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Geschichte 8. Klasse 1 Geschichte 8. Klasse 1 Aufklärung Während des 17. und 18. Jahrhunderts begannen die europäischen Vordenker das „Licht der Vernunftals einzige Quelle der Erkenntnis anzusehen. Das Motto der Aufklärung lieferte Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Dabei wurden folgende Ideen vertreten: Freiheit und Gleichheit, Bildung und Erziehung für alle Menschen (= Menschenrechte). Auch soll die staatliche Gewalt nicht mehr in der Hand eines absolutistischen Monarchen liegen, sondern durch eine Verfassung (= Staatsgrundgesetz) geteilt werden. Die Gewaltenteilung sieht die Aufteilung und gegenseitige Kontrolle der Legislative (gesetzgebende Gewalt = Parlament), Exekutive (ausführende Gewalt = Regierung), Judikative (Rechtsprechung = Gerichte) vor. Bayern wurde durch den aufgeklärten Maximilian Graf von Montgelas zum modernen Staat umgestaltet. Geschichte 8. Klasse 2 Geschichte 8. Klasse 2 Französische Revolution Im Jahr 1789 begann die französische Revolution, indem sich die Vertreter des Bürgertums (= des 3. Standes) in der Nationalversammlung zur Nation erklärten (= Ballhausschwur). Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 in Paris wurde zum Symbol der Revolution und zum französischen Nationalfeiertag. Als sich danach die Landbevölkerung erhob, wurden die Privilegien von Adel und Klerus abgeschafft. Es wurde außerdem eine Verfassung ausgearbeitet. Letztlich eskalierte die Revolution und bald nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. begann die Zeit der Terreur(Schreckensherrschaft), während der zahllose Menschen hingerichtet wurden. Geschichte 8. Klasse 3 Geschichte 8. Klasse 3 Kaisertum Napoleons Bereits während der französischen Revolution hatte sich der junge General Napoleon Bonaparte ausgezeichnet. Deshalb gewann er an Macht und krönte sich 1804 nach einer Volksabstimmung zum Kaiser. Frankreich wurde dadurch nach der Revolution wieder zur Monarchie. Napoleons Versuche, Frankreich zur Vormacht Europas zu machen scheiterten in den Befreiungskriegen (1813-15). Dennoch veränderte er Europa: 1806 endete das Heilige Römische Reich deutscher Nation (seit 962 / Otto dem Großen), als 16 deutsche Staaten sich mit Napoleon im Rheinbund verbündeten. Kaiser Franz I. ist nunmehr nur noch „Kaiser von Österreich“. Napoleon wird nach militärischen Niederlagen 1814 zunächst nach Elba und schließlich nach der erneuten Niederlage bei Waterloo nach St. Helena verbannt. Geschichte 8. Klasse 4 Geschichte 8. Klasse 4 Wiener Kongress In den Jahren 1814/15 trafen sich die Vertreter der europäischen Monarchien in Wien, um über die Neuordnung Europas zu beschließen. Die 35 deutsche Fürstentümer und vier freien Städte gründeten den Deutschen Bund (1815-1866). Nach den drei Grundsätzen Restauration (Wiederherstellung der politischen Verhältnisse vor der Französischen Revolution), Legitimität (Begründung des Herrschaftsanspruchs der Herrscherhäuser) und Solidarität (Zusammenschluss der Fürsten in der „Heiligen Allianz“) unterdrückten sie neue Ideen wie den Liberalismus (= politische Bewegung; Ziel: freie Entfaltung des Einzelnen ohne staatliche Bevormundung) und den Nationalismus (= politische Haltung; eigene Nation als höchster Wert). Deshalb spricht man auch vom Zeitalter der „Restauration“. Viele Bürger zogen sich aus Politik und Öffentlichkeit ins Privatleben zurück (Epoche des „Biedermeier“).

Geschichte 1 Geschichte 1 Aufklärung 2 …...Napoleons Versuche, Frankreich zur Vormacht Europas zu machen scheiterten in den Befreiungskriegen (1813-15). Dennoch veränderte er Europa:

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Page 1: Geschichte 1 Geschichte 1 Aufklärung 2 …...Napoleons Versuche, Frankreich zur Vormacht Europas zu machen scheiterten in den Befreiungskriegen (1813-15). Dennoch veränderte er Europa:

Geschichte 8. Klasse 1 Geschichte 8. Klasse

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Aufklärung

Während des 17. und 18. Jahrhunderts begannen die europäischen Vordenker das „Licht der Vernunft“ als einzige Quelle der Erkenntnis anzusehen. Das Motto der Aufklärung lieferte Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Dabei wurden folgende Ideen vertreten: Freiheit und Gleichheit, Bildung und Erziehung für alle Menschen (= Menschenrechte). Auch soll die staatliche Gewalt nicht mehr in der Hand eines absolutistischen Monarchen liegen, sondern durch eine Verfassung (= Staatsgrundgesetz) geteilt werden. Die Gewaltenteilung sieht die Aufteilung und gegenseitige Kontrolle der Legislative (gesetzgebende Gewalt = Parlament), Exekutive (ausführende Gewalt = Regierung), Judikative (Rechtsprechung =

Gerichte) vor. Bayern wurde durch den aufgeklärten Maximilian Graf von

Montgelas zum modernen Staat umgestaltet.

Geschichte 8. Klasse 2 Geschichte 8. Klasse

2

Französische Revolution

Im Jahr 1789 begann die französische Revolution, indem sich die Vertreter des Bürgertums (= des 3. Standes) in der Nationalversammlung zur Nation erklärten (= Ballhausschwur).

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 in Paris wurde zum Symbol der Revolution und zum französischen Nationalfeiertag. Als sich danach die Landbevölkerung erhob, wurden die Privilegien von Adel und Klerus abgeschafft. Es wurde außerdem eine Verfassung ausgearbeitet.

Letztlich eskalierte die Revolution und bald nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. begann die Zeit der „Terreur“ (Schreckensherrschaft), während der zahllose Menschen hingerichtet wurden.

Geschichte 8. Klasse 3 Geschichte 8. Klasse

3

Kaisertum Napoleons

Bereits während der französischen Revolution hatte sich der junge General Napoleon Bonaparte ausgezeichnet. Deshalb gewann er an Macht und krönte sich 1804 nach einer Volksabstimmung zum Kaiser. Frankreich wurde dadurch nach der Revolution wieder zur Monarchie. Napoleons Versuche, Frankreich zur Vormacht Europas zu machen scheiterten in den Befreiungskriegen (1813-15). Dennoch veränderte er Europa: 1806 endete das Heilige Römische Reich deutscher

Nation (seit 962 / Otto dem Großen), als 16 deutsche Staaten sich mit Napoleon im Rheinbund verbündeten. Kaiser Franz I. ist nunmehr nur noch „Kaiser von Österreich“. Napoleon wird nach militärischen Niederlagen 1814 zunächst nach Elba und schließlich nach der erneuten Niederlage bei Waterloo nach St. Helena verbannt.

Geschichte 8. Klasse 4 Geschichte 8. Klasse

4

Wiener Kongress

In den Jahren 1814/15 trafen sich die Vertreter der europäischen Monarchien in Wien, um über die Neuordnung Europas zu beschließen. Die 35 deutsche Fürstentümer und vier freien Städte gründeten den Deutschen Bund (1815-1866). Nach den drei Grundsätzen Restauration (Wiederherstellung der

politischen Verhältnisse vor der Französischen Revolution), Legitimität (Begründung des Herrschaftsanspruchs der

Herrscherhäuser) und Solidarität (Zusammenschluss der Fürsten in

der „Heiligen Allianz“) unterdrückten sie neue Ideen wie den Liberalismus (= politische Bewegung; Ziel: freie Entfaltung des

Einzelnen ohne staatliche Bevormundung) und den Nationalismus (= politische Haltung; eigene Nation als höchster Wert). Deshalb spricht man auch vom Zeitalter der „Restauration“. Viele Bürger zogen sich aus Politik und Öffentlichkeit ins Privatleben zurück (Epoche des „Biedermeier“).

Page 2: Geschichte 1 Geschichte 1 Aufklärung 2 …...Napoleons Versuche, Frankreich zur Vormacht Europas zu machen scheiterten in den Befreiungskriegen (1813-15). Dennoch veränderte er Europa:

Geschichte 8. Klasse 5 Geschichte 8. Klasse

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Revolution 1848/49

Gegen die Restauration erhob sich der Freiheitsdrang der Bürger (z.B. im Hambacher Fest 1832) und führte zur Revolution 1848/49

(auch: Märzrevolution), in der nach Kämpfen in den deutschen Residenzstädten (z.B. Berlin und Wien) das erste gesamtdeutsche Parlament in der Frankfurter Paulskirche zusammentrat.

Es wurde eine Verfassung mit Grundrechten für alle Bürger verabschiedet. Die „Paulskirchenversammlung“ scheiterte jedoch, da die Fürsten die Beschlüsse nicht anerkannten und der preußische König Wilhelm die ihm vom Parlament angebotene Kaiserkrone ablehnte.

Bereits 1849 löste sich das Parlament auf und viele Abgeordnete gingen sogar ins Exil.

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Industrielle Revolution

In England veränderten sich ab 1770 (in Deutschland erst ab 1840) die Arbeitsverhältnisse durch den Einsatz von Maschinen und das Verfahren der Arbeitsteilung und der Massenproduktion in den Fabriken. So entstand die kapitalistische Industriegesellschaft. Die neu entstandene Schicht der Industriearbeiter litt zunächst unter einer Vielzahl von Problemen (z.B. Massenarmut, Arbeitslosigkeit, schwere Frauen- und Kinderarbeit, fehlende Absicherung bei Krankheit, überlange Arbeitszeiten, niedrige Löhne). Es stellte sich die „Soziale Frage“. Um ihre Lage zu verbessern und gleichberechtigt zu werden, organisierten sich die Arbeiter in Gewerkschaften und Arbeiterparteien. Die politische Richtung des Sozialismus (oder des radikaleren Kommunismus) entstand, der die soziale Gleichheit aller Menschen erstrebt und sie über die Interessen des Individuums stellt.

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Otto Fürst von Bismarck

(1815 – 1898)

Der konservative Politiker war seit 1862 preußischer Ministerpräsident und von 1871 bis 1890 deutscher Reichskanzler. So wirkte er entscheidend bei der Gründung des zweiten Deutschen Kaiserreichs mit. Seine Innenpolitik war geprägt von zwei schweren Auseinandersetzungen: Zum einen führte Bismarck den „Kulturkampf“ gegen die Zentrumspartei (und damit die aus Rom gelenkte „ultramontane“ katholische Kirche). Er trat dabei für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ein (z.B. Kanzelparagraph, Zivilehe). Zum anderen bekämpfte Bismarck die Sozialdemokratie mit „Zuckerbrot und Peitsche“: So versuchte Bismarck die sozialdemokratischen Organisationen durch die „Sozialistengesetze“ (1890 zurückgenommen) zu verbieten. Zugleich aber wollte er durch seine Sozialgesetzgebung (Einführung der Kranken-, Renten- und

Unfallversicherung) die Soziale Frage entschärfen.

Geschichte 8. Klasse 8 Geschichte 8. Klasse

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Reichsgründung 1871

Im Januar 1871 wurde während des dt.-frz. Krieges 1870/71 im Spiegelsaal von Versailles in der Tradition des mittelalterlichen Deutschen Reichs das zweite deutsche Kaiserreich gegründet. Der preußischen Königs Wilhelms I. wurde zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Die Schande der deutschen Reichsgründung auf französischem Boden belastete das deutsche Verhältnis zu Frankreich schwer und begründete die „Erbfeindschaft“ der beiden Länder. Reichskanzler Bismarck versuchte daher außenpolitisch durch ein geschicktes Bündnissystem mit den anderen europäischen Staaten Frankreich zu isolieren. Der junge Kaiser Wilhelm II. entließ jedoch 1890 Bismarck und betrieb ein persönliches Regiment, das ein mächtiges Deutschland in der Welt zum Ziel hatte.

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Geschichte 8. Klasse 9 Geschichte 8. Klasse

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Imperialismus

Den Zeitraum von etwa 1880 bis 1918 bezeichnet man als das Zeitalter des „Imperialismus“.

In dieser Zeit versuchten die industriell weiterentwickelten Staaten (Europas) die Herrschaft über weniger entwickelte Länder zu erringen. Dabei eroberten sie die Länder und errichteten Kolonien, weshalb man auch von „Kolonialismus“ spricht.

Der Imperialimus ist ein expansiver Nationalismus. Neben wirtschaftlichen Motiven wie der Ausbeutung der besetzten Gebiete vertraten die Kolonialmächte auch ein Sendungsbewusstsein („Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“).

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Erster Weltkrieg

1914 – 1918

Der erste Weltkrieg ist die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Der industrialisierte Krieg (Einsatz von Millionenheeren, Militärmaschinerie, Luft- und Panzerwaffen) forderte hohe Opfer (10 Mio. Tote, 20 Mio. Invaliden und Verwundete).

Den Anlass bot das Attentat von Sarajewo am 28.6.1914, auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand. Doch die tieferen Ursachen liegen in der imperialistischen Politik der europäischen Großmächte.

Nach der Niederlage der Mittelmächte kam es zum Friedensvertrag. Dem Deutschen Reich wurde 1919 von den alliierten Siegermächten der Versailler Vertrag aufgezwungen. Deutschland musste die alleinige Kriegsschuld auf sich nehmen, Gebiete abtreten, auf Aufrüstung verzichten und hohe Reparationen zahlen.