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24 Gymnastik MÄRZ 2019 GYMNASTIK Fachbeitrag Functional Faszien-Training Text: Martin Stengele, Fotos: Gordon Koemel, Stuttgart Die Vier-Säulen-Motivations-Strategie Jeder Tag birgt das Potenzial, der perfekte Tag für einen Neubeginn zu sein. Man muss ihm nur die Chance dafür geben. Mal ganz ehrlich, es gibt wohl nur ganz wenige Menschen, die Tag für Tag immer hochmotiviert ihr Trainingsprogramm ab- solvieren. Das ist auch nicht zwingend notwendig. Unser Leben ist geprägt vom stetigen Wandel, ob beruflich oder privat. In jedem unserer Lebensabschnitte hat Sport eine andere Gewichtung, jedoch sollte er ein stetiger Beglei- ter als eine Art roter Faden sein. Am besten nichts erzwin- gen: Willensstärke allein ist ein schlechter Motivator. Es kann durchaus sein, dass man ein Perioden-Sportler ist. Das heißt, dass es Zeiten gibt, in denen man fast täglich lei- denschaſtlich trainiert, und Phasen, in denen man sich mit der Vorfreude abfindet, es bald wieder zu tun. Es kann An- lässe geben, die einen pushen, wie zum Beispiel der Besuch einer Sportveranstaltung oder der Kauf eines neuen Sport- buches, dessen Bilder einen animieren, sie sofort in die Tat umzusetzen. Wussten Sie, dass körperliche Aktivität unsere Gefühle und Gedanken positiv beeinflussen kann? Die durch Be- wegung unserer Muskeln entsandten biochemische Boten- stoffe (Myokine) wirken nicht nur auf die menschliche Phy- sis, sondern auch auf das Erbgut, steigern die Wirksamkeit des Immunsystems, fördern die Leber zur Verwertung von Zuckern, helfen Fettdepots abzubauen, vermindern Arte- rienverkalkung, regen die Verdauung an und fördern das Wachstum von Knochengewebe. Vor allem aber steigert kör- perliche Aktivität die Lebensqualität – und somit auch den Geist. Denn wer Sport treibt, beflügelt geradezu die eigenen Kräſte seines Verstandes und stärkt seine Psyche. Die ausgeschütteten Botenstoffe setzen in unserem Re- chenzentrum die Produktion einer Substanz in Gang, die das Wachstum der Synapsen (dem Bindeglied zwischen den Gehirnzellen) anregt. Es reicht aus, sich dreimal pro Woche für jeweils 30 Minuten sportlich zu betätigen, um die Boten- stoffproduktion anzukurbeln und damit die eigenen geisti- gen Leistungen zu verbessern. Wer also seinen Körper mittels regelmäßigen Trainings ausreichend beschäſtigt, der tut nicht nur seinem Körper rundum etwas Gutes, sondern bleibt auch dort beweglich und fit, wo es vielleicht am wichtigsten ist: Im Kopf. Gewiss ist diese Erkenntnis nicht neu. Lange schon vor Turnvater Jahn (1778–1852) auf der Hasenheide bei Berlin oder gar dem Mitbegründer des Schulturnens, Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759–1839), wussten bereits die Ge- lehrten im Altertum, dass Leibesübung und Stimmung des Menschen unmittelbar miteinander zusammenhängen. So soll bereits der römische Dichter Juvenal gesagt haben: »Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper«. Gäbe es je- mals ein Medikament, das sämtliche positiven Wirkstoffe ei- ner körperlichen Bewegung in sich vereinen könnte, würde es wohl auf jedermanns Nachtisch zu finden sein. Der Autor Martin Stengele hat nach seiner Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer sowie zum Sport- therapeut seine Schwerpunkte auf die Bereiche Rückengesundheit, Fitness und der Lehrtätigkeit in der Aus- und Weiterbildung verlagert. Von seiner langjährigen Berufserfahrung im Handwerk profitiert er in seiner Ausübung als Referent für rückengerechte Verhaltens- und Verhältnis- prävention am Arbeitsplatz. Seine 25-jährige praktische Erfahrung als Trainer und Coach fließt in seine tägliche Arbeit als Personal Fitness-Trainer, Sportfachreferent und Kursleiter ein. Die Ausbildung zum Life Kinetik® Trainer erweitert sein Portfolio.

Gymnastik Nr. 50 | Artikel »Functional Faszien-Training« · 2019. 3. 6. · 24 Gymnastik März 2019 MASTIK Fachbeitrag Functional Faszien-Training Text: Martin Stengele, Fotos:

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24 Gymnastik März 2019

Gymnastik Fachbeitrag

Functional Faszien-Training

Text: Martin Stengele, Fotos: Gordon Koemel, Stuttgart

Die Vier-Säulen-Motivations-Strategie

Jeder Tag birgt das Potenzial, der perfekte Tag für

einen Neubeginn zu sein. Man muss ihm nur die

Chance dafür geben. Mal ganz ehrlich, es gibt

wohl nur ganz wenige Menschen, die Tag für Tag

immer hochmotiviert ihr Trainingsprogramm ab-

solvieren. Das ist auch nicht zwingend notwendig.

Unser Leben ist geprägt vom stetigen Wandel, ob beruflich oder privat. In jedem unserer Lebensabschnitte hat Sport eine andere Gewichtung, jedoch sollte er ein stetiger Beglei-ter als eine Art roter Faden sein. Am besten nichts erzwin-gen: Willensstärke allein ist ein schlechter Motivator. Es kann durchaus sein, dass man ein Perioden-Sportler ist. Das heißt, dass es Zeiten gibt, in denen man fast täglich lei-denschaftlich trainiert, und Phasen, in denen man sich mit der Vorfreude abfindet, es bald wieder zu tun. Es kann An-lässe geben, die einen pushen, wie zum Beispiel der Besuch einer Sportveranstaltung oder der Kauf eines neuen Sport-buches, dessen Bilder einen animieren, sie sofort in die Tat umzusetzen. Wussten Sie, dass körperliche Aktivität unsere Gefühle und Gedanken positiv beeinflussen kann? Die durch Be-wegung unserer Muskeln entsandten biochemische Boten-stoffe (Myokine) wirken nicht nur auf die menschliche Phy-sis, sondern auch auf das Erbgut, steigern die Wirksamkeit des Immunsystems, fördern die Leber zur Verwertung von Zuckern, helfen Fettdepots abzubauen, vermindern Arte-

rienverkalkung, regen die Verdauung an und fördern das Wachstum von Knochengewebe. Vor allem aber steigert kör-perliche Aktivität die Lebensqualität – und somit auch den Geist. Denn wer Sport treibt, beflügelt geradezu die eigenen Kräfte seines Verstandes und stärkt seine Psyche. Die ausgeschütteten Botenstoffe setzen in unserem Re-chenzentrum die Produktion einer Substanz in Gang, die das Wachstum der Synapsen (dem Bindeglied zwischen den Gehirnzellen) anregt. Es reicht aus, sich dreimal pro Woche für jeweils 30 Minuten sportlich zu betätigen, um die Boten-stoffproduktion anzukurbeln und damit die eigenen geisti-gen Leistungen zu verbessern. Wer also seinen Körper mittels regelmäßigen Trainings ausreichend beschäftigt, der tut nicht nur seinem Körper rundum etwas Gutes, sondern bleibt auch dort beweglich und fit, wo es vielleicht am wichtigsten ist: Im Kopf. Gewiss ist diese Erkenntnis nicht neu. Lange schon vor Turnvater Jahn (1778–1852) auf der Hasenheide bei Berlin oder gar dem Mitbegründer des Schulturnens, Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759–1839), wussten bereits die Ge-lehrten im Altertum, dass Leibesübung und Stimmung des Menschen unmittelbar miteinander zusammenhängen. So soll bereits der römische Dichter Juvenal gesagt haben: »Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper«. Gäbe es je-mals ein Medikament, das sämtliche positiven Wirkstoffe ei-ner körperlichen Bewegung in sich vereinen könnte, würde es wohl auf jedermanns Nachtisch zu finden sein.

Der Autor

Martin Stengele hat nach seiner Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer sowie zum Sport- therapeut seine Schwerpunkte auf die Bereiche Rückengesundheit, Fitness und der Lehrtätigkeit in der Aus- und Weiterbildung verlagert. Von seiner langjährigen Berufserfahrung im Handwerk profitiert er in seiner Ausübung als Referent für rückengerechte Verhaltens- und Verhältnis- prävention am Arbeitsplatz. Seine 25-jährige praktische Erfahrung als Trainer und Coach fließt in seine tägliche Arbeit als Personal Fitness-Trainer, Sportfachreferent und Kursleiter ein. Die Ausbildung zum Life Kinetik® Trainer erweitert sein Portfolio.

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Gymnastik Fachbeitrag

März 2019 Gymnastik 25

Functional Fitness & Animal Moves16. März 2019 in Fellbachwww.dgymb.de/fortbildungen

Zu Beginn nicht zu viel wollen: Gerade Anfänger (und Wiedereinsteiger) setzen sich oft unrealistische Ziele, die dann unweigerlich zu Frust führen. Kleine machbare Vorsätze (Etappenziele) versprechen größeren Erfolg. Konkrete Vorsätze fassen: Um eine Absicht in die Tat umzusetzen, helfen kleine »Denkzettel«: Wann mache ich mein Workout? Wo? Und gegebenenfalls mit wem? Erinnerungsstützen bilden: Vom Merkzettel am Badezimmerspiegel, über das aufgeräumte Sportzimmer bis zur gepackten Sporttasche, die man gleich morgens mit zur Arbeit nimmt: Dies alles sind zwar nur Kleinigkeiten, können aber den ausschlaggebenden Anstoß geben.

Belohnung gönnen: Wenn man ein Zwischenziel erreicht oder wieder einmal den inneren Schweinehund überwunden hat, sollte man sich ruhig eine Beloh-nung nach eigenem Belieben gönnen: Ein schönes Schaumbad, ein leckeres Es-sen, ein Besuch im Kino oder vielleicht neue Sportschuhe. Die Selbstbelohnung ist ein wirksames Instrument, um Willen aufzubringen. Eine beliebte Methode bei routinierten Sportlern ist die Kraft der positiven Gefühle (Imagination). Nach einer Trainingseinheit, wenn der Organismus wieder zur Ruhe kommt, stellt sich bei den meisten Sportlern ein Zustand großen Wohlbefindens ein – gerade diese Empfindungen können eine starke Motivation sein.

Kraft, Agilität, Stabilität und Balance: In dem Buch Functional Faszien-Fitness – erschienen in: Neuer Sportverlag Stuttgart 2018 – sind Trainingspro-gramme für jedes Leistungsniveau enthalten, die die körperliche Fitness und Gesundheit verbessern, sowie praktische Ernährungstipps. Den aktuellen Themen Faszien-Training, Animal Moves, SLASHPIPE®-Training, Bodyweight-Training und Life Kinetik® wird jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Das Buch enthält unter anderem das Trainingsprogramm Rücken-Workout. Einen Auszug zeigt die GYMNASTIK exklusiv in dieser Ausgabe. ■

Die Vier-Säulen-Motivations-Strategie

Skirennen werden im Sommer entschieden.

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26 Gymnastik März 2019

Gymnastik Fachbeitrag

2. Der Käfer 2 Sätze, 20 Wiederholungen je Seite, 45 - 60 Sekunden Pause

Legen Sie sich in Rückenlage auf Ihre Gymnastikmatte. Heben Sie nun Oberkörper, Kopf, Arme und Beine an. Ziehen Sie das rechte Knie zu sich heran und führen Sie den linken Arm nach vorne parallel zum Körper. Nun abwechselnd und kontrolliert die Beine strecken und beu-gen und immer den gegengleichen Arm mit vor- und zurückführen.

4. Plank 2 Sätze, 45 Sekunden Position halten, 45 - 60 Sekunden Pause

Legen Sie sich in Bauchlage auf Ihre Fitnessmatte und gehen Sie in den Unterarmstütz. Beide Ellbogen befinden sich schulterbreit unterhalb der Schulterachse. Die Handflächen liegen auf dem Boden, die Füße berühren den Boden nur mit den Zehen, das Becken ist so weit angeho-ben, dass sich eine gerade Linie von Rumpf über die Beine bildet.

3. T Floor Raise 2 Sätze, 25 - 35 Wiederholungen, 45 - 60 Sekunden Pause

Legen Sie sich auf den Bauch. Strecken Sie die Arme zu beiden Seiten aus, bis sie mit dem Rumpf zusammen ein T bilden. Ziehen Sie die Schulterblätter fest nach hinten (Richtung Wirbelsäule) und unten in Richtung Gesäß. Heben Sie Ihre beiden Arme an und führen langsa-me hoch und tief-Bewegungen durch.

1. Good Morning 2 Sätze, 25 - 35 Wiederholungen, 45 - 60 Sekunden Pause

Stehen Sie in einem aufrechten hüft- bis schulterbreiten Stand mit den Händen bzw. Fingerspitzen am Hinterkopf, dabei zeigen Ihre Ell-bogen nach außen. Neigen Sie langsam den Oberkörper bis maximal in die Waagerechte nach vorne. Diese Position ein bis zwei Sekunden lang halten, dann langsam wieder aufrichten.

Das Rücken-Workout

Weiterlesen …Viele weitere interessante Atrikel finden Sie in GYMNASTIK Nr. 50.

Bezug über: GeschäftsstelleDeutscher Gymnastikbund DGymB e.V.Casteller Straße 3765719 Hofheim am [email protected] www.dgymb.de

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März 2019 Gymnastik 27

Gymnastik Fachbeitrag

6. Vierfüßlerstand 2 Sätze, je Satz zweimal 30 Sekunden Belastung je Seite, 45 - 60 Sekunden Pause

Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Das linke Bein nach hinten ausstre-cken, den gegenüberliegenden (rechten) Arm nach vorne ausstrecken. Gleichmäßig mit dem rechten Bein aus dem Hüftgelenk und mit dem linken Arm aus dem Schultergelenk heraus kleine, gleichmäßige, krei-sende Bewegungen durchführen.

7. Beckenlift einbeinig 2 Sätze, 20 Wiederholungen je Seite, 45 - 60 Sekunden Pause

Legen Sie sich in Rückenlage. Ziehen Sie das rechte Knie gebeugt nahe zum Brustmuskel heran. Das Gesäß anheben, bis Rumpf und Ober-schenkel eine gerade Linie bilden. Aktivieren Sie Ihre Rumpfspannung, indem Sie den Bauchnabel sanft nach innen ziehen. Nun das Becken bis knapp über den Boden langsam absenken, anschließend wieder in die Ausgangsposition anheben.

8. Side Lunge 2 Sätze, 20 Wiederholungen je Seite, 45 - 60 Sekunden Pause

Stehen Sie in einem aufrechten hüft- bis schulterbreiten Stand mit den Händen seitlich an der Hüfte. Führen Sie einen großen Ausfallschritt zur linken Seite aus. Der linke Fuß ist leichtnach außen gedreht, der Großteil des Körpergewichts auf das linke Bein verlagert. Nun das linke Knie beugen und das Becken nach hinten un-ten führen, wenn möglich, bis die Oberschenkel sich waagerecht über dem Boden befinden. Anschließend mit dem linken Bein wieder ab-drücken und zurück in die Ausgangsposition kommen.

5. Squat Side Crunch 2 Sätze, 20 Wiederholungen je Seite, 45 - 60 Sekunden Pause

Gehen Sie in eine tiefe Squat-Position. Beide Hände befinden sich seit-lich am Hinterkopf, die Ellbogen sind weit außerhalb des Gesichtsfel-des. In der Aufwärtsbewegung lösen Sie den rechten Fuß vom Boden und führen eine Seitneige auf der rechten Seite durch. Zeitgleich brin-gen Sie das rechte Knie sowie den rechten Ellbogen zueinander. Den Oberkörper aufrichten, das Bein wieder abstellen und in die tiefe Squat-Position zurückkehren.