- sirte) habe ich, von dein Riigel von Poingasi aus, wo inan zugleich den Thurin und die den Crater umgeben- den drei Felsen sieht, durch eine etwas verwickelte Trian-

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177 gularion beatimmt. Icli fand sie aus mehreren Combina- tionen 5686 T. Zu meiner grofsen Freude habe ich in Paris, lanee nachdem mein Plan gestochen war, den er- sten Entmurf einer handschriftlichen Karte aus L a C o n - d a mine ' s IVachlaCs erhalten, deren Maafsstab erlaubte, sich eines Abstandes von 8 bis 10 T. zu versichern. Diese Karte enthiilt, aufser der Stadt Quito und dem Thurme, der Kirche d e la Merced, vom Pichincba selbst nur das Centrum des Kraters. Die darauf graphisch gesucbte Entfernung war 5520 T. Unterschied 66 T., oder &. Magnetische Azimuthe siud fast gar nicbt., oder nur in Poingasi fur secundiire Punkte iu 1800 T. Entfernung von dem Abliange des Vulkans, also an einem Or te benutzt worden, w o ich mittelst eines L a m b e r t i schen vienehn- zlilligen Declinatoriiims die locale magnetische Abweichung bestimmen konnte. Diese allgeuieine, nur sclion zu urnstana- liche Uebersicht der bei der Construction meiuer Karte an- gewandten Mittel sol1 die Richtigkeit der Haupt-Dimensio- nen eines Vulkans bewahren, der in skiner Hauptrichtung von S W . nach NO. eine isolirte, ununterbrochen .fortIau- fende W a u d bildet. Auch der UmriL des Berges in der pittoresken Ansicht ist nach Horizontal und Hljhen-Win- keln gezeichnet, die wiederholt mit dem Sextanten gemes- sen wurden.

D ie Beschreibiingen, welche L a C o n d a m i n e an mehreren SteIlen des Mesure de Za Mei.idienne von dem Vulban von Pichincha giebt, sind iiberaus unbestimmt. Er spricht zwar von mebreren Gipfeln, nennt dereu aber n u r drei, statt vier. Den hlichsten, siidwestlichsten Gi- pfel, aus dem allein d ie grofsen Ausbriiche erfolgt sind, haben die franzilsischen Academiker gar nichf gemessen. Die einzige Kuppe, deren in der Inschrift des Jesuiteu- Collegiums erwshnt ist, und die blois als Cacumen IG- pidenm bezeichnet wird, ist der dritte thurmahnliche Gipfel, von SIT . nach NO: gerechnet. Vs'o iibrigens die Hiitte stand, in der die Beobachter mit so ruhmlicher Ausdauer

Poggendorfl's Annal. Bd. XXXX 12

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17s Wociien lang schlicfen, ist iiacli der angcgebenen Baro- rtirterhi5he und bei aller inangelnden ' I ' sad ih i schwer zii ergrundrn. Klarlieit k a n r ~ man nur in die Bcschreib~~n;. dt -r Structur des Berges bringen, wenn man sich cler in- disclien ~ sehr bestiminteu Benennungen der Gipfel be- diedt.

W a s zuerst sin Pichincha auffallf, ist seine von der gewghnlichen Kegelform der Vulkane so verscliiedene Ge- stalt. Den griiklen Contrast bietet der Pichincha init den1 Cotopaxi dar, desseii Schnee-Mantel die kleinsten Uneben- Iiciten eines vollkoininenen Kcgels bedcckt, und von dcrn die spanischen Creoleu init Recht sagen, er sey >vie voti der Drehbank gekomrnen, hecho al torno (fait uu tour) 1).

Pichincha bildet eine lange Mauer, uild diesc Ausdehnung in dec Lange bei einer in Verh~llniTs geringeu Hijhe (kaum 15000 Fufs) vermindcrt, an Puokten, wo man das game isolirt stehende Gebirpe mit einein Blick urn- fassen kann, den iriajestatisclieii Eindruck der Ansicht.

Pichincha liegt auf dem Ruckeri der westlichen Cor- dilIeren, als ein Ganzes betrachtet, . allerdings in einem Alignement, d. h. in derselbcn Axenrichtiing mit den Srhneebergen ILiniza, Cornzon und Cotocuchi; er bildet eine Keihe mit ihnen, aber bci dein jahen Absturz, den die Cordilleren g~gei i das Meer hin zeigen, kann inan sageo, dafs Pichincha, specie11 bctrachtet, die fortlaufendc Cordillere wie init einein Mauer Stucke kriint, uud dots die Richtung dieser M w e r von der Richtung der Basis, a d der sir ruht (von der allgemcincn Are der Cordillere) uin vollc 35" abweicht. Die. Axe 'der westlichen Cdrdillere lie$, zwischen 0" 40' siidl. uiid 0" 20: nardl. Breite, N. 21" O., die specielle Axe deq Vulkans durch. seine Gipfelreihe ge- legt, liegt N. 56" 0. .* Nacli neueren Arisichten *iiirdc man daber sagen, dafs die spiiter entstandene Mailer, dir wir Pichincba nennen, auf ciner engeren Spalte, die mehr voin Meridian gegcn Ostcn abweicht, hcrvorgetreten ist.

1) Man vcrglc;che rneine Fires des Curdilleres, PI. 10 und 61.

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Von diesen Erscheinungen, die den allgeemeinen unterge- orduet sind, gieht aucli die grofse Bergkbene des Antisana in 12600 Furs Hiihe ein merkwiirdiges Beispiel. Der schnecbedeckte riinde Gipfel des Rerges erhebt sich in- selfiirmig in dieser E b e w , aber gegejn Westen ist aus derselben, in der Richtiiug von Norden gegen Siiden,. eine schwarze Felswand Jiervorgestiegen, der ~ u s s o l o u g o , der im kleinen, der FOrni nach, an den Pichincha erinnert. Dec lstztere ist zwar von allen Seiteu jsolirt, doch ist er es mindkr gegen den Corazon und gegen lliniza bin, y ~ o dertAtacazo sich ilim naht, als gegen Borden, gegen den Cers.0 de Cuicocha und cled Nevado de Cotocacbi bin, wo in einer weiten Oeffnung der F luk Guallabatnha sich aus der obsidianreichen Hochebene VOB Quinche einen W e g nach der Siidsee bahnt. Zu besserer Yersrandi- gung des Folgetlden fuge ich im hllgemeinen noch Bigzu, dafs die vier Gipfel des Pichincha, die aus der Ferne tbeils als Kegel, theils als Thurmspitzen und R.qhep vgn Bergschlbssern erscheinen, von NO. gegw SW. falgende Reibe bilden: 1) ein uugenannter Kegelberg, ~ a h e bei dem Riicken Ingapilca, den ich, nach der Frequenz der grofsen Coodot-Geyer, und veil gegen ihn die tiefe Spalte ron Cundurguachana endigt, durch welctre Bliicke in die scbiine Grasebene (Exido) vou Gaquito gekommen sind, den Condor-Gipfel nenne. 2) Guaguapichincha, das beifst, das Kind des alten Vulkaus. 3) Picacho de 10s badrillos, wegen der maucrartigen Spaltung so benannt und durch einan schmalen Snttel, mit einen anderen mehr~sudlich: vor- liegenden Kegel, Tablahuma, zusammenhangend, 4) Ru- cupichincha, der Alte oder. Vater, den Kfater entbaltepd, und., da er etwas aufserhalb der Reihe, mehr gegeu .die Siidsee gerichtet ist, von Cbillo oder Poingasi aus ~ t e r einem etwas kleineren H6henwinkel erseheinend, als der ka- stelartige Gipfel des Guaguayichincha. Die bupferfarbigen Eingeborenen nemeii Vulkane, weil es f i i i sie gleichsatn In- dividuen (einzelne Kegel) siod, die ganzeu Berg-Colosse des

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Cotopaxi und Tudgurahua; aber am Pichincha nennen sie {eel ~ o l c u n blofs den siidwestliclisteii Theil, von dem sie, dep Tradition nach, w h e n , dafs in den Jaliren 1533, 1539, I560 1566, 1577, 1580 und 1660 so grofse Feuerausbriiche stattfanden, dafs die Stadt Quito eanze "age lang durch falhnde Asche in tiefe Finsternifs ge- hulk war. Sie bedienen sich sogar, weon sie fur mehr kateinisirt (nuy l a t h s ) , d. b. gebildet gehalten trcrden wollen, der Benennung F'iilkan fur den letzten und vier- ten Gipfel ijfter als der Benennung Rucupichincba.

Erste Besteigung. - W i r rnachten den ersteii V e p such, an den Crater des Picbincha zu gelangen, an ei- nem heiteren Morgen im Monat April '). TTnsere Beglei- tuhg war' zahlreicher, als wir. es gewunscht hatten, ein Uebel, das man bei keiner Keise vermeiden kann, in wdcher die Inst~uineute, deren man sicti bedient, die Neugierde der Eihwohner des Landes auf sich ziehen. D a in den nnteren Revieren des Vulkans haufig gejagt wird, aacb die Indianer ein Gemisch von Hagel und Scbnee, frei- lich riiclit von dem schneebedeckten Gipfel des Craters, sondern aus tieferen Schnee und Eishiihlen, zur Stadt brin- geD, su riihinten sich alle uiisere Begleifer, Weifse und Far- hige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade voc einem Monat mit Hm. B o i l p l a n d und den1 jungen Sohne des MarquPs d e S e l v a l e g r e , C a r l o s M o n t u - f a r , der tins nach dein Amazonen-Strome, Lima, Mexico und Paris begleilete, aber nach seiner Zuruckkunft von Eu- ropa, in dem edlen Kainpfe fur die Freiheit seines Vaterlan- des deu T o d fand, auf dem Antisana gewesen. W i r geIang- ten dort auf einem FeIskamme, der iiber die ewige Schrree- granze binausreichte, zu der Biihe von lnehr als 17000 F., so dafs die Erreichung des bochsten Gipfels des Pichincha, der den MontbIanc kaum urn 180 FuCs iibersteigt, uns ver- gleichungsweise ein leicht auszufuhrendes Unternehmen schien. Der Erfolg hat gezeigt, dafs die spaltahnlichen tiefen Tbaler, welche die vier Haupfgipfel des Pichincha 1) Den 14. April 1802.

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181 trennen , an vielen Punkten uiiiibersteiglicb~ Hisdernisse darbieten. W i r nabmen 'unheren W e g von (@it0 aus gegen Nordwesten, urn, neben dern Klostergarten Reco- Zeccion de ka Merced vorbei, zu dein Wasserfall Chorro de, la Cantma zu gdangcn. Die Recoleccion liegt zwC schen zweien der G ~ a y c o s odcr olfenep Spalten von 30 bis 4Q FuCs Breite, von deneii icb oben spracb, und die alle dein Berggelilnge zulaufen. Beidc Spolten vereinigeu sich etwas nordlich von der Kitehc de la Merced, wo eiqe &ucko ubcr sie geschlagen ist. Weiter hin, nacb dem Platze des heiligen Frauciscus, werden (lie €uaycos u w sichtbar, da hoh6 Gebaudc durch Wiilbungen sie veF- decken. Einipc dieser Guaycos gleichell machtigen offenen Gangen, 60 bis 80,iFuCs tief, An vielen Punkten siod sic, in 30 bis 40 T&iblter Lsnge, gar nicht nach oben geaff- net, sondern bilden naturliche Stollen, unterirdische Wei- tungeu. Es ist eiu Volksglaube in Quito, daL die Stadt daruin so wenig an ihren prachtigen Kirchen ond hohm Hlusern bei hsufigem Erbeben leidet, weil diese in an- derer Hinsicht geognostich wiehtigeu offcnen Klulte den (clastischen) Dampfen, a Zos oapores, freien Ausgang gewiib: rcn. Eine solche, auch von U 11 o a angenoinnieiie Theo- rie, die mit der uralten rtimischen Meiiiung vom Nutzen dcr Brunnen bei Erdsttifsen zusammenhhngt, wird abpr durch die Erfahrun3 wctnig bestatigt. Aufmerksame, Beab- achter habcn bemerkt, dal's einige iistlichere Quartiere der Stadt Quito, bei Santa Barbara und San Juan Evan- gelista, die von ke inh Guaycos durchschnitten sind, minqer leiden, als die den I Guaycos naberen. Die wehig steiken hbhange (fuldas), die zum Wasserfall fubren, sind mit h n e m Eiasen von geselligen Grasarten ( Podosaemum debile, Gymnotrix und Stipa emineqs, Cuaan.) bedeckt.

bliihen vereinzelnt einige Calceokarren. b e r Wass&all yon Cantuna, 172h 7'. iiber dern Meere gelegen, war gerade sehr diirltig, uud hatte iu apderen &Ionaten, veil der Plaza major ails gesehen, iinsere Er-

dern Raseii

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wartungen melir gespannt. Wir folgten weiter aufwzrts einer eugen Schlucht, durch die wir, das weit gesehene Wreuz voly L a C o n d a m i n e , La Cruz d e Pichincba, (2072 T.) rechts zur Seite lassend, in eirie kleine, gaDZ horizontale Ebene (Ltano de la Toma oder Llano de. Palmascuchu) gelangten. Die absolute H6he dicscr Ebene ist 2280 T. Eine ganz Bhuliche Ebene, aber fast Z U F Nslftc kleiner, von kaum 300 T.. Breite, Llano de Altar-cucku, liegt weiter westlich, ebenfalls dicht an den1 Hauptkamin oder Riicken des Gebirges. Beide Ebenen, altem See- boden ahnlich, bilden das Ende aufsteigeuder Thaler, uiid sind durch ein Bergjoch getrennr, auf dessen Fortselmng dcr groteske Gipfel Guaguapichincba emporsteigt. Anf den erstcn nordostlicher gelegenen kleineir Ebene von Palmas- ciichu genossen wir eines herrlichen Akbiickes auf Anlisana, den sogenannten Vulkan von Ansango, auf Cotopaxi und Siiichulahua, alle ziir iistlichen Cordillere gehorig. Es waf 11 Chr Morgefis, und trotz der Hohe stieg das Thermo- meter im Schatten atif 1 1 9 R. Guaguapicbincha aus der Ebdne gesehen, erscheint wie eine zertriiminerte hohe Eorg. W i r glaubten anfai)gs, dafs diese Burg aus gegliederten senkrechten Stiulen bestehe, als wir aber an ihr hinaaf- kfiinmten, fanden wir ein pechstein~hnliches, scbwarzes Gestein, das in ganz diinne Schichteii kespalten war. Dic Schichten batten oft nur 2 bis 3 2011 Machtigkeit; ei- n i p Gruppen wareii 12 bis 14 Zoll dick, alle tielen sebr regelmafsig mit 85" gegen- Norden. Ihr Streichen war hor! 6,4 unseres deutschen Gruben - Compasses. Quer- spalten gaben dem sehr frischen, gIanzenden, unverwit- terfen Gestein, bei der fast seigeren Schichtung, in dcr Ferae einige Aehnlichkeit mit eincm Fels Ton Porphpr- schiefer. Ich nanntt? das Gestcin damals pecbsleinartigen Trapp - Porphyr. W o ich Hornblende in dem Gewebe vermuthet hatte, erkaniitc L e o p o l d v o n B u c b , der uicine damals etwas reichhaltigcren Sammlungen bald nach mciner Riickkunft unter der Lupe sorgfaltig untersuchte,

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183 deutlich Augitkrystalle. Er fand diese aucli in den vnl- kauischen Gesteineu des Chimborazo. h'ach einer neue- yen Untersuchung meines Freundes G u s t a v R o s e ent- halt die schwarze pechsteinarlige Grundmasse yon Gua- guapichiucha in 2378 'l'. Habe, auke r rlem Augit, such Labrador, nicht Feldspath, uicht Albit, nicht Hornblende. Del: Glanz des &steins ist geringvr als beirn'eigentlicheu l'eclistein; die Gruiidinasse ist nut- schitnmerud, an den Kaiiten schwach durchsclieiirend uird uiiebcn im Bruch. Vor dem Liithrolir sah sie G u s t a v H o s e (schwierig und nur an den Kanten) zu einciii weifsen Glasesehmel- Zen. Der Labrador fiiidet sith daran in Zwillingskrystal- lcn mit einspringenden Winkeln. Die Krystalle sind weifs, stark darchscheinend, aof dem Bruclie stark perlmutter- $inzend. Sie erscheinen iiur klein und schiiial, auf dcu Spaltnngsflacheu init den rinspringenden Wiukeln ctwa zwei Liiiieri lang, uud sind i n der (;rundmasse sehr h;iufig zcrstreut. Die Augitkrystalle sind schwiirzlichgrun , uur klein und sehr sparsarn eingewachsen. Wir haben also am Pirhincha wieder, wie am Aetna, ein Ilolerit-Gestein init vorwaltendem Labrador. 1)ie IJmrisse des Guaguachincha sind wunderbar zackig, was bei viclem scliwarzen vulkaui- srhen Gestcin der Andes bernerkt wird. Geeen Sudwesteu sahen v i r Zapfen und Zacken, die, bei kaum 10 Zoll Dicke, wohl S bis 9 Furs Hohe hatten, und senkrecht aufqtiegen. Die Zeirhnong, die ich bei HOmaliger VergrS- fserung voii dem Cnirifs dcs Guaguapicliincha (aus der Ebene von Chillo, also in einw Entferniing voii 13326 T.) iiiit Sorgfalt geinacbt habe, lehrt, dafs Guaguapichincha wohl das acutum et lapidturn cacumen der Jesuiten -1nschrift von L a C o n d a l n i n e ist. Die obcrstt: Spitze ist thurm- artig abgestumpft.

W i r hatten im Hiiiaufsteipen durch die enge Schlucbt, die nnch der lileinen &-betie Palsuiascucbu au den Fufs des Guaguapichincha fulirt, schon uiitcrhalb dern S&aI-

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184 Icreuze, etwa in 1800 T. Hohe, den tiacktcn Felseii ,hie und da mit Birnsstein.. bcdeckt gefunden. Dicse Lasen Bimsstein wurden hlufiger , je hoher wir stiegen. Es wurde uns auch bald auffallend, dafs dcr Biinsstein an dem groteskcn GipfeI voii Guaguayichincha sich mehr an dein westlichen un,d siidwestlichen. Abhauge ( also irarh der Seite des Craters vou Rucupichincha liin), denn in entgegengesrtzter Rielitung fand. Es contrastirte sonder- bar seine weifse, bisweilen gelblirhe Fa rbe iiiit der Schwarzc des hugit - Gesteins.

Die Eingebornen, die .uns zu Fiihrern dienten, ge- standen uns bald selbst, dais sie nie bis zu deiii Ge- birgskainme gelanst waren: sie wufsten keinen anderen Rath, UUI zn dcln dritten Gipfel, Pic0 de los Ladrillos, und so dein Crater nsher, zu gelangen, als uns erst in die Ebene von I%lmascuchu, uiid donn (das steilc Berg- joch von Loma. Gorda , dns zwei benachbarte und zicm- lich parallele Spalten trenut, uberschreitend) in die Be- bcn Schlucht von .4ltar- und Verdecuchi liiiiabsteigen zii lassen. Eiri Blick auf die Karte wird dic sonderbare, aber doch eigentlich thfilrmigc Structur dcs Berges er- Iiiutern. WPle wasserleere Thder (eigen~lich Spalten) ziehen sicb vom Kainui gegen die Hochebene von Quito herab. Es sind die Spalten von Gundiirgunchnna, wel- chen, wie wir bald erwzhnen werden, eine gewisse Oeff- nung bci Guapulo, dem Pichincha gegeniiber, entspricbt; die Quebrada, die nach Palmascuchu fiihrt ; d a m Verde- cuchu, und das breitere Thal von Yuyucha; endlich eine fiinfte Schlucht, welche aus der bimssteinreichen Ebene am Furs des Rucupichincha in Ja sTha l von Lloa Chiquito fiihrt. Die ,\usmiiiidungeii dieser engen Scliluchten sind so gele- gen, d d s grofsc Wasserfluthen, dic dcr schmelzende Sclmee bei jedem vulkanischeu Ausbrnch erregt, vou der Stadt Quito abgelenkt werden, und iiacli Lloa und in die Ebene der Tiirribainba gclangen. Niicli drn Ansirliten dcr neuereii

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Geognosie darf man auf dieses PhYnomen dcr Spalten von Yichincha wohl einige Wichtigkeit legen. lhre Ent- stehung htingt mit der Hebung des Berges zusamrnen, sie sind nicht durch Wasser eingefurcht, koiinen aber spa- ter Wasserbecken schinelzenden Schnees eingeschlosseu Iiabcn, da, w a sie durch Querdalnme getrennt waren. In der That glaiibe ich, als wir von der kleinen Ebene von Verdecuchu (2173 T.) iii die Ebene von Altarcucliu (2m6 T.) hiuaufstiegen, diese stufenweise Lage von Bek- ken ehernaliger kleiner Alpenseen , dein Gebirgsriickeu nahe, deutlich erkannt zu haben.

Statt auf dem init Bimsstcin ganz uberschutteten schmalen Knmrne, der Guagiiapichincha niit dein Picaclio de 10s Ladrillos (dem Zz'egtZberp) verbindet, zu diesein lelz- teren zu gelangen, lieben uns die lndianer aus dein von fast senkrecht abgestijrzten Felswanden uwgebenen Beckcn von Altarcuchu auf den Ziegelberg selbst steigen., Die re- lative serikrechte Hlihe betrug n u r 90.0 Furs. Der Gipfel des Ziegelberges ist ein fast gaiiz mit 13imsstein bedeckter Ke- gel. Dick Ersteigen erianerte uns a 1 1 den Aschenkegcl (Fan d e azucar) des Pics von Teneriffa. Ein Kranz von schwarzem pechsteinartigen &stein, in diiniie senkrcchte Schichten gespalten, hat den Nainen Pic0 de lor La- ~ F Z ' / ~ O S veranlakt. Die Eingebornen nennen es ein Ge- mauer. Die Aehnlichkeit init duunen Basaltshlen ist, von fern geseben, sehr groCs. Dieser Kranz von Dolerit- Gestein- ist iibrigens durch eiuc sonderbare Schicht' von Bilnsstein , die iiiselformig darin liegt, uiiterbrochen. Ich habe die Ansicht des Kegels zweirnal gezeichnet, einmal ganz nahe in einer Entferuung von 500 T., und d a m durcli das Fernrobr von Chi110 aus. Beide Skizzen siiid sehr iiber- einstiminend, und der insrlformige BimssteinHecken hat mich o f t davor gesichert, nicht eiiieii Gipfel init dem andern, bci Winlielinessungen, zu verw echseln. Wir fanden die Hohe Jes Pic0 de 10s Ladrillos 2402 T. Es war auf demselbetl h u m genug, iiin ein Graphoineter von R a i n s d e n auf sein

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Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Be- griindung der Karte des Vulkans und zur Bestirnmung de r relativen Lage seine:. einzelncn Kuppen gegen die be- naclibarten Schneeberge, die niithigen Wiukel zu messeu. Die KSIte war sehr cmphd l i ch , gegen 3* R. Einzelne Schiieemassen bedccklen den Abhang. In Westsiidwe- sren erblickteil w i r null in seiner vollen Pracht, aber leider durch Abgrunde von uns getrenut, den gain mit Schnee bedeckten Ylucupichincha. Mro der Crater sicli geijffiiet, blieb iius damills noch unbckannt, denn seit dern Juuius 1742 war Kernand an seinen Band gelangt. Man w d s t e nur noch, dafs er sich gegen das Sudmeer hin iiffne.

Nach eben dieser Seite liin geniefst man VOII den1 Gi- pfel des Pics d e 10s Ladrillos einen der wnndervotlsten Anblicke, die sich niir je auf allen meinen Gebirgsreisen da rgebo t~n haben. Der siidwestliche Abs tun des Pichin- cha ist iiieraus jab. Auch dort ist derselbe in parallele, auf den Kamni senkrecht zulaufende Spaltcn getheilt. Wir erfuhren, bei anderen Excursionen, nur die Namen zweier dieser Thal-Klufte, der Quebrada de Nina Urcu, uud, dem Rocupichincha ntiher, die Quebrada d e las minas d e Melizaldi. Auch in diesen hoben Einoden, mitten im riilkanischetl Gestein, hat man bald nach Erzen, bald nach vergrabenen Schstzen geschiirft. Den Vordergrund, nach deui unteren Theilc des Abbanges zu , bildet die Waldvegetation von 10s Yuinbos, d ie , fast undurch- dringlicb, sich bis an d ie Mecreskuste erstreckt und die weite heifse Ebene erfiillt. Urn zu untersucben, welcher Theil des Littorals dein Vulkan am nachsten liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnnhmen von Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht neb- men. Die Expedition der Descubierta iiiid Atrevida ist der Kliste, von Guayaquil a11 bis zt id Vorgebirge (~uasacnma, im ciner Tyahc VOII 15 bis 16 Seelneileu (60 auf eiuen Grad) gefolgt. Der Icrthum vou 4 Lln- gcngrad, die meine Beobacbtungen fur die Stadt Quito

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I87 liabcii kenaon gelehrt, unbdia ebenfalls viet zu ast- liche.Lbge, wekche M ' a l a s p i n a rind alle spHtcren See- fahrer und Geographeu dem Hafen GuagaqyiI geben, ha- ben natiiulich ainen wichtigen Einflul's nd die Bestiin- mong der Entferuung, in der die Kiisfe der Siidsee dein Valkan am iiiichsten gelegeu ist. I)ai die clwonometri- scheu Laogen von M a l a s y i n a auf biffercnzen mit dem MeridiaB von Goayaquil beruhen, SO bedurften sie eioer Correction von if3 Bogenniinutcn, worms, weno ich Pi- chincha auf das nahe Quito beziehe, und diesem seine wahre bjings von 8kQ 4' gcbe, folgt, dafs die dem Auge nachste Kiiste der Sudsee in cincr Entfernungvon mRogen- minuten oder 22 geagr. Meikeo liegt. D i e h ist unniittel- bar westticli porn Vulkane die Entfernuirg der Mtindung des Rio de IPalmarwie gegeu Nordwesten die Eiitfernung dcs klein'en Bugen de las Sardinas und Sail Mateo, nnlre beim Fhfs Esmeraldas. I n der iibrigetls init Kecht selw belobten Karie der Provinz (2uitcv 5'011 La C o n d a m i n e uud M a l - d o n a do sindilleider die Kiisteu SO falsck veneichnct, daCs die zuerst genaante Entfernting, gegen den Rio Esinaraldas hin, urn mehr als 30 Bogenminuten falsch ist. Die K r u i - mung der Erde edaubt fur die Hobe des Pichincha ei- nen Gesichtskieis von 2 O 13' Halbmesser, ohne Refraction ; mit dieser, d e sie unter dein Aequator gewilhnlich ist, etwa 2 O 25'. Es bleibt also kern Zweifek Librig, dafs niau von dem Kamio des Vulkans weit in das Meer liineiuselien kann. Der Meerhorizout, welcher sich bekanritlicb bis ZUF

Hohe des Auges erhebt, so dafs aIle nahercn Gegenstznde auf der Meeresflache projicirt ersclieinen, liegt fur Pichincha nosh 56 Bogenminuten oder 1 4 geogr. Meilen jeuseits des Littorals. Die dichtqn Urmalder der Yumbos und dec ehemaligen, von vielen JStrijineir durchschnittenen Gouer- nachn d e Esmaraldas, ergiefsen eine ungeheure Masse von Wasserdlmpfen in die AtmosphYre. Daher fanden wir, als wir auf den Kamin des Gebirges gelaugt ware!], gegen SO., lrach der Hochebene von Quito mi, deu

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reinsten kolkenleersten Himmel (das S a u s s u r esche Cya- nometer zeigte 37O), wahrend iiber der vegetationsfei- cben Flaclie.Ilgegen Westen dickes Gewislk hing. In diesem Gewalk war eine einzige Oeffnung, und durch diese erblickten wir eine weite blauliche XIache. W a r es eine der diinnen Wokenschichten, die ich uber dem Ocean ausgebreitet am friihen Rlorgen auf dem Pic. von 'L'eneriffa und auf mehrereii Gipfeln der Cordilleren ge- sehen, und deren obere Flache oft ganz oboe alle Un- ebeuheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaup- teten, und die Farbe anzudeuten schien) die Siidsee selbst? Ich wage nicht zu entscheiden. W e n n der Meerhorizont iiber zwei Grad entfernt lie& ist die Masse des von dem Wasser reflectirten Lichts SO gering, dafs durch den laogen Weg, bis zu dern Gipfel eities Berges, derauch nur 15000 Fufs Hiihe hat, der griifsere Tbeil durch Absorption in def AtmospHSre verloren geht. Dann scheint die Granze des desichtskreises niclit mehl: die Luft selbst, auf einer Was- setlinie ruhend, zu seyn, sondern man siebt in das Lecre, qls were man in eineln Luftball, zu welchetn, nach G a y - L u s sa c's Erfahrung, Scballwellen hiiher als schwaches voin Horizoat reflectirtes Erdenlicht gelangen.

Bei der sehr niedrigen Temperatur son 3 O (in un- gefiihr gleicber Hiihe und bei einer siidlichen Breite vou 0" 11 haben, in ihrer Hiitte, die franziisischen Astrono- men das Reaumur'sche Thermometer bei~iNacht bis fast 50 unter den Gefrierpuukt sinken seben) stand das I)e- Iuc'sche Fischbein-Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr im Schatten 32O. Diese grofse Trockenkeit erbielt sicli zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher in leicbten Nebel, voriibergehend, gehullt aewesen waren. Das Hygrometer stieg dann uicht uber 34O. Die eleli- trische Spannuiig der Atmosphtire bot eine sonclerbare Ersclieinung dar: so laiige wvir niclit von Nebel umgeben waren, zeigte ciii V o 1 ta'sches Elclrlrometer init cinem aufseschobenen nietallischen Leiter, -also S Furs hoch

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iiber dern Felsen, 3 Linicn positiver Elektricittit.. Es war unnbthig die Spitze mit rauchendem Schwamme zu be- waffnen. So wie wir aber in eine Nebelschicht traten, wurde plotzlich die Elektricitat fiegativ, etwa eine Li- nie, und gimg dann*abwechselnd wahrend des Nebels rom negativen zum positisen iiber. Es war also ?vie ein klei- ner, sonst unbemerkbarer Gewitterprocefs in den Dunst- bliischen, die wahrscheinlich in abgesondcrten Schichten gelagert wared.

Voli d e b Pic0 de 10s Ladrillos, auf dem wir stan- den, geht ein schmaler Febkamm, ganz mit Biiqsstein iiberschiittet, zd der etwas niedrigcren Neben-Kuppe, Tubhhuma, einem vollkommenen Kegel. Der horizon- tale Kamm liegt 46 T. niedriger als der Ziegelberg, 34 T. niedriger als TabIahuma. Vlio das Gestein sichtbar wird, ist es wieder diinngeschichtet, stark einfallend, dern Por- phyrschiefer durch seine Absonderung ahnlich. Ich hatte mir zu meiner Keise von dein geschiclrten Mechaniker P a u l in Genf, nufser dern Ziemlich unvollkommenen Cyanome- ter, den von S a u s s u r e gebcauchten sehr schiinen Appa- rat zur Bestimmung des Siedpunktes auf grofsen BerghB- hen anfertigcn Iassen. Ich beitutzte das Bouilloire ihermo- scopique nicht, wie nur au oft von neueren Reisenden in Klein- Asien, Persien und der Bueharei geschehen ist, Liin Hahen nach einer schon 1739 von L e h 1 o n n i e r ausge- fuhrten Methode zu bestimmen (der Fkhfer eines Fah- renheitscheB Grades in aer Bestimmung des beobachteten Siedpunktes kann einen Fehler von 340 Fufs Hiihe nach sich ziehen) ich beobachtete vielmehr den Stand des Ba- rometers, die Luft- und Quscksilbertemperatur und den Siedgrad des Wassers so oft ich konnte gleichzeitig, um Thatsachen zur Berichtigung der damals noch so schwan- kenden z) eluc’schen Theorie von dein Siedpunkte zu sam- meln. Als der Apparat eben aufgestellt war, entdeckten wir mit Bedauern, daEs der Indianer, der das gewohnliche Feuerzeug trug, die Anhohe noch nicht erreicht hatte. %luck- licherweise war heller Sonnenschein. Wir wufsten, dafs

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cine mollige, von uns zuerst beschriebene Alpenpflanze aus d e r Fainilic der Compositeh, eine Ellanze, die erst

13500 Fufs zu machsen nnfkingt, cukitium rufescms, sehr leicht entziindlicbe, stets trockne Malerie ( p s c n ) dnr- bietet, Idieser Frailejon von Pichincha ist niclit knit d e n glt.ichnamigen und cben so. wolligen Frailejon von Neu- Granada, einer Espeletia, zu verwechseln. Wit schroben das Objectiv aus einein grofsen D o l l and ' schen Fern- rohr a b und zundeten die Blattwolle des Culcitiums, das sich rnit der Oberhaiit wip! ein Bandscbuh abziehen Islst, dureh die Sonnenstrahlen an. Das Gefafs mil Sclineewak- ser gefullt, gab dcn Siedpnnkt zu 1S7",2 Fahr., etwas tinter 690,O 13. an. Das Barometer zeigte. gana in der Nahe , auf den Nullpt~tikt reducirt, 16 z o l l 4,64 1,inien ( aItes franztjsisches Maafs ). Professor Po gg tin d o r f fin- det, dafs ineiiie Beobachtuugen des Siedpunkts, nach einer auf G a y - L . u s s a c ' s Versuchen gegriindct'en Tafel von A u g u s t , . entsprechen 199,4 Par. Linien; nach der auf D a j t o n ' s Persuchen gegrundeten Tafel von B i o t etwa anderthalb Linien mehr, 200',92 Par. Linien (die Queck- silbersYulen immer auf den Gefrierpunkt reducirt ). Jch las, durch unmittelbare Beobachfung, auf dein Felskamme, d e r den Ziegelberg mit der Kuppe Tablohnrna verbindet, an meinem Zaroneter 196,64 Far. Lin. (auf 0" reducitt), der G a y - L u s s n c - August 'schen l'afel also naher als der D a I t o n -B io t ' s chen ; man Jergesse nicht, dafs in diesen Beobachtungen ein Grad .Fahrenheit schon 4,5 Li- nien BarometerhGhe. entspricht. Wl i r e den jetzigen l'a- feln und, den Elasticitats - Bestitnmungen des Wasserdalnpfs unter 80" R. mehr zu trauen, SO wiirde aus diesen Ver- gleichungen folgen, dafs rch den Siidpunkt J e s Schnee- wassers in einem GeWfs, aus dem, nach S a u s s u r e ' s Vorschrift, die DSmpfe lekht entweichen kannten, doch urn einiget Bruchtheile zu hocb gefunden babe.

Der feuerspeiende Gipfcl Rucupicbincha war noch, wie ich schon oben bemerkt, in betr;ichtlicher Entfernung,

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diirch cine ungeheure Kluft von iins getrennt. Des-We- ges nnkundig, ware es unvorsichtig geweseii, da wir nur auf drei Stiiuden Tageshelle rechnen konn:en , den Ver- such zu wagen, die Kluft, oder vielinchr das groke Eek- ken des Sienego del V U ~ R zu umgehen. Ein zufiilliger Urnstand, so unwichtig er auch war, bewog ineine Be. gleitcr auf eine sehc baldipe Hiirkkebr zu dringen. Ich war eine Zeit lang allein anf dem Katnin von Tablahuma geblieben, urn den Versuch des Siedponkts z u griifserer Befriedigung zu wiederholeo. Errnudung nach zebnstun- diger Wanderuog zu Furs ahf steitcn Wegeii, K;ilte und dichter Kohlendainpf, eine Gliith, iiber die ich mich, ciin

sie genau zu. beobachten, unvorsichtig hingebeogt (neil, wie bekannt, in Hohen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruek die Flalnrnen schwer zusatninedzuhalten sind) verrirsachte mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei grofse- rer Anstreagung uud vide tausend Furs biiher, vorher und nachher etwas Aehnliches erfahren. Der KoBlen- dampf wirkte gewifs mehr, als die unbetrachtliche Halie von ,2356 T. Meine Begleiter, die aof dein ostlichen Abbange standen, erkannten bald den Unfall und eilteii mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stsrken. W i r stiegen nun durch das Tha l von Yuyucha langsarn herab, und wurden, auf dem Kuckwege, durch den An. blick des vom Monde herrlich erleuchteten Vblkans Co: topaxi erfreut. iJnter allen Schneebergen ist es der, wel- cber (vielleicltt wegen seiner vollkominenen Kegelform ilnd wegen des ganzlichen Mangels an Unebenheiten der OberflacbeJ am haufigsfen ganz wolkenfrei bleibt. Wit. gelangten schon uin 7 Uhr Abends nach Quito.

Die Gebikgsart des Pichi’ucl~i ist in der unteren Regioii von der der oberen, deli Bestandtheilen nach wahrscheinlich wenig verschieden , aber das minder feinkornige Gemenge hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Can- tern) nahe bei dem Panecillo (‘Javirac), einer freistehen- den rundlichen Kappe, unter der die Incas einen Stol-

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192 leu (Duichgang) nach Turubamba vcrsucht haben, ist geo- gnostisch von tielem Itlteresse. Das Gestein wird tlort von dern Volke &ndsteh genannt; es ist ungeschichtet, meist griinlichgrau, in einzelnen Magsen rothlich und mit Blattchen schwanen Glimmers sparsain gemengt. Ich hatte es auf der Reise einen feinkijrnigen Griinsteinporphyr ge- nannt. Nach G u s t a v R o s e ' s genauer und mebr wis- senschaftlicher Bestimmung ist es ebenfalls ein Doleritge- stein voll kleiner Poren: In der Grundmasse liegen weifse Krystalle von Labrador init deutlich einspringen- den Winkeln, und vielc schwsrzlichgriine Krystalle von Augit. Hornblende ist nicht darin zu finden. In noch tieferem Niveau babe ich, in dem Boden der Stadt Quito selbst, bei der Kirche San Roque, in einer Ausgrabung von 15 Furs Tiefe, in einem Thonlager, S bis 10 Zoll dicke Streifen von Bimsstein gefundeo.

Am Schlufs dieser ersten Expedition nach dem Vul- kan Pichincha, mufs ich noch der vielen scharfkantigen Blocke krwahneo, welche ain norddstliclien Endc des lan- gen Berges in der schiinen Grasebene von.Iiiaquito zer- streut liegen, einer Ebene, welche durch die daselbst 1546 zwiscben G o n z , a l o P i z a r r o und d e m t T i c e - U - nig B l a s c o N u i i e z V e l a gelieferten Schlacht beriihrnt geworden ist. Die Blihke von ungeheurer Grofse, scharf- Bantig und nicht p o r h , sind dem pecbsteinartigen Ge- steine von Guaguapicbincha sehr Ihnlich.. Die Einge- bornen nennen sie eine &'tJentazon, ein unbestilnmtes Wor t , mit dem sie die Folge einer vulkanisclien Erschiit- terung wie auch Ausbruchphanomene bezeichncn. Die Blacke liegen zieinlich reihenweise hinter einander, aber im- iner dicht am Fufs des Vulkans. Der Ort heifst Rumi- pamba. Ich glaube dafs die Blijcke vielleicbt bei Erhebung des Berges, durcb die Spalte Cundurguachana herabgesto- k e n woiden sind. Sehr auffalleud war mir, dafs in derseI- hen Richtung die kleine Hugelkette, welche die Ebene von Iiiaquito oder AEaqaito. ostlicli begrgnzt, durch eine Spalte,

die

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die einen eigenen Namen (Boca de Nayon) fiihrt, durch- brochen ist, Ich finde in meinem Tagebuche die Worte: dieselbe Kraft (Ursache), welche an dem Abhange des Vulkans das enge Thal Cundurguachana aufgerissen hat, wird such wohl diese Spaltiiffnung hervorgebracht ha- ben. Die Boca de Nayon, ein natiirliches Thor, fiihrt in einen kleinen Kessel, dessen Boden 840 Furs tiefer als die Ebenen der Blocka liegt. Ein wolrlhabendes Dorf, Guapulo, dessen schiine Kirche mit Saulen dori- scher Ordnung geziert ist, liegt an dem engen Becken. Das Ganze gleicht einer offenen Gangkluft, und man kann sich kaum der Besorgnifs erwehren, dak in einem Lande, welches so grofsen Revolutionen der Erdoberflli- che noch iinmer ausgesetzt ist, die Bergkluft sich ein- ma1 schliefsen, und Dorf und Kirche mit dem wundert11;i- tigsten aller Heiligen- Bilder von Quito spurlos in Schutt vergraben merde.

XI. Neue Beobachtungen iiber Erregung und Aufhebung dcr Passivitat im Eisert; aon

Professor C. F. Schbnbein.

I n den Heften 2 und 4 der Annalen von 1836 ist von mir der Thatsache erwiihnt worden,' dafs, wenn das eine, durch Gliihen angelaufene, Ende eines Eisendrahtes in gewljhnliche Salpetersiiure gebracht und hierauf dcssen anderes Endc I in die gleiche Fliissiglieit getaucht mird, dieses passiv gegen die Ssure sich verhalte, vorausgesetzt jedoch, beide Enden reichen in ein und eben dasselbe, mit S;iure gefiillte Gefiifs. Nacb F a r a d a y ' s und mei- nen eigenen Beobachtungen entsteht beim Eintauchen des zweiteu (natiirlichen) Endes ein nur wenigc Augenblicke dauernder Strom von der Art, dafs das gegliihte Ende

PoggendorFs A n d . Bd. XXXX. 13