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Quelle. Rogall 2006 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 1/20
H. Rogall 2008Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie
Prof. Dr. Holger Rogall Berlin School of Economics
1. Reformbedarf der traditionellen Ökonomie
2. Kernaussagen der Ökologischen
/Nachhaltigen Ökonomie
3. Zusammenfassung und Fazit
Stand: 06.05.2008
Quelle: Rogall 2008, Kap. 2 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 2/20
H. Rogall 20081. Reformbedarf der traditionellen Ökonomie
1.1 Falsche Grundannahmen
-> vollständige Information, Konfliktfreiheit
1.2 Unrealistisches Menschenbild
-> homo oeconomicus
1.3 Überholte Erkenntnisse
-> Die Märkte sorgen für eine effiziente Allokation, Staatseingriffe kontraproduktiv,
-> Dogma der Konsumentensouveränität für alle Güter
1.4 Erkenntnisse anderer Disziplinen werden ausgeblendet
-> Primat der Ökonomie
1.5 Keine Lösungen für die Probleme des 21. Jh.
-> Keine Grenzen der Natur und Übernutzung der natürl. Ressourcen
Quelle: Rogall 2008, Kap. 1.2 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 3/20
H. Rogall 2008zu 1.5 Unzureichende Antworten
1. Klimaerwärmung
2. Übernutzung der erneuerbaren natürl. Ress.
3. Verbrauch der nicht erneuerbaren natürl. Ress.
Preise, wirtschaftl. Abhängigkeit
4. Zerstörung von Ökosystemen, Arten- und Landschaftsvielfalt
5. Gefährdung der menschlichen Gesundheit
Hunger, Konflikte, Migration
Politik hat Probleme z.T. erkannt (1992 Nachhaltige Entwicklung)
Ökonomie nicht Neue, nachhaltige Grundlagen notwendig.
Rogall 2008, Kap. 3 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 4/20
H. Rogall 20082. Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.1 Starke Nachhaltigkeit:
Derzeitige Entwicklung ist nicht zukunftsfähig
Notwendigkeit einer starken Nachhaltigkeit:
(1) natürliche Ressourcen sind z.T. nicht substituierbar,
(2) Anerkennung absoluter Grenzen der natürl. Tragfähigkeit
(3) Nicht optimaler Verbrauch, sondern dauerhafter Erhalt der Natur.
Quelle: Rogall 2008, Kap. 1.3 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 5/20
H. Rogall 2008Definition einer Nachhaltigen Ökonomie
„Eine nachhaltige Ökonomie strebt
für alle heute lebenden Menschen
und künftigen Generationen
hohe
ökologische,
ökonomische und
sozial-kulturelle
Standards
in den Grenzen der natürlichen Tragfähigkeit an.
Sie will somit das inter- und intragenerative Gerechtigkeitsprinzip
umsetzen.“
Quelle: Rogall 2008, Kap. 1.3 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 6/20
H. Rogall 2008Erläuterung der Definition
1. Die Nachhaltige/Ökologische Ökonomie basiert auf dem ethischen Grundprinzip
der Gerechtigkeit (inter- und intragenerativ) und Verantwortung
2. Nachhaltige Ökonomie strebt nicht nur eine Verstärkung der Umweltpolitik an,
sondern umfasst alle zentralen Felder einer sozial-ökologischen Demokratie.
Hierbei strebt sie nicht eine freudlose Gesellschaft an, sondern
einen Prozess indem Freiheit, Lebensqualität und ethische Werte für
alle heutigen und künftigen Generationen gesichert werden.
3. Eine gleichgewichtige Abwägung zwischen den
ökologischen, ökonomischen und sozial-kulturellen Zielen
kann nur innerhalb ökologischer Leitplanken erfolgen.
Rogall 2008, Kap. 2 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 7/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.2 Pluralistischer Ansatz mit Abgrenzungen
(1) Annerkennung bestimmter
Aussagen der trad. Umweltökonomie
(sozial-ökonomische Faktoren des
Konsumentenverhaltens)
(2) Aber Abgrenzungen u.a.:
Konsumentensouveränität,
Diskontierung künftiger Schäden,
Schwache Nachhaltigkeit
Rogall 2008, Kap. 4 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 8/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.3 Nachhaltigkeitsparadigma statt Wachstumsparadigmas:
(1) Exponentielles Wachstum des Verbrauchs natürlicher Ressourcen
über Jahrtausende kann es nicht geben.
(2) Umstritten ob
a) Steady-state Ökonomie
(Mit konstanten BIP/Einkommen) oder
b) Selektives Wachstum (entscheiden was wachsen/schrumpfen
soll)
durch Nachhaltigkeitsformel:
Ressourcenproduktivität > BIP
Effizienz, Konsistenz, Suffizienz
Rogall 2008, Kap. 4 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 9/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.4 Prinzip der ständigen Diskussion und Weiterentwicklung:
(1) Notwendigkeit weiterer
Diskussionsprozesse
(2) Weiterentwicklung zur
Nachhaltigen Ökonomie
Antworten für Umsetzung des
intragenerativen Gerechtigkeitsgrundsatzes
Rogall 2008, Kap. 5 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 10/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.5 Leitbild der nachhaltigen/ökologischen Ökonomie beruht auf
ethischen Prinzipien:
(1) Intra- und intergenerative Gerechtigkeit,
Verantwortung
Nicht nur Effizienzziele,
sondern auch Verteilungsfragen
(2) Vorsorge-, Demokratie- u. Rechstaatsprinzip
+ Ablehnung aller Diktaturformen
+ gesellschaftlicher Diskurs und Partizipation
Rogall 2008, Kap. 6; Graphik Web de Han Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 11/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.6 Transdisziplinärer Ansatz:
Es geht um Lösungen:
(1) Statt Primat der Ökonomie
transdisziplinäre Zusammenarbeit
(2) Ausweitung Erkenntnisinteresse,
Einmischung in andere Disziplinen
Grafik: Inst. f. Technikfolgenabschätz. u. Systema. Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 12/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.7 Notwendigkeit der Operationalisierung des
Nachhaltigkeitsbegriffs:
(1) Sinnenleerung des Nachhaltigkeitsbegriffs
durch Prinzipien und
Managementregeln verhindern
(2) Ziel- und Indikatorensysteme
entwickeln.
Quelle: Rogall 2006, Kap. 7 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 13/20
H. Rogall 2008Zielsystem einer nachhaltigen Ökonomie
Nachhaltige Ökonomie ist mehr als Umweltschutz.
Rogall 2008, Kap. 8; Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 14/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.8 Notwendigkeit der Änderung der Rahmenbedingungen mittels
politisch-rechtlicher Instrumente
(1) Rahmenbedingungen verändern
(ökologische Leitplanken)
(2) Standard-Preis-Ansatz
und
Ansatz der meritorischen Güter
Quelle: Rogall 2008, Kap. 8 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 15/20
H. Rogall 2008Was wissen wir über das Konsumentenverhalten?
Das Konsumentenverhalten wird bestimmt durch:
(1) ökonomische Faktoren (Einkommen, Preise, Zinsen),
(2) sozial-kulturelle Einflüssen (Schichtzugehörigkeit, Image der Produkte),
(3) Psychologische Faktoren (Erwartungen, Unterbewusstsein)
(4) Idealistischen Zielen (z. B. Nachhaltigkeit)
Aufgrund sozial-ökonomischer Faktoren geben
umweltschädliche Produkte falsche Preissignale
(Öl-Heizung – Solaranlage)
Individuell nachhaltiges Verhalten (z. B. Verzicht)
erfolgt nur unzureichend (Untersuchungsergebnisse).
Ohne ökologische Leitplanken keine Nachhaltige Entwicklung
Rogall 2008, Kap. 9 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 16/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.9 Sozial-ökologische Markt- oder Gemischtwirtschaft:
(1) reine Marktwirtschaft und
(2) zentrale Verwaltungswirtungswirtschaft
werden abgelehnt
nur marktwirtschaftliche Systeme
mit einem sozial-ökologischen
Ordnungsrahmen sind zukunftsfähig
Rogall 2008, Kap. 10 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 17/20
H. Rogall 2008Kernaussagen der ökologischen Ökonomie
2.10 Anerkennung bestimmter globaler
Voraussetzungen:
(1) Einführung eines globalen Ordnungsrahmens,
(2) Senkung des Pro-Kopf-Ressourcenverbrauchs
der Industrieländer (bis 2050 global 50%, Industriestaaten 80%) und
(3) Verminderung der Bevölkerungszunahme
der Entwicklungsländer.
(4) Besondere Verantwortung der Industrieländer
3. Industrielle Revolution
Quelle: Rogall 2008 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 18/20
H. Rogall 20083. Zusammenfassung
1. Bislang unzureichende Bedeutung der natürlichen Ressourcen, obgleich ohne
sie weder ein Leben noch ein Wirtschaften auf der Erde möglich ist.
2. Das neue Entwicklungsziel nachhaltige Entwicklung bedeutet Zäsur des
Denkens, trad. Ökonomie hat dies nicht wahrgenommen.
3. Ursprünglicher Kern dieser Leitidee: Bewahrung der natürlichen
Lebensgrundlagen. Der intragenerative Gerechtigkeitsgrundsatzes verlangt aber
neben der ökologischen Frage auch die Verfolgung ökonomischer und sozial-
kultureller Ziele nachhaltige Ökonomie.
4. Ohne ihre neuen Prämissen und theoretische Grundlagen wird die Menschheit
immer verspätet reagieren statt vorsorgend zu gestalten.
Quelle. Rogall 2006 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 19/20
H. Rogall 2008Fazit
Eine andere Welt ist möglich!
Dazu benötigen wir neue ökonomische Grundlagen,
weitere politisch-rechtliche Instrumente
und das Engagement von uns allen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ich freue mich auf Ihre Fragen!
Quelle. Rogall 2006 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 20/20
H. Rogall 2008Quellen
Basisliteratur: Bartmann, H. (1996): Umweltökonomie - ökologische Ökonomie, Stuttgart.
Beckenbach, F. et.al. (1999-2004): Jahrbücher Ökologische Ökonomik,
Marburg
Costanza, R. et. al (2001): Einführung in die Ökologische Ökonomik, Stuttgart,
Titel der amerikanischen Originalausgabe: An Introduction to Ecological
Economics, Boca Raton FL/USA 1998;
Rogall, H. (2003): Akteure der nachhaltigen Entwicklung, München.
Rogall, H. (2004): Ökonomie der Nachhaltigkeit, Wiesbaden.
Rogall, H. (2008): Ökologische Ökonomie, Wiesbaden.
Wuppertal Institut (2005): Fair future, Bonn.
Quelle: Rogall 2008 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 21/20
H. Rogall 2008Anhang: Reformbedarf der traditionellen Ökonomie
Traditionelle Ökonomie Nachhaltige Ökonomie1. Grundlegende Annahmen:
vollständige Konkurrenz u. Information, Konfliktfreiheit
Realistischere Annahmen: Unsicherheit, Konzentration, Gesellschaftliche Konflikte,Meritorische Güter
2. Die Märkte (der Preismechanismus) sorgen für eine effiziente Allokation Staatseingriffe kontraproduktiv
Marktversagen als Regelfall Ordnungsrahmen (sozial-ökologische Standards), ökologische Leitplanken
3. Menschenbild (homo oeconomicus -> rationales Verhalten),
Konsumentensouveränität
Neues heterogenes Menschenbild (homo cooperativus-> Eigennütz./Idealist.Verhalten),
politische Verantwortung
4. Nur Marktprozesse werden behandelt,Erkenntnisse anderer Disziplinen
ausgeblendet („Primat der Ökonomie“)
Transdisziplinärer Ansatz: Integration politischer, ethischer, natürl. Faktoren in die Theorie
5. Schwache Nachhaltigkeit: Substituierbarkeit der natürl. Ressouren.
Keine Grenzen der Natur.Keine Strategie
Starke Nachhaltigkeit: Ökologische und Nachhaltige Ökonomie, Geringe Substi-tuierbarkeit, Anerkennung natürl. Grenzen.Effizienz-, Konsistenz-, Suffizienzstrategie
Quelle. Rogall 2006 Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie 22/20
H. Rogall 2008