Geschäftsmodelle erstellen im Web 2.0

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  • 8/9/2019 Geschftsmodelle erstellen im Web 2.0

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    Geschftsmodelle erstellen im Web 2.0

    Worum geht es da berhaupt? Klar: es geht um Geschftsmodelle, also um die Beschreibung derVorgnge in einer meist hnlich ablaufenden geschftlichen Beziehung. Diese klar zu skizzierenermglicht es anderen, diese nachzuahmen oder Teile des Modells auf ihr eigenes Bettigungsfeld

    zu bertragen. Die Untersuchung eines Geschftsmodells mit seinen schematisch (und oft auchstark vereinfacht) dargestellten Vorgngen hilft neue Ideen zu finden (zum Beispiel zur Schaffungneuer Geschftsbeziehungen, Angebote oder Dienstleistungen). Das kann etwas ganz Neues undnoch nie Ausprobiertes sein, oder die Beschreibung einer Sache, die bereits funktioniert. Letzteresnennt man dann inzwischen "Best Practice". Es geht hier aber auch um das sagenumwobene Web2.0, das "Mitmachinternet", das wir nun haben, nachdem es anfnglich nur statische Internetseitengab, im schlimmsten Fall die so genannten Web-Visitenkarten.

    Mitmachinternet. Muss ich eigentlich immer berall mitmachen? Nein. Aber wre es nicht schnich knnte es, wollte ich es denn? Und wie liee sich daraus fr mich (als Konsumenten oder alsProduzenten) ein Geschft machen?

    Stopp. Halt.

    Hier kommt der erste und fr mich wichtigste Punkt des Web 2.0 ins Spiel: es geht nmlich garnicht mehr um Konsumenten und Produzenten, sondern um gleichberechtigte Akteure einerWertschpfungskette. Klingt doof, wei ich. Besser ausgedrckt: das "Mitmachweb" (was schonsehr vereinfacht ist) macht uns alle, die wir uns darin bewusst und gewollt bewegen, mehr und mehrzu gleichberechtigten Menschen. Das kommunikative Wesen des Web 2.0 bringt den Fokus wiederauf die Beziehungen zwischen den Akteuren. Und zwar allen Akteuren entlang derWertschpfungskette, nicht nur von oben nach unten und anders herum sondern auch waagrecht,also zwischen den Menschen, die auf der gleichen Sprosse stehen (die "Verbraucher" zum Beispiel,oder im Kontext unseres Kulturbetriebs die Besucher unserer Veranstaltungen). Das "Geschft"werden diejenigen am ehesten machen, die verstehen und beherzigen, dass diese Akteuregleichberechtigt sind und die eine offene Kommunikationskultur pflegen.

    Wir begegnen uns Dank schnellerer und persnlicherer und vor allem offenerer Kommunikationimmer mehr mit Respekt voreinander. Wenn wir die Interessen des Anderen besser verstehen,knnen wir auch besser einschtzen, wie wir fr diese Menschen, fr deren Interessen undBedrfnisse eine Lsung / Produkt / Dienstleistung etc. bieten knnen, die auch wirklich passt. EinGeschftsmodell, sozusagen.

    Respekt und Verstndnis fr die Beweggrnde des Anderen werden Dank Web 2.0 immer wichtiger(okay: ich bin Optimist). Jedenfalls erlaubt uns eine Welt, in der wir uns als Menschen mit eigenenVorlieben, Trumen, Wnschen, Schwchen, schlechten und guten Angewohnheiten etc. begegnen,doch auch sehr viel differenziertere (sprich: passendere) konomische Transaktionen. Dank derWerkzeuge des Web 2.0 (Chat, Blog, Kommentarfunktion, Netzwerke...) haben wir den direktenDraht zueinander.

    Der Kern eines jeden Geschftsmodells muss also in erster Linie sein, diese Kommunikationberhaupt erst zu ermglichen. Dies macht aus unseren Besuchern / Zuhrern (oder im anderenKontext Kufern etc.) statt einer Zuhrerschaft (audience) eine den gemeinsamen Zielenverschriebene Gruppe Gleichgesinnter.

    Sich Gedanken ber ein Geschftsmodell in Bezug auf Web 2.0 zu machen hilft, die Ressourcen(Zeit, Geld, Aufmerksamkeit etc.) auf lngerfristige Ziele zu fokussieren. Klar knnen wir einfach

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    Welche typischen Bestandteile eines Geschftsmodells knnen wir nun in Hinblick auf das

    Mitmachinternet betrachten?

    Am Anfang steht der Kundennutzen. Es gilt sich zuerst Gedanken darber zu machen, welchenNutzen andere von unserem Angebot erzielen (knnen). Und zwar in meiner Sicht nicht nur derunmittelbare Nutzen der Kunden (Besucher, Gste, Zuhrer etc.) sondern auch der Nutzen derLieferanten und anderer Partner. Wenn das, was wir tun, anderen (und uns) keinen Nutzen bringt,brauchen wir erst gar nicht weiter ber das Geschftsmodell nachzudenken.

    Werkzeuge des Web 2.0 knnen uns helfen den Kundennutzen zu eruieren. Wenn wir unsereKunden aktiv befragen, welchen Nutzen unser Angebot fr sie erfllt, wren wir vielleicht im einenoder anderen Fall berrascht, welche Antworten wir bekmen. Diese neuen Formulierungen desKundennutzens helfen uns dann auch in der Auendarstellung anders und besser zu kommunizieren.Dachten wir zum Beispiel bislang, dass der Nutzen unserer Konzertbesucher in erster Linie derGenuss von Musik in ansprechendem Ambiente ist, hren wir dann vielleicht, dass diesegleichberechtigt auch die Gesprche beim Abendessen nach dem Konzert als Nutzen sehen. Fazit:die Veranstaltung, der ein Abendessen folgt, muss gerade auch in Bezug auf das gesellige Wesendes Abends bekannt gemacht werden.

    Zum Thema Kundennutzen empfehle ich das kostenlose eBook "Handbuch Kundennutzen" in Dr.Kerstin Hoffmanns "PR-Doktor: Das Kommunikationsblog".

    Oft verstehen wir erst so richtig, was unser Alleinstellungsmerkmal (USP) eigentlich ist, wenn wirzuhren, was andere dazu sagen. Das Web 2.0 ermglicht es ihnen uns diese Rckmeldung zumachen, zum Beispiel ber Bewertungs- und Empfehlungsportale wie Qype oder als Kommentarauf einer Facebookseite.

    Wichtig fr die Erstellung eines neuen oder fr die Skizzierung eines vorhandenenGeschftsmodells ist auch die Analyse des Marktes. Es gilt herauszufinden, welche Nachfragebzw. welches Interesse unser Angebot erzielen knnte und welche Mitbewerber sich ebenfalls in der

    jeweiligen Nische bewegen und wie wir uns (im positiven Sinne) von ihnen abgrenzen mssen, umErfolg zu haben. Hier bietet das Web 2.0 natrlich zahlreiche Werkzeuge zur Marktbeobachtung.Mit twitter, Echtzeitsuchen bei Google, ber Facebookseiten und -gruppen knnen wir den Puls der

    Zeit im Allgemeinen, aber auch ganz speziell zur eigenen Branche (und im Idealfall Nische)stichwortbezogen oder Themenbezogen erfhlen. Den Markt konnten wir frher natrlich auchschon beobachten. Es war jedoch bislang ein sehr viel langwierigerer Prozess. Jetzt stehen unsInformationen in Echtzeit zur Verfgung. Wir knnen die gefundenen Information nun direkt beimSender hinterfragen, Diskussionen dazu entfachen.

    Im Sinne eines Qualittsmanagements, zum Beispiel durch die Standardisierung hufigauftretender Geschftsprozesse, kann das Web 2.0 helfen durch kollaborativen Austausch mitKollegInnen aus der Branche. Die Zeiten, in denen man den Wettbewerb frchtet, sollten lngstvorbei sein. Denn nur man selbst kann fr seine Kunden den jeweiligen Nutzen erzielen. Auf demWeg dorthin sind jedoch sicherlich einige Prozessablufe sehr hnlich unter den KollegInnen.Warum sich ber diese dann nicht aktiv online austauschen? So wird es ja auch zunehmendgemacht. Wir teilen miteinander zum Beispiel unsere Erfahrungen aus der Branche, sei es zuTicketingsystem fr Kulturveranstalter oder zu Bewertungsportalen. Dies geschieht zunehmend in

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    den so genannten "Communities" wie XING und Facebook. Fr besonders Mutige undAufgeschlossene knnen hier aber auch kollaborative Werkzeuge wie Google Wave, geteilteDropBox Ordner etc. besonders hilfreich sein.

    Die Analyse und Verbesserung der Prozesse entlang der Wertschpfungskette wird so mittels Web2.0 erleichtert. Fr mich ist der wichtigste Aspekt dieses Austauschs jedoch die entstehende

    Synergie. Andere Akteure mit anderen Hintergrnden und Erfahrungen bieten neue Sichtweisen, dieeinem aus eigener Betriebsblindheit helfen knnen.

    hnliches gilt sicherlich auch fr andere Bereiche eines Geschftsmodells. Warum sollte nicht auchber Finanzen ffentlich diskutiert werden? Im Zuge der NPO-Blogparade wurde dies zumBeispiel in der 4. Runde bereits mit groem Erfolg getan.

    Vor allem in Bezug auf das, was man betriebswirtschaftlich nchtern das "Distributionsmodell"nennt, kann das Web 2.0 besondere Dienste erweisen. Hier kommt nmlich besonders der"gesellige" Aspekt des "social web" zum Tragen. Ich schrieb eingangs, dass die durch dasMitmachinternet gefrderte offene Kommunikation das Potenzial hat, den respektvollen Umgangder Menschen untereinander zu frdern. Und sind Verknpfungen und Beziehungen zwischen denMenschen erst einmal da (zum Beispiel durch regelmigen Kontakt per twitter, gemeinsameZugehrigkeit und hufiges gegenseitiges Kommentieren von Beitrgen in Facebookseiten oder aufBlogs etc.), dann werden diese Menschen oft zu Sprachrohren der jeweils gemeinsamen Sache.Wenn mir jemand, den ich kenne und respektiere, dessen Meinung ich schtze, etwas empfiehlt,dann hat diese Empfehlung fr mich eine sehr viel hhere Relevanz, als wenn diese"Kaufempfehlung" vom "Hersteller" des Angebots selbst kommt. Ist einfach so. Es war auch schonimmer so. Aber nun verbreiten sich solche "Empfehlungen" oder gar "likes" wie es fr dendeutschen Sprachgebrauch noch etwas holprig bei Facebook daher kommt, mit rasenderGeschwindigkeit, gar Viralitt, durch das Netz. Ein jedes Geschftsmodell muss daher diese Kanle

    nicht nur nutzen (im Sinne der Verffentlichung hilfreicher Informationen zu Produkten undDienstleistungen), aber auch die stete Beobachtung dieser Kanle bercksichtigen.

    Die Grundwerte, die schon immer ihre Gltigkeit in der Wirtschaft und Gesellschaft hatten, geltenin Zeiten des Web 2.0 noch immer. Auf diese sollten alle eingesetzten Werkzeuge des "social web"nur aufbauen, sie nicht ersetzen. Schon immer galt es - im Idealfall - dass jede Interaktion, sei esgeschftlicher oder persnlicher Natur, einen Mehrwert fr beide (oder mehr) beteiligte Partnerschafft. Kommunikation ist das A und O auf dem Weg dorthin. Das Web 2.0 bietet zahlreicheWerkzeuge, die dieser Kommunikation dienen. Sie sollten Grundlage jedes Geschftsmodells sein.

    Dieser Artikel erschien am Samstag, 1. Mai 2010 im Schlossblog im Rahmen derBlogparade der

    stARTconference.

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    http://zeilitzheim.blogspot.com/2010/05/geschaftsmodelle-im-web-20.htmlhttp://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://zeilitzheim.blogspot.com/2010/05/geschaftsmodelle-im-web-20.htmlhttp://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://www.startconference.org/2010/04/05/blogparade-sonderheft-kulturmanagement-network-startconference-geschaftsmodelle-im-web-20/http://zeilitzheim.blogspot.com/2010/05/geschaftsmodelle-im-web-20.htmlhttp://zeilitzheim.blogspot.com/2010/05/geschaftsmodelle-im-web-20.htmlhttp://npoblogparade.wordpress.com/http://npoblogparade.wordpress.com/http://www.economics.phil.uni-erlangen.de/bwl/lehrbuch/gst_kap1/wertsch/wertsch.htmhttp://www.economics.phil.uni-erlangen.de/bwl/lehrbuch/gst_kap1/wertsch/wertsch.htm
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    ber den Autor:

    Nach einer Kindheit in Pakistan und Schottland verbrachte ich meine Jugend in Zeilitzheim (750Seelen Dorf in Franken). Langer Aufenthalt im Geburtsland USA zur Ausbildung (Grafik) undStudium (Philosophie, Kunstgeschichte). Fhre das 1999 geerbte Barockschloss Zeilitzheim.

    Alexander von Halem

    Kontakt:

    http://www.barockschloss.de/kontakt.htm

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