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SO, WHA1 Ku.> of .PI' tjoV /"'\1,(6 'l WOLFGANG HALLET Graphie Novels Literarisches und multiliterales Lernen mit Comic-Romanen Grafische Literatur fasziniert jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen. In ihrer von den Comics übernommenen Bilder- und Symbolsprache erzählen graphie novels von allen menschlichen Erfahrungen, die auch in wortgebundenen Romanen vorkommen. Wer die Darstellungsstrategien von graphie novels lesen lernt, schult alle literaeies, die ein moderner Englischunterricht vermitteln kann. Die graphie novel hat eine rasante kulturelle Karriere erlebt: Aus den populärkulturellen Comic- Traditionen und -Anfängen heraus hat sie sich einen Status als anerkann- te literarische Gattung erobert, die mittlerweile im Feuille- ton wie in der literaturwissenschaftlichen Forschung große Beachtung findet. Seit ihren Anfängen hat die Gattung be- ständig ihr Lesepublikum erweitert, indem sie sich neuen, anspruchsvollen Themen und Inhalten zugewendet und ihre Bild - und Zeichensprache beständig weiterentwickelt hat (-+ Kasten S. 4). Mittlerweile bedient sie alle sub-genres, die auch der klassische Wortroman kennt. Ein zweiter Tra- ditionsstrang, der auch in Deutschland rasch große Popula- rität erlangt hat, ist der der japanischen Mangas . Ihnen ist eine sehr spezifische Bildsprache und Thematik eigen, die offenbar besonders Teenager und hier wiederum die Mäd- 2 chen sehr stark anspricht. Wegen dieser Spezifizität kom- men sie allerdings in diesem Heft nicht vor. Die Gründe für die Erfolgsgeschichte der grafischen Li- teratur sind so vielfältig wie die kulturellen Entwicklungen, mit denen sie offensichtlich verwoben ist. Als wichtigster Grund kann eine allgemeine Visualisierung und Mediati- sierung aller Kommunikation sowie des Erzählens gelten. Storytelling findet heute in allen Medien statt, nicht mehr nur in gedruckter Form (vgl. Nünning /Rupp 2011). und Bilder und grafische Darstellungen halten Einzug in traditionell wortgebundene Gattungen wie den Roman (vgl. Hallet 2011a und 2011b). Die graphie novel kann gleichsam im Zentrum dieser allgemeinen kulturellen Entwicklung verortet wer- den: Sie greift einerseits die langen, mittlerweile kulturell verankerten Bild- und Er zähltraditionen der Comics und DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 117 I 2012

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WOLFGANG HALLET

Graphie Novels

Literarisches und multiliterales Lernen mit Comic-Romanen

Grafische Literatur fasziniert jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen. In ihrer von den

Comics übernommenen Bilder- und Symbolsprache erzählen graphie novels von allen menschlichen

Erfahrungen, die auch in wortgebundenen Romanen vorkommen. Wer die Darstellungsstrategien von

graphie novels lesen lernt, schult alle literaeies, die ein moderner Englischunterricht vermitteln kann.

Die graphie novel hat eine rasante kulturelle Karriere erlebt: Aus den populärkulturellen Comic-Traditionen und -Anfängen heraus hat sie sich einen Status als anerkann­te literarische Gattung erobert, die mittlerweile im Feuille­ton wie in der literaturwissenschaftlichen Forschung große Beachtung findet. Seit ihren Anfängen hat die Gattung be­ständig ihr Lesepublikum erweitert, indem sie sich neuen,

anspruchsvollen Themen und Inhalten zugewendet und ihre Bild - und Zeichensprache beständig weiterentwickelt hat (-+ Kasten S. 4). Mittlerweile bedient sie alle sub-genres,

die auch der klassische Wortroman kennt. Ein zweiter Tra­ditionsstrang, der auch in Deutschland rasch große Popula­rität erlangt hat, ist der der japanischen Mangas. Ihnen ist eine sehr spezifische Bildsprache und Thematik eigen, die offenbar besonders Teenager und hier wiederum die Mäd-

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chen sehr stark anspricht. Wegen dieser Spezifizität kom­men sie allerdings in diesem Heft nicht vor.

Die Gründe für die Erfolgsgeschichte der grafischen Li­teratur sind so vielfältig wie die kulturellen Entwicklungen, mit denen sie offensichtlich verwoben ist. Als wichtigster Grund kann eine allgemeine Visualisierung und Mediati­sierung aller Kommunikation sowie des Erzählens gelten. Storytelling findet heute in allen Medien statt, nicht mehr nur in gedruckter Form (vgl. Nünning /Rupp 2011). und Bilder und grafische Darstellungen halten Einzug in traditionell wortgebundene Gattungen wie den Roman (vgl. Hallet 2011a und 2011b). Die graphie novel kann gleichsam im Zentrum

dieser allgemeinen kulturellen Entwicklung verortet wer­den: Sie greift einerseits die langen, mittlerweile kulturell verankerten Bild- und Erzähltraditionen der Comics und

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Cartoons und die sequenzierende Bild- und Formensprache des Films sowie dessen szenisch-dialogische Grundstruk­tur auf. Andererseits schließt sie an die Tradition der gro­ßen Erzählform des Romans an . Wie dieser entwickelt sie eine story über eine längere Erzählstrecke hinweg, entfal­tet Figurentableaus und Handlungsstränge, baut Spannun­gen oder Konflikte auf und führt sie einer Lösung zu. Sie gewährt - häufig genug auf multiperspektivische Art - Ein­blick in die Wahrnehmungen, das Denken und die Gefühle der handelnden und erlebenden Personen und nimmt, wie bereits der Comic, die Leserinnen und Leser mit in beein­druckende Stadt- und Naturlandschaften, in denen die Fi­guren das Erzählte erleben (v gl. Schüwer 2008: 83 - 207).

In diesem Sinne kann die graphic novel als ein wichti­ger kultureller Versuch verstanden werden, die oft schwer durchschaubaren gesellschaftlichen Prozesse (z. B. Indust­rialisierung, Urbanisierung, Anonymisierung der Massen­gesellschaft), einschneidenden historischen Erfahrungen (die Weltkriege oder der Holocaust). kulturellen Entwick­lungen (Migration und Exil) und vor allem auch technologi­schen Revolutionen (Hochhausbdu, Transport und Verkehr, Computerisierung usw.) visuell zu repräsentieren, zu struk­turieren und erfahrbar zu machen. Die spezifische symboli­sche Leistung und ein Teil der Faszination der graphic novel

liegt gewiss darin, dass sie solche Phänomene im wörtli-

BASISARTIKEL

Gesamtkomposition sowie für das einlässige ebenso wie genussvolle Studium aller Bild- und Textelemente und der Text-Bild -Relationen (vgl. Schüwer 2008: 41- 82).

Aus diesen darstellungsstrukturellen Merkmalen der Gattung lassen sich im fremdsprachlichen Literaturunter­richt zahlreiche Vorteile ziehen. Denn einerseits sind auf­grund der reduzierten verbalsprachlichen Textanteile die fremdsprachlichen Anforderungen besser zu bewältigen als bei inhaltlich-thematisch vergleichbaren Wortroma­nen. In vielen Fällen ist das sprachliche Verstehen sogar unproblematisch, vor allem dann, wenn Bild und Erzähl­

oder Dialogtext sich komplementär zueinander verhalten. Andererseits macht die graphie novel den Lernenden be­reits in einem frühen Stadium des Fremdsprachenlernens komplexe und anspruchsvolle Inhalte zugänglich. Mehr noch: Die graphic novel erlaubt schon früh die Begegnung mit einer originären fremdsprachigen Kunst- und kulturel­len Ausdrucksform, wie sie sonst im Literaturunterricht nur schwer möglich ist. Bis zu einem gewissen Grad können Bilder sogar sprachunabhängig und transkulturell verstan­den werden, wenngleich die kulturellen Implikationen von Bildern leicht übersehen werden (vgl. Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch, Heft 87: Visualliteracy: Bilder verstehen) .

chen Sinne zur Anschauung bringt und aus der Perspektive Was heißt: graphie novels ,lesen'? von Individuen in Form sich ,bewegender', d .h. sequenzi-erter Bilder darstellt. Anders als der Film aber bringt sie Die Vorzüge der graphic novel dürfen nicht darüber hin-die Bilder zum Stillstand. Somit erlaubt sie das reflektieren- wegtäuschen, dass ihre Lektüre besondere Anforderungen de Verweilen beim Einzelbild, die kontemplative Betrach- an das Verstehen stellt. Diese Verstehensschwierigkeiten tung einer Situation und ein Vor und Zurück zwischen den müssen nicht unbedingt sprachlicher Natur sein: Da es sich Bildern (panels). Sie räumt den Lesern Zeit ein zur visuel- bei der graphic novel um ein multimodales Genre handelt, len Erfassung der Bildsequenz einer Doppelseite und deren das Bedeutung durch die gleichzeitige Verwendung und

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Merkmale und Entstehung der graphie novel

Graphie novels sind eine relativ junge Gattung, die sich aus der

populären Kunstform der amerikanischen Comics entwickelt

hat (Bild 1 oben zeigt den Titel der ersten Folge der Superman­

Comics). Wenngleich die Bandbreite dessen, was unter diesem

Gattungsbegriff geführt wird , sehr groß ist, so lässt sich als Kern

doch Folgendes bestimmen:

Eine graphie novel ist eine fiktionale, romanartige Langerzählung,

die sich der Darstellungsweise der Comics bedient. Die kleinsten

narrativen Einheiten sind daher die panels, welche die storyworld

und die Handlung mittels Texten, zeichnerischer Darstellung und

symbolsprachlicher Elemente entwickeln. Für die Erzeugung nar­

rativer Kohärenz kommt den Leerräumen zwischen den panels ,

den gutters, zentrale Bedeutung zu. Deren interpretative Füllung

durch den Leser ist für den Zusammenhang zwischen zwei panels

und die plot-Konstruktion konstitutiv.

Der Begriff und das Konzept gehen offensichtlich auf Will Eisner

zurück, der 1978 eine Sammlung von vier lose verbundenen Co­

mics in Buchform veröffentlichte (A Contract with God) und die­

se im Untertitel als graphie novel auswies (s. Bild 2 oben). Als

entscheidende kulturelle Innovationen gelten folgende Aspekte:

• Printformat und Vertriebsweg: Die wöchentliche Veröffent­

lichung von Comics in Heftform und deren Vertrieb außerhalb

des Buchhandels hatten zu einem Nimbus der kulturellen Min­

derwertigkeit und begrenzten Haltbarkeit geführt (vgl. McCloud

2000: 29). Mit dem Buch hingegen war kulturelle Reputation

Kombination verschiedener Zeichensysteme und semioti­scher Modi schafft, können Verstehensprobleme auf ver­schiedenen Dekodierungsebenen und -wegen angesiedelt sein. Für die didaktisch-methodische Anlage und Steue­rung des Verstehensprozesses und die Erstellung ange­

messener Aufgaben ist es sinnvoll, sich die Vielfalt und Verwobenheit der verschiedenen Dekodierungsvorgänge zu vergegenwärtigen. Denn am Lesen einer graphie novel

sind mehrere literaeies beteiligt: das Lesen einer graphie

novel ist ein multiliteraler Akt, an dem lesendes Verste­hen, Sehverstehen, die Wahrnehmung von Formen und Farben, das Dekodieren von Soundeffekt-Zeichen und an­deren symbolischen Zeichen der Comic-Sprache sowie die

Erfassung der panel-Sequenz, der panel-Komposition und

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3

und der Aufstieg zur high art verbunden. Kritisch zu sehen ist

dabei die damit einhergehende Abwertung der Comic-Kultur

(vgl. Wolk 2007).

• Ernsthafte Inhalte: Comic periodicals galten als ,Juvenile

and intended merely for adolescent reading pleasure." (Mon­

nin 2010: XVII). Mit der Buchform waren eine Abkehr vom Super­

helden-Image der Comics und die Adressierung vielfältigerer

und ernsthafter, ,erwachsenerer', bildungsrelevanter Inhalte

möglich. Art Spiegelmans Comics Maus I und Maus 11 über

seinen Vater als Holocaust-Überlebenden (s. Bild 3 oben) gei­

ten daher als Meilenstein in der Entwicklung der graphie novel.

• Neue Leserschaft: Mit der Buchform und dem Buchhandel

sowie der inhaltlichen Öffnung war - bei allen anfänglichen

Ressentiments - die Gewinnung eines neuen, breiten Lese­

publikums möglich.

• Komplexe storyworld: Während die Entfaltung einer story­

world in 20 bis 40 Seiten langen Einzelcomics oder Folgen Be­

schränkungen unterliegt, kann die an den Roman angelehn­

te erzählerische Langform ein komplexes Handlungsgefüge

entfalten. Damit sind auch mehr Möglichkeiten der Inszenie­

rung problemhaitiger und komplexer Inhalte sowie metapho­

rische und symbolische Darstellungsweisen (imagery) und die

Evokation von Subtexten verbunden, die mittels visueller Stra­

tegien erzeugt werden. Die Bedeutungstiefe von graphie no­

vels gleicht somit denen der wortbasierten Erzählgattungen.

des Seitenlayout beteiligt sind (-+ Methode im Fokus 1, S.lO). Folgende Ebenen lassen sich unterscheiden: • Wie bei konventionellen Erzählungen müssen die

fremdsprachlichen Erzählertexte, Dialoge, Gedanken und Sprachelemente in und zwischen den panels

verstanden werden (words window bei Monnin 2010: 15f.) .

(-+ Kasten, S.23)

• Die visuellen Darstellungen innerhalb eines jeden panels müssen als Bestandteil eines Narrativs verstan­den werden (images window bei Monnin 2010: 15f.). Jedes Detail kann wichtig sein, von einzelnen Objekten bis zum Gesichtsausdruck der Charaktere oder einzelnen, durch close up exponierten Körperteilen wie Augen

oder Gliedmaßen (-+ Methode im Fokus 1, S.lO).

DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLI SCH 117 I 2012

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BASISARTIKEL

Die graphie novel im Kontext multiliteralen Fremdspraehenlernens

Narrative Kompetenz Erzählwissen und

Verstehensstrategien für

V Erzählungen erwerben

~ Bildverstehen (visualliteracy)

(narrator, plot, characters, episodes etc.) Romanlektüre

Bildsprache und -tradition der Cartoons und

Lesen und Verstehen

Comics kennen lernen graphie novel fiktionaler epischer Langformen

und verstehen die graphie novel als originäre multi modale Erzählgattung und

r kulturelle Äußerungsform in der

Filmverstehen Comic-Tradition kennen- und

Erzählen in Bildsequenzen verstehen lernen Leseerziehung

und die Bildsprache des Lesemotivation und

Lesehaltung für die Lektüre Films verstehen

(animated films, Spielfilme) ~ Multiliteralität literarischer Ganzschriften

/ kommunikatives Lernen - das ganzheitliche Zusammenwirken

verschiedener Modi in einem einzigen Kommunikationsakt

verstehen (Multimodalität)

• Die panels müssen in ihrer Abfolge, häufig auch in ihrer speziellen Anordnung auf der Seite oder Doppelseite, als bedeutungshaltige, plot-konstitutive Bildsequenz er­kannt werden. Ein Bestandteil dieser aktiven Sequenz­konstruktion ist das ,Lesen' der gutter als bedeutungs­haitigen Leerräumen zwischen den panels (vgl. McCloud 1993: 66) (-+ Methode im Fokus 2, S.14ff.).

• Aus der Gesamtfolge der panels und mittels der Rela­tionierung aller Bild- und Darstellungselemente unter­einander sowie mit den Dialog- und Erzähltexten muss der Gesamttext der graphie novel synthetisiert werden. In einem vielfachen (multiliteralen) Lese- und Deko­dierungsprozess müssen der plot mit seinen kausalen Handlungszusammenhängen, die Konflikt- und Hand­lungsauslöser sowie die Anteile der Figuren daran kon­struiert werden (-+ Methode im Fokus 2, S.14ff.).

• Da graphie novels fremdsprachigen kulturellen Kontex­ten entstammen und ihre Erzählungen oft auch in his­torischen Kontexten angesiedelt sind, muss das c10se

reading der Bilder und Texte in der Regel durch kontex­tualisierende Texte und Informationen ergänzt werden ("critical reading partnership of reference" bei Monnin 2010:

13). Sinnvoll sind Arrangements, die den Schülerinnen und Schülern selbst die Erkenntnis der Zusammenhän­ge zwischen dem Erzähltext und den kontextualisieren­den Texten aufgeben (zu wide reading vgl. Genetsch / Hal­let 2010; zu Spiegelmans Maus-Romanen vgl. das Beispiel bei

Bennethum 2009).

Bei aller Distinktheit der verschiedenen semiotischen Modi, in denen die graphie novel erzählt, muss ein vor­schneller analytisch-zerlegender, didaktisch motivierter Zugriff vermieden werden, der sich bloß auf die erzähle­rische Vermittlung und die Strukturen des narrative dis­

course richtet, also auf die Art und Weise, wie erzählt wird.

Vielmehr muss sooft und solange wie möglich dem natür-

DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 117 I 2012

lichen Leseinteresse Raum gegeben werden, das zunächst auf das Was gerichtet ist (-+ Methode im Fokus 1, S.10 und s. S. 16ff.) . Lernende konzentrieren sich hierzu auf die story

und die spannende fiktionale Welt mit ihren Schauplätzen, Figuren und Handlungen, auf den plot, der konstruiert, wie diese zusammenhängen, sowie auf das Denken und Füh­len der Erzählinstanz und der Figuren.

Die graphie novel im kompelenzorienlierlen Englisehunlerriehl

Die Arbeit mit einer graphie novel schult auf beinahe bei­spielhafte Weise nicht nur das literarische Lesen, sondern auch alle jene Fähigkeiten und literaeies, die in einem mo­dernen Fremdsprachenunterricht vermittelt werden (vgl. Hallet 2011c: 109f.). Das Lesen von graphie novels kann ei­nerseits bereits im Englisch- und im Literatur- und Lese­unterricht erworbene Kompetenzen aufnehmen und an­wenden. Andererseits kann die Lektüre der grafischen

Romane einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung verschiedener literacies leisten. Denn zeitgemäßes Englischlernen richtet sich nicht nur auf die Vermittlung der traditionellen skills, sondern auf

den Erwerb vielfältiger literacies (multi1iteracies) in der Beschäftigung mit bedeutungsvollen Inhalten (vgl. Monnin 2010: XVIIIff) . Das Modell im -+ Diagramm oben zeigt, wie man sich die Einbettung der graphie novel-Lektüre in an­dere Felder der Kompetenzentwicklung vorstellen kann.

Narrative Kompetenz Unabhängig von ihrer besonderen Darstellungsform wei­sen graphie novels die Grundmerkmale aller Narrative auf, sodass die bei ihrer Lektüre entwickelte narrative Kompetenz auf andere Erzählungen übertragbar ist (v gl.

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.:lUST \.IKE' FILM AND T.V., MOST COMIC ElOOKS STAI>T WITH A SOLID SCI>IPT. A LOT OF THE' VISUAL INFOI>MATION WI\.\. EIE' LE'FT FOI> THIS AI<TlST TO

INTE'I>PI>IST ElUT THIS _IrreN MATISI>IAL IS E'XTI>E'MISL), IMPOI>TANT AND

SPISCIAL\.)' TISMPISI>ISD TO THE' MISDIUM.

~E' P1öNCILLE'1> WILL ~E'N CI>E'ATE' THE' LA)'OUT OF THE' PAGE'. THIS IS VE'I»'

IMPOI>TANT FOI> NAI>I>ATIVE' PUI>POSE'S.

COLOUI> CAN ALSO ElIS A VE'I»' USISFUL TOOL FOI> CONVE'>1NG TONIS

AND CLAI>I~ING VlSUALS. MOST COLOUI> THISSIS DA)'S IS DONE' DIGITALI.)' USING A GI>APHICS TAElLE'T. THIS ALLOWS THE' COLOUI>IST TO P!.A)'

MOI>IS FI>ISISL)' WITH LIGHT E'FFE'CTS AND CI>E'ATE' GI>E'ATE'I> Dl'AMA.

THE' PISNCILLISI> THE'N DI>AWS THE' IMAGE'S FOI> ~E' STOI»' .••

AFTE'I> THE' PE'NCILLE'I> HAS Dl'AWN THE' ElI>ISAKDOWNS, AN INKISI> WILL THE'N E'MElE'LLISH THE' IMAGISS FOI> Pl>INT.

AL ~OUGH THIS INKING DOISSN'T CHANGE' THIS NA=ATIVE', IT IS E'XTI>E'ME'L),

IMPOI>TANT FOI> DE'TE'I>MINING ~E' MOOD AND GlUALITY OF THE' VISUALS. GOOD INKING MAKISS VISUAL

INFOI>MATION CLISAI>ISI> AND MOI>E'

LE'TTISI>ING/TYPOGI>APH)' IS ALSO CI>UCIAL TO TE'LLING THE' STOI»' AND, AGAIN, IS

USUALL)' DONIS DIGITALL)'. AS WISLL AS PI>OVIDING ALL ~IS DIALOGUIS, THIS

LE'TTE'I>ING ALSO USE'S ONOMATOPOE'IA TO CI>ISATIS SOUND ISFFISCTS AND WILL AFFISCT THIS WHOLIS GI>APHIC DISSIGN

OF ~IS PAGE'. HOW ~E' TE'XT LOOI<S CAN GI>ISATL)' INFLUISNCIS ITS TONIS AND MISANING.

Narrative Strategie, Figuren, Symbolsprache und Darstellungsformen einer graphie novel sind genauso kompositorisch durchformt wie bei einer wortbasierten Erzählung

Nünning/Nünning 2007 sowie Hallet 20llc: 204ft.) : Ein Erzäh­ler präsentiert characlers, evenls und actions in einer fiktio­nalen storyworld, die in einem kausal sequenzierten plot

organisiert sind. Oft entsprechen sogar einzelne panels

oder panel-Sequenzen den Schritten der klassischen Er­zählstruktur, sodass sich z. B. conflict panels, rising action

und c1imax panels oder resolution panels identifzieren las­sen (-+ Kasten S. 35). Story und plot müssen auch durch das imaginative Auffüllen von Leerstellen, bei der graphie

novel also u.a. der gutter, (re-)konstruiert werden, am ein­fachsten mittels der notorischen wh-Fragen (-+ Methode im

Fokus 2, S. 14 ff. und s. S. 22 ff.).

Romanlektüre Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Gattung der Romane erfordern und entwickeln graphie novels auch Lese- und Verstehensstrategien, die für die Lektüre von Romanen und Langerzählungen sowie das Verstehen umfassende­rer storyworlds maßgeblich sind. Zur Unterstützung eines

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nachhaltigen Leseinteresses und für die Lesemotivation sind daher lesebegleitende und leseunterstützende Aufga­ben erforderlich, die den Lernenden helfen, längere Lese­strecken zu meistern (vgl. Der Fremdsprachliche Unterricht

Englisch, Heft 89: Lesemotivation Jugendliteratur) und komple­xere Zusammenhänge zu verstehen (Hallet 2010a und 2010b).

Leseerziehung Graphie novels bedienen sich einer Erzählsprache und ei­nes Kommunikationsmodus, der wegen seiner Orientie­rung an und Imitation von populären Kommunikations­weisen den lebensweltlichen medialen Gewohnheiten junger Menschen nahesteht. Comic-Bilder und Text-Bild­Kombinationen sind ihnen vertraut aus anima ted films,

dem Internet und der Werbung. Durch diese Brücke zur medialen Sozialisation können graphie novels einen wich­tigen Beitrag zur Entwicklung des Leseinteresses im All­gemeinen und des literarischen Interesses im Besonderen leisten.

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Bildverstehen Die Dominanz der Bilder in der graphie novel erfordert eine ausgeprägte visuelle Kompetenz (visualliteracy; vgl. Der

Fremdsprachliche Unterricht Englisch, Heft 87: Visualliteracy: Bil­der verstehen; image literacy bei Monnin 2010: XIX). Darunter wird die Fähigkeit verstanden, die im Bild repräsentierte Welt mittels kultureller Codes zu ,lesen', also Aktionen und Interaktionen, soziale Konstellationen, die Funktion von Gegenständen usw. zu erkennen (.kulturelles Sehen'). Dazu gehört aber aueh eine bildästhetische Kompetenz (.ästhetisches Sehen'). mittels derer die Formensprache von Bildern erfasst wird (vgl. zu beidem Hdllel 2010c), hier also die ,Sprache' der Comic-Bilder (vgl. Schüwer 2008).

Filmverstehen Eine Besonderheit der von den Comics übernommenen Formensprache der graphie novels besteht darin, dass sie die Darstellungs- und Perspektivierungstechniken des Films imitieren - in der Regel ohne dessen Bildrealismus (vgl. Schüwer 2005: 42ff. und -+ Kasten S. 40). Mit diesen filmi­schen Mitteln entwickeln graphie novels eine sehr expres­

sive, eingängige Bildsprache. Jedoch stellen die schnellen und oft extremen Wechsel der Perspektive und des Fokus (foealization) hohe Anforderungen an die visuelle Lese­kompetenz. Daher können bei ihrer Lektüre Filmverste­henskompetenzen (film literacy; vgl. Der Fremdsprachliche

Unterricht Englisch, Heft 112/ 113: Filme verstehen, Filme drehen sowie Henseler et al. 2011) angewendet, aber auch angebahnt oder weiterentwickelt werden.

Multiliteralität Der grafische Roman stellt hohe Anforderungen an die Verstehenskompetenz, weil im Leseprozess zahlreiche ver­schiedenartige Kenntnisse und Fähigkeiten aktiviert und synthetisiert werden müssen, damit die Lektüre gelingt. Dabei handelt es sich nicht um ein Neben- oder Nach­einander, sondern um die Gleichzeitigkeit der Aktivierung aller Kompetenzen in einem ganzheitlichen Verstehens­akt. ,Multiliteralität' bedeutet daher, wie in der Alltags­und medialen Kommunikation auch, dass eine Vielfalt von litera eies in den Verstehens- und Kommunikationsakt Ein­

gang findet und die Gesamtbedeutung vom Leser mittels der Synthese mehrerer Darstellungsmodi erzeugt wird.

Die Lektüre und der Umgang mit graphie novels können daher auch als paradigmatisches Beispiel für den Erwerb einer multiliteralen Diskurskompetenz verstanden werden, die heute das Ziel jeden Fremdsprachenunterrichts sein muss (v gl. Hallet 2011c: 14ff. und 110 ff.) . Vor allem aber leis­tet die Lektüre grafischer Romane einen wichtigen Beitrag zur literarischen Bildung und zur Leseerziehung.

Leseaufgaben für graphie novels

BASISARTIKEL

eine kohärente story konstruieren. Gute Aufgaben richten

sich daher zunächst auf das Geschehen und die Figuren des Romans, auf Konflikte und den Fortgang der Hand­lung sowie auf deren Ursachen und Auslöser. Aber natür­lich bieten sich auch zahlreiche andere, thematische oder erzählstrukturelle Aspekte einer graphie novel für die Be­arbeitung und Reflexion an. Im Folgenden sollen kurz ver­schiedene Typen von sinnvollen graphie novel-Aufgaben

charakterisiert werden.

Leseunterstützende Aufgaben Trotz der vermeintlich leichten Zugänglichkeit von Bildern sind auch bei der graphie novel begleitende Aufgaben zur Unterstützung des Leseprozesses sinnvoll und geboten. Dazu kann auf das gesamte im Englisch- und Leseunter­

richt verfügbare Repertoire an leseunterstützenden Auf­gaben vom reading journal (oder log) bis zu Aufträgen für die kollaborative Erarbeitung in Kleingruppen zurückge­griffen werden (vgl. S. 39 ff. und Der Fremdsprachliche Unter­richt Englisch, Heft 89: Lesemotivation, Heft 100/101: Lesekom­petenz und Heft 107: Romane lesen lernen).

Plot-Rekonstruktionsaufgaben Für das Verstehen jeder Erzählung ist das Erfassen der Ge­schehens- und Handlungsverläufe sowie der Kausalitäten­also des plot - zentral. Plot-sichernde Aufgaben stellen des­halb die Grundlage allen tieferen Verstehens dar. Darüber sichern sie das Verstehen längerer Lesestrecken und unter­teilen eine graphie novel in überschaubare Leseetappen. Plot-orientierte Aufgaben können auch mit einer aktiven Schreiberziehung verbunden werden, indem für eine be­stimmte Sequenz von panels oder einzelne Episoden je­weils in knappen Sätzen der plot notiert wird (s. S. 16 ff.). Plot-Aufgaben eignen sich auch für den Anfangsunterricht und greifen das den Schülerinnen und Schülern aus der Grundschule vertraute storytelling with pictures auf.

Story-orientierte Aufgaben Der plot stellt die Grundlage und den Kern einer Roman­erzählung dar. Voll entfaltet wird diese aber in der story und in der der storyworld mit ihrem gesamten Inventar an Fi­guren, Schauplätzen, Dialogen und Interaktionen. Zu den

story-orientierten Aufgaben gehören daher zunächst sol­che, die der Identifizierung und Rekonstruktion einzelner story events, seenes und episodes oder größerer Erzähl­einheiten wie rising aetion oder c1imax dienen (s . S. 34 ff.). Darüber hinaus gehören dazu aber auch solche, die sich nä­her mit einzelnen Figuren, ihren Merkmalen, ihrem Den­ken, Fühlen und Sprechen beschäftigen oder Aufgaben, die Schauplätze, Räume und Bewegungen darin erkunden sowie alle jene Aufgaben, die das Inventar der storyworld

der graphie novel genauer untersuchen.

Thematische Aufgaben Für das Verstehen von graphie novels ist es von zentraler Sie dienen der Erschließung der jeweils im Vordergrund Bedeutung, dass die Lernenden für sich aus der Vielzahl stehenden thematischen Aspekte einer graphie novel. Da und semiotischen Verschiedenartigkeit der Informationen das natürliche Leseinteresse sich zuallererst auf die story

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richtet, müssen die ihr unterliegenden oder aus ihr sich

entfaltenden inhaltlich-thematischen Aspekte in der Regel durch eigene Lese- und Explorationsaufgaben fokussiert werden (s. S. 32 ff. und S. 39 ff). Thematische Aufgaben sind in der Regel erforderlich, sobald eine Verstehenstiefe jenseits der plot- und story-Ebene angestrebt wird.

Narrative Discourse-Aufgaben Auch die Art und Weise, wie Comics und graphie novels

erzählen, muss natürlich erlernt werden. Bei der entspre­chenden Terminologie handelt es sich aber nicht um ein ,Vokabular' (von Monnin 2010: 1 ff. unglücklicherweise so ge­nannt). sondern um narratologische Kategorien, die dem

narrativen und strukturellen Verstehen von graphie novels

und der Kommunikation darüber dienen (,How is the story

toId?'), also beispielsweise der Benennung der verschiede­nen Erzähl- und Darstellungselemente (z.B. verschiedener Typen von balloons). der visuellen Darstellungstechniken, der jeweiligen Bedeutung von trames, lines und eolours,

der Komposition und Sequenzierung der panels und der Bedeutung der gutters (-+ Methode im Fokus 2, S. 14 ff.) Auf­gaben zum narrative diseourse haben eine dienende Funktion; sie sollen genaueres Lesen und tieferes Verste­hen ermöglichen.

Aufmerksamkeitslenkende Aufgaben Verstehens-, Rekonstruktions- und Interpretationsaufga­

ben können die Aufmerksamkeit auf einzelne Aspekte ei­nes panels, einer panel-Sequenz, einer Episode usw. len­ken. Solche ,toeus on .. .' -Aufgaben können sich z. B. auf weniger explizit gemachte Sachverhalte der storyworId wie z. B. das Handlungsmotiv einer Figur, die Bedeutung eines besonderen Gegenstandes oder die Beschaffenheit eines Schauplatzes richten. Sie können aber auch auf die Sym­bolsprache der graphie novel zielen, um z. B. weniger ge­läufige Bedeutungsträger wie Farben, Linien, Schrifttypen oder Symbole wie z. B. tlashes, stars oder dust elouds und deren Funktion dem präziseren und tieferen Verstehen zu­gänglich zu machen.

Produktionsorientierte Aufgaben Literarische Texte sind zugleich immer auch Text- und Darstellungsmodelle, die den Lesenden andere Weisen des persönlichen Ausdrucks und der Kommunikation er­öffnen. Die Comic-Form kann Lernenden Gelegenheit ge­ben, selbst fiktionale oder nicht-fiktionale Geschichten in Bildern zu erzählen (s. S. 22 ff., S. 28 ff. und S. 39 ff.). Vor­lagen können einzelne panels sein, die weitererzählt wer­den, aber auch eine Zeitungsnachricht zu einer besonde­ren Begebenheit oder, beim autobiografischen Erzählen, eigene Erlebnisse und Erfahrungen (s. S. 28 ff.). Für die Gestaltung gibt es professionelle Anleitungen (z.B. McCloud 2006) und Vorlagen im Internet (-+ Kasten S. 36). Da es nicht

um individuelle zeichnerische Versiertheit geht, sind für die Comic-Produktion kollaboratives Arbeiten sowie einfa­

che Formen der grafischen Darstellung wichtige Optionen, z. B. Bleistiftskizzen wie in Diary ot a Wimpy Kid (s. S. 22f.).

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Fazit

Für alle Aufgaben wie für die Lektüre von graphie novels

generell soll gelten, dass sie das natürliche Leseinteresse und die Lesefreude fördern und unterstützen. Ziel ist nicht erzählstrukturelles und terminologisches Wissen, sondern die Fähigkeit, die besondere literarische Erzähl- und Dar­stellungsleistung von Comics und graphie novels zu ver­stehen und zu einem tieferen Verstehen dieser grafischen Erzählliteratur zu gelangen. Im besten Fall lernen die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise, die dazu erfor­derlichen multi1iteracies und literarästhetisches Denken je nach Funktion und Bedarf auch in der eigenen fremdspra­

chigen und lebensweltlichen Kommunikation zu nutzen.

Literatur Bennethum, Cherie (2009): Text and Context. New Historicism and Curriculum

Design for Art Spiegelman's Maus I and Maus II. Saarbrücken: VOM. Genetsch, Martin I Hallet, Wollgang (2010): "Kulturen repräsentieren, Texte

kontextualisieren. Methode im Fokus." In: Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch, Heft 104 [South Africa]. 10-13.

Hallet, Wollgang (2010a): "Romane lesen lernen." In: Der Fremdsprach­liche Unterricht Englisch, Heft 107 [Romane lesen lernen]. 2-8.

Hallet, Wolfgang (2010b): "Curious Incidents for Curious Readers. Plot­orientierte und differenzierende Romanlektüre. " In: Der Fremdsprach­liche Unterricht Englisch, Heft, 107 [Romane lesen lernen]. 20-25.

Hallet, Wolfgang (2010c): "Viewing Cultures: Kulturelles Sehen und Bild­verstehen im Fremdsprachenunterricht. " In: Hecke, Carola/Surkamp, Carola (Hrsg.): Bilder im Fremdsprachenunterricht. Neue Ansätze, Kom­petenzen und Methoden. Tübingen: Narr. 26-54.

Hallet, Wolfgang (201la): "Medialisierung von Genres am Beispiel des Blogs und des multimodalen Romans: Von der Schrift-Kunst zum multi­modalen Design." In: Nünning I Rupp (Hrsg.). 85-116.

Hallet, Wolfgang (2011b): "Visual Images of Space, Movement and Travel in the Multimodal Novel." In: Brosch, Renate (Hrsg.): Moving Images ­Mobile Viewers. 20th Century Visuality. Berlin: LIT. 227 - 248.

Hallet, Wolfgang (2011c): Lernen fördern: Englisch. Kompetenzorientierter Unterricht auf der Sekundarstufe I. Seelze: Klett Kallrneyer.

Hallet, Wolfgang/Lüthe, Martin (2011): "Haunted by Images of 9/11. Art Spiegeiman's Graphie Novel In the Shadow of No Towers." In: Der Fremd­sprachliche Unterricht Englisch, Heft 111 [Nine Eleven - Ten Years On]. 38 - 43.

Henseler, Roswitha/Möller, Stefan/Surkamp, Carola (2011): Filme im Eng­lischunterricht. Grundlagen, Methoden, Genres. Seelze: Klett-Kalimeyer.

McCloud, Scott (2000): Reinventing Comics. How Imagination and Technology Are Revolutionizing an Art Form. New York: Harper Perennial.

Nünning, Ansgar/Nünning, Vera (2007): "Erzählungen verstehen - ver­ständlich erzählen: Dimensionen und Funktionen narrativer Kompetenz." In: Bredella, Lothar I Nünning, Ansgar (Hrsg.): Literaturunterricht, Kom­petenzen und Bildung. Trier: WVT. 87-106.

Nünning, Ansgar/Rupp, lan (Hrsg.) (2011): Medialisierung des Erzählens im englischsprachigen Roman der Gegenwart. Theoretischer Bezugsrah­men, Genres und Modellinterpretationen. Trier: WVT.

Hier nicht aufgeführte Literatur findet sich in der Auswahlbibliografie.

Dr. Wollgang Hallet Professor für die Didaktik der englischen Sprache und Literatur an der lustus-Liebig-Universität Gießen

DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 117 I 2012

Page 8: Graphie Novels - moodle.ruhr-uni-bochum.de · SO, WHA1 Ku.> of 51"o~I~5 .PI' tjoV /"'\1,(6 'l WOLFGANG HALLET Graphie Novels Literarisches und multiliterales Lernen mit Comic-Romanen

Themenheft 117: Graphie Novels

Zusammengestellt von Wolfgang Hallet und Roswitha Henseler

~ Handbibliothek

Bakis, Maureen (2011): McCloud, Scott (2006):

The Graphie Novel Classroom: Making Comics. Storytelling Secrets of Comics, Powerful Teaching and Learning With Images. Manga and Graphie Novels.

Thousand Oaks, CA: Corwin Press. New York: Harper Perennial.

Die informative Handreichung zeigt auf, Im Comicstil illustriert McCloud, wie Co­

wie McClouds Understanding Comics im mies gemacht werden und liefert gleich­Unterricht eingesetzt werden kann und zeitig eine Analyse des Genres.

bietet praxiserprobte Unterrichtsideen am Beispiel ausgewählter graphie novels. Monnin, Katie (2010):

Die Anregungen enthalten übersichtliche Teaching Graphie Novels. Practical Strategies Zusammenstellungen möglicher Themen, for the Secondary ELA Classroom. Konzepte und Fertigkeiten und stellen Er­

schließungsfragen und diseussion prompts

Gainesville: Maupin House.

zusammen, die auf den Einsatz anderer Monnin, Katie (2011):

graphie novels übertragbar sind. Teaching Early Reader Comics and

Fingeroth, Oanny (2008):

The Rough Guide to Graphie Novels. London and New York: Penguin.

Bietet neben einer kurzen, aber sehr gu­

ten Einführung in die Gattung und die Ge­

schichte der graphie noveI eine Vorstel­

lung der "sixty best graphie novels" und ihrer Autor/innen, jeweils mit einer plot

summary und einer Charakterisierung des jeweiligen Comics- und Erzählstils.

McCloud, Scott (1993):

Graphie Novels. Gainesville: Maupin House.

Die beiden Bände sind didaktische Ein­führungen in das Unterrichten von graphie

novels. Sie vermitteln die notwendige

Terminologie sowie Grundwissen über

die Komposition von und das Erzählen mit Comic-Bildern. Enthält Anleitungen

zur unterrichtlichen Erarbeitung dieses

Grundwissens. Allerdings beschränkt sich

der Band weitgehend auf bild- und erzähl­strukturelle Aspekte.

AU SWAH LB I B LI OGRAF I E

Wolk, Douglas (2007):

Reading Comics: How Graphie Novels Work and What They Mean.

Cambridge, Ma.: dacapo press.

Im ersten Teil biete dieses Buch eine um­fassende Einführung in die Geschich­

te und die Theorie der graphie novel. Im

zweiten Teil stellt Wolk die wichtigsten

graphic novels-Autoren vor, u . a. Chester

Brown, Will Eisner und Art Spiegelman.

Zum Weitersurfen

www.booktrust.org.uk/books-and-reading/

children/comics-and-graphic-novels/

nach Lesealter differenzierte Buchtipps,

Linktipps, Broschüre, Artikel zur Ge­

schichte der graphic novels

http://www.scottishbooktrust.com/otir/tm8

Tipps zum Einsatz von graphie novels im Unterricht, Beispielanalysen, Buchtipps

http://graphicnovelreporter.com

Wissenswertes zu graphic novels, Rezen­sionen, diseussion guides, Interviews etc.

Understanding Comics. The Invisible Art. Schüwer, Martin (2008): www.scholastic.com/teachers/lesson-plan/

New York: HarperCollins.

McCloud, Scott (2000)

Reinventing Comics. How Imagination and Technology are Revolutionizing an Art Form.

New York: HarperCollins.

Wie Comics erzählen. Grundriss einer inter- using-graphic-novels-children-and-teens-

medialen Erzähltheorie der graphischen Literatur. guide-teachers-and-librarians

Trier: WVT. pdf-Datei mit Unterrichtsanregungen

Das wnfassende Grundlagenwerk zur Co-

mic-Narratologie beschäftigt sich mit den http://garethhinds.com/blog/

Aspekten Bewegung, Raum, Zeit sowie ein Comic-Autor beim digitalen Zeichnen

Diese beiden Bände des Comic-Autors Sprache, Schrift und Bild und veranschau­und -Experten sind Grundlagenwerke für licht dies an zahlreichen Bildbeispielen.

das Verstehen von Comic-Kunst, des Er-Zum Weiterlesen Abel, Jessica/Madden, Matt (2008): Drawing Words

and Writing Pictures. Making comics: manga, graphie novels, and beyond. New York: First Second.

zählens in Comic-panels, ihrer Ausdrucks­

möglichkeiten und ihrer Symbolsprachen, der Komposition von Comic-Seiten und

-Sequenzen sowie der grafischen Gestal­

tung aller wichtigen Comic-Elemente.

Diese theoretischen Einführungen sind selbst als Comic gestaltet und auch für

die Schülerhand geeignet. Der Band von

2000 geht in einem eigenen Teil auch auf

die Entstehung der graphie novel und de­

ren Hintergründe ein.

DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 117 I 2012

Stafford, Tim (2011):

Teaching Visual Literacy in the Primary Classroom. Comic books, film, television and picture narratives.

New York: Routledge.

Der Band liefert eine Fülle praktischer An­

regungen zum Einsatz von Comics, Bilder­

büchern, Filmen und Fernsehsendungen

in der Primarstufe, die gut auf den Eng­

lischunterricht in der Sekundarstufe I

übertragbar sind.

Fisher, Douglas/Frey, Nancy (2008): Teaching Visual Literacy: Using Comic Books, Graphie Novels, Anime, Cartoons, and More to Develop Compre­hension and Thinking Skills. Thousand Oaks, Ca. et al.: Corwin.

Fisher, Douglas/Frey, Nancy (2010): "Graphie Novels: Composing with sequential art in high school English and history. " In: The NERA Jour­na145, 2. 9-15.

Schüwer, Martin (Hrsg.) (2005): Teaching Comics. Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch, Heft 73. [Teaching Comics).

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