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Handlungsorientierter Musikunterricht Aus WikiMusikP Inhaltsverzeichnis 1 Handlungsorientierter Musikunterricht 2 Rauhe/Reinecke/Ribke – Hören und Verstehen 3 Didaktische Kategorien 4 Kritik 5 Literatur Handlungsorientierter Musikunterricht Das auf reformpädagogischen Traditionen beruhende Modell des handlungsorientierten Musikunterrichts spiegelt die Sozialforschung der 1970er Jahre wider und wurde damals zum Inbegriff aktueller Unterrichtsgestaltung. Im Sinne der Konzeption hat handlungsorientierter Unterricht die Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern sinnvolles Handeln zu ermöglichen. Die Unterrichtsthemen sollen für die Schülerschaft eine positive Bedeutung haben bzw. in ihrer Bedeutung einsichtig sein. Rauhe/Reinecke/Ribke – Hören und Verstehen Im Konzept des Handlungsorientierten Musikunterrichts von Rauhe, Reinecke und Ribke wird Musik als eine Folge von Handlungsvollzügen verstanden, die sich auf verschiedenen Kommunikations‐ und Verstehensebenen abspielt. Nicht das Musikwerk als „Gegenstand“ steht im Mittelpunkt des Unterrichts, sondern der lebendige, handelnde, gleichermaßen kognitive, affektive und psychomotorische Umgang mit ihm. Dem Konzept liegt ein interdisziplinärer Forschungsansatz zugrunde, welcher zwei zentrale Aspekte aufweist, die als „Bindeglieder“ zwischen den einzelwissenschaftlichen Ansätzen fungieren sollen: Kommunikationstheorie und Hermeneutik. Der kommunikationstheoretische Gesichtspunkt sieht Musik als Prozess; als eine „Spielart“ kommunikativen Verhaltens. Die Autoren setzen Musik und Sprache miteinander gleich und erläutern, dass sich musikalische Kommunikation analog der verbalen Sprache verhalte. Während die kommunikationstheoretischen Überlegungen vorrangig auf den Prozess des „Hörens“ Bezug nehmen, wird mit Hilfe der Hermeneutik der Prozess des „Verstehens“ geklärt. Die Autoren begreifen Hermeneutik als einen kommunikativen Dialog zwischen Objekt (Musikwerk) und Subjekt (Schüler). Die diesem Konzept zugrunde liegende Handlungstheorie bildet einen Gegenpol zur Verhaltenstheorie. Im Gegensatz zur Verhaltenstheorie wird der Mensch bei der Handlungstheorie nicht als ein auf äußere Reize reagierendes Subjekt angesehen, sondern als handelnde Person, die einen Willen besitzt und ihre Wünsche und Ziele relektiert. Die Begriffe 'Handeln' oder 'Handlung' leiten sich von 'Hand' bzw. 'Handhaben' her, womit das Gestalten mittels körperlicher Tätigkeiten im umfassenden Sinne gemeint ist. Musik selbst kann als eine Folge von Handlungsvollzügen verstanden Handlungsorientierter Musikunterricht – WikiMusikP http://www.dirk‐bechtel.de/wiki/index.php?title=Handlungsorie... 1 von 3 21.08.2010 15:40

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Handlungsorientierter Musikunterricht

Aus WikiMusikP

Inhaltsverzeichnis

1 Handlungsorientierter Musikunterricht2 Rauhe/Reinecke/Ribke – Hören und Verstehen3 Didaktische Kategorien4 Kritik5 Literatur

Handlungsorientierter Musikunterricht

Das auf reformpädagogischen Traditionen beruhende Modell des handlungsorientiertenMusikunterrichts spiegelt die Sozialforschung der 1970er Jahre wider und wurde damals zumInbegriff aktueller Unterrichtsgestaltung. Im Sinne der Konzeption hat handlungsorientierterUnterricht die Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern sinnvolles Handeln zu ermöglichen. DieUnterrichtsthemen sollen für die Schülerschaft eine positive Bedeutung haben bzw. in ihrerBedeutung einsichtig sein.

Rauhe/Reinecke/Ribke – Hören und Verstehen

Im Konzept des Handlungsorientierten Musikunterrichts von Rauhe, Reinecke und Ribke wird Musikals eine Folge von Handlungsvollzügen verstanden, die sich auf verschiedenen Kommunikations‐ undVerstehensebenen abspielt. Nicht das Musikwerk als „Gegenstand“ steht im Mittelpunkt desUnterrichts, sondern der lebendige, handelnde, gleichermaßen kognitive, affektive undpsychomotorische Umgang mit ihm.

Dem Konzept liegt ein interdisziplinärer Forschungsansatz zugrunde, welcher zwei zentrale Aspekteaufweist, die als „Bindeglieder“ zwischen den einzelwissenschaftlichen Ansätzen fungieren sollen:Kommunikationstheorie und Hermeneutik. Der kommunikationstheoretische Gesichtspunkt siehtMusik als Prozess; als eine „Spielart“ kommunikativen Verhaltens. Die Autoren setzen Musik undSprache miteinander gleich und erläutern, dass sich musikalische Kommunikation analog derverbalen Sprache verhalte. Während die kommunikationstheoretischen Überlegungen vorrangig aufden Prozess des „Hörens“ Bezug nehmen, wird mit Hilfe der Hermeneutik der Prozess des„Verstehens“ geklärt. Die Autoren begreifen Hermeneutik als einen kommunikativen Dialog zwischenObjekt (Musikwerk) und Subjekt (Schüler).

Die diesem Konzept zugrunde liegende Handlungstheorie bildet einen Gegenpol zurVerhaltenstheorie. Im Gegensatz zur Verhaltenstheorie wird der Mensch bei der Handlungstheorienicht als ein auf äußere Reize reagierendes Subjekt angesehen, sondern als handelnde Person, dieeinen Willen besitzt und ihre Wünsche und Ziele reGlektiert. Die Begriffe 'Handeln' oder 'Handlung'leiten sich von 'Hand' bzw. 'Handhaben' her, womit das Gestalten mittels körperlicher Tätigkeiten imumfassenden Sinne gemeint ist. Musik selbst kann als eine Folge von Handlungsvollzügen verstanden

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werden, da die klangliche Realisierung von musikalischen Vorstellungen und Intentionen an dieAusführungen von psychomotorischen, kognitiven und affektiven Vorgängen gebunden ist

Hörinteresse und Hörverständnis sind von der Zahl der Handlungsmöglichkeiten abhängig, die einemSchüler im Laufe seiner Entwicklung eingeräumt werden. Wenn Musikhören auf Musikverstehen zielt,muss es sich für den Schüler mit musikalischen Aktivitäten verbinden. Dieses musikalische Handelnmuss im Zusammenhang mit kommunikativen und interaktiven Prozessen gesehen werden. Hörenund Verstehen werden als mehrdimensionale Prozesse aufgefasst, die über den eindimensionalenBezug zwischen dem einzelnen Hörer und dem durch Analyse seiner musiktheoretischen odermusikgeschichtlichen Voraussetzungen zu erschließenden Musikwerk hinausgehen.

Im Konzept des Handlungsorientierten Musikunterrichts werden verschiedene Rezeptionskategorienaus den Bereichen des unbewussten sowie des bewussten Hörens beschrieben. Die verschiedenenVerstehenskategorien werden dem rudimentären, dem ein‐ und dem mehrdimensionalen Verstehenzugeordnet, aus denen insgesamt neun didaktische Kategorien abgeleitet werden.

Didaktische Kategorien

Die drei zentralen Kategorien der Konzeption sind Handlungs‐, Kommunikations‐ undInteraktionsbezogenheit. Die Kategorien vier bis neun können als Ergänzung zu den ersten dreiKategorien verstanden werden.

1. Handlungsbezogenheit: der kognitiven Musikbetrachtung wird ein Lernprinzip der Selbsterfahrunggegenüber gestellt

2. Interaktionsbezogenheit: Dimension der Gruppe, EinGluss der Gruppe auf den Verstehensprozess desEinzelnen und umgekehrt

3. Kommunikationsbezogenheit: Dialog zwischen Subjekt und Objekt

4. Metastu�igkeit: Meta‐Kommunikation

5. Interdisziplinarität: verschiedene Aspekte, auf die der Unterricht bei Bedarf zurückgreifen soll

6. Relationalität: bezogen auf die Betrachtung von Musikwerken

7. Aktualität: Unterrichtsthemen sollen Bezug zu Leben der Schüler haben, Flexibilität

8. Prozessualität: Prozessorientierung des Unterrichts

9. Kreativität: Zeit und Raum für Kreativität

Kritik

Die Autoren stellen deutlich heraus, dass eine Erziehung zur Selbstständigkeit in der Schule auchpraktisch geübt werden muss. Dennoch ist das Konzept vielfach nur verkürzt rezipiert worden. Einmöglicher Grund hierfür mag in dem Versäumnis der Autoren liegen, ihr Konzept adressatengerechterzu formulieren und zu einem praktikablen Modell auszuarbeiten. Die Berücksichtigung allervielfältigen Aspekte des 36 Fragen umfassenden Planungskatalogs würde eine Unterrichtsplanung für

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die Lehrkräfte sehr erschweren ‐ vielmehr eignet sich der Katalog für eine Analyse des Unterrichts.Des Weiteren lässt die Konzeption ausreichend Praxisorientierung vermissen. Es wärewünschenswert, wenn unterrichtspraktische Fragen einen größeren Raum in der Konzeptioneinnehmen würden. Ein weiterer Kritikpunkt ist eine teilweise schwerverständliche Sprache, wobeiauch die begrifGliche Klärung in vielen Argumenten im Dunkeln bleibt.

Literatur

Fischer, Wilfried (1991): Die Konzeption eines handlungsorientierten Musikunterrichts (I und II). In:Musik in der Schule. 42. Jahrgang. Heft 2. S. 66‐69. Heft 3. S. 130‐136.

Helmholz, Brigitta (1995): Musikdidaktische Konzeptionen seit 1945. In: Helms, Siegmund; Schneider,Reinhard; Weber, Rudolf (Hg.): Kompendium der Musikpädagogik. Kassel: Bosse. S. 42‐63.

Rauhe, H.; Reinecke, H.‐P.; Ribke, W. (1975): Hören und Verstehen. Theorie und Praxishandlungsorientierten Musikunterrichts. München.

Weber, Martin (1997): Musikpädagogik im Zeichen des Pluralismus. Eine Studie zur Geschichte undGegenwart der bundesdeutschen Musikpädagogik. Hannover: Institut für MusikpädagogischeForschung. (= Institut für Musikpädagogische Forschung, Forschungsberichte Bd. 10)

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