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Im Zusammenhang mit Kommunikation taucht der Begriff Nachhaltigkeitauf drei verschiedenen Weisen auf. Dieser Artikel versucht, dieBegriffe zu klären. Wollen Marketingverantwortliche die Sache im Sinnedes Umweltschutzes ernst nehmen, müssen sie ihre gesamten Prozessezur Medienproduktion analysieren und überdenken – bis hin zur Fahrzeugflotte der Marketingabteilung. Die Produktion von Druckwerkenper Zertifi katehandel klimaneutral zu stellen, ist nur ein Baustein vonvielen. Und wer sich glaubwürdig als nachhaltige Marke positionierenwill, muss alle Bereiche seines Unternehmens von der Entwicklungüber die Produktion bis hin zum Produkt umweltfreundlich gestalten.
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Grüne Kommunikation:
Nachhaltig?
Klimaneutral?
Auszug aus dem INDUKOM Magazin 03/2010
INDUkom 06/2005
Industrie & Kommunikation im Dialog
ISSN 1614-7928
ZKZ 66897
EURO 13,90
WWW.INDUKOM.DE
14. Juni 2010
Nr. 3/10
Ein Tag bei Solon
Jury des Indukom Triple A
2010 entscheidet in Berlin
REDUKTION AUF DAS
GANZE // WIE MESSE-
DIENSTLEISTER DEM
ANSPRUCH DER KUNDEN
GERECHT WERDEN // 54
GRÜNE KOMMUNI-
KATION // WAS IST
KLIMANEUTRALE
MEDIENPRODUK-
TION? // 48
ADRIAN PETER //
KREATIVITÄT IN
DER ÜBERSETZUNG
VON WERBETEXTEN
// 82
AUSTAUSCH AUF AUGEN-
HÖHE // SOCIAL MEDIA –
POTENZIAL FÜR DIE DI-
GITALE UNTERNEHMENS-
KOMMUNIKATION // 58
Themen / 49
Im Zusammenhang mit Kommunikation taucht der Begriff Nachhaltig-keit auf drei verschiedenen Weisen auf. Dieser Artikel versucht, die Begriffe zu klären. Wollen Marketingverantwortliche die Sache im Sinne des Umweltschutzes ernst nehmen, müssen sie ihre gesamten Prozesse zur Medienproduktion analysieren und überdenken – bis hin zur Fahr-zeugfl otte der Marketingabteilung. Die Produktion von Druckwerken per Zertifi katehandel klimaneutral zu stellen, ist nur ein Baustein von vielen. Und wer sich glaubwürdig als nachhaltige Marke positionieren will, muss alle Bereiche seines Unternehmens von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Produkt umweltfreundlich gestalten.
Grüne KommunikationKlimaneutrale Medienproduktion: Was ist das?
50 / indukom 03/2010
noch günstiger sind, als TV-Spots. Ob die-
se Botschaften ’nachhaltig’ beim Kunden
ankommen, wage ich zudem sehr zu be-
zweifeln.“
Die zweite Form von Nachhaltigkeit in der
Kommunikation ist die von ebm-papst
praktizierte. Hier denkt ein Unterneh-
men in allen Bereichen, von der
Entwicklung über die Produktion
bis hin zum Produkt immer auch
ökologisch – und erschließt da-
mit sich und seinen Kunden
auch ökonomische Vorteile.
Die Kommunikation macht
dies schließlich zum The-
ma. Hier kann man mit
Fug und Recht von einer
nachhaltigen Markenfüh-
rung sprechen.
Die dritte Form der
Nachhaltigkeit betrifft
die Prozesse zur Pro-
duktion der Kommuni-
kation selbst. Und hier
geht die Begriffsverwir-
rung in die nächste Run-
de: Die einen sprechen
von nachhaltiger Marken-
führung und meinen damit
die klimaneutrale Produktion
von Kommunikationsmedien.
Die anderen sprechen von kli-
maneutraler Medienproduktion
und meinen damit, dass der Druck
von Broschüren per Zertifi kathandel
klimaneutral gestellt wird.
Der Klimagipfel in Kopenhagen ist zwar
kläglich gescheitert, das Thema Nachhal-
tigkeit wird aber trotzdem einen immer
wichtigeren Stellenwert in der globalen
Wirtschaft einnehmen. Für die Technologie-
und Weltmarktführer im deutschen Mittel-
stand stehen Themen wie Energieeffi zienz
schon lange im Fokus ihrer Innovationen.
Ein Beispiel dafür gibt ebm-papst. Lesen
Sie dazu bitte auch unsere Titelgeschichte
in Heft 1/2010. ebm-papst hat als ganzes
Unternehmen den Schritt zur Green Com-
pany glaubwürdig vollzogen und nutzt
dieses Differenzierungsmerkmal nun in
seiner neuen Kommunikationskampagne.
Ist das jetzt nachhaltige Markenführung?
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit in
der Kommunikation? Wer sich nur etwas
tiefer mit diesem Thema befasst, wird rasch
feststellen, dass der Begriff Nachhaltigkeit
auf drei Arten im Zusammenhang mit Kom-
munikation verwendet wird: Zum einen
träumt jeder Marketer davon, dass seine
Botschaften nachhaltig beim Kunden an-
kommen. Mit Klima- oder Umweltschutz
hat das erst einmal gar nichts zu tun, oft
ist das Gegenteil der Fall.
Alexander Rossner von ClimatePartner aus
München: „99 Prozent aller Mailings landen
im Müll. Trotz dieser unfassbar niedrigen
Response-Rate setzen viele Unternehmen
verstärkt auf Mailings, weil diese immer
// ALEXANDER ROSSNER, CLIMATEPARTNER: „DER DEUTSCHE MITTELSTAND HAT SEINE NEUEN TECHNOLOGIEN SCHON IMMER PRAGMATISCH ENTWICKELT. EBENSO WIRD DAS BEI DER ENTWICKLUNG NACHHALTIGER STRUKTUREN IN DER KOMMUNIKATION SEIN.“
// Green Company
betrifft alle Bereiche
Themen / 51
// ARNFRIED SITTNER, KESSLER DRUCK: „UM EINE KLIMANEUTRALE MEDIENPRO-DUKTION ZU ERREICHEN, BRAUCHT ES EINE ECHTE PARTNERSCHAFT ZWISCHEN KUNDE UND DRUCKEREI, DENN ALS ERSTES GILT ES, DIE PROZESSE ZU ANALYSIEREN.“
// WIR SITZEN ALLE IN EINEM BOOT. UM UN-SEREN BLAUEN PLANETEN LEBENSWERT ZU ERHALTEN, ERGREIFEN IMMER MEHR UNTER-NEHMEN DIE INITIATIVE. SIE BRINGEN ÖKOLO-GIE UND ÖKONOMIE IN EINKLANG. DIE NACH-HALTIGE PRODUKTION VON KOMMUNIKATION IST DABEI NUR EIN BAUSTEIN VON VIELEN, ABER EIN WICHTIGER.
52 / indukom 03/2010
ClimatePartner begleitet Unternehmen
auf dem Weg zum nachhaltigen Unter-
nehmen. Alexander Rossner: „Die Kom-
munikation ist dabei nur ein Baustein,
aber ein wichtiger.“ Sein Unternehmen
hat über 160 Druckereien in Deutschland,
Österreich, Belgien, Luxemburg, Italien,
Tschechien, den Niederlanden, der Schweiz
und den USA für die Idee der nachhal-
tigen Medienproduktion gewonnen. Da-
bei handelt es sich um eine umfassende
Analyse aller Prozesse in Druckereien.
Rossner: „Der Ausgleich von CO2-Emissio-
nen durch den Erwerb von Zertifi katen ist
dabei wiederum ein Baustein, und zwar
der letzte, um den es uns geht. Wer ohne
weitere ökologische Maßnahmen zu treffen
lediglich den Druck seiner Werbemittel kli-
maneutral stellt und dann von nachhaltiger
Medienproduktion spricht, der verkennt die
Anforderungen der Nachhaltigkeit.“
Kessler Druck und Medien aus Bobingen
gehört zu den 160 Druckereien, die ihren
Weg mit ClimatePartner gehen. Für Arnfried
Sittner von Kessler steht fest, dass die kli-
maneutrale Medienproduktion diejenige ist,
die vernünftig organisiert ist. Sittner: „Um
das zu erreichen, braucht es eine echte
Partnerschaft zwischen Kunde und Dru-
ckerei, denn als erstes gilt es, die Prozesse
zu analysieren. Braucht es überhaupt Print
oder erreicht man mit einem Online-Format
oder einer Hybrid-Form aus Print und On-
line nicht auch sein Ziel? Welche Prozesse
und Transportwege werden durchlaufen, bis
die Medien entworfen sind? Welches Papier
wird verwendet? Hat es ein Umweltzerti-
fi kat? Und wie weit muss es transportiert
werden, bis es beim Drucker ist? etc.“ Bei
Kesslerdruck ist die Papierlogistik so orga-
nisiert, dass große LKW stets voll beladen
fahren. Schnellschusslieferungen mit Sprin-
tern o. ä. werden soweit möglich durch vor-
ausschauende Disposition vermieden. Ein
anspruchsvolles und umfassendes Qualitäts-
managementsystem vermeidet Fehler und
Missverständnisse, denn nichts schadet der
Umwelt mehr, als ein Printprodukt, welches
zwei mal gedruckt werden muss. Integrierte
Fertigungsprozesse bei Kessler führen zu
kurzen Wegen. Es fallen kaum zusätzliche
Transporte zu weiteren Dienstleistern an.
Klimaneutrale Medienproduktion setzt sich
also aus sehr vielen Faktoren zusammen, zu
denen auch die Fahrzeugfl otte der Marketing-
abteilung gehört. Alexander Rossner weiß,
dass es ein weiter Weg ist, dieses Ziel zu
erreichen. Er setzt auf eine Strategie der
kleinen Schritte: „Der deutsche Mittelstand
hat seine neuen Technologien schon im-
mer pragmatisch entwickelt, quasi by
Doing. Ebenso wird das bei der Entwick-
lung nachhaltiger Strukturen in der Kom-
munikation sein.“ Rossner rät, sich Ziele zu
setzen: Wo will ich in fünf Jahren stehen?
Und nach dieser Zeit solle man sich fragen,
was erreicht wurde und was nicht und wa-
rum nicht. Ganz ähnlich denkt man bei Star
Publishing in Böblingen. Als einer der großen
// MICHAEL LÖFFLER, GUTE AUSSICHT: „ES GIBT ZAHLLOSE MÖGLICHKEITEN, SICH UND SEINE VERHALTENSWEISEN ZU ÄN-DERN. MAN MUSS ES NUR TUN UND SO WIE DIE GUTE AUSSICHT EINFACH EINMAL ANFANGEN.“
// Ziele setzen
Themen / 53
// Pragmatische
Schritte gehen// Große Verunsicherung
bei Unternehmen
// BENJAMIN HILLSCHER, STAR PUBLISHING: „ZUR NACHHALTIGEN MEDIENPRODUKTION GEHÖRT DIE GANZE SUPPLY CHAIN. VON DER GEZIELTEN BEDARFSABFRAGE DER MÄRKTE BIS HIN ZUR OPTIMIERUNG DER TRANS-PORT- UND LOGISTIKWEGE.“
Kommunikationsdienstleister der Branche
beschäftigt sich das Unternehmen schon sehr
lange mit dem Thema Nachhaltigkeit, und
zwar zunächst ganz unbewusst. Benjamin
Hillscher: „Wir beraten seit vielen Jahren
über die ganze Supply Chain. Prozessopti-
mierung, Bündelung von Aufträgen, gezielte
Bedarfsabfrage der Märkte, Optimierung der
Transport- und Logistikwege stehen bei uns
schon längst im Fokus – alles Bausteine, die
im Mittelpunkt der nachhaltigen Medienpro-
duktion stehen müssen.“
Der klimaneutrale Druckprozess sei dabei
nur ein Aspekt von vielen. Statt Druckwerke
rund um den Globus zu verschicken, sei es
zum Beispiel aus Umwelt-Gesichtspunkten
viel nachhaltiger, vor Ort zu drucken. Star
Publishing setzt derzeit die ersten interna-
tionalen Druckproduktionen um. Was die
nachhaltige Medienproduktion betrifft, herr-
sche eine große Verunsicherung bei den In-
dustrieunternehmen. Hillscher: „Es gibt eine
Vielzahl an Zertifi zierungen und Umwelt-
Labels. Hier ist Aufklärungs- und Beratungs-
arbeit nötig.“ Star Publishing plant daher
eine Veranstaltungsreihe zu diesem Thema.
Von Mai bis Juli will der Kommunikations-
dienstleister darüber informieren, wie sich
Marketing-Kampagnen umweltfreundlich
und effi zient gestalten lassen. Mit im Boot
für diese Roadshow sind namhafte Partner
aus der Industrie. Nähere Informationen zu
den Terminen fi nden Sie unter www.star-
publishing.com/veranstaltungen.
Und wie stellt sich die Agenturlandschaft
auf diesen Wandel ein? Arnfried Sittner von
Kessler Druck sieht hier einen enormen
Nachholbedarf: „Viele der Agenturen schau-
en nur auf den Preis, allerdings ohne dabei
die Kosten, die für ihre Kunden entstehen,
entlang der ganzen Wertschöpfungskette
der Kommunikation zu analysieren. Wer nur
punktuell die Preise für den Druck betrachtet,
wird nie zu einer nachhaltigen Medienpro-
duktion kommen.“ Und dabei verursachen
Agenturen nach Sittners Erfahrung bei den
Druckern einen übertriebenen und uneffi zi-
enten Aufwand an Kalkulationen und Ange-
botserstellungen: „Agenturen fragen gerne
an nach dem Motto: Was kostet die Welt? 90
Prozent unserer Arbeitsleistung zur Ange-
botserstellung sind umsonst, und das macht
unser System auch nicht gerade effi zienter.“
Doch auch unter den Agenturen gibt es
erste Anbieter, die sich die nachhaltige
Medienproduktion auf die Fahne geschrie-
ben haben. „Wer negative Auswirkungen
auf die Umwelt reduzieren will, muss die
Effi zienz der Maßnahmen erhöhen“, so
Michael Löffl er von Gute Aussicht Kom-
munikation. Die Agentur aus Albstadt hat
ihr Konzept zum Klimaschutz auch mit
ClimatePartner entwickelt und ist seit 2008
ein klimaneutrales Unternehmen. „Wir ha-
ben uns genau überlegt, wie wir in un-
serem täglichen Betriebsablauf möglichst
viele CO2-Emissionen vermeiden können“,
erklärt Michael Löffl er von Gute Aussicht.
Mit Hilfe des neu entwickelten Marketing
Footprint sucht Gute Aussicht für seine Kun-
den nach Wegen, Verschwendung in der
Produktion zu vermeiden und gleichzeitig
maximale Wirkung in der Kommunikation
zu erzielen.
Michael Löffl er: „Wir helfen, soziale und
ökologische Werte in die Markenstrategie
zu integrieren. In der Kommunikation in-
telligent miteinander verzahnt, ergibt das
eine nachhaltige Markenkommunikation
über alle Kanäle hinweg.“ Nach Löffl ers
Einschätzung kratzen beim Thema Nach-
haltigkeit viele Unternehmen an der Ober-
fl äche oder drehen sich im Kreis: „Viele
scheuen immer noch die Investitionen
in ihre eigene Zukunftsfähigkeit.“ Da-
bei gebe es zahllose Möglichkeiten, sich
und seine Verhaltensweisen zu ändern.
Man müsse es nur tun und so wie Gute
Aussicht einfach einmal anfangen.
Und kurz vor Fertigstellung dieses Artikels
erreichte uns noch eine Presseinforma-
tion aus Bremen. Dort haben sich mehrere
Agenturen für PR, Marketing, Media sowie
Film und Fernsehen zum Netzwerk Green
Responsibility für nachhaltige Kommunika-
tion zusammengeschlossen. Sein Ziel ist es,
Unternehmen auf den grünen Weg zu führen
und Impulse für klimafreundliches Handeln
in allen Facetten der Kommunikationsarbeit
zu geben. (al)