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Traditionell am letzten Wochen- ende vor den Sommerferien herr- scht zum 19. Mal buntes Treiben auf dem Gelände der Naturschutz- station Malchow. Am Sonnabend, 15. Juni, von 13 bis 19 Uhr und am Sonntag, 16. Juni, von 11 bis 18 Uhr bieten zahlreiche Markt- stände Bioprodukte und Naturwa- ren an, zeigen Handwerker ihr tra- ditionelles Geschick. Viele Spiele sorgen für Kurzweil bei den Klei- nen, Vorträge über die Störche und Führungen durch die 1. Berli- ner Naturscheune mit Ausstellung und Süßwasseraquarium für hei- mische Fische, zu den Blumen- und Kräuterbeeten sowie zu den Bienen für die eine oder andere neue Information bei den Erwach- senen. Auf der Bühne, wohl dosiert, ein abwechslungsreiches Programm mit Musik und Tanz. Märkisches Landbrot backt wie- der in der fahrbaren Bäckerei vor Ort und bietet das ofenfrische Brot zum Verkauf. Mit Bäcker Hansi Schmock backen Kinder ihre eigenen Kreationen. Am Sonntag von 11 bis 13 Uhr spielt die Swing House Jazzband zum Jazz-Frühschoppen. Nur zu dieser Veranstaltung wird für Besucher über 15 Jahre ein Ein- trittsgeld von 4 Euro plus 1 Euro für die Ausstellung in der Natur- scheune erhoben. Beide Tage werden mit einer reich bestückten Tombola been- det. Seit Wochen hat uns ein kleines, stark behaartes Tierchen, das sich allerdings unübersehbar in endlo- sen Prozessionen von Baum zu Baum bewegt, über alle Maßen beschäftigt. Medien, Politik, Ver- waltung, Bürgerinitiativen und andere Gremien befassten sich wochenlang mit dem Eichenpro- zessionsspinner. Es ging ihnen um den Grad der Gefährdung, die von dieser Raupe ausgeht und um die Methoden der Eindämmung. Was ist in diesem Frühling anders als in den vergangenen Jahren? Tritt die Raupe häufiger auf? Ist sie gefährlicher geworden? Ge- nügt es zur Gesundheitsvorsorge der Berliner Bevölkerung nicht mehr, sie mechanisch abzusau- gen, wie in der Vergangenheit praktiziert? Die Entwicklung dieses Schmet- terlings ist nach wie vor witte- rungsabhängig. Dass das Nessel- gift Thaumetopoein in den Rau- penhaaren für allergische Reak- tionen verantwortlich ist, konnte letztlich nicht nachgewiesen wer- den. Neu in diesem Jahr ist jedoch die Empfehlung des Pflanzen- schutzamtes, auch in Berlin ein Biozid präventiv gegen die Rau- pen einzusetzen. Einige Bezirke folgten dieser Empfehlung, ande- re, wie Lichtenberg, nahmen von dieser Methode Abstand. Die Verantwortlichen im Bezirk haben sich gründlich mit den Vor- und Nachteile des empfohlenen Mittels auseinandergesetzt. Neem Pro®tect wirkt keineswegs selek- tiv nur auf die besagte Raupe, sondern tötet auch andere pflan- zenfressende und –saugende In- sekten, die in und von der Eiche leben. Bedroht sind auch andere Tierarten, denen diese Insekten als Nahrungsgrundlage dienen. Es geht also nicht nur um den Ei- chenprozessionsspinner, sondern um rund 1.000 Tierarten, die dort leben, von denen 500 ausschließ- lich auf diese Baumart speziali- siert sind. Aus diesem Grunde möchte ich an dieser Stelle dem Bezirksamt Lichtenberg für sein verantwortungsbewusstes, kon- sequentes Handeln danken. Ihre Beate Kitzmann GRÜNBLICK NATURSCHUTZ BERLIN-MALCHOW - Umweltblatt 93 Mai 2013 Sarah Wiener hat ein neues Buch geschrieben. Der Titel „Zukunfts- menü – warum wir die Welt nur mit Genuss retten“ verrät viel über diese kompetente, bei allem polarisierenden Engagement sehr angenehme Frau. In der alten Brennerei von Schloss Neuhar- denberg begann unser Gespräch mit der Frage nach diesem Buch, das ich unseren Lesern empfehlen möchte. „In zwei Minuten lassen sich 250 Seiten kaum erklären“, beginnt sie zögernd, versucht es aber den- noch. „Es ist wohl ein ernährungs- politisches Buch, ein Ratgeber, ein Aufklärungsbuch und eine Inspi- rationsquelle. Es ist gegliedert in Informationskästen, Schautafeln, kleine Anekdoten – aufgehängt an meiner privaten kulinarischen Geschichte, die immer wieder zu Tischgesprächen mit Experten führt. Das sind Imker, Bäcker, Veterinärmediziner, Wissen- schaftler, engagierte Menschen, die Bauern mit Städtern verbin- den. Da kommen aber auch ein anderer Koch und ein Kleinbauer aus Rumänien zu Wort, um dem Leser ein Gesamtbild unserer der- zeitigen Ernährung zu geben und ihn aufzuklären, was wir eigent- lich essen. Alles hängt mit allem zusammen. Wir können den öko- logischen Kreislauf nicht beliebig unterbrechen, um die Natur durch irgendeine Technik zu ersetzen. Wir können doch nicht glauben, dass wir die Natur als natürliches Wesen abschaffen können, ohne dass wir uns am Ende selber abschaffen werden.“ Lesen Sie unser Gespräch auf Seite 3. Zukunftsmenü Es scheint gut möglich, dass die urbanisierten Wildschweine mehr über uns Menschen wissen als wir über sie. Offenbar können sie ein- schätzen, was sie von uns erwarten können und wie sie mit uns umzu- gehen haben. Sie be nehmen sich äußerst clever, können ziemlich gut einschätzen, wo ihnen Gefahr droht und wo nicht. Von uns Menschen lässt sich das oftmals leider nicht sagen. Um mehr über die Tiere zu erfahren und daraus die erforderlichen Schlüsse zu ziehen, untersucht die junge Wissenschaftlerin Milena Stillfried vom Leibnizinstitut für Zoo- und Wildtierforschung im Rah- men ihrer Doktorarbeit die Ökologie der Wildschweine in der Stadt. Dabei be nötigt sie auch die Hilfe unserer Leser. Lesen Sie ihren Beitrag auf den Seiten 4 und 5. Verantwortung gezeigt Schweine in der Stadt Storchenfest in Malchow 15./16. Juni 2013

GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

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Page 1: GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

Traditionell am letzten Wochen-ende vor den Sommerferien herr-scht zum 19. Mal buntes Treibenauf dem Gelände der Naturschutz-station Malchow. Am Sonnabend,15. Juni, von 13 bis 19 Uhr undam Sonntag, 16. Juni, von 11 bis18 Uhr bieten zahlreiche Markt-stände Bioprodukte und Naturwa-ren an, zeigen Handwerker ihr tra-ditionelles Geschick. Viele Spielesorgen für Kurzweil bei den Klei-nen, Vorträge über die Störcheund Führungen durch die 1. Berli-ner Naturscheune mit Ausstellungund Süßwasseraquarium für hei-mische Fische, zu den Blumen-und Kräuterbeeten sowie zu denBienen für die eine oder andereneue Information bei den Erwach-

senen. Auf der Bühne, wohldosiert, ein abwechslungsreichesProgramm mit Musik und Tanz.Märkisches Landbrot backt wie-der in der fahrbaren Bäckerei vorOrt und bietet das ofenfrischeBrot zum Verkauf. Mit BäckerHansi Schmock backen Kinderihre eigenen Kreationen.Am Sonntag von 11 bis 13 Uhrspielt die Swing House Jazzbandzum Jazz-Frühschoppen. Nur zudieser Veranstaltung wird fürBesucher über 15 Jahre ein Ein-trittsgeld von 4 Euro plus 1 Eurofür die Ausstellung in der Natur-scheune erhoben.Beide Tage werden mit einerreich bestückten Tombola been-det.

Seit Wochen hat uns ein kleines,stark behaartes Tierchen, das sichallerdings unübersehbar in endlo-sen Prozessionen von Baum zuBaum bewegt, über alle Maßenbeschäftigt. Medien, Politik, Ver-waltung, Bürgerinitiativen undandere Gremien befassten sichwochenlang mit dem Eichenpro-zessionsspinner. Es ging ihnen umden Grad der Gefährdung, die vondieser Raupe ausgeht und um dieMethoden der Eindämmung.Was ist in diesem Frühling andersals in den vergangenen Jahren?Tritt die Raupe häufiger auf? Istsie gefährlicher geworden? Ge-nügt es zur Gesundheitsvorsorgeder Berliner Bevölkerung nichtmehr, sie mechanisch abzusau-gen, wie in der Vergangenheitpraktiziert?

Die Entwicklung dieses Schmet-terlings ist nach wie vor witte-rungsabhängig. Dass das Nessel-gift Thaumetopoein in den Rau-penhaaren für allergische Reak-tionen verantwortlich ist, konnteletztlich nicht nachgewiesen wer-den. Neu in diesem Jahr ist jedochdie Empfehlung des Pflanzen-schutzamtes, auch in Berlin einBiozid präventiv gegen die Rau-pen einzusetzen. Einige Bezirke

folgten dieser Empfehlung, ande-re, wie Lichtenberg, nahmen vondieser Methode Abstand.Die Verantwortlichen im Bezirkhaben sich gründlich mit den Vor-und Nachteile des empfohlenenMittels auseinandergesetzt. NeemPro®tect wirkt keineswegs selek-tiv nur auf die besagte Raupe,sondern tötet auch andere pflan-zenfressende und –saugende In-sekten, die in und von der Eicheleben. Bedroht sind auch andereTierarten, denen diese Insektenals Nahrungsgrundlage dienen. Esgeht also nicht nur um den Ei-chenprozessionsspinner, sondernum rund 1.000 Tierarten, die dortleben, von denen 500 ausschließ-lich auf diese Baumart speziali-siert sind. Aus diesem Grundemöchte ich an dieser Stelle demBezirksamt Lichtenberg für seinverantwortungsbewusstes, kon-sequentes Handeln danken.

Ihre Beate Kitzmann

GRÜNBLICKNATURSCHUTZ BERLIN-MALCHOW - Umweltblatt 93 Mai 2013

Sarah Wiener hat ein neues Buchgeschrieben. Der Titel „Zukunfts-menü – warum wir die Welt nurmit Genuss retten“ verrät vielüber diese kompetente, bei allempolarisierenden Engagement sehrangenehme Frau. In der altenBrennerei von Schloss Neuhar-denberg begann unser Gespräch

mit der Frage nach diesem Buch,das ich unseren Lesern empfehlenmöchte.„In zwei Minuten lassen sich 250Seiten kaum erklären“, beginnt siezögernd, versucht es aber den-noch. „Es ist wohl ein ernährungs-politisches Buch, ein Ratgeber, einAufklärungsbuch und eine Inspi-rationsquelle. Es ist gegliedert inInformationskästen, Schautafeln,kleine Anekdoten – aufgehängt anmeiner privaten kulinarischenGeschichte, die immer wieder zuTischgesprächen mit Expertenführt. Das sind Imker, Bäcker,Veterinärmediziner, Wissen-

schaftler, engagierte Menschen,die Bauern mit Städtern verbin-den. Da kommen aber auch einanderer Koch und ein Kleinbaueraus Rumänien zu Wort, um demLeser ein Gesamtbild unserer der-zeitigen Ernährung zu geben undihn aufzuklären, was wir eigent-lich essen. Alles hängt mit allemzusammen. Wir können den öko-logischen Kreislauf nicht beliebigunterbrechen, um die Natur durchirgendeine Technik zu ersetzen.Wir können doch nicht glauben,dass wir die Natur als natürlichesWesen abschaffen können, ohnedass wir uns am Ende selberabschaffen werden.“Lesen Sie unser Gespräch aufSeite 3.

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Es scheint gut möglich, dass dieurbanisierten Wildschweine mehrüber uns Menschen wissen als wirüber sie. Offenbar können sie ein-schätzen, was sie von uns erwartenkönnen und wie sie mit uns umzu-gehen haben. Sie be nehmen sichäußerst clever, können ziemlich guteinschätzen, wo ihnen Gefahr drohtund wo nicht. Von uns Menschenlässt sich das oftmals leider nichtsagen.Um mehr über die Tiere zu erfahrenund daraus die erforderlichenSchlüsse zu ziehen, untersucht diejunge Wissenschaftlerin MilenaStillfried vom Leibnizinstitut fürZoo- und Wildtierforschung im Rah-men ihrer Doktorarbeit die Ökologieder Wildschweine in der Stadt.Dabei be nötigt sie auch die Hilfeunserer Leser.Lesen Sie ihren Beitrag auf den Seiten 4 und 5.

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15./16. Juni 2013

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Unsere Begeisterung über dieunglaubliche Vielfalt endemi-scher Tiere und Pflanzen desHumboldt-Nationalparks imOsten Kubas (siehe GRÜN-BLICK 90, Mai 2012) war nahezugrenzenlos. Umso trostloser emp-fanden wir nach der beein-druckenden Exkursion die Leereim Besucherzentrum des Parks.

Kaum Informationen, von Gestal-tung keine Spur, nur wenig, wasdas Interesse des Besucherswecken könnte. Meinem FreundManfred Schmitz (2. v. l. ) undmir war sofort klar, dass wir etwastun müssen.Auf dem langen Rückflug stelltensich bereits erste Ideen ein: Diebrauchen dringend etwas wie eine

Ausstellung. Keine starren Tafeln,die sich nur umständlich transpor-tieren lassen, sondern etwas fle-xibles, wie die Bahnen in unserer1. Berliner Naturscheune.Unsere bewährte Grafikerin KarinKoch ließ sich nicht lange bitten.Das Ergebnis war überzeugend:Zwei farbenfrohe Bahnen 1.50 x 1m mit beeindruckenden Panora-ma-, Tier- und Pflanzenfotos so -wie informativen Texten (natür-lich auf Spanisch) sollten der

Bedeutung eines Weltnaturerbesgerecht werden. Für englisch- unddeutschsprachige Besucher desParks liegen die Übersetzungenlaminiert bereit. Angesichts desaggressiven Inselklimas war dieWahl des Materials von entschei-nender Bedeutung. Die klassischealte Plane schien am besten geeig-net, der drohenden Zersetzungund der Fresslust gewaltiger Men-gen hungrigen Getiers zu wider-stehen. Der Transport der etwas

sperrigen Rolle war weniger kom-pliziert als befürchtet. Meist(außer beim Abflug in Tegel) gingsie als Handgepäck durch. Die Freude von Direktor GeovanisRodríguez Cobas (3. v. l.) undunserer vorjährigen BegleiterinNorvis Hernandez ließ den gan zenAufwand vergessen. Nur wirkendie beiden Bahnen im Centro deVisitantes, wie sich die Hütte desBesucherzentrums nennt, nochetwas verloren. Und wieder überkam uns beidedas Gefühl: Dort müssen wir wie-der hin, mit zwei neuen Bahnen.Nach den Informationen über denPark und seine Schätze soll esdiesmal um Themen wie Wasserund Schutz durch Nutzung gehen. Aber heute schon erfahren dieBesucher des Parque NationalAlejandro de Humboldt, dass esim weit entfernten Europa so et -was wie Naturschutz Berlin-Mal-chow gibt. Werner Reinhardt

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Das ca. 36 ha große Landschafts-schutzgebiet “Barnimhang“ befin-det sich in den Ortsteilen Kauls-dorf und Mahlsdorf südlich derBundesstraße 1/5 Alt-Kauls-dorf/Alt-Mahlsdorf zwischen denGewerbeflächen und dem Hult-schiner Damm im Osten, derRosenhagener Straße im Westenund der Straße Am Niederfeld/Elsenstraße im Süden. Weiterhingrenzt das Landschaftsschutzge-biet an das südlich gelegeneLandschaftsschutzgebiet „Kauls-dorfer Seen“.Der Barnimhang wurde erst imSommer 2012 zum Landschafts-schutzgebiet erklärt.Der eiszeitlich entstandene Bar-nimhang bildet den Übergang

zwischen der Barnimhochflächeund dem Urstromtal und wirdüberwiegend landwirtschaftlichge nutzt.Diese landwirtschaftlich genutzteund geprägte Kulturlandschaft mitOffenlandflächen, Hecken undGehölzen sowie die dadurch ent-standenen Lebensgemeinschaftenund Biotope zu erhalten, gehörtebenso zu den Schutzzielen wiedie Schönheit des Landschaftsbil-des zu bewahren und den Natur-haushalt zu unterstützen.Ein über den östlichen Hangbe-reich führender Wanderweg lässtden Spaziergänger das durch dieEiszeit geprägte Bodenrelief un -mittelbar erleben. Entlang desWe ges stehen dem Wanderer

Sitz elemente eines Holzkünstlerszur Entspannung bereit sowie eineals Aussichtspunkt gestalteteLandmarke. Ein Holzkunstwerkerinnert an den Standort derBockwindmühle von 1808 bis1936.Dieser Aussichtspunkt bieteteinen einzigartigen Blick über denLandschaftsraum des BerlinerUrstromtals bis zu den Müggel-bergen und lässt den Erholungssu-chenden inne halten. Deshalbwird der Barnimhang auch „Berli-ner Balkon“ genannt.Einen kulturellen Abschluss derWanderung bietet der Besuch desGründerzeitmuseums mit dem alsGartendenkmal geschützten Guts -park. Liane Nabrowsky

Schutzgebiete in Marzahn-Hellersdorf (4)

BBaarrnn iimmhhaanngg

Im Rahmen von WAT (Wirt-schaft, Arbeit, Technik) hattenwir die Aufgabe, uns einenBetrieb zu suchen, wo wir 1,5Stunden in der Woche arbeitenkönnen. Ich habe mich bei der

Naturschutzstation Malchowbeworben, die ich kenne, weil wirdort jedes Jahr zum Storchenfestsind und verschiedene andereVeranstaltungen besucht haben.Während meines Praktikums von

September 2012 bis Februar 2013sagte mein Betreuer WolfgangWulff zu mir, „du bist immer soschnell fertig“. So kam ich in denHofladen. Trixie Hübschmannerzählte mir viel über die Produkt-palette, wie und wo man bestellt,worauf man achten muss usw. Ichdurfte die Ware auspacken, imLager ordnen und schaute, wasman noch tun könnte. Auch amWochenende.Da ich schon Gemüse, Blumenoder Kürbisse aus dem Gartenmeiner Eltern vom Handwagenverkauft hatte, habe ich im Hofla-den das gefunden, was mir schonimmer Spaß gemacht hat. Außer-dem fühle ich mich bei Trixie mitmeinen Ideen ernst genommenund willkommen.Auch an Gartenarbeit habe ichFreude. So fiel mir das völligzugewachsene Schmetterlingsge-wächshaus ins Auge und ich frag-te, ob ich dort ein wenig aufräu-men könne. Beate Kitzmannerlaubte es mir, und ich buddeltealles um, säte auch auf einemkleinen Beet einiges aus, um dieSchmetterlinge anzulocken.

Die Naturschutzstation hat aberauch das tolle Storchencafé in derNaturscheune. Da ich zu Hauseauch schon einiges backen undkochen durfte, habe ich Friederikegefragt, ob ich zum Wochenendeeinen Kuchen mit allen Bio-Zuta-ten backen darf. Ich habe michgefreut, auch dem Storchencaféhin und wieder helfen zu können.Außerdem gab mir Fri gute Tippszum Kochen.Ich fühle mich so wohl in derNaturschutzstation Malchow,weil ich meine Ideen anbringenund manchmal sogar verwirkli-chen kann, weil die Mitarbeiteralle so herzlich und freundlichsind und mich so nehmen, wie ichbin. Immer gibt es etwas andereszu tun, man trifft unterschiedlicheMenschen und kann viel über dieNatur und Umwelt lernen.Mein Traum ist eine kleine Sup-penküche, in der man eigeneRezepte ausprobieren kann, mitZutaten, die man selber produzierthat. Einen kleinen Hofladenwürde ich auch gerne haben.Julius Pasewald, 13 Jahre alt, (7. Klasse)

MMeehhrr aa llss ee iinn PPrraakk tt ii kkuummSo heißt der Katalog des Vereinszur Erhaltung und Rekultivierungvon Nutzpflanzen in Brandenburge.V. (VERN e.V.) Über das Com-pendium können Garten- und Bal-konbesitzer dem üblichen Einerleientfliehen und besondere Kultu-ren anbauen. Der VERN e.V. hatsich dem Erhalt der Vielfalt alterKulturpflanzen zur Aufgabegemacht. Auf etwa 4.000 Qua-dratmetern wird in Greiffenberg(Uckermark) Jahr für Jahr eineVielzahl fast vergessener Sortenvermehrt und so vor dem Ausster-ben bewahrt. Das Saatgut wirdkostengünstig an private Haushal-te abgegeben. Ein Samentütchen kostet 2 Euro(für Mitglieder 1,50 Euro). Hinzukommen eine Bearbeitungspau-schale von einem Euro sowie dieVersandkosten je nach Gewicht.Das “Compendium 2013” könnenSie direkt vor Ort oder mittelsBestellung (Telefon, Fax oder E-Mail) erhalten! Mehr Informationen auf derInternetseite: www.vern.de.

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Page 3: GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

Die Sendungen über ihreKochreisen durch Italien,Frankreich oder England habeich sehr genossen. Sie schreibenBücher, setzen sich in Talk-shows vehement mit Ignoranzauseinander. Haben Sie nochdie Zeit, selbst zu kochen?Ich muss ja essen, deswegen steheich auch am Herd. In meinen fünfbio-zertifizierten Restaurants lei-der kaum. Wenn ich etwas Zeithabe, schäle ich zum Spaß hierund da ein paar Kartoffeln.

Ihr wie übrigens auch unserKredo heißt regional undsaisonal. Woher beziehen Sieihre Waren? Kennen Sie ihreLieferanten?Es war jahrelange mühsame Kle-instarbeit, im Umland von Berlinkleinbäuerliche Betriebe zu find-en, deren Produkte auch imDezember verfügbar sind. Mit-tlerweile haben wir riesige Feldermit Weizen, Raps und Mais, diemit Kunstdünger behandelt, mitPestiziden und Fungizidenbespritzt werden. Wir glauben,wir haben ein altes Kulturland inBewirtschaftung. De Facto sindwir aber dabei, dieses alte Kultur-land und kleinbäuerliche Struk-turen für eine Agroindustrieabzuschaffen. Es gibt in dieserkulinarischen Einöde noch Inselndes Geschmacks und der Qualität.Aber die muss man schonaufwendig suchen und unter-stützen, sonst werden auch dieseletzten Inseln untergehen.

Ausgerechnet Brandenburg hatals einziges Bundesland dieFörderung auf die Umstellungzu Biobetrieben eingestellt.Das ist systembedingt. Es gibt jakaum noch jemanden, der mitVernunft und ökologisch weise anzukünftige Generationen denkt,an Biodiversität, an so etwas Sim-ples wie Geschmack oder dieeigene Gesundheit, an die Verant-wortung für Mitgeschöpfe.Darüber wird vergessen, dass ineiner endlichen Welt auch dasWachstum endlich sein muss. Esist nicht nachhaltig, wenn wirunsere Böden und Tiere perma-nent ausbeuten, damit wir egois-tisch billig im Discountereinkaufen dürfen. Die wirklicheZeche zahlt die Gesellschaftdurch erodierte Böden, ver-schmutztes Wasser, Verarmungder Tierwelt. Es ist eine unglaub-liche Ignoranz und Würde-losigkeit unseren Nutztierengegenüber. Wir haben durch Sub-ventionen ein auch politischgewolltes System geschaffen, woes einem Tier nicht mehr möglichist, artgerecht zu leben und art-gerecht zu fressen. Wir züchten

eine Karotte nach der anderen undKalb auf Kalb in einer Perfektion,als müssten wir sie exakt zusam-menlegen wie die Unterhosen imKleiderschrank. Dabei vergessenwir, dass Lebewesen, die Naturkeine Industrieprodukte sind.Genauso wenig setzen wir voraus,dass man zum Essen auch kochenmuss. Wir greifen nach links undrechts, um uns irgendetwas in denSchlund zu stecken, von dem wirnicht wissen, was es ist und wasunsere Eltern nicht einmal alsEssen erkannt hätten.

Ist das der Grund, warum SieIhre Stiftung gegründet haben,um Kindern zu zeigen, wie mankocht und sich gesund ernährt?Ich glaube, es gibt nichts Wich-tigeres als den eigenen Körper zustärken, die Eigenverantwortungund Ernährungssouveränität zu-rück zu erlangen. Wenn sie nichtkochen können, können sie auchkeine Qualität benennen, keinenSinn entwickeln, was sie essenmöchten und was nicht. Sie wer-den einfach das essen müssen,was man ihnen vorsetzt. Damitbin ich nicht einverstanden.

Geschmack kann man lernen...Geschmack muss man erlernen.Er wird in der frühesten Kindheitgebildet. Was heute passiert durchMilliardencampagnen für Kinder-werbung und Marketing, damitMarken ihre Produkte verkaufen,ist ein Angriff, ein perfiderGewaltakt gegen den Geschmackund das Geschmacksgedächtnisschon der kleinsten Kinder. Mitgewaltigem Aufwand werdenKinder und Eltern allein ausGründen der Gewinnmaximie-rung manipuliert, damit sieschlechte, nicht lebenserhaltendeund nicht lebensverbesserndeNahrungsmittel konsumieren. Le-bensmittel kann man dazu nichtmehr sagen. Es wird uns vorge-gaukelt, dass der Griff nach einerbestimmten Marke uns glücklich-er macht, gesund erhält. Da dasnicht klappt, kaufen wir das näch-ste Mal noch mehr, damit sichdiese Versprechen endlich ein-lösen.

Aber das schmeckt doch nicht...Uns beiden schmeckt das nicht.Wir kommen aus einer Genera-tion, die noch selber frischeLebensmittel gegessen hat. Fürmeine Mutter waren Dosen übri-gens viel zu teuer. Für Kinder, dienichts anderes kennen, ist das derKindheitsgeschmack, den siesehnsuchtsvoll mit bestimmtenEmotionen, vielleicht auch müt-terlicher Wärme, einem Nach-hause-Kommen verbinden. Siewerden dafür eine lebenslange

Vorliebe haben. Bei vergorenerFischsauce würden wir unsschaudernd abwenden, währendMilliarden asiatischer Kinder sielieben. Wenn Sie mit Heuschreck-

en am Lagerfeuer groß gewordensind, sind das für Sie eben kleineEiweißleckereien, mit denen sieKindheit verbinden.Geschmack hat ja auch was mitZivilisation, mit Sozialisation zutun, mit dem Umfeld, den Mög-lichkeiten, aber auch mit Manipu-lation und Verfügbarkeit.Wenn ich mein Leben lang nurkünstlichen Joghurt mit kün-stlichem Aroma gegessen habeund mir noch nie ein Naturjoghurtmit frischen Erdbeeren angebotenwurde, dann hat das nicht nurAuswirkungen auf meinen Ge-schmack und auf die Herstel-lungskette, die hinter diesem Pro-dukt steht. Viel schlimmer, ichkann meinem eigenen Instinkt,meinem Körpergefühl nicht mehrvertrauen. Das führt letztlichdazu, dass wir uns von der Natur,von unserem eigenen Sein ent-koppeln.Kochen zu können ist weit mehrals ein nettes Hobby, mehr als einsinnliches, freudvolles Vergnü-gen. Für mich ist das eine Fragedes zukünftigen Überlebens un-serer Zivilisation. Es reicht, denKindern das sinnliche, kraftvolleKochen beizubringen, sie in ihrereigenen Kreativität zu befördernund sie in ihrem Selbstwertgefühlzu stützen. Aber wir, die in eineranderen Verantwortung gegen-über der Gesellschaft und künfti-gen Generationen stehen, müssenweiter denken. Wir haben unseine Welt geschaffen, von der wirheute wissen, dass die Party vor-bei ist. Das ist kein idealistischeroder romantischer Gedanke, son-dern die Erkenntnis, dass wir ineiner Sackgasse gelandet sind, inder es so nicht weiter geht. Wiralle müssen nochmals groß undmutig umdenken und zusammennach Lösungen suchen. Die Poli-tik ist gefragt, die Wirtschaft, aberauch jeder Einzelne hat Verant-wortung.

Wie beurteilen Sie die Bio-Siegel, z.B. nach EU-Richtlinienoder der unterschiedlichenAnbauverbände?Zertifikate sind immer nur eineKrücke in einem undurch-dringlichen Sumpf, in dem wir

keine Orientierung mehr haben.Es gibt sicher auch konventionelleBauern, die super arbeiten undökologische Bauern, die sich nichtzertifizieren lassen. Aber worankann ich das im Supermarkterkennen? Die Zertifizierunggarantiert mir wenigstens einenMindeststandard an Qualität, sieist eine Aufklärungs- und Ver-trauenshilfe. Um das Thema„Bio“ zu stärken, bin ich sogarBio-Botschafterin des Land-wirtschaftsministeriums gewor-den. Dem Menschen auf derStraße, der in dieser Hinsicht totalüberfordert ist, dem muss ichnicht mit EU-Bio, Bioland, De-meter, Gäa usw. kommen. Essenist wahnsinnig kompliziert ge-worden, obwohl es das Einfachsteund Natürlichste von der Welt ist.

Zum Tagesgeschäft in IhrenRestaurants kommt ein umfan-greicher Cateringservice. Wiekönnen Sie die Qualität garan-tieren?Unter dem Dach unserer fest-geschriebenen Werte darf jederseine Kreativität, seine Bedürf-nisse, seine Ideen, sein Wollenund Können so sehr ausleben, wiees eben geht.Das Schöne an diesem Handwerkist, dass es jeden Tag andersschmeckt. Für mich ist das einQualitätsmerkmal.Leider hat man uns vorgemacht,das sei das Gegenteil von Qual-ität. Was haben normierte Produk-te aus Hybridfleisch und Hy-bridpflanzen, aufgepeppt mit Ge-schmacksverstärkern, Aromen,Emulgatoren, mit Farbstoffen, dieewig die gleichen Farbnuancenhervorbringen sollen mit Qualität

zu tun? Nur mit Reproduzier-barkeit und Wiederholbarkeitkann ich zu einer billigen Markefür industriell hergestellte Pro-dukte kommen. Durch das Etikettist die Marke mächtiger als dieQualität dahinter. Ich brauchekeine Marke, sondern einfachköstliche, wohlschmeckende, un-terschiedliche Lebensmittel. Mirist völlig klar, dass der Spargel indieser Woche anders schmeckenwird als in drei Wochen und hierum Berlin anders als in Baden-Württemberg. Auch das ist fürmich ein Qualitätsmerkmal. Es istfür mich kein Mangel, wenn einKoch mal etwas überwürzt oderzu schwach würzt. Das zeigt mir,da lebt noch jemand, gibt seineSeele, sein eigenes Können in denTopf oder in die Pfanne.

Welches sind Ihre Lieblings-gerichte?Das werde ich Ihnen nicht beant-worten, und zwar aus erzieheri-schen Gründen. (lacht)Man tut immer so, als gäbe es nurein Lieblingsgericht. Meine Nei-gungen sind so vielfältig. Siegehen vom Obst zum Kuchen,vom Salat zum Fisch, von Hendlzum Gulasch, vom Schweinsbrat-en zu geschmorten Pilzen. Siesind tagesabhängig, je nach Stim-mung, und Saison. Im Laufe vonzehntausend Jahren hat sich unserKörper bestens darauf eingestellt,was wann verfügbar ist und wasuns am besten bekommt. Wir soll-ten einfach mehr auf unsereneigenen Körper hören und wirk-lich genießen.

Vielen Dank für das GesprächInterview Werner Reinhardt

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Sie sind in aller Munde, die Berli-ner Wildschweine, und wer selbstnoch keinem begegnet ist, kenntsie zumindest durch die zahlrei-chen Zeitungsartikel oder Doku-mentarfilme. Oft wird von Berlinsogar als der „Hauptstadt derWildschweine“ geredet.Ihre zunehmende Zahl im Stadt-gebiet Berlins ist für viele Men-

schen eine Attraktion. Es entste-hen aber auch enorme Konfliktemit der Bevölkerung, wenn bei-spielsweise Vorgärten, Parks,Sportanlagen oder sogar Friedhö-fe verwüstet werden. Viele Kon-flikte sind aber auch durch Men-schenhand gemacht, wenn Wild-schweine beispielsweise aus gut-gemeinter Tierliebe und der Vor-stellung, dass sie Hunger leiden,gefüttert und somit an den Men-schen als Futterlieferantengewöhnt werden. Aus gutemGrund ist das Füttern von Wildtie-ren verboten, denn es trägt dazubei, dass die Tiere ihre natürlicheScheu vor dem Menschen verlie-ren, verstärkt Wohnsiedlungenaufsuchen und sich so die Kon-flikte noch verstärken. Wild-schweine sind eigentlich sehrscheue Tiere, die dem Menschenaus dem Weg gehen. Bei Begeg-nung mit einem Wildschwein istes wichtig, Ruhe zu bewahren unddem Tier eine Rückzugsmöglich-

keit zu gewährleisten, dann sindAngriffe durch Wildschweinesehr unwahrscheinlich.Um Konflikte langfristig zu ver-meiden, stehen Jäger, Förster undzuständige Behörden vor der Auf-gabe, ein effektives Managementzu entwickeln. Diese Aufgabestellt sich als besonders schwierigheraus, da es nur wenig wissen-

schaftlich begleitete Datenerhe-bungen zu Wildschweinen imStadtgebiet gibt. Zwar gibt esviele Vermutungen, dass dieWildschweine durch ein gutesNahrungsangebot angelockt wer-den und in den vielen grünenEcken Berlins gute Lebensräumefinden und sich dadurch auch ver-stärkt vermehren, aber das genaueVerständnis der Ökologie derStadt-Tiere ist noch lückenhaft.Daher hat das Leibniz-Institut fürZoo- und Wildtierforschung einProjekt gestartet, um Aussagenzur spezifischen Ökologie desWildschweins in Berlin als Mo-dellstadt zu erarbeiten. In diesemProjekt mache ich nun meineDoktorarbeit und untersuche dieHypothese, dass Berlin einenattraktiven Lebensraum darstellt.Ein attraktiver Lebensraum zeich-net sich beispielsweise dadurchaus, dass zum einen die Geburten-rate der Wildschweine sehr hochist und dass gleichzeitig die Über-

lebensraten im Vergleich zumUmland überdurchschnittlichhoch sind. Es werden also mehrTiere geboren, die dann auch nocheine höhere Überlebenswahr-scheinlichkeit haben.Zum Überprüfen der Hypotheseverfolge ich verschiedene Ansät-ze: Wildschweine sollen mit Peil-Sendern ausgestattet werden, die

eine kontinuierliche ungestörteBeobachtung per Satellit ermögli-chen; ich sammle Proben vonbejagten Tieren und nehme Sich-tungen von Wildschweinen durchdie Bevölkerung auf.

Telemetrie (Fernortung) vonWildschweinenWildschweine werden mit Tele-

metriesendern der Firma Vectro-nic Aerospace (Berlin) ausgestat-tet. Diese speichern alle 30 Minu-ten GPS-Positionen und sendendiese per SMS an uns, so dass wirjederzeit den Aufenthaltsort derTiere kennen, ohne diese verfol-gen zu müssen. So ist gesichert,dass das natürliche Verhalten derTiere ohne den störenden Einfluss

44 GGRRÜÜNNBBLLIICCKK MMaaii 22001133

SS ii ee ff üühh ll eenn ss ii cc hh hh ii ee rr zz uu HHaauusseeMilena Stillfried, Leibnizinstitut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)

Page 5: GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

eines Beobachters erforscht wer-den kann. Die Halsbandsendersind weiterhin mit so genanntenAktivitäts-Sensoren ausgestattet,die anzeigen, ob ein Tier aktivoder inaktiv ist. So wissen wirnicht nur, wo sich die Tiere auf-halten, sondern auch, ob sie eherzum Fressen oder zum Schlafenan einen bestimmten Ort kom-men. Mit diesem Ansatz könnenwir also die Raumnutzung im Jah-resverlauf untersuchen und lernentypische Lebensräume und ihreNutzung kennen. Nach Ablaufeines Jahres, oder wenn die Tieresehr stark zunehmen, kann dasHalsband durch einen ferngesteu-erten Mechanismus abgelöst wer-den, so dass die Tiere nicht erneutgefangen werden müssen.

Probensammlung bei JagdenWeiterhin werden Proben von beiJagden erlegten Tieren gesam-melt, um Analysen zu folgendenThemenbereichen durchführen zukönnen: Genetische Verwandtschaftsver-hältnisse; Lebenslauf-Strategien(Wurfgröße, Reproduktionsmu-ster, also wann die Tiere anfan-gen, eigene Nachkommen zuhaben etc.); Nahrungsökologie(Zusammensetzung der Nahrungunter Berücksichtigung des An -teils von Nahrungsmitteln, die ausMenschenhand stammen)

Gesundheitszustand (Parasiten-belastung, Stressbelastung)Wir möchten also zu jedem Tiermöglichst umfassende Informa-

tionen sammeln und dabei auchuntersuchen, wie die verschiede-nen Themenbereiche sich gegen-seitig beeinflussen.

BürgerwissenschaftenDa das Wildschwein eine hoheöffentliche Wahrnehmung genießtund das Zusammentreffen zwi-schen Mensch und Wildschweinkeine Seltenheit ist, wollen wirauch die Bevölkerung in das Pro-jekt mit einbeziehen. Mit Hilfeverschiedener Internetplattformenund einer Smartphone-App, dievom Museum für Naturkunde inBerlin entwickelt wurde, sollenBürger Sichtungen von Wild-schweinen sammeln und melden.Außerdem gibt es außerdem einenonline-Fragebogen, der uns ge -

nauere Informationen über Grup-pengrößen und das Verhalten derTiere geben soll. Im Gegenzug dazumöchten wir die Plattform nutzen,um über Ergebnisse unseres oderanderer interessanter Projekte zuinformieren und um einen gegen-seitigen Austausch und eine Kom-munikationsgrundlage zu schaf fen.Weitere Informationen dazu gibtes unter: h t t p : / / w w w . i z w -berlin.de/wildschweine.htmlhttps://www.anymals.org/?view=/group_detail/4/&params=null&cback=group_detail. Wir freuen uns auf zahlreiche Be -teiligung. Alle Untersuchungen sollen dabeisowohl innerhalb der Stadt alsauch in der Peripherie und in

ländlichen Regionen durchgeführtwer den, um das Verhalten derWildschweine entlang eines Gra-dienten von Nahrungsverfügbar-keit oder Stressbelastung zu ver-stehen. Wildschweine in ländli-chen Regionen sind zwar schongut untersucht, aber der direkteVergleich auf engem Raum solluns helfen, Unterschiede zwi-schen „Stadt- und Landschwei-nen“ aufzudecken. Wir möchtenverstehen, welche Taktiken Wild-schweine in der Stadt anwenden,um sich an veränderte Lebensbe-dingungen in direkter Nähe zumMenschen anzupassen. Die Er -gebnisse sollen in Management-Empfehlungen münden und zumLösen von Konflikten zwischenMensch und Wildtier beitragen.

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S i e f üh l en s i c h h i e r z u Hause

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Ungeschützt Wind und Wetterausgesetzt zu sein, tut nicht gut.Auch die Haut der Erde leidet,wenn sie nackt ist. Die Natur weißdagegen ein wirksames Mittel:zudecken. Entweder mit einemlebendigen Teppich oder mitabgestorbenen Pflanzen. So bleibtder Boden locker, verkrustet nichtund die unzähligen Bewohner derErdkrume können geschützt un-entwegt lockeren Humus produ-zieren.Jede Möglichkeit, Feuchtigkeit imBoden zu halten, sollten wir nut-zen. Es gibt viele niedrige Stau-den, die sich zum Knüpfen vonbunten Teppichen im Garten eig-nen. Für jeden Standort findensich passende Pflanzen. Kriechen-der Günsel und Waldmeisterhaben sich um die Azalee gesuchtund gefunden; ich lasse mich gernüberraschen von Gestaltungsideen

der Natur. Günsel und Waldmei-ster bilden Wurzelausläufer, sindauf diese Weise wie viele Boden-decker auf Ausbreitung bedacht.Schnell erobern sie nicht nur halb-schattige Plätze. Nach ihrer Blütekann man problemlos Cosmeen inden Teppich knüpfen, die dann biszum Frost ihre Farben strahlenlassen. Und vor Günsels Blüten,die von Hummeln geliebt werden,können Krokusse und Trauben-hyazinthen den grünen oder rot-braunen Blätterteppich mit Farbebeleben. Entweder kunterbuntoder man webt mit ihnen eigeneMuster.Unter Bäumen und Sträuchernentfaltet sich gern das KleineImmergrün, das von April bis Juniblau oder weiß blüht. Frauenman-tel ist auch ein denkbar unkompli-ziertes Gewächs, zudem ein Heil-kraut. Er wächst im Schatten

ebenso wie in der Sonne, hat reiz-volle Blätter, an denen sichRegen- und Tautropfen als silber-ne Perlen sammeln. Im Juni trägter grazile Blütenrispen, die mitihrem leuchtenden Gelb Licht inschattige Ecken bringen. Um denBoden an unbeschatteten Garten-plätzen vor der Sonne zu schüt-zen, eignen sich das anspruchslo-se Sedum, das von Mai bis Sep-tember weiß, gelb, rosa und rotblüht. Bodendecker sind vielge-staltig, widerstandsfähig, langle-big, genügsam und pflegeleicht.Wo sie einmal Fuß gefasst haben,muss man sich kaum um sie küm-mern, kann ihnen vergnügt beimWachsen und Blühen zuschauen.Brigitte Müller,Hobbygärtnerin und Umwelt-autorin, deren Gartenkolumnein der Tageszeitung „neuesdeutschland“ erscheint

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Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger,lange mussten wir warten, erwollte und wollte nicht kommen,nun endlich ist er da und erfreutuns mit Vogelgesang, treibendenKnospen und einer ersten Blüten-pracht: der Frühling! Die Nacht-fröste sind endgültig vorbei, dieTagestemperaturen überschreitenschon seit längerem dauerhaft die10 Grad Celsius deutlich und esmacht wieder Spaß, im Freien spa-zieren zu gehen, die Natur zugenießen und dabei manches Inter-essantes und Neues zu erfahren.Ich möchte daher heute die Gele-genheit nutzen, Sie auf das reich-haltige Angebot unseres Netz-werks ErlebnisStadtNatur Mar-zahn-Hellersdorf hinzuweisen: 23bezirkliche Partner, 3 landesweiteund 3 bundesweite Organisatio-

nen haben sich verbündet, um dieBiodiversität im Bezirk zu fördernund Sie, liebe Bürgerinnen undBürger, in einer Vielzahl von Ver-anstaltungen anzuregen, aktivmitzuwirken. Haben Sie schonmal auf der Fotoexkursion in dieWeiherkette interessante Bildergeschossen, Vogelstimmen ken-nengelernt, den Imker-Anfänger-Kurs besucht, die Welt der nützli-

chen Insekten im Garten erkundetoder einen Baum im Hochzeits -park gepflanzt? Im Juni erwartenSie viele weitere interessante Ver-anstaltungen zur Natur im Bezirkund ich lade Sie herzlich ein, dorteinmal hineinzuschnuppern! Be -sonders hinweisen möchte ich Sieauf ein Ereigniss. Das bundeswei-te Fest „Lust auf Garten“ imSchlosspark Biesdorf am 09.Juni.Führungen und Kultur machensicher auch 2013 das Fest imSchlosspark zu einem Erlebnis.Bei den Gartenfreunden in derDahlwitzer Straße konnte icherfahren, wie gut sich Biodiver-sität und Esskultur verbinden:Den interessanten Vorträgen folg-te das schmackhafte Bio-Buffet,das alle Informationen auch „aufder Zunge zergehen ließ“. Und was macht die IGA? DasMotto „Natürlich in der Stadt“,mit dem Marzahn-Hellersdorf als„grüne Stadt von Morgen“ prä-sentiert wird, wird ganz sicher

spannend. Der internationaleland schaftsplanerische Wettbe-werb ist ausgeschrieben, eineVielzahl von renommierten Büroshat sich beworben, ich bin schonsehr gespannt auf die Ergebnisseim Herbst!In den Parks und Grünanlagenunseres Bezirks sehen Sie jetztüberall die fleißigen Gärtnerinnenund Gärtner, die nach der langenSchneeperiode kaum wissen, wosie zuerst anfangen sollen. Dasssie dabei erfolgreich sind, könnenSie sehen: Wechselbeete sindbepflanzt, alle Reste des Wintersgeräumt, überall grüßen uns dieFrühjahrsblüher.Ich wünsche Ihnen einen gutenStart in die warme Jahreszeit, imeigenen Garten ebenso wie in denWohnhöfen, den öffentlichenGrün anlagen und unserer schönenStadtlandschaft.

Mit herzlichen Grüßen,Ihr Christian Gräff

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Hans-Jürgen SpießPeter WernickeSerrahn - Weltnaturerbeim Müritz-NationalparkRangsdorf: Natur+Text 2013ISBN 978-3-942062-07-7

In diesem Buch fallen sofort dievielen wunderschönen Abbildun-gen auf und Liebhaber von Natur-und Tierfotos werden es auchnicht so schnell wieder aus derHand legen. Aber neben den be -eindruckenden Bildern bietet die-ser Band über eines der wertvoll-sten Naturschutzgebiete Deutsch -lands auch eine Fülle an Informa-tionen über das Serrahner Gebietim Müritz-Nationalpark. Dorthaben sich dank des Wirkens vie-ler engagierter Personen alteBuchenwälder, Moore und Seensowie eine artenreiche Tier- undPflanzenwelt bis heute erhaltenund wurden 2011 in die Welterbe-liste der UNESCO aufgenommen. Themen des gut gegliedertenBuches sind die Geschichte desNaturschutzgebiets, seine Ent-wicklung vom Wildpark zumNationalpark, die Besonderheitender Natur um Serrahn und ihreBedeutung für die Naturschutzfor-schung.Abgerundet wird der sehr empfeh-lenswerte Band mit Wandertippszur Erkundung des SerrahnerNationalparkteils.

Monika Baier

Hinter diesem Namen versteckensich verschiedene Wirkstoffe, diezum Schutz von Saatgut undNutzpflanzen verwendet werden.Insbesondere beim Ausbringenvon Mais, Raps, Sonnenblumeund verschiedenen Getreideartenwerden diese Stoffe zum Beizendes Saatgutes verwendet. Sie sol-len gezielt Fressfeinde und Schäd-linge von den Nutzpflanzen fern-halten und so einen gesunden

Bestand sichern.Die Wirkung dieser Pestizide be -schränkt sich leider nicht nur aufdie Nutzpflanzen. Bereits beimAusbringen des Saatgutes gelangtStaub von diesen Wirkstoffen indie Umwelt und die wachsendenPflanzen geben über feine Was-sertropfen, die sie ausschwitzen,ebenfalls die Mittel wieder frei.Besonders für Insekten ist derStaub und das sogenannte Gutati-onswasser ge fähr lich. Beim Kon-takt mit den Wirkstoffen sterbendie Insekten nicht sofort, sie ver-lieren vielmehr ihr Orientierungs-vermögen und sind nicht mehr inder Lage, die Um welt artgerechtzu erkennen. Bei der Honigbienefinden die Sammlerinnen nichtmehr den heimischen Stock, son-dern verenden in der Umgebung.Die Bienenvölker nehmen nichtmehr an Stärke zu, sondern begin-nen zu schrumpfen. Ein starker

Totenfall in oder vor dem Volkwie bei anderen Vergiftungenkann der Imker nicht beobachten.Derzeit haben wir in Deutschlandca. 20 - 30 % Völkerverlustewährend der Überwinterung. VorJahren lagen die Winterverlusteum die 10 % .Sicher gibt es nicht nur die eineUrsache für die Verluste. Die Völ-ker haben schon mit der Varroa-Milbe zu kämpfen und jeder wei-tere negative Einfluss schwächtdie Völker weiter. Viele Imkerkön nen die Verluste nicht kom-pensieren und geben die Imkereiauf. Auch andere Insekten wieHummeln, Solitärbienen, Schmet-terlinge sind von den Auswirkun-gen dieser Mittel betroffen. Siesterben leise und unbemerkt vonder Öffentlichkeit. Die Artenviel-falt ist stark gefährdet und dieNamen auf der Roten Liste wer-den immer mehr.

Zahlreiche Wildpflanzen habenihre Bestäuber bereits verloren.Schon einige Jahre kämpfenImker und Umweltverbände fürden Verbot dieser Mittel. Leiderohne Erfolg! Jetzt scheint Bewe-gung in die Problematik zu kom-men. Vertreter der europäischenMitgliedsstaaten haben in Brüsselfür ein 2- jähriges Verbot der Mit-tel dieser Gruppe gestimmt.Selbst Deutschland als ein starkerBefürworter der Anwendungstimmte für das Verbot. Da es zukeiner Mehr heit reichte, muss nundie Eu ropäische Kommissionüber das Verbot entscheiden.Zeitgleich machen die Herstellerdieser Mittel massiv Druck, umdas zeitweilige Verbot zu verhin-dern. Es bleibt abzuwarten, ob dieVernunft gewinnt oder wie sehroft das Geld.Joachim Wernstedt, Bienensachverständiger

NNeeoonniiccoo tt ii nnooiiddeeFluch oder Segen?

Page 7: GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

Kulinarische KräuterwanderungFast alles, was am Wegesrand wächst,

ist essbar und gesund. Anschließend überraschende Gerichteaus Wildkräutern im Storchencafé.

5 € pro PersonSonntag, 2.6.13, 14 – 17 UhrNaturschutzstation Malchow

Langer Tag der StadtnaturVögel der offenen Landschaft

Wanderung mit dem Ornithologen Wolfgang ReimerSonntag, 16.6.13, 8 – 11 Uhr

Treff: S-Bahnhof Wartenberg/Ausgang Egon-Erwin-Kisch-Str.

JohannimahdTraditionelle Wiesenmahd mit der Sense. Sensen und

Erfrischungsgetränke stehen bereit.Im Anschluss eine kleine Stärkung.

Samstag, 22.6.13, 9 UhrNaturschutzzentrum Schleipfuhl

Mit zwei PS in die NaturKremserfahrt mit Dipl.-Biologin Beate Kitzmann

zu den Highland Cattles und Heckrindern(Erwachsene 5 Euro, Kinder 2 Euro)

Sonntag, 14.7.13, 14 – 17 UhrNaturschutzstation Malchow

Kulinarische KräuterwanderungFast alles, was am Wegesrand wächst, ist essbar und gesund.

Anschließend überraschende Gerichteaus Wildkräutern im Storchencafé.

5 € pro PersonSonntag, 28.7.13, 14 – 17 UhrNaturschutzstation Malchow

Kremserfahrt zu den Schutzgebietenim Lichtenberger Norden

Dipl.-Biologin Beate Schonert weiß,wer da läuft, kriecht oder fliegt.

(Erwachsene 5 Euro, Kinder 2 Euro)Sonntag, 18.8.13, 14 – 17 Uhr

weitere Termine auf unsererHomepage www.naturschutz-malchow.de

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Impressum Herausgeber: Naturschutz Berlin-Malchow, Dorfstr. 35 , 13051 Berlin , Tel.: (030) 92 79 98 30, Fax: (030) 92 79 98 [email protected], www.naturschutz-malchow.de V.i.S.d.P: Beate Kitzmann, Redaktion: Werner Reinhardt, Layout: Marina Herfurth Fotos: Agentur Barbarella, B. Müller, BSR, B. Kitzmann, J. Scharon, NatUm M-H, P. Fischer, Pixelio, (Templerm, Ostefan, M. Stillfried, V.Hohlfeld, W. Reinhardt, Archiv Der GRÜNBLICK erscheint in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Gesamtauflage: 245.000 Exemplare

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Naturschutzstation MalchowDorfstr. 35, 13051 Berlin, Tel.: 92 79 98 30

Naturschutzzentrum SchleipfuhlHermsdorfer Str. 11 A, 12627 Berlin, Tel.: 99 89 184

Umweltbüro LichtenbergPassower Str. 35 13057 Berlin, Tel.: 9290 1866

Mit einem Pro-Kopf-Verbrauchvon etwas mehr als einem KiloHonig pro Jahr gehören die Deut-schen zu den Weltmeistern beimHonigverzehr. Die gesetzlichenAnforderungen für die Beschaf-fenheit von Honig sind in der Ho -nigverordnung geregelt, wie derHydroxymethylfurfural (HMF)-Wert. Eine geringe Menge vonHMF ist ein Indikator für die Fri-sche und Naturbelassenheit desHonigs. Der Grenzwert liegt hierbei max. 40 mg/kg, der DeutscheImkerbund erlaubt sogar nur 15mg/kg für sein Gütesiegel „EchterDeutscher Honig“. Bei korrekterLagerung steigt der HMF-Gehaltjährlich um ca. 2-3 mg/kg. Einhoher HMF-Wert deutet auf über-mäßige Erhitzung und Überlage-rung hin. Kürzlich beschäftigtedas LKA 233 der Fall einesHonigproduzenten aus Berlin.Dessen Produkte wurden in denletzten Jahren bundesweit be -probt, untersucht und beanstandet.

In fast allen Fällen war der HMF-Wert weit überschritten - teilweise70 bis 94,2 mg/kg um mehr alsdas Zweifache, als es das Gesetzerlaubt. Ermittlungen ergaben,dass diese Firma über mehrereJahre in großem Umfang überla-gerten Honig erhitzt und insgesamte Bundesgebiet sowie insAusland geliefert hat. Dazu wurdebereits auskristallisierter Honig,der schon einmal verkauft und alsRetourware von den Kunden zu -rückgenommen wurde, in deneigenen Betriebsräumen zwi-schengelagert, aus den ursprüngli-chen Verpackungen entnommen,bis zur erneuten Verflüssigungerwärmt und – mit „frischem“Honig gemischt - unter der Be -zeichnung „Honig“ bzw. „Blüten-honig“, teilweise sogar mit derAuslobung „Premium Qualität“,als „Neuware“ verkauft. Da dieBeschaffenheit des Erzeugnissesso nicht mehr den gesetzlichenVorgaben entsprach, hätte diesesProdukt gar nicht gewerbsmäßigals „Honig“ in den Verkehr ge -bracht werden dürfen. Auf dieseWeise täuschte der Produzent denVerbraucher über die Eigenschaf-ten des Produkts, insbesondere dieBeschaffenheit, Zusammenset-

zung, Haltbarkeit und Art derHerstellung. Dieses stellt nach derHonigverordnung in Verbindungmit Lebensmittel- und Futtermit-telgesetzbuch einen Straftatbe-stand dar und kann mit einer Frei-heitsstrafe bis zu einem Jahr odermit Geldstrafe geahndet werden.Das Deliktsfeld, das im LKA 233bearbeitet wird, ist weit gefächert.Als Bestandteil des LKA 23 –Dezernat Umwelt- und Verbrau-cherschutzdelikte – erstreckt sichder Zuständigkeitsbereich vom„Gammelfleischskandal“ über Mas -senerkrankungen durch Schul -speisung bis hin zu falsch gekenn-zeichneten Lebensmitteln im Su -permarkt um die Ecke. Auch kos-metische Mittel, Be darfs ge gen -stände oder Tabakerzeugnisse ste-hen hier im Fokus, wenn diegesetzlichen Bestimmungen desLebensmittelrechts nicht einge-halten werden. Daneben ergebensich aus weiteren Strafnebenge-setzen, wie z. B. dem Heilprakti-kergesetz oder dem Heilmittel-werbegesetz, Zuständigkeiten fürLKA 233.

Susan Haidinger, KriminalhauptkommissarinLKA 233

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Umweltbüro Lichtenbergauf Europas größter ökologi-scher Erlebnismeile

Zum 18. Umweltfestival der Grü-nen Liga, Sonntag, 02. Juni2013, 11 bis 19 Uhr, stellt dasUmweltbüro das Thema „Öko-dorf Lichtenberg“ vor, passendzum diesjährigen Motto: „Le -

bensraum Zukunft“. Am gleichenTag bietet sich bei der alljährli-chen Fahrradsternfahrt die einma-lige Möglichkeit, offiziell auf derAutobahn zu radeln! Mehr Infor-mation im Internet unterwww.umweltfestival.de.Mit dem Rad durch die Feld-markAm Sonntag, den 16. Juni, unter-

nehmen die Leiterin des Umwelt-büros Lichtenberg, Doreen Han-tuschke, und der BezirksstadtratWilfried Nünthel eine ca. 15 kmlange Fahrradtour durch die War-tenberger Feldmark. Um 10 Uhrstartet der Pulk am UmweltbüroLichtenberg in der Passower Str.35. Die Tour wird zum Geh-rensee, am Berliner Tierheim vor-bei zum Naturschutzgebiet Fal-kenberger Rieselfelder führen.Apfelbäume säumen den Weg inRichtung Naturschutzgebiet Mal-chower Aue und Landschafts-schutzgebiet Malchower See. DieFahrradwanderung endet in derNaturschutzstation Malchowbeim 19. Storchenfest. Dort prä-sentiert sich auch das Umwelt-büro an beiden Tagen mit einemInfostand.

Innerhalb von 26 Stunden wer-den über 400 Veranstaltungenangeboten. Erstmals kann das26-Stunden-Ticket auch onlineerworben werden. Die Stiftung Naturschutz Berlinlädt zum 7. Mal ein, an der Seitevon Experten die Natur derHauptstadt zu entdecken. AuchFamilien mit Kindern können sich

wieder auf viele besondere High-lights freuen. Auch dieses Jahrwerden Naturräume vorgestellt,die sonst nicht zugänglich sind –vom wild-grünen Hinterhof biszum streng geschützten Natur-schutzgebiet.Die Stiftung Naturschutz Berlinbietet den Besuchern des LangenTages der StadtNatur in diesemJahr einen noch besseren Service:Veranstaltungen, für die aufgrundihrer beschränkten Kapazität eineVoranmeldung notwendig ist,können unter

www.langertagderstadtnatur.degebucht werden – ebenso wie das26-Stunden-Ticket.Ebenfalls neu: Das Programmheftzum LangenTag der StadtNaturbietet nicht nur einen perfektenÜberblick über alle Veranstaltun-gen, sondern auch viele attraktiveGutscheine zum Shoppen undGenießen in der Hauptstadt.Gegen eine Schutzgebühr von 2Euro ist es in allen BioCompany-und Kaiser’s-Filialen erhältlich,die auch das 26-Stunden-Ticketverkaufen.

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15./16. Juni 2013

Page 8: GRÜNBLIC K - Naturschutzstation MalchoManfred Schmitz (2. v. l. ) und mir war sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Auf dem langen Rückflug stellten sich bereits erste Ideen ein:

Bereits in den 90er Jahren erwei-terte die BSR die Abfalltrennungdurch eine neue Kategorie: Bioab-fall. Nun gab es neben den Ton-nen für Papier, Verpackungen,Glas und Hausmüll auch eineeigene Tonne ausschließlich fürBioabfälle. Seit ihrer Einführungsind mittlerweile über 80 % derHaushalte Berlins mit einer Bio-gut-Tonne ausgestattet.Die braune Biogut-Tonne schlucktalles was an Obst- und Gemüse-abfällen, sowie Lebensmittel- undSpeiseresten in der Küche, auf

dem Balkon und im Garten anfällt.Der vertrocknete Blumenstrauß,Grasschnitt, Kartoffel- und Ge-müseschalen, Essensreste, Tee,Teebeutel und Kaffeesatz samtFilter aber auch altes Zeitungs-oder gebrauchtes Küchenpapierkönnen darin entsorgt werden.

Aber bitte nicht in die falscheTonne!Nicht in die Biotonne - sondern in

den Hausmüll - gehören volleStaubsaugerbeutel, Textilien, Le-der, behandeltes Holz, Binden,Windeln, Tierstreu, Sand, Ascheund Erde. Was genau in welcheTonne gehört kann auf der Inter-netseite der BSR (www.BSR.de)oder unter www.trenntstadt-

berlin.de nachgelesen werden.Rund 60.000 Tonnen Bioabfällesammeln die Berlinerinnen undBerliner jährlich getrennt in derBiotonne. Aber es könnte deutlichmehr sein. So ist in den grauenHausmülltonnen immer noch fastdie Hälfte der Abfälle organi-schen Ursprungs, das meistedavon gehört eigentlich in dieBiotonne. “Aber der Bioabfallstinkt doch so!” führen viele alsGrund an, Bioabfälle nicht zutrennen. Der Tipp dazu: den Bio-abfall kühl und vor allem nichtunter Luftabschluss lagern.Feuchtigkeit kann mit Zeitungs-papier oder auch Küchenkreppgebunden werden. Dies verhin-dert, dass der Abfall anfängt zugären – und damit zu riechen -und mindert auch den Einzugunerwünschter Mitbewohner wiebeispielsweise Maden. SowohlZeitungs- als auch Küchenpapiersind biologisch abbaubar, könnenalso problemlos zusammen mitdem Bioabfall in der Biotonneentsorgt werden. Wichtig: den

Bioabfall nicht in Plastiktüten indie Biotonne werfen.Und jetzt wird noch mehr daraus.In den vergangenen Jahren sinddie getrennt eingesammelten Bio-abfälle in Kompostierungsanlagenim Umland von Berlin zu Kom-post verarbeitet worden. Diesergütegesicherte Kompost wurde imGartenbau und in der Landwirt-schaft eingesetzt und war einwichtiger Dünger und Bodenver-besserer für die eher sandigenBöden.Aber es geht noch besser. Im die-sem Frühjahr geht in BerlinRuhleben eine Vergärungsanlagemit einer Jahreskapazität von60.000 Tonnen in Betrieb. Offizi-eller Einweihungstermin ist der05. Juni 2013.Mit dieser Anlage setzt die BSRder bisherigen Verwertung nocheinen größeren Nutzen hinzu.Natürlich bleiben auch bei demmodernen Vergärungsprozessflüssige und feste Gärreste übrig.Diese werden in externen Anla-gen nachkompostiert und wie bis-

her als Düngemittel und Boden-verbesserer verwendet.Hauptnutzen ist allerdings, dassdie Mikroorganismen in der Ver-gärungsanlage unter Luftab-schluss unsere Küchen- und Gar-tenabfälle in Gas umwandeln. Dasso gewonnene Biogas bestehtnach einem Säuberungs- und Auf-bereitungsprozess aus 98 % Met-han und ist chemisch dem her-kömmlichen Erdgas gleich. Sokann es in das öffentliche Gasnetzeingespeist und dann auf denBetriebshöfen der BSR aus eigensdafür gebauten Gastankstellenwieder entnommen werden, umdamit die inzwischen 150 gasbe-triebenen Fahrzeuge der BSR zubetanken. Insgesamt werdendadurch jährlich ca. 2,5 Mio. LiterDiesel ersetzt, die Hälfte Müll-sammel-Kilometer der BSR kli-maneutral gefahren. Und das miteinem Biogas, für das nicht extraPflanzen angebaut werden müs-sen. Gasbetriebene Fahrzeugesind zudem gleich in mehrfacherHinsicht umweltschonend: Siesind leiser und wo kein Dieselverbrannt wird, gibt es keineRußemissionen. Luft und Gehörwerden also auch entlastet.Bioabfälle sind wertvoll, wenn esum nachhaltige und umweltscho-nende Entsorgung geht. Mit derneuen Anlage „Biogas West“ istBerlin nun bundesweit ganz vornbei der nachhaltigen Entsorgungvon organischen Abfällen und dasbereits mit Auszeichnung: ImDezember 2012 kam das Projekt„Sammlung und Verwertung vonBioabfällen“ beim DeutschenNachhaltigkeitspreis in der Kate-gorie „Deutschlands nachhaltigsteInitiativen“ unter die ersten Drei.Die Auszeichnung prämiiert Un-ternehmen, Produkte und Marken,die vorbildlich wirtschaftlichenErfolg mit sozialer Verantwor-tung und Schonung der Umweltverbinden.An dieser zukunftsorientiertenVerwertung kann jeder und jedesich aktiv beteiligen: Einfach denBiomüll trennen und in die Bio-tonne werfen!

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