2
Fach: Pädagogik-Psychologie Kurs: PA1L2A Datum: Lehrkraft: N. Mönke Lerngebiet 9 – Handlungsansätze in der sozialen Arbeit vergleichen Fallbeschreibung „Jürgen“ 1 5 10 15 20 25 30 35 Der vierjährige Jürgen kam erst dieses Jahr in den Kindergarten, weil ein Wohnortwechsel bevorstand und die Mutter dem Jungen einen Wechsel des Kindergartens nicht zumuten wollte. Im Kindergarten fallen den Erzieherinnen folgende Verhaltensweisen von Jürgen auf: Bei Auseinandersetzungen mit anderen Kindern – etwa um ein Spielzeug – wird er sofort handgreiflich, stößt oder schlägt andere Kinder. Wenn die Erzieherin etwas vorschlägt, was nicht in seinem Sinn ist, z.B. dass ein begehrtes Spielzeug nach einer bestimmten Zeit wieder abgegeben werden soll, schreit er los, wirft sich auf den Boden und tritt um sich. An Gruppenaktivitäten nimmt er selten teil. Meist rennt er währenddessen umher, stört andere Kinder und Erzieherinnen in ihrem Vorgehen. Er ruft dazwischen, bis er ermahnt wird oder rennt einfach aus dem Gruppenraum, so dass jemand nach ihm sehen muss. Solche Verhaltensweisen beobachten die Erzieherinnen täglich mehrfach. Die Mutter wird in den Kindergarten gebeten und darauf hingewiesen, dringend mit einer Erziehungsberatungsstelle Kontakt aufzunehmen, da man dieses Verhalten im Kindergarten nicht akzeptieren könne, andererseits aber auch keine Möglichkeit sehe – bei einer Gruppengröße von 25 Kindern – das Verhalten Jürgens unter den gegebenen Bedingungen zu ändern. Es kommt zu einem Gespräch mit dem Sozialpädagogen der Erziehungsberatungsstelle. Hier berichtet die Mutter betroffen, dass Jürgen sich zunehmend gegen den Besuch des Kindergartens mit dem Hinweis sträube, dass die anderen Kinder ihn ablehnen würden. Auf Nachfrage erklärt die Mutter weiter, dass Jürgen bereits im Alter von zwei Jahren sehr eigensinnig gewesen sei. Er habe – wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging – versucht mit lautem Schreien und Um-sich- schlagen seinen Willen durchzusetzen. Er ließ sich nur dann beruhigen, wenn sie ihn in den Arm nahm und auf seinen Willen einging. Dies zeigte sich zum Beispiel bei den Mahlzeiten, wenn er etwas vorgesetzt bekam, was nicht seinen momentanen Vorlieben entsprach, bei der Auswahl von Kleidungsstücken oder auch beim Spielen. Daran habe sich bis heute wenig geändert. Er sei ein sehr „anstrengendes“ Kind, das die Mutter immer um sich haben wolle und sich kaum alleine beschäftige. Er beanspruche sie den ganzen Tag. Die notwendige Hausarbeit sei oft nur spätabends zu erledigen. In letzter Zeit sei sein Verhalten zudem massiver geworden. Er schreie nicht nur und schlage um sich, sondern schlage und trete auch gezielt nach ihr und lasse sich von ihr kaum beruhigen. Sie wisse sich dann nicht mehr zu helfen und es komme häufig vor, dass auch sie ihn anschreie und durch Schläge auf den Hosenboden „zur Vernunft“ zu bringen versuche. Dies sei das einzige Mittel, das in dieser Situation helfe. Jürgen sei einfach ein „schwieriges Kind“. Er habe wohl viel von seinem Vater 1 Fachabiturprüfung Pädagogik-Psychologie Bayern 2008 unter http://www.bfbn.de/bayernweite-angebote/lehrerschule/pruefungsaufgaben/ abschlusspruefungen/paedpsych-abschlusspruefungen/ (08.06.2012)

handlungskonzepteimvergleich.files.wordpress.com…  · Web viewFachabiturprüfung Pädagogik-Psychologie Bayern 2008 unter ... Daran habe sich bis heute …

  • Upload
    dodieu

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: handlungskonzepteimvergleich.files.wordpress.com…  · Web viewFachabiturprüfung Pädagogik-Psychologie Bayern 2008 unter  ... Daran habe sich bis heute …

Fach: Pädagogik-Psychologie Kurs: PA1L2A Datum:Lehrkraft: N. Mönke

Lerngebiet 9 – Handlungsansätze in der sozialen Arbeit vergleichen

Fallbeschreibung „Jürgen“1

5

10

15

20

25

30

35

Der vierjährige Jürgen kam erst dieses Jahr in den Kindergarten, weil ein Wohnortwechsel bevorstand und die Mutter dem Jungen einen Wechsel des Kindergartens nicht zumuten wollte.Im Kindergarten fallen den Erzieherinnen folgende Verhaltensweisen von Jürgen auf: Bei Auseinandersetzungen mit anderen Kindern – etwa um ein Spielzeug – wird er sofort handgreiflich, stößt oder schlägt andere Kinder. Wenn die Erzieherin etwas vorschlägt, was nicht in seinem Sinn ist, z.B. dass ein begehrtes Spielzeug nach einer bestimmten Zeit wieder abgegeben werden soll, schreit er los, wirft sich auf den Boden und tritt um sich. An Gruppenaktivitäten nimmt er selten teil. Meist rennt er währenddessen umher, stört andere Kinder und Erzieherinnen in ihrem Vorgehen. Er ruft dazwischen, bis er ermahnt wird oder rennt einfach aus dem Gruppenraum, so dass jemand nach ihm sehen muss. Solche Verhaltensweisen beobachten die Erzieherinnen täglich mehrfach.

Die Mutter wird in den Kindergarten gebeten und darauf hingewiesen, dringend mit einer Erziehungsberatungsstelle Kontakt aufzunehmen, da man dieses Verhalten im Kindergarten nicht akzeptieren könne, andererseits aber auch keine Möglichkeit sehe – bei einer Gruppengröße von 25 Kindern – das Verhalten Jürgens unter den gegebenen Bedingungen zu ändern.Es kommt zu einem Gespräch mit dem Sozialpädagogen der Erziehungsberatungsstelle. Hier berichtet die Mutter betroffen, dass Jürgen sich zunehmend gegen den Besuch des Kindergartens mit dem Hinweis sträube, dass die anderen Kinder ihn ablehnen würden. Auf Nachfrage erklärt die Mutter weiter, dass Jürgen bereits im Alter von zwei Jahren sehr eigensinnig gewesen sei. Er habe – wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging – versucht mit lautem Schreien und Um-sich-schlagen seinen Willen durchzusetzen. Er ließ sich nur dann beruhigen, wenn sie ihn in den Arm nahm und auf seinen Willen einging. Dies zeigte sich zum Beispiel bei den Mahlzeiten, wenn er etwas vorgesetzt bekam, was nicht seinen momentanen Vorlieben entsprach, bei der Auswahl von Kleidungsstücken oder auch beim Spielen.

Daran habe sich bis heute wenig geändert. Er sei ein sehr „anstrengendes“ Kind, das die Mutter immer um sich haben wolle und sich kaum alleine beschäftige. Er beanspruche sie den ganzen Tag. Die notwendige Hausarbeit sei oft nur spätabends zu erledigen. In letzter Zeit sei sein Verhalten zudem massiver geworden. Er schreie nicht nur und schlage um sich, sondern schlage und trete auch gezielt nach ihr und lasse sich von ihr kaum beruhigen. Sie wisse sich dann nicht mehr zu helfen und es komme häufig vor, dass auch sie ihn anschreie und durch Schläge auf den Hosenboden „zur Vernunft“ zu bringen versuche. Dies sei das einzige Mittel, das in dieser Situation helfe. Jürgen sei einfach ein „schwieriges Kind“. Er habe wohl viel von seinem Vater geerbt, der nach Aussage ihrer Schwiegermutter auch nur durch körperliche Strafen oder Drohungen zu „bändigen“ gewesen sei. Von ihrem Ehemann könne sie in der Erziehung kaum Hilfe erwarten, da dieser berufsbedingt oft tagelang nicht zu Hause sei.

Aufgabenstellung:

Zeigen Sie auf Basis des verhaltensorientierten Handlungskonzeptes der Sozialen Arbeit auf, wie der Sozialpädagoge vorgehen kann, um die problematische Verhaltensweise von Jürgen zu verändern.

1 Fachabiturprüfung Pädagogik-Psychologie Bayern 2008 unter http://www.bfbn.de/bayernweite-angebote/lehrerschule/pruefungsaufgaben/abschlusspruefungen/paedpsych-abschlusspruefungen/ (08.06.2012)