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Goldkäferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeetschädlinge

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Page 1: Goldkäferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeetschädlinge

A n z e i g e r f o r Sch idtingskunde x.

(Aus dem Institut ffir angewandte Zoologie.)

OoldMiferlarven (Cefonia aurata L.) als Saatbeetsch/idlinge. (Nebst Bemerkungen zur Kennzeiehnung der Larve.)

Von

W. ZwSlfer, Mfinchen.

(Mit 4 Abbildungen.)

DaB z~h]reiche Celonien-Arten im Imaginal- zustand durch ihren bliitenzerstOrenden FraB an den verschiedensten Kulturgewi~chsen empfind-

gewelkt, tells bereits abgestorben. Bet einigen Samlingen waren Verletzungen des Wurzelwerks feststellbar, die auf Larvenf raB schlieBen lieBen.

lichen Schaden verursaehen kSnnen, ist hinliinghch bekannt. Dies trifft auch fiir die Kafer von Cetonia aurata L. zu. Die Larven dieser Art hingegen gelten, wie jene der meisten iibrigen Yertreter der Gruppe, in wirtschaftlicher Hinsicht ge- meinhin als indifferent, i) So verdient der vorliegende Fal l Beachtung, der zeigt, dab Gold- k ~ f e r l a r v e n - und zwar solche yon (~ aurata L. - - unter Um- st~nden ebenfalls an Kultur- pflanzen zu sehaden vermSgen, wenn auch nur in geringerem Umfang. Erbest~tigt gleichzeitig eine Beobachtung, die R a t z e - b u r g (6) unter Berufung auf eine ~i t te i lung P l i e n i n g e r s ans zweiter Hand wiedergibt, und die seither unbeachtet blieb.

Mitte Juni 1.932 wurden dem hiesigen Inst i tut veto Forstamt

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Abb. 1. Cetonia aurata L.. letztes Larvenstadium.

Be d e n w S h r (Ob.Pfalz) 2) Lammellicornier-Larven eingesandt, mit dem Bemerken, daB sic die jungen KiefernsAmlinge auf einem Saatbeet des Pflanz- gartens durch ihre TAtigkeit teilweise zum Ab- sterben gebracht hi~tten. Das miteingesandte Be- legmaterial yon Kiefersi~mhngen war tells ab-

t) Vgl. E s e h e r i e h (1), S t e l l w a a g (2), Roh (3}, Saj6 (4), W i l k e (5) u. a. AuBer an Bliiten kSnnen Goldk;4fer auch an Friichten schaden. So berichtet Saj6 (4) fiber Fral~sch~iden yon Potosia euprea ~br. ( ~ fl~rrieola Hbst.~ an Beeren und Kirschen.

~) Herrn Forstmeister Dr. H e r r m a n n, BodenwShr, set auch an dieser ~telle fii~ ~lio;/re~ndliohe Uberlassung dieser und weiterer Materialsendungen sowie seine bereit- willige Auskunfterteilung in der Angelegenheit bestens gedankt.

Anz. Schltdl.-Kundo 10. Jg. ttoft 3

verschieden. Neun GrSBe vorhanden. 12. Segment. Die

Der weitaus grSBere Tell der Pflanzen jedoeh zeigte keinerlei FraBspuren. Im tibrigen wurden in wenigen Tagen rund 100 Lar- ven von den betreffenden Saat- beeten abgelesen, die sich dureh ~auffallende WfihlgiInge an der Oberfliiche der Saatbeete ver- raten haben3

Die Larven (Abb. 1), die in ihrem Habitus an jene yon Melo- lontha erinnerten, wiesen bet ge- nauerer Betrachtung alle Merkmale yon Cetonia-Larven auf'): Man- dibeln an der Spitze mit stumpfen Z~ihnen, deren Zahl variiert; linke Mandibel 3- oder 4-ziihmg, rechte Mandibel im emteren Fall 2-, im letzteren 3-zithnig~); an der Basis der Mandibeln jederseits eta Mahl- zahn. Fiihler fiinfglieang, kurz und gedrungen; zweites und drittes Fiihlerglied ca. 2real so lang als breit. Liinge der Vorder-, Mittel- und Hinterbeine nur unwesentlieh

Stigmenpaare yon ann~herd gleicher Sic fehlen auf dem 2., 3. und dem Stigmen bestehen aus ether ring-

fSrmigen, an ether Seite offenen Chitinplatte und b6- sitzen je eine knSpfchenartige, exzentriseh gelegene Emp0r- wSlbung. Neben dieser die sichelfSrmige Tracheenpforte.

') E s c h e r i e h (1), S t e l l w a a g (2), R a t z e - b u r g . ( 6 ) u. a.

") E r i c h s o n s (7) Angabe, da~ die Larven yon Oetonia aurata L., lma die es sich im vorliegenden Fall handelt, durch den Besitz je einer 3-z~hnigen und ether 2-z~ihnigen Oberkieferh~ilfte ansgezeichnet sind, trifft nieht zu. Bet meinem Mate:Jal variiel%e dte Zahn- zahl wie oben'angegeben. Aueh Obergangsstiicke waren darunter vertreten, die nur Andeutungen eines 4. bezw. eines 3. Zahnes aufwiesen: Mit dem Larvenalter hat das Variieren der Zahazahl anscheinend niehfs zu him

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26 W. ZWSLFRR.

Die 0ffnung des Chitinringes weist beim emten Stigma analw~ts, bei allen tibrigen oralwiirts. Das sackartige Endsegment ohne Gelenkfalte. Mterspalte quer gestellt, im wesentliehen gerade, nur die Enden oralwiirts ein- gekr/immt (Abb. 2). Vet ihr auf der Ventralseite zwei ann~herd parallele Reihen kleiner ChifindSrnchen (Abb. 2 und 3a). Die Zahl der DSrnehen jeder .Reihe variiert zwischen 21--27 Sttick. Oralw~irts laufen diese Dornen- reihen zusammen, analwiirts bleiben sie often. Auf dem ersten Segment, jederseits ein bald mehr, bald weniger deutlicher etwa rhombischer Chitinfleek (Abb. 1). Die elnzelnen Segmente mit reicher und relativ langer schwach rostroter Behaarung. - - Auf glatte Unterlage (Glas) ge- Iegt, drehen sich die Larven sofort auf die Seite und bewegen sieh in dieser Lage ohne Zuhilfenahme der Beine vorwiirts. Auf Erde gelegt, gesehieht die Fort- bewegung in der Rtiekenlage, was ftir Cetonia-Larven be- zeichnend ist. ~)

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Abb. 2. Analsegment tier Larve (ventral).

An der Zugehiirigkeit des vorliegenden L a r v e n - materiales zur Gattung Cetonia war demnach nicht zu zweifeln. Die quergestellte Afterspalte liel~ zun/iehst Cetonia aurata L. vermuten. Doch herrseht in der Li teratur fiber dieses Merkmal keine Ubereinstimmung: D e g e e r (8) beschreibt den Anus der aurata-Larve als ,gerade Querspalte." Auch die Darstellung des Anus der aurata-Larve bei d e H a a n (8 a) entspricht im wesentl iehen einer ge- raden Querspalte. D u f o u r (9) hingegen sehildert ihn als dreieckig 2) und gibt eine entsprechende, etwas schematisierte Abbildung. _~hnlich wie

~) Vgl. Degee r (8), D u f o u r (9)~ W i l k e (5), W e r n e r (10) u. a.

~) ~une fente triangulaire fermbe par un panneau de cette figure, obtus."

Goldkiiferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeetsch~kllinge. [15. s. 1934 I. H e f t 3

]etzterer aul~ert sich W e r n e r (10)fiber die Form der Mterspal te der Lar-]en von Potosia cuprea Fbr. (= flo~icola Hbst.). Zufolge der widerspruehsvollen Literaturangaben war zur einwandfreien Diagonose die Aufzucht d~r Larvea erforderlich, l) Sie ell- gab Ende September die Imago yon Cetonia aurata L. Eine zweite Sendung, die im Sommer 1933 aus B o d e n w 6 h r eintrM, we das Material unter ahnlichen Bedingungen wie im u ge- sammelt worden war, bestatigte den ersten Befund: Sie lieferte Anfang Oktober 6 Kiifer derselben Spezies. Damit war die ArtzugehSrigkeit der Larven klargestell t .

Um die bl der Literatur herrschenden Unstimmig- keiten beziiglicb der Larven yon C. aurata and P. euprea zu kliiren - - verschiedene bionomische Daten lassen vermuten, daI~ den Autoren mehrfacb Vel~vechslungen unterlaufoa s i n d - wurden beide Formen einer ver- gleiehenden Untm~uchung unterzogen: lhr Ziel war die Anffindung eines einfachen Unterscheidungsmerkmales. Das hierzu dienende Larvonmaterial yon P. euprea stammte aus der Umgebung Berl ins. 2) Die Befunde liel~en sich spiiter an Material, das ich aus der Mtin- c h e n e r Umgebung erhielt, bestiitigen.

In der ~ul~eren K5rpergestalt stimmen die Larven beider Arten fast vSllig iiberein. Das gilt auch - - was ausdriieklich festgestellt sei - - ffir die Afterspalte. Ihre Form entsprieht bei den Larven yon P. euprea weit- gehend jener der Larven von C. aurata: in beiden Fiillen besteht sie aus einem geraden Querspalt, dessen Endea oralwiirts eingekriimmt sind. W e r n e r s Angabe (10), daI]: der Anus der euprea-Larve aus einer ,dreieekigen 0ffnung" gebildet wird, ebenso D u f o u r s Darstellung (9) kann ieh nieht bes~'tigen. Als Unterseheidungsmerkmal ist die Form der Mterspalte j edenfalls nicht verwendbar. 3)

Als brauchbares, leicht feststellbares Kennzeichen erwies sieh hingegen die Zahl de r C h i t i n d 6 r n c h e n in den vor tier Afferspalte gelegenen beiden D5 rnchen- r e i h e n (Abb. 2, 3a und 3b). Bei den Larvon yon C. aurata L. schwankte diese Zahl zwischen 21 his 27 Stfick je Reihe und betrug im Mi t t e l yon 14 aus- gez~lflten Reihen 22 Stiiek. Sie ist damit wesentlich h6her als die D6rnchenzahl bei den Larven von P. euprea, die zwischen 11 und 21 Sttick variierte und im Mit te l

~) Kiirzlieh ~ nach Abschlu~ der vorliegenden Arbeit ~ erschien die Mitteilung yon Hepp (11), die eine Besehreibang der aurata-Larve enthiilt. Sie deekt sich im wesenflichen mit den vorliegenden Beobaehtungen, insbesondere aueh hinsichtlich der Form des Anus, der als ,Querspalte" geschildert wird. Lediglich die Zahn- zahl der Mandibetn - - nach Hepp ist der eine 3-, der andere 4-ziihnig - - ist nieht so konstant wie es dieser hutor aagibt.

2) Ieh verdanke dieses Material dem Entgegenkommen von He~a'n Prof. Dr. K u n t z e n veto Zool. Museum, Berlin.

~) Entgegen der Ansicht yon Hepp (11), dem die Form der Afterspalte yon euprea-Larven anscheinend nur aus der in diesem Punkt unzutreffenden Dal,~tellung W e r n e r s bekannt war.

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15; 3. 1984] Iteft 3 J

yon 30 ausgezith|tea Reihen 16 Sttick be/rug. Im fibrigen ist dieses Merkmal yore Alter der Larven un- abh~ngig. Jung- wie hlfiarve beider Arten verhalten sioh hierin g[eich.

Ein weiterer allerdings nut bet sttirkerer VergrS~erung und guter Beleuehtung feststellbarer Untersehied besteht in der Skulptur des Hautstiickes~ das yon den beiden DSmchenreihen umgrenzt wird: Bet aurata-Larven zeigt dieser Bereich eine ann~hernd parallel verlaulende Riefelung (Abb. 3a). Bei den Larven yon P. c~prea ist er glatt oder ___ undeutlich gefelder~ (Abb. 3b). - -

Die hufzucht der Larven von C. aurata L. bereitet keine Schwierigkeiten. Bet der diesjahrigen Sendung wurden die Larven ohne besondere Nahrungszugabe in der mitgesandten humusreichen Erde belassen, ffir deren gleichmaliige Feucht- haltung Vorsorge getroffen war. Letzteres ist yon Bedeutung, da bet der vorjahrigen Zucht, bet der voriibergehend etwas Trockenheit eintrat, ein Teil der Larven zugrunde ging. Der Umstand, da~ die Larven ihre Entwicklung ohne besondere Futtergaben abzuschliel~en vermSgen, zeigt, dab die Humusstoffe des Bodens zum mindesten im vorgeriickten Entwicklungszustand zu ihrer Er- nahrung ausreichen.

Die Verpuppung geschieht innerhalb eines Erdkokons 1) yon owlem Querschnitt, dessen innere Wandungen geglattet sindi wahrend seine aul~ere Oberfl~he rauh und uneben ist. Die Kokon- hiille ist fibrigens verhliltnisma~ig zartwandig und zerbricht schon bet leichter Beriihrung. Auch D u fou r (9) schildert den aurata-Kokon als leieht zerbrechliches Gebilde. Es scheint dies ein Kenn- zeichen zu sein, durch welches sich der a~erala- Kokon yon jenem der verwandten Potosia cuprea Fbr. unterscheidet. Bet dieser Art ist nach den iibereinstimmenden Beobachtungen yon E i d - m a n n (12) und W e r n e r (10) die Hiille des Kokons h a r t u n d , e r s t a u n l i c h l e s t " . Der Umstand, daI~ RSse l (13), D e g e e r (8) und einige andere ~ltere Autoren die besondere Festigkeit der Kokonhiille des Goldkafers ebenfalls hervor- heben - - D e g e e r beispielsweise gibt an, da~ er sie nut mit einem spitzen Messer (iffnen konnte - - lal~t vermuten, da~ ihnen Kokons ~on Potosia cuprea vorgelegen haben. Auch ein Tei! ihrer weiteren bionomischen Angaben - - so das Vor- kommen der Larven in Ameisennestern - - , diir~te auf cuprea zu beziehen sein und nicht, wie dies yon R a t z e b u r g (6) ul~d anderen offenbar irrttim- Itch angenommen worden ist, auf C. aurata L.

~) W e r n e r (10) hat bet P. vuprea beobaehtet~ daI~ der Kokon aus einem Kotbrei der Larve hergestellt wird. Erdpartikel und sonstige Bestandteile der Um- gebang haften ihm oberfl~ichlict~ an. Es ist anzunehmen~ dab bet C. aurata die He~tellung des Kokons in ~iha- licher Weise vor sieh gehk

W. ZwSs~.a. Goldk~iferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeetsch~dlinge. 27

Die Verwandlung zum Vollker~ geschah in der Laboratoriumszucht Ende September bis An- fang 0ktober. Doch hatten die Kiifer mit Aus- nahme eines einzigen noch Mitre Oktober die Erde nicht verlassen, sondern lagen in ether Art Starrezustand in dieser. Nur ein Versuchstier (unter 7 Stfic.k) schickte sich an, als erwachsene Larve zu fiberwintern. Die l~berwinterung er- folgt demnach bet C. aurata im Zustand der er- wachsenen Larve oder als Imago. Direkte Uber- winterung als Kafer ist auch yon E l l i s 1) (1884) bet C. aurata beobachtet worden. ~ - -

Das Zuchtergebnis , das C. aurata lieferte, war insofern etwas fiberraschend, als im einschlagigen Schrifttum als Aufenthaltsorte der Larven yon C. aurata gemeinlfin morsche StScke, oder der Boden in deren N~he, Holzmulm, Holzerde usw. genannt werden. Auch in anbri ichigenBaumen

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Abb. 3. DSrnchenreihen vor der hfterspaite, a) Cetonia aurata L.~ b) Potosia vuprea Fbr.

und an deren Wurzeln werden sie gefunden. Endlich sind noch die Nester verschiedener hmeisen- ariel], so besonders jene yon F. rufa als Fundorte der Larven genannt worden, in denen sie die Rolle yon Einmietern spielen soUen. Abgesehen yon diesen letzteren Angaben, deren Richtigkeit von einigen Autoren bezweifelt wird - - R e i c h e r t (14)

~j Zitiert nach Werne r (10). 2) Uber die Gesamtontwieklungsdauer von C. aurata

hat neuerdings Hepp Beobachtungsdaten mitgeteilt. Bestand bisher die Annahme einer drei- bis vierj~ihrigen Entwicklungszeit fihnlich wie bet Meloldntha~ so zeigte sieh in seiner Laboratoriumszuchh dal~ die Ent~'icklung veto Ei bis zum Vollkel~ einsehlieg!ich der Winterrahe sehon in 14 Monaten abgesehtossen sein kann. Die Ftitterung der Larven geschah in diesem Fall mit faulendem Buchenholz. Wahrscheinlieh hat die Al~ der Nahrung einen Einflul~ auf die Entwieklungsdauer.

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28 W. ZWSLFm~.

z. B., der ausffihrlich fiber seine Erfahrungen afit Cetonia-Larven berichtet, vermutet wohl mit Recht, dal~ alle diesbezfiglichen Angaben auf Verwechs- lungen nlit den Larven der Potosia cuprea be- ruben - - s i n d Beobachtungen, aus denen hervor- geht, daft die Larven von aurata in ihrer Er- nahrung nicht allein auf modernde Holzsubstanz angewiesen sind, in der Literatur spi~rlich. D e g e e r (8)bemerkt, dal~ sie unter anderem auch ,in gemeiner Erde zu finden sind, wenn sie nut etwas fett ist". Ebenso spricht R a t z e b u r g (6) yon der ,bloBen Erde" als von einem ilu-er Auf- enthaltsorte. Unter Berufung auf P l i e n i n g e r s Bericht teilt er ferner das massenhafte Vorkommen yon Cetonia-Larven in Komposthaufen mit und erwahnt, daft sie nach Angaben einiger Landwirte ,auf ah~liche Art wie die Melolonthen jedoch in

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Abb. 4. Welkende und abgestorbene Kieferns~nlinge mit Wurzelfral] der Larven yon Cetonla aurata L.

weit geringerem Grade Schaden an den Pflanzen- wurzeln anrichten." Die Spezies wird in diesem Zusammenhang nicht genannt. Das Vorkomlnen von Goldkltferlarven in kompostiertem Laub wurde auch schon yon F r i s c h 1734 erwlthnt. 1) t t a r t i g (15) teilt ihr Vorkommen in Diingerhaufen aus frischem Kuhmist mit, fiir den die aurata-Larven eine ,,auf- fallende Vorliebe" besitzen sollen. E s c h e r i c h (1) endlich gibt neben anderen Aufenthaltsorten H u m u s an und bemerkt im fibrigen, dal] die Cetonien, deren Larven er wegen ihrer _~hn- lichkeit mit Engerlingen zu den tiiuschenden Forstinsekten rechnet, , in bezug auf ihre Schiid- lichkeit noch nicht geniigend e~r worden sind.

~) Zitiert nach Werner (10).

Goldk~iferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeetscb~idlinge. [15. 3. 1934 [. H e f t 3

Bei solcher Sachlage verdiente der vorliegende Fall nahere Untersuchung. Das Forstamt Boden- wShr stellte hierzu eine grSitere Anzahl gesunder junger Kieferns•mlinge und Bodenproben aus den von Cetonia-Larven besiedelten Saatbeeten zur Verffigung. Was die Bodenproben anbetrift't, so handelte es sich um eine mit stark zersetztem Kompost gedfingte, au[]erordentlich humusreiche Erde. Die Siimlinge wurden in diese in einen Blumentopf verpflanzt, angegossen und zur Be- wurzelung einige Tage sich selbst fiberlassen. Die sp~terhin zugesetzten Cetonia-Laxven bohrten sich sofort in das Erdreich ein, wo sie in der Folge- zeit eine starke Wfihlti~tigkeit entfalteten.

Bei der taglichen Kontrolle war zunachst von einer Beschiidigung der Kiefernsamlinge nichts zu merken: die vorsichtig dem Boden entnommenen Pflanzchen zeigten in den ersten Tagen ein vSllig intaktes Wurzelwerk. Das Bild anderte sich je- d0ch bald. Die standige wfihlaxbeit der Larven verhinderte ein normales Gedeihen, legte die Wurzeln der Pflanzchen ganz oder teilweise bloii und verschfittete andere fast bis zum :Nadel- quirl. Bei diesen letzteren hatte man den Ein- druck, als ob sie von den Laxven gewaltsam in die Tiefe gezerrt worden waren und nut der Nadelquirl ihre vollsttindige Versenkung in das Erdreich verhindel~e. Trotz hinreichender Boden- feuchtigkeit begannen die aus ihrer Lage gedr~ngten Samlinge zu welken und schliefilich aueh ab- zusterben. Bei vorsichtiger Entnahme soleher Pflanzen zeigten die Wurzeln zum Tell dieselben Beschadigungen, die seiner Zeit auch an dem Freilandmaterial in Erscheinung traten : Fehlen dec Wurzelfasern und Verletzungen der Hauptwurzel, die stellenweise stark ihrer Rinde entblOl]t war (Abb. 4). Die Untersuchung mit dem Binokular ergab das Vorliegen lnechanischer Verletzungen, fiir deren Entstehung im vorliegenden Fall nur die Rosenkaferlaxven in Frage kommen. Die MSg- lichkeit einer Beschi~digung von Kulturgew~tchsen durch die Larven von ('etonia aurata L., die be- felts die Berichte des Forstamts BodenwOhr ver- tauten liegen, wax dainit erwiesen.

Allerdings ist der unmittelbare Fra[tschaden an den Wurzeln sekundarer Art: er win'de erst dutch das Welken. und Absterben der Si~mlinge ausgel5st, das seinerseits auf Rechnung der Wiihl- arbeit der Ceto~da-Larven zu setzen ist. Der eigentliche Schaden, den die Larven verursaehen, besteht somit in WachstumsstSrungen infolge der Minierarbeit. In freier 5;atur wird er sieh natiir- lich nur bei Massenauftreten der Laxven starker bemerkbar machen und auch dann nur bei Pflanzen der jfingsten Entwieklungsstufen. -~lteres, kraftig bewurzeltes Pflanzenmaterial dfirfte dutch solehe

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15.3. 1934 i Hers 3 J

W. ZWSLFZ~. Gotdk~ferlarven (Cetonia aurata L.) als Saatbeefschiidlingc. 29

Wfihlarbeit kaum beeintrachtigt werden. Auf Saat- beeten hingegen ist ein empfindlicher Ausfall an Saatpflanzen m0glich.

Das Forstamt B o d e n w S h r , das in diesem Sinne verst~ndigt wurde, best~tigte den Labo~toriums- befund bet Nachpriifung der Verhiiltnisse in freier Natur: auch in den fraglichen Saatbeeten war der eigentliche Schaden durch die Wfihlarbeit der Larven entstanden. - -

Von besonderem Interesse war die Frage, auf welche Weise die Cetonia-Larven in die Saatbeete gelangte n. Da in dem Pflanzgarten des Forst- amtes nur ein Tell der Saatbeete Cetonia-Larven enthielt, obschon auch die iibrigen ahnliche Zu- sammensetzung des Bodens zeigten, v~ar die An- nahme e]ner Eiablage in den betreffenden Beeten unwahrseheinlich. Die Vermutung lag nahe, dai~ di~ Larven mit Kompostmaterial versch]eppt worden waren, das zur Dtingung der Beete diente. Dies bestatigte sich in der Tat: Die Nachpriifung er- gab, da] die yon den Larven besiedelten Beete im voraufgehenden Friihjahr samtlich eine Kompost- gabe erhielten, die yon ein und demselben Haufen stammte. In diesem wurden die Larven ebenfalls in Anzahl vorgefunden. Nach Mitteilung des Forstamtes handelte es sieh um drei- bis vier- jlihrigen Kompost der ,aus Rohhumus bestehend aus Nadeln, ]~oos, Wassermoos, Beerkraut und Torferde" unter Beigabe von kohlensaurem Kalk und Jauche hergestellt wurde. Dieser Kompost- haufen war im iibrigen der Vormittagssonne ausgesetzt und yon loekerer Beschaffenheit. ,Die Besonnung scheint einen Einflui] auf ,die Cetonia- Larven zu haben" - - teilte das Forstamt m i t - ,well die fibrigen Komposthaufen, die im Schatten lagen und die aus derselben Substanz zusammen- gesetzt waren, von den Larven vSllig fret blieben".

Als Bekiimpfungsmai~nahme erwies sich im vorliegenden Fall das mechanische Einsammeln der Larven mit der Hand als zweckmi~liig. Da sie bet feuchtem Boden in den oberflaehlichen Schichten tier Saatbeete wfihlen und hier im loekeren Erdreich ihre Gitnge aufierlich leicht or- kennbar sind, bereitet das Aufilnden imd Ein- sammeln keinerlei Sehwierigkeiten. Weiterhin besteht die M(igliehkeit der Entwesung yon Kompost- haufen, die yon aurata-Larven besiedelt sind, dureh Unterbringen kleiner Gaben von Paradi- ehlorbenzol (Globol). Letzteres hat in den ver- gangenen :Iahren zur Bodendesinfektion gegen ver- schiedene Lamellicornierlarven mehrfach mit gutem Erfolg Verwendung gefunden.

Zusammenfassend l a f i t sich sagen, daI~ die Larven yon Cetonia aurata L. in Komposthaufen, die aus vegetabilischen Substanzen zusammen-

gesetzt sind, gfinstige Entwicklungsbedingungen finden, insbesondere dann, wenn dieselben der Sonnenbestrahlnng ausgesetzt sind. Gelangen sie in grSl~erer Anzah! mit Kompostmaterial auf Saat- beete, so kiinnen sie bier dutch ihre Wiihlarbeit, die eine UnterhShhmg und damit ein Vertrocknen der Siimlinge bedingt, Schaden anrichten. Ein direktes Befressen der Wurzeln gesunder Samlinge findet nicht statt. An welkenden bezw. ab- gest0rbenen Samlingen hingegen macht sich Wurzel- frafl bemerkbar. - -

L i t e ra tu r .

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