Upload
buiduong
View
218
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Leipzig
Handelshochschule Leipzig Retailbanking im Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Verkaufserfolg und langfristigem Kundennutzen Brückenschlag zwischen Kundennutzen und Verkaufserfolg: Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Andreas Suchanek Studentische Teammitglieder: Adrian Graf Christian Hetke Hendrik Krawinkel Christian Rosenkranz
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Wettbewerbsbeitrag zum
Brückenschlag zwischen Kundennutzen und Verkaufserfolg:
Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................................... I
Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................................................II
Abkürzungsverzeichnis....................................................................................................................................... III
1. Das Retail Banking im Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Verkaufserfolg und langfristigem Kundennutzen ................................................................................................................................................... 1
2. Besonderheiten des Retail Bankings ................................................................................................................. 3
2.1 Definition und Abgrenzung des Retail Bankings .......................................................................................... 3
2.2 Das Verhältnis zwischen Berater und Kunde im Retail Banking ................................................................. 4
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes ............................................................................................ 5
.................................................................... 6
3.2 Die Rolle der Bank im Spannungsfeld .......................................................................................................... 7
...................................................... 8
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes ........... 10
4.1 Die Kundenzufriedenheit als Fundament des Anreizsystems .................................................................... 11 4.1.1 Die Ratio hinter der Verwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsystems ........ 11 4.1.2 Vorteile der Verwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsystems .................... 12
4.2 Einführung in den ACSI und SERVQUAL als Grundlagen zur Messung der Kundenzufriedenheit .......... 15 4.2.1 Die Funktionsweise von ACSI und SERVQUAL .............................................................................. 15 4.2.2 Die besondere Eignung von ACSI und SERVQUAL als Grundlagen zur Messung der
Kundenzufriedenheit ......................................................................................................................... 18
4.3 Übertragung der Ansätze in ein bankspezifisches Modell zur Kundenzufriedenheitsmessung ................. 19 4.3.1 Art, Ablauf und Umfang der Datenerfassung ..................................................................................... 19 4.3.2 Darstellung des Fragebogens .............................................................................................................. 22 4.3.3 Berechnung des aggregierten Zufriedenheitsindexes ......................................................................... 28
4.4 Aufbau und Anwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsystems ............................... 34 4.4.1 Das Anreizsystem für den Berater ...................................................................................................... 34 4.4.2 Die erweiterte Anwendung auf Managementebene ............................................................................ 41
4.5 Die zusätzlichen positiven Auswirkungen auf die Gesamtbank .................................................................. 44
4.6 Verteidigung des Modelles gegen mögliche Kritikpunkte .......................................................................... 45
5. Fazit und Ausblick ........................................................................................................................................... 49
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................ IV
Anhang ................................................................................................................................................................. IX
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Abbildungsverzeichnis
II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zahl der Kundenverbindungen je Berater .................................................................................. 5
Abbildung 2: Angepasste Bedürfnispyramide nach Maslow ............................................................................ 8
Abbildung 3: Methodik des American Customer Satisfaction Index ............................................................. 16
Abbildung 4: Gegenüberstellung geeigneter Befragungsmethoden................................................................ 20
Abbildung 5: Grundprinzip der Indexberechnung .......................................................................................... 28
Abbildung 6: Erläuterung des Signifikanzniveaus ........................................................................................... 34
Abbildung 7: Idealtypische Gehaltsstruktur von Kundenberatern innerhalb des Modelles ....................... 35
Abbildung 8: Scoring-Modell zur Beraterevaluation ...................................................................................... 38
Abbildung 9: Lineares Vergütungsmodell ........................................................................................................ 39
Abbildung 10: Gegenüberstellung tatsächlicher und idealer Gehaltsstrukturen im Management ............. 42
Abbildung 11: Idealtypische Gehaltsstruktur von Managern innerhalb des Modelles ................................ 43
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Abkürzungsverzeichnis
III
Abkürzungsverzeichnis
ACSI American Customer Satisfaction Index
AG Aktiengesellschaft
CLV Customer Lifetime Value
SERVQUAL Service and Quality-Methode
KZI Kundenzufriedenheitsindex
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
1. Das Retail Banking im Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Verkaufserfolg und langfristigem Kundennutzen
1
1. Das Retail Banking im Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Verkaufserfolg
und langfristigem Kundennutzen
Auch im Jahre 2010 hallt die Finanzkrise weiter nach und ihre Auswirkungen werden viele
Anleger den Rest ihres Lebens begleiten. Sie hatten auf Empfehlung ihrer Bankberater in Fi-
nanzprodukte investiert, die in keiner Weise ihrer persönlichen Lebenssituation oder Präfe-
renz entsprachen. Ein Musterbeispiel dafür, welch großen Einfluss diese Falschberatung auf
die Anleger haben kann, sind die immensen Verluste, die sie mit Zertifikaten der US-
Investmentbank Lehman Brothers machten. Mehr als 50.000 Kunden und eine Schadens-
summe von etwa 700 Millionen Euro sind nur eine nüchterne Bilanz der vielen Einzelschick-
sale von Menschen, die zum Teil erhebliche Verluste ihrer Ersparnisse hinnehmen mussten.1
Wie eine Studie aus dem Jahr 2009 ergibt, war die Intention der meisten Lehman-Anleger
vordergründig die langfristige Absicherung ihrer Altersvorsorge und somit die Investition in
eine risikolose Anlage.2 Was jedoch den meisten vorenthalten wurde, ist die Tatsache, dass im
Insolvenzfall des Emittenten Zertifikate, auch die sogenannten Lehman-Garantie-Zertifikate,
als Inhaberschuldverschreibung im Gegensatz zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder
Fonds, nicht geschützt sind und somit ein realistisches Risiko eines Totalausfalls in sich tra-
gen.3 Wie konnte es dazu kommen, dass die Berater die individuellen Ansprüche sowie die
persönliche Lebenssituation ihrer Kunden derart außer Acht gelassen haben und in der Lage
waren, bewusst Risiken zu verschweigen?
Einer der Hauptkritikpunkte der Anleger an ihren Banken ist deren zunehmende Konzentrati-
on auf den eigenen kurzfristigen Verkaufserfolg, anstatt ihren längerfristigen Nutzen in den
Mittelpunkt der Handlungen zu stellen. Aktuelle Studien belegen, dass weit über 80% der
befragten Privatkunden ihrer Bank aufgrund dessen nicht mehr vertrauen.4 Dieses abnehmen-
de Vertrauen führt neben einer sinkenden Zufriedenheit der Kunden vor allem zu einer erhöh-
ten Wechselbereitschaft und trifft damit eine große Zahl der Banken an ihrer Achillesferse.5
Es wird deutlich, dass aus beiderseitigem Interesse des Kunden und der Bank eine drin-
gende Notwendigkeit besteht, dieses aktuelle Spannungsverhältnis und seine Gründe näher zu
1 Vgl. Peucker, P. (2009); Hinterberger M. (2009). 2 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2008). 3 Vgl. Goldstein P. (2009). 4 Vgl. Schmidt, K. M. (2009) 5 Hingegen konnten u. a. Genossenschaftsbanken ihre Kundenzufriedenheit weiter steigern und sind davon aus-genommen. Vgl. Kundenmonitor Deutschland (2009).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
1. Das Retail Banking im Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Verkaufserfolg und langfristigem Kundennutzen
2
analysieren und einen geeigneten, nachhaltigen und vor allem umsetzbaren Lösungsansatz zu
entwickeln, der dieses Spannungsverhältnis zu mildern oder gar zu lösen vermag.
Um die Gründe des Spannungsverhältnisses im Detail zu verstehen, werden in dieser Arbeit
in Kapitel zwei die spezifischen Eigenheiten des Retail Bankings definiert und in Kapitel drei
detailliert die Ansprüche des Kunden sowie der Bank bzw. des Bankberaters analysiert. Es
wird kenntlich gemacht, dass der Hauptgrund für das Spannungsverhältnis die divergierenden
Interessen des Kunden und des Beraters sind. Ausgelöst wird dieser Interessenskonflikt durch
die aktuellen Anreizsysteme für Berater, sich in ihrer Beratungsleistung ausschließlich auf
den kurzfristigen Verkaufserfolg auszurichten und die Kundeninteressen weitestgehend unbe-
rücksichtigt zu lassen. Das vierte Kapitel, welches den Kern dieser Arbeit bildet, nimmt diese
Erkenntnis als Grundlage für die Entwicklung eines erweiterten Anreizsystems für Berater,
sich vermehrt auf die Interessen der Kunden zu fokussieren und ihre Bedürfnisse wieder in
den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. Das hier vorgestellte Modell basiert auf der Adjus-
tierung eines in der Praxis weit verbreiteten Bewertungsmodells von Beratern, das die indivi-
duelle Leistung des Beraters anhand seiner Verkaufszielerreichung misst. Um einer adäquaten
Lösung des Spannungsverhältnisses gerecht zu werden, passt das hier vorgestellte Modell die
Bewertung der Berater in der Art an, dass nicht nur die monetäre Zielerreichung, sondern
auch die aggregierte Zufriedenheit seiner Kunden mit in die Messung eingeht. Auf Grundlage
dieser Bewertung ist es somit möglich, die variablen Vergütungsmechanismen von Bankbera-
tern sowie aller darüber liegenden Managementebenen nicht allein auf die Zielerreichung
kurzfristiger Verkaufsziele, sondern auf die Erreichung von langfristigen Zielen der Errei-
chung eines signifikanten Kundenzufriedenheitsindexes als Messgröße der adäquaten Be-
darfsdeckung des Kunden auszurichten. Das Kapitel schließt mit einer Übersicht der sich aus
der Etablierung eines solchen Systems ergebenden Vorteile für das Unternehmen ab. Es wird
deutlich gemacht, dass durch eine marginale Adjustierung des Modells intuitive Kritikpunkte,
wie z. B. eine Untersagung der Messung und Auswertung von Beraterergebnissen durch den
Betriebsrat, entkräftet werden können, wodurch das Modell weiterhin im besonderen Maße
dazu geeignet ist, dem Spannungsverhältnis entgegenzuwirken. Kapitel fünf fasst abschlie-
ßend die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und beschreibt die zukünftig wach-
sende Bedeutung eines stärkeren Kundenfokus für erfolgsorientierte Banken.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
2. Besonderheiten des Retail Bankings
3
2. Besonderheiten des Retail Bankings
2.1 Definition und Abgrenzung des Retail Bankings
Das Retail Banking, auch als standardisiertes Privatkundengeschäft bekannt, ist ein wesentli-
cher Bereich des Privatkundengeschäftes von Kreditinstituten und Finanzdienstleistern. Die
wichtigsten Produktgruppen des Retail Bankings lassen sich in die folgenden fünf Kernfelder
aufteilen: Kontoführung, Zahlungsverkehr, Einlagengeschäft, Wertpapiergeschäft und Kredit-
geschäft. Im Laufe der Zeit haben sich diversifizierte Vertriebskanäle entwickelt. Die am häu-
figsten auf dem Markt zu beobachtenden Vertriebswege sind das eigene Filialnetz, Vertreter-
netze, das Telefonbanking und das Internetbanking.6 Eine essenzielle Abgrenzung zu anderen
Geschäftsbereichen, wie z. B. dem Private Banking oder dem Private Wealth Management,
besteht darin, dass im standardisierten Privatkundengeschäft keine individuellen Kundenlö-
sungen, sondern größtenteils modularisierte Produkte über standardisierte Vertriebswege ei-
ner Vielzahl von Kunden angeboten werden. Der Grund dafür ist, dass im direkten Vergleich
zum Private Banking oder Private Wealth Management die finanziellen Mittel der Kunden
meist geringer sind, die Anzahl der Kunden jedoch deutlich höher ist. Daher wird das Retail
Banking oftmals als ein produkt- oder produktionszentriertes, standardisiertes Massengeschäft
mit Mengenkunden verstanden.7
Das Retail Banking erfreute sich lange Zeit keiner großen Beliebtheit. Viele Banken urteilten,
dass es zu zeitaufwendig und zu unrentabel sei.8 Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet.
Viele renommierte Bankhäuser haben den Privatkundensektor in seiner Bedeutung wieder-
entdeckt. Einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)9 zufolge,
spricht auch als Konsequenz aus der internationalen Finanzmarktkrise eine große Zahl der
befragten Experten dem Privatkundengeschäft eine Renaissance zu und sieht es, anders als
das Investment Banking, wieder erheblich an Bedeutung gewinnen.10 Exemplarisch für die
derzeitige positive Einschätzung der zukünftigen Entwicklung ist das stärkere Engagement
der Deutschen Bank im Privatkundengeschäft mit der Übernahme der Berliner Bank, der Ber-
liner Norisbank und der Beteiligung an der Postbank.
6 Vgl. Knüfermann, M. (2005). 7 Vgl. Galasso, G. (1999). 8 Vgl. von Schimmelmann, W. / Franke, G. (2005). 9 Vgl. Köhler, M. / Lang, G. (2010). 10 Vgl. ebenda .
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
2. Besonderheiten des Retail Bankings
4
Eine der wichtigsten Abgrenzungen des Retail Bankings zum Private Banking und Private
Wealth Management ist die Tiefe des Verhältnisses zwischen Berater und Kunde. Der Dar-
stellung der Tiefe des Verhältnisses wird in dieser Arbeit, aufgrund der Bedeutsamkeit für das
Verständnis des Spannungsverhältnisses, besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
2.2 Das Verhältnis zwischen Berater und Kunde im Retail Banking
Die Tiefe des Verhältnisses zwischen Berater und Kunde im Retail Banking unterscheidet
sich wesentlich von der Tiefe des Verhältnisses zwischen Berater und Kunde in anderen Be-
reichen des Privatkundengeschäfts. Die Differenzierung zeigt sich e-
Spektrum an sich unter-
scheidenden Anlageprodukten in ihrer Beratungs- und Verkaufstätigkeit abdecken. Spezialis-
ten sind Berater, die aufgrund von höheren Anforderungen sich nur in einem Produktsegment
bewegen und auf ein tiefergehendes Produktwissen zurückgreifen. Beratern im Retail Ban-
gesprochen wird. Der Grund dafür liegt in den sich unterschei-
denden Beratungsintensitätsanforderungen der verschiedenen Bereiche. Nicht jeder Privat-
kunde benötigt jede Dienstleistung aus dem Gesamtangebot seiner Hausbank. So nutzen Kun-
den im Retail Banking oft weniger als 15% der ihnen eigentlich zur Verfügung stehenden
Bankdienstleistungen.11 Diese 15% der Bankdienstleistungen decken jedoch fast 100% der
modularisierten Produkte aus allen verschiedenen Produktsegmenten des Privatkundenberei-
ches ab.12 Die Beratungsgeneralisten beraten und verkaufen somit ein breites Spektrum an
Produkten. Die Beratungsintensität ist jedoch deutlich geringer als in anderen Bereichen, da
die Anforderungen und die Vielzahl der Anlagemöglichkeiten aufgrund der niedrigeren
Portfoliovolumina geringer sind. So deckt der Berater im Retail Banking alle Bedarfe glei-
chermaßen ab.
Zudem ist die Beratungsintensität auch von der Anzahl der Kundenverbindungen pro Berater
abhängig. Die folgende Grafik verdeutlicht den Zusammenhang zwischen steigender Bera-
tungsintensität und steigender Zahl der Berater-Kundenverbindungen in den Kernsegmenten
einer Privatkunden- oder Universalbank.
11 Vgl. Bloss, M. (2010). 12 Vgl. ebenda.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
5
Abbildung 1: Zahl der Kundenverbindungen je Berater13
Es wird ersichtlich, dass die Beratungsintensität im Retail Banking gegenüber anderen Berei-
chen geringer ist. Fast 90% der gesamten Bankkunden werden im Bereich des Retail Ban-
kings beraten. Das durchschnittliche Portfolio eines Beraters, nach Aufbrechen des Kunden-
pools, beträgt zum Beispiel bei der Deutschen Bank ca. 1200 Kunden, wogegen im Private
Banking 100-300 und im Private Wealth Management 1-10 Kunden betreut werden.14 Dies
verdeutlicht, dass durch die sich unterscheidende Beratungsintensität und die Vielzahl der
Kundenverbindungen die Intensität des Berater-Kunden Verhältnisses im Retail Bereich deut-
lich geringer ist als in vielen anderen Bereichen der Bank. Gerade diese geringe Tiefe des
Verhältnisses und die den Retail Bankern zur Verfügung stehende limitierte Produktpalette
bilden in Verbindung mit steigendem Verkaufsdruck die Basis für ein in der Gesellschaft kri-
tisch wahrgenommenes und darüber hinaus weit diskutiertes Spannungsverhältnis. Dieses ist
vor allem im Konflikt zwischen dem kurzfristigen Verkaufserfolg der Bank und dem langfris-
tigen Kundennutzen begründet. In dem folgenden Kapitel wird gerade dieses Spannungsver-
hältnis näher analysiert und es werden weitere Gründe für seine Existenz untersucht.
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
Die schon länger bestehende gesellschaftliche Kritik an den Banken und ihren Beratern richtet
sich größtenteils gegen die zunehmende Konzentration der Banken auf ihren eigenen kurzfris-
tigen Verkaufserfolg, anstatt den längerfristigen Kundennutzen in den Mittelpunkt des Han-
delns zu stellen. Dieses Spannungsverhältnis und seine Auswirkungen wurde lange Zeit vom
13 Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bloss, M. (2010). 14 Vgl. Labudda, M. (2010).
FirmenGroßkunden
FirmenKunden
WealthManagement
PrivateBanking
RetailBanking
Zahl der Kundenverbindungen
Bera
tung
sinte
nsitä
t
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
6
Management großer Banken unterschätzt. Aktuelle Studien aus den Jahren 2008 und 2009
belegen, dass weit über 80% der befragten Privatkunden ihrer Bank aufgrund dessen nicht
mehr vertrauen.15 Diese Studien sind exemplarisch für die Bedeutsamkeit dieses Spannungs-
feldes und für die Wichtigkeit, diese Problematik innerhalb der Banken neu zu diskutieren
und durchdacht anzugehen.
Um zu verstehen, wie sich das Spannungsfeld genau zusammensetzt und wie man dem Kon-
flikt gezielt entgegenwirken kann, ist es zuallererst wichtig zu wissen, ob das Missverhältnis
durch grundsätzlich unterschiedliche Ziele der beiden Parteien, nämlich der Bank und des
Kunden, hervorgerufen wird und, wenn ja, ob es darüber hinaus noch weitere Faktoren gibt,
welche die Problematik zusätzlich verstärken.
3.1 Der Anspruch des Kunden und fristiger
Grundsätzlich weichen die Ansprüche eines Kunden im Kontext seiner Bankgeschäfte nicht
sonderlich von seinen Ansprüchen in anderen Bereichen ab. Das Ziel eines jeden Anspruches
kann Der Kundenanspruch ist die maxi-
male Konvergenz seiner spezifischen Erwartungen mit der erfahrenen Leistung 16 Doch was
sind diese spezifischen Kundenerwartungen im Kontext seiner Bankgeschäfte?
Wie so oft ist es schwierig, hierfür eine pauschale Antwort zu geben. Der Grund dafür liegt in
der individuellen Situation eines jeden Kunden und der damit verbundenen Investitions- und
Anlagepräferenz. Ziel dieses Kapitels soll es jedoch nicht sein, die in der Literatur schon oft
diskutierten und in der Praxis bereits bekannten Stereotypen der Kunden-Investitionsprofile
zu analysieren und darzustellen, sondern allgemeingültige Merkmale von Kundenerwartungen
zu identifizieren und zu untersuchen, ob und inwieweit diese im Konflikt zu den später erläu-
terten Bank- und Beraterinteressen stehen. Diese Merkmale spiegeln sich in verschiedenen
Kundenbefragungen der letzten Jahre wider, welche in ihrem Ergebnis einen eindeutigen
Trend aufzeigen. Viele der heutigen Bankkunden sind durch die Finanzkrise stark beeinflusst
und achten fortwährend auf Transparenz in den ihnen angebotenen Bankdienstleistungen und
Produktlösungen. Ihnen ist es äußerst wichtig zu verstehen, worum es sich bei der empfohle-
nen Anlage genau handelt, inwieweit auf ihre Bedürfnisse bei der Auswahl des Produktes
eingegangen wurde, wie sich die Provision und damit ihre Kosten zusammensetzen und wie
genau die Ertragschancen sind und die damit verbundenen Risiken aussehen.
15 Vgl. Schmidt, K. M. (2009). 16 Eigene Definition.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
7
Kunden vergleichen heute sehr genau die Kreditinstitute. Der Wettbewerb ist extrem hart. Wer nicht zufrieden ist, wechselt heute schnell oder nutzt unter-schiedliche Anbieter. 17
Berthold Reinartz, 2007
Dem Kunden sind bei seiner Wahl der Beraterbank nicht mehr vordergründig die sogenannten
weichen Faktoren, wie u. a. Freundlichkeit oder Beratungsklima wichtig, sondern der eigene
finanzielle Nutzen und das Risiko. Doch wie genau ist dieser Nutzen definiert?
Der langfristige Nutzen eines Kunden ist ein passend zu seinem Profil und seinen Präferenzen
geschneiderter Anlageplan. Dieser Anlageplan muss sich mit den vorher beschriebenen An-
sprüchen und Spezifikationen des Kunden decken und im Resultat mindestens mit den Erwar-
tungen des Kunden übereinstimmen.
18
Moritz Krawinkel, 2010
Doch wie genau sieht dieser Eigennutzen bei Banken aus? Ist er wirklich im Konflikt zum
Kundennutzen zu sehen und allein ausschlaggebend für das Spannungsverhältnis oder spielen
noch andere Faktoren eine wichtige Rolle?
3.2 Die Rolle der Bank im Spannungsfeld
Der Anspruch der Bank kann am Beispiel des Shareholder-Value-Ansatzes beschrieben wer-
den. Die Bank versucht durch eine auf den Shareholder-Value angelegte Unternehmenspolitik
ihr Ergebnis zu maximieren, um damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmerische Ent-
scheidungen werden daran gemessen, ob sie den Wert (engl. value) des Unternehmens für
seine Anteilseigner (engl. shareholder) steigern.19 Die große Frage ist, übertragen auf das Re-
tail Banking, ob unternehmerische Entscheidungen, die auf den längerfristigen Kundennutzen
abzielen, den Wert für die Anteilseigner der Bank steigern. Die wichtigste Erkenntnis vieler
aktueller Studien bestätigt die Tatsache, dass eine Bank nur dann längerfristig erfolgreich sein
kann, wenn sie ihren Kunden zufrieden stellt und langfristig an sich binden kann. Dies ist der
Fall, wenn die im vorigen Kapitel beschriebenen Kundenerwartungen im Tagesgeschäft Be-
achtung finden, was in einer hohen Kundenzufriedenheit mündet. In den Mission Statements 17 Reinartz, B. (2007). 18 Krawinkel, M. (2010). 19 Vgl. Hans-Böckler-Stiftung (2005).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
8
und TV-Werbungen20 vieler großer deutscher Universalbanken ist diese auf die Kundenbe-
dürfnisse fokussierte Ausrichtung klar geäußert. Lässt man die Unterstellung von Täuschung
außen vor, besteht somit der Wille, nicht den kurzfristigen Gewinn, sondern den langfristigen
Kundennutzen zu gewährleisten, da dieser ausschlagegebend für den Fortbestand des Unter-
nehmenserfolges ist. Folglich steht der langfristige Kundennutzen nicht wie erwartet in einem
grundlegenden Konflikt zum Eigennutzen der Bank, sondern ist vielmehr von grundlegender
Bedeutung für den Gesamterfolg. Bei Betrachtung der Bank als Ganzes ist somit nicht klar
ersichtlich, warum das Spannungsverhältnis existiert. Es müssen somit Faktoren eine Rolle
spielen, die nicht auf dem Anspruch der Gesamtbank fußen, sondern in der operativen Umset-
zung des Retailgeschäfts verankert sind. Um dies näher zu untersuchen, wird im folgenden
Kapitel der Anspruch des Privatkundenberaters als Basis für einen Konflikt sowohl zum lang-
fristigen Kundenutzen als auch zum langfristigen Nutzen der Gesamtbank detailliert analy-
siert.
3.3 Der Anspruch des Kundenberaters und
Der Anspruch des Kundenberaters im Retail Banking kann an einem von den Verfassern kre-
ierten Modell, das auf der n21 Bedürfnispyramide basiert, veranschaulicht wer-
den. Die Bedürfnisse des Kundenberaters im Retail Banking sind in ihrer Grundform nicht
anders als die Bedürfnisse von Angestellten in anderen Unternehmen. Die nachstehende Gra-
fik veranschaulicht die Bedürfnispyramide von Bankberatern bezogen auf ihre Arbeit.
Abbildung 2: Angepasste Bedürfnispyramide nach Maslow22
Zuallererst ist es wichtig zu verstehen, wie die einzelnen Ebenen definiert und charakterisiert
sind. Die Sicherheitsbedürfnisse sind die Basisbedürfnisse des Bankberaters und beschreiben
20 und Sparkasse; Mission Statement der Deutsche Bank, 2007-2009. 21 Abraham Harold Maslow, US-amerikanischer Psychologe, 1908-1970. 22 Vgl. Maslow, A. H. (1943).
Selbstverwirklichung
Individualbedürfnisse
Soziale Bedürfnisse
Sicherheitsbedürfnisse
Wachstums-bedürfnisse
Defizit-bedürfnisse
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
3. Identifikation und Analyse des Spannungsfeldes
9
das Verlangen nach finanzieller Sicherheit in Form eines ausreichenden Grundgehalts. Die
sozialen Bedürfnisse beschreiben das Verlangen nach Unternehmens- und Teamzugehörig-
keit, die Individualbedürfnisse das Verlangen nach Status und Anerkennung. Den Individual-
bedürfnissen wird in einer Bank vor allem durch Förderprogramme, Aufstiegschancen und
Bonuszahlungen für erbrachte Leistungen Rechnung getragen. Sind diese drei Bedürfnistypen
nicht erfüllt, so wirkt sich das Defizitär auf die Motivation des Beraters aus. Unter Selbstver-
wirklichung wird der Wunsch verstanden, das moralisch Richtige zu tun und einem höheren
Ziel zu dienen. Ist es dem Berater in seinem Job möglich, dies zum Beispiel dadurch zu tun,
dass er für einen Kunden die wirklich beste Anlagemöglichkeit auswählt, wirkt sich dies för-
dernd auf seine Motivation aus. Zusammengefasst ist der Anspruch eines jeden Beraters die
Weichenstellung zur Erfüllung seiner spezifischen Bedürfnisse. Doch wie kann ein Bankbera-
ter erfolgreich die Weichen stellen? Und wie kann die Bank ein angemessenes Umfeld mit
den richtigen Anreizen schaffen?
Jeder Bankberater bekommt am Anfang eines Jahres genaue Zielvorgaben. Diese Zielvorga-
ben schreiben ihm vor, wie viel Umsatz er generieren soll. Umsatz in diesem Fall bedeutet,
wie viel Erlös er mit Produktverkäufen aus den am Anfang definierten Produktklassen errei-
chen soll. Diese Zielvorgaben und deren Erreichung sind am Ende ausschlaggebend, ob er
weiter im Unternehmen tätig sein darf, wie hoch seine variable Vergütung ist und wie hoch
seine Aufstiegschancen sind. Es wird erkenntlich, dass sein Erfolg beim Verkauf der Produkte
maßgeblich für die Erfüllung seiner Defizitbedürfnisse ist, die Wachstumsbedürfnisse jedoch
keine Beachtung finden. Das Erreichen der Zielvorgaben ist nicht nur das Fundament für sei-
nen weiteren Karriereverlauf, sondern auch eine bedeutende Stellschraube der Motivations-
steuerung in einer Bank. Der Bankberater wird durch diese Zielvorgaben offensichtlich aus
Selbsterhaltungszweck angetrieben, das Maximum an Produkten in einem limitierten Zeit-
rahmen zu verkaufen. Doch nicht nur der Bankberater an sich, sondern auch Filialleiter,
Marktregionsleiter, Regionsleiter und die Mitglieder des Vorstandes werden an der monetären
Zielerreichung gemessen. Die Selbstverwirklichungsbedürfnisse, die die Motivation enorm
steigern können, finden jedoch keine Beachtung.
t-
verkauf der primäre Antrieb und nicht die Anlageberatung im Sinne des Kun-
deninteresses. 23
Karl Matthäus Schmidt, 2009
23 Schmidt, K. M. (2009).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
10
Und genau hier liegt die Basis für die gesellschaftliche Kritik und die Diskrepanz zwischen
langfristigem Kundennutzen und den Zielen der Gesamtbank. Es wird klar, dass der Berater
nicht von sich aus die Interessen der Kunden in den Hintergrund stellt, sondern durch das der-
zeit bestehende Anreizsystem dazu geleitet wird, den kurzfristigen Verkaufserfolg in den Mit-
telpunkt seines Handelns zu stellen. Denn gerade dieses Anreizsystem beruht einzig und al-
lein auf der monetären Zielerreichung, welche von Jahr zu Jahr durch wachsende Verkaufs-
zahlen für den Berater kompetitiver wird. Die Grundfrage, mit der sich diese Arbeit beschäf-
tigt, ist demzufolge, wie dem Berater ein adäquater Anreiz gegeben werden kann, den Kunden
und seine Interessen wieder in den Fokus zu stellen und damit auch die langfristigen Bedürf-
nisse der Bank zu erfüllen. Dies wird im folgenden Kapitel erarbeitet.
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des
Spannungsfeldes
Auf Grundlage des im vorherigen Kapitel identifizierten Spannungsfeldes wird in den folgen-
den Abschnitten ein Schlichtungsmodell entwickelt, das zur Reduzierung dieser Spannung
genutzt werden kann. Ziel ist es, ein Vergütungssystem zu schaffen, welches auf der Kunden-
zufriedenheit aufbauend langfristige und nachhaltige Anreize für die Kundenberater erzeugt,
die Kundeninteressen in den Mittelpunkt ihrer Handlungen zu stellen. Zunächst werden in
Kapitel 4.1. der gedankliche Anstoß und die Ratio hinter der Verwendung eines solchen
Schlichtungsmodelles dargestellt. Kapitel 4.2 stellt zwei bestehende Modelle zur Messung der
Kundenzufriedenheit vor, die in Kombination miteinander die praktische und theoretische
Grundlage für das entwickelte Schlichtungsmodell bilden. Des Weiteren wird die besondere
Eignung dieser Modelle begründet und darüber hinaus empirisch belegt. Das Kapitel 4.3 nutzt
diese Informationen und zeigt die notwendigen Schritte zur Erfassung der Kundenzufrieden-
heit auf, wobei die Konzipierung des Kundenfragebogens und die Indexberechnung, als ele-
mentare Eckpfeiler des Modelles, in besonderem Maße herausgearbeitet werden. Schlussend-
lich wird in Kapitel 4.4 ein Anreizsystem auf Basis des zuvor entwickelten Kundenzufrieden-
heitsindexes vorgestellt, mit Hilfe dessen das Spannungsfeld im außerordentlichen Maße re-
duziert werden kann. Des Weiteren wird die Empfehlung ausgesprochen, dieses Modell eben-
falls auf höheren Managementebenen anzuwenden. In Kapitel 4.5 wird die besondere Eig-
nung des Modelles begründet und die erwarteten Folgen für die Bank als Ganzes dargestellt.
In Kapitel 4.6 folgt abschließend eine kritische Würdigung des Modelles.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
11
4.1 Die Kundenzufriedenheit als Fundament des Anreizsystems
4.1.1 Die Ratio hinter der Verwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden An-
reizsystems
Wie in Kapitel 3 gezeigt wurde, liegt die Ursache für das Spannungsfeld zwischen langfristi-
gem Kundennutzen und kurzfristigem Verkaufserfolg darin begründet, dass Retailkunden und
deren Kundenberater gegenläufige Interessen verfolgen. Dieser Konflikt zwischen beiden
Parteien führte in den vergangen Jahren, verstärkt durch die Finanzkrise, zu einer abnehmen-
den Zufriedenheit der Kunden mit Großbanken. Besonders in Deutschland zeigen aktuelle
Studien,24 dass Bankkunden zunehmend unzufrieden und unsicher sind, was die Qualität und
den Service in Großbanken angeht.25 Diese abnehmende Zufriedenheit führt neben einer ge-
ringeren Weiterempfehlungsabsicht der Kunden vor allem zu einer erhöhten Wechselbereit-
schaft sowie, aufgrund der Verunsicherung der Kunden, zu einer niedrigeren Cross-Selling-
Rate und trifft damit eine große Zahl der Banken an ihrer Achillesferse.26 Der Hauptgrund für
die zunehmende Unzufriedenheit ist die aufgezeigte Unzulänglichkeit der gegenwärtig ge-
nutzten Anreiz- und Vergütungssysteme der Retailbanken, die spezifischen Bedürfnisse ihrer
Kunden einzubeziehen.27 Hier ist es sinnvoll, einen (a) geeigneten, (b) nachhaltigen und (c)
vor allem umsetzbaren Lösungsansatz zu entwickeln. Dieser sollte sich zum einen gezielt auf
die Bedürfnisse der Kunden und zum anderen auf ihre Interaktion mit dem Kundenberater
fokussieren.
Der im weiteren Verlauf dieses Kapitels detailliert vorgestellte Lösungsansatz konzentriert
sich deshalb darauf, den Kundenberatern ein erweitertes Anreizsystem zu geben. Dieses soll
nicht länger nur auf monetären Zielvorgaben basieren, sondern zu einem großen Teil auch die
Interessen und Ansprüche des Kunden und deshalb seine Zufriedenheit mit einbeziehen. Dies
wird über die Messung der Kundenzufriedenheit mit Hilfe eines Kundenzufriedenheitsindexes
ermöglicht, der im Folgenden entwickelt wird. Ein Kundenzufriedenheitsindex ist ein Instru-
ment zur Charakterisierung, Messung und Analyse der Zufriedenheit von Kunden.28 Dabei
24 Vgl. Kundenmonitor Deutschland (2009). 25 Vgl. Finanztest (2010). 26 Hingegen konnten u. a. Genossenschaftsbanken ihre Kundenzufriedenheit weiter steigern und sind davon ausgenommen. Vgl. Kundenmonitor Deutschland (2009). 27 In Studien von Stiftung Warentest haben Kundenberater nahezu aller großen deutschen Finanzinstitute unter-durchschnittlich abgeschnitten, was die Lösung des eigentlichen Anlageproblems, die Ermittlung des zugrunde-liegenden Kundenstatus sowie die Produkt- und Kosteninformationen angeht. Vgl. Finanztest (2010). 28 Vgl. Kundenzufriedenheitsindex24 (2009).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
12
bietet er durch eine einheitliche Erfassungsmethode und Datenbasis die Möglichkeit, Indizes
unterschiedlicher Berater miteinander zu vergleichen und Zielvorgaben zu definieren. Der
Index kann dabei auf unterschiedlichen Aggregationsebenen Anwendung finden und sowohl
für Individuen, Teams oder ganze Unternehmensbereiche verwendet werden.29
Im Folgenden wird herausgearbeitet, welchen Einfluss die Kundenzufriedenheit auf den Er-
folg eines Unternehmens haben kann und warum dessen Einbeziehung in ein Anreizmodell
zur Reduzierung des Spannungsfeldes beitragen kann.
4.1.2 Vorteile der Verwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsys-
tems
Die Kundenzufriedenheit wird im Allgemeinen als ein persönlicher Vergleichsprozess zwi-
schen den Erwartungen und der tatsächlich wahrgenommenen Qualität eines Produktes oder
einer Dienstleitung definiert.30 Eine hohe Zufriedenheit resultiert aus der Zusammenführung
der Erwartung mit der erfahrenen Leistung, was grundsätzlich der in dieser Arbeit verwende-
ten Definition des Kundennutzens entspricht.31 Dabei handelt es sich bei der Zufriedenheit um
ein sehr abstraktes, gedankliches Konstrukt, das von der individuellen Wahrnehmung und den
persönlichen Empfindungen des einzelnen Kunden abhängt.32 Trotz dieser großen Subjektivi-
tät bietet sich ein auf Zufriedenheit basierendes, bankinternes Anreizsystem, das neben der
Erfüllung von Verkaufszielen zusätzlich die Zufriedenheit der Kunden einbezieht, aus mehre-
ren Gründen dazu an, dem Spannungsfeld zwischen den Kunden- und Beraterinteressen ent-
gegenzuwirken.
Der Hauptgrund ist die Eignung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsystems,
die Interessen von Bankberatern und Bankkunden aneinander anzunähern. Dies wird erreicht,
indem das Anreizsystem sowohl für die Kunden als auch für die Berater einen Mehrwert dar-
stellt, wie im Folgenden dargelegt wird.
Ausgelöst durch die weltweite Finanzkrise stieg die Unzufriedenheit von Großbankkunden
dramatisch an.33 Auffällig ist hierbei, dass der Grund für die Unzufriedenheit weniger in dem
Wertverlust von Anlageprodukten zu finden ist, sondern vielmehr durch den großen Vertrau-
ensverlust in die Bankberatung und die Unzuverlässigkeit der Aussagen der eigenen Anlage- 29 Vgl. Fornell, C./Mithas, S./Morgeson, F. V./Krishnan, M.S.: (2006). 30 Vgl. Kaiser, M.-O. (2004). 31 Siehe Kapitel 3.1. 32 Vgl. Kundenzufriedenheitsindex24 (2009). 33 Vgl. Kundenmonitor Deutschland (2009).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
13
berater ausgelöst wurde.34 Aus Sicht der Bankkunden führt ein Anreizsystem, das auf ihrer
Zufriedenheit basiert, folglich dazu, dass Berater bei der Produktauswahl vermehrt auf die
individuellen Erwartungen, Ansprüche und Interessen des Kunden eingehen. Der Nutzen des
Kunden und dessen Zufriedenheit werden somit in den Mittelpunkt der Bankdienstleistungen
gerückt, was zu einem stärkeren Vertrauen sowohl in die erbrachte Beratungsleistung als auch
in die Bank als Ganzes führt. Darüber hinaus muss die Bank, die eine erhöhte Kundenzufrie-
denheit gewährleisten möchte, dafür Sorge tragen, dass die Aussagen und Versprechen des
Beratungsgespräches auch im Nachhinein Bestand haben und jederzeit für den Kunden zu-
gänglich sind. Dadurch erhöht ein zufriedenheitsbasiertes Anreizmodell die Zukunftssicher-
heit der Kunden. Somit lässt sich zusammenfassend festhalten, dass ein erhöhter Fokus auf
die Kundenzufriedenheit einen positiven Einfluss auf den subjektiv wahrgenommenen Nutzen
der Bankkunden hat.
Ein solches Anreizsystem bietet jedoch auch dem Berater erhebliche Vorteile. Wie in Kapitel
3.3 beschrieben, dienen die aktuell genutzten Anreizsysteme der Banken lediglich dazu, die
Defizitbedürfnisse ihrer Berater zu erfüllen. Wenn nun jedoch der Kundennutzen in den Vor-
dergrund gestellt wird bietet dies dem Berater die Möglichkeit, das moralisch Richtige zu tun
und damit stolz auf seine Arbeit zu sein. Diese Verschiebung der Zielvorgaben ermöglicht es,
die Wachstumsbedürfnisse des Beraters zu erfüllen und somit seine Motivation nachhaltig zu
steigern.
Betrachtet man nun die Seite der Banken, zeigt sich, dass sich die positiven Auswirkungen
des hier beschriebenen Anreizsystems nicht auf den Nutzen des Kunden und der Berater be-
schränken. Infolge des ständig zunehmenden Wettbewerbs auf den internationalen Finanz-
märkten kann die Kundenzufriedenheit als einer der wesentlichen kritischen Erfolgsfaktoren
einer Bank betrachtet werden.35 Empirische Studien beweisen, dass die Kundenzufriedenheit
einen erheblichen Einfluss auf die Gewinnentwicklung eines Unternehmens hat, was sich
letztlich in einem erhöhten Shareholder-Value ausdrückt.36 Grund dafür ist, dass eine erhöhte
Kundenzufriedenheit zu einer verstärkten Kundenloyalität bzw. Kundenbindung führt. Sind
Kunden an eine Bank gebunden, so verringert sich ihre Wechselbereitschaft,37 was bedeutet,
dass sie eher bei einer Bank verbleiben, selbst wenn sich Marktverhältnisse wie zum Beispiel
die Renditechancen oder Anlagerisiken ändern. Somit erhöht die Kundenzufriedenheit die 34 Vgl. Kundenmonitor Deutschland (2009). 35 Vgl. Kohli, A.K., Jaworski, B.J. (1990). 36 Vgl. ebenda. 37 Vgl. Fornell, C. / Wemerfell, B. (1987).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
14
Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde über einen längeren Zeitraum die gleichen oder andere
Produkte derselben Bank kauft bzw. nutzt.38
Darüber hinaus führt eine erhöhte Kundenzufriedenheit zur Weiterempfehlung bereits genutz-
ter Dienstleistungen und somit zu einer größeren potentiellen Kundenbasis für die Bank.39 Im
Umkehrschluss neigen unzufriedene Kunden zu negativer Mundpropaganda, was zu einem
erhöhten Wechselverhalten der Kunden führt und die Neukundenakquise erschwert.40 Be-
trachtet man in diesem Zusammenhang auch die Kostenstruktur einer Bank, so zeigt sich,
dass eine erhöhte Kundenzufriedenheit dazu geeignet ist, die operativen Kosten für Marketing
und das Beschwerdemanagement zu senken, da die Akquise neuer Kunden vereinfacht wird
und zufriedene Kunden erwiesenermaßen ein stark verringertes Beschwerdeverhalten zei-
gen.41
Folglich führt eine erhöhte Kundenzufriedenheit zu einem signifikant steigenden Customer
Lifetime Value (CLV) und somit zu einer vergrößerten langfristigen Ertragsbasis für das Fi-
nanzinstitut.42 Neben diesem positiven Effekt der Kundenzufriedenheit auf die Gewinnent-
wicklung einer Bank43 führt die Orientierung an der Kundenzufriedenheit zu einem allgemein
geringeren bankspezifischen Risiko. Diese Risikometrik wird, neben den systembedingten
Risiken, von Finanzanalysten bei der Bestimmung von Aktienkursvolatilitäten genutzt.44
Folglich können Daten über die Kundenzufriedenheit verwendet werden, um das Risiko nega-
tiver Aktienkursentwicklungen einzuschätzen, was neben der erwarteten Rendite die Grund-
lage für Portfolioentscheidungen darstellt.45 Demzufolge führt eine niedrigere Kundenzufrie-
denheit letztlich zu schlechteren Kreditbewertungen und somit zu höheren Fremdkapitalkos-
ten, was durch zahlreiche empirische Studien untermauert wird.46 Diese Ergebnisse sind auf
das erhöhte unternehmerische Risiko zurückzuführen, dem Unternehmen mit geringer Kun-
denzufriedenheit aufgrund einer volatileren Konsumenten- und folglich Gewinnbasis begeg-
38 Vgl. East, R. (1997); Der Kauf weiterer Produkte durch einen bestehenden Kunden wird auch als Cross Selling bezeichnet. 39 Vgl. File, K.M. / Prince, R.A. (1992). 40 Vgl. Levesque, T. / McDougall, G.H.G. (1996). 41 Vgl. Fornell, C. / Wemerfell, B. (1987). 42 diskontiert auf den heutigen Tag. 43 Vgl. Fornell, C. / Mithas, S. / Morgeson, F. V. / Krishnan, M.S.: (2006). 44 Vgl. Tuli, K. / Bharadwaj S. (2009). 45 Vgl. ebenda. 46 Vgl. Anderson, E. W. / Mansi, S. A. (2009); Im Fall dieser Studie bezieht man sich auf das Ergebnis des Ame-rican Customer Satisfaction Index.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
15
nen.47 Aktien von Unternehmen mit einer höheren Kundenzufriedenheit zeigen hingegen eine
erhöhte Renditeerwartung bei verminderter Risikobewertung auf,48 was einen direkten positi-
ven Einfluss auf den Shareholder-Value hat.49 Erstaunlicherweise bleiben diese positiven Ef-
fekte auch in Zeiten finanzieller Unsicherheiten und wirtschaftlicher Krisen bestehen, was es
Banken mit einer hohen Kundenzufriedenheit erleichtert, mögliche Krisen zu überwinden.50
Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass ein auf der Kundenzufriedenheit basieren-
des, bankinternes Anreizsystem das Spannungsfeld zwischen Kundennutzen und Unterneh-
menserfolg mildern kann, indem es beiden Seiten einen erheblichen Nutzen sowohl in ideeller
als auch in materieller Hinsicht verspricht. Fraglich ist nur, inwiefern das gedankliche Kon-
strukt der Zufriedenheit überhaupt gemessen und in ein Anreizsystem überführt werden kann.
Mit dieser Frage werden sich die folgenden Kapitel auseinandersetzen.
4.2 Einführung in den ACSI und SERVQUAL als Grundlagen zur Messung der Kun-
denzufriedenheit
Zur Erfassung der Kundenzufriedenheit existieren verschiedene Modelle, von denen in dieser
Arbeit der American Customer Satisfaction Index (ACSI) und das SERVQUAL-Modell als
Grundlage für die erarbeitete Lösung näher betrachtet werden. In den folgenden beiden Ab-
schnitten wird zunächst die Funktionsweise der beiden Modelle und im Anschluss daran ihre
Eignung als theoretische und praktische Grundlage für die Entwicklung eines individuellen
Kundenzufriedenheitsindexes erläutert.
4.2.1 Die Funktionsweise von ACSI und SERVQUAL
Eines der bekanntesten Beispiele für die Erfassung und Anwendung eines Kundenzufrieden-
heitsindexes ist der so genannte ACSI, welcher an der University of Michigan entwickelt
wurde. Dieser wird bereits seit 12 Jahren verwendet und gibt ein nachweislich verlässliches
Bild über den Stand und die Entwicklung der Kundenzufriedenheit in Unternehmen in den
Vereinigten Staaten wieder.51 Das primäre Ziel des ACSI ist die Bestimmung der Kundenlo-
yalität, welche genutzt wird, um die Leistungen von Unternehmen zu messen und letztlich zu
47 Vgl. Anderson, E. W. / Mansi, S. A. (2009). 48 Vgl. Fornell, C. / Mithas, S. / Morgeson, F. V. / Krishnan, M.S.: (2006). 49 Vgl. Matzler, K. / Hinterhuber, H. / Daxer, C. / Huber, M. (2005). 50 Vgl. ebenda. 51 Vgl. ACSI (2010).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
16
verbessern.52 Dafür misst der ACSI die Kundenwahrnehmung der Qualität von Produkten und
Dienstleistungen eines Unternehmens.
Der Zusammenhang zwischen der Kundenzufriedenheit und der finanziellen Entwicklung von
Unternehmen lässt sich besonders gut am ACSI verdeutlichen. Zahlreiche empirische Studien
haben eine positive Korrelation zwischen der Entwicklung des Indexes und der Marktent-
wicklung der im ACSI betrachteten Unternehmen und Branchen gezeigt.53 Vor allem die po-
sitive Verknüpfung der Kundenzufriedenheit mit der Entwicklung des Börsenwertes des be-
trachteten Unternehmens ist dabei hervorzuheben.54
Der ACSI stellt die Kundenzufriedenheit als ein Konstrukt dar, das in einem Ursachen-
Wirkungs-Geflecht eingebunden ist. Gemäß Abbildung 3 wird die Kundenzufriedenheit dabei
durch drei Bestimmungsfaktoren definiert: Die Erwartungen des Kunden an die Leistungen
des Unternehmens, die tatsächlich wahrgenommene Leistungsqualität und den wahrgenom-
menen Wert der Leistung. Zufriedenheit stellt sich ein, wenn die wahrgenommene Leistung
den Erwartungen entspricht oder diese sogar übertrifft.55 Im Umkehrschluss wirkt sich die
Kundenzufriedenheit als Hauptfaktor sowohl auf die Kundenbeschwerden als auch auf die
Kundenloyalität bzw. Kundenbindung aus.56
Abbildung 3: Methodik des American Customer Satisfaction Index57
Die Kundenerwartung ist dabei ein Maß für die erwartete bzw. verlangte Qualität für Produk-
te und Dienstleistungen. Sie wird beeinflusst durch frühere Erfahrungen mit dem Unterneh-
men, Erwartungen, welche durch Werbungen oder Kundenreferenzen geweckt wurden, sowie
durch die subjektive Prognose über die Eignung des Unternehmens, diese Leistungen in Zu-
52 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996). 53 Vgl. Tuli, K. / Bharadwaj S. (2009). 54 Vgl. ACSI (2010). 55 Vgl. Faullant, R. (2007). 56 Kundenbindung und Kundenloyalität werden im Folgenden synonym benutzt. 57 Fornell, C. et.al. (1996).
WahrgenommenerWert
WahrgenommeneQualität
Kunden-erwartungen
Kunden-beschwerden
Kunden-loyalität
Kunden-zufriedenheit
++
+
++
+
+
+
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
17
kunft erfüllen zu können.58 Die Variable Kundenerwartung hat dabei einen Einfluss sowohl
auf die Kundenzufriedenheit als auch auf die wahrgenommene Qualität und den subjektiven
Wert der Leistung.
Der zweite Bestimmungsfaktor der Kundenzufriedenheit, die wahrgenommene Qualität des
Produktes oder der Dienstleistung, bestimmt sich zum einen über den Umfang der individuel-
len Anpassung an die Erwartungen des Kunden und zum anderen über die Verlässlichkeit des
Produktes. Die wahrgenommene Qualität hat ebenso wie die Kundenerwartung eine direkte
Wirkung auf die Kundenzufriedenheit und den wahrgenommenen Wert der Leistung.59 Letzte-
rer wird im ACSI als subjektive Einschätzung des Produktes in Relation zu seinem Preis defi-
niert. Damit ist gemeint, welche Einschätzung der Kunde vom Nutzen eines Produktes im
Vergleich zu dessen Kosten hat.
Auf Grundlage dieser Bestimmungsfaktoren berechnet der ACSI die Kundenzufriedenheit als
einen Index, der eine negativkorrelierte60 Beziehung zu den Kundenbeschwerden und eine
positivkorrelierte Beziehung zur Kundenloyalität hat. Die Beschwerden werden dabei als Pro-
zentsatz der Kunden gemessen, die sich in einem bestimmten Beobachtungszeitraum über die
Leistungen des Unternehmens beschwert haben. Im letzten Schritt des ACSI Modelles wirken
sich sowohl Kundenzufriedenheit als auch Beschwerdeverhalten auf die Kundenloyalität aus.
Die Kundenloyalität ist dabei definiert als die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde die Pro-
dukte und Dienstleistungen eines Unternehmens erneut in Anspruch nimmt, seine Tendenz
die Leistungen weiterzuempfehlen und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde trotz sich än-
dernder Konditionen dem Unternehmen treu bleibt. Somit ist die Kundenloyalität der erfolgs-
kritische Faktor im ACSI, da sie als eine Approximation für die Profitabilität der Kunden ei-
nes Unternehmens steht.61
Neben dem ACSI findet im Rahmen dieser Ausarbeitung auch das SERVQUAL-Modell An-
wendung. Dieses Modell wurde Mitte der achtziger Jahre von Parasuraman, Zeithaml und
Berry62 entwickelt, um über ein Multi-Kriterien-System die Zufriedenheit von Kunden spezi-
ell mit Dienstleistungen zu messen.63 Bereits seit Jahren wird diese Methode universell akzep-
58 Vgl. ACSI (2010). 59 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996). 60 Die negative Verknüpfung zwischen Kundenzufriedenheit und Beschwerden erklärt sich damit, dass zufriede-ne Kunden eher keinen Grund haben sich zu beschweren. 61 Vgl. ACSI (2010). 62 Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1988). 63 Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
18
tiert und findet in vielen unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen Anwendung,64 wobei zahl-
reiche internationale Studien die Anwendbarkeit des SERVQUAL Modelles vor allem im
Bankensektor unterstützen.65 Die Vorgehensweise des SERVQUAL sieht dabei wie folgt
aus:66 Die Zufriedenheit von Kunden eines bestimmten Unternehmens wird anhand eines Fra-
gebogens mit insgesamt 44 Fragen erfasst, indexiert und evaluiert. Dabei beziehen sich 22
Fragen auf die Erwartungen, die ein Kunde an die Dienstleistung stellt, und 22 Fragen auf die
wahrgenommene Leistungsqualität. Die Fragen sind dabei in die folgenden fünf Kategorien
unterteilt:
Tangibles
Reliability
Responsiveness
Assurance
Empathy
Für jede der genannten Zufriedenheitsdeterminanten wird durch mehrere Fragen zunächst die
individuelle Erwartungshaltung der Kunden bestimmt, welche im nächsten Schritt mit den
entsprechenden Leistungseinschätzungen abgeglichen wird. Folglich definiert sich die Zufrie-
denheit eines Kunden über die Differenz zwischen erwarteter und erhaltener Leistung. Die
Messung der einzelnen Zufriedenheitsindikatoren, die über einen gewichteten Durchschnitt zu
einem Index aggregiert werden, erfolgt dabei anhand einer Sieben-Punkte-Skala.
4.2.2 Die besondere Eignung von ACSI und SERVQUAL als Grundlagen zur Messung
der Kundenzufriedenheit
Der ACSI ist im Allgemeinen gut dazu geeignet, für verschiedene Branchen verlässliche
Zufriedenheitsdaten zu ermitteln.67 Sowohl das Modell selbst als auch die genutzten Variab-
len sichern diese Universalität. Dabei definiert sich die Eignung eines Kundenzufriedenheits-
indexes zur Bestimmung der Kundenzufriedenheit in erster Linie durch seine statistische Prä-
zision. Die Eignung des in dieser Arbeit entwickelten Modelles zur Bestimmung der Kunden-
zufriedenheit zeigt sich somit bereits in dem großen Erfolg und der langjährigen Anwendung
des ACSI, auf dem es überwiegend basiert. Untersuchungen zeigen, dass der ACSI einen
Großteil der zur Erfassung der Kundenzufriedenheit nötigen latenten Variablen umfasst. In
64 65 Vgl. Ladhari, R. (2009). 66 Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991). 67 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
19
diesem Zusammenhang beträgt das Bestimmtheitsmaß R² des Modelles für die Kundenzufrie-
denheit im Finanzsektor 0,80.68 Dies bedeutet, dass rund 80% der Gesamtabweichung zwi-
schen den durch das Modell approximierten Werten und den tatsächlich gemessenen Werten
für die Kundenzufriedenheit durch die Regression erklärt werden.69 Dieser Wert übertrifft
sogar das durchschnittliche Bestimmtheitsmaß von 75%, das der ACSI in anderen Branchen
erreicht.
Betrachtet man die statistische Präzision des SERVQUAL als zweite Basis des hier vorge-
stellten Modelles, so zeigt sich ein ähnliches Bild. Studien haben gezeigt, dass das bereinigte
Bestimmtheitsmaß ² zur Bestimmung der Erwartungen und der wahrgenommenen Qualität
von Dienstleistungen im Bankensektor bei ungefähr 65% liegt. Darüber hinaus hat der Zuver-
lässigkeitskoeffizient Alpha für alle Variablen des SERVQUAL einen Wert von durchschnitt-
lich 88%.70 Beide Größen zeigen die große Zuverlässigkeit des SERVQUAL bei der Bestim-
mung von Kundenerwartung und Kundenwahrnehmung der Leistung.
Sicherlich können diese Werte nur als Indikator einer allgemeinen Gültigkeit dieser Kunden-
zufriedenheitsindizes angesehen werden. Da sich der in dieser Arbeit entwickelte Ansatz je-
doch stark am Konzept der beiden Modelle ACSI und SERVQUAL orientiert, kann eine An-
näherung an die statistisch nachgewiesene Signifikanz angenommen werden. Die Adaption
eines solchen Indexes zur Steuerung des Mitarbeiterverhaltens und zur Setzung von Anreizen
für die Berater im Retail Banking wird im folgenden Kapitel 4.3 umgesetzt.
4.3 Übertragung der Ansätze in ein bankspezifisches Modell zur Kundenzufrieden-
heitsmessung
4.3.1 Art, Ablauf und Umfang der Datenerfassung
Das in dieser Arbeit vorgeschlagene Modell wurde dahingehend entwickelt, dass es den spe-
zifischen Ansprüchen einer Retailbank entspricht und problemlos in ein Überwachungs-, Be-
wertungs- und Motivationsinstrument integriert werden kann.
Anstatt Annahmen über die Kundenzufriedenheit zu treffen oder über abstrakte Multiplikato-
ren eine Approximation für die Kundenzufriedenheit zu erhalten, bezieht das vorgestellte
Modell unter Anwendung der Methoden aus ACSI und SERVQUAL die notwendigen Daten
68 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996). 69 Vgl. Studenmund, A.H. (2008). 70 Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
20
direkt bei den Kunden, um so eine maximale Aussagekraft der Ergebnisse zu erreichen. Dies
ist nötig, da es sich bei der Kundenzufriedenheit um ein abstraktes Konstrukt handelt, das von
den persönlichen Empfindungen des einzelnen Kunden abhängt und nicht durch eine Regres-
sionsanalyse nachgebildet werden kann.71
Für die Befragung stehen grundsätzlich mehrere Methoden zur Verfügung, wobei die persön-
liche Befragung, die Telefonbefragung und die Online- bzw. die Bankterminalbefragung am
sinnvollsten erscheinen. Zur Evaluierung dieser vier Möglichkeiten werden im Folgenden die
Faktoren Verweigerungsrate, Kosten, Befragungseinfluss und Befragungsumfang herangezo-
gen. Für eine detaillierte Gegenüberstellung der Befragungsmethoden siehe Abbildung 4.
Abbildung 4: Gegenüberstellung geeigneter Befragungsmethoden72
Für einen branchenweiten Kundenzufriedenheitsindex werden im ACSI üblicherweise 250
Befragungen je Firma durchgeführt. Ausgehend von einer durchschnittlichen Kundenzahl von
1200 Kunden pro Berater und einer Rücklaufquote von 50% wird empfohlen, ca. 30% bis
50% der Kunden eines Retailberaters anzusprechen, um eine ähnlich hohe Anzahl an voll-
ständig durchgeführten Befragungen zu gewährleisten und damit eine aussagekräftige Daten-
grundlage für die Berechnung eines Kundenzufriedenheitsindexes und im späteren Verlauf für
die Anwendung eines variables Vergütungssystem zu erhalten. Zudem ist es wichtig auszu-
wählen, welche Kunden befragt werden sollen. Um eine maximale Aussagefähigkeit über ein
konkretes Beratungsgespräch zu erreichen, sollte zunächst der Fokus auf Kunden gelegt wer-
den, die innerhalb des letzten Jahres eine Beratung in Anspruch genommen haben. Kunden,
71 Vgl. Kundenzufriedenheitsindex24 (2009). 72 Eigene Darstellung in Anlehnung an Herrmann, A. / Homburg, C.(2000).
Persönliche Befragung
Telefon- befragung
Online bzw. Bankterminal
Befragung Verweigerungsrate Gering Mittel Gering
Kosten (relativ) Sehr hoch Hoch Gering Einfluss durch den
Interviewer Hoch Mittel Kein Einfluss
Befragungsumfang Keine Einschränkung der Fragethematik
Geringe Einschränkung der Fragethematik
Hohe Einschränkung der Fragethematik
Dritteinfluss auf Befragten
Gering Mittel gering
Erreichbarkeit der Befragten
Gering Hoch Mittel bis hoch
Durchführungs-geschwindigkeit
Gering Mittel Hoch
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
21
die seit längerem keine Beratung hatten, dürfen jedoch nicht unberücksichtigt gelassen wer-
den, um ein vollständiges Spiegelbild der Zufriedenheit zu bekommen. Gerade vor dem Hin-
tergrund der langfristigen Kundenzufriedenheit und teilweise längerer Laufzeiten von Bank-
produkten müssen auch Kunden, die in der letzten Zeit nicht persönlich beraten wurden, be-
fragt werden.
Die Häufigkeit der Befragungen ist dabei von der Frequenz der Nutzung bzw. Inanspruch-
nahme der Beratungsdienstleistungen abhängig.73 Im speziellen Fall des Retail Bankings wird
eine jährliche bis maximal halbjährliche Befragung bestimmter Kundenstichproben empfoh-
len. Diese Frequenz soll eine regelmäßige Befragung ermöglichen, aber auch verhindern, dass
die Kunden von zu häufigen Befragungen abgeschreckt werden bzw. den standardisierten
Test auf Grund von Gewohnheit immer gleich beantworten.
Unter dem Gesichtspunkt der Vielzahl und der relativ hohen Frequenz der Befragungen er-
scheinen die persönliche Befragung und die Telefonbefragung bereits aus reiner Kosten-
Nutzen-Verhältnismäßigkeit ungeeignet. Darüber hinaus besteht bei diesen Methoden stets
das Risiko, dass die Messergebnisse durch einen direkten oder indirekten Einfluss durch den
Interviewer verfälscht werden. Dies trifft insbesondere für Befragungen zu, in denen es um
eine persönliche Einschätzung der Beratungsleistung einzelner Kundenberater geht. Folglich
werden damit die ersten beiden Befragungsmethoden ausgeschlossen.
Online- und Bankterminalbefragungen sind mit weitaus niedrigeren Kosten verbunden und
haben das Potenzial, einen Großteil der Kunden zu erreichen. Eine Online-Befragung, die
zum Beispiel in Form eines Computer Assisted Web Interviews (CAWI) stattfinden kann,
ermöglicht eine schnelle, automatisierte und damit kostensparende Erfassung und Auswertung
der Kundendaten. Dies wird durch standardisierte Fragebögen mit einer einheitlichen Bewer-
tungsskala ermöglicht. Um eine möglichst hohe Rücklaufquote bei den onlinebasierten Befra-
gungen zu gewährleisten, könnte den Befragten ein zusätzlicher Anreiz gegeben werden.
Hierfür bietet es sich an, den an der Befragung teilnehmenden Kunden in erster Linie ihren
eigenen Mehrwert, der sich als Ergebnis aus der Befragung ergibt, klar zu kommunizieren.
Des Weiteren wäre eine Erstattung von z. B. Kontoführungsgebühren in dem Zeitraum, in
dem die Befragung aktuell ist, denkbar. Die hierdurch entstehenden Umsatzeinbußen werden
durch einen wichtigen Faktor abgedämpft. Es würde für viele Kunden einen weiteren Anreiz
73 Vgl. Fornell, C., et.al. (1996).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
22
darstellen, sich mit dem Online Banking auseinanderzusetzen, was die Kosten der Bank mas-
siv senken könnte.74
Die Bankterminalbefragungen erreichen im Gegensatz zur Onlinebefragung nicht nur Online-
kunden bzw. Kunden mit Online Banking, sondern darüber hinaus jeden Kunden, der ein
Bankterminal benutzt. Sobald ein Kunde eine Überweisung oder Auszahlung am Banktermi-
nal ausführen möchte, ist es denkbar, die Befragungsmaske einzublenden. Hierbei muss je-
doch beachtet werden, dass auch zeitliche Rückstellungen der Befragung möglich sind, da
nicht in jedem Fall gewährleistet ist, dass der Kunde zu diesem Zeitpunkt auch in der Lage ist,
die Befragung adäquat durchzuführen, und nicht etwa unter Zeitdruck steht.
Nachdem nun die Online- und die Bankterminalbefragung als effizienteste Befragungsmetho-
den erläutert wurden, wird sich das nächste Kapitel mit dem spezifischen Fragenkatalog be-
schäftigen, welcher eines der zentralen Elemente in dem hier vorgestellten Modell ist.
4.3.2 Darstellung des Fragebogens
Um die Kundenzufriedenheit zu messen, muss zunächst ein geeigneter Fragebogen entwickelt
werden. Bei der Konzipierung des Fragebogens ist es von äußerster Wichtigkeit, neben der
Voraussetzung der Relevanz auch die effektivsten Fragen zu stellen. Zum einen dürfen nicht
zu viele Fragen gestellt werden, da sonst zu erwarten ist, dass die Rücklaufquote wie auch die
adäquate Beantwortung darunter leiden. Zum anderen dürfen keine wichtigen Fragen zur Be-
wertung der Kundenzufriedenheit als Basis für die angemessene Beraterbeurteilung fehlen.
Der Fragebogen ist von zentraler Bedeutung für das hier vorgestellte Modell. Der Erfolg
hängt zu einem großen Teil von der richtigen Auswahl und der eindeutigen und darüber hin-
aus zweckmäßigen Formulierung der Fragen ab.
Grundsätzlich stehen zur Erfassung der spezifischen Kundenzufriedenheit die drei folgenden
Herangehensweisen zur Verfügung, wobei diese auch in Kombination miteinander verwendet
werden können.75
1. Die globale Zufriedenheitsbefragung
2. Die globale Detailzufriedenheitsbefragung
3. Die explizite Detailzufriedenheitsbefragung
74 Vgl. Benders, R. (2006). 75 In Anlehnung an Stock-Homburg, R. (2007).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
23
Bei der globalen Zufriedenheitsbefragung werden Kunden lediglich nach ihrer allgemeinen
und somit globalen Zufriedenheit mit einem Untersuchungsobjekt befragt. Im vorliegenden
Fall würde sich die Frage daher auf die generelle Zufriedenheit mit dem zuständigen Berater
konzentrieren. Obwohl eine solche eindimensionale Befragungsmethode in der Praxis durch-
aus Anwendung findet,76 scheint sie hier als alleinige Methode ungeeignet, da sie keine ge-
nauere Betrachtung der Beratungsleistung zulässt. Die globale Detailzufriedenheitsbefragung
hat ähnliche Einschränkungen, erfragt jedoch nicht nur die generelle Zufriedenheit, sondern
konzentriert sich auf einzelne Determinanten dieser Zufriedenheit. Demnach erfasst diese
Methode die Zufriedenheit der Kunden mit bestimmten Teilbereichen des Produktes oder der
Dienstleistung. Auf diese Weise können Rückschlüsse auf die Ursachen der Zufriedenheit
gezogen werden. Jedoch vernachlässigt dieses Modell die explizite Erfassung und Gegen-
überstellung von Kundenerwartungen und wahrgenommener Leistung, was einen der wich-
tigsten Vorteile des SERQUAL darstellt. Demgegenüber erfasst die explizite Detailbefragung
diese beiden Faktoren separat voneinander und evaluiert die Kundenzufriedenheit auf Grund-
lage eines Soll-Ist-Vergleichs zwischen beiden Größen. Da die explizite Detailzufriedenheits-
befragung somit eine spezifische Analyse der Erwartungshaltung eines Kunden ermöglicht,
lässt sie Rückschlüsse darauf zu, ob die Unzufriedenheit eines Kunden durch die Handlungen
eines Beraters verursacht wurde oder ob sie auf unverhältnismäßig hohe Erwartungshaltungen
oder nicht signifikante Ereignisse zurückzuführen ist. Ein nicht signifikantes Ereignis wäre in
diesem Fall, wenn der Kunde z. B. aufgrund eines nicht ausgeführten Dauerauftrages unzu-
frieden ist, da dieser meist vom Computersystem einer Bank bearbeitet wird. Dadurch ist es
möglich, negative Kundenevaluationen infolge überhöhter Erwartungen oder insignifikanten
Ursprunges zu erkennen und in der späteren Auswertung der Beraterleistung auszuschließen.
Im Ergebnis ist somit eine objektive Bewertung des Beraters möglich.77 Diese Erkenntnisse
werden im nächsten Kapitel eine wichtige Grundlage zur Indexberechnung darstellen. Um
eine umfassende Betrachtung aller Faktoren zu gewährleisten, wird in diesem Modell nicht
nur eine der Methoden verwendet, sondern die Vorteile der globalen Zufriedenheitsbefragung
und der expliziten Detailzufriedenheitsbefragung, und damit auch der zuvor dargestellten
Modelle des ACSI und des SERVQUAL, genutzt, um ein maximal aussagekräftiges Ergebnis
sicherzustellen.
76 Im jährlich durchgeführten Deutschen Kundenbarometer geht lediglich die Frage nach der globalen Zufrie-denheit in die Berechnung des Kundenzufriedenheitsindexes ein. Vgl. Hansen U. / Hennig-Thurau, T. (1999). 77 Dies erhöht im Umkehrschluss die Motivationswirkung des Anreizsystems auf das Beraterverhalten.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
24
Der Fragenkatalog beinhaltet sieben Fragen aus zwei sich unterscheidenden Fragenfamilien.
Die ersten drei Fragen sind als Aussagen formuliert und beziehen sich auf die allgemeine Zu-
friedenheit des Kunden mit seinem Berater, die letzten vier auf die spezifischen erfahrenen
Beratungsleistungen durch den Kundenberater. Im Folgenden wird die erste Fragenfamilie
vorgestellt.
Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Sie zu?
(1) Ich bin generell mit meinem Berater und seiner Beratungsleistung zufrieden.
(2) Ich werde auch in Zukunft im gleichen Maße die Beratungsleistung durch meinen
Berater nutzen, wie ich es heute tue und/oder in der Vergangenheit getan habe.
(3) Ich würde meinen Berater an einen Freund oder Bekannten, der nach einer Fi-
nanzlösung sucht, weiterempfehlen.
Diese Fragen werden auf einer Sechs-Punkte-Skala abgefragt. Eine solche Skala bietet zwar
weniger Abstufungsmöglichkeiten als beispielsweise die Zehn-Punkte-Skala beim ACSI oder
die Sieben-Punkte-Skala beim SERVQUAL, lässt es jedoch zu, die einzelnen Stufen mit qua-
litativen Aussagen zu belegen. Dies erlaubt trennscharfe Abstufungen und damit eine eindeu-
tige Beurteilungsmöglichkeit für den Kunden. Diese Abstufungen sind wie folgt:
. Ein weiterer Vorteil der Sechs-Punkte-Skala liegt
darin, dass diese keinen indifferenten Mittelwert hat und somit eindeutig interpretiert werden
kann.
Die drei Fragen sind so formuliert, dass sie über eine Reihe von wichtigen Informationen
Aufschluss geben, die von der Bank auf unterschiedliche Weise genutzt werden können. Die
in dieser Arbeit nützlichsten Informationen sind jedoch diejenigen, die die spezifische Kun-
denzufriedenheit betreffen. So wird in der ersten Frage konkret nach der allgemeinen Zufrie-
denheit mit dem Bankberater gefragt. Diese Frage beinhaltet auf aggregiertem Level alle Leis-
tungen und Eindrücke, die der Kunde im Zusammenhang mit seinem Berater gemacht hat,
und erfragt die damit verbundene erfahrene Anspruchserfüllung und somit seine globale Zu-
friedenheit. Die zweite Frage geht einen Schritt weiter. Sie ergründet die Loyalität des Kun-
den und gibt u. a. Auskunft darüber, wie hoch seine Wechselbereitschaft einzuschätzen ist. In
der dritten Frage wird der kritische Faktor der Weiterempfehlung gemessen, als nächst höhere
Stufe der Kundenloyalität. So ist es möglich, mit nur drei Fragen zu definieren, auf welchem
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
25
Zufriedenheitslevel sich der Kunde befindet, und darüber hinaus seine relative Zufriedenheit
in diesem Level zu bestimmen. Auch wenn diese Fragen offensichtlich von großer Bedeutung
sind und in die spätere Indexberechnung als wichtige Bestandteile eingebunden werden, sind
sie dennoch nicht in der Lage zu determinieren, mit welchen spezifischen Beraterleistungen
der Kunde zufrieden bzw. unzufrieden ist. Darüber hinaus können Faktoren, wie am Beispiel
des Dauerauftrages ersichtlich, bei der Zufriedenheit des Kunden eine Rolle spielen, auf die
der Berater letztendlich keinen direkten Einfluss hat.
Aus diesem Grund zielen die Fragen der zweiten Fragenfamilie auf spezifische, erfahrene
Beratungsleistungen ab, wobei deren Bewertung in einem Soll-Ist-Vergleich determiniert
wird. Wichtig zu berücksichtigen ist dabei, dass jeder Kunde individuelle Ansprüche an die
Beratung hat und somit seine Befragungsergebnisse nicht ohne Weiteres auf einer vergleich-
baren Basis zu anderen Kunden ist, welches eine wichtige Voraussetzung zur späteren adä-
quaten Indexberechnung ist. So hat ein Kunde, der über Jahre nur ein Sparkonto besitzt, ande-
re Leistungsansprüche und Präferenzen als ein Kunde, der mit Derivaten sein Aktienportfolio
absichert. So würde ihm eine Frage z. B. nach Kosten und Chancen des Produktes nicht so
wichtig sein, wie eine Frage, ob sich der Zinssatz und somit das Produkt über die Zeit verän-
dert. Vice versa wären in diesem Fall die Präferenzen des Portfolio-Kunden zu betrachten.
Um diese verschiedenen Ansprüche an die Beratung zu berücksichtigen und damit die Ergeb-
nisse der Aussagen der Kunden zu normen, werden in diesem Modell zwei aufeinander fol-
gende Fragen zu jeder Thematik gestellt. Die erste zielt auf die individuelle Wichtigkeit des
Themas für den Kunden ab, die zweite erfragt, inwieweit die erfahrene Beratungsleistung mit
seinen Ansprüchen aus der ersten Frage übereinstimmt. Somit ist es möglich, jedem Kunden
die gleichen Fragen aus einem standardisierten Fragenkatalog zu stellen. Da der Kunde selbst
aufgerufen ist, diese unbemerkt in der ersten Frage zu gewichten, ist es nicht notwendig, spe-
zifizierte Fragen zu stellen. Die mathematische Umsetzung und die Berechnung des Indexes
werden im folgenden Kapitel ausführlich dargestellt.
Wie bereits erwähnt, ist es bei der Auswahl der Fragen wichtig, dass sie nur auf die Bera-
tungsleistung des Bankberaters abzielen und nicht von anderen, insignifikanten Faktoren ab-
hängig sind. Es ist essenziell für die Aussagekraft der Ergebnisse und das im Späteren entwi-
ckelte Anreizsystem, dass der Berater die Möglichkeit hat, unter Berücksichtigung seines
Handlungsspielraums, diese Ergebnisse zu beeinflussen. Des Weiteren sind die Fragen und
das darauf basierende Modell nur dann geeignet, das Spannungsfeld adäquat anzugehen und
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
26
zu mildern, wenn der Berater faktisch dazu in der Lage ist, durch eine erhöhte Fokussierung
auf die Interessen des Kunden, deren Zufriedenheit positiv zu beeinflussen.78 Die Fragen zur
Zufriedenheitsmessung müssen daher so konzipiert sein, dass eine zweckmäßige Fokussie-
rung des Beraters auf die Interessen der Kunden dazu führt, dass sich seine Indexwerte ver-
bessern. Im Folgenden werden die vier Fragen der zweiten Familie präsentiert.
(4) (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass der Berater bei der Auswahl von Finanzprodukten
Ihre individuelle Lebenssituation und Präferenzen berücksichtigt?
(b) Inwieweit hat Ihr Berater Ihre individuelle Lebenssituation und Präferenzen
bei der Auswahl Ihrer Finanzprodukte berücksichtigt?
(5) (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass Ihnen erklärt und dokumentiert wird, welche Chan-
cen, Risiken und Kosten ein Produkt birgt?
(b) Inwieweit hat Ihr Berater Ihnen erklärt und dokumentiert, welche Chancen, Ri-
siken und Kosten ein Produkt birgt?
(6) (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass die abgeschlossenen Produkte sich im Laufe der Zeit
so verhalten, wie Ihr Berater es Ihnen beschrieben hat?
(b) Inwieweit haben sich die abgeschlossenen Produkte so verhalten, wir Ihr Bera-
ter es Ihnen beschrieben hat?
(7) (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass der Berater stets freundlich, hilfsbereit, pünktlich
und erreichbar ist?
(b) Inwieweit war Ihr Berater stets freundliche, hilfsbereit, pünktlich und erreich-
bar?
Auch hier wird der Kunde gebeten, seine Einschätzung auf einer Sechs-Punkte-Skala zu spe-
zifizieren.
Fragenteil (b) wird zur leichteren Anwendung für den Kunden mit den bekannten Schulnoten
n-
78 Vgl. Kapitel 4.4.1 zum Thema Controllability-Kriterium.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
27
Diese vier Fragen wurden ausgewählt, da sie alle kritischen Punkte zur Reduzierung des
Spannungsfeldes abdecken und damit die Eckpfeiler einer bedarfsgerechten Beratung sind. So
wird in Frage vier die Fokussierung des Beraters auf die persönliche Situation des Kunden
berücksichtig und stellt somit die Kernfrage des Spannungsverhältnisses dar.
Frage fünf bezieht sich auf die vom Kunden gewünschte Transparenz der Dienstleistung.
Durch sie bekommt der Kundenberater einen wichtigen Anreiz, dem Kunden die Produktei-
genschaften verständlich aufzuschlüsseln und sie ihm in dokumentierter Form zu übergeben.
Zusammenfassend wird durch die beiden ersten Fragen dieser Fragenfamilie der Inhalt der
Beratung zum einen auf seine Relevanz und Transparenz überprüft und zum anderen die
Nachvollziehbarkeit der gemachten Aussagen vom Kundenberater für die Zukunft gesichert.
Da der Kunde in den wenigsten Fällen in der Lage ist einzuschätzen, ob sich das beratene
Produkt so entwickelt, wie ihm der Berater beschrieben hat, ist die sechste Frage so konzi-
piert, dass sie die Zufriedenheit mit der Produktperformance erfragt. Dabei war es bei der
Formulierung der Frage wichtig, dass der Kunde die Produktperformance nicht absolut ein-
schätzt, sondern relativ zur beschriebenen Entwicklungs- oder Verhaltensprognose des Bera-
ters angibt. Hintergrund der Frage ist die Überprüfbarkeit der in den vorherigen Fragen ange-
sprochenen Transparenz der Beratung. Durch die letztendliche Produktperformance zeigt sich,
ob die Transparenz im Beratungsgespräch wirklich gegeben war oder wichtige Details ausge-
lassen oder nicht verständlich erklärt wurden.
Die letzte Frage ergründet das wahrgenommene persönliche Verhalten und Auftreten des Be-
raters gegenüber dem Kunden sowie grundlegende professionelle Eigenschaften, die ein Bera-
ter im Berufsalltag zeigen muss. Im Gegensatz zu den vorherigen Fragen konzentriert sich
diese auf die sogenannten weichen Verhaltensfaktoren des Beraters und rundet somit ein um-
fassendes, adäquates Bild über die erbrachte Beratungsleistung ab. Der konsolidierte Frage-
bogen befindet sich im Anhang.
Nachdem nun das Instrument zur Erfassung der Kundenzufriedenheit erstellt wurde, muss im
nächsten Schritt eine Auswertung zur weiteren Nutzung vorgenommen werden. Das folgende
Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der durch den Fragebogen entstandenen Roh-
Ergebnisse und der Berechnung des Kundenzufriedenheitsindexes eines jeden Kundenbera-
ters, der die Basis für das später erläuterte Anreizmodell darstellt.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
28
4.3.3 Berechnung des aggregierten Zufriedenheitsindexes
Zwar ist bereits die großflächige Kundenbefragung ein Signal der Verpflichtung zu einem
erhöhten Fokus auf die Kundeninteressen, jedoch ist nur mit einer zweckmäßigen Anwendung
der Daten erwartungsgemäß ein messbarer Wandel in diese Richtung möglich. Um dem ge-
bührend nachzukommen, müssen die Roh-Ergebnisse der Befragung in einen Index überführt
werden, auf dessen Basis ein neues kundenzentriertes Anreizsystem für den Berater geschaf-
fen wird, das ihn veranlasst, die Interessen des Kunden stärker in den Mittelpunkt seiner
Handlungen zu stellen. Abbildung 5 verdeutlicht das Grundprinzip des hier entwickelten In-
dexes und seine Einflussfaktoren.
Abbildung 5: Grundprinzip der Indexberechnung79
Bevor die Berechnung des Kundenzufriedenheitsindexes erfolgen kann, müssen zuallererst
die Inputvariablen modifiziert werden. So ist es nötig, dass die qualitativen Aussagen der
Kunden in quantitative Werte transformiert werden. Dies geschieht für die erfragte globale
Zufriedenheit, sowie die erfragte, erfahrene Beratungsleistung anhand der folgenden Tabelle:
79 Eigene Darstellung.
Kunden-zufriedenheits-
index
Kunden-zufriedenheit
Kunde 1
Kunden-zufriedenheit
Kunde 2
Kunden-zufriedenheit
Kunde n
Fragenfamilie2
Fragenfamilie1
20% Frage 1
30% Frage 250% Frage 3
k,1 * Frage 4
k,2 * Frage 5
k,3 * Frage 6
k,4 * Frage 7
30%
70%
. . .Fragen-familie 1
Fragen-familie 2
30%
70%
Fragen-familie 1
Fragen-familie 2
30%
70%
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
29
Bewertung durch den Kunden Prozent sehr gut 100% gut 80% befriedigend 60% ausreichend 40% mangelhaft 20% ungenügend 0%
Auch die qualitativen Werte der erfragten Wichtigkeit müssen vor der weiteren Verwendung
in quantitative Werte umgewandelt werden.
Bewertung durch den Kunden Neuer Wert ( , ) 6 5
4 3
2 1
Nachdem nun sämtliche Inputvariablen quantifiziert wurden, können sie als Grundlage für die
Berechnung des Kundenzufriedenheitsindexes dienen, welche sich in der folgenden Formel
ausdrücken lässt:
= (0,3 [ , ]3=1 + 0,7 , , )7=4=1 , , = ,
Gewichtung
20% 30%
50%
Wobei:
KZI = Kundenzufriedenheitsindex des Beraters k = Indexzahl des betrachteten Kunden n = Anzahl aller Kunden eines Kundenberaters i = Indexzahl der drei Fragen der ersten Fragenfamilie
= Gewichtung der Frage i der ersten Fragenfamilie , = Zufriedenheit mit der Frage i der ersten Fragenfamilie für Kunden k j = Indexzahl der vier Fragen der zweiten Fragenfamilie , = Gewichtung der Frage j der zweiten Fragenfamilie durch Kunden k , = Zufriedenheit mit der Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k , = Wichtigkeit von Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k
= Summe der Wichtigkeiten aller Fragen der zweiten Fragenfamilie für Kunden k
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
30
Wie ersichtlich wird, berechnet sich der beraterspezifische Kundenzufriedenheitsindex zu
30% aus der ersten Fragenfamilie und zu 70% aus der zweiten. Die Gewichtung von 30% der
ersten Familie wird dadurch begründet, dass bei der Beurteilung des Kunden Faktoren eine
Rolle spielen können, die mit der spezifischen Beraterleistung des Beraters in keinem direkten
Zusammenhang stehen. Ihre Relevanz ist zur gebührenden Zufriedenheitsbestimmung des
Kunden dennoch unumstritten. Der folgende Teil der Formel steht für die Berechnung des
Indexes der ersten Fragenfamilie:
[ , ]3=1
Mit:
Gewichtung
20% 30%
50%
Wobei: i = Indexzahl der drei Fragen der ersten Fragenfamilie
= Gewichtung der Frage i der ersten Fragenfamilie , = Zufriedenheit mit der Frage i der ersten Fragenfamilie für Kunden k
Dabei wird die Zufriedenheit , eines jeden Kunden k bezüglich Frage i mit der Gewichtung
der jeweiligen Frage i multipliziert und die Summe der Zufriedenheiten gebildet. Wie be-
reits in Kapitel 4.3.1 dargestellt, bauen die drei Fragen der ersten Fragenfamilie aufeinander
auf. Die dritte Frage hat für die Bank die größte Bedeutung, da sie nach der Weiterempfeh-
lungsabsicht fragt, die nur positiv beantwortet wird, wenn der Kunde nicht nur loyal ist, son-
dern darüber hinaus im besonderen Maße Zufriedenheit mit der Leistung seiner Bank zeigt
und für diese gegenüber seinen Freunden und Bekannten eintritt. Daher wird sie mit 50% ge-
wichtet. Die Loyalität, als Grundvoraussetzung der Weiterempfehlungsaktivität eines Kun-
den, nimmt den zweiten Rang ein und wird mit 30% gewichtet. Der globalen Zufriedenheit,
als Grundvoraussetzung für die Loyalität, wird eine Gewichtung von 20% zugeordnet.80
80 Die Gewichtung anhand der 50 / 30 / 20 Methode ist in der Theorie sowie in der Praxis ein oft verwendetes Mittel zur relativen Überproportionierung einzelner Indexbestandteile (Siehe z. B. UniGarantPlus: Best of Assets (2014) II vom FinanzVerbund der Volksbanken Raiffeisenbanken).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
31
Für die Bestimmung der Gewichtungen der Fragen aus der zweiten Familie findet ein kom-
plexerer Ansatz Anwendung, bei dem jeder befragte Kunde die Gewichtung der unterschied-
lichen Aspekte selbst beeinflusst. Die Berechnung der spezifischen Zufriedenheit wird dabei
wie folgt vorgenommen:
, ,7=4 , , = , , = 17
=4
Wobei: , = Gewichtung der Frage j der zweiten Fragenfamilie durch Kunden k , = Zufriedenheit mit der Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k , = Wichtigkeit von Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k = Summe der Wichtigkeiten aller Fragen der zweiten Fragenfamilie für
Kunden k
Dabei wird, wie auch bei den Fragen der ersten Familie, die Zufriedenheit , des Kunden k
mit Frage j mit der Gewichtung , für Frage j durch den Kunden k multipliziert und die
Summe aus den vier gewichteten Zufriedenheiten gebildet.
Die Gewichtung , wird dabei, wie bereits erwähnt, vom Kunden selbst beeinflusst. Zur
Berechnung dieser Gewichtung wird die Summe aus den Angaben zur Wichtigkeit aller
Fragen gebildet:
= ,7=4
Wobei: , = Wichtigkeit von Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k = Summe der Wichtigkeiten aller Fragen der zweiten Fragenfamilie für
Kunden k
Mit Hilfe dieser Summe werden nun die Gewichtungen der einzelnen Fragen für den
Kunden k gebildet:
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
32
, = , , , = 17=4
Wobei: , = Wichtigkeit von Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k = Summe der Wichtigkeiten allen Fragen der zweiten Fragenfamilie für
Kunden k
Die Gewichtungsfaktoren , definieren die Wichtigkeit der Bestimmungsfaktoren für die
Zufriedenheit der Kunden. Entgegen dem ursprünglich in der Literatur dominierenden An-
satz,81 diese Gewichte in Form einer Regressionsanalyse zu approximieren, beruht das vorge-
stellte Modell darauf, die Gewichte durch die Kundenbefragung zu bestimmen. Studien zei-
gen nicht nur, dass die von Kunden bestimmten Gewichtungen weitgehend stabil über unter-
schiedliche Stichproben sind, sondern auch, dass dieses Vorgehen die Aussagekraft des Mo-
delles deutlich erhöht.82 Des Weiteren werden Kundenaussagen durch dieses Vorgehen nor-
miert und ermöglichen es somit, Zufriedenheitswerte verschiedener Kunden bzw. die
Zufriedenheitsindizes verschiedener Berater, Filialen oder gar Banken miteinander zu verglei-
chen.
Die Zufriedenheit eines Kunden mit den spezifischen Fragen zu seinen Beratungsgesprächen
errechnet sich nun wie folgt:
, ,4=1
Wobei: , = Gewichtung der Frage j der zweiten Fragenfamilie durch Kunden k , = Zufriedenheit mit der Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k
Somit errechnet sich für jeden Kunden ein standardisierter Kundenzufriedenheitsindex. Aus
den Zufriedenheiten über die allgemeinen und spezifischen Bestimmungsfaktoren lässt sich
nun der Kundenzufriedenheitsindex (KZI) generieren, der die Zufriedenheit aller Kunden ei-
nes Beraters widerspiegelt:
= (0,3 [ , ]3=1 + 0,7 , , )7=4=1
81 Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1988). 82 Gemessen durch das korrigierte Bestimmtheitsmaß ². Vgl. Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
33
Dazu werden für jeden Kunden die Zufriedenheit mit den Fragen der ersten Fragenfamilie und
die Zufriedenheit mit den Fragen der zweiten Fragenfamilie zu 30% bzw. 70% addiert, an-
schließend die Summe über alle Kunden gebildet und durch die Anzahl n der Kunden divi-
diert.
Die auf diese Weise aggregierten Zufriedenheitsindizes sind hochgradig standardisiert und
intertemporal sowie interpersonal vergleichbar.
Der spezifische Kundenzufriedenheitsindex liegt in diesem Modell in einem Intervall von 0% 100%. Je größer die Indexzahl ist, desto mehr übersteigt die wahrgenommene
Leistung des Beraters die Kundenerwartungen. Im Umkehrschluss zeigt eine niedrige Index-
zahl, dass die Kunden mit der Leistung ihres Beraters unzufrieden waren.
Um ein noch aussagekräftigeres Ergebnis zu erreichen, wird in dieser Arbeit empfohlen, eine
Signifikanzanalyse in das Modell einzubauen. Wie bereits erörtert, liegt der Vorteil dieses
Modelles in der getrennten Erfassung von Erwartungshaltung und Wahrnehmung der Kunden.
Auf diese Weise ist es möglich, den Kundenzufriedenheitsindex um bestimmte Ausreißer vor
der Berechnung zu bereinigen. Dadurch wird verhindert, dass die Berater auf Grund irrational
hoher Erwartungshaltung einzelner Kunden bestraft werden. Dies erhöht die Verlässlichkeit
des Indexes als Indikator für die Leistungen des Bankberaters und verstärkt somit nicht nur
die Aussagekraft des Modelles, sondern kann als ein geeignetes Motivationsinstrument für
das im Folgenden erklärte Anreizsystem dienen. Die Bereinigung wird wie folgt vorgenom-
men: Zuallererst muss ein arithmetisches Mittel aller Ergebnisse der Wichtigkeitsfragen ge-
bildet werden. ,=1
Wobei: , = Zufriedenheit mit der spezifischen Frage j der zweiten Fragenfamilie für Kunden k
n = Die Anzahl der Kundenbefragungen
Dieses arithmetische Mittel dient als Ausgangspunkt für die Bewertung der individuellen Er-
gebnisse der Wichtigkeitsbefragung. Die folgende Grafik verdeutlicht, dass nun alle Ergeb-
nisse, die weiter als zwei Skalenpunkte vom Mittel abweichen, von der Berechnung ausge-
schlossen werden.83
83 Plausibilisieren der zwei Skalenpunkte in Anlehnung an Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
34
Abbildung 6: Erläuterung des Signifikanzniveaus84
4.4 Aufbau und Anwendung eines auf Kundenzufriedenheit basierenden Anreizsystems
Mit Hilfe des zuvor errechneten Zufriedenheitsindexes lässt sich im Folgenden ein geeignetes
Anreizsystem entwickeln, das auf Basis des Indexes eine variable Vergütung für den Berater
ermöglicht. Mittelpunkt dieses Kapitels ist die Übertragung des Kundenzufriedenheitsindexes
in ein langfristig orientiertes und nachhaltiges Anreizsystem für den Kundenberater.
4.4.1 Das Anreizsystem für den Berater
In vielen Banken sind Verkaufs- und Umsatzziele die einzige Grundlage für die Erfolgsmes-
sung der jeweiligen Berater und somit Basis für eventuelle Bonuszahlungen oder Prämien.
Wie in Kapitel 3 dieser Arbeit verdeutlicht wurde, liegt gerade im zielgesteuerten Verkaufsin-
teresse des Kundenberaters der Konflikt zum Kundennutzen, da in vielen Fällen das gesetzte
Umsatzziel zu einer Fokussierung des Beraters führt, die nicht auf die speziellen Kundener-
wartungen und -ansprüche gerichtet ist.
Dieses Spannungsfeld lässt sich mit Hilfe eines Kundenzufriedenheitsindexes reduzieren,
indem die Beurteilung und variable Vergütung des Beraters nicht nur durch Verkaufsziele,
sondern durch das Niveau an Kundenzufriedenheit determiniert wird. Grundsätzlich wird in
dieser Arbeit davon ausgegangen, dass eine variable Vergütung ein angemessenes Mittel zur
Mitarbeitermotivation und Anreizsetzung ist. Zusätzlich ermöglicht es ein solches System den
Beratern jedoch auch, in ihren Handlungen einen tieferen Sinn zu sehen, und damit den
Wunsch, das moralisch Richtige zu tun, zu erfüllen. Dadurch ist es möglich, die Berater über
die Sicherstellung der Erfüllung ihrer Defizitbedürfnisse hinaus zu motivieren.85 Die Wirkung
einer bloßen Indexzahl auf die Motivation, ohne Einfluss auf die Vergütung, ist erwartungs-
84 Eigene Darstellung. 85 Siehe auch Kapitel 3.3.
1 2 3 654Erwartung
Signifikanzniveau (+/- 2)
Ø Kundenerwartung Erwartung eines spezifischen Kunden
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
35
gemäß gering, da die Berater in diesem Fall weder eine Belohnung bei einer hohen Kunden-
zufriedenheit erwarten noch eine Bestrafung bei geringer Zufriedenheit fürchten müssen. Da-
mit sich der entwickelte Zufriedenheitsindex in vollem Umfang auf die Motivation der Kun-
denberater auswirken kann, müssen demnach Anreize geschaffen werden, die sie dazu veran-
lassen, ihre Handlungen und Beratungen auf dieses Ziel hin auszurichten. Dies ist möglich,
indem der Kundenzufriedenheitsindex direkt einen Einfluss auf die Leistungsbeurteilung des
Beraters sowie seine variable Vergütung hat.
Hierbei scheint es jedoch nicht sinnvoll, die gesamte variable Vergütung von dem neu gebil-
deten Index abhängig zu machen. Der Kundenzufriedenheitsindex ist eine Maßzahl, die die
langfristige Kundenorientierung eines Unternehmens widerspiegelt. Demzufolge sind die
wirtschaftlichen Folgen einer hohen Kundenzufriedenheit auch erst über einen längeren Zeit-
raum in der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens zu erkennen.86 Da bei der
Anreizsetzung für die Kundenberater jedoch auch die kurzfristige Überlebensfähigkeit und
Liquidität der Bank gesichert werden sollen, scheint es zweckmäßig, beide Kriterien in die
Bestimmung der variablen Vergütung mit einfließen zu lassen.
Die Adaption eines in der Praxis häufig verwendeten Mitarbeiterevaluierungsprozesses führt
demnach zu folgendem Modell (siehe Abbildung 7):
Abbildung 7: Idealtypische Gehaltsstruktur von Kundenberatern innerhalb des Modelles87
Wie zu ersehen ist, besteht die Bewertung der Leistung des Beraters im vorgeschlagenen Mo-
dell zu 50% aus kurzfristig gewinnorientierten Zielvorgaben und zu weiteren 50% aus der
Erreichung langfristig orientierter Kundenzufriedenheitsvorgaben. Die kurzfristigen Zielvor-
gaben beziehen sich dabei auf individuell zu erreichende bankinterne Ziele wie z. B. die Ver-
kaufszahlen bestimmter Anlageprodukte oder Umsatzgenerierung. Die Analyse und Adaption
kurzfristig orientierter monetärer Zielvorgaben soll im Verlauf der Bearbeitung keine weitere
86 Der positive Einfluss auf das operative Geschäft der Bank bezieht sich vor allem auf ein niedrigeres Wechsel-verhalten der Kunden, höhere Umsatzzahlen infolge positiver Mundpropaganda und Cross-Selling. Vgl. weiter-hin Kapitel 4.1.1. 87 Eigene Darstellung.
Erfüllung kurzfristiger Zielerreichung(Verkaufsziele)
Erfüllung langfristiger Zielerreichung
(Kundenzufriedenheit)
Leistungs-evaluation+ =
50% 50% 100%
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
36
Beachtung finden. Es wäre denkbar, diese kurzfristigen Zielvorgaben in langfristige Zielvor-
gaben zu transformieren, um das Spannungsverhältnis zu mildern, jedoch ist dies in der Praxis
u. a. aufgrund der Sicherung der kurzfristigen Liquidität der Bank nicht etablierbar.
Aus diesem Grund wird die Nutzung des ermittelten Kundenzufriedenheitsindexes hier im
Besonderen herausgearbeitet. Um die gewünschte Motivationswirkung bei den Beratern in
Hinblick auf die Kundenzufriedenheit zu gewährleisten, müssen ihm auch hier bestimmte
Zielwerte vorgegeben werden,88 deren Erreichung bzw. Übererreichung belohnt wird, wäh-
rend eine Unterschreitung des Zielwertes auch eine Minderung der variablen Vergütung zur
Folge hat. Um diesen gewünschten Motivationseffekt zu erhalten und zudem möglicher Kritik
des Betriebsrates Einhalt zu gebieten, die ggf. einer Etablierung des Modelles entgegensteht,89
müssen die gemachten Vorgaben bestimmte Kriterien erfüllen, die in der Literatur unter dem
Begriff SMART zusammengefasst werden.90 Die Vorgaben müssen nach diesem Modell spe-
zifisch, messbar, angemessen, relevant und zeitlich terminiert sein.
Damit Zielvorgaben spezifisch sind, müssen sie konkret wiedergeben, was vom Kundenbera-
ter erwartet wird. Nur eine klare Definition der Erwartungshaltung der Bank gegenüber ihren
Beratern führt zu den gewünschten Auswirkungen auf das Verhalten der Mitarbeiter. Um die-
ses Kriterium bei der Verwendung des Kundenzufriedenheitsindexes zu erfüllen, muss dem
Berater daher deutlich gemacht werden, welches Verhalten von ihm erwartet wird und somit
zu einer Belohnung führt. In diesem Zusammenhang ist es zusätzlich notwendig, dass die ge-
nannten Ziele auch vom Berater selbst erreicht werden können. In anderen Worten muss der
Berater durch sein eigenes Verhalten dazu in der Lage sein, das von ihm Erwartete zu errei-
chen. Dieses Axiom, welches in der motivationstheoretischen Verhaltenswissenschaft als
ll -Kriterium bezeichnet wird,91 ist besonders wichtig, um die Motivation der
Kundenberater aufrecht zu erhalten. Wenn der Kundenberater davon ausgeht, dass Einfluss-
faktoren, die nicht in seiner Macht stehen, auf die Zufriedenheit der Kunden einwirken, so
wird dies seine Motivation senken.92 In Zusammenhang mit dem Kundenzufriedenheitsindex
ist es daher anzuraten, dem Berater vor Einführung des neuen Vergütungsmodelles deutlich
zu machen, welche Faktoren zukünftig in seine Beurteilung einfließen und dass sie in der La-
88 Diese Annahme beruht auf einem extrinsisch motivierten Menschenbild. Vgl. Kapitel 3.3. 89 Auf die mögliche Kritik des Betriebsrates, und wie dieser adäquat durch eine Adjustierung des Modells nach-gekommen werden kann, wird in Kapitel 4.6 näher eingegangen. 90 Vgl. Doran, G. T. / Miller, A. F. / Cunningham, J. (1981). 91 Vgl. Ewert, R. / Wagenhofer, A. (2005). 92 -Wert-
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
37
ge sind, seine Leistungen adäquat zu spiegeln. Um zu verhindern, dass der Berater seine indi-
viduelle Vergütung als Black Box wahrnimmt, sollte ihm die Vergütungsstruktur sowie das
dahinter stehende Modell möglichst transparent gemacht werden. Zu diesem Zweck sollten
dem Berater der von seinen Kunden auszufüllende Fragenkatalog sowie die Indexberechnung
vorgelegt und erläutert werden, damit er versteht, in welcher Art sich die einzelnen Faktoren
auf seine Beurteilung auswirken.93
Das zweite Kriterium für erfolgreiche Zielvorgaben, die Messbarkeit, wird bereits durch die
Einführung des Kundenzufriedenheitsindexes erfüllt. Um den beraterspezifischen Index je-
doch in wirksame Ziele zu transformieren, muss zunächst festgelegt werden, welche
Faktorwerte realistisch bzw. angemessen sind und welche als unterdurchschnittlich zu bewer-
ten sind. Da sich Finanzinstitute in Hinsicht auf ihre Kundenstruktur und somit in ihrer inhä-
renten Kundenzufriedenheit deutlich unterscheiden, kann an dieser Stelle keine pauschale
Aussage über genaue Zufriedenheitsvorgaben gemacht werden, sondern nur ein Vorschlag
erarbeitet werden. Die genauen Vorgaben sollten unter Berücksichtigung der Eigenheiten der
anwendenden Bank ausgestaltet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für eine erfolgrei-
che Motivation nicht nur eine Sollgröße definiert werden muss. Vielmehr benötigt man ein
vordefiniertes Kontinuum von Indizes, das den Beratern eine Vergleichsskala für die erreichte
Kundenzufriedenheit gibt. Die Mindestanforderung besteht dabei darin, einen Wert zu defi-
nieren, der von den Kundenberatern mindestens erwartet wird, bevor eine im Späteren erläu-
terte Form von Erfolgsbonus einsetzt. Studien zeigen,94 dass sich die durchschnittliche Kun-
denzufriedenheit im Finanzsektor nie über ein Niveau von etwa 80% auf der Indexskala hin-
aus entwickelt hat.95 Selbst in den Jahren unmittelbar vor dem Ausbruch der Weltwirtschafts-
krise, welche durch allgemein hohe Kundenzufriedenheit gekennzeichnet waren, überschritten
spezifische Indizes selten diesen Wert. Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, einen
Zufriedenheitswert von ca. 85% des erreichbaren Index als maximalen Wert der möglichen
Zielerreichung anzusehen, während 60% - 70% als ein durchschnittlich akzeptabler Wert zu
deuten ist. Diese Werte sollen jedoch nicht als pauschale Vorgaben gewertet werden, sondern
nur ein Beispiel für mögliche Richtgrößen darstellen. Die genaue Determination der Werte
93 Vgl. ebenda. 94 Da ein vergleichbares Modell zur Erfassung branchenweiter Kundenzufriedenheit in Deutschland fehlt, bezie-hen sich die folgenden Aussagen auf Erfahrungen mit dem American Customer Satisfaction Index. Auf Grund seiner mathematischen Ähnlichkeit scheint er am ehesten geeignet, um daraus Richtwerte abzuleiten. 95 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
38
sollte anhand von Testläufen des Indexes in der jeweiligen Bank erfolgen. Nur auf dem Fun-
dament einer solchen Datenlage ist es möglich, adäquate Zielwerte zu bestimmen.
Basierend auf diesen Richtwerten kann die Leistung eines Retailberaters gemäß der Zufrie-
denheit seiner Kunden evaluiert werden. Dazu bietet sich beispielsweise das folgende
Scoring-System in Abbildung 8 an.
Zielerfüllung des Kunden-zufriedenheitsindexes
Mitarbeiterbeurteilung Scoring-Stufe
80%-85% Outperformer A++
70%-80% Übertrifft Erwartungen A+
60%-70% Erfüllt Erwartungen A
50%-60% Verbesserungsbedarf B
< 50% Unzureichend C
Abbildung 8: Scoring-Modell zur Beraterevaluation96
Auf Grundlage der Zielerreichung des Kundenberaters wird eine prozentuale Vergleichsskala
entwickelt, welche die individuelle Leistung des Mitarbeiters widerspiegelt. Darauf aufbau-
end wird jeder Berater anhand einer Fünf-Stufen-Skala von C bis A++ eingeordnet, welche
wiederum die Basis für seine Beurteilung und damit die Höhe seiner variablen Vergütung
darstellt. Somit ist der Kundenzufriedenheitsindex, der einem Kundenberater zugewiesen
wird, nicht nur geeignet, um besonders herausragende Berater zu identifizieren und die weite-
re Entwicklung dieser Berater innerhalb des Unternehmens zu fördern,97 sondern er kann auch
genutzt werden, um potenziellen Fortbildungsbedarf in Hinsicht auf den Kundenservice zu
erkennen.
Infolge des direkten Einflusses der Kundenzufriedenheit auf die Beurteilung des entsprechen-
den Retailberaters, erfüllt der Kundenzufriedenheitsindex das Kriterium der Relevanz. Durch
eine jährliche bis halbjährliche Mitarbeiterbeurteilung auf Basis des Indexes ist auch das Kri-
terium der zeitlichen Bestimmtheit erfüllt.
96 Eigene Darstellung. 97 In Anlehnung an Töpfer, A. (2008).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
39
Abbildung 9: Lineares Vergütungsmodell98
Unter Verwendung eines linearen Vergütungsmodelles99 wird der entwickelte Zufriedenheits-
index in eine Zielgröße transformiert, die dazu geeignet ist, den Beratern einen Anreiz zu ge-
ben, sich auf die Zufriedenheit des Kunden zu konzentrieren und somit dessen langfristigen
Interessen und denen der Bank nachzukommen. Abbildung 9 stellt dabei die Beziehung zwi-
schen Kundenzufriedenheit und Vergütung dar. Wie man hier sehen kann, besteht erst ab ei-
nem vorab definierten Schwellenwert ein Anspruch auf einen Erfolgsbonus. Um ein Absinken
der Kundenzufriedenheit unter den Schwellenwert zu verhindern, bieten sich Maßnahmen an,
die die Sensibilität der Berater für die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden steigern.100
Oberhalb dieser Untergrenze bis hin zum maximal erreichbaren Wert des Kundenzufrieden-
heitsindexes besteht ein konstanter finanzieller Anreiz, die Kundenzufriedenheit zu steigern.
Wie bereits erwähnt, erreicht die durchschnittliche Zufriedenheit über alle Kunden einer Bank
in der Praxis selten einen Wert von über 80%. Daher wird vorgeschlagen bei ca. 85% einen
CAP zu setzen, welcher die Höhe der Bonuszahlung begrenzt. Dies ist sinnvoll, um Übermo-
Steigerung der Kundenzufriedenheit zu unterbin-
den. Ineffizient steht in diesem Zusammenhang für ein überhöhtes Niveau der Kundenzufrie-
98 In Anlehnung an Stock-Homburg, R. (2008). 99 Vgl. Stock-Homburg, R. (2008). 100 Ein Beispiel hierfür könnten interne Weiterbildungsmaßnahmen sein.
80%70%60% 85%50%
Entlohnung
Kunden-zufriedenheit
Variable Zielvergütung
Anreizbereich
Zielzufriedenheit(65%)
Cap
GesamteZielvergütung
Fixgehalt
A++ -Outperform
er
A+ -Übertrifft Erwartungen
A -Erfüllt Erwartungen
B -Verbesserungsbedarf
C -Unzureichend
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
40
denheit, das nur durch unangemessenen Aufwand erreicht wird, sodass dem gesteigerten
Kundennutzen kein zusätzlicher monetärer Nutzen der Bank gegenübersteht.
Die letztendliche Höhe und die im linearen Vergütungsmodell aufgezeigte Steigerung der
variablen Vergütung werden jedoch nicht als vordefinierter, nominaler Betrag für den einzel-
nen Berater gesehen. Hierbei ist es wichtig zu berücksichtigen, dass Bonuszahlungen an die
spezifische Gewinnsituation der Bank geknüpft werden sollten. Erwirtschaftet eine Bank in
einem Jahr ein gutes Ergebnis, so sollte ein firmenweiter Bonustopf gebildet werden, der grö-
ßer ist als in Jahren mit einem schlechten Ergebnis. Wenn zum Ende des Geschäftsjahres die
Höhe des verfügbaren Bonustopfes im Unternehmen festgestellt wird, sollte dieser Betrag auf
die einzelnen Regionen und Filialen anhand der jeweils erreichten Umsatzziele und des je-
weils generierten Kundenzufriedenheitsindexes heruntergebrochen werden. Auf Filialebene
wird anschließend jeder Berater anhand der vorher definierten Kriterien, der Erreichung der
monetären Zielvorgaben und der Höhe seines jeweiligen Kundenzufriedenheitsindexes, be-
wertet und mit den anderen Beratern in der Filiale verglichen. Durch diesen Konkurrenzcha-
rakter wird zudem ein weiterer Anreiz für die Berater geschaffen, sich auf die Interessen der
Kunden und somit auf ihre Zufriedenheit zu fokussieren. Die letztendliche Höhe der Bonus-
zahlung hängt somit von den zur Verfügung stehenden monetären Mitteln und der im Ver-
hältnis gesetzten Leistung der Berater ab.
Eine in der Literatur weit verbreitete Methode zur Bestimmung der Wirkung von Kontrollin-
formationen, wie dem Zufriedenheitsindex, auf die Anstrengungsbereitschaft von Menschen
ist die sogenannte Erwartungs-Wert-Theorie. Diese beschreibt die Motivation von Mitarbei-
tern in einem Unternehmen durch einen Mittel-Ziel-Ansatz, der die drei verhaltensbeeinflus-
senden Dimensionen Valenz, Instrumentalität und Erwartungswert in einer multiplikativen
Funktion darstellt.101 Die Valenz wird dabei durch den subjektiv bewerteten Nutzen definiert,
den sich ein Mitarbeiter vom Eintritt eines gewissen Ereignisses verspricht.102 Im hier ange-
nommen Fall extrinsisch motivierter Mitarbeiter bestimmt sich die Valenz daher hauptsäch-
lich über Determinanten wie die finanziellen Belohnungen durch variable Vergütungsbestand-
teile. Die Instrumentalität hingegen definiert sich über die wahrgenommene Wahrscheinlich-
keit, dass das Ergebnis der eigenen Handlungen dazu geeignet ist, ein bestimmtes Ereignis
herbeizuführen.103 Im hier betrachteten Fall bestimmt sich die Instrumentalität folglich über
101 Vgl. Staehle, W. H. (1999), S. 231f. 102 In Anlehnung an Schönbrunn, N. (1987), S. 206f. 103 Vgl. Höller, H. (1978), S. 201.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
41
die Wahrscheinlichkeit, dass die Erhöhung der Kundenzufriedenheit tatsächlich zu einer fi-
nanziellen Belohnung führt. Die letzte zu bestimmende Variable ist die Erwartung, welche
die Wahrscheinlichkeit darstellt, dass man durch Anpassung der eigenen Handlungen tatsäch-
lich ein gewünschtes Ereignis, hier die Erhöhung der Kundenzufriedenheit, erreichen kann.104
Unter Verwendung des Erwartungs-Wert-Modelles zeigt sich, dass das hier vorgestellte
Anreizmodell auf Kundenzufriedenheitsbasis in besonderem Maße dazu geeignet ist, die
Kundenberater dazu zu motivieren, ihre Handlungen im Sinne der Bank auszurichten. Zum
einen führt das variable Vergütungsmodell, das zu 50% auf dem Ergebnis des individuellen
Zufriedenheitsindexes beruht, zu einer positiv wahrgenommenen Valenz und Instrumentalität.
Zum anderen ist ein hoher Erwartungswert zu erwarten, da die Befragungs- und Bewertungs-
kriterien sehr stark durch den Berater selbst beeinflussbar sind und ihm darüber hinaus völlig
transparent gemacht werden.105 Die Beschaffenheit und der Inhalt des Fragebogens ermögli-
chen eine unabhängige Bewertung der vom Berater beeinflussbaren Leistungen und zeigen
ihm konkrete Stellschrauben zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit auf. Darüber hinaus
ermöglicht die getrennte Erfassung von Kundenerwartung und Kundenwahrnehmung, die
Leistung der Berater objektiv einzuschätzen, da auf diese Weise zu hohe Erwartungshaltun-
gen erkannt und relativiert werden können. Dies zeigt, dass der Kundenzufriedenheitsindex
dazu geeignet ist, den Beratern die nötigen Anreize zu einer kundenorientierten Arbeitsweise
zu geben.
4.4.2 Die erweiterte Anwendung auf Managementebene
Neben der Beraterebene bietet sich bei der Einführung des Kundenzufriedenheitsindexes auch
die Möglichkeit, höhere Hierarchieebenen mit Hilfe dieser Kennzahl in ihrer Motivation zur
Schaffung langfristiger Kundenbindung zu beeinflussen. Diese Überlegung basiert auf der
Tatsache, dass Manager unterschiedlicher Ebenen einen großen Einfluss auf das Verhalten
und die Motivation der ihnen unterstellten Mitarbeiter haben. Sie definieren quantitative so-
wie qualitative Zielvorgaben, führen Feedbackgespräche, bestimmen die Geschäftsprozesse
und stellen Ressourcen zur Verfügung, die zur Erfüllung der aufgetragenen Tätigkeiten not-
wendig sind. Unter Berücksichtigung der Zielstellung, das Spannungsfeld zwischen kurzfris-
tigem Verkaufserfolg und langfristigem Kundennutzen zu mildern, wird daher angeraten, den
104 Vgl. Schönbrunn, N. (1987), S. 206f. 105 Vgl. Controllability Kriterium, Kapitel 4.4.1.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
42
Kundenzufriedenheitsindex auf aggregierter Ebene auch in die leistungsbasierte Vergütung
der Manager106 einfließen zu lassen.
Eine aktuelle Studie (vgl. Abbildung 10) zeigt, dass die durchschnittlichen Managementgehäl-
ter zu einem überwiegenden Teil auf kurzfristige Erfolgsfaktoren ausgelegt sind.107 Während
die fixen Bestandteile nur zu 21% und die langfristig orientierten, variablen Bestandteile nur
zu 11% in die Vergütung von Managern einfließen, besteht ihr Gehalt zu 49% aus kurzfristi-
gen variablen Anreizen. Diese Daten stehen im drastischen Gegensatz zu der von Experten
geforderten Gleichverteilung von fixen, kurzfristigen und langfristigen Gehaltsbestandtei-
len.108
Abbildung 10: Gegenüberstellung tatsächlicher und idealer Gehaltsstrukturen im Management109
Die Folge dieser stark kurzfristig orientierten Gehaltsstruktur des gehobenen Managements
zeigt sich in den internen Zielvorgaben und Anreizstrukturen für untere Ebenen. Diese sind
weniger auf die nachhaltige Weiterführung des Unternehmens ausgerichtet als vielmehr auf
die kurzfristige Gewinnmaximierung. Somit verstärkt diese Struktur der Managementgehälter
das Spannungsfeld.
Folglich macht eine variable Vergütung der Kundenberater auf Basis eines Kundenzufrieden-
heitsindexes nur Sinn, wenn eine ähnliche Struktur auch auf oberen Managementebenen An-
wendung findet. Um dem idealen Kompensationspaket zu entsprechen, wird daher das fol-
gende Vergütungsmodell (siehe Abbildung 11) für Manager vorgeschlagen.
106 Mit Manager sind hier alle über dem Berater liegenden Hierarchiestufen wie z. B. Filialleiter, Marktregions-leiter, Regionsleiter und Bereichsleiter (Vorstand) gemeint. 107 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2009). 108 Vgl. ebenda. 109 Vgl. ebenda.
Aktuelle Entlohnung
(ø Vorstände DAX-Konzerne)
Ideale Entlohnungs-
aufteilung
Fixgehalt
Kurzfristig orientierte variable Vergütungen
Langfristig orientierte variable Vergütungen
PensionszahlungenZusatzvergütungen
49%
21%
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
43
Abbildung 11: Idealtypische Gehaltsstruktur von Managern innerhalb des Modelles110
Diesem Vergütungsmodell gemäß erhalten Manager zu einem Drittel ein Fixgehalt. Dieses
Fixgehalt spiegelt wie bisher die Position innerhalb des Unternehmens, die aktuelle Marktla-
ge, die individuellen Qualifikationen, den Verantwortungsbereich und die langfristige Ar-
beitsleistung wider. Ein weiteres Drittel des Gehalts ist variabel und ergibt sich aus der Erfül-
lung kurzfristiger Unternehmensziele, auf die der entsprechende Manager Einfluss genommen
hat. Die kurzfristige Vergütung basiert damit meist auf Umsatz- oder Gewinnzielen. Das ver-
bleibende Drittel soll sich, wie zuvor dargestellt, auf langfristige Unternehmensziele konzent-
rieren. Zu diesem Zwecke bietet es sich an, einen aggregierten Kundenzufriedenheitsindex
aus dem Verantwortungsbereich des Managers in seine langfristigen Vergütungsbestandteile
mit einfließen zu lassen. Denkbar ist hier, dass ein Manager für den gewichteten Durchschnitt
der ihm direkt unterstellten Mitarbeiter mitverantwortlich gemacht wird.
Wenn diese Anreize auch auf höheren Managementebenen eingesetzt werden, so wirken der
entwickelte Kundenzufriedenheitsindex und die darauf basierenden Zielvereinbarungen mit
multiplikativer Wirkung auf alle Hierarchieebenen darunter. Diese Multiplikator-Effekte äu-
ßern sich in einer forcierten Kontrolle der Einhaltung von Kundenzufriedenheitsvorgaben, in
internen Projekten, die das Ziel haben, die Bindung und Zufriedenheit der Bankkunden zu
steigern, sowie in nicht indexbasierten Zielvorgaben mit dem Ziel, die Kundenzufriedenheit
zu steigern. Die Verwendung des hier vorgestellten Kundenzufriedenheitsindexes stellt letzt-
lich also auch ein Kontrollinstrument der Bank dar. Dieses Instrument soll sicherstellen, dass
die Kundenberater und die Manager ihre Handlungen in eine Richtung lenken, die den Inte-
ressen des Unternehmens dienlich ist. Die Effektivität des Kontroll- und Anreizsystems auf
Basis des Zufriedenheitsindexes definiert sich folglich über dessen Eignung, das Verhalten
der Berater und Manager in eine unternehmensseitig gewünschte Richtung zu steuern.111
110 Eigene Darstellung. 111 In Anlehnung an Schönbrunn, N. (1987), S. 82.
FixgehaltErfüllung kurzfristiger
Zielerreichung(Verkaufsziele)
Entlohnung+ =
33% 33% 100%
Erfüllung langfristiger Zielerreichung
(Kundenzufriedenheit)+
33%
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
44
4.5 Die zusätzlichen positiven Auswirkungen auf die Gesamtbank
Als Ergänzung zu den bereits aufgeführten Vorteilen einer kundenzufriedenheitsorientierten
Unternehmensführung kann sich die Bank über die Implementierung des hier vorgestellten
Anreizmodelles von Wettbewerbern differenzieren. Wie aktuelle Studien zeigen,112 wird die
Beratungsleistung deutscher Banken überwiegend als unzureichend bewertet. Dies hat nicht
nur direkte Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit, sondern auch auf das Vertrauen, das
die Kunden einer Bank entgegenbringen. Während die meisten Banken ihren Kunden direkt
oder indirekt das Versprechen machen, auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen, schei-
nen die wenigsten dieser Beteuerung nachzukommen.113 Dabei führen Umweltzustände wie
der hohe nationale sowie internationale Wettbewerb oft dazu, dass diese Versprechen nicht
eingehalten werden.114 Durch die außenwirksame Implementierung des Kundenzufrieden-
heitsindexes als Grundlage eines bankinternen Motivations- und Kontrollprozesses kann eine
Bank daher eine glaubhafte Verpflichtung gegenüber ihren Kunden kommunizieren. Den
Kunden wird deutlich gemacht, dass es sich hierbei nicht um bloße Versprechen handelt, son-
dern um eine bindende Aussage, auf die sie, als Ausgangspunkt für die Zufriedenheitsbewer-
tung, aktiv Einfluss nehmen können. Zusammenfassend versetzt das vorgestellte
Anreizsystem die ausführende Bank in die Lage, gemachte Versprechen tatsächlich glaubhaft
zu kommunizieren und somit das Vertrauen der Kunden in die Bank herzustellen und zu er-
halten, da sie auf ihre Worte tatsächlich Taten folgen lässt.115
Ein weiterer Aspekt, der die Implementierung eines Kundenzufriedenheitsindexes untermau-
ert, ist die Möglichkeit, den Index als eine Art Frühwarnsystem zu nutzen. Die langfristige
Profitabilität eines Unternehmens hängt von der Kundenloyalität ab, welche wiederum durch
die Kundenzufriedenheit bestimmt wird. Wird ein Absinken des bankenweiten Indexes ge-
messen, so kann dies als Indikator für sich verschlechternde finanzielle Zukunftsaussichten
interpretiert werden.116 Kritische Änderungen in der Kundenzufriedenheit lassen sich somit
frühzeitig erkennen, was die Reaktionsfähigkeit und -geschwindigkeit der Bank beträchtlich
steigert.117
112 Vgl. Finanztest (2010). 113 Vgl. ebenda. 114 Vgl. Suchanek, A. (2007). 115 Vgl. ebenda. 116 Vgl. Fornell, C. et.al. (1996). 117 Vgl. Töpfer, A. (2008).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
45
Gemeinsam unterstreichen diese Punkte den Mehrwert eines Kundenzufriedenheitsindexes für
die Bank, der über die Anreizsetzung und Vergütung der Kundenberater hinausgeht. Neben
den positiven Einflussfaktoren dieses Ansatzes gibt es jedoch auch einige Einschränkungen
und Kritikpunkte, die im folgenden Abschnitt ihre Berücksichtigung finden.
4.6 Verteidigung des Modelles gegen mögliche Kritikpunkte
Wie gezeigt wurde, ist das entwickelte Anreiz- und Vergütungsmodell ein überaus adäquates
Mittel, das Spannungsfeld nachhaltig zu reduzieren. Dennoch bestehen mögliche intuitive
Kritikpunkte, die aus Gründen der Komplexität in den vorherigen Ausführungen keine Beach-
tung fanden. Es wird gezeigt, dass einer Vielzahl der hier aufgeführten Kritikpunkte durch
marginale Adjustierungen des Indexes oder des Anreizmodelles Einhalt geboten werden kann.
Das neue Anreiz- und Vergütungssystem wird vom Betriebsrat nicht akzeptiert
Möglicherweise stößt die Bank bei der Einführung des neuen Vergütungssystems auf den
Widerstand des Betriebsrates. Der Betriebsrat kann aus verschiedenen Gründen der Imple-
mentierung der variablen Vergütung der Berater auf Basis der Kundenzufriedenheit kritisch
gegenüberstehen.
So könnte er zunächst einem System, mit dem er keinerlei praktische Erfahrungen hat, ableh-
nend gegenüberstehen. Auch die direkte Beeinflussbarkeit der Kundenzufriedenheit durch den
Berater mag auf den ersten Blick nicht überzeugend sein und somit den Verdacht erregen,
dass die variable Vergütung willkürlich festgelegt wird. Diesen Vorurteilen, die in dieser Ar-
beit widerlegt wurden, sollte mit einer offenen Informationspolitik begegnet werden. So soll-
ten der genutzte Fragebogen und die Berechnung der Kundenzufriedenheit dem Betriebsrat
sowie allen Beratern transparent gemacht werden. Zusätzlich könnte eine Testphase genutzt
werden, in der die Kundenzufriedenheit nur erfasst und den Beratern mitgeteilt wird. Damit
wird den Bankberatern die Möglichkeit gegeben, sich mit dem System vertraut zu machen,
ohne dass bereits ein Teil der variablen Vergütung auf Basis der erreichten Kundenzufrieden-
heit gezahlt wird. Aufgrund des erwarteten Erfolges dieses Systems könnten dem Betriebsrat
die Ergebnisse dargelegt werden und letztendlich zu einer positiven Entscheidung führen.
Falls trotz aller Bemühungen eine Vergütung der Bankberater anhand der Kundenzufrieden-
heit nicht eingeführt werden kann, da der Betriebsrat einer Aufschlüsselung der einzelnen
Ergebnisse pro Berater nicht zustimmt, sollten die Vorgesetzten der Berater, also die Filiallei-
ter, verstärkt anhand des kumulierten Kundenzufriedenheitswertes ihrer Filiale entlohnt wer-
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
46
den. Somit wird die individuelle Aufschlüsselung beseitigt und die Implementierung des Sys-
tems ist nicht mehr abhängig von der Entscheidung des Betriebsrates.
Der erwartete Erfolg des adjustierten Modelles wäre nur marginal verschieden zu dem erwar-
teten Erfolg des hier vorgestellten Modelles. Durch die monetäre Vergütung des Filialleiters
auf Grundlage des kumulierten Zufriedenheitswertes der Filiale ist seinerseits eine verstärkte
Fokussierung auf die Mitarbeitermotivation zur bedarfsgerechten Anlage- und Vorsorgebera-
tung zu erwarten. Auch wenn die Kundenzufriedenheit nicht mehr fester Bestandteil der vari-
ablen Vergütung der Berater ist, rückt er verstärkt in den Beratungsalltag und wird in den
jährlichen bis halbjährlichen Beurteilungsgesprächen eine wichtige Thematik darstellen. Als
Folge dessen bietet auch das adjustierte Modell einen adäquaten Anreizcharakter für die Bera-
ter, den Kundennutzen in den Mittelpunkt der Beratungsleistung zu stellen und ist somit eben-
falls in der Lage, überaus erfolgreich das Spannungsverhältnis zu mildern.
In Zeiten wie der heutigen Finanzkrise werden viele Kunden generell schlechtere Noten geben
und verfälschen somit das Ergebnis
Dieses Phänomen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten und könnte zu einem Knock-
out-Kriterium der Anwendbarkeit eines auf Kundenzufriedenheit basierten Anreiz- und Ver-
gütungsmodelles werden. Um dem gerecht zu werden, ist das hier vorgestellte Modell so kon-
zipiert, dass es eine Grundlage zur Vergleichbarkeit der einzelnen Mitarbeiter schafft. In Zei-
ten der Finanzkrise wird es voraussichtlich zu einem verminderten Zufriedenheitswert für alle
Berater kommen. Da 30% - 50% der Kunden (d.h. 400 - 600 Kunden) eines jeden Beraters
angesprochen werden, wird die Verteilung aufgrund der Vielzahl der Befragungen mit hoher
Wahrscheinlichkeit gleichmäßig sein. Somit ist die Bestimmung der durch die Finanzkrise
verursachten negativen linearen Verschiebung der Zufriedenheit möglich. Diese Verschie-
bung kann nun als Faktor bei der Eingliederung der Berater in die Scoring-Gruppen118 be-
rücksichtigt werden. Somit wird die Aussagekraft und daher Anwendbarkeit des Modelles
wiederhergestellt.
Ein weiterer Vorteil des Modelles ist, dass in Kombination mit der protokollierten Beratung
gezielt die Kunden von der Messung ausgeschlossen werden können, die nachweislich bei
korrekter Beratung dennoch unzufrieden mit der Entwicklung ihres Anlageproduktes sind und
deshalb den Kundenzufriedenheitsindex negativ beeinflussen. Als Folge dessen wird auch
damit die Aussagekraft und Anwendbarkeit des Indexes wieder hergestellt.
118 Siehe Kapitel 4.4.1 (C - A++).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
47
Jeder Kunde hat einen anderen Maßstab, wie der Kundenberater sein soll und urteilt deswe-
gen anders
Der hier vorgestellte Fragenkatalog sowie die Indexberechnung messen die Zufriedenheit der
Kunden nicht als abstrakte Größe, sondern ermitteln den Kundenanspruch und die wahrge-
nommene Leistung separat. Der Tatsache von sich unterscheidenden Maßstäben der Kunden
wird dahingehend nachgekommen, dass jeder Kunde im Vorfeld selbst gewichtet, welche
Frage für ihn am wichtigsten ist. Somit werden die Ergebnisse aller Kunden genormt und auf
eine vergleichbare Basis gebracht. Letztendlich wird dadurch die Individualität der Kunden
nicht nur adäquat berücksichtigt, sondern auch dahingehend verwendet, ein noch verlässliche-
res Bild der Realität abzubilden und die Aussagekraft des Modelles zu steigern.
Kundenzufriedenheit ist nicht gleich Kundennutzen
Die Gleichsetzung von Kundenzufriedenheit und Kundennutzen kann durchaus kritisch gese-
hen werden. Diese Gleichsetzung hat nur Bestand, wenn man die Kundenzufriedenheit über
die gesamte Kundenlebenszeit betrachtet und sicherstellt, dass der Kunde in jeder Lebenssitu-
ation zufrieden ist, welches ein Indikator für die Erfüllung seines Nutzens ist. Dies ermögli-
chen der Index und das Anreizsystem und gebietet auch diesem Kritikpunkt Einhalt.
Ein solches Modell birgt große Kostenblöcke und wird damit nicht rentabel sein
Einer der größten Kostenblöcke wird voraussichtlich die Implementierung eines solchen Sys-
tems sein. Durch den Einsatz computergestützter, standardisierter Befragungen innerhalb des
Online Bankings oder am Bankterminal werden jedoch die laufenden Kosten für das Befra-
gungs- und Auswertungssystem verhältnismäßig gering gehalten. Durch die Refokussierung
der Berater auf die Kundeninteressen wird vor allem die Kundenloyalität steigen, was sich
letztendlich auf höhere CLVs und höhere Weiterempfehlungsraten auswirkt. Zusammen mit
den in der Arbeit erläuterten weiteren immensen Vorteilen des Modelles werden sich die Im-
plementierungskosten sowie die laufenden Kosten schnell amortisieren.
Die Bank hat ein System, in dem nicht jedem Kunden ein Berater zugeordnet ist
Falls die Bank keine direkte Zuordnung von Kunden und Beratern hat, sondern z. B. einen
Kundenpool nutzt, sollte die Kundenzufriedenheit eines jeden Kunden allen Beratern, gewich-
tet nach der Anzahl der mit ihm geführten Beratungsgespräche zugeordnet werden. Dies setzt
eine Dokumentation der Beratungsgespräche voraus, welche zusätzlich aus den in der Arbeit
genannten Gründen Vorteile birgt.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
4. Ein auf Kundenzufriedenheit basierendes Anreizsystem zur Reduzierung des Spannungsfeldes
48
Die Kundenberater könnten versuchen, ihre Kunden zu beeinflussen
Diese Gefahr wird weitgehend durch die hohe Anzahl der Kunden, die ein Berater durch-
schnittlich im Retail Banking hat, und die geringe Verhältnistiefe zwischen Berater und Kun-
de unterbunden. Da jeder Berater einen Kundenstamm bestehend aus ca. 1.200 Kunden hat,
von denen 30% - 50% befragt werden, sind seine Möglichkeiten, diese zu beeinflussen, als
eher gering einzustufen.
Kunden fürchten einen Konflikt mit ihrem Berater aufgrund einer negativen Bewertung
Wenn die Bewertung durch den Kunden dem Berater direkt bekannt gemacht würde, könnten
die Kunden befürchten, dass der Berater bei einer negativen Bewertung in Zukunft kein Inte-
resse an einer adäquaten Beratung dieser Kunden hat. Um diese Furcht zu beseitigen, ist es
notwendig, den Kunden gegenüber klar zu kommunizieren, dass ihre Bewertungen anonymi-
siert in einen Index ihres Beraters einfließen und dieser keine Rückschlüsse auf die Herkunft
der Bewertung ziehen kann. Die Ergebnisse werden nur einem Team, welches separiert von
der Filiale operiert, kenntlich gemacht, welches sich dann mit den überdurchschnittlich unzu-
friedenen Kunden in Verbindung setzt und die Gründe der Unzufriedenheit hinterfragt und
ggf. Lösungsvorschläge für akute Probleme anbietet.
Es gibt keinen Anreiz für den Kunden, Zeit in die Befragung zu investieren
Viele Kunden werden keinen Anreiz haben, sich die Zeit für die Befragung zu nehmen. Die-
sem Problem kann durch eine konsequente Umsetzung und klare Kommunikation des vorge-
schlagenen Systems gegenüber den Kunden entgegengewirkt werden. Es muss ihnen deutlich
gemacht werden, dass der Erfolg ihres Beitrags in erster Linie ihnen selbst dient, indem er
Missstände aufzeigt und zur Verbesserung der Beratung durch eine gezielte Fokussierung auf
ihre eigenen Interessen beiträgt.
Was passiert, wenn sich der persönliche Kundenberater geändert hat oder eigentlich nicht
zuständige Berater den Kunden beraten haben?
In bestimmten Situationen kann es sein, dass ein Berater seine Position wechselt, ein neuer
Berater in die Filiale kommt oder dass der zuständige Berater nicht verfügbar ist. In einem
solchen Fall werden die Kundenbewertungen nicht direkt dem zuständigen Kundenberater
zugeordnet, sondern werden, gewichtet nach der Anzahl der Beratungsgespräche, allen Bera-
tern zugerechnet, die den Kunden in der Vergangenheit betreut haben
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
5. Fazit und Ausblick
49
5. Fazit und Ausblick
Das Ziel dieser Arbeit ist die nachhaltige Reduzierung des Spannungsfeldes zwischen dem
kurzfristigen Verkaufserfolg der Bank und dem langfristigen Kundennutzen. Um dies zu er-
reichen, wurde ein neues Anreizsystem für die Bankberater entwickelt, welches es ermöglicht,
stärker auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und gleichzeitig eine Vielzahl von Vortei-
len für die Bank zu generieren.
Bei der Analyse des Verhältnisses zwischen Kunde, Bank und Bankberater wurde herausge-
funden, dass das vorhandene Spannungsfeld kein inhärentes Problem zwischen dem Kunden
und der Bank ist, sondern vielmehr durch die in den Banken für ihre Berater etablierten
Anreizsysteme hervorgerufen wird. Diese Anreizsysteme sind auf kurzfristige Verkaufserfol-
ge fokussiert und vernachlässigen dabei die Bedürfnisse der Kunden. Um dieser kurzfristigen
Gewinnorientierung gezielt zu begegnen und eine Neuausrichtung auf die Bedürfnisse der
Kunden zu erreichen, wurde ein Konzept entwickelt, das die Kundenzufriedenheit als Basis
für die Anreizsysteme sowohl der Berater als auch der höheren Managementebenen nutzt.
Theoretisch fundiert wurde ein Index entwickelt, der auf Grundlage eines geeigneten Frage-
bogens die aggregierte Kundenzufriedenheit eines jeden Beraters, jeder Filiale, Region oder
auch der gesamten Bank erfassen und abbilden kann. Die Berechnung des Kundenzufrieden-
heitsindexes wie auch der standardisierte Fragebogen wurden so konzipiert, dass das Ergebnis
intertemporal sowie interpersonal vergleichbar ist und eine geeignete Messgröße für die Kun-
denbedürfnisse darstellt.
Als Schlüssel zur Reduzierung des Spannungsfeldes wurde, auf dem Kundenzufriedenheitsin-
dex aufbauend, ein neues Vergütungssystem entworfen, das neben den kurzfristigen Ver-
kaufszielen nun auch die Kundenzufriedenheit als gleichgewichtete Determinante des Gehalts
mit einbezieht. Dies schafft für die Mitarbeiter der Bank einen Anreiz, sich neben den kurz-
fristigen Verkaufszielen verstärkt auf die Bedürfnisse der Kunden zu fokussieren. Um diesen
Effekt noch weiter zu verstärken, wurde vorgeschlagen, dieses neue Vergütungssystem nicht
nur für die Berater selbst, sondern auch für Filialleiter, Marktregionsleiter, Regionsleiter und
die Mitglieder des Vorstands anzuwenden.
Die Einführung eines solchen Anreizsystems ermöglicht es den Mitarbeitern, das moralisch
Richtige zu tun, indem sie ihren Kunden die tatsächlich beste Lösung anbieten. Dies hat eine
deutlich stärkere Motivationswirkung als die bisherigen Anreizsysteme der Banken, da neben
den zuvor definierten Defizitbedürfnissen auch die Wachstumsbedürfnisse erfüllt werden.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
5. Fazit und Ausblick
50
Durch die gesteigerte Motivation der Berater und die erhöhte Zufriedenheit der Kunden profi-
tiert die Bank in großem Maße durch eine höhere und nachhaltige Kundenbindung, mehr
Weiterempfehlungen durch die Kunden sowie eine höhere Cross-Selling-Rate. Empirische
Studien belegen zudem, dass Unternehmen mit einer höheren Kundenzufriedenheit eine bes-
sere Marktentwicklung, insbesondere höhere Aktienkurse, nachweisen können, die firmen-
spezifischen Risiken geringer sind und sie dadurch geringere Fremdkapitalkosten haben. Zu-
sammengenommen bewirken diese Faktoren einen nachhaltig gesteigerten Shareholder-Value
der Bank.
Das neue Anreizsystem ist somit im besonderen Maße dazu geeignet, das Spannungsverhält-
nis zwischen dem kurzfristigen Verkaufserfolg und dem langfristigen Kundennutzen nachhal-
tig zu reduzieren, und führt darüber hinaus zu einer gleichzeitigen signifikanten Steigerung
des Nutzens für den Kunden, den Berater sowie für die gesamte Bank.
Viele Indikatoren sprechen dafür, dass die Kundenzufriedenheit zukünftig eine besondere
Stellung in der Bankenlandschaft finden wird. Erwartungsgemäß werden Bankkunden ins-
besondere aufgrund der negativen Erfahrungen in der Finanzkrise und der dadurch entstande-
nen Angst, einen Teil des ersparten Vermögens zu verlieren zu den Banken wechseln, die
nachweislich ihre Bedürfnisse in den Vordergrund der Beratungsleistung stellen. Es wird in
r-119 120 davon zu überzeugen, dass ihre Interessen im
Vordergrund stehen. Es bleibt abzuwarten, welchen Banken es gelingt, das Vertrauen der
Kunden zu gewinnen. Doch eines ist unumstritten: Es werden diejenigen Banken sein, die
sich glaubhaft dem Kunden und seinen Bedürfnissen verpflichten.
Die Implementierung des hier vorgestellten Modelles und deren öffentlichkeitswirksame
Kommunikation ermöglichen es, die Kunden glaubhaft davon zu überzeugen, dass sie eine
Beratung erhalten, die ihre Bedürfnisse gewissenhaft und nachweisbar in den Vordergrund
stellt. Dadurch ergibt sich für die einführende Bank ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal,
das ihr erlaubt, sich von Wettbewerbern zu differenzieren und das Vertrauen der Kunden zu
gewinnen.
119 In Anlehnung an den Werbeslogan der Dresdner Bank 120 In Anlehnung an den Werbeslogan der Wiesbadener Volksbank
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Literaturverzeichnis
IV
Literaturverzeichnis
ACSI (2010): The American Customer Satisfaction Index, (Zugriff am 01.02.2010), [zu fin-
den unter http://www.theacsi.org/index.php].
Anderson, E. W. / Mansi, S. A. (2009): Does Customer Satisfaction Matter to Investors?
Findings from the Bond Market, Journal of Marketing Research, 2009, Vol. 46, Issue:
Number 5, pp. 703-714.
Benders, R. (2006): Zettelwirtschaft im Online-Zeitalter, Handelsblatt, 08.06.2006.
Bloss, M. (2010): Schalterhalle oder Villa, econmag.de 02/2010, (Zugriff am 20.02.2010),
[zu finden unter http://www.economag.de/magazin/2010/2/299+Schalterhalle+oder
+Villa].
Doran, G. T. (1981): "There's a S.M.A.R.T. way to write management's goals and objec-
tives , Management Review, Nov 1981, Volume 70 Issue 11.
East, R. (1997): Consumer Behaviour: Advances and Applications in Marketing, London,
1997.
Ewert, R. / Wagenhofer, A. (2005): Interne Unternehmensrechnung, 6. Auflage, Berlin,
2005.
Faullant, R. (2007): Psychologische Determinanten der Kundenzufriedenheit: Der Einfluss
von Emotionen und Persönlichkeit, Wiesbaden, 2007.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (2008): Besitzer von Lehman-Zertifikaten wollen Klagen, (Zugriff am 01.03.2010), [zu finden unter http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198A672E313F3D2C3/Doc~EE601A67AAFCA487D9FD2AE110CF36EC8~ATpl~Ecommon~Sspezial.html].
Frankfurter Allgemeine Zeitung (2009): Managergehälter - Ein Drittel fix, zwei Drittel
variabel, (Zugriff am 20.02.2010), [zu finden unter http://www.fazfinance.net/Aktuell/Wirtschaft-und-Konjunktur/Ein-Drittel-fix-zwei-Drittel-variabel-9942.html].
File, K.M. / Prince, R.A. (1992): Positive word of mouth: customer satisfaction and buyer
behavior, International Journal of Bank Marketing, 1992, Vol. 10, No.1, p. 25-9.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Literaturverzeichnis
V
Finanztest (2010): (Zugriff am
17.02.2010), [zu finden unter http://www.test.de/themen/geldanlage-
banken/test/Anlageberatung-von-Banken-Keine-beraet-gut-1829939-1831738/].
Fornell, C., et.al. (1996): The American Customer Satisfaction Index: Nature, Purpose, and
Findings, Journal of Marketing, 1996, Vol. 60, Issue 4, pp. 7-18.
Fornell, C. / Mithas, S. / Morgeson, F. V. / Krishnan, M.S.: (2006): Customer Satisfaction
and Stock Prices: High Returns, Low Risk, Journal of Marketing, 2006, Vol. 70, Issue:
Number 1, pp. 3-14.
Fornell, C. / Wemerfell, B. (1987): Defensive Marketing Strategy by Customer Complaint
Management, Journal of Marketing Research, 1987, Vol. 24, pp. 337 - 46.
Galasso, G. (1999): Univ. Zürich, 1999, S. 23.
Goldstein P. (2009): vernichtet, werden kleine Sparer leicht vergessen, Die Welt, Heft 77/2009.
Hans-Böckler-Stiftung (2005): Arbeitshilfen für Aufsichtsräte, Februar 2005.
Hansen U. / Hennig-Thurau, T. (1999): National Customer Satisfaction Indices: A Critical
Investigation from an Application Perspective, in Kunst, P., Lemmink, J., Stauss, B.
(eds.): Quality Management in Services, Assen/Maastricht, 1999.
Herrmann, A. / Homburg, C. (2000): Marktforschung: Methoden Anwendungen - Praxis-
beispiele, 2. Aufl., Wiesbaden 2000.
Hinterberger M. (2009): Der wirkliche Durchbruch lässt noch auf sich warten, Börse online, 10. September 2009.
Höller, H. (1978): Verhaltenswirkungen betrieblicher Planungs- und Kontrollsysteme, Mün-
chen, 1978.
Kaiser, M.-O. (2004): Erfolgsfaktor Kundenzufriedenheit, Dimensionen und Messmöglich-
keiten, Berlin, 2004.
Knüfermann, M. (2005): Ethikbasiertes Strategisches Managenent, Physica-Verlag HD,
2005, S. 5-12.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Literaturverzeichnis
VI
Köhler, M / Lang, G. (2010): Trends im Retail-Banking: Die Bankfiliale der Zukunft, Die
Bank, Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, 04/2010.
Kohli, A.K. / Jaworski, B.J. (1990): Market orientation: the construct, research proposi-
tions, and managerial implications, Journal of Marketing, 1990, Vol. 54, pp. 22-35.
Krawinkel, M. (2010): Expertengespräch vom 23.02.2010, Vorstand Rheinisch Westfäli-
scher Genossenschaftsverband e.V.
Kundenmonitor Deutschland (2009): Gutes Serviceklima in der Krise, (Zugriff am
10.01.2010), [zu finden unter
http://www.servicebarometer.com/artikel/download/PM090908_ kundenmoni-
tor2009.pdf].
Kundenzufriedenheitsindex24 (2009): Kundenzufriedenheitsindex Customer Satisfaction
Index, (Zugriff am 15.02.2010), [zu finden unter
http://www.kundenzufriedenheit24.de/ kundenzufriedenheitsindex.php].
Labudda, M. (2010): Experteninterview vom 22.02.2010, Deutsche Bank AG.
Ladhari, R. (2009): Assessment of the psychometric properties of SERVQUAL in the Cana-
dian banking industry, Journal of Financial Services Marketing, 2009, Vol. 14, Issue
1, pp. 70-82.
Levesque, T. / McDougall, G.H.G. (1996): Determinants of customer satisfaction in retail
banking, International Journal of Bank Marketing, 1996, Vol. 14, Number 7,
pp. 12-20.
Matzler, K. / Hinterhuber, H. / Daxer, C. / Huber, M. (2005): The relationship between
customer satisfaction and shareholder value, Total Quality Management and Business
Excellence, 2005, Vol. 16, Issue: Number 5, pp. 671-680.
Malhotra, N.K. (1999): Marketing Research, Upper Saddle River/NJ, 1999.
Maslow, A.H. (1943): A Theory of Human Motivation, Psychological Review Nr. 50,
pp. 370ff.
Miller, Arthur F. / Cunningham, J. A. (1981): "How to avoid costly job mismatches", Man-
agement Review, Nov 1981, Volume 70 Issue 11.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Literaturverzeichnis
VII
Motley, B. (2001): Are your customers getting pickier, Bank Marketing, 2001, Vol. 33, Issue
4, p. 41.
Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1988): SERVQUAL - A Multiple-Item Scale for
Measuring Consumer Perception of Service Quality, Journal of Retailing, 1988, Vol.
64, Nr. 1, pp. 12 - 40.
Parasuraman, A. / Zeithaml, V. / Berry, L. (1991): Refinement and Reassessment of the
SERVQUAL Scale, Journal of Retailing, 1991, Vol. 67, Issue 4, p. 420.
Peucker, P. (2009): Vor allem Ältere haben durch die Pleite von Lehman Brothers ihr Geld
verloren so zeigt eine Studie, die tageszeitung, Mittwoch, 5. August 2009.
Reinartz, B. (2007): Vorstandsvorsitzender der Sparda Bank West, 2007.
Rieker, M. (2008): Bank-Client Satisfaction up a bit despite the crunch, (Zugriff am
10.02.2010), [zu finden unter http://www.britannica.com/bps/additionalcontent/
18/29997383/BankClient-Satisfaction-Up-a-Bit-Despite-Crunch].
Ruffino, M. (2008): A True Survival Guide for Small Businesses: A No-Nonsense Approach
to Successful Retailing, To Excel/Kaleidoscope Sof, 2008.
Testing SERVQUAL dimensions on the commercial bank sector of
Northern Cyprus, Financial Theory & Practice, 2007, Volume 31, Issue 2.
von Schimmelmann, W. / Franke, G. (2005): - Kundenwünsche und Renta-
Schmidt, K. M. (2009): Kundennutzen durch Nachhaltige Beratung, Asset Avenue, Februar
2009.
Schönbrunn, N. (1987): Rechnungswesen und Verhaltenswissenschaften Entwicklungs-
stand und motivationstheoretische Grundlagen des Behavioral Accounting, Marburg,
1987.
Staehle, W. H. (1999): Management - eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive, 8. Auf-
lage, München, 1999.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Literaturverzeichnis
VIII
Stock-Homburg, R. (2007): Der Zusammenhang zwischen Mitarbeiter- und Kundenzufrie-
denheit, Wiesbaden, 2007.
Stock-Homburg, R. (2008): Personalmanagement, Wiesbaden, 2008.
Studenmund, A.H. (2008): Using Econometrics - A Practical Guide, 2008.
Suchanek, A. (2007): Ökonomische Ethik, Tübingen, 2007.
Suchanek, A. (2008): Business Ethics and the Golden Rule, Discussion paper, Leipzig 2008.
Töpfer, A. (2008): Fünf Anforderungen zur Kundenzufriedenheitsmessung Kundenzufrie-
denheit gezielt erfassen und steigern, (Zugriff am 17.02.2010), [zu finden unter
[http://www.m-plus-m.de/upload/5%20Anforderungen%20zur%20Messung
%20der%20Kundenzufriedenheit.pdf].
Tuli, K. / Bharadwaj S. (2009): Customer Satisfaction and Stock Returns Risk, Journal of
Marketing, 2009, Vol. 73, pp. 184 197.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Anhang
IX
Anhang
Fragebogen zur Erfassung der Zufriedenheit
Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Sie zu?
1. Ich bin generell mit meinem Berater und seiner Beratungsleistung zufrieden.
trifft uneinge-schränkt zu
trifft zu trifft eher zu trifft eher nicht
zu trifft nicht zu
trifft überhaupt nicht zu
2. Ich werde auch in Zukunft im gleichen Maße die Beratungsleistung durch meinen Berater nutzen,
wie ich es heute tue und/oder in der Vergangenheit getan habe.
trifft uneinge-schränkt zu
trifft zu trifft eher zu trifft eher nicht
zu trifft nicht zu
trifft überhaupt nicht zu
3. Ich würde meinen Berater an einen Freund oder Bekannten, der nach einer Finanzlösung sucht,
weiterempfehlen.
trifft uneinge-schränkt zu
trifft zu trifft eher zu trifft eher nicht
zu trifft nicht zu
trifft überhaupt nicht zu
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010
Anhang
X
Bei den nun folgenden Fragen bewerten Sie bitte jeweils unter (a), wie wichtig ihnen der je-weilige Aspekt ist, und unter (b), wie zufrieden Sie jeweils mit diesem Aspekt sind. 4. (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass der Berater bei der Auswahl von Finanzprodukten Ihre
individuelle Lebenssituation und Präferenzen berücksichtigt?
sehr wichtig wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig sehr wichtig (b) Inwieweit hat Ihr Berater Ihre individuelle Lebenssituation und Präferenzen bei der
Auswahl Ihrer Finanzprodukte berücksichtigt?
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend
5. (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass Ihnen erklärt und dokumentiert wird, welche Chancen,
Risiken und Kosten ein Produkt birgt?
sehr wichtig wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig sehr wichtig (b) Inwieweit hat Ihr Berater Ihnen erklärt und dokumentiert, welche Chancen, Risiken
und Kosten ein Produkt birgt?
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend
6. (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass die abgeschlossenen Produkte sich im Laufe der Zeit so
verhalten, wie Ihr Berater es Ihnen beschrieben hat?
sehr wichtig wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig sehr wichtig (b) Inwieweit haben sich die abgeschlossenen Produkte so verhalten, wir Ihr Berater es
Ihnen beschrieben hat?
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend
7. (a) Wie wichtig ist Ihnen, dass der Berater stets freundlich, hilfsbereit, pünktlich und
erreichbar ist?
sehr wichtig wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig sehr wichtig (b) Inwieweit war Ihr Berater stets freundliche, hilfsbereit, pünktlich und erreichbar?
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend
Beitrag zum Postbank Finance Award 2010