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Geschichtswettbewerb:
Jüdischer Friedhof, Westerrönfeld
von: Till Fischer, Lea Zech, Jonna Silber und Kyra Sepke
Christian-Timm-Schule Rendsburg
Klasse: 9c
Ausstellungsstück : Holzmodell „Jüdischer Friedhof früher und
heute“
von Oktober 2016 - Februar 2017
2
Ideensammlung
1. Unsere erste Idee war es, ins Jüdische Museum in Rendsburg zu gehen, um
ein paar „Start – Informationen“ zu sammeln.
2. Die zweite Idee war es, uns auf den Jüdischen Friedhof zu begeben und uns
Schrittweise durch zu arbeiten.
3. Wir haben uns überlegt, unser Ausstellungsstück mit 2 Holzplatten zu bauen,
die wir jeweils mit der alten und der neuen Ansicht versehen.
4. Wir dachten, uns in dem Jüdischen Museum mit der Frau Kuhn zu
verabreden.
5. Wir überlegten auch, mit Frau Detmar und Frau Kuhn auf den Jüdischen
Friedhof zu gehen, so dass sie uns noch mehr direkte Informationen geben
können zu dem Friedhof. Was auch sehr praktisch war, um spontan
einfallende Fragen zustellen.
6. Außerdem wollten wir eine kleine Umfrage in Westerrönfeld machen, um
heraus zu finden, ob die Bewohner dort überhaupt von diesem „Denkmal“
wissen.
7. Eine Idee war auch, mit einem Seismograph den Boden des Friedhofes auf
überwucherte und in dem Boden versickerte Grabsteine zu untersuchen. Da
wir ein Seismograph nicht bekommen haben viel dies leider weg gelassen.
8. Wir planten auch ins Stadtarchiv Rendsburg zu gehen, um weitere
Informationen über den Friedhof heraus zu finden.
9. Unter anderem dachten wir an ein Memory aus Paaren, mit dem Vergleich
zwischen dem neuen und dem alten Friedhof zu erstellen.
10. Die zehnte Idee war es, ein Seismograph selber zu bauen.
3
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1 Einleitung (gemeinsam) ............................................................................................................... 4
2 Das Interview über den Jüdischen Friedhof (Lea) ................................................................... 5
3 Allgemeines über jüdische Friedhöfe (Kyra) ............................................................................ 9
4 Jüdischer Friedhof in Westerrönfeld (Kyra) ............................................................................ 11
5 Zeitstrahl zum israelischen Friedhof Westerrönfeld (Jonna) ............................................... 13
5.1 Die Gründung des Israelitischen Friedhofs Westerrönfeld (Jonna) ............................ 14
5.2 Jakob Elkan Gotwohl (Jonna) ........................................................................................... 16
5.3 Der älteste beschriftete Grabstein (Kyra) ........................................................................ 18
5.4 Das Haus des Totengräbers und des Friedhofswärter (Till) ........................................ 19
6 Familien und Gräber auf dem Friedhof ................................................................................... 24
6.1 Der Grabstein von Gietel Sara Gotwohl (Till) ................................................................. 24
6.2 Minna Seelenfreund (Lea) ................................................................................................. 25
6.3 Familie Gortatowski (Till) ................................................................................................... 27
6.4 Familie Magnus (Till) .......................................................................................................... 29
6.5 Familie Weinberger (Till).................................................................................................... 29
7 Der israelitische Friedhof früher und heute ............................................................................ 30
7.1 Der Jüdische Friedhof, wie er früher war (Lea) .............................................................. 30
7.2 Der israelitische Friedhof heutzutage (Jonna) ............................................................... 31
8 Ausstellungsstück: „Israelitischer Friedhof früher und heute“ .............................................. 34
8.1 Beschreibung des Ausstellungsstücks (Jonna) ............................................................. 34
8.2 Werkprotokoll von Jonna Silber ........................................................................................ 36
9 Reflexionen (Till) ......................................................................................................................... 38
10 Quellenangaben ...................................................................................................................... 39
11 Zeitangaben (gemeinsam) .................................................................................................... 40
12 Danksagung............................................................................................................................. 42
4
1 Einleitung (gemeinsam)
Wir (Jonna, Lea, Till und Kyra) entschieden uns für das Thema: Jüdischer Friedhof,
Westerrönfeld, da wir sehr an geschichtlichen Dingen interessiert sind. Außerdem
schlug unser Klassenlehrer uns vor an dem Geschichtswettbewerb "Gott und die
Welt, Religion macht Geschichte" teilzunehmen. Daraufhin überlegten wir, welches
Thema wir nehmen könnten, über das wir genug Informationen zusammensammeln
könnten. Da ist uns erst das Jüdische Museum in Rendsburg eingefallen und dann
der Jüdische Friedhof in Westerrönfeld. Wir entschieden uns relativ schnell für den
Friedhof. Wir hielten das Thema allgemein für besser, da wir im Religionsunterricht
schon viel über die Jüdische Kultur gelernt hatten und die Veränderung des
Friedhofes im Laufe der Zeit und die Bräuche rund um die Bestattung unser
Interesse geweckt hatten. Unsere Leitfrage ist: "Wie und warum veränderte sich der
Jüdische Friedhof, Westerrönfeld im Laufe der Zeit, von seiner Entstehung (1695) bis
heute. Wir wählten diese Leitfrage, weil wir uns diese Frage zuerst selbst gestellt
hatten und dachten, dass man um diese Frage herum gut die Projektarbeit aufbauen
könnte. Außerdem fanden wir es ebenfalls am interessantesten und am
umfangreichsten. Wir hatten sofort ein paar Ideen und eine grobe Vorstellung.
Für unser Ausstellungsstück wollten wir ein Modell bauen, auf dem man den Friedhof
sieht, wie er früher war und wie er heute ist. Zusätzlich wollten wir Fotos auf dem
Jüdischen Friedhof Westerrönfeld aufnehmen und entweder in der Mappe oder als
Memory darstellen.
5
2 Das Interview über den Jüdischen Friedhof (Lea)
An einem Nachmittag führten Kyra und ich, um den Jüdischen Friedhof in
Westerrönfeld herum, ein Interview durch mit Passanten und Anwohnern. Bevor wir
unsere Fragen stellten, erklärten wir, wer wir sind, warum wir hier sind, was genau
wir machen und fragten, ob wir das Gespräch aufnehmen dürfen.
Fragen des ersten Interviews:
Ich: Kennen Sie den Jüdischen Friedhof hier in Westerrönfeld?
Manuela: Ja, den kenne ich.
Ich: Und was wissen Sie darüber?
Manuela: Oh, ganz, ganz wenig. Ich wüsste eher etwas über das Jüdische Museum,
das es gibt.
Ich: Und wo haben Sie etwas darüber gehört?
Manuela: Habe ich gelesen in der Zeitung, oder was man da in den Medien liest.
Ich: Wissen Sie sonst etwas darüber?
Manuela: Nein, weiß ich nicht. Ich muss jetzt auch leider weiter. Tschüss.
Kyra, Ich: Tschüss.
Fragen des zweiten Interviews:
Ich: Was wissen Sie über den Jüdischen Friedhof hier in Westerrönfeld?
Ina: Da weiß ich eigentlich nicht viel drüber. Ich sehe ab und zu mal Gruppen, die
sich den angucken, ich weiß aber nicht, warum der so ungepflegt ist und sich da
keiner drum kümmert.
Ich: Finden Sie, dass sich darum gekümmert werden sollte, oder ist es Ihnen eher
egal?
Ina: Ich finde, wenn der da ist, sollte sich auch drum gekümmert werden.
6
Ich: Haben Sie denn schon mal etwas über den Friedhof gelesen oder woanders
gehört?
Ina: Nein, das habe ich nicht, oder ich habe es mir nicht gemerkt.
Ich: Ok, das war es auch schon. Danke für das kurze Interview und einen schönen
Tag noch.
Ina: Danke, euch auch.
Fragen des dritten Interviews:
Ich: Was wissen Sie über den Friedhof in Westerrönfeld?
Brigitte: Also über den Friedhof selber, weiß ich nicht viel. Ich weiß nur, dass das
hier die Allee ist, die da zum Friedhof führt und dass er jüdisch ist.
Ich: Haben sie eine Vermutung, warum der Friedhof gar nicht gepflegt wird?
Brigitte: Also ich weiß nur, dass dieser Weg nicht gepflegt wird und ich denke, dass
der Friedhof dann wohl auch nicht gepflegt wird. Es ist so selten, dass da mal jemand
zu sehen ist. Die schneiden nur hier im Vordergrund ab und haben mal was
weggenommen. Mehr weiß ich auch nicht.
Kyra: Denken Sie, dass der Friedhof früher mal größer war?
Brigitte: Nein, das denke ich nicht. Denke er war schon immer so.
Kyra: Der Friedhof war früher drei mal so groß.
Ich: Ungefähr bis zu dieser Kurve hier vorne.
Brigitte: Aha und warum haben sie den verkleinert?
Kyra: Der wurde unter Zwang an den Rendsburger Schützenverein verkauft.
Ich: Da wurde dann sogar auf dem Friedhof geschossen.
Brigitte: Interessant.
Kyra: Wir müssen jetzt auch weiter. Danke schön! Tschüss.
7
Brigitte: Ok, tschüss
Fragen des vierten Interviews:
Lea: Was wissen Sie über den Jüdischen Friedhof?
Cathrin: Der wird gepflegt, da kommen auch ab und zu welche von der Jüdischen
Gemeinde um den Friedhof zu pflegen und auch Besucher, die sich das angucken,
die Grabsteine, ja und die Gemeinde pflegt.
Lea: Wissen sie, ob der Friedhof früher größer war?
Cathrin: Das weiß ich nicht. Keine Ahnung.
Kyra: Sie sehen die Straße hier, die war da noch mit drin und die Häuserreihen da
drüben.
Cathrin: Oh, dann war der ja drei mal so groß.
Ich: Ja, da gab es einen Zwangsverkauf an den Rendsburger Schützenverein und es
wurde ein Schießstand gebaut und sie haben dort auf dem Friedhof Schießübungen
gemacht.
Cathrin: Was? Auf dem Friedhof?
Ich: Ja, genau.
Cathrin: Aha und wann war das?
Kyra: Also, der Zwangsverkauf war 1939. Und dann haben sie auch Gräber kaputt
geschossen. Das sieht man auch jetzt noch.
Cathrin: Oh, das wusste ich gar nicht. Dann habe ich ja wieder was gelernt.
Cathrin: Und was ist das jetzt für ein Interview? Wofür macht ihr das jetzt nochmal?
Ich: Das ist für unsere Projektarbeit in der Schule. Das ist in ganz Schleswig Holstein
so. Die Prüfungsnote kommt mit auf unser Abschlusszeugnis.
Cathrin: Ah, okay und ihr geht jetzt so rum und fragt die Leute und die Anwohner
etwas über den Friedhof?
8
Kyra: Ja, genau, ob sie irgendwas wissen darüber.
Cathrin: Aber von den älteren Leuten hier, wissen das bestimmt noch welche.
Ich: Ja, die wissen, dass der existiert und dass dort manchmal welche sind, aber viel
mehr auch nicht.
Cathrin: Also, wir wohnen jetzt zehn Jahre hier und wir wissen eigentlich auch nicht
viel darüber. Also mein Mann ist bei der Touristeninformation und macht auch
Hofgutführungen und die gehen hier auch ab und zu mal hin und gucken sich das an,
aber was er darüber erzählt, weiß ich auch nicht. Ach man, das ist ja total übel, was
die da getrieben haben.
Ich: Ja, das ist eine wirklich interessante Geschichte.
Cathrin: Ja, sehr interessante Geschichte! Okay und bei dem schlechten Wetter
geht ihr nun von Haustür zu Haustür, oder wie?
Ich: Ja genau!
Kyra, Lea: Danke schön, einen schönen Tag noch!
So stellten wir fest, dass die Leute, die direkt am Friedhof in Westerrönfeld wohnen,
selbst nicht wirklich viel über diesen wissen. Einige der Passanten und Anwohner
schienen aber auch kein großes Interesse an dem Jüdischen Friedhof zu haben.
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3 Allgemeines über jüdische Friedhöfe1 (Kyra) Für das Judentum ist der Friedhof ein heiliger Ort. Die Verstorbenen bzw. deren
Familie haben für ewig Anspruch auf das Grab. Das heißt, dass die Gräber nicht neu
besetzt oder aufgelöst werden dürfen. Allerdings darf auch nichts, was unter der Erde
ist, wieder ausgegraben werden. So bleiben Steine, die mit der Zeit in der Erde
versinken auch unter der Erde. Auf Christen macht ein Jüdischer Friedhof daher oft
einen ungepflegten Eindruck. Diese Regelung kommt daher, dass Juden an ein
Weiterleben der Seele nach dem Tod glauben, auch wenn man in der Thora keine
Hinweise darauf findet. Für ihre Friedhöfe hatten die Juden viele Bezeichnungen.
Zwei hebräische Bezeichnungen sind Beth Olam und Beth Hachajim, was soviel
bedeutet wie "ewiges Haus" und "Haus des Lebens". Aus jüdischem-deutschem
Umfeld kommt die Bezeichnung "Der gute Ort". Die meisten jüdischen Friedhöfe
liegen außerhalb des eigentlichen Ortes. Das weist auf die Randstellung und die
Minderheit der Juden in einer Gemeinde hin. Aus diesem Grund hatten Juden oft
Schwierigkeiten ein passendes Friedhofsgelände zu finden. Für den Kult allerdings
war die Lage passend, da Friedhöfe als kultisch unrein gelten. Im Judentum
übernimmt die "Chewra Kadischa", die "heilige Bruderschaft" alle Aufgaben, die von
der Totenwaschung bis zur Beerdigung reichen. Auf jüdischen Friedhöfen ist es
typisch, bei Besuchen kleine Steine auf die Grabsteine zu legen, anstatt Blumen mit
zu bringen. Die jüdischen Grabsteine auf Friedhöfen in Deutschland wurden meist
von Steinmetzen gemacht, die nicht jüdisch waren, da die Juden bis zum
neunzehnten Jahrhundert keine Handwerksberufe erlernen durften. Das gleiche
Aussehen der Steine sollte die Gleichheit nach dem Tod darstellen. Mit dem
fünfzehnten Jahrhundert setzten sich symbolische und schmückende Ornamente
durch. Bekannte Symbole sind segnende Hände: sie kennzeichnen, dass der
Verstorbene ein Nachkomme Arons (des ersten Priester) ist; eine Kanne und eine
Schüssel des Leviten, zeigen, dass der Verstorbene ein Nachkomme des Stammes
der Leviten ist, welche als Tempeldiener dem Priester das Wasser zum
Händewaschen vorm Segensprechen reichten. Ein weiteres bekanntes Symbol ist
die Krone, die oft auf die Grabsteine von denen kam, die sehr religiös waren. Bei den
meisten Steinen handelt es sich um Stelen, also um aufrecht stehende Steine
während vor allem seephardische Juden Grabplatten bevorzugten. Das Beisetzen
1 Vgl. Schröder, Friedrich (Pastor), Eigene Dokumentationen zum Jüdischen Friedhof in Westerrönfeld 1933 -
1939
10
der Asche wird im Judentum nicht gemacht, ebenfalls wegen des Glaubens an ein
Leben nach dem Tod. Im 19. Jahrhundert wurden die Steine immer christlicher
gestaltet. So kam zu der hebräischen Schrift auf der Vorderseite, die deutsche Schrift
auf die Rückseite. Bald drehte sich dies um und teilweise verschwand die hebräische
Inschrift auf den Grabsteinen komplett. Die Grabsteine auf dem Friedhof stehen so,
dass die Füße des Verstorbenen immer nach Osten zeigen. Aus dem Grund, da in
Richtung Osten, die für die Juden heilige Stadt Jerusalem liegt.
11
4 Jüdischer Friedhof in Westerrönfeld2 (Kyra) Im Jahre 1695 wurde der Friedhof von der Rendsburger Gemeinde südlich der
kleinen Festung Rendsburg angelegt. Das damalige Ödland war eine Sanddüne und
konnte so nicht zum Ackerbau verwendet werden. Der älteste noch lesbare
Grabstein ist aus dem Jahr 1757. Allerdings wurde schon ab dem 17. Jahrhundert
dort bestattet. Die letzte Bestattung war 1942. Danach wurden nur noch die
Überreste von dem Ehepaar Julius und Frieda Magnus dort beigesetzt, die mit einer
Gasexplosion in Kiel Selbstmord begangen. Mit dieser Beisetzung machte die
Jüdische Gemeinde Rendsburg eine Ausnahme, da Beisetzungen im Judentum nicht
vollbracht wurden. Der Friedhof war ein sehr Zentraler, dass zeigen Gräber von
Juden aus Kiel, Schleswig und Wyk auf Föhr. Im Sommer 1939 musste die
Gemeinde den Friedhof unter Zwang dem Rendsburger Schützenverein übergeben,
der die Verpflichtung übernahm, sich 30 Jahre um die Gräber zu kümmern, was der
Verein aber nicht einhielt. Der Schützenverein machte Schießübungen auf dem
Friedhof. In einem Stein sieht man heute noch ein Einschussloch. Bis zum 2.
Weltkrieg befand sich ein Leichenhaus und ein Wärterhaus mit Stallgebäude und
Garten auf dem Gelände. Der Friedhof war ca. 22000 Quadratmeter groß, wovon ca.
5000 Quadratmeter als Begräbnisplatz genutzt wurden. Das übrige Grundstück
wurde ebenfalls als Garten und Ackerland gebraucht. Es gab ca. 1300 Bestattungen
(wahrscheinlich waren es viel mehr) auf dem Friedhof, wovon heute nur noch etwa
250 erkennbar sind. Während der NS-Zeit wurden sehr viele Steine gestohlen.
Der schmiedeeiserne Zaun, der das gesamte Friedhofsgelände umgab, wurde für
Rohstoffverwertung entfernt. Später wurde durch den Bau des Kanaltunnels bzw.
durch den Bau der Straße zum Kanaltunnel etwas von dem Friedhofsgelände
entfernt, vermutlich aber der Teil, auf dem ohnehin keine Gräber waren. Auch im
Norden und Süden nahm man noch etwas weg, um Häuser zu bauen. Trotz alledem
sind immer noch viele Steine (große und kleine) gut erhalten. Die ältesten Steine sind
im Nord-Westteil des Friedhofes und die aus dem 18. Jahrhundert, die reich verziert
sind. Im Süd-Westen liegen die Kindergräber. Nach vorne hin werden die Gräber
immer jünger. Die Front des Friedhofs ist genau wie die Steine nach Osten
ausgerichtet. Der Weg zum Friedhof ist eine lange Allee. Heute heißt der Weg "Am
Judenfriedhof". Die Allee hat sich früher über den ganzen Friedhof gezogen.
Mittlerweile kann man sie nur noch erahnen, da in der Mitte des Geländes zwei
2 Schröder, Friedrich (Pastor), Ebd.
12
parallel zueinander wachsende Baumreihen sind. Viele Steine sind heute bereits
unter der Erde verschwunden. Es gibt keine genauen Aufzeichnungen, die sagen,
wer dort bestattet wurde oder ob auf den weggenommenen Teilen auch Gräber
waren. Heute gehört der Jüdische Friedhof der Jüdischen Gemeinde Hamburg und
steht unter Denkmalschutz.
13
5 Zeitstrahl zum israelischen Friedhof Westerrönfeld3 (Jonna)
3 Vgl. Schröder, Friedrich (Pastor), ebd.; Stadtarchiv Rendsburg: aufbereitete Daten von Behrens, Helmut u.a.
1690
1695
ca 1700
1768
1791
1835
1854
1855
1877
1925
1933
1937
1939
1942
Ankunft erster Juden in
Westerrönfeld
Erster beschrifteter Grabstein
auf dem Friedhof
292 jüdische Einwohner in
Rendsburg
Beerdigungen aus anderen
jüdischen Gemeinden
Nur noch 33 jüdische
Einwohner in Rendsburg
Letzte Beerdigung
Gründung des Friedhofs
Gründung des jüdischen
Beerdigungsvereins
Beerdigung des ersten
Vorstehers der Gemeinde
Hausbrand auf dem Friedhof
Erweiterung des Friedhofs
Pastor F. Schröder
verfasst Friedhofs-
dokumente
Enteignung,
Übergabe an
Schützenverein
Letztes Grab:
Selbstmord des
letzten Gemeinde-
vorstehers
14
5.1 Die Gründung des Israelitischen Friedhofs Westerrönfeld4
(Jonna) Im Jahre1690 begann König Christian der Vierte, außerhalb von Rendsburgs
Stadtmauern neue Wohnflächen zu bauen - das sogenannte Neuwerk. Platz für neue
Häuser war genug da, doch es fehlte ihnen an Einwohnern. So entschied der König,
dass, wenn jemand innerhalb von zwei Jahren auf eigene Kosten ein Haus baut, er
für zwanzig bis fünfzig Jahre (je nach Hausart) Steuern-und
Einquartierungsfreiheiten, sowie Zollfreiheiten für Baumaterialien, Lebensmittel und
Handelswaren bekam. Eine nochmalige Zusage bestätigte, dass dort
Religionsfreiheit herrschte, obwohl diese Rechte schon seit 1623 bestanden. So
konnten alle nach denselben Rechten leben. Bis es genügend jüdische Einwohner
gab, konnte es aber noch keine Gemeinde geben und es war nur den evangelisch-
lutherischen Gemeinden, die dort bestanden, gestattet öffentliche Gottesdienste
abzuhalten. Juden konnten nun ohne Schutzgelder zu bezahlen in der Stadt leben.
Die ersten Juden waren Samuel und Levin Jost, zwei Brüder, die mit ihren Familien
im Jahre 1693 nach Rendsburg zogen. Für den Bau eines einstöckigen Hauses
bekamen sie 20 Jahre Steuerfreiheit. Schon kurz nachdem sie ihre Häuser fertig
hatten, beschäftigten sie sich mit der Anlegung eines eigenen Friedhofes. Schon
gleich beim Bau der ersten Häuser im Neuwerk sicherten sich die zwei Familien
einen Platz, um ihre Toten zu begraben. Sie bekamen einen Platz an einer Düne,
außerhalb Rendsburg, im östlichen Teil damals Wester-Renfeld heute Westerrönfeld.
Da dieser Platz nicht genutzt wurde und für ihn auch kein Zweck vorgesehen war,
bekam sie die Kaufbestätigung vom König. Das geschah am 21. September 1695.
Zwei Jahre später kam dann die dritte jüdische Familie aus Altona. Durch die Familie
Levi mit dem Familienoberhaupt Israel Meier Levi war es nun möglich, eine religiöse
Kulturgemeinde zu gründen, da man dafür zehn erwachsene Männer, sowie vier
Gemeindebeamte, einen Rabbiner, einen Vorsänger, einen Vorbeter, Küster und
Schächter vor Ort haben musste. Nun konnten sie einen jüdischen Gottesdienst
veranstalten. Sie nutzten einen Raum, in dem sie ihre Gebete sprechen konnten.
Nach und nach kamen immer mehr Juden nach Rendsburg und Umgebung. Die
Rendsburger Kirchen und Gläubigen fanden es nicht sehr gut, dass sich das
Judentum in Rendsburger Umgebung verbreitete und die Mitglieder einen
festgelegten Gottesdienst in der Woche veranstalteten. Es gab so öfter Streitigkeiten.
4 Stern, Moritz: Geschichte der israelitischen Gemeinde zu Rendsburg, 1895
15
Die Familie Samse hatte ein zusätzliches Schutzprivileg bei der Ankunft beantragt,
und forderte so die Hilfe des Königs ein. Ärgernisse gab es erst einmal nicht mehr,
und es zogen weitere Juden nach Wester-Renfeld.
16
5.2 Jakob Elkan Gotwohl5 (Jonna) Jakob Elkan Gotwohl war der erste Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Rendsburg
und Umgebung. Seit 1729 kämpfte er um Handelsrechte als Jude, welche er dann
auch im Jahre 1786 durchsetzte. Im Jahre 1791 starb er und wurde auf dem
Israelitischen Friedhof in Westerrönfeld beerdigt. Sein Sohn Moris Gotwohl wurde
nach dem Tod seines Vaters erster Gemeindevorsteher.
Übersetzung hebräischer Worte auf dem Grabstein des Jakob Elkan:
„Hier ruht,
der greise und satt an Jahren […] Vorsteher
geehrt war Jakob Gotwohl - sein Gedächnis liegt im Segen.
Er starb und war begraben am Montage, dem siebten des
Passas, im Jahre 511.
Es sei seine Seele eingebündelt im Bündel des Lebens!“
5 Schröder, Friedrich (Pastor) 1933-1939
17
Foto: Grabstein des Jakob Elkan
18
5.3 Der älteste beschriftete Grabstein (Kyra) Der allererste Grabstein, auf dem Israelitischen Friedhof in Westerrönfeld, steht
heute nicht mehr. Es ist ein einfacher quadratsicher Stein gewesen. Er war nicht
geschliffen oder ähnliches. Auf seiner Vorderseite hatte er hebräische Inschriften.
Pastor Friedrich Schröder, der um das Jahr 1933 so gut wie jeden Grabstein auf dem
Friedhof dokumentiert und fotografiert hat, schreibt in seinen Aufzeichnungen:
“Der älteste beschriftete Grabstein", ob es also auch der älteste Stein überhaupt war,
kann man nicht sagen, da nicht alle Steine eine Beschriftung hatten. Von wann der
Stein stammt, erwähnt Friedrich Schröder nicht. Auch wie die Inschrift lautete, bleibt
wohl ein Geheimnis. Der Grabstein stand neben ähnlich geformten Steinen. Auf den
Fotos von Pastor Schröder ist im Hintergrund ein weißes Haus zu sehen. Ob es das
Wohnhaus des Friedhofswärters oder die Totenhalle war, ist schwer zu sagen, lässt
sich aber vermuten. Die älteren Grabsteine stehen weiter hinten auf dem Friedhof,
genau wie das Wohnhaus. Außerdem zeigten die Steine alle mit der Schrift nach
Osten, also wurde auch von Osten fotografiert. Das Wohnhaus stand im Nordwesten.
6
6 Interview mit Frau Dettmer 02.12,2016
Aufzeichnungen von Schröder Friedrich (Pastor) 1933-1939
Foto: Der älteste beschriftete Grabstein
19
5.4 Das Haus des Totengräbers und des Friedhofswärter (Till) Auf dem Friedhof stand das Haus des Totengräbers. Natürlich stand das Haus auf
dem nicht belegten Friedhofstück. Das Haus brannte am 13. April des Jahres 1854
ab. Es wurde wieder aufgebaut. Das Haus stand vermutlich in der Nord-Westecke
des Friedhofes. Die Familie des Totengräbers lebte mit in dem Haus. Sie hatten
sogar einen eigenen Garten und ein eigenes Beet. Es gab auch noch einen
Geräteschuppen. Der befand sich direkt neben dem Eingang. Darin befanden sich
die Werkzeuge des Totengräbers und der Leichenwagen. Auf den Balken des
Dachsturzes des Geräteschuppens waren Inschriften. Wenn man den
Geräteschuppen von Osten betrat, also von der Straßenseite, konnte man auf dem
mittleren Balken die Inschrift: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der
Name des Herrn sei gelobt.“ lesen.
Am Westbalken stand die Inschrift: „Wisse, dass der Lohn der Frommen in der
Zukunft ruht“. Diese Inschriften waren natürlich auf hebräisch geschrieben. Die
Übersetzungen stehen in den Unterlagen von Pastor Friedrich Schröder.
Während der Nazizeit wurde der Friedhof geschändet. Frau Dettmer erzählte uns,
dass die Frau des Friedhofswärters mal erzählte, dass sie nachts Leute auf dem
Friedhof gehört hätte. Das Haus wurde irgendwann, wahrscheinlich im Krieg,
abgerissen oder zerstört. Weder das Wohnhaus noch der Geräteschuppen steht
heute noch.
20
5.5 Schändung und Abwanderung (Kyra)
Im Jahre 1890 trieb es viele, vor allem junge Menschen, in die Großstädte. Sie
strebten nach Bildung und Arbeitsplätzen. Sie suchten Integrationsmöglichkeiten und
ein entspannteres Leben. Dadurch, dass jüdische Friedhöfe nicht so gepflegt werden
dürfen, wie man es im Christentum tut, verfallen sie mit der Zeit von selbst. In den
meisten Fällen aber, wurde mit verschiedenen Arten und Weisen nachgeholfen. So
auch in Westerrönfeld. Durch den Zwangsverkauf während der NS-Zeit, an den
Rendsburger Schützenverein, wurde vieles beschädigt. Bis zu diesem Jahr (1939)
machte ein Pastor namens Friedrich Schröder Aufzeichnungen vom Friedhof. Er
dokumentierte wie der Friedhof im Laufe der Zeit verfällt, machte Fotos von den
Grabsteinen und dokumentierte und übersetzte die zum Teil hebräischen Inschriften.
Das schmiedeeiserne Tor wurde schon vor dem Verkauf entwendet, um Rohstoffe zu
gewinnen. Der Schützenverein nutzte den heute nicht mehr dazu gehörenden Teil im
Süden der jüdischen Ruhestätte, um eine Schießbahn zu bauen. Auf diesem Teil
waren keine Begräbnisse. Allerdings nutzten die Schützen auch die anderen
Friedhofsflächen, um dort zu schießen. Auch heute noch sieht man in einem der
Steine, er hat eine weiße Platte mit der Inschrift eingearbeitet, ein Einschussloch. Wir
vermuten, dass gezielt auf die Steine geschossen wurde, da das Einschussloch
direkt in der Mitte der Platte ist, außerdem waren viele Menschen zu dieser Zeit
gegen die Juden. Noch dazu kommt, dass viele Patronen auf dem gesamten
Gelände gefunden wurden.
Viele der Grabsteine wurden auch gestohlen. Manche legten sie sich als Boden in
ihre Gartenschuppen, andere stabilisierten damit ihren Wall im Garten. So auch in
der Straße Hoheluft in Rendsburg. Aber auch Steinmetze entwendeten,
insbesondere die großen Steine, um daraus neue Grabsteine für christliche Friedhöfe
zu meißeln.
Während der NS-Zeit kamen viele Juden in Konzentrationslager, wurden verfolgt
oder ermordet. Viele begangen auch Selbstmord, um den Gefahren und Qualen zu
entgehen. So auch Frieda und Julius Magnus.
21
1939 wurde viel auf dem Friedhof demoliert. Es wurden weiterhin Steine entwendet
und mit Äxten oder Forken auf verbliebene Steine eingeschlagen. Manche Steine
zerbrachen, in anderen kann man heute noch Furchen und Kratzer erkennen. 7
In der Reichskristallnacht im November 1939 wurde erneut auf dem Friedhof
randaliert. Innerhalb der Stadtmauern Rendsburg wurden in dieser Nacht Häuser
angezündet, Juden gefoltert und ermordet. In die Synagoge, in der heute das
7 Unterlagen aus dem Stadtarchiv Rendsburg 14.02.17
Aufzeichnungen von Schröder, Friedrich(Pastor)
Foto: Kindergrab mit Furchen durch Schändung (ca. 1940)
Foto: Das gleiche Grab wie oben (2016)
22
Jüdische Museum ist, war eine Bombe eingeschlagen. Die Jüdische Gemeinde
Rendsburg sank in dieser Zeit von 1900 auf 57 Mitglieder.
Aber auch durch Stürme fallen immer wieder Steine auf dem Begräbnissplatz um
oder gehen anderweitig kaputt. So auch im Jahr 2013, als gleich zwei starke Stürme
in Schleswig-Holstein wüteten: Xaver und Orkantief Christian. Das Museum hatte
versucht das meiste wieder herzurichten, aber manches ließ sich einfach nicht
reparieren. Aber solche Stürme gibt es nun immer wieder. Und auch so fallen
manchmal einfach Steine um, da die Verankerung im Boden nachgibt. Geschändet
wird auf dem Friedhof immer noch, wenn auch nur selten. Man kann neue Kratzer
auf den glatten Steinen entdecken. Uns ist auch aufgefallen, dass silbrige, schalen-
ähnliche Gefäße, die auf manche Grabsteinen waren, nicht mehr dort sind. Entweder
sie sind runtergefallen und von Efeu überwuchert oder jemand hat sie gestohlen, was
die wahrscheinlichere Vermutung ist.
Die ehemalige Leiterin des jüdischen Museums, hatte uns einen Stein gezeigt, der
erst vor kurzem hier auftauchte. Jemand hatte ihn an den Fuß eines Grabes gelegt.
Auf dem Stein steht :"gelyncht 1.4.1933". Sie konnte uns allerdings nicht sagen, wer
den Stein dort hingelegt hatte, noch in welchem Bezug die Person zu dem
Verstorbenen steht oder wie derjenige darauf kommt, dass der Beerdigte gelyncht
wurde.
Foto: "Neuer Stein" am Fuße eines Grabes
23
5.6 Enteignung des Jüdischen Friedhofes (Lea)
Im Sommer 1939 fand eine Enteignung des Jüdischen Friedhofes von der jüdischen
Gemeinde statt. Dieses geschah unter Zwang der Stadt Rendsburg. Die Stadt
verlangte von der jüdischen Gemeinde die Abtretung an den Rendsburger
Schützenverein. Der Grund ist bis heute nicht bekannt. Der Vertrag, der zwischen
dem Rendsburger Schützenverein und der jüdischen Gemeinde bei der Abtretung zu
Stande kam, beinhaltete die Verpflichtung des Schützenvereines, die jüdischen
Gräber dreißig Jahre lang zu pflegen. Dieses wurde aber von Seiten des
Rendsburger Schützenvereins nicht eingehalten. Ganz im Gegenteil. Pflanzen
überwucherten die Gräber, so dass diese nicht mehr als solche zu erkennen waren.
Ebenso wurde schriftlich festgehalten, dass der Friedhof nur oberhalb der Erde
genutzt werden darf, das heißt, es durften weder Pflanzen ausgegraben, Steine
umgesetzt, noch ein einziges Loch in den Boden gegraben werden. Die Erde musste
völlig unberührt bleiben. Allerdings wurde auf dem Stück, welcher nicht mit Gräbern
belegt war, während dieser dreißig Jahre, ein Schießstand gebaut. Durch die
Schießübungen an diesem Schießstand wurden einige der Grabsteine zerstört. Noch
heute findet man dort Steine mit Schießlöchern. Allerdings befinden sich nicht mehr
so viele dieser Grabmäler auf dem Friedhof, denn während der NS-Zeit wurden
etliche der jüdischen Grabsteine, vermutlich mit Schubkarren, von Unbekannten
entwendet. Waren es vor der Enteignung noch zirka 1300, sind es heute noch zirka
250 erkennbare Andenken an die verstorbenen Juden. In Rendsburg existiert ein
bekannter Ort, wo einige dieser Jüdischen Grabsteine zu finden sind. Heute ist der
Friedhof Eigentum einer Jüdischen Gemeinde in Hamburg.8
Unterlagen
8 Stadtarchiv Rendsburg
24
6 Familien und Gräber auf dem Friedhof
6.1 Der Grabstein von Gietel Sara Gotwohl (Till) Der Grabstein stammt aus dem Jahre 1774. Sara war die Tochter von einem Herrn
Seligmann. Ihr Ehemann hieß Jakob Gotwohl. Pastor Friedrich Schröder hat die
Texte von den Grabsteinen übersetzt. Der Grabstein ist 58 cm breit und 131 cm
hoch. Auf dem Grabstein steht:
Hier ruht
die Frau, die geachtete, alt und satt
an Tagen, gottesfürchtig und vollkommen
in ihren guten Werken.
Liebliches verrichtete sie klug in Weisheit.
In der Furcht Gottes (war) sie vollkommen, gesegnet
(war) ihr Wandel. Alle ihre Herrlichkeit (war sie)
eine Königstochter im Innern. Die Edle und Aufrechte
war die geehrte Gietel Sara, Tochter des geehrten
Herrn Seligmann-Juda, des Priesters -
das Gedächtnis des Gerechten bleibt im Segen -
Frau des gelehrten und geehrten Jakob Gotwohl.
Sie starb und ward begraben am 6. (Wochen-) Tage
(Freitag) am Vorabend des heiligen sa am
4. Ijjar des Jahres 534 (nach der kleinen Zahl).
Es sei ihre Seele eingebündelt im Bündel des Lebens !9
9 Aufzeichnungen von Schröder, Friedrich
25
Das Foto zeigt den Grabstein von Sara. Es stammt aus den Aufzeichnungen von
Pastor Friedrich Schröder. Der Grabstein steht heute noch.
6.2 Minna Seelenfreund (Lea) Weiter hinten im Nordwestlichen Teil stehen heute wenige Steine. Drei kleine
unscheinbare und beschädigte Steine deuten auf Kindergräber hin. Die beerdigten
Kinder waren nur zwei bzw. sechs Jahre alt. Einer dieser Steine, die obere Hälfte ist
abgebrochen, ist relativ bekannt. Es ist der Grabstein eines Mädchens namens
"Minna Seelenfreund". Der Stein ist auf einem kleinen rechteckigen Sockel
aufgestellt. Er ist nicht besonders groß. Wir schätzen ihn auf ca. 40 cm Höhe. Ein
Teil der eingemeißelten Schrift ist nicht mehr zu sehen, aber vermutlich stand dort
"Hier ruht", denn der noch erkennbare Schriftzug lautet:
"Unser liebes Kind
Minna
Seelenfreund
geb. 19. Juli 1925 i. Kiel
gest. 8. Juni 1928
in Rendsburg"
Foto: Grabstein von Sara.
26
Das Mädchen wäre also fast vier Jahre alt geworden. Über Minna Seelenfreund und
ihre Familie weiß man sonst nicht viel. Der Stein ist das Einzige, was auf die Familie
aufmerksam machte. Es gibt auch keine Fotos oder sonstiges. Nur eine einzige
Person erinnerte sich an die Familie. Diese Person starb 1944 im
Konzentrationslager. Über die Seelenfreunds (Triegers) weiß man nur, dass sie
vermutlich eine jüdisch-kanadische, sehr religiöse Familie waren. Die Kinder waren
adoptiert. Angeblich wurde die Familie später nach Polen abgeschoben. Auch über
Minnas Todesursache weiß man nichts.10
10
Aufzeichnungen von Schröder, Friedrich(Pastor)
Foto: Der Grabstein von Minna Seelenfreund
27
6.3 Familie Gortatowski11 (Till) Die Gortatowskis waren eine sehr angesehene Familie in Rendsburg. Johanna und
ihr Mann Bernhard zogen 1895 von Schleswig nach Rendsburg.
Im Jahre 1900 übernahm Bernhard ein Bekleidungsgeschäft in der Hohen Straße 6.
Die Gortatowskis waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Rendsburg. Bernhard
war sogar im Vorstand der Gemeinde. Er starb mit 44 Jahren 1915, seine Frau
Johanna starb 1934 mit 59 Jahren. Sie sind zusammen auf dem Jüdischen Friedhof
in Westerrönfeld begraben.
Bernhard und Johanna, geborene Neumann, hatten drei Kinder: Walter, Wally und
Herbert. Walter war der älteste Sohn und wurde 1897 in Rendsburg geboren. Er
besuchte das Real-Gymnasium und machte eine kaufmännische Lehre. 1925
übernahm er das Geschäft. Er war Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. 1936
boykottierten die Leute das Geschäft wegen seines jüdischen Glaubens und das
Geschäft nahm zu wenig ein und musste schließen. Walter arbeitete dann als Packer
in einer Konservenfabrik. Das hat aber nicht gut funktioniert. 1939 verließ Walter
Gotatowski offiziell Rendsburg und zog nach Berlin. Er lernte Betty Erb kennen und
heiratete sie 1939. Sie wollten nach Bolivien auswandern. Doch dann brach der
Krieg aus.
1941 wurde Walter während der Zwangsarbeit an der Reichsbahn von einer
Lokomotive überrollt. Walters Frau Betty heiratete noch einmal und wurde 1943 nach
Auschwitz gebracht. Das Todesdatum ist nicht bekannt, aber sie starb in Auschwitz.
Herbert Gortatowski wurde am 12. Januar 1905 geboren. Er machte Abitur am
Gymnasium und er studierte Jura. 1930 wanderte er nach Venezuela aus. Ein Jahr
später verlobte er sich mit seiner Cousine Frida Andersohn. Sie lebten in Frankfurt
am Main. Um Jahre 1933 heirateten Frida und Herbert. 1936 flohen sie nach
Frankreich. Ein Jahr später kamen sie nach Argentinien. Herbert wurde wegen seiner
Spanischkenntnisse Einkaufschef, wollte aber gern Übersetzer werden und ging zur
Uni. Leider musste er das Studium aufgeben, da 1938 sein erstes Kind geboren
wurde. Es war ein Mädchen und hieß wie die Mutter von Herbert Johanna. Fünf
11
Die Darstellung erfolgt auf Basis von Informationen aus dem jüdischen Museum Rendsburg und
Aufzeichnungen von Pastor Friedrich Schröder;. Pastor Schröder (bereits verstorben) hinterließ persönliche
Aufzeichnungen und Bilder zum jüdischen Friedhof, die wir im Stadtarchiv Rendsburg und im Jüdischen
Museum Rendsburg einsehen konnten; Vgl. Jüdisches Museum und Pastor Schröder, Friedrich (1939)
28
Jahre später, also 1943, wurde ihr kleiner Bruder Thomas geboren. Frida war
jüdisch, aber Herbert war nicht gläubig. Die Kinder bekamen Religionsunterricht.
Thomas hatte mit 13 Jahren seine Bar Mitzwar (bezeichnet im Judentum die religiöse
Mündigkeit).
Johanna ging bis zur 7. Klasse in die Schule. Danach machte sie dreijährige
Ausbildung zur Sekretärin. Anschließend machte sie noch eine Ausbildung zur
Frisörin. Johanna eröffnete sogar einen eigenen Salon. Mit 21 Jahren lernte sie
Manfred Schönefeld kennen und heiratete diesen. Manfred hatte eine Autobastlerei/
Autowerkstatt.
Wally Aurelia, die Jüngste der Kinder von Bernhard und Johanna wurde am 24. Juli
1910 geboren.
Erst im Jahr 2012 wurde ein Grabstein für Walter Gortatowski in Berlin eingerichtet,
wo er auch begraben liegt.
Das Bild machten wir bei einem Besuch auf dem Jüdischen Friedhof Westerrönfeld.
Foto: Grabstein von Bernhard und Johanna Gortatowski
29
6.4 Familie Magnus (Till) Zu der Familie gehörten Julius und seine Frau Frida und ihr Sohn Kurt. Julius war
seit 1920 im Vorstand der Israelischen Gemeinde Rendsburg. Der Sohn Kurt ging auf
die Knabenschule Christian Timm Schule. 1939 wurde der Friedhof zwangsenteignet.
Auch die Schule und die Synagoge musste Julius Magnus aufgeben. Zu der Zeit war
er der letzte Kirchenvorsteher. Da alle andern von der Nazis vertrieben wurden.
Ein Jahr zuvor, also 1938, wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst. Kurt wanderte in
die USA aus, wo er bis heute lebt. Als Julius und Frieda 1942 den Abtransportbefehl
in ein Konzentrationslager bekamen, nahmen sie sich selbst das Leben. Sie brachten
sich selbst um, in dem sie Gas ausströmen ließen, bis sie erstickten. Frau Dettmer
erzählte uns, dass manche erzählten, dass das Ehepaar noch versuchte, ein Fenster
zu öffnen. Aber dafür gibt es keine Belege. Ihre Leichen wurden in die Uniklinik nach
Kiel gebracht. Dort konnten Studenten an ihnen üben. 1945, also drei Jahre nach
ihrem Tod, wurden vermutlich nur ein paar Organe, ihre leiblichen Überreste, des
Ehepaares auf dem Jüdischen Friedhof in Rendsburg beigesetzt. Sie sind die
Letzten, die dort beerdigt wurden. Normalerweise werden Juden nur mit dem
gesamten Leichnam bestattet.
6.5 Familie Weinberger (Till)
Leider sind nicht alle Juden, die zur Nazizeit in Rendsburg lebten, auch in Rendsburg
bestattet worden, so zum Beispiel die Familie Weinberger. Wilhelm Weinberger und
seine Frau Irma Weinberger hatten zwei Kinder. Gabriel Weinberger wurde 1912
geboren und drei Jahre später wurde Stephan Weinberger geboren. Wilhelm und
Irma wurden im Jahre 1942 nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Bereits ein
Jahr zuvor wurde ihr Sohn Stephan deportiert. Er starb 1945 auf einem Todesmarsch
in Lettland. Gabriel Weinberger wurde ein Jahr nach seinen Eltern nach Auschwitz
gebracht. Gabriel überlebte als einzige Person aus seiner Familie den Holocaust.12
12
Familie Magnus: jüdisches Museum , Buch: Julius Magnus Ausstellung Familie Weinberger: Daten auf den Stolpersteinen
30
7 Der israelitische Friedhof früher und heute
7.1 Der Jüdische Friedhof, wie er früher war (Lea) Zu dem Jüdischen Friedhof in Westerrönfeld führt ein schmaler Weg, welcher früher,
wie auch heute schon, Allee genannt wurde. Diese Allee wurde immer sehr gepflegt,
denn es ist der erste Eindruck, den man bekam, bevor man den heiligen Ort betrat.
Ein Eisentor trennte den Weg vom Friedhof und um den Friedhof herum, befand sich
ein hoher Eisenzaun, wie er auch heute noch so zu finden ist. Die doch recht große
Jüdische Ruhestätte war mit Gras und großen Büschen bepflanzt. Außerdem fand
man dort hoch gewachsene, große Bäume. Betrat man durch das Eisentor den früher
sehr ruhig gelegenen Friedhof, befand sich auf der rechten Seite ein großer, weißer
Geräteschuppen. Dieser wurde nur von dem Totengräber genutzt. In diesem
Geräteschuppen parkte der Leichenwagen und es wurden dort die Gerätschaften
des Friedhofmitarbeiters aufbewahrt. Der Friedhof wurde durch ein von Osten nach
Westen verlaufender Weg, in einen großen südlichen Teil und einen kleinen,
schmalen nördlichen geteilt. Dieser Weg führte vom Eingang der Ruhestätte, bis hin
zum Wohnhaus des Totengräbers und war umrandet von großen, dicht
gewachsenen Bäumen. Vor diesem Wohnhaus befand sich ein kleiner Garten mit
einem kleinen Gartenhäuschen. Bis zur erzwungenen Enteignung des Jüdischen
Friedhofes und die damit verbundene Abgabe an den Rendsburger Schützenverein,
war der Friedhof ein recht großer Platz. Jede Familie, oder jeder Angehörige suchte
sich für das Begräbnis des Verstorbenen irgendwo auf dem Friedhof einen Platz aus,
den er für den Verstorbenen für richtig empfand. Es gab, anders als auf einem
evangelischen Friedhof, keine Ordnung, keine Reihenfolge, oder gerade Linien die
eingehalten werden mussten. Ebenso war es möglich die Gräber sehr dicht
aneinander zu legen, ohne viel Abstand. Die Gräber lagen auch quer verteilt, wichtig
war nur, dass das Grab nach Osten in Richtung Jerusalem gerichtet war.
Da mit Beginn der Enteignung, anders als vertraglich festgehalten, sich nicht um die
Gräber gekümmert wurde, wuchsen fast alle dicht mit Efeu zu, so dass man heute
kaum Gräber, noch Grabsteine erkennen kann. Ab dem Jahre 1937 zirka,
verschwanden auf seltsame Art und Weise mehrere hundert dieser Steine von dem
Jüdischen Friedhof in Westerrönfeld.
31
Übrig gebliebene Grabsteine wurden durch den dort entstandenen Schießstand, des
Rendsburger Schützenvereines, stark beschädigt, welches man auch heute noch
sehr gut erkennen kann.13
7.2 Der israelitische Friedhof heutzutage (Jonna) Der Jüdische Friedhof in Westerrönfeld steht schon seit knapp vierhundert Jahren
und hat im Laufe der Zeit Geschichte geschrieben. Darüber konnten wir schon viel im
Archiv und im Jüdischen Museum erfahren. Wie sieht er nun also heutzutage aus?
Nicht weit vom Fußgängertunnel entfernt findet man eine schmale Allee, die sich,
„Am Judenfriedhof“ nennt. Umringt von Häusern führt ein Sandweg an eine
Asphaltstraße. Schaut man links und rechts sieht man überall Häuser, wie in einem
Wohngebiet. Mittendrin aber, wie aus einer anderen Zeit, erkennt man umzäunt und
unter Baumkronen, ein überwuchertes Grundstück, auf dem einzelne und
unterschiedlich aussehende Grabsteine stehen.
Bilder vom 3.10.2016: Auf dem Weg zum jüdischen Friedhof
32
Bilder vom 03.10.16: Auf dem jüdischen Friedhof
Öffnet man das Tor und geht hindurch auf den Friedhof, sieht man sofort zwei
Reihen mit Grabsteinen, die neuer aussehen. Das sind die jüngsten Grabsteine aus
dem zwanzigsten Jahrhundert. Ganz rechts am Zaun verläuft ein leerer Grünstreifen
bis nach ganz hinten, zum Ende des Friedhofes. Geht man nun an den ersten zwei
Reihen vorbei, erblickt man außer den vielen Dornenbüschen, Laub und anderen
Unkräutern, auch noch Grabsteine, die alle sehr ähnliche Formen und Größen
haben. Man erkennt gut, dass sie alle aus einer Zeit stammen. Die sind schon
verwittert, stehen nicht mehr so schön in Reih und Glied und sind sogar teilweise
zerstört. Sie stammen ungefähr vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts.
Geht man dann weiter, nach ganz hinten, sieht man sehr alte Grabsteine. Sie sind
aus dem neunzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Sie sind alle entweder nicht
mehr ganz vollständig (es ist zum Beispiel nur noch der Sockel zu sehen), dass man
die Innschriften nicht mehr entziffern kann. Viele stehen schief und sind locker, als ob
sie einfach irgendwo wieder hingestellt wurden, wenn sie umgefallen sind. Reihen
kann man dort gar nicht mehr erkennen. Manche sehr alte Grabsteine sind im Laufe
der Zeit abgesunken, sodass man nur noch die Spitzen sehen kann. Der Rest steckt
33
im Boden. Wo man zuvor, als man auf den Friedhof kam, extra angefertigte
Grabsteinen gesehen hat, wurden dort auch einfach größere Steinbrocken platziert,
die man wahrscheinlich einfach auf dem Feld gefunden, und dann geschliffen hat.
Das haben die Leute früher in Armutsfällen gemacht.
Bild vom 3.10.2016: Grabstein im mittleren Teil des Friedhofs
Heutzutage gehört der Jüdische Friedhof der Stadt Rendsburg. Das Jüdische
Museum in Rendsburg hat die Schlüssel zu ihm, um ab und zu Gruppenführungen zu
machen. Gepflegt wird er nicht mehr so häufig. Regelmäßig wird hinten im alten Teil,
wo nicht mehr so viele Gräber stehen, und rechts am freien Grasstreifen Rasen
gemäht. Der mittlere Teil sowie der Eingangsbereich wurde im letzten Jahr, in dem
wir den Friedhof öfter besucht haben, nicht gepflegt. Im Februar aber, nach dem wir
mit der früheren Museumsleiterin dort gewesen sind, wurde er komplett aufgeräumt
und entwuchert, so dass man wieder einen guten Überblick hat.
14
14
Friedhof Früher: Archivunterlagen Aufzeichnung von Schröder, Friedrich(Pastor) Friedhof Heute Besuche auf dem Friedhof
34
8 Ausstellungsstück: „Israelitischer Friedhof früher und heute“
8.1 Beschreibung des Ausstellungsstücks (Jonna)
Im Laufe der Zeit veränderte sich der jüdische Friedhof in Westerrönfeld stark. Um
dies zum Ausdruck zu bringen, stellen wir einen Vergleich zwischen dem Friedhof
von circa 1925 und dem heutigen Friedhof als Ausstellungsstück dar.
Wir fertigten zwei Platten an. Auf der unteren Platte ist die Umgebung und der
unbenutzte Teil des Friedhofes von circa 1925 zu sehen. In der Mitte ist der benutzte
Teil, angehoben, dargestellt. Das angehobene (benutzte) Stück, sieht jedoch nicht so
aus wie es in früherer Zeit mal gewesen ist, da wir über ein genaues Aussehen leider
keine genauen Unterlagen oder Beschreibungen finden konnten. Deswegen stellen
wir dort nur wichtige, auffallende Grabsteine nach, die heutzutage auf dem Friedhof
zu sehen sind.
Foto: untere Bodenplatte: Friedhof früher
35
Dort drauf ist eine Platte mit der heutigen Umgebung des Friedhofes, die in der Mitte
ein Loch in den Maßen hat, sodass der erhobene Teil auf der unteren Platte in das
Loch der oberen Platte passt. Steckt man nun beide Platte zusammen ist der heutige
Friedhof zu sehen. So ist, wenn man beide Platten vergleicht, ein genauer
Unterschied, zu sehen.
Foto: obere Platte: mit Loch für untere Platte
Foto: beide Platten übereinander: heutiger Friedhof
36
8.2 Werkprotokoll von Jonna Silber Materialien: 2m x 1,40m Holzplatte, FIMO, dünnere Holzplatte, Kunstsand/
Kunsterde, Kunstgras, Kunststraße, Modellbaukleber (Schotterkleber),
Tapetenkleister, Sekundenkleber, Sprühklarlack , Kunstlaub, Kunstbüsche,
Zahnstocher, Farbe.
Wir (Kyra Sepke, Lea Marie Zech, Till Fischer und Jonna Silber) setzten uns das
erste Mal am 18.11.2016 zusammen und planten wie wir uns ein Ausstellungsstück
zum Thema: “Der jüdische Friedhof in Westerrönfeld“ vorstellen könnten und
entschieden uns, ein Modell vom heutigen und dem Friedhof von vor dem zweiten
Weltkrieg zu bauen. Da sich vom Gründungsjahr bis 1945 nicht viel verändert hat,
entschieden wir uns für kein genaues Datum für den älteren Teil. Die Grundmaße
des Friedhofes früher und heute konnten wir einer Karte entnehmen, die unser
Lehrer Herr Schwarz aus früheren Recherchen zur Hand hatte.
Das nächste Mal trafen wir uns am 20.11.2016 bei Kyra und fingen an, auf der Platte
zu zeichnen und auszusägen. Leider klebten wir die Platte vom Friedhof und der
unteren Umgebung schief aufeinander und mussten neu anfangen. Da waren dann 5
Stunden Arbeit umsonst.
Am 09.12.2016 trafen wir uns 2 Stunden lang mit Frau Kuhn und Frau Dettmer, die
im Jüdischen Museum Rendsburg arbeiten, auf dem Jüdischen Friedhof. Sie
erzählten uns viel und wir schauten uns den Friedhof noch einmal genau an, um z.B.
herausstechende Grabsteine zu vermerken und in das Ausstellungsstück aufnehmen
zu können.
Das nächste Mal trafen wir uns bei Kyra am 03.01.2017 und arbeiteten 8 Stunden
am Ausstellungsstück, zum Beispiel zeichneten Till und Lea Grundstücke auf der
Ausstellungsstückplatte ein. Währenddessen suchten Kyra und ich die Grabsteine
aus, die wir auf der Platte mit FIMO darstellen wollen.
Danach teilten wir uns auf, so dass jeder in 1-3 Stunden seine Aufgaben erledigen
konnte: Lea kaufte am 19.01.2017 FIMO für die Grabsteine. Kyra stellte zu Hause
am 21.01.2017 mit FIMO Grabsteine her. Till und ich fuhren nach Neumünster, um in
einem Modellbauladen Materialien für die Dekoration zu kaufen. Till kaufte später
dann noch dünne Holzplatten für die Kennzeichnung der Häuser.
37
Anschließend trafen wir uns noch zwei Mal, um das Ausstellungsstück fertig zu
stellen: Am 23.01.2017 stellten wir mit der Dekoration und den dünnen Platten sowie
Zahnstochern für die Grundstücksbegrenzung, die Kyra noch bei sich zu Hause
hatte, die erste Platte fertig. Nachdem wir herausgefunden hatten, dass der
Schotterkleber und der Leim bei den Materialien nicht funktionierte, nahmen wir dann
Sprühlack zur Hilfe, was gut klappte. Am 25.01.2017 trafen wir uns bei Kyra und
taten dasselbe wie zuvor mit der zweiten Platte. Nach fünf Stunden an diesem Tag
war das Friedhofsmodell dann fertig.
Insgesamt hat alles sehr gut geklappt. Wir hatten kaum Meinungsverschiedenheiten,
obwohl manchmal etwas schief gegangen ist.
38
9 Reflexionen (Till) Unsere Gruppe arbeitete insgesamt gut zusammen. Wir überlegtem zusammen,
wenn es ein Problem gab, wie wir es lösen könnten, zum Beispiel als uns die erste
Platte vom praktischen Teil kaputt ging. Dann überlegten wir, wie wir es das nächste
Mal besser machen könnten. Wir stritten uns auch mal, aber das war doch meistens
schnell geklärt. Als wir den praktischen Teil bauten, teilen wir uns die verschiedenen
Aufgaben, nach Möglichkeit jeder das, was er am besten kann. Kyra machte zum
Beispiel die Grabsteine aus FIMO, da sie das gut kann. Leider verloren wir
manchmal die Zeit aus den Augen und mussten uns dann doch beeilen, fertig zu
werden.
Es machte uns allen sehr viel Spaß, aber wir sagen alle, dass, wenn wir noch ein
Projekt machen müssten, wir diese nicht über den Jüdischen Friedhof in
Westerrönfeld machen würden. Es war auf der einen Seite sehr spannend alles
selbstständig heraus zu finden und dafür ins Archiv zu gehen. Auf der anderen Seite
war es anstrengend, weil man nicht viel über das Thema in Quellen z.B. im Internet
findet.
Wir waren enttäuscht, als wir die Absage vom Archäologisches Landesamt
Schleswig-Holstein in Schleswig für einen Magnetfeld-Detektor bekamen Da einige
Gräber zerstört oder versackt sind und auf dem Friedhof nichts verändert werden
darf, hätte der Detektor uns neue Erkenntnisse zu der Lage von Gräbern geben
können, ohne zu graben. Aufzeichnungen zu der Lage der Gräber gibt es nämlich
leider nicht. Gern hätten wir einen Teil der Gräber noch etwas weiter untersucht.
Es war oft schwierig, immer gemeinsame Termine zu finden. Deshalb trafen wir uns
auch manchmal nur zu dritt. Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die FIMO-Grabsteine
basteln oder das Einkaufen der Bastelsachen teilten wir uns auf.
Die Texte schrieb auch jeder zu Hause. Wenn wir uns nicht einig waren, stimmten wir
ab oder überlegten uns etwas, mit dem alle zufrieden waren. Insgesamt waren die
Arbeiten auf alle vier gerecht verteilt.
Wir bekamen außerdem einen Einblick in die jüdische Kultur und insbesondere
erfuhren wir etwas über die Geschichte der Juden in Rendsburg.
Insgesamt hat uns das Projekt gut gefallen.
39
10 Quellenangaben
Schröder, Friedrich (Pastor): Eigene Dokumentationen zum Jüdischen Friedhof in
Westerrönfeld – Texte und Bilder von 1933 - 1939, Jüdisches Museum
Rendsburg, Vorgelegt von Oktober 2016 – Februar 2017
Stadtarchiv Rendsburg: Aufbereitete Daten zum Jüdischen Friedhof von Helmut
Behrens, Ole Harck, Andrea Junken, Gerd Kaster, Uta Lemaitre u.a.. Als
Einzelblätter vorgelegen, 2017
Stern, Moritz: Geschichte der israelitischen Gemeinde zu Rendsburg, Kiel, 1895.
(vorgelegt im Stadtarchiv Rendsburg, 2017)
BERUFENET: Steinmetz/in und Steinbildhauer/in; http://www.planet-
beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/13796.pdf — Stand: 01.08.2016, Zugriff:
27.02.2017
BERUFENET: Gärtner/in der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei; http://planet-
beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/620.pdf - Stand: 01.12.2016; Zugriff:
27.02.2017
BERUFENET: Tischler/in; http://planet-beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/4460.pdf-
- Stand:01.12.2016; Zugriff: 27.02.2017
BERUFENET: Bestattungsfachkraft; http://www.planet-
beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/15577.pdf - Stand: 01.02.2017
40
11 Zeitangaben (gemeinsam)
Nachweis der Arbeitszeiten
29.09.2016: 2 Stunden im jüdischen Museum, erste Informationen und Unterlagen
gesammelt.
30.09.2016: 2 Stunden in Schulunterlagen recherchiert, DVD von Herrn Schwarz
angeschaut.
03.10.2016: 4 Stunden das erste Mal den Friedhof besucht.
01.11.2016: 10 Minuten Treffen mit Herrn Petersen.
20.11.2016: 5 Stunden haben wir uns getroffen, Ausstellungsstück geplant,
gearbeitet, missglücktes Sägen. Texte geschrieben.
24.11.2016: 40 Minuten mit Herrn Schwarz gesprochen über die Projektarbeit.
24.11.2016: 5 Minuten Telefonat mit Frau Kuhn.
25.11.2016: 3 Stunden im Jüdischem Museum, weitere Informationen und
Unterlagen.
01.12.2016: 5 Stunden haben wir uns getroffen.
02.12.2016: 20 Minuten Treffen mit Herrn Petersen.
02.12.2016: 3 Stunden Treffen im Museum mit Frau Kuhn und Frau Dettmer.
09.12.2016: 2 Stunden auf dem Friedhof mir Frau Kuhn und Frau Dettmer.
03.01.2017: 8 Stunden haben wir uns getroffen, am Ausstellungsstück gearbeitet
und weiter die Texte verfasst.
08.01.2017: 4 Stunden getroffen, Texte weiter verfasst.
19.01.2017: 1 Stunde hat Lea Fimo gekauft
21.01.2017: 3 Stunden hat Kyra die Fimo Grabsteine gebaut.
41
22.01.2017: 1 Stunde Jonna und Till waren im Modellbauladen.
22.01.2017: 20 Minuten hat Till Holzplatten für unser Ausstellungsstück gekauft.
23.01.2017: 5 Stunden getroffen und am Ausstellungsstück gearbeitet.
25.01.2017: 5 Stunden getroffen und am Ausstellungsstück gearbeitet.
26.01.2017: 45 Minuten zusammen gesetzt und die Gliederung aufgestellt.
09.02.2017: 4 Stunden im Archiv Informationen raus gearbeitet.
14.02.2017: 4 Stunden im Archiv weitere Informationen gesammelt.
15.02.2017: 2 Stunden trafen Kyra, Till und Lea sich im Museum und Jonna hat ihren
Text vervollständigt
17.02.2017 : Kyra hat ihren Text vervollständigt.
21.02.2017 : Kyra und Lea waren in Westerrönfeld, um das Interview zu führen.
22.02.2017 : Lea und Till haben ihren Text vervollständigt.
27.02.2017: 4 Stunden gemeinsame letzte Korrekturen und Absprachen
42
12 Danksagung
Wir danken allen, die uns unterstützt und geholfen haben. Besonders danken wir
vom jüdischen Museum in Rendsburg Frau Dettmer und Frau Kuhn, Frau Hemmi
vom Stadtarchiv Rendsburg sowie unserem Lehrer Herrn Petersen und unserem
ehemaligem Lehrer Herrn Schwarz.