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Hagenbeck Ausgabe 3/2015 8 Hagenbeck Ausgabe 3/2015 9 Natur pur, Tiere beobachten, Land und Leute kennenlernen – und dabei noch Gutes tun: „Voluntourismus“ wird bei Reiselustigen immer beliebter. Wir stellen beispielhaft ein neues Leoparden-Schutz-Projekt in Südafrika vor, bei dem Reisende als freiwillige Helfer mit anpacken. Text: Dagmar Wolff Abenteuerlich reisen und Leoparden schützen M ein einprägsamstes Er- lebnis mit einem Leo- parden? Ein Leopard wachte nach einer Besenderung in meinen Armen auf! Er guckte mich von der Betäubung noch ganz betrunken an und ich guckte ihn an. Ich habe ihn zum Aufwa- chen dann in den Schatten gelegt.“ erzählt Dr. Matthias Hammer, Chef von „Biosphere Expeditions“. Seit mehr als 15 Jahren bietet der Biologe verschiedene Expeditio- nen an, sogenannte „Volunteer- Reisen“. Dabei sind die Teilneh- mer als freiwillige Helfer in Tier- und Naturschutzprojekte einge- bunden. Diese Art des Urlaubs ist in den letzten Jahren immer be- liebter geworden. Bei den Expedi- tionen gibt es hautnahe Erfahrun- gen mit der Landschaft, der Bevöl- kerung und vor allem mit Tieren. Doch wer sich geführte Beobach- tungstouren vorstellt, ist fehl am Platz. „Wir machen keine Strei- chelzoos und keine Safaris! Es geht nicht darum, den Leuten die Tiere zu zeigen, es geht darum, die Tiere zu erforschen“, sagt Dr. Hammer. Mitmachen und forschen Die Teilnehmer der kostenpflich- tigen Expedition helfen, Tiere zu beobachten und zu zählen, sie su- chen Spuren, stellen Fotofallen auf, befragen die einheimische Be- völkerung oder werten GPS-Da- ten aus. Sie kommen in Gebiete, die sonst kaum ein Tourist sieht, arbeiten mit lokalen Wissen- schaftlern und Arbeitskräften zu- sammen und erleben einen inten- siven Austausch – auch mit den anderen 5 bis 15 Teilnehmern aus aller Welt. Eine Altersbegrenzung gibt es dabei nicht und auch Vor- kenntnisse sind nicht nötig. Alles, was die Teilnehmer dafür wissen müssen, bekommen sie während der Expedition beigebracht. „Die Leute sind hoch motiviert und wollen das richtig machen,“ sagt Dr. Hammer aus seiner jahrelan- gen Erfahrung. Das ist ein Gewinn für beide Seiten, denn oft fehlt es den Natur- und Tierschutzprojekten an Geld und an Helfern. Sie profitieren von den zusätzlichen Arbeitskräf- ten, die für diese Art des Urlaubs bereit sind zu bezahlen, und kön- nen die Projekte schneller und vielfältiger vorantreiben. Kap-Leoparden in Südafrika In diesem Herbst startet eine neue Expedition von „Biosphere Expe- ditions“ in Südafrika, bei der es darum geht, den südafrikanischen Kap-Leoparden (Panthera pardus melanotica), den Karakal (Felis ca- racal), eine luchsähnliche Wild- katze und andere fleischfressende Wildtiere zu erforschen. Die Ex- pedition wird in Zusammenarbeit mit dem Blue Hill Nature Reserve durchgeführt, einem 2013 eröff- neten privaten Natur-Reservat in der bergigen Region Fynbos, Wes- tern Cape, nahe der Garden- Route. Das Reservat und die Expe- dition werden vor Ort von Dr. Alan Lee geleitet, einem renom- mierten Biologen aus Südafrika, der sich schon seit Jahren für die Fauna Südafrikas einsetzt. Kap-Leoparden sind eine Un- terart der Leoparden und kom- men im südlichen Afrika vor. Zwar gelten sie nur als gering ge- fährdet, doch der Konflikt mit an- sässigen Farmern macht den Raubkatzen in der Region rund um das Kap besonders zu schaf- fen. Die Farmer sehen sie als eine Gefährdung für ihr Vieh und grei- fen nicht selten zum Gewehr, um die Leoparden abzuschießen oder mit Ködern zu vergiften. Langfris- tiges Ziel des Biosphere-Projekts ist es, den Konflikt zu entschärfen. Die Tiere sollen erforscht, gefan- gen und mit einem GPS-Sender ausgestattet werden. Damit lassen sich das Verhalten und auch der Aufenthaltsort der Großkatzen genau bestimmen. Das gibt Auf- schluss darüber, wie viele Tiere und welche Tierarten der Leopard reißt. Im Falle des Todes eines Leoparden gibt der Sender ein Totsignal und das Tier kann leich- ter gefunden werden. Dann lässt sich auch ermitteln, auf welchem Farmgrundstück sich der tote Leopard befindet. Wurde das Tier verbotenerweise erschossen oder vergiftet, kann der Farmer dafür strafrechtlich belangt werden. Leitfaden für die richtige Wahl Wer Interesse an Voluntourismus- Reisen hat, sollte sich vorab über die angebotenen Projekte und die durchführenden Organisationen erkundigen. Denn immer mehr profitgetriebene Firmen steigen in den Markt ein und unterstützen vermeintlich Schutzprojekte. Im schlimmsten Fall werden den Reisenden Kinder in Waisen- häusern oder schutzbedürfti- ge Löwenbabys vorgestellt, die vorher ihren Eltern entrissen wurden. Ein Gü- tesiegel oder eine Vereini- gung aller gemeinnützigen Reiseveranstalter in diesem Segment gibt es nicht, dafür ist die Anzahl der Projekte in aller Welt zu vielfältig. Dr. Hammer, dessen „Biosphere Expeditons“ mehrfach ausgezeichnet wurden, hat einen Leitfaden entwickelt, mit dem sich die Reisen und Orga- nisationen hinterfragen lassen. Siehe Webseite: www.biosphere- expeditions.org/ leitfaden. Der Umgang mit Tieren in ihrer natürlichen Umgebung erfordert viel Fingerspitzengefühl. Artenschutz Artenschutz Weitere Informationen Der im Text vorgestellte Reiseveranstalter „Biosphere Expeditions“ ist eine gemeinnützige, mehrfach aus- gezeichnete Naturschutzorganisation und Mitglied der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) und des Umwelt- programms der UN. Die freiwilligen Helfer stellen zum Beispiel Fotofallen auf, werten Daten aus und beobachten die Tiere. Dr. Hammer (oben links) organisiert die Projekte. Fotos: Marijn Heuts/picture alliance; Biosphere Expeditions (8)

Hagenbeck Magazine, Germany, September 2015

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Double-page spread about Biosphere Expeditions and its South Africa leopard expedition

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Page 1: Hagenbeck Magazine, Germany, September 2015

Artenschutz Artenschutz

Abenteuerlich reisenund Leoparden schützen

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Natur pur, Tiere beobachten, Land und Leute kennenlernen – und dabei noch Gutes tun: „Voluntourismus“ wird bei Reiselustigen immer beliebter. Wir stellen beispielhaft ein neues Leoparden-Schutz-Projekt in Südafrika vor, bei dem Reisende als freiwillige Helfer mit anpacken. Text: Dagmar Wolff

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wachte nach einer Besenderung in meinen Armen auf! Er guckte mich von der Betäubung noch ganz betrunken an und ich guckte ihn an. Ich habe ihn zum Aufwa-chen dann in den Schatten gelegt.“ erzählt Dr. Matthias Hammer, Chef von „Biosphere Expeditions“.

Seit mehr als 15 Jahren bietet der Biologe verschiedene Expeditio-nen an, sogenannte „Volunteer-Reisen“. Dabei sind die Teilneh-

mer als freiwillige Helfer in Tier- und Naturschutzprojekte einge-bunden. Diese Art des Urlaubs ist in den letzten Jahren immer be-liebter geworden. Bei den Expedi-tionen gibt es hautnahe Erfahrun-gen mit der Landschaft, der Bevöl-kerung und vor allem mit Tieren. Doch wer sich geführte Beobach-tungstouren vorstellt, ist fehl am Platz. „Wir machen keine Strei-chelzoos und keine Safaris! Es geht nicht darum, den Leuten die Tiere zu zeigen, es geht darum, die Tiere zu erforschen“, sagt Dr. Hammer.

itmachen und forschenie Teilnehmer der kostenpflich-

igen Expedition helfen, Tiere zu eobachten und zu zählen, sie su-hen Spuren, stellen Fotofallen uf, befragen die einheimische Be-ölkerung oder werten GPS-Da-en aus. Sie kommen in Gebiete, ie sonst kaum ein Tourist sieht, rbeiten mit lokalen Wissen-chaftlern und Arbeitskräften zu-ammen und erleben einen inten-iven Austausch – auch mit den nderen 5 bis 15 Teilnehmern aus ller Welt. Eine Altersbegrenzung ibt es dabei nicht und auch Vor-enntnisse sind nicht nötig. Alles, as die Teilnehmer dafür wissen üssen, bekommen sie während

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eiten, denn oft fehlt es den Natur- nd Tierschutzprojekten an Geld nd an Helfern. Sie profitieren on den zusätzlichen Arbeitskräf-en, die für diese Art des Urlaubs ereit sind zu bezahlen, und kön-en die Projekte schneller und ielfältiger vorantreiben.

ap-Leoparden in Südafrika n diesem Herbst startet eine neue xpedition von „Biosphere Expe-itions“ in Südafrika, bei der es arum geht, den südafrikanischen ap-Leoparden (Panthera pardus elanotica), den Karakal (Felis ca-

acal), eine luchsähnliche Wild-atze und andere fleischfressende ildtiere zu erforschen. Die Ex-

edition wird in Zusammenarbeit it dem Blue Hill Nature Reserve

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urchgeführt, einem 2013 eröff-eten privaten Natur-Reservat in er bergigen Region Fynbos, Wes-

ern Cape, nahe der Garden-oute. Das Reservat und die Expe-ition werden vor Ort von Dr. lan Lee geleitet, einem renom-ierten Biologen aus Südafrika,

er sich schon seit Jahren für die auna Südafrikas einsetzt. Kap-Leoparden sind eine Un-

erart der Leoparden und kom-en im südlichen Afrika vor.

war gelten sie nur als gering ge-ährdet, doch der Konflikt mit an-ässigen Farmern macht den aubkatzen in der Region rund m das Kap besonders zu schaf-

en. Die Farmer sehen sie als eine efährdung für ihr Vieh und grei-

en nicht selten zum Gewehr, um ie Leoparden abzuschießen oder it Ködern zu vergiften. Langfris-

iges Ziel des Biosphere-Projekts st es, den Konflikt zu entschärfen.

ie Tiere sollen erforscht, gefan-en und mit einem GPS-Sender usgestattet werden. Damit lassen ich das Verhalten und auch der ufenthaltsort der Großkatzen enau bestimmen. Das gibt Auf-chluss darüber, wie viele Tiere nd welche Tierarten der Leopard eißt. Im Falle des Todes eines eoparden gibt der Sender ein otsignal und das Tier kann leich-er gefunden werden. Dann lässt

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ich auch ermitteln, auf welchem armgrundstück sich der tote eopard befindet. Wurde das Tier erbotenerweise erschossen oder ergiftet, kann der Farmer dafür trafrechtlich belangt werden.

eitfaden für die richtige Wahler Interesse an Voluntourismus-

eisen hat, sollte sich vorab über ie angebotenen Projekte und die urchführenden Organisationen rkundigen. Denn immer mehr rofitgetriebene Firmen steigen in en Markt ein und unterstützen ermeintlich Schutzprojekte. Im chlimmsten Fall werden den eisenden Kinder in Waisen-äusern oder schutzbedürfti-e Löwenbabys vorgestellt, ie vorher ihren Eltern ntrissen wurden. Ein Gü-esiegel oder eine Vereini-ung aller gemeinnützigen eiseveranstalter in diesem egment gibt es nicht, dafür ist ie Anzahl der Projekte in aller elt zu vielfältig. Dr. Hammer,

essen „Biosphere Expeditons“ ehrfach ausgezeichnet wurden,

at einen Leitfaden entwickelt, it dem sich die Reisen und Orga-

isationen hinterfragen lassen. iehe Webseite: ww.biosphere-

xpeditions.org/ eitfaden.

Der Umgang mit Tieren in ihrer natürlichen Umgebung erfordert viel Fingerspitzengefühl.

ie freiwilligen Helfer stellen zum Beispiel Fotofallen uf, werten Daten aus und beobachten die Tiere. r. Hammer (oben links) organisiert die Projekte.

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Der im Text vorgestellte Reiseveranstalter „Biosphere Expeditions“ ist eine gemeinnützige, mehrfach aus-gezeichnete Naturschutzorganisation und Mitglied der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) und des Umwelt-programms der UN.

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