1
1 MMW-Fortschr. Med. Nr. 4 / 2013 (155. Jg.) AKTUELLE MEDIZIN GESUNDHEITSRISIKO SITZEN Vier Stunden sind schon zu viel Wer täglich vier Stunden oder mehr im Sit- zen zubringt, erhöht sein Risiko, chronisch krank zu werden, ergab die australische „45 and Up“-Studie, für die 64 3048 Männer zwischen 45 und 64 Jahren zu ihren Le- bensgewohnheiten befragt wurden. Im Vergleich zu den Männern, die weniger als vier Stunden am Tag auf ihren vier Buchsta- ben verbrachten, litten Männer mit einer längeren Sitzdauer signifikant häufiger an chronischen Erkrankungen. Insbesondere das Diabetesrisiko stieg mit der Sitzdauer linear an. Int. Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activi- ty 2013; 10: 20; doi:10.1186/1479-5868-10-20 Dr. med. Brigitte Moreano Stellvertretende Chefredakteurin brigitte.moreano@ springer.com DUMMY-VERSUCHE MIT H1N1 Grippeviren lieben trockene Luft Eine hohe relative Luftfeuchtigkeit in der Praxis macht Influenzaviren den Garaus. Mit der Zunahme der Luftfeuchtigkeit ver- lieren sie immer mehr ihre Infektiosität, wie US-Mikrobiologen in experimentellen Un- tersuchungen mit Dummys, dem Influenza- stamm A/WS/33 (H1N1) und Zellkulturen festgestellt haben. Die Wissenschaftler empfehlen Werte von mindestens 40% für eine wirksame Verringerung der Infektiosi- tät. Die Kernerkenntnis aus den Versuchen: Eine Stunde nach dem Husten sind bei ei- ner relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 7% und 23% fünfmal mehr Viren infektiös als bei über 43% Luftfeuchtigkeit. Die Infektio- sität lag in trockener Luft zwischen 71% und 77,3%, in der feuchteren Luft dagegen nur noch zwischen 14,6% und 22,2%. Der Einbau von Luftbefeuchtern sollte schon bei der Planung von Kliniken und Praxen be- rücksichtigt werden, raten die Autoren. PLoS ONE 2013; 8(2): e57485 RAUCHSTOPP Dann kommt der Infarkt erst Jahre später Ein 60-jähriger Raucher hat das gleiche Herzinfarktrisiko wie ein 79-jähriger Nicht- raucher. Dies ergab eine deutsche Kohor- tenstudie mit 8807 Teilnehmern zwischen 50 und 74 Jahren. 17,2% der Probanden rauchten, 31,7% waren Exraucher, 51,1% hatten nie geraucht. Im Lauf von ca. neun Jahren erlitten 261 Personen einen ersten Myokardinfarkt, 274 starben an kardiovas- kulären Ereignissen. Gegenüber den Nicht- rauchern war bei den Rauchern das Risiko für alle kardiovaskulären Endpunkte um mehr als das Doppelte erhöht. Im Vergleich zu Nichtrauchern mussten Raucher im Schnitt rund 19 Jahre früher mit einem Herzinfarkt rechnen. Das kardiovaskuläre Ri- siko der Exraucher lag nur geringfügig über dem der Nichtraucher. Bei Ex-Rauchern fiel das Risiko innerhalb von fünf Jahren in allen untersuchten Bereichen um 33–46%. Das erste kardiovaskuläre Ereignis ließ 4–14 Jah- re länger auf sich warten. Eur J Epidemiol 2013, online 9. Februar; doi: 10.1007/ s10654-013-9776-0 KINDERWUNSCH Wann es am besten klappt Bei Paaren mit Kinderwunsch kann die Jah- reszeit für den Therapieerfolg mitentschei- dend sein; dies postulieren Forscher der Ben-Gurion-Universität. Sie untersuchten 5000 Proben von Männern mit normalem Spermiogramm (Normozoospermie) und 1500 Probanden mit erniedrigten Sperma- tozoenkonzentrationen im Ejakulat (Oligo- zoospermie). Erstere weisen im Winter die beste Spermaqualität auf. Bei Oligozoo- spermie werden die besten Werte im Früh- ling und Herbst erreicht. Die Daten der For- scher stimmen mit den Geburtsraten an der gynäkologischen Klinik der Ben-Gu- rion-Universität überein. Hier kamen die meisten Babys in den Monaten September, Oktober und November zur Welt, was einer Konzeption im vorangegangenen Winter entspricht. AJOG 2013, online 11. Februar; doi: 10.1016/j. ajog.2013.02.010 Oster-Quiz auf springermedizin.de Eier suchen und gewinnen! Der Startschuss für die große Springer-Medizin-Eiersuche ist gefallen. Gehen Sie online – und finden Sie die Ostereier, die das Lösungswort verraten! Es gibt attraktive Preise zu gewinnen. Die Eiersuche und alle weiteren Informationen finden Sie unter: www.springermedizin.de/ osterquiz-2013 © Light Impression / fotolia.com

Grippeviren lieben trockene Luft

  • Upload
    jan

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Grippeviren lieben trockene Luft

1MMW-Fortschr. Med. Nr. 4 / 2013 (155. Jg.)

AKTUELLE MEDIZIN

GESUNDHEITSRISIKO SITZEN

Vier Stunden sind schon zu vielWer täglich vier Stunden oder mehr im Sit-zen zubringt, erhöht sein Risiko, chronisch krank zu werden, ergab die australische „45 and Up“-Studie, für die 64 3048 Männer zwischen 45 und 64 Jahren zu ihren Le-bensgewohnheiten befragt wurden. Im Vergleich zu den Männern, die weniger als vier Stunden am Tag auf ihren vier Buchsta-ben verbrachten, litten Männer mit einer längeren Sitzdauer signifikant häufiger an chronischen Erkrankungen. Insbesondere das Diabetesrisiko stieg mit der Sitzdauer linear an. Int. Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activi-ty 2013; 10: 20; doi:10.1186/1479-5868-10-20

Dr. med. Brigitte MoreanoStellvertretende Chefredakteurin

[email protected]

DUMMY-VERSUCHE MIT H1N1

Grippeviren lieben trockene LuftEine hohe relative Luftfeuchtigkeit in der Praxis macht Influenzaviren den Garaus. Mit der Zunahme der Luftfeuchtigkeit ver-lieren sie immer mehr ihre Infektiosität, wie US-Mikrobiologen in experimentellen Un-tersuchungen mit Dummys, dem Influenza-stamm A/WS/33 (H1N1) und Zellkulturen festgestellt haben. Die Wissenschaftler empfehlen Werte von mindestens 40% für eine wirksame Verringerung der Infektiosi-tät. Die Kernerkenntnis aus den Versuchen:

Eine Stunde nach dem Husten sind bei ei-ner relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 7% und 23% fünfmal mehr Viren infektiös als bei über 43% Luftfeuchtigkeit. Die Infektio-sität lag in trockener Luft zwischen 71% und 77,3%, in der feuchteren Luft dagegen nur noch zwischen 14,6% und 22,2%. Der Einbau von Luftbefeuchtern sollte schon bei der Planung von Kliniken und Praxen be-rücksichtigt werden, raten die Autoren.PLoS ONE 2013; 8(2): e57485

RAUCHSTOPP

Dann kommt der Infarkt erst Jahre später Ein 60-jähriger Raucher hat das gleiche Herzinfarktrisiko wie ein 79-jähriger Nicht-raucher. Dies ergab eine deutsche Kohor-tenstudie mit 8807 Teilnehmern zwischen 50 und 74 Jahren. 17,2% der Probanden rauchten, 31,7% waren Exraucher, 51,1% hatten nie geraucht. Im Lauf von ca. neun Jahren erlitten 261 Personen einen ersten Myokardinfarkt, 274 starben an kardiovas-kulären Ereignissen. Gegenüber den Nicht-rauchern war bei den Rauchern das Risiko für alle kardiovaskulären Endpunkte um

mehr als das Doppelte erhöht. Im Vergleich zu Nichtrauchern mussten Raucher im Schnitt rund 19 Jahre früher mit einem Herzinfarkt rechnen. Das kardiovaskuläre Ri-siko der Exraucher lag nur geringfügig über dem der Nichtraucher. Bei Ex-Rauchern fiel das Risiko innerhalb von fünf Jahren in allen untersuchten Bereichen um 33–46%. Das erste kardiovaskuläre Ereignis ließ 4–14 Jah-re länger auf sich warten.Eur J Epidemiol 2013, online 9. Februar; doi: 10.1007/s10654-013-9776-0

KINDERWUNSCH

Wann es am besten klapptBei Paaren mit Kinderwunsch kann die Jah-reszeit für den Therapieerfolg mitentschei-dend sein; dies postulieren Forscher der Ben-Gurion-Universität. Sie untersuchten 5000 Proben von Männern mit normalem Spermiogramm (Normozoospermie) und 1500 Probanden mit erniedrigten Sperma-tozoenkonzentrationen im Ejakulat (Oligo-zoospermie). Erstere weisen im Winter die beste Spermaqualität auf. Bei Oligozoo-spermie werden die besten Werte im Früh-

ling und Herbst erreicht. Die Daten der For-scher stimmen mit den Geburtsraten an der gynäkologischen Klinik der Ben-Gu-rion-Universität überein. Hier kamen die meisten Babys in den Monaten September, Oktober und November zur Welt, was einer Konzeption im vorangegangenen Winter entspricht. AJOG 2013, online 11. Februar; doi: 10.1016/j.ajog.2013.02.010

Oster-Quiz aufspringermedizin.de

Eier suchen und gewinnen! Der Startschuss für die große Springer-Medizin-Eiersuche ist gefallen. Gehen Sie online – und � nden Sie die Ostereier, die das Lösungswort verraten! Es gibt attraktive Preise zu gewinnen.

Die Eiersuche und alle weiteren Informationen � nden Sie unter:

www.springermedizin.de/osterquiz-2013Konzeption im vorangegangenen Winter

AJOG 2013, online 11. Februar; doi: 10.1016/j.

osterquiz-2013

© Light Impression / fotolia.com