10
. ' SIEGMAR VON SCHNURBEIN Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stützpunkten Mit einem Beitrag von Maurice Pi con .• Sonderdruck aus Germania "b4, 1986, 1. Halbband Romisch-Germanische Kommission des Deutschen Archaol ogischen Instituts, Frankfurt a. M. Verl ag Philipp yon Zabern, Mainz am Rhein

Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

. '

SIEGMAR VON SCHNURBEIN

Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stützpunkten

Mit einem Beitrag von Maurice Picon

.•

Sonderdruck aus Germania "b4, 1986, 1. Halbband

Romisch-Germanische Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts, Frankfurt a. M.

Verlag Philipp yon Zabern, Mainz am Rhein

Page 2: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

Halterner Sigillata-Produkte in rheinischen Stützpunkten

Von Siegmar von Schnurbein, Frankfurt a. M.

M tt einem Beitrag von Maurice Picon, Lyon

In seiner richtungweisenden und die weicere Forschung nachhaltig pragenden Arbeit über die keramischen Funde von Haltern ist S. Loeschcke 1909 konsequent davon ausgegangen, daR samtliche in H altern gefundene Keramik an andcren Orten hergestellt und nach Haltern cransportiert worden sei 1. Für die Terra Sigil­lata nahm er - mit einer einzigen Ausnahme - italische Herkunft an, zumindcst hielt er gallischen Ursprung für noch niche erwiesen. Die übrige Ware, Lampen, Krüge, Topfe etc. wies er vornehmlich Topfereien in Neuss und Xanten (Vetera) zu, da sie technisch mit den nachweislich dort produzierten Gefa!Sen i,iber­einstimmte2. DaiS diese Annahmen niche in vollem Urnfang zutreffen konnten, wurde bereits 1931 deutlich, ais es Chr. Albrecht gclang, in der Via quintana des Hauptlagers von Haltern Topferofen freizulegen, in denen Topfe, technisch ganz in Art der sog. Xantener Ware, Kr lige und Lam pen hergestellt worden sind 3• Diescs Bild hat si ch seit 1952 durch die Aufdeckung weirerer Tôpfereien 4 noch ganz erheblich gewandelt, so daR man heure wohl da von ausgehen kann, daiS - abgese­hen von der Sigillata und den Amphoren - ein groB<1", wenn niche der groBte Teil der in Halrern gefundenen Keramik auch an diescm Ort getopfert worden ise. Unter dem Eindruck der darüber hinaus in Haltern nachgewiesenen Versuche zur Serienfabrikation von hochwercigcn Lampen sowie zur Herstellung glaner und reliefverziercer Sigillaten und grünglasierter Keramik, einer Produktion also, die deutlich auf einen groBeren Absatz zielte, war auch die Frage nach einem moglichen ,Export" von H alterner Keramikprodukten zu scellen 5

; dieser la !Sc sich nun tat­sachlich erstmals nachweisen.

Es handelt sich um die Produkte eines P. FLOS (im Kreisstempel) signierenden Topfers, dem es in Halrern gelungen ist, zum Teil erstaunlich qualitatvolle glatte Sigillata herzuscellen. Die Besonderheit seiner Gefa!Se war schon immer auf­gefallen 6 , weshalb Loeschcke, der an si ch die Existenz von gallischen Sigillata­manufakturen in augusceischer Zeit ablehnte, ihn unter die wenigen vielleicht cloch

• Mirr. Alt.-Komm. Wesrfalen 5, 1909, 134f. - Die im folgenden verwendere Abkürzung ,TS Halrern" bczieht sich auf: S. v. Schnurbein, J. J. Lasfargues und M. Picon, Die unverzierre Terra Sigillata von Haltern. Bodenalterrümer \XIestfalens 19 (1982). - Für Auskünfre bzw. die Überlassung von Fundzeichnungen danke ich A. Bali!, Valladolid, K. V. Decker, Mainz, A. B. Follmann und M. Gechter, Bonn, N. Hanel, Frciburg, J. S. Kühlborn, Münster, K. Schifer, Andernach, und M. Tauch, Neuss. H. E. Mandera gilr mein besondercr Dank für die Oberlassung des Wiesbadener Srückes zur chemischen Analyse.

2 Ebd. 107 - 112. 3 A. Srieren, Germnnia 16, 1932, 112ff. Chr. Albrecht in: Bodenalrerüimer Wesrfa lens 6

(1943) 99 ff. • v.Schnurbein, Aera Rei Crerariae Romanae Fautorum 17 - 18 (1977) 38ff. Ders., Ber. RGK 62,

1981, 46 Abb. 12. 'Ders., Germa nia 52, 1974, 77ff. und Ber. RGK 62, 1981 , 69-72; 77. • E. Rirrerling, Min. Alr.-Komm. Wesrfalcn 2, 1901, J39 Nr. 50.

Page 3: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

46 Siegmar von Schnurbein

in Gallien arbeitenden Topfer einreihte7• A. Oxé nannte P. FLOS spater einen

provinzialen Topfer und suchte dessen Manufaktur ebenfalls in Gallien 8. lm 1968

erschienenen Handbuch von Oxé und Conlfort9 wird P. FLOS unrer den in Gallien oder Germanien tarigen Topfern geführt, ohne daB diese Abweichung zu Oxés alterer Meinung naher begründet wird. Folgende GefaBe mir Kreissrempel und der Signatur P. FLOS sind bisher bekannt (Abb. 1).

Halrern: 1. Tellerboden, verschollen. Na ch Ritterling (wie An m. 6): rot gefirniBt; na ch Loeschcke (vgl. An m. 7): weiBer, rot überfiirbter Ton. - Yom Wiege!. TS Haltcrn Sr. Nr. 636 (Ab b. 1,1). 2. Tellcrboden, Abb. 1,2. Ton weiBgrau, dünner, tei lweise feh lender Übcrzug durch sekun­diiren Brand verfiirbt. Fdnr. 10.12 (Grube 1 in der Via quintana, nôrdlich des Praeroriums); TS Haltern St. Nr. 637. Picon Analyse Nr. 158, vgl. Abb. 2. 3. Teller, verschollen. Nach Oxé (vgl. Anm. 8) Nr. 491 : weiBlicher Ton, derb gearbeitet, mit schlechtem, reilweise ganz abgegangenem Farbüberzug. Grabungcn 1925 - 1932, Fund­punkt unbekannt. TS Haltern Sr. Nr. 638. 4. Tasse Ha 8, kleine Variante. Verschollen. Keine Qualitiitsbcschrcibung vorhandcn. Gra­bungen 1925 - 1932, Fundpunkt unbekannt. TS Haltern St. Nr. 639. 5. Tasse Ha 8, kleine Variante, Abb. 1,3. Grauer Ton, dichter, schr guter schwarzer über­zug. Nigra ! Die Graufiirbung des Ton es ist eindeutig durch den kraftigen Rcduktionsbrand verursacht, da die Grautônung des Scherbens zum Kern hin abnimmt. Ha 56, 276, aus Grube auf der Via praetoria, vgl. TS Haltern, Taf. 87. St. Nr. 640. Picon Analyse Nr. 159, vgl. Abb. 2.

Neuss: 6 - 7. CIL XIII 182d oh ne Angabe der GefiiBform. Nicht in den lnventaren der Sig. Sels von Oxé erwiihnt, vgl. aber Ritterling (wie Anm. 6) und Oxé u. Comfort (wic Anm. 9) 1203, d. Ein Stück davon erhalten, Mus. Neuss lnv. R 2260. Tcllerbodcn (Abb. 1,4). Ton wciB-grau, leicht gelblich. Rotbrauner Überzug, fast ganz abgerieben. Auf der Oberseite krafrigc Schnittspuren.

Kôln: 8. Tellerboden. Nach A. Camps und Ph. Filtzinger, Kôlner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 10, 1969, 49 Nr. 124 fiilschlich ais Tassenboden Ha 8 bezeichnet; abgeb. cbd. 50 Abb. 2, 124. Danach hier Abb. 1,6. Nach Camps und Filtzinger Ton hellbraun, hellbrauner Überzug, stark abgerieben, verbrannt. Das Stück ist nach Mitt. von H. Hellenkcmper zur Zeit unzuganglich. Rom.-Germ. Mus. Kôln lnv. 65, 13 (nicht 65,5).

Andcrnach: 9. Teller Ha 2, Abb. 1,5. Ton fast weiB, mit lcicht gclblich-grauem Anflug, sehr fein. Sehr gutcr, fasr überall deckender Überzug, an dünneren Stellen leicht orangesrichig. Innerhalb des Standringes auf der Unterseite Überzug srumpf, sonsr gleichmaBig matt glanzend. -AuBerlich in nichts von normaler ,italischer" Sigillara zu umerscheiden. Etwa '/6 des

' S. Loeschcke ebd. 5, l909, 134f.; 179 Nr. 169. • A. Oxé, Bodenalrenümer Wesdalens 6 (1943) 26; 67. 'A. Oxé und H. Comfon, Corpus Vasorum Arrecinorum. Antiquitas Reihc 3, 4 (1968)

1202 - 1204.

Halrerner Sigillara-Produkrc in rhcinischen Sriirzpunkrcn 47

1

)

2

4 ' (//\ ~~bi

!.9>-'

J 1 J )

( }

@ 5

~ 0

0 ~~

1 1 73 7

6 8 Ab b. 1. GcfaBc und Srempel des P. Flos. 1 -3 Halrern. 4 Neuss. 5 Andernach. 6 Kôln. 7 Wiesbaden.

8 Maim:. - Gefii.Be M. 1:2; Srempel M. 1:1.

Page 4: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

48 Sicgmar von Schnurbein

Gefiiges sekundiir verbrannt. Aus Griibern am Martinsberg, Grabzusammenhang unbe­kannt. Vgl. K. V. Decker, Die jüngerc Latènezeit im Neuwieder Becken. Jahrb. Gcsch. u. Kunsr des Mirrelrhcins, Beih. 1 (1968) 91 Nr. 46. RLM Bonn, lnv. 2772.

Mainz: 10. Tellerboden. Nach Geissner, Die im Mainzer Museum bcfindlichen feincrcn GcfiiRe der augusteischen Zeir und ihre Srempcl (1902) Nr. 115 ,hcllrot gefirnigt". Nach West. Korrbl. 16,1892,41 ,rO[ gefirniBter Teller, aber nicht a us Sigillata". Zur Zeit im Mittclrhei­nischen Landesmuseum Mainz nicht im Original überprüfbar. Abb. 1,8 nach Geissner Taf. 2,84.

Wiesbaden: 11. Tellerboden, Abb. 1,7. Sekundiir verbrannt. GrauwciRcr Ton, selu fein. Überzug weit­gehend abgebliittert, Reste jetzt beigefarben. Einzelfund, Ecke Schulgasse/Kirchgasse, vgl. Nass. Ann. 29, 1897 - 98, 147 Nr. 29. Siche auch J-1.-G. Simon, in: Rômerlagcr Rôdgcn. Limesforsch. 15 (1976) 238 Abb. 18,6 Taf. 70, 56. Museum Wiesbaden lnv. Mauririusstr. 14651. Picon Analyse Nr. 430, vgl. Abb. 2, Stern.

Zunachst ist a lso festzustelten, dag sich die schon 1901 von E. Ritterl ing und 1943 von A. Oxé hervorgehobene Einheitlichkeit des Tones der Produkte von P. FLOS weiterhin vollig bestatigt hat 10

• lm Gegensatz zur ,normalen" Sigillata mit dem sehr feinen braunlich-rosafarbenen Ton haben die Produkte des P. FLOS - soweit überprüfbar - durchweg weiBlich-grauen Ton; Unterschiede zeigen aber einige der Überzüge. Ungewohnlich sind der sehr gute Teller aus Andernach (Nr. 9) und die schwarz gebrannte, ebenfalls sehr gute Tasse aus Haltern (Nr. 5). Die Identiüit der Stempel ist offensichrlich. Die auf den Abbildun­gen erkennbaren geringen Abweichungen sind zum Teil sicher durch Flüchtigkeit bei der Stempelung des Gefages, zum Teil vielleicht auch dadurch bedingt, dag die Zeichnungen von sieben verschiedcnen H anden stammen. An der Herstellung der Gefage an ein und demselben Ore ist also kaum ein Zweifel moglich.

Die Frage, an welchem Ort die in Halrern gefundenen, mit P. FLOS gcstem­pelten Gefage produzierr worden sind, konnte bereits im Zuge der von 1977 -1981 am Laboratoire de Céramologie Lyon (CNRS) von M. Picon durchgeführten chemischen Serienuntersuchungen an den in Haltern gefundenen Sigillaten nachge­wiesen werden 11• lm Rahmen dieser Unrersuchungen sind auch einige andere Keramikfunde aus Haltern, und zwar Topferton, Fehlbrande und weitere sicher in Haltern hergestellte Topferwaren analysiert worden; die Ergebnisse sind zwar in den Listen der Sigillata-Publikation erfagt 1\ jedoch noch nicht im einzelnen ausgewerret. Dies soli auch einer gesonderten Arbeit über die in Haltern produ­zierte Keramik vorbehalten bleiben. Die überregionale Bedeutung der den Tëpfer P. FLOS betreffenden Resultate rechtfertigt eine gesonderte Bekanntgabe.

Zur chemischen Analyse ausgewahlt worden sind Proben a us den Tëpferberei­chen 5 (nërdlich augerhalb des Hauptlagers), 6 (in der Via decumana des H aupt-

10 Vgl. Anm. 6 und 8. 11 TS Haltern 6 ff. 11 Ebd. 172 - 183 Tab. 8 - 9.

Halrcrner Sigillata-Produkre in rheinischen Stürzpunkten 49

lagers) und 7 (in der Via praetoria d es Hauptlagers) 13 sowie diesen Topfercien anschliegbare weitere Fundstücke und andere interessante Keramikfragmente. Nachdem sich dabei herausgestellt hatte, dag sich unsere Stücke des P. FLOS vollkommen in die in Haltern gefertigte Ware einfügten, hat M. Picon freundlicher-• weise 1983/ 84 auch noch den Tellerboden aus Wiesbaden (Nr. 11) in die Analyse einbezogen; er reilte folgendes Ergebnis mit:

,Das aus Wiesbaden stammende Stück wurde rontgenfluoreszenzanalytisch untersucht und seine Zusammensetzung mit der der Halterner Topfereiprodukte und der des dort vcrwendeten Topfertones verglichen. Dieser Vergleich erfolgte durch eine Clusteranalyse auf der Basis der acht wichtigsten Elemente Kalium (K), Magnesium (Mg), Calziu m (Ca), Mangan (Mn), Aluminium (Al), Eisen (Fe), Silicium (Si) und Titan (Ti) 14

Das Ergebnis der Clusteranalyse zeigt das Diagramm Abb. 2. Darauf zeichnen sich die vier verschiedenen Gruppen A - D ab. Die beiden Halrerner Sti.icke von P. FLOS tragen die Nummern 158 und 159 und erscheinen in Gruppe 0, der auch - freilich ganz randlich - das mit dem Stern gekennzeichnete Wiesbadener Stück zugeordnet ist. Die Distanz des Wiesbadener Stückes zur Gruppc D ist jedoch geringer ais diejenige zwischen den Gruppen A/B zu C, sowie zwischen C und D. Zudem wird die randliche Zuordnung des Wiesbadener Exemplars zur Gruppe D bezeichnenderweise durch abweichende Werte für Calzium und Magne­sium hervorgerufen 15

; diese Abweichungen bei Calzitlm und Magnesium bewegen sich ganz in jenem Schwankungsbereich, der haufig bei Scherben idenrischer Pro­duktion, jedoch verschiedener Fundstellen zu beobachten ist. Diese ,durch die unterschiedlichen Bodenverhaltnisse und Verunreinigungen des Bodens an den verschiedenen Fundstellen hervorgerufenen, geringen Abweichungen bei Calzium und Magnesium werden i.ibrigens haufig gar nicht bemerkt, denn der Grogteil der keramischen Gefage hat für diese beiden Elemenre wesentlich hohere Werre 16•

SoUte das Wiesbadener Stück nicht zur Halterner Produktion gehôren, der es sich so klar zuordnet, so müBte durch einen ganz unwahrscheinlichen Zufall an einem anderen Topferort ein den Halterner Tonen nahezu identîscher Ton vorgekommen sein. Da auch in Halrern selbst bereits vier verschiedene Varianten, unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt, wird ein solcher Zufa11 auszuschliegen sein. So kann man es für sicher halten , dag das Wiesbadener Stück aus den Halterner Topfereien stammt."

uvgl. Anm. 4. 14 Vgl. M. Picon und .J. J. Lasfargues in: TS Halrern 7. Die Analyse des Wiesbadcncr Stückes

ergab in % folgende Wcrte: CaO 1,5. Fe10, 1,6. Ti01 1,25. K10 2,05. Si01 80,4. Al10 3 15,5. MgO 0,75. MnO 140 ppm. Umgcrechnet auf 100%: CaO 1,46. Fe10,1,55. Ti01 1,21. K10 1,99. Si01 78,01. Al10 3 15,4. MgO 0,73. MnO 136 ppm. Die c:ntsprechenden Werte der Halterner Produkte finden sich in TS Haltern Tab. 8 und 9; die Ordnungsnummern der dort erfaRten Halterner Stücke stimmen mit denen des hier abgedruckten Diagramms (Abb. 2) überein.

15 Wiesbaden 1,4% CaO und 0,013% MnO gegenüber den Mirtelwerren der Gruppe D von 0,2% CaO bzw. 0,001% MnO.

"Bei der ,cchtcn" Sigillara in Haltern meist Wertc zwischen 7 - 10% fLir CaO und •neist über 1 000 ppm für MnO. Vgl. TS Haltern Tab. 8 und 9.

Page 5: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

50 Siegmar von Schnurbein

A B c D Ab b. 2. Clusreranalyse von Tôpfereiprodukten a us Halrern und Wiesbaden. A-D: Pro ben a us Hal­

tern. Stern: Probe a us Wiesbaden.

Dieses durch die chemischen Untersuchungen gewonnene Resultat entspricht ganz der optischen Analyse und wird durch die Identidit der Topferstempel wohl zur GewiBheit erhoben. Die Werkstatt, aus der die GefaBe mit der Signatur des P. FLOS im Kreisstempel stammen, hat also eindeutig in Haltern gearbeitet 17

Die übrigen der Gruppe D zugewiesenen Produkte gestatten es, die Topferei im Hauptlager ziemlich sicher zu lokalisieren, denn es handelt sich dabei in der überwiegenden Zahl um Funde aus den 1964 am Westrand der Via praetoria entdeckten Gruben mit Fehlbranden und Topfereiabfall 18

• Yon den neun aus diesen Fundkomplexen analysierten Proben ordneten sich nach der chemischen Analyse nur die Nrn. 221 (Gruppe A) und 204 (Gruppe B) nicht der Gruppe D

•7 Vgl. TS Halrern 103, dorr noch mir Vorbehalr. 18 v.Schnurbein, Germania 52, 1974, 77 ff.

Halrerner Sigillata-Produkte in rheinischen Srür1.punkren 51

ZL1 19• Bei den sie ben der Gruppe D zugewiesenen Stücken handelt es· s i ch um

Pro ben der drei Formschüsseln (Nr. 199, 200, 206) 20, der Phalloi (Nr. 205) 21

, zweier Lampenhenkel (Nr. 201 und 202) und Topferton (Nr. 289). Es faUt besonders auf, daiS auch die Nrn. 290,291 und 292 der Gruppe D zugewiesen sindu; da bei handelt es sich namlich um cfrei halbkugelige Becher der Form Ha 13 23

, deren Tonqualitat optisch ganz mit der Ware von P. FLOS überei nstimmt24

• Sie tragen zum Teil vorzüglichen dünnen Sigillata-Oberzug und stehen damit dem oben beschriebenen Teller von Andernach ganz nahe. Die To nfarbe der übrigen in Gruppe D zusam­mengefaBten Objekte, der Formschüsseln, Phalloi und Lam pen, weicht dagegen ab; sie ist beigefarben bis hellbraun. Diejenigen Objekte aus der chemisch definierten Topfergruppe D, die Sigillata-Überzug besitzen, haben also den weiiSlich-hell­gra uen Ton, diejenigen oh ne Überzug den beigefarben-hellbraunen; eine Erklarung vermag ich dazu nicht zu geben, vielleicht ist dies durch spezielle naturwissen­schaftliche Untersuchungen zu klaren. Zu bedenken ist jedenfalls, daiS es sich bei den Produkten mit Sigillata-Überzug um jene handelt, die an Benutzer weitergege­ben worden sind, wahrend die übrigen aus dem Topfereiabfall stammen. Nach dem Bild der Clusteranalyse lassen sich die beiden optisch feststellbaren Yarianten innerhalb der Gruppe D nicht voneinander trennen. Bei einer Vermehrung der Probenzahl aus dem reichhaltigen Fundgut der Halterner T opfereien sind freilich geringfügige Yerschiebungen und die Bildung weiterer Untergruppen nicht auszu­schliefSen. Besonders fallt auf, daiS die aus der Topferei 6 von 1968 stammenden gestempelten Tassenboden des SATURN(inus) 25 und die GemmenstempeJ26 samt­lich, soweit analysiert, der Gruppe A zugeordnet sind 27

• Sie weichen a~ch optisch in der Qualitat deutlich ab. D ies gilt ebenso für die Probe 190, die, zwischen A und B eingeordnet, keiner der Gruppen zuzuweisen war ; es handelt sich dabei um einen weiteren Tassenboden Ha 8 mit Gemmenstempel 28•

Durch die chemischen Analysen hat sich der Bestand an Terra Sigillata aus H alterner Produktion - zum Teil freilich màBigster Qualitat - also deutlich vermehren lassen. Damit wird klar, daiS es sich bei diesen Funden nicht um mehr oder weniger zufallige Spielereien müiSiger Topfer handelr, sondern· tatsachlich um eine auf Serienfabrikation und emsprechenden Absatz zielende Hcrstellung. Ist die Ware des P. FLOS bisher nicht im Topfereiabfall vorhanden, so liegen aus dem Hauptlager selbst vier Stücke a us ganz verschiedenen Arealen vor: Nr. 2 gehorr zum Inventar einer Grube in der Via quintana nôrdlich des sog. Praeroriums.

•• Nr. 221 = ungesrempclrer Tassenbodcn Ha 8. Ha 64 B 51. Nr. 204 - unverzierter Kelch Ha 64 B 1, vgl. Germania 52, 1974, 83 Abb. 1.

10 Ebd. Taf. 14 - 18. 11 Ebd. Taf. 19. "Bei den beiden resrlichen Srücken der Gruppe D handelr es sich um Nr. 220 = Tellerboden oh ne

Srempel (Ha 56 Pl. Keller) und Nr. 309 = Imitation zu Ha 15, also Ha Typ 82 (Ha 73 E 135). u TS Haltern Taf. 68, 1603 -1605. 14 Vgl. TS Halrcrn 207. u TS Halrern Sr. 908 - 912. 16 TS Halrern Sr. 9 13 - 915. 1 7 Abb. 2 Nr. 211 - 217. 10 TS Halrern Sr. 907.

Page 6: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

52 Siegmar von Schnurbein

Nr. 3 und 4 scammen aus den Grabungen zwischen 1925 und 1932, die vorwicgend im Osneil des Hauptlagers durchgefi.ihn worden sind; Fundpunkte sind unbe­kannt. Nr. 5 fand sich in einer Grube der Via praetoria. Nr. 1 wurdc mit groiSer Wahrscheinlichkeit auf der Flur Wiege( irn sog. Anlegeplatz gefunden 29

• Auch die ungestempelren, dem Umkreis von P. FLOS zuzuschreibenden Becher von Typ Ha 13 kommen aus verschiedensten Bercichen des Stützpunkres. LafSr sich schon daraus auf eincn gewissen Erfolg des Tôpfers bei seinen Kunden schlicfSen, so zeigt sich dies in wünschenswerter, ja überraschender Deutlichkeir durch die an verschiedenen Onen im Rheingebier (Abb. 3) nachgewiesenen Fundc. Niche allein in den relariv nahe gelegenen Orten Neuss, Kôln und Andernach , sondern soga r in den weit enrfernten Platzen Mainz und Wiesbaden fand sich aus H alrern srammende Ware des P. FLOS. ln Anbetracht der Lückenhaftigkeit des heure bekannten Fundbestandes im Vergleich zur urspri.i nglich vorhandenen Menge han­deir es sich bei der hier zusammengestell ten Ware von P. FLOS mit groiScr Wahr­scheinlichkeit nur um einen Bruchteil der einst in und aufSerhalb Halterns benutzten Ware dieses Tôpfers; die Zahl der Fundc dürfte sich aller Voraussicht nach bei weiteren Grabungen noch erhôhen.

Der geschilderre Befund ergibt neue Gesichtspunkte zu der gegenwartig beson­ders intensiv geführten Diskussion um die Keramikversorgung des rômischen H eeres einerseirs und zur Rolle des Stützpunktes von Haltern andererseits. Das Auftreten von sechs im Hauptlager von H altern hergestellten Sigillata-GefafSen in fünf verschiedenen Orten im Rheinland lafSt die Annahme ais unwahrscheinlich erschei­nen, die Stiicke seien samtlich im Gepack von Soldaten dorthin gelangt , so, wie man dies für Einzelstücke italischer Tôpfer in rheinischen Srürzpunkren gerne vermutet30• Ist diese Oberlegung richtig, so hat man anzunehmen, dafS die Ware des P. FLOS von Halrern aus in die verschiedenen Fundplarze am Rhein auf irgendeine Weise verrrieben worden isr, sei es durch Handel, sei es durch Liefcrung, die das Milirar selbsr organisiert hat. Diese Frage ist definitiv kaurn zu beanrwor­ren, vor allem deshalb, weil wir den Charakrer der jeweiligen Fundstellen im Rheinland nicht eindeutig genug besrimmen kônnen. In Neuss stammen die beiden Stücke a us der Sammlung Sels, in der mir Sicherheit u. a. auch ein oder mehrere ,Handlerdepots" für Terra Sigillata enthalten waren 31• Ob unscre bei den Stücke in einem solchen Depot lagerten, isr unklar ; sie kônnen ebensogut von einer ganz anders gearteten Fundstelle des riesigen Militarareals in Novaesium kommen, zu dem ja auch die ,Handlerdepots" gehôrten. Von diesem Militiirareal kann man unsere beiden Fundstücke sicher nicht trennen. - Das Kôlner Stück stammt aus einer ungewôhnlich reichen Grube, deren Inhalt nicht fachmiinnisch geborgen worden ist. Anwesenheit von Militar ist für die hier in Frage kommende spataugu-

19 Garn ahnlich ist es bei Saturninus: TS Haltcrn St. 908=Grabung 1925/"1932. St. 909 = vom Wiege!. St. 910 - 912 = a us dem Bereich der Topfcrei 1968 (Grube 404).

30 TS Haltcrn 81. Erstmals in diesem Sinn E. Etrlinger in: Limesstudien. Schr. lnst. Ur- u. Friih­gesch. Schweiz 14 (1959) 45 - 48.

JI Dies., Die italische Sigillara von Novaesium. Novaesium 9. Limesforsch. 21 (1983) 88f. Die beiden Stückc crfaBt ebd. 81, 0.-C. 1203.

Halrerner Sigillata-Produkte in rheinischcn Stürzpunkren

,.1

@ Fundort der Ware des P. FLOS

< r;~\ '-El

Abb. 3. Verbreitung der in Haltern hergcstell ren GefaBe des P. f los.

53

J Bad

• Nauheim

steische Zeit sicher anzunehmen, wenngleich das Problem des Stützpunkres selbst für Kôln nichr geklart ist32

• Das Graffita des Kôlner GefafSes ist nach einem Lesu ngsvorschlag, den ich samt Kommentar B. Galsterer-Krôll verdanke, ais POTIN! aufzulôsen, danach folgt ein X und ein Strich. , Der Name Potinius ist sehr schlecht belegt: CIL XI 1373 a us Luna; hier findet si ch Potinia, was allerdings auch eine Kürzung für Potinia(nus) als Cognomen sein kônnte. Ferner: Putinius, CIL V 3140 (Vicenza). Man hatte also auf dem GefafS das sehr seltene Nomen gentile , Potinius" . Der Eigentümer war daher si cher italischer H erkunft ; ob Soldat

3 1 M. Gechtcr, Sonner Jahrb. 179, 1979, 95 ff.

Page 7: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

54 Siegmar von Schnurbein

oder Z ivilisr isr nichr sicher, cloch sprichr die Anbringung des Namens wohl cher für Militar" 3 3 . - Der Teller von Andernach soli aus einem Grab stammen, zu dessen weireren Beigaben nichrs bekannt ist. Mit einem miliriirischen Stützpunkt wird hier erst für tiberische Zeit gerechner3 \ cloch isr die Quellenlage an diesem Ort recht mager; sollte diese Annahme richtig sein, müiSte der in Haltern ja sicher spatestens 9 n. Chr. hergesrellre Teller mehrere Jahre benützr worden sein, womit man grundsatzlich gewiiS rechnen darf. Ob aber der Eigentümer des Tellers Soldat oder Z ivilist war, isr auch für Andernach vollig offen. - Das Mainzer Stück wurde weit auiSerhalb des Legionslagers im Bereich der spateren Zivi lstadt gefunden 35•

Der Fundzusammenhang ist unklar. Damit ist die Frage, o b das Stück im Besitz cines Soldaten oder eines Zivilisten war, nicht zu cnrscheiden. - Dasselbe gilt schlieBlich auch für das Wiesbadener Exemplar, denn der C harakter der dortigen Fundstelle ist vollig ungeklart, wenngleich eine rein zivile Niederlassung wohl kaum angenommen werden kann 3 6

• Kleinfunde der Militarausrüstung s ichem die Anwesenheit auch ( ?) von Soldaten; der Bestand an früher Keramik ist dem von H altern vergleichbar37

, wie auch die hier behandelten Funde zeigen. Mit Hi ife der Fundorte bzw. Fundstellen der GefaiSe des P. FLOS im Rheinland

la Br si ch a Iso eine vom Militar organisierte Lieferung a us Haltern in die rheinischen Stützpunkte nicht nachweisen, ja, von keinem einzigen der fünf Fundone ist zweifelsfrei zu erschlieiSen, daiS die Stücke in den Besitz von Soldaten gelangt sind. Die politisch-militarische Situation Germaniens in augusteisch-frühtiberischer Zeit hilSt aber eine derart strenge Trennung von militiirischcm und zivilem Bereich kaum zu, denn die gesamte Organisation der neuen Provinz brachte auch viele rein ,zivile" Aufgaben mit sich, die weitestgehend von Angehorigen des Heeres getragen worden sind. Mit guten Gründen wird daher auch seit langem das Auftreten früher Sigillaten im Rheinland in der Regel ais Zeichen fü r die Anwesen­heit von Militar oder zumindest romanisierten, in staatlichem Dienst srehenden Personen angesehen 38

; die Fundstatistik spricht für eine solche Deutung, wenn­gleich natürlich vereinzelt Ausnahmen moglich sind 39• Unser Befund laRt also eine Enrscheidung darüber, in wessen H ande die in H altern produzierte Sigillata an den

n Vgl. B. Galsrerer, Die Graffiri auf der romischen GcfaEkcramik aus Halrcrn. Bodenaltertiimer Wesrfalcns 20 (1983) 4.

H Gechrer a. a. O. (Anm. 32) 121. ss FO: SchusrersrraEe. Diese SrraBe verlaufr vom Markt nordlich des Dornes nach NW und

rn linder in den Flachsmarkt; u. a. vom Flachsmarkr srammen die altesren rômischen Funde von Mainz auBcrhalb der Miliraranlagen. K. -V. Decker und W. Selz.er, Mogonriacum. ANRW 11 5, 1 (1976) 471. -Ebcnfalls aus der SchusrersrraEe stammr das unren erwiihnre Srück mir dem Srempcl M. P. FLOS.

3' H.-G. Simon in : D. Baatz und F. R. Herrmann (Hrsg.), Die Rômer in Hcssen (1982) 485.

37 Ders. in: Rômerlager Rodgen. Limesforsch. 15 (1976) 242f. Kriti sch dazu H. U. Nu ber, Fundber. Hcsscn 19 - 20, 1979 - 80, 673f.

J I Errlinger (wie Anm. 30) 45. Dies., Germa nia 34, 1965, 274. - D. Haupr, Die Kleinfunde cines rômischen Landhauses aus Neuss-Weckhofen . Beirr. Arch. Rom. Rheinland. Rhein. Ausgr. 3 (1968) 153ff. bes. 155 An m. 7. - Dememsprechend sprichr H. v. Perrikovirs in: F. Petri und G. Droege (Hrsg.) Rheinische Geschichte 1,1. Alrenum (1978) 61 von ,Militiirverwalrung".

n Zum Bcispiel das Brandgrab 15 aus dem germanischen Friedhof von Hamminkeln-Meerhoog, Kr. Wesel. W. Janssen in: Beirr. Arch. Nordwesrdeutschl. u. Mirrelcuropas. Marerialh. Ur- u. Frühgesch. Nieders11chsen 16 (1980) 159 Abb. 8, 16 - 19. Freilich wird man bei diesem G rab nichr ausschlieSen kônnen, daE der Eigemümer des Tellers einsr in rômischen Diensten gesranden har!

Halrerner Sigillara-Produkre in rheinischcn Sriirzpunkrcn 55

anderen Fundplatzen kam, nicht mit genügender Sicherheit zu . Da die Produkrion innerhalb des Stützpunktes H altern aber sicher kein reines Privatunternehmen gewesen sein kann, werden die Produkte auch kaum rein privatwircschaftlich verhandelt worden s~n. Ein Zusammenhang mit der staatlichen, militiirisch gerra­genen Verwaltung ist daher sowohl für die Produktion in Haltern ais auch für den Weg der Produkte ins Rheinland vorauszusetzen, seien die Benurzer dort nun Soldaren oder Z ivilisten.

Zur Khirung dieser Frage ware es auch wichtig, den Status der sich himer dem Stempel P. FLOS verbergenden Person zu ermitteln. Oxé hatte aufgrund eines im Stil vollig gleichartigen Stempels mit den Buchsraben M. P. FLOS auf einer Tasse a us M ainz40 einen M. Pu pius Flos, d. h. einen romischen Bürger erschlossen, erwog aber zugleich eine Lesung Flos M. Pupi, nach der ein Sklave namens Flos im Dienste cines M. Pupius gestanden harre. Für unsere P.-FLOS-Srempel schlug Oxé dagegcn nur eine Auflosung als (M.) P(upius) Flos vor 41

, d. h. einen Bürgernamen. Denkbar ware aber sicher auch in diesem Fall die Lesung Flos (M.) P(upi). Das hier bcsonders interessierende Problem der organisatorischcn Stcllung des Topfers im Stützpunkt Halrern, ob Bürger oder Sklavc, und desscn Verhaltnis zum Militiir laiSt sich also vorerst nicht klaren. Leider ist die Mainzer Tasse seir dem Kriege verscho llen. Eine gründliche Materialanalyse gera de dieses Sti.ickes ware besonders erwünscht, da Geissner dessen Qualira t a is ,fein gelbweiiS" bcschrieben hat42

Damit drangt sich der vorerst nicht überpri.ifbare'Verdacht auf, es konne sich wegen der Àhnlichkeit zur Ware des P. Flos auch bei der Mainzer Tasse des M. P. Flos um ein H alrerner Produkt handeln und die unterschicdlich apgekürzten Namen konnten dieselbe Persan meinen 43

• Es ist a lso nicht ausgcschlossen, daiS die Zahl der Halterner Sigillara-Produkte im Rheinland noch groRer war ais oben zusammengesrellt.

Herstellung und Weitergabe der hier vorgestellren Ware sind allem Anschein nach von der vom Heer selbst organisierten Versorgung der Truppe mit Keramik nicht zu trennen , selbst wenn diese zum Teil auch an Z ivilpersonen gelangt sein mag. Kristallisationspunkte der zivilisatorischen Ausstrahlung waren am Rhein ganz deutlich in erster Linie die groiSen Truppenlager. Z um Thema der Truppen­versorgung mit Keramik ist in den letzten Jahren a us verschiedenen Gesichtspunk­ten Stellung genommen worden44

• H. v. Petrikovits gab eine systematische

•• Oxé u. Comforr (wie Anm. 9} 1202. Vgl. auch Anm. 35. ., Ebd. 1203 . ., V. Geissner, Die im Mainzer Museum befindlichen feineren GefiiBc der augusreischen Zei r und

ihre Srempel (1902} Nr. 116. 43 Es gibr darüber hinaus noch eine Reihc von kleinen Rechrecksrempeln, die ledigl ich FLOS

signierr sind (vgl. TS Halrern St. 641 - 642, Oxé u. Comforr [wie Anm. 9) 1204) und wohl samrlich aus Lyoner Manufakruren srammen (TS Halrern 103). ln Anbetrachr der Sclrcnheir des Na mens FLOS dcnkr man narürlich auch hier unwiUkürlich an einen Zusammenhang, der aber nicht nachgewiesen werden kann. - Zu FLOS vgl. l. Kajanro, The Latin Cognomina (1965) 336.

•• H. v. Petrikovirs, Rom isches Milüarhandwerk, Archiiologische Forschungen der leruen Jahre. Anz. Osrerr. Akad. Wiss. Phii.-Hist. KI. 111, 1974, 1 - 21. - D. Breeze, The forr ar Bearsden and rhc supply of pottery ro rhe Roman Army. ln: Roman potrery srudics in Brirain and beyond. BAR Suppl. 30 (1977) bes. 136ff. - K. Greene, Invasion and Response: Portery and Roman Army, ln: B. C. Burnham

Page 8: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

56 Siegmar von Schnurbein

Übersicht über samtliche truppeneigenen Handwerksbetriebe, wahrend die Unrersuchungen von D. Breeze, K. Greene und P. Middleton vornehmlich der Frage galten, auf welche Weise der nichr von truppeneigencn Betrieben zu deckende Bcdarf beschafft und verwalcet wurde. Bei P. Flos liegt der Fall aber insofern anders, als hier von einer in einem Milirarstützpunkt gelegenen, sicher nicht privat45 arbeitenden Topferei aus Keramik an andere Orte gelangte, in denen sich die Abnehmer, die zumindest zum Teil Soldaten waren, wohl kaum die a us Hal cern kommenden GefaBe auf dem freien Markt besorgt haben. Die Situation ist damir bis zu einem gewissen Grade der Lieferung von Ziegeln aus Truppenziegeleien vergleichbar, die ja vielfach in weit entfernt liegenden Militiirbauren, zuweilen aber auch anderen, zivilen Gebauden Verwendung fan den 46 ; erfolgr die Zuordnung der Herstellung zum Milirar dabei über die in den Ziegel-Stempeln erscheinenden Truppennamen, so ist in unserem Fall die innerhalb des Lagers gelegene Produk­tionsstatte ausschlaggebend. Die Tatsache, daf5 unsere Stempel nicht die verant­wortliche Truppe nennen, spricht kcinesfalls gegen diese Zuordnung. Truppen­bezeichnungen auf Keramikgefaf5en kennen wir ja nur in seltenen Fallen 4 7

u. H. B. johnson (Hrsg.), Invasion and Response. The case of Roman13rirain. BAR 73 (1979) 99ff. -P. Middleton, Arrny Supply in Roman Gaul. Ebd. 81 ff. - Vgl. auch TS Haltern 11 7ff. - Zur

Bedeurung des Militiirs flir den Handel vgl. soeben H. v. Petrikovirs in: K. Diiwel, H. Jankuhn, H. Sicms und D. Timpe (Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr in der vor- und frühgeschichrl ichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa. Abhandl. Akad. Wiss. Gôttingen. Phii.-Hist. KI. 3. Folge Nr. 143 ( 1985) 321ff.

•s H. P. Kuhncns Vcrrnutung ist zu bestreiten, in Halrern ha be ,vielleichr sogar" eine ,regelrcchte

Filiale arreünischer GroBberriebe" bestanden (Gnomon 56, 1984, 536), wie überhaupt die in dicsem Beirrag von Kuhnen erônenen Fragen zum Tei l von falschen Vorausscrzungen ausgehen, d:~ die Be­dingungen in neu gesch:~ffcncn Provinzen b7.w. soeben okkupiertcn Liindern nicht von denen in bereirs griindlich romanisierten Gcbieren unterschieden werdcn. Die kurzfristige Existenz der bcdeurenden Lyoner TS-Betriebe z. B. ist, anders ais Kuhnen meint, sehr wohl cin Sonderfall, solange nicht in anderen Provinzen, erwa Afrika, Spanien oder lllyricum, in augusreischcr Zeit vergleichbare Manufak­

turen emdeckr sind; dazu fehlt jedes Indiz! Der schneUe Erfolg und das abrupte Ende der Lyoner Manufakruren spieltc sich in einem polirischen, wirrschaftlichcn und zivilisarorischen Milieu ab, das sich gr.undlegend von demjcnigen umcrscheidet, in dem spiiter die Fabriken Galliens, Spanicns und Nordafrikas erblühtcn. Man vergleiche z. B. das soebcn e rschienene Werk von P. Mayer, Les céramiques s igi llées hispaniques (1984). Die Sigi llata-Produkrion setzte don z. B. crst zôgernd um die Mine des 1. j ahrhunden s ein. Zur Episode des Tôpfers L. Terenrius siche umen (An m. 47). - Die von Kuhnen (S. 538) zitierren Überlegungen G. Prachners zu den Freigelassencn des Ateius wurden im übrigen am echren italischen Material mit seinen vielen zusatzlich in den Stempcln genannren Skavennamcn enrwickelr. ln der Lyoner Produkrion fehlen deranige Sœmpel. Man bedenke im übrigen srers, wie wenig Marerial aus den Manufakturzentren Arezzo, Pisa und Lyon selbsr wirklich edien isr!

• , Vgl. z.B. G. Spirzelberger, Saalburg-jahrb. 25, 1968, bes. 115 ff. mit Abb. 15, auf der fi:i lschlich Augsburg als Kastell eingerragen isr. Zur ziv ilen Verwendung von Militii rziegeln: D. Baatz, Saalburg­j ahrb. 24, 1967, 51 f. (Wiesbaden, Heddemheim). Siche jetzt auch B. O ldenstein-Pferdchirr, Jahrb. RGZM 31, 1984, bes. 420ff. mit Abb. 17.

47 Vgl. die Hinweise von H. v. Petrikovirs (wie An m. 44) An m. 11. Der dort u. a. gegebene Verweis auf die bei Oxé u. Comforr {vgl. Anm. 4) 598 zusammengestellten sogenanmen Legionstôpfer isr insofern problematisch, ais die Zuordnung diescr Topfer zu Legionen durch Oxé eine Hyporhese war (vgl. Bodenaltertümer Westfalens 6 [1943]54ff.), die durch die Emdeckung der Lyoner Manufakturen

hinfallig ist (vgl. TS Haltern 124 Anm. 474), abgesehen von unserem P. FLOS, der aber von Oxé gar nichr genannt war! - Auf augusreischer Sigillata begegnen bisher nur die Stempel des L. Terent{ius) L(egionis) lill Ma(cedonicae) a us Henera de Pisuerga in Cantabrien (Nordspanien), wo man mit gmen

Halterner Sigillata-Produktc in rheinischen Stützpunkrcn 57

Lassen sich also mit Hilfe der in Halrern und im Rhcinland gefundenen Ware des P. Flos die Fragen zur Organisation der Herstellung und Verbreitung dieser Ware nur teilweise und mit Vorbehalt beanrworten, so wirft der Befund auf Haltern selbst und die dem Platz zugedachten Aufgaben ein gewiB bezeichnendes Lichr. Harre ich 1974 unter"ttem Eindruck der Versuche zur Serienproduktion hochwerti­ger Keramik Haltern ,fast den Charakter cines Emporium in der neu zu bildenden Provinz" zugebilligt48

, so scheinen die Halterner Produkrc in rheinischen Orten bis hin nach Wiesbaden dies glanzend zu bestatigen. Vorsicht ist freilich geboten, denn der Forschungssrand ist sehr uneinheitlich; bei aller Lückenhaftigkeir des Befundes und dem grof5en Rückstand in der Materialbearbeitung in Haltern ken­nen wir doch keinen einzigen der grof5eren augusteischen Stützpunkte in Germa­nien auch nur annahernd ebenso gut. Die Entdeckung der hier zu diskutierenden Funde beruht teilweise auf glücklichen Forschungsbedingungen, wie sie an anderen Orten nicht im sel ben Maf5e gegeben sind; die Kenntnisse zu den augustcisch­frühtiberischen Topfereien in Oberaden-Beckinghausen, Vetera, Neuss, Koln, Mainz-Weisenau und Dangstetten 49 ha ben si ch seither niche verandert50

• Eine Halrern vergleichbare Produktion bzw. die Ansarze dazu lassen sich danach bisher einzig in Vetera und in Mainz nachweisen; in Mainz sind Modeln für die Herstel­lung von reliefverzierter Keramik seit langem bekannt5 1, cloch fehlen, genau wie bei den Halterner Modeln, dazu bislang d ie Ausformungen. Für Verera hat ]. H agen 52 die Hersrellung von Sigillara-Imitationea behauptet, darunter unver­zierte und reliefverzierte Kelche; die Funde sind jedoch nie publiziert worden. N. Hanel, der sie zur Zeit aufarbeitet, halr Hagens Interpretation des Marerials freilich für wenig wahrscheinlich 53• Dem entsprache bestens, daB weder 'f. Bechert und M. Vanderhoeven für Asberg54

, noch E. Ettlinger für Neuss55 bei ihren einge­henden Analysen der frühen Sigillaten eventuel! entsprechende Waren ausfindig machen konnren. Zugleich isr es gewill bezeichnend, daf5 sich auch im sehr umfang-

Gründen das Lager dieser Legion annimmt. Die ca. 20 von ihm bekannr gewordenen Sr'ücke srammen siimtlich vom Produkrionsort; ihre Qualiriit scheinr im wesemlichen der von P. Flos w iihneln und unrerscheider sich deutlich von italischer Sigillata. Vgl. A. Garcia y Bellido, L. Terentius, figlinarius de la Legio lill Macedonica. ln: Hommages à Léon Herrmann. Coll. La rom us 44, 1960, 374 - 382. A. Balil, Sautuola 3, 1982 (1984) 171 - 173 mit Literatur und ders., Boletin Seminario Estud. Arre Arqueol. (Valladolid) 50, 1984, 176f. Sicher unzmreffend sind die Oberlegungen von f. Mayet (wie Anm. 45) 16; dort weitere Literarur zu L. Terenrius. Treffender urrcilre P. le Roux, L'Armée romaine

de la Péninsule Ibérique ... ln: Armées et Fiscalité dans le monde antique. Coll. Nar. Centre Nat. Rech. Scient. 936 {1977) 353 - 355 .

•• Germania 52, 1974, 88. • 9 Nachweise ebd. 88 An m. 36. so Zu Lampentôpfereien vgl. auch Gechter, Bonner Jahrb. 179, 1979, bes. 46ff. "'A. Oxé, Arretinische ReliefgefaBe vom Rhein. Mat. Rôm.-Germ. Keramik 5 (1933) 65 Nr. 82

und Nr. 83. "Bonner Jahrb. 122, 1912, 374ff. " N. Hanel danke ich herzlich für emsprechende Auskünfre. Das MateriaJ wird von ihm in

Freiburg ais Dissertation bearbeitet. ... T. Bechert und M. Vanderhoeven in : Beitr. Arch. Rom. Rheinl. 4. Rheinische Ausgr. 23

( 1984) l63ff. ss Wie Anm. 31.

Page 9: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

58 Siegmar von Schnurbein

reichen Material von Neuss kein Fingerzeig einer lokalen Sigillata-Produkrion fand 56, wiihrend in Haltern zu der Ware des P. Flos noch die des Saturn ( ... )und mit Gemmen gestempelte Sigillata-Imitationen treten, die aber bisher auGerhalb Halterns noch niche begegnet sind. Ferner war die Sonderstellung der Ware des P. Flos schon Ritterling, Loeschcke und Geissner bei der ersten Beschaftigung mit frühen Sigillaten aufgefallen. Wenn also eine in der Qualitat iihnlich abweichende weitere Sigillata-Produktion oeben der von P. Flos im Rheingebiet existiert und ihre Ware ahnliche Verbreitung gefunden hatte, so wiire dies gewiiS vermerkt worden; und nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, daiS man auBer P. Flos in Germanien bisher keinen weiteren Sigillata-Top fer ken nt, der sich nicht einem der bekannten groBen Manufakturzentren zuweisen la/Sr. Trotz aller bereits hervorge­hobenen Bedenken scheint also im weiteren Bereich des Rheingebietes und der dortigen Militiirstützpunkte allein die Produktion des P. Flos in H altern über das ,Normale" ein gutes Stück hinausgekommen zu sein.

Wann P. Flos bzw. der mit dessen Namen stempelnde Topfer tiitig war, ist innerhalb der von frühestens ca. 7 v. Chr. bis 9 n. Chr. gesicherten Besetzungszeit H alterns nicht mit Bestimmtheit aus dem archiiologischen Material abzuleiten. Einen sehr frühen Zeitpunkt kaon man wohl sicher ausschlie/Sen, da einige Abfall­gruben des Topfereibetriebes Spuren von Holzbauten überschneiden, die zuvor am Rande der Via praetoria errichtet worden waren 57

• Damit driingr sich die Vermutung auf, den Abbruch des verheiiSungsvollen Anfanges der Sigillata-Produk­tion und anderer hochwertiger Keramik mit dem Untergang des Stützpunkres im Zuge der Niederlage des Varus 9 n. Chr. in Verbindung zu bringen. Folgt man dieser Vermutung nicht, so batte man schon in den Jahren vor der Übergabe des Kommandos an Varus, d . h. vor 6 n. Chr., mit dem Versuch einer Keramikproduk­rion zu rechnen, die weit über den tiiglich notwendigen Bedarf hinausging. Zwar wissen wir nur sehr wenig über die politisch-militiirische Situation in Germanien in den Jahren von 4-6 n. Chr.; ais Tiberius zum zweiten Mal das Kommando führte; sie waren aber zumindest zeitweise mit Kiimpfen gegen die Germanen erfüllt, und erst damit gelang wohl die endgi.iltige Niederschlagung des im Jahre 1 n. Chr. ausgebrochenen immensum bellum58

Die Jahre unter Varus, in denen offenbar keinegro/Sen kriegerischen Auseinan­dersetzungen mit den Germanen stattfanden, boten also wohl am ehesten die Mu/Se zu den gewiiS zeitraubenden Versuchen einer Sigillata-Produktion 59

• Derartige Unternehmen passen auch bestens zu dem gerade mit dem Namen des Varus verkni.ipften Ziel Roms, Germanien endgi.iltig zur Provinz zu machen, d. h. auch,

"Ebd. 71. 57 Vgl. Germania 52, 1974, 88 An m. 37. Es handelt sich urn die Gebaudespuren bei 110-115 Siid,

340 West auf dem Gesarntplan von 1973. Vgl. v. Schnurbein, Die rômischen Miliraranlagen bei Halrern. Bodenaltertümer Wesrfalens 14 (1974) Beil. 6.

58 Vell. Pat. 2, 104. Vgl. D. Timpe, Arminiussrudien (1970) 76 ff.; H. G. Simon (wie An m. 36) 49 f. 59 A. Winrer, Die anrike Glanztonkeramik. Keramikforsch. 3 (1978) 10ff.; SOff. - B. Hoffman n,

Modellhafte Rekonstruktion des Hersrellungsverfahrens von Terra Sigillata. Informationsbl. z. Nach­barwiss. d. Ur- und Frühgesch. 7 (1976) und ebd. H. Juranek, Rekonsrrukrion einzelner Schrirre des Herstellungsverfahrens von Terra SigiJiara durch Nachbildung. - B. Hoffmann, Die Rolle handwerk­licher Verfahren bei der Formgebung reliefverzierter Terra Sigillara. Diss. München (1983) be~. 22 ff.

Halterner Sigillata-Produkre in rheinischen Sriirlpunkten 59

romischer Lebensart allmiihlich zu erschlieiSen 60• Es hat a us der Siche der hier vorgelegten archaologischen Quellen fre ilich den Anschein, ais batte Halrern bei Roms Planungen nicht allein für das Lippegebiet, sondern für ganz Germanien eine zentrale Rolle gespielt. Besrens ergiinzt und weitergefi.ihrt werden damit die überlegungen zur Ft'fnktion Halterns, die ich 1982 vorgetragen habe6 1

, wobei überrascht, daiS sich die vermutete zivilisatorische Ausstrahlung niche in Richtung Innergermanien, sondern in der Gegenrichtung, d. h. in die sicher bereits in starke­rem MaiS romisch beeinfluiSten Gebiete am Rhein hat nachweisen lassen. Die Bedeutung des Stützpunktes Haltern im Gesamtrahmen der entstehenden Provinz Germanien erhiilt damit einen weireren Akze.nt, bei dessen Bewerrung jedoch vor allem solange Zuri.ickhaltung geboten ist, ais das in lnnergermanien am Oberlauf der Lippe gelegene Lager Anreppen 62 und seine Funde nicht beurteilt werden konnen. Dort ist bisher praktisch our im Bereich der Umwehrung gegraben worden und das geborgene, noch weitgehend unpublizierte Fundgut63 dürfte für den Ge­samtstützpunkt kaum repriisentativ genug sein, um die anhand der Keramik des P. Flos diskutierten Probleme weiter zu verfolgen . Man wird nun mit guten Grün­den vermuren di.irfen, daiS sich eines Tages auch in diesem Sti.itzpunkt Keramik aus Haltern findet. Solange Anreppen niche gründlicher erforscht ist, wird man jedoch auch fiir Haltern und die rheinischen Stützpunkte mancher Frage niche in der notwendigen umfassenden Weise nachgehen konnen.

Die Ware des in Haltern unter dem Namen P. Flœ tatigen Topfers verdeutlicht also einerseits die jiingsr von H. v.Petrikovits 64 wieder betonte Rolle des Heeres io Wirtschaft und Handel, gerade wiihrend des Okkupationsstadiums und wirft andererseits ein überraschendes, aber wohl bezeichnendes Licht auf did Rolle, die dem groiSen Stützpunkt von H altern insbesondere unter Varus zugedacht gewesen sein dürfte.

60 ln diesem Sinn beurceilre auch Le Roux (wie Anm. 47) 355 die Aufgabe der Militartopfereien in Nordspanien. - Zur zivilisatorischen Ausstrahlung eines Legionslagers vgl. besonders Vindonissa, wo in gro€em Umfang Terra Sigillara imitiert und Lampen hergestellr worden sind, beides übrigens u.a. mit Srempeln der Xl. Legion (flavisch}. W. Drack, Die helverische Terra Sigillara-lmirarion des 1. Jahrhunderrs n.Chr. Schr. Inst. Ur- u. Frühgesch. Schweiz 2 (1945).- E. Etdinger in: Ur-u. frühgesch . Arch. d. Schweiz 5. Die romische Epoche (1975) 92 f. - A. Leibundgut, Die romischen Lam pen in der Schweiz (1977) bes. 78ff. und 102ff. Die Lampe mir der Legionsinschrifr isr freilich problemarisch, vgl. ebd. 87f.

"Ber. RGK 62, 1981 (1982) bes. 77f. "Vgl. ebd. 29ff. " A. Doms, Wesrfalen 48, 1970, 160ff. •• ln: K. Düwel u. a. (wie An m. 44) 321 ff. - Vgl. auch L. Wierschowski, Heer und Wirrschaft.

Das rômische Heer der Prinziparszeit ais Wirrschafrsfakror. Habelrs Dissertationsdrucke Reihe Aire Gesch. 20 (1984) bes. 125ff.

Page 10: Halterner ·sigillata-Produkte in rheinischen Stü · PDF fileFür die Terra Sigil ... unsere Gruppen A - D, nachgewiesen sind, die Zusammensetzung am sel ben Orr also durchaus schwankt,

- ..... -.:<'- ~ \_ 'lê·. . ~ .

-·~

-. - "1

.- -· .. ·

:! •

'-

. .. .... ' ~

.... > -

...

., ....

.r•

.,

..

'::-

....

--

~ .. .

,....,._.(.

1

·.

..

--

.. -

.. ? ....

·-

\

r

r

''

• j

. ' • L

. .

' f

·~

, ..... ' ;.

..

.-.

J-.. •• 1

..

. ' ,~_ ....

- '

' f_..-./

...

' .

.-;

.. : ... ~

... ,..>~ ... -- .. . .. .~ ~

L •

..

-· ,1< -.....

"!" -: .,.

~~ d ·~~ ""

, .... ~ --.!.~

~-<~~

.... .. -- ~­_ ............