8
Nr. 98 4 - 2015 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wir sind Teil der Einen Welt. Unsere Erde ist das ge- meinsame Haus, in dem wir, Menschen aller Länder und Kulturen, miteinander leben – aufeinander an- gewiesen, voneinander abhängig, doch leider nicht immer solidarisch. Das Globale Lernen lädt Schüle- rinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer dazu ein, die vielfältigen Verflechtungen zwischen Nord und Süd sowie das eigene Eingebundensein zu er- kennen, Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und sich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen. Die Idee des ganzheitlichen Lernens „mit Kopf, Herz und Hand“ geht auf den Reformpädagogen Hein- rich Pestalozzi (1746-1827) zurück. Sie passt sehr gut zu einem kompetenzorientierten Unterricht: Informationen – über die verschiedenen Kulturen, über weltwirtschaftliche Zusammenhänge – und Analysen sind grundsätzlich notwendig (= Sach- kompetenz). Doch das allein reicht nicht. Ebenso wichtig ist es, sich emotional ansprechen zu lassen vom Schicksal der Benachteiligten und arm Ge- machten, die Fixierung auf materielle Werte zu hin- terfragen und einen eigenen Standpunkt einzuneh- men (= Urteilskompetenz). Daraus folgt idealer- weise auch die Bereitschaft zu handeln, Verantwor- tung wahrzunehmen, sich auf vielfältige Art zu en- gagieren (= Handlungskompetenz). Dieses Lehrer- forum gibt dafür eine Reihe von Anregungen. Der Begriff „Entwicklung“ ist in die Kritik geraten. Dass hier bei uns alles so bleibt, wie es ist, und die Menschen in den südlichen Ländern nur „aufholen“ müssten mit unserer Hilfe und nach unserem Vor- bild, ist unsinnig: Denn die Grenzen des Wachstums sind längst erreicht. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden bis zum Jahr 2030 zwei Erden benö- tigt, um den weltweiten Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken; 2050 wären es schon drei Erden. Das Leitbild der „nachholenden“ Entwick- lung ist vom Leitbild der nachhaltigen, kulturell eigenständigen und selbstverantwortlichen Ent- wicklung abgelöst worden. Diesem Leitbild ist das Globale Lernen verpflichtet. Dabei sind Sie, die Lehrkräfte mit Ihren Schülerinnen und Schülern, die Akteure. Wir bei MISEREOR möchten Sie mit unse- ren Materialien und Impulsen unterstützen. Herzlich Ihre Petra Gaidetzka Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand Grundschule Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sachunterricht Religion Ethik Politik Erdkunde Sozialkunde Wirtschaft Foto: Meissner/MISEREOR

Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Nr. 98 � 4 - 2015

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Wir sind Teil der Einen Welt. Unsere Erde ist das ge-meinsame Haus, in dem wir, Menschen aller Länderund Kulturen, miteinander leben – aufeinander an-gewiesen, voneinander abhängig, doch leider nichtimmer solidarisch. Das Globale Lernen lädt Schüle-rinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer dazuein, die vielfältigen Verflechtungen zwischen Nordund Süd sowie das eigene Eingebundensein zu er-kennen, Handlungsmöglichkeiten zu entdecken undsich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen.

Die Idee des ganzheitlichen Lernens „mit Kopf, Herzund Hand“ geht auf den Reformpädagogen Hein-rich Pestalozzi (1746-1827) zurück. Sie passt sehrgut zu einem kompetenzorientierten Unterricht: Informationen – über die verschiedenen Kulturen,über weltwirtschaftliche Zusammenhänge – undAnalysen sind grundsätzlich notwendig (= Sach-kompetenz). Doch das allein reicht nicht. Ebensowichtig ist es, sich emotional ansprechen zu lassenvom Schicksal der Benachteiligten und arm Ge-machten, die Fixierung auf materielle Werte zu hin-terfragen und einen eigenen Standpunkt einzuneh-men (= Urteilskompetenz). Daraus folgt idealer-weise auch die Bereitschaft zu handeln, Verantwor-

tung wahrzunehmen, sich auf vielfältige Art zu en-gagieren (= Handlungskompetenz). Dieses Lehrer-forum gibt dafür eine Reihe von Anregungen.

Der Begriff „Entwicklung“ ist in die Kritik geraten.Dass hier bei uns alles so bleibt, wie es ist, und dieMenschen in den südlichen Ländern nur „aufholen“müssten mit unserer Hilfe und nach unserem Vor-bild, ist unsinnig: Denn die Grenzen des Wachstumssind längst erreicht. Wenn wir so weitermachen wiebisher, werden bis zum Jahr 2030 zwei Erden benö-tigt, um den weltweiten Bedarf an Nahrung, Wasserund Energie zu decken; 2050 wären es schon dreiErden. Das Leitbild der „nachholenden“ Entwick-lung ist vom Leitbild der nachhaltigen, kulturell eigenständigen und selbstverantwortlichen Ent-wicklung abgelöst worden. Diesem Leitbild ist dasGlobale Lernen verpflichtet. Dabei sind Sie, dieLehrkräfte mit Ihren Schülerinnen und Schülern, dieAkteure. Wir bei MISEREOR möchten Sie mit unse-ren Materialien und Impulsen unterstützen.

Herzlich Ihre

Petra Gaidetzka

Globales Lernenmit Kopf, Herz und Hand

GrundschuleSekundarstufe ISekundarstufe IISachunterrichtReligionEthikPolitikErdkundeSozialkundeWirtschaft

Foto: Meissner/MISEREOR

Page 2: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Im Juni 2007 verabschiedete die Kultusministerkon-ferenz gemeinsam mit dem Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungden „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Glo-bale Entwicklung“. Im Juni 2015 erschien die aktua-lisierte zweite Auflage (www.globaleslernen.de/de> Orientierungsrahmen > Globale Entwicklung).Der Orientierungsrahmen versteht sich als deut-scher Beitrag zum Weltaktionsprogramm „Bil-dung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) undwill Verknüpfungen aufzeigen. Die globale Di-mension des Erdkundeunterrichts steht außerFrage; dass sich im Sachunterricht in der Grund-schule und in den gesellschaftswissenschaftli-chen Fächern sowie im Fremdsprachen- und Ge-schichtsunterricht in Sek. I und Sek. II globale Be-züge herstellen lassen, leuchtet ebenfalls ein.Doch wie steht es mit Fächern wie Deutsch,Kunst, Musik, Mathematik, Physik und Sport?Der Orientierungsrahmen führt für alle FächerBeispielthemen an, etwa für das Fach Deutsch: Auswanderung aus und Ein-wanderung nach Deutschland anhand deutsch-sprachiger Exilliteratur und (post-)migrantischerLiteratur

den Kunstunterricht: globale Ikonen und globaleBildsprachen, Bedeutung der medialen Informa-tion und Werbung in verschiedenen Kulturen

das Fach Mathematik: Berechnungen zur Renten-und Arbeitslosenversicherung in Deutschlandund weltweit

den naturwissenschaftlichen Fachunterricht:Energiegewinnung aus natürlichen Rohstoffen(Sonne, Wind, Energiepflanzen), Energiesparhäu-ser im weltweiten Vergleich.

„Eine Welt“ in der Schule

Das Erbe des Kolonialismus

Globales Lernen soll die Fähigkeit der Schülerinnenund Schüler stärken, sich mit Umwelt- und Entwick-lungsfragen zu befassen. Dass wir in Einer Welt le-ben, dass unser wirtschaftliches und politischesHandeln Auswirkungen auf die Lebenssituation vonMenschen in weit entfernten Weltregionen hat, istnicht erst Realität, seit der Begriff „Globalisierung“Einzug in die Alltagssprache gehalten hat. Schonim Altertum gab es Arbeitsmigration (die Mose-Tradition: Israel in Ägypten), Überseehandel (diePhönizier) und mit dem Römischen Reich eine Welt-macht, die nicht nur ein Großteil der VölkerEuropas, Vorderasiens und Nordafrikas unter ihreHerrschaft brachte, sondern auch ihre Kultur derganzen damals bekannten Welt aufzwang. Der Islam und die arabische Kultur eroberten ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. zuerst die nordafrikanischenKüstenländer und durch Handel anschließend denRaum südlich der Sahara. Seit dem 15. Jahrhunderterrichteten Spanien, Portugal, Großbritannien,Frankreich, später auch die Niederlande und Bel-gien Kolonialreiche in Übersee. Deutschland bean-spruchte bis zum Ersten Weltkrieg Kolonialgebietein Afrika und im Pazifik. In Asien expandierte vor al-lem Russland. Seit dem 19. Jahrhundert traten dieUSA als Kolonialmacht im karibischen und pazifi-schen Raum in Erscheinung.

Die Kolonialgeschichte hat in etlichen Ländern desSüdens tiefe Spuren hinterlassen. Viele Probleme,die die Entwicklungsländer heute belasten (u.a. Aus-verkauf der Bodenschätze, Ausrichtung der Land-wirtschaft auf Exportprodukte, wenig verarbeitendeIndustrie, Dominanz einheimischer Eliten), habenihre Wurzeln in der Kolonialzeit. Heute spricht manoft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu-tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh-men oder den großflächigen Landkauf durch privateInvestoren und ausländische Regierungen meint.Was so selbstverständlich zu unserem Alltag gehört– Handys, Computer, Kleidung, Autos, Kosmetika,Nahrungs- und Genussmittel – wird entweder kom-plett in Entwicklungsländern produziert oder ist nurverfügbar dank der dort gewonnenen Rohstoffe.Durch unseren Konsum sind wir – jede und jeder vonuns – in weltweite Zusammenhänge eingebunden.Dazu ein paar Schlaglichter: In den Medien wird immer wieder über die unfai-ren Löhne und teilweise menschenunwürdigenArbeitsbedingungen in den Produktionsländernberichtet. Darüber wissen, wenigstens theore-tisch, auch Jugendliche Bescheid. Weniger be-wusst ist die Tatsache, dass Erzeugung und Trans-port der Waren selten klimaneutral sind.

2

Lehrerforum Nr. 98

Stichwort Kolonialismus/Neokolonialismus: In Kame-run förderte das deutsche Ko-lonialregime den Anbau vonTee und anderen Exportpro-dukten auf Plantagen. Re-genwald wurde gerodet unddurch Monokulturen ersetzt,die sich schädlich auf Boden,Wasserhaushalt und Lokal-klima auswirken. Zudemführt die Plantagenwirt-schaft zur Abhängigkeit vonden Weltmarktpreisen. Auchheute werden in KamerunTee, Kaffee, Kakao, Baum-wolle, Bananen und Kaut-schuk für den Export produ-ziert – oft durch ausländi-sche Unternehmen odertransnationale Konzerne.Foto: Heiner Heine/MVG, aus der Diareihe zum Welt-gebetstag der Frauen (Kamerun) 2010, © MVG, Aachen

Page 3: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Wälder werden gerodet, um Platz für Plantagenund Viehweiden zu schaffen – doch Monokulturenlassen den Boden verarmen und die großräumigeAbholzung der Regenwälder hat gravierende Aus-wirkungen auf das Weltklima.

Der weltweite Siegeszug der Kunststoffe auf Erd-ölbasis führt zu gigantischen Abfallmengen undbelastet die Umwelt, insbesondere die Gewässer.

Das Bild des „ökologischen Fußabdrucks“(www.klimaohnegrenzen.de) steht für unserenRessourcenverbrauch. So sind 4.000 Liter Wassernötig, um die Produkte unseres täglichen Bedarfsherzustellen – jede Tasse Kaffee verbraucht 130 Liter „virtuelles Wasser“, ein T-Shirt aus Baumwollekommt auf 2.000 Liter, ein Kilogramm Rindfleischverbraucht sogar 15.400 Liter (mehr hierzu aufwww.wasserfussabdruck.org).

Ganz zu schweigen von den klimaschädlichen Ga-sen, die von der modernen Landwirtschaft, der ver-arbeitenden Industrie, durch Klimaanlagen, Autosund Flugzeuge emittiert werden und den Klima-wandel anheizen!

Globales Lernen ist handlungsorientiert und zielt auf Veränderung

Laut Politbarometer beschäftigt die Flüchtlingsfragedie Menschen in Deutschland derzeit vor allen ande-ren Themen. Sie macht deutlich, dass wir in einer ver-netzten Welt leben. Globales Lernen lädt dazu ein,nicht nur Wissen über weltweite Zusammenhängezu erwerben, sondern auch die eigene Verantwor-tung und die eigenen Handlungsmöglichkeiten zuerkennen. MISEREOR unterstützt das Globale Lernenin der Schule durch Unterrichtsmaterialien für ver-schiedene Fächer, durch Impulse für das Schulleben,Aktionsangebote und Lehrerfortbildung (mehr dazuauf www.misereor.de/fuer-lehrer).

Neben anderen Kompetenzen fördert das GlobaleLernen vor allem die Sach-, Urteils- und Handlungs-kompetenz der Schülerinnen und Schüler. Sie werdenaufgefordert, sich zu informieren, einen eigenenStandpunkt einzunehmen und sich zu engagieren.Globales Lernen ist „transformativ“. Es zielt auf einMehr an Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden undNachhaltigkeit in der Welt. Es ist also nicht wertneu-tral. Die Lernpartner erkennen in der Beschäftigungmit globalen Themen, dass ihr eigenes Handeln glo-bale Relevanz hat. Transformativ bedeutet in diesemZusammenhang auch, Veränderungen in der Schuleselbst herbeizuführen. Schule kann zum Erfahrungs-ort für einen ökologisch-nachhaltigen Lebensstil wer-den, als Stichworte seien genannt: Baustoffe, Ener-gienutzung und Schulverpflegung.

3

Lehrerforum Nr. 98

Schülerinnen beim Besuchder MISEREOR-Ausstellung„Cage People“ über die Lebensbedingungen von Migrantenfamilien in Hong-kongFoto: Stahl/MISEREOR

Gerade in der Auseinandersetzung mit globalen The-men bietet es sich an, neue Formen des – auch außer-unterrichtlichen – Lernens zu erproben. Um nachhal-tig zu sein, muss das Lernen mit Kopf, Herz und Handgeschehen: Nur wenn die Schülerinnen und Schülerselbst Akteure und nicht nur Konsumenten von Bil-dungsinhalten sind, werden sie sich mit den Proble-men identifizieren und selbst nach Lösungen suchen.Ob sie durch einen Flashmob auf Missstände auf-merksam machen, eine Slumhütte im Schulfoyer auf-bauen oder einen Benefizlauf veranstalten – Themaund Anlass werden ihnen sicher länger im Gedächtnisbleiben, wenn sie selbständig eine Aktion durchge-führt haben, als nach einer vorwiegend theoretischenErarbeitung im Fachunterricht. Sie erleben, dass sie et-was bewegen können. Das motiviert sie für die Zu-kunft, über den Tellerrand hinauszublicken und sichauch weiterhin aktiv einzusetzen.

Wenn sich die ganze Schulgemeinschaft mit globalenThemen beschäftigt und langfristige Bindungen ein-geht, zum Beispiel durch Übernahme einer Projekt-partnerschaft oder Bewerbung um das Zertifikat „Fairtrade-Schule“, kann sie auf Unterstützung vonMISEREOR zählen. Aktuell gibt es bundesweit zehn„Partnerschulen von MISEREOR“; weitere Schulensind auf dem Weg, Partnerschule zu werden.

MISEREOR möchte einen Beitrag dazu leisten, dass Schule als Lebensraum für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer zu einem Ort des weltoffenen, interaktiven, partizipativen und transformativen Lernens werden kann.

Page 4: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Wir entmüllen die Schule!

Es ist erstaunlich, wie viel Plastikabfall an einemTag auf dem Schulgelände liegen bleibt – PET-Fla-schen, Einkaufstüten, Frischhaltebeutel, Joghurtbe-cher und noch vieles mehr. Ausgangspunkt für eineAktion gegen Plastikmüll ist das Thema „Kunst-stoffe und Nanotechnologie“ im naturwissenschaft-lichen Unterricht. Es hat viele Aspekte – von der Ge-sundheitsgefährdung durch Weichmacher im Plas-tikspielzeug bis zum Artensterben in den Weltmee-ren durch Nanopartikel. Im Anschluss an dasUnterrichtsprojekt gehen die Schülerinnen undSchüler ans Aufräumen der Schule. Öffentlichkeits-wirksam wird das Sammelgut zu einem Müllbergauf dem Schulhof aufgeschichtet. Auch eine Müll-skulptur ist möglich. Die Aktion dient aber nichtnur der Säuberung der Gebäude und Freiflächen.Auf Informationsplakaten wird die Umweltbelas-tung durch Plastik dargestellt. Die gesammeltenFlaschen werden eingelöst, um mit dem Pfandgeldein Entwicklungsprojekt zu unterstützen – zum Bei-spiel das MISEREOR-Projekt P20003 („Würdevoll le-ben und wohnen in Armenvierteln in Peru undEcuador“). In diesem Projekt setzen zum Beispiel Jugendliche in Lima ein starkes Hoffnungszeichen.Ihr Motto lautet: „Schulgärten statt Giftdeponien“.

4

Lehrerforum Nr. 98

Lernen und aktiv werden – Beispiele aus der Praxis

Gemeinsam mit ihren Eltern und unterstützt von MISEREOR engagieren sie sich gegen die illegaleEntsorgung von Sondermüll und für die Verbesse-rung ihres Wohnumfeldes (mehr dazu aufwww.pausenaktion.de > Spenden & Helfen).

Eindrucksvoll ist die Dokumentation „Plastic Planet“ (1 h 35 min, Trailer auf Youtube). Mehr Sachinfor-mation auf www.nabu.de/themen/meere undwww.bund.net/themen_und_projekte > Nano-technologie.

Lernen aus Entwicklungsprojekten

Die Kaufmannsschule in Krefeld, ein Berufskolleg,verfolgte seit Langem den Wunsch, ein christlich-so-ziales Projekt an der Schule zu etablieren und damitein Stück Werteerziehung in den Schulalltag zu trans-portieren. Nach verschiedenen Gesprächsrunden fieldie Wahl auf das MISEREOR-Projekt P20003 („Wür-devoll leben und wohnen in Armenvierteln in Peruund Ecuador“). In der größten Stadt Ecuadors, Guaya-quil, leben viele Zuwanderer vom Land in illegalenStadtrandsiedlungen. MISEREOR setzt sich zusam-men mit der von Jesuiten gegründeten OrganisationHogar de Cristo („Heimstatt Christi“) für menschen-würdiges Wohnen und Leben und die Legalisierungder Armenviertel ein. Aus Spendengeldern werdenzum Beispiel Mikrokredite finanziert, die es den Fami-lien ermöglichen, aus Fertigbauteilen einfache Häu-ser zu errichten und ein eigenes Kleinunternehmen,zum Beispiel eine Fischzucht oder einen Frisiersalon,aufzubauen.

Die Wahl fiel auch deshalb auf dieses Projekt, weil esinhaltlich sehr gut zur Kaufmannsschule passt: DasMikrokreditprogramm bietet Anknüpfungspunkte für

(Bild links) Plastikmüll ist welt-weit ein Problem – zum Beispielauch in Kalkutta, wo diesesFoto entstand, und anderengroßen Städten des Südens.Foto: Schwarzbach/MISEREOR

(Bild rechts) Die Schülerinnenund Schüler der Kaufmanns-schule Krefeld beschäftigtensich mit dem Thema „Mikro-kredite“ und unterstützten aktiv ein Projekt in Ecuador.Foto: Kaufmannsschule Krefeld

Projekttage und Aktionswochen… lassen sich rund um Themen des Globalen Lernens gestalten (z.B. eine Aktionswoche zum Thema „Flucht/Fluchtursachen, Fluchtwege,Hilfsangebote“ oder Projekttage zu einem Kontinent, einem Land). Demnächst verfügbar: MISEREOR Materialien für die Schule Nr. 43, „Indien erfahren – Afrika erfahren“ für Sek. I.

Page 5: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Spendenkonto: MISEREORIBAN: DE75 37060193 0000 1010 10BIC: GENODED1PAX(Pax Bank e.G.)

5

Lehrerforum Nr. 98

die beruflichen Fächer wie zum Beispiel Betriebswirt-schaft. Dass junge Erwachsene durch das Projekteine berufliche Ausbildung erhalten können, ist fürein Berufskolleg besonders interessant. Am Wirt-schaftsgymnasium wurden in der Jahrgangsstufe 11kleine Projektteams gebildet, in denen Schülerinnenund Schüler der Religionskurse Flyer, Diashows, Prä-sentationen und Plakate erarbeiteten, um das Projektzu beschreiben und für die Spendenaktion zu wer-ben. Mit viel Engagement gestaltete eine Gruppe „et-was andere“ Spendenboxen in Form von Stelzenhäu-sern. (In den Stadtrandsiedlungen von Guayaquil ste-hen die Häuser auf Pfählen, als Schutz gegen dieÜberschwemmungen in der Regenzeit.) Die Schüle-rinnen und Schüler stellten das Projekt – und damitzugleich den entwicklungspolitischen Hintergrund –in allen Klassen und Kursen vor – nicht nur im Wirt-schaftsgymnasium, sondern auch in der Berufsschule– und sammelten insgesamt 900 Euro. Diese Summereicht als finanzieller Grundstock aus, damit zwei Fa-milien mithilfe des Mikrokreditprogramms von Hogarde Cristo ihr eigenes Haus bauen können. Am Freitagvor den Sommerferien fand als vorläufiger Abschlussder Aktion ein Gottesdienst in der schulnahen KircheSt. Thomas Morus statt. Vorbereitet von den Religi-onskursen der Jahrgangsstufe 11 stand er ganz imZeichen des Ecuador-Projektes.

Das Beispiel zeigt, dass sich Globales Lernen undFundraising hervorragend ergänzen können. DieKaufmannsschule möchte das Projekt langfristig un-terstützen und auch in anderen Fächern, zum Bei-spiel im Spanischunterricht sowie in BWL und VWL,dazu arbeiten.

Nach einem Bericht von Sarah Schindler (Projektteam der Kaufmannsschule Krefeld)

XXL-Fotoshooting –eine symbolisch-politische Aktion

Vom Schuldach aus fotografiert: Hunderte Schüle-rinnen und Schüler setzen ein Zeichen, indem siedie Buchstaben eines Schlüsselwortes wie „Frieden“oder „Peace“, „Welcome“ oder „Respekt“ bilden. DieBotschaft muss kurz und prägnant sein. Auf großenPlakaten kündigt das Vorbereitungsteam die Aktionan, damit alle Bescheid wissen. Vor der großenPause werden mit Kreide die Umrisse der einzelnenBuchstaben im XXL-Format auf den Boden gezeich-net; dann wird durch ein Megafon das Zeichen zurAufstellung gegeben. Vom Schuldach oder aus ei-nem hoch gelegenen Fenster wird die Aktion foto-grafiert oder gefilmt und anschließend sofort insNetz gestellt (Schulhomepage, soziale Netzwerke).Vielleicht unterstützt die örtliche Feuerwehr das Ka-merateam mit Leiterwagen und Korb. Für diese Ak-

tion ist natürlich die Zustimmung der Schulleitungerforderlich – und selbstverständlich sollte auch diePresse informiert und eingeladen werden!

Verabredung zum Flashmob

Mit dieser einfachen, aber wirksamen Aktion ma-chen Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhofoder in der Fußgängerzone auf globale Problemeaufmerksam – zum Beispiel darauf, dass alle vier Se-kunden ein Mensch an Hunger stirbt. Das Beson-dere der Aktion ist ihr Überraschungseffekt. Allevier Sekunden fällt eine beteiligte Person um undliegt bewegungslos auf dem Boden; schnell wird dieSilhouette mit Kreide nachgemalt. Zur begleitendenInformation können Handzettel verteilt werden. DieAktion wird in einem Clip festgehalten und überYoutube oder die sozialen Netzwerke verbreitet.

Pausenaktion „15 Minuten … für deine Welt“

Die Idee dahinter: Auch mit wenig Zeit und in klei-nen Schritten lässt sich die Welt verändern. Eine ge-rechtere Welt ist möglich. Die 15 Minuten einer gro-ßen Pause können hierfür ein starker Anfang sein.Auf www.pausenaktion.de gibt es Ideen, Anregun-gen, konkrete Hilfen für die Planung, Video-Clips undbebilderte Praxisberichte. Denkbar und größtenteilsauch schon erprobt sind: die Faire Modenschau, dieAktion Flüchtlingszelt, die Fairtrade-Pause, dieTauschparty (Kleider, Spielzeug), die Aktion Pfandrai-sing und das Improvisationstheater. Mit dem Erlös,zum Beispiel aus dem Verkauf fairer Snacks oder derRückgabe von Pfandflaschen, können Jugendpro-jekte von MISEREOR unterstützt werden (siehe auchwww.pausenaktion.de >�Spenden & Helfen).

Ein Flashmob, hier in der Aachener Fußgängerzone,sorgt immer für Aufsehen.Foto: KNA-Bild/MISEREOR

Page 6: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

Lehrkraft an der Schule, Mitglied der Fachschaft Reli-gion oder der Schulleitung? Gibt es ein Team, das dasGanze vorantreibt? Von daher ist an manchen Schulenvieles, an anderen weniger möglich.

Zum Schuljahresanfang gibt es an fast jeder Schuleeine Begrüßungsfeier, eine Kennenlern-Aktion fürneue Schülerinnen und Schüler. Zu diesen Anlässenwerden oft kleine symbolische Präsente überreicht.Möglich wäre – auch unter dem Stichwort „Fairer Han-del“ – etwas Entsprechendes auszusuchen. Das kannman bei verschiedenen Themen fortsetzen und variie-ren: Erntedank, Herbstfest, Martinsmarkt, Adventsba-sar, Nikolausfeier, Weihnachtsmarkt, Weihnachten inverschiedenen Kulturen, Valentinstag … Zum Ernte-danktag ist ein „Faires Frühstück“ in der Pause denk-bar, auf dem Adventsbasar können Jute-Engel ausBangladesch oder Christbaumanhänger aus Peru an-geboten werden und zum Valentinstag bürgert sichan vielen Schulen der Brauch ein, eine fair gehandelteRose zu verschenken. „Faire“ Geschenkideen finden Siezum Beispiel hier: www.misereor-medien.de >�Welt-Fairsand > Fair Schenken.

Die Fastenzeit ist MISEREOR-Aktionszeit. Sie bietet dieGelegenheit, mit dem Hungertuch zu arbeiten, mit jün-geren Schülerinnen und Schülern die Kinderfastenak-tion und mit älteren die Jugendaktion aufzugreifen,Frühschichten und Schulgottesdienste zu gestalten oderein Fastenessen durchzuführen.

Zwischen den Oster- und Sommerferien finden an vielenSchulen Frühlings- und Sommerfeste statt – natürlichmit Fairtrade-Lebensmitteln und anderen fair gehan-delten Produkten (über www.misereor-medien.de�>

6

Lehrerforum Nr. 98

„Globale Schule“

Demokratische Aufgabenverteilung,

Mitbestimmung, Zusammenarbeit

Leitung, Steuerung,

Management

Unterricht und außerunterrichtliche

Lernangebote

Netzwerke, Kooperation,

Partnerschaften

Abstimmung, Qualitätsentwicklung,

Erfolgskontrolle

Schulprofil

Der Lernbereich Globale Entwicklung

als Aufgabe der ganzen Schule

Schulcurriculum

Schulleben

Bauliche Gestaltung und Ausstattung der Schule

Bewirtschaftung

Schulische Sozialarbeit

Auswahl, Qualifizierung und Fortbildung von Lehrkräften,

Entwicklung nachhaltiger Konzepte (z.B. „Zu Fuß zur Schule”), Steuerung von Unterricht und Lernangeboten u.a.m.

Schülerparlament, kulturelle Veranstaltungen,

AGs, Freizeitsport, Schulpastoral u.a.m.

Nachhaltige Beschaffung, nachhaltige Bauweise bei Neu-,

Aus- und Umbauten, Gestaltung Schulgelände

Fachunterricht, fächerübergeifende Unterrichtsprojekte; Projekttage, Lernreisen, Schulwettbewerbe;Praktika, Betriebserkundungen; Schülerfirmen u.a.m.

Betreuung, Monitoring,

Präventionsprogramme

Energiesparen, Abfallvermeidung

und -trennung; Schulverpflegung

Schul- und Lehrerkonferenz, Schüler- und Elternvertretung,

Arbeitsgruppen mit Sonderaufgaben

Fachkonferenzen, pädagogische Tage,

interne und externe Evaluation

Zusammenarbeit mit Weltladen, Stadtteilcafé, örtl. Kulturzentrum; Städte- und Schulpartnerschaften, Schüleraustausch; Zertifizierung,

z.B. als Fair-Trade-Schule, Umweltschule,

MISEREOR-Partnerschule

Mit MISEREOR durch das Schuljahr

Es gibt Menschen, die arbeiten mit mehreren Kalen-dern gleichzeitig. Dazu gehören Religionslehrer(in-nen); für sie gibt es das „normale“ Jahr, das Kirchen-jahr und das Schuljahr. Im Folgenden soll bausteinar-tig aufgezeigt werden, wieweit Aktionen und Ideenvon MISEREOR in das Schuljahr einer Schule integriertwerden können. Die Umsetzung hängt sehr stark vonder Schule selbst und der Stellung der Person ab, diesich in dieser Schule für die Eine Welt stark macht.Handelt es sich um eine Grundschule, Haupt- oder Re-alschule, ein Gymnasium oder eine Berufsschule? Viel-leicht um eine „Partnerschule von MISEREOR“? Befin-det sich die Schule in einer Großstadt oder in einer länd-lichen Umgebung? Ist der Initiator oder die Initiatorin

Vereinfacht nach einem Schau-bild (© R. Mathar) im Orien-tierungsrahmen für den Lern-bereich Globale Entwicklung,2015, S. 426 (Grafik: Yvonne Schröder/MISEREOR)

Nicht alles auf einmal wollen – aber wo beginnen?Das Globale Lernen lädt dazu ein, die Schule zu verändern. Doch wie gelingt das? Wermuss mit ins Boot? Wie können Schulleitung und Kollegium überzeugt werden? Wie istdie Schülervertretung, wie sind die Eltern einzubeziehen?

Ein erster Schritt kann darin bestehen, auf fair gehandelten Kaffee im Lehrerzimmer um-zusteigen und einen Fairtrade-Kiosk in der Schule zu etablieren. MISEREOR sucht fürseine aktuelle Kampagne „Gutes Essen für alle“ Kooperationspartner, zum BeispielSchulen, die bereits Erfahrungen mit frisch zubereitetem Mensa-Essen aus regionalen,saisonalen, nach Möglichkeit biologisch erzeugten und fairen Lebensmitteln gesammelthaben (Kontakt: [email protected]).

Wenn das Globale Lernen bereits als wichtiges Anliegen wahrgenommen wird, kanneine schulinterne Fortbildung zur Gründung einer AG „Globale Schule“ führen, in der dieLeitungsebene, Lehrer- und Schülervertreter(innen) sowie Eltern zusammenarbeiten.

Page 7: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

7

Lehrerforum Nr. 98

WeltFairsand > Fair Food, den örtlichen Weltladenoder www.gepa-shop.de). Das Wetter erlaubt Pausen-aktionen wie „15 Minuten … für deine Welt“ (siehewww.pausenaktion.de) oder einen Solidaritätslauf(www.misereor.de/aktionen > Spendenlauf). Nichtaus dem Blick verlieren darf man das Kollegium: Vomfair gehandelten Kaffee im Lehrerzimmer („faire Kaf-feepause“) bis zum Geburtstags- oder Abschiedsge-schenk ist vieles möglich. Die praxisnahen Unterrichts-materialien von MISEREOR sind vor allem im Religions-,Erdkunde-, Geschichts- und Politikunterricht einsetzbar(mehr dazu auf www.misereor.de/fuer-lehrer).

Viele weitere Ideen liefert die Broschüre „Fair durchdas Kirchenjahr“, die von MISEREOR, dem Kindermis-sionswerk „Die Sternsinger“ und dem BDKJ heraus-gegeben wurde (www.misereor-medien.de > Fasten-aktion 2015, Best.-Nr. 3 172 13).

Siegfried Heinemann, (Ludwig-Windthorst-Schule, Hannover, seit Januar 2015 Partnerschule von MISEREOR)

Die Fastenaktion in der Schule

In der Fastenzeit 2015 machte die Hungertuchwall-fahrt Station an der Ludwig-Windthorst-Schule, Han-nover. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9e hattensich im Zusammenhang mit der MISEREOR-Fastenak-tion mit den Auswirkungen des Klimawandels auf dasLeben philippinischer Fischerfamilien beschäftigt undden MISEREOR-Aktionsimpuls „KURS-WECHSEL“ auf-gegriffen. Sie gestalteten Paddel mit der Aufforde-rung „Das Ruder herumreißen und umsteuern“ und zo-gen gemeinsam mit einer Gruppe der Wallfahrer(in-nen) am 19. Februar 2015 zum NiedersächsischenLandtag. Dort überreichten sie dem Landtagspräsi-denten Bernd Busemann eins ihrer Paddel und brach-ten so ihre politische Forderung zur internationalenKlimapolitik, weniger Emission von Treibhausgasen,zum Ausdruck. Auch Schülerinnen und Schüler derBerliner Marienschule (MISEREOR-Partnerschule seitMärz 2014) überreichten solche „KURS-WECHSEL“-Paddel an die Bundesumweltministerin Barbara Hen-dricks.

An verschiedenen Schulen entstanden eigene Hunger-tücher. Zur Unterstützung der MISEREOR-Projekte wur-den Aktionen durchgeführt – besonders gern der „Cof-fee Stop“ (siehe auch www.misereor.de/aktionen> Coffee Stop). Die Idee dahinter: Schüler(innen) laden Schüler(innen), Lehrkräfte und gegebenenfallsEltern zu einer Tasse GEPA-Kaffee, zu fair gehandel-tem Tee oder Orangensaft und fairen Schokoriegelnein. Beim Coffee Stop kommt man miteinander ins Ge-spräch. Infoplakate, Handzettel und eine Spenden-dose sollten nicht fehlen. Ein Aktions-Set für den Cof-fee Stop gibt es bei MISEREOR (Tel. 0241/442-542

oder E-Mail an [email protected]). In Grundschu-len und Sek.-Schulen kann aus dem Coffee Stop einCocktail Stop mit alkoholfreien Mixgetränken aus fai-ren Zutaten werden (mehr dazu aufwww.misereor.de/aktionen�> Cocktail Stop).

Auch die Solibrot-Aktion von MISEREOR oder einSpendenlauf passen in die Fastenzeit, sie können aberauch mit anderen Anlässen (Projektwoche, Schulfest)verbunden werden. Die Schülerinnen und Schüler ver-kaufen ihr selbst gebackenes Solibrot (auch Solibröt-chen oder -muffins sind möglich) zur Unterstützungvon MISEREOR. Infozettel, Flyer, Solibrot-Plakate, dasSolibrot-Logo und Brotrezepte stehen zum Downloadauf www.misereor.de/solibrot bereit. Unter demMotto „Solidarität geht“ machen sich Schülerinnenund Schüler auf den Weg, um Geld für ein Projekt zu„erlaufen“. Sie suchen sich Unterstützer, die ihnen fürjede Stadionrunde, jeden zurückgelegten Wanderkilo-meter einen bestimmten Betrag zusichern. Und danngeht es los auf die vorher ausgesuchte Strecke. Mankann zum Beispiel Runden auf dem Sportplatz derSchule drehen, aber auch öffentlichkeitswirksam inder Innenstadt laufen, wenn die Aktion vorher ange-meldet wurde. Auch hierzu gibt es Varianten: mit demFahrrad, mit Inline-Skates, ja, sogar mit Badesachenim Schwimmbecken.

Viele Anregungen zur Gestaltung der Fastenaktion inder Schule bieten die Seiten www.kinderfastenaktion.de, www.jugendaktion.de, www.fastenaktion.de�> Hungertuch, www.fastenaktion.de�> LiturgischeBausteine >Früh-/Spätschichtreihe.

(oben links)Die Aktion „Coffee Stop“ im Pamina-Schulzentrum,HerxheimFoto: Pamina-Schulzentrum,Herxheim

(unten links)Schülerinnen und Schüler ausder Marienschule, Essen-Steele,beim SolilaufFoto: Marienschule, Essen-Steele

(oben rechts)Häufig werden Schulgottes-dienste und Früh- bzw. Spät-schichten zur Fastenaktion gestaltet, wie hier im Goethe-Gymnasium, Düsseldorf, mit einer von den Schülerinnenund Schülern erstellten Hun-gertuch-CollageFoto: Goethe-Gymnasium, Düsseldorf

Page 8: Globales Lernen mit Kopf, Herz und Hand · oft von Neokolonialismus, wenn man die Ausbeu - tung von Rohstoffen durch internationale Unterneh - men oder den großflächigen Landkauf

ProjektpartnerschaftHilfe mit Gesicht in Lateinamerika, Asien und AfrikaEinen Überblick über Partner-schaftsprojekte von MISEREOR – zu den Themen-feldern Ernährung, Gesundheit, Kinder und Ju-gendliche, Bildung, Wohnen und Menschenrechte– bietet die Broschüre „Projektpartnerschaft“ (kos-tenlos zu bestellen über www.misereor-medien.de> Projektpartnerschaften & Aktionen, Best.-Nr.521313). Für weitere Informationen steht die Abtei-lung Partnerschaften & Spenderkontakte gern zurVerfügung ([email protected], Tel. 0241/442-125). Online-Unterrichtsmaterialien zu Partner-schaftsprojekten (neu: „Straßenkinderprojekte“) ste-hen hier zum kostenlosen Download bereit:www.misereor.de/fuer-lehrer > Unterrichtsbau-steine.

Eine Musterstunde für die Grundschule zum Thema„Flucht“ bietet www.misereor.de/fuer-lehrer > Grund-schule an; der Download ist kostenlos. Zu Beginn äußern die Kinder ihre Gedanken zu verschiedenenGegenständen, die sie aus einem Koffer auspacken:Scherben, ausgetretene Schuhe, eine Wasserflasche,Reis, eine Decke, eine Puppe. Mit einem braunenTuch wird ein Weg gelegt. Ein Foto von Hala, einemsyrischen Flüchtlingskind, markiert den Anfang desWeges. Die Lehrkraft erzählt Halas Geschichte mit-hilfe einer Erzählfigur und gestaltet dabei den Flucht-weg mit den Gegenständen aus dem Koffer. Die Kin-der gehen anschließend selbst einen Weg durch dasSchulhaus ab und können an verschiedenen Statio-nen die Situation des Flüchtlingskindes nachempfin-den. Ältere Schüler(innen) notieren an jeder Stationauf einem Plakat einen Begriff, den sie mit dem Er-lebten assoziieren (Angst, allein, traurig, Dunkelheit…). In der abschließenden Reflexion berichten die Kin-der von den Erfahrungen auf „ihrem“ Fluchtweg. Sieentscheiden sich für einen Gegenstand aus dem be-reitgestellten Legematerial, der für sie das symboli-siert, was sie auf dem Fluchtweg vermisst haben (z.B.:Herz für Liebe, goldene Kugel für Sonne, Muggelsteinfür Wasser). Ältere Kinder formulieren einen Tage-bucheintrag, wie sie „ihren“ Weg erlebt haben.

Die Stationen des „Fluchtweges“1.Zieh deine Schuhe und Strümpfe aus. Geh die mar-kierte Wegstrecke barfuß ab.

2.Verstecke dich im Klassenraum. Benutze die Deckedamit dich niemand entdecken kann. Bleib eine Mi-nute in deinem Versteck. (Zähle dazu bis 60.)

3.Geh die markierte Wegstrecke mit geschlossenen Au-gen ab. Dein Partner oder deine Partnerin schubstdich leicht. (Oder: Fasse mit deinen Händen an dieKnöchel. Gehe in dieser Haltung den Weg ab.)

MISEREOR LehrerforumDas Lehrerforum informiertüber Themen des Globalen Lernens und erscheint viermal im Jahr kostenlos. Die aktuelle und viele frühere Ausgaben können Sie im Internet herunter-laden (in Farbe): www.misereor.de/lehrerforum

Bestellungen der MISEREOR SchulmaterialienMVG Medien E-Mail: [email protected] Tel.: 0241 47986-100Fax: 0241 47986-745www.misereor-medien.de

Änderungen vorbehalten; fürIrrtümer und Druckfehler wirdkeine Garantie übernommen.

Impressum:Herausgeber: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V., Mozartstr. 9, 52064 Aachen, www.misereor.de,in Zusammenarbeit mit dem Lehrerarbeitskreis „Eine Welt“ bei MISEREOR Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion undVertriebsgesellschaft mbH, Boxgraben 73,52064 AachenAutorin dieser Ausgabe: Petra GaidetzkaRedaktion: Rüdiger Horn, Lektorats- u. Redaktionsbüro, OlpeGestaltung: Yvonne Schröder, Graphik- u. Werbedesign, B-EupenErscheinungsweise: Viermal jährlich, Bezug kostenlos

Lehrerforum Nr. 98

8

Kinder auf der FluchtUnterrichtsstunde in der Grundschule von Yvonne Brewi, Queidersbach

G 46263

4.Merk dir die Uhrzeit. Halte, ohne zu zählen, deineAugen geschlossen – so lange, bis du meinst, dassetwa zwei Minuten vergangen sind. Öffne die Augenund schau auf die Uhr. Wie lange hast du es tat-sächlich ausgehalten?

Es geht um das Sich-Einfühlen in die Situation und die Ge-fühle von Flüchtlingen. Station 3 und 4 basieren auf einer An-regung aus: grenzenlos 1/2007, hg. vom Kindermissionswerk„Die Sternsinger“, S. 27. Zu Station 3: Flüchtlinge erfahren aufihrem Weg oft Gewalt, vor allem aber alle Arten von Ein-schränkung. Das wird durch das Gehen in gebückter Haltungerfahrbar. Station 2 und 4: Nicht selten müssen Flüchtlingesich tagelang verstecken und in einem dunklen Raum (Keller,Höhle) ausharren. In solchen Situationen, die mit Angst undHilflosigkeit einhergehen, geht das Zeitgefühl verloren.

Die Autorin dieses Lehrerforums

Petra Gaidetzka ist Referentin in der Abteilung Bil-dung & Pastoral bei MISEREOR und koordiniert dortdie schulische Bildungsarbeit.

Registrieren Sie sich für den Schul-Newsletter vonMISEREOR – so werden Sie rechtzeitig über neueMaterialien und Angebote für die Schule informiert:www.misereor.de/newsletter.

Portal Globales LernenAuf www.globaleslernen.de finden Sie Unterrichtsmaterialien zum kostenlosen Download, Hinweise auf Print-materialien verschiedener Herausgeber, recherchierbar nach Themen und Ländern, sowie Infos zu Theorie undPraxis des Globalen Lernens u.v.m. Der monatliche Newsletter informiert über Bildungsmaterialien, Veranstal-tungen und Weiterbildungen zu aktuellen Themen rund um Entwicklung und Nachhaltigkeit.