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Test 1. A. Welche römischen Geschichtsschreiber liefern die ältesten Nachrichten über das Leben der Germanen, den altgermanischen Glauben und Kult? B. Wie war die Lebens- und Wirtschaftsweise der Germanen? C. In wie viele Gruppen gliedern sich die germanischen Stämme? Woher stammen die einzelnen Stämme, wo wurden sie ansäßig, welche Rolle spielten sie in der Geschichte? D. Was waren die Runen, wie entstand das älteste gotische Alphabet und die erste Schriftsprache der Germanen? E. Welches ist die älteste Schrift in einer germanischen Sprache? Wer hat sie verfasst? Unter welchem Namen ist die Handschrift bekannt und wo befindet sie sich? F. Was enthält die Welt der germanischen Mythologie? Welches ist die wichtigste schriftlich überlieferte Quelle, die uns ein ungefähres Bild von der nordgermanischen Mythologie geben kann? ------------------------------------------------------------ ------------------------------------------------ A. Kenntnisse über die Germanen, ihre Lebensweise, ihren Glauben und Kult stammen fast ausschließlich von römischen Autoren und Geschichtsschreibern, von denen Cornelius Tacitus mit seiner „Germania“ (98 n. Chr.) der bekannteste ist. Er unterscheidet zwischen den Ingväonen (Nordseegermanen), den Istväonen (Weser-Rhein-Germanen) und den Herminonen (Elbgermanen), mit ihren jeweiligen verschiedenen Stämmen. In seinem Buch „Der gallische Krieg“ (51 v. Chr.) hatte Julius Cäsar das ganze Land östlich vom 14

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Test 1.

A. Welche römischen Geschichtsschreiber liefern die ältesten Nachrichten über das Leben der Germanen, den altgermanischen Glauben und Kult?

B. Wie war die Lebens- und Wirtschaftsweise der Germanen?

C. In wie viele Gruppen gliedern sich die germanischen Stämme? Woher stammen die einzelnen Stämme, wo wurden sie ansäßig, welche Rolle spielten sie in der Geschichte?

D. Was waren die Runen, wie entstand das älteste gotische Alphabet und die erste Schriftsprache der Germanen?

E. Welches ist die älteste Schrift in einer germanischen Sprache? Wer hat sie verfasst? Unter welchem Namen ist die Handschrift bekannt und wo befindet sie sich?

F. Was enthält die Welt der germanischen Mythologie? Welches ist die wichtigste schriftlich überlieferte Quelle, die uns ein ungefähres Bild von der nordgermanischen Mythologie geben kann?

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A. Kenntnisse über die Germanen, ihre Lebensweise, ihren Glauben und Kult stammen fast ausschließlich von römischen Autoren und Geschichtsschreibern, von denen Cornelius Tacitus mit seiner „Germania“ (98 n. Chr.) der bekannteste ist. Er unterscheidet zwischen den Ingväonen (Nordseegermanen), den Istväonen (Weser-Rhein-Germanen) und den Herminonen (Elbgermanen), mit ihren jeweiligen verschiedenen Stämmen. In seinem Buch „Der gallische Krieg“ (51 v. Chr.) hatte Julius Cäsar das ganze Land östlich vom Rhein als Germania bezeichnet. Der ostgotische Geschichtsschreiber Jordanes schrieb in Anlehnung auf Cassiodor seine „Getica“ (551), in der er von der Herkunft und der Geschichte der Goten berichtet, die er mit den Geten (dem thrakischen Volksstamm) verwechselte, was auch den Titel seiner Geschichtsschreibung erklärt.

B. Aufgrund von überlieferten Schriftquellen und archäologischen Forschungen ist es möglich, ein recht deutliches und detailreiches Bild der germanischen Lebens- und Wirtschaftsweise zu entwickeln. Die Germanen lebten in verwandtschaftlich organisierten Sippenverbänden oder Großfamilien, in Dorfgemeinschaften oder auf Einzelgehöften. Sie waren wirtschaftlich autonom (Selbstversorger). Die höchste Gewalt ging von der Volksgemeinschaft aus, die u.a. auch die Richter zu wählen hatte. Die Sozialstruktur war durch drei Stände, den der Freien, der Halbfreien und der kriegsgefangenen Sklaven gekennzeichnet; relativ später entstanden Adel, Königtum und Gefolgschaften. Lebensgrundlage bildeten der Ackerbau und die Viehzucht, die die Frauen mit Hilfe der Sklaven besorgten; auch das Schmiedehandwerk war hoch entwickelt. Schild und Speer waren ihre Waffen, die zusammen mit dem aus der Ostsee

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erzeugten Bernstein begehrte Handelsgüter waren. Die Männer beschäftigten sich mit Jagd und Krieg, in den ihnen Frauen und Kinder folgten und sie pflegten. Spiel und Trunk waren ihr beliebtester Zeitvertreib. Die alten Germanen waren groß und stark, hatten blonde Haare und blaue Augen; sie waren mutig, kriegerisch und treu. Am meisten liebten sie die Freiheit. Sie glaubten an viele Götter und Göttinen, aber sie verehrten sie unter freiem Himmel in den Wäldern (Götterhainen), weil sie keine Tempel hatten.

C. In der neueren Literatur werden die germanischen Stämme in drei Gruppen unterteilt: die Nord-, die West- und die Ostgermanen.

Die Nordgermanen lebten auf der Skandinavischen Halbinsel, auf Jütland, in Dänemark, auf Island und Grönland. Die Kimbern und Teutonen zogen um 120 v. Chr. von Jütland nach Südfrankreich, wo sie 101 v. Chr. vom römischen Feldherrn Marius vernichtend geschlagen wurden.

Im Mittelalter waren nordgermanische Stämme als Wikinger oder Normannen bekannt. Sie fuhren über Meere, eroberten neue Gebiete und gründeten Reiche. 862 gründeten sie das Fürstentum Nowgorod und damit das Russische Reich. Im Laufe der Geschichte wurden sie von den Slawen assimiliert. Im 10. Jh. gründeten sie das Herzogtum der Normandie und nahmen 1066 England in Besitz. Um das Jahr 1000 entdeckten sie Amerika. Der Normannenfürst Robert Guiscard gründete das Herzogtum Apulien und schuf nach langen Kämpfen gegen die Sarazenen und Byzanz das Königreich Sizilien. Seine Nachfolger Roger I. und Roger II. unterwarfen ab 1128 ganz Unteritalien.

Zu den westgermanischen Stämmen zählten die Franken, die Friesen, die Flamen, die Sachsen, die Cherusker, die Thüringer, die Hessen, die Bajuwaren, die Markomanen, die Alemannen, die Sweben, die Langobarden u a.

Die zahlreichsten von ihnen waren die Franken. Die heutigen Namen Frankreich, Franken, das Gebiet in Nordbayern, der Name der Stadt Frankfurt und vieler anderer Orte erinnern an die Franken.

Die Franken drangen im 4.- 6. Jh. nach Galien ein, gründeten im 5. Jahrhundert unter dem Merowinger König Chlodwig ein Großreich und wurden zum Christentum bekehrt. Im Jahre 800 wurde Karl der Große vom Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Sein fränkisches Reich umfasste fast ganz Westeuropa. 843 kam mit dem Vertrag von Verdun zur Teilung des Karolingischen Reiches unter den drei Enkeln des Kaisers.

Die Friesen waren und sind auch heute die Bewohner der deutschen und niederländischen Nordseeküste und der ihr vorgelagerten Ost-, Nord-, und Westfriesischen Inseln. Im 8. Jh. wurden sie von den Franken unterworfen und christianisiert.

Die niederländischen Flamen sind der westgermanische Stamm, der im heutigen Belgien, (Flandern und Antwerpen) lebt. Im Mittelalter zum Staat Burgund gehörend, kamen 1477 die Niederlande und Burgund durch Heirat an den Habsburger Kaiser Maximilian, 1521 an Habsburg-Spanien. Der in 1500 in Gent geborene, in der Tradition des Burgunderstaates aufgewachsene und 1519 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählte Karl V., vereinigte die Länder Habsburgs und Spaniens, drängte die Türken vor Wien zurück, führte vier Kriege in Italien gegen den französischen König Franz I.

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Die Sachsen waren nach den Franken der zweite, zahlreichste westgermanischer Stamm.

Die Namen von drei deutschen Bundesländern und vieler anderer Orte geben Auskunft über ihr Siedlungsgebiet. Teile von ihnen zogen im 5.- 6. Jh. zusammen mit den Angeln und Juten über den Ärmelkanal, ließen sich in Britannien nieder und gründeten dort ein Königreich. 1066 wurde ihr letzter König Herold vom Normannenkönig Wilhelm dem Eroberer in der Schlacht bei Hastings besiegt. Karl dem Große unterwarf die von Widukind geführten Sachsen und nach zähem Widerstand wurden sie mit Zwang christianisiert. Unter den Liudolfingern entstand ein Stammesherzogtum, 919 wurde Herzog Heinrich deutscher König. 936 bestieg sein Sohn Otto der Große den Thron des Heiligen Römischen Reiches. Die Ottonen herrschten bis 1024, als sie durch die Herrscherdynastie der Salier abgelöst wurden. Das Fürstengeschlecht der Wettiner gewann nach 1089 Meißen und 1247 Thüringen.

Die Hessen und Thüringer wurden im Zentralteil der heutigen Bundesrepublik ansässig. Im 6. Jh. wurden sie von den Franken erobert und von heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, zum Christentum bekehrt. In der Karolinger Zeit sind die romanischen Klöster Fulda, Fritzlar, Lorsch entstanden, das einen Teil des codex aureus, des Karolingischen Evangeliars beherbergt.

Die Bajuwaren und die Markomannen waren die Vorväter der Bayern und der Österreicher. Bayern, erst keltische Siedlung, wurde im Jahr 15 n. Chr. zur römischen Provinz, 1070 kam es an die Welfen, den deutschen Stamm des Herrscherhauses del Este, ab 1180 wurde es Herzogtum, ab 1806 bis 1918 Königreich der Wittelsbacher, 1871 mit dem Deutschen Reich vereinigt.

Die Alemannen und die Sweben, urprünglich an der unteren Elbe ansässig, stießen nach Gallien vor, breiteten sich über Pfalz , Elsass und Nordschweiz aus und gründeten im 10. Jh. das Herzogtum Schwaben. Die Herrscherhäuser der Staufer- und der späteren Hohenzollern stammen aus dem schwäbisch-alemannischen Gebiet zwischen dem Main und dem Bodensee. Im 11. Jh. entstanden die Markgrafschaften Baden und Württemberg, 1803 wurde Württemberg Großfürstentum, 1806 wurde Baden Großherzogtum, 1871 wurden beide Länder an das Deutsche Reich angeschlossen.

Die Langobarden kamen aus dem Gebiet der Unterelbe, eroberten 568 die Lombardei, nahmen 752 die Stadt Ravenna ein, die frühere Residenz der weströmischen Kaiser und ostgotischer Könige und strebten die Herrschaft über Norditalien an. Zuerst vom Frankenkönig Pepin dem Kleinen erzwungen, wurden sie 774 unter ihrem letzten König Desiderius von Karl dem Großen besiegt. Der heutige Name der nördlichen italienischen Provinz erinnert an sie. Zu den ostgermanischen Stämmen zählten die Ost- und Westgoten, die Burgunden, die Wandalen u.a. Aus der Skandinavischen Halbinsel kommend, siedelten sich die Goten zuerst an der unteren Weichsel, dann zogen sie ans Schwarze Meer. 270 spalteten sie sich in Ost- und Westgoten. Nachdem der westgotische Heerführer Odoaker 476 den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte und die Stadt Ravenna eingenommen hatte, wurde er vom ostgotischen König Theodorich dem Großen ermordet, der seit 493 König des Germanenreiches in Italien wurde. Er residierte in Ravenna (Raben), wo sein Grab liegt, und in Verona (Bern). Deswegen heißt er in der germanischen Heldensage Dietrich von Bern. Sein Reich wurde nach seinem Tod vom Byzanz zerschlagen. Von dem heldenhaften Kampf Dietrichs von Bern mit dem

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ostgotischen König Ermanarich vor Ravenna berichtet die mhd. Heldensage „Die Rabenschlacht“.

Die Ostgoten zogen ostwärts über das Gebiet des heutigen Rumänien weiter nach der Krim, andere über die Donau. Sie hinterließen wertvolle Schätze, darunter den Schatz von Pietroasa, der im Bukarester Museum für Geschichte zu sehen ist.

Nachdem die Westgoten 410 unter ihrem König Alarich Rom geplündert hatten, gründeten sie 418 das Reich von Toulouse, das vom fränkischen König Chlodwig I. unterworfen wurde und 537 das Reich von Toledo, das 711 von den Arabern zerstört wurde.

Der ostgermanische Stamm der Burgunden kommt aus dem Ostseegebiet um die Insel Bornholm zwischen Schweden und Pommern her. Sie ließen sich im 4.-5. Jh. am Mittelrhein, um die Städte Worms und Mainz nieder. Das Altburgundische Reich wurde 436 von den Hunnenkönig Etzel (Attila) unterworfen, das Neuburgundische Königreich wurde seinerseits 534 durch die Franken erobert und von diesen assimiliert. Das bekannteste mhd. Heldengedicht der germanischen Völker „Das Nibelungenlied“, das erst im 12. Jahhrhundert niedergeschrieben wurde, besingt die Taten der Burgunden und ihren Untergang. Ein drittes Burgundisches Königreich entstand im 10. Jahrhundert, dessen bedeutender Herrscher im 15. Jahrhundert Johann der Unerschrockene war, das aber in der Zukunft keinen historischen Bestand mehr hatte.

Die Wandalen kamen über Spanien nach Afrika, eroberten unter ihrem König Geiserich die Stadt Karthago und gründeten hier ein Reich, das im nächsten Jahrhundert von den Arabern zerstört wurde.

Die ostgermanischen Stämme gingen, wie auch andere, im Laufe der Geschichte unter oder wurden von anderen Völkern assimiliert.

D. Die Runen waren älteste (nord)germanische Schriftzeichen mit meist mystischer Symbolik, anfangs auf Holzstäbe, später auch auf Steine und Metall besonders auf Waffen und Schmuckgegenstände eingekerbt. Im Norden, vor allem im Ostseeraum, wurden Runen auf Grabsteine zum Gedächtnis der Toten geritzt.

E. Im 4. Jahrhundert hat der westgotische Missionsbischof Wulfila (Ulfila) die Bibel aus dem Griechischen ins Gotische übersetzt, indem er er ein Alphabet verwendet hatte, das aus griechischen und lateinischen Buchstaben wie auch aus einigen Runen bestand (Codex argenteus). Es ist die erste Schrift in einer germanischen Sprache und wird in der Universitätsbibliothek Carolina Rediviva zu Uppsala aufbewahrt.

F. Die erhaltenen Überlieferungen zeigen ein vielschichtiges Bild, in dem sich Mythen, Epen, Märchen, volkstümliche Erzählungen, Rechts-, Merk- und Zaubersprüche, Sprichwörter und magische Formeln sowie Gebete mischen.

Die reichhaltigste Überlieferung der nordgermanische Mythologie stellen die ältere poetische Lieder-Edda (Götterlieder und Heldenlieder) und die Prosa-Edda bzw. Jüngere Edda dar. Die Dichtungen der Lieder-Edda sind in einer Handschrift aus dem 13. Jahrhundert enthalten (Codex Regius), in der ein unbekannter isländischer Dichter ältere mündlich überlieferte Lieder und Dichtungen niedergeschrieben hat. Bei den Götterliedern handelt es sich einerseits um Wissensdichtung, die kosmogonisches Wissen übermittelt (Völuspa, Grimnismal,Wafthruthnismal oder Baldrs draumar), andererseits

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um eine moralisch-ethisch belehrende Spruchdichtung (Havamal). Die Heldenlieder berichten in drei unabhängigen Mythenkreisen von den heroischen Taten Helgis, Sigurthors und Jörmunreks.

Die Götterwelt der Germanen umfasst: Riesen,Wanen und Asen. Das älteste Geschlecht der mythischen Gestalten ist das der Riesen und

Ungeheuer, zu denen alle bösen Wesen gehören; sie werden auch für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht. Dieses Geschlecht hat die Macht, die Welt zu vernichten. Damit dies nicht passiert, werden die Wanen, das zweitälteste Geschlecht der Götter und Halbgötter geschaffen. Diese leben ewig, sind weise, mutig und gerecht. Sie lebten in Wanenheim.

Ihr Hauptgott ist Tyr („der Göttliche“), Gott der Versammlung und des Things, Rechtsgott, Gott des Sieges, von der Mutter Erde geschaffen. Sein Symbol war das Schwert, mit dem er sein Geschlecht von dem der Riesen trennte. Er wurde in dem Krieg mit den Asen vom Hauptgott der Asen Odin (Wodan) besiegt. Nach ihm wurde der Dienstag benannt. Neben ihm waren Njördr, Gott des Meeres und der Seefahrt, Freyr Gott des Himmellichtes, der Wärme und der Fruchtbarkeit, Freyja, Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit. Ihr wurde der Freitag geweiht. Da die Wanen Verantwortung im Bereich der Pflanzen- und Tierwelt hatten, verehrten sie ihre Götter in Wäldern, in heiligen Hainen. Die Wanen waren aber keine Kämpfer, sie konnten sich der Macht der Riesen nicht erwehren. Deswegen wird mit den Asen ein kräftigeres Kriegergeschlecht geschaffen. Zuerst war ihre Macht begrenzt, bald übernahmen diese die Macht und schlossen einen Bund mit den Wanen, die sie brauchten, um ihr Leben zu verlängern. Im Ragnarök, dem Untergang von Welt und Göttern, erfüllt sich das Schicksal der Götter.

Die Asen stammten ursprünglich aus Asaland (Asien), ihre Hauptstadt war Asgard. Sie herrschen über die Welt und die Menschen; dies allerdings beschränkt durch die Macht des Schicksals, das nur den Nornen im vollen Umfang bekannt ist. Sie sind weitgehend vermenschlicht, haben einen irdischen Alltag. Nur durch die Äpfel der Göttin der Jugend und Fruchtbarkeit Ithunn halten sie sich jung, bis fast alle von ihnen zur Ragnarök getötet werden. In Mythen kämpfen die Wanen und Asen um die Vorherrschaft. Nach dem Sieg der Asen über die Wanen wurde der Friede durch wechselseitige Einheiratung und durch Austausch von Göttern und Göttinnen besiegelt. Neben Odin oder Wodan, Gott des Krieges, der Weisheit und der Dichtkunst, waren die Hauptgottheiten der Asen seine Gemahlin Frigg (Freyja), Beschützerin der Ehe, ihre Söhne Baldur, Gott des Lichtes, der Reinheit und Schönheit, und Hödur, der blinde Gott der Dunkelheit. Weiterhin gab es noch Thor, den Gott des Donners, der Arbeit und des Kampfes, der die Menschen und andere Götter vor den Riesen beschützte. Ihm wurde der Donnerstag geweiht. Andere Götter waren Ullr (Wukder), Gott des Winters, des Ackers und der Weide, Forseti, (der Vorsitzende), Gott der Gerechtigkeit, Sif, Göttin der Ernte, Saga, Göttin der Dichtunst und der Geschichte, Skathi, Göttin der Jagd. Das Prinzip des Bösen unter den Göttern wurde durch Lokki verkörpert, geschlechtsloser Gott des Feuers, der Lügen und Täuschung, Intrigant. Viele dieser Götter hatten keine speziellen Funktionen; sie tauchten lediglich als Gestalten in Mythen und Heldensagen auf.

Yggdrasil, die immergrünende Weltesche steht in der Mitte von Asgard und ihre Krone reicht bis zum Himmel, weil diese ihn trägt. Unter diesem Baum treffen sich die

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Götter zum Thing und an diesem Baum hing Odin, um das Wissen der Runen zu erlangen. Mit ihren Wurzeln deckte sie die Hel, das Reich der Gewesenen.

Viele Helden der germanischen Epen galten als Nachkommen der Götter. Es waren u. a. Siegfried, der Drachentöter und Sieger im Kampf um den Nibelungenhort aus dem Heldengeschlecht der Wälsungen, Hadding, Starkad, Lohengrin, Parzival und die Walküren, die Kriegsjungfrauen Odins, zu denen auch Brunhild zählte. Sie wählten die auf dem Schlachtfeld gefallenen Krieger aus und brachten sie nach der Walhalla, der Empfangshalle Odins. Dort übten sich die Krieger tagsüber im Kampf. Abends saßen sie beim gemeinsamen Mahl zusammen und warteten auf die ersten Anzeichen des Ragnarök. An diesem Tag sollte es zur letzten Weltschlacht kommen, welche die Götterdämmerung, ihren Untergang und die Errichtung einer neuen Herrschaft des Friedens und der Liebe zur Folge haben würde. Gewöhnliche Sterbliche wurden nach ihrem Tod von der Göttin Hel, in einer unterirdischen Welt aufgenommen, wo es keine Freude mehr gab. Muspelheim ist die feurige von Gott Surt beherrschte Welt.

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a. Wann und wo entstanden die ersten Heldenlieder über den Nibelungenstoff?

b. Welcher romantische Komponist hat in einem vierteiligen Musikdrama Hauptmotive der germanischen Mythologie künstlerisch bewältigt? Wann und wo wurde es uraufgeführt?

c. Welches monumentale Gedenkbauwerk beherbergt die Walhalla, wo befindet es sich, zu welchem Zweck, wann und von wem wurde es errichtet?

d. Worauf geht der Föderalismus der deutschsprachigen Länder zurück? Wie ist er geschichtlich zu erklären?

e. Welches waren: 1. das älteste Schriftwerk im Althochdeutschen; 2. die ersten Übersetzungen der Bibel in Dichtung; 3. das älteste Heldenlied; 4. das erste historische Lied; 5. der früheste erhaltene Dramentext in Deutschland?

f. Welche Antwort ist richtig?

1. Gott des Kampfes und der Arbeit, von dem die meisten Kämpfe mit den Riesen und viele Abenteuer überliefert wurden, den die Römer mit Herkules veglichen, war

a. Wodan/Odin, Göttervater, Gott der Schlacht, der Weisheit, der Extase b. Baldr/Balder, Gott der Gerechtigkeit des Lichtes, der Güte, der Reinheitc. Donar/Thor, Gott des Donners und Gewitters, der Fruchtbarkeit und Schutzgottd. Heinir/Heinar, Bruder von Odin, Beschützer von Wanen

2. Baldr/Balder, Gott des Lichtes, der Gerechtigkeit ist der glänzendste der Asen, ein Liebling der Götter und Menschen. Sein Tod spielt in der nordgermanischen Mythologie eine besondere Rolle, er bildet den Anfang zum Untergang der Götter. In der eddischen Dichtung wird zu seinem Mörder

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a. sein ursprünglicher Gegner, der blinde Ase Hödr, Gott der Dunkelheit mit Hilfe eines Zauberschwertes. b. Lokki, Gott des Feuers, Gott der Lügen und Täuschung, der mit der todbringenden Waffe, dem Mistelzweig, den er von Hödr erhält, nach seinem Opfer lenkt.c. Thor, Gott des Donners des Gewitters und des Kampfes, mit Hilfe seines Hammers.d. Hel, Göttin der Unterwelt, der unterirdischen Aufenthaltsorte der Toten

3. Gemahlin Wodans/Odins ist

a. Frigg/Frija, Beschützerin der Ehe, Göttin der Fruchbarkeitb. Snotra, Göttin der Klugheit, der Tugend und Sittsamkeitc. Sol/Sunna, die weibliche Gottheit als Personifikation der Sonned. Saga, Göttin der Dichtkunst und der Geschichte

g. Welches Wort wurde ausgelassen? Was bedeuten die Redewendungen? (1)

1. Er lässt mich nicht zu Ende sprechen. Er fällt mir dauernd ins ... . 2. Nur er ist schuld daran. Er muss die ... bezahlen. 3. Er beachtet nie meinen Rat; er schlägt ihn immer in den ... .

h. Wie gehen die Sprichwörter weiter? (1)

1. Was du nicht willst, dass dir geschieht, ... . 2. Wem nicht zu raten ist, ... .3. Ehrlich währt am ... .

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a. Im 5.- 6. Jahrhundert entstanden burgundisch - fränkische Heldenlieder über die Gewinnung Brunhilds durch Siegfried und Gunther und über den Untergang der Burgunden und die Rache seiner Schwester an dem Mörder Attila. Die nordischen, in der Älteren Edda überlieferten Lieder des 9. Jahrhunderts stehen diesen Urfassungen am nächsten.

b. „Der Ring des Nibelungen“ ist ein aus vier Teilen bestehendes Musikdrama von Richard Wagner, zu dem er den Text, die Musik und detaillierte szenische Anweisungen schrieb. Es ist Wagners Hauptwerk (auch sein „Opus magnum“ genannt), an dem er von 1848 bis 1874 (allerdings mit Unterbrechungen) gearbeitet hat. Unter der Leitung des Komponisten wurde die gesamte Tetralogie (auch kurz: „Der Ring“ genannt) im August 1876 erstmals im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt. Die Tetralogie besteht aus: „Das Rheingold“, „Die Walküre“ „Siegfried“, „Götterdämmerung“.

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c. Der Architekt Leo von Klenze errichtete den als „Ruhmestempel“ gedachten Bau von 1830 bis 1842 im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern hoch über der Donau bei Regensburg. Die Walhalla entstand im klassizistischen Baustil und erhielt die Gestalt eines marmornen griechischen Tempels nach dem Vorbild des Parthenon in Athen. Benannt ist sie nach Walhall, („Halle der Gefallenen“), der Wohnstatt der tapfersten gefallenen Krieger in der germanischen Mythologie.

In der Gedenkstätte Walhalla werden seit 1842 bedeutende Deutsche sowie mit der Geschichte Deutschlands und der deutschsprachigen Völker verbundene Persönlichkeiten mit Marmorbüsten und Gedenktafeln geehrt.

d. Das föderative Gefüge der heutigen Bundesrepublik Deutschland, der Republik Österreich oder der Schweizer Eidgenossenschaft, die Vielfalt ihrer Mundarten und Dialekte, die Mannigfaltigkeit ihrer Gepflogenheiten und kulturellen Sitten sind historisch aus der Vielfalt der deutschen Volksgruppen zu erklären, deren Vorväter die germanischen Stämme waren. e. 1. „Abrogans“, die deutsche Bearbeitung eines spätlateinischen Wörterbuchs (Glossenliteratur), 767/72; 2. Der ahd. „Tatian“, die Übersetzung einer lateinischen Evangelienharmonie, um 830 und der “Heliand“, eine altsächsische poetische Erzählung des Lebens Jesu, um 830 von einem Unbekannten geschaffen; 3. Das „Hildebrandslied“, um 810/20 niedergeschrieben, bruchstückhaft überliefert; 4. Das „Ludwigslied“, 881, vom unbekannten Verfasser; 5. Das Münchener Dreikönigsspiel, auch „Freisinger Magierspiel“, um 1080 in lateinischen Versen.

f. 1. c; 2. b; 3. a

g. 1. Wort (Er unterbricht mich immer beim Sprechen.); 2. Zeche (Er trägt den Schaden); 3. Wind (Er nimmt meinen Rat nie an.)

h. 1. ..., das tu auch keinem andern nicht; 2. ..., dem ist nicht zu helfen; 3. ... am längsten.

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Mit Runen beschrifteter Yggdrasil, die Weltesche, Odin auf Sleipnir (dem achtbeinigen Ross), „Erik-Stein" bei Haithabu, (Vorgestellte Darstellung) Gotländischer Bildstein in Schleswig gefunden

Germanische KunstSeite aus dem Codex argenteus Ostgotische Adlerfibel, „Der Reiterstein(6. Jh.) Universitätsbibliothek, Uppsala Germanisches National- von Hornhausen“ (7. Jh.), m museum, Nürnberg Museum für deutsche , Geschichte, Berlin

Die Walhalla bei Regensburg Neuss am Niederrhein Bayreuth: Festspielhaus

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