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GESCHÄFTSBERICHT DES ETH-RATS ÜBER DEN ETH-BEREICH 2018

Geschäftsbericht 2018 ETH-BEREICH 2018 · 2019-04-03 · baut und betreibt grosse, komplexe For-schungsanlagen, die der nationalen und internationalen Forschungsgemeinschaft zur

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GESCHÄFTSBERICHTDES ETH-RATS ÜBER DEN ETH-BEREICH 2018

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Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Auftakt

ETH-Bereich

FACTS & FIGURES

Die Institutionen des ETH-Bereichs

11 100 Studierende und Doktorierende aus 116 Ländern und mehr als 350 Labors betreiben Spitzenforschung in Bereichen wie erneuerbare Energien, Medizintech-nik, Neurotechnologien, Materialwissen-schaften und Informationstechnologie. Im Durchschnitt geht mehr als ein Start- up pro Monat aus der EPFL hervor, die enge Beziehungen zur Wirtschaft unter-hält. 2018 eröffnete die EPFL das LEARN- Zentrum, das sich den Bildungswissen-schaften widmet. Dieses fördert Bildungs-innovationen, auch um den Heraus- forderungen der digitalen Transformation zu begegnen, wie es auch das Center for Digital Trust tut. www.epfl.ch

EPFL Seite 19

An der ETH Zürich bilden rund 500 Professorinnen und Professoren über 21 000 Studierende und Doktorierende aus über 120 Ländern aus. Gemeinsam forschen sie in Natur- und Ingenieur-wissenschaften, Architektur, Mathema-tik, systemorientierten Wissenschaften sowie in Management- und Sozial-wissenschaften. Die Erkenntnisse und Innovationen der Forschenden der ETH Zürich fliessen in die zukunfts- trächtigsten Branchen der Schweizer Wirtschaft ein, von der Informatik über Mikro-und Nanotechnologie bis hin zu medizinischen Hightechgeräten.www.ethz.ch

ETH Zürich Seite 15 PSI Seite 23

Das Paul Scherrer Institut (PSI) entwickelt, baut und betreibt grosse, komplexe For-schungsanlagen, die der nationalen und internationalen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung stehen. In der Schweiz sind alle diese Grossforschungsanlagen einzig-artig, einzelne gibt es sogar weltweit nur am PSI. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit.www.psi.ch

Die Empa ist das interdisziplinäre Forschungsinstitut des ETH-Bereichs für Materialwissenschaften und Techno- logie. Auf der Basis ihrer Forschung ent-wickelt sie Lösungen für die vorrangigen Herausforderungen von Industrie und Gesellschaft und trägt so wesentlich dazu bei, die Innovationskraft und Wettbe-werbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft in einem zunehmend kompetitiven Umfeld zu stärken.www.empa.ch

Empa Seite 29

Die WSL untersucht Veränderungen der terrestrischen Umwelt sowie Nutzung und Schutz von natürlichen Lebensräumen und Kulturlandschaften. Sie überwacht Zustand und Entwicklung von Wald, Landschaft, Biodiversität, Naturgefahren sowie Schnee und Eis und entwickelt nachhaltige Lösungen für gesellschaftlich relevante Probleme. Zur WSL gehört auch das WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung SLF Davos.www.wsl.ch

WSL Seite 26

Die Eawag ist ein weltweit führendes Wasserforschungsinstitut. Stärke und Erfolg basieren auf der seit über 80 Jahren gepflegten Verknüpfung von Forschung, Lehre und Weiterbildung sowie auf Beratung und Wissenstransfer. Die Kombination von Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften erlaubt eine umfassende Erforschung des Wassers von naturbelassenen Gewässern bis hin zu Abwassermanagementsystemen.www.eawag.ch

Eawag Seite 32

Den ETH-Bereich bilden die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH Zürich und EPFL sowie die vier Forschungs- anstalten Paul Scherrer Institut (PSI), WSL, Empa und Eawag. Der vom Bundesrat gewählte ETH-Rat ist das strategische Führungs- und Aufsichtsorgan des ETH-Bereichs. www.ethrat.ch

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Fact

s &

Fig

ures

2018

2531Mio.

2017: 3307 Mio. CHF2017: 2531 Mio. CHF

in Mio. CHF

Trägerfinanzierung 1 Ausgaben

3 349Mio. in Mio. CHF

Studie zur Wertschöpfung2

Investitionen in den ETH-Bereich

Wertschöpfung in der Schweiz

Rund 2,5 Mrd. CHF des Bundes

Rund 13,3 Mrd. CHF Bruttowertschöpfung

1 Arbeitsplatz im ETH-Bereich

Rund 21 000 Mitarbeitende

Rund 80 000 Arbeits- plätze in der Schweiz

Personal

22 349Frauenanteil: 34 % Lernende: 462

Arbeitsverhältnisse

schafft 4 Arbeitsplätze in der Schweiz

Studierende und Doktorierende

32 531Frauenanteil: 31 %

Spin-offs ETH-Bereich

Hochschulrankings

ETH Zürich EPFL

THE World Ranking

QS World Ranking

THE Europe Ranking

QS Europe Ranking

Der ETH-Bereich verfügt im Vergleich mit einigen der weltweit renommiertesten Forschungsinstitutionenüber den dritthöchsten Anteil an Weltklassepatenten.

1 Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen 2 BiGGAR Economics, November 2017 3 BAK Economics AG, 2018

55

Weltklassepatente3

11

35

7

22

4

9

3

7

CHF1

CHF

5,4 1 4

1

3

2

Chin. Acad. of Sciences

University of CaliforniaStanford UniversityTsinghua UniversityCNRSFraunhoferJST, Japan

HarvardMITETH-BereichUniversity of Oxford

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EPFL Genf

EPFL/WSL Lausanne

ETH-RatBern

PSIVilligen

EPFLFreiburg

ETH Zürich/ ETH-RatZürich

EmpaSt. Gallen

EPFL/WSL / EmpaSitten

WSLDavos

WSLCadenazzo

ETH ZürichLugano

ETH ZürichBasel

Empa/EawagDübendorf

WSLBirmensdorf

EmpaThun

EPFL Neuenburg

EawagKastanienbaum

Der ETH-Bereich will durch Exzellenz in Forschung und Lehre sowie in Wissens- und Technologie-transfer als Innovationsmotor die Wettbewerbs- fähigkeit der Schweiz nachhaltig stärken und zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen. Als Leuchtturm will er weltweit Mitverantwortung übernehmen für die Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen, für die Steigerung der Lebensqualität und für den lang-fristigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

Vision

Der ETH-Bereich und seine InstitutionenHochschulbildung, Forschung und Innovationen auf höchstem Niveau: Diese erbringt der ETH-Bereich mit über 22 000 Mitarbeitenden, mehr als 32 000 Studierenden und Doktorierenden sowie einer Professorenschaft von rund 850 Personen.

Den ETH-Bereich bilden die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH Zürich und EPFL sowie die vier Eidgenössischen Forschungsanstalten PSI, WSL, Empa und Eawag. Das strategische Führungs- und Aufsichtsorgan des ETH-Bereichs ist der ETH-Rat. www.ethbereich.ch I www.ethrat.ch

VISION

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Vorwort 6

Rückblick 8

Faszination ETH-Bereich 11

Governance 35

Strategische Ziele 45

Kennzahlen 81

Finanzen 99

Impressum 106

Geschäftsbericht des ETH-Rats über den ETH-Bereich 2018

Finanzbericht: www.ethrat.ch/finanzbericht2018

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WEF 2019

Die Schweiz als globaler PlayerBereits zum dritten Mal präsentierte sich die ETH Zürich im Rahmen des WEF mit einem eigenen Pavillon in Davos. Der ETH-Rat und die Institutionen des ETH-Bereichs luden zu Veranstaltungen über Spitzenforschung in der Schweiz ein. Die Netzwerk- anlässe führten nationale und internationale Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen. › Markus Mallaun / ETH-Rat

EPFL

Verschwindende Gletscher und ÖkosystemeEin Forschungsteam der EPFL bereitet eine grosse Expedition zu rund 200 Gletschern auf der ganzen Welt vor, um das mikrobielle Leben in diesen ver-schwindenden Ökosystemen besser zu verstehen.

EPFL: Latsis-Preis 2018

Gewinnerin Andrea AblasserFür ihre bahn brechende Forschung zur angeborenen Immunität wurde Andrea Ablasser, Assistenzprofesso-rin an der EPFL, mit dem Nationalen Latsis-Preis 2018 aus gezeichnet.

ETH Zürich: Fields-Medaille 2018

Alessio Figalli im PorträtEr hat ihn gewonnen. Den wichtigsten Mathematik-Preis der Welt – die Fields-Medaille. Und sie machte Alessio Figalli, Mathematikprofessor der ETH Zürich, zum Vorbild. Auch in seiner italienischen Heimatstadt Rom, wo sich im Herbst 2018 doppelt so viele Jugend-liche zum Mathematikstudium anmeldeten.

Inhaltsverzeichnis

Auftakt

Bundesrat Guy Parmelin mit den Präsidenten, der Direktorin und den Direktoren der Institutionen des ETH-Bereichs.

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5ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

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Empa

Aktuatoren statt MotorenCTsystems, ein Spin-off der Empa, hat den ersten Prototyp elektromechanischer Polymerwandler in Stapelbauweise bereits vorgestellt: Dieser setzt als Aktuator elektrische Energie in mechanische Arbeit mit «eingebauter» Sensorfunktion um. Dank der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Spezia- listen Dätwyler erreicht der Grad der industriellen Produktion ein neues Niveau.

PSI

Erfolgreicher Ausbau der Forschungsinfrastrukturen Der ETH-Bereich unterhält zahlreiche Forschungs- infrastrukturen wie das Forschungs- und Innovations- gebäude NEST oder die Neutronenquelle SINQ, die nationalen und internationalen Forschenden zur Ver- fügung stehen. Letztere wird gerade umgebaut und danach die Quelle mit der besten Optik der Welt sein.

WSL

Die Extreme häufen sichIm Interview erläutern die WSL-Experten Andreas Rigling und Manfred Stähli, welche Auswirkungen trockene Sommer wie der von 2018 auf die Natur in der Schweiz haben.

Eawag

Abwasser als GoldgrubeMillionen von Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen, die eine «saubere» Lösung bieten. Die Eawag forscht deshalb an technischen Möglichkeiten, Abwässer aufzubereiten und aus ihnen Ressourcen rückzugewinnen.

Auftakt Inhaltsverzeichnis

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VORWORT

Dr. Fritz Schiesser, Präsident des ETH-Rats

Seit 2008 bekleidet Fritz Schiesser das Amt des Präsidenten des ETH-Rats sowie des Geschäfts- ausschusses des ETH-Bereichs. Der promovierte Rechtswissenschaftler ist zudem Anwalt und Notar im Kanton Glarus. Von 1990 bis 2007 war Schiesser Mitglied des Ständerats und von 2003 bis 2004 Ständeratspräsident sowie von 1999 bis 2007 Präsident des Stiftungsrats des Schweize- rischen Nationalfonds (SNF).

Auftakt

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7ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Vorwort des Präsidenten

Die ETH Zürich fliegt auf den Mars, die EPFL bringt Gelähmte wieder auf die Beine und die Empa untersucht den Brückenein-sturz von Genua. Dies ist nur eine kleine Auswahl aus Tausenden von Medienbe-richten des vergangenen Jahres, welche die Kompetenzen und die Vielfältigkeit des ETH-Bereichs aufzeigen. Jahr für Jahr belegen Rankings und Studien die hohe Qualität von Lehre und Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer der In- stitutionen des ETH-Bereichs. Eine Analyse der Qualität von Patenten beispielsweise zeigt, dass ein Drittel der untersuchten Patente aus dem ETH-Bereich zur Weltklasse gehört. Damit nimmt dieser weltweit den dritten Rang ein, im nationalen Kontext sogar den Spitzenplatz. Diese Erfolge sind nur möglich, weil die Rahmenbedingun-gen in unserem Land ausgezeichnet sind. Politik, Wirtschaft und die Bevölkerung der Schweiz sorgen gemeinsam dafür, dass der ETH-Bereich solide finanziert ist, über genügend Autonomie verfügt und die Schweiz ein offenes Land bleibt.

Spitzenforschung ist, ebenso wie Spitzen-fussball, international. Beide sind sowohl auf einheimische als auch auf ausländische Talente angewiesen, um zu den Besten zu gehören. Ohne die Studierenden und Mit-arbeitenden aus dem Ausland und ohne die Möglichkeit, international zusammen-zuarbeiten, wäre der ETH-Bereich nicht dort, wo er heute ist. Der ETH-Bereich ist stolz auf die vielen Spin-offs, die hier jährlich gegründet werden und Innovatio- nen und Arbeitsplätze schaffen. Mehr als

die Hälfte der Gründerinnen und Gründer stammt aus dem Ausland. Und zwei Drittel der Professorinnen und Professoren, die unseren Nachwuchs ausbilden, Projekte mit der Wirtschaft vorantreiben und neue Erkenntnisse in Medizin, Nanotechnologie oder Energie hervorbringen, haben keinen Schweizer Pass. Der Grossteil der Forschung basiert auf internationaler Zusammen- arbeit. Diese zu unterbinden, hat negative Konsequenzen. Durch den vorübergehen-den Ausschluss aus Horizon 2020 waren Schweizer Forschungsinstitutionen an deutlich weniger EU-Projekten beteiligt, erhielten weniger Mittel und konnten weniger Projekte koordinieren.

Auch in Zukunft stehen Entscheide zum Verhältnis der Schweiz zu Europa und über die Forschungsfreiheit sowie Debatten über das Budget an. Politik, Wirtschaft und die Schweizer Bevölkerung sind somit gefordert, die guten Rahmenbedingungen immer wieder von Neuem zu verteidigen. Der ETH-Bereich wird seinerseits weiterhin alles daran setzen, seine Kompetenzen zum grösstmöglichen Nutzen unseres Landes einzusetzen sowie weltweit Mit-verantwortung zu übernehmen für die Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen.

Zürich / Bern, im Februar 2019

Sehr geehrte Leserinnen und Leser

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Rückblick Lehre, Forschung, Wissens- und Technologietransfer

Das hervorragende Abschneiden des ETH-Bereichs bestätigt sich auch mit Blick auf andere «Bench- markings». Besonders erfreulich sind die Resultate der Ende 2018 publizierten Studie «Analysis of the patent portfolio of the ETH Domain». Beauftragt vom ETH-Rat, hat die BAK Economics AG das Portfolio von Patenten im ETH-Bereich untersucht. Um von einer rein quantitativen Zählweise wegzukommen, wurde ein «Big Data»-Ansatz angewandt und die Bedeutung der einzelnen Patente in 17 verschiedenen Techno-logien gewichtet und u. a. mit den Werten von zehn der weltweit führenden Universitäten und Forschungs- institutionen verglichen. Die Analyse zeigt auf, dass ca. ein Drittel der untersuchten Patente des ETH-Bereichs zu den 10 % der weltweit bedeutends-ten Patente in ihren Technologien gehören. Nur die beiden privaten amerikanischen Hochschulen Harvard und MIT verfügen über bessere Werte. Ein genauer Blick auf die Patentverteilung macht deutlich, dass der ETH-Bereich im internationalen Vergleich in über einem Drittel der analysierten Technologien führend ist.

Es gibt zahlreiche Mittel und Wege, um die Qualität von Hochschulen und Forschungsanstalten zu er- fassen. Ein wesentliches Element ist dabei stets der Vergleich mit anderen Wissenschaftsinstitutionen auf der ganzen Welt. In diesem Wettbewerb über-zeugt der ETH-Bereich auf beeindruckende Art und Weise. Jahr für Jahr belegen die beiden Hochschulen in Zürich und Lausanne Spitzenplätze in den Ran-kings, die von verschiedenen Organisationen mit unterschiedlichen Methoden und Schwerpunkten erstellt werden (s. Abb. 16 und 17, S. 91). So rangiert die ETH Zürich 2018 im THE World Ranking auf dem 11. und die EPFL auf dem 35. Rang. Während das THE Kennzahlen u.a. zu Lehre, Forschung oder Zitationen verwendet, legt das QS World Ranking das Haupt-gewicht auf die Reputation der akademischen Institu- tionen sowie der Absolventinnen und Absolventen bei ihren Arbeitgebern. Hier erreicht die ETH Zürich 2018 gar den siebten Platz, die EPFL findet sich auf Rang 22.

Wissenschaftliche Exzellenz, internationale Ver-netzung und Offenheit hängen eng zusammen. Dank den starken Kooperationen der Institutionen des ETH-Bereichs mit Partnern im In- und Ausland gelingt es ihnen, sich international zu behaupten und als exzellente Lehr- und Forschungsinstitu- tionen die weltweit besten Talente zu rekrutieren. Davon profitiert auch die Schweizer Wirtschaft mit ihrem Bedarf an Fachkräften im MINT-Bereich. Damit auch in Zukunft hervorragende forschungs- und innovationspolitische Rahmenbedingungen garantiert sind, ist der Erhalt stabiler internationaler Beziehungen – gerade auch mit der Europäischen Union – zentral.

1/3Ein Drittel der unter-suchten Patente des ETH-Bereichs gehören zu den 10 % der welt-weit bedeutendsten Patente in ihren Tech-nologien.

ETH-Bereich

EINE INTERNATIONALE ERFOLGSGESCHICHTE

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9ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Rückblick Lehre, Forschung, Wissens- und Technologietransfer

Grosse Bedeutung der internationalen Vernetzung in der ForschungWenn die Messweise von Qualität und Leistung im internationalen Vergleich erfolgt, so ist dieses welt- umspannende Element gleichsam ein Wesensmerk-mal des Wissenschaftsbetriebs und von zentraler Bedeutung für wissenschaftliche Spitzenresultate. Ersichtlich wird dies beispielhaft anhand der biblio- metrischen Analyse, die der ETH-Rat im Hinblick auf die 2019 anstehende Zwischenevaluation des ETH-Bereichs in Auftrag gegeben hat. Die vom «Centre for Science and Technology Studies (CWTS) at Leiden University» erstellte Studie analysiert die Anzahl Artikel und Reviews, die von Forschenden der sechs Institutionen des ETH-Bereichs zwischen 2007 und 2016 verfasst wurden, und quantifiziert deren Impact durch die Menge an Zitationen bis und mit 2017. Der Zusammenarbeit der Wissenschaftler-innen und Wissenschaftler aus dem ETH-Bereich mit Fachkolleginnen und -kollegen von Forschungs-institutionen aus aller Welt kommt dabei eine ent-scheidende Bedeutung zu.

Die bibliometrische Analyse zeigt, dass etwa zwei Drittel aller Publikationen in internationaler Zu- sammenarbeit entstanden. Diese Art von Arbeiten weist den höchsten Impact auf, wurde also besonders häufig zitiert. Ausnahmslos alle Institutionen des ETH-Bereichs erreichen in der Analyse des wissen- schaftlichen Outputs Werte, die zum Teil sehr deut-lich über dem weltweiten Durchschnitt liegen.

In Zusammenhang mit der ausgeprägten internatio-nalen Kooperationskultur im ETH-Bereich sind auch die europäischen Forschungsrahmenprogramme zu erwähnen. In den Verbundprojekten von Horizon 2020 arbeiten häufig Universitäten, Fachhochschulen und Industriepartner aus verschiedenen Ländern zu- sammen. Die Institutionen des ETH-Bereichs können nicht nur auf eine überdurchschnittliche Erfolgs-quote der von ihnen mitausgearbeiteten Projekt-vorschläge verweisen, sie übernehmen auch oftmals die Koordination der multinationalen Projekte.

Das Computational Robotics Lab der ETH Zürich hat den ersten Roboter gebaut, der Schlittschuh laufen kann. › Andreas Eggenberger/

ETH Zürich

2/3Etwa zwei Drittel der Publikationen aus dem ETH-Bereich sind das Resultat internationa-ler Zusammenarbeit. Diese Art von Arbeiten verfügt über den ge- wichtigsten Impact.

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Von der weltweiten Anziehungskraft des ETH-Bereichs profitiert nicht nur unmittelbar der Forschungs-standort Schweiz. Ein Jahr nach ihrem Abschluss an der ETH Zürich oder an der EPFL arbeiten ungefähr 60 % der Bildungsausländerinnen und -ausländer in der Schweiz. Diese MINT-Fachkräfte sind nicht nur sehr gesucht, sondern tragen auch massgeblich dazu bei, die Innovationskraft der Schweizer Wirt-schaft hoch zu halten. Ehemalige Mitarbeitende des ETH-Bereichs bleiben sehr aktiv, wenn sie in der Schweizer Industrie forschen. Gemäss der BAK-Studie listen 3800 Firmenpatente mindestens einen For-schenden auf, der vorher für den ETH-Bereich gear-beitet und dort bereits Patente angemeldet hat.

Bildungspolitik — Internationale Offenheit sichernDer erste Platz, den die Schweiz im «Global Inno- vation Index» auch dank der in- und ausländischen Absolventinnen und Absolventen aus dem ETH-Bereich seit Jahren belegt, darf nicht darüber hin-wegtäuschen, dass der internationale Wettbewerb um forschungs- und innovationsfreundliche Rah-menbedingungen gross ist. So hat eine im Sommer veröffentlichte Studie der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) aufgezeigt, dass grössere Unternehmen in der Schweiz ihre For-schung und Entwicklung zunehmend in Länder aus-lagern, die vermehrt staatliche Anreize dafür bieten. Auch die vom SBFI in Auftrag gegebene Studie «Forschung und Innovation: Die Schweiz im Vergleich zu anderen Innovationsregionen» (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mai 2018) weist darauf hin, dass andere Weltregionen ihren Rück- stand laufend wettmachen. Die Untersuchung schliesst mit dem Hinweis, dass die Schweiz struk-turelle Nachteile als kleiner Staat nur durch eine entsprechende Offenheit ausgleichen könne.

Für den ETH-Rat hat die Erhaltung dieser Offenheit oberste Priorität. Der Erfolg des ETH-Bereichs basiert wesentlich auf der starken internationalen Zusam-menarbeit und dem direkten Wettbewerb mit den weltweit besten Forschungsinstitutionen. Stabile und verlässliche Beziehungen gerade mit der Euro-päischen Union sind hierfür eine unerlässliche Basis. Der erst kürzlich publizierte Bericht des SBFI über die Beteiligung der Schweiz an den euro- päischen Forschungsrahmenprogrammen macht deutlich, dass unser Land infolge des teilweisen Ausschlusses aus Horizon 2020 nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative insgesamt an deutlich weniger Projekten beteiligt war und auch eine Abnahme bei den Projektkoordinationen zu verzeichnen hatte. Um den intensiven wissen-schaftlichen Austausch über die Landesgrenzen hinweg zu sichern, ist sehr zu hoffen, dass die Schweiz am nächsten EU-Forschungsrahmenpro-gramm wieder durchgehend als voll assoziierter Staat teilnehmen kann.

Weltweite Attraktivität — Fachkräfte für die SchweizDie hohe Qualität von Lehre und Forschung im ETH- Bereich ermöglicht es den Institutionen im Wett- bewerb um die «besten Köpfe» erfolgreich zu sein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen oftmals aus dem Ausland, um in der Schweiz in exzellenter Forschungsumgebung zu arbeiten. So besteht die Professorenschaft an der ETH Zürich und an der EPFL zu zwei Dritteln aus Forscherinnen und Forschern aus dem Ausland. Diese internatio- nale Zusammensetzung ist gleichzeitig das Resultat der im weltweiten Vergleich hervorragenden Posi- tionierung der Lehr- und Forschungsinstitutionen und wesentliche Grundlage für zukünftige wissen-schaftliche Spitzenleistungen.

WEF 2019: EPFL-Präsident Martin Vetterli im Gespräch mit Moderatorin Patrizia Laeri, Marianne Janik, Country Manager Microsoft Schweiz, und Olivier Bousquet, Head Google AI Research in Europa (v.l.n.r.)› Andreas Eggenberger /

ETH Zürich

Rückblick

Die EPFL-Forscherinnen Jenifer Miehlbradt (li.) und Carine Rognon mit dem Fly-Jacket. Ein sensorisiertes Exo-skelett mit künstlicher Intelligenzsoftware für die intuitive Steuerung von Drohnen. Die Tech-nologie ist zum Patent angemeldet.› Markus Mallaun /

ETH-Rat

Lehre, Forschung, Wissens- und Technologietransfer

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Cybersecurity, the Swiss Way ETH-Bereich 12

Der Spass am puren Denken ETH Zürich 15

Uralte Ökosysteme in rauer Landschaft EPFL 19

Scharf sehen mit Neutronen PSI 23

Die Extreme häufen sich WSL 26

Aktuatoren statt Motoren Empa 29

Abwasser als Goldgrube Eawag 32

FASZINATION ETH-BEREICH

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Faszination

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ETH-Bereich Cybersecurity

Spätestens seit dem US-amerikanischen Whistle- blower Edward Snowden ist jedoch jedem Internet-benutzer klar, dass Doppelbödigkeiten und Ge- fahren so ziemlich überall im Netz lauern. Und immer wieder lassen neue Geschichten aufhorchen: Unlängst konnte man lesen, dass asiatische Hard-warefirmen in die elektronische Infrastruktur, die wir täglich nutzen, diskrete Hintertüren einbauen.

Nichts scheint mehr sicher. Was bleibt ist ein Unbehagen und viele Fragen. Von wem geht die Bedrohung eigentlich aus? Welche alltäglichen digitalen Handlungen und vor allem welche Nach- lässigkeiten machen einen verwundbar? Hat man private Internetsurfer überhaupt im Visier? Würde die Gesellschaft bei einem gezielten Angriff auf die digitale Infrastruktur zusammenbrechen? Stecken die Probleme im Aufbau des Netzes? Oder müssen wir uns vor allem vor böswilligen Störaktionen fürchten?

Die digitale Welt hat eine Infrastruktur und «Inge- nieure», die diese bauen. Die Schweiz hat mit die besten Ingenieure der Welt und vor allem eine Ingenieurskunst, die den Ruf hat, besonders ver- lässlich zu sein. Beide ETH bilden Ingenieure aus.

Cybersecurity. Oder die Sicherheit im digitalen Raum, den man oft gar nicht mehr Cyberspace nennt, da er längst zum Alltäglichen gehört. Genau darin liegt auch das Problem: Teilweise haben die Menschen immer noch kein Gefühl für diesen Raum entwickelt, vor allem nicht für seine dunklen Ecken und Fall- gruben. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte ihn vor einigen Jahren noch «Neuland» ge-nannt und wurde für diese Bemerkung im Netz kriti-siert. Doch sie hatte nicht ganz unrecht. Die Gesell-schaft nimmt dieses «neue Land» – und alles, was es «zum Laufen» bringt – für allzu selbstverständlich.

ETH-Bereich

CYBERSECURITY, THE SWISS WAY

2018 initiiert von der EPFL, ist das «Center for Digital Trust» (C4DT) eine Partnerschaft zwischen Forschung, Industrie, öffentlichem Sektor und der Gesell- schaft, um eine gemeinsame Vision für digitales Vertrauen zu entwickeln und umzusetzen.c4dt.org

Das Internet — das sind nicht nur Google, Facebook, Twitter & Co, sondern dahinter steckt auch eine konkret gebaute Infrastruktur. Könnte man diese mit Schweizer Tugenden kombinieren, würde das Vertrauen ins Internet vielleicht wieder wachsen. Cybersecurity ist in aller Munde, dennoch gibt es viel Unsicherheit. Das sagen Experten des ETH- Bereichs zu diesem Thema.

Symbolbild › Shutterstock

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13ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Faszination

deutig die Mittel und damit die Expertise. Trotzdem sei die Schweiz genau der richtige Ort, um das Ver-trauen in diese Systeme wiederherzustellen.

Bugnion sieht, neben der Ingenieurskunst, nämlich noch eine zweite grosse und ebenso identitäts- und vertrauensstiftende Schweizer Tradition: Zuverlässig- keit. Seit Jahrhunderten sei die Schweiz spezialisiert in Bereichen – seien es Luxusuhren, Banken oder Versicherungen –, die auf Zuverlässigkeit und damit auf Vertrauen zwischen den Menschen beruhen. Ein Merkmal, das man auch im digitalen Raum nutzen könne. Das C4DT, das Forschungsaktivitäten vonüber 30 Gruppen bündelt, versucht auf interdiszipli-näre Weise, ethische Fragen und politische Umsetz-barkeit beispielsweise in Bezug auf Verschlüsselungs- technologien zu verbinden. Sicherheit wird hier in einem weiteren Sinn verstanden, gewissermassen als Kultur, die es zu pflegen gilt.

Damit ist Myriam Dunn Cavelty voll und ganz einver-standen: «Cybersecurity ist längst nicht mehr nur ein technisches Problem.» Die Forscherin am «Center for Security Studies» (CSS) der ETH Zürich ist überzeugt, dass wir keinen sicheren Cyberspace haben werden, wenn es keine gesellschaftlich-politische Überein-kunft gibt, die dieses Territorium schützt. Initiati-ven, das zu ändern, gibt es einige, und sie kommen zuweilen von überraschender Seite. Dunn Cavelty erwähnt die unlängst vom Microsoft-Präsidenten Brad Smith lancierte Idee einer neuen Genfer Konvention für den digitalen Raum. Diese sei zwar nicht unbedingt auf grosse Gegenliebe gestossen, «weil sich Staaten nicht gern von privaten Firmen Vorgaben machen lassen». Trotzdem glaubt sie, dass die Schweiz und insbesondere Genf eine besondere Rolle spielen könnten, wenn es um internationale Bemühungen geht, Angriffe auf die digitale Infra-struktur einzudämmen. Versuche, im nationalen Kontext digitale Souveränität herzustellen, hält sie hingegen für «Humbug». Das sieht auch Bugnion so: «Man muss viel mehr europäisch denken.» Er ver-misst insbesondere eine europäische Initiative für eine andere Digitalkultur, die stark auf Datenschutz und ein sicheres Internet setzen würde.

SCION – eine neue InternetarchitekturAdrian Perrig denkt global. Der Professor an der ETH Zürich und Leiter der Network Security Group hat vielleicht eines der bahnbrechendsten Projekte im ETH-Bereich in Sachen Cybersecurity: Er will das ganze Internet neu bauen. Dem Netzwerkspezialisten war irgendwann klar: «Das jetzige Internet hat so viele Probleme, dass man es von Grund auf neu konzipieren und bauen muss, wenn man es wieder sicherer machen will.» In dieses Thema haben Perrig und seine Gruppe gut zehn Jahre Forschungsarbeit gesteckt. Konkret ging es darum herauszufinden, wie viel Sicherheit man überhaupt erreichen kann. Nicht als theoretisches Ideal, sondern in der alltägli-

Müsste die Schweiz also nicht einiges zu bieten haben, um auch die digitale Welt ebenso elegant wie robust bauen zu können? Ein digitales Ingenieurs- paradigma, angelehnt an Brücken, Tunnel und Ge- bäudestatik.

C4DT: Cybersecurity interdisziplinär Ein Ingenieur muss wissen, wie stark sein System strapaziert wird. Für die Sicherheit einer Brücke bedeutet das, dass sie stabil genug gebaut wird, um dem Zahn der Zeit und dem prognostizierten Verkehrsaufkommen zu trotzen. Und natürlich ext-remen Maximalbelastungen. Doch sollte sie auch einem Erdbeben widerstehen können? Und wenn ja, bis zu welcher Stärke? Die Frage nach der Sicher-heit ist also immer auch die Frage nach der zu erwartenden Gefahr.

Computernetzwerke müssten nicht Naturgefahren trotzen, sondern gezielten Angriffen von Urhebern, deren Motivation «andersartig» sei, so Professor Edouard Bugnion, Vizepräsident für Informations-systeme der EPFL und einer der Initiatoren des unlängst lancierten «Center for Digital Trust» (C4DT). «Der Gegner ist nicht die Natur, sondern es sind private oder staatliche Angreifer.» Deshalb sei auch die Frage nach der Sicherheit eines Systems, seiner Widerstandsfähigkeit, eine ganz andere als beim Bauen physischer Strukturen. Und was die Abwehr von Cyberangriffen angehe, fehlten der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern – wie den grossen Playern, aber auch Spezialisten wie Israel – ein-

Im Fokus der Forschungsaktivitäten des Center for Security Studies (CSS) stehen zentrale Fragen der Sicherheitspolitik rund um die sich wandelnde Bedrohungslage, in der sich die National- staaten und ihre Gesellschaften be-finden.css.ethz.ch

«Das jetzige Internet hat so viele Probleme, dass man es von Grund auf neu konzipieren und bauen muss, wenn man es wieder sicherer machen will.» — Professor Adrian Perrig, Leiter der

Network Security Group an der ETH Zürich

«Die Schweiz ist genau der richtige Ort, um das Vertrauen in diese Systeme wiederherzustellen.» — Professor Edouard Bugnion, Vizepräsident für Informationssysteme an der EPFL

ETH-Bereich Cybersecurity

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Faszination ETH-Bereich Cybersecurity

Wird man also bald, wie beim Stromanbieter, meh-rere Möglichkeiten haben, wie man surfen möchte? Günstig und unsicher oder auf der Überholspur, mit einer Netzwerkarchitektur aus dem 21. Jahrhundert? Das klingt gar nicht so vermessen, sondern eigent-lich nur vernünftig, aus Ingenieurssicht.

Der «Feind» in meinem Laptop Was aber, wenn das Problem im eigenen Computer sitzt? Professor Gabriel Aeppli, Direktionsmitglied und Leiter des Forschungsbereichs Photonen- forschung am Paul Scherrer Institut (PSI), kann sich durchaus vorstellen, dass bereits die Hardware manipuliert ist. Zwar wurde die Software, die die westliche digitale Welt am Laufen hält, wahr-scheinlich in Amerika oder in Europa geschrieben, aber die Hardware der Computer wird mehrheitlich in Asien produziert. Wenn dort gelänge, Bauteile der Computer schon bei der Herstellung zu korrum-pieren, dann wäre mit normalen Abwehrstrategien oder neuen Netzwerkarchitekturen nicht viel zu erreichen. Aeppli glaubt deshalb, dass es bald zum Standardverfahren gehören wird, Hardwarelieferun-gen stichprobenmässig genauestens zu durch- leuchten, und zwar bis hinunter auf die Ebene ein-zelner Schaltkreise.

Das geht bislang nur mit grossem Aufwand, der eine vernünftige Kontrolle verunmöglicht, was natürlich Verdachtsmomenten Tür und Tor öffnet. Genau hier könnte eine von Aeppli mitentwickelte neue Rönt-gentechnologie Abhilfe schaffen, die ganze Chips innerhalb von Minuten durchleuchten könnte, ohne sie zu zerstören. Die am PSI ausgetüftelte 3D-Methode hat in Technologiekreisen für einiges Aufsehen gesorgt, denn sie erlaubt es erstmals, die Verläufe der innen liegenden, nur Nanometer grossen Bau-teile im Detail und ohne jede Verzerrung sichtbar zu machen. Das Gelieferte lässt sich dann mit dem Bestellten abgleichen. Vertrauen ist gut, Kontrolle wird in Zukunft besser sein.

Eine zentrale Frage stellt sich auf der psychologi-schen Ebene: Wem kann man denn überhaupt noch vertrauen? Die Geschichte um die korrumpierte Hardware hat nicht für mehr Vertrauen gesorgt, auch weil die betroffenen Firmen alles dementiert und die Reporter auf Unterlassung verklagt haben. Dennoch überrascht diese Reaktion nicht weiter, wenn man sich vor Augen führt, wie geschäfts- schädigend ein solcher Vertrauensverlust wäre. Das sieht auch Dunn Cavelty so: «Vertrauen ist nun einmal zentral, auch für die Wirtschaft.»

chen Computerpraxis. «Absolute Sicherheit für die Benutzung von Computern zu erreichen, ist sehr schwierig», gibt Perrig zu bedenken. Bei Netzwerken ist er jedoch nach langjährigen Versuchen sehr optimistisch. Die neue Internetarchitektur ist nicht nur sicherer, sondern auch effizienter.

Ein weiterer wichtiger Beitrag ist die Arbeit in den Forschungsgruppen der Professoren David Basin und Peter Müller an der ETH Zürich. Sie arbeiten an mathematischen Beweisen, dass die Internet- protokolle und der Code auch tatsächlich sicher sind. «Durch die Komplexität des heutigen Internets ist diese sogenannte formale Verifikation äusserst schwierig», sagt Basin und fügt hinzu «aber die Struktur unserer neuen Netzwerkarchitektur macht eine Verifikation überhaupt erst möglich». Professor Müllers Gruppe arbeitet an der Verifikation des Quellcodes. Er bemerkt: «In den letzten Jahren haben wir intensiv daran geforscht, unsere Metho-den zu verbessern, um einen Beweis zu ermögli-chen.» Dank einem Durchbruch gelang es, die Beweismethoden der Gruppen Basin und Müller zu integrieren, damit das gesamte System vom Pro-tokoll bis zum Code beweisbar sicher ist.

Dieses neue Netz trägt den Namen SCION (Scalability, Control, and Isolation on Next-Generation Networks) und Perrig verspricht, dass man als Benutzer keinen Unterschied zum «alten» Internet merken wird, und wenn, dann werde das Surfen eher angenehmer. Das erreicht das SCION-Team unter anderem dadurch, dass die Pfade der Datenpakete gezielt beeinflusst werden und für eine Übertragung mehrere unter-schiedliche Pfade genutzt werden können, zum Beispiel einen mit kurzer Verzögerungszeit für das Audio- und einen mit mehr Bandbreite für das Videosignal. Dafür müsse nicht komplett alles neu gebaut werden. «Man kann es sich so vorstellen, als ob man auf derselben Strasse auswählen kann, ob man mit einem Fahrrad oder einem Elektroauto unterwegs sein will.» Noch ist das eine Vision für die Zukunft, die allerdings nicht mehr allzu fern ist; man sei in intensiven Verhandlungen mit Internet- anbietern.

«Auf der Softwareebene ist es schon sehr komplex, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass bereits die Hardware manipuliert ist.» — Professor Gabriel Aeppli, Direktionsmitglied und

Leiter des Forschungsbereichs Photonenforschung am PSI

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ETH Zürich Fields-Medaillen-Gewinner 2018: Alessio Figalli

ETH Zürich

DER SPASS AM PUREN DENKEN

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Faszination ETH Zürich Fields-Medaillen-Gewinner 2018: Alessio Figalli

Arbeit übernehmen würde? Figalli zieht die Stirn in Falten. Die Aussicht, dass künstliche Intelligenz womöglich bald logische Schlüsse zu ziehen und zu verknüpfen lerne, findet er «beängstigend». Prinzi-piell spreche nicht viel dagegen, dass maschinelle Systeme diese Fähigkeit erlangen könnten – dass sie aber auch entsprechend kreativ würden, kann (oder will) er sich doch nicht vorstellen. Und er verweist auf Schach, da sei doch aller Spass auf der Strecke geblieben, seit die besten Rechner jeden menschlichen Spieler locker besiegen.

Die Mathematik habe er der Logik und Ordnung wegen gewählt, weil sie «sauber» sei und es dabei nicht um eine Glaubenssache gehe. Bei der Wahl seines Forschungsfelds aber ging es um genau diesen «Spass», den komplexe mathematische Pro-bleme böten. Die Fields-Medaille wurde ihm ver-liehen, weil er hat zeigen können, wie Fragen zum optimalen Transport von Ressourcen mit der Geo-metrie des Raumes verknüpft sind. Die Resultate werden in den Wirtschaftswissenschaften, der Wahrscheinlichkeitsrechnung oder der Strömungs-mechanik angewandt. Also hilft er doch bei der unaufhaltsamen Effizienzsteigerung, beim Immer-mehr, Immer-schneller? Nein, so mag er das nicht sehen, durch Effizienz könne man ja auch Zeit für anderes gewinnen. Grundsätzlich sei es aber schön zu wissen, dass das was man gefunden hat, auch von Nutzen ist: «Je näher an der Anwendung, desto besser.» Aber von der Anwendung leiten lassen würde er sich bei seiner Arbeit nicht. Die Mathematik stünde letztlich für sich. Figalli erwähnt die Fourier-Transformation, ohne die das Funktio-nieren heutiger Elektronik undenkbar wäre – auch Fourier ahnte das vorher nicht.

Eine Grundschwierigkeit zwischen mathematischer Grundlagenforschung und naturwissenschaftlicher Anwendung sieht er in der Kommunikation mit den Forschenden, seien es Physikerinnen oder Biologen: «Wir verstehen uns einfach nicht.» Da helfen Media- toren, die mit beiden Gebieten vertraut sind – aber die Zugänge werden immer grundsätzlich verschie-den bleiben: «Es gibt immer noch keine solide Theo- rie für das Phänomen, das Flugzeuge fliegen lässt, das ist mathematisch ein sehr schwieriges Feld.» Und bringt den Unterschied zwischen Mathematik und Physik schön auf den Punkt: Das Fehlen eines felsenfesten Beweises hält den Ingenieur natürlich nicht davon ab, solche fliegenden Kisten zu bauen. Und auch uns nicht, in sie einzusteigen.

Alessio Figalli hat 2018 den wichtigsten Mathe- matik-Preis der Welt gewonnen: die Fields- Medaille. Diese hat ihn ins Rampenlicht gerückt — und ihn zum Vorbild gemacht, insbesondere für den Nachwuchs: In seiner italienischen Heimat schnellten die Immatrikulationen für Mathematik in die Höhe.

Und dann kommt Alessio Figalli zu seinem Büro im Hauptgebäude der ETH Zürich geeilt und entschuldigt sich auf italienisch-herzliche Weise für die zwei- minütige Verspätung. Das Hemd frisch gebügelt, auf dem Schreibtisch ein paar Stapel Papiere, die er rasch zurechtrückt. Die Herbstsonne strahlt herein, er zieht die Jalousie und bedauert die Unordnung, die kaum der Rede wert ist – und man macht gleich einen Haken bei «mag die Dinge gern aufgeräumt». Sonst aber tut einem Figalli nicht den Gefallen, sich exzentrisch zu zeigen. Ein umgänglicher junger Mann, dem man auch seine Bankgeschäfte anver-trauen würde. Weiter weg vom Klischee des Mathe-matikers kann man eigentlich nicht sein. Und tat-sächlich geht dieses Klischee Figalli gehörig auf die Nerven. «Warum glaubt man, dass Mathematiker immer ein wenig weltfremd oder schrullig sein müssen?» Die meisten passen nicht in dieses Bild. Er selber hat sich zunächst für ein humanistisches Gymnasium entschieden, inklusive Griechisch und Latein, bevor es ihn via Mathematik-Olympiade an die legendäre Scuola Normale Superiore in Pisa gezogen hat.

Ein schönes Klischee bedient das Büro dann aber doch: die pittoreske Wandtafel, vollgekritzelt mit Formeln und Diagrammen. Ja, manchmal stelle er sich gerne dahin zum Arbeiten, das könne etwas Befreiendes haben, wenn man mit dem Schwamm alles wegwischen und seine Gedanken neu ordnen könne. Am besten arbeite er aber einfach mit Stift und Papier, sagt Figalli – und wenn immer möglich bleibe der Computer abgestellt. Er frage sich mit- unter, ob der Rhythmus der heutigen Gesellschaft gesund sei und ob wir nicht besser ein paar Gänge herunterschalten sollten. Die Mathematik funktio-niere nun einmal eher langsam. Jeder einzelne Ge- dankengang müsse genauestens geprüft und be- wiesen werden. Das brauche seine Zeit. Und wenn der Computer im Hintergrund ein wenig von dieser

Die Fields-Medaille hat ihn ins Rampen-licht gerückt – und ihn zu einem Vorbild gemacht. In Rom, seiner Heimatstadt,meldeten sich im Herbst 2018 doppelt so viele Jugendliche für das Mathematik-studium an.

Figalli beschäftigt sich mit der Monge-Ampère- Gleichung. Er nutzt diese nun, um zum Beispiel den Weg von einzelnen Wassertropfen in einer Wolke zu beschreiben — und somit die mathe-matischen Modelle für die Wettervorhersage zu verbessern.

«Mathematik ist überall. Eine Disziplin, um die Welt zu modellieren.» — Alessio Figalli,

Professor für Mathematik

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17ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Faszination ETH Zürich

Forschung auf Banknote

Ausgezeichnetes Lebenswerk

Notenhaufen 200er- Noten: Die Rückseite zeigt unter anderem eine Teilchenkollision. › Schweizerische

Nationalbank 2017

Ursula Keller erhält den Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie Lebenswerk. › European Patent Office

Darstellung des InSight-Landers: Die ETH-Elektronik liegt gut geschützt im Inneren des Landers. › Courtesy NASA / JPL-Caltech

Ende August 2018 präsentierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die neue 200er-Banknote. Darauf sind eine Teilchenkollision sowie die Ge- schichte des Universums abgebildet. Als Berater fungierte Günther Dissertori, Professor am Institut für Teilchenphysik und Astrophysik der ETH Zürich. Das Projekt dauerte einige Jahre und war streng vertraulich. Dissertori beriet das Grafikteam der SNB dabei, wie eine Teilchenkollision und ein Teilchendetektor sowie die wichtigsten Momente in der Geschichte des Universums dargestellt werden können. Dass auf einer Banknote Grund- lagenforschung prominent gezeigt wird, verdeut-licht deren Stellenwert in der Schweiz.

Seit 2006 würdigt das Europäische Patentamt mit dem Europäischen Erfinderpreis Leistungen von Menschen, die mit ihren Ideen und ihrer Kreativität die Entwicklung von neuartigen Produkten mass-geblich vorangetrieben haben. Zu den Ausgezeich-neten gehörte 2018 auch Ursula Keller, ETH-Profes-sorin für Kurzzeitlaserphysik. Sie wurde von der Jury in der Kategorie Lebenswerk für ihre Entwicklungen im Bereich ultraschnelle Laser gewürdigt. Die von Keller entwickelten Laser finden heute in der Indus-trie breite Anwendung. Gleichzeitig ermöglichten sie auch wichtige Durchbrüche in der Grundlagen-forschung. So konnte Keller beispielsweise mit ihrer laserbetriebenen Atto-Uhr quantenphysikalische Phänomene mit hoher Präzision nachweisen.

Anfang Mai 2018 startete in Kalifornien eine Rakete mit dem InSight-Lander der NASA in Richtung Mars. An Bord befand sich eine an der ETH Zürich entwickelte Steuerungs- und Datenerfassungselekt- ronik, die im Seismometer des Landers zum Einsatz kommt. Damit wollen Wissenschaftler seismische Aktivitäten und Meteoriteneinschläge auf dem Mars erfassen, um den inneren Aufbau des roten Planeten zu untersuchen. Erdwis-senschaftler der ETH Zürich erhalten ab Frühjahr 2019 routinemässig seismische Daten vom Mars zur Auswertung und Interpretation. Die Forschenden erhoffen sich von der InSight-Mission auch neue Erkenntnisse über den Ursprung und die Entwicklung anderer Planeten unseres Sonnensystems.

ETH-Elektronik fliegt zum Mars

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Faszination

Die Gewinner des Goldenen Löwen – Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara (v.l.n.r.) — in der übergrossen Küche des Schweizer Pavillons. › Christian Beutler / KEYSTONE

School for Continuing Education

Der technische Wandel hat grosse Auswirkungen auf die nachgefragten Kompetenzen in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Halbwertszeit von Wissen verringert sich und Weiterbildung wird zu einer Lebensauf-gabe. Vor diesem Hintergrund hat die ETH Zürich die «School for Continuing Education» gegründet und die bestehenden Weiterbildungsprogramme in vier Bereiche gruppiert: «Environment, Infrastructure & Architecture», «Technology, Management & Inno-vation», «Public Policy & Governance» und «Health, Life & Natural Science». Insgesamt umfasst das Angebot 17 MAS (Master of Advanced Studies), 9 DAS (Diploma of Advanced Studies) und 20 CAS (Certificates of Advanced Studies), rund 20 weitere Programme sind geplant.

Botnar finanziert Forschung für Kinder

Am 19. September 2018 haben die Universität Basel und die ETH Zürich das Botnar Research Centre for Child Health (BRCCH) in Basel gegründet. In diesem bringen sie hervorragende Wissenschaft und klini-sche Forschung aus verschiedenen Fachgebieten zusammen, um neue Methoden und digitale Inno-vationen für den weltweiten Einsatz in der Pädiatrie zu entwickeln. Im Zentrum stehen dabei Länder mit beschränkten Ressourcen. Die entwickelten Lösungen sollen aber überall einsetzbar sein. Dieser Ansatz ermöglicht nachhaltige Forschung und Entwicklung mit einem direkten Nutzen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das BRCCH wird von der Basler Fondation Botnar durch einen Beitrag von 100 Millionen Franken über zehn Jahre finanziert.

Peter Lenz, Stiftungsratspräsident der Fondation Botnar, Andrea Schenker-Wicki,Rektorin der Universität Basel, und damaliger ETH Zürich Präsident Lino Guzzella (v.l.n.r.). › Peter Hauck

Sich an den Bestenmessen: Mit ihrem be- kanntesten Alumnus wirbt die ETH Zürich für ihr Weiterbildungs- angebot. › ETH Zürich

Vier junge ETH-Architekten gestalteten auf Einladung der Kulturstiftung Pro Helvetia den Schweizer Pavillon an der 16. Ausgabe der Architekturbiennale in Venedig. Das Projekt überzeugte: «Svizzera 240: House Tour» gewann den Goldenen Löwen. Es ist das erste Mal, dass diese höchste Aus-zeichnung in der Kategorie Nationale Beiträge an die Schweiz geht. Das Team, bestehend aus Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara, konzipierte einen Rundgang durch unmöblierte Räume, die an eine klassische Wohnung erinnern, aber gleich- zeitig mit übergrossen Küchen und ver- zogenen Türen irritieren. Ziel ist es, bei den Besuchenden die Wahrnehmung für die architektonische Hülle, die uns Tag für Tag umgibt, zu schärfen.

Goldener Löwe für Schweizer Pavillon

ETH Zürich

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19ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

EPFL Verschwindende Gletscher, Biofilme und mikrobielles Leben

EPFL

URALTE ÖKOSYSTEME IN RAUER LANDSCHAFT

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Faszination EPFL Verschwindende Gletscher, Biofilme und mikrobielles Leben

Vielleicht war es überhaupt der Beginn des Lebens, so wie wir es kennen: komplexere Lebensformen mit Organen, die eine Aufgabenteilung kennen. Mikro- organismen wurden irgendwann «sesshaft». Sie begannen, ein schleimiges Substrat zu bilden, in das sich in der Folge auch andere Arten einnisteten: Höheres Leben begann wohl als Mikroben-WG. Bald wurden aus den Gemeinschaften Megacities, mit tausenden von Taxa, die zum Beispiel im Stoffwech-sel und in der Abwehr von Feinden ein Auskommen fanden. Battin nennt es eine «Soziomikrobiologie».

Die Biofilme hier oben sind die Basis von Bach- ökosystemen und gewissermassen der Anfang der Nahrungskette. «Es sind die Mikroorganismen, die wesentliche biochemische Prozesse in Bächen und Flüssen orchestrieren, und sie sind am wenigsten erforscht.» Vor allem hier oben, wo das Wasser herkommt. «Wir wissen inzwischen mehr über mik-robielles Leben in den Meerestiefen als über jenes in den Bächen, die das Dach unserer Erde drainie-ren», sagt Battin.

Das will er ändern. Deshalb hat er Michael Styllas engagiert, der normalerweise Expeditionen ins Hochgebirge führt und nun mit einer Schaufel Sedi-mente aus dem Bach holt. In den nächsten Jahren wird ein Team um Styllas die ganze Welt bereisen und gegen 200 Gletscherbäche in diversen geogra-fischen Umgebungen untersuchen.

Battin glaubt, dass man hier oben in Schnee und Eis Überreste von uralten Ökosystemen findet. Wo- möglich haben sich diese kaum verändert. Battin und Peter hoffen, ein Core-Mikrobiom zu finden, der kleinste gemeinsame Nenner des Biofilm- Lebens. «Wir möchten wissen, welches genetische Repertoire diese Lebensgemeinschaften brauchen. So können wir verstehen, wie sie unter diesen Bedingungen überleben können.» Und das ist umso wichtiger, als sich diese Bedingungen im Moment rasant verändern. Wie kommt es zu stabilen Lebens- gemeinschaften in einer Umwelt, die höchst instabil ist, gerade jetzt? Es wird ein Blick in die Vergangenheit sein, und gleichzeitig einer in die Zukunft: Wie passen sich diese Biofilme an den Klimawandel an?

Auf dem Corbassière-Gletscher geht es darum, die Handgriffe zu trainieren und das Material zu testen. Wer installiert sich wo am Bach, wie koordiniert man die Experimente? Alles läuft nach einem ge- nauen Protokoll ab und muss zuverlässig funktio-nieren, ob nun die Sonne scheint oder ob es trüb und windig ist. Manche Experimente werden gleich am Bach gemacht, komplexere Analysen folgen später im Labor. Vor allem das exakte Sequenzieren erfolgt dort, denn die Forscher interessieren sich für die Metagenomik und Metatranskriptomik der Mikroben in den Biofilmen.

Warum interessiert sich ein Naturwissenschaftler für Gletscher? Weil es da oben erstaunlich viel Leben gibt. Und dieses Leben erstaunlich schlecht erforscht ist. Dabei kann es womöglich viel er- zählen über Zeiten, als die ganze Erde vereist und vergletschert war. Ein Team der EPFL bereitet eine grosse Expedition zu rund 200 Gletschern auf der ganzen Welt vor, um diese Forschungslücke zu schliessen.

Es ist kalt hier oben auf gut 2300 Metern, zum Glück scheint die Sonne. Mitte November am Corbassière- Gletscher, es liegt bereits erster Schnee von diesem Jahr. Während sich das Team am Bach gleich unter-halb des Gletschertors einrichtet und die mitge-brachten Experimente aus den Koffern auspackt, sind Tom Battin und Hannes Peter ganz aus dem Häus-chen, sie nehmen Steine aus dem Bach und zeigen sie herum. Was soll es da zu sehen geben, in diesem unwirtlichen, schon sehr winterlichen Hochgebirge? Sehr viel, das merkt auch der Laie rasch: Einige der Steine sind von einer grünlichen Schleimschicht überzogen, an manchen Stellen im Bach wuchert es wie Gandalfs Bart. Die Wassertemperatur? 0,01 Grad. Sonstiges Leben rundherum? Nicht viel auszumachen: einige Flechten auf den Steinen, an geschützten Stellen an den Hängen ein paar zähe Pflanzen. Viele Nährstoffe wird der Bach kaum aus dem Gletscher-bett spülen. Aber für diese Mikroorganismen reicht es allemal. Hannes Peter ist Experte für Ökosysteme in Fliessgewässern, und er weiss: Es ist die beste Zeit für Biofilme. Nicht zu viel Strömung, dafür viel Licht, besser könnten die Bedingungen nicht sein.

Biofilme? Das hat nichts mit Tierfilmen zu tun, es handelt sich dabei um Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen. Am ehesten kennt man das aus der Medizin, wo Biofilme oft problematisch sind, weil sie sich als sehr resistent erweisen. Schätzungen zufolge, gehen gegen 80 Prozent der chronischen Infektionen auf Biofilme zurück. Resistent zeigen sie sich auch hier oben, am Gletscher, wo sie eine perfekte Nische gefunden haben. «Biofilme gibt es seit 3,5 Milliarden Jahren, sie stellen eine sehr ursprüngliche und auch erfolgreiche Form des Lebens auf der Erde dar», erklärt Tom Battin, Pro-fessor an der EPFL und Leiter des «Stream Biofilm and Ecosystem Research Laboratory».

«Wir sind es zukünfti-gen Generationen schuldig, das mikro- bielle Leben in diesen verschwindenden Ökosystemen besser zu verstehen.» — Professor Tom Battin, Forschungsdirektor des NOMIS-Projekts (im Bild)

Das Projekt wird von der NOMIS Stiftung finanziert und ist das erste Forschungspro-gramm für das Alpine and Polar Environment Research Center (Alpole) des EPFL Valais Wallis Campus in Sion.

«Diese Forschung hat globale Bedeutung und passt hervorragend zum neuen Zentrum für den Wandel der alpinen und polaren Umwelt an der EPFL Wallis.» — Martin Vetterli, Präsident der EPFL

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Faszination EPFL

Gewinnerin des Latsis-Preises 2018: Andrea Ablasser

Mit dem Roboter Thymio können Kinder das Programmieren ausprobieren und die Grundlagen der Robotik entdecken. › EPFL

Eine exzitonische Schaltung. › LANES / EPFL

Die Immunologin und EPFL-Professorin Andrea Ablasser untersucht, wie sich Zellen gegen Angriffe von Viren und Bakterien zur Wehr setzen. Für ihre bahnbrechende Forschung zur angeborenen Immu-nität wurde sie mit dem Nationalen Latsis-Preis 2018 ausgezeichnet. Im Gegensatz zur erworbenen Immunität, die gezielt, aber langsam Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger produziert, reagiert die angeborene Immunität sofort und löst eine Abwehrreaktion aus. Ablasser erforscht, wie diese angeborene Immunantwort gesteuert wird, und ist dabei auf einen vielversprechenden thera-peutischen Ansatz gestossen, um Autoimmuner-krankungen besser zu verstehen.

Das Exziton könnte die Elektronik re- volutionieren. Ein EPFL-Forscherteam hat einen Transistor entwickelt – einer der wichtigsten Bestandteile elektroni-scher Schaltungen –, der auf Exzitonen statt Elektronen basiert. Und vor allem konnten sie seine Leistung bei Raum- temperatur unter Beweis stellen, was bislang nicht möglich war, und damit das Hauptproblem derartiger Apparate lösen. Der Erfolg ist insbesondere auf die Wahl von zwei 2D-Materialien als Halbleiter zurückzuführen. Diese Ent- deckung könnte zu wirtschaftlicheren, schnelleren und kompakteren Vorrich-tungen führen und ebnet den Weg zu einer Vielzahl neuer Möglichkeiten im Bereich Exzitonen, der sich neben der Photonik und der Spintronik als höchst vielversprechend erweist.

Die Elektronik der Zukunft

Eröffnung eines Zentrums für Bildungs- wissenschaftenIm Bereich der Bildung hat die EPFL ein einzig- artiges Ökosystem aus Dienstleistungen, Forschungs-labors und Unternehmertum entwickelt. Das Zent-rum LEARN, das von Francesco Mondada, Professor am Robotic Systems Laboratory und Erfinder des Roboters Thymio, geleitet wird, vereint alle Akteure im Bereich der Bildungsforschung und der Entwick-lung neuer Tools für die Ausbildung. «Um mit den grossen Fortschritten der digitalen Technologien Schritt zu halten, müssen wir sowohl den Lerninhalt als auch die Lernmethoden anpassen», erklärt Pierre Vandergheynst, Vizepräsident für Bildung an der EPFL. Das Zentrum will die Innovation im pädagogi-schen Bereich fördern und auf die Herausforderun-gen der digitalen Transformation reagieren.

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Faszination EPFL

Bloch und Courtine (stehend, Mitte und rechts) mit Patienten. › Laurianne Aeby / EPFL

Die Bewegungen des Rings um die Aorta werden durch eine hochpräzise Titanfeder verstärkt. › EPFL

Die von der EPFL und dem CHUV (Centre hospitalier universitaire vaudois) geleitete STIMO-Studie schafft einen neuen thera-peutischen Rahmen zur Verbesserung der Rehabilitation nach einer Rückenmark-verletzung. Drei Patienten mit einer chro-nischen Querschnittlähmung konnten dank präziser elektrischer Stimulation des Rückenmarks durch ein drahtloses Im- plantat deutlich besser stehen und gehen. Die Wissenschaftler Grégoire Courtine (EPFL / CHUV) und Jocelyne Bloch (CHUV) zeigen, dass die Patienten nach einigen Monaten Training ihre bisher gelähmte Beinmuskulatur auch ohne elektrische Stimulation kontrollieren konnten. Dank eines neuen Rehabilitationsprogramms, das eine gezielte epidurale Elektrostimu-lation des Rückenmarks und ein Körper-gewichtsstützsystem kombiniert, können sie nun mit Hilfe von Gehhilfen kurze Gehdistanzen bewältigen.

Eine revolutionäre Neurotechnologie zur Behandlung von Querschnittlähmungen

Einweihung des Zentrums für künstliche Muskeln in NeuenburgIn Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Bern und später mit dem Universitätsspital Zürich platziert sich die EPFL an der Schnittstelle zwischen Technik und Medizin. Das erste Projekt hat die Entwicklung eines weniger invasiven Herzunterstützungssystems zum Ziel, um dort zu helfen, wo nur ein Spender-organ oder ein komplexes Unterstützungssystem Patienten retten kann. Die an der EPFL entwickelte Prothese, ein Ring um die Aorta, kommt nicht mit dem Blut in Berührung und vermeidet insbesondere Blutungen und Thromboseprobleme. Das zweite Pro-jekt, der Wiederaufbau der Gesichtsmuskulatur, soll die Mimik wiederherstellen. Danach soll die Entwick-lung eines künstlichen Schliessmuskels mit der glei-chen Technologie wie beim Herzen folgen.

EPFL-Studierende auf dem Hyperloop- SiegerpodestIm vergangenen Juli belegte das EPFLoop-Team im Final der Hyperloop Pod Competition im kalifor-nischen Hawthorne den dritten Platz. Ein Erfolg für die Studierenden, für die es die erste Teilnahme an diesem Wettbewerb war und die zu den zwei einzigen Teams zählten, die nicht an einer der vor-hergehenden Ausgaben teilgenommen hatten. Das für den Final qualifizierte EPFLoop-Team erreichte mit seinem Pod eine Geschwindigkeit von 85 km/h in der 1,5 km langen Röhre. Kommunikationspro-bleme hinderten den EPFL-Pod daran, seine Höchst-geschwindigkeit zu erreichen. Trotzdem schaffte es das Team in Anwesenheit von Elon Musk, dem Gründer von SpaceX, der den Wettbewerb initiiert hatte, auf den guten dritten Platz.

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Faszination

23ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

PSI Spallationsneutronenquelle SINQ

PSI

SCHARF SEHEN MIT NEUTRONEN

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Faszination PSI Spallationsneutronenquelle SINQ

menten transportieren – und mehrere Instrumente an der SINQ aufgerüstet. Ein neues Instrument, das Neutronenspektrometer CAMEA (Continuous Angle Multiple Energy Analysis), das das PSI zusammen mit der EPFL gebaut hat, ist schon fertig und auf opti-male Ausbeute ausgelegt. Die Detektion sei «super- effizient». Rüegg freut sich: «Wenn alles fertig umgebaut ist, werden wir die Quelle mit der besten Optik haben und unsere Instrumente wie das CAMEA gehören zu den innovativsten der Welt.» Dafür greift man auf die Expertise des PSI-Spin-offs SwissNeu- tronics zurück, das die Neutronenoptik mit speziellen, für Neutronenstrahlen optimierten Fokussiereinheiten und Spiegeln fit für die Zukunft macht. Manche dieser Spiegel haben bis zu 10 000 Metallbeschichtungen. So werden ab 2020 neuartige und viel genauere Messungen möglich. Entscheidend dafür sei nicht nur die wissenschaftliche Expertise, sondern vor allem das am PSI vorhandene technische Know-how, so Rüegg. Die Forschungsanstalt sei diesbezüglich ein Powerhouse mit den besten Wissenschaftlern und hervorragenden Technikern. So entstehen viele Anlagen im Eigenbau, um die hohen technischen An- forderungen zu gewährleisten und die innovativsten Ideen für neue Instrumente umzusetzen.

Forschende des ETH-Bereichs, von Schweizer Hoch-schulen und aus der Industrie weltweit haben an den PSI-Grossforschungsanlagen einzigartige Mög-lichkeiten, um Experimente durchzuführen. Die Neu-tronenstreuung wird oft komplementär zur Röntgen-beugung eingesetzt, zum Beispiel um die Position von Wasserstoff- oder Lithiumatomen zu bestimmen, die man beim Röntgen schwer sieht, oder um Struk-turen und Prozesse in Metallteilen sichtbar zu machen. Das eröffnet Möglichkeiten für eine ganze Reihe von spezifischen Analyseanwendungen, von der Grundlagenforschung in Physik und Chemie bis zur Anwendung in Material- und Energieforschung oder in der Medizin. Hocheffizient ist die Technolo-gie zum Beispiel in der Batterieforschung und beim In-situ-Beobachten von chemischen Prozessen. Noch interessanter macht Neutronen ihr magneti-sches Moment. Neutronenstreuung ist daher eine wichtige Methode zur Untersuchung magnetischer Strukturen und Phänomene. Man kann Schicht- strukturen in Elektronikbausteinen sichtbar machen und ihnen quasi beim Schaltvorgang zusehen.

Die eher schwache Wechselwirkung von Neutronen mit der zu untersuchenden Probe bleibt aber Fluch und Segen zugleich. Sie verunmöglicht im Moment zwar den Bau von Detektoren mit noch feinerer Auflösung und höherer Detektionseffizienz. Doch wenig Wechselwirkung bedeutet auch eine grosse Eindringtiefe und zerstörungsfreie Unter- suchung, und diese sind unschätzbare Vorteile für viele Anwendungen, zum Beispiel bei der Unter- suchung von grossen industriellen Metallteilen oder von einzigartigen Kunstgegenständen.

Das PSI hat eine der besten Neutronenquellen der Welt, die gerade auf den neuesten Stand der Technik gebracht wird. Der Leiter des Forschungs-bereichs Neutronen und Myonen, Christian Rüegg, erklärt vor Ort, was das Neutronenverfahren so besonders macht.

Röntgen- oder Photonenstrahlen kennt man. Auch am PSI experimentieren Forschende mit Röntgen-strahlen. Christian Rüegg, Leiter des Forschungs- bereichs Neutronen und Myonen, aber ist verant-wortlich für eine andere Durchleuchtungsmethode, die mit Neutronen funktioniert. Die Spallationsneu- tronenquelle SINQ, die 2017 ihr 20-jähriges Bestehen feierte, liefert dafür diese Neutronen. Klassische Neutronenquellen sind Forschungsreaktoren, denn bei der Kernspaltung entstehen auch freie Neutro-nen. Die Gewinnung von Neutronen mit Hilfe eines Teilchenbeschleunigers, wie am PSI, ist aufwendiger. Die SINQ war die erste Anlage, die die Spallation nutzte, um einen kontinuierlichen Neutronenstrahl zu produzieren, und ist nach wie vor die stärkste ihrer Art.

Das Untersuchen von Proben mit Neutronen ist an sich nicht anders als das Röntgen: Auch mit einer Neutronenquelle kann man Gegenstände «durch-leuchten», um in das Innere zu schauen. Oder man kann messen, wie die Neutronen beim Durchdringen einer Probe ihre Richtung ändern. Das wiederum lässt Rückschlüsse auf feinste regelmässige Strukturen bis hinunter auf die Ebene einzelner Atome zu. «Die Kunst besteht darin, die Neutronen sehr kontrolliert zu produzieren, sie auf die gewünschte Energie abzubremsen und zu fokussieren», erklärt Rüegg. Denn die Neutronentechnologie muss mit weniger Teilchen auskommen als die Röntgentechnologie. «Bei deren Selektion dürfen wir nicht so wählerisch sein, sonst haben wir am Ende zu wenig Teilchen und es fehlt die notwendige Intensität. Dafür ist die gewonnene Information einzigartig und beson-ders wertvoll.» Um möglichst alle erzeugten und gestreuten Teilchen aufzufangen, braucht es daher modernste Optik sowie besonders sensible und effiziente Detektoren.

Derzeit werden die Neutronenoptik – Neutronen- leiter, die die Teilchen von der Quelle zu den Instru-

Viele Anlagen ent- stehen im Eigenbau. Diesbezüglich ist das PSI ein Powerhouse, wo nicht nur die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten, sondern auch hervorragende Technikerinnen und Techniker.

«Wenn alles fertig umgebaut ist, werden wir die Quelle mit der besten Optik der Welt haben.» — Professor Christian Rüegg, Direktionsmitglied und Leiter

des Forschungsbereichs Neutronen und Myonen Im Bild mit seinem Team (v.l.n.r.): Christian Kägi, Mechanik, Roman Bürge, Elektronik, und Dieter Graf, Konstruktion

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Faszination

25ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

PSI

Das richtige Gas-gemisch bekämpft Diesel-Stickoxide. › Markus Fischer / PSI

Chemiker Martin Béhé nimmt das radioaktive Nuklid Lutetium-177 aus einem Bleibehälter, um es an ein Ziel-molekül zu koppeln. › Markus Fischer / PSI

Ein am PSI entwickelter radioaktiver Wirkstoff gegen eine besonders bösartige Form von Schilddrüsenkrebs hat das Potenzial für einen Medikamenten- Blockbuster. Durch seine Struktur kann er womöglich auch an Zellen anderer Tumore andocken und diese mit seiner Strahlung zerstören – sofern sie an ihrer Oberfläche die passenden Rezeptoren tragen. Ein solcher Tumor ist das klein- zellige Lungenkarzinom. Da es gegen beide Krebsarten keine wirklich effektive Behandlung gibt, will das Lausanner Bio-pharma-Unternehmen Debiopharm den PSI-Wirkstoff bis zur Zulassung als Arznei-mittel weiterentwickeln. Dafür haben Debiopharm und das PSI im Oktober 2018 die vertragliche Grundlage geschaffen.

Neues Krebsmedikament

Neue Leistungstransistoren

Von einem neuartigen Leistungstransistor aus Galliumnitrid verspricht sich die Elektronikindustrie erhebliche Vorteile gegenüber derzeit eingesetzten Hochfrequenztransistoren. Doch noch sind viele grundlegende Eigenschaften des Materials unbe-kannt. Forschende am PSI haben gemeinsam mit Kollegen aus Russland und Rumänien nun erstmals den Elektronen in einem derartigen Transistor beim Fliessen zugeschaut. Sie nutzten dafür eine der weltweit besten Quellen für weiches Röntgen-licht an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS) des PSI. Ihr Ergebnis: Wenn man den Gallium-nitrid-Transistor im Hochspannungsbetrieb unter-sucht, bewegen sich die Elektronen in bestimmte Richtungen effizienter. Diese Erkenntnis wird helfen, schnellere und leistungsfähigere Transisto-ren zu entwickeln – eine Grundvoraussetzung für die Umstellung unserer Kommunikationsnetze auf den kommenden 5G-Standard.

Saubere Dieselabgase

In Diesel-Motoren entstehen bei der Verbrennung des Kraftstoffs gesundheitsschädliche Stickoxide (NOx). Die Fahrzeugindustrie hat daher ein Verfah-ren entwickelt, das die Emissionen reduziert: Dem Abgas wird gasförmiges Ammoniak zugegeben, welches mithilfe eines Katalysators die Stickoxide in harmlosen Stickstoff sowie Wasser umwandelt. Bei niedrigen Temperaturen funktioniert dieser Prozess jedoch noch nicht optimal. Wissenschaftler am PSI haben nun erstmals auf molekularer Ebene nachge-wiesen, was im Motor Abhilfe schafft: Die genaue Menge des zugegebenen Ammoniaks muss je nach Temperatur variiert werden. Mit diesem Wissen können Hersteller die Wirksamkeit ihrer Katalysato-ren für Dieselfahrzeuge verbessern.

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Faszination

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WSL Sommer 2018: Trockenheit in der Schweiz

WSL

DIE EXTREME HÄUFEN SICH

Andreas Rigling (li.), WSL-Direktions- mitglied und Professor am Departement Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich, leitet die Forschungseinheit Walddynamik.

Manfred Stähli, Leiter der Forschungs-einheit Gebirgshydrologie und Massen-bewegungen, beschäftigt sich u. a. mit den Auswirkungen des Klimawan-dels auf die Wasserressourcen.

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Faszination

27ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

WSL Sommer 2018: Trockenheit in der Schweiz

fahren ihren ganzen Stoffhaushalt her-unter. Das ist eine gute Strategie, aber nicht für allzu lange: In solchen Jahren produziert ein Baum viel weniger Zucker. Man sieht das beispielsweise an den schmalen Jahrringen. Er lebt von den Reserven, aber irgendwann sind diese aufgebraucht.S — Für den Wasserhaushalt als Ganzes sieht es bis zu einem gewissen Grad ähnlich aus. Auch da gibt es sogenannte Memory Effects. Der Grundwasserspiegel hat sich zum Beispiel noch nicht ganz erholt, das wird noch dauern. Mittelfris-tig ist das aber kein Problem, denn das Grundwasser wird über mehrere Jahre immer wieder aufgefüllt.

Wie muss man sich das vorstellen? Liegt da ein grosser See unter der Schweiz?S — Nein, die Topologie im Untergrund ist komplex, das Grundwasser ist nicht überall gleichmässig verteilt, das hängt stark von der Geologie ab. Das bedeutet, dass es lokal durchaus zu Knappheiten kommen kann.R — Für den Wald ist nicht das Grund- wasser entscheidend. Es geht vielmehr um das Verhältnis von Niederschlag, Sonneneinstrahlung und Wasserspeiche-rung im Oberboden.

Was wissen wir denn darüber, gibt es da auch Tendenzen?S — Ja, die Wasserverfügbarkeit verän- dert sich. Es wird wahrscheinlich feuch-tere Winter und trockenere Sommer geben. Ausserdem rechnen wir mit mehr Starkregen.R — Die Gründungsgeschichte der WSL hat übrigens viel mit solchen Extremereignis-sen wie Hochwassern zu tun. Und das beschäftigt uns mehr und mehr, auf vielen verschiedenen Ebenen.S — Es ist zu einem gemeinsamen Thema geworden.

Wie dramatisch wird es für den Wald?R — Das kommt auf die Perspektive an. Der Wald wird nicht verschwinden, aber wir werden eine mehr oder weniger ausgeprägte Artenverschiebung sehen. Eichen beispielweise können mit Tro-ckenheit viel besser umgehen, für Fichte und Buche könnte es im Mittelland aber schwierig werden, sich zu behaupten. Aber auch im Eichenwald kann man sich erholen. Doch für die Holzwirtschaft wird das eine grosse Umstellung.

Und auf Seiten des Wasserhaushalts, wie sehen da die Perspektiven aus?S — Das unlängst abgeschlossene NFP 61 zum Thema «Nachhaltige Wassernutzung» ist zu folgendem Schluss gekommen:Lokal wird es vermehrt zu Knappheiten kommen, aber insgesamt werden wir genug Niederschläge haben, auch für die extremen Klimaszenarien.

Kein Problem für die Landwirtschaft?S — Sicher eine Herausforderung. Man wird mehr bewässern müssen, das ist absehbar, und womöglich die Nutz- pflanzen anpassen.R — Ja, bei der Anpassung gibt es auch den entscheidenden Unterschied. Die Landwirtschaft schafft eine solche Anpassung rasch, sie kann den Anbau von einem zum nächsten Jahr umstellen. Der Wald aber funktioniert in viel länge-ren Zeiträumen, von Jahrzehnten bis Jahrhunderten. Und die Holzwirtschaft ist auf die Fichte ausgerichtet und wird gezwungen sein umzudenken. 2018 war mit dem frühen Laubfall bei der Buche und gebietsweise massivem Befall durch Borkenkäfer womöglich ein Augenöffner, auch für die Förster.

Welche Rolle spielt die WSL, wie reagiert man auf solche Extremjahre mit konkreten Forschungsprojekten?S — Wir haben zusammen mit Meteo-Schweiz eine hydrologische 30-Tages-Prognose für die Schweiz entwickelt. Bei einem Monatsausblick kann man präven-tive Massnahmen ergreifen, auch wenn es nur Prognosen sind.R — Für uns sind solche Jahre auch immer eine einmalige Chance. Anhand klima- tischer Extremjahre lernen wir sehr viel über die Prozesse. Wir haben unser Moni- toring intensiviert und 1000 Bäume aus-gewählt, über die ganze Schweiz verteilt. Nun können wir nachvollziehen, wie be- troffene Bäume das Extremereignis 2018 «verdauen» werden. Wir untersuchen die grundlegenden Zusammenhänge zur Re- aktions- und Anpassungsfähigkeit unserer Bäume, um drängende Fragen aus der Praxis beantworten zu können. Müssen Bäume, die so früh ihr Laub abgeworfen haben, gefällt werden oder können sie sich wieder erholen? Da fehlt schlicht das Erfahrungswissen, weil solche Som-mer bislang so selten vorgekommen sind. Dabei können wir unterstützen.

Welche Auswirkungen werden trockene Sommer wie der von 2018 auf die Natur in der Schweiz haben? Experten an der WSL fokussieren dabei auf den Wasserhaushalt sowie auf den Wald als Ressource und Erholungsraum. Die Aussichten: Es könnte durchaus zu grossen Veränderungen kommen, aber nicht auf allen Ebenen. Manfred Stähli (S) und Andreas Rigling (R) im Gespräch mit Roland Fischer.

Herr Stähli, Herr Rigling, Sommer 2018. Wie haben Sie ihn aus fachlicher Sicht wahrgenommen?S — Zunächst einmal muss man den Win-ter erwähnen, der sehr schneereich war. Das schuf eigentlich allerbeste Voraus-setzungen, es war viel Wasser im Boden.R — Aber dann kam der April, entschei-dend für die Vegetation. Von da an stellte sich eine konstant trockene Wetterlage ein. In Sachen Sommerhitze ist 2018 tatsächlich vergleichbar mit 2003, dem bisherigen Mass aller Dinge.S — Das stimmt, die bis anhin unerreichte Sommerhitze von 2003 wurde dieses Jahr egalisiert. Aber dieser Sommer hatte einige Ingredienzen, die noch extremer aus-fielen als damals. So waren zum Beispiel vielerorts die Abflüsse in Fliessgewässern 2018 tiefer als 2003. Auch das Grund- wasser ging, zum Beispiel im Thurgebiet, sehr stark zurück.

Und 15 Jahre später haben wir schon wieder ein Extrem. Kann man sagen, die Extreme häufen sich?S — Ja, es geht in diese Richtung. Wir hatten nun vier sehr trockene Jahre innerhalb kurzer Zeit.

Welche Auswirkungen hat das auf den Wald?R — Ich befasse mich schon seit über 20 Jahren mit Trockenheitsschäden im Wald. Wir beobachten immer wieder sogenannte Mortalitätspeaks. Doch diese folgen nicht unbedingt direkt auf Extremjahre. Unseren Erkenntnissen zu- folge treten diese verstärkt auf, wenn mehrere trockene Jahre aufeinander-folgen. Ein trockenes Jahr kann der Wald abfedern, aber wenn das nächste wieder trocken ist, kann es kritisch werden.

Warum ist das so?R — Die Bäume haben ein Notprogramm für solche Trockenzeiten. Sie schliessen ihre Spaltöffnungen, um sich vor über-mässiger Transpiration zu schützen und

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Faszination WSL

Drei Frauen mit ERC-Grants

Drei Frauen mit ERC-Grants an der WSL: Catherine Graham, Anna Hersperger, Francesca Pellicciotti (v.l.n.r.). › WSL

Metallkörbe fangen Steine, Geröll und Holzstücke auf, die der Erlenbach bei Hochwasser mitführt. › WSL

Im Frühling 2018 hat mit Catherine Graham eine dritte Frau an der WSL einen der renommierten ERC-Grants erlangt: Nach Anna Hersperger (SNSF Consolidator Grant, 2015) und Francesca Pellicciotti (ERC Consolidator Grant, 2017) unterstützt die EU nun die Forschung der renommierten Ökologin mit 2,5 Millionen Euro in Form eines ERC Advanced Grant. Graham geht einem zentralen Rätsel der Ökologie nach, nämlich warum sich die Arten- vielfalt und die Art der Pflanzen-Tier-Wechsel- wirkungen über Raum und Zeit verändern. Dazu wird sie Kolibris und Pflanzen in verschiedenen Höhenlagen in drei biogeografischen Regionen mit unterschiedlicher Evolutionsgeschichte unter- suchen.

Suche nach gesunden Eschen

In der Schweiz sind fast alle Eschen vom Eschen-triebsterben betroffen, einer gefährlichen, aus Asien eingeschleppten Pilzkrankheit. Immer mehr Bäume sterben ab. Weil die Esche eine ökologisch und wirtschaftlich wichtige Baumart ist, sucht die WSL in einem vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanzierten Projekt nach Möglichkeiten, sie zu erhalten. Und es besteht Hoffnung: Einzelne Bäume scheinen gesund oder tolerant zu sein. Die Forst-dienste meldeten der WSL 397 solcher Individuen, die nun genau unter die Lupe genommen wer-den. Dabei wird nicht nur ihr Gesundheitszustand erfasst, sondern auch weitere wichtige Umwelt-parameter, wie die Exposition und die Waldgesell-schaft. Eine genügend grosse Auswahl von viel-versprechenden Eschen für künftige Forschung und einen möglichen Populationswiederaufbau soll langfristig erhalten werden.

Kleine Bäche im Voralpengebiet können sich bei viel Regen in tosende Wildbäche verwandeln, die zu Überschwemmungen führen. Deshalb untersucht die WSL seit fünfzig Jahren im Alptal (SZ) die Einzugs-gebiete solcher Bäche. Dank langjähriger Messung des Geschiebes – also Steine, Geröll und Holzstücke, die der Wildbach ins Tal verfrachtet – verbessert sie Modelle für die Abschätzung möglicher Hoch- wasser, was für exakte Gefahrenkarten wichtig ist. Zum 50-Jahr-Jubiläum orga-nisierte die WSL nicht nur einen wissen-schaftlichen Workshop, sondern sie brachte auch die Abfluss- und Klimastationen im Alptal auf den neuesten Stand und machte die langjährigen Datenreihen im WSL- Datenportal EnviDat verfügbar.

50 Jahre auf den Spuren des Wassers

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29ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Empa Elektroaktive Polymere

Empa

AKTUATOREN STATT MOTOREN

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Faszination Empa Elektroaktive Polymere

entwickeln. Das mache Aktuatoren zu einem «klassischen Empa-Fall», sagt Gröning, da sie ihren Ursprung in der Materialforschung hätten. Dass dann «in dieser Konsequenz in zwei verschiedenen Labors» an der Idee weitergearbeitet werde, mache die Empa aus. Zur Ingenieursherausforderung kam die Optimierung des Materials.

Bei der Entwicklung von geeigneteren und auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnittenen Polymer-folien kommt Dorina Opris ins Spiel. Dank ihrem Know-how schaffte man den Durchbruch. Sie modi-fiziert die Elastomere, aus denen die Folien beste-hen, mit Dipolen, was sie «sensibler» macht. Nach der Modifizierung verformen sie sich bereits bei viel tieferen Spannungen. Zudem hat sie die Folien für das spezielle Fabrikationsverfahren «fit» gemacht, bei dem sie wie in einem 3D-Drucker aufeinander aufgetragen werden. Auch dieses sogenannte «Nassstapelverfahren» macht die Empa-Techno- logie einzigartig – die Automatisierung ist dabei schon mitgedacht.

Im Forschungslabor von Kovacs stehen zwei Fabri-kationsroboter. Eine Maschine druckt feinste Folien-schichten inklusive dehnbarer Elektroden, eine auf die andere, sodass langsam ein etwa 0,5 Millimeter dickes Kunststoffplättchen wächst. Dieses wird dann in der anderen Maschine kleingeschnitten und zu sogenannten Stacks gestapelt. Sobald elektrische Spannung angelegt wird, verformt sich jede einzelne Folie um ein Geringes und ändert damit auch ihre Dicke. Bei einer einzelnen Schicht würde man vom Resultat kaum etwas merken, aber in so einem Stack stecken mehr als 1000 Folienschichten. Damit multipliziert sich auch der Effekt und die Aktuatoren erreichen Bewegungen von Millimetern bis Zenti- metern, die sogar mit dem blossen Auge zu sehen sind. Die Bewegung ist komplett geräuschlos, die Aktuatoren sind kompakt und leicht. Und zuverlässig. Die «künstlichen Muskeln» führen ihre Bewegung Tausende und Millionen Male aus, ohne zu klagen. Zudem lässt sich das Prinzip auch umkehren: Ändern die Folien auf Druck ihre Dicke, zeigt sich das als elektrisches Signal.

Anwendungen sieht Kovacs einerseits im menschli-chen Körper als «Hilfsmuskeln». Aber grosses Poten-zial sieht er auch in der Konsumgüterindustrie. Die Mensch-Maschine-Interaktion könnte durch Aktua-toren komplett umgekrempelt werden. Man stelle sich vor, eine flache Bedienoberfläche reagiert nicht visuell, sondern taktil. Knöpfe entstehen je nach Bedarf, ein Relief verändert sich ständig. Das inter-essiert zum Beispiel die Autoindustrie. «In zehn Jahren werden Morphing Cockpits serienmässig in Autos eingebaut sein», prophezeit Kovacs. Die Firma CTsystems, die aus seiner beharrlichen Forschungs- arbeit entstanden ist, wird dies umsetzen und auf den Markt bringen.

An der Empa werden ganz verschiedene Materia-lien erforscht, manche davon mit überraschenden Eigenschaften. So gibt es Elastomere, die auf Strom reagieren und sich je nach angelegter Spannung zusammenziehen oder ausdehnen. «Was könnte man mit so etwas anfangen?», fragten sich ein paar Forschende vor zwei Jahrzehnten. Heute ist das Resultat fast marktreif – und könnte elektro- nische Bedienelemente revolutionieren.

Etwas muss in Bewegung versetzt werden? Die Natur setzt auf Muskeln, die Technik auf Motoren, die Natur verformt, die Technik dreht und schraubt. Das könnte sich bald ändern, denn Forschende der Empa sind dabei, günstige und in Massen verfügbare so- genannte Aktuatoren zur Marktreife zu bringen. Diese basieren auf einer im Grunde simplen, aber ziemlich geheimnisvollen Technologie: Dielektrische Elasto-mere gehören zur Gruppe der elektroaktiven Poly-mere und sind Materialien, die sich bei Anlegung von elektrischer Spannung verformen. Warum sie das machen, ist auf der molekularen Ebene immer noch Forschungsgegenstand. In den letzten 20 Jahren hat man immerhin gelernt, diese Materialien so zu «zügeln», dass die Verformung sehr gezielt und fein manipulierbar vonstattengeht. «Es ist gar nicht so einfach, eine lineare Bewegung zu erzeugen», sagt Pierangelo Gröning, Direktionsmitglied und Leiter des Departements «Moderne Materialien und Ober-flächen». Aber über die Jahre hat man sich dem Ziel kontinuierlich angenähert und dank Empa-Know-how erst noch bei vergleichsweise tiefen Spannun-gen. So könnten die von Gabor Kovacs entwickelten Aktuatoren den Sprung vom Forschungslabor in die grossindustrielle Anwendung schaffen.

In der Hand wirken die Testaktuatoren wie ein wei-cher Stapel Kunststoff, bestehend aus vielen dün-nen Plättchen. Es sieht unspektakulär aus, doch in dem gut zehn Zentimeter hohen Stapel steckt viel Forschungsarbeit. 2000 startete an der Empa ein Forschungsprogramm mit dem Ziel, mechanische Strukturen durch elektrische Signale zu verformen, erinnert sich Kovacs. Die damals bekannten Materi-alien waren allerdings kaum für konkrete Anwen-dungen zu gebrauchen. Sie leisteten zu wenig und waren zu teuer. Weil man aber fest an das Potenzial der Technologie glaubte, entschloss man sich zur Flucht nach vorn und gründete die Abteilung Funk-tionale Polymere, um diese Materialien selber zu

Dank der Zusammenar-beit mit dem Schweizer Spezialist Dätwyler Holding AG, erreicht der Grad der industri-ellen Produktion ein neues Niveau.

Die von Gabor Kovacs (li. im Bild) entwickel-ten Aktuatoren könnten den Sprung vom For-schungslabor in die grossindustrielle Anwendung schaffen.

Dorina Opris (re. im Bild) von der Abteilung Funktionale Polymere kommt ins Spiel, wenn die Polymerfolien auf spezifische Bedürfnisse zugeschnitten werden müssen.

«Elektroaktive Polymere könnten elektronische Bedienelemente revolutionieren.» — Pierangelo Gröning, Direktionsmitglied und Leiter

des Departements «Moderne Materialien und Oberflächen»

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31ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Empa

«Smarte» Pflaster mit vielen Talenten

Nicht jedes Medikament eignet sich als Tablette oder kann injiziert werden. Die Haut bietet hingegen eine grosse, durchlässige Fläche, um Wirkstoffe schmerzfrei und effizient aufzunehmen, etwa über Wirkstoffpflaster. Empa-Forschende haben Nano- behälter für Medikamente sowie spezielle Polymer- fasern entwickelt, die über externe Reize wie Licht, Druck oder pH-Wert gesteuert werden können, um die Dosierung exakt zu kontrollieren. Aber auch für die Überwachung der Wundheilung können Pflaster «smart» gemacht werden und zwar mit einem Sensor, der früh vor einer schlechten Wund-heilung warnt. Werden in der Wunde kritische Werte an Glukose überschritten – ein Zeichen für eine schlechte Heilung –, beginnt der Sensor zu fluoreszieren. So lassen sich komplexe Haut- verletzungen, etwa bei Verbrennungen, besser überwachen.

Eine neuartige Wund- auflage warnt das Pflegepersonal mittels fluoreszierender Senso- ren, wenn eine Wunde schlecht verheilt. › Empa

Verstärkung einer Zwischendecke mit «memory-steel», einer neuartigen Formgedächtnis-legierung. › Empa

Enthalten Graphen-Nanobänder Abschnitte unterschiedlicher Breite, können an den Übergängen robuste neue Quantenzustände entstehen, die sich eventuell in Quanten-computern nutzen lassen. › Empa

Wie man brüchige Bauwerke wieder fit machtIn der Schweiz, aber auch im Ausland sind unzäh-lige Brücken und andere Bauwerke in die Jahre gekommen. Empa-Forschende haben verschiedene Technologien entwickelt, um diese nachträglich zu verstärken, damit sie den gewachsenen Belas-tungen weiter sicher standhalten können. Zum einen ein Carbonfaser-Pflaster für mürbe werdende Stahlbrücken, mit dem bereits eine Schweizer Eisen- bahnbrücke und eine Strassenbrücke in Australien erfolgreich verstärkt wurden. Zum anderen ein neu- artiges Baumaterial mit Formgedächtnis: Das soge-nannte «memory-steel» spannt sich durch Erhitzen wie von selber vor und verstärkt so Betonstruktu-ren. Nach rund 15 Jahren Forschungsarbeit steht das neuartige Material über das Empa-Spin-off re-fer und einen weiteren Industriepartner nun kurz vor der Markteinführung.

Nanobänder aus Graphen – nur wenige Atome breite und ein Atom dünne Schichten aus Kohlenstoff – gelten als Werkstoffe der Zukunft, etwa für die weitere Miniaturisierung elektronischer Bauteile. Je nach Form und Breite ver- halten sich die Bänder als Leiter, Halb-leiter oder Isolator. Empa-Forschenden ist es gelungen, durch eine gezielte Variation der Form der Bänder deren Eigenschaften präzise einzustellen und spezielle lokale Quantenzustände zu erzeugen. Dadurch könnten sich zukünftig Nanotransistoren mit einem 1000-mal kleineren Kanalquerschnitt als heute üblich herstellen lassen. Und die Quanten- zustände könnten sich als Elemente von Qubits nutzen lassen, so nennt man die komplexen, untereinander verschränkten Zustände in einem Quantenrechner.

Auf dem Weg zu Nanoelektronik und Quantencomputern

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Faszination

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Eawag Rückgewinnung von Wertstoffen

Eawag

ABWASSER ALS GOLDGRUBE

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Faszination

33ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Eawag Rückgewinnung von Wertstoffen

Weil das Abwassersystem nicht subventioniert sei – dafür fehlen schlicht und einfach die Mittel –, müsse man Lösungen suchen, die sich rechnen.

Nach Jahren der Forschung haben die Spezialisten aus Dübendorf tatsächlich gleich eine Reihe ökono-misch überzeugender Lösungen zusammen: Aus Abwasser und Fäkalschlamm lassen sich Energie, Nährstoffe für Dünger und sogar Tiernahrung ge- winnen. Die Nährstoffe kommen fast alle aus dem Urin. An der Eawag selber ist eine Hightech-Anlage in Betrieb, die den Urin in den Toiletten abtrennt und dann zu wertvollem Flüssigdünger aufbereitet. Seit kurzem sei es in der Schweiz sogar behördlich erlaubt, diesen Dünger für Speisepflanzen zu ver-wenden, berichten die Forschenden nicht ohne Stolz. Für Städte in Entwicklungsländern dürften sich allerdings weniger komplexe und dafür robus-tere Lösungen für Fäkalschlamm als viel interessan-ter erweisen. Das ist Strandes Spezialgebiet. Sie hat diverse Projekte zum Beispiel in Uganda begleitet, die die Praxistauglichkeit der Verfahren aufgezeigt haben. So kann Fäkalschlamm zum Beispiel ge- trocknet und zu geruchsfreien Pellets gepresst werden, die sich verfeuern lassen wie Holzpellets, womit auch gleich das Problem möglicher Krank-heitserreger gelöst ist. Die ökonomischen Perspek-tiven seien hervorragend, sagt Strande, auch lokale Industrien haben grosses Interesse an den günstigen Pellets signalisiert, sofern sie in genügend grosser Menge produziert werden.

Der neueste Trick der Forschenden ist noch ver- blüffender: die direkte Verwandlung tierischer oder menschlicher Ausscheidungen in wertvolles Protein. Dafür nutzen sie die Larven der schwarzen Waffen-fliege (Black Soldier Fly oder kurz BSF), die so ziem-lich alle organischen Abfälle wegputzen, seien es Salatreste, Fleisch oder von uns bereits Verdautes. Wird dieser Nahrungsbrei richtig aufbereitet, bleibt nach dem Festmahl kaum etwas zurück, ausser dicken Larven, die zum Beispiel zu Futter für die eigenen Nutztiere oder in der Fischzucht verarbeitet werden können.

Das Potenzial ist riesig: Auf der einen Seite der wachsende Bedarf an solchen Futterstoffen, öko- nomischen Pellets oder nährstoffreichem Dünger. Zum anderen die unschöne Realität für etwa ein Drittel der Weltbevölkerung: Nach wie vor erfolgt die Sanitärversorgung von rund 2,7 Milliarden Menschen dezentral ohne Kanalisation und gere-gelte Entsorgung. Lüthi betont noch einmal, dass nur auf einer Marktanalyse basierende Lösungsan-sätze eine Chance haben werden, um sich auch im grossen Massstab durchzusetzen. Er möchte keine weiteren «weissen Elefanten» sehen – lieber viele schwarze Waffenfliegen.

Millionen von Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen, die eine «saubere» Lösung bieten. Die Eawag forscht deshalb an tech-nischen Möglichkeiten, Abwässer aufzubereiten und aus ihnen Ressourcen rückzugewinnen. Ein Haupt-augenmerk gilt dabei nachhaltigen Lösungen für den globalen Süden.

Man kann diese Geschichte auf zwei Arten erzählen. Da ist zunächst die Markt-Story: Was für eine Ver-schwendung! All das Wertvolle, das in menschlichen Ausscheidungen steckt, einfach die Kanalisation runter zu schicken. Aus den Augen, aus dem Sinn. Weggeworfenes, weggespültes Geld. Die Public- Health-Story klingt jedoch ganz anders: Siedlungen brauchen ein funktionierendes Abwassersystem, sonst sind hygienische Notstände vorprogrammiert. Die westlichen Länder haben sich mit der Zeit zent-ralisierte Kanalisationen zugelegt, die hierzulande funktionieren, aber auch einiges an Kosten verursa-chen. Für Städte im globalen Süden funktioniert dieser Ansatz nicht wirklich, die Anlagen fallen meist früher oder später aus und entsprechend investier-tes Geld geht «down the drain». Dezentralisierte Systeme sind dort viel besser geeignet, um Abwässer lokal zu sammeln und zu behandeln. Doch die wichtigste Frage kommt danach: Was tun damit? Sicher nicht einfach in den nächsten Bach kippen, sondern aufbereiten und zum Beispiel verfeuern, das wäre die hygienischere Lösung.

Richtig interessant wird es, wenn man die beiden Geschichten zusammenbringt. Das ist das Ziel der Forschung von Linda Strande und Christoph Lüthi von der Eawag. Beide arbeiten in der Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung (Sandec) und entwickeln Szenarien, um auch in Ländern des globalen Südens ein Abwasserma- nagement zu etablieren, das den Namen verdient. Die Gesundheit der Menschen steht dabei im Fokus, während die Ressourcenrückgewinnung und das «Management» als ökonomische Triebfeder fungie-ren. Bisherige Versuche, die Abwassersituation im globalen Süden zu verbessern, hätten die ökonomi-schen Aspekte weitgehend ignoriert, sagt Lüthi. Dabei sei dies das Entscheidende, wenn es um eine nachhaltige und finanziell tragbare Lösung geht.

«Nur Lösungsansätze, die auf einer Markt-analyse basieren, haben eine Chance, sich im grossen Massstab durchzusetzen.» — Christoph Lüthi, Leiter der Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung an der Eawag

«Die ökonomischen Perspektiven von Pellets, die sich verfeuern lassen, sind hervorragend.» — Linda Strande, Abteilung Siedlungshygiene

und Wasser für Entwicklung an der Eawag

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Faszination

Viele Insekten ver-bringen ihr Larven-stadium im Wasser. Die Köcherfliege Allogamus auricollis baut sich ihre Köcher aus Sedimentpartikeln. Die schlüpfenden Insekten stellen eine wichtige Futterquelle für viele Lebewesen an Land dar.› Roland Riederer / Eawag

Interdisziplinär und praxisrelevant: Forschungsprojekt «Geschiebe- und Habitatsdynamik»

Was lebt in und an Bächen mit ausgeprägter Geschiebedynamik? Und wie funktionieren Flüsse mit zu geringem Nachschub an Kies? Die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts des Bundesamts für Umwelt (BAFU), der Eawag und der WSL sowie den Wasserbaulabors der ETH Zürich und der EPFL aus dem Bereich «Geschiebe- und Habitats- dynamik» beantworten diese Fragen. Dokumentiert in der neuen Merkblatt-Sammlung der BAFU-Reihe «Umwelt-Wissen», die zum Programm «Wasserbau und Ökologie» gehört, beschreiben die acht Merk-blätter praxisrelevante Erkenntnisse rund um den Geschiebehaushalt und die Wiederherstellung der Geschiebedynamik mit baulichen und betrieblichen Massnahmen (z. B. Umleitstollen, Schüttungen).

SQUIDs — Auf Spurensuche in der Kanalisation

Die Kanalisation transportiert nicht nur Abwasser, sie ist auch ein grosser biologischer Reaktor. Variablen, die die «Leistung» dieses Reaktors beeinflussen, werden – wenn überhaupt – nur an wenigen Punkten und mit grossem Aufwand gemessen. Ob und wie stark Substanzen in der Kanalisation transformiert werden, ist insbesondere in der abwasserbasierten Epidemiologie von Interesse. Im Projekt TransDrugS haben Eawag-Forschende deshalb die kleine Sensor-plattform SQUID entwickelt. Im Abwasserstromschwimmend misst SQUID autonom pH, Temperatur, Redoxpotenzial und elektrische Leitfähigkeit. Durch den wiederholten Einsatz wird so eine bisher uner-reicht hohe räumliche Auflösung der Messparameter erzielt. Die erhobenen Daten dienen der Kalibrierung von Wasserqualitätsmodellen und können im Zu- sammenhang mit der Identifikation von Spezialein-leitern oder der Fremdwasserproblematik praxisrele-vant sein. Eine detailliertere «Spurensuche» wird im einzigartigen Projekt MS2field mit Industriepartnern realisiert: Ein High-End-Massenspektrometer misst organische Mikroverunreinigungen wie Medikamen-tenrückstände oder Pestizide in Echtzeit direkt im Feld.

Hässliche Badeentchen

In feuchtwarmen Badezimmern herrschen ideale Wachstumsbedingungen für Biofilme aus Bakterien und Pilzen. Insbesondere in Gummienten und anderen Badespielsachen wachsen üppige Teppiche. Eine Gruppe von Forschenden der Eawag, der ETH Zürich und der University of Illinois hat untersucht, welche Faktoren den Bewuchs fördern und welche Arten von Mikroorganismen darin vertreten sind. Die Ergebnisse klingen nicht appetitlich: Zwischen 5 und 75 Millionen Zellen pro Quadratzentimeter tummelten sich auf den Plastikflächen. In 80 Prozent aller Badeenten fanden die Forschenden Vertreter potenziell krankheitserregender Bakterien. Die Ur- sache für die üppigen Biofilme liegt in dem weichen Plastikmaterial, aus dem viele Badeenten hergestellt werden und aus dem viel organischer Kohlenstoff freigesetzt wird, der als Nährstoff dient. Weitere wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor, aber auch zusätzliche Bakterien gelangen beim Baden in die Wanne.

Entwicklung und Test einer Kleinserie neuer SQUIDs für die internationale Zusammenarbeit mit elf Partner-institutionen. › Andri Bryner / Eawag

Nicht gerade appetit-lich: Das Innenleben einer Gummiente. Neben dem Plastik- material tragen auch die Badenden zu den vielfältigen Bakterien-kulturen bei. › Andri Bryner / Eawag

Eawag

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GOVERNANCE

Aufbau und Führung 36

Organisation und Leitungsgremien 38

Kontrolle und Revision 39

Mitglieder des ETH-Rats 40

Personalgeschäfte 42

Professorengeschäfte 43

Risikosituation und Risikomanagement 44

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Governance

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Aufbau und Führung

personalpolitische Änderungen, die Schaffung einer rechtlichen Grundlage für gewisse Datenbearbeitun-gen und den Verkauf von zum Eigengebrauch er- zeugter oder gekaufter überschüssiger Energie sowie die Umsetzung von Empfehlungen der Eidgenössi-schen Finanzkontrolle (EFK). Die Gesetzesanpassun-gen sollen dem Parlament zusammen mit der nächs-ten BFI-Botschaft 2021-2024 beantragt werden und vor- aussichtlich Anfang 2021 in Kraft treten.

Aufgaben und FührungGemäss der Zwecksetzung in Art. 2 des ETH-Gesetzes haben die beiden ETH und die vier Forschungsanstalten (Institutionen des ETH-Bereichs)

— Studierende und Fachkräfte auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet auszubilden und die permanente Weiterbildung zu sichern,

— durch Forschung die wissenschaftlichen Erkennt-nisse zu erweitern,

— den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, — wissenschaftliche und technische Dienstleistungen zu erbringen,

— Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und — ihre Forschungsergebnisse zu verwerten.

Die Institutionen des ETH-Bereichs orientieren sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben an international an- erkannten Standards. Sie berücksichtigen die Bedürf- nisse der Schweiz und pflegen die internationale Zu- sammenarbeit.

Der Bund betreibt gemäss Bundes- verfassung (Art. 63a Abs. 1) die Eidgenössischen Technischen Hoch- schulen. Das ETH-Gesetz konkreti-siert als Trägergesetz des ETH- Bereichs diesen Auftrag. Zugleich bildet es die rechtliche Grundlage für den Betrieb der vier Forschungs- anstalten des ETH-Bereichs.

Der ETH-Bereich: Gesetzliche GrundlagenStellung, Aufbau und Aufgaben des ETH-Bereichs sind im Bundesgesetz über die Eidgenössischen Techni-schen Hochschulen vom 4. Oktober 1991 (ETH-Gesetz) umschrieben. Der ETH-Bereich ist im Rahmen der ge- setzlichen Vorgaben autonom und gemäss ETH-Gesetz dem zuständigen Departement zugeordnet. Seit An- fang 2013 ist dies das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF). Das ETH-Ge-setz definiert die Autonomie der beiden ETH und der vier Forschungsanstalten. Der ETH-Rat ist das strategi-sche Führungs- und Aufsichtsorgan des ETH-Bereichs.

Im November 2018 wurde die Vernehmlassung für die Partialrevision des ETH-Gesetzes eröffnet. Die zur Dis-kussion stehenden Neuregelungen betreffen, neben noch nicht umgesetzten Corporate-Governance-Leit-sätzen (Einschränkung des Stimmrechts und Ausstand der institutionellen Mitglieder des ETH-Rats), diverse

Aufbau und Führung des ETH-Bereichs

Struktur des ETH-Bereichs * Arbeitsverhältnisse inkl. Doktorierenden, Stand: 31. Dezember 2018

ETH-Bereich

ETH-Rat11 MitgliederStab: 53 Mitarbeitende*

Eidgenössische Technische Hochschulen

ETH ZürichÜber 21 000 Studierende und Doktorierende12 151 Mitarbeitende*

EPFLÜber 11 000 Studierende und Doktorierende6053 Mitarbeitende*

Forschungsanstalten

PSI2080 Mitarbeitende*

WSL508 Mitarbeitende*

Empa994 Mitarbeitende*

Eawag510 Mitarbeitende*

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Governance

37ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Strategische Ziele und ZahlungsrahmenDer ETH-Bereich wird gemäss einem wirkungsorien-tierten Modell gesteuert. Die politischen Behörden geben die zu erfüllenden Leistungsstandards und die finanziellen Eckwerte vor. Der ETH-Bereich ist der Leistungserbringer und der ETH-Rat sorgt für die Um- setzung der Vorgaben.

Die politische Führung liegt beim Bundesrat und beim eidgenössischen Parlament. Als zentrale Führungsins-trumente dienen die Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI-Botschaft), die darauf abgestimmten «Strategischen Ziele» des Bundesrats für den ETH-Bereich und die jährliche Kre-ditbewilligung durch das Parlament. Ein Controlling ergänzt die politischen Instrumente und gibt Auskunft über die Rechnungsführung sowie die Auftragserfül-lung. Die gemeinsamen Grundsätze zur Steuerung von bundesnahen Unternehmen und Einheiten sind in der Corporate-Governance-Berichterstattung des Bundes-rats festgehalten.

Im Rahmen der BFI-Botschaft 2017–2020 wurde das ETH-Gesetz revidiert. Anstelle der Erteilung eines Leis-tungsauftrags beschliesst der Bundesrat seither die Strategischen Ziele für den ETH-Bereich. Das Parlament nimmt weiterhin die parlamentarische Oberaufsicht wahr und kann den Bundesrat beauftragen, Strate-gische Ziele festzulegen oder zu ändern. Mit dieser Änderung wurden die Leitsätze 16 und 17 des Corpo-rate-Governance-Berichts des Bundesrats vom 13. Sep- tember 2006 bzw. 25. März 2009 (Zusatzbericht) im ETH-Bereich umgesetzt. Die Botschaft ist zudem ab- gestimmt auf das Bundesgesetz über die Mitwirkung der Bundesversammlung bei der Steuerung der ver-selbstständigten Einheiten vom 17. Dezember 2010.

BerichterstattungDer ETH-Rat erstattet in verschiedener Weise Bericht: Er berichtet dem Bundesrat jährlich über die Erfül-lung der Strategischen Ziele und zeigt auf, wie der ETH-Bereich den jährlichen Beitrag der Trägerfinan-zierung des Bundes verwendet hat. Auf Basis der Be- richterstattung des ETH-Rats informiert der Bundes-rat das Parlament im Rahmen seiner modular aufge- bauten Berichterstattung mit einem Kurzbericht und einem vertiefenden Bericht. Jeweils in der Hälfte der Leistungsperiode informiert der ETH-Rat im Selbst- evaluationsbericht, wie weit die Strategischen Ziele des Bundesrats bereits erreicht sind. Dieser Selbst- evaluationsbericht ist eine Grundlage für die dem WBF obliegende Evaluation des ETH-Bereichs durch ex- terne Fachleute (Peer Review).

Das WBF orientiert das Parlament jeweils zusammen mit dem Antrag zum Zahlungsrahmen für die nächste Leistungsperiode in einem Zwischenbericht über den Stand der Zielerreichung, der in der Hälfte der Leis-tungsperiode erstellt wird (Art. 34a ETH-Gesetz). Mit der strategischen Führung des ETH-Bereichs ist der

ETH-Rat betraut (s. nächsten Abschnitt). Die operative Führung der einzelnen Institutionen des ETH-Bereichs liegt bei den Schulleitungen der beiden ETH und den Direktionen der vier Forschungsanstalten. Die Institu-tionen des ETH-Bereichs nehmen gemäss Art. 4 Abs. 3 ETH-Gesetz alle Zuständigkeiten wahr, die im ETH-Ge-setz nicht dem ETH-Rat übertragen sind.

ETH-Rat: Aufgaben und ArbeitsweiseDer ETH-Rat bestimmt die Strategie des ETH-Bereichs im Rahmen der Strategischen Ziele des Bundesrats, vertritt den ETH-Bereich gegenüber Politik und Bun-desbehörden, erlässt Vorschriften über das Controlling und führt das strategische Controlling durch. Zudem genehmigt er die Entwicklungspläne der Institutionen des ETH-Bereichs, überwacht ihre Verwirklichung und übt die Aufsicht über den ETH-Bereich aus. Er schliesst mit den Institutionen die Zielvereinbarungen ab und teilt, namentlich gestützt auf die Budgetanträge der Institutionen, die Bundesmittel zu. Er stellt dem Bun-desrat den Antrag zur Wahl bzw. Wiederwahl der Prä-sidentinnen oder Präsidenten der beiden ETH sowie der Direktorinnen oder Direktoren der vier Forschungs-anstalten. Ferner ernennt er die übrigen Mitglieder der Schulleitungen der beiden ETH und der Direktionen der vier Forschungsanstalten. Schliesslich ernennt er, auf Antrag der Präsidentinnen oder Präsidenten der bei-den ETH, die Professorinnen und Professoren.

Seine Aufsichtsfunktion nimmt der ETH-Rat mit fol-genden Instrumenten wahr: periodisches Reporting der Institutionen über die Ressourcen (Finanzen, Per-sonal, Immobilien), jährliche Berichterstattung der Institutionen über den Stand der Auftragserfüllung gemäss Zielvereinbarung, jährliche Gespräche (soge-nannte Dialoge) zwischen dem ETH-Rat und den Insti- tutionen des ETH-Bereichs im Rahmen des strategi-schen Controllings, Behandlung von an ihn adres-sierte Aufsichtsbeschwerden unter Wahrung der Sub-sidiarität und der Autonomie der Institutionen sowie Berichte der Institutionen im Rahmen ihrer Risiko-managementsysteme. Ferner bewertet der Stabsbe- reich «Internes Audit» des ETH-Rats die Risikoma-nagementprozesse, das interne Kontrollsystem sowie die Governance-Prozesse der Institutionen und erstat-tet dem ETH-Rat darüber Bericht, insbesondere dessen Auditausschuss. Die Geschäftsordnung des ETH-Rats ist in den Rechtssammlungen des Bundes publi-ziert. Der ETH-Rat hält in der Regel pro Jahr fünf zwei- tägige Sitzungen ab und setzt für die Dialoge mit den Institutionen des ETH-Bereichs zusätzliche Sitzungs-tage ein. Der Präsident des ETH-Rats zeichnet für periodische Einzelgespräche mit den Präsidenten der beiden ETH sowie mit der Direktorin und den Direkto-ren der Forschungsanstalten verantwortlich.

Zweimal pro Jahr finden Gespräche zwischen dem Eigner, vertreten durch das WBF und das Eidgenössi-sche Finanzdepartement (EFD), und dem ETH-Rat, ver- treten durch dessen Präsidenten, statt.

Aufbau und Führung

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Governance

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Organisation und Leitungsgremien

Audit- und GeschäftsausschussDer Auditausschuss unterstützt den ETH-Rat bei der Finanzaufsicht sowie bei der Überwachung des Risi-komanagements, des internen Kontrollsystems und der Revisionstätigkeit. Er setzt sich aus drei von der Geschäftsführung unabhängigen Mitgliedern des ETH-Rats zusammen, kann jedoch auch weitere Personen mit beratender Stimme beiziehen. Der Präsident des ETH-Rats, der Leiter des Internen Audits und der Leiter des Stabsbereichs Finanzen des ETH-Rats nehmen an den Sitzungen mit beratender Stimme teil.

Der Geschäftsausschuss unterstützt den ETH-Rat bei der Vor- und Nachbereitung von Sitzungen, bei der Besetzung von Leitungspositionen der Institutionen des ETH-Bereichs sowie bei der Wahrnehmung der Arbeitgeberfunktion. Er pflegt den Kontakt zu den So- zialpartnern. Er setzt sich zusammen aus dem Präsi-denten des ETH-Rats (Vorsitz), den Präsidenten der

beiden ETH, dem Vertreter der Forschungsanstalten sowie der Delegierten der Hochschulversammlungen. Der Geschäftsführer und, bei Bedarf, weitere Mitarbei-tende des Stabs des ETH-Rats nehmen an den Sitzun-gen teil.

Entschädigung des ETH-RatsDer Präsident des ETH-Rats bezog 2018 für sein Pensum von 80 % ein Bruttojahresgehalt von 287 306 CHF (zusätzlich leistete der Arbeitgeber Sozialversiche-rungsbeiträge in Höhe von 84 660 CHF). Hinzu kam eine Repräsentationszulage von 5000 CHF. Der Präsi-dent ist bei der Pensionskasse des Bundes versichert, nach deren Reglement sich die Arbeitgeberbeiträge richten. Die Vizepräsidentin, die wie die weiteren fünf Mitglieder des ETH-Rats in keinem Arbeitsverhältnis mit einer Institution des ETH-Bereichs steht, bezog 2018 eine Pauschale von 26 000 CHF. Die weiteren fünf Mitglieder des ETH-Rats bezogen 2018 je eine Pau-

Leitungsgremien des ETH-Bereichs

Präsidium und Mitglieder des ETH-Rats — Fritz Schiesser 1, Präsident (bis Ende April 2019) — Beth Krasna2, Vizepräsidentin (ab Mai 2019 Präsidentin ad interim)

— Prof. Dr. Lino Guzzella 1 (bis Ende 2018) — Prof. Dr. Martin Vetterli 1

— Prof. Dr. Joël Mesot 1

— Dr. Kristin Becker van Slooten 1

— Marc Bürki 2

— Beatrice Fasana — Prof. Dr. sc. nat., Dr. h. c. mult. Susan Gasser — Prof. Dr. Dr. h. c. Barbara Haering 2

— Christiane Leister

1 Mitglied Geschäftsausschuss2 Mitglied Auditausschuss

Per Ende April 2019 wird Fritz Schiesser sein Amt abgeben, da er das Pensionsalter erreicht.

Prof. Dr. Lino Guzzella trat auf Ende 2018 als Präsident der ETH Zürich zurück. An seine Stelle trat am 1. Januar 2019 Prof. Dr. Joël Mesot, der in dieser Funktion weiterhin im ETH-Rat einsitzt.

Prof. Dr. Gian-Luca Bona, Direktor der Empa, ist seit Januar 2019 neues Mitglied des ETH-Rats und Vertreter der Forschungsanstalten im ETH-Rat.

Schulleitung der ETH Zürich — Prof. Dr. Lino Guzzella, Präsident (bis Ende 2018) — Prof. Dr. Joël Mesot , Präsident (seit Januar 2019) — Prof. Dr. Sarah Springman, Rektorin — Prof. Dr. Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen

— Dr. Robert Perich, Vizepräsident für Finanzen und Controlling

— Prof. Dr. Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Personal und Ressourcen

Schulleitung der EPFL — Prof. Dr. Martin Vetterli, Präsident — Prof. Dr. Pierre Vandergheynst, Vizepräsident für Lehre — Prof. Dr. Andreas Mortensen, Vizepräsident für Forschung — Prof. Dr. Marc Gruber, Vizepräsident für Innovation — Caroline Kuyper, Vizepräsidentin für Finanzen — Dr. Etienne Marclay, Vizepräsident für Personal und Betrieb — Prof. Dr. Edouard Bugnion, Vizepräsident für Informationssysteme

Direktion des PSI — Prof. Dr. Joël Mesot, Direktor (bis Ende 2018) — Dr. Thierry Strässle, Direktor ad interim (seit Januar 2019) 3

— Prof. Dr. Leonid Rivkin, stv. Direktor — Prof. Dr. Gabriel Aeppli, Mitglied — Dr. Peter Allenspach, Mitglied — Prof. Dr. Andreas Pautz, Mitglied — Prof. Dr. Christian Rüegg, Mitglied (seit Mai 2018) — Prof. Dr. Gebhard F. X. Schertler, Mitglied

Direktion der WSL — Prof. Dr. Konrad Steffen, Direktor — Dr. Christoph Hegg, stv. Direktor — Prof. Dr. Rolf Holderegger, Mitglied — Prof. Dr. Andreas Rigling, Mitglied — Dr. Jürg Schweizer, Mitglied — Prof. Dr. Niklaus Zimmermann, Mitglied

Direktion der Empa — Prof. Dr. Gian-Luca Bona, Direktor — Dr. Peter Richner, stv. Direktor — Dr. Brigitte Buchmann, Mitglied — Dr. Alex Dommann, Mitglied — Dr. Pierangelo Gröning, Mitglied — Dr. Urs Leemann, Mitglied — Dr. Tanja Zimmermann, Mitglied (seit September 2018)

Direktion der Eawag — Prof. Dr. Janet Hering, Direktorin — Prof. Dr. Rik Eggen, stv. Direktor — Prof. Dr. Jukka Jokela, Mitglied — Dr. Tove Larsen, Mitglied — Gabriele Mayer, Mitglied — Prof. Dr. Alfred Johny Wüest, Mitglied — Dr. Christian Zurbrügg, Mitglied

3 An Stelle des per Ende 2018 zurücktretenden Direktors des PSI übernahm per Januar 2019 Dr. Thierry Strässle als Direktor ad interim die Leitung des PSI, bis eine neue Direktorin oder ein neuer Direktor gefunden ist.

Stand 31. Dezember 2018 (zusätzlich sind im Jahr 2018 bereits beschlossene Änderungen mit Auswirkung auf das Jahr 2019 erwähnt).

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39ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Governance Kontrolle und Revision

schale von 20 000 CHF. Zuzüglich wurden ihnen insge-samt 42 000 CHF für Dialoggespräche und Sitzungen des Auditausschusses (inkl. 6000 CHF Pauschalent-schädigung für den Vorsitz Auditausschuss durch die Vizepräsidentin ETH-Rat und die damit verbundene Prüfung der Jahresrechnung) ausbezahlt. Zudem wur-den ihnen die Spesen auf der Grundlage der Verord-nung des ETH-Rats vom 11. April 2002 über den Ersatz von Auslagen im ETH-Bereich erstattet. Die Mitglieder des ETH-Rats, die in einem Arbeitsverhältnis zu einer Institution des ETH-Bereichs stehen, beziehen kein zusätzliches Honorar für ihre Tätigkeit im ETH-Rat. Von der 70-Prozent-Stelle der Delegierten der Hoch-schulversammlungen der beiden ETH übernahm der ETH-Rat 40 % von den der EPFL entstehenden Lohn- und Sozialversicherungskosten (inkl. Spesenentschä-digung), um die Unabhängigkeit der Delegierten von einer Institution zu gewährleisten.

Kontrolle und Revision

Internes KontrollsystemDie Institutionen des ETH-Bereichs verfügen über ein internes Kontrollsystem (IKS). Es wurde unter Ver-wendung der Vorlage des Bundes eingeführt. Seine Ziele sind, die Vermögenswerte des ETH-Bereichs zu schützen, Fehler und Unregelmässigkeiten bei der Rechnungsführung zu verhindern sowie die Ordnungs- mässigkeit der Rechnungslegung und eine verlässliche Berichterstattung sicherzustellen. Es ist Bestandteil der Revision der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) oder der durch sie beauftragten Revisionsstelle. Der Fokus liegt auf den finanzrelevanten Geschäftspro-zessen.

Internes AuditDas Interne Audit führt die interne Revision für die Ins-titutionen des ETH-Bereichs durch (Art. 35ater Abs. 1 ETH- Gesetz und Art. 11 des Finanzkontrollgesetzes). Personell ist es direkt dem Präsidenten des ETH-Rats unterstellt,

während der Auditausschuss die Tätigkeit überwacht. Das Interne Audit erbringt unabhängige und objektive Prüfungsdienstleistungen und unterstützt den ETH-Be-reich bei der Erreichung seiner Ziele. Es ist zudem für die Koordination und die Unterstützung der externen Revision des ETH-Bereichs zuständig.

RevisionsstelleDie EFK erfüllt die Aufgabe der externen Revision für den ETH-Bereich (Art. 35ater Abs. 3 ETH-Gesetz). Sie prüfte im Jahr 2018 die konsolidierten Abschlüsse der beiden ETH sowie den konsolidierten Abschluss des ETH-Bereichs und führte Zwischenrevisionen durch. Die EFK führt die Prüfungen der Forschungsanstalten in Zu- sammenarbeit mit der Firma PricewaterhouseCoopers (PwC) durch. Die Berichterstattung der EFK zur Revision der konsolidierten Rechnung des ETH-Bereichs um- fasst einen Revisionsbericht und einen Umfassenden Bericht. Diese Berichte werden jährlich im Auditaus-schuss mit Vertretern der EFK besprochen. Im Jahr 2018 stellte die EFK dem ETH-Rat den Betrag von total 548 837 CHF (davon 344 601 CHF für die Abschlussrevi-sionen 2017 und 204 236 CHF für die Zwischenprüfung der Jahresrechnung 2018) in Rechnung.

InformationspolitikDer ETH-Rat ist kraft seiner gesetzlichen Aufgabe eine Scharnierstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Er hat sich in seiner Geschäftsordnung einer wahren, sachgerechten und transparenten Kom- munikation zum Nutzen der Gesellschaft verpflichtet sowie dem Ziel, die Entscheide des Rats zu erläutern und die Rolle sowie den Ruf des ETH-Bereichs zu stärken. Die Verantwortung liegt beim Präsidenten. Zentrale Kommunikationsinstrumente sind die jähr-liche Berichterstattung des ETH-Rats an den Bund, die Website www.ethrat.ch, gezielte Medienarbeit sowie die fallweise Beleuchtung relevanter Fakten und Posi-tionen, insbesondere zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik.

Beschwerdeinstanz Unterstützung ETH-Rat

ETH-BeschwerdekommissionDie ETH-Beschwerdekommission entscheidet über Beschwerden gegen Verfügungen von Organen der Institutionen des ETH-Bereichs. Sie ist eine un-abhängige richterliche Behörde mit Sitz in Bern, die dem ETH-Rat administrativ zugeordnet ist und Bericht erstattet. Die Beschwerden betreffen vorwiegend das Personal- und Hochschulrecht. Die Entscheide der ETH-Beschwerdekommission können an das Bundesverwaltungsgericht weiter-gezogen werden.

— Prof. Dr. Hansjörg Peter, Präsident — Dr. Esther Tophinke, Vizepräsidentin (seit März 2018) — Consuelo Antille, Mitglied — Jonas Philippe, Mitglied — Dr. Dieter Ramseier, Mitglied — Prof. em. Rodolphe Schlaepfer, Mitglied — Yolanda Schärli, Mitglied

Stab ETH-RatDer Stab des ETH-Rats unterstützt den ETH-Rat bei der Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags, insbesondere bei der strategischen Führung, der Aufsicht, der Förderung der Zusammenarbeit im ETH-Bereich und bei Kontakten mit den Bundesbehörden.

Leitungsgremium— Dr. Michael Käppeli, Geschäftsführung— Dr. Kurt Baltensperger, Wissenschaft— Gian-Andri Casutt, Kommunikation— Dr. Dieter Künzli, Finanzen und Personal— Dr. Monique Weber-Mandrin, Rechtsdienst — Michael Quetting, Immobilien— Barbara Schär, Ratssekretariat

Internes AuditDer ETH-Rat setzt ein Internes Audit im Sinne von Art. 35ater ETH-Gesetz ein. Dieses führt die interne Revision für die Institutionen des ETH-Bereichs durch.− Patrick Graber, Leitung

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Governance

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Fritz Schiesser* 1954, Schweizer Dr. iur.

Präsident des ETH-Rats (80 %) und des Geschäfts-ausschusses seit 2008. Anwalt bei «RHS & Partner Rechtsanwälte und Urkundspersonen» seit 1998 (Teilzeit).

Fritz Schiesser promovierte in Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und ist seit 1998 Anwalt und Notar im Kanton Glarus. Von 1990 bis 2007 war er Mitglied des Ständerats, von 2003 bis 2004 Stän-deratspräsident und von 1999 bis 2007 Präsident des Stiftungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Heute ist Fritz Schiesser Stiftungsrat des SNF, der Sandoz-Familienstiftung, der Entwicklungsstif-tung Glarus Süd, der Proto Chemicals, der Schweize-rischen Mobiliar Genossenschaft und der Hefti AG. Zudem ist er Stiftungsrat des Think-Tanks Avenir Suisse und des Schweizerischen Innovationsparks. Fritz Schiesser wird auf Ende April 2019 das Präsi-dium des ETH-Rats abgeben, da er das Pensions- alter erreicht.

Beth Krasna* 1953, Schweizerin / Amerikanerin Dipl. Ing.

Vizepräsidentin des ETH-Rats seit 2018, Mitglied des ETH-Rats seit 2003 sowie Präsidentin des Auditausschusses seit 2008. Unabhängige Verwaltungsrätin.

Beth Krasna hat ein Diplom als Chemieingenieurin der ETH Zürich und einen Management-Mastertitel des Massachusetts Institute of Technology (Cam-bridge, USA). Sie ist Verwaltungsrätin bei Coop und bei der Symbiotics SA sowie Verwaltungsratsprä- sidentin der Ethos Services AG und der Xsensio SA. Zudem ist Beth Krasna Vizepräsidentin des Stif-tungsrats des Hochschulinstituts für internationale Studien und Entwicklung in Genf und Mitglied der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften. Beth Krasna wird per Mai 2019 ad interim das Amt des Präsidenten übernehmen, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist.

Lino Guzzella* 1957, Schweizer Prof. Dr. sc. techn.

Mitglied des ETH-Rats und des Geschäfts- ausschusses seit 2015. Präsident der ETH Zürich seit 2015.

Lino Guzzella promovierte in Maschineningenieur-wesen an der ETH Zürich. Nach Industrieerfahrungen in Forschung und Entwicklung bei Sulzer in Winter- thur und Hilti in Schaan (FL) wurde er 1993 als Assis-tenzprofessor an die ETH Zürich berufen. Seit 1999 ist er ordentlicher Professor für Thermotronik. Von 2003 bis 2004 war er Honda Visiting Professor an der Ohio State University in Columbus (USA). Von Mitte 2012 bis Ende 2014 war er Rektor der ETH Zürich. Lino Guzzella ist Verwaltungsrat der Kistler Holding AG und Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreu-hand KG (RBIK). Er ist ein Fellow der IEEE und der IFAC, Mitglied des Beirats Digitale Transformation des Bundesrats sowie Stiftungsrat des Schweizerischen Innovationsparks. (Bild: Markus Bertschi / ETH Zürich)

Susan Gasser* 1955, Schweizerin Prof. Dr. sc. nat., Dr. h. c. mult.

Mitglied des ETH-Rats seit 2018. Direktorin des Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research und Professorin für Molekularbiologie an der Universität Basel seit 2004 bzw. 2005.

Susan Gasser studierte Biologie und Biophysik an der University of Chicago und promovierte an der Universität Basel. Ab 1986 war sie als Gruppen-leiterin am Swiss Institute for Experimental Cancer Research (ISREC) der EPFL tätig, bis sie 2001 als ordentliche Professorin an die Universität Genf berufen wurde. Ende 2004 wurde sie zur Direktorin des Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research gewählt und seit 2005 ist sie ausserdem ordentliche Professorin für Molekularbiologie an der Universität Basel. Susan Gasser ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie, des Wissenschafts- kollegs zu Berlin und des European Molecular Bio-logy Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) präsidiert sie die Gleichstellungskommission. (Bild: Nestlé Nutrition Council)

Beatrice Fasana* 1969, Schweizerin Dipl. Ing. Lm

Mitglied des ETH-Rats seit 2012. Managing Director der Sandro Vanini SA seit 2013.

Beatrice Fasana studierte Lebensmittelwissen-schaften an der ETH Zürich. Nach einem Traineeship im «Nestlé Research and Development Center» in New Milford (Connecticut, USA) war sie in unter-schiedlichen Leitungsfunktionen für mehrere grosse Lebensmittelhersteller in der Schweiz tätig, darunter als Verantwortliche des Profit Centers «Chewing Gum» von Chocolat Frey und als Marketingleiterin für Coca-Cola. Bis Ende 2012 führte sie ihr eigenes Unternehmen BeFood Consulting SA. Seit 2013 ist sie Managing Director der Sandro Vanini SA, eines Unternehmens der Haecky Gruppe. Des Weiteren ist Beatrice Fasana Mitglied des Rats sowie Präsiden- tin der Verwaltungskommission der Fachhochschule SUPSI (Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana) und seit 2018 Verwaltungsrätin der Raiffeisen Bank del Basso Mendrisiotto.

Marc Bürki* 1961, Schweizer Dipl. El.-Ing.

Mitglied des ETH-Rats seit 2017 und des Audit- ausschusses seit 2018. CEO der Swissquote Holding AG und Swissquote Bank AG seit 1999 bzw. 2002.

Marc Bürki hat ein Diplom als Elektroingenieur der EPFL. Nach ersten beruflichen Erfahrungen bei der European Space Agency in den Niederlanden gründete er 1990 in Gland das Unternehmen Marvel Communications S.A., das auf die Entwicklung von Finanzinformations-Software spezialisiert war. 1999 entstand die auf Online-Trading spezialisierte Swissquote Group Holding AG, deren Börsengang 2000 erfolgte. Noch im selben Jahr erhielt die Swissquote Bank AG die Banklizenz. Beiden Unternehmen sitzt Marc Bürki als CEO vor. (Bild: Swissquote)

Mitglieder des ETH-Rats

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Governance

41ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Martin Vetterli* 1957, Schweizer Prof. Dr. sc.

Mitglied des ETH-Rats und des Geschäfts- ausschusses seit 2017. Präsident der EPFL seit 2017.

Martin Vetterli schloss sein Studium an der ETH Zürich als diplomierter Elektroingenieur ab, erwarb anschliessend einen Master of Science an der Stan-ford University und promovierte schliesslich an der EPFL. Nach Professuren an der Columbia University und an der University of California, Berkeley, kehrte er 1995 als ordentlicher Professor für Kommunika- tionssysteme an die EPFL zurück. Von 2000 bis 2003 war er Mitglied des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats (SWTR, heute SWIR). Von 2004 bis 2011 war er Vizepräsident der EPFL, 2011 bis 2012 Dekan der dortigen Fakultät für Computer- und Kommunikationswissenschaften. Von 2013 bis Ende 2016 übernahm er das Präsidium des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). (Bild: Nik Hunger / EPFL)

Barbara Haering* 1953, Schweizerin / KanadierinProf. Dr. sc. nat., Dr. h. c. sc. pol.

Mitglied des ETH-Rats und des Auditausschusses seit 2008. Präsidentin des Verwaltungsrats der econcept AG seit 2015.

Barbara Haering studierte Naturwissenschaften und promovierte 1996 in Raumplanung an der ETH Zürich. Sie ist Präsidentin des Verwaltungsrats der econcept AG sowie Verwaltungsrätin der Ernst Schweizer AG, Metallbau. Zudem präsidiert sie den Conseil d’orientation stratégique der Universität Genf sowie den Stiftungsrat des Genfer Internatio-nalen Zentrums für Humanitäre Minenräumung. Des Weiteren ist Barbara Haering Stiftungsrätin des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und Hoch-schulrätin der TU Dresden. Seit August 2016 ist sie zudem als Titularprofessorin an der Universität Lausanne tätig.

Christiane Leister* 1955, Schweizerin / Deutsche Dipl.-Vw.

Mitglied des ETH-Rats seit 2017. Inhaberin und Verwaltungsratspräsidentin der Leister-Gruppe seit 1993.

Nach Abschluss des Studiums der Volkswirtschafts-lehre an der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, startete Christiane Leister ihre Karriere bei Jungheinrich (Flurförderzeuge und Lagersysteme). Anschliessend leitete sie Controlling- und Finanz-bereiche bei der Vereinigte Papierwerke AG und der Milupa AG. 1989 übernahm sie strategische und operative Aufgaben im Leister Familien-unternehmen. Seit 1993 ist sie Inhaberin der Leister Unternehmen, die sie bis 2014 auch operativ führte, mit neuen Technologien diversifizierte und zur Leister-Gruppe international ausbaute. (Bild: Leister AG)

Joël Mesot* 1964, Schweizer Prof. Dr. sc. nat.

Mitglied des ETH-Rats und des Geschäfts- ausschusses seit 2010 (Vertreter der Forschungs- anstalten). Direktor des PSI (bis Ende 2018) und Doppelprofessor an der ETH Zürich / EPFL seit 2008.1

Joël Mesot studierte Physik an der ETH Zürich und promovierte 1992 in Festkörperphysik. 2002 erhielt er den Latsis-Preis der ETH Zürich und 1995 den IBM-Preis der SPG (Schweizerische Physikalische Gesellschaft). Nach Aufenthalten in Frankreich und den USA kam er an die ETH Zürich und ans PSI, wo er ab 2004 das Labor für Neutronenstreuung leitete. 2007 wurde er zum Direktor des PSI gewählt. Joël Mesot ist Senator der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und Mitglied verschie-dener aussereuropäischer Expertengremien. Zudem ist er zweiter Vizepräsident des Marcel-Benoist-Stif-tungsrats sowie Stiftungsrat des Swiss Science Center Technorama Winterthur, der Förderstiftung Techno-park Aargau und des Schweizerischen Innovations-parks sowie Verwaltungsrat des PARK INNOVAARE. (Bild: Markus Bertschi / ETH Zürich)

Kristin Becker van Slooten* 1962, Schweizerin / Deutsche Dr.

Mitglied des ETH-Rats und des Geschäfts-ausschusses seit 2017. Projektleiterin für Gleichstellung an der EPFL seit 2017. Maître d’enseignement et de recherche (MER).

Die Umweltwissenschaftlerin Kristin Becker van Slooten studierte Biologie an der Universität Genf und doktorierte in Umweltchemie und Ökotoxiko- logie an der EPFL. Von 1995 bis 2002 war sie wissen-schaftliche Mitarbeiterin im Laboratorium für Umweltchemie und Ökotoxikologie, wo sie ab 2002 die Forschungsgruppe Experimentelle Ökotoxikolo- gie leitete und 2005 den Titel MER erhielt. Von 2006 bis 2016 war sie Referentin des Präsidenten und des Generalsekretärs der EPFL. Seit 2017 ist Kristin Becker als Projektleiterin für Gleichstellung an der EPFL tätig und vertritt erneut, wie bereits von 2004 bis 2006, als Delegierte die Hochschulversammlungen der ETH Zürich und der EPFL im ETH-Rat.

1 Am 1. Januar 2019 übernahm Joël Mesot das Amt des Präsidenten der ETH Zürich. Er sitzt in dieser Funktion weiterhin im ETH-Rat ein.

Neues Mitglied ETH-Rat

Gian-Luca Bona (* 1957) ist seit 2009 Direktor der Empa und Professor für Photonik an der ETH Zürich und der EPFL. Unter der Leitung des studierten Physikers hat sich die Empa zu einem international führenden Forschungsin-stitut für Materialforschung und innovative Technologien entwickelt. Bona ist Mitglied in verschiedenen Gremien für Wissens- und Technologietransfer u. a. bei der Kommission für Technologie und Innovation, im Techno-park Zürich und im Förderzentrum für Jung-unternehmen und Innovationsprozesse glaTec. Als Vertreter der Forschungsanstalten ist Gian-Luca Bona seit 1. Januar 2019 Mitglied des ETH-Rats und löst in dieser Funktion Joël Mesot ab, der die Präsidentschaft der ETH Zürich übernimmt.

Mitglieder des ETH-Rats

Eine vollständige Übersicht der Interessen- bindungen der Mitglieder des ETH-Rats finden Sie auf www.ethrat.ch/interessenbindungen.

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Personalgeschäfte

Personalgeschäfte

licher Assistent des Direktors tätig und übernahm ab 2011 die Leitung des Ressorts Wissenschaft.

Am 1. Januar 2018 trat Beth Krasna, die am 5. Juli 2017 vom Bundesrat zur Vizepräsidentin des ETH-Rats ge- wählt wurde, ihr Amt an. Ebenso wie Prof. Dr. Susan Gasser, die als neues Mitglied in den ETH-Rat gewählt wurde.

Auf Antrag des ETH-Rats bestätigte der Bundesrat am 4. Juli 2018 Prof. Dr. Janet Hering für weitere vier Jahre als Direktorin der Eawag. Seit 2007, als Janet Hering die erste Amtszeit an der Spitze der Eawag an- trat, hat sich diese weltweit als anerkanntes For-schungsinstitut bestätigt. In der Schweiz verstärkte Hering die Vernetzung der Eawag mit den Akteuren des Gewässerschutzes aus Verwaltung und Verbänden.

Personalgeschäfte des ETH-Rats

Wahl in die Direktion des PSIAuf Antrag des damaligen Direktors des PSI, Prof. Dr. Joël Mesot, ernannte der ETH-Rat im Mai 2018 Prof. Dr. Christian Rüegg zum neuen Mitglied der Direktion. Christian Rüegg ist seit 2017 Leiter des Forschungsbe-reiches Neutronen und Myonen (NUM) am PSI und untersucht als Festkörperphysiker das Verhalten von Quantenmagneten. Zudem ist er seit 2011 Honorary Professor am UCL und seit 2012 Professor an der Univer-sität Genf.

Wahl in die Direktion der EmpaIm September 2018 ernannte der ETH-Rat auf Antrag des Direktors der Empa, Prof. Dr. Gian-Luca Bona, Dr. Tanja Zimmermann zum neuen Mitglied der Direk-tion der Empa. Die studierte Holzwissenschaftlerin übernahm 2001 die Leitung einer Forschungsgruppe an der Empa. Ab 2011 leitete sie die Abteilung «Ange-wandte Holzforschung». Es gelang ihr, mit Neugier, Kreativität und wissenschaftlicher Kompetenz einem früher wenig beachteten Forschungsfeld internatio-nales Renommee zu verschaffen. Seit September 2017 leitet Tanja Zimmermann das neue Departement «Functional Materials».

Personalgeschäfte des Bundesrats

Der Bundesrat nahm am 19. Dezember 2018 zur Kennt-nis, dass Fritz Schiesser das Präsidium des ETH-Rats auf Ende April 2019 abgeben wird, da er das Pensi-onsalter erreicht. 2008 übernahm Fritz Schiesser das Präsidium, als der ETH-Bereich in einer schwierigen Phase war. In den folgenden Jahren ist es ihm gelun-gen, mit dem Strategie- und Aufsichtsorgan ETH-Rat den ETH-Bereich auf einem erfolgreichen Kurs zu eta-blieren.

Am 24. Oktober 2018 wählte der Bundesrat Prof. Dr. Joël Mesot zum neuen Präsidenten der ETH Zürich. Die Wahl erfolgte auf Antrag des damaligen Vorste-hers des WBF, Bundesrat Johann Schneider-Am-mann, und einstimmiger Empfehlung des ETH-Rats. Joël Mesot ist seit 2008 Direktor des Paul Scherrer Instituts (PSI) und übte eine Doppelprofessur an den beiden Hochschulen ETH Zürich und EPFL aus. Er trat sein Amt am 1. Januar 2019 an und übernahm die Nachfolge von Prof. Dr. Lino Guzzella.

Lino Guzzella, der von 2015 bis 2018 als Präsident der ETH Zürich amtierte, entschied sich im Mai 2018, auf eine Kandidatur für die nächste Amtszeit als Präsi-dent zu verzichten, um wieder als Professor für Ther-motronik am Departement Maschinenbau und Ver-fahrenstechnik der ETH Zürich tätig zu sein.

Am 14. Dezember 2018 wählte der Bundesrat Prof. Dr. Gian-Luca Bona als neues Mitglied des ETH-Rats, wo er seit 1. Januar 2019 die Funktion des Vertreters der Forschungsanstalten ausübt. Gian-Luca Bona studierte Physik an der ETH Zürich, wo er 1987 sein Doktorat abschloss. Seit 2009 leitet er die Empa und ist Profes-sor für Photonik an der ETH Zürich und der EPFL. Unter seiner Leitung hat sich die Empa zu einem internati-onal führenden Forschungsinstitut für Materialfor-schung und innovative Technologien entwickelt.

Ebenfalls am 14. Dezember 2018 wählte der Bundes-rat Dr. Thierry Strässle zum Direktor des PSI ad inte-rim, das er seit Januar 2019 leitet, bis eine Nachfol-gerin oder ein Nachfolger für das Amt des Direktors gefunden ist. Thierry Strässle ist seit Dezember 2012 Stabschef des PSI. 2005 kam der studierte Physiker als Instrumentverantwortlicher des Labors für Neutro-nenstreuung ans PSI. Ab 2010 war er als wissenschaft-

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Governance

43ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Professorengeschäfte

Ernennung von Professorinnen und Professoren2018 behandelte der ETH-Rat 170 Professorenge-schäfte. Insgesamt ernannte er 74 Professorinnen und Professoren, davon 54 neue Personen und 20 interne Beförderungen. Insgesamt wurden an der ETH Zürich 16 Professorinnen und 32 Professoren und an der EPFL 7 Professorinnen und 19 Professoren ernannt.

Bei 7 der 25 Ernennungen von ordentlichen Profes-sorinnen und Professoren handelte es sich um Be- förderungen von ausserordentlichen Professorinnen und Professoren. Bei 13 der 21 Ernennungen von aus-serordentlichen Professorinnen und Professoren han-delte es sich um Beförderungen von Assistenzprofes-sorinnen und -professoren.

Der Frauenanteil bei den Ernennungen neuer Personen lag 2018 bei 31 %.

Professorengeschäfte

Erstmals hat der ETH-Rat 2018 einen affiliierten Pro-fessor ernannt. Affiliierte Professorinnen und Profes-soren arbeiten hauptamtlich an einer in- oder aus-ländischen Forschungsinstitution und sind mit einem reduzierten Beschäftigungsgrad an einer ETH tätig. Sie haben den Status von ordentlichen Professorin-nen oder Professoren und werden in der Statistik als solche gezählt.

Weiter verlieh der ETH-Rat 4 Wissenschaftlerinnen und 7 Wissenschaftlern den Titel einer Professorin (Titular-professorin) bzw. eines Professors (Titularprofessors).

Emeritierungen und Rücktritte2018 nahm der ETH-Rat von 26 Rücktritten aus Alters-gründen Kenntnis: 18 an der ETH Zürich und 8 an der EPFL. Zudem informierten die ETH Zürich und die EPFL den ETH-Rat über insgesamt 6 Rücktritte aus anderen Gründen.

74 31 %Professorinnen und Professoren, davon 16 Frauen und 32 Männer an der ETH Zürich sowie 7 Frauen und 19 Männer an der EPFL

bei den Ernennungen neuer Personen

Ernennungen

25davon 3 Frauen und 22 Männer

Ordentliche Professoren*

21davon 9 Frauen und 12 Männer

Ausserordentliche Professoren

23davon 9 Frauen und 14 Männer

Assistenzprofessoren mit Tenure Track

5davon 2 Frauen und 3 Männer

Assistenzprofessoren ohne Tenure Track

Frauenanteil

Die insgesamt 74 Ernennungen umfassten:

* davon 1 affiliierter Professor

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Governance

44

Die Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der Fi- nanzierung und die Auswirkungen eines hemmendenpolitischen und rechtlichen Umfelds (Verhältnis Schweiz-EU) bilden auch in 2018 zwei der wichtigsten Kern- risiken des ETH-Bereichs. Das Eingehen übermässiger Verpflichtungen, die Gefahr einer mangelnden Über-sicht über langfristige finanzielle Verpflichtungen und ihre Folgen sowie des Verlusts von Steuerung und Kon-trolle durch die Schaffung externer Strukturen stellen weitere Kernrisiken dar, genauso wie potenzielle Ver-letzungen von Geschäftsgeheimnissen, Datenverlust und Veröffentlichung von vertraulichen Daten, mögli-che Verstösse gegen die wissenschaftliche Integrität und die gute wissenschaftliche Praxis sowie Gewalt und / oder Bedrohung gegen Personen.

Trotz sorgfältigen Risikomanagements ist nicht auszu-schliessen, dass eine Institution von einem Schaden-sereignis betroffen wird, das die Erfüllung ihrer ge- setzlich verankerten Aufgaben gefährdet. In diesem Fall würde der ETH-Rat gemäss Art. 30 Abs. 2 der Ver-ordnung über das Finanz- und Rechnungswesen des ETH-Bereichs, nach Konsultation der EFV, beim WBF zu- handen des Bundesrats eine Anpassung der Strategi-schen Ziele oder eine Erhöhung des Finanzierungsbei-trags des Bundes beantragen.

Den von den Institutionen abgeschlossenen Versiche-rungen kommt eine wichtige Bedeutung zu. Die Insti-tutionen müssen sich subsidiär zu anderen Massnah-men gegen allfällige Schäden versichern, sofern sich diese versichern lassen und deren Versicherung finan-zierbar ist. Jede Institution ist für den Abschluss ihrer Versicherungen und die Verwaltung ihres Versiche-rungsportfolios selbst verantwortlich. Sie muss dabei ihre individuelle Risikolage berücksichtigen, ein an- gemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis anstreben und die Bestimmungen über das öffentliche Beschaffungs-wesen des Bundes einhalten. Die Versicherungen müs-sen dem im schweizerischen Versicherungsmarkt übli-chen Standard genügen und bei einer in der Schweiz zugelassenen Versicherungseinrichtung abgeschlossen werden. Die Institutionen haben Sach- und Betriebs-haftpflichtversicherungen sowie kleinere Versicherun-gen für spezifische Risiken abgeschlossen. Nicht ver- sichert sind die Immobilien im Eigentum des Bundes, da die Eidgenossenschaft die Strategie des Selbstver-sicherers verfolgt.

Als Führungs- und Aufsichtsorgan definiert der ETH-Rat die Risikopolitik für den ETH-Bereich. Er hat dies-bezüglich für die beiden ETH und die Forschungsan-stalten verschiedene Ziele festgelegt. Einerseits soll sichergestellt werden, dass die Aufgaben wirkungsori-entiert, kosteneffizient und vorausschauend erfüllt so- wie die Funktions- und die Innovationsfähigkeit er- halten werden können. Andererseits soll die Sicherheit von Personen, Sachen und anderen Vermögenswerten in grösstmöglichem Umfang gewährleisteten werden. Die Führung der Institutionen des ETH-Bereichs soll durch umfassende, transparente und aktuelle Risiko- informationen unterstützt, das Risikobewusstsein bei Studierenden und Mitarbeitenden gefördert und der gute Ruf des ETH-Bereichs gewahrt werden.

Alle Institutionen des ETH-Bereichs verfügen über einen eigenen Risikomanagementprozess, der indivi-duelle Risiken identifiziert und bewertet sowie Strate-gien zu deren Bewältigung und ein entsprechendes Controlling umfasst. Die Aktivitäten des Risikomanage-ments und die Steuerung des Prozesses werden in jeder Institution durch einen Risikomanager und / oder ein Risikokomitee koordiniert. Jede Institution führt einen eigenen Risikokatalog, der die identifizierten Ri- siken mit ihrer Bewertung basierend auf der Eintritts-wahrscheinlichkeit und potenzieller Schadenhöhe de- tailliert beschreibt. Zudem wird die mögliche Auswir-kung eines Risikos auf die Reputation berücksichtigt. Die Risikokataloge werden mindestens einmal pro Jahr aktualisiert.

Im Rahmen ihrer jährlichen Berichterstattung an den ETH-Rat informieren die Institutionen über ihre Kern-risiken, insbesondere über Bestand, Umfang und mögliche Auswirkungen. Kernrisiken sind Risiken mit potenziell hohen finanziellen Auswirkungen und einer überdurchschnittlichen Eintrittswahrscheinlichkeit. Sie gefährden die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben der Institutionen unmittelbar. Das Reporting der Kernrisi-ken wird anschliessend dem für den ETH-Bereich zu- ständigen Departement zugestellt. Zudem müssen die Institutionen den ETH-Rat unmittelbar über eventu-elle ausserordentliche Risikoveränderungen oder Schadensereignisse in Kenntnis setzen. Individuelles Profil, spezifische Ausrichtung und Grösse der einzelnen Institutionen spiegeln sich in ihren Risikokatalogen wider. So weisen beide Hochschulen andere Kernrisi-ken aus als die vier Forschungsanstalten und die Be- wertung desselben Risikos kann variieren.

Risikosituation und Risikomanagement

Risikosituation und Risikomanagement

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STRATEGISCHE ZIELELehre Ziel 1 46

Forschung Ziel 2 49

Forschungsinfrastrukturen Ziel 3 52

Wissens- und Technologietransfer Ziel 4 55

Nationale Zusammenarbeit 58 und Koordination Ziel 5

Internationale Positionierung 61 und Zusammenarbeit Ziel 6

Rolle in der Gesellschaft 64 und nationale Aufgaben Ziel 7

Finanzierungsquellen 67 und Mittelverwendung Ziel 8

Immobilienmanagement Ziel 9 71

Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit 76 und wissenschaftlicher Nachwuchs Ziel 10

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Strategische Ziele

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Ziel 1 Lehre

der Studierenden und Doktorierenden Frauen, was einer Erhöhung gegenüber den Vorjahren entspricht (2017: 30,6 %) (für detaillierte Statistiken zu Studie-renden und Doktorierenden s. Monitoringtabelle und akademisches Leistungsreporting, S. 82 ff.).

Die beiden ETH entwickeln ihre Curricula kontinuier-lich mit Blick auf die strategisch wichtigen Tätigkeits-bereiche und die Bedürfnisse der Gesellschaft weiter und integrieren dabei die neusten Entwicklungen in der Forschung. In diesem Zusammenhang haben die ETH Zürich und die EPFL die gemeinsame Lancierung eines Masterprogramms in Cybersecurity beschlossen, das 2019 starten wird. Die EPFL hat ihr Angebot auf Masterstufe weiterentwickelt und einen Studiengang in Robotik eingeführt, der im ersten Jahr seines Beste-hens 69 Studierende zählte. 84 der 100 Studierenden des ersten Jahrgangs des Bachelorstudiengangs in Humanmedizin der ETH Zürich, der 2017 eingeführt worden war, haben die beiden Prüfungsblöcke des Basisjahres erfolgreich absolviert (s. auch Ziel 5, S. 58). Die ETH Zürich und die EPFL bieten jede seit dem Herbstsemester 2017 einen Master in Data Science an. Diese Studiengänge sind sehr erfolgreich und ver-zeichneten 2018 insgesamt 124 neue Studierende an den beiden ETH (37 mehr als 2017). Die EPFL hat ihre Grundkurse einer wesentlichen Reform unterzogen, um frühzeitig computergestütztes Denken zu integrieren. Sie hat zudem ein neues Doktoratsprogramm in rech-nergestützter und quantitativer Biologie eingeführt.

Die Mitarbeitenden des PSI, der WSL, der Empa und der Eawag bieten Vorlesungen, Seminare und prakti-sche Arbeiten sowie andere Lehrangebote in ver-schiedenen Fachgebieten an. 2018 entsprach dieses Engagement 18 659 Unterrichtsstunden an einer in- oder ausländischen Hochschule (s. Abb. 13, S. 88). Im Berichtsjahr machten zudem 1477 Studierende und Doktorierende eine Bachelor-, Master- oder Doktor-

Im Jahr 2018 waren an den beiden ETH 32 531 Studierende und Dokto-rierende eingeschrieben. Dies ent-spricht einem Wachstum von 4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die steigende Attraktivität des ETH-Bereichs ist ein Zeichen für die exzellente Qualität der Lehre. Das entsprechende An-gebot wurde auch 2018 mit Schwer-punkt auf Innovation, Digitalisie-rung und kritisches Denken weiter-entwickelt.

Exzellenz in der forschungs- und kompetenzorientierten Ausbildung Die Ausbildung im ETH-Bereich ist im internationalen Vergleich exzellent und attraktiv. 2018 stieg die Ge- samtzahl der Studierenden und Doktorierenden an der ETH Zürich auf 21 397 und an der EPFL auf 11 134 (je + 4 % gegenüber 2017). Zum zweiten Mal in Folge ver-zeichneten die Bereiche Informatik und Kommunika-tionstechnologie die höchste Zunahme (+ 11,9 %). Dies ist eine erfreuliche Entwicklung angesichts des zuneh-menden Interesses von Gesellschaft und Wirtschaft, den wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem Bereich zu fördern. Die Internationalität der Studierenden und Doktorierenden ist ein weiterer Beweis für die Attrak-tivität des ETH-Bereichs. 2018 betrug der Anteil der ausländischen Studierenden und Doktorierenden 46,6 % (2017: 45,7 %). Zu erwähnen ist, dass der Anteil bei den Doktorierenden um einiges höher liegt als bei den Masterstudierenden und vor allem als bei den Bachelorstudierenden, von denen 69,6 % aus der Schweiz stammen. Die beiden ETH unternehmen grosse Anstrengungen, um den Frauenanteil in den angebo-tenen Studiengängen zu erhöhen. 2018 waren 31,3 %

Strategisches Ziel

LEHRE

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Strategische Ziele

47ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 1 Lehre

arbeit an einer der Forschungsanstalten. Das Jahr war geprägt durch mehrere Ernennungen von Professo-rinnen und Professoren, die an einer der Forschungs-anstalten tätig sind. So konnte im Berichtsjahr eine EPFL-Professur am Institute of Chemical Science and Engineering in Kombination mit der Laborleitung Femtochemie am PSI besetzt werden. Die ETH Zürich hat der «Biointerfaces»-Laborleiterin an der Empa einen Professorentitel verliehen, weitere Empa-For-schende erhielten Professorentitel an den Universitä- ten Freiburg und Basel, eine Leiterin einer Eawag- Forschungsgruppe wurde zur ausserordentlichen Professorin für anorganische Umweltgeochemie an der ETH  Zürich und ein weiterer Gruppenleiter der Eawag wurde zum ausserordentlichen Professor für Gewässerökologie an der Universität Zürich ernannt. Beide sind nach wie vor auch an der Eawag tätig. Eine Professur für Ökotoxikologie, gemeinsam ausge-schrieben von der Eawag und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, wurde 2018 erfolgreich be- setzt. Dies ist das erste Mal, dass die Eawag mit einer Fachhochschule eine gemeinsame Professur geschaf-fen hat. Darüber hinaus hat das PSI mit der Universi-tät Bern im Berichtsjahr eine Professur im Bereich «Nichtlineare Optik» ausgeschrieben, die mit einer Laborleitung am PSI verknüpft ist. Und im Sommer 2018 haben die WSL und die EPFL eine gemeinsame ordentliche Professur ausgeschrieben.

Die Institutionen des ETH-Bereichs fördern den Aus-tausch zwischen den MINT-Fächern und den Sozial- und Geisteswissenschaften, damit die Studierenden ihre Kompetenzen weiterentwickeln können. An der ETH Zürich ist beispielsweise das Programm «Science- in-Perspective» (SiP), das neue Perspektiven auf die Natur- und Ingenieurwissenschaften eröffnet und das kritische Denken fördert, seit vielen Jahren in den verschiedenen Studiengängen fest verankert. Im Rah-men dieses Programms fanden 2018 zwei «SiP Talks» statt. Einer davon befasste sich mit den Möglichkei-ten und Grenzen der rechnergestützten Technologien in den Life Sciences, der andere hatte die Sammlung persönlicher Daten der Studierenden während ihres Studiums an der ETH Zürich zum Thema. Zudem hat die ETH Zürich spezifische Angebote für verschiedene Ingenieurstudiengänge entwickelt, die betriebs- und volkswirtschaftliche Grundkenntnisse vermitteln. Die EPFL bietet verschiedene Aktivitäten, um sozial- und geisteswissenschaftliche Kenntnisse in ihre Studien-gänge zu integrieren. Die Lehrveranstaltung «Globale Herausforderungen» ist im ersten Studienjahr obliga-torisch. Ab dem zweiten Studienjahr wird eine Aus-wahl an Vorlesungen in Sozial- und Geisteswissen-schaften angeboten. Die WSL hat einen MOOC (Massive Open Online Course) zum Thema Landschaftsökologie lanciert, in dem sich Natur- und Sozialwissenschaften begegnen. Dieser MOOC ist das Resultat der Zusammen-arbeit von sechs Universitäten und Forschungsinsti-tuten und wird gemeinsam von der WSL und der ETH Zürich finanziert. Die Eawag bietet zusammen mit der EPFL vier MOOCs zum Thema «Sanitation, Water and Solid Waste for Development» an und beteiligt sich seit Ende 2017 an einem zusätzlichen Online-Kurs mit dem Titel «Introduction to Public Health Engineering in Humanitarian Contexts».

Innovationen und Qualitätssicherung in der LehreZusätzlich zum Standard-Lehrangebot entwickeln und fördern die Institutionen des ETH-Bereichs neu-artige Unterrichts- und Lehrformen. Der KITE Award der ETH Zürich, der fortschrittliche Lehrkonzepte aus-zeichnet, ging 2018 an drei Dozierende des Departe-ments Informatik für ihre «E-Tutorials», die Studie-renden verschiedener Studiengänge ermöglichen, das Programmieren zu erlernen und anzuwenden. Die «E-Tutorials» sind inhaltlich auf die jeweiligen Fach-gebiete der Studierenden abgestimmt und erlauben eine individuelle Betreuung auch in grossen Lehrver-anstaltungen. Die ETH Zürich bietet auch eine grosse Anzahl von Onlineprüfungen an. Diese eignen sich besonders, um Kompetenzen zu prüfen. Ein neuer Prüfungsraum in Zürich-Oerlikon wurde in Betrieb genommen und das Projekt «Prüfen mit mobilen Ge- räten» lanciert.

Auch die «Mixed Reality», welche die physische Inter-aktion von verschiedenen Personen mit computer-erzeugten Simulationen im Unterrichtsraum möglich macht, hat im Lehrangebot der ETH Zürich an Be-

Inspirierende Lernumgebung: Studierende im multifunktionalen Rolex Learning Center der EPFL.› Michael Sieber / ETH-Rat

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Strategische Ziele

48

Ziel 1 Lehre

Förderung der nationalen und internationalen MobilitätDie ETH Zürich und die EPFL unterstützen die Mobilität der Studierenden, um den Erfahrungs- und Ideen-austausch zu fördern. Im Studienjahr 2017/2018 ver-brachten 350 Studierende der ETH Zürich ein oder zwei Semester an einer anderen Hochschule im In- oder Ausland. An der EPFL entschieden sich im Frühjahrs- semester 326 und im Herbstsemester 385 Studierende für einen Austausch mit einer anderen Hochschule. Zahlreich sind auch die Mobilitätsstudierenden von einer anderen in- oder ausländischen Hochschule, die für einen Austausch an die ETH Zürich oder an die EPFL kommen. So besuchten im Jahr 2018 480 Mobilitäts-studierende Lehrveranstaltungen an der ETH Zürich auf Bachelor- und Masterstufe. An der EPFL waren es 524 (s. Abb. 7, S. 85).

Auch im ETH-Bereich existiert ein Mobilitätsprogramm, das den Austausch zwischen den Institutionen des ETH-Bereichs fördern soll. 2018 profitierten über 150 Studierende durch die Teilnahme an einer Summer School und 86 durch den Austausch mit einer anderen Institution des ETH-Bereichs von diesem Programm. Die Einführung des Masterstudiengangs in Cybersecu-rity 2019 durch die ETH Zürich und die EPFL wird die Mobilität der Studierenden weiter erhöhen, da das Programm ein Austauschsemester zwischen den bei-den ETH vorsieht.

deutung gewonnen. Mehrere Mixed-Reality-Projekte wurden 2018 vom Innovedum Fonds der ETH Zürich, der innovative Lehrprojekte unterstützt, finanziert. Zudem haben die ETH Zürich und die WSL in Zusam-menarbeit mit einem privaten Unternehmen eine App für HoloLens-Brillen entwickelt, mit denen die Stu-dierenden mehr über Flechten erfahren.

Die EPFL lancierte 2018 neuartige Lehrinitiativen, die auf den drei Pfeilern «CORE», «MAKE» und «LEARN» basieren. Die CORE-Initiative befasst sich mit der Weiterentwicklung der polytechnischen Grundkurse durch die Einführung von neuen Unterrichtsmetho-den wie dem «Flipped Classroom», den Fern- oder virtuellen Erlebnissen oder dem MOOC-unterstützten Klassenzimmer. Die MAKE-Initiative unterstützt die Arbeit in Labors, interdisziplinäre Projekte mit Stu-dierenden aus verschiedenen Fakultäten und die Ent- wicklung neuartiger Infrastrukturen mittels Discovery Learning Labs. Die LEARN-Initiative konzentriert sich auf die translationale Pädagogikforschung (s. S. 66). Auch das PSI entwickelt sein Online-Lehrangebot wei-ter und hat in Zusammenarbeit mit der EPFL und der Universität Zürich den MOOC «SYNCHROTRONx» als Ein-führung in Synchrotrone und Röntgenlaser lanciert. Über 4000 Studierende haben diesen Kurs bereits ab- solviert.

Um die Qualität ihrer Studiengänge und Lehrveran-staltungen sicherzustellen, nehmen die ETH Zürich und die EPFL regelmässig Evaluationen und Akkreditie-rungen vor. Die Resultate der Evaluationen fliessen in die Ausbildungsoptimierung ein. Die Studierenden der ETH Zürich haben seit einigen Jahren die Möglichkeit, nicht nur die Lehrveranstaltungen, sondern auch die schriftlichen Prüfungen zu beurteilen. Im Frühlings-semester 2018 wurden 497 Prüfungen evaluiert. Der Rücklauf lag im Mittel bei 47,6 % und die Gesamtzu-friedenheit bei 3,6 (auf einer Skala von 1 bis 5). 

Die EPFL hat ein Pilotprojekt zur Evaluation aller Bache-lor- und Masterstudiengänge lanciert. Die Masterstu-dierenden wurden zu ihrem Bachelorstudium befragt und die Alumni zu ihrem Masterstudium. Es ist auch vorgesehen, die Daten des Onlinelehrangebots für die Weiterentwicklung der Lehr- und Lehrmittelanalyse zu verwenden.

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Strategische Ziele

49ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 2 Forschung

Strategisches Ziel

FORSCHUNG

Die Exzellenz des ETH-Bereichs in der Forschung wird erneut durch das hohe Niveau der Arbeiten und Publikationen der Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler be- stätigt. Auch die Topposition der beiden ETH in den internationalen Rankings und die zahlreichen Aus- zeichnungen und Stipendien, die die Forschenden des ETH-Bereichs erhalten haben, belegen die her-vorragende Leistung.

Internationale Spitzenposition in der Forschung 2018 verzeichnete der ETH-Bereich sehr viele ver-schiedene Forschungsaktivitäten. Zu den wichtigsten Kooperationsprojekten gehören die FET-Flagship- Projekte der Europäischen Kommission. Von den 140 in ganz Europa eingereichten Projektvorschlägen für das FET-Projekt «Quantum Flagship» wurden 20 aus-gewählt; darunter sechs Projekte mit Beteiligung von Forschenden der ETH  Zürich. Für das nächste FET- Flagship kamen die beiden Projekte «Health EU» und «Time Machine» der EPFL in die zweite Auswahlrunde. Auch andere Grossprojekte werden mit internationa-len Partnern umgesetzt, oder aber mit verschiedenen Schweizer Akteuren. So lancierte die ETH Zürich ge- meinsam mit der SBB die interdisziplinäre «ETH Mobi-litäts-Initiative», um die Erforschung innovativer Lösungsansätze für die Mobilität der Zukunft zu stär-ken und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu fördern. An der EPFL gelang in Zusammenarbeit mit dem CHUV (Centre hospitalier universitaire vaudois) und der Universität Lausanne ein entscheidender Durchbruch bei der Behandlung von Querschnittsläh-mung (s. S. 22). Forschende der WSL beteiligen sich an

der internationalen G-TREE (Global Treeline Range Ex- pansion Experiment)-Initiative, die den Einfluss ver-schiedener Faktoren auf die aufgrund der Klima- erwärmung zu beobachtende Verschiebung der Wald-grenze in höhere Lagen ermitteln soll. Die Arbeiten der WSL liefern wichtige Informationen zu den Keimungs- und Wachstumsbedingungen der Baumsamen und Bäume oberhalb der heutigen Waldgrenze.

Zahlreiche Forschungsarbeiten stützen sich auf leis-tungsfähige und hochspezialisierte Forschungsinfra-strukturen und erlauben es so, die Grenzen der For-schung auszuweiten. Dies ist beispielsweise bei den Projekten am SwissFEL des PSI der Fall (s. auch Ziel 3, S. 52). Im Rahmen erster Pilotexperimente an der ARAMIS-Strahllinie des SwissFEL konnte die besondere Leistungsfähigkeit des Röntgenlasers für die Untersu-chung von Proteinen oder Proteinkomplexen erfolg-reich unter Beweis gestellt werden. Die Pilotexperi-mente ermöglichten nicht nur, die Struktur der Pro- teine zu analysieren, sondern auch, ihre Bewegungen und Formveränderungen zu beobachten.

Zu den weiteren wichtigen Forschungserfolgen gehö-ren auch diejenigen der Empa-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler, die einen entscheidenden Durchbruch im Bereich der Graphennanobänder er- zielten (s. S. 31). Anderen Empa-Forschenden gelang in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und IBM Re- search – Zurich die künstliche Erzeugung des soge-nannten Superfluoreszenz-Effekts. Diese Entdeckung könnte weitere Entwicklungen im Bereich der LED- Beleuchtung, der Quantensensorik, der Quantenkom-munikation und sogar künftiger Quantencomputer ermöglichen. An der Eawag beschäftigten sich die Forschenden mit der Diversifizierung der Buntbarsche, die ideale Modelle zur Untersuchung der Artenent-wicklung sind, da sie sich extrem rasch entwickeln und ständig neue Arten hervorbringen. Die Eawag-

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Strategische Ziele

50

Ziel 2 Forschung

Verschwindende Gletscher, Biofilme und mikrobielles Leben: Das erste Forschungs-programm für das Alpine and Polar Environment Research Center (Alpole) des EPFL Campus in Sitten startete im Februar 2019. Ein Forscherteam trainierte 2018 auf dem Corbassière-Gletscher die notwendigen Hand-griffe (s. S. 19 f.).

2018 erhielten die Institutionen des ETH-Bereichs zahlreiche ERC Grants: sieben Starting Grants, 16 Ad- vanced Grants, 14 Consolidator Grants und zwei Proof of Concept Grants. Zudem ging ein ERC Synergy Grant an das Projekt HERO (Hidden Entangled and Resona-ting Orders), welches unter der Leitung des PSI in Zu- sammenarbeit mit der ETH Zürich, der EPFL und der Universität Stockholm umgesetzt werden wird.

Die Forschenden des ETH-Bereichs nehmen aktiv an den nationalen Ausschreibungen wie den Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) und den Nationalen Forschungsprogrammen (NFP) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) teil. Die Institutionen des ETH-Be-reichs sind derzeit als Leading House oder Co-Leading House an mehreren Vorschlägen für neue NFS betei-ligt, die in der ersten Evaluationsphase mit den Noten A oder B bewertet wurden. Der SNF hat die Verlänge-rung der Finanzierung des NFS «Robotik» von 2018 bis 2022 bestätigt, der von der EPFL geleitet und von der ETH Zürich mitgeleitet wird. Die Institutionen des ETH- Bereichs leiten 13 der 25 Projekte des NFP 73 «Nach- haltige Wirtschaft», die 2018 gestartet sind.

Die bibliometrische Analyse des ETH-Bereichs, die 2018 durchgeführt wurde, bestätigte die exzellente Leis-tung der Institutionen des ETH-Bereichs in Bezug auf die Publikationstätigkeit. Die vom CWTS (Centre for Science and Technology Studies, Leiden, Niederlande) durchgeführte Studie hat ergeben, dass sämtliche Ins-titutionen des ETH-Bereichs im internationalen Ver-gleich sehr leistungsstark sind. Das durchschnittliche Ergebnis des Impacts ihrer Publikationen, ebenso wie der Anteil ihrer Publikationen, der zu den internatio-

Forschenden konnten die Buntbarsche in einem See in Tansania, wo diese Fische vor rund 50 Jahren ange- siedelt worden waren, quasi bei der Evolution beob-achten.

Die Exzellenz der Forschenden des ETH-Bereichs zeigt sich auch in den zahlreichen Auszeichnungen und Forschungsstipendien, die diese 2018 erhielten. Alessio Figalli, Mathematik-Professor an der ETH Zürich, er- hielt die renommierte Fields-Medaille (s. S. 15); ETH- Professor Lars-Erik Cederman wurde mit dem Schwei-zer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet und Professorin Ursula Keller, ebenfalls von der ETH Zürich, erhielt den Europäischen Erfinderpreis (s. S. 17). Von der ETH Zürich erhielt zudem Professor Reto Knutti den Preis der Stiftung Dr. J.E. Brandenberger und Pro-fessor Antonio Lanzavecchia wurde mit dem Louis- Jeantet-Preis für Medizin ausgezeichnet. Der Nationale Latsis-Preis 2018 ging an die EPFL-Professorin Andrea Ablasser (s. S. 21). Von der EPFL erhielt zudem Pro- fessorin Maryna Viazovska den Mathematics Breakth-rough Prize, Professor Michael Grätzel die August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze, Professor Paul Dysen den European Sustainable Chemistry Award und Professor Jacques Lévy den Vautrin-Lud-Preis für Geografie. Ayodhya Tiwari, Laborleiter an der Empa, erhielt den Ehrendoktor der belgischen Hasselt Uni-versität, und Empa-Forscherin Maria Muñoz wurde mit dem «Swiss Aerosol Award» ausgezeichnet. Pro-fessorin Janet Hering, Direktorin der Eawag, erhielt den Clarke-Preis des amerikanischen National Water Research Institute und wurde von der Geochemical Society und der European Association of Geochemis-try mit dem Geochemical Fellow ausgezeichnet.

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Strategische Ziele

51ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 2 Forschung

nalen Top 10 gehört, ist – teilweise sogar bedeutend – höher als der weltweite Durchschnitt (s. auch Ziel 6, S. 61 ff.). Auch in den internationalen Rankings der besten Universitäten der Welt besetzen die beiden ETH weiterhin Spitzenplätze (s. S. 91).

Schwerpunkte in der ForschungZahlreiche Forschungsaktivitäten fanden im Rahmen der vier Strategischen Fokusbereiche statt, die der ETH- Rat für die Periode 2017–2020 definiert hat.

Im Einklang mit der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes hat die Energieforschung einen be- sonderen Stellenwert für den ETH-Bereich. Die Insti-tutionen des ETH-Bereichs leiten sieben der acht SCCER (Swiss Competence Center for Energy Research). Zudem schufen sowohl die ETH Zürich als auch die EPFL 2018 zwei zusätzliche Professuren in diesem strategischen Bereich. Die ETH Zürich, das PSI und die Empa bauen gemeinsam die interdisziplinäre Entwicklungsplatt-form ReMaP auf, um die zukünftige Energieversor-gung von Quartieren zu modellieren. In Zusammen-arbeit mit der ETH Zürich, der EPFL und den Univer- sitäten Lausanne, Freiburg und Zürich lieferte eine Studie der WSL erstmals Zahlen zu den Auswirkungen des Gletscherrückgangs auf die Wasserkraftproduk-tion. Forschende der Eawag untersuchten in einem vom Bundesamt für Umwelt unterstützten Projekt das Potenzial bestimmter Seen als Wärmequellen oder -senken. Auch auf der Energieforschungsplattform «ehub» der Empa laufen verschiedene Projekte, wie die Installation einer Batterie auf Basis einer Salz-schmelze oder die Entwicklung verschiedener Com-putermodelle, um beispielsweise die Energienach-frage besser vorherzusagen.

Auch die Datenwissenschaften sind einer der Stra-tegischen Fokusbereiche des ETH-Bereichs. 2018 wur-den in diesem Fachgebiet drei neue Professuren an der ETH Zürich und eine an der EPFL besetzt. Vier Pro- jekte der Initiative ETH+ der ETH Zürich, die 2018 be- willigt worden sind, stehen in direkter Verbindung mit der Digitalisierung und sehen die Schaffung von sechs zusätzlichen Professuren in naher Zukunft vor. Das Swiss Data Science Center hat zudem die ersten interdisziplinären Projekte im Bereich Datenwissen- schaften und Offene Wissenschaft gestartet, die von einer neuen Datenanalysesoftware unterstützt wer-den. Die Grossforschungsanlagen des PSI können als Testumgebung zur Entwicklung neuer Technologien und Konzepte für die Datenverarbeitung und –ver-waltung dienen. Im Rahmen von Pilotanwendungen bieten sie Partnern aus Wissenschaft und Industrie die Möglichkeit, Anwendungen z. B. im Bereich der Cybersicherheit oder des maschinellen Lernens aus-zutesten.

In Bezug auf den Strategischen Fokusbereich «Advan-ced Manufacturing» präsentierten die Verantwortli-chen der sieben ersten durch dieses Programm finan-

zierten Projekte im November 2018 die bereits vor- liegenden Resultate. Vier neue Projekte sind 2018 an- gelaufen. Auf das Netzwerk von Technologietransfer-zentren im Bereich «Advanced Manufacturing», das sich im Aufbau befindet, wird in Ziel 4 näher einge-gangen (s. S. 55 ff.). An der ETH Zürich fand zudem im Rahmen des NFS «Digitale Fabrikation» in Zusammen-arbeit mit dem RILEM (Réunion Internationale des Laboratoires et Experts des Matériaux, systèmes de construction et ouvrages) eine internationale Konfe-renz zum Thema «Digital Concrete» statt. Ebenfalls im Rahmen dieses NFS ist 2018 das DFAB HOUSE entstan-den (s. auch Ziel 3, S. 52 ff.).

Die Höhepunkte aus dem Strategischen Fokusbereich «Personalized Health and Related Technologies» wer-den in Ziel 5 (s. S. 58 ff.), das sich ausführlich mit dem Beitrag der Institutionen im Bereich der Medizin und der Medizintechnik befasst, detailliert beschrieben.

Wissenschaftliche IntegritätDie wissenschaftliche Integrität und die ethische Ver-antwortung sind zentrale Werte des ETH-Bereichs. Sämtliche Institutionen des Bereichs haben Massnah-men getroffen, die eine Kultur befördern, in der ein besonderes Augenmerk auf die wissenschaftliche In- tegrität gelegt wird. Zudem stehen insbesondere der neuen Forschergeneration zahlreiche Schulungs- und Informationsangebote zur Verfügung. Zur Förderung der wissenschaftlichen Integrität hat die Schulleitung der ETH Zürich eine neue Kommission für gute wissen- schaftliche Praxis ins Leben gerufen. Sie besteht aus 16 Mitgliedern (eines pro Departement) und hat ins-besondere die Aufgabe, die Arbeit am Thema schul- weit zu koordinieren, das Bewusstsein für korrektes wissenschaftliches Arbeiten zu fördern, entsprechende Lehrinhalte und Lehrveranstaltungen zu empfehlen sowie die Schulleitung in diesem Gebiet sachkundig zu unterstützen.

Die EPFL hat ihren Compliance Guide überarbeitet und 2018 eine neue Version davon publiziert. Die Wissen-schaftsethik nimmt darin mit einem eigenen Kapitel eine wichtige Stellung ein. Das PSI hat Anpassungen im Ausbildungsprogramm Research Integrity für Nach-wuchswissenschaftler vorgenommen. Zusätzlich zu den bestehenden Kursen wurde ein neues eLearning-Kursmodul zur Ethik in der Forschung lanciert. Die WSL organisierte 2018 ein «World Café» zur wissenschaft-lichen Integrität für die Forschenden aller Stufen. Wie jedes Jahr organisierte die Empa zwei Welcome-Ver-anstaltungen für die neuen Doktorierenden und nutzte diese dazu, um sie in die Grundregeln der wis-senschaftlichen Integrität einzuführen. Schliesslich haben die Institutionen Verfahrensabläufe etabliert, die bei Verdacht auf Betrug zu befolgen sind. Zu ent-sprechenden Untersuchungen kam es vor kurzem an der ETH Zürich und am PSI. In beiden Fällen wurden die Untersuchungsresultate durch die Institutionen öffentlich kommuniziert.

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Strategische Ziele

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Ziel 3 Forschungsinfrastrukturen

Strategisches Ziel

FORSCHUNGS- INFRASTRUKTUREN

Der Ausbau der Forschungsinfra-strukturen des ETH-Bereichs wurde 2018 erfolgreich weiterverfolgt. Zahlreiche Infrastrukturen dienen nicht nur Forschenden des ETH- Bereichs, sondern werden auch For-schenden von anderen Institutionen sowie der Industrie aus dem In- und Ausland zur Verfügung gestellt.

Betrieb, Weiterentwicklung und Bereitstellung von grossen Forschungsinfrastrukturen2018 wurden verschiedene vom ETH-Bereich betrie-bene Forschungsinfrastrukturen weiterentwickelt und ausgebaut. Das PSI entwickelt, baut und betreibt im Auftrag des Bundes mehrere grosse Forschungsinfra-strukturen, die es in- und ausländischen Forschenden zur Verfügung stellt. Dazu gehören die Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS), die Neutronenquelle (SINQ), die Myonenquelle (SμS) und als neueste Anlage der Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL. Für SwissFEL wurde im Herbst 2018 ein erster Call für Messzeit lanciert. Die Anlage wird ab 2019 der nationalen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zur Ver-fügung stehen. Umfangreiche Upgrade-Projekte, wie sie derzeit an der SINQ und der SLS (s. S. 54) in Umset-zung bzw. in Vorbereitung sind, sollen die Wettbe-werbsfähigkeit der Anlagen und somit auch den Stand-ortvorteil für Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Industrie langfristig sicher-stellen. Die Zahl von 2595 Nutzerinnen und Nutzern der Grossforschungsanlagen des PSI im Jahr 2018 liegt über dem Niveau der Vorjahre. Etwa 45 % der Mess-zeit wurde durch Schweizer Gruppen genutzt, von denen wiederum etwa 85 % aus dem ETH-Bereich (inklusive PSI) stammen. Die Grossforschungsanlagen sind durchschnittlich um den Faktor zwei überbucht.

Die Nutzung der Industrie liegt an der SLS bei rund 10 %, im Vergleich zu 5-7 % für die anderen Synchro-tronlichtquellen weltweit. Jährlich werden rund 800 Publikationen von Forschenden veröffentlicht, die aus dem Zugang zu diesen Infrastrukturen resultieren.

Das Forschungs- und Innovationsgebäude NEST der Empa und der Eawag eröffnete 2018 zwei neue Units: UMAR (Urban Mining & Recycling Unit), die der Kreis-laufwirtschaft in der Bauindustrie gewidmet ist, und SolAce, eine Forschungsunit der EPFL, die sich mit dem Energiemanagement eines kombinierten Wohn- / Bürogebäudes befasst. Für die Unit DFAB HOUSE, die sich mit der Digitalisierung in der Bauindustrie be- schäftigt, wurden 2018 Holzmodule durch an der ETH Zürich entwickelte Roboter konzipiert und vorfabri-ziert. Die Unit Solar Fitness & Wellness wurde mit dem «Norman Foster Solar Award», dem «Award für Mar-keting und Architektur» und einem «Watt d’Or» des Bundesamtes für Energie (BFE) ausgezeichnet. Und die Unit Vision Wood erhielt den Cadre d’Or 2018. Diese verschiedenen Units werden als Module ins NEST integriert. Die Forschung erfolgt aber auch an der Trägerkonstruktion, insbesondere im ehub – der Energieforschungsplattform der Empa – und im Water Hub der Eawag, dem experimentellen Standort, der es Eawag-Forschenden ermöglicht, Abwasser getrennt zu sammeln und Technologien für dessen Aufberei-tung zu entwickeln und vorzuzeigen. Die Forschenden des Water Hubs entwickelten «Aurin», einen Dünger aus den Nährstoffen menschlichen Urins.Dieser Dünger wurde 2018 vom Bundesamt für Landwirt-schaft zum Düngen aller, auch essbarer Pflanzenar-ten zugelassen (s. auch S. 33). Eine weitere wichtige Forschungsinfrastruktur der Empa ist die Demonstra-tionsplattform move für nachhaltige Mobilität. In der zweiten Phase dieser Infrastruktur, die 2018 begon-nen hat, liegt der Fokus auf der Umwandlung von Wasserstoff und Kohlendioxid aus der Atmosphäre in

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Strategische Ziele

53ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 3 Forschungsinfrastrukturen

Das Sustained Scientific User Lab for Simulation-based Science am CSCS (Nationales Hochleistungsrechenzen-trum) der ETH Zürich ist eine wichtige Infrastruktur für die Schweizer Forschenden, die ihnen den Zugang zu äusserst leistungsfähigen Computersystemen für das Hochleistungsrechnen ermöglicht. Dieses User Lab ist voll ausgelastet. Die Bewerbungen um Rechenzeiten übersteigen die verfügbaren Kapazitäten um das Zwei- bis Dreifache. Die Zahl der laufenden Projekte sowie die Anzahl Nutzerinnen und Nutzer nimmt kontinuierlich zu: 2018 waren es 132 Projekte mit 1584 Nutzerinnen und Nutzern gegenüber 116 Projekten mit 1213 Nutzerinnen und Nutzern 2017 und 109 Projekten mit 1190 Nutzerinnen und Nutzern 2016. Neben der Bereitstellung von Rechnerkapazitäten für die Schwei-zer Forschenden ist das CSCS auch Mitglied der PRACE- Initiative (Partnership for Advanced Computing in Eu- rope), die den europäischen Forschenden Rechen- und Datenverarbeitungsleistungen von Weltklasse zur Verfügung stellen will. Das CSCS ermöglicht den Zugang zum Supercomputer Piz Daint und als Gegenleistung können die Schweizer Forschenden die Anlagen der anderen PRACE-Gastgeberländer nutzen.

Das Blue Brain Project (BBP) der EPFL hat die digitale Rekonstruktion und Simulation des Gehirns von Nage-tieren und schliesslich desjenigen des Menschen zum Ziel. Das Projekt, das ein wesentlicher Bestandteil der EU-FET-Flaggschiff-Initiative Human Brain Project (HBP, s. S. 54) ist, leistet Pionierarbeit in der Anwendung der Computersimulation sowie der Big-Data- und Open- Science-Konzepte in den Neurowissenschaften. So er- laubt das vom Projektteam entwickelte und Anfang 2018 eingeführte NEXUS-Tool das Teilen von Daten mit der neurowissenschaftlichen Gemeinschaft. Zudem hat

synthetisches Methan für den Betrieb von Gasfahr-zeugen, der sogenannten «Power-to-Gas»-Techno-logie.

Mit dem Swiss Plasma Center (SPC) der EPFL hält sich die Schweiz an der Spitze der Forschung im Bereich der Kernfusion. 2018 wurden die Anstrengungen des SPC rund um das Upgrade des TCV (Tokamak à confi-guration variable) und die Studie zu erweiterten Plasmaanwendungen – beispielsweise im Bereich der Wasseraufbereitung, der Sterilisation oder der Medi-zin – weitergeführt. Die weitere Schweizer Beteiligung an ITER / Euratom ist zentral für die Fortsetzung dieser Aktivitäten. Das CMi (Center of Micronanotechnology) ist eine weitere Forschungsinfrastruktur der EPFL, die durch die regelmässigen Investitionen in die Ausstat-tungen von Reinräumen und die konsequenten, aber kostenbewussten Anpassungen an die neusten tech-nologischen Entwicklungen die steigenden Anforde-rungen der Forschenden erfüllen kann. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer des CMi – sowohl aus der In- dustrie als auch von der EPFL oder anderen Instituti-onen – stieg 2018 weiter an. 510 Personen nutzten im Berichtsjahr die Infrastruktur.

Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen: Umsetzung der strategischen Projekte Die Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen ist ein Planungsinstrument des Bundes. Sie dient als Grundlage für zukünftige Investitionen in Forschungs-infrastrukturen von nationaler Bedeutung und in internationale Infrastrukturen mit Schweizer Beteili-gung. Unter den Infrastrukturen der Roadmap haben die folgenden strategischen Projekte 2018 wichtige Etappen bei ihrer Umsetzung gemeistert.

Derzeit werden die Neutronenoptik und weitere Instrumente an der SINQ aufgerüstet. Nach dem Umbau wird die Quelle die beste Optik der Welt haben (s. S. 23 f.). Hier die Analysatoreinheit des Spektrometers CAMEA für simultane Energie-messungen (PSI / EPFL).

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Strategische Ziele

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Ziel 3 Forschungsinfrastrukturen

das BBP seine Schlüsselinfrastruktur erneuert, indem es am CSCS einen Supercomputer der neusten Gene-ration installiert hat. Erwähnenswert ist auch, dass die EPFL das Projekt im Herbst 2018 von internatio-nalen Experten wissenschaftlich evaluieren liess.

Der Aufbau der ATHOS-Strahllinie für weiche Rönt-genstrahlung am SwissFEL des PSI konnte gemäss dem vorgesehenen Zeitplan fortgesetzt werden. Das erste Licht an der Strahllinie wird bis Ende 2019 erwartet, die ersten Pilotexperimente sind für 2021 vorgesehen. Mit der Inbetriebnahme der ATHOS-Strahllinie wird der SwissFEL breitere Anwendungsfelder ermöglichen und somit auch einen erweiterten Kreis von Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftlern anziehen. Der schrittweise Aufbau der zweiten Strahllinie erfolgte parallel zur Durchführung von ersten Pilotexperi-menten an der ARAMIS-Strahllinie.

Am Large Hadron Collider des CERN wird das Upgrade des CMS-Detektors (Compact Muon Solenoid) fortge- setzt, um ein optimales Umfeld für die Erforschung grundlegender physikalischer Phänomene zu gewähr-leisten. Mehrere Teilprojekte unter der Leitung der ETH  Zürich und des PSI wurden wissenschaftlich bewertet und 2018 vom CERN genehmigt. Dadurch kann die nächste Phase dieser Projekte, die die letzten For-schungs- und Entwicklungsarbeiten sowie die Pro-duktion und Tests von Prototypen einschliesst, starten.

Im Hinblick auf die BFI-Botschaft für die Jahre 2021–2024 wird das SBFI 2019 eine aktualisierte Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen publizieren. Nach einem nun abgeschlossenen mehrstufigen Pro-zess einschliesslich einer wissenschaftlichen Bewer-tung durch den SNF und einer Machbarkeits- und Fi- nanzierungsbewertung durch den ETH-Rat ist vorgese-hen, drei Forschungsinfrastrukturen des ETH-Bereichs in die Roadmap 2019 aufzunehmen: HPCN-24, SLS 2.0 und den Catalysis Hub. Die ers tgenannte Infrastruktur ist die nächste Phase der Hochleistungsrechnen- und Ver- netzungsstrategie (HPCN-Strategie), die am CSCS der ETH Zürich zum Bau der nächsten Generation von Hoch- leistungsrechensystemen führen soll. SLS 2.0 ist ein umfassendes Upgrade der Swiss Light Source (SLS) des PSI, das diese zu einer Lichtquelle der vierten Gene-ration ausbauen, eine signifikant höhere Intensität der Röntgenstrahlung an der SLS erreichen und neu-artige Experimentiermöglichkeiten erlauben wird. Mit dem Catalysis Hub soll eine neue Forschungsinfra-struktur an der ETH Zürich und an der EPFL entstehen, die zur Erforschung neuer Katalysatortechnologien für chemische Umwandlungsprozesse sowie zur Energie-forschung beitragen wird. Diese drei Forschungsinfra-strukturen sowie das BBP werden in der Strategischen Planung 2021–2024 des ETH-Rats für den ETH-Bereich enthalten sein.

Beteiligung an internationalen ForschungsinfrastrukturenDie Institutionen des ETH-Bereichs wirken auch auf europäischer und internationaler Ebene an grossen Forschungsinfrastrukturen und wichtigen Projekten mit. Die Initiative EuroHPC (European High-Perfor-mance Computing) wurde 2017 von der Europäischen Union zur Entwicklung eines Exascale-Supercompu-ters basierend auf europäischen Technologien lan-ciert. Dank der Erfahrung des CSCS der ETH Zürich in diesem Bereich ist die Schweiz gut aufgestellt, um an den Projekt-Vorbereitungsarbeiten und bei der Formulierung der Ziele und Vorgaben mitzuwirken.

Das EU-FET-Flaggschiff HBP hat den Aufbau einer hochleistungsfähigen Forschungsinfrastruktur zum Ziel, die zu neuen Erkenntnissen in den Bereichen Neurowissenschaften, Informatik und Gehirnmedizin führen soll. Die laufenden Arbeiten zur dauerhaften Konsolidierung dieser Infrastruktur dürften 2019 zur Schaffung einer externen rechtlichen Einheit führen.

Unter der Leitung des PSI hat die CHART-Zusammen-arbeit (Swiss Center for Accelerator Research and Technology) die Förderung des Projekts des Future Circular Collider (FCC) des CERN zum Ziel. Das Projekt soll zudem die Konkurrenzfähigkeit der Beschleu-nigerforschung und deren Anwendungen am For-schungs- und Industriestandort Schweiz langfristig stärken. CHART bringt unter anderem Forschende aus drei Institutionen des ETH-Bereichs zusammen: PSI, ETH Zürich und EPFL. Die erste Phase dieses Projekts wurde 2018 abgeschlossen. Die zweite beginnt 2019 und erhält finanzielle Unterstützung von CERN, ETH-Rat, SBFI und von den CHART-Partnerinstitutionen.

Das europäische ICOS-Netzwerk (Integrated Carbon Observation System) soll Daten zum besseren Ver-ständnis des globalen Kohlenstoffkreislaufs und des-sen Beeinflussung durch menschliche Aktivitäten liefern. Mehrere Schweizer Institutionen sind daran beteiligt, darunter die ETH Zürich (Leading House für den Schweizer Beitrag), die WSL und die Empa. Hinter ICOS steht ein Messnetz von Stationen, die strenge Qua- litätskriterien erfüllen müssen. 2018 wurde die For- schungsstation auf dem Jungfraujoch, die von Empa- Forschenden zum Sammeln dieser Daten verwendet wird, vom ICOS offiziell zertifiziert und in dieses Netz-werk aufgenommen.

Zum Abschluss dieser unvollständigen Liste der inter-nationalen Forschungsinfrastrukturen, an denen der ETH-Bereich mitwirkt, gilt es noch zu erwähnen, dass das PSI an der Entwicklung verschiedener Instrumente für die ESS, die Europäische Spallationsquelle in Schwe-den, teilnimmt, die die stärkste Neutronenquelle der Welt bilden wird. Diese Beteiligung und weitere An- fragen für internationale Kooperationen sind auf die Kompetenzen zurückzuführen, die sich das PSI bei Bau und Betrieb der nationalen Anlagen angeeignet hat.

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Strategische Ziele

55ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 4 Wissens- und Technologietransfer

Strategisches Ziel

WISSENS- UND TECHNOLOGIE-TRANSFER

Die Kennzahlen zu Spin-offs, Patenten oder Zusammenarbeits- verträgen zeigen, dass den Institutionen des ETH-Bereichs der Transfer ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Industrie undden öffentlichen Sektor sehr gut gelungen ist. Mit dem stetig wach-senden Weiterbildungsangebot fördern die Institutionen zudem gezielt Kompetenzen in Wirtschaft und Gesellschaft.

Stärkung der Innovationskraft und derWettbewerbsfähigkeit der SchweizMit der Umsetzung von wissenschaftlichen Erkennt-nissen in marktfähige Innovationen trägt der ETH- Bereich massgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz bei. Belegt wird dieser Wissens- und Techno-logietransfer im Berichtsjahr durch 358 Erfindungs- und 36 Softwaremeldungen sowie 230 Patente und 341 Lizenzen (s. Abb. 14, S. 89). Weiter wurden von Mitar-beitenden sowie Absolventinnen und Absolventen des ETH-Bereichs 2018 insgesamt 55 Spin-offs gegründet. Auffällig an diesen Neugründungen ist ein Trend in Richtung Digitalisierung. So wurden mehrere Firmen in den Bereichen Artificial Intelligence, Machine Lear-ning, Robotik und Augmented Reality gegründet. Im Umfeld der EPFL hat das auf Augmented-Reality-Lö-sungen fürs Gesundheitswesen spezialisierte Spin-off MindMaze zwei weitere Spin-offs der EPFL aus dem Medtech-Bereich aufgekauft, um sich stärker zu posi-tionieren. Die meisten der Spin-offs aus dem ETH-Be-reich sind äusserst erfolgreich. Im aktuellen Ranking der «Top 100 Swiss Startups» befinden sich unter den Top 10 vier Spin-offs der EPFL und zwei der ETH Zürich.

«Optotune» ist ein Beispiel für ein Spin-off der ETH Zürich, das sich allein mit Partnerschaften und ohne Investoren etabliert hat. Es feierte 2018 sein 10-jähri-ges Bestehen und konnte seinen 150. Mitarbeitenden einstellen.

Um die Entstehung von Spin-offs zu fördern und den engen Austausch mit der Industrie aufrechtzuerhal-ten, organisieren die beiden ETH regelmässig Gross-anlässe mit lokalen KMU. An der EPFL fand 2018 das erste, sehr erfolgreiche Innovationsforum für KMU «FORWARD» statt, an dem fast 1000 Personen die An- gebote der EPFL im digitalen Bereich kennenlernen konnten. Auch der «Industry Day» der ETH Zürich wurde von mehr als 600 Teilnehmenden besucht und wird von Ausstellern und Referierenden als ausser-ordentlich wertvoll eingeschätzt.

Die Institutionen arbeiten auch erfolgreich direkt mit Akteuren aus der Privatwirtschaft und dem öffentli-chen Sektor zusammen. Insgesamt schlossen sie im Berichtsjahr 594 neue Zusammenarbeitsverträge mit einem Volumen von je über 50 000 CHF mit der Privat- wirtschaft und 261 mit der öffentlichen Hand ab (s. Abb. 15, S. 90). Ein typisches Beispiel für Letzteres ist das 2009 gestartete und inzwischen beendete For-schungsprogramm Wald und Klimawandel der WSL mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU). Der daraus u. a. resultierende Bericht «Standortkundliche Grundlagen für die Waldbewirtschaftung im Klimawandel» stellt wichtige Entscheidungshilfen für die waldbauliche Praxis der Kantone bereit. Eine besonders enge Zu- sammenarbeit mit der Industrie weist die Empa bei ihrem Future Mobility Demonstrator move für eine nachhaltige Mobilität und beim Forschungs- und Innovationsgebäude NEST auf, dessen Netzwerk in-zwischen auf über 120 Partner angewachsen ist. Auch das sich im Aufbau befindende Netzwerk von Tech-nologietransferzentren im Bereich «Advanced Manu-

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Strategische Ziele

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Ziel 4 Wissens- und Technologietransfer

WeiterbildungMit ihrem Weiterbildungsangebot tragen die Institu-tionen zum Transfer von Erkenntnissen und Fähig-keiten in die Gesellschaft und die Wirtschaft bei. Einige Weiterbildungen sind dabei sehr spezifisch und prägen einzelne Berufsgruppen, etwa bei der Pflege öffentlicher Güter. Ein typisches Beispiel hier-für sind die praxisorientierten Eawag-Kurse (PEAK), die dieses Jahr ihr 25. Jubiläum feierten. Der gut be- suchte Jubiläumsanlass mit Gästen aus vergangenen PEAK-Kursen zeigt exemplarisch, wie die Kurse neben der Vermittlung von praxisrelevanten wissenschaft-lichen Erkenntnissen die Vernetzung von Forschen-den und Berufsleuten verschiedener Amtsstellen sowie Ingenieur- und Umweltbüros gefördert haben. Das institutionalisierte Weiterbildungsangebot des PSI besteht neben der internen PSI Akademie ins- besondere aus der Strahlenschutzschule und der Reaktorschule. 2018 besuchten ca. 3330 Personen die Schule für Strahlenschutz, die Reaktorschule ver-zeichnete 170 Teilnehmende. Unter anderem dem Themenbereich Schnee widmen sich die Weiterbil-dungsangebote der WSL. Die Ausbildungsgrundlage des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF zu «Pistenpräparation und Pistenpflege» wurde 2018 neu aufgelegt und bietet Fachleuten in der Pis-tenpräparation Informationen, die in dieser fundier-ten Form einzigartig sind. An der Empa-Akademie fanden 2018 rund 25 Fach- und Weiterbildungsver- anstaltungen für die Industrie mit knapp 1600 Teil-nehmenden statt. Speziell für innovative Schweizer Unternehmen im Nanobereich hat die Empa zudem eine neue webbasierte Anlaufstelle ins Leben gerufen.

An den beiden ETH sind in diesem und im vergange-nen Jahr Anstrengungen unternommen worden, um die Weiterbildungsangebote kompakter und zugäng-licher zu fassen. So lancierte die ETH Zürich die «School for Continuing Education», in deren Zentrum neue An- gebote im Bereich Cybersecurity und Data Science sowie personalisierte Weiterbildungen stehen, die für die Schweizer Wirtschaft besonders attraktiv sind (s. auch S. 18). Unter diesem Dach werden auch die be- stehenden Weiterbildungsstudiengänge integriert. Neun CAS, zwei DAS und ein MAS kamen 2018 neu hin- zu. Die EPFL bietet in Zusammenarbeit mit der Univer-sität Lausanne ein vielfältiges Angebot an Weiterbil-dungsstudiengängen an. Im vergangenen Jahr wurde zudem die «Extension School» aufgebaut, die Weiter-bildungen im Bereich der digitalen Technologien an- bietet. Aktuell umfasst die «Extension School» drei Kurse sowie zwei umfangreichere Programme, die mit einem im November erstmals vergebenen «Certifi-cate of Open Studies» (COS) abgeschlossen werden. Ein COS setzt keinen akademischen Abschluss voraus, sondern vermittelt den Teilnehmenden spezialisier-tes Wissen in einem von der Industrie stark nachge-fragten Fachgebiet. Seit 2018 leitet das «Center for Digital Education» der EPFL die Entwicklung des «Swiss MOOC Service».

facturing» will die Chancen einer engen Zusammenar-beit von Wissenschaft und Industrie optimal nutzen. Die jeweils als öffentlich-private Partnerschaft (PPP) geplanten, verschiedenen Zentren werden Infra-strukturen entwickeln und betreiben, die für das Hochskalieren und den Transfer von neuen Produkti-onstechnologien in die industrielle Anwendung not-wendig sind. Ende November fand am PSI das u. a. zusammen mit der Empa organisierte Technology Briefing «Advanced Manufacturing» statt, das sich an Partnerunternehmen aus der Industrie richtete und mehr als 100 Teilnehmende verzeichnete.

Eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Wettbe- werbsfähigkeit der Schweiz spielen auch Innovations- netzwerke und die Zusammenarbeit der Institutionen mit internationalen Firmen. Die Technologie-Trans-ferstelle der ETH Zürich hat Einsitz im Programm- Komitee von ASTP-Proton, der grössten Gesellschaft für Technologietransfer auf europäischer Ebene. In dieser Funktion empfing sie im Herbst eine Mitglie-derdelegation aus diversen europäischen Ländern, um Best Practices im Wissens- und Technologietrans-fer auszutauschen. Ein besonderes Highlight war für die ETH Zürich 2018 auch das 10-jährige Jubiläum von Disney Research Zurich. Am Schweizer Forschungs- und Entwicklungsstandort des US-Unterhaltungs-konzerns arbeiten rund 50 Fachleute – darunter 20 Doktorierende der ETH Zürich – an Innovationen, die in sämtliche Sparten von Disney einfliessen. Dank des Bildgebungsverfahrens mit Neutronen gelang es dem PSI im Berichtsjahr zusammen mit ABB, die Grundlage zu legen für wesentliche Prozessoptimierungen bei der Produktion von Keramikkomponenten durch das Technologieunternehmen. An der EPFL wurde die Ein- heit «Grossunternehmen» des Vizepräsidiums für In- novation verstärkt, mit dem Ziel, neue Partnerschaf-ten mit Grossunternehmen proaktiv anzugehen.

Eine andere Form von internationalem Wissens- und Technologietransfer findet überall dort statt, wo For-schende aus dem ETH-Bereich ihre Kenntnisse und Fertigkeiten im nahen und fernen Ausland – oftmals in Zusammenarbeit mit weiteren Wissenschaftsinsti-tutionen – zur Verfügung stellen. So haben spanische Forschende zusammen mit der Eawag die unterirdi-schen Wasserflüsse in der überdüngten Lagune des «Mar Menor» modelliert, um bessere Bewirtschaf-tungsszenarien zu entwickeln. Die WSL beteiligt sich am neuen EU-Projekt PROSNOW. Dieses bringt 13 europäische Projektpartner sowie acht Wintersport-gebiete zusammen und hat die Entwicklung einer webbasierten Plattform zur ökonomischen und öko-logischen Optimierung des Schnee-Managements für Wintersportgebiete zum Ziel.

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Strategische Ziele

57ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 4 Wissens- und Technologietransfer

Diese nationale Plattform dient der Bereitstellung von Online-Kursen, wie sie an der EPFL schon seit 2012 in grosser Zahl produziert werden.

Günstige Voraussetzungen für WTT und UnternehmertumDie Institutionen fördern den Unternehmergeist ihrer Studierenden und Forschenden mit verschiedenen Instrumenten. Ein zentraler Pfeiler sind Stipendien und Fellowships. Damit werden junge Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler bei der Entwicklung innovativer Produkte oder Dienstleistungen unter-stützt, die auf ihren wissenschaftlichen Arbeiten basieren. Die ETH Zürich verleiht seit 2010 «Pioneer Fellowships», deren erfolgreiche Bewerber die Räum- lichkeiten und das Unterstützungsangebot des «Inno- vation & Entrepreneurship Lab» nutzen dürfen. 2018 vergab die ETH Zürich sieben dieser «Pioneer Fellow- ships». Zehn Stipendien wurden im Rahmen des ähn- lich strukturierten Programms «Innogrants» an der EPFL vergeben, das neu von den «Xgrants» ergänzt wird, die sich an Bachelor- und Masterstudierende richten. Seit der Einführung Ende 2017 konnten bereits 20 Projekte unterstützt werden.

Das PSI vergab 2018 zum zweiten Mal drei seiner «Founder Fellowships». In einem 18-monatigen För-derprogramm werden die Fellows darin unterstützt, ihre Geschäftsidee zu vertiefen und mit potenziellen

Kunden in Kontakt zu treten. Daneben startete die Pilotphase zum Aufbau eines PSI Career Center, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Berufsfachleuten eine strukturierte Laufbahnunter-stützung anbieten und einen allfälligen Übertritt in die Privatwirtschaft erleichtern soll.

Unter Führung des PSI haben die Institutionen des ETH-Bereichs 2018 zudem gemeinsam mit der Uni-versität Zürich das Projekt «Connecting Women’s Ca- reers in Academia and Industry» gestartet. Es wird im Rahmen der projektgebundenen Beiträge von swissuniversities gefördert und soll zur Vernetzung von Wissenschaftlerinnen aus dem MINT-Bereich im akademischen und privatwirtschaftlichen Umfeld bei- tragen.

Starke Beteiligung an «Switzerland Innovation»Am Generationenprojekt des Schweizerischen Inno-vationsparks «Switzerland Innovation» sind die In-stitutionen des ETH-Bereichs intensiv beteiligt. Der ETH-Bereich ist mit mehreren Mitgliedern im Stif-tungsrat des Grossprojekts vertreten. In der Roman-die nimmt die EPFL für «Switzerland Innovation» die Koordinationsfunktion wahr. In dieser Rolle hat sie 2018 einen Anlass für über 300 Vertreterinnen und Vertreter ausländischer Unternehmen durchge-führt, die an Forschungs- und Entwicklungsaktivi-täten in den verschiedenen Kompetenzbereichen des Park Network West EPFL interessiert sind. Auf dem EPFL Innovation Park Lausanne, der aktuell einen Belegungsgrad von 99 % vorweisen kann, hat sich 2018 die amerikanische Firma Magic Leap angesie-delt. Dieses stark wachsende Technologieunterneh-men will im innovativen Umfeld der EPFL seine For-schungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Optik und der «Mixed Reality» weiter ausbauen. Die ETH Zürich ist mit dem Kernthema «Robotics & Mobility» auf dem Park Zürich in Dübendorf präsent. Sowohl Professuren als auch Spin-offs der ETH Zürich nutzen die bestehende Infrastruktur des Hangar 3 für ihre Forschungsprojekte. Die Empa plant, sich auf dem Park Zürich im Themenbereich moderne Produktions- technologien zu engagieren, zudem wird mit Partnern im Innovationspark Biel das Thema Advanced Manu- facturing und additive Fertigungstechnologien voran- getrieben. Im PARK INNOVAARE, der in räumlicher Nach- barschaft zum PSI aufgebaut wird, haben sich mittler- weile 14 Unternehmen angesiedelt. Hier entsteht akt- uell auch das neue «Business Incubation Centre of CERN Technologies», das Unternehmensgründungen mit einem Bezug zu Beschleunigertechnologien för-dern will. Schliesslich konnten im Rahmen des «ESA Business Incubation Center Switzerland», das von der ETH Zürich geleitet wird, 2018 zehn weitere Start-ups mit Bezug zu Raumfahrttechnologien – mehrheitlich von ETH Zürich und EPFL – gefördert werden.

Das Empa Spin-off CTsystems und Dätwyler arbeiten zusammen. Ziel ist die Vermarktung und Industrialisierung einer neuen Technologie für elektromechanische Polymerwandler in Stapelbauweise (s. S. 29 f.).

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Strategische Ziele

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Ziel 5 Nationale Zusammenarbeit und Koordination

Die Institutionen des ETH-Bereichs haben im Berichtsjahr intensiv untereinander und mit nationalen Bildungs- und Forschungsinstitu- tionen zusammengearbeitet. Einen besonderen Stellenwert hatten dabei die strategischen Allianzen mit vom Bund geförderten Forschungs-einrichtungen und die Aktivitäten im Medizinbereich. Hier wurden die Kooperationen mit Universitäten und Spitälern weiter ausgebaut. Zusammenarbeit innerhalb und ausserhalb des ETH-BereichsDie Zusammenarbeit innerhalb des ETH-Bereichs und mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen in der Schweiz schafft durch die Nutzung von Synergien einen Mehrwert für alle Beteiligten. Die Formen dieser Zusammenarbeit sind dabei äusserst vielfältig und basieren auf der Eigeninitiative der involvierten Akteure, die die jeweiligen Rahmenbedingungen am besten kennen. Die beiden ETH suchen die Zusam-menarbeit in der Lehre beispielweise über die gemein- same Konzeption von Studiengängen und Summer Schools. 2018 fanden sieben ETH Zürich-EPFL Summer Schools statt und die beiden Schulleitungen haben im Oktober die Lancierung des Joint Master Programms in Cyber Security beschlossen, das 2019 starten soll. Ein intensiver Austausch zwischen den beiden ETH und den Forschungsanstalten besteht durch die Be- teiligung der Forschungsanstalten an der Lehre sowie durch die gemeinsame Finanzierung von Professuren (s. auch Ziel 1, S. 46 ff.). Im Bereich der Forschung sind die sechs Institutionen besonders eng über die Stra-tegischen Fokusbereiche oder gemeinsam genutzte

und betriebene Forschungsinfrastrukturen miteinan-der verbunden. Im Forschungs- und Innovations- gebäude NEST der Empa und Eawag beispielsweise betreiben die ETH Zürich und die Empa aktuell je zwei Einheiten, die EPFL und die Eawag je eine. Mehr als die Hälfte aller Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler von Schweizer Institutionen, die an den Grossforschungsanlagen des PSI ihre Experimente durchführen, stammen aus dem ETH-Bereich. Zudem beteiligen sich die Forschenden der verschiedenen Institutionen des ETH-Bereichs oftmals gemeinsam an Ausschreibungen wie jenen für die neuen Nationalen Forschungsschwerpunkte des Schweizerischen Natio-nalfonds SNF (s. auch Ziel 2, S. 49 ff.).

Eine grosse Zahl an Projekten wird in direkter Zusam-menarbeit von Forschenden der verschiedenen Insti-tutionen des ETH-Bereichs und Fachpersonen anderer nationaler Bildungs- und Forschungsinstitutionen durchgeführt. Fischbiologinnen und -biologen der Eawag und der Universität Bern haben beispielweise im Thunersee eine neue Fischart entdeckt, die sich morphologisch, ökologisch und genetisch klar von den bisher bekannten Arten unterscheidet. Das von der WSL initiierte und Ende 2017 eröffnete Swiss- ForestLab vernetzt verschiedene Institutionen wie die Universitäten Zürich, Bern und Basel sowie die ETH Zürich im Bereich der Waldforschung. Das von der ETH Zürich in Kooperation mit der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste neu lan-cierte Doktoratsprogramm «Epistemologien ästheti-scher Praktiken» fördert Promotionsprojekte an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaften. In die-sem von swissuniversities unterstützten Programm soll spezifisch auch Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen die Möglichkeit zur Dissertation an einer universitären Hochschule gegeben werden. Ebenfalls einen interdisziplinären Ansatz verfolgt das auf Initiative der EPFL gegründete Swiss Polar Insti-

Strategisches Ziel

NATIONALE ZUSAMMENARBEIT UND KOORDINATION

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Strategische Ziele

59ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 5 Nationale Zusammenarbeit und Koordination

tute. Die für 2019 geplante Umrundung von Grönland will Forschende und Studierende verschiedener Län-der und Disziplinen zusammenführen, die sich wis-senschaftlich mit dem äusserst empfindlichen und bedrohten Ökosystem in der Umgebung des Nordpols auseinandersetzen.

Strategische AllianzenEine besondere Form der Zusammenarbeit sind schliesslich die strategischen Forschungsallianzen. Die Institutionen des ETH-Bereichs arbeiten dabei mit spezifischen, vom Bund geförderten Forschungsein-richtungen von nationaler Bedeutung zusammen, die in Spezialbereichen tätig sind. Am Kompetenzzen- trum für den Technologietransfer zur Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie inspire AG sind aktuell sechs Professoren der ETH Zürich tätig und unterstüt-zen die inspire AG in fachlicher Hinsicht. Das Angebot des Kompetenzzentrums richtet sich insbesondere an KMU, die oft nicht über eine eigene Forschungsabtei-lung verfügen. Derzeit arbeiten über 70 Forschende in zehn Forschungsgruppen für die inspire AG. Das Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik CSEM in Neuenburg hat 2018 mit einem grossen Fest den 50. Geburtstag der weltweit ersten Quarzuhr, die an der Vorläuferinstitution des CSEM entwickelt wurde, gefeiert. An den Feierlichkeiten nahmen auch Vertre-ter der EPFL teil, die dank der örtlichen Nähe des Standorts EPFL Neuenburg, durch verschiedene For-schungsprojekte sowie eine gemeinsame Professur eng mit dem CSEM verbunden ist. Im Berichtsjahr hat die EPFL zudem die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Swiss TPH in Basel intensiviert. Dozierende von beiden Institutionen gaben Seminare in Basel und Lausanne und im Februar startete ein vierjähriges interdisziplinäres Projekt des Swiss TPH zu Tuberkulose, an dem sich auch die EPFL beteiligt. Besonders intensiv ist schliesslich die Zusammen-

arbeit der EPFL mit dem Forschungsinstitut Idiap. 40 Doktorierende am Idiap nehmen am Doktoratspro-gramm «Electrical Engineering» der EPFL teil. Zwi-schen der Forschungsgruppe «Social Computing» von Idiap und dem «Centre en Humanités Digitales» der EPFL bestehen verschiedene gemeinsame Projekte, u. a. auch mit Nestlé Research.

Umsetzung HFKG-Hochschulraum SchweizEin bedeutender Beitrag des ETH-Bereichs bei der Mitgestaltung des Hochschulraums Schweiz sind seine grossen, kostenintensiven Forschungsinfrastrukturen von gesamtschweizerischer Bedeutung (s. auch Ziel 3, S. 52 ff.). Darüber hinaus beteiligen sich die beiden ETH an den laufenden Arbeiten von swissuniversities zur Harmonisierung und Koordination innerhalb der Schweizer Hochschullandschaft. Die Institutionen des ETH-Bereichs partizipieren auch an den Zusammenar-beitsprojekten von gesamtschweizerischer, hochschul-politischer Bedeutung, die der Bund mit projektbezo-genen Beiträgen fördert. Im Sommer hat beispielsweise die Swiss Library Service Platform AG ihre Arbeit auf-genommen, die mit massgeblicher Unterstützung der ETH-Bibliothek initiiert und realisiert wurde. Die Platt- form will schweizweit alle Bibliotheksverbünde der Hochschulen unter einem Dach vereinen.

Aktivitäten im Bereich Medizin und MedizintechnikEine wichtige Rolle spielen die Institutionen des ETH-Bereichs auch im Hinblick auf die Weiterent-wicklung des Gesundheitssystems der Schweiz. Mit dem Strategischen Fokusbereich «Personalized Health and Related Technologies» (PHRT) des ETH-Bereichs fürdie Jahre 2017–2020 soll die Zusammenarbeit zwischen Spitälern, Universitäten und den Institutionen des ETH-Bereichs im Gebiet der stark datenbezogenen Personalisierten Gesundheit gestärkt werden. Anfang 2018 starteten die 27 PHRT-Projekte aus der ersten

Die WSL intensivierte ihr Monitoring. An 1000 Bäumen misst sie die Trockenheitsschä-den, um nachzuvoll-ziehen, wie betroffene Bäume den trockenen Sommer 2018 «ver-dauen». Davon könnte auch die Holzwirtschaft profitieren (s. S. 26 f.).

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Strategische Ziele

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Ziel 5 Nationale Zusammenarbeit und Koordination

Ausschreibungsrunde. Zudem wurden zwei Techno-logieplattformen für Genomik und Proteomik lan-ciert. Im März 2018 fand gemeinsam mit dem Swiss Data Science Center und dem Swiss Personalized Health Network (SPHN) der erste «Joint Personalized Health Day Switzerland» statt. Mehr als 200 Vertrete-rinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wis-senschaft tauschten sich zu den Chancen und Her-ausforderungen der Personalisierten Medizin aus. Im Rahmen der zweiten PHRT-Projektausschreibung wurden im Herbst 2018 insgesamt 24 weitere Projekte bewilligt.

Auch ausserhalb des Strategischen Fokusbereichs intensivieren die Institutionen des ETH-Bereichs ihre Zusammenarbeit mit medizinischen Fakultäten, Uni-versitäts- und Kantonsspitälern sowie mit speziali-sierten Kliniken und Firmen im Bereich der Medizin und Medizintechnik. Die Empa führt aktuell drei Pro-jekte mit dem Kantonsspital St. Gallen durch. Unter dem Dach der Hochschulmedizin Zürich, einer institu-tionellen Kooperation der ETH Zürich, der Universität Zürich und der universitären Spitäler Zürichs, betei-ligt sie sich auch an den Grossprojekten SKINTEGRITY und «Zurich Heart». Im Berichtsjahr konnten For-schende der Empa wichtige Fortschritte beim Züchten von funktionalem Herzgewebe erzielen. Am PSI wurde im Bereich der Protonentherapie mit der Einweihung der Bestrahlungseinrichtung «Gantry 3» ein deut- licher Kapazitätsausbau für die Patientenbehand-lungen realisiert. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Universität Zürich und dem Universitätsspital Zürich sowie einem Industriepartner in den vergan-genen vier Jahren realisiert (s. auch Ziel 7, S. 64 ff.). In Lausanne bezogen im Oktober 2018 die ersten Forschenden das neue Gebäude von AGORA. Dieser translationale Krebsforschungscluster, an dem sich die EPFL beteiligt, ist an der Schnittstelle von For-schung und klinischer Praxis angesiedelt und bietet für die ganze Wissenschaftsgemeinschaft der West-schweiz einmalige Möglichkeiten zur Zusammenar-beit. Am EPFL-Standort in Sitten wurde zudem die Zusammenarbeit mit der Clinique Romande de Réa- daptation SuvaCare intensiviert.

Forschende der EPFL arbeiten gemeinsam mit Spezia-listen der Klinik in den Labors der EPFL im Wallis. An der ETH Zürich wurden 2018 gleich zwei grosse Koope-rationen im medizinischen Bereich lanciert. Neben dem in Basel angesiedelten «Botnar Research Center for Child Health» (s. S. 18) ist dies das «Center for Pre-cision Medicine Research (CPMR)», das die ETH Zürich gemeinsam mit der Universität Zürich und den uni-versitären Spitälern Zürichs gegründet hat. Im Rah-men des CPMR sollen modernste Forschungsplattfor-men im Bereich der Präzisionsmedizin aufgebaut und der Zugang zu Patientendaten und -proben verbes-sert werden.

Ein wichtiger Aspekt des Engagements der Institu- tionen für den Medizinbereich ist schliesslich die Aus-bildung des Nachwuchses. Seit dem Herbstsemester 2017 bietet die ETH Zürich den Bachelorstudiengang Humanmedizin mit jährlich 100 Studienplätzen an. Der Studiengang fokussiert schon zu einem frühen Zeitpunkt auf klinische Aspekte und veranschaulicht den Bezug zur medizinischen Praxis. Im Herbst 2018 nahm ein weiterer Jahrgang das Bachelorstudium in Medizin auf. Die ETH Zürich hat im Berichtsjahr zudem vier neue Professuren im Bereich der Medizin und der Medizintechnik besetzt. An der EPFL wurde die «Passerelle» zwischen dem Bachelor in Life Sciences Engingeering an der EPFL und dem Masterprogramm an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten Lausanne und Genf weiter gestärkt.

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Strategische Ziele

61ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 6 Internationale Positionierung und Zusammenarbeit

Der ETH-Bereich konnte 2018 seine Kooperationsaktivitäten mit den besten Institutionen der Welt weiter ausbauen und seine globale Aus-strahlung verstärken. Die Mittel dazu waren sehr unterschiedlich und reichten von Mobilitätsprogrammen für Forschende aus der ganzen Welt über Bottom-up-Initiativen für internationale Zusammenarbeit bis hin zu Hochschulallianzen.

Attraktivität des ETH-Bereichs Die internationalen Mobilitätsprogramme sind ein wesentlicher Bestandteil der Attraktivität des ETH- Bereichs für die besten ausländischen Forschenden, deren Rekrutierung massgeblich zur Qualität der In- stitutionen beiträgt. Insbesondere das europäische Programm Marie Skłodowska Curie COFUND ermög-licht es verschiedenen Institutionen, vielverspre-chende junge Forschende aus der ganzen Welt zu finanzieren. Dieses Programm kofinanziert beispiels-weise das Programm ETH Fellows, das der ETH Zürich 2018 die Unterstützung von 33 weiteren Postdokto-rierenden erlaubte. Auch die EPFL konnte dank die-sem europäischen Programm 23 Doktorierende an- stellen. Das Programm EMPAPOSTDOCS-II der Empa ist ebenfalls ein COFUND-Programm. 20 Postdoc-Projekte wurden in der ersten Ausschreibungsrunde bewilligt. Die Auswertung der im Rahmen der zweiten Aus-schreibung eingereichten Projekte wurde Ende 2018 mit weiteren 23 bewilligten Postdoc-Projekten abge- schlossen.

Das PSI wird über die im Herbst 2018 publizierte zweite Ausschreibung des Programms PSI-Fellow-II-3i 30

Postdoktorierende für jeweils zwei Jahre anstellen. Diese Angebote werden von verschiedenen weiteren Programmen ergänzt. An der ETH Zürich beispielsweise erlaubte das Programm «Society in Science – The Branco Weiss Fellowships» 2018 die Unterstützung von sechs Postdoktorierenden, die sich für den Dia-log zwischen ihrer Fachdisziplin und der Gesellschaft einsetzen. Und schliesslich arbeiteten 2018 vier er- fahrene Wissenschaftler von verschiedenen Instituti-onen an der WSL. Die «Visiting Fellows» forschten zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern der WSL an verschiedenen Projekten.

An den beiden ETH werden zahlreiche Anstrengungen unternommen, um die besten ausländischen Studie-renden anzuziehen. So gewährten die EPFL und die ETH Zürich internen Studierenden und solchen aus dem Ausland wie schon in den Vorjahren Excellence- Stipendien auf Masterstufe. Die beiden ETH organisie-ren auch Forschungspraktika für ausgewählte Bache-lor- und Masterstudierende. Zudem lädt die EPFL- Doktoratsschule ausländische Studierende und Dokto- rierende zur Teilnahme an ihren Summer Schools ein. In Zusammenarbeit mit verschiedenen hochklassi-gen ausländischen Institutionen entwickelt die EPFL Doppeldiplom-Programme. Unter den Partneruniversi-täten befinden sich unter anderem mehrere renom-mierte französische Hochschulen, die Polytechnique Montréal, die Technische Universität München und das Politecnico di Milano. Für einige dieser Doppeldiplome laufen zurzeit Verhandlungen über die Weiterführung des Angebots. Die Attraktivität der beiden ETH als Aus-bildungsstätten zeigt sich auch bei der Zunahme der Bewerbungen ausländischer Studierender für das Mas-terstudium. 2018 erhöhten sich die Anfragen um ca. 22 % und überstiegen damit 7100 Bewerbungen. Knapp 2000 davon wurden zugelassen. 1080 Studierende begannen schliesslich effektiv ein Masterstudium an einer der beiden ETH.

Strategisches Ziel

INTERNATIONALE POSITIONIERUNG UND ZUSAMMEN- ARBEIT

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Strategische Ziele

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Ziel 6 Internationale Positionierung und Zusammenarbeit

Internationale ZusammenarbeitDie Institutionen des ETH-Bereichs pflegen die zahl- reichen existierenden und gleisen neue Partner-schaften mit der internationalen Wissenschaftsge- meinschaft auf, denn diese sind zentral für die wis-senschaftliche Exzellenz. Die Mittel für diese Vernet-zung sind sehr unterschiedlich und reichen von den vielen einzelnen Forschungsprojekten mit ausländi-schen Partnern über die Aussenstandorte der beiden ETH bis hin zu den zahlreichen strategischen Allian-zen und Hochschulnetzwerken, in denen die beiden ETH Mitglied sind.

Die ETH Zürich ist beispielsweise Mitglied der Inter-national Alliance of Research Universities (IARU) oder der IDEA League, für deren Studierende die ETH Zürich 2018 eine Summer School zum Thema «Assessing and reducing society’s environmental footprint» ange-boten hat. Beide ETH sind zudem Mitglied von CESAER, dem europäischen Verbund technischer Universitäten, von ISCN, dem International Sustainable Campus Net- work, und von GULF, dem Global University Leaders Forum, einer vom Weltwirtschaftsforum (WEF) initi-ierten Plattform der Präsidenten von führenden Uni- versitäten. Während des Annual Meetings des WEF im Januar 2018 in Davos waren die Institutionen des ETH-Bereichs an zwei Orten vertreten: in der Aus-stellung «RETHINKING Intelligence» im Pavillon der ETH Zürich sowie am SLF, dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung der WSL. Für die Institutio-nen bot sich damit die Gelegenheit, ihre nationalen und internationalen Netzwerke zu pflegen und sich mit Politikerinnen und Politikern, Behörden und Wirt- schaftsvertretern auszutauschen. Die EPFL war 2018 zudem in den beiden Netzwerken EuroTech Universi-ties Alliance und RESCIF aktiv. EuroTech ist ein Netz- werk von sechs bedeutenden Institutionen in Europa und Israel. Das Brüsseler Büro des Netzwerks widmet sich dem Monitoring der Wissenschaftspolitik und der Interessenvertretung bei der Europäischen Union. RESCIF umfasst 14 frankophone Universitäten aus 11 Ländern. 2018 fand die Versammlung der Präsidenten dieses Netzwerks in Lausanne statt. Nach mehreren Jahren an dessen Spitze übergab die EPFL das Gene-ralsekretariat und das Präsidium an die Institution INP-HB in der Elfenbeinküste.

Zu den Bottom-up-Initiativen im Bereich der inter- nationalen Zusammenarbeit zählt zum Beispiel das neue Robotikzentrum «Materials Science and Tech-nology Center for Robotics», das die Empa zusammen mit dem Imperial College London errichtet hat. Die-ses Zentrum, das im Januar 2019 den Betrieb auf-nehmen wird, entwickelt Drohnen, für deren Model-lierung es sich von der Biologie inspirieren lässt. Die Empa und das Fraunhofer-Institut für Silicatfor-schung haben eine strategische Partnerschaft für die Entwicklung von Feststoff-Batterien unterzeichnet. Diese Zusammenarbeit startet mit einem Projekt im Rahmen des ICON-Programms (International Coope-

ration and Networking) der Fraunhofer-Gesellschaft. Es handelt sich dabei um das erste ICON-Projekt mit der Schweiz. Im September 2018 lancierte das deut-sche Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Förderprogramm auf dem Gebiet «Erforschung der Materie an Grossgeräten». Obwohl ausländische Institutionen normalerweise nicht teilnehmen dür-fen, wurde dieses Programm einer Auswahl von aus-ländischen Institutionen, darunter das PSI, zugäng-lich gemacht. Dies ist ein starkes Zeichen der Aner- kennung der Exzellenz des ETH-Bereichs. Ein weite-res internationales Einzelprojekt, an dem eine Insti-tution des ETH-Bereichs beteiligt ist, ist zum Bei-spiel das europäische CENTAUR-Projekt (Cost-Effective Neural Technique for Alleviation of Urban Flood Risk). Forschende der Eawag tragen dazu bei, Hochwasser- situationen dank einer auf künstlicher Intelligenz ba- sierenden ausgeklügelten Technologie sehr viel wirk- samer zu bewältigen. Anlässlich der Water Industry Awards 2018 wurde diesem Kanalisationssteuerungs- system der Preis als «innovativste technische Neuheit des Jahres» verliehen. Erwähnenswert ist auch ein internationales Forschungsnetzwerk unter der Lei-tung des SLF, das die Vegetation auf 302 Berggipfeln in ganz Europa untersuchte. Der daraus resultierende Datensatz ist von grossem Wert für die Klimaforschung und hat bereits zu interessanten Erkenntnissen ge- führt.

Die Aussenstandorte der beiden ETH im Ausland tra-gen massgeblich zur internationalen Ausstrahlung des ETH-Bereichs bei. Am Singapore-ETH Centre (SEC) der ETH Zürich wurde 2018 nach einer umfassenden Evaluation beschlossen, das Programm Future Resi-lient Systems (FRS) weiterzuverfolgen. Ziel dieses Programms, in dem auch PSI-Forschende tätig sind, ist die Verminderung der Störungsanfälligkeit wich-tiger komplexer Infrastrukturen wie Energie-, Trans-port- und Kommunikationssysteme. Des Weiteren ist ein neues Programm – Future Health Technologies – in Vorbereitung. Das ETH Studio New York organisierte 2018 gemeinsam mit dem «Zurich Information Secu-rity & Privacy Center» und dem Unternehmen Bloom-berg die New York Security Challenge. Am Standort EPFL Middle East in Ras al Khaimah (Vereinigte Ara-bische Emirate) haben verschiedene Projekte im Be- reich des Energiemanagements und der nachhaltigen Entwicklung zu einer Reduktion des CO2-Ausstosses in den Emiraten geführt. Die Einsparungen haben 2018 die Grenze von jährlich 150 000 Tonnen CO2 über- schritten, was dem Siebenfachen des CO2-Fussab-drucks des Lausanner EPFL-Campus entspricht. Die Schulleitung der EPFL hat im September 2018 den An- trag der Regierung von Ras Al Khaimah zur Verlänge-rung der Aktivitäten des Standorts um ein Jahr bis Ende September 2020 gutgeheissen. Die definitive Ent- scheidung bezüglich der weiteren Präsenz der EPFL in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird 2019 ge- fällt werden. Grundlage dafür ist die wissenschaftli-che Planung, die die Schulleitung der EPFL im April

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Strategische Ziele

63ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 6 Internationale Positionierung und Zusammenarbeit

2018 gutgeheissen hat. Neben der Verlängerung würde auch das allfällige längerfristige Engagement über lokale Geldgeber finanziert werden.

2018 wurde eine bibliometrische Analyse des ETH- Bereichs durchgeführt (s. auch Ziel 2, S. 49 ff.). Diese Studie ergab einen klaren Zusammenhang zwischen der internationalen Ausrichtung der Forschungszu-sammenarbeit und der Wirkung der daraus resultie-renden Publikationen. Die Publikationen mit min-destens einem ausländischen Autor machen nicht nur den grössten Teil der Publikationen des ETH-Bereichs aus (je nach Institution zwischen 59 % und 73 %), diese Arbeiten haben auch bei allen sechs Instituti-onen einen grösseren Impact als die anderen Publi-kationsarten.

Aktive Rolle im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit mit SchwellenländernDie ETH Zürich ist das Leading House für die bilaterale Forschungszusammenarbeit der Schweiz mit China, Japan, Südkorea und der Association of Southeast Asian Nations ASEAN. 2018 wurden über die Pro-gramme «Seed Money Grants» und «Bridging Grants» neun Projekte finanziert, in denen Schweizer For-schende mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern aus den Partnerländern zusammenarbeiteten. Zudem wurde der Aktionsplan des Leading Houses für die Jahre 2018–2020 um einen neuen Abschnitt er- gänzt, der der Innovation gewidmet ist und die Zu- sammenarbeit in den Bereichen Forschung und Tech- nologie stärken will. In diesem Rahmen wurde bei-spielsweise die erste Ausschreibung des «Asia Entre-preneurship Training Program» lanciert. Dieses von der ETH Zürich und der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) angebotene Programm will Schweizer Start-ups den Zugang zum Markt der ASEAN-Staaten, und insbesondere zum indonesischen Markt, eröffnen.

Die sehr intensive Zusammenarbeit der Institutionen des ETH-Bereichs mit den Schwellenländern geht über die bilateralen Programme des SBFI hinaus. An der EPFL beispielsweise unterstützte das Programm «MOOCs4DEV» 34 MOOCs für Afrika, die über 750 000 Anmeldungen verzeichneten. Ebenfalls an der EPFL ermöglichte ein Seed-Money-Programm in Zusam-menarbeit mit Partnern aus dem Iran, aus Indien, Chile und den Philippinen die Finanzierung von sechs transdisziplinären Forschungsprojekten zu Themen im Einklang mit den Zielen der Agenda 2030 für nach- haltige Entwicklung der UNO. Die Forschung in Län-dern mit niedrigem oder mittlerem Einkommens- niveau ist auch ein wichtiger Tätigkeitsbereich der Eawag. 2018 war geprägt vom 10-jährigen Jubiläum des Partnerschaftsprogramms für Entwicklungslän-der (Eawag Partnerschaftsprogramm EPP). Während dieses Jahrzehnts wurden über 80 Stipendien an Per- sonen aus mehr als 28 verschiedenen Ländern ver-geben.

Die ökonomischen Perspektiven der Eawag-Pellets aus getrocknetem Fäkal-schlamm, die sich verfeuern lassen, sind ausgezeichnet, auch für den globalen Süden (s. S. 32 f.).

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Strategische Ziele

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Ziel 7 Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben

Alle Institutionen des ETH-Bereichs haben im Jahr 2018 auf vielfältige Art und Weise den Austausch mit der Gesellschaft gepflegt. Einen besonderen Platz nahm dabei die Zusammenarbeit mit den Schulen der Primarstufe und der Sekundar-stufe I und II zur Stärkung des Informatikunterrichts ein. Wie in den Vorjahren erfüllten die Institu-tionen die verantwortungsvollen nationalen Aufgaben, die sie im Interesse der Allgemeinheit wahr-nehmen.

Dialog mit der GesellschaftDie Institutionen des ETH-Bereichs tragen mit ihrer Forschung dazu bei, gesellschaftlich relevante The-men aus wissenschaftlicher Sicht anzugehen. Zentral ist dabei der direkte Dialog mit der Öffentlichkeit, um wissenschaftliche Sachverhalte, Problemstellungen und neue Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Im Berichtsjahr haben die sechs Institutionen diesen Austausch auf vielfältige Art und Weise gepflegt. Neben fest institutionalisier-ten und sehr beliebten Veranstaltungsangeboten für die Öffentlichkeit, wie beispielsweise das Festival «Scientastic» an der EPFL oder der «Treffpunkt Science City» an der ETH Zürich, bezogen sich viele einmalige thematische Veranstaltungen auf konkrete historische oder aktuelle Ereignisse. So hat das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF zusammen mit der Gemeinde Davos zum 50. Jahrestag der Lawinen-katastrophe vom Januar 1968 einen Blick zurück auf dieses folgenreiche Unglück geworfen. Neben der Schilderung der damaligen Ereignisse durch Fachleute

und Zeitzeugen konnte das SLF auch aufzeigen, was in der Zwischenzeit in Sachen Lawinenschutz unternom-men worden ist. Mit rund 700 Besucherinnen und Besuchern war das lokale Interesse an dieser Veran-staltung ausserordentlich gross. Auch international wird die Bedeutung des Umgangs mit der Lawinenge-fahr anerkannt. So hat die UNESCO dieses Thema 2018 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Mensch-heit aufgenommen – das SLF hat das Bewerbungsdos-sier stark mitgeprägt. Die ETH Zürich stellte im Juni 2018 einen Anlass ganz anderer Art in einen wissen-schaftlichen Kontext. Sie engagierte sich im Rahmen-programm zum ersten Formel-E-Rennen in der Schweiz. Neben einem ganztägigen Symposium zum Thema «Intelligente Wege zur Mobilität der Zukunft» präsentierten am Rennwochenende Studierende der ETH Zürich zukunftsweisende Projekte auf dem Fest-gelände. Eine andere Form der Vermittlung wissen-schaftlicher Erkenntnisse und der Bedeutung von For-schung und Entwicklung verläuft via Medien. Das PSI beging am 15. Oktober sein 30-jähriges Jubiläum mit einem grossen Festakt und einem Rückblick auf Schwerpunkte aus drei Jahrzehnten Forschung. Be- gleitet wurde der Anlass durch die NZZ und Le Temps, deren Sonderbeilagen zum Thema eine breite Leser-schaft erreichten. Die Zeitschrift «The Technologist», die die EPFL zusammen mit Partneruniversitäten aus Europa publiziert, beleuchtet mit professionellen journalistischen Artikeln und gut aufbereiteten Infor-mationsgrafiken bahnbrechende Forschung und Ent-wicklungen und deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft.

Eine besondere Verantwortung hat der ETH-Bereich hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. In ihren jewei-ligen Spezialgebieten fördern die Institutionen die Vernetzung der relevanten Akteure und stellen Platt- formen für die wissenschaftliche Bearbeitung aktu-

Strategisches Ziel

ROLLE IN DER GESELLSCHAFT UND NATIONALE AUFGABEN

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Strategische Ziele

65ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 7 Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben

eller Fragestellungen bereit. Im November wurde die neue Webplattform für Klimadienstleistungen des «National Centre for Climate Services» lanciert. Damit stehen Behörden, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine Vielzahl von Klimadienstleistungen zur Verfü-gung. In der Trägerorganisation des Zentrums befin-den sich neben verschiedenen Bundesämtern auch die ETH Zürich und die WSL. Letztere trägt mit ihrem Schwerpunkt Waldfunktionen und Klimawandel zum Service bei. An der Empa fand 2018 die zweite Aus-gabe des Ressourcen Forums Schweiz statt, das unter dem Motto «Wissenschaft, Wirtschaft und Städte ge- meinsam für mehr Ressourcen» stand. Die Konferenz will Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Wirt- schaft und Politik sowie Akteure aus Forschung, Ver-waltung und der Zivilgesellschaft vernetzen. Die Eawag engagiert sich insbesondere für die Ausbil-dung und Zusammenarbeit im Wassersektor. Die bei-den öffentlich zugänglichen Plattformen «Verfahrens- technik Mikroverunreinigungen» und «Wasserquali-tät» sind Kooperationen der Eawag mit dem Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute sowie dem Bundesamt für Umwelt (BAFU). Über die Landwirtschaft der Zukunft wurde im Juni an der ETH Zürich diskutiert, als der damalige Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Fachleute der ETH Zürich mit Vertreterinnen und Vertretern des Agrarsektors in einen Dialog über Konzepte des Smart Farming traten.

Engagement für MINT-FächerUm das Interesse von jungen Menschen an den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaf-ten und Technik (MINT) zu fördern, haben die Institu-tionen des ETH-Bereichs auch 2018 eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt. Das PSI ermöglichte mit dem Verein «Girls on Ice» einer Gruppe von jun-gen Frauen eine einwöchige Expedition in das Gebiet des Findelengletschers im Wallis. Auf über 2800 Metern schlüpften die jungen Frauen in die Rolle von Glet-

scherforscherinnen, untersuchten Schmelzprozesse vor Ort und anschliessend am PSI die gezogenen Glet-scherproben. Auf dem WSL-Gelände fand im Sommer zusammen mit der Stiftung kihz eine betreute Feri-enwoche für fast 40 Kinder statt, die so einen ers-ten Einblick in die Forschung zu Wald, Schnee und Landschaft erhalten haben. Und die ETH Zürich be- teiligte sich am Umweltbildungs- und Dialog-Pro- gramm «Lernfeld», das die Themen Biodiversität und Klimawandel im Zusammenhang mit der Landwirt-schaft erforscht und dazu Jungforscherinnen und -forscher Untersuchungen auf Bauernbetrieben durchführen lässt. Mit einer speziellen Möglichkeit, Kinder an technische Themen heranzuführen, ist die EPFL erfolgreich. Der kleine «Thymio» ist ein in Lau-sanne unter wesentlicher Beteiligung der EPFL ent-wickelter Roboter, der Kindern und Jugendlichen er- laubt, grundlegende Fähigkeiten und Wissen rund um Robotik und Programmieren zu erlernen. Bereits sind zahlreiche dieser Roboter in Schulen im Einsatz und über 1500 Lehrpersonen haben Begleitkurse be- sucht. In einem ähnlichen Themengebiet engagiert sich auch die Empa mit ihrer Teilnahme an der Bil-dungsinitiative «Smartfeld» in der Ostschweiz. Im August wurde die Plattform vom Verein Startfeld mit einem Festakt lanciert. Das Basisangebot von «Smart-feld» beinhaltet halbtägige Programmier-Workshops für Schulklassen sowie entsprechende Kurse für Lehr-personen. Das erste Schwerpunktthema sind intel-ligente Textilien.

Einen besonderen Stellenwert bei der Förderung des Interesses an den MINT-Fächern hat die Zusammen-arbeit der Institutionen mit den Schulen. Auch 2018 experimentierten ca. 200 Schulklassen im hauseigenenSchülerlabor iLab des PSI und versuchten, den Geheim-nissen von Wellen, Licht und Vakuum auf die Spur zu kommen. Etwa 50 Schulklassen erhielten am WSL- Institut SLF Einblicke in die Schnee- und Lawinen-

Protonentherapie: In Forschungskollabo-ration mit der Firma Varian Medical Systems erstellt, bietet Gantry 3 Behandlungsmöglich- keiten mit einem maxi-malen Bestrahlungsfeld von 30 x 40 cm2, sodass die Behandlungsdauer pro Patient kurzgehal-ten werden kann.› PSI

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Strategische Ziele

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Ziel 7 Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben

forschung. Die EPFL und die ETH Zürich führten Studi-eninformations- und Besuchstage für Gymnasiastin-nen und Gymnasiasten auf ihrem Campus durch. Die EPFL besuchte zudem Schulklassen vor Ort mit The-mentagen, die ETH Zürich im Rahmen von «ETH unter- wegs». Sowohl die ETH Zürich als auch die EPFL spie-len schon seit vielen Jahren eine sehr wichtige Rolle in der Ausbildung von Lehrpersonen für die MINT-Fä-cher. Eine spezielle Herausforderung stellt momentan die Stärkung des Informatikunterrichts an den Schu-len der Primarstufe und der Sekundarstufe I und II dar. Beide ETH engagieren sich stark in der Beratung der Kantone zum entsprechenden Lehrinhalt und in der Weiterbildung der Lehrpersonen. Das 2005 ge- gründete Ausbildungs- und Beratungszentrum für In- formatikunterricht der ETH Zürich hat 2018 das zehn-bändige Lehrmittel «einfach Informatik» fertigge-stellt und verschiedene Onlineplattformen für Schu-len in Betrieb genommen. Über 1400 Lehrpersonen profitierten im Berichtsjahr von den kostenlosen Aus- und Weiterbildungskursen für das Fach Informatik, welche die ETH Zürich gemeinsam mit der Pädagogi-schen Hochschule Graubünden anbietet. An der EPFL wurde im Oktober die Einweihung des neuen Zent-rums LEARN gefeiert, das Innovationen im pädagogi-schen Bereich fördern will und sich mit allen Ebenen des Bildungssystems beschäftigt, so auch mit der Lehrpersonenausbildung im Fach Informatik. Das Zen- trum möchte dazu beitragen, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu bewältigen (s. auch S. 48). Zu LEARN gehört auch der neue SwissEdTech Collider, der als Co-Workingspace 30 Start-ups ver-eint, die sich alle der Entwicklung neuer Lerntechno-logien widmen.

Nationale AufgabenIm Interesse der Gesellschaft und im Auftrag der Poli-tik erfüllt der ETH-Bereich verschiedene nationale Aufgaben. Dabei geht es um wissenschaftliche Dienst- leistungen, Forschungsinfrastrukturen von gesamt-schweizerischer Bedeutung und den langfristigen Erhalt von öffentlichen Gütern. Bei einigen der zahl-reichen nationalen Aufgaben gibt es für das Jahr 2018 etwas Spezielles zu berichten. So feierte das Schwei-zerische Zentrum für Angewandte Ökotoxikologie (Ökotoxzentrum Eawag-EPFL) im Berichtsjahr sein 10-jähriges Jubiläum. Ein zweitätiges Symposium zum Thema Umweltmonitoring mit Biotests brachte Per-sonen aus verschiedenen Ämtern, der Privatwirt-

schaft und der Wissenschaft an einen Tisch. Zusam-men mit den Bundesämtern für Umwelt und für Landwirtschaft erarbeiten die Spezialisten am Zen-trum momentan ein Monitoringkonzept für Rück-stände von Pflanzenschutzmitteln in Schweizer Böden. Ebenfalls 2018 begann die fünfte Datenauf-nahme des Landesforstinventars. In diesem gemein-samen Projekt des Bundesamtes für Umwelt und der WSL werden rund 6500 Stichprobeflächen, die in einem regelmässigen Netz über den ganzen Schwei-zer Wald verteilt sind, periodisch inventarisiert. Die WSL verantwortet diese für die Waldbewirtschaftung und die Waldpolitik notwendige Erhebung wissen-schaftlich und praktisch seit 1983 und stellt diese wertvollen Datensammlungen der Öffentlichkeit als Dienstleistung zur Verfügung. Die Empa ihrerseits führt das Nationale Beobachtungsnetz für Luftfremd-stoffe NABEL. Im Juni 2018 wurde auf Basis von Unter-suchungen begleitend zu NABEL ein neuer Immissi-onsgrenzwert für Feinstaub eingeführt. Die Belastung der Luft mit diesen winzigen Staubteilchen ist nach wie vor eine der grössten Herausforderungen für die Schweizer Luftreinhaltepolitik. Am PSI konnte nach vier Jahren Planungs- und Bauzeit die «Gantry 3» ein- geweiht werden. Diese in enger Zusammenarbeit mit einer Medizintechnik-Firma errichtete neue Bestrah-lungseinrichtung für die Protonentherapie wird die Kapazität für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen deutlich erhöhen (s. auch Ziel 5, S. 58 ff.). Die Forschung in diesem Be- reich zieht zahlreiche Doktorierende und Postdokto-rierende aus dem In- und Ausland an, die zur Wei-terentwicklung der hochstehenden Technologie bei-tragen.

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Strategische Ziele

67ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 8 Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Die angestrebte Erweiterung der Finanzierungsbasis ist auf gutem Weg. Aufgrund der Stagnation der Bundesmittel, die aus der Träger-finanzierung stammen, verzeichnete der ETH-Bereich eine leichte an-teilsmässige Verlagerung zugunsten der Forschungsbeiträge (Bund und Privatwirtschaft).

Der Drittmittelanteil (gemessen am operativen Er- trag) an der Finanzierung des ETH-Bereichs erhöhte sich im Berichtsjahr auf knapp 29 % (2017: 27 %), wo- mit eine der Zielsetzungen, die Erhöhung des An- teils, erreicht wurde. Diese Entwicklung ist jedoch auch eng verknüpft mit der Entwicklung der Träger-finanzierung. Stagnieren die Bundesmittel aus der Trägerfinanzierung wie im Berichtsjahr auf dem Ni- veau des Vorjahres 2017, führt dies zu einer Verlage-rung der Anteile.

Im Berichtsjahr wurden wiederum Synergieeffekte erzielt. Diese wurden durch die Förderung von ge- meinsamen Initiativen und Projekten wie den stra-tegischen Fokusbereichen ermöglicht. Bereichsüber- greifende Vorhaben in der Erneuerung der Infrastruk-tur tragen ebenfalls zur Steigerung der Effizienz des ETH-Bereichs bei.

TrägerfinanzierungDas Parlament bewilligte bei der Beratung der BFI- Botschaft 2017-2020 einen Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich in Höhe von 10 337,8 Mio. CHF. Wegen der Einsprache gegen die Vergabe eines umfangreichen Bauauftrags der ETH Zürich wurde ein Vorhaben blo-ckiert bzw. verzögerte sich. Der Bundesrat wird dem Parlament mit der Botschaft zur Staatsrechnung 2018

die Bildung von zweckgebundenen Reserven in Höhe von 40 Mio. CHF beantragen.

Mittelallokation auf Basis relevanter KriterienGemäss Artikel 33a des ETH-Gesetzes teilt der ETH- Rat die Bundesmittel (Trägerfinanzierung) zu. Er stützt sich dabei auf seine Zielvereinbarungen mit den bei-den ETH und den vier Forschungsanstalten. Die Mit-telallokation innerhalb des ETH-Bereichs ist in Art. 12 Abs. 2 der Verordnung über den ETH-Bereich geregelt.

Die auf den Zahlungsrahmen 2017–2020 abgestimm-ten Strategischen Ziele des Bundesrats für den ETH- Bereich bilden die Basis für die auf vier Jahre ange-legten Zielvereinbarungen des ETH-Rats mit den Institutionen. Die jährlichen Mittelzuteilungen an die Institutionen werden an die durch das Parla-ment beschlossenen jährlichen Zahlungskredite an- gepasst. Dabei stützt sich der ETH-Rat auf die Bud-getanträge der Institutionen und die Beurteilung ihrer Leistungen.

Die verfügbaren Mittel aus den beiden Krediten in Anrechnung an den Zahlungsrahmen von 2530,9 Mio. CHF (2017: 2530,8 Mio. CHF) wurden durch den ETH-Rat wie folgt zugeteilt, wobei es im Vergleich zum Vorjahr zu einer leichten anteilsmässigen Verlage-rung zugunsten der strategischen Projekte des ETH- Bereichs kam:

Grundauftrag (Base Budget) inklusive des leistungsorientierten Awards von 43,4 Mio. CHF(2018: Total 2401,7 Mio. CHF):

— ETH Zürich 1257,0 Mio. CHF — EPFL 626,1 Mio. CHF — PSI 291,9 Mio. CHF — WSL 58,2 Mio. CHF — Empa 106,7 Mio. CHF — Eawag 61,8 Mio. CHF

Strategisches Ziel

FINANZIERUNGS- QUELLEN UND MITTELVERWENDUNG

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Strategische Ziele

68

Ziel 8 Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Abb. 2: Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen des ETH-Bereichs (Stand Dezember 2018)

Mio. CHF 2016 2017 2018 2019 2020 2017-2020

BFI-Botschaft vom 24. Februar 2016 (16.025) 2 453,8 2 489,1 2 524,3 2 561,6 2 602,8 10 177,8

BB 4 Zahlungsrahmen ETH-Bereich - Aufstockung 40,0 40,0 40,0 40,0 160,0

Zahlungsrahmen ETH-Bereich 2017-2020 BB 4 vom 16. September 2016

2 453,8 2 529,1 2 564,3 2 601,6 2 642,8 10 337,8

Nom. Wachstum in Mio. CHF 75,3 35,2 37,3 41,2

Nom. Wachstum in % 3,1 1,4 1,5 1,6

Ø jährl. Wachstum 2017-2020 (auf Basis Budget 2016) in % 1,9

Mio. CHF 2016 2017 2018 2019 2020 2017-2020

A231.0181 Finanzierungsbeitrag des Bundes 2 288,7 2 377,9 2 356,7 2 365,4 2 344,3 9 444,3

A202.0134 Investitionen Bauten ETH-Bereich 165,1 152,9 134,2 215,8 254,4 757,3

Total Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen 2 453,8 2 530,8 2 490,9 2 581,2 2 598,7 10 201,6

Nom. Wachstum in Mio. CHF 77,0 – 39,9 90,3 17,6

Nom. Wachstum in % 3,1 – 1,6 3,6 0,7

Ø jährl. Wachstum 2017–2020 (auf Basis Budget 2016) in % 1,4

Voraussichtliche Ausschöpfung der Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen in %

98,7

Abb. 3: Mittelzuteilung an die Institutionen des ETH-Bereichs (nach Berücksichtigung der Kredit-/Mittelverschiebungen innerhalb 2018)

Δ 2017 / 2018

Mio. CHF 2014 2015 2016 2017 2018 abs. %

ETH-Bereich 1, 2, 9, 10 2 378,2 2 417,9 2 453,8 2 530,8 2 530,9 0,1 0,0

ETH Zürich 3 1 212,5 1 224,0 1 247,2 1 297,4 1 300,5 3,1 0,2

EPFL 4 594,9 618,1 640,3 666,2 664,9 – 1,3 – 0,2

PSI 5, 8 300,4 324,0 305,4 294,3 307,3 13,1 4,4

WSL 53,0 55,7 55,9 58,7 58,3 – 0,4 – 0,7

Empa 6 106,8 106,7 110,7 114,7 105,2 – 9,4 – 8,2

Eawag 56,1 58,6 59,1 61,5 61,5 0,0 0,0

ETH-Rat 7 54,6 30,7 35,1 38,2 33,2 – 5,0 – 13,2

Zusatzinformationen zur Rechnung 2018:1 Total Mittelzuteilung 2018 inkl. Award (43,4 Mio. CHF) für ausserordentliche Leistungen2 Jahrestranchen gemäss bewilligtem Zahlungsrahmen 2017-2020 (Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen):

Jahrestranche 2018: 2564,3 Mio. CHF / Bundesbeschluss Budget gemäss BB Ia Voranschlag 2018: 2530,9 Mio. CHF3 inkl. Sustained scientific user lab for simulation based science am CSCS: 22,9 Mio. CHF,

Anschubfinanzierung Präsident: 3,0 Mio. CHF, Mehrkosten Starkbebenmessnetz: 0,8 Mio. CHF4 inkl. Neuroinformatikprojekt Blue Brain Project: 23,2 Mio. CHF, Anschubfinanzierung Präsident: 3,0 Mio. CHF5 inkl. ATHOS / SwissFEL: 8,0 Mio. CHF, Action Plan Energy PSI: 3,0 Mio. CHF6 inkl. Portfoliobereinigung Immobilien: 2018: -7 inkl. strategische Projekte, Finanzierung Rückbau Beschleunigeranlagen PSI (8,0 Mio. CHF), Beiträge an Vorsorgewerk

ETH-Bereich bei PUBLICA (Deckungsgrad 3,5 Mio. CHF / Grundlagenwechsel 5,0 Mio. CHF) 8 inkl. Sondermittel (4,2 Mio. CHF)9 inkl. Strategische Fokusbereiche (Personalized Health and Related Technologies, Datenwissenschaften, Advanced Manufacturing) (total: 23,9 Mio. CHF) 10 inkl. Forschungsinfrastrukturen (Upgrade CMS detectors am CERN, Swiss Plasma Center) (total 5,5 Mio. CHF)

Abb. 1: Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich in der BFI-Periode 2017−2020 (Stand Dezember 2018)

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Strategische Ziele

69ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 8 Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Mittel für strategische Projekte des ETH-Bereichs: — Forschungsinfrastrukturen / Grossforschungsprojekte: 59,6 Mio. CHF

— Strategische Fokusbereiche: 23,9 Mio. CHF — Anreiz- und Anschubfinanzierungen sowie sonstige zentrale Ausgaben: 30,7 Mio. CHF

Eigenverbrauch Stab ETH-Rat: — Verwaltung ETH-Rat und Beschwerdekommission: 15,0 Mio. CHF

Erhöhung DrittmittelanteilEin wesentlicher Teil der Finanzierung des ETH-Be-reichs erfolgt über die Drittmittel.1 Die Erhöhung des Drittmittelanteils als eine Zielsetzung innerhalb des Strategischen Ziels 8 ist eine der Erwartungen des Bundesrats und mit diesen Bemühungen soll die Fi- nanzierungsbasis des ETH-Bereichs verbreitert werden.

Das Total der Forschungsbeiträge des Bundes inner-halb der Drittmittel lag knapp unter dem hohen Stand des Vorjahres (2018: 533 Mio. CHF; 2017: 540 Mio. CHF). Die Prognose (B 2018: 532 Mio. CHF) bewahrheitete sich. Die Forschungsbeiträge aus der Zusammenar-beit mit der Privatwirtschaft und der übrigen projekt- orientierten Forschung (222 Mio. CHF) übertrafen den budgetierten Wert (B 2018: 201 Mio. CHF). Auch gegen-über 2017 (2017: 203 Mio. CHF) verzeichnete man einen Zuwachs (+ 9%). Dies trifft auch auf das Total der übrigen Drittmittel wie die Schenkungen und diversen Erträge mit total 292 Mio. CHF zu, die ebenfalls die Er- wartungen (B 2018: 190 Mio. CHF) übertrafen.

Der Anteil der gesamten operativen Drittmittel ge- messen am operativen Ertrag lag im Berichtsjahr bei 28,2 %. Im Vergleich zum Vorjahr (R 2017: 27,1 %) ver-zeichnete man eine merkliche Verlagerung in den Anteilen und absolut betrachtet fiel das Drittmittel-total 2018 (2018: 1048 Mio. CHF) höher aus als 2017 (2017: 1003 Mio. CHF). In die Beurteilung miteinzube-ziehen ist auch die Entwicklung von Bilanzvorgängen, insbesondere die Entwicklung der zweckgebunde-nen Drittmittel aus Verträgen, die nach IPSAS 23 bilanziert werden. Steigt das Volumen gegenüber dem Vorjahr an, könnte dies ein positives Indiz sein hinsichtlich der Erweiterung der Finanzierungsbasis. Im Berichtsjahr war dies der Fall. Die bilanzierten zweckgebundenen Drittmittel nahmen zu (2018: 1510 Mio. CHF; 2017: 1428 Mio. CHF). Dieses höhere Volumen wird sich bezüglich der Forschungsbeiträge zukünftig über den entsprechenden Mehrertrag auch im Anteil am operativen Ertrag auswirken (auch in absoluten

Zahlen). Ein weiteres Kriterium für die Beurteilung über das Erreichen von Ziel 8 ist die Entwicklung der Zusprache von Fördermitteln des Bundes (SNF und Innosuisse sowie EU-FRP). Das Volumen nahm gegen-über 2017 deutlich zu (2018: 512 Mio. CHF; 2017: 422 Mio. CHF). Dies erhärtet das positive Fazit zu Ziel 8.

Die indirekten Kosten werden jeweils verrechnet, sodass der Grundauftrag nicht von diesen Kosten tan-giert ist und diese somit auch nicht über den Finan-zierungsbeitrag quer subventioniert werden.

Ein Indiz für die Erweiterung der Finanzierungsbasis des ETH-Bereichs zeigt der Verlauf über die Jahre. Die Mittel der kompetitiven projektorientierten For-schungsförderung und die Zuwendungen (v. a. an die ETH Zürich) verdoppelten sich im Zeitraum seit 2000.

Wahrung der Lehr- und ForschungsfreiheitDie beiden ETH und die vier Forschungsanstalten stellen autonom sicher, dass die Forschungsergebnisse von Drittmittelprojekten publiziert werden können. Die Einheiten des ETH-Bereichs garantieren die un- eingeschränkte Freiheit von Lehre und Forschung. Auch die Publikationsfreiheit von und bei geförderten Personen und Projekten ist jederzeit gewährleistet. Die Verträge enthalten einen entsprechenden Passus. Im Bereich der Forschungszusammenarbeiten werden die entsprechenden Freiheiten ebenfalls vertraglich abgesichert. Zudem wird der Umgang mit Zuwendun-gen über den Verhaltenskodex explizit geregelt.

1 Zweit- und Drittmittel sind die vor der Umstellung auf IPSAS (International Public Sector Accounting Standards) verwendeten Kategorien. Seit 2015 sind diese Teil der Kategorie Forschungsbeiträge (Bund: SNF, Innosuisse, Ressort- forschung, EU-FRP), Forschungsaufträge und wissenschaftliche Dienstleistungen. In den ehemaligen Drittmitteln sind die wirtschaftsorientierte Forschung (Privatwirtschaft), die übrigen projektorientierten Drittmittel (inkl. Kantone, Gemeinden, internat. Org.), die Schenkungen und Legate sowie die übrigen Erträge enthalten (s. Abb. 33, S. 102).

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Strategische Ziele

70

2009 20132011 20152010 2014*2012 2016 2017 2018Mio. CHF

500

1500

2500

3500

0

1000

2000

3000

4000

27602893

3062 3078 3134

3355 33863486

3571 3580

94 115115 120

118 102110

138

408 426 409

338355

732772

743717

33 34 3539

445 477 454

372409

2208 2175 2271 2378 2418 24542531 2531

20502130

773155

41

80

Ziel 8 Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Effizienzsteigerung und SynergienutzungGemeinsame Initiativen wie KoBe-ETH+ (Koordinierte Beschaffung im ETH-Bereich + Partner), SAP4Four (ge- meinsame Lösung der Forschungsanstalten für die Ab- wicklung der Geschäftsprozesse und das Reporting) oder Lib4RI (Bibliothekszusammenschluss der vier-Forschungsanstalten) verringern auf mittlere und lange Sicht den Aufwand. Weiter bewährt sich die ge- meinsame Reportingplattform auf SAP FC im ETH-Be- reich. Um einen effizienten Ablauf sicherzustellen, wird die Liquiditätsbündelung für den gesamten ETH- Bereich durch die ETH Zürich abgewickelt. Mit dem Projekt refine wird die Ressourcen- und Finanzplatt- form der ETH Zürich erneuert. Dies trägt zur Steige-rung der Effizienz bei und Synergien werden genutzt.

Auch gemeinsame, von mehreren Institutionen des ETH-Bereichs getragene Forschungsplattformen oder -programme, um komplementäre Forschungskompe-tenzen bestmöglich miteinander zu vernetzen und zu nutzen, tragen zur Effizienzsteigerung im ETH-Bereich bei. So z. B. das Swiss Data Science Center (SDSC) von EPFL und ETH Zürich oder die Energy System Integra-tion Plattform (ESI) von PSI, Empa, EPFL und ETH Zürich. Am Standort EPFL Valais Wallis existiert das gemein-same Labor der EPFL und der Empa für Materialien für erneuerbare Energien (LMER). Durch die gemein-same Nutzung von Forschungsinfrastrukturen ergeben sich bedeutende Synergiegewinne.

Rückbau und Entsorgung Beschleunigeranlagen PSIRadioaktive Abfälle entstehen bei der Nutzung von Kernenergie oder bei Anwendungen mit ionisierender Strahlung in der Medizin, der Industrie und der For-schung (MIF-Abfälle). Das Kernenergiegesetz und das Strahlenschutzgesetz legen die Anforderungen für die Entsorgung fest.

Das Äufnen der Finanzierung der Rückstellung von insgesamt 631 Mio. CHF für die Stilllegung der Be- schleunigeranlagen beim PSI geschieht über jährliche Sparbeträge zulasten des Kredits Finanzierungsbeitrag des Bundes. Die Erhöhung der Rückstellung gegenüber 2017 (426 Mio. CHF) basiert auf der aktualisierten Kos-tenschätzung des Bundes.

Per Ende 2018 belief sich der Sparbetrag auf total 20,0 Mio. CHF (2018: + 8,0 Mio. CHF). Vom Sparbetrag ver-wendete das PSI bisher rund 1,3 Mio. CHF für erste Massnahmen im Zusammenhang mit dem Rückbau.

Risikomanagement KernrisikenDazu verweisen wir auf die Berichterstattung über die Risikosituation und das Risikomanagement im Kapitel Governance, S. 44.

Abb. 4: Entwicklung der Finanzierungsquellen

2009–2013 Erstmittel Zweitmittel Drittmittel

* gem. IPSAS-Standard ab 2014 (Restatement)

2014–2017 Trägerfinanzierung Schulgelder/andere Benutzungsgebühren Forschungsbeiträge, -aufträge und wissenschaftliche Dienstleistungen Schenkungen und Legate Übrige Erträge

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Strategische Ziele

71ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 9 Immobilienmanagement

Strategisches Ziel

IMMOBILIEN- MANAGEMENT

Spezifische Herausforderungen wie Investitionen in denkmalgeschütz-tes Bauen, Erdbebenertüchtigung oder Umgang mit Altlasten präg- ten das Immobilienmanagement im Berichtsjahr. Zudem ging es um einen Rekurs gegen das Ver- gabeverfahren bei einem Gross- projekt, die Einführung eines Risk Managements sowie um den Pro-jektstart der allfälligen Eigentums-übertragung der Immobilien vom Bund an den ETH-Bereich.

Strategie und langfristige PortfolioentwicklungIm Hinblick auf die kommende Leistungsperiode 2021−2024 begannen 2018 die ersten Vorbereitungen, um die langfristige Portfolioplanung zu erarbeiten. Das Ergebnis werden die aktualisierten sogenannten «Räumlichen und finanziellen Gesamtkonzepte» (RFGK) sein. Aus der erstmaligen Erarbeitung und Anwendung der RFGK für die aktuelle Leistungsperiode 2017−2020 konnten bereits wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden, die in die Planung einfliessen. Ein Planungs- horizont von zwölf Jahren ist im akademischen Um- feld sehr ambitioniert, da die Dynamik der Lehre und Forschung schwer vorhersehbar und planbar ist. Zu- dem haben die in den ersten vier Jahren dieser Pla-nungsperiode tatsächlich eintretenden Ereignisse teil- weise einen weichenstellenden Effekt, was den Pla-nungen der letzten vier Jahre der Periode die kon-krete Aussagekraft nimmt.

Verbunden mit der Kürzung von jährlich 5 % der Bau- investitionen beauftragte der Bundesrat seine Bau-

und Liegenschaftsorgane mit der Überprüfung der Normen und Standards. Der ETH-Bereich versucht, an den hohen Zielsetzungen der Vorbildfunktion des Bundes im Bereich Energie und Nachhaltigkeit fest-zuhalten, die Wert- und Funktionserhaltung sicher-zustellen sowie weiterhin rechtzeitig bestmögliche Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung bereit- zustellen. Dadurch musste die Investitionsplanung an- gepasst werden, was bereits geplante und laufende Projektierungen im Berichtsjahr beeinflusste.

2018 stellte die ETH Zürich Überlegungen zum Engage-ment bei der Digitalisierungsinitiative im Innovati-onspark Dübendorf und der medizinischen Forschung am Standort Lengg an, die sich aber noch nicht auf die langfristige Immobilienplanung auswirkten. Auf Basis der aktuellen akademischen Planung wird sich das bisherige quantitative Wachstum der ETH Zürich bis 2021 konsolidieren und von einer qualitativen Ent- wicklung abgelöst. Dabei werden der Substanzerhalt und die Effizienzsteigerung bei der Gebäudenutzung bei einem unterproportionalen Flächenwachstum mit dem Gesamtwachstum der ETH Zürich verglichen und bei jährlichen Investitionen von rund 200 Mio. CHF als Prämissen wahrgenommen. Die von der Schulleitung lancierte Initiative ETH+ hat in der ersten Runde neun Projekten finanzielle Unterstützung zugesprochen. Investitionsmittel sollen vor allem für akademische Gebäude eingesetzt werden, Liegenschaften für die Verwaltung und die zentralen Dienste werden ver-mehrt angemietet. Die Teilrevision des kantonalen Richtplans für das Hochschulgebiet Zürich-Zentrum wurde vom Kantonsrat festgesetzt; die Genehmigung durch den Bundesrat ist mittlerweile ebenfalls er- folgt. Die Sonderbauvorschriften Hönggerberg zur Er- höhung der zulässigen Baumassenziffer wurde in- klusive Planungsbericht, Freiraum- und Mobilitäts-konzept ausgearbeitet und mit den Ämtern vorbe-sprochen, die öffentliche Auflage ist abgeschlossen.

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Strategische Ziele

72

Ziel 9 Immobilienmanagement

Die EPFL möchte ihr kulturelles architektonisches Erbe bewahren und das Immobilienportfolio entspre-chend den Nutzungsbedürfnissen innerhalb des finanziellen Rahmens entwickeln. Um Budgetkürzun-gen aufzufangen, wurden auch alternative Finanzie-rungsmodelle geprüft. Ein besonderes Interesse gilt den neuen Unterrichtsformen mit interdisziplinären und praktischen Arbeitsplätzen für die flexible Nut-zung der stetig wachsenden Massive Open Online Courses (MOOCs). Die 2016 geführten Gespräche mit dem Kanton Waadt und der Stadt Lausanne zeigten, dass ein Teil des nördlichen Geländes (aktuell Sport-plätze) der EPFL zur Verfügung gestellt werden muss, damit diese ihre Aktivitäten weiterentwickeln kann. Die Gespräche über Möglichkeiten der Umsiedlung dieser Sportplätze sind noch im Gang. Gemeinsam mit der UNIL wurden zudem Schritte eingeleitet bezüglich der Zukunft des von der EPFL genutzten Gebäudes Cubotron. Dies steht im Zusammenhang mit den Roch-aden (Ausweichfläche), die das neue Chemie- und Physikgebäude «Advanced Science Building» ausgelöst hat. Letzteres ist Gegenstand des vorläufigen Baupro-gramms 2023. Parallel dazu haben EPFL und UNIL gemeinsam die Erstellung eines Masterplans für ihre Hochschulen eingeleitet, der im zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein soll.

Die nächsten Jahre fokussiert sich das PSI auf die Rea-lisierung des PARK INNOVAARE und damit auf den Um- zug von zwei Einheiten mit fast 400 Mitarbeitenden. Bis dahin wird die angespannte Platzsituation auch für die bereits im PARK INNOVAARE ansässigen Firmen mit Optimierungen, Umnutzungen und Provisorien ab- gefedert. Die Planung der Nachnutzung der verbleiben- den Gebäude hat schon begonnen.

Immobilienmanagement in Zahlen Der Anschaffungswert des Immobilienportfolios des ETH-Bereichs belief sich Ende 2018 auf 7,83 Mrd. CHF. Das entspricht wertmässig etwa einem Drittel des ge- samten Immobilienportfolios des Bundes. Der Buch- wert beträgt rund 4,11 Mrd. CHF. Der ETH-Bereich nutzt rund 390 Gebäude auf 130 Parzellen. Die Ende 2018 aus- gewiesene Hauptnutzfläche (HNF) von 972 740 m2 zeigt eine Zunahme gegenüber 2017. Es fand eine Portfolio- bereinigung durch ein Tauschgeschäft bei der ETH-Zü-rich statt. Die ETH Zürich erstellt Neubauten im Zent-rum, auf dem Hönggerberg und auch in Basel. Die EPFL wächst flächenmässig mehrheitlich an den neuenAus-senstandorten in Genf, Neuenburg, Sitten und Frei- burg. Bei der Darstellung der Entwicklung der HNF in Prozent seit 2009 (s. Abb. 27, S. 96) sticht das Wachs- tum der EPFL heraus. Wesentlich dazu beigetragen hat der Campus Biotech in Genf.

Der Flächenmix (s. Abb. 28, S. 96) aus selbst- und fremdgenutzten Gebäuden des Bundes sowie von Dritten angemieteten Gebäuden (in m2 HNF seit 2010) zeigt, dass ein Teil des Wachstums in den letzten Jah-ren nur mit zusätzlichen Mietflächen gedeckt werden

konnte. Der Zuwachs bei den vermieteten Flächen re- sultiert aus einer geänderten statistischen Zuordnung der Flächen nach 2013. Ohne diesen Effekt ist eine stetige Abnahme der vermieteten Flächen zu beob-achten. Für nicht betriebsbedingt vermietete Flächen ist neu eine Abgabe an den Bund zu entrichten.

Laufende und realisierte Projekte 2018 Die Investitionen in Neubauten, Erweiterungen und In- standsetzungen führen nicht nur zur gezielten Opti-mierung der Nutzung, sondern verbessern auch den energetischen Zustand, das Innenraumklima, die Be- hindertengerechtigkeit, den Brandschutz, die Erdbe-bensicherheit und die Betriebskosten.

2018 gab es folgende bedeutende Projekte: An der ETH Zürich waren es die fortschreitende Realisierung des neuen Forschungsgebäudes GLC mit Labor- und Büroflächen an der Gloriastrasse für das Departement D-HEST. Auf dem Campus Hönggerberg einerseits die Planung der Gesamtsanierung und Erweiterung des Gebäudes HIF für Lehre und Forschung des Departe-ments D-BAUG. Andererseits die Modernisierung des Kopfbaus HPM als vielseitiges Laborgebäude mit einer zweigeschossigen Aufstockung und im Zentrum von Zürich die weitere Fortführung der Sanierung und Er- weiterung des denkmalgeschützten Maschinenlabo-ratoriums (ML / FHK).

Beim Projekt Neubau BSS auf dem Basler Schälle- mätteli-Areal, einem modernen Forschungsgebäude, erfolgte die langwierige Auseinandersetzung mit der Beschwerde eines Generalunternehmers gegen den Vergabeentscheid der ETH Zürich, was den Beginn der Bauarbeiten um ein Dreivierteljahr verzögerte. Die für dieses Grossvorhaben bestimmten und bis zum Jah-resende nicht ausgegebenen Mittel führten zum erst-maligen Antrag zur Bildung einer zweckgebundene Reserve im Stammhaus Bund in Höhe von 40 Mio. CHF gemäss Finanzhaushaltsgesetz (Art. 32a FHG). Diese Mittel werden dem Projekt später wieder zugeführt. Aufgrund der Beschwerde musste der Vergabeentscheid zurückgezogen und eine Reevaluation durchgeführt werden. Der Zuschlagsentscheid erfolgte schliesslich am 24. Februar 2018 und bestätigte den ursprünglichen Entscheid.

Die EPFL setzte den ersten Teil des Masterplans Energie mit dem Einbau einer neuen Trafostation mit 50 / 20 kV um. Der zweite Teil bestand aus der Modernisierung/Erweiterung der Heiz- und Kältezentrale, die Ende 2018 eröffnet wurde. Im Frühling 2018 konnte die neue, mit Drittmitteln finanzierte Kinderkrippe eingeweiht werden.

Am PSI erfolgte im September der Bezug der neuen Aktiv-Wäscherei (Gebäude OIPA); die Realisierung der Erweiterung des Feuerwehrmagazins (OFMA) konnte 2018 ebenfalls begonnen werden. Das PSI führte das Projekt für den Rückbau des Forschungsreaktors Pro-

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Strategische Ziele

73ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 9 Immobilienmanagement

teus fort und stiess das Bewilligungsverfahren für den Neubau ORAB (Stapelplatz für schwach radioaktive Ab- fälle aus Medizin, Industrie und Forschung, MIF) an. Dabei erhielt es bereits die Bewilligung Stufe H2 des ENSI. An der WSL wurden für das SLF in Davos geologi-sche und hydrogeologische Probebohrungen und Vor-arbeiten für die Erweiterung des Gebäudes D sowie der Ersatz der Ölheizung durch eine Grundwasserwärme-pumpe vorgenommen. In Dübendorf und St. Gallen führte die Empa mehrere Erneuerungen und Sanie-rungen fort, und die Eawag entwickelte den Neubau FLUX für Lehre und Forschung weiter, d. h. die Bau-eingabe erfolgte im Frühjahr 2018 und die Ausschrei-bungsplanung begann. Zudem wurden 2018 zwei neue NEST-Units (Urban Mining und Solace) in Betrieb ge- nommen.

Investitionen und Mittelherkunft 2018 Der Investitionskredit 2018 für Bauten im ETH-Bereich betrug 174,2 Mio. CHF, dies nach einer Kreditverschie-bung in den Finanzierungsbeitrag von 24,2 Mio. CHF (12,2 %). Er lag damit über dem Vorjahreswert (152,9 Mio. CHF). Hauptgrund für die Verschiebung waren Minderausgaben wegen Bauverzögerungen. Aufgrund eines Rekurses wurde beim Projekt Biosysteme in Basel die Bildung einer zweckgebundenen Reserve von 40 Mio. CHF beantragt. Die Investitionen betrafen zu 27,3 % Neubauten und zu 72,7 % die Sicherstellung des Wert- und Funktionserhalts. Darüber hinaus wurden Dritt-mittel im Umfang von 11,9 Mio. CHF für bauliche Mass-nahmen eingesetzt sowie aus dem Finanzierungs- beitrag Investitionen in der Höhe von 80,4 Mio. CHF in die nutzerspezifischen Betriebseinrichtungen im Eigentum der Institutionen getätigt. Das gesamte 2018 durch den ETH-Bereich ausgelöste Bauvolumen betrug 226,5 Mio. CHF (s. Abb. 25, S. 95). Für die kalku-latorische Miete der Immobilien des Bundes erhielt der ETH-Bereich 2018 einen Unterbringungskredit von 268,6 Mio. CHF. Die Grafik Mittelherkunft (Abb. 25, S. 95) zeigt, aus welchen Quellen die für Bauten im ETH-Bereich eingesetzten Mittel seit 2010 stammen. Die jährlichen Schwankungen hängen mit der Verga-beart und dem Umfang der aktuellen Bauprojekte

zusammen. Eingeworbene Drittmittel beziehen sich auf einzelne Projekte und schwanken von Jahr zu Jahr. Das Projekt PARK INNOVAARE beim PSI wurde 2018 weiter geplant und es wurden Investoren gesucht. Der Gesamtbedarf an Investorenmitteln für die erste Etappe beträgt ca. 160 Mio. CHF.

Bauprogramm 2019: Grossvorhaben ETH-BereichMit dem jährlichen Bauprogramm beantragt der ETH-Bereich die Verpflichtungskredite für die geplan-ten neuen Bauvorhaben. Die eidgenössischen Räte genehmigten diese mit dem Bundesbeschluss BB Ia über den Voranschlag 2019 am 13. Dezember 2018. In dem 2018 vom ETH-Rat beantragten und im Dezember 2018 vom Bundesrat genehmigten Bauprogramm 2019 von total 269,4 Mio. CHF (Gesamtkredit) sind folgende drei Grossvorhaben enthalten: Die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes HIF der ETH Zürich auf dem Campus Hönggerberg von 112,7 Mio. CHF. Das Gebäude ist das Stammhaus des Departements D-BAUG und wurde Mitte der 1970er-Jahre bezogen. Es bedarf nun einer ersten, umfangreichen Sanierung. Nicht nur die Erweiterung, sondern auch der Bestand wird nach der Gesamtsanierung in etwa dem eines Neubaus entsprechen. Als weiteres Grossprojekt wurde der Laborneubau FLUX an der Eawag in Dübendorf für 22,7 Mio. CHF beantragt. Dieser dient als Ersatz für den nicht mehr bedarfsgerechten 30-jährigen Pavillon und schafft notwendige zusätzliche Labor-, Büro- und Seminarflächen. Der Neubau des Data Centers der EPFL in Ecublens für 14 Mio. CHF – in Verbindung mit der zuvor genannten Heiz- und Kältezentrale – ist das dritte Grossbauvorhaben. Der ebenfalls bean-tragte Rahmenkredit 2019 beträgt 120,4 Mio. CHF. Rahmenkredite erlauben es, bauliche Projekte bis zu einer Grösse von 10 Mio. CHF auszuführen sowie Vor-haben über 10 Mio. CHF zu planen.

Wert- und Funktionserhaltung Die Wert- und Funktionserhaltung des Immobilienbe-stands des ETH-Bereichs ist eine gesetzliche Aufgabe des ETH-Rats und liegt im unmittelbaren Interesse des Bundes als Eigentümer der Immobilien und des

Strategisches Immobilienmanagement im ETH-Bereich

Eine leistungsfähige Gebäudeinfrastruktur ist eine zentrale Vorausset-zung dafür, dass die beiden ETH und die vier Forschungsanstalten ihre Ziele in Lehre und Forschung erreichen und ihren Leistungsauftrag sowie die geforderten Qualitätsansprüche erfüllen können. Die Immo- bilien des ETH-Bereichs sind Eigentum des Bundes. Von den jährlichen Zahlungstranchen des Bundes an den ETH-Bereich wird der Investiti-onskredit für Bauten zweckgebunden separiert. In der Rechnung des Bundes wird er beim BBL und damit beim Finanzdepartement abge- bildet. Der ETH-Rat nimmt treuhänderisch die Eigentümerrolle wahr (als eines der drei Bau- und Liegenschaftsorgane des Bundes: BBL, arma- suisse und ETH-Rat). Er ist für das Immobilienportfolio des ETH- Bereichs verantwortlich und stimmt das strategische Immobilienma-nagement mit den Institutionen ab. Es ist die Aufgabe des Immobilien-managements des ETH-Bereichs, die Funktionstüchtigkeit des Immo- bilienportfolios kurz-, mittel- und langfristig sicherzustellen und auch

dessen kulturellen Wert zu erhalten. Im Mittelpunkt des Aufgaben- spektrums stehen die bedarfsgerechte Planung und die rechtzeitige Realisierung von Neubauten, Umbauten und Sanierungen. Der Wert- und Funktionserhalt ist das Ergebnis einer bedarfsorientierten Planung, die sich – auch im Interesse des Eigentümers – an Kosten-Nutzen- Überlegungen sowie einem entsprechenden Controlling auf Stufe ETH-Rat orientiert. Der Eigentümer nimmt über die Berichterstattung des ETH-Rats davon Kenntnis. Der ETH-Bereich bekennt sich zu einer nach-haltigen Entwicklung seines Immobilienbestands. Er folgt damit dem Auftrag an den Bundesrat gemäss Art. 73 der Bundesverfassung sowie der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes. Eine gezielte Zusammen- arbeit innerhalb des ETH-Bereichs, basierend auf einem gemeinsamen Umweltleitbild, trägt dazu bei, die Immobilien nachhaltig zu bewirt-schaften, die Energieeffizienz zu steigern und den Ressourcenverbrauch wo immer möglich zu senken – langfristig und vorbildhaft.

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Strategische Ziele

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Ziel 9 Immobilienmanagement

gesamten ETH-Bereichs als deren Nutzer. Der Zustand der einzelnen Objekte wird mit einer branchenübli-chen Methode erfasst, auf Portfolioebene kumuliert und dem mehrjährigen Trend gegenübergestellt. Trotz des teilweise hohen Alters der Gebäude und deren intensiver Nutzung ist der 2018 ermittelte Zustands-wert von rund 83 % in Relation zum Neuwert weiterhin auf einem konstant hohen Niveau (s. Abb. 26, S. 95). Der Sanierungsaufwand ist vor allem für die histori-schen Gebäude teilweise beträchtlich und führt zu anspruchsvollen Bauprojekten, nicht zuletzt aufgrund neuer Vorschriften oder fachgerecht zu entsorgender Altlasten. Zurzeit sind Sanierungsprojekte im Wert von über 770 Mio. CHF im Investitionsplan Immobilien 2019–2022 aufgeführt. Diese lösten 2018 ein Investiti-onsvolumen von rund 98 Mio. CHF aus. Zusätzlich wur-den laufende Unterhaltsarbeiten in Höhe von rund 50 Mio. CHF aus dem Finanzierungsbeitrag ausgeführt. Damit weist der ETH-Bereich seinen verantwortungs-vollen und nachhaltigen Umgang mit der vom Bund zur Verfügung gestellten Bausubstanz nach.

Koordinationsaufgaben Mit der «Strategie Nachhaltige Entwicklung» des Bundesrats und der daraus folgenden Weisung des EFD für ein nachhaltiges Immobilienmanagement re- sultieren für den ETH-Rat als Bau- und Liegenschafts-organ (BLO) zahlreiche Standards und Richtlinien.Diese werden von den jeweils zuständigen und von der Umsetzung betroffenen Bundesämtern erarbeitet. Für den ETH-Rat als BLO übernimmt der Stabsbereich Immobilien die Aufgabe, die Anliegen der Bundesäm-ter und der Institutionen des ETH-Bereichs zu koordi-nieren sowie tragbare Lösungen für konkrete Ziel- konflikte zu verhandeln. Für das Querschnittsthema Nachhaltiges Bauen nimmt er Einsitz in verschiedenen Kommissionen, Fach- und Arbeitsgruppen. Die The-menvielfalt reicht dabei von Fragen des Beschaffungs- und Vertragswesens über zahlreiche Aspekte aus dem Umwelt- und Energiebereich, Altlasten und Erdbeben- vorsorge bis hin zu sozialen Fragestellungen zur Qua-lität der Baukultur und Landschaft. Darüber hinaus nimmt der ETH-Rat aber auch als Kommissionsmit-glied in der Fachstelle für Hochschulbauten zur Vorbe-reitung der Geschäfte der Bauinvestitions- und Bau-nutzungsbeiträge an den Hochschulrat einewichtige Koordinationsaufgabe wahr.

GovernanceDer ETH-Rat hat zusammen mit den Institutionen ein Risk Management im Immobilienmanagement einge-führt. Dieses prüft das Immobilienportfolio systema-tisch nach Risiken für den Eigentümer und führt zu gezielten Massnahmen, um den identifizierten Risi-ken angemessen zu begegnen. Der ETH-Bereich leis-tet mit diesem spezifisch auf die Immobilienrisiken zugeschnittenen Auszug aus dem gesamten Risiko-portfolio einen weiteren Beitrag zum sorgfältigen Um- gang mit den ihm zur Nutzung überlassenen Immobi-lien des Bundes.

2018 wurden vom WBF und EFD im Auftrag des Bundes- rats, und als Teil der beschlossenen Massnahmen der «strukturellen Reformen», Varianten einer allfälligen Eigentumsübertragung der Immobilien an den ETH- Bereich geprüft. Der ETH-Rat wird laufend einbezogen und prüft seinerseits intern auch mit den Institutio-nen die Folgen einer allfälligen Übertragung. Die Er- gebnisse liegen 2019 vor. Ob eine der vorgeschlagenen Varianten umgesetzt wird und welche Auswirkungen dies auf die Langfristplanung des Immobilienportfo-lios hat, kann heute noch nicht eingeschätzt werden.

Mit dem Bund wurde ein Controlling konzipiert und eingeführt, das die laufenden und kommenden Rück- bauprojekte von Kernanlagen im Eigentum des Bun-des umfasst. Die in den 1950er- und 1960er-Jahren gebauten und betriebenen Forschungsanlagen sind zwischenzeitlich mehrheitlich stillgelegt. Gemäss Be- schluss des Bundesrats werden die Institutionen des ETH-Bereichs projektweise mit den Stilllegungs- und Rückbaumassnahmen sowie der Zwischenlagerung der Abfälle beauftragt und separat abgegolten.

Mit der Schaffung einer gesetzlichen Grundlage er- möglichten die eidgenössischen Räte dem ETH-Bereich, aktuell nicht benötigte Flächen in einem bescheide-nen Umfang Dritten zur Nutzung zu überlassen, wobei der Bund am Ertrag partizipiert. 2018 wurde mit der EFV an einer Anpassung der geltenden Verordnung ge- arbeitet, die die Vermietungsverhältnisse und die Ab- gabepflicht differenziert nach den für die Aufgabe-nerfüllung notwendigen und übrigen Nutzungsüber-lassungen.

Umwelt und Energie Energiebedarf: effizient und effektivSeit 2014 beteiligt sich der ETH-Bereich an der Ini-tiative Energie-Vorbild des Bundes (VBE). Per Ende 2017 wurde eine Effizienzsteigerung von 34,8 % ge- genüber 2006 erreicht und damit wurde das ur- sprüngliche Ziel der Initiative von 25 % bis 2020 be- reits übertroffen. Kontinuierliche Optimierungsmass- nahmen stellen sicher, dass auch in Zukunft Energie möglichst effizient für die Kernaufgaben der Insti-tutionen eingesetzt wird.

Die Umsetzung der Massnahmen im Rahmen von Energie-Vorbild Bund war ein Schwerpunkt des Be- richtsjahres im Bereich Umwelt und Energie. Ein wichtiges Handlungsfeld war die Mobilität. Die Insti-tutionen haben in den vergangenen Jahren eigene Mobilitätsmanagementsysteme aufgebaut, um das durch ihre Aktivitäten bedingte Mobilitätsverhalten von Mitarbeitenden und Studierenden analysieren und steuern zu können. 2018 konnte der Austausch unter den Institutionen über Massnahmen für eine nachhaltige Mobilität intensiviert werden. Alle setzen dabei auf ein Mobilitätsmonitoring, um die Anreize

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Strategische Ziele

75ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 9 Immobilienmanagement

Immer mehr zeigt sich auch, dass beim hohen Tech-nisierungsgrad des Portfolios die effiziente Versor-gung der Gebäude mit Kühlenergie eine sehr grosse Herausforderung darstellt. An der ETH Zürich liegt deshalb auch ein grosser Fokus auf der Effizienz-steigerung der Kälteproduktion: Umgesetzte Mass-nahmen im 2018 sind u. a. die systematische Betriebs- optimierung der Kälteanlagen, die Maximierung von Freecooling oder die Anhebung der Kühlwasser-temperatur. Mit der Umsetzung des Masterplans En- ergie ETH Zentrum beabsichtigt die Schulleitung bis 2025 u. a. den Ersatz der bestehenden dezentralen Kälteversorgung durch ein Kältenetz sowie – sofern ökonomisch und ökologisch sinnvoll – den Anschluss an eine Seewasserleitung, die das Hochschulgebiet versorgen soll. Neben der Energieeffizienz wird da- mit auch die Versorgungssicherheit erhöht.

Die Optimierung des Energienetzes wurde auch auf dem Campus von Empa / Eawag vorangetrieben. Das 2018 gebaute neue Fernwärmenetz, das sogenannte Mitteltemperaturnetz, steht kurz vor der Inbetrieb-nahme. 2019 wird auch die neue Wärmepumpe ins-talliert, die die im Mitteltemperaturnetz (oder im sai-sonalen Speicher) gespeicherte Wärme effizient in Hochtemperatur veredelt.

Bei allen Effizienzmassnahmen wird im ETH-Bereich die Wirtschaftlichkeit auf Basis des Lebenszyklus-kosten-Ansatzes nachgewiesen. Am PSI konnte durch den Ersatz der bestehenden Leuchten an der SLS mit modernster LED-Technik sowie deren Anordnung die Beleuchtungsstärke um 100 % erhöht werden. Gleich- zeitig sollen durch diese Massnahmen die Energie-kosten bei massiv gesenkten Wartungskosten um 50 % reduziert werden. Eine neue Technologie führt auch beim Ersatz der Heliumkompressoren zu einem Mehrwert: Moderne Schraubenkompressoren erset-zen alte Kolbenkompressoren und reduzieren neben dem Energieverbrauch (Einsparung von ca. 1,3 GWh/a) auch störende Vibrationen an der SLS.

Durch die langjährigen Bestrebungen, Energiespar-massnahmen umzusetzen, sind die Institutionen des ETH-Bereichs bereits auf einem sehr guten Weg. In den letzten Jahren wurden an den Standorten der WSL die Gebäude energetisch saniert und die Kältezellen erneuert. Das naheliegende Sparpotenzial wurde somit bereits weitestgehend erschlossen. Weitere Effizienzsteigerungen sind natürlich möglich, aber auch immer aufwendiger zu erzielen. Neben der fort- laufenden Anlageüberwachung und -optimierung sind Massnahmen in weiteren Handlungsfeldern, wie beispielsweise Energiesparwochen zur Sensibilisie-rung der Mitarbeitenden, geplant. Damit unterstreicht der ETH-Bereich sein Bekenntnis zur Vorbildlichkeit im Umwelt- und Energiebereich.

für eine Anpassung des Verhaltens im Bereich Dienst-reise-, Pendler- und Campusmobilität optimal abzu-stimmen und eine Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen.

Die Senkung des Energie- und Strombedarfs ist eine der Stossrichtungen der Energiestrategie 2050 des Bundesrats, mit der die Endenergienachfrage bis 2050 erheblich reduziert werden soll. Der sparsame Um- gang mit Energie im Allgemeinen und Strom im Spe-ziellen soll mit verstärkten Effizienzmassnahmen ge- fördert werden. Die Institutionen des ETH-Bereichs haben diesen Handlungsgrundsatz bereits seit Jahren in den eigenen Umwelt- und Energieleitbildern ver-ankert und optimieren ihre Infrastruktur in Bezug auf deren Energieeffizienz laufend. Dabei orientieren sie sich an einem Absenkpfad, der zum Teil ambitionier-ter ist als die Vorgaben des Bundes. Die Anstrengun-gen zur Effizienzsteigerung dürfen dabei den jeweili-gen Grundauftrag der Institutionen (z. B. den Betrieb von Grossforschungsanlagen im PSI) nicht beein-trächtigen. Gewisse Handlungsspielräume werden da- durch eingeschränkt. In einem weiteren Spannungs-feld zwischen Reduktion des Energiebedarfs und den quantitativ sowie qualitativ wachsenden Ansprüchen von Lehre und Forschung konzentrieren sich die Ins-titutionen des ETH-Bereichs darauf, mit guten Lösun-gen den relativen Verbrauch pro Bezugsgrösse (Voll-zeitäquivalente, Energiebezugsfläche, Anzahl Mess- tage für wissenschaftliche Experimente an Grossfor-schungsanlagen etc.) zu reduzieren und die Energie-effizienz zu erhöhen.

Grundlage für ein effektives Monitoring der Einspa-rungen und der Effizienzsteigerungen ist ein konsis-tentes Messkonzept, das die Energieflüsse gebäude- oder anlagenscharf erfasst. Die Ausarbeitung eines solchen Messsystems wurde an der EPFL 2018 in An- griff genommen. Zusammen mit der Automation der Zähler und einer neuen Energieverbrauchs-Analyse- software wird eine verbesserte Datenauswertung und Optimierungsplanung ermöglicht.

Das Maschinen- laboratorium / Fernheizkraftwerk (ML / FHK) der ETH Zürich im Zentrumvon Zürich – eine Sanierung unter strengen Auflagen der Denkmalpflege.› Luca Zanier / ETH Zürich

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Strategische Ziele

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Ziel 10 Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

Strategisches Ziel

ARBEITSBEDINGUNGEN, CHANCENGLEICHHEIT UND WISSENSCHAFT- LICHER NACHWUCHS

Führungskultur, Personalarbeit und Chancengleichheit haben im ETH-Bereich einen hohen Stellen-wert. Die Qualität der Personal- arbeit wird durch nationale und internationale Labels sowie verschiedene Auszeichnungen regelmässig nachgewiesen. Die Chancengleichheit wird durch mehrere Massnahmen gefördert, und es werden Voraussetzungen für eine faire und respektvolle Zu-sammenarbeit geschaffen.

Schwerpunkte Personalpolitik 2018: Führungskompetenz und VerhaltenskodexDie Institutionen des ETH-Bereichs verfügen über eine Vielzahl von Instrumenten zur Unterstützung der Mitarbeitenden hinsichtlich Führungs-, Sozial-, Methoden- und Fachkompetenz. In Ergänzung zu der 2017 lancierten Kampagne «Respekt» verteilte die ETH Zürich 2018 den dazugehörigen Verhaltenskodex «Respekt» an alle Professorinnen und Professoren, Mitarbeitenden und Studierenden. Damit verankert sie die gemeinsamen Werte, dass unangemessenes Verhalten wie sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Mobbing, Bedrohung und Gewalt nicht toleriert wird. Die Direktion der EPFL wählte ein eigenes Gremium, das für die Einführung und das reibungslose Funktio-nieren der Präventions-, Unterstützungs- und Reak-tionsmassnahmen in Belästigungsfällen sowie für die Behandlung der entsprechenden Fälle zuständig ist. Die Forschungsanstalten PSI, Empa und Eawag haben die bestehenden Codes of Conducts überarbeitet. Die WSL hat 2018 eine neue direktorale Weisung zum

«Schutz der Persönlichkeit» und ihren eigenen Ver-haltenskodex RESPEKT erarbeitet.

Weiterentwicklung des Lohnsystems Im ETH-bereichsweit lancierten Projekt «Überarbeitung der Anforderungsprofile», das der ETH-Rat aufgrund der Empfehlungen aus der Evaluation des Lohnsystems in Auftrag gegeben hatte, wurden die Profile unter Einbezug der HR-Fachpersonen sowie der Personal-vertreterinnen und -vertreter des ETH-Bereichs aktua-lisiert, präzisiert und weiter standardisiert. Projektziel war es, die 2006/2007 eingeführten Profile auf Stufe ETH-Bereich zu harmonisieren und sicherzustellen, dass neue Funktionen in allen Institutionen gleich eingestuft werden, um auch in Zukunft systembe-dingte Lohnungleichheiten zwischen den Institutio-nen zu vermeiden oder auch interne Wechsel von Mitarbeitenden zu fördern.

Kaderförderung und ManagemententwicklungDie ETH Zürich hat ein neues, modular aufgebautes Einführungskonzept für neu ernannte Professorinnen und Professoren entwickelt, um deren Amtsantritts- phase effizient zu gestalten und sie in die Werte, Kul-tur und Prozesse der ETH Zürich einzuführen. Spezifisch für die Kaderentwicklung ist auch das Redesign der Ausbildung aller Führungskräfte und Spezialisten als Joint Venture mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), an dem das PSI, die WSL, die Empa und die Eawag beteiligt sind. Bisher haben zwei Pilot- lehrgänge des CAS «Leadership in Science» in Deutsch und Englisch stattgefunden; Führungskräfte der For-schungsanstalten und der ETH Zürich haben bereits daran teilgenommen. Zudem wurden in allen For-schungsanstalten zahlreiche Workshops durchgeführt. An der WSL z. B. zum Thema «Schwierige Gesprächs- situationen»; an der Empa zu Themen wie Recruiting, Konfliktmanagement, Gesundheitsförderung oder Ver-handlungskompetenz. Die Eawag führte zahlreiche

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Strategische Ziele

77ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 10 Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

in eines der 20 Doktoratsprogramme der EPFL integ-riert, die einen intensiven Austausch mit anderen Doktorierenden sowie Professorinnen und Professoren ermöglichen. Fast die Hälfte der Professorenstellen wurde mit APTT besetzt. Zudem legt sie grossen Wert auf die Förderung und Unterstützung der Karriere- und Mobilitätsmöglichkeiten von internen Kandida-tinnen und Kandidaten, damit diese ihre Laufbahn weiterhin an der EPFL verfolgen können. Dank der Zusammenarbeit mit dem Career Center der EPFL konnte die Schulung «Tackling the job market success-fully», um wissenschaftliche Mitarbeitende auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, entwickelt und durch-geführt werden.

Das PSI bietet für Doktorierende und Postdoktorie-rende das «Transferable Skills Programme» an, um überfachliche Kompetenzen zu fördern. Das Konzept «Professional Development Support» für die vorbild-liche Betreuung von Doktorierenden und Postdokto-rierenden wurde unter obligatorischer Teilnahme aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Betreuungsaufgaben geschult. Die Eawag führt PhD-Workshops durch; es gibt die Eawag Postdoc- Fellowship und das «Eawag partnership program for developing countries» (EPP), das Personen und Insti-tutionen in Entwicklungsländern fördert. «wsl-ju-nior.ch» bringt Kindern und Jugendlichen die Welt der Forschung online nahe; Empa und PSI führen jeden Sommer Camps für Kinder im Primarschulalter durch. Am Nationalen Zukunftstag begeistern sich Jahr für Jahr unzählige Kinder für Wissenschaft und Forschung.

Karrieremöglichkeiten für alle FunktionsgruppenNeben der alljährlich stattfindenden persönlichen Entwicklungsplanung werden auch spezielle Kurse für die Laufbahnplanung auf allen Funktionsstufen ange-boten ebenso wie es für Doktorierende und Postdok-torierende spezifische Kurse zur Planung ihrer berufli-chen Laufbahn (s. Abschnitt oben links) gibt.

So wurde an der ETH Zürich das Pilotprojekt «Persön-licher Entwicklungsplan» (PEP) für technisch-admi-nistrative Mitarbeitende mit positivem Echo abge-schlossen und wird 2019 zur Verfügung gestellt. Das PSI erarbeitete ein Konzept zur Stärkung der Themen Diversity & Inclusion, das die obligatorische Schulung für Forschende mit Betreuungsfunktion mitein-schliesst. An der Empa wird die Fachkarriere der Füh-rungslaufbahn gleichgestellt und reicht bis zur Stufe «Distinguished Senior Researcher», die der Einstu-fung eines Abteilungsleiters entspricht. Die gelten-den Führungsgrundsätze werden in Kaderseminaren regelmässig geschult. Die Eawag fördert interne Kar-rieren wie Nachfolgeregelungen für Abteilungslei-tende sowie fachliche und persönliche Weiterbildun-gen mit dem Ziel, den Mitarbeitenden auf dem Ar- beitsmarkt eine gute Perspektive zu verschaffen. In einer Diskussion über die Laufbahn von Postdokto-

Workshops für Abteilungs- und Gruppenleitende sowie für PhD-Betreuerinnen und -Betreuer durch. Darüber hinaus werden neue Führungskräfte in den ersten Monaten nach Antritt bei der WSL sowie bei der Empa mit einem externen Coaching und beim PSI mit einem internen Mentoring-Programm unterstützt.

Wissenschaftliche Laufbahnen schärfen Senior Scientists spielen für die Qualität von Lehre und Forschung eine bedeutende Rolle. Daher hat die ETH Zürich 2018 in einer breiten Vernehmlassung bei allen Departementen die Profile und Laufbahnen von unbefristet angestellten wissenschaftlichen Mitar-beitenden (Senior Scientists) geschärft. Insbesondere definierte sie vier Profilschwerpunkte sowie Kriterien wie die Unterstellung bei einer Professorin bzw. einem Professor und die langfristige organisatorische Ein-gliederung bzw. Finanzierung in einem Departement. Die EPFL bietet Schulungen (inklusive Fernunterricht) für verschiedene Mitarbeiterkategorien aufgrund deren Bedürfnisse an. Es wurden u. a. Zertifikatslehrgänge in Projektmanagement sowie eine Management-schulung für Assistenzprofessorinnen und -profes-soren mit Tenure Track entwickelt, die diesen ab 2019 ermöglicht, die erforderlichen Organisations- und People-Management-Kompetenzen zu verbessern.

Förderung des wissenschaftlichen NachwuchsesZur Entwicklung der Führungsfunktion führte die ETH Zürich neue Angebote für Professorinnen und Profes-soren sowie für wissenschaftliche Mitarbeitende ein. So bietet die Veranstaltungsreihe «leadership 4to7» insbesondere Assistenzprofessorinnen und -profes-soren die Möglichkeit, Informationen zu aktuellen Themen wie Rekrutierung oder Doktorandenbetreu-ung zu erhalten, sich mit einer etablierten Professorin bzw. einem etablierten Professor auszutauschen oder das eigene Netzwerk auszubauen. Der Kurs «Laterales Führen» spricht wissenschaftliche Mitarbeitende an, die keine formelle Führungsfunktion bekleiden, in der Praxis aber einen wesentlichen Einfluss auf das gute Funktionieren einer Forschungsgruppe ausüben.

Um die Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuch-ses weiter zu optimieren, erarbeitete die ETH Zürich auch einen Leitfaden für das Mentoring von Assistenz-professorinnen und -professoren. Dieser soll die Ziele und Inhalte des Mentorings klären und zu einer er- folgreichen Gestaltung der Beziehung zwischen Men-tee und Mentorin oder Mentor beitragen. Bereits eta-bliert ist ein jährlicher Netzwerkanlass für Assistenz- professorinnen und -professoren mit kleineren Work-shops, «Pitch your Research»-Events und Impulsrefe-raten von ehemaligen Assistenzprofessorinnen und -professoren.

Die EPFL setzt bei der Nachwuchsförderung einen be- sonderen Akzent auf Doktoratsschulen und die Ein-richtung von Assistenzprofessuren mit Tenure Track (APTT). Alle neu eintretenden Doktorierenden wurden

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Strategische Ziele

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Ziel 10 Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

rierenden und Oberassistierenden sollen an der ETH Zürich Schwerpunkte und Rahmenbedingungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaft-lern geschaffen werden.

Verbesserung der Betreuung von DoktorierendenZur Unterstützung von Doktorierenden erarbeiteten die beiden ETH und die Forschungsanstalten Mass-nahmen, die von der Durchführung regelmässiger Standort- bzw. Mitarbeitergespräche bis zur Klärung grundsätzlicher Fragen zur Rekrutierung von Dokto-rierenden reichen. Mit dem Ziel, die Karrierebeglei-tung von Doktorierenden und Postdoktorierenden zu verbessern, Karrieren von Frauen in MINT-Fächern zu fördern und eine bessere Zusammenarbeit mit regio-nalen Unternehmen durch Vernetzung mit Absolven-tinnen und Absolventen aus dem ETH-Bereich zu ermöglichen, haben mittlerweile alle Institutionen Career Centers aufgebaut.

Inländisches Arbeitskräftepotenzial Die seit 1. Juli 2018 gültigen Vorschriften zur Stellen-meldepflicht setzen alle Institutionen des ETH-Be-reichs konsequent um. Geeignete Massnahmen zur Ausschöpfung des Inländervorrangs als Reaktion auf die Masseneinwanderungsinitiative wurden ergriffen. Die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben und Emp-fehlungen werden bei der Rekrutierung neuer Mitar-beitender berücksichtigt. Offene Stellen im adminis-trativen und technischen Bereich werden den zu- ständigen regionalen Arbeitsvermittlungen (RAV) ge- meldet und auf Schweizer Stellenplattformen publi-ziert.

Berufliche IntegrationDie ETH Zürich sowie die Empa bauten ein Case Management auf, um Vorgesetzte und Mitarbeitende bei Langzeitabwesenheit zu beraten und zu begleiten und dadurch die berufliche Reintegration zu fördern. Mitarbeitende werden beim Aufbau ihrer Leistungs-fähigkeit und bei der Findung von internen Reinte- grationsmöglichkeiten unterstützt. Alle Institutionen des ETH-Bereichs bieten seit mehreren Jahren Arbeits-plätze für Menschen mit Erwerbs- und Leistungsein-schränkungen an. Das PSI wurde für sein Programm zur Reintegration von Langzeitabwesenden mit dem massgebenden nationalen Preis für vorbildliche Per-sonalarbeit in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden ausgezeichnet (Grand Prix Suisse von «Citizen at Work»). Bei arbeits-platzbezogener Arbeitsunfähigkeit werden Möglich-keiten für eine interne Umplatzierung geprüft und gegebenenfalls interne Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen. Im Fokus stehen die berufliche Integra-tion und die Förderung der Arbeitsmarktfähigkeit. Die EPFL erzielte in diesem Bereich gute Ergebnisse, indem sie besonderen Wert auf die Intensivierung der Bezie-hungen zwischen den involvierten Stellen legte.

Förderung der Chancengleichheit 2017 führte der ETH-Rat die Gender-Strategie 2017-2020 ein. Für die Entwicklung und Umsetzung sind alle Institutionen des ETH-Bereichs selber verant-wortlich und verfügen über professionelle Instru-mente wie den «Gender Action Plan». Alle Institutio-nen beteiligen sich am Projekt «Fix the leaky pipe- line». Die EPFL setzt seit einem Jahr die «Policy for equal opportunities in faculty recruitment» um. In Zusammenarbeit mit der UNIL wurden vier Seminare zur Sensibilisierung der Mitglieder der Rekrutierungs-

2018 bildete der ETH-Bereich über 460 Lernende in über 20 Berufen aus. Besonders beliebt ist neben Physik und Chemie die Ausbildung zur Biologielaborantin.› Empa

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Strategische Ziele

79ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Ziel 10 Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

Mitarbeitende konnten Führungskräfte, die Chancen-gleichheit und Diversität fördern, nominieren. Die Vorstellung der Preisträgerin bzw. des Preisträgers sowie die Übergabe des Preises erfolgten Anfang 2019. Für eine Schärfung der Rollenverständnisse und zur Vernetzung wurde 2018 ein Workshop für alle An- sprechpersonen des PSI-Beratungsnetzwerks durch- geführt. Zudem nahm das PSI 2018 erneut am Diver-sity Index der Hochschule Luzern teil. Die Ergebnisse werden im ersten Semester 2019 erwartet und dienen der Standortbestimmung zur Definition von Schwer-punkten und Aktionsfeldern für die nächste Periode. Im Rahmen des neu geschaffenen Gremiums zur För-derung der Chancengleichheit befasste sich die WSL mit Diversity-Themen; die Empa und die Eawag führ-ten Veranstaltungen zum Thema «Women in Science» durch.

Arbeitssicherheit, Schutz der Persönlichkeit und der Gesundheit Die PSI-Direktion verabschiedete 2018 ein neues Sicherheitsleitbild. Die Empa entwickelte einen Ver- haltenskodex, der durch regelmässige Kampagnen umgesetzt wird. Zudem wird in Führungsausbildun-gen das Gesundheitsmanagement regelmässig the-matisiert. Die Eawag sowie die ETH Zürich (Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt) führten eben-falls diverse Veranstaltungen sowie Schulungen und Workshops zum betrieblichen Gesundheitsmanage-ment durch.

Ausbildung von Lernenden Die ETH Zürich bietet rund 170 Ausbildungsplätze in 15 Berufen an und setzt auf den Ausbau der Berufsfelder der Zukunft wie Informatik. Es gibt Weiterbildungs-angebote für Berufsbildende sowie verschiedenste Massnahmen zur Steigerung der Qualität der Ausbil-dung, der Rotationen, der Rekrutierung und der Be- treuung. Der Fachbereich «Ausbildung Lernende» der EPFL koordiniert die Organisation und die Berufsaus-bildung der rund 100 Lernenden. Es wurde ein Prakti-kumsbewerbungsportal eigens für Schulabgängerin-nen und Schulabgänger geschaffen, um potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für zukünftige Lehr-stellen zu rekrutieren. Das PSI bildet über 100 Lernende in 15 Berufen aus. Seit kurzem bietet es auch Lehrstel-len für Leistungsschwächere und junge Menschen mit Handicap an. Die Lernenden des PSI werden regel-mässig mit regionalen und nationalen Preisen ausge-zeichnet. Nationale Preise 2018: An den SwissSkills gingen eine Silbermedaille und zwei Diplome an Ler-nende des PSI (Lehrberufe Elektroniker und Informa-tiker), ebenso wie ein «Pestalozzi-Stiftepriis» (Kate-gorie beste Konstrukteure der Schweiz). Die WSL be- schäftigt 14 Lernende. Gemäss einer Untersuchung der Firma «Great place to work» gehört die Empa zu den besten Lehrbetrieben der Schweiz. Über 40 Lernenden in zehn verschiedenen Berufen bietet sie eine breite, fundierte und abwechslungsreiche Berufsausbildung. Die Eawag bildet insgesamt 25 Lernende aus.

kommissionen in Bezug auf implizite Voreingenom-menheit und deren Auswirkungen durchgeführt. Der Aktionsplan will die Fakultäten stärker in die Umset-zung der Massnahmen zur Förderung der Chancen-gleichheit einbeziehen. Im Weiteren erstellte die EPFL mit der «School of Basic Sciences» ein Pilotverfahren zur Identifizierung der Bedürfnisse, Prioritäten und konkreten Aktionen zur Förderung der Karriere-Chan-cengleichheit und eines integrativen Studien- und Arbeitsumfelds. Das PSI führte das Projekt «Smart- Staffing – Hinder Bias» zur Überprüfung und weiteren Optimierung der Rekrutierungsprozesse hinsichtlich offener, transparenter und leistungsabhängiger Stan-dards durch. Dadurch wird die Möglichkeit, Führungs- positionen am PSI in Teilzeit auszuschreiben, explizit thematisiert. Ein spezifisches Mentoring-Programm für Frauen mit Führungsambitionen wurde erstmals 2018 angeboten. Bei der WSL konnten mehrere wis-senschaftliche Schlüsselpositionen mit Frauen besetzt werden. Die Eawag verfügt über zahlreiche Programme wie die Weisung zu Diversity, «Tailwind Grant» für Mütter sowie die automatische Verlängerung bei Mut-terschaft von Gruppenleiterinnen im Tenure-Track-Ver-fahren.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie In den Institutionen des ETH-Bereichs werden die Kinderbetreuungsmassnahmen kontinuierlich erwei-tert und den aktuellen Bedürfnissen angepasst und im Bereich Vereinbarkeit werden flexible Arbeitszeit-modelle wie Teilzeit auf allen Stufen sowie Home Office angeboten. Die EPFL schuf neue Krippenplätze und führte das «Stop the Clock»-Prinzip während des Mutterschaftsurlaubs von Doktorandinnen und Post-doktorandinnen ein. Dadurch werden die Verträge systematisch um die entsprechende Dauer verlängert zur Unterstützung der Postdoktorandinnen nach der Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub. Mit dem Beitritt der PSI-internen Kita «Kiwi» zum «Verbund hochschulnaher Kitas» können PSI-Mitarbeitende seit 2018 vom umfassenden flexiblen Betreuungsan-gebot der Stiftung KIHZ (KIHZ Flex, KIHZ Mobil) profi-tieren. Generell sollen Teilzeitarbeit auf allen Stufen und tiefere Arbeitspensen möglich sein. Insbeson-dere die Empa wurde mehrfach für ihre familien-freundlichen Anstellungsbedingungen und für ihre gelebte Kultur der Diversität und Chancengleichheit ausgezeichnet. Neben dem Prädikat «Familie UND Be- ruf» mit der Einstufung «Best Practice» und dem «Prix BalanceZH» erfolgte 2018 die Auszeichnung «HR Excel-lence in Research» von der European Commission Re- search & Innovation.

Förderung von Diversity Der Hauptfokus der Diversity-Aktionen bleibt die Gleichstellung von Mann und Frau. 2019 wird die EPFL an dem vom Diversity and Inclusion Benchmarking in den Schweizer Hochschulen finanzierten Kooperati-onsprojekt teilnehmen. Das PSI lancierte 2018 zum ers-ten Mal den «PSI Diversity Award» für Führungskräfte.

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Strategische Ziele

80

Ziel 10 Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

(2804,7 FTE) sind administrative Mitarbeitende und 2,1 % sind Lernende. Die Professorenschaft mit 851 AV (818,3 FTE) umfasst 3,8 % des Gesamtpersonalbestands.

Professorinnen und Professoren2018 waren an der ETH Zürich und der EPFL insgesamt 687 ordentliche (o.) und ausserordentliche (a. o.) Pro-fessorinnen und Professoren tätig sowie 108 Assistenz-professorinnen und -professoren mit Tenure Track (TT) und 56 Assistenzprofessorinnen und -professoren ohneTT (s. Abb. 19, S. 92). Der Frauenanteil in den drei Kate-gorien konnte 2018 von 14,9 auf 15,5 % gesteigert wer-den. Bei den o. und a. o. Professorinnen lag er bei 13,5 %,bei den Assistenzprofessorinnen mit TT bei 22,2 % und bei 26,8 % bei den Assistenzprofessorinnen ohne TT. 2018 stammten 67,1 % der insgesamt 851 Professorin-nen und Professoren aus dem Ausland (2017: 66,9 %). Dabei kamen 52,1 % (2017: 53,3 %) aus dem EU-Raum und 15,0 % aus den übrigen Ländern (2017: 13,6) (s. Abb. 20, S. 93).

Finanzierung2018 wurden an der ETH Zürich 445,4 FTE von den 511 Professuren (492,1 FTE) aus der Trägerfinanzierung fi- nanziert, 17,9 FTE vom SNF, 5,8 FTE aus EU-Forschungs-programmen und 23,0 FTE aus wirtschaftsorientierter Forschung Dritter sowie aus Schenkungen und Legaten. An der EPFL wurden 304,4 FTE von den 340 Professuren (326,1 FTE) aus der Trägerfinanzierung finanziert, 10,7 FTE vom SNF und 10,9 FTE aus wirtschaftsorientierter For-schung Dritter sowie aus Schenkungen und Legaten.

FrauenanteilPer Ende 2018 lag der Anteil von Frauen im ETH-Bereich erneut bei 34 %. Er konnte praktisch in allen Instituti-onen gesteigert werden. Die Anteile variieren jedoch je nach Funktionsgruppe, Fachrichtung und Institution. Am tiefsten sind die Frauenanteile am PSI und an der Empa, am höchsten an der Eawag (s. Abb. 23, S. 94). Infolge der Umstellung der IT-Systeme dürfte der leichte Rückgang des Frauenanteils bei der ETH Zürich auf die 515 zusätzlich aufgeführten AV von Hilfsassistenten zu- rückzuführen sein.

LernendeDer ETH-Bereich bot im Berichtsjahr 462 Lernenden eine Lehrstelle in über 20 verschiedenen Berufen an. Der An- teil der Frauen bei den Lernenden liegt auch 2018 bei 31,8 %.

1 Der markant höhere Personalbestand im ETH-Bereich ist be- dingt durch eine Umstellung der IT-Systeme bei der ETH Zürich per 1. Januar 2019. Aufgrund projektbedingter Fristen wurden die Verträge von 515 Hilfsassistenten (515 AV bzw. 208,1 FTE) bis Ende Januar 2019 ausgestellt, um diese ins neue System zu migrieren und die Stunden von 2018 im Januar 2019 abzurech- nen. In den Vorjahren wurden diese Verträge im Verlauf des Dezembers beendet und die Stunden abgerechnet, weshalb sie am Stichtag 31.12. nie erschienen. In Zukunft werden diese Verträge wieder wie in den früheren Jahren vor dem Stichtag 31.12. abgerechnet.

Fazit, Ausblick und ZieleSchwerpunkte waren die Themen Führung und Be- treuung, Entwicklung und Laufbahn auf allen Ebe-nen. Langfristige strategische Themen der Personal- arbeit wurden adressiert und gleichzeitig verbessern die Institutionen kontinuierlich die Voraussetzungen für eine faire und respektvolle Zusammenarbeit. Im Zuge der Weiterentwicklung des Berufungsprozesses und aufgrund der Bedeutung des Themas «Führung» bei den Professorinnen und Professoren hat die ETH Zürich Führungskompetenzen und Werte definiert, die Professorinnen und Professoren mitbringen, leben und entwickeln sollen. Im Berufungsprozess werden die Kandidatinnen und Kandidaten sowohl bezüglich Lehre und Forschung evaluiert als auch neu aufgrund von Führungskompetenzen und Persönlichkeit. Zwei neu geschaffene Stellen bei den Human Resources der EPFL sollen die Kohärenz und Effizienz verbessern und mit der Entwicklung eines Programms zur Digitalisierung die HR-Prozesse stärken. Die WSL schuf die neue, durch eine Frau besetzte Führungsposition des Head Human Resources sowie ein Gremium zur Förderung der Chancengleichheit. Die Empa entwickelte 2018 einen Verhaltenskodex, der als Guideline für den Umgang miteinander dient und die Werte unterstreicht, für die die Empa einsteht.

Themen im Bereich «Chancengleichheit und Diversity» werden offen und konstruktiv diskutiert und fliessen vermehrt in strategische Überlegungen ein. Auf die Gewinnung von Frauen in wissenschaftlichen Funkti-onen und die Erhöhung des Frauenanteils auf Kader-stufe wird im gesamten ETH-Bereich besonders grosser Wert gelegt. Der höhere Anteil an Frauen in Führungspositionen beweist, dass die ergriffenen Massnahmen bereits erste Erfolge zeigen. Massnahmen zur Früherkennung und das Monitoring von kritischen Situationen gewinnen an Bedeutung und das Risiko- management von Compliance-Themen wie interne Mobilität, Datenschutz und Digitalisierung bleibt ak- tuell.

Kennzahlen PersonalAm 31. Dezember 2018 zählte der Personalbestand im ETH-Bereich 22 349 Arbeitsverhältnisse (AV) bzw. 19 120,4 Vollzeitstellen (FTE) (s. Abb. 18, S. 92). Mit einer Zunahme von 859 AV (+ 4 %) oder 488,8 FTE fiel das ausgewiesene Personalwachstum markant höher aus als in den Vorjahren, wo sich dieses zwischen 2 % und 3 % bewegte. Ohne die systembedingten zusätzlichen 515 AV der ETH Zürich läge das Personalwachstum im ETH-Bereich im Rahmen der früheren Jahre. 1

Das wissenschaftliche Personal, zu dem auch die Dok-torierenden zählen, ist mit 13 656 AV (11 542,4 FTE) un- verändert die deutlich grösste Funktionsgruppe im ETH- Bereich (61,1 % des Gesamtpersonalbestands, s. Abb. 18, S. 92), gefolgt von den technischen Mitarbeitenden, die mit 3838 AV (3494,0 FTE) 17,2 % des Personalbestands ausmachen. 15,8 % aller Mitarbeitenden bzw. 3542 AV

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Kennzahlen Unterkapitel

81

KENNZAHLEN

Monitoringtabelle 82

Akademisches Leistungsreporting 84

Wissens- und Technologietransfer 89

Hochschulrankings 91

Personal 92

Immobilien 95

Umwelt und Energie 98

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Kennzahlen

82

Monitoringtabelle zu den Strategischen Zielen des Bundesrats

Referenzwerte Monitoring

Indikatoren 2008 2013 2016 2017 2018

LEHREStudierende und Doktorierende der ETH Zürich und der EPFL (Headcount)

Neueintritte

ins Bachelorstudium 4 052 5 255 5 531 4 756 4 827

Studierende 16 233 22 099 24 217 25 059 26 140

%-Anteil Frauen 29,3 29,1 29,7 30,6 31,2

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 27,3 35,5 37,4 38,4 39,3

im Bachelorstudium 10 138 13 995 14 727 14 385 14 792

%-Anteil Frauen 28,8 28,6 30,0 30,6 31,6

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 23,8 30,9 31,6 29,4 30,4

im Masterstudium 4 649 7 241 8 662 8 895 9 517

%-Anteil Frauen 28,0 29,4 28,5 29,4 29,6

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 34,4 43,1 46,1 45,4 46,3

im Diplomstudium 751 0 0 0 0

im MAS- / MBA-Studium 695 863 828 840 827

%-Anteil Frauen 34,2 34,6 37,9 38,8 40,6

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 48,1 45,7 50,2 51,5 50,1

im Mobilitätsstudium 1 – – – 939 1 004

%-Anteil Frauen – – – 35,5 32,9

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer – – – 96,5 96,6

Betreuungsverhältnis

Bachelor- / Masterstudierende pro Professorin bzw. Professor 25,1 27,7 29,2 28,3 29,7

Doktorierende 4 823 5 947 6 134 6 234 6 391

%-Anteil Frauen 28,6 30,4 31,0 30,8 31,4

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 62,7 72,6 74,3 75,0 76,3

Betreuungsverhältnis

Doktorierende pro Professorin bzw. Professor 7,8 7,7 7,7 7,6 7,8

Studierende und Doktorierende 21 056 28 046 30 351 31 293 32 531

%-Anteil Frauen 29,1 29,4 30,0 30,6 31,3

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 35,4 43,3 44,9 45,7 46,6

Betreuungsverhältnis

Studierende und Doktorierende pro Professorin bzw. Professor 34,0 36,5 37,9 38,0 39,8

Abschlüsse

Bachelor 1 656 2 249 2 500 2 602 2 686

Diplom, Master 1 978 2 663 2 989 3 065 3 240

MAS / MBA 336 346 303 394 343

Doktorat 832 993 1 256 1 258 1 209

Lehre und Betreuung durch die Forschungsanstalten

Unterrichtsstunden 15 569 15 670 18 023 17 992 18 659

Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten 391 532 575 602 623

Doktorierende 700 797 783 807 854

%-Anteil Frauen 36,1 36,3 39,8 39,0 38,4

%-Anteil immatrikuliert im ETH-Bereich 66,1 67,9 67,4 67,7 68,6

%-Anteil immatrikuliert an ausländischer Universität 17,3 13,4 11,7 10,3 8,8

Monitoringtabelle

Abb. 5: Monitoringtabelle zu den Strategischen Zielen des Bundesrats für den ETH-Bereich für die Jahre 2017–2020

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83ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

Indikatoren und Zählweise für die Monitoringtabelle und das akademische Leistungsreporting

Unter dem Begriff «Studierende» sind, falls nicht näher bezeichnet, stets Bachelor- und Masterstudierende, Studierende in den Weiterbil- dungsprogrammen Master of Advanced Studies und Master of Business Administration (MAS / MBA) sowie Mobilitätsstudierende (Studierende, die ein oder zwei Semester in einer der beiden ETH studieren, jedoch an einer anderen Hochschule eingeschrieben sind) zu verstehen. Bei gleichzeitiger Einschreibung in mehrere Studiengänge oder -stufen wird der / die prioritäre Studiengang oder -stufe gezählt. Seit 2017 bilden die Mobilitätsstudierenden eine separate Studierendenkategorie. Davor waren die Mobilitätsstudierenden in den Zahlen der Studieren-den auf Bachelor- und Masterstufe inbegriffen. Dies ist bei Verglei- chen mit den Vorjahren zu berücksichtigen. Die Doktorierenden hin-gegen bilden eine separate Kategorie. Gezählt werden Studierende und Doktorierende in «Headcount». Ausländische Studierende und Doktorierende bilden zwei Unterkategorien: Bildungsausländer- innen und -ausländer mit ausländischer Staatsangehörigkeit, deren Wohnsitz bei Erlangung des relevanten Vorbildungsausweises im

Ausland war, sowie Bildungsinländerinnen und -inländer mit auslän- discher Staatsangehörigkeit, deren Wohnsitz bei Erlangung des rele-vanten Vorbildungsausweises in der Schweiz war. Alle Mitarbeitenden werden gemäss ihrem Beschäftigungsgrad als Vollzeitäquivalente (FTE) gezählt. Professorinnen und Professoren – ordentliche und aus-serordentliche sowie Assistenzprofessorinnen und -professoren in- klusive Förderungsprofessuren des SNF –, die an einer der beiden ETH angestellt sind, werden zur Berechnung des Betreuungsverhältnisses berücksichtigt. Die Senior Scientists und Maîtres d’enseignement et de recherche (MER) entsprechen den wissenschaftlichen Mitarbei- tenden in leitender Funktion oder im oberen Kader. Einige von ihnen sind Titularprofessorinnen und -professoren. Zur Ermittlung des «erweiterten» Betreuungsverhältnisses werden die Senior Scientists und MER der beiden ETH zu den Professoren gezählt. In den durch die Forschungsanstalten erteilten Unterrichtsstunden ist die Vorbe-reitungszeit nicht inbegriffen, sondern nur die Zeit in Anwesenheit der Studierenden.

Referenzwerte Monitoring

Indikatoren 2008 2013 2016 2017 2018

FORSCHUNGPublikationen 2 – – – – –

Forschungsbeiträge, -aufträge und wissenschaftliche Dienstleistungen (in Mio. CHF)

– – 772,7 743,2 755,2

davon Schweizerischer Nationalfonds (SNF) 141,6 209,0 257,4 260,3 254,7

davon Innosuisse 26,1 36,8 50,6 62,6 55,5

davon Europäische Forschungsrahmenprogramme (FRP) 97,7 135,2 142,1 139,2 141,8

WISSENS- UND TECHNOLOGIETRANSFER (WTT)Erfindungsmeldungen 3 – – – 343 358

Softwaremeldungen 3 – – – 26 36

Patente 125 193 230 206 230

Lizenzen 178 223 353 377 341

Spin-offs 46 43 50 48 55

PERSONAL (FTE)Professorinnen und Professoren 619,4 767,7 800,8 823,8 818,3

%-Anteil Frauen 10,7 12,4 13,9 14,8 15,4

%-Anteil Ausländerinnen und Ausländer 61,8 67,1 68,0 67,2 67,3

Wissenschaftliches Personal 7 956,5 9 927,3 11 053,9 11 204,4 11 542,3

Technische Mitarbeitende 2 957,6 3 157,3 3 355,1 3 439,8 3 494,0

Administrative Mitarbeitende 1 771,2 2 279,0 2 577,8 2 690,0 2 804,7

Lernende 386,0 435,0 463,7 473,6 461,1

FINANZEN / IMMOBILIEN Trägerfinanzierung Bund (Sichtweise Zahlungsrahmen) (in Mio. CHF) 1 949,4 2 271,4 2 453,8 2 530,8 2 530,9

davon Finanzierungsbeitrag des Bundes 1 778,4 2 073,9 2 288,7 2 377,9 2 356,7

davon Investitionskredit Bauten ETH-Bereich 170,9 197,5 165,1 152,9 174,2

1 Seit 2017 bilden die Mobilitätsstudierenden eine separate Studierendenkategorie.2 Die Publikationstätigkeit wird alle vier Jahre im Rahmen der Zwischenevaluation bewertet (s. S. 50 und 63).3 Zusätzliche, 2017 eingeführte WTT-Indikatoren.

Monitoringtabelle

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Kennzahlen

84

Δ 2017 / 2018

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 in %

Architektur 2 743 2 994 3 098 3 177 3 097 3 066 3 060 3 030 3 047 3 041 – 6 – 0,2

ETH Zürich 1 697 1 848 1 900 1 950 1 852 1 783 1 805 1 771 1 823 1 855 32 1,8

EPFL 1 046 1 146 1 198 1 227 1 245 1 283 1 255 1 259 1 224 1 186 – 38 – 3,1

Bauwesen und Geomatik 2 170 2 405 2 727 2 900 3 074 2 946 2 882 2 860 2 791 2 777 – 14 – 0,5

ETH Zürich 1 278 1 434 1 576 1 629 1 740 1 731 1 716 1 701 1 688 1 667 – 21 – 1,2

EPFL 892 971 1 151 1 271 1 334 1 215 1 166 1 159 1 103 1 110 7 0,6

Ingenieurwissenschaften 5 597 5 985 6 391 6 816 7 245 7 502 7 903 8 069 8 398 8 699 301 3,6

ETH Zürich 3 677 3 901 4 167 4 341 4 549 4 729 4 930 4 993 5 135 5 224 89 1,7

EPFL 1 920 2 084 2 224 2 475 2 696 2 773 2 973 3 076 3 263 3 475 212 6,5

Informatik und Kommunikationstechnologie 1 929 2 070 2 253 2 367 2 536 2 665 2 809 3 033 3 261 3 648 387 11,9

ETH Zürich 997 1 029 1 082 1 083 1 158 1 247 1 405 1 536 1 753 1 991 238 13,6

EPFL 932 1 041 1 171 1 284 1 378 1 418 1 404 1 497 1 508 1 657 149 9,9

Exakte und Naturwissenschaften 3 942 4 155 4 476 4 780 4 883 4 944 5 145 5 442 5 595 5 810 215 3,8

ETH Zürich 2 470 2 606 2 790 2 903 2 972 3 024 3 157 3 352 3 505 3 691 186 5,3

EPFL 1 472 1 549 1 686 1 877 1 911 1 920 1 988 2 090 2 090 2 119 29 1,4

Humanmedizin 1 – – – – – – – – 99 192 93 93,9

ETH Zürich – – – – – – – – 99 192 93 93,9

Life Sciences 3 034 3 176 3 314 3 708 3 879 3 990 4 051 4 216 4 312 4 500 188 4,4

ETH Zürich 2 391 2 472 2 551 2 823 2 923 3 012 3 044 3 162 3 218 3 326 108 3,4

EPFL 643 704 763 885 956 978 1 007 1 054 1 094 1 174 80 7,3

Systemorientierte Naturwissenschaften 2 104 2 205 2 261 2 201 2 159 2 211 2 284 2 411 2 437 2 520 83 3,4

ETH Zürich 2 104 2 205 2 261 2 201 2 159 2 211 2 284 2 411 2 437 2 520 83 3,4

Management, Technologie, Ökonomie 819 859 833 870 897 913 913 972 973 966 – 7 – 0,7

ETH Zürich 562 592 584 583 549 579 582 571 583 573 – 10 – 1,7

EPFL 257 267 249 287 348 334 331 401 390 393 3 0,8

Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften 2 202 255 276 268 276 300 310 318 380 378 – 2 – 0,5

ETH Zürich 202 255 276 268 276 300 310 318 366 358 – 8 – 2,2

EPFL – – – – – – – – 14 20 6 42,9

Total Studierende und Doktorierende 22 540 24 104 25 629 27 087 28 046 28 537 29 357 30 351 31 293 32 531 1 238 4,0

ETH Zürich 15 378 16 342 17 187 17 781 18 178 18 616 19 233 19 815 20 607 21 397 790 3,8

EPFL 7 162 7 762 8 442 9 306 9 868 9 921 10 124 10 536 10 686 11 134 448 4,2

Frauen 6 627 7 149 7 585 7 973 8 238 8 414 8 677 9 091 9 587 10 167 580 6,0

ETH Zürich 4 707 5 050 5 292 5 445 5 560 5 701 5 873 6 164 6 563 6 917 354 5,4

EPFL 1 920 2 099 2 293 2 528 2 678 2 713 2 804 2 927 3 024 3 250 226 7,5

Ausländerinnen und Ausländer 8 396 9 488 10 456 11 437 12 152 12 354 12 804 13 615 14 290 15 160 870 6,1

ETH Zürich 5 113 5 698 6 205 6 559 6 751 6 949 7 226 7 563 7 972 8 433 461 5,8

EPFL 3 283 3 790 4 251 4 878 5 401 5 405 5 578 6 052 6 318 6 727 409 6,5

1 Die ETH Zürich hat 2017 einen Bachelorstudiengang in Humanmedizin eingeführt.2 Die EPFL hat 2017 einen Masterstudiengang in Digital Humanities eingeführt.

Akademisches Leistungsreporting

Akademisches Leistungsreporting

Abb. 6: Studierende und Doktorierende nach Fachgebieten

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85ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

Δ 2017 / 2018

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 in %

Bachelorstudium 10 970 11 716 12 600 13 359 13 995 13 944 14 292 14 727 14 385 14 792 407 2,8

ETH Zürich 7 344 7 757 8 236 8 468 8 817 8 820 9 087 9 309 9 262 9 517 255 2,8

EPFL 3 626 3 959 4 364 4 891 5 178 5 124 5 205 5 418 5 123 5 275 152 3,0

Masterstudium 5 326 5 997 6 568 6 981 7 241 7 781 8 126 8 662 8 895 9 517 622 7,0

ETH Zürich 3 749 4 281 4 607 4 755 4 811 5 187 5 480 5 861 6 158 6 590 432 7,0

EPFL 1 577 1 716 1 961 2 226 2 430 2 594 2 646 2 801 2 737 2 927 190 6,9

Diplomstudium 395 191 0 0 0 0 0 0 0 0 – –

ETH Zürich 395 191 0 0 0 0 0 0 0 0 – –

EPFL 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 – –

MAS / MBA 676 792 801 911 863 805 836 828 840 827 – 13 – 1,5

ETH Zürich 502 606 659 763 661 634 640 635 646 635 – 11 – 1,7

EPFL 174 186 142 148 202 171 196 193 194 192 – 2 – 1,0

Mobilitätsstudium 1 – – – – – – – – 939 1 004 65 6,9

ETH Zürich – – – – – – – – 449 480 31 6,9

EPFL – – – – – – – – 490 524 34 6,9

Total Studierende 17 367 18 696 19 969 21 251 22 099 22 530 23 254 24 217 25 059 26 140 1 081 4,3

ETH Zürich 11 990 12 835 13 502 13 986 14 289 14 641 15 207 15 805 16 515 17 222 707 4,3

EPFL 5 377 5 861 6 467 7 265 7 810 7 889 8 047 8 412 8 544 8 918 374 4,4

Doktoratsstudium 5 173 5 408 5 660 5 836 5 947 6 007 6 103 6 134 6 234 6 391 157 2,5

ETH Zürich 3 388 3 507 3 685 3 795 3 889 3 975 4 026 4 010 4 092 4 175 83 2,0

EPFL 1 785 1 901 1 975 2 041 2 058 2 032 2 077 2 124 2 142 2 216 74 3,5

Total Studierende und Doktorierende 22 540 24 104 25 629 27 087 28 046 28 537 29 357 30 351 31 293 32 531 1 238 4,0

ETH Zürich 15 378 16 342 17 187 17 781 18 178 18 616 19 233 19 815 20 607 21 397 790 3,8

EPFL 7 162 7 762 8 442 9 306 9 868 9 921 10 124 10 536 10 686 11 134 448 4,2

1 Seit 2017 bilden die Mobilitätsstudierenden eine separate Studierendenkategorie.

Akademisches Leistungsreporting

Abb. 7: Studierende und Doktorierende nach Studienstufen

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Kennzahlen

86

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

%-Anteil im Bachelorstudium 28,9 28,9 29,4 29,2 28,6 28,7 29,2 30,0 30,6 31,6

%-Anteil im Masterstudium 29,0 29,2 29,2 28,7 29,4 29,5 28,6 28,5 29,4 29,6

%-Anteil im MAS- / MBA-Studium 34,8 37,0 37,1 36,7 34,6 35,0 38,6 37,9 38,8 40,6

%-Anteil im Mobilitätsstudium – – – – – – – – 35,5 32,9

%-Anteil im Doktoratsstudium 29,3 30,4 29,4 29,8 30,4 30,6 30,6 31,0 30,8 31,4

Akademisches Leistungsreporting

Abb. 8: Neueintritte ins Bachelorstudium an der ETH Zürich und der EPFL

Δ 2017 / 2018

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 in %

Architektur 689 671 646 599 604 564 573 569 437 450 13 3,0

Bauwesen und Geomatik 513 556 638 620 613 486 493 488 366 370 4 1,1

Ingenieurwissenschaften 1 201 1 183 1 240 1 354 1 429 1 393 1 550 1 518 1 350 1 303 – 47 – 3,5

Informatik und Kommunikationstechnologie 396 425 448 465 547 595 596 679 582 662 80 13,7

Exakte und Naturwissenschaften 810 832 954 986 969 952 1 001 1 108 985 928 – 57 – 5,8

Humanmedizin 1 – – – – – – – – 100 100 0 0,0

Life Sciences 523 529 578 700 744 721 695 778 635 696 61 9,6

Systemorientierte Naturwissenschaften 276 318 321 336 335 316 366 372 288 307 19 6,6

Management, Technologie, Ökonomie – – – – – – – – – – – –

Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften 18 13 13 12 14 14 16 19 13 11 – 2 – 15,4

Total 4 426 4 527 4 838 5 072 5 255 5 041 5 290 5 531 4 756 4 827 71 1,5

1 Die ETH Zürich hat 2017 einen Bachelorstudiengang in Humanmedizin eingeführt. Die Neueintritte in dieses Fachgebiet sind auf 100 begrenzt und bleiben daher über die Jahre hinweg stabil.

Abb. 9: Anteil Frauen unter den Studierenden und Doktorierenden der ETH Zürich und der EPFL

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87ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

KennzahlenKennzahlen Akademisches Leistungsreporting

Abb. 10: Anteil Ausländerinnen und Ausländer unter den Studierenden und Doktorierenden der ETH Zürich und der EPFL

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Betreuungsverhältnis 34,7 35,1 35,8 36,4 36,5 36,8 37,4 37,9 38,0 39,8

im Bachelor- / Masterstudium 25,7 26,1 26,8 27,3 27,7 28,0 28,6 29,2 28,3 29,7

im Doktoratsstudium 8,0 7,9 7,9 7,8 7,7 7,8 7,8 7,7 7,6 7,8

Betreuungsverhältnis, erweitert 22,4 22,9 23,7 24,5 24,7 24,7 25,3 25,7 25,8 26,8

im Bachelor- / Masterstudium 16,6 17,0 17,8 18,4 18,7 18,8 19,3 19,8 19,2 20,0

im Doktoratsstudium 5,1 5,1 5,2 5,3 5,2 5,2 5,3 5,2 5,1 5,3

Abb. 11: Betreuungsverhältnisse an der ETH Zürich und der EPFL

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

%-Anteil im Doktoratsstudium: Ausländerinnen und Ausländer total Bildungsausländerinnen und -ausländer

%-Anteil im Masterstudium: Ausländerinnen und Ausländer total Bildungsausländerinnen und -ausländer

%-Anteil im Bachelorstudium: Ausländerinnen und Ausländer total Bildungsausländerinnen und -ausländer

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Kennzahlen

88

Δ 2017 / 2018

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 in %

Bachelor 1 835 1 900 1 988 2 216 2 249 2 538 2 528 2 500 2 602 2 686 84 3,2

ETH Zürich 1 203 1 283 1 304 1 447 1 447 1 579 1 564 1 571 1 606 1 678 72 4,5

EPFL 632 617 684 769 802 959 964 929 996 1 008 12 1,2

Master / Diplom 1 988 1 898 2 159 2 320 2 663 2 711 2 821 2 989 3 065 3 240 175 5,7

ETH Zürich 1 317 1 270 1 506 1 650 1 847 1 839 1 879 2 015 2 072 2 196 124 6,0

EPFL 671 628 653 670 816 872 942 974 993 1 044 51 5,1

MAS / MBA 400 283 301 256 346 260 254 303 394 343 – 51 – 12,9

ETH Zürich 239 174 203 184 228 205 175 203 272 232 – 40 – 14,7

EPFL 161 109 98 72 118 55 79 100 122 111 – 11 – 9,0

Doktorat 962 986 1 027 1 095 993 1 197 1 109 1 256 1 258 1 209 – 49 – 3,9

ETH Zürich 651 650 696 747 579 769 718 851 827 802 – 25 – 3,0

EPFL 311 336 331 348 414 428 391 405 431 407 – 24 – 5,6

Abb. 12: Abschlüsse nach Studienstufen

Abb. 13: Lehre und Betreuung durch Forschungsanstalten

Akademisches Leistungsreporting

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

1000 20 000

900 18 000

800 16 000

700 14 000

600 12 000

500 10 000

400 8 000

300 6 000

200 4 000

100 2 000

0 0

Linke Ordinate: Anzahl betreuter Bachelor-, Master-, Diplom- und DoktorarbeitenRechte Ordinate: Anzahl erteilter Unterrichtsstunden pro Jahr

Anzahl betreuter Doktorarbeiten Anzahl betreuter Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten Anzahl Unterrichtsstunden pro Jahr

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89ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

Abb. 14: Wissens- und Technologietransfer im ETH-Bereich

Wissens- und Technologietransfer

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Erfindungsmeldungen – – – – – – – – 343 358

ETH Zürich – – – – – – – – 171 205

EPFL – – – – – – – – 134 119

Forschungsanstalten – – – – – – – – 38 34

Softwaremeldungen – – – – – – – – 26 36

ETH Zürich – – – – – – – – 20 19

EPFL – – – – – – – – 6 13

Forschungsanstalten – – – – – – – – 0 4

Patente 155 128 147 195 193 211 219 230 206 230

ETH Zürich 78 63 72 87 103 82 98 109 84 109

EPFL 44 47 52 75 66 99 88 100 95 95

Forschungsanstalten 33 18 23 33 24 30 33 21 27 26

Lizenzen 176 178 194 230 223 270 311 353 377 341

ETH Zürich 37 39 45 35 38 35 50 78 82 87

EPFL 47 45 50 31 41 46 48 58 50 39

Forschungsanstalten 92 94 99 164 144 189 213 217 245 215

Spin-offs 45 38 40 38 43 49 48 50 48 55

ETH Zürich 24 20 22 22 24 22 25 25 25 27

EPFL 20 14 15 12 12 24 18 20 15 25

Forschungsanstalten 1 4 3 4 7 3 5 5 8 3

Die Erfindungsmeldungen und Softwaremeldungen werden ab 2017 als zusätzliche WTT-Indikatoren ausgewiesen.

358ErfindungsmeldungenLizenzen

ETH Zürich 109

EPFL 95

Forschungsanstalten 26

ETH Zürich 87

EPFL 39

Forschungsanstalten 215

230341Patente

36Softwaremeldungen

55Spin-offs

Wissens- und Technnologietransfer

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Kennzahlen

90

2018 2017

Zusammenarbeitsverträge mit der Privatwirtschaft 594 507

Finanzierung durch Privatwirtschaft 415 316

ETH Zürich 149 122

EPFL 120 99

Forschungsanstalten 146 95

Finanzierung durch Innosuisse / FRP* 179 191

ETH Zürich 74 57

EPFL 49 66

Forschungsanstalten 56 68

Zusammenarbeitsverträge mit der schweizerischen öffentlichen Hand 261 285

ETH Zürich 100 88

EPFL 43 54

Forschungsanstalten 118 143

Anzahl neuer Zusammenarbeitsverträge (Forschungsaufträge und wissenschaftliche Dienstleistungen) mit Privatwirtschaft und der schweizerischen öffentlichen Hand mit einem Volumen von je mindestens 50 000 CHF. Diese Indikatoren werden ab 2017 ausgewiesen. * FRP: Europäische Forschungsrahmenprogramme

Wissens- und Technnologietransfer

Abb. 15: Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand

WTT-Indikatoren und Zählweise

Die Patente entsprechen ausschliesslich den priori tären Anmeldungen und die Lizenzen umfassen auch die Technologietransferverträge. Die Erfindungs- und Softwaremeldungen entsprechen den schriftlich an die Technologietransfer-Stellen der Institutionen des ETH-Bereichs eingereichten Meldungen im Berichtsjahr. Sie bilden Aktivitäten in der frühen Phase des Innovationsprozesses ab und ergänzen damit die weiteren WTT-Indikatoren.

Um die Zusammenarbeit der Institutionen mit der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Sektor abzubilden, werden nur die neu abge-schlossenen Zusammenarbeitsverträge erfasst. Es handelt sich dabei ausschliesslich um Forschungsaufträge und wissenschaftliche

Dienstleistungen mit einem Volumen von mindestens 50 000 CHF pro Vertrag. Die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft ist in zwei Kate-gorien unterteilt: jene, die von der Wirtschaft im In- oder Ausland direkt finanziert wird, und jene, die durch Innosuisse oder die Euro- päischen Forschungsrahmenprogramme (FRP) finanziert wird. Die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand umfasst die Verträge mit Institutionen des öffentlichen Sektors der Schweiz, nicht aber die- jenigen mit nationalen oder internationalen Forschungsförderungs- organi sationen und Stiftungen.

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91ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

Rang THEWorld

THEEurope

QSWorld

QSEurope

ARWU World

ARWUEurope

CWTS LeidenWorld

CWTS LeidenEurope

1

10

20

30

≥ 40

ETH Zürich EPFL

Hochschulrankings

Abb. 16: Rangierungen der ETH Zürich (blau) und der EPFL (rot) gemäss THE, QS, ARWU und CWTS Leiden Rankings 2018 / 2019

Abb. 17: Rangierungen der ETH Zürich (blau) und der EPFL (rot) gemäss THE und QS World Rankings 2009–2018

Weltweit beachtete Rankings

Universitäre Hochschulen werden mit unterschiedlichen Methoden durch Institutionen und Firmen bewertet und rangiert. THE (Times Higher Education World University Rankings) verwendet 13 Kennzahlen zu Lehre (30 % Gewichtung), Forschung (30 %), Zitationen (30 %), Internationalität (7,5 %) und Finanzierung durch die Industrie (2,5 %). QS (QS World University Rankings) legt die Hauptgewichtung auf die Reputation (akademische Reputation 40 %, Reputation der Absolven-tinnen und Absolventen bei Arbeitgebern 10 %), gefolgt von Betreu-ungsverhältnis (20 %), Zitationen (20 %) und Internatio nalität (10 %). ARWU (Academic Ranking of World Universities of ShanghaiRanking Consultancy) verwendet Kennzahlen basierend auf renommierten Prei-sen (Nobelpreis, Fields-Medaille) von Absolventinnen und Absolventen,

Mitarbeitenden und viel zitierten Forschenden der untersuchten Insti-tutionen. Die Publikations tätigkeit wird auf Basis der Anzahl Publika- tionen in einer Auswahl der renommiertesten Zeitschriften sowie der Anzahl Publikationen in Bezug auf die Anzahl Forschender der Institu-tion beurteilt. CWTS Leiden (Centre for Science and Technology Studies Leiden Ranking) stützt sich ausschliesslich auf die Publikationstätigkeit der Universitäten und berechnet daraus Indikatoren zur Bewertung der Forschungsleistung. Ein häufig verwendeter Indikator zur Rangierung der Hochschulen im CWTS Leiden Ranking ist der Anteil der Publikationen, die zu den obersten 10 % der am häufigsten zitierten Publikationen (PP(top 10 %)) im entsprechenden Fachbereich zählen. Die abgebildeten Rangierungen der beiden ETH (s. Abb. 16) beruhen auf diesem Indikator.

Hochschulrankings

THE Times Higher Education World University Rankings von TES Global Limited, LondonQS QS World University Rankings von Quacquarelli Symonds Limited, London ARWU Academic Ranking of World Universities der ShanghaiRanking ConsultancyCWTS Leiden CWTS Leiden Ranking des Centre for Science and Technology Studies (CWTS) der Universität Leiden,

Niederlande; verwendeter Indikator PP(top 10 %) (s. untenstehenden Kasten)

Rang 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

1

10

20

30

40

50

THE World Ranking ETH Zürich THE World Ranking EPFL QS World Ranking ETH Zürich QS World Ranking EPFL

15 1512

10 1199

131418 18

13 12 129 8 7

10

20

14 14 12

22

42

3235

29

1917

4846

4037 38

34 3531 30

11

4 3 4 45

19 18 17

7 7

35

9

22

81

30

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Kennzahlen

92

2018 2017 Veränderungen

Männer Frauen Total Männer Frauen Total Männer in %

Frauen in %

Total in %

ProfessorInnen (o. / a. o.) 594 93 687 598 88 686 – 0,7 5,7 0,1

Assistenzprof. mit Tenure Track 84 24 108 85 24 109 – 1,2 0,0 – 0,9

Assistenzprof. ohne Tenure Track 41 15 56 40 15 55 2,5 0,0 1,8

ProfessorInnen total 719 132 851 723 127 850 – 0,6 3,9 0,1

Entwicklung der Anzahl Professorinnen und Professoren, unterteilt in die Kategorien o. und a. o. Professorinnen und Professoren, Assistenzprofessorinnen und -professoren mit Tenure Track und ohne Tenure Track. Die drei letzten Spalten zeigen die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr.

Personal

Personal

Abb. 18: Personalbestand und Beschäftigungsgrad nach Funktionsgruppen

Männer Frauen ETH-Bereich

2018 AV FTE ø-BG in % AV FTE ø-BG in % AV FTE ø-BG in %

ProfessorInnen (o. / a. o.) 594 569,1 95,8 93 88,6 95,3 687 657,7 95,7

Assistenzprof. mit Tenure Track 84 84,0 100,1 24 24,0 100,0 108 108,0 100,0

Assistenzprof. ohne Tenure Track 41 39,4 96,1 15 13,2 88,0 56 52,6 93,9

Wissenschaftliches Personal 9 550 8 170,4 85,6 4 106 3 372,0 82,1 13 656 11 542,3 84,5

davon Senior Scientists und MER

688 659,6 95,9 108 96,8 89,6 796 756,4 95,0

Technische Mitarbeitende 2 972 2 815,8 94,7 866 678,2 78,3 3 838 3 494,0 91,0

Administrative Mitarbeitende 1 190 1 032,0 86,7 2 352 1 772,7 75,4 3 542 2 804,7 79,2

Lernende 315 314,7 99,9 147 146,4 99,6 462 461,1 99,8

Total 14 746 13 025,4 88,3 7 603 6 095,1 80,2 22 349 19 120,4 85,6

Personalbestand und Beschäftigungsgrad (BG) der Männer, Frauen und des gesamten ETH-Bereichs, unterteilt nach Funktionsgruppen. Die Senior Scientists und die Maîtres d’enseignement et de recherche (MER) sowie die weiteren höheren Kader werden separat erhoben, jedoch nach wie vor beim wissenschaftlichen Personal mitgezählt. An den beiden ETH sind 6391 Doktorierende eingeschrieben. Verfügen diese über eine Anstellung im ETH-Bereich, werden sie beim wissenschaftlichen Personal mitgezählt.

Abb. 19: Entwicklung der Anzahl der Professorinnen und Professoren

Professorenkategorien

Die verschiedenen Professorenkategorien unterscheiden sich bezüglich Stellung und Anstellungs bedingungen. An den beiden ETH lehren und forschen ordentliche (o.) und ausserordentliche (a. o.) Professorinnen und Professoren sowie Assistenzprofessorinnen und -professoren mit und ohne Tenure Track (TT). Letztere können eine unbefristete Anstel-lung als o. oder a. o. Professorin oder Professor erhalten, wenn sie ein bestimmtes Leistungsziel erreichen. Ordentliche und ausserordentliche Professorinnen und Professoren werden unbefristet ernannt, während mit Assistenzprofessorinnen und -professoren Arbeitsverträge für maximal vier Jahre abgeschlossen werden. Diese können für maximal vier weitere Jahre verlängert werden.

Per 1. März 2017 trat ein neuer Artikel in der Professorenverordnung ETH in Kraft, der die Kategorie der ordentlichen Professorinnen und Pro- fessoren erweitert sowie die Rahmenbedingungen für die Anstellung sogenannter «affiliierter» Professorinnen und Professoren regelt. Die Verankerung der Rahmenbedingungen ermöglicht es den beiden ETH, gezielter und intensiver mit in- und ausländischen Forschungsinsti- tutionen zusammenzuarbeiten. Gestützt auf einen vorbestehenden institutionellen Zusammenarbeitsvertrag, können ausgewählte Per-sönlichkeiten von in- und ausländischen Forschungsinstitutionen als affiliierte Professorinnen und Professoren an einer der beiden ETH angestellt werden.

Der markant höhere Personalbestand im ETH-Bereich ist bedingt durch eine Umstellung der IT-Systeme bei der ETH Zürich per 1. Januar 2019. Aufgrund projektbedingter Fristen wurden die Verträge von 515 Hilfsassistenten (515 AV bzw. 208,1 FTE) bis Ende Januar 2019 ausgestellt, um diese ins neue System zu migrieren und die Stunden von 2018 im Januar 2019 abzurechnen. In den Vorjahren wurden diese Verträge im Verlauf des Dezembers beendet und die Stunden abgerechnet, weshalb sie am Stichtag 31.12. nie erschienen. In Zukunft werden diese Verträge wieder wie in den früheren Jahren vor dem Stichtag 31.12. abgerechnet.

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93ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

ProfessorInnentotal

WissenschaftlichesPersonal

TechnischeMitarbeitende

AdministrativeMitarbeitende

Lernende Total

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

2015 2016 2017 2018

Entwicklung der Anteile ausländischer Mitarbeitender des ETH-Bereichs nach Funktionsgruppen (bezogen auf die Anzahl Anstellungsverhältnisse).

Personal

Schweiz EU Übrige

2018 Männer Frauen Total Männer Frauen Total Männer Frauen Total

ProfessorInnen (o. / a. o.) 220 28 248 301 51 352 73 14 87

Assistenzprof. mit Tenure Track 13 6 19 46 12 58 25 6 31

Assistenzprof. ohne Tenure Track 11 2 13 22 11 33 8 2 10

ProfessorInnen total 244 36 280 369 74 443 106 22 128

Anzahl Professorinnen und Professoren nach Herkunft Schweiz, EU und übrige Länder.

Abb. 20: Herkunft der Professorinnen und Professoren

Abb. 22: Entwicklung der Anteile ausländischer Mitarbeitender nach Funktionsgruppen

Abb. 21: Muttersprachen der Mitarbeitenden

Übrige 22,3 % (21,5 %)

Englisch 6,5 % (6,5 %)

Italienisch 6,9 % (6,8 %)

Französisch 16,5 % (17,1 %)

Deutsch 47,8 % (48,1 %)

Muttersprachen der Mitarbeitenden des ETH-Bereichs im Jahr 2018. Die Werte des Vorjahrs sind in Klammern angegeben.

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Kennzahlen

94

ETH Zürich EPFL PSI WSL Empa Eawag ETH-Rat ETH-Bereich

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

2015 2016 2017 2018

Entwicklung der Frauenanteile nach Institutionen während der vergangenen vier Jahre (bezogen auf die Anzahl Anstellungsverhältnisse).

Funktionsgruppen ProfessorInnen (total)

Wissenschaft- liches Personal

Technische Mitarbeitende

Administrative Mitarbeitende

Total

Mittelherkunft

Trägerfinanzierung (Erstmittel) Finanzierungsbeitrag des Bundes

2017 756,7 5 955,0 2 858,1 2 393,4 11 963,2

2018 749,8 6 254,2 2 920,1 2 502,7 12 426,8

Δ 2017 / 2018 – 6,9 299,2 62,0 109,3 463,6

Drittmittel Forschungsförderung (SNF, Innosuisse, übrige), Ressortforschung und EU-FRP

2017 35,4 3 902,7 225,6 106,1 4 269,8

2018 34,5 3 833,4 193,9 99,0 4 160,8

Δ 2017 / 2018 – 0,9 – 69,3 – 31,7 – 7,1 – 109,0

Wirtschaftsorientierte Forschung, Schenkungen / Legate

2017 31,4 1 348,1 355,4 190,1 1 925,0

2018 33,9 1 461,9 371,9 204,0 2 071,7

Δ 2017 / 2018 2,5 113,8 16,5 13,9 146,7

Total 2017 823,5 11 205,8 3 439,1 2 689,6 18 158,0

2018 818,2 11 549,5 3 485,9 2 805,7 18 659,3

Δ 2017 / 2018 – 5,3 343,7 46,8 116,1 501,3

Mittelherkunft nach Funktionsgruppen (in FTE) im Jahr 2018 und im Vergleich zu 2017. Δ zeigt die absolute Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Zahlen ohne Lernende (461,1 FTE) sowie Praktikantinnen und Praktikanten.

Personal

Abb. 24: Mittelherkunft nach Funktionsgruppen

Abb. 23: Entwicklung der Anteile der Frauen nach Institutionen

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95ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Kennzahlen

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

Immobilien

Immobilien

Abb. 25: Mittelherkunft für Bauten im ETH-Bereich (in Mio. CHF)

Abb. 26: Zustandswerte per 31. Dezember 2018

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

350

300

250

200

150

100

50

0

Investitionskredit Bund Finanzierungsbeitrag ETH-Bereich Drittmittel

Anzahl erfasster Objekte: 394

sehr guter Zustand, neuwertig mittlerer Zustand, Massnahmen planen/umsetzen guter Zustand, keine Massnahmen notwendig schlechter Zustand, Massnahmen notwendig Durchschnitt, gewichtet mit Neuwert der Objekte: 83 %

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2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

140

130

120

110

100

90

80

70

ETH Zürich EPFL PSI WSL Empa Eawag

Immobilien

Abb. 27: Entwicklung der Hauptnutzfläche nach Institution in %

Kennzahlen

96

Abb. 28: Flächenmix (in 1 000 m2)

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

1000

900

800

700

600

500

400

300

200

100

0

Bund, selbst genutzt Dritte, zugemietet Bund, vermietet

892929

891857

955 947 967 967 973

870

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97ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Mio. CHF ETH Zürich EPFL PSI WSL Empa Eawag Total

Gebäude / Infrastrukturen

Anzahl 162 83 138 24 28 13 448

Neuwert 3 565 1 669 627 103 362 102 6 428

Buchwert 1 350 912 243 47 105 52 2 709

Parzellen

Anzahl 69 20 15 16 4 4 128

Buchwert 691 246 30 24 63 10 1 064

Buchwert Anlagen im Bau 270 45 12 1 5 4 337

Baurechte (unter Einhaltung der Vorschriften nicht bewertet)

0

Total Aktiven (Buchwerte Immobilien) 2 311 1 203 285 72 174 67 4 110

Rückstellungen (z. B. für belastete Standorte, Asbest, radioaktive Abfälle)

306

Anzahl und Wert sämtlicher Immobilien des Bundes, die den Institutionen des ETH-Bereichs zugeordnet sind.

Immobilien

TCHF ETH Zürich EPFL PSI WSL Empa Eawag Total

Investitionskredite Bund 83 500 32 000 10 750 1 235 4 250 2 475 134 210

Davon für Neubau oder Ersatz 26 511 1 171 5 879 10 900 2 154 36 625

Davon für Wert- und Funktionserhalt 56 989 30 829 4 871 1 225 3 350 321 97 585

Finanzierungsbeitrag Investitionen (für nutzerspezifischen Ausbau)

57 267 14 371 5 260 261 2 971 245 80 374

Drittmittel 1 125 7 776 0 0 3 008 0 11 909

Bauausgaben der Institutionen 141 891 54 147 16 010 1 496 10 228 2 720 226 493

Hauptnutzfläche HNF (in m 2) 479 050 283 970 112 410 20 080 59 850 17 380 972 740

Bauausgaben pro m 2 HNF (CHF / m 2) 296 191 142 74 171 156 233

Investitionen 2018 in das Immobilieneigentum des Bundes in Bezug zur Hauptnutzfläche (HNF, m2). Diese ist jener Teil der Nutzfläche (NF), der unmittelbar der Kernaufgabe Lehre und Forschung zugeordnet wird. Weil die Forschungsanstalten selbst keine Lehre anbieten, wäre eine bereichsweite Flächenkennzahl – beispielsweise bezogen auf die Anzahl Studierender – wenig aussagekräftig.

Abb. 30: Investitionen

Abb. 29: Mengengerüst Portfolio ETH-Bereich

Kennzahlen

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Kennzahlen

98

ETH-Bereich 2016

ETH-Bereich 2017

ETH Zürich Gesamt

EPFL Gesamt

PSI Gesamt

WSL Gesamt

Empa Gesamt

Eawag Gesamt

ETH-Bereich Trend 20181

BASISDATEN

Energiebezugsfläche EBF 2 m 2 1 471 508 1 475 985 692 662 437 415 166 750 28 246 122 812 28 100 1 470 019

Vollzeitäquivalent 3 FTE 35 310 36 103 20 415 11 373 2 031 610 1 018 656 37 378

ENERGIE 4

Endenergie netto 7 kWh / a 430 768 848 429 011 863 167 376 588 97 228 239 137 308 911 4 729 615 17 968 245 4 400 265 428 986 372

Elektrizität netto (ohne selber prod.) kWh / a 360 612 906 357 484 834 132 953 000 77 333 271 129 992 836 2 897 976 10 941 611 3 366 140 346 989 828

Bezug unzertifizierter Elektrizität kWh / a 60 638 256 50 939 413 4 590 000 1 356 577 44 992 836 0 0 0

Bezug zertifizierter Elektrizität kWh / a 306 751 078 306 545 421 128 363 000 75 976 694 85 000 000 2 897 976 10 941 611 3 366 140

Elektrizität (ohne nature made star) kWh / a 292 399 481 298 164 120 124 363 000 74 614 207 85 000 000 858 063 13 328 850 0

Photovoltaik naturemade star kWh / a 2 078 078 2 084 150 0 2 000 000 0 0 0 84 150

Wasserkraft naturemade star kWh / a 12 214 009 13 936 394 4 000 000 4 716 487 0 1 937 917 0 3 281 990

Windenergie naturemade star kWh / a 0 101 996 0 0 0 101 996 0 0

Verkauf Elektrizität kWh / a – 6 776 428 – 7 741 239 0 – 5 354 000 0 0 – 2 387 239 0

Wärme kWh / a 67 627 075 69 191 978 33 537 000 19 544 968 6 993 075 1 400 942 6 827 953 888 040

Heizöl kWh / a 4 540 980 7 918 044 308 000 6 885 131 420 175 300 258 0 4 480

Erdgas kWh / a 59 752 463 53 911 698 34 287 000 12 619 686 0 0 6 997 982 7 030

Fernwärme kWh / a 28 730 003 33 038 081 24 532 000 350 151 6 572 900 0 706 500 876 530

Holzschnitzel kWh / a 1 463 127 1 100 684 0 0 0 1 100 684 0 0

Verkauf Wärme kWh / a – 26 859 498 – 26 776 529 – 25 590 000 – 310 000 0 0 – 876 529 0

Treibstoffe (eigene Fahrzeuge) kWh / a 2 528 867 2 335 051 886 588 350 000 323 000 430 697 198 681 146 085

Energie Zusatzinformationen

Energiekosten Elektrizität und Wärme 5 CHF / a 47 499 551 47 371 233 24 430 920 9 966 132 10 360 802 447 826 1 699 030 466 523 48 660 186

Selber produzierte erneuerbare Elektrizität

kWh / a 520 813 622 450 205 253 0 0 128 420 125 532 163 245

Total Verkauf an Dritte kWh / a – 33 635 926 – 34 517 768 – 25 590 000 – 5 664 000 0 0 – 3 263 768 0

WASSER (TRINKWASSER) m3 649 066 663 418 355 756 182 098 94 366 8 318 19 905 2 975 680 576

STOFFE

Papier kg 411 592 344 133 211 000 87 990 25 687 5 775 7 968 5 713 368 649

Papier Neufaser kg 173 722 114 284 85 750 13 683 7 724 1 476 5 578 73 62 507

Papier Recycling kg 237 870 229 849 125 250 74 307 17 963 4 299 2 390 5 640 306 142

KENNZAHLEN UMWELTBELASTUNG

Primärenergie (PE)6 kWh / a 616 876 534 597 739 400 200 930 119 118 674 228 243 574 309 7 209 525 21 645 330 5 705 889

Anteil erneuerbare Energien an PE % 65 68 62 65 75 55 60 70

CO2-Emissionen t CO2 / a 36 776 35 553 13 724 8 103 10 409 412 2 508 396

1 Provisorische Zahlen für das Berichtsjahr (Trend), Stand: Anfang März 2018.2 Die Energiebezugsfläche ist die Summe aller unter- und oberirdischen Bruttogeschossflächen, für deren Nutzung ein Beheizen oder Klimatisieren notwendig ist.3 Der hier aufgeführte FTE-Wert wurde zur Ermittlung des Pro-Kopf-Verbrauchs um die Anzahl Studierender mit einem FTE-Wert von 0,68 ergänzt.4 Die aufgeführten Kennzahlen für Elektrizität und Wärme zeigen den Gesamtverbrauch sowohl für Gebäude als auch für den Lehr- und Forschungsbetrieb.5 Die Schlüsselkennzahl Energiekosten zeigt sämtliche Ausgaben (Cash-out) zur Bereitstellung von Energie (Wärme und Strom).6 Als Primärenergie bezeichnet man in der Energiewirtschaft die Energie, die mit den ursprünglich vorkommenden Energieformen oder

Energiequellen zur Verfügung steht, etwa als Brennstoff (z. B. Kohle oder Erdgas), aber auch Energieträger wie Sonne, Wind oder Kernbrennstoffe.7 Endenergie ist der nach Energieumwandlungs- und Übertragungsverlusten übrig gebliebene Teil der Primärenergie, die den Hausanschluss des Verbrauchers passiert hat. Die Endenergie entspricht grundsätzlich der eingekauften Energie.

Umwelt und Energie

Umwelt und Energie

Abb. 31: Umwelt- und Energiedaten

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99

Finanzbericht: www.ethrat.ch/finanzbericht2018

FINANZEN

Finanzierungsrechnung 100

Konsolidierte Jahresrechnung* 104

Konsolidierte Bilanz* 105* Auszug aus dem Finanzbericht 2018

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100

Finanzen Finanzierungsrechnung

den operativen Einnahmen (2018: 13,1 %). Dies trotz des leichten Anstiegs gegenüber 2017.

Trägerfinanzierung Bund Zahlungsrahmen ETH-Bereich 2017–2020Der maximal bewilligte Zahlungsrahmen beläuft sich auf 10 337,8 Mio. CHF (Ø Wachstum 1,9 %). Per Ende der Leistungsperiode werden voraussichtlich 98,7 % der Mittel (10 201,6 Mio. CHF) verwendet, was einem durch- schnittlichen jährlichen Wachstum von 1,4 % ent-spricht (s. Abb. 1 und 2, Ziel 8, S. 68).

Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen Das Total der beiden Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen (Budget 2018: total 2530,9 Mio. CHF) verharrte auf dem Stand des Budgets 2017 (2530,8 Mio. CHF). Neben den haushaltsneutralen Kreditver-schiebungen beim Budgetprozess kam es auch 2018 wieder zu einer Kreditverschiebung (2018: 24,2 Mio. CHF) zugunsten des Kredits Finanzierungsbeitrag des Bundes. Zudem macht der ETH-Bereich Gebrauch von der Möglichkeit der Bildung von Reserven im Stamm- haus Bund. Es geht um einen Antrag nach Art. 32a FHG in Höhe von 40 Mio. CHF, der im Zusammenhang mit einem zeitlich verzögerten Bauvorhaben der ETH Zürich steht. Das eidgenössische Parlament wird in der Sommersession 2019 über das Gesuch beschliessen.

Forschungsbeiträge Bund und EU Im Berichtsjahr steuerte der Bund über die beiden För-derorgane SNF und Innosuisse sowie über die Ressort-forschung und die Mittel der EU-FRP total 533 Mio. CHF bei. Die Einnahmen stagnierten auf dem hohen Stand bzw. lagen leicht unter dem Vorjahrestotal von 2017 (2017: 540 Mio. CHF). Das Volumen entspricht praktisch dem für 2018 prognostizierten Wert (B 2018: 531 Mio. CHF). Es kam zudem zu leichten Verlagerungen inner-halb der Forschungsbeiträge, die jedoch betragsmässig nicht stark ins Gewicht fallen. So verzeichneten die

Der Bund subventioniert den ETH-Bereich zu rund 70 % direkt über die Trägerfinanzierung. Weitere 20 % werden indirekt über kompetitive Forschungs- beiträge des Bundes finanziert. Einen wesentlichen Teil steuert die Privatwirtschaft über For-schungsbeiträge bei.

Mittelherkunft (Einnahmen) Finanzierung Die gesamten operativen Einnahmen des ETH-Be-reichs belaufen sich im Berichtsjahr auf 3571 Mio. CHF. Das Einnahmenvolumen verharrt somit auf dem hohen Niveau des Vorjahrestotals (2017: 3572 Mio. CHF). Die Erwartungen gemäss Budget 2018 (3490 Mio. CHF inkl. Aufstockung) wurden hingegen übertrof-fen. Im Budgetbericht 2018 war die Aufstockung der Trägerfinanzierung von 52,9 Mio. CHF gemäss BB Ia zum Voranschlag 2018 bei den Einnahmen noch nicht enthalten.

Der Bund als Eigner finanzierte den ETH-Bereich wie auch 2017 mit einem unverändert hohen Anteil von knapp 86 %. Auf die Trägerfinanzierung entfielen dabei ebenfalls unverändert 71 %; auch deren ab- solute Höhe war identisch mit dem Vorjahr (2531 Mio. CHF).

Der Anteil der Finanzierung der eingeworbenen For-schungsbeiträge über die beiden Förderorgane SNF und Innosuisse, die Ressortforschung und über die Mittel der EU-Forschungsrahmenprogramme (EU-FRP) sowie der Anteil, der indirekt durch den Bund bei-gesteuert wird, verharrte ebenfalls unverändert bei insgesamt 15 % des finanziellen Volumens. Konstant blieb auch der Anteil der Drittmittel gemessen an

Finanzierungsrechnung

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101ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Finanzen Finanzierungsrechnung

Mittelverwendung (Ausgaben) Die Ausgaben gliedern sich in die Teile Personal-, Sach- und Investitionsausgaben. Auf das Personal entfiel wiederum der Hauptanteil der Mittel (67 %). In Sachanlagen wurden 11 % investiert. Die Höhe der übrigen laufenden Betriebsausgaben (rund 22 %) für Infrastruktur und für Projekte in Lehre und Forschung ist von zahlreichen Faktoren abhängig (s. Finanz- bericht unter www.ethrat.ch/finanzbericht2018).

Das Total der operativen Ausgaben 2018 beläuft sich auf 3349 Mio. CHF. Das Total liegt damit über dem Vor- jahresniveau (2017: 3307 Mio. CHF). Das Budget hinge-gen wurde unterschritten (2018: 3459 Mio. CHF). Ge- ringere übrige Ausgaben sowie weniger Investitionen waren ausschlaggebend für die Abweichung. Die Per- sonalausgaben hingegen entsprechen praktisch dem für 2018 veranschlagten Wert.

Die anteilsmässige Verteilung der Hauptkomponenten der Ausgaben blieb im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant.

Für das Personal wurden 2018 total 2232 Mio. CHF eingesetzt (R 2017: 2204 Mio. CHF), was einem Anstieg von 1,13 % gegenüber 2017 entspricht. Finanziert wurden 18 659,3 Vollzeitstellen (FTE; Stichtagswerte). Davon entfiel der Hauptanteil auf die Trägerfinan-zierung (12 426,8 FTE), für die 2018 gemäss der sta-tistischen Erhebung rund 1600 Mio. CHF aufgewendet worden sind. Über die Forschungsbeiträge des Bun-des und der EU wurden 4160,8 FTE finanziert. Ein weiterer wesentlicher Teil des Personals wurde wie-derum in Zusammenarbeit aus Forschungskooperati-onen mit der Privatwirtschaft und aus Schenkungen / Legaten ermöglicht (2071,7 FTE). Aus diesen unter dem Begriff Drittmittel zusammengefassten Kate-gorien wurden 2018 gemäss statistischer Erhebung insgesamt gegen 630 Mio. CHF für Personalausgaben verwendet (s. Abb. 24, Mittelherkunft nach Funktions- gruppen; Stichtagsbetrachtung, S. 94).

Die Arbeitgeberbeiträge im Verhältnis zu den Perso-nalbezügen lagen 2018 bei 19,9 % (R 2017: 20,0 %). Die Kalkulation bei der Budgetierung 2018 erfolgte ana-log dem Bund (Eidgenössisches Personalamt, EPA) mit einem Arbeitgeberbeitragssatz von pauschal 20,2 %. Die übrigen laufenden Betriebsausgaben (R 2018: 753 Mio. CHF) erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um rund 27 Mio. CHF (+4,4 %). Deren Anteil an den Gesamt-ausgaben blieb 2018 konstant bei 22 % (R 2017: 22 %).

InvestitionenBei den Investitionen wird zwischen Nutzung und Eigentum unterschieden. Bei den Gesamtinvestitio-nen werden sämtliche Investitionen unabhängig vom Eigentum und der Finanzierung ausgewiesen, d. h. es geht um die Investitionen in die durch den ETH- Bereich genutzte Substanz. Deshalb werden auch die

Einnahmen der beiden Förderorgane des Bundes ge- genüber 2017 einen leichten Rückgang. Aus der Res-sortforschung und den Einnahmen aus den FRP resul-tierten Mehreinnahmen. Der Anteil dieser Forschungs-beiträge des Bundes lag unverändert bei rund 15 % (2017: 15 %).

DrittmittelDas Total der Drittmittel belief sich auf 466 Mio. CHF (R 2017: 462 Mio. CHF). Neben dem Wachstum gegen-über 2017 wurden auch die Erwartungen übertroffen (B 2018: 421 Mio. CHF). Mit Ausnahme der übrigen Er- träge verzeichneten sämtliche Kategorien der Dritt-mittel einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Die operativen Einnahmen aus Forschungsbeiträgen und aus übrigen operativen Einnahmen entsprechen im Normalfall nicht dem operativen Ertrag in der Er- folgsrechnung. Die eigentlich notwendige Unterschei-dung ist jedoch nicht praktikabel. In der Überleitung von der Finanzierungsrechnung zur Erfolgsrechnung werden somit identische Werte gezeigt. Generell muss die Entwicklung der Forschungsbeiträge unter Ein- bezug der Bilanz und unter Berücksichtigung der Zu- sprache von Fördermitteln des Bundes (Förderorgane SNF und Innosuisse, Ressortforschung, EU-FRP) beurteilt werden.

Abb. 32: Entwicklung der Gesamtinvestitionen (in Mio. CHF)

2015 2016 2017 2018

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

Investitionen Bauten ETH-Bereich im Eigentum Bund (inkl. Kofinanzierungen) Investitionen mobile / immobile Sachanlagen im Eigentum ETH-Bereich

242

290

204

278

177

227

154

223

142

494

455

381365

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102

Finanzen

Analog Mittelherkunft gab es auch bei der Mittelver-wendung keine wesentlichen Veränderungen in den Anteilen gegenüber dem Vorjahr 2017.

Überleitung Finanzierungs- auf ErfolgsrechnungAnders als in der Finanzierungssicht, bei der die Trä-gerfinanzierung und die weiteren Finanzierungs-quellen derjenigen Periode zugerechnet werden, in der die Gelder flossen, werden die Erträge und Auf-wendungen in der Erfolgsrechnung in der Periode verbucht, zu der sie betriebswirtschaftlich gehören. Diese Darstellung entspricht der Periodenrechnung oder dem sogenannten Accrual Accounting. Daher be- steht die Trägerfinanzierung in der Erfolgsrechnung aus den Krediten A231.0181 Finanzierungsbeitrag des Bundes an den ETH-Bereich und A231.0182 Beitrag

Investitionen in Immobilien im Eigentum des Bundes gezeigt, die über den Kredit A202.0134 Investitions- kredit Bauten ETH-Bereich finanziert werden.

Der Rückgang um 16 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr (R 2018: 365 Mio. CHF; R 2017: 381 Mio. CHF) betrifft in erster Linie die Bauinvestitionen. Die budgetierten Investitionen (B 2018: 438 Mio. CHF) wurden deutlich unterschritten. Bauverzögerungen bei der ETH Zürich sind die Hauptursache für die tieferen Investitionen.Der Anteil der Investitionen an den Gesamtausgaben belief sich 2018 auf knapp 11 % (R 2017: 12 %). Dies entspricht dem langfristigen Mittel und auch dem Vergleich mit der zentralen Bundesverwaltung (12– 15 %). Wie im Vorjahr betreffen die grössten Investi-tionen das PSI (Gantry 3, ATHOS, SwissFEL).

Finanzierungsrechnung

Mittelherkunft Abb. 33*: Struktur der Einnahmen in %

Operative Einnahmen, Rechnung 2018: 3571 Mio. CHF (Sicht Finanzierungsrechnung)

Mittelverwendung Abb. 34**: Struktur der Ausgaben in %

Operative Ausgaben, Rechnung 2018: 3349 Mio. CHF (Sicht Finanzierungsrechnung)

* Abb. 33 zeigt die Einnahmen aus Sicht Finanzierung nach Mittelherkunft. Sie betragen 3571 Mio. CHF und setzen sich zusammen aus: Finanzierungs-beitrag des Bundes, Investitionskredit Bauten ETH-Bereich, Schenkungen und Legate; Forschungsbeiträge, -aufträge und wissenschaftliche Dienstleis-tungen, Schulgelder und andere Benutzungsgebühren sowie übrige Erträge.

** Abb. 34 zeigt die Ausgaben aus Sicht Finanzierung nach Mittelverwendung. Sie betragen 3349 Mio. CHF und setzen sich zusammen aus: Personal- aufwand (nach Neutralisierung des Nettovorsorgeaufwands nach IPSAS 39), Investitionen in Bauten im Eigentum des Bundes, Investitionen in Sach- anlagen und immaterielle Anlagen im Eigentum des ETH-Bereichs, Sachauf-wand (ohne Unterbringungsaufwand) und Transferaufwand. Die Ab- schreibungen sind ebenfalls nicht Teil des Totals nach Mittelverwendung.

(1) Trägerfinanzierung (Sicht Zahlungsrahmen) 70,9 %

Finanzierungsbeitrag des Bundes 66,0 %

Investitionskredit Bauten ETH-Bereich 4,9 %

(2) Indirekte Forschungsbeiträge des Bundes und der EU 14,9 %

Schweizerischer Nationalfonds (SNF) 7,1 %

Innosuisse 1,6 %

Ressortforschung 2,3 %

Europäische Forschungsrahmenprogramme (FRP) 4,0 %

(3) Drittmittel 13,1 %

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft 3,9 %

Übrige Drittmittel (Universitäten, Kantone etc.) 2,3 %

Schenkungen und Legate 4,3 %

Übrige Erträge 2,25 %

Schulgelder und andere Benutzungsgebühren 1,1 %

Personal 66,6 %

Übrige laufende Ausgaben 22,5 %

Investitionen Eigentum ETH-Bereich 6,7 %

Investitionen Eigentum Bund 4,2 %

(1) 70,9 %

(2)14,9 %

(3) 13,1 %

66,6 %22,5 %

22 %

6,7 %4,2 %

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103ETH-BERE ICH Geschäftsbericht 2018

Finanzen

Ein weiterer Aspekt des Überleitens betrifft den Eff- ekt der Subkonsolidierungen im ETH-Bereich, der in der Finanzierungsrechnung unberücksichtigt bleibt. Die Auswirkungen aus In-kind-Leistungen sind ge- ringfügig und werden lediglich in der Accrualsicht be- rücksichtigt.

an Unterbringung ETH-Bereich und nicht analog der Finanzierungsrechnung aus den Krediten A231.0181 Finanzierungsbeitrag des Bundes an den ETH-Bereich und A202.0134 Investitionen Bauten ETH-Bereich.

Hingegen kann aus systembedingten Gründen der Unterschied zwischen der Finanzierungsrechnung und der Erfolgsrechnung bei den Forschungsbeiträgen nicht abgeleitet und dargestellt werden. Deshalb werden analoge Werte gezeigt. Die wichtigsten Unterschiede zwischen Ausgaben und Aufwand (Nettovorsorgeauf-wand nach IPSAS 39, Unterbringung, Abschreibungen) werden in der Überleitung einzeln dargestellt.

Finanzierungs- rechnung

Überleitung Erfolgsrechnung

2018 Reduktion (-) Erhöhung (+) Konsolidierung (+ / -) 2018

FINANZIERUNGSRECHNUNG / ERFOLGSRECHNUNG

Einnahmen (Mittelherkunft) / operativer Ertrag 3 571 – 174 269 49 3 714

Trägerfinanzierung Bund 2 531 – 174 269 – 2 625

Finanzierungsbeitrag des Bundes 2 357 2 357

Investitionen Bauten ETH-Bereich 174 – 174 –

Beitrag an Unterbringung – 269 269

Forschungsbeiträge Bund 533 533

Forschungsbeiträge Dritte / Diverse Einnahmen 507 49 556

Ausgaben (Mittelverwendung) / operativer Aufwand 3 349 – 144 615 41 3 631

Personal 2 232 – 10 90 21 2 333

Sachaufwand - Unterbringung ETH-Bereich – 269 269

Abschreibungen – 256 9 266

Übrige laufende Sach- / Transferausgaben / -aufwand 753 11 764

Investitionen 365 – 134 – – 231

Bauten ETH-Bereich (Eigentum Bund) 134 – 134 –

Kofinanzierungen Bauten ETH-Bereich (Eigentum Bund) 7 7

Immobiles Anlagevermögen (Eigentum ETH-Bereich) 40 40

Mobiles Anlagevermögen (Eigentum ETH-Bereich) 180 180

Immaterielles Anlagevermögen (Eigentum ETH-Bereich) 4 4

Sicht Finanzierungsrechnung – Einnahmen / Ausgaben sowie Sicht Erfolgsrechnung – Aufwand / Ertrag

Finanzierungsrechnung

Abb. 35: Überleitung Finanzierungsrechnung auf Erfolgsrechnung

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Finanzen Konsolidierte Jahresrechnung

Konsolidierte Jahresrechnung

Mio. CHF Anhang Budget 2018 Ist 2018 Ist 2017 Veränderung Ist

absolut

Finanzierungsbeitrag des Bundes 2 357 2 357 2 378 – 21

Beitrag an Unterbringung 269 269 278 – 10

Trägerfinanzierung 7 2 625 2 625 2 656 – 31

Schulgelder und andere Benutzungsgebühren 8 37 41 39 2

Schweizerischer Nationalfonds (SNF) 252 255 260 – 6

Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse)* 60 56 63 – 7

Forschung Bund (Ressortforschung) 75 81 78 3

EU-Forschungsrahmenprogramme (FRP) 144 142 139 3

Wirtschaftsorientierte Forschung (Privatwirtschaft) 129 139 129 9

Übrige projektorientierte Drittmittel (inkl. Kantone, Gemeinden, internationale Organisationen)

71 84 74 10

Forschungsbeiträge, -aufträge und wissenschaftliche Dienstleistungen 9 732 755 743 12

Schenkungen und Legate 10 76 155 120 35

Übrige Erträge 11 114 138 140 – 2

Operativer Ertrag 3 585 3 714 3 698 16

Personalaufwand 12, 28 2 306 2 333 2 303 30

Sachaufwand 13 979 990 958 32

Abschreibungen 21, 23 215 266 212 53

Transferaufwand 14 179 43 42 1

Operativer Aufwand 3 679 3 631 3 515 116

OPERATIVES ERGEBNIS – 94 83 182 – 100

FINANZERGEBNIS 15 7 – 22 13 – 35

Ergebnis von assoziierten Einheiten und Joint Ventures 20 – – 11 14 – 24

JAHRESERGEBNIS – 87 50 209 – 159

* Am 1. Januar 2018 übernahm die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse die Funktion der Kommission für Technologie und Innovation (KTI).

Tabelle 1: Erfolgsrechnung ETH-Bereich (konsolidiert)

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Finanzen Konsolidierte Jahresrechnung

Mio. CHF Anhang 31.12.2018 31.12.2017 Veränderung absolut

UMLAUFVERMÖGENFlüssige Mittel und kurzfristige Geldanlagen 16 852 733 118

Kurzfristige Forderungen ohne zurechenbare Gegenleistungen 17 558 555 3

Kurzfristige Forderungen mit zurechenbaren Gegenleistungen 17 36 38 – 2

Kurzfristige Finanzanlagen und Darlehen 22 1 409 1 389 20

Vorräte 18 10 10 – 1

Aktive Rechnungsabgrenzungen 19 48 45 3

Total Umlaufvermögen 2 913 2 771 141

ANLAGEVERMÖGENSachanlagen 21 2 023 1 863 161

Immaterielle Anlagen 21 67 68 – 1

Langfristige Forderungen ohne zurechenbare Gegenleistungen 17 970 838 132

Langfristige Forderungen mit zurechenbaren Gegenleistungen 17 – – –

Beteiligungen an assoziierten Einheiten und Joint Ventures 20 135 147 – 12

Langfristige Finanzanlagen und Darlehen 22 32 26 6

Kofinanzierungen 23 128 125 3

Total Anlagevermögen 3 354 3 066 288

TOTAL AKTIVEN 6 267 5 837 429

FREMDKAPITALLaufende Verbindlichkeiten 24 179 172 7

Kurzfristige Finanzverbindlichkeiten 25 16 16 1

Passive Rechnungsabgrenzungen 26 142 134 7

Kurzfristige Rückstellungen 27 109 103 6

Kurzfristiges Fremdkapital 446 425 21

Zweckgebundene Drittmittel 29 1 510 1 428 83

Langfristige Finanzverbindlichkeiten 25 361 374 – 12

Nettovorsorgeverpflichtungen 28 2 239 1 894 344

Langfristige Rückstellungen 27 705 505 199

Langfristiges Fremdkapital 4 815 4 201 614

Total Fremdkapital 5 261 4 626 635

EIGENKAPITALBewertungsreserven – 1 364 – 1 109 – 255

Zweckgebundene Reserven 1 123 949 174

Freie Reserven 967 965 2

Kofinanzierungen 23 128 125 3

Reserven aus assoziierten Einheiten 20 135 147 – 12

Bilanzüberschuss (+) / -fehlbetrag (-) 17 135 – 118

Total Eigenkapital 1 006 1 212 – 206

TOTAL PASSIVEN 6 267 5 837 429

Tabelle 2: Bilanz ETH-Bereich (konsolidiert)

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Herausgeber: ETH-Rat, Häldeliweg 15, 8092 Zürich, [email protected] Projektleitung / Redaktion: Kommunikation ETH-Rat, Zürich Grafische Konzeption / Layout : Hej GmbH, Zürich Reportagen: Roland Fischer, Bern sowie Institutionen des ETH-Bereichs Fotografie: Basil Stücheli, Aeugstertal oder gemäss BildnachweisÜbersetzungen, Korrektorat: comtexto AG, Zürich Publishingsystem: ns.publish, mms solutions AG, Zürich Druck: Kromer Print AG, Lenzburg Redaktionsschluss: 21. März 2019 Der Geschäftsbericht erscheint in Deutsch, Französisch und Englisch. Für die Jahresrechnung ist die deutsche Fassung verbindlich. Elektronisch ist der Geschäftsbericht verfügbar unter www.ethrat.ch/geschaeftsbericht2018. Ein spezieller Dank für Beiträge und Mitwirkung gilt: – allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Institutionen des ETH-Bereichs bei der Erstellung der Reportagen, – den Mitgliedern der ISP-Gruppe des ETH-Bereichs (Implementierung Strategische Planung), – den Mitgliedern des ComTeams ETH-Bereich (Kommunikationsverantwortliche sowie deren Mitarbeitenden), – sowie den Fachverantwortlichen und Mitarbeitenden im Stab des ETH-Rats und in den Institutionen des ETH-Bereichs. © ETH-Rat, März 2019

Impressum

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TitelseiteEPFL-Professor Tom Battin, Forschungsdirektor des NOMIS-Projekts, wird in den nächsten Jahren rund 200 Gletscherbäche weltweit untersuchen, um das mikrobielle Leben in den verschwindenden Ökosystemen besser zu verstehen.

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