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Grüße aus der Abtei Frauenwörth Magazin der Benediktinerinnen der Abtei Frauenwörth . 2017 Erfülltes Jahr - ERNTE

Grüße aus der Abtei Frauenwörth · te noch einmal wesentliche gestalterische Elemente der neuen ... Ich danke dir, du stille Kraft, die immer leiser in ... dem Geburtstagskind

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Grüße aus der Abtei Frauenwörth

Magazin der Benediktinerinnen der Abtei Frauenwörth . 2017

Erfülltes Jahr - ERNTE

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Äbtissin / Grußwort

Inhaltsverzeichnis

Grußwort .................................... 03-04

ERFÜLLTES JAHR

ERNTE .................................

05-30

DER OBSTANGER der Abtei Frauenwörth ..........

ÖKONOMIE .........................

FREUNDESKREIS ...............

TERMINE 2017/18 .............

31-52

53-55

56-61

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„Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze."

Hilde Domin

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Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter, liebe Mitschwestern und Mitbrüder!

Unser letztes Magazin hat Sie im März dieses Jahres erreicht. Im Mittelpunkt stand der Bericht über die Neugestaltung unserer Chorkapelle bis zum Fest der Einweihung am 21.11.2015, dem Tag, an dem wir Mariä Opferung feiern, das Patro-zinium der Klosterkirche und der Insel.

Dieser Rundbrief, den Sie in den Tagen des Advents in Händen halten, gibt Einblick in das „Jahr danach“. In vielfacher Wei-se durften wir 2016 „Ernte“ feiern, innerhalb der Gemeinschaft, in unserem Freundeskreis und in den Betrieben unseres Klosters. Wenn wir Menschen bewusst und mit Achtsamkeit auf die Ereignisse des Lebens schauen, eröffnet sich uns eine nie geahnte Fülle, die uns dankbar und froh machen kann. Als gläubige Menschen dürfen wir am Ende eines Jahres voll Vertrauen mit dem Psalmisten beten: „Du krönst das Jahr mit Deiner Güte, Deinen Spuren folgt Überfluss.“ (PS 65,12)

Dass Gärten mit ihren Nutz- und Zierpflanzen heilsame Orte sind und zu Räumen inniger Gottsuche und Gotteserfah-rung werden können, ist altes Klosterwissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Daher wollen wir im heurigen Bericht ausführlich den Obstanger der Abtei vorstellen, einige bemerkenswerte Erfahrungen mit dem Obstbau vermitteln und in prachtvollen Bildern die Schönheit der Schöpfung aufblitzen lassen.

Persönlich darf ich mit den Mitschwestern auf 10 Jahre Dienst als Äbtissin zurückschauen. Beim Schreiben dieser Zeilen wandern meine Gedanken zurück ins Jahr 2006. Nach Wahl und Weihe habe ich mich innerlich sehr mit der neuen Rolle aus-einandergesetzt, die dieses Dienstamt mit sich bringt. Die Aussagen, die ich im Vorwort zum Magazin 2006 formuliert habe,

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gelten immer noch und sind jeden Tag neu zu verwirklichen:

„Der Hl. Benedikt spricht oft vom Hirtendienst des Abtes in seiner Regel und macht ihm bewusst, dass er 'die Sorge für gebrechliche Menschen übernommen hat, nicht die Gewaltherrschaft über Gesunde.' (RB 27,6) Daher gilt für die Äbtissin und für jede Einzelne im Konvent: mit liebender Aufmerksamkeit DA ZU SEIN für die Mitschwestern, für alle Menschen, die uns an der Pforte, im Klosterladen, im Seminar- und Gästehaus, bei Kirchen-, Garten- und Krippenführungen und bei Kursen und Tagungen begegnen. Und nicht zuletzt mit liebender Aufmerksamkeit da zu sein, für alles was lebt. Hirtin zu sein macht nicht nur Sinn und erfüllt mit Freude; Hirtin zu sein braucht viel Kraft und eine Quelle, aus der man diese Kraft schöpfen kann. Wo-her diese Kraft nehmen, wo die Quelle finden? Meine Mitschwestern und ich erfahren unser Leben nicht nur als begleitendes sondern mehr noch als ein begleitetes DA-SEIN, ein Dasein, das geborgen ist in der ewigen Liebe, die uns in besonderer Weise aufleuchtet im Antlitz Jesu Christi und alles Irdische umfängt. Von dieser Liebe im Tiefsten angenommen und bejaht zu sein, das schafft Kraft und Frieden. 'DEUS CARITAS EST - GOTT ist LIEBE' (1Joh 4,16b). Sich immer wieder von dieser Liebe betref-fen zu lassen und sie zu den Menschen und in die Welt zu bringen, das ist Gabe und Aufgabe einer HIRTIN.”

Mögen wir alle ein klein wenig Hirtinnen und Hirten sein dürfen für jene, denen wir begegnen! Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen in tiefer Dankbarkeit für Ihre Wegbegleitung

M. Johanna Mayer und alle Schwestern der Abtei Frauenwörth

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ERNTE des Lebens:besondere Geburtstage

Sr. Clara an Ihrem Geburtstag mit einem Jugendbildnis ihrer Mutter

Wenn am Anfang eines Wegesein Lächeln ist,dann findet man es am Ende wieder.

Gernot Candolini, *1959

Den Reigen runder Geburtstage in unserer Gemeinschaft im Jahr 2016 eröffnet Sr. Clara, die am 30.1. das 90. Lebensjahr vollendet hat. Gut betreut und sehr zufrieden lebt sie im Seniorenheim der Barmherzigen Schwestern in Alzing. Schön ist, dass sie im Sommer dieses Jahres einen Ausflug auf die Insel gewagt hat, um die neue Chorkapelle zu besichtigen und mit uns zu beten und zu Mittag zu essen.Sr. Clara betreute über viele Jahre unsere Hausgäste, blieb ihnen im persön-lichen Gespräch, durch Briefe und Telefonate verbunden und verwirklichte so die Weisung unseres Ordensvaters Benedikt: „Alle Gäste, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus“ (RB 53,1)

Schwesternpflegeheim „St. Hildegard” in Alzing

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Am 19. bzw. 23. Mai feiern Sr. Eucharis den 70. und Sr. Ignatia den 75. Geburtstag.

Sr. Eucharis ist Krankenschwester und steht uns in den kleinen und großen Krankheiten bei. Zahlreiche Mitschwestern hat sie bis in de-ren Sterbestunde betreut und begleitet.

An der Pforte unseres Klosters sitzt Sr. Ignatia. Als „Hofpoetin“ bereichert sie mit viel Humor und beachtlichen dich-terischen Fähigkeiten unsere Feste.

In den letzten Jahren hat sie sich auf die Herstellung von gestrickten Tieren aller Art spezialisiert. Die Nachfrage ist beträchtlich!

An der Pforte unseres Klosters sitzt An der Pforte unseres Klosters sitzt Sr. Sr. . Als „Hofpoetin“ bereichert sie . Als „Hofpoetin“ bereichert sie

mit viel Humor und beachtlichen dich-mit viel Humor und beachtlichen dich-terischen Fähigkeiten unsere Feste. terischen Fähigkeiten unsere Feste.

In den letzten Jahren hat sie sich auf In den letzten Jahren hat sie sich auf

„Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, sind es achtzig” Ps 90,10

Dankbar kann Sr. Katharina am 20.6. auf 70 Jahre Leben zurückblicken. Die Fülle dieses Lebens findet einen Ausdruck in den Klostergärten, die Sr. Kathari-na mit Hingabe betreut und in unseren wunderbaren Barockkrippen, die Dank ihres Einsatzes jedes Jahr die Herzen der Besucher mit ihrer tiefen Botschaft der Menschwerdung Jesu Christi berühren. Wie sehr sich Sr. Katharina der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet fühlt, zeigt der Artikel über den Obstanger der Abtei in diesem Heft (s.S. 31-52).

Wenige Monate nach der feierlichen Profess hat Sr. Franziska am 22.6. das 50. Lebens-jahr vollendet. Sie arbeitet im Klosterladen, zeitweise auch in der Verwaltung und pflegt den Online-Shop mit unseren Klosterprodukten. Sie hat Freude am Singen und bereichert als neues Mitglied unsere Chorschola. Der Text auf ihrem Erinnerungsbild an die Profess sagt viel über das Leben in seinen vielfältigen Schattierungen aus:

„Gott, unser Leben ist wie ein großes Labyrinth voller Umwege, Irrwege, mitunter gar ohne Ausweg. Dein Sohn geht uns voran und zeigt uns den Weg. ... Wir müssen nur den Weg durchs Labyrinth wagen, in die Tiefe gehen, auf den Grund. …" Theo Schmidkonz SJ

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Nach der Einweihung der neuen Chorkapelle am 21.11.2015 eröffnete sich für uns im Jahr 2016 ein neues „Apostolat“, das wir scherzhaft „Wall-fahrt zur Chorkapelle" nennen. Viele Menschen, Wegbegleiter, Freunde, und Gäste unsres Hauses wollen das gelungene Werk besichtigen, die künstlerische Konzeption bedenken und den Gesamteindruck auf sich wirken lassen.

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Sakrale Räume helfen, die Tiefe der Seele zu erkundenund Gott zu suchen. Wer dies tut, kommt vom Plappern ins Schweigen.

(Herkunft unbekannt)

ERNTE:ein Werk vieler Hände

Für die Fensterpaten bieten M. Johanna und Sr. Hanna zwei Nachmittage mit ausführlicher Information über Entwicklung und Ausführung der Bauarbeiten und Schilderung des theologischen Grundgedankens an.

Anfang des Jahres begrüßen wir die Mitglieder unseres Oblatenkreises zur Führung in der Kapelle, und anlässlich der jährlichen Dankfeier unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Befreundete Konvente wie z.B. Mitbrüder aus dem Stift St. Peter in Salzburg, Priester und Ordensleute sowie die Vorstandsmitglieder unseres Freundeskreises besuchen uns. Der Künstler, Br. Thomas Hessler OSB, kommt mit den Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern des Europaklosters Gut Aich. Ferner heißen wir die Äbtissinnen der Föderation

der bayerischen Benediktinerinnen-Abteien und zahlreiche weitere Einzelgäste willkommen. Im Oktober beschenkt uns der Kirchenmusiker aus Prien, Herr Rainer Schütz, mit einem wunderbaren geistlichen Konzert in der Chorkapelle. Die Capella Vocale singt ausgewählte Werke von Palestrina, Scarlatti, Bruckner, Reger, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart und Bach. Mitglieder des Bayernbundes werden zum Tassilofest am 11.12.2016 die „Kapellenwallfahrt“ beschließen.

In diesen Begegnungen dürfen wir erfahren, wie sehr die Schönheit des neuen Sakralraumes, das Licht- und Farbenspiel der Glasfenster, die wunderbar gearbeiteten Bronze- und Holzarbeiten und nicht zuletzt die theologische Konzeption das Innere der Betrachter berührt und offen macht für jenes Geheimnis, das wir Gott nennen. Kunst als ein Weg zum „Heiler-Werden“! Ut in omnibus glorificetur deus - damit in allem Gott verherrlicht werde (Benediktsregel 57,9).

Vom 21.-27.2.2016 genießen wir als Gemeinschaft eine stille Woche zur persönlichen Einkehr. Der Prozess der Entscheidung für eine komplet-te Neugestaltung unserer Chorkapelle, der Auszug aus dem bisherigen Gebetsraum, der elf-monatige Prozess der Bauarbeiten hat bei aller Freude und Begeisterung an unseren körperlichen und seelischen Kräften gezehrt. Als mit der Einweihung das Ziel erreicht ist, merken wir schnell, dass es wohl auch eine Zeit der Eingewöhnung, des In-Besitz-Nehmens des neuen Raumes braucht. Diese Zeit wird sich bei jeder einzelnen verschieden lang und auf verschiedene Weise gestalten.Die stille Woche im Februar sollte dazu ein wenig helfen. Wie von selbst hat es sich ergeben, dass Prof. Theo Seidl nur in dieser Woche einen Termin für den alle zwei Monate stattfindenden Bibelnachmittag finden konnte. Gerne hat er den Vorschlag aufgegriffen, mit uns am Text des Johannesprologs zu arbeiten, jenen Zeilen, die der künstlerischen Kon-zeption der Kapelle zugrunde liegen.Der gestaltende Künstler Br. Thomas Hessler OSB begleitet uns in derselben Woche bei einem Einkehrtag. In einer ersten Einheit erinnert er uns an den benediktinischen Dreischritt: Stille - alles kommt aus der Stille und geht in die Stille zurück; Wort - aus dem Urgrund (Stille) tritt das Leben hervor, kommt das Wort; Verstehen - das Wort will verstan-den werden; das Wort braucht das Tun!In einer zweiten Einheit bringt uns Br. Thomas mit Hilfe meditativer Tex-te noch einmal wesentliche gestalterische Elemente der neuen Kapelle nahe. Zur Abrundung erklingt die neue Orgel mit einer Improvisation zu „Salve Regina“.

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Ich danke dir, du stille Kraft,die immer leiser in mir schafftwie hinter vielen Wänden;jetzt wird mir erst der Werktag schlichtund wie ein heiliges Gesichtzu meinen dunklen Händen.

Rainer Maria Rilke,1875-1927

ERNTE:schöpfen aus dem Inneren

Foto: Monika Wrba, 2016 - www.foto-wrba.de12

Als Konvent von Frauenwörth schauen wir auf eine jahrhundertelange bene-diktinische Tradition und Kultur zurück. Es ist uns wichtig das überkommene Erbe zu schätzen und zu pflegen. Vor einigen Jahren hat Sr. Magdalena zielstrebig begonnen unser Kloster-archiv zu ordnen und ein Findbuch anzulegen. Den 8. Tag der Archive am 5./6.März nimmt sie zum Anlass, den Mitschwestern unsere Schätze zu zeigen. Weniges an Urkunden, Doku-menten und Kulturgut aus der Zeit vor der Säkularisation ist in der Abtei

Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?

Thomas Mann, Joseph und seine Brüder, 1. Bd.

ERNTE:sammeln und aufbewahren

verblieben, umso wichtiger ist es, die Erinnerungsstücke ab der Wie-dererrichtung 1837 zu sichten, zu ordnen und zu bewahren.

Die wertvollsten Dokumente einer geistlichen Gemeinschaft, die im Archiv be-wahrt und gehütet werden, sind wohl die kunstvoll gestalteten, handgeschrie-benen Professurkunden. Sie sind Zeugnisse des Glaubens und des Vertrauens vieler Frauen aus unterschiedlichsten Zeitepochen.

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Im Sommer vollendet der Klosterwirt, Herr Michael Leiner, sein 50. Lebensjahr. Freunde, Bekannte, Mitarbeiter und Mitarbei-terinnen und natürlich auch „seine Kloster-gemeinschaft“ werden zu einem „Geburts-tagsfest mit Herz“ eingeladen. In fröhlicher Runde genießen die Frauen des Konvents und viele Gäste die gepflegte Gastlichkeit und das ausgezeichnete Mahl und entbieten dem Geburtstagskind viele gute Wünsche. Er möge noch lange „unser“ Wirt bleiben!

Heuer kann das Klosterwirtteam auf ein einmaliges Ereignis zurückschauen: im Rahmen eines Projektes des Vereins Bayerischer Edelbrandsomme-liers wurden Zwetschgenbrände von ca. 50 Erzeugern in sechs Fässern

abgefüllt und an repräsentativen Orten im Freistaat aufgestellt. Eines davon steht im Eingangsbereich des Klosterwirts. Das Destillat soll da einige Monate reifen, bevor es in eigens dafür kreierte Flaschen gefüllt wird.

Aber kein Genuß ist vorübergehend,denn der Eindruck, den er hinterläßt,ist bleibend.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

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ERNTE:gepflegte Gastlichkeit

Selten nehmen wir uns Zeit, als Gemeinschaft einen Ausflug zu machen. Am 24. Juni dieses Jahres, am Hochfest des Hl. Johannes des Täufers, dem Namenspatron von M. Johanna, organisiert Sr. Hanna einen Kon-ventausflug frei nach Wolfgang von Goethe „Warum in die Ferne schwei-fen, wenn das Gute liegt so nah“! Als Ziel wählt sie die Herreninsel.

An einem wunderbar sonnigen Nachmittag brechen wir mit dem Schiff auf. Herr Josef Austermayer, Verwalter der Schloss- und Gartenver-waltung Herrenchiemsee, begrüßt uns und beschenkt uns mit einer sehr interessanten Führung durch die jetzt gut restaurierten Räume des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts Herrenchiemsee. Von der frühen benediktinischen Gründung des Klosters (8. Jh.), über die bewegten Zeiten des Chorherrenstiftes (1130-1803) und des Bistums Chiemsee (1216-1808)

ziehen Jahrhunderte von Geschichte an uns vorbei. Besonders lange verwei-len wir im prachtvollen Kaisersaal, in der ehe-maligen Konventküche und im Bibliothekssaal. Da wir selbst in einem der ältesten Klöster Bayerns leben, wissen wir die alte Tradition und Kultur dieses Hauses zu schätzen.

ErinnerungWillst du immer weiter schweifen?Sieh, das Gute liegt so nah.Lerne nur das Glück ergreifen,denn das Glück ist immer da.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

ERNTE:miteinander einen Ausflug machen

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In der kleinen spätgotischen Kirche St. Maria singen wir am späteren Nach-mittag die Vesper ...

Vom Gastgarten aus genießen wir die lohnende Aussicht auf „unser Kloster“! Für uns, die wir mit der „Innenansicht“ un-seres Hauses vertraut sind, ist es reizvoll, einmal die „Außen-ansicht“ in Ruhe zu betrachten!

... und finden uns dann auf der Terrasse des Schlosshotels Herrenchiemsee zu einer zünftigen Brotzeit ein.

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Im Juli darf Mutter Johanna auf 10 Jahre Hirtendienst zurückschauen. Am 20. Mai 2006 wurde sie von der Gemeinschaft zur 56. Äbtissin unse-res Klosters gewählt und am 2. Juli, am Fest Mariä Heimsuchung, erteilte ihr der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter die Benediktion. Als offizielles Leitwort für die Jahre im Dienstamt wählte Äbtissin Johanna damals ein Wort aus dem 1. Johannesbrief, Kapitel 4 Vers 16: DEUS CARITAS EST. Darüber hinaus schöpft sie immer auch Kraft aus Worten der Dichter. So steht Hilde Domins Gedichtvers „Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze“ über den ersten zehn Dienstjahren.

Am 2. Juli 2016 ist es Mutter Johanna wichtig, mit dem Konvent und dem Obla-tenkreis in einer Eucharistiefeier Gott und allen Wegbegleitern Dank zu sagen für die Fülle von Leben in den vergangenen Jahren und der in dieser Zeit verstorbenen Mitschwestern und Oblatinnen zu geden-ken. Zu unserer Freude sagt Friedrich Kardinal Wetter - jetzt als „Erzbischof in Pension“ zu, in der neuen Chorkapelle der Liturgie vorzustehen und die Predigt zu halten. Auch der anschließende Fest-schmaus ist für alle ein Genuss.

Meine Hand greift nach einem HaltUnd findet nur eine Rose als Stütze.

Hilde Domin, 1909-2006

„Nur eine Rose als Stütze“Manchmal ist es ein Grashalm, viele greifen in Nichts als Wind.Einige aber hält der Atemdes Wortes in Schwebe.

Christine Busta, 1915-1987 - Hilde Domin gewidmet

ERNTE:10 Jahre Hirtendienst

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Zu unserer Überraschung lädt uns Sr. Hanna nach dem Mittagessen auf die Wiese auf der Westseite des Klosters ein. Da steht eine junge Winterlinde bereit, die anlässlich dieses Festes gepflanzt werden soll. Beherzt greifen alle der Reihe nach zum Spaten, um das Bäumchen in die Erde zu bringen. Im Rahmen eines neuen Baumbepflanzungskon-zepts ist die Linde nun die erste, die den soge-nannten „Frauengang“ schmückt.

Zeitgerecht zum Dienstjubiläum ist Mutter Johanna wieder ein Wort einer Dichterin zuge-fallen. Christine Busta schreibt zum Vers Hilde Domins „Nur eine Rose als Stütze“ diese Zeilen: „Manchmal ist es eine Grashalm, viele greifen in nichts als Wind. Einige aber hält der Atem des Wortes in Schwebe.“

Möge es Mutter Johanna und jeder einzelnen Mitschwester vergönnt sein, dass das WORT, das aus dem Geheimnis Gottes kommt, auch in Zukunft unser aller Anker und Trost sei!

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In geselliger Runde lassen wir am Nachmittag des 3. Juli markante Ereignisse der vergangenen zehn Jahre noch einmal Revue passieren. Originell und liebevoll werden die Jahre 2006-2016 von einzelnen Mitschwestern präsentiert. Eingerahmt wird die Feierstunde mit einem Segenslied, mit Musik und zur großen Freude von M. Johanna wird auch getanzt.

Als krönenden Abschluss überreicht Sr. Hanna M. Johanna ein prächtiges Foto-buch, in dem die Dienstjahre ausführlich dokumentiert sind. Bei Sekt, Orangensaft und Linzer Torte aus der Heimatstadt unserer Äbtissin klingt das Fest aus.

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Der hl. Benedikt schreibt in seiner Regel vor, in seinen Klöstern darf niemand aufgenommen werden, der Gott nicht sucht. Die Abteien sollen Orte sein, wo Gott gesucht wird: Loci ubi deus quaeritur. Die Gottsuche ist das Markenzeichen derbenediktinischen Klöster.Doch nicht nur die Söhne und Töchter des hl. Benedikt, alle Menschen sind auf der Suche. Denn alle suchen das Glück. Und weil das bleibende, wahre Glück nur bei Gott zu finden ist, sind sie irgendwie alle auf der Gottsuche. Doch viele suchen dasGlück am falschen 0rt, in Geld und Besitz, in Macht, Luxus und Prestige. Aber diese Suche ist ein Irrweg. Darum brauchen wir Stätten, an denen deutlich wird, dass wir Gott suchen müssen, und zeigen, wo er zu finden ist. Denn Gott suchen, das ist unse-re Lebensaufgabe in dieser Welt; ihn finden, das ist die Erfüllung unseres Lebens in der Ewigkeit.Doch noch wichtiger als unsere Gottsuche ist es, dass Gott uns sucht. Das scheint eine unterbelichtete, ja vergessene Wahrheit zu sein. Jesus macht uns das deutlich im Gleichnis vom verlorenen Schaf, das sich verirrt hat und vom Hirten gesucht wird; im Gleichnis von der verlorenen Drachme, deretwegen die Frau das Haus auf den Kopf stellt, um sie zu suchen; im Gleichnis vom verlorenen Sohn, den der Vater herbeisehnt, um ihn wieder in seine Arme zu schließen. Und in all diesen Gleichnissen wird her-vorgehoben, wie groß Gottes Freude ist, Menschen gefunden zu haben. Und von sich selbst sagt Jesus: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lk 19,10). Dazu ist Gottes Sohn Mensch geworden, um uns zu suchen. Daran wird deutlich, wie wichtig es für Gott ist, uns Menschen zu suchen und zu finden.Wie geht das aber nun zusammen: Gott sucht uns - wir suchen ihn? Unser Suchen zielt darauf ab, uns von ihm finden zu las-sen. Gott lässt sich nicht finden im Luxus dieser Welt, sondern bei den Armen und Notleidenden; er lässt sich nicht vernehmen im Lärm dieser Welt, nur in der Stille ist seine Stimme zu hören. Darum sind unsere Klöster Orte der Stille, wo man bescheiden und anspruchslos lebt. Nur so lässt sich Gott finden. Und nun die entscheidende Frage: Wie kommt Gott dazu, uns zu suchen? Er braucht uns doch nicht. Ihm fehlt nichts. Er hat alles, sogar in unermesslicher, grenzenloser Fülle. Er ist auch nicht einsam, so dass er einen bräuchte, mit dem er reden könnte.

AUSSCHNITT AUS DER PREDIGT DES ERZBISCHOFS em. FRIEDRICH KARDINAL WETTERzum 10. Weihetag von Frau Äbtissin Johanna Mayer OSB am 2. Juli 2016

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Er ist nicht einsam, sondern dreifaltig, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er lebt im Austausch der Liebe. Das ist sein Wesen. “Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). In dieser Liebe sind Vater, Sohn und Heiliger Geist so innig miteinander verbunden, dass sie nicht drei Götter sind, sondern ein einziger Gott. Das bedeutet überschäumende Freude, Leben in grenzenloser Fülle. Eine Steigerung ist nicht mehr möglich. Warum also sucht er uns? Der selige Johannes Duns Scotus, ein großer Theologe des Mittelalters, gibt uns Antwort: Gott wollte Mitliebende haben, Geschöpfe, die an seiner Liebe teilhaben, die hineingenommen werden in den Austausch der Liebevon Vater, Sohn und Heiligem Geist. Darum hat er uns erschaffen. Darum sucht er uns, um uns seine Liebe zu schenken, damit wir mit ihm in seiner Liebe leben. [...]Gott freut sich darauf, bei uns zu sein. Jesus sagt, dass er zusammen mit dem Vater bei uns wohnen wird (Joh 14,23) und er freut sich darauf, uns bei sich zu haben. Darin besteht unser ganzes Glück, uns von Gott finden zu lassen, uns von ihm lieben zu lassen, seine Liebe zu erwidern und so teilzuhaben an seinem dreifaltigen Leben.Das hat Folgen für unser Miteinander. Wenn wir teilhaben an Gottes sich verschenkender Liebe, muss sich das auswirken und darin zeigen, dass auch wir einander lieben. „Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Wenn wir ein-ander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet“ (1Joh 4,11 f.). Die Liebe zu Gott und die Liebe zueinander gehören zusammen. [...]Das gilt auch für die Abtei: Sie ist nicht nur ein Ort, wo Gott gesucht und geliebt wird. Sie ist auch ein Ort, wo Jesus Christus, die menschgewordene Liebe Gottes, gegenwärtig ist. Die Liebe, mit der Gott uns sucht, soll sich von dieser Stätte aus über das ganze Land ausbreiten und die Menschen Gott suchen und finden lassen. [...]So soll von dieser Abtei die Botschaft von Jesus Christus in den Chiemgau ausstrahlen und seine Bewohner, sowie alle Gäste, die zu Ihnen auf die Insel kommen, einladen, Gott zu suchen, und ihnen zeigen, wie man ihn finden kann. Von der seligen Irmengard wird berichtet, in ihrer Zeit brauchte im Chiemgau niemand Not zu leiden, weil sie mit ihrer Güte alle erreichte.Liebe Frau Äbtissin, möge es einmal heißen, in der Zeit von Äbtissin Johanna gab es im Chiemgau keinen Menschen, der nicht eingeladen worden wäre, Gott zu suchen und zu finden und sich von ihm lieben zu lassen für Zeit und Ewigkeit. Amen.

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Am Sonntag, den 17. Juli, gedenken wir beim diesjährigen „Irmengardfest“ des 1150. Todestages der Seligen des Chiemgaus. Eingeladen sind von Seiten des Klosters vor allem die Insulaner, die Frauen der Oblatengemein-schaft und der Beirat des Freundeskreises. Die Capella Vocale unter Herrn Rainer Schütz erfreut die Teilnehmer des Festgottesdienstes mit einer gelunge-nen Aufführung der Missa Sancti Nicolai in G-Dur von Joseph Haydn. Die Feier wird vom Münchner Kirchenradio per Livestream ins Internet übertragen. Der Liturgie steht der Abtpräses der Österrei-chischen Benediktinerkongregation und Abt em. des Stiftes Altenburg, Christian Haidinger OSB vor. In seiner Predigt zu Lk 10,38 ff. (Marta und Maria) betont Abt Christian, dass geglücktes und erfülltes Leben beides brauche: das Gleich-gewicht, die Ausgewogenheit von Geschäftig-keit und Ruhe. Gerade uns Christen ist für das Ausspannen, für das zweckfreie Dasein, für das Hören und Staunen der Sonntag geschenkt! Auf Anregung von Herrn Georg Kronast gestalten wir 1000 Bildchen mit dem Gemälde der Seligen Irmengard, einer Kurzbiographie und dem Text des Tagesgebetes und geben sie in Druck. Die Unkosten werden vom Ideenge-ber übernommen. Die Bildchen finden großen Anklang und am Ende des ungewöhnlich gut besuchten Gedenkgottesdienstes bleibt keines mehr übrig.

Ein Wallfahrtslied Davids

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“

PS 122,1-2

ERNTE:Gedenken und Feiern

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Am darauf folgenden Sonntag hat der Pfarrverband Eggstätt mit Pfarrer Andreas Przybylski eine zündende Idee in die Tat umgesetzt: eine Jugendirmengardwall-fahrt. Von Rosenheim, Prien und Seebruck machen sich Jugendliche zu früher Morgenstun-de mit dem Fahrrad, von Breitbrunn zu Fuß auf den Weg bis Gstadt. Beim „Boxen-stopp“ am Seeufer werden Papierherzen verteilt und die Jugendlichen gebeten, Fürbitten auf „ihr Herz“ zu schreiben.

Beim frischen und schwungvollen Gottesdienst im Münster haben alle, die wollten, ihr Herz mit Wäscheklammern am Schmie-deeisengitter der Irmengardkapelle angebracht und so der Seligen ans Herz gelegt. Nicht selten konnte man da den Wunsch nach Frieden in der eigenen Familie und in der Welt lesen.

Diese Wallfahrt war wahrlich „herzgesteuert“!

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Am Weihetag der Abteikirche, dem 1.9.2016, erleben wir mit großer Freude die Einkleidung unserer Postulantin Frau Dr. Irene Schul-meister. Nach dem Studium der Theologie in Wien und Jerusalem war sie Jahre in Deutschland als Theologin tätig und zuletzt als Projektmanagerin beim Europä-ischen Forum Alpbach in Öster-reich. Früh in ihrem Leben lernte Sr. Irene die benediktinische Le-bensform und Spiritualität kennen und schätzen.

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Die Erde ist mit Himmel vollgepackt,und jeder gewöhnliche Buschbrennt mit Gott.Aber nur der, der es sieht, zieht die Schuhe aus.

Die anderen sitzen herumund pflücken Brombeeren.

Elisabeth Barret-Browning, 1806-1861

ERNTE:nach langer Suche einen Weg finden

Trotzdem dauerte es viele Jahre, bis ihre persönliche Suche eine konkrete Form annahm, und sie den Weg ins Kloster fand. Ihr Vorname „Irene“, den die Eltern bei ihrer Geburt bewusst für ihr Kind ausgewählt haben und der auch ihr Ordensname sein soll, bedeutet „die Friedliche“. Möge für unsere neue Mitschwester die Verheißung des Hl. Benedikt wahr werden: „Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“ (RB Prol. 20).

Durch den Eintritt zweier Frauen in die Probezeit zur Oblation hat auch unser Oblatenkreis im September Zuwachs erfah-ren. Diese Frauen leben eine andere Art benediktinischer Berufung. Sie bleiben als aktive Christinnen in ihrem Lebensumfeld, binden sich durch ein Versprechen an unsere Abtei, erfahren geistliche Heimat durch Einkehr und Besinnungstage im Kloster und schöpfen spirituell aus der Regel des Hl. Benedikt. Sie sind „unsere benediktinischen Botschafterinnen“ in der Welt und Helferinnen in so manchem Anliegen unserer Gemeinschaft.

Gerne haben wir die Äbtissinnen der Föderation der Bayerischen Benediktinerinnenabteien (FBBA) vom 12.-14.9. bei uns willkommen geheißen. In geschwisterlicher und ungezwungener Atmosphäre nutzen M. Franziska Kloos, Eichstätt, M. Bernarda Schmidt, Tettenweis, M. Perpetua Hilgenberg, Nonnberg, M. Mechthild Thürmer, Kirchschletten, und M. Johan-na die Zeit, über die einzelnen Klöster und ihre Anliegen zu berichten und zu beraten. Eine fröhliche Erzählrunde mit dem Konvent rundet das Treffen ab. Viel Freude machen den Äbtissinnen der erstmalige Besuch und das gemeinsame Gebet in unserer neuen Chorkapelle.

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Am 30.8. schaut Sr. Dominica auf 50 Professjahre zurück. Zu ihrer großen Freude leitet ihr ehemaliger Kaplan von Traunstein, Prälat Dr. Walter Brug-ger, den Festgottesdienst und hält die Predigt. Die nächsten Angehörigen und treue Freundinnen aus der Traunsteiner Zeit stellen sich als Gratulanten ein. Dazu kommt Kaplan Privat aus Burundi, der mit großer Liebenswürdig-keit als Urlaubsvertretung unseres Pfarrers einen Monat bei uns wohnt.

Der Oktober erfreut uns mit der spätherbstlichen Pracht der Blumen, Blätter und Gräser und dem Ertrag an Obst und Gemüse aus unserem Garten. Zum ersten Mal halten wir ERNTEDANK in der neuen Chorkapelle und stellen uns und alle, die mit uns verbunden sind, unter den Schutz der Gottesmutter Maria.

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Psalm 23,1-2

ERNTE:sich Einwurzeln und Frucht bringen

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Am 6.11. bindet sich Sr. Gertrud Wimmer OSB in der feierlichen Profess endgültig an unsere Ge-meinschaft. Sechs Jahre der Einwurzelung und des Einübens in Leben und Arbeiten im Kloster liegen hinter ihr. Durch Besuche mit ihrer Mutter ist Sr. Gertrud die Fraueninsel von Kindheit an vertraut. Nach der Ausbildung zur Hauswirtschafterin in den Irmengardberufsfachschulen unseres Hauses arbeitet sie viele Jahre im Exerzitienhaus Fürstenried, bis sie der Weg wieder zurück auf die Insel und in die klösterliche Gemeinschaft führt. Bei uns betreut sie mit viel Herz die Gäste im Speisesaal und hat Freude daran, beim Sonntagsgottesdienst im Münster zu ministrieren.

In einer ruhigen und schlichten Feier, im Beisein ihrer Familie, Bekann-ten, Arbeitskolleginnen, Oblatinnen, Schwestern aus anderen Gemeinschaften und Insulanern, legt Sr. Gertrud ihr Gelöbnis in die Hände von M. Johanna ab. Abt Johannes Schaber OSB aus Otto-beuren zelebriert den Festgot-tesdienst und hält die Predigt. Seine Worte nehmen Bezug auf ein Bild von Sieger Köder „Der gute Hirte“, das Sr. Gertrud im Laufe ihres Noviziats besonders lieb geworden ist, und auf die entsprechende Stelle aus dem Lukasevangelium (15,3-7): „Der

Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.” Ein Festmahl und herzliche Begegnungen mit den Gästen runden diesen Tag ab.

28

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubelund schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe,

wie man sich freut bei der ERNTE,wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Jesaja 9,1-2

ERNTE:Fest der großen Freude

„Man muß sich den Propheten Jesaja wie einen Künstler vorstellen, der in jahrelanger Arbeit al fresco ein monumentales Deckengemälde gemalt hat. Er hatte den Auftrag, ein Bild über die Zukunft des Volkes Israel zu gestalten. Der Prophet

Jesaja war ein Maler mit Worten, er nutzte die Worte und Sätze als Stifte und Farben. Er malte ein großes Bild, zugleich grell und sensibel, zärtlich und drastisch, gleichzeitig politische und sakrale Kunst. Politisch und glaubend, einfühlsam und schrill. Er war ein realistischer Maler, der Ausflüge ins Utopische und Unbekannte unternahm. Ich

stelle ihn mir ein wenig vor wie Marc Chagall. Jesajas monumentales Bild wölbt sich über die Geschichte Israels, vom Auszug aus Ägypten bis zur katastrophalen Niederlage gegen die Babylonier und von dort bis zu uns heute. ...Jesaja konnte mit Worten malen, was wir im Glauben zu sehen bekommen: Dieser kleine Mensch, der Wunder-Rat, der Gottes-sohn, der Heiland, wird die Welt und die Menschen erlösen. Die Farbe dafür ist das helle Orange all der Kerzen, die an diesem Abend in der Kirche brennen - und genauso an den Weihnachtsbäumen, Weihnachtspyramiden und Adventskränzen zuhause.”

wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.

„Man muß sich den Propheten Jesaja wie einen Künstler vorstellen, der in jahrelanger Arbeit al fresco ein monumentales Deckengemälde gemalt hat. Er hatte den Auftrag, ein Bild über die Zukunft des Volkes Israel zu gestalten. Der Prophet

stelle ihn mir ein wenig vor wie Marc Chagall. Jesajas monumentales Bild wölbt sich über die Geschichte Israels, vom Auszug aus Ägypten bis zur katastrophalen Niederlage gegen die Babylonier und von dort bis zu uns heute. ...Jesaja konnte mit Worten malen, was wir im Glauben zu sehen bekommen: Dieser kleine Mensch, der Wunder-Rat, der Gottes-sohn, der Heiland, wird die Welt und die Menschen erlösen. Die Farbe dafür ist das helle Orange all der Kerzen, die an diesem Abend in der Kirche brennen - und genauso an den Weihnachtsbäumen, Weihnachtspyramiden und Advents

(Text entnommen aus einer Predigt von Pfarrer Dr. Wolfgang Vögele: https://wolfgangvoegele.wordpress.com/2011/12/24/der-regenbogen-von-weihnachten)

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Wie zu jedem Bauernhof der Obstgarten gehört, so pflegten speziell die Klöster ihren Obstanbau.Die folgenden Bilder mit den entsprechenden Bildunterschriften möchten Sie an diesem für uns einmaligen Erlebnis teilhaben lassen.

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- on r atharina eisteramp und r Ruth auer -

Der Anger im Jahr 1983- die ersten Apfelbume sind gepflanzt -

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1. Die Anfänge

Es war nach der Wiederbelebung unserer Gärten im Frühjahr 1983, als unsere damalige Äbtissin, Mutter Domitilla Veith OSB, unter Anleitung von Herrn Dr. Heringer von der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen im Herbst des gleichen Jahres beherzt zum Spaten griff, um das erste Apfelbäumchen der neuen Obstanlage zu setzen. Die weiteren 59 Bäumchen setzten dann die von Herrn Dr. Heringer mitgebrachten Pfadfinder.

Wie zu jedem Bauernhof der Obstgarten gehört, so pflegten speziell die Klöster ihren Obstanbau.

Seit alters her galten die Bäume als heilig, und man glaubte, dass in ihren Kronen Götter und Geister lebten. Gerade zu den Obstbäumen hatten unsere Vorfahren eine ganz besondere Beziehung. Die Erzählung vom Paradiesbaum, dessen Früchte Unsterblichkeit verleihen, taucht nicht nur in der Bibel, sondern in denMythen aller Völker auf.In der nordischen Mythologie ist es die Göttin Idun („Ida“), welche im Besitz der goldenen Äpfel des Lebens ist. Der keltische Mythos weiß von den goldenen Äpfeln, die auf Avalon (oder Avalun; verwandt mit der indo-germanischen Wortwurzel 'aballo' für Apfel), der Insel im äußersten Westen, jenseits des Sonnenuntergangs,

wachsen. Und im griechischen Mythos ist es die Aufgabe der Hesperiden, die Gärten im äußersten Westen, im Land gegen den Abend, zu pflegen und die Äpfel mit Hilfe des wachenden hundert-köpfigen Drachen „Ladon” vor dem raubenden Herakles zu hüten. Am nächtlichen Sternenhimmel sind die Hesperiden der Kleine Wagen, die goldenen Äpfel der Große Wagen und dazwischen wacht das Sternbild des Drachen Ladon.

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Obstbäume waren kein seelenloses Stück Holz, dessen Lebensfreude und Fruchtbarkeit exzessiv genutzt werden durfte, son-dern Lebewesen mit eigenen Rechten und mit dem Leben und Schicksal der Menschen aufs Tiefste verbunden. So war es früher im ländlichen Bereich Brauch, den Tod des Bauern und der Bäuerin nicht nur dem Vieh im Stall, sondern auch den Obstbäumen und dem Bienenvolk zu verkünden.

Wie hoch Obstbäume in Achtung standen zeigt sich auch in der alten Gerichtsbarkeit.

Der „Lex Salica“ zufolge wurde Obstdiebstahl sehr hart bestraft, auch in der „Lex Baiuavariorum“ (8. Jh.) wurde Obstfrevel als gravierendes Vergehen betrachtet.

Die „Lex Salica” (Salisches Recht) wurde 507-511 auf Anordnung des Merowinger-königs Chlodwig I. verfasst, womit sie ei-nes der ältesten erhaltenen Gesetz bücher ist. Sie zählt zu den germanischen Stam-mesrechten. Benannt ist sie nach dem fränkischen Stamm der Salfranken. Der Text ist auf Latein verfasst, enthält je-doch germanische Fragmente.(Handschrift 793 von Vandalgarius)

Die „Lex Baiuvariorum” (auch Lex Baiuwario-rum, Lex Bajuvariorum oder Lex Baivariorum) ist die in der Zeit des 6. bis 8. Jh. entstan-dene Sammlung des Volksrechtes der Baju-waren, das heißt die älteste Sammlung von Gesetzen des frühen bairischen Stammes-herzogtums. Der Text ist auf Latein verfasst, enthält jedoch bajuwarische Fragmente. Es ist das älteste und wichtigste Denkmal der Bajuwaren.

Auch auf unserer Insel wollten wir bewusst wieder an die alte und geschätzte Obstbaumtradition der Klöster anknüpfen.

Nach dem Rückzug der Römer waren es Mönche, die sich um die Verbreitung und Entwicklung speziell der Obstbäume verdient machten, denn sie verstanden sich meisterhaft auf die Kunst des Pfropfens, der Veredelung.

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2. Die Lehrjahre

Mit unserer ersten Obstanlage von 1983 begann zugleich eine Zeit großer Herausforderungen. Es war niemand im Konvent, die über diesbezügliche Erfahrungen verfügte und die ich hätte fragen können oder die mir mit Rat und Tat zur Seite hätte stehen kön-nen. Das war nicht nur für mich eine schwere Situation, auch der Konvent tat sich nicht immer leicht mit der Erfahrung, einer Novizin so manchen Freiraum zu gewähren, der in der bisherigen Haustradition nicht üblich gewesen war. Heute, 34 Jahre später, ist das eine bekannt notgedrungene Situation in den meisten Klöstern, da es einfach zu lange an nachkommenden Schwestern fehlt. Ganz ohne Hinführung und Unterstützung aber, und das wurde bald deutlich, sollte es schwerlich gehen.

So durfte ich in der Gärtnerei Reichsvilser in Prien echte und ursprüngliche Gartenfeinheiten erlernen - und wegen der Obst-bäume - entsprechende Kurse und Lehrgänge vom Landratsamt Rosenheim besuchen. Und doch wurde das Probieren zum Studieren, und die Fehlschläge blieben nicht aus.

Wie war es z. B. möglich, dass ein bis dahin blühendes Bäumchen von jetzt auf nachher welkte und starb? Niemand hatte an die Heerscharen von Wühlmäusen gedacht, die sich in dem bis dahin brach liegenden Areal entsprechend vermehrt hatten und sich nun über das neue pikante Speise- angebot herzlich freuten.

Durch Herrn Josef Stein, dem Kreisfachberater und Leiter der Obstbaumschnitt-Kurse, wurde ich mit einem passionierten Mäusefänger bekannt und erlernte von diesem alten Meister das Hand-werk der Mäusejagd.

Das und manche anderen Dinge hatten wir uns gewiss nicht so vorgestellt, als wir bei unseren Plänen eine „pflegeleichte Obstwiese“ vor Augen hatten …

Heerscharen von jetzt auf nachher welkte und starb? gedacht, die sich in dem bis dahin

angebot herzlich freuten.

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So darf man sagen, dass diese erste Anlage zweifelsohne den Charakter einer reinen Lernschule hatte. Zu der Mäuseproble-matik kamen noch anderweitige Phänomene, z.B. anfällige Obstsorten und viel zu starke Unterlagen, die manche Bäumchen zu Hochstämmen werden ließen, der Apfelschorf, und, und, und. …

Die große Katastrophe war jedoch die Feuerbrand-Epidemie, die im ganzen Landkreis wütete, und der fast alle Quitten, Birnbäume und vor allem (manche erinnern sich vielleicht noch mit Wehmut daran) die alten Weißdornhecken auf der Herreninsel zum Opfer fielen, weil letztere als Überträger des Bakteriums galten. Ja, allen Anfängen liegt nicht allein der besagte Zauber inne, der uns trägt und hilft, zu leben, sondern es braucht gerade bei anfänglichen Schwierig-keiten auch den Zauber menschlichen Zuspruchs, der allen eigenen Bedenken zum Trotz sagen kann: „Sie schaffen das!“

3. Die Erfahrungen und die Entscheidung für eine neue Anlage

Und so Vieles durfte ja auch gelingen. Von nah und fern strömten die vielen Helfer heran, z. B. Pater Wolfgang Hahn OSB aus der Abtei Rohr, mit seinen kleinen und großen Pfadis. Sie kamen stets für das „Grobe“, für schwe-re Erdarbeiten, Instandsetzung der Zäune, aber auch zur Erstellung des „Hasel-Cafés “, einer hübschen Laube unter den Haselbäumen. Die Salesianer mit Bruder Joe Lingauer, die mit ihrem schauspielerischen Talent den neugierigen Touristen vorgaukelten, sie seien Gefangene aus der nahegelegenen JVA in Bernau und hierher ab-kommandiert, würden aber von der Gartenschwester gut behandelt, da sie ihnen immer wieder eine Tasse Milch brächte. Und immer, wenn es das Studium und die Arbeit zuließen, war Eva-Maria Reiser zur Stelle. Doch alle lieben Helfer mussten auch wieder heim, andere zogen fort und die Großen wurden Familienväter und - mütter.

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Eine große Bereicherung und neuen Schwung brachte das Jahr 1998, als mir unsere Sr. Ruth als Hilfe zur Seite gestellt wurde. Plötzlich war alles so viel leichter. Ich hatte ein „Solatium” (Trösterlein) bekom-men, wie die Mitschwestern der Abtei Fulda die Hilfe durch eine jüngere Schwester liebevoll nennen. Das bedeutete auch ein neues Augenmerk auf die Obstanlage und Überlegungen bezüglich möglicher Veränderungen. An erster Stelle stand die Frage, wie wir diese Anlage wirklich pflegeleichter und zu- gleich ertragreich nutzen könnten. Mittlerweile war man im Obstbau überhaupt auf die sogenannten Spindelbuschanlagen übergegangen. Hier sind die einzelnen Sorten auf schwach wachsenden Unter-lagen veredelt, und die Bäume bleiben selbst im ausgewachsenen Zustand relativ klein. So durfte ich mir einmal im Raum Bodensee und auch in Südtirol einen Eindruck verschaffen. Noch konkreter aber wurden diese Pläne aufgrund der Bekanntschaft mit der Familie Schmitt, die in Theißling bei Ingolstadt

den Canisiushof betreibt und dort eine große Obstanlage pflegt. Gerade auch ihre Betriebsphilosophie, biologischen Anbau mit integrier-tem Pflanzenschutz zu betreiben, entspricht sehr unseren eigenen Vorstellungen. Auf Vermittlung dieser Familie bezogen wir im Herbst 2005 ca. 100 Obstbäumchen. Darunter Zwetschgen, Kirschen, Birnen und vor allem Apfelbäumchen auf der „Unterlage M9”.

M9 ist eine kleinwüchsige Apfelsorte. Sie wurde 1917 in der englischen East Malling Research Station aus Äpfeln der Sorte Gelber Metzer Paradies selektiert und steht so in der jahrhundertealten europäischen Tradition, Paradies-Äpfel als Unterlagen zu benutzen. Nach ihrer Herkunft trägt sie das M im Namen. Die Unterlage besteht aus dem Wurzelsystem einer Pflanze und einem Teil des Stammes. Auf die Unterlage wird eine weitere Sorte der gleichen botanischen Familie veredelt. Nur in dieser nahen Verwandtschaft sind einige erfolgreiche Verbindungen möglich. Üblicherweise wird ein kurzes Stück eines Zweiges oder eine Knospe mit der Technik des Pfropfens verbunden. Die Unterlage liefert nicht nur die Versorgung des veredelten Triebes mit Wasser und Nähr-stoffen, sondern hat auch starken Einfluss auf die Edelsorte. So werden verschiedene Faktoren wie Wuchsstärke, Fruchtgröße, -ausfärbung, -reifezeit oder Blütenansatz und Blütenfarbe beeinflusst. Im weltweiten Erwerbsanbau hat M9 die weiteste Verbreitung. Sie ergibt einen frühen Ertrag mit großen, kräftig gefärbten Früchten. Die Buschbäume sind mit etwa 2 Meter Höhe nur etwa ein Drittel so groß wie Bäume aus Sämlingen. Sie müssen durch einen Spalier gestützt werden. Sie beginnen nach 2 bis 3 Jahren zu tra-gen und erreichen nach 5 Jahren ihre volle Größe. Die Sorte ist eine der resistentesten Unterlagen gegen Schädlingsbefall im kommerziellen Anbau.

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Rodung und Neubepflanzung im Jahr 2005

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Diese Entscheidung bedeutete mühsame und auch traurige Rodungsarbeiten über das Jahr 2005 hinweg, die ohne die tat-kräftige Hilfe unseres damaligen Hausmeisters Konrad Holzner nicht so einfach möglich gewesen wären. Nur wenige Bäume der ersten Pflanzung blieben als Trost, Mahnung und Fingerzeig für die kommende Aufgabe stehen. Nach der Rodung beauf-tragten wir Herrn Huber aus Breitbrunn mit seinem Gehilfen Herrn Sepp Kronast, die jeweiligen Baumreihen zu fräsen.

Als dann im November die Bäumchen abgeholt werden konnten, war somit alles auf das Beste gerichtet. Doch ein früher Wintereinbruch erlaubte uns nicht mehr das Einpflanzen, so dass wir die ganzen Schätze in den Beeten einschlagen mussten, wo sie den Winter, Gott sei Dank, gut überstanden.Im Frühjahr des nächsten Jahres durften wir die Bäumchen dann endlich in die vorgesehenen Beete setzen und waren sehr dankbar über die brüderliche Unterstützung seitens der Abtei Schäftlarn, die uns großzügig die Tatkraft ihres Frater Alto zur Verfügung stellte, der unermüdlich die notwendigen Stützpfosten in die Erde trieb.

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Im gleichen Frühjahr noch begann ein mehr oder weniger üppiges Blühen, und sogleich waren wir an die Aussage des römi-schen Schriftstellers Plinius erinnert: „Flos gaudium arborum“ - „Das Blühen ist die Freude der Bäume !”

Dieses Blühen vor Augen, wurde ich wieder an die noch ausstehende Rechnung seitens der Baumschule erinnert und wieder mahnte ich sie in einem Telefonat ein - und hörte, dass alles beglichen sei. Jenes befreundete Ehepaar Leutner aus Gilching, das uns mit der Familie Schmitt bekannt gemacht hatte, übernahm nun auch die Bezahlung. Wieder ein Zauber!

Zauber des Anfangs, Zauber der gesproche-nen Worte, Zauber der Freundschaft.

4. Die MeisterjahreBei der Auswahl der Obstsorten legten wir folgende Kriterien fest:

Sind die Bäume den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen gewachsen? Halten sie die rauen Ostwinde und die kalten Frühjahre im Voralpenland aus? Sind sie einfach oder sogar mehrfach resistent gegen Pilzerkrankungen, um den Einsatz von Spritzmitteln zu minimieren oder sogar zu vermeiden? Welche Unterlage lässt sie auch bei uns wirklich klein bleiben? Welche Obstbaumschule bietet die alten, so erhaltenswerten Sorten auf schwach wachsenden Unterlagen an?

Sind die Bäume den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen gewachsen? Halten sie die rauen Ostwinde und die

Sind sie einfach oder sogar mehrfach resistent gegen Pilzerkrankungen, um den Einsatz von Spritzmitteln zu minimieren

Welche Unterlage lässt sie auch bei uns wirklich klein bleiben? Welche Obstbaumschule bietet die alten, so erhaltenswerten Sorten auf schwach wachsenden Unterlagen an?

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ZABERGÄURENETTE

Pflückreife: Anfang bis Mitte OktoberGenussreife: November bis MärzAbstammung: Nach der Überlieferung 1885 als Zufalls- sämling in Baden-Württemberg durch Aussaat entstanden.Pollen: schlecht (triploid)Standortansprüche: Mittelmäßige Empfindlichkeit gegenüber Frost. Die Früchte sind windfest.Baum: Mittelstarker bis starker Wuchs, Fruchtäste über-hängend. Der Baum verlangt nur geringe Pflegemaß-nahmen, ist aber etwas anfällig für Krebs und Schorf.Früchte: Die Schale ist gelb bis goldgelb, rauh, trocken, zahlreiche Lentizellen. Das Fruchtfleisch weiß, später gelb-lich, mittlerer Gehalt an Vitamin C Geschmack feinfruch-tig, würzig, von ausgezeichnetem süßsäuerlichem Aroma, milder als Boskoop. Die Äpfel sind druckunempfindlich, gelbgrün bis rötlichgelb, zur Reife etwas gerötet und ge-streift. Zimtfarbener Rost überzieht meist die ganze Frucht.Ausgezeichneter Tafel- und Wirtschaftsapfel!

Und so entschlossen wir uns, alte und neue Sorten gleichberechtigt auf unserem Anger aufleben zu lassen. Seit 2006 sind dies nun folgende Sorten:

Alte Apfelsorten: Jakob Lebel, Schweizer Orange, Berlepsch, Zabergäurenette, Roter Winterkalvill, Altländer Pfannkuchen, KZ-3 Apfel (Korbiniansapfel), Der rote Eiser, Rote Sternrenette, Boskoop, Alkmene, Berner Rose, Cox Orange, Ontario, Gewürzluiken

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DER ROTE EISER

Pflückreife: Ende OktoberGenussreife: Ab Dezember bis in den nächsten Sommer, auch länger.Abstammung: Hierbei handelt es sich um die älteste bekannte Apfelsorte in Europa. Ihr Anbau ist schon im 16. Jh. in den Städten Nürnberg, Bamberg, Regensburg urkundlich verbürgt. In geeigneten Erdmieten ist dieser Apfel bis ins über-nächste Jahr haltbar. Erst durch die Züchtung der „Modeäpfel“ geriet diese Sorte, die dem Menschen solange gedient hatte, in Vergessenheit. Wir kön-nen davon ausgehen, dass auch die Frauen vor uns hier diese Sorte gepflanzt haben.Pollen: schlecht Standortansprüche: keine AnsprücheFrüchte: Form und Farbe oft sehr unterschiedlich, meist laufen fünf Rippen über die Mitte der Frucht. Die Schale ist glatt, bläulich bereift. Das Frucht-fleisch ist gelblich bis grüngelblich, fein, mäßig saftig, wenig Säure bei vorherrschendem Zucker-gehalt.Sehr guter Wirtschaftsapfel!

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Neue, auf Resistenz gezüchtete Apfelsorten: Piros (Sommerapfel), Jonagored, Florina, Pirella, Rubinette, Elstar, Evellina, Topaz

JONAGORED

Pflückreife: Ende September bis Mitte OktoberGenussreife: Von Oktober bis MaiAbstammung: 1943 aus der Kreuzung Jonathan und Golden Delicious in den USA entstanden.Pollen: schlecht Standortansprüche: Auf tiefgründigen und gut durchlüfteten Boden achten, sonst tritt gerne Stip-pigkeit auf. Spätfröste verursachen schiefe Früchte, ansonsten sind die Blüten wenig frostempfindlich.Baum: Auffällig sind die großen und kräftigen Blät-ter. Die Blühwilligkeit ist groß, Alternanz tritt wenig auf. Um die Belichtung der Früchte zu fördern, sind schlanke Kronen und kurze Fruchthölzer anzustre-ben. Die Früchte hängen einzeln. Empfindlich für Schorf, weniger für Mehltau.Früchte: Das Fruchtfleisch ist gelblich bis cremefar-ben, saftig, etwas grobzellig, locker, vollreif weich und mürbe und hat mittleren Gehalt an Vitamin C. Der Geschmack ist süßlich-feinsäuerlich, ausgewo-genes, breites Aroma. Späte Pflücke fördert eine fettige Schale, die den Apfel im Lager vor dem Austrocknen schützt.

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RUBINETTE

Pflückreife: Mitte Oktober, in warmen Jahren schon 1. OktoberwocheGenussreife: Nach der Pflücke und aus dem Frischlager bis DezemberAbstammung: 1966 als Same der frei abge-blühten Sorte Golden Delicious gewonnen, als Muttersorte wird Cox Orange vermutet.Pollen: gutStandortansprüche: Nicht besonders wärmebe-dürftig, aber für Hochlagen ungeeignet. Blüten wenig frostempfindlich, Früchte sind windfest.Baum: Um waagrecht stehende und genügend seitlich ausladende Basisäste zu bekommen, muß formiert werden. Als Fruchthölzer kommen überwiegend Kurztriebe von 5-20 cm Länge vor. Früchte: Die Schale ist grünlichgelb, sonnenseitig von rötlichgelbem Hauch über kräftig marmoriert bis orangerot gefärbt. Das Fruchtfleisch grünlich-weiß bis cremefarben, feinzellig, dicht, knackig, saftig, nicht mürbe oder weich. Geschmack aromatisch-fruchtig, geglückte Kombination aus Delicious und Cox. Nach längerer Lagerung zunehmend süß. Äpfel sind gut lagerfähig, kaum transportempfindlich, nicht anfällig für Stippe.Ihr gehört ein Spitzenplatz unter den vorwie-gend süßlicharomatischen Äpfelchensorten!

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BOSKOOP

PIRELLA (Pirol)

COX ORANGE

TOPAZ

ALTLÄNDER PFANNKUCHEN

Zu guter Letzt noch einige weitere genannte Apfelsorten im Bild ...

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Birnensorten: Conference, Boscs Flaschenbirne (Kaiser Alexander), Williams Christ, Gute LuiseZwetschgensorten: Frühe Bühler, Topper, Königin Viktoria, Hanita, Cacak, Katinka.

BOSCS FLASCHENBIRNE (Kaiser Alexander)Pflückreife: ab Mitte bis Ende September/Oktober Genussreife: Nach kurzer Lagerfähigkeit genussreif.Abstammung: Entweder wurde sie um 1807 vom belgischen Bir-nenzüchter Jean-Baptiste van Mons gezüchtet und gelangte von ihm 1810 an Adrian Diel, oder sie ist ein Zufallssämling, der 1793 als Baum bei Apremont gefunden wurde. Benannt wurde Boscs Flaschenbirne nach Louis Augustin Guillaume Bosc. Von Hadrian Diel wurde sie als „Kaiser Alexander” bezeichnet, vermutlich nach Alexander I.. In den 1920er Jahren war sie eine der 3 Birnensorten, die zu Reichsobstsorten gewählt wurden.Standortansprüche: Mittelmäßige Empfindlichkeit gegenüber Frost. Die Früchte sind windfest.Baum: Der mittelstark wachsende Baum ist als Hochstamm und Buschbaum weniger geeignet und bildet - ohne Pflege oder Erziehung - eine breite pyramidale Baumkrone mit senkrechten Leittrieben und waagerechten Seitentrieben aus.Frucht: Die Frucht ist mit einer Höhe von 9-11 cm und einem Durchmesser von 5-7 cm mittelgroß bis groß, und ist birnen- bis keulen- oder kelchförmig. Die raue Schale hat eine grüngelbe Grundfarbe, die meistens jedoch vollständig gelbbraun berostet ist. Das feine Fruchtfleisch ist gelblich, süßsauer und saftig mit einem feinen Aroma.Sie wird als Tafelbirne oder zum Einkochen genutzt.

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CONFERENCEPflückreife: ab Mitte SeptemberGenussreife: ab Oktober; vollreif wird das Fruchtfleisch schnell teigig, etwas vorher gepflückt halten sich die Früchte im Normallager bis in den Dezember. Sie eignen sich für mehrmonatige Kühl- oder CA-Lagerung, nach der sie gut nachreifen.Abstammung: die Conference ist eine Sorte der Birne (Pyrus communis) und wurde 1894 vom englischen Züchter Thomas Francis Rivers eingeführt.Baum: Der Baum ist in erster Linie für Formobstbau geeignet, auch Hochstämme und Spaliere sind möglich. Die Blätter sind relativ lang und ganzrandig. Auch ohne Fremdbestäubung werden Früchte ange-setzt, der Behang ist gewöhnlich so groß, dass es sich lohnt auszudün-nen. Die Temperaturansprüche sind gering, so dass auch in kühleren Lagen ein Anbau möglich ist. Für den Hausgarten ist die Sorte empfeh-lenswert, in den englischen Plantagenbetrieben ist es eine Hauptsorte. Frucht: Die Frucht ist mittelgroß, 50-60mm breit, 70-100mm hoch, etwa 155-200g schwer. Die Gestalt ist flaschenförmig, kelchbauchig, um den Kelch gerundet, stielwärts zugespitzt und leicht eingezogen. Rippen fehlen ganz. Eine Stielgrube fehlt. Der Stiel ist 35-45mm lang, dünn, ge-gen den Ansatz verdickt, holzig und geht allmählich in die Frucht über. Die Oberfläche ist rau und trocken. Die grüne Grundfarbe hellt grüngelb auf. Die Punkte sind klein, braun, unauffällig. Charakteristisch ist die feine, braune, oft schuppige, in der Kelchpartie zusammenhängende, gegen den Stiel sich fleckenartig auflösende Berostung. Das Kernhaus ist mittelgroß, spindelförmig, hohlachsig. Die Samen sind kastanien-braun, gegen den Ansatz eingeschnürt, gut entwickelt. Das gelblich-weiße, bei vollreifen Früchten gegen das Kernhaus lachsfarben gerötete Fruchtfleisch ist schmelzend, fein, saftig, süß, mit angenehmer Würze.

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Haben sich nun, nach ca. elf Jahren, unsere Überlegungen bewährt?

Ja, bewährt hat sich die getroffene Auswahl der Obstsorten nach den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen, die Berücksichtigung sogenannter neuer Züchtungen mit resistenten Merkmalen gegen Schorf- Stippe- und Mehltauer- krankungen, die relative Kleinwüchsigkeit der Spindelbüsche, die die Erntearbeiten und die Pflegemaßnahmen erleichtern (z.B. auch das Anbringen von Schutznetzen gegen den Vogelfraß). Die Baumschule Brenninger, die auch die Bäume der ersten Anlage geliefert hatte, war mittlerweile auf eine andere Unterlage gewechselt, auf die M26. Diese Unterlage ist noch schwachwachsender, äußerst frosthart und von Wühlmäu- sen ungeliebt. Deshalb unterstützen wir gerne diesen Bio-Betrieb bei seiner mühseligen Arbeit, die uralten, fast in Vergessenheit geratenen Apfelsorten auf Spindel zu veredeln und so für die Nachwelt zu erhalten.

Diese vielen Sorten wurden nach und nach gekauft, die Bäumchen eingepflanzt, die Rechnung in die Verwaltung gegeben, auf saftige Äpfelchen gewartet und schnell war manchmal vergessen, um welche es sich doch gehandelt hatte.Verzweifelt zogen wir dann an Regentagen die Apfelsortenbücher aus den Schränken, darin gefundene Schmierzettel wurden als Einkaufszettel gedeutet, wieder verworfen, neu geblättert, neu gegrübelt, bis uns bei Nachfrage in der Buchhaltung aus einem Aktenordner der Name der Bäume in Minutenschnelle präsentiert wurde.

Aber auch die neue Anlage wurde von Katastrophen nicht verschont. So wurden beim großen Hagelschlag 2013 alle Äpfel und Birnen zerschlagen und so manches Bäumchen empfindlich verletzt. Aber nun durften wir ernten, was uns die Arbeit, die Hingabe und Mühe in der ersten Anlage mit ihren, uns so wichtigen und wertvollen noch verbliebenen Bäumen gelehrt hatte: Vertrauen. Vertrauen in das Leben mit seinen unsichtbaren, ewigen Gesetzen, Vertrauen in den „Mandelzweig, der wieder blüht und treibt“ (Schalom Ben Chorin), Vertrauen, dass das Leben in seinen verschiedenen Ausdrucksformen siegen wird. Und so reduzierten wir nicht, sondern bestellten und pflanzten neues Leben, das wir sorgsam hegen und so sehr lieben.

Ja, bewährt hat sich die getroffene Auswahl der Obstsorten nach den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen, die Berücksichtigung sogenannter neuer Züchtungen mit resistenten Merkmalen gegen Schorf- Stippe- und Mehltauer-

die relative Kleinwüchsigkeit der Spindelbüsche, die die Erntearbeiten und die Pflegemaßnahmen erleichtern (z.B. auch

Die Baumschule Brenninger, die auch die Bäume der ersten Anlage geliefert hatte, war mittlerweile auf eine andere

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Gärtner und Gärtnerinnen sind auch im Winter nicht faul. Sie schauen mehrmals am Tag auf das Thermometer, ob der Frost auch ja nicht zu stark sei, laufen hinaus, ob sich die Erde vielleicht doch schon irgendwo erschließe, blättern in Katalogen nach Blumensamen, freuen sich an den Eisblumen am Fenster und überlegen sich ganz allgemein Verschönerungsmaßnahmen für ihre Gärten.

So fertigten wir im Winter 2015/16 unsere Obstbaumschilder an und erstellten das Apfelarchiv. Feuerrote kleine Ton-äpfelchen, die mit dem Namen der jeweiligen Sorte versehen sind, wurden im Frühjahr an den Stützpfosten angebracht.

Ausgewählte Gedichte wie z. B. von Rainer Maria Rilke, "Im Apfelgarten" (s.S. 63) oder Hilde Domin mit ihrem berührenden Text: „Vertraue dich dem Obstbaum an ...“, wurden ebenfalls gefertigt. Großherzige Unterstützung erhielten wir dabei wieder von Iris Stoff, der Töpfermeisterin in der blauen Bootshütte, die uns alles, vor allem aber ihre Freundschaft, einfach so schenkte und schenkt. Auch Tonäpfelchen für den Obstkorb fertigten wir an, damit die Mitschwes-tern auch ja wissen, was für eine Köstlichkeit sie da verspeisen. In der Apfelda-tei listeten wir fein säuberlich alle Sortennamen auf, beschrieben Eigenschaf-ten, Wuchsverhalten, Aussehen und Geschmack der Äpfel und erforschten die Ahnengalerie der jeweiligen Sorten.

tern auch ja wissen, was für eine Köstlichkeit sie da verspeisen. In der listeten wir fein säuberlich alle Sortennamen auf, beschrieben Eigenschaf-

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5. Klostergärten - Sinnbilder des Paradieses

Heute sehen wir unsere Umwelt und unsere Gärten in vielfältiger Weise gefährdet, und das gilt leider auch für die Klostergär-ten - auch auf unserer kleinen Insel. Viele einstmals wunderschöne Klostergärten gibt es nicht mehr. Personalmangel, sowie wirtschaftliche Erwägungen, aber auch einfach Desinteresse, Entfremdung zur Natur und somit zur Gesamtschöpfung sind als Hauptursachen für diese bedauernswerte Entwicklung bekannt. Der oft so aufgeblasene und vermeintlich so gut vernetzte Mensch sollte sich von dem indianischen Medizinmann Beeman Logan sagen lassen: „Ihr achtet euch selbst nicht. Ihr glaubt nur an das, was ihr nachlesen könnt. Ihr müsst lernen, eure Augen zu benutzen, um mit geschlossenen Augen zu sehen.“Dem geschundenen Garten Erde tun Menschen gut, die aus der Bewusstheit leben, dass alle Geschöpfe ein Lebensrecht besitzen. Dann redet der Mensch mit Bäumen, Enten, Rehen, Hasen, Fischen und dann werden ihm die Elemente zu Brüdern und Schwestern und selbst der gefürchtete Sensenmann (Hagelschlag 2013) wird zum Bruder Tod. Alle Dinge dieser Welt sind auf wunderbare Weise miteinander verbunden. So ist jeder gärtnerische Mensch ein

„homo religiosus“, denn Garten und Spiritualität sind nicht zu trennen. In fast allen Religionen finden wir das Bild des Gartens als Bild der Vollendung.Und es ist Jesus, der HERR, der diese Paradiesvorstellung einmal und endgültig aufstrahlen lässt. Mit einem einzigen Satz ge-schieht das. Ganz am Ende seines Lebens, am prominentesten Ort seiner Vita, redet er von einem Garten, dies einzige Mal. Er hängt am Kreuz und neben ihm die zwei Verbrecher. Und der eine bittet ihn: denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Und da spricht Jesus zu ihm „Wahrlich, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Er sagt nicht, du

wirst mit mir im Himmel sein, nicht, du wirst mit mir im Reich Gottes sein, nicht, du wirst mit mir im Haus meines Vaters sein. Er sagt, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Meditieren wir doch diesen Hinweis auf das Paradies, den Garten Gottes! Die letzten Worte des Herrn an einen Leidenden und Sterbenden lauten: „Heute noch wirst du mit mir im Garten sein.”

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Betriebsjubiläen

Was wären wir ohne sie – ich spreche von der bunten Schar unserer Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter. Sie halten „den Laden am Laufen“ durch große Treue, Mitdenken und Mittun.

ÖKONOMIE - Bericht der Cellerarin Sr. Elisabeth

Die Treue findet in diesem Jahr ihren Ausdruck in zwei Betriebsjubiläen:

Vor 25 Jahren trat „unser Sepp”, Herr Josef Obermair, seinen Dienst als Schreiner und Maurer an. In al-ler Stille, mit Können, Einfallsreich-tum und großer Zuverlässigkeit behebt er an vielen Stellen im Haus Schäden und schreinert Neues.

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ÖKONOMIE - Bericht der Cellerarin

Am 5. Juli dürfen wir mit Frau Magdalena Schartner deren 40jähriges Betriebsjubiläum feiern. Direkt nach ihrer Berufsaubildung ist sie zu uns ins Kloster gekommen. Bereits ihre Mutter gehörte quasi „mit zum Inven-tar“ in der Klosterverwaltung. Lange Jahre verbrachte Frau Schartner in dem von ihr geliebten kleinen Kammerl im 2. Obergeschoß, das damals das Büro des Irmengardgymnasiums darstellte. Nach Auflösung des Gymnasiums kam sie in die Verwaltung, wo sie bis heute die vielseitigen Aufgaben zuvorkommend und zuverlässig bewältigt.

In einer kleinen Feier danken wir den beiden in besonderer Weise.

Auch unserer Köchin, Frau Mari-anne Moser, gilt unser besondererDank. Es ist zwar kein „offizielles”

Jubiläum, aber sie kommt dieses Jahr auf stattliche 35 Jahre Betriebszugehörigkeit. Gerade die Küche ist eine große Herausforderung, der sie sich Tag für Tag von neuem stellt.

An dieser Stelle sei allen MitarbeiterInnen nochmals ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ gesagt - gerade auch für die viele Arbeit, die oft im Stillen und ohne viel Aufhebens geschieht.

Beim Weißwurstessen im Klosterwirt wird anschließend in gemütlicher Runde gefeiert.

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ÖKONOMIE - Bericht der Cellerarin

Baugeschehen

Unsere alte Turnhalle (Jahrgang 1960), die jetzt als Aula für Großveranstaltungen dient, erhält im Sommer eine neue Dachdeckung mit Dämmung. Vor allem an der Nordsei-te finden wir manch morschen Balken, der ausgebessert wird. Die Arbeiten der 2 Haupt-gewerke werden von den Firmen Zimmerei Huber & Schmid, Breitbrunn und Firma Ne-topil, Traunreut, ausgeführt. Ihnen gilt unser herzliches „Vergelt’s Gott!“.

Der neue "Bulldog"

Im April zeigte unser alter Bulldog massive Alterserscheinungen, die es nahelegten, einen neuen zu kaufen. Zur Freude unserer Hausmeis-ter wird am 2. Juni ein neuer Traktor mit Kippanhänger von der Firma Landtechnik Schnell geliefert. Im November gibt es noch einen Schneeräumschild dazu. Natürlich erhält das neue Fahrzeug samt Fahrern einen besonderen Segen.

Brandschutz

Das ganze Jahr über hält uns das Thema Brandschutz in Atem, um behördliche Auflagen zu erfüllen. Leider ist der Kostenaufwand so groß, dass wir die notwendige Sanierung unseres kleinen Chorglockentürmchens nicht realisieren können. Bei jedem Läuten wa-ckelt das Gebälk oben mit. Wir haben es uns für 2017 vorgenommen, zusätzlich zur Vollendung der Ausstattung der Chorkapelle mit den noch fehlenden Sedilien (Priestersitz und Hocker), zwei passenden Beistelltischchen und den Bänken für unsere Gäste.

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AUS DEM FREUNDESKREIS Bericht der Schriftführerin Sr. Hanna

Die Arbeit von Vorstand und Beirat so-wie weitere Termine 2016

04.03. Vorstandssitzung04.05. Treffen „Team Öffentlichkeitsarbeit"02.06. Treffen „Team Öffentlichkeitsarbeit“ 18.06. Vorstands- und Beiratssitzung18.06. Jahreshauptversammlung02.09. Treffen „Team Öffentlichkeitsarbeit"25.10. Treffen „Team Öffentlichkeitsarbeit"

23.04. Kulturfahrt nach SalzburgAdvent Standl auf dem Christkindlmarkt

Bericht über die Jahresversammlung am 18. Juni 2016 in der Aula:

Frau Biechl eröffnet die gut besuchte Jahresversammlung und blickt mit einer Bilderschau auf das vergangene Vereinsjahr zurück:

Die in der Beiratssitzung vom 18.06.2015 bewillig-ten 40.000 Euro für Brand-schutzmaßnahmen der Ab-tei sind u. a. für die dringend erforderlichen Notausstiege in den beiden Obergescho-ßen im Wirtsgebäude ein-gesetzt worden.

Helfen Sie mit, unsere VEREINSZIELE zu verwirklichen -vor allem durch: • Die Unterstützung für den Unterhalt und die weitere Renovierung der Klostergebäude im Sinne einer klostergerechten und inselverträglichen Nutzung unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit, Umwelt- freundlichkeit und Sicherheit. • Die notwendige Sanierung von Haus Scholastika, in dem Einzelgäste Ruhe, Einkehr und Besinnung finden.• Die Fortführung wichtiger energetischer Maßnahmen und die Erfüllung der hohen Brandschutzauflagen an den historischen Gebäuden.• Die Werbung weiterer engagierter Mitglieder. • Die Vermittlung der Aktivitäten und Erfolge des Ver- eins und der Bedeutung der Abtei in der breiten Öffentlichkeit durch persönliches Engagement.• Organisation und Durchführung von Kulturfahrten auf den Spuren der reichen Geschichte der Abtei.

Der aktuelle Mitgliederstand beläuft sich auf 905. Angesichts des Mitglieder-schwundes als Folge des hohen Durch-schnittsalters ist es ein Erfolg, wenn die-se Zahl in etwa gehalten werden kann. Der ausgelegte neue Flyer (s. Beilage) mit aktualisiertem Inhalt soll allen Mit-gliedern als Ansporn dienen, in diesem Bereich nicht nachzulassen. Herr Mayer vom Team Öffentlichkeitsarbeit (TÖF) ist da ein sehr erfolgreicher Netzwerkler.

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Aus dem Buchprojekt „Unser Freundeskreis erzählt das Leben des hl. Benedikt” von Sr. Hanna ist ein sehr schönes Buch hervorgegangen; ebenso eine kleine Broschüre, die die Bildergalerie im Seminar-gang zum Inhalt hat. Der Verein hatte 2013 die Kosten für die Rahmung der Bilder übernommen. Beide Bücher sind im Online-Shop der Abtei erhältlich.

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Der gemeinsame Verkaufsstand von Kloster und Freundeskreis auf dem Christkindlmarkt in der Aula konnte einen Gewinn von 8.000 Euro für das Projekt der Chorkapelle erzielen. Frau Biechl dankt allen Beteiligten für den großartigen Einsatz: Herrn Mayer, Herrn Obermayer mit Gattin, Fr. Wrba, Fr. Toepsch, Fr. Schul-meister (Postulantin) und Herrn Stettner, dem Spender des Glühweins und der Getränke für den Sektempfang der Jahresversammlung im Klosterhof.

Bücher sind im Online-Shop der Abtei erhältlich.Bücher sind im Online-Shop der Abtei erhältlich.

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AUS DEM FREUNDESKREIS

Die Kulturfahrt am 23. April nach Salzburg hat sich als attraktiv und sinnvoll erwiesen. Treffpunkt war Samstag morgens um 10 Uhr der Chiemseehof, wo Landtagspräsidentin Frau Dr. Brigitte Pallauf 40 TeilnehmerInnen begrüßen konnte.

Zum Mittagessen hatte Herr Kühn im Peterskeller reserviert. Nachmittags führte Erzabt Korbinian Birnbacher OSB die Gruppe äußerst galant und unterhaltsam durch die Dau-erausstellung von St. Peter im DomQuartier und lud anschließend zum Empfang in die Räume der Erzabtei. Hier überreichte die Vorsitzende dem Erzabt das neue Buch.

Solche Kulturfahrten, so Frau Biechl, dienen dem Austausch, der Mit-gliederwerbung und der Außen-darstellung des Vereins. Darüber hinaus gewähren sie Einblick in die lange Geschichte der Abtei, in deren enge Verflochtenheit mit der Region und über die bayerischen Landesgrenzen hinaus.

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Unter großem Beifall der Mitglieder gratuliert die Vorsitzende am Ende ihres Berichtes Äb-tissin Johanna zu deren bevorstehendem 10jährigen Weihejubiläum am 2. Juli mit einem bunten Blumenkranz.

AUS DEM FREUNDESKREIS

Äbtissin Johanna spricht im Anschluss von den besonderen Herausforderungen der kleiner werdenden Gemeinschaft, die in einem großen Spannungsfeld zwischen Berufung, Gebetsapos-tolat und aktivem Dienst nach außen lebt.

Schatzmeister Martin Weichselgartner erläutertden Stand der Finanzen für das Jahr 2015: Demnach konnten Beiträge und Spenden in Höhe von ca. 57.000 Euro verbucht werden. Zum 31.12.2015 ergibt sich mit den Rücklagen ein Bestand von 72.000 €. Dem Kloster werden laut Beschluss der Beiratssitzung 65.000 € zur Unter-stützung der notwendigen Sanierung des Au-ladaches zur Verfügung gestellt (s.S. 55). Herr Dr. Elsen bestätigt als Kassenprüfer auch im Namen von Dr. Wittmann die Korrektheit der Angaben und bescheinigt der Verwaltung der Abtei eine ausgezeichnete und transparente Kassenführung.

Frau Biechl dankt den Vorständen und Beiräten, dem TÖF mit Herrn Mayer und allen Mitgliedern für das Engagement und die vertrauensvolle Zusammenarbeit, insbesondere auch Frau Äbtissin Johanna und dem Konvent. Die musikalische Ge-staltung der Versammlung und des Sektempfangs im Klosterhof hat wie schon im Vorjahr die „Liabeberg-Musi“ vom Trachtenverein Atzing übernommen.

Das Projekt Chorkapelle konnte mit 50% Spendengeldern realisiert werden. Jede Epoche will ihren Glauben ausdrücken. Als Frauen des 21. Jh. gibt die Gemeinschaft Zeugnis. Jeder, der die Kapelle betritt, erfährt den Raum als heilenden Raum der Stille. Seit 1475 ist die Kapelle der Gebetsraum der Schwestern. Es bedurfte eines großen Mutes, dieses Projekt anzugehen und zu einem Abschluss zu bringen. Der Gästebereich und der neue behindertengerechte Zugang für die Gäste vom Seminarbereich aus verlangen aber noch nach einer entsprechenden Gestaltung. M. Johanna dankt allen Beiräten, Mitgliedern und Wohltätern für die treue Wegbegleitung, die die Gemeinschaft immer wieder erfahren darf.

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Die Abtei Frauenwörth hatte über Jahrhunderte hindurch die größte bayerische Klostergrundherr-schaft inne. Tassilo III. stattete das Kloster 782 mit reichem Landbesitz aus. Dieser erstreckte sich von Niederbayern bis nach Südtirol und unterlag bis zur Säkularisation von 1803 nur wenigen Schwan-kungen. Er bildete die Existenzgrundlage für ein kontemplatives klösterliches Leben. Gleichzeitig bedeutete die Verwaltung dieser Güter eine enor-me Belastung und die Verpflichtung zur Entwick-lung des Landes und seiner Bewohner. Von den 1140 Grunduntertanen saßen über die Hälfte in Bayern, die übrigen in Tirol und Südtirol.Die Kulturfahrt führt uns von Gstadt aus in das wunderschöne Alpenpanorama der früheren Hofmark Axams in Tirol, bis 1804 Verwaltungs-zentrum der Frauenchiemseer Besitzungen im Inn- und Oetztal. Von hier aus geht es weiter durch das Sellraintal hinauf zur Kühtaier Pass-höhe auf 2017 m und dann hinunter nach Oetz. Wir laden alle Mitglieder und Freunde ein, uns bei dieser 4. Kulturfahrt auf den alten Chiemseer Saumpfaden ins Oetztal zu begleiten!

Kulturfahrt nach Oetz im September 2017Kulturfahrt nach Oetz im September Kulturfahrt nach Oetz im September

Geplanter Programmablauf

Abfahrt: 7:15 Uhr ab Gstadt über Prien (Bhf.), Bernau (Tankstelle) nach Axams (Tirol) und weiter durch das Sellraintal nach Oetz. In Axams kurzer Halt im Ortskern.Mittagessen: gegen 12:00 Uhr im Gasthof Stern im alten Dorfkern von Oetz. Der Sternwirt wird uns hernach spannende Details zur Geschichte dieses ehemali-gen Chiemseer Amtshauses erzählen und einige besondere „alte Schätze” zeigen. Nachmittag: 14.00 Uhr Führung im Turmmuseum. Anschließend Kaffee/Brot-zeit im Gasthof Stern. Rückfahrt: gegen 16:30 Uhr mit den gleichen Haltestellen der Hinfahrt Unter www.frauenwoerth.de/kulturfahrt sind abEnde Juni 2017 (zur JHV) die Details zur Fahrt abrufbar.

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Literaturangabe zu S. 06

Abt Johannes Eckert:Wohne bei dir selbst. Der Klosterplan als Lebensmodell,Kösel, 2009, S. 60 ff. (Benediktsregel, Prolog 8-9)

Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,sieh das Abendgrün des Rasengrunds;ist es nicht, als hätten wir es langeangesammelt und erspart in uns,

um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,neuer Hoffnung, halbvergeßnem Freun,noch vermischt mit Dunkel aus dem Innern,in Gedanken vor uns hinzustreun

unter Bäume wie von Dürer, diedas Gewicht von hundert Arbeitstagenin den überfüllten Früchten tragen,dienend, voll Geduld, versuchend, wie

das, was alle Maße übersteigt,noch zu heben ist und hinzugeben,wenn man willig, durch ein langes Lebennur das Eine will und wächst und schweigt.

Rainer Maria Rilke, 1875-1926

TERMINE 2017/18

Kulturfahrt des Freundeskreises nach Ötz in TirolSeptember 2017

Jahresversammlung des Freundeskreises24. Juni 2017

Irmengardfest16. Juli 2017

Jugend-Irmengard-Wallfahrt Fraueninsel23. Juli 2017

Krippenzeiten:Geburt Christi:24.12.2016 - 05.01.2017Huldigung der Heiligen Drei Könige: 06.01.2017 - 22.01.2017

Der Apfelgarten

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Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth im Chiemsee . 83256 Frauenchiemsee . Tel.: 08054/9070 . Fax: 08054/7967 . www.frauenwoerth.de