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TREFFPUNKT FORSCHUNG Chem. Unserer Zeit, 2014, 48, 326 – 330 © 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 327 Die Ferryl-Ionen sind sehr reaktiv und führen zur Abspaltung eines Me- thylradikals aus Methioninsulfoxid. Das langsame Lösen des Eisen-Kris- talls ist wichtig für größere Ausbeu- ten. Als Nebenreaktion ist in nur ganz geringem Umfang eine Rekombinati- on der Methylradikale zu Ethan zu beobachten. Die Reaktion mit Sauer- stoff zu Methanol wäre schneller als der Hydrid-Transfer von Alkanen, Alkyl-Gruppen, Ascorbinsäure oder Wasserstoffperoxid zum Produkt Me- than. Niedrige Sauerstoff-Konzentra- tionen in der Lösung sind also ein weiterer wichtiger Faktor für hohe Ausbeuten. Bei Pilzen wurde bereits nachge- wiesen, dass Methionin eine Vorläu- ferverbindung für Methan ist. Versu- che mit Tabakpflanzen und Isotopen- markiertem Methionin bestätigen dies. Der neue Reaktionsweg könnte auch das bisherige „Ozean-Methan- Paradox“ aufklären: Bis vor einigen Jahren wurde nur unter anaeroben Bedingungen eine biologische Pro- duktion von Methan erwartet – para- dox erschien dies auf offener See durch Phytoplankton. Die neuen Ergebnisse belegen die höchste Methan-Bildungsrate für aerobe Organismen unter Sauerstoff- Knappheit. Die Zahl der bekannten biologi- schen Methan-Produzenten nimmt weiterhin zu. Der globale Zyklus des Treibhausgases wird erst dann ver- ständlich sein, wenn alle relevanten Quellen und Senken von Methan und die kontrollierenden Parameter sei- ner Bildung bekannt sind. Die unter- suchte biomimetische Oxidation von Methylsulfid-Gruppen und die an- schließende Abspaltung von Methan ist ein Beitrag dazu. [1] F. Althoff et al., Nature 2014, Doi: 10.1038/ncomms5205, S. 1–9. Sylvia Feil, Burgdorf www.chiuz.de NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL Glukosamin verlängert Leben Glukosamin ist ein frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmit- tel, das, wie kürzlich ein Forscherteam berichtete, die Lebenser- wartung erhöht – zumindest bei Fadenwürmern und alternden Mäusen. Das seit Jahrzehnten frei erhältliche Glukosamin wird zur Verbesserung der Gelenkfunktion und Regenerati- on von lädiertem Knorpel eingesetzt, wobei die Zweifel an der Wirksam- keit bei dieser Anwendung wachsen [1], allerdings sind außer gelegentli- chen Allergien auch keine gravieren- den Nebenwirkungen der Einnahme von Glukosamin bekannt. Nach der jetzt veröffentlichten Studie erhöhte Glukosamin bei Fa- denwürmern die Lebenserwartung um durchschnittlich etwa fünf Pro- zent. Auch alternde Mäuse sprachen auf eine Glukosamin-haltige Nahrung an und lebten im Durchschnitt 10 Prozent län- ger als die Kon- trolltiere, die kein Glukosamin erhielten [2]. Die Forscher erklären den Effekt damit, dass Glu- kosamin den Zuckerstoff- wechsel bremst und auf die- se Weise eine Kohlenhydrat- arme Ernährung simuliert – also eine „Low-Carb-Diät“ ohne Ernährungsumstellung. Ob auch bei Menschen die Glukosamin-Diät funktio- niert, ist unklar, denn noch fehlen klinische Langzeit- studien. [1] Wandel, S. et al.: Effects of glu- cosamine, chondroitin, or place- bo in patients with osteoarthritis of hip or knee: network meta- analysis. BMJ 341, c4675 (2010). [2] S. Weimer et al.: D-Glucosamine supplementation extends life- span of nematodes and of ageing mice. Nature Commu- nications, 2014, doi: 10.1038/ncomms4563. dfh Glukosamin bremst den Glucosemeta- bolismus und bewirkt so bei Fadenwür- mern und älteren Mäusen eine Lebens- verlängerung.

Glukosamin verlängert Leben

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T R E F F P U N K T FO R SC H U N G

Chem. Unserer Zeit, 2014, 48, 326 – 330 © 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 327

Die Ferryl-Ionen sind sehr reaktivund führen zur Abspaltung eines Me-thylradikals aus Methioninsulfoxid.Das langsame Lösen des Eisen-Kris-talls ist wichtig für größere Ausbeu-ten.

Als Nebenreaktion ist in nur ganzgeringem Umfang eine Rekombinati-on der Methylradikale zu Ethan zubeobachten. Die Reaktion mit Sauer-stoff zu Methanol wäre schneller alsder Hydrid-Transfer von Alkanen, Alkyl-Gruppen, Ascorbinsäure oderWasserstoffperoxid zum Produkt Me-than. Niedrige Sauerstoff-Konzentra-tionen in der Lösung sind also einweiterer wichtiger Faktor für hoheAusbeuten.

Bei Pilzen wurde bereits nachge-wiesen, dass Methionin eine Vorläu-ferverbindung für Methan ist. Versu-che mit Tabakpflanzen und Isotopen-markiertem Methionin bestätigendies.

Der neue Reaktionsweg könnteauch das bisherige „Ozean-Methan-Paradox“ aufklären: Bis vor einigenJahren wurde nur unter anaerobenBedingungen eine biologische Pro-duktion von Methan erwartet – para-dox erschien dies auf offener Seedurch Phytoplankton. Die neuen Ergebnisse belegen die höchste Methan-Bildungsrate für aerobe Organismen unter Sauerstoff- Knappheit.

Die Zahl der bekannten biologi-schen Methan-Produzenten nimmtweiterhin zu. Der globale Zyklus desTreibhausgases wird erst dann ver-ständlich sein, wenn alle relevantenQuellen und Senken von Methan unddie kontrollierenden Parameter sei-ner Bildung bekannt sind. Die unter-suchte biomimetische Oxidation vonMethylsulfid-Gruppen und die an-schließende Abspaltung von Methanist ein Beitrag dazu.

[1] F. Althoff et al., Nature 2014, Doi:10.1038/ncomms5205, S. 1–9.

Sylvia Feil, Burgdorf

www.chiuz.de

N A H RU N G S E RG Ä N ZU N G S M I T T E L

Glukosamin verlängert Leben Glukosamin ist ein frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmit-tel, das, wie kürzlich ein Forscherteam berichtete, die Lebenser-wartung erhöht – zumindest bei Fadenwürmern und alterndenMäusen.

Das seit Jahrzehnten frei erhältlicheGlukosamin wird zur Verbesserungder Gelenkfunktion und Regenerati-on von lädiertem Knorpel eingesetzt,wobei die Zweifel an der Wirksam-keit bei dieser Anwendung wachsen[1], allerdings sind außer gelegentli-chen Allergien auch keine gravieren-den Neben wirkungen der Einnahmevon Glu kosamin bekannt.

Nach der jetzt veröffentlichtenStudie erhöhte Glukosamin bei Fa-denwürmern die Lebenserwartungum durchschnittlich etwa fünf Pro-zent. Auch alternde Mäuse sprachenauf eine Glukos amin-haltige Nahrungan und lebten im Durchschnitt

10 Prozent län-ger als die Kon-trolltiere, diekein Glukosaminerhielten [2].

Die Forscher erklärenden Effekt damit, dass Glu -kosamin den Zuckerstoff-wechsel bremst und auf die-se Weise eine Kohlenhydrat-arme Ernährung simuliert – also eine „Low-Carb-Diät“ohne Ernährungsumstellung.Ob auch bei Menschen dieGlukosamin-Diät funktio-niert, ist unklar, denn nochfehlen klinische Langzeit -studien.

[1] Wandel, S. et al.: Effects of glu-cosamine, chondroitin, or place-bo in patients with osteoarthritisof hip or knee: network meta-analysis. BMJ 341, c4675 (2010).

[2] S. Weimer et al.: D-Glucosaminesupplementation extends life-span of nematodes and ofageing mice. Nature Commu -nications, 2014, doi:10.1038/ncomms4563.

dfh

Glukosamin bremst den Glucosemeta-bolismus und bewirkt so bei Fadenwür-mern und älteren Mäusen eine Lebens-verlängerung.