4
GBPress- Gregorian Biblical Press Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Zeugnisse ihres Selbstverständnisses (Schriften des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster, 9) by Jürgen Vogel Review by: F. Kempf Archivum Historiae Pontificiae, Vol. 21 (1983), pp. 300-302 Published by: GBPress- Gregorian Biblical Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23564157 . Accessed: 14/06/2014 06:32 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . GBPress- Gregorian Biblical Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Archivum Historiae Pontificiae. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.78.237 on Sat, 14 Jun 2014 06:32:06 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Zeugnisse ihres Selbstverständnisses (Schriften des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster, 9)by Jürgen Vogel

Embed Size (px)

Citation preview

GBPress- Gregorian Biblical Press

Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Zeugnisse ihres Selbstverständnisses (Schriften desInstituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster, 9) by Jürgen VogelReview by: F. KempfArchivum Historiae Pontificiae, Vol. 21 (1983), pp. 300-302Published by: GBPress- Gregorian Biblical PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/23564157 .

Accessed: 14/06/2014 06:32

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

GBPress- Gregorian Biblical Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toArchivum Historiae Pontificiae.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.34.78.237 on Sat, 14 Jun 2014 06:32:06 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

300 RECENSIONES

Germania pontificia, Bd. VI stellt in Wirklichkeit ein wichtiges Repertorium zu al

leni dar, was die Kirchenprovinz Hamburg-Bremen vor dem 13. Jahrhundert betrifft.

Hier wird der Geschichtsforscher die Antwort auf die Frage nach Echtheit oder Fàl

schung jeder einzelnen iiberlieferten Urkunde nach letztem Stand der Untersuchungen finden. Vieles andere wird ihm dariiber hinaus noch geboten: die kurze Darstellung der Anfànge und der Entwicklung der behandelten Bistiimer, Kirchen, Klòster bis in

die neueste Zeit; die libersicht iiber die Stellen, an denen heute das betreffende Archiv material der jeweiligen Institution zu finden ist; die umfassende Bibliographie, die

nicht nur die neuesten Studien, sondern auch einschlàgige Schriften friiherer Jahrhun

derte einschliebt, — mit einem Wort, so manche Zutaten zu den eigentlichen Regesten, Zutaten, die den Regesta Pontificum Romanorum groben Ansehen verschafft haben

und verschaffen. Es ist nur zu wunschen, dab auch andere Lànder, vor alleni Frank reich und Spanien mit ihren Gallia pontificia und Hispania pontificia, bald an die Rei

he kommen kònnen.

p. Rabikauskas S.i.

Jûrgen Vogel, Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Zeugnisse ihres Selbstverstàndnisses (Schriften des Instituts fur Fruhmittel

alterforschung der Universitàt Munster, 9). Berlin - New York, Walter de Gruyter, 1983. III et 311 pp.

Die aus der Schule von Karl Hauck hervorgegangene Dissertation beschrânkt sich

auf die Jahre 1077-1080. Auf die Einleitung folgen die Kapitel: I. Gregor VII. und Hein

rich IV. im Fruhjahr 1077; II. Papsttum und deutsches Doppelkônigtum in der Span

nung zwischen Reformhoffnung und Herrschaftssicherung. Von der Forchheimer Wahl

bis zur Schlacht von Mellrichstadt; III. Die Unvereinbarkeit von pâpstlichem Judicium

Anspruch und salischer Herrschaftsauffasung. Von der ròmischen Novembersynode 1078 bis zur Wiirzburger Versammlung im August 1079; IV. Der erneute Bruch zwi schen Gregor VII. und Heinrich IV. im Jahre 1080. Dem Kapitel ist als Exkurs beige

fiigt: Das Merseburger Grabmalrelief Rudolfs von Rheinfelden als Deutung seines

Schlachtentodes durch die sàchsischen Anhànger. Die Arbeit schlieht mit einer Zusam

menfassung und einem Ausblick sowie mit einem ausfuhrlichen Quellen- und Literatur

verzeichnis und einem Register. Man kann die Initiative des Vf. nur begruhen. Sind doch die drei auf Canossa fol

genden Krisenjahre bisher in der Forschung zu kurz gekommen. Die vor und nach Ca nossa ausgetragenen Spannungen sieht der Vf. wesentlich gepràgt durch die Persón lichkeit Gregors VII. sowie Heinrichs IV. Daher steht hinter seiner Studie die Frage nach dem Selbstverstàndnis der beiden Kontrahenten, «d.h. nach den geistigen Grund

lagen, nach ihren kirchenpolitischen Motiven und Intentionen bei der Wiederherstel

lung oder Verteidigung der rechten Ordnung» (S. 3). Da dies ailes letztlich im Religiò sen wurzelt, nimmt er die theologischen und vor allem die biblischen Argumentationen sehr ernst. Allerdings ist es hier mit den Quellen nicht zum besten bestellt. Wâhrend sich Gregor in seinen Briefen und Synodaldekreten deutlich genug ausspricht, liegen von Heinrich so gut wie keine direkten Zeugnisse vor. Bis zu dem 1080 erfolgten Bruch, der bei der salischen Partei in drei Briefen deutscher Bischofe und im Dekret der Brixener Synode seinen literarischen Niederschlag gefunden hat, ist der Vf. auf die

wenigen Kònigsdiplome und vor allem auf die Berichte der zeitgenòssischen, in der

Regel antisalisch eingestellten Historiographen angewiesen. Aus einem so gearteten Quellenmaterial lassen sich natiirlich keine umstiirzenden

neuen Erkenntnisse gewinnen; wohl aber ist es dem Vf. gelungen, unser Wissen im ei nen oder anderen zu bereichern. So hat er zum ersten Mal herausgearbeitet, wie sehr Heinrich IV. auf die Absicherung der Alpenpàsse bedacht war. Sie verschaffte ihm die

This content downloaded from 195.34.78.237 on Sat, 14 Jun 2014 06:32:06 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

J. VOGEL, GREGOR VII. UND HEINRICH IV. NACH CANOSSA 301

Mòglichkeit, eine Reise des Papstes oder seiner Legaten nach Deutschland zu verhin dern und den Kontakt der antisalischen Partei mit Rom zu erschweren; vor allerti aber

gab sie ihm selber den Weg nach Oberitalien irei, dessen Episkopat sich gròBtenteils in offener Revolte gegeniiber Gregor VII. befand und dem salischen Haus treu ergeben war. Nach Ansicht des Vf. wollte Heinrich damit auch der Absicht des Papstes begeg nen, das regnum ltaliae der deutschen Herrschaft zu entziehen (S. 254, vgl. auch S.

52, 193, 209). Fiir ein so kiihnes Projekt des Papstes vermissen wir in der Studie den Beweis und sind iiberzeugt, daB er sich nicht erbringen làBt.

Wertvoll ist auch der mit hoher Wahrscheinlichkeit erbrachte Nachweis, daB die

von Heinrich 1080/81 angeordnete Erweiterung des Speyrer Doms (der Grablege des

salischen Hauses) mit dem Tod Rudolfs von Rheinfelden in der Schlacht an der Elster

zusammenhàngt, daB sie als Dank des Saliere an die Gottesmutter Maria, deren Schutz

er sich am Vorabend der Schlacht anvertraut hatte, aufzufassen ist und zugleich als

Ausdruck seines festen Willens, mit Hilfe der Gottesmutter die von seinen Vorfahren

iiberkommene Herrschaft zu behaupten. Das detaillierte Bild, das der Vf. von den Begebenheiten der drei Jahre zeichnet,

kann hier nur in seinen Grundzugen wiedergegeben werden. Bekanntlich ging es da

mais im Verhàltnis zwischen Papst und Konig sowohl um die Kònigsfrage, die durch

die Forchheimer Wahl in ein neues Stadium getreten war, als auch um die Kirchenre

form. Fiir Gregor hingen die beiden Anliegen eng zusammen. Wie der Vf. ausfiihrt, hatte der Papst erkannt, da β er eine Reform der deutschen und lombardischen Kirche

ohne die Hilfe eines starken Kònigs nicht durchzufiihren vermochte. Er wollte daher

vor allem den deutschen Thronstreit beenden, und zwar durch eine Reichsversamm

lung, auf der er oder seine Legaten den Schiedsspruch fâllen sollten. Der Pian scheiter

te am Widerstand sowohl Heinrichs wie Rudolfs und seiner Anhànger. So kam es im

August 1078 zwischen den zwei Kònigen zur Schlacht von Mellrichstadt, die Rudolfs

Versuch, seine Streitmacht mit jener seiner siiddeutschen Parteigànger zu vereinen,

vereitelte, so daB er sich wieder auf Sachsen zuriickziehen muBte, wàhrend Heinrich

im iibrigen Reich seine Herrschaft stândig festigen konnte. Die Schlacht von Mellrich

stadt und das damit offenbar gewordene Fiasko der bisher vom Papst verfolgten Poli

tik veranlaBte nun nach Ansicht des Vf. Gregor VII., im Herbst 1078 eine ròmische Sy node zu veranstalten, auf der er seine bisherigen Reformdekrete verschârfte und durch

das Investiturverbot vermehrte. Daraufhin lieB Heinrich IV. auf der Fastensynode von

1079 dem Papst Verhandlungen anbieten. Gregor hielt jedoch an seinem Pian, die

schwebenden Problème, vor allem die durch pàpstlichen Schiedsspruch zu entscheiden

de Kònigsfrage, auf einer Reichsversammlung zu lòsen, fest und setzte es durch, daB

zwei Legaten nach Deutschland reisen konnten. Sie sollten die Reichsversammlung vor

bereiten, die Investiturfrage jedoch und die von Heinrich vollzogenen Investituren auf

sich beruhen lassen. Die Bemuhungen der Legaten fiihrten jedoch aus verschiedenen

Griinden zu keinem Ergebnis. Heinrich ist an diesem MiBerfolg nicht ganz unschuldig. So konnte es natiirlich nicht weitergehen. Die von Gregor und von Heinrich eingenom menen Positionen erwiesen sich mit steigender Deutlichkeit als unvereinbar. Wer aber

von den zwei Kontrahenten hat nun die Konsequenzen gezogen und den Bruch herbei

gefuhrt? Die Forscher sind sich dartiber nicht einig. Der Vf. hait sich jedenfalls an den

Bericht Bonizos von Sutri, demzufolge Heinrich auf der Fastensynode von 1080 dem

Papst die Aufstellung eines Gegenpapstes angedroht hat, falls dieser nicht iiber Rudolf

von Rheinfelden den Bann verhànge. Fur diese seine Meinung kann der Vf. zwar keine

durchschlagenden Beweise, aber auf Grund einer eingehenden Analyse der Bann- und

Absetzungssentenz, die Gregor auf der Synode iiber Heinrich verkiindet hat, beachtli

che Wahrscfteinlichkeitsgriinde vorlegen. BesondiSFe Aufmerksamkeit verdienen die Ausfiihrungen des Vf. iiber die Herbstsy

node von 1078 und das dort erlassene Investiturverbot. Wenn wir auch mit dem Vf.

iiberzeugt sind, daB die Einberufung der Synode mit dem deutschen, nunmehr in einen

offenen Krieg ausartenden Thronstreit in Verbindung steht, sehen wir die Zusammen

hànge doch etwas anders. So vermògen wir dem Vf. nicht zu folgen, wenn er unter

This content downloaded from 195.34.78.237 on Sat, 14 Jun 2014 06:32:06 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

302 RECENSIONES

tjbernahme einer jungst von Rudolf Schieffer vorgelegten These meint, Gregor habe im

Herbst 1078 zum ersten Mal dit· Laieninvestitur untersagt. Schieffers These unterliegt

schwerwiegenden Bedenken (vgl. unsre Rezension: Arch. Hist. Pont. 20 [1982] 409-415). Die gròfiere Wahrscheinlichkeit spricht u.E. dafur, dafi Gregor bereits 1075 die Investi

tur untersagt, das Dekret aber noch nicht allgemein verkiindet hat, weil er sich vorher

mit Heinrich IV. verstàndigen wollte, wie trotz des Ausfalls der Investitur vvesentliche

Kònigsrechte gegeniiber den Reichsbischòfen bewahrt werden kònnten. Heinrich ging auf den Verhandlungsvorschlag nicht ein. Und als er auf Grund von bestimmten, die

Investitur nicht betreffenden Differenzen im Januar 1076 den Bruch mit dem Papst

vollzog und so einen prinzipiellen Kampf zwischen Regnum und Sacerdotium ausloste,

hatte Gregor anderes zu tun als sich um das Investiturverbot zu kiimmern. Erst nach

Canossa nahm er sich seiner an, beschrànkte aber seine Initiative zunàchst auf Frank

reich, wo er ja von seiten des Kònigtums einen weitaus geringeren Widerstand zu er

warten hatte als in Deutschland. Am 12. Mai 1077 wies er den dortigen Legaten, Hugo von Die, an, eine Bischofssynode einzuberufen und durch sie die Laieninvestitur ver

bieten zu lassen. Der Legat erfullte diesen Auftrag, und zwar — dies sei gegeniiber dem vom Vf. geâuherten Zweifei (S. 131) eigens betont — durchaus im Sinne des Pap stes. Das Investiturverbot galt naturlich nur fur Frankreich, aber Gregor, sein eigentli cher Inspirator, wollte es sicher nicht dabei bewenden lassen. Es war fiir ihn nur eine

taktische Frage, wann und wie er alien christlichen Làndern das Verbot auferlege. So

beh er im deutschen Reich die Investiturfrage vòllig auf sich beruhen, wandte sich

aber umso intensiver der durch die Forchheimer Wahl verursachten Kònigsfrage zu,

die er durch Schiedsspruch zu entscheiden beanspruchte. Nicht zuletzt solite dieser

Schiedsspruch wohl von der Reformbereitschaft der zwei Thronpràtendenten und da

mit wohl auch von ihrem Verstàndigungswillen in der Investiturfrage abhàngen. Als

sich aber diese Politik als vorlàufig gescheitert herausstellte, wandte Gregor seinen

bisher stark aul Deutschland fixierten Blick wieder der ganzen Kirche und ihrer Re

form zu. So kam es zur Herbstsynode 1078 und zum allgemein verbindlichen Investi

turverbot. Da es bisher nicht zu einer Verstàndigung mit dem deutschen Herrscher

iiber die Investiturfrage gekommen war, ist der enttauschte Papst nun allein vorgegan gen, ohne jedoch ein kiinftiges Gesprâch ausschliefien zu wollen. Er duldete daher

auch weiterhin die Investiturpraxis Heinrichs IV., erhoffte also immer noch eine Ver

stàndigung. Er tàuschte sich. Heinrich IV. war weder bereit, auf die Investitur zu ver

zichten, noch sein Konigtum vor den Richterstuhl des Papstes ziehen zu lassen, und

diirfte daher den Bruch mit dem Papst als unvermeidlich angesehen und vollzogen ha

ben.

Das Verhàltnis zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. wirft viele kontroversen

Fragen auf. Die hier vorgetragenen Meinungsverschiedenheiten kònnen und sollen da

her das Lob und die Anerkennung, die dem Vf. dieser Arbeit gebiihrt, nicht mindern.

F. Kempf S I.

Codex diplomaticus Amiatinus. Urkundenbuch der Abtei S. Salvatore am Montamiata. Von den Anfàngen bis zum Regierungsantritt Papst Innozenz 111. (736-1198). 2. Band: 962-1198] 4. Band: Faksimi les (2. Lieferung: Tafeln 72-134), bearbeitet von Wilhelm Kurze.

Tubingen, Max Niemeyer Verlag, 1982. XX et 391 pp.; XVI pp. et 63 tabulae.

Dieses Jahrbuch hat vor vier Jahren iiber den ersten Band und die erste Lieferung von Faksimiles (71 Tafeln) der bedeutenden Quellenpublikation berichtet (Arch. Hist. Pont. 17 [1979] 456-457). Mit Bd. II des Montamiater Urkundenbuches und der zweiten

Faksimilelieferung wird die eigentliche Editionsarbeit abgeschlossen. So steht nur

This content downloaded from 195.34.78.237 on Sat, 14 Jun 2014 06:32:06 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions