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II. Aufs~itze und Mitteflungen. Geologie und mineralische Rohstoffwirtschaft. Von 14. Arlt (Berlin). Die Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland hat binnen 20 Jahren ein zweites Ma] dazu gefiihrt, zielbewul]t aueh die eigenen mineralischen Produktionsquellen heranzuziehen, um der drohenden Knappheit an Erzen und Metallen zu begegnen und unsere in so star- kern Mal3e yon der ausl~ndisehen ErdS]e~nfuhr abh~ngigc Treibstoff- wirtschaft dureh Untersuchung und Ersch]iel~nng heimischer ErdS]- lagerst~tten zu erleichtern. Bei der LSsung dieser Aufgaben stehen in der Gegenwar~ die frtiher erzielten Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit, wie sic uns in der fortgeschritLenen und in einigen deutschen L~ndern bereits durchgef~ihrten geologischen Kartierung und der Lagerst~tteninventuren zur Verfiigung stehen, hi]freich zur Seite. Die im Reichswirtsehaftsministedum gesehaffene Yereinigung mit dem Preul~isehen ~rirtsehaftsministerium, welches die Bergabtei]ung des grSl~ten und in der bergbaulichen Produktion Deutschlands an erster Stel]e stehenden Landes in sich sehliel3t, hat die Verwaltungs- reform geschaffen, welehe es nun ermSg]ieht, zentral in engster Ftih- lung mit den Geologischen Landesansta]ten und den BergbehSrden derL~nder alle einsehl~gigen Fragen zu bearbeiten. Das am 4. Dezem- her 1934 yore Reiehskabinett verabsehiedete sog. L a g e r s t ~ t t e n - g e s e t z gibt in Erganzung der in den einzelnen L~ndern bestehenden Berggesetze fiir die Arbeit der praktischen Geologic die erwtinschte gesetzliche Grund]age. Dieses Gesetz bctraut den Reiehswirtsehaftsminister zur Sicherung der deutschen Mineralversorgung mit der Durchforschung des Reiehs- gebietes naeh nutzbaren Lagerstatten und erm~chtigt ihn mit der Untersnehung sowie Sammlung und Bearbeitnng ihrer Ergebnisse die Geo]ogisehe Landesansfalt Preul~ens und der iibrigen L~nder zu beauftragen. Die beamteten Geologen aller Landesanstalten und die mit solchen Aufgaben betrauten wissenschaft]iehen Arbeiter erhalten somit die MSglichkeit eingehender Untersuehung aller sich ihnen bietenden Aufschltissc. Ftir die Durchftihrung geophysikalischer Untersuchungen und die Ausftihrung yon Tiefbohrungen ist eine Meldepflicht bei der ftir das Gebiet zust~ndigen Geologisehen :Lan- desanstalt vorgesehen in der Absicht, dal~ die erzielten Beobachtungen

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Page 1: Geologie und mineralische Rohstoffwirtschaft

II. Aufs~itze und Mitteflungen.

Geologie und mineralische Rohstoffwirtschaft. Von 14. Arlt (Berlin).

Die Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland hat binnen 20 Jahren ein zweites Ma] dazu gefiihrt, zielbewul]t aueh die eigenen mineralischen Produktionsquellen heranzuziehen, um der drohenden Knappheit an Erzen und Metallen zu begegnen und unsere in so star- kern Mal3e yon der ausl~ndisehen ErdS]e~nfuhr abh~ngigc Treibstoff- wirtschaft dureh Untersuchung und Ersch]iel~nng heimischer ErdS]- lagerst~tten zu erleichtern. Bei der LSsung dieser Aufgaben stehen in der Gegenwar~ die frtiher erzielten Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit, wie sic uns in der fortgeschritLenen und in einigen deutschen L~ndern bereits durchgef~ihrten geologischen Kartierung und der Lagerst~tteninventuren zur Verfiigung stehen, hi]freich zur Seite. Die im Reichswirtsehaftsministedum gesehaffene Yereinigung mit dem Preul~isehen ~rirtsehaftsministerium, welches die Bergabtei]ung des grSl~ten und in der bergbaulichen Produktion Deutschlands an erster Stel]e stehenden Landes in sich sehliel3t, hat die Verwaltungs- reform geschaffen, welehe es nun ermSg]ieht, zentral in engster Ftih- lung mit den Geologischen Landesansta]ten und den BergbehSrden derL~nder alle einsehl~gigen Fragen zu bearbeiten. Das am 4. Dezem- her 1934 yore Reiehskabinett verabsehiedete sog. L a g e r s t ~ t t e n - g e s e t z gibt in Erganzung der in den einzelnen L~ndern bestehenden Berggesetze fiir die Arbeit der praktischen Geologic die erwtinschte gesetzliche Grund]age.

Dieses Gesetz bctraut den Reiehswirtsehaftsminister zur Sicherung der deutschen Mineralversorgung mit der Durchforschung des Reiehs- gebietes naeh nutzbaren Lagerstatten und erm~chtigt ihn mit der Untersnehung sowie Sammlung und Bearbeitnng ihrer Ergebnisse die Geo]ogisehe Landesansfalt Preul~ens und der iibrigen L~nder zu beauftragen. Die beamteten Geologen aller Landesanstalten und die mit solchen Aufgaben betrauten wissenschaft]iehen Arbeiter erhalten somit die MSglichkeit eingehender Untersuehung aller sich ihnen bietenden Aufschltissc. Ftir die Durchftihrung geophysikalischer Untersuchungen und die Ausftihrung yon Tiefbohrungen ist eine Meldepflicht bei der ftir das Gebiet zust~ndigen Geologisehen :Lan- desanstalt vorgesehen in der Absicht, dal~ die erzielten Beobachtungen

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96 II. Aufs~tze und Mitieihngen

der im allgemeinen Interesse notwendigen sachgem~l~en Sammlung und Bearbeitung unterworfen werden kSnnen. Besondere Bestim- mungen beziehen sich aul]erdem auf die Aufsuchung yon ErdSl.

Neben diesen sachlichen Gesichtspunkten wi~d das Lagerst~tten- gesetz auch der grol~en politischen Linie unserer neuen Staatsgesta]- tung gerecht, indem es dem Reichswirtschaftsminister die Erm~ch~ tigung erteilt, die Geologischen Landesanstalten der einzelnen deut- schen Lgnder zu einer G e o l o g i s e h e n R e i c h s a n s t a l t zusam- menzufassen.

Naehdem also durch diese gesetz!iehe Regelung ein klarer Rechts- boden gesehaffen worden ist, dttrfte eine Ersrtei~ng der Aufgaben und eine Darlegung des gegenwgrtigen Standes ihrer LSsung an- gebracht sein.

Die Forschungs- und Erfahrungsergebnisse d e r G e o p h y s i k sind unter Leitung des Reiehswirtsehaftsministeriums far die Roh- stoffwirtsehaft nutzbar gemaeht worden, indem unter dankenswerter Mitwirkung mit der Notgemeinsehaft der Deutsehen Wissenschaft ausreichende Mittel beschafft wurden, um regiona]e und speziel]ere systematische geophysikalisehc Untersuehungen, insonderheit in den erdSlhSffigen Gebieten, in Angriff zu nehmen. Als HaupterdS]gebiet ist heute die Provinz Hannover, daneben such das 0berrheintal anzu- sehen. In geophysikalisehen Regionaluntersuchungen sind vorgesehen:

1. Pendel- and statische Schweremessungen zur Feststellung des Randes der POMPECKJsehen Schwelle. Es beteiligen sich das Geodgtische Institut Potsdam, die Reiehsanstalt far Erdbebcn- forschung Jena, das Geophysika]ische Institut GSgingen und Seismos Hannover.

2. Magnetische Ubersichtsmessungen dutch die Preul~isehe Geo- logische Landesanstalt, wodureh ein Gebiet yon Schleswig-ttol- stein im Norden his an den Harzrand untersucht sein wird.

An spezielleren Untersuchungen:

Drehwagemessungen durch die Preul~. Geologische Landes- anstalt, Piepmeyer & Co. Kassel, Seismos Hannover und ~Vein- reich Berlin. Seismische Untersuchungen durch den Lizenz- trgger, Seismos ]~[annover.

Diese Untersuehungen werden beschleunigt durchgeffihrt~ um dem yon der Reichsregierung einge]eiteten grol~zfigigen Bohrprogramm auf ErdS1 die wissenschaftliche Unterlage far die Ansatzpunkte der Tiefbohrungen zu geben.

Die Gewerkschaft Elverath ist unlangst mit der Reichsbohrung 44 bci Hoheneggelsen-MSlme zwischen gildesheim und Braunschwelg bereits ffindig geworden. Es wa.ren yon 1928--1933 aul~er umfang- relehen geophysikalischen Untersuchungen 50 Schtirfbohrungen his zu 60 mund 5 Tiefbohrungen yon 450--1400 m niedergebracht wor-

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den. Dureh diese z~he Zusammenarbeit auf wissensehaftlieh-teehni- schem Gebiet ist ein ftir die deutsche Volkswirtschaft bedeutungs- voller Erfo]g erzielt und ein vo]lkommen neues 0lgebiet entdeckt worden. Ebenso kommt ans Baden die Kunde, dal~ auch hier zwisehen I-Ieidelberg und Bruehsal eine 01bohrung fiindig geworden ist.

Da~ naeh Beendigung dieser geophysikalischen Untersuchungcn die geoloogische Wissenschas selbst hier~us noch vide Anregungen for Uber]egungen und Kombinationen fiber den geologischen Aufbau des dureh jiingere Schiehten verhfillten deutsehen Bodens ziehen wird, braucht nicht besonders begrfindet zu werden.

Nit nicht minderem Eifer als in den Flachlandsgebieten ist man in unseren E r z g e b i r g e n, vorzfig]ich im ~ a r z und neuerdings auch ims ~ e h s i s c h e n E r z g e b i r g e darangegangcn, mit geophysikali- sehen Untersuchungsmcthoden die st~ndige Serge des Bergmanns um den Fortbestand seines Betriebes einerseits zu beheben, anderseits in der immer wieder, eft vorwurfsvo]l aufgeworfenen Frage: ist eine endgfiltige Betriebseinstellung eines bestimmten, frfiher reiehen Erz- gebietes zu Recht erfolgt, Klarheit zu bringen. Dieses Problem findet im Dezemberheft 1934 der Zeitsehrift ,,Metal] und Erz", alas als ,,Geophysik-tteft" des Fachausschusses ffir bergm~nnische nnd gee- logisehe Arbeiten der Gesellsehaft Deutseher ~/[etallhtitten und Berg- ]cute erschienen ist, eine zusammenfassende Bcleuehtung. Es zeigt uns, dab die gegenw~rtigen besonderen Aufgaben der Versorgung unserer met&llverarbeitenden Industrien mit dan notwendigen Roh- stoffen einen starken Antsieb zu praktisch geologisehen Untersnchun- gen gegeben haben. Speziel] im staatliehen Bergbau des 0bet- und Unterharzes sind p]anmgl3ige Untersuehungen neu angeregt worden. ]~lit grol]en Hoffnungen sind bier die seit 1922 begonnenen Beob- achtungen fortgesetzt und die mannigfaehen ~etheden verschiedener Institute und Firmen zur Arbeit herbeigerufen worden. Es ist aber in 15 untersuchten Gebieten bisher ]eider crst in einem Falle ein posi- fives Ergebnis erzielt worden, indem bei Dad Grund in der westlichen Fortsetzung des Hilfe Gotteser Ganges dureh die Preul]isehe Geologi- sche Landesanstalt (Prof. Dr. EBERT) eine Angabe gemaeht wurde, welche dazu ftihrte, bier einen besonderen Untersuehungssehaeht (Westschacht) anzusetzen. ~Sehten diese bergm~nnischen Arbeiten die erhoffte Best~tigung der geophysikalisehen Voraussage durch das Anfahren eines wirklich bauwfirdigen Ganges bringen! Jedenfalls hat dieser mSgliehe Erfolg die Leitung der 0bet- und Unterharzer Berg- und Hfittenwerke veranlat~t, der jungen geophysikalischen Wissenschaft im Interesse des a]ten Harzer Bergbaus und seiner Be- vSlkerung wcitere Chancen zu geben, indem sie zu einem mit Gcld- preisen ausgestatteten geophysikalischen Wettbewerb aufgerufen hat1). Die den Bewerbern gestellte Aufgabe besteht darin, das rgum-

1) Me~al] u. Erz ]934, H. 15, S. 351. @eologische Rundschau. XXVI. 7

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98 II. Aufs~tze und ~itteilungen

liehe and stoffliche Verhalten des st~dlieh der Bergstadt Grund hei 300 munter der Talsohle mehrfach untersuehten und neuerdings ~Ton der Grube tIilfe Gottes aus mit einem Untersuehungsquersehlag durchlheherten Bleiglanzganges auf eine s~reichende L~nge yon e~wa 100 m dutch geophysikalisehe Vermessungen so gut wie irgend mSg- lieh festzustellen. Dureh bergm~nnisehe Aufsehlul~arbeiten, die sofort nach Absehlul~ des Wettbewerbes yon dem genannten Quersehlage aus angesetzt werden, soll die Naehprt~fnng der geophysikalisehen Voraussage erfolgen.

Abgesehen yon der Einleitung derartiger geophysikaliseher Untersuehungen hat unter Aufwendung sehr erheblieher Nittel der Preugisehe Staat and Braunsehweig sehon vorher dutch seine Staatliehen Berg- und tIat~tenwerke den gahrtaasende alten tIar- zer Erzbergbau auf Blei- und Zinkerze im Oberharz, anf kupfer- haltige und zinkisehe Sehwefelkiese im Rammelsberg dutch die letzten sehweren Wirtsehaftskrisen hindurehhalten kSnnen. Der Preugisehe Staat hat auch seit dem letzten grogen Preissturz auf dem internafionalen Metallmarkt gemeinsam mit dem Reich den t~brigen Bleizinkerzbergbau seit 1928 in der alten Bleierzlagerstg~te yon ~eehernieh in der Eifel nnd seit 1932 ebenfalls dureh gew~hrte Dar- lehen an die Stolberger Zink A.-G. ihre wiehtigsten Bergwerksbetriebe ebenso aufreeht erhalten kSnnen, wie die obersehlesischen Blei-Zink- erzgruben der Bergwerksgesellsehaf~ Georg v. Giesehes Erben. g m die Verht~ttung der hier gewonnenen Erze, die dutch die Abtrennung Os~-Obersehlesiens auf polnisehen Zinkht~tten erfolgte, zum Nutzen der deutsehen Volkswirtsehaft erfolgen zu lassen, konnte diese Ge- sellsehaft im Jahre 1934 mit Reiehsunterstt~fzung in ~{agdeburg eine Zinkhatte erriehten, welehe als erste in Deutschland das ~Ietall im elektrolytisehen Verfahren herstellt.

Eine seit Iterbst 1934 durehgeft~hrte allgemeine Stt~tzungsaktion fiir den deutsehen Blei-Zinkerzbergbau aus Reiehsmitteln sieht vor, dal] dutch Gew~hrung yon FOrderpr~tmien allen im Betriebe befind- lichen bauwttrdigen Blei-Zinkerzbergwerken far ihre Prodnktion Bin auskhmmlieher Preis gew~hrt wird, der sic instand setzt, ihre Betriebe aufrech~ zu erhalten. Dieses staatliehe Stt~tzungsverfahren wurde notwendig, da Deutsehlaad aus Grilnden der tIandelspolitik nieht wie die andern Industrielander zur Einft~hrung eines ~Ietall- zolles sehrei~en konnte, der einen wirtsehaffliehen Binnenpreis ffir die heimisehen Blei- and Zinkerze gew~hrleisten wt~rde.

Demgegent~ber konnte der s t a a t l i e h e s g e h s i s e h e E r z b e r g - b a n im Erzgehirge nieht mehr mit betriebsf~higen Gruben in die neue Wir~sehafts~ra eintreten. Diese Bergwerke waren mit der Ab- nahme ihres Erzvorrafes naeh der Tiefe und in Abh~ngigkeit yon dem seit 50 Jahren st~ndig sinkenden Silberpreises - - yon RIll. lg3 . - - im Jahre 1885 auf RI{. 81. - - im Jahre 1902 um diese

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It. A n L T - Geologie und mineralische Rohstoffwirtschaft 99

Zeit bereits der St i l legung verfMlen2). Eine Wieder inbe t r iebnahme des Bleiz inkerzbergbaus im Fre iberger Revier unter den genannten ~orausse~zungen der s taat i ichen FOrderpr~miengew~thrung dtirfte sich f a r Vorkommen, deren anstebender Erzvor ru t bekannt ist, mSg- licherweise herbeifi ihren ]assert. I n ta tkr~f~iger Weise neuerdings yon der s~ehsischen staa~liehen Bergwir tschaf tss te l le an der Geologi- scben Lgndesans ta l t in Le ipz ig anges td l t e montangeologische Unter- sucbungen baben bereits dazu gefi ibrt , dal~ das L a n d Sacbsen mi t Unters t i i tznng des Reiches bei S c h n e e b e r g , J o h ~ n n g e o r g e n - s t a d t und G e y e r i m s~chsisehen Erzgeb i rge ftir Untersuehungs- arbeiten an t K o b a l t und W i s m u t sowie bei Z i n n w a 1 d nnd 0 l s n i t z i .V. au f Z i n n - W o l f r a m - L a g e r s t ~ t t e n staatl iehe Hi l fen gew~hrt baben, die es erhoffen lassen, dal~ dieser Bergbau wieder zum Auf'bliihen k o m m t und unseren Rohstoffbedarf an diesen wiehtigen Metal]en erg~nzt. Mit t I i l f e der magnet iseben Vermessung sind aueh bei Geyer wertvolle Fingerzeige ffir den bergm~nniscben Aufschluf~ gegeben worden.

Der Badische S taa t h i l f t zusammen mi t dem Reich dureh Gew~h- rung eines Darlehens die wissenschaft l ieh viel bearbei tete N i e k e 1 - e r z l a g e r s t ~ t t e in W i t t e n s e b w a n d zu untersuehen, deren Ergebnis in etwa Jah re s f r i s t vorl iegen wird.

Eine besondere Ste]lung n immt bereits seit J ah r en der deutsche K u p f e r e r z b e r g b a u ein. Nacb pr iva twir tsehaff l ichen und kapi- i alistisehen Grunds~tzen w~re der ~[ a n s f el d e r K u p f e re r z b e r g - b a n zufo]ge des rapiden Sturzes der We] tkupferpre i se sebon self J ah ren zum Er] iegen verurtei] t gewesen. Hie rdureh w~re ein soziMes Unbeil grSl~ten Ausma$es entstanden, indem eine ganze Land- scbaft , die im wesent]ieben seit J ah rhunde r t en auf Bergbau und ~i i t tenbet r ieb eingestellt ist und we eine Gefo]gsebaf t von 15 000 Bergarbei tern Arbe i t und Bro t finder, verelendet w~re. Reich und Preu~iseher Staa t haben desba]b bier mi t j~hrlich in vie]e Mil- ]ionen gehenden Unterst i i tzungsbei tr~gen beispringen mitssen. Die Rohs tof fknapphei t ha~ seit vor igem J a b r dazu gefi~hrt, dal3 die mit Reiehsznsehiissen ausgestat te te ,,D e u t s e h e K u p f e r s t u d i e n - g e s e 11 s e h a f t " es sieb zur Aufgabe gemaeht hat, zur Sieherung der ki lnf t igen Kupfe rgewinnnng der Mansfelder Kupfergese] l sebaf t die auf~erhalb der Mansfe]der Mu]de beflndlicben Kupfersebiefer - felder auf ihre Metal l f t ihrung und Bauwi i rd igkei t zu untersuehen uad gegebenenfMls aufzusehlielden. Neben Bohrungen am Wesf rande der Mansfelder ]~fulde ba t diese Gesel]sebaft aueh im Gebiet des verlassenen K u p f e r e r z b e r g b n u s b e i R i c b e l s d o r f sowie im ]3 o t t e n d o r f e r R e v i e r Untersuchungsarbei ten ausgefi~hrt, die

2) H. F I s c ~ n , Der friihere Freiberger Erzbergbau. - - deta i l u. Erz 1934, S. 285.

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100 II. Aufsiitze und 5iitteilungen

besonders an ersterer Lagerst~tte zu gewissen ttoffnungen berech- tigen. Augerdem besteht der Wunseh, dab aueh die im sehlesisehen Zeehstein bei G o 1 d b e r g dureh die Initiative Friedriehs d. Grogen ersehlossene I~upfererzlagerst~tte erneut untersucht werden mSge, am festzustellen, ob Aussieht besteht, dug im Felde des is den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts his 1883 betriebenen Bergwerks ,,Stilles Glt~ek" bei tIaasel noch eine bauwttrdige Fortsetzung der Kupfermergelsehich~en zu erwarten ist. Das gleiehe Verl.angen zeigt sich far die am westliehen Rande der deutsehen Zeehsteinformation befindliche KUlOfererzlagerst~tte yon T h a 1 i t t e r am Ostrande des Rheinisehen Sehiefergebirges, wo aueh das Vorkommen im Kulm bei N i e d e r m a r s b e r g zu dieser Kupferprovinz gehSrig der Kuloferht~tte bei Stadtberge bis zu ihrer im Jahre 1932 wegen des Kuloferpreisverfalles erzwungenen Stillegung den Betrieb ermSg- lieht butte. Die Kupfergangerzlagerst~ttte yon K u 1? f e r b e r g am Westrand der 3/[t~nehberger Gneismasse butte sehon irt den Jahren 1923--% dutch eine unter Ftihrung der Mansfeld A.-G. gegrt~n- deten Studiengesellsehaft eine eingehende Untersuehung erfahren, die zu gt~nstigen Aussiehten leider nieht geft~hrt butte. Im N a h e- t a l , in den 3lelaphyren, Porlohyren and rotliegenden Sehiehten der bayrisehen Pfalz and his in das Saargebiet fortsetzend ist w~hrend der dutch den Weltkrieg gebotenen Suehe naeh heimisehen Erz- vorkommen uoeh eine Kupfererzlagerst~tte der Vergaugenheit, aus der Zeit der franzSsisehen Revolution dem Vergessenwerden eat- rissen worden, abet infolge Verkettnng widriger Umstande his heut noch nieht gekl~rt worden, ob sic die Grundlage f~ir einen den neu- zeitliehen Bedttrfnissen der Industrie gent~genden Bergbau abgeben kann.

ttoffnung besteht, die in der Naehbarsehaft yon dieser Kupfer- erzlagers~tte jetzt dureh f, atkr~ftigen Wagemut wieder ersehlossene Q u e e k s i l b e r e r z l a g e r s t a t t e , die sictl an den alten Namen yon 3i o s e h e 11 a n d s b e r g kette~, als wirtschaftlieh bauwtirdiges Vorkommen zu erweisen. Die letzten Un~ersuehungsergebnisse nnd die Planungen far eine leistungsf~hige Jttttte dutch Kruiop-Gruson lassen es nieht unbegri~ndet erseheinen, dab bier wenigs~ens eine Ver- rninderung unseres Einfuhrbedarfes an dicsem flt~ssigen lIetall aus dem Ansland erreieht wird.

In der ft~r unsere Wirtsehaft and Industrie bedeutendsten Metall- erzeugung, der E i s e n i n d u s t r i e, spielen mit den waehsenden Anforderungen an die Wirtsehaft die sog. Legierungsmetalle eine wiehtige Rolle: Nickel, Chrom, Wolfram, lo lybd~n, Vanadium.

N i e k e 1 and C h r o m birgt der sehlesische Boden. Die altbekannte Nickellagerst~tte im Serpentlnzug yon Frankenstein hat dank eines neuen teehniseheu Verfahrens, alas sigh an die ~lteste Eisengewin- hung, das Rennverfahren, anlehnt, wieder eine wirtsehaftliehe Be-

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deutung erfahren, l~fit dem yore Xruplo-Grusonwerk entwickelten Rennverfahren vermag man die 1,5--3proz. kieseligen Nickelerze (Garnieri~) mit Eisenerzen zu einem Nickeleisen anzureichern, das unmittelbar geeignet ist., dem Roheisen als H~rtung'smittel beigegeben zu werden.

W~hrend diese Frankensteiner Nicke]lagerst~tte in ihrer Aus- dehnung und in ihrem Erzvorrat einigermal~en bekannt ist, hubert die C h r o m e r z e in der Nachbarschaft bei Grochau und bei Tam- padel am Zobtea das Interesse der Wissenschaft yon neuem erweck• Es besteht die J:[offnung, da~ es die fortgeschrittenen Untersuchungs- methoden, wobei man auch an magnetische Einzelaufnahmen denken darf, ermSglichen werden, bier einen kleinen Bei~rag ftir den not- wendigen Bedarf an diesem Stoff zu bringen, der bei der Gtttever- besserung des Eisengusses zur ErhShung sowohl seiner mechanischen als auch ganz besonders seiner chemischen Eigenschaften (S~ure- und laugenbest~tndiger GuI~) gebrancht wird.

W o] f r a m ftihrt uns wieder zu den Hoffnungen ftir den erz- gebirgischen Erzbergbau, bei M o ] y b d ttn erinnern wir uns, dal~ es im Kriege mSglich war, etwas yon diesem ~etal l aus den Produkten der Mansfelder Kupferhtitten und im Wettersteinkalk der bayri- schen Kalkalpen bei Garmisch im %Vettersteingebirge zu erzie]en.

Der Bedarf an V a n a d iu m ffihr~ uns aus dem Bereich der ver- schiedenen NE-~etalle hin~iber zu den deu~schen E i s e n e r z e n, die bezfiglich Menge und Weft in der Wirtschaft doch an ers~er Sie]le stehen. Hier haben wesentliche Fortschritte in der Bergbautechnik und der Aufbereitungsverfahren das woh] umfangreichste aber his- her ffir die Bedtirfnisse unserer Grol3industrie wegen ihres yon Natur geringen Eisengeha]tes nicht ausreichende D o g g e r v o r- k o m m e n S ii d d e u t s c h 1 a n d s in den Bereich der technisch-wirt- schaftlichen Planungen ffir die notwendige Erg~nzung und Erweite- rung der Erzbasis unserer Eisenhfittenindustrie auf nationaler Grund- lage geffihrt. Es ist bier in Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Tech- nik eines grol]en Hfittenkonzerns, zun~tchst der Gutehoffnungshfitte in Oberhausen mit der Studiengesel]schaft ffir Doggerze in Miinchen, neuerdings auch der Saarindustrie Gebr. RSchling und Neunkircher Eisenwerke mit den Erfahrungen der Aufbereitungsfirmen eine mustergfiltige Gemeinschaftsarbeit geleistet worden, der auf die Dauer der verdien~e Erfolg nicht fehlen duff. Auf den geologischen Karten unserer s~ddeutschen geologischen Landesanstalten ist der ~[akrokephalushorizont (Unter-Malm) mit den oo]ithischen Eisen- erzen yon der badisch-schweizerischen Grenze dutch Wfirtiemberg bis nach Bayern ira sehw~bisch-fr~nkischen Jura ausgeschieden. Die p]anm~tl3igen Untersuchungsarbeiten zur Fes~s~elhng der M~tch- tigkeit und Beschaffenheit des Eisenerzlagers, ihrer bergbau]ichen Gewinnbarkeit nnd vor al]em ihrer Aufbereitungsf~thigkeit begann

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102 II. Aufs~itze und Mitteilungen

die Gu~ehoffnungshtitte auf den 1923 yore badischen Staat gepach~ teten Grubenfeldern bei Gutmadingen in der N~he yon Donau- eschingen. Im ]~Iittel enthalt das Roherz 23,6% Fe und 21,8% SiO~ neben 11,8% CaO und 0A% P. Die Aufbereitungsversuche nach ver- schiedenen Methoden sind noch nicht endgttltig abgeschlossen, um dieses Erz soweit zugute zu maehen, dab ihre Verwertung im Grot~- be~rieb m6glich wgre. Es kann aber nur als eine Frage verh~ltnis- m~iftig kurzer Zeit angesehen werden, bis hier Xlarheit vorliegen wird.

Dieses Vorkommen ist far die deutsche Montanindustrie nun noch interessant, als das Erz einen nieht unerhebliehen V a n a d i n - g e h a l t besi~zL der sich ira Xonzentrat his zu 0,2% anreichert.

Da das sog. ,,Rennverfahren" besonders gttnstig bei sauren, leicht sc, hmelzbare Luploen abgebenden Erzen arbeitet, diirfen wir guter Itoffnung sein, dab die ebenfalls wegen ihres hohen Xieselsgure- und verh~tltnismal3ig geringen Eisengehaltes bisher nicht verwer~baren E r z e a m n S r d l i e h e n t I a r z v o r l a n d b e i S a l z g i t t e r wirtschaftlieh verwertbar werden k~nnen.

Unser bent wichtigster Eisenerzbezirk, das S i e g e r 1 a n d, ist in der Erkenntnis der Werksleitungen, da~ die geo!ogisehe Deutung der Lagerstgtte mit ihrem Abbau fortschreiten mu~ nnd dab sie reehtzeitig das Rastzeug bereit halten mul~, um die Entseheidung tiber eine notwendige Betriebseinstellung zu f~tllen, beispielgebend vorangegangen, indem dort im Jahre 1920 mit der Siegerlgnder Bergbauhilfskasse eine geologisehe Berat, ungsstelle geschaffen wurde, die in den Iignden yon Dr. I-IENKE liegt, der berei~s im J~hre 1907 unter DENCKMANN an den grundlegenden Arbeiten aber die Stratigraphie tier Siegener Sehichten mit Erfolg beteiligt war. Seinen Anregungen, die in jahrzehntelanger Arbeit aufgeschlossenen tiefen Grubengebgude nieht eher zu Yerlassen, Ms his nicht durch Untersnchungsarbeiten festgestellt ist, da~ nicht noeh durch Sts- rungen getrennte Gangteile erreiehbar sind, oder da~ man nieht an mit Erzen erft~ll~en SpMten voriibergefahren ist, yon denen der Bergbau weder durch Gangausbisse a.n der Oberfl~iche oder dureh den Betrieb in der Tiefe Xenntnis bekommen hat, ist die staa.tliche Berg- verwaltung gefolgt, indem sic die zur Verfagung stehenden staat- lichen Subventionsmittel aueh hierfiir zur Verfiignng gestellt hat. In gleieher Weise werden auch im benachbar~en L a h n / I) i l 1 - g e b i e t , wo es darum geht, die gefalteten Roteisensteinlager in ihrer weiteren Ausdehnung festzustellen, 5ffentliehe ~Iittel als Zu- schttsse zu yon der Preul~ischen Geologisehen Landesanstalt ange- gebenen Bohrnngen gegeben.

Die Not der Zeit hat also den Bergbau nicht rasten lassen, son- dern cr hat die Zeiehen der Zeit verstanden und nnter tatkr~ftiger tt i lfe der Reg~erungsstellen die geo]ogische Wissenschaft wieder an

Page 9: Geologie und mineralische Rohstoffwirtschaft

It. MAnTI~ -- Uber Striemung, Transport und Gefiige 103

sieh herangezogen. Wie Dr. I-IENKE 3) anf der Eisenerztagung in Dillenburg sehr zutreffend ausgeftihr~ hatte, begann in den voraus- gegangenen Jahren die Geo]ogie Gefahr zu ]aufen, infolge ihrer seharfen Abtrennung Yon den praktisehen Aufgaben, die ihr be- sonders der 13ergbaa gestell~ hatte, zu sehr theoretisehen und in der ]?raxis seh]echt fiberprtifbaren Spekulationen nachzugehen nnd ,,~iBerfolge nnpraktiseher Geologen brachten oft nngereehte Urteile fiber den Wert der Geologie ffir den Bergban und ersehwerten das Zusammengehen beider Berufe". Der geologisehen Wissensehaft ist in der Gegenwart eine gute Chance gegeben, ihren Weft ffir die nationale Wirtschaft unter Beweis zu stellen. MSgen sieh ihre Ver- treter bei ihrer Arbeit der Verantwortung bewul~t bleiben, die sie mit ihren Angaben und Voraussagen vor der Volkswirtsehaft ~ragen mfissen. Die im Bergbau gesehaffenen Aufschltisse bedeuten eine unanzweifelbare Xontro]le.

ber Striemung, Transport und Gefiige. u Einzelmitteilung ans einer Arbeit

fiber schwedische Mylonitzonen.

u H e n n o Mart in (Bonn).

1Viit einem K~irtchen und 7 Diagrammen.

Der Striemung, Ms ]inearem Element im Gestein, wurde yon jeher bei der tektonischen Analyse grol~e Beaehtung geschenki. Eine Strie- mung (B) k~nn auf versehiedene Weise ents~ehen. SANDER ha~ einige 5[Sglichkeiten zusammengeste]l~ und eingehend diskutiert (SANDER 1930). Yon ihnen sind tektoniseh am wichVigsten:

1. Te ihng eines Gefiigeelementes dureh (h01)-Scherflachen in S~engel/1 B.

2. Verzerrungen eines Geffigeelementes//B. MeehaniseheL~ngung.

Der tektonisehe Transport - - falls ein soleher vorhanden ist - - finder in beiden FMlen A B start. 13 = b.

Eine weitere MSgliehkeit beraeksieh~igt SANDER nieht genfigend, vermutlieh well sie in den Alpen nieht oder nur sehr selten •erwirk- ]ieh~ ist:

3. Transport / /B (B-----a), dabei Zerleg~ng durch (Ohl)-Seher- flaehen in Stengel / /B (//a) nnd meehanisehe L~tngung in Rich- tung B.

~) Z. d. D. geol. GesMlsch. 1934, Bd. 86, S. 291.