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GLÜCKAUF Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift Nr. 18 1. Mai 1937 73. Jahrg. Die geologischen Grundlagen des Ramsbecker Bergbaus. Von Professor Dr. W. Paeckelmann, Berlin. Die bei Ramsbeck im Bergrevier Sauerland des Oberbergamtsbezirks Bonn gelegenen Gruben der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zink- fabrikation zu Stolberg und in Westfalen gehören zu den heute bedeutendsten Blei-Zinkerzvorkommen Deutschlands. Die nach vorübergehender Stillegung seit dem Jahre 1934 wieder stark gewachsene Förde- rung hat zu umfangreichen Untersuchungsarbeiten Anlaß gegeben, die in erster Linie dazu dienen sollen, die ausgedehnten, bisher aber nur über der Talsohle bekannten Erzgänge nach der Teufe hin zu verfolgen und für den Abbau vorzurichten. Im Zusammenhang mit diesen großzügigen Aufschlußarbeiten sind im Aufträge der Preußischen Geologischen Landesanstalt in den Jahren 1932 bis 1935 von Professor Dr. Behrend und mir eingehende geologische und lagerstättenkundliche Untersuchungen vorgenommen worden. Diese Arbeiten haben zu völlig neuen Gesichtspunkten über den geologischen Bau des Ramsbecker Gebietes und über die tektonischen Ver- hältnisse der Blei-Zinkerzgänge geführt. Durch die neuen Aufschlüsse sind in weitem Maße unsere stratigraphischen und tektonischen An- sichten bestätigt worden, so daß sie heute als geo- logische Grundlagen für den praktischen Bergbau dienen. Wenn man sich auch wegen der ungeheuer verwickelten Tektonik des Ramsbecker Erzgebietes darüber klar sein muß, daß unsere Beobachtungen nur eine Stufe in der fortschreitenden Erkenntnis dar- stellen, so wird unser derzeitiger Standpunkt doch für längere Zeit Geltung behalten. Da die Ergebnisse für die weitere Erforschung anderer rheinischer Lager- stätten und darüber hinaus für die tektonische Deu- tung des Rheinischen Schiefergebirges überhaupt von allgemeiner Bedeutung sind, dürfte ihre gedrängte Behandlung für bergmännische Kreise hier am Platze sein. Ein ausführlicher Bericht, in dem auch die wichtigsten Beobachtungsunterlagen zusannnengestellt sind, wird demnächst im »Archiv für Lagerstätten- forschung« erscheinen, so daß hier von einer nähern Begründung der neuen Anschauungen abgesehen werden kann. Allgemeine Kennzeichnung des Erzvorkommens. Das Ramsbecker Erzgebiet umfaßt eine Reihe von quarzigen Blei-Zinkerzgängen, die im Untern Mittel- devon des Ostsauerländer Hauptsattels aufsetzen. Die wichtigsten Gänge, die zum »Liegendzuge« zusammen- gefaßt werden, sind an das Auftreten der quarzit- reichen Ramsbecker Schichten auf dem Nordflügel des Sattels gebunden. Die weniger bedeutenden Gänge des »Hangendzuges« liegen im Kern des Sattels, der überwiegend aus milden Tonschiefern (Wissenbacher Schiefern) mit nur untergeordneten rauhen Einlage- rungen besteht. Die großen Gänge haben ostnord- östliches Streichen und südliches flaches Einfallen; sie sind auf das engste mit der varistischen Faltungs- und Überschiebungstektonik verknüpft. Jüngere, über- wiegend nordsüdlich gerichtete Gänge haben nur ge- ringe Bedeutung. Der Erzbezirk weist eine Längenausdehnung von etwa 13 km auf und wird im Osten vom Gierskopptal bei Bruch- hausen (Blatt Brilon) und im Westen vom Hennetal bei Höringhausen (Blatt Bödefeld) begrenzt. Das Haupterzgebiet mit dem Orte Ramsbeck in seiner Mitte liegt südlich der Ruhr bei Bestwig auf den Meß- tischblättern Eversberg und Bödefeld (Abb. 1). Der Nordrand des Erzge- bietes fällt mit dem morpho- logisch stark hervortretenden Gebirgszuge zusammen, der durch das Auftreten der quar- zitreichen Ramsbecker Schichten am Nordflügel des Ostsauer- länder Hauptsattels bedingt ist. Dieses Bastenberg-Olsberger Quarzitmassiv ist ein Härtlings- Abb. 1. Geologische Übersicht des Ramsbecker Erzgebietes.

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  • GLÜCKAUFBerg- und Hüttenmännische Zeitschrift

    Nr. 18 1. Mai 1937 73. Jahrg.

    Die geologischen Grundlagen des Ramsbecker Bergbaus.Von Professor Dr. W. P a e c k e l m a n n , Berlin.

    Die bei Ramsbeck im Bergrevier Sauerland des Oberbergamtsbezirks Bonn gelegenen G ruben der Aktiengesellschaft fü r Bergbau, Blei- und Z ink fabrikation zu S to lberg u nd in W es tfa len gehören zu den heute bedeutendsten Blei-Zinkerzvorkommen Deutschlands. Die nach vo rübergehender Stillegung seit dem Jahre 1934 w ieder s ta rk gew achsene F ö rd e rung hat zu um fangreichen U ntersuchungsarbe i ten Anlaß gegeben, die in e rs te r Linie dazu dienen sollen, die ausgedehnten, bisher aber n u r über der Talsohle bekannten E rzgänge nach der Teufe hin zu verfolgen und für den Abbau vorzurichten. Im Z usam m enhang mit diesen g roßzüg igen A ufsch lußarbe iten sind im Aufträge der P reußischen G eologischen L andesans ta l t in den Jahren 1932 bis 1935 von P ro fesso r Dr. B e h r e n d und mir e ingehende geologische und lagerstättenkundliche U n te rsuchungen vorgenom m en worden. Diese Arbeiten haben zu völlig neuen Gesichtspunkten über den geologischen Bau des Ramsbecker Gebietes u nd über die tektonischen Verhältnisse der Blei-Zinkerzgänge geführt .

    Durch die neuen Aufschlüsse sind in weitem Maße unsere s t ra t ig raphischen u n d tektonischen Ansichten bestät ig t w orden, so daß sie heute als g eo logische G rundlagen fü r den prak tischen Bergbau dienen. W enn man sich auch w egen der ungeheuer verwickelten Tektonik des Ram sbecker Erzgebietes darüber klar sein muß, daß unsere Beobachtungen nur eine Stufe in der fo rtsch re itenden E rkenn tn is d a r stellen, so wird unser derzeit iger S tandpunk t doch für

    längere Zeit G eltung behalten. Da die Ergebnisse für die weitere E rfo rschung anderer rheinischer Lager s tä tten und darüber hinaus fü r die tektonische D eu tung des Rheinischen Schiefergebirges überhaup t von a llgem einer Bedeutung sind, dürfte ihre g ed räng te B ehandlung fü r bergm ännische Kreise hier am Platze sein. Ein ausführlicher Bericht, in dem auch die wichtigsten Beobachtungsunterlagen zusannnengeste llt sind, wird dem nächst im »Archiv für L age rs tä t ten forschung« erscheinen, so daß hier von einer nähern B egründung der neuen Anschauungen abgesehen w erden kann.

    A l l g e m e i n e K e n n z e i c h n u n g d e s E r z v o r k o m m e n s .

    D as Ramsbecker E rzgebiet u m faß t eine Reihe von quarzigen Blei-Zinkerzgängen, die im U ntern Mittel- devon des O s tsa u er lä n d er H au p tsa t te ls aufsetzen. Die wichtigsten G änge , die zum »Liegendzuge« zusam m eng e fa ß t werden, sind an das A uftre ten der quarz it reichen R a m s b e c k e r S c h i c h t e n auf dem N ordflüge l des Sattels gebunden . Die w en ige r bedeutenden G änge des »Hangendzuges« liegen im Kern des Sattels, der überw iegend aus milden Tonschiefern (W issenbacher Schiefern) mit n u r un te rgeo rdne ten rauhen E in lage rungen besteht. Die g ro ß en G änge haben o s tn o rd östliches Streichen und südliches flaches E infallen ; sie sind auf das engste mit de r varistischen F altungs- und Ü berschiebungstektonik verknüpft. Jüngere , über wiegend nordsüdlich gerichte te G änge haben nur g e

    r inge Bedeutung.D er Erzbezirk weis t eine

    L ängenausdehnung von e twa 13 km auf und wird im Osten vom G ierskopp ta l bei Bruchhausen (B la tt Brilon) u nd im W esten vom H enne ta l bei H öringhausen (B la tt Bödefeld) begrenzt. D as H aupte rzgeb ie t mit dem O rte Ramsbeck in seiner M itte liegt südlich der R uhr bei Bestwig auf den M e ß tischblättern Eversberg und Bödefeld (Abb. 1).

    D er N o rd ran d des E rzg e bietes fäll t mit dem m o rp h o logisch s ta rk hervortre tenden G ebirgszuge zusam m en, der durch das A uftre ten der q u a r zitreichen Ramsbecker Schichten am N ordf lüge l des O s tsa u e r länder H a u p tsa t te ls bed ing t ist. Dieses B astenberg -O lsberger Q uarzitm assiv ist ein H ä r t l in g s Abb. 1. Geologische Übersicht des Ramsbecker Erzgebietes.

  • 390 G l ü c k a u f Nr. 18

    zug der alten sauerländischen Rumpffläche, der im Bastenberg fas t 750 m H öhe erreicht, w ährend das Ruhrta l zwischen Meschede und O lsberg in 260 bis 330 m H öhe liegt. D er Quarzitzug wird durch eine Reihe tief eingeschnittener, nordsüdlich gerichte ter Q uertä le r in einzelne Gebirgsstöcke zerlegt. Die für den Bergbau wichtigsten davon sind von W esten nach O sten der Bastenberg zwischen Nierbach und Valme- ta l sowie Dörnberg , S tüppelkopf und H ülsberg zwischen Valme- und Elpetal.

    D er Ramsbecker Bergbau ist bisher im w esentlichen ein Stollenbetrieb gewesen. Die G änge sind daher auch fas t ausschließlich über der Talsohle gebaut worden, wo auch heute noch erhebliche E rz mittel anstehen, obgleich der Bergbau schon in v o r geschichtlicher Zeit begonnen hat. U n ter den w ichtigem Betriebspunkten ist zunächst im westlichen Teil des Bastenberges die G r u b e A l e x a n d e r zu nennen, die auf dem Alexandergang gebau t hat. In der Talsohle wird dieser vom G ustavsto llen au f geschlossen, dessen T iefbausohle neuerdings durch eine Richtstrecke mit dem Nagelmackerstollen der G r u b e B a s t e n b e r g verbunden w orden ist. Die letztgenannte ha t mit mehreren Stollen den Bastenberg gang am östlichen Bastenberg erschlossen.

    Östlich von Ramsbeck liegen die G r u b e n D ö r n b e r g , A u r o r a , P l u t o und J u n o . Die wichtigsten, bisher auf etwa 3 km streichender Länge verfolgten G änge sind von N orden nach Süden (vom Liegenden nach dem H angenden) der A uroragang , das stark absätzige Zweite H angende T rum und der D örnbe rg gang. Dazu kommen im W esten noch der W illibald gang im H angenden des D örnbergganges und im Osten der P lu togang in ähnlicher geologischer Stellung wie der A uroragang. Die H auptschachtan lage ist der Auroraschacht, der in e rs te r Linie zur Bergefö rderung benutzt wird. Die Erze gelangen nach der über dem D orf Ramsbeck gelegenen Aufbereitung. Als w ichtigste Förderstrecken dienen die W illibald stollen III und IV sowie der vom Valmetal aus au f gefahrene Eickhoffstollen, der im Osten mit den Bauen der Gruben Pluto und Juno in Verbindung s teht und bei einer G esam tlänge von e twa 4 km neuerd ings den W eidtm anstollen östlich des E lpetales un te rfahren hat.

    Die höchsten Aufschlüsse des Grubengebäudes liegen am Stüppelkopf bei 685 m, d. s. 325 m über der Sohle des Valmetales (360 m), die tiefsten bei 245 m, also 115 m u n te r der Talsohle.

    Die g e o l o g i s c h e E r f o r s c h u n g des Ramsbecker Gebietes setzte e rs t im letzten Jahrzehn t des vorigen Ja h rhunde rts ein. Bergleute und Geologen sind in g le ic h e rw e is e an ihr beteiligt. Das im ganzen G ebirge scheinbar einheitlich flache südliche Einfallen aller Schichten täuschte eine sehr einfache Tektonik und Schichtenfolge vor, nämlich Liegende Tonschiefer im Norden, die quarz itführenden Ramsbecker Schichten in der M itte und die H angenden Tonschiefer im Süden. H a b e r , dem die erste e ingehende D arste llung des G rubengebietes zu verdanken ist, nahm dagegen überkippte L agerung a n ; e r sah also in den Liegenden Tonschiefern das geologisch jüngste Schichtenglied. E i c k h o f f , de r sich kurz vor dem Kriege in u m fassender W eise mit der S tra tig raphie und Tektonik beschäftig t hat, nahm wieder eine norm ale Aufe inanderfo lge der Schichten an, die e r wie fo lg t g liederte :

    H an g e n d e T o n sch ie fe r

    R am sbecke rSchichten

    Stufe 5 H a n g e n d e r o d e r Hauptquarzit„ 4 D ü n n sch ie fe r„ 3 M it t le re r Q uarz i t„ 2 D icksch iefer

    1 L iegende r Q uarz i t

    L iegende T o n sc h ie fe r

    H e n k e kam 1913 w ieder zu r A nnahm e einer überkippten Lagerung, w ährend W . E . S c h m i d t 1930 und H e r b s t 1931 auf G ru n d des scheinbar regelmäßigen Auftre tens von »Diabastuffen« auf einen überkippten Sattel schlossen, dessen Kern aus Ramsbecker Schichten bestehen soll; H an g e n d e und Liegende Tonschiefer wurden danach als Liegend- und H angendflügel des Sattels als g le ichaltr ig betrachtet.

    G ro ß e Schwierigkeiten bereite te auch die E i n g l i e d e r u n g des Ramsbecker Gebietes in die regionale Tektonik des Sauerlandes. H e n k e brachte es mit den Falten der A ttendorn-E lsper Doppelm ulde und S c h l ü t e r mit dem O stsa u er lä n d er H au p tsa t te l in Verbindung, w ährend L o t z e eine Ramsbecker Mulde annahm, die er als V erbindungsstück zwischen der Elsper Mulde und der Poppenberg -G ro ttenberg -M ulde im Süden des Briloner Sattels betrachtete .

    W ohl kein G ebie t des rechtsrheinischen Schiefergebirges nördlich des S iegerlandes h a t eine so wechselvolle D eutung e r fah ren wie das Ramsbecker. Dies wird verständlich, da die neuen Untersuchungen ergeben haben, daß es w ohl den verwickeltsten Baustil aufweist, den man im nördlichen Schiefergebirge überhaup t kennt. Es w a r e rs t möglich, an eine Lösung des »Ramsbecker Problems« mit A ussicht auf Erfolg heranzugehen, als man die westlichen und östlichen Nachbargebiete (A t tendorn -E lsper Doppelm ulde und das Briloner G ebiet) genauer e r fo rsch t und damit einen Rahm en geschaffen hatte, in den sich das Ramsbecker Gebie t in natürl icher W eise eingliedern ließ.

    S t e l l u n g im t e k t o n i s c h e n G e s a m t b i l d .

    G eologische Ü bersichtsaufnahm en führten im Jahre 1932 zu dem Ergebnis, daß die Ramsbecker Schichten dem ü b e r k i p p t e n N o r d f l ü g e l d e s O s t s a u e r l ä n d e r H a u p t s a t t e l s angehören . Die Achse dieses g ro ß en Sattels verläu ft von D orla r im obern W ennetal in o s tnordöstl icher R ichtung nach Stadtberge (M arsberg ) . Im Bahneinschnit t bei Gierskopp (B la tt Brilon) sind die Ram sbecker Schichten als steiler, überk ipp ter N ordf lüge l dieses Sattels in tektonisch einfacher und klarer S tel lung aufgeschlossen. Im w ahren Liegenden tre ten W issenbacher Schiefer mit den Q uarzpo rphyren und Tuffbreccien der Bruchhauser Steine im Kern des H au p tsa t te ls auf. Diese Schiefer ziehen über Bruchhausen u nd Assinghausen in das Ramsbecker G ebie t h inüber und entsprechen den dortigen H angenden Tonschiefern . Im wahren H angenden der Ramsbecker Schichten des Profils von G ierskopp folgen nach N orden zunächst noch geringmächtige jünge re W issenbacher Schiefer, dann, in breitem Bande ausstreichend, Schiefer des obern M itteldevons, d a rübe r in rege lm äß iger Aufeinanderfolge am Ruhrta l der Sparganophyllum -K alk , der H au p tg rüns te inzug und die F linzschiefer von Nuttlar. Alle diese Schichten begleiten auch die Liegenden T onschiefer und die Ram sbecker Schichten im Norden, quer über das Blatt E versberg h inweg bis auf das

  • I 1. Mai 1937 G l ü c k a u f 391

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    Blatt Eslohe. Die tektonische S tellung dieser O b er mitteldevonschichten ist g an z k la r als N ord f lüge l des Ostsauerländer H a u p tsa t te ls festge leg t. D a sich die Ramsbecker Schichten im G ie rskopp-Prof i l unges tö r t an diese Schichtenfolge des Satte lnord flügels an schließen, muß auch die unm itte lbare und u n u n te r brochene F o rtse tzung der Ramsbecker Schichten nach Westen über O lsberg , die Steinhelle, den O hlenberg und die W iedegge, über H ülsberg , S tüppel und Dörnberg zum B astenberg tro tz s ta rke r tektonischer Sonderentwicklung im g ro ß en als N ordf lüge l des selben H aup tsa tte ls angesehen w erden.

    Der Südflügel des Sattels ist mit dem en tsp rechen den Teil der Ram sbecker Schichten (W ilzenberg- und Robecke-Schichten W o I b u r g s , E isenbergquarzit S c h l ü t e r s ) aus de r G egend von M ailar über Frede- burg-Bödefeld und den L angenberg bei W illingen zur Diemeltalsperre zu verfo lgen. Im obern W enneta l hebt der O stsauerländer H au p tsa t te l in lebhaf te r Sonder faltung aus. In seinem westlichen Forts tre ichen liegt die Elsper Mulde, die zum g roß tek ton isch völlig selb ständigen W estsauer lande gehört . Die lange gesuchte t e k t o n i s c h e V e r b i n d u n g d e r Ramsbecker F a l ten züge mit der A ttendorn-E lsper D oppelm ulde bzw. dem diese beiden M ulden trennenden D ünscheder Sattel b e s t e h t t a t s ä c h l i c h n i c h t .

    S t r a t i g r a p h i s c h e G r u n d l a g e n .

    Aus den regionalgeologischen Verhältn issen lassen sich bereits einige grundsä tz l iche Schlüsse auf das Schichtenprofil von Ramsbeck ziehen, näm lich: l . D i e Liegenden Tonschiefer sind im Sinne von H ab e r und Henke als überk ipp ter N ordf lüge l s tra t ig raphisch jünger als die Ramsbecker Schichten. W ir bezeichnen sie daher heute als J ü n g e r e T o n s c h i e f e r . 2. Die Hangenden Tonsch iefer de r Bergleute gehören dem Kern des O stsauer länder H a u p tsa t te ls an und sind daher älter als die Ram sbecker Schichten. W ir bezeichnen sie als Ä l t e r e T o n s c h i e f e r . Aus dem Gesamtbilde erg ib t sich also fo lgende H au p tg l ied e rung der Schichtenfolge:

    Jüngere T onsch iefer ( t2 )

    Die grundsätz liche G liederung der Ramsbecker Schichten w urde 1933 am östlichen Bastenberg er- kannt, und zw ar durch V erknüpfung der nahe beieinander gelegenen Profile des N agelm ackersto llens und der Neuen Stollen 1 u nd II. Vom Nagelmackerstollen g ing seinerzeit auch E i c k h o f f aus, als er den Versuch einer G liederung der Ramsbecker Schichten unternahm . Durch Verkennung der Tektonik, der Überkippung, und N ichtbeachtung von Schichtenw iederholungen kam er jedoch zu einer Reihe von schwerwiegenden I rr tüm ern , die es wiederum nicht erlaubten, in ändern Teilen des G rubengebäudes mit Hilfe der S tra tig raphie die Tektonik der G änge zu klären.

    Das zusam m engesetz te Profil des N agelm ackerstollens (H aup tquersch lags) und der N euen Stollen I und II ist in Abb. 2 w iedergegeben. Aus diesem Profil erg ib t sich fo lgende G liederung der Ramsbecker Schichten im bergm ännischen H angenden ( s tra t i graphisch im Liegenden) de r Jüngern T onschiefer:

    Q u a rz i t -T o n sc h ie fe r -H o r izo n t ( r tq ) T o n sc h ie fe r -H o r iz o n t (rt) C r in o id en sc h ie fe r -H o r iz o n t (rc) G rau w ac k en sc h ie fe r -H o r iz o n t ( rg ) H a u p tq u a rz i t ( rq )

    R am sbecke rSchichten

    Ramsbecker Schichten (r)

    Ältere T onschiefer ( t l ) .

    Diese ganze Schichtenfolge g eh ö r t dem obern Teil des Untern M itteldevons an, w o ra u f h ier aber nicht weiter eingegangen werden soll.

    Die R a m s b e c k e r S c h i c h t e n bilden über tage ein bis 3 km breites, vielfach zerstückeltes und o f t tek tonisch weitgehend in seiner Ausdehnung beschränktes Band. Das Einfallen ist v o r wiegend südlich und flach mitetwa 15—30°. Die allgemeine Neuer ____Überkippung ist mithin sehr beträchtlich. Die für den B erg bau notwendige s t r a t ig ra phische Einzelgliederung hat die größten Schwierigkeiten bereitet, weil im ganzen G e biet kein geschlossenes, u n gestörtes Profil vorhanden ist.Nur durch Z usam m enste l lung der Profile h a t sich daher die ursprüngliche A ufe inan derfolge festlegen lassen.

    D as w ahre Liegende des H aup tqua rz its ist im u n ges tö rten Verbände als Älterer Tonschiefer östlich vom Valmetal m ehrfach aufgeschlossen, z. B. in der G rube P lu to und im südlichen Teil des W eid tm ansto llens am Elpetal.

    Die G esam tm ächtigkeit der Ramsbecker Schichten be t räg t e twa 250 m. Ihre Entw icklung ist im ganzen Grubenbereich sehr g leichm äßig, so daß m an die am Bastenberg gew onnene G liederung in allen Aufschlüssen, die ein igerm aßen die Z usam m enhänge e r kennen lassen, leicht durchzuführen vermag. Immerhin ist es o f t schwierig, bei s ta rker tektonischer Zer- schuppung oder beim Fehlen leicht kenntlicher Schichtenglieder, wie der Crinoidenschiefer, G ra u wackenschiefer und des H aup tquarz its , die e intönigen Schieferhorizonte s tra t ig raph isch richtig einzuordnen, so daß die fü r das Aufsuchen neuer G angm itte l no tw endige E rkennung der tektonischen Z usam m en hänge häufig erheblichen Schwierigkeiten begegnet.

    Die Ä l t e r n T o n s c h i e f e r bestehen vorwiegend aus dunkeln, milden, kalkarm en Tonschiefern , die in folge s ta rker Schieferung dünnb lä ttr ig entwickelt sind. M eist ist außerdem eine zweite Schieferung (Schubk lüftung) ausgepräg t, die senkrecht zur flach südlich

    / /n o r M dasfenberper/iaupfMerscbieöuag

    Nape/- w y - macker-bb sfo/fe/7

    700 200 300 m

    t2 Jüngere Tonschiefer, rtq Quarzit-T onschiefer-Horizont, rt Tonschiefer-Horizont, rc Crinoidenschiefer-Horizont, rg Grauwackenschiefer-Horizont, rq Hauptquarzit.

    Abb. 2. Profil des Nagelmackerstollens (Hauptquerschlags) und der Neuen Stollen I und II am Bastenberg.

  • 392 G l ü c k a u f Nr. 18

    einfallenden ersten Schieferung stellt. Als E in lage rungen, namentlich an der obern Grenze, tre ten rauhe, gebänderte Tonschiefer auf, die bisweilen in einzelne Bänke o d e r geringm ächtige Pakete von Q uarz i t ü b e r gehen.

    D er H a u p t q u a r z i t stellt eine etwa 100 m mächtige F olge reiner, hellgraublauer, feinkörniger Q uarzsandste ine mit kieseligem oder karbonatischem Bindemittel dar. E r ist meist dickbankig, seltener massig o d e r dünnbankig bis dünnschichtig schiefer- artig.

    D er G r a u w a c k e n s c h i e f e r - H o r i z o n t ist e twa 30 m mächtig und sehr wechselvoll aus gebänderten Ton- und Grauwackenschiefern mit karbonatischen Grauwacken und Quarzitbänken zusammengesetzt. Örtlich t r i t t an der Basis ein geringm ächtiger Korallenkalk (Leptoinophyllum-Kalk) auf.

    Die C r i n o i d e n s c h i e f e r sind dickschiefrig-flas- rige Tonschiefer mit hohem K arbonatgehalt , meist reich an g roßen Crinoidenstielgliedern. Im D ö rnbe rg gebiet finden sich in den e twa 6 0 - 1 0 0 m mächtigen Crinoidenschiefern einige Quarzitbänke eingelagert, die fü r die Ausbildung des A uroraganges Bedeutung haben.

    D er T o n s c h i e f e r - H o r i z o n t der Ramsbecker Schichten bes teht aus etwa 25 m mächtigen milden Tonschiefern, die bereits den Jüngern Tonschiefern gleichen.

    D er dem Liegenden Q uarzit Eickhoffs en t sprechende Q u a r z i t - T o n s c h i e f e r - H o r i z o n t wird von milden, dunkeln Tonschiefern gebildet, denen dünne und dickere Bänke von Q uarzit e ingelagert sind. Die Mächtigkeit be träg t e twa 30 m.

    Die J ü n g e r n T o n s c h i e f e r sind dunkelblaugrau, sehr eintönig und vorwiegend milde. N ur im W esten werden sie durch F einsandbänder e twas rauher. Von den Altern Tonschiefern unterscheiden sie sich durch geringere Weichheit und schwächere Entwicklung der Schubklüftung.

    E r u p t i v g e s t e i n e u n d F a l t u n g s v o r g ä n g e .

    W ä h ren d der Ablagerung dieser un te rm itte l devonischen Schichten d rangen im östlichen Verbreitungsbezirk der Ramsbecker Erzgänge, besonders in de r U m gebung von Bruchhausen, saure vulkanische E rgußgeste ine empor. Sie bildeten unterm eerische Decken von Q uarzporphyr bzw. Palandesit. Am be kanntesten sind die Porphyrklötze der Bruchhauser Steine, die ihre heutige auffallende G esta l t d e r u n rege lm äßigen Verfaltung mit den Schiefern, denen sie als Deckenerguß e ingelagert sind, der sp ä tem Schollenzerstückelung und der selektiven Erosion verdanken. In Verbindung mit diesen säuern E rgüssen en ts tanden verschiedenartige Porphyrbreccien, Tuffe und Tuffite, im engern Ramsbecker Gebiet namentlich Tuffbreccienschiefer, die als geringm ächtige E in lagerungen in den Schiefersedimenten erscheinen.

    Die säuern Eruptivgesteine des U ntern M itte ldevons sind räumlich und zeitlich eng verbunden mit dem D i a b a s v u l k a n i s m u s , der im Obern Mitteldevon des O s tsauer landes eine g roße Rolle spielt. Im altern Teil des O bern Mitteldevons, w ährend der Ablagerung der Tentakuli tenschiefer (U ntere Stringocephalen- stufe), ist es n u r an wenigen Stellen zu Öberflächen- e rgüssen oder zur T uffb ildung gekommen. M eist e r s ta rr te das M agm a in F orm von G ängen und Stöcken in a l tern Schichten. H ierher gehören die g roßen

    D iabasin trusionen des obern R uhrta les bei Siedling- hausen, fe rner die Diabase des Fallens te ins und der Burg bei Ramsbeck, des Buchhors ts bei O lsberg sowie einer Reihe kleinerer G änge . Im obersten Mitteldevon (Obere S tr ingocephalenstufe) s tanden dagegen Deckenergüsse von D iabas im V orderg rund . Dazu gehört der den Sedimenten als Schichtenglied eingeschaltete H aup tg rüns te inzug des O stsauer landes , der sehr wechselvoll aus Porphyriten (Labradorporphyren) , M andelsteinen, Tuffbreccien und Tuff i ten aufgebaut wird. Die zugehörigen In trus ivgänge durchschwärmen die al tern Schiefergesteine u nd spielen auch im Ramsbecker Gebiet eine gewisse Rolle, jedoch ist es noch nicht gelungen, sie von den G ängen des al tern Diabasvulkanismus zu trennen. H ervorzuheben ist, daß diese G änge überall dort, wo sie in Schiefern des Untern M itteldevons aufsetzen, als streichende G änge den Schieferungsbahnen folgen, w ährend sie in den obermitteldevonischen Schiefern als echte Lagergänge in der Schichtung liegen. Diese Beobachtung ist von äu ß e rs te r Wichtigkeit , weil sie anzeigt, daß zur H auptgrünsteinzeit die Schieferung bereits angelegt gewesen sein muß. Die Schieferung se lbst ist aber nur eine F orm der Faltung , die also im Verlaufe des Obern M itteldevons vor der H aup tg rüns te inze it stattgefunden hat, und zw ar u n te r dem Meere, ohne erkennbare U nterb rechung der Sedim entation. Diese erste, fü r das Ramsbecker Gebiet sehr bedeutsame M i t t e l d e v o n f a l t u n g en tsp r ich t de r »Prädiabasi- schen oder B randenberg-Faltung«, die A. F u c h s im Bergischen e rkann t ha t u nd die nach den Untersuchungen A h l b u r g s auch im Lahngebie t wirksam gewesen ist.

    Die O berm it te ldevonfa ltung g i n g d e r B i ld u n g d e r R a m s b e c k e r E r z g ä n g e v o r a u s und erzeugte eine Reihe von liegenden S onderfa lten , die durch .Überschiebungsvorgänge d e ra r t s ta rk zerschuppt wurden, wie man es im S auer lande so n s t nicht kennt. Nachträgliche tektonische Ausw irkungen dieser Oberm itte ldevonfaltung führten zum A u f r e i ß e n der G a n g s p a l t e n , die teils a l tern Überschiebungen unm itte lbar folgen, teils sich an besondere Spalten knüpfen, die bei de r Zerscherung und Zerrü ttung der flach übere inander liegenden F al tenschuppen gebildet worden sind.

    O b die b r e t o n i s c h e F a l t u n g , deren marsische Phase in der benachbarten E lsper M ulde und bei W arstein im O bers ten O berdevon erhebliche orogene Diskordanzen hervorgeru fen hat, im Ramsbecker Gebiet w irksam gewesen ist, läß t sich noch nicht erkennen. W ahrscheinlich h a t sich aber auch diese Faltung an der Um- und W eite rb ildung der Ramsbecker Tektonik beteiligt. Vielleicht g eh ö r t der bretonischen Faltung die Ausbildung der S c h u b k l ü f t u n g an, einer senkrecht zur ersten (flach südlich e in fa llenden) Schieferung stehenden, meist steil nördlich einfallenden zweiten Schieferung, die im Bereich der Altern Tonschiefer sehr s ta rk entwickelt ist, aber auch in den Jüngern Tonschiefern o f t noch hervortr it t .

    Die E m porw ölbung des O s tsa u er lä n d er Hauptsa tte ls g eh ö r t de r v a r i s t i s c h e n H a u p t f a l t u n g des S auer landes an, die oberkarbonisch ist. Sie ha t für das Ramsbecker G ebie t n u r die Bedeutung einer nachträglichen zweiten Faltung . Die G a n g s p a l t e n und i h r e E r z e sind se lbst leicht gefa lte t , also ä l t e r als die varistische Faltung , vermutlich auch ä l ter als die

  • bretonische. Es ist zu hoffen , daß durch eingehende gefügekundliche U nte rsuchungen eine weitere Klärung der A ltersbeziehungen der Q angspa lten - u nd E rz bildung zu den verschiedenen sp ä te m F a l tu n g s vorgängen erfo lgen w ird . Vorläufig kann m an mit Sicherheit n u r sagen, daß die E rzgänge von Ramsbeck nach der M itteldevon- und vor der karbonischen Faltung en ts tanden sind u nd daß sie nicht, wie bisher im allgemeinen angenom m en, karbonisches oder ga r noch jüngeres A lter haben.

    L a g e r u n g s V e r h ä l t n i s s e .

    Der G ebirgsbau des Ramsbecker Erzbezirkes wird von s t a r k ü b e r k i p p t e n , l i e g e n d e n I s o k l i n a l - f a l t e n beherrscht, die durch f lache Überschiebungen zerschnitten und in scheinbar m ehr oder weniger konkordant übere inande r liegende Schollen zerschuppt sind. Die scheinbare K onkordanz d ieser F a l ten schuppen ist d e ra r t au sgep räg t, daß man f rüher an eine rege lm äßige A ufe inanderfo lge vom b e rg männischen L iegenden zum H an g e n d en geg laub t hat, während in W irklichkeit eine vielfache W iederho lung von überkippten u nd nicht überk ippten F a l ten schenkeln vorliegt, wobei häuf ig m ehr oder weniger umfangreiche Teile der F a lten beim S chuppungs vorgang un te rd rück t w orden sind. Die Faltenbilder erinnern lebhaft an alpine Deckentektonik, u n te r scheiden sich aber von d ieser g rundsätz l ich dadurch, daß die einzelnen Faltenschuppen in ihrem W u rz e l gebiet geblieben sind. Es he rrsch t also eine gebundene und keine freie Überschiebungstektonik.

    Die gefalteten Sedimente bes tehen aus einer m ächtigen Tonschieferfolge, de r die aus einer W echse l lagerung sandiger und to n ig er G esteine aufgebauten Ramsbecker Schichten mit e tw a 250 m Mächtigkeit eingelagert sind. Innerhalb der Ramsbecker Schichten besteht ein rd. 100 m m ächtiger H o rizo n t aus dick- bankigen bis massigen Quarziten . Es erscheint au s geschlossen, daß diese Sedimente, im besondern der Quarzit, bei de r F a l tung bereits völlig verfest ig t waren. Die paketweise übere inande r liegenden Iso- klinalfalten sind n u r vers tändlich u n te r der Annahme, daß zur Zeit ihrer B ildung die ganze G esteinfolge noch weitgehend beweglich gew esen ist. A nderseits muß schon in f rühen Abschnitten der F a l tung die Diagenese zur völligen V erfes t igung der Sedimente geführt haben, weil die F a l tu n g in ihrem sp ä te m Verlauf weitgehend mit Überschiebungs-, S chuppungs und Z erscherungsvorgängen verbunden gew esen ist. Gleichzeitig mit diesen V orgängen erfo lg te o ffenbar die Schieferung der sch ieferungsfäh igen Gesteine , also der Tonschiefer, die d e ra r t au sg ep räg t ist, daß sich die ursprüngliche Schichtung n u r dann erkennen läßt, wenn durch feinsandige E in lagerungen eine Bänderung hervorgerufen wird. Die Verw ischung der Schichtung ist meist so stark, daß se lbst e rfah rene Geologen wie D e n c k m a n n die Schieferung völlig verkannt und mit der Schichtung verw echselt haben.

    Folgende Abschnitte lassen sich bei de r ersten (mitteldevonischen) F a l tung e rkennen :

    1. Bildung der isoklinalen Sonderfa lten .

    2. Bildung g roßer , f lacher Überschiebungen, an nähernd gleichzeitig mit dem A ufreißen zahlreicher von N - S bis N W - S O ver lau fender Q u e r störungen, auf denen im wesentlichen waagrechte Blattverschiebungen s ta t tg e fu n d e n haben.

    3. Ein erneutes Aufreißen der al tern Spalten und ihre V erbindung durch neue, vermutlich in einer Z errungsphase , führte zur Öffnung der G a n g s p a l t e n , die in ih rer Anlage aufs engs te m it der Überschiebungstektonik in Z usam m enhang stehen. Dabei sind sie aber nicht e tw a an die Überschiebungen selbst gebunden, obgleich sie ihnen s te llen weise folgen. O f t setzen die G änge vielmehr spitzwinklig durch die einzelnen Schuppen hindurch und bilden dann V erbindungsspalten zwischen den einzelnen Überschiebungen. Die Überschiebungsvorgänge selbst sind vor, der G angspa ltenb ildung im wesentlichen abgeschlossen gewesen, w as d a r aus hervorgeht, daß die G änge oftm als im Streichen ohne S törung in andere Querschollen h ineinsetzen, die infolge der al tern Ü berschiebungsund Schollentektonik eine ganz andere Stellung einnehmen.

    4. Vor Abschluß der G angausfü l lung rissen von neuem Überschiebungsflächen auf, die f lacher ein fallen als die altern Überschiebungen und daher »Flache« genann t werden. Sie sind mit den Deckelklüften des Siegerlandes verwandt.

    Die jüngern , durch die oberdevonischen und k a r bonischen F altungsvorgänge bedingten S törungen sind verhä ltn ism äßig geringfügig , obgleich zahlreiche Verw erfungen der verschiedensten Art vorhanden sind, die auch die E rzgänge durchsetzen und häufig ver schieben. Örtlich ist es auch zu e iner geringfügigen W iederbe lebung der al tern Überschiebungen und der Flachen gekom men, außerdem mögen einzelne S törungen d ieser A rt neu en ts tanden sein. Daß d e r artige nachträgliche F altungs- u nd Überschiebungsvo rgänge s ta t tge funden haben, erg ib t sich aus einer vielfach zu beobachtenden W ellung der Schieferung, m ancher flachen Überschiebungen und der E rzgänge selbst sowie aus der gelegentlichen S c h w e i f b i l d u n g von Erzen auf Flachen.

    U nbedeu tend ist die postvaristische Tektonik. Es gib t einige Z errungssp rünge , die mit jungen G la s u r erzen erfü ll t s ind ; g rößere Verwürfe haben aber auf diesen S törungen nicht s ta ttge funden . Vermutlich hande lt es sich zumeist um spä tere Bewegungen auf alten Blattverschiebungen.

    D e r t e k t o n i s c h e A u f b a u im e i n z e l n e n .

    Im H au p tg an g g eb ie t lassen sich in dem zur Zeit aufgeschlossenen G rubengebäude überall drei g rößere S onderfa lten erkennen, die als Schuppen vom Liegenden (N orden ) nach dem H angenden (Süden) wie fo lg t au fe inande r l iegen :

    M ulde 1Sattel I (Bastenberg- bzw. D örnbergsa tte l)M ulde 2Sattel II (W illibaldsattel)M ulde 3 Sattel III.

    Es kann hier keine Beschreibung der einzelnen G rubengebiete gegeben werden, weil die überaus ve r wickelten Profile von Scholle zu Scholle, o f t schon auf w enige 100 m s ta rk wechseln. An H a n d von zwei Beispielen sei lediglich ein Eindruck von dem Bauschema der Ramsbecker F altenschuppen vermittelt.

    Am einfachsten liegen die V erhältn isse am B a s t e n b e r g westlich von Ramsbeck. D as s ta rk ve r einfachte Profil in Abb. 3 ist u n te r Z ug runde legung

  • 394 G l ü c k a u f Nr. 18

    der Aufschlüsse übertage, im H aup tquersch lag des Nagelmackerstollens und in den zahlreichen darüber liegenden alten Bauen auf dem B astenberggang g e zeichnet worden. Am N ordfuß des Bastenberges stehen zunächst die Jüngern Tonschiefer an, die auch im hintern Teil des N agelmackerstollens aufgeschlos sen sind. Diese Schiefer werden vom Quarzit- T onschiefer-Horizont ( rtq ) , also den nächstältern Schichten, überlagert. Sie sind mithin überkippt, und zwar, da ihr Einfallen durchschnittlich 2 0 - 3 0 ° beträgt, um 1 5 0 -1 6 0 ° . Die rtq-Schithten am N ordhang des Bastenberges bilden also den überkippten H angendflügel einer Mulde (Mulde 1). Im H angenden der rtq-Schichten folgen ältere Ramsbecker Schichten, rt, rc und rg, infolge von Zerschuppung aber nur in Resten, als scheinbar norm ales H angendes des rtq- H orizontes. Dieser überkippte F lügel der M ulde 1 wird abgeschnitten von der n ö r d l i c h e n B a s t e n b e r g e r H a u p t ü b e r s c h i e b u n g , der oberhalb des Nagelmackerstollens der Bastenberggang folgt. Im H angenden der Überschiebung s teht über- und u n te r tage H aup tquarz it (rq) an, der auch den Gipfelzug des Bastenberges bildet. An der Südflanke des Berges und in verschiedenen Stollenaufschlüssen wird der Q uarzit im H angenden unges tö r t oder wenig ver- schuppt vom G rauw ackenschiefer-Horizont ( rg) n o r mal überlagert. Der südliche Teil der Q uarz i t scholle ist daher der H angendflügel eines Sattels ( S a t t e l I). D er Liegendflügel dieses Sattels stellt zugleich den überkippten H angendflügel der Mulde 1 dar, ist also ein liegender Sattel. Von der nördlichen Bastenberger H auptüberschiebung ist der Liegendschenkel des Sattels I teilweise un terdrückt w orden ; es fehlen Teile des Quarzits, der Grauwackenschiefer und der Crinoidenschiefer. Da die liegenden und hangenden Faltenschenkel annähernd parallel gerich te t sind und flaches, südliches Einfallen (abgesehen von den selten aufgeschlossenen Faltenköpfen) die Regel bildet, kann man schwer erkennen, welche Teile der mächtigen Quarzitmasse des nördlichen Bastenberges bereits dem überkippten Liegendflügel des Sattels I angehören. Die G rubenaufschlüsse zeigen aber, daß der Quarzit in sich nicht einheitlich au f gebau t ist, sondern daß er von m ehreren kleinern

    t 2

    t2 Jüngere Tonschiefer, t l r rauhe Einlagerungen in t l , rtq Quarzit-Tonschiefer- Horizont, rc + rt Tonschiefer und Crinoidenschiefer, rg Grauwackenschiefer-

    Horizont, rq Hauptquarzit, t l Ältere Tonschiefer.

    Abb. 3. Schematische Darstellung der Mulden 1-3, der Sättel I - I I I und der Hauptüberschiebungen des östlichen Bastenberges

    (Profillinie A -B in Abb. 1).

    Überschiebungen durchse tzt wird. Parallel zu den H auptüberschiebungen sind also die einzelnen Sattelund Muldenschenkel in sich noch m ehr oder weniger stark zerschert.

    Die zwischen dem nördlichen u nd dem südlichen Kamm des Bastenbergmassivs im Streichen der Schichten verlaufende Talsenke fo lg t e iner neuen über kippten Mulde, die ein Spiegelbild der M ulde 1 ist, ihre A usdehnung aber im allgemeinen nicht erreicht. Der norm ale Liegendflügel d ieser M ulde ist der H angendflügel des Sattels I am S üdhang des nörd lichen Bastenberges, im Profil der Abb. 3 aus rg- Schichten bestehend. D arüber liegen w eiter westlich (Abb. 2) als Kern der M ulde Crinoiden- und Tonschiefer der Ramsbecker Schichten (rc u nd rt), die überkippt von Grauw ackenschiefern ( rg ) und Resten von H aup tquarz it ( rq ) ü ber lager t w erden. Diese überkippten Schichten bilden den H angendflügel der M u l d e 2, also zugleich den Liegendflügel des Sattels II. Auch dieser Faltenschenkel ist durch Überschiebungen stark zerschert und nur in geringen Schubfetzen erha lten geblieben. D er flache, normal liegende H angendflügel des S a t t e l s II wird am Südrand der Senke zwischen den beiden Bastenbergkämmen hauptsächlich von rg-Schichten gebildet, über denen noch Reste von jüngern Schichten als Kern einer M u l d e 3 auftreten . D er überkippte H angendflügel der M ulde 3 ist ganz an einer s ü d l i c h e n B a s t e n b e r g e r H a u p t ü b e r s c h i e b u n g unterdrückt, an der Ältere Tonschiefer weit v o rg ep reß t wurden; diese gehören dem S a t t e l III an, der das südliche Bastenbergmassiv aufbaut.

    Der geschilderte F a l t e n - u n d Ü b e r s c h i e b u n g s b a u stim m t im ganzen B astenberggebie t un d ebenso östlich von Ramsbeck im Bereich der G ruben Willibald, Aurora, P lu to und Juno grundsätz lich überein. Im einzelnen bestehen aber die m annigfalt igsten Abweichungen, die vor allem durch den verschiedenen G rad der U nterd rückung der einzelnen Faltenschenkel und durch verschieden weiten Vorschub der einzelnen Schubfetzen bedingt sind. Es ist klar, daß bei der flachen Lagerung schon sehr ger inge Unterschiede dieser Art in den einzelnen durch Blattverschiebungen bei der F a ltung en ts tandenen Querschollen

    neben- und übere inander die g röß ten Verschiedenheiten hervorrufen mußten. M an s ie h t dies am besten an einem L ängsprof i l (Abb. 4). Dieses zeigt deutlich, daß die einzelnen Faltente ile deckschollenartig übere inander liegen und daß sie vielfach im Streichen ebenso geneigt oder gewellt sind wie die Überschiebungen. D araus erg ib t sich, daß die Überschiebungen innerhalb derselben Scholle bisweilen über verschiedene Horizonte hinweggehen. W enn man dies berücksichtigt und ferner bedenkt, daß die Schichten selbst im Einfallen verschieden geneigt sind, so ents tehen beim w aagrechten Vorschub einzelner Faltenschollen an den Blattverschiebungen Bilder, die zunächst an g ro ß e Verwürfe erinnern. In W irklichkeit ist aber diese g ro ß e Uneinheitl ichkeit bei den einzelnen Schollen im wesentlichen auf

  • l . Ma i 1937 G l ü c k a u f 395

    die H o r i z o n t a l v e r s c h i e b u n g d e r g e n e i g t e n F a l t e n s c h o l l e n u n d e i n v e r s c h i e d e n w e i t e s V o r s t o ß e n der überschobenen F altenschuppen zu rückzuführen.

    Oörnberp ¡Sfüppe/ U ü /sb e rg

    £/pefa/

    Juno-S to rung

    IVe/cttmonst

    Abb. 4. Längsprofil durch die östlichen Ramsbecker Grubenreviere (Linien E - F in Abb. 1 und G - H in Abb. 5).

    Der tektonische Bau des östlichen G rubengebietes sei an einem Beispiel aus dem D ö r n b e r g g e b i e t kurz erläutert (Abb. 5). Z u g ru n d e ge leg t ist ein Schnitt durch den Rieser Q uersch lag und den von ihm aus abgeteuften Blindschacht. Am N o rd h a n g des D örn- berges treten allenthalben Jünge re T onschiefer in d e r selben tektonischen Stellung auf wie am Bastenberg. Sie werden von Ram sbecker Schichten in überk ipp ter Reihenfolge überlagert, wie man in zahlreichen Grubenaufschlüssen beobachten kann, z. B. im H a b e r stollen. Die überkippte Schichtenfolge g e h ö r t also dem Hangendflügel de r M u l d e 1 an. Im Crinoidenschiefer dieses überkippten M uldenflügels liegt der A u ro ra gang.

    *700

    .*000

    *soo

    zerschert, bisweilen, z. B. unm itte lbar über dem Eickhoffstollen, völlig unterdrückt. Im H angenden der Mulde 2 fo lg t eine zweite schmale Q uarzitschuppe. Da sie von rg-Schichten norm al über lager t wird, ent-

    ONO spricht sie dem H angendflügel des S a t t e l s II. An die liegende Überschiebungsgrenze ist der W ill ibaldgang gebunden ; der Sattel II w ird daher auch als W i l l i b a l d s a t t e l bezeichnet.

    Sehr viel vo lls tändiger als die M ulde 2 und die beiden Sättel I und II ist die M u l d e 3 im vorliegenden Profil e rh a l ten. Vom Rieser Q uersch lag ist sie du rchö r te r t worden, wobei man von N orden nach Süden

    fo lgende Schichtenfolge angetro ffen h a t : r q - r g - r c — r t - r t q - t 2 - r t - r c - r g . Im M uldenkern erscheinen also Jüngere Tonschiefer, von denen aber übertage ebenso wie von den rtq-Schichten nichts zu beob achten ist; sie sind d o r t durch Überschiebungen u n te r drückt. Am überkippten H angendflügel der M ulde 3 fehlt der Quarzit. Über die rg-Schichten dieses F lügels sind im Rieser Q uersch lag unm itte lbar Ältere T o n schiefer des S a t t e l s III aufgeschoben worden.

    D ie E r z g ä n g e .

    Die H aup tgänge , die zum »Liegendzug« zusam m eng e fa ß t werden, liegen in den Ramsbecker Schichten. B auwürdig sind sie im allgemeinen n u r innerhalb

    rauher Gesteinfolgen. Dem »Hangendzug« gehören d a g egen eine Reihe kleinerer G änge (R ieser Zug, Gottes- gaber G ang usw.) im Süden des H aupte rzgeb ie tes an, die in rauhen E in lagerungen der Altern Tonschiefer im Kern des O s tsauer länder H a u p t sa tte ls auf setzen.*300

    *300

    *700

    L -700Abb. 5. Querprofil durch den Dörnberg (Rieser Querschlag;

    Linien C - D in Abb. 1 und J - K in Abb. 4).

    Im H angenden d e r überk ipp ten Schichtenfolge der Mulde 1 fo lg t als schm aler Schubfetzen eine Quarzitscholle. Da in ihrem H an g e n d en und Liegenden jüngere Schichten auf tre ten , m uß der Q uarz i t einem Sattel entsprechen, der durch den Überschiebungs- vorgang g röß ten te ils u n te rd rü ck t w orden ist. Es handelt sich um den S a t t e l I, auch D ö r n b e r g s a t te l nach dem in ihm aufse tzenden D ö rn b e rg g a n g genannt. Über dem Q uarz i t d ieses S atte ls liegen ver schiedentlich Reste d e r rg- u n d rc-H orizon te , örtlich, z- B. im Rieser Blindschacht, in W iede rho lung . Dann tritt der rc -H orizon t zwischen rg-Schichten auf, w o durch deutlich eine m uldenfö rm ige L age rung angezeigt wird. Diese M u l d e 2 ist wie d e r Sattel I ä u ß e r s t s tark

    Die wichtigsten G änge des B a s t e n b e r g m a s s i v s sind der A lexandergang im W esten und der Bastenberggang im Osten. Beide liegen in ähnlicher tek tonischer S tellung im ü b e r kippten H angendflüge l derM ulde 1 und fo lgen zum Teil der Überschiebung an derG renze von der M ulde 1 zum Sattel 1.

    Im D ö r n b e r g - A u r o r a - G e b i e t (östlich vonRamsbeck) sind vor allem 4 G änge bedeu tsam : der A uroragang , das 2. H an g e n d e T rum , der D örnberg- und der W illibaldgang . D er A u ro rag an g t r i t t im Liegenden auf und ist an den überkippten H a n g e n d flügel d e r M ulde 1 gebunden ; meist h a t er C rino idenschiefer zum N ebengestein. Im H angenden fo lg t das e tw as absätzige 2. H angende T rum , alsdann der e tw a in 3 km streichender Länge untersuchte D örn b e rg g a n g , de r sich an die Q uarz i tschuppe des D örnbe rgsa t te ls (Satte l I) an leg t u nd te ilweise seinen Überschiebungsflächen folgt, zum Teil ihn aber auch spitzwinklig durchsetzt. Im Süden f indet sich der W illibaldgang , d e r n u r in den obern T eufen bekannt

  • 396 G l ü c k a u f Nr. 18

    is t; er fo lg t im wesentlichen der Überschiebung im Liegenden des Q uarzits des Sattels II (W illibald sattels) . Im Osten setzt in ähnlicher Stellung wie der Auroragang , aber anscheinend noch e twas weiter im Liegenden der P lu togang auf.

    Das E i n f a l l e n der G änge ist meist e twas flacher als das der Schichten. Die Folge davon ist, daß sie häufig im N orden in tektonisch tiefern Faltenteilen aufsetzen als im Süden, also von einer Faltenscholle in die im H angenden fo lgende Schuppe übertreten , wobei sie vielfach auf g rößere Ers treckung in die G renzüberschiebung einlenken.

    Die G änge werden von S t ö r u n g e n der ver schiedensten Art in g ro ß e r Zahl durchsetzt. Beträchtliche Verwürfe sind aber selten. Nur die F l a c h e n haben häufiger stärkere Verschiebungen hervorgerufen, wobei die hangende Scholle nach N ordosten vorbewegt w orden ist.

    Die A u s f ü l l u n g d e r E r z g ä n g e ha t in mehreren Altersfolgen s ta ttgefunden. In der ers ten w urde zu nächst Q uarz abgesetzt, dann folgten E isenspat, Pyrit und Arsenkies mit Quarz. Die sich bald anschließende H a u p t b i l d u n g s z e i t brachte zunächst Quarz, Zinkblende und Kupferkies, zuletzt vorwiegend Q uarz und silberhaltigen Bleiglanz. Die Abscheidung der Blende begann vor der Bildung der Flachen, hielt aber zu sammen mit der Bleiglanzzufuhr noch nach der ersten Anlage der Flachen an.

    Jünger als die F a ltung sind Nickel- und Antim onerze, die an einigen Stellen auf jüngern V erw erfungsspalten auftreten . Glasurbleierze, die auf derartigen jüngern Spalten beobachtet werden, dürften durch U m lagerung älterer Bleierze en ts tanden sein.

    Ein g ro ß e r Teil der E rzgänge ist tektonisch mehr oder weniger stark beansprucht worden. Am meisten tr i t t dies naturgem äß bei den altern Mineralien in Erscheinung, aber auch bei den Bleizinkerzen der H auptbildungszeit . Dichte Erze haben weite Verbreitung. P rim äre Teufenunterschiede sind bisher nicht zu erkennen. Die einzelnen G änge zeigen in ihrer Ausbildung starke Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Nebengesteins. Dam it mag teilweise auch die e twas verschiedene M ineralzusam m ensetzung der ein zelnen G änge in Zusam m enhang stehen. So ist z. B. der vorwiegend in rauhen Schiefern auftretende

    A uroragang weit reicher an Bleiglanz als die hangen den G änge, welche die Nähe des Q uarzits bevorzugen.

    G egenstand des Bergbaus sind ausschließlich Bleiglanz und Blende, die in e iner neuzeitlichen Aufbere itungsanlage f lo tiert w erden. Eine eingehende Darste llung der Betriebsverhältnisse h a t kürzlich H e r b s t gegeben, auf die hier verwiesen werden kann.

    Z u s a m m e n f a s s u n g .

    Nach einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung der geologischen E rkenn tn isse über das Ramsbecker Erzgebiet werden die G rundlagen der S tra tig raphie und Tektonik auf G ru n d neuer Forschungen kurz besprochen. D aran schließt sich die E rläu te rung der überaus verwickelten Überschiebungsund Schuppungstechnik und d e r durch sie bedingten A nordnung der Blei-Zinkerzgänge an H an d einzelner Beispiele. Den Schluß bilden einige zusammenfassende Angaben über die Ausfüllung der Erzgänge.

    W i c h t i g s t e s S c h r i f t t u m .B o r n h a r d t : Die Gangverhältnisse des Siegerlandes, Arch.

    Lagerstättenforsch. 1910, H. 2 und 1912, H. 8. D e n c k m a n n : Über das Nebengestein der Ramsbecker Erz

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    E i c k h o f f : Der Bastenberger Gangzug bei Ramsbeck in Westfalen und sein Nebengestein, Z. prakt. Geol. 18 (1910) S. 269.

    H a b e r : Der Blei- und Zinkbergbau bei Ramsbeck im Bergrevier Brilon unter besonderer Berücksichtigung der geologischen und mineralogischen Verhältnisse der Erzlagerstätten, Z. Berg-, Hütt.-u. Sal.-Wes. 42 (1894) S. 77.

    H e r b s t : Der Ramsbecker Bergbau. Entwicklung und Aussichten unter Berücksichtigung der natürlichen Grundlagen des Bergbaus. Dissertation, Clausthal 1931.

    P a e c k e l m a n n : Die Bruchhauser Steine bei Brilon in Westfalen und das Problem der Ramsbecker Erzgänge, Z. prakt. Geol. 40 (1932) S. 129.

    P a e c k e l m a n n : Die Grundzüge der Tektonik des östlichen Sauerlandes, Jb. preuß. geol. Landesanst. 54 (1933) S. 217.

    S c h mi d t , W. E.: Über das Nebengestein der Ramsbecker Gänge, Sitzungsber. preuß. geol. Landesanst. 5 (1930) S. 47.

    Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe sowie der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont, 1890.

    Die Berufsausbildung der Bergleute untertage.Von F. S e n f t , Hamborn.

    Zahlreiche E rö r te rungen in Zeitschriften und Zeitungen beschäftigen sich heute m ehr als je mit der Verwirklichung einer w ahren Betr iebsgem ein schaft. Sie suchen W ege aufzuzeigen, die dem arbeitenden Menschen F reude an seinem Beruf geben und ihm die Arbeit zum w ertvollsten und u n en tb eh r lichen Lebensinhalt machen sollen. Dabei wird aber ein wesentlicher G esich tspunkt vielfach übersehen. D er Mensch — sei er Kopf- oder H anda rbe ite r — f indet nu r dann volle Befriedigung in seiner Arbeit, w enn er sie von G ru n d aus beherrscht. W e r den A uf gaben, die sein Beruf ihm stellt, nicht gewachsen ist, w ird immer mit U n lus t an sein Tagew erk gehen. A nderseits lassen sich zahlreiche Beispiele dafü r a n führen , daß die aus dem Können und dem Erfo lg erwachsende Schaffensfreude selbst durch die U n

    zulänglichkeit de r äuße rn B ed ingungen nicht so leicht erdrückt w erden k a n n 1. D arau s erg ib t sich, daß zur Erzie lung der B e tr iebsgem einschaft auch eine gründliche B erufsausb ildung erforderl ich ist, die somit nicht nu r aus wirtschaftlichen Rücksichten, sondern ebenso um des genann ten Zieles willen zu den wichtigsten G egenw ar tsau fgaben der Betriebe gehört.

    Allgemeine Gesichtspunkte.D er G edanke der B eru fse rz iehung ist durch die

    E rö r te ru n g in der b reiten Öffentlichkeit in den letzten Jah ren nicht nu r in im m er w eitere Kreise getragen, sondern auch inhaltlich erheblich vertief t worden. Man weiß sehr wohl, daß sich eine H öchstle is tung des

    1 D er Anteil, den eine g e re ch te En t lo hn u ng , die sonst ige Anerkennung d e r Leis tung, die A usgesta l tun g d es A rbeitsp la tzes usw . an der Erhaltung d e r A rbeitsfreude h aben , b rau c h t d a ru m nicht u n te rschätz t zu werden.

  • l . Ma i 1937 G l ü c k a u f 397

    ganzen Volkes n u r erreichen läßt, wenn nach M ö g lichkeit je d er V olksgenosse an eine Arbeit ges tel lt wird, zu der e r sich — nach dem tiefs ten Sinne des Wortes »Beruf« — tatsächlich berufen fühlt. D arum ist man vie lenorts bes treb t , zum Zweck der B e r u f s - a u s le se besondere L ehrm aßnahm en (Probelehrze it , Einfachstschulung) durchzuführen , die ein zuver lässigeres Urteil über die E ignung des Jugendlichen gestatten als die psychotechnische E ignungsprü fung , die übrigens im Bergbau kaum Bedeutung er lang t hat. Man ist sich w eiter d a rü b e r klar, daß neben der Berufseignung auch die B erufsaussich ten berücksichtigt werden müssen, daß also zu den Aufgaben der Berufsberatung auch die B e r u f s l e n k u n g gehört, eine ausschauende Berufsp lanung , die fü r ein e rs t später zu erwartendes Bedürfn is rechtzeitig die nötigen Arbeitskräfte a u s b i ld e t1. Endlich fa ß t man den Begriff der beruflichen Schulung nicht mehr in demengern Sinne der b loßen fachlichen Ausbildung, die nur eine S te igerung der betrieblichen Leistung im Auge hat, sondern in dem weitern der B e r u f s -e r z i e h u n g , die — ohne die N otw end igke it besten fachlichen K önnens zu übersehen — den Menschenin seiner G esam the it e rfassen und ihn zu einercharaktervollen Persönlichkeit heranbilden will.

    Diese A uffassung der B erufserz iehung ist d u rch aus nicht neu ; vie lmehr h a t g e ra d e die A usbildung des bergmännischen N achwuchses dort, w o sie p la n mäßig durchgeführ t w orden ist, von A nfang an dem erziehlichen S tandpunk te w eitgehend Rechnung g e tragen. Der G ru n d fü r diese T a tsache liegt vor allem in der E igenart der bergbaulichen B e tr iebsverhält nisse, die es mit sich bringt, daß an die ch a rak te r lichen Eigenschaften des einzelnen besonders hohe Anforderungen ges te l l t w erden müssen. F e rn e r hat es sich als no tw endig erw iesen, die Jugendlichen stärker an den B ergbau zu fesseln u n d dam it der drohenden Ü beralterung der Belegschaften zu b e gegnen. Dazu g en ü g t abe r eine bloße B eru fsvorbere i tung nicht; der N achw uchs m uß auch nach der m ensch lichen Seite hin be treu t u nd bew u ß t zu G em einschaf ts geist und Berufsstolz erzogen werden. Schließlich darf man nicht außer acht lassen, daß die zum Teil sehr großzügigen E inrich tungen u nd M aßnahm en fü r die Nachwuchsschulung eine fre iwillige Leistung der Betriebe darste llen und som it beweisen, daß deren Führern ein hohes M aß von V erständnis fü r die Forderungen der Zeit innewohnt. Es vers teh t sich daher von selbst, daß diese von sozialem V erantwortungsbewußtsein erfü llten M änner nicht in erster Linie eine L e is tungss te ige rung durch besondere fachliche Schulung, sondern die E rz iehung zur Betriebsgemeinschaft ers treben.

    Die erste F o lg e ru n g aus d ieser fortschritt l ichen Einstellung w ar der Auf- und A usbau einer p lan mäßigen praktischen, schulischen und sportlichen Ausbildung ü b e r t a g e . M an kann die von manchen großen Betriebsgesellschaften in d ieser H insicht g e schaffenen Einrich tungen ohne Ü bertreibung als mustergültig bezeichnen, und es e rh ö h t noch ihren Wert, daß sie keinesw egs über einen Leisten g e schlagen sind, sondern je nach den örtlichen V erhäl t nissen und den E rfa h ru n g e n der le itenden M änner

    1 Der W idersp ruch , d e r sche in b ar zw ischen Berufsauslese und Berufslenkung besteht, is t in W irk lichke it n icht v o rh an d e n , d en n nu r selten hat ein gesunder M ensch eine so e inse it ige V eran lag u n g , d a ß e r lediglich für einen bestimmten Beruf b rau c h b a r ist.

    auf verschiedenen W egen dem gleichen Ziele zu streben. Freilich s teh t das A usbildungswesen ü b e r tage noch nicht überall auf gleicher Höhe. Immerhin besaßen am 1. April 1936 von 140 Schachtanlagen des Ruhrbezirks 118 Ausbildungseinrich tungen fü r den Nachwuchs, davon 94 A nlernw erkstä t ten und 24 An- lernecken.

    U ngünstige r liegen die D inge bei der Ausbildung u n t e r t a g e . Mit Nachdruck muß d arau f hingewiesen werden, daß e rs t mit der Verlegung in die G rube fü r den w erdenden B ergm ann die e i g e n t l i c h e b e r u f l i c h e A u s b i l d u n g beginnt. Die Tät igkei t in der An- le rnw erksta t t ist vo rbereitender N a tu r ; sie m uß an Nachhalt igkeit der W irkung beträchtlich verlieren, wenn die Berufserziehung nicht u n te r tag e p lanm äßig fo rtgese tz t wird. Aber selbst wo das der Fall ist, fehlen vielfach die V oraussetzungen, die den E rfo lg der Ausbildung u n te r tag e gewährleisten.

    Die G ründe fü r diesen unerw ünschten Zustand sind verschiedener Art. Der Betriebsbeamte ist durch seine V eran tw ortung fü r den F o r tg a n g der F ö rd e ru n g im allgemeinen so in Anspruch genom m en, daß dem gegenüber die A nforderungen der Ausbildung fü r ihn häufig s ta rk zurücktreten, zumal da e r von ihrer D urch füh rung einen Rückgang der Leistung befürchtet . Selbst wenn ein solcher zu Anfang eintreten sollte, m üßte doch jeder weitschauende Betriebsbeamte eine gu te Ausbildung seiner G efo lgschaf t nach Kräften fö rdern , schon weil sie ihm seine eigene Arbeit auf die D aue r erleichtert, denn daß der fachlich g u t vorbereitete Bergm ann bessere Arbeit leisten wird und gegen die U nfa llgefahren besser gew appnet ist als der unvorbereitete , s teht außer Zweifel. Die Ansicht, daß die H aue rtä t igke it nicht zu den angelernten , sondern im w ahrs ten Sinne des W o r te s zu den g e l e r n t e n Berufen zählt, h a t sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetz t. Der H au e r muß nicht nu r sein H a n d werk meistern, sondern auch den mit seiner Arbeit in g rö ß e rm U m fange verbundenen G efahren g e wachsen s e in ; zudem ändern sich sehr häufig die g e o logischen V erhältnisse seiner Arbeitsstelle (Auftreten von S prüngen und Überschiebungen, Veränderungen der Flözmächtigkeit, des Fall- u nd Streichwinkels der Lagers tä t te ) , so daß er bei seiner Tät igkei t immer w ieder ändern A nforderungen gegenübers teh t . Die organisa tor ische M ehrarbeit , die der durch den A usb ildungsplan g efo rder te häuf igere W echsel der A rbeitsplätze fü r den Betriebsbeamten mit sich bringt, darf nicht G ru n d fü r die A blehnung einer p lanm äßigen Ausbildung un te rtage sein. Es w äre kurzsichtig, eines gegenw ärtigen geringen Vorteils wegen die in der Z u kunft zu erw artenden Schwierigkeiten zu mißachten und die zu ihrer Abwehr nötigen M aßnahm en zu u n te r lassen. In d ieser Beziehung muß noch viel A ufk lä rungs arbeit geleis tet werden, u nd es w äre zu erw ägen , ob nicht in den Bergschulen durch eine ausgiebige B ehand lung der A usbildungsfragen bei den künftigen Betr iebs beam ten eine tiefere E insicht in Sinn und Zweck der Ausbildung erreicht und dam it der W ille zu f re u d ig e r M itarbeit gew eckt werden könnte. F ü r die B e tr iebs gem einschaft w ürde dadurch m indestens ebensoviel gew onnen wie durch bloße Besprechungen über M enschenführung , die neuerd ings zu den Stoffgebieten des B ergschulunterrich tes gehören.

    Letzten E ndes ha t auch auf dem Gebiete des A u s b ildungsw esens der F üh re r des Betriebes die V eran tw o r tu n g zu tragen. W enn er durch gelegentlichen

  • 398 G l ü c k a u f Nr. 18

    Besuch des Unterr ichts, durch seine Anwesenheit bei den A bschlußprüfungen, besonders aber durch sein ta tk räf t iges E in tre ten fü r die praktische Ausbildung un te rtage zeigt, daß er Verständnis fü r ihren W e r t hat, dann werden auch die Betriebsbeamten eher geneigt sein, das Ausbildungswesen zu unterstü tzen. Vor allem sollte der F ü h re r des Betriebes keinen ungeeigneten Beamten als U nterr ichts le iter einsetzen, nur weil er im Betriebe nicht mehr zu verwenden ist. E r muß vielmehr fü r diese wichtige Aufgabe eine P ersön lich keit zu gewinnen suchen, die, in voller M anneskraf t stehend, mit gründlicher Fachkenntnis erzieherische Veranlagung, unterrichtliches Geschick sowie E r fah rungen in der M enschenführung verbindet und nach ihrer ganzen innern G ru ndha l tung der ve ra n t wortungsvollen Aufgabe gewachsen ist. Manchem mögen diese A nforderungen übertr ieben erscheinen. Dam it wird aber nur die alte E rfah rung bestät igt, daß Arbeitsleistungen, die man nicht aus eigener Ausübung kennt, zu g e r i n g b e w e r t e t w e r d e n . Dies g il t im besondern hinsichtlich solcher Berufe, deren A rbeits e rfo lg nicht sofort sichtbar in Erscheinung t r i t t und daher nicht nach üblichen M aßen erm itte lt w erden kann. Es ist menschlich verständlich, aber kein Zeichen von Weitblick, wenn der M ann der praktischen Arbeit die unterrichtliche Tätigkeit un te rschätz t oder g a r g e r ing achtet. H ier ist nicht der Ort, im einzelnen nach zuweisen, welche Arbeitsleis tung der Beruf des U n te r richtsleiters — und das g il t selbstverständlich auch fü r den Lehrer an der Bergberufsschule — verlangt. Aber die falsche E instellung zur U nterr ich tsarbei t und ihre U nterschätzung sind Hem m nisse fü r den Ausbau der bergm ännischen Berufsausbildung, so daß sie doch in diesem Zusam m enhang erw ähn t werden müssen.

    W e r als F ü h re r eines Betriebes die F ö rde rung des Ausbildungswesens erstrebt, wird die U nterr ichts le iter ebenso wie die Leiter der Anlernw erkstä tten aus seinen tüchtigsten Betriebsbeamten wählen. Es ist eine F o rd e rung der Gerechtigkeit, daß diese Beamten dadurch nicht auf ein totes Geleise geschoben werden, sondern daß man ihnen Aufstiegsmöglichkeiten gibt, die ihnen das gleiche F ortkom m en gewährleisten , als w enn sie im Betriebe geblieben wären.

    Manchem Führer, der an sich den F o rderungen nach einer planmäßigen Schulung un te rtage volles Verständnis en tgegenbringt, fehlen ausreichende Kenntnisse des W eges , den die Ausbildung un te rtage gehen muß, und der Mittel, mit denen der E rfo lg g e sichert werden kann. Die Veröffentlichungen, die sich mit A usbildungsfragen beschäftigen, erschöpfen sich meist in allgemeinen E rö r te rungen und lassen g re if bare Vorschläge vermissen, wie die Ausbildung u n te r tage in der P rax is zu ges ta l ten ist. W enn nachstehend in dieser Richtung einige A nregungen gegeben werden, so wird dam it nicht der Anspruch erhoben, daß der vorgeschlagene W e g der einzig richtige sei. Es kann sich also nicht um ein allgemein gült iges Schema handeln ; w as sich auf der einen Schachtanlage b e w äh r t hat, w ird auf der ändern den abweichenden Verhältnissen entsprechend in dem einen oder ändern Punkte g eänder t w erden müssen. Der im folgenden um rissene A usbildungsgang wird bereits bei einigen Betrieben des Ruhrbezirks durchgeführt und ha t sich h ier bes tens bewährt. D arum dürften die aus der E rfa h ru n g hervorgegangenen Vorschläge manchen Z echenverw altungen erw ünsch t sein, weil sie Umwege und M ißerfo lge e rsparen können.

    Vorschläge für den Ausbildungsgang untertage.

    D ie G r u p p e d e r S c h l e p p e r .

    Vielfach werden die 1 6 jä h r ig en B erg jung leu te aus der A nlernw erksta t t auf die einzelnen Steigerreviere verteilt, wo sie im F örde rbe tr ieb o d e r an sonstigen Arbeitsstellen se lbständig arbeiten müssen. Die E r fah rung ha t aber gezeigt, daß dadurch eine allseitige Ausbildung der angehenden Bergleute nicht sicherges tel lt wird. Im besondern h a t es sich nicht bewährt, daß die in die G rube verlegten B erg jung leu te meist so fo rt in der F ö rd e ru n g beschäft ig t werden. Nur wenige sind den hohen A nfo rderungen gewachsen, die Lust und Liebe zum B ergm annsberu f wird vielfach beeinträchtig t und die U nfallm öglichkeit gerade bei den Jugendlichen verstärkt. A ngesichts dieser Nachteile w erden die Jugendlichen zweckmäßig einzeln oder zu zweien einem erfahrenen Z im m erhauer beigegeben, der sie vier bis sechs M onate h indurch g u t anlernt und mit dem G rubenbetr ieb und seinen G efahren vert r a u t macht.

    Abb. 1. Die erste Schicht untertage.

    Zur D urch füh rung dieser M aßnahm e ist erforderlich:

    1. D ie A u s w a h l d e r A r b e i t s p l ä t z e in den e i n z e l n e n S t e i g e r a b t e i l u n g e n . Als angemessen und dem Zweck der A usbildung förderl ich erscheint die Beschäftigung als H ilfsm ann beim Zimmerhauer, Revierschlosser, M aure r sowie bei Raub- und Senk- kam eradschaften . Dagegen scheiden g rößere Umbauarbeiten, die B eförderung schw erer Teile sowie Arbeiten an nassen und gefährlichen Stellen aus. Zur Bereits tel lung einer m öglichst g ro ß en Anzahl von Arbeitsplätzen fü r B e rg jung leu te sind alle hierfür in F rage kom m enden Arbeiten, soweit die betrieblichen Verhältn isse es zulassen, in der F ö r d e r s c h i c h t zu verrichten.

    2. D ie A u s w a h l g e e i g n e t e r L e h r m e i s t e r . Befähigt sind e r fah rene Zim m erhauer, bei deren Ausw ahl neben beruflicher Tüchtigkei t die charakterliche E ignung besonders zu beachten ist. N ur Leute mit der richtigen E inste llung zur Arbeit, zum W erk , zu Vorgesetz ten und M itarbeitern eignen sich als Lehrmeister der Jugendlichen.

    3. D ie V o r b e r e i t u n g d e r L e h r m e i s t e r ( Z i m m e r h a u e r ) a u f i h r e A u f g a b e . Vor Beginn der

  • 1. Mai 1937 Q l ü c

    Ausbildung w erden die in Aussicht genom m enen Lehrmeister durch den U n terr ich ts le i te r in 2 D oppe l stunden mit ihrem neuen Pflichtenkreise bekannt gemacht. Hierbei hande lt es sich vor allem darum , daß die Lehrm eiste r von der B edeutung ihrer T ä t ig keit für die E rz iehung des N achwuchses überzeugt werden und ihre Obliegenheiten u n te r diesem G e sichtspunkte sehen lernen. Alle in der P rax is v o r kommenden E inzelfragen e ingehend zu behandeln , ist nicht mehr erforderl ich , da die L ehrm eiste r in f rü h e m Ausbildungslehrgängen mit den Arbeiten un tertage vertraut gew orden sind. G leichwohl em pfiehlt es sich, ihnen ein M e r k b l a t t in die H a n d zu geben, etwa in der nachstehenden, bei einer B e rgbaugruppe des R u h r bezirks e ingeführten Form.

    A u f g a b e n des L e h r m e i s t e r s bei der A n l e r n u n g d e r B e r g j u n g l e u t e u n t e r t a g e .

    Der Lehrmeister hat die Aufgabe, die praktische Ausbildung der ihm zugewiesenen Bergjungleute untertage zu leiten, sie zu brauchbaren Mitarbeitern heranzubilden, sie insonderheit über die im Grubenbetrieb auftretenden Gefahren und deren Bekämpfung eingehend zu unterrichten und zu guten Kameraden zu erziehen. Soll diese Aufgabe von Erfolg begleitet sein, so muß der Lehrmeister selbst praktisch und theoretisch auf der Höhe, in seinem Handeln vorbildlich, in seinem Urteil peinlich gerecht und von kameradschaftlichem Geiste erfüllt sein. Mit diesen Kenntnissen und Eigenschaften wird es ihm unschwer gelingen, aus den ihm anvertrauten jungen Menschen pflicht- und mitverantwortungsbewußte Berufsgenossen zu machen, die Freude an ihrem Wirken haben und Befriedigung in ihrem Beruf finden1. Die Ausbildungstätigkeit der Lehrmeister erstreckt sich in der Hauptsache auf folgende Betriebspunkte und Arbeitsvorgänge.

    1. W a s c h k a u e : Kleider abschließen, Haken nicht unten hängen lassen, nicht rauchen, fremdes Eigentum achten, Gezähteile oder sonstige schwere Gegenstände nicht am Haken hochziehen.

    1 Vgl. das H eft -Einige L eb ensreg e ln fü r de in en Beruf«. D ieser H inw eis bezieht sich auf eine D ruckschrif t , d ie den H au e rn u nd O rtsä l tes ten in den Lehrgängen nach d e r B esp rec h u ng d es Inhal tes au sg eh ä n d ig t w ird , und die auf wenigen Seiten in k n ap p e n , k la ren M erksä tzen den W e rk s to n und

    ie M enschenführung b ehande lt . Sie g l ied e r t sich in fo lgend e A bschn itte : • Allgemeines, 2. Dein V erhal ten g e g e n ü b e r V o rg ese tz ten , 3. Dein Ver- a ten gegenüber de inen M ita rbeitern , 4. Dein V erh a l ten g e g e n ü b e r U n te r

    gebenen.

    Abb. 2. Der Bergjungmann lernt das fachmäßige Einbringen eines betriebssichern Ausbaus.

    k a u f 399

    2. L a m p e n s t u b e : Bei Empfang der Lampe prüfen, ob sie gut verschlossen ist und gut brennt, andernfalls sie zurückgeben, Lampe pfleglich behandeln.

    3. S e i l f a h r t : Nicht lärmen, nicht drängen, an jedem Montag mit sauberer Arbeitskleidung und ordentlichem, festem Schuhwerk zur Arbeit kommen, nicht die Ordnung stören, den Korb nicht zu früh verlassen, kein Gezähe mitnehmen, Lampenhaken nicht am Leibriemen aufhängen, beim Fahren festen Halt suchen, nicht mit durchgedrückten Knien, sondern federnd auf dem Korb stehen.

    4. F a h r u n g in s ö h l i g e n u nd g e n e i g t e n S t r e c k e n s o w i e in B 1 i n d s c h äc h t e n : In der Fahrrichtung gehen, in Strecken mit elektrischer Oberleitung kein Gezähe auf der Schulter tragen, beim Vorbeifahren eines Zuges nicht an Weichen und Kurven stehenbleiben, Vorsicht beim Öffnen der Wettertüren üben, Wettertüren schließen, bei Beförderung in Personenzügen im Bahnhof zur bestimmten Zeit (grünes Licht) ein- oder aussteigen, im Förderbetrieb nicht über Wagen klettern, nicht auf beladenen Wagen mitfahren, nicht zwischen Wagen auf die andere Seite eines Zuges gehen, nicht auf fahrende Züge springen, sich nicht auf den Wagenrand setzen, Beim Fahren im Wagen nicht hinauslehnen, nicht auf Bändern oder in Rutschen fahren; im Aufbruch nicht verbotswidrig fahren, bei Benutzung der Fahrten die Lampe am Halsriemen tragen, kein Gezähe mitnehmen, damit die Hände frei sind und sicher zugreifen können; Fahrschachtklappen schließen, Ruhe und Besonnenheit beim Klettern bewahren; gestundete und nicht bewetterte Strecken ohne Anweisung nicht betreten (Wetterlampe).

    5. F ö r d e r u n g in s ö h l i g e n u n d g e n e i g t e n S t r e c k e n s owi e in B l i n d s c h ä c h t e n : Beim Schleppen Licht so anbringen, daß es für Entgegenkommende sichtbar ist, Wagen mit Spitze oder Remmholz festlegen, entgleiste beladene Wagen mit Hebebaum eingleisen, beim Drehen der Wagen auf die Hände achten.Bei der P f e r d e f ö r d e r u n g vor oder neben dem Pferd gehen, Pferd nicht necken oder mißhandeln, im Schritt fahren, Zuglampe nicht vergessen, vor dem Ankuppeln und Eingleisen Pferd absträngen, nicht verbotswidrig auf dem Zuge fahren.Bei H a s p e l - o d e r S e i l b a h n f ö r d e r u n g nicht an das laufende Seil fassen, bei Hängseil vorsichtig sein, nicht in Seilschlaufen stehen, Seile richtig knoten, Schutzhauben an Maschinen nicht entfernen, Maschinen nicht während des Ganges schmieren, Seil mit Haken oder Spitze führen, beim Auflegen des Zughakens auf den Wagen Haken richtig anfassen.Bei der V e r s c h i e b e a r b e i t während des Fahrens nicht auf den Zug oder die Lokomotive springen, beitn Zurücksetzen des Zuges sich am vordersten Wagen aufhalten, beim Kuppeln Kopf und Oberkörper nicht zwischen die Wagen bringen, beim Zeichengeben mit der Lampe nicht elektrische Oberleitung berühren.An B l i n d s c h ä c h t e n als Bremser zu Beginn der Schicht nachsehen, ob Bremse in Ordnung ist und Schrauben angezogen sind, sorgsam schmieren, Schäden sofort melden, auf Signale achten, sich nicht außer Hörweite entfernen, verbotswidriges Fahren nicht dulden.Als A u f s c h i e b e r umherliegende Gegenstände auf- räumen, Umtriebe freihalten, Tore schließen, Körper nicht in den Schacht beugen, Kippriegel nicht entfernen, beim Wagenwechsel nicht den Korb betreten, vor Reinigung des Sumpfes erst den Korb festlegen, lange Gegenstände auf dem Korb festbinden.

    An L a d e s t e l l e n Stulphandschuhe anziehen, Hände nicht auf den Wagenrand legen, bei starker Staubentwicklung Staubmaske benutzen, beim Stecken der

  • 400 G l ü c k a u f Nr. 18

    Nummerpinne auf die Hände achten; Wagen ordentlich beladen.

    6. S o n s t i g e A r b e i t e n : Gezähe richtig handhaben und pfleglich behandeln, Mutwilligkeiten an betrieblichen und besonders an elektrischen Einrichtungen unterlassen, Einrichtungen für die Wetterführung nicht ändern, Ventilatoren der Sonderbewetterung nicht abstellen, in der Grube nicht rauchen und nicht schlafen, Streichhölzer und sonstiges Feuerzeug nicht mit in die Grube nehmen, Gesteinstaubschranken nicht beschädigen, Papier, Gezähe usw. nicht in den Staub der Schranken stecken, kein Holz mit in die Bergewagen laden.

    Der Lehrmeister soll vor allem in jeder Beziehung ein gutes Beispiel geben, weil dadurch die Anlernung wirksamer wird als durch belehrende Worte.

    , iVv

    Abb. 3. Bergjungmann bei der Herstellung eines Holzkeils.

    Abb. 4. Der Bergjungmann hilft beim Auflegen der Kappe.

    leitung. Nachdem die angehenden Bergleute etwa 2 Jah re lang im F örde rbe tr iebe tä t ig gew esen sind und w ährend dieser Zeit den G ed ingesch lepperleh r gang mit E rfo lg besucht haben, t re ten sie in der Regel in die G ru p p e der G ed ingesch lepper ein. D er genannte A usb ildungs lehrgang dau e r t 12 M ona te und erfaßt in der Regel die nicht m ehr berufsschulpflichtigen 17- bis 18 jährigen Schlepper.

    D ie G r u p p e d e r G e d i n g e s c h l e p p e r .

    Dem G edingesch lepper ist im Laufe seiner praktischen Ausbildung durch m e h r f a c h e n W e c h s e l des Arbeitsplatzes G elegenheit zu geben, sich die von einem H au e r verlangten H andfer t igkeiten und praktischen Kenntnisse anzueignen. Die A rt der Tätig keit des jungen Bergm anns wird im allgemeinen durch die E rfo rdern isse des Betriebes und den G rund satz einer möglichst hohen Leistung bes tim m t; es ist daher verständlich, daß m ancher S teiger den Bergmann nur ungern w ieder aus einer Arbeit herausnimmt, nachdem er sie eben zu beherrschen gelernt hat. Man muß aber vermeiden, daß die in der praktischen A usbildung s tehenden jungen Bergleute zu lange in der gleichen Arbeit (U m rutschen , Blindortversatz, Laden am Band usw .) tä t ig sind. Es erscheint zweckmäßig, sie monatlich einmal 1 Doppels tunde im U nterr ich tsraum mit Ä nderungen und N euerungen im Betriebe sowie mit den in der Zwischenzeit vorgekom menen Unfällen bekann t zu machen und damit zugleich den G em einschaftss inn zu pflegen. Nach zw eijähriger B eschäftigung als Gedingesch lepper erfo lg t der Übertr it t in die G ru p p e d e r Lehrhäuer.

    D ie G r u p p e d e r L e h r h ä u e r .

    Die Lehrhauerzeit u m fa ß t 1 Ja h r praktischer Tätigkeit. In das le tzte H a lb ja h r fä ll t der Lehrgan g zur V orbere itung auf die bergpolizeilich vorgeschriebene H au e rp rü fung . W ä h re n d dieser Zeit sind f rühe r die H a u e ra n w ä r te r h ie r u nd da in Lehrrevieren vereinigt worden. Den dadurch gegebenen Vorteilen (s tra ffe Zusam m enfassung und Überw achung der Leute, A uswahl eines zweckdienlichen Reviers und eines geeigneten A usb ildungss te igers) stehen beträchtliche Nachteile gegenüber. N a tu rg e m äß wird die Leistung des Reviers w äh ren d der Anlaufzeit zurückgehen, zumal dann, w enn die L ehrhäuer bis dahin noch nicht am K ohlenstoß gea rbe i te t haben, und es ist erklärlich, daß die Reviersteiger bei Beginn des Lehrganges nur ungern eine g rö ß e re Anzahl H aueranw ärter gleichzeitig in ihr Revier aufnehmen. Aber auch diese — besonders , w enn sie bisher noch nicht im Schalholzgedinge tä t ig gew esen sind — gehen am liebsten der V erlegung aus dem W ege, ja , sie verzichten so g a r manchmal auf die Tei lnahm e am H auerlehrgang, weil sie sich zum Teil den Arbeitsanforderungen nicht gew achsen fühlen.

    Viel s tä rker fäll t die beschränkte Ausbildungsmöglichkeit in den Lehrrevieren ins Gewicht. Die M ehrzahl der H a u e ra n w är te r kann d o r t nur im Streb am Kohlenstoß beschäftig t werden. W a s dabei zu erlernen ist, das E inbringen des Schalholzausbaus und das richtige Stellen des K ohlens toßes, sollte der Lehrhäuer bere its vor Beginn des H auerlehrganges kennengelern t haben. Aus d iesem G ru n d e empfiehlt es sich fü r eine g ründliche p rak tische Ausbildung, daß die Tei lnehm er des H au e r leh rg an g s aus dem Abbau

    Nach rund vierm onatiger A nlernung bei dem Lehrmeister kann die Verlegung des Berg jungm annes in den F örderbe tr ieb erfolgen. Solange die in der p ra k tischen Ausbildung stehenden Berg jungleu te noch berufsschulpflichtig sind und do r t in der O berklasse bergbaukundlichen U nterr icht durch einen Fachlehrer erhalten, erübr ig t sich eine besondere schulische U nterw eisung dieser G ruppe von seiten der Betriebs-

  • 1. Mai 1937 G l ü c k a u f 401

    herausgenommen und in die S t r e c k e n b e t r i e b e ihres Reviers (F lözs trecken ) ver leg t werden , w o sie sich nicht nu r mit der H ere ingew innung der Kohle, sondern auch mit E inbr ingen des S treckenausbaus, Setzen der

    Abb. 5. Der Lehrhäuer lernt in einem Flözstreckenbetrieb das fachmäßige Setzen eines Holzkastens.

    Holzkasten, Herste llen der Bohrlöcher, Legen der Förderbahn , V erlängern des F ö rderbandes , N ach führen der S onderbew etterung usw. v e r trau t machen und so eine um fassendere Ausbildung erfah ren , a ls es bei der Zusam m enfassung in Lehrrevieren möglich ist; dies um so mehr, da in den Streckenbetrieben allgemein vielseitig ausgebildete O rtsä ltes te tä tig sind. V orausse tzung fü r diese Art der Ausbildung ist das Vorhandensein einer ausreichenden Anzahl von M eiste rhauern in jedem Revier.

    Reglung und Überwachung der Berufsausbildung.Zur E rleichterung der Übersicht über die D u rc h

    führung der M aßnahm en bei den G ruppen 1 —3 (Schlepper, G edingeschlepper und Lehrhäuer) is t im Schichtenzettel vom Abteilungsste iger eine N ach weisung zu führen, aus der die praktische Tät igkei t aller drei A usbildungsgruppen und der W echsel der Arbeitsplätze fü r Gedingesch lepper und Lehrhäuer hervorgeht. Diese Einrichtung bedeute t fü r die A b te ilungss teiger nur eine geringe M ehrbelas tung , da es sich fü r den einzelnen Beamten um verhä ltn ism äßig wenige Leute handelt. Die Nachweisungen erha lten zweckmäßig die nachstehende Form , wobei die G e dingeschlepper und Lehrhäuer zusam m engefaß t und die H a u e ra n w är te r besonders berücksichtigt sind.

    Um die einwandfreie D urchführung der p rak tischen Ausbildung un te rtage zu gewährleisten, haben

    N a c h w e i s u n g ü b e r di e p r a k t i s c h e T ä t i g k e i t d e r B e r g j u n g l e u t e u n t e r t a g e .

    M.-Nr. Name des BergjungmannsGeburtsdatum

    Angelegt

    am

    In der Grube

    seitArbeitsstelle Name des Lehrmeisters

    In den Förderbetrieb verlegt

    am

    Bemerkung

    ------

    Nac: h w e i s u n g ü b e r d ie p r a k t i s c h e T i t i g k e i t d e r G e d i n g e -

    M.-Nr.Name

    des Gedingeschleppers bzw. Lehrhäuers

    Geburtsdatum

    In derGrube

    seit

    Gedingeschlepper

    seit

    In Ausrichtungsbetrieben

    von bis

    In Vorrichtungsbetrieben

    von bis■¡jak.

    Schlepper u nd L e h r h ä u e r (außer Haueranwärtern).

    Im Abbau

    Kohlengewinnung

    bisvon

    Bergeversatz

    von bis

    Umlegen der Rutschen und Bänder

    Auffahrung der Strecken

    von bis von bis

    Bei der Instandhaltung

    von bis

    Bemerkung

    N a c h w e i s u n g ü b e r die p r a k t i s c h e T ä t i g k e i t d e r H a u e r a n w ä r t e r .

    M.-Nr. Name des Haueranwärters

    Geburtsdatum

    In der Grube

    seit

    Gedingeschlepper

    seitArbeitsstelle

    In der Lehr-

    kamerad- schaft

    seit

    Name des Meisterhauers Bemerkung

    __ _

  • 402 G l ü c k a u f Nr. 18

    Bergwerksgesellschaften mit gu t ausgebautem A usbildungswesen fü r jede Schachtanlage einen O ber beamten (meistens einen F ahrs te iger) nebenamtlich mit der Überwachung der Arbeit aller un tertage in der Ausbildung s tehenden Leute betraut. E r stellt an H and der von den Abteilungssteigern geführ ten N ach weisungen u n te r Benutzung der Übersichten 4 und 5 des fo lgenden Vordrucks (Beim Lehrmeister beschäftigte Bergjungleute und Praktische Ausbildung der Gedingeschlepper und Lehrhäuer) monatlich einen Bericht an die Schachtverwaltung zusammen.

    W ie über die praktische Ausbildung durch die Abteilungssteiger, so wird von dem Unterr ichtsle iter auch über die theoretische A usbildung eine N achweisung geführt. E r reicht der Betriebsleitung der Schachtanlage monatlich eine Übersicht über die Ausb ildungslehrgänge nach einem Vordruck ein, der mit

    der Übersicht 6 (A usb i ldungsleh rgänge) der Gesamt- nachweisung übereinstim mt. Obgleich es sich hier nur um die Ausbildung u n te r tag e handelt, s e i ; doch der Vollständigkeit wegen erw ähnt, daß auch über die Ausbildung über tage seitens des Leiters der Anlern- w erksta t t monatlich ein Bericht an die Schachtverwaltung gegeben wird (vgl. die Übersichten 1 - 3 der Ge- sam tnachw eisung: 1. Belegung, 2. P raktische Ausbildung, 3. Schulische A usbildung der Bergjungleute übertage) .

    Auf G ru n d der von dem Leiter de r Anlernwerk- statt, dem Ü berwachungsoberbeam ten und dem Unter r ichtsleiter e rs ta tte ten Berichte ste llt die Schachtverw altung monatlich eine G e s a m t ü b e r s i c h t über den Stand der A usbildung zusamm en, die der Leiter des A usbildungswesens de r W erksle i tung einreicht. Dabei wird nachstehender Vordruck benutzt.

    G e s a m t ü b e r s i c h t ü b e r d e n S t a n d d e r A u s b i l d u n g .1. B e l e g u n g .

    Berg jung leu teJahrgänge

    Zus.G ru n d

    des A bgangs Bem erkungenI II III IV

    Am Ersten des verg an g enen M onats . . . .

    Am Ersten des laufenden M o n a t s .................

    2. P r a k t i s c h e A u s b i l d u n g . 4. B e i m L e h r m e i s t e r b e s c h ä f t i g t e B e r g j u n g l e u t e .

    BergjungleuteJahrgänge

    Zus.i | ii ! m | iv

    A n l e r n w e r k s t a t t .........................

    T a g e s b e t r i e b e .............................

    N e b e n b e t r i e b e .............................

    3. S c h u l i s c h e A u s b i l d u n g (Lernschicht).

    Bergjungleute Zus.

    U nterr ich tss tunden je B erg jungm ann ..................................

    Turn- und S p o r t s tu n d e n ...............................................................

    L e h r f a h r t e n ........................................................................................

    T e i l n e h m e r ................................................................................

    Willkürlich versäum te U nterr ich tss tunden in der Berg m ännischen B e r u f s s c h u l e ...................................................

    S te igerab te ilung

    N am e des A bte i lungsste igers

    Belegung

    Berg- Lehr- jung leu te meister

    5. P r a k t i s c h e A u s b i l d u n g d e r C u n d L e h r h a u e

    i e d i n g e s c h l e p p e rr.

    S te iger ab te ilung

    Anzahl d e r G e d in g e

    sch lep p er und L eh rh äu er

    ( außer H a u e r anw ärtern )

    Im Berichts m onat hab en die

    A rbeitsp lätze gew echsel t

    Anzahl d e r H a u e r

    anw är te r

    Wieviel sind davon noch nicht

    in Strecken beschäftigt?

    6 . A u s b i l d u n g s l e h r g ä n g e .

    L e h rgan g zur A usb ildung der BeginnTeil

    neh m erzahl

    U nterr ich tss tunden

    im bis einschl. Berichts- Berichts

    m ona t monat

    Willkürlichversäum te

    U nterr ich ts s tunden

    T ag der P rü fu n g

    Bestanden Nichtb es tanden

    Ausgeschieden

    1. G e d in g e s c h le p p e r ......................................

    2. H a u e r ...........................................................

    3. M e i s t e r h a u e r ...............................................

    4. Schießm eister und W ette rm än n e r . .

    5. L o k o m o t i v f ü h r e r ......................................

    6. Band- und R u ts c h e n m e i s t e r .................

    7. ______

    Der im Beti iebe stehende Bergm ann ist bekannt- dig ist. Dazu sei zunächst bemerkt, daß sich die auf-lieh kein F reund von vielem Schreibwerk, und daher gew and te Arbeit verteilt und darum niemanden be-mag bei dem einen oder ändern die F iage auftauchen, sonders belastet. Anderseits w ird jeder der sich etwasob denn eine solche eingehende N achweisung notwen- g ründlicher mit den Übersichten beschäftigt, ihren

  • großen W e r t anerkennen. Die Zahlen des Berichtes geben dem Betr iebsführer , der Schachtverwaltung und dem V orstande des G esam tbe tr iebes ein klares Bild von dem jeweiligen S tande der Ausbildung und g e statten einen Ausblick in die zukünftige Entwicklung der Nachwuchsfrage.

    Die Übersicht 1 des Berichtes läß t die Belegung, den Zu- und A bgang der B ergjungleute erkennen. Bei einem Vergleich mit de r G efo lgschaftszah l ist leicht festzustellen, ob die Anzahl der Bergjungleute in den einzelnen Ja h rg ä n g en im richtigen Verhältnis zur G e samtgefolgschaft steht. E rfa h ru n g sg e m ä ß sind etwa 40/0 der G esam tgefo lgschaftszah l jährlich an Berg jungleuten einzustellen, wenn einer Überalterung der Belegschaft vo rgebeug t w erden soll.

    Die Übersicht 2 zeigt die Verteilung der Berg jungleute auf W e rk s ta t t und Betrieb, w ährend die3. Übersicht A uskunft über die schulische Ausbildung gibt. Z ur E rg än zu n g werden hier die willkürlich ver säumten U n te r r ich tss tunden in de r Bergm ännischen Berufsschule e inge tragen ; dam it ist dem Leiter der Schachtanlage G elegenheit gegeben, sich über den mehr oder m inder rege lm äßigen Besuch zu u n te r richten und, nötigenfalls , durch E inw irkung auf die nachgeordneten Stellen eine Besserung herbeizuführen. Aus der 4. Übersicht ist die Verteilung der bei den Lehrmeistern (Z im m erhauern ) beschäftigten Bergjungleute auf die einzelnen S teigerabte ilungen zu ersehen.

    Einen sehr wichtigen Aufschluß über die D urch führung der praktischen A usbildung bilden die A ngaben der Übersicht 5. Sie lassen erkennen, ob bei den G edingeschleppern und Lehrhäuern ein rege l mäßiger W echsel de r Arbeitsplätze vorgenom m en wird, und ob die H a u e ra n w ä r te r w ährend der Dauer der H auerausb ildung in F lözstrecken beschäftig t sind.

    Be-schäftigungs-

    gruppe

    P rak tischeA u sb i ld u ng D auer

    TheoretischeA usb i ldung D auer

    Schlepper

    le 1 bis 2 B e rg jung leu te u n te r Le i tu n g eines L ehrm eisters

    (Z im m erhauers ) bei le ich tern

    Z im m erh au e ra rb e i ten ,

    4—6 M onate

    O b ers tu fe d er B e rg

    beru fsschu le

    1 Jahr w öchentlich 4 S tunden

    a nsch ließend im F ö rd e rb e t r ie b

    1 8 - 2 4M onate

    A u sb i ld u ng s le h rg an g fü r Oe- d in g esch lep pe r

    1 Jahr w öchentlich 1 D o p p e l

    stunde

    Gedinge-Schlepper

    Beschäftigung mit d en v e r

    sch iedensten G e d ingearbe i ten ( Ü b e rw a ch u n g

    des rege lm äß ig en W ech se ls d u rch L is tenführung)

    2 Jahre

    B elehrungen ü b e r N eu e ru n g en im

    G r u b en b e t r i eb u n d in d e r

    U nfa llve rhü tung

    monatlich 1 D o p p e l

    s tunde

    Lehrhäuer

    B eschäftigung im 1. H a lb ja h r wie G ru p p e d e r G e d in g e sc h lep p e r ,

    im 2. H a lb jah r als H au e ra n w ä r te r

    in d en S trec k en b e t r ieb e n ih res

    R ev iers

    1 JahrA u sb i ld u ng s

    l e h rg an g fü r H au e r

    die letzten 6 M onate

    w öchentlich 1 D o pp e l

    s tunde

    U M S CN euere e n g l i s c h e U ntersuchu n gen

    über W etter- und T e m p er a tu r v er h ä l tn i s se vor Ort

    in t ie fen Gruben.

    Mit der ständig zunehmenden Teufe, in die der Bergbau vorzudringen genötigt ist, gewinnen die Zusammen-

    In der 6. Nachw eisung des Berichtes g ib t der Unterr ich ts le ite r einen Überblick über den Besuch der verschiedenen Lehrgänge. Aus dem Anteil d e r L eh r häuer an der G efo lgschaf t un te rtage g eh t hervor, wie weit die Schachtanlage ihren H auernachw uchs g e sichert hat. Angaben über besondere V eransta ltungen vervollständigen den monatlichen Bericht.

    Auf G rund dieser A usführungen ges ta l te t sich das Ausbildungswesen un te r tage nach dem vorstehenden Übersichtsplan. D aran schließen sich wie bisher die S onderausb ildungslehrgänge fü r O rtsä ltes te , Schießmeister, W ette rm änner, G rubenlokom otivführer und -Schlosser, Rutschen- und Bandmeister usw.

    Bei der D urchführung des geschilderten Planes ergib t sich fü r die un te rtage beschäftig ten jungen Leute ein fes tge füg ter A usbildungsgang, der im Verein mit der Schulung über tage die besten E rfo lge ver bürgt. Es ist e in W eg, nicht d e r W e g ; da e r aber aus den Bedürfnissen des praktischen Betriebes her- vorgegangen ist, wird e r — wie ich hoffe — hier und da A nregungen geben und dazu beitragen, daß der so wichtigen Ausbildung un te rtage m ehr Aufm erksam keit zugew andt wird, als es jetzt noch vielfach der Fall ist. Die Sorge um den Nachwuchs bedeutet im Bergbau eine Pflicht de r B etr iebsführung; sie muß ihr schon deshalb Vorbehalten bleiben, weil die praktische Anleitung un te r tage das Herzstück der Ausbildung darstH lt , der gegenüber alle theoretische Schulung nur vorbereitende oder un ters tü tzende Bedeutung hat.

    Z u s a m m e n f a s s u n g .

    Von dem G edanken ausgehend, daß das fachliche Können eine V orbedingung fü r die Arbeitsfreudigkeit ist, wird die N otw endigkeit der beruflichen Schulung des bergm ännischen Nachwuchses nachgewiesen und gezeigt, daß die Ausbildung über tage vielfach schon der F o rd e ru n g einer wirklichen Berufserziehung genügt.

    Anschließend werden die G ründe erö r te r t , welche die Ausbildung un te rtage in mancher H insicht ver besserungsbedürf t ig erscheinen lassen, und die an den A usbildungsbeam ten zu stellenden A nsprüche d a r gelegt. Ein bew ährter P lan u m faß t a) die