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Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?! Bürgschaften, Schulden für andere.

Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?!ten, Schulden ... · Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht 4 Methodische Grundlagen 5 Methodenübersicht 10 Orientierungsphase

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Materialien

für den

handlungsorientierten

Unterricht

Eine Zukunftswerkstatt

Waldemar Stange

Peter Gnielczyk

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2

AutorenWaldemar StangePeter Gnielczyk

Wissenschaftliche RedaktionPeter Gnielczyk

HerausgeberVerbraucherzentrale Bundesverband e. V.Markgrafenstraße 6610969 Berlin

[email protected]

GestaltungLutz Köbele-Lippkubik, Berlin

KarikaturenHorst RudolphBerlin

© 2000 by Stiftung Verbraucherinstitut, BerlinISBN 3-923798-88-1

SchutzgebührEuro 12,27Bestell Nr.: 214

Hinweis:Für Rückfragen zur Durchführung einer >Lernwerkstatt Ernährung< wenden Sie sich bitte an Peter Gnielczyk [email protected] 800-105

❶ Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht 4Methodische Grundlagen 5Methodenübersicht 10

❷ OrientierungsphaseGraffiti 12Strukturierte Erwartungsabfrage 13Programmübersicht 14Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention? 15

❸ ProblematisierungsphaseFrustkauf 16Erfindermesse 18Gegenstände verändern 19Kreativproduktionen 20

Video-Fernsehwerbung 22Theater-Kaffeefahrt 23Collage-Zeitungswerbung 24Hörspiel-Radiowerbung 25

Das Jugendmarketing der Geldinstitute - Informationsbaustein 26Kinder und Werbung - Informationsbaustein 28Geld zu haben, ist wie... 31Die Kristallvase 32Kreditpoly 34Schulden - Informationsbaustein 55Versicherungspoker 57Versicherungen - Informationsbaustein 70HANDY - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?! - Informationsbaustein 74Bürgschaften - Schulden für andere - Informationsbaustein 82Der Gerichtsprozeß - Eine Bürgschaft 87„Cash for Kids“ 91Abstiegsszenario 106Wunschlebenslauf 109

❹ PhantasiephaseGlücksliste 111„Was brauche ich, um glücklich zu sein?“ 113Die Traumbuche 114

❺ Umsetzungsphase„Was tun?“ 118„My first Wohnung“ 119Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken 122„Was kostet Geld / ein Konto....“ Erkundung vor Ort 124„Dem Geld auf der Spur“ 126Rollenspiele

Kredithai 127Der neue Anzug 130Was tun wenn... 132Klein, aber mein 134

❻ NachbereitungsphaseAndere überzeugen 136Brief an mich selbst 137Material- und Büchertisch 138

❼ Literaturliste 140

Inhaltsverzeichnis

3

Wo und wie lernen Jugendliche heute mit Geldumzugehen? Wie können sie angeleitet werden,eine eventuelle Ver- bzw. Überschuldungssituationmit dem dafür notwendigen Wissen zu meistern?Bei der Förderung von Kompetenz im Umgang mitGeld und Geldgeschäften müssen Schülerinnenund Schüler erheblich mehr wissen und erfahren,als nur Informationen über Kreditgeschäfte, Raten-zahlungen, Versicherungen usw. Denn die notwen-dige Kompetenz und die erforderlichen Fähigkei-ten gehen weit über das Kognitive hinaus. Es bedarfvor allen Dingen der Reflexion der inneren Einstel-lung zur Warenwelt, des Bewußtwerdens eigener(Zukunfts-) Träume, die sich nur allzu oft an mate-riellen Dingen zu orientieren scheinen.

Den Zusammenhänge von Haben- und Besitzenwol-len von Waren nachzuspüren und sie aufzudecken,gehört zum wichtigen Bestandteil einer präventivenArbeit im Bereich Schuldenvermeidung. Schließ-lich werden Waren dazu benutzt, der eigenen Per-sönlichkeit ein komfortables Leben zu verschaffenund eine äußerliche Anerkennung zu bieten. DieKonsumgüter befriedigen Wünsche und Bedürf-nisse, dienen der sozialen Orientierung und habennicht zuletzt belohnende und bestätigende Funktio-nen. Waren sind somit hochgradig emotional be-setzt. Zu oft wird in der Bildungsarbeit mit Jugend-lichen dieser emotionale Bezug vernachlässigt.Dabei sind es doch gerade unsere Bedürfnisse,unsere Hoffnungen auf eine angenehme Zukunft,die unser Handeln maßgeblich bestimmen.

Die Werbung hat diese Zusammenhänge klarerkannt und spricht besonders diese Ebene an,wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregenund den Wunsch nach bestimmten Produkten zuwecken. Diesen Mechanismus an sich selber zuerfahren, ihn kennenzulernen, ist ein wichtigerBaustein in der Zukunftswerkstatt Schuldenpräven-tion. Saìnt d’Exupéry hat es auf den Punktgebracht, als er schrieb:

„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe die Men-schen zusammen, nicht um Pläne zu machen undHolz zu bearbeiten, sondern lehre sie die Sehnsuchtnach dem weiten, unendlichen Meer.“

Diesen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestim-mung haben die Werbespots mit ihrer Flut vonKonsumgütern angefüllt und für ihre Zweckeumgemünzt. Die Traumerfüllungsfabrik kenntimmer schon die Antwort, wenn junge Menschendie Welt erobern wollen und ihre Anerkennungsuchen. Geschickt verbindet sie diese Sehnsüchtemit dem Image ihrer Produkte.

Schuldenmachen hat auch etwas damit zu tun,Dinge zu besitzen, sie vor anderen zu präsentieren,um auf diese Weise entweder mit ihnen gleichzu-ziehen oder sich von ihnen abzuheben. In der heu-tigen Konsumwelt haben demonstrativer Konsumund der damit einhergehende soziale Status einenso großen Einfluß, dass eine Ver- oder Überschul-dung dafür oft in Kauf genommen wird. Die Leich-tigkeit, mit der an Kredite zu gelangen ist, begün-stigt diese Situation.

Eine erfolgreiche Bildungsarbeit in der Schulden-prävention darf solche Zusammenhänge nicht un-berücksichtigt lassen. Auf der Suche nach einergeeigneten Methode, die den Schülern die Mög-lichkeit bietet, selber Ansätze zu entwickeln, dieihre Haltungen zum Konsumieren reflektieren, diegewonnenen Erkenntnisse in der Gruppe auszutau-schen und neue Erfahrungen zuzulassen, sind wirauf die Idee der Zukunftswerkstatt von Robert Jungkgestoßen. In zahlreichen Workshops haben wir unsvon dem Gedanken Jungks leiten lassen, dass

„in jedem Menschen viel mehr steckt, als er selbstweiß: Es gilt nur, diesen Schatz zu heben.“

Wir wollten auch wegkommen von einer Belehrungder Schüler und haben mit der Zukunftswerkstatteine Methode gefunden, die die Schüler qualifi-ziert, sich selbst besser wahrzunehmen, sich inLern- und Handlungsprozessen stärker einzubrin-gen und sich neue Sachgebiete möglichst eigenstän-dig anzueignen.

Das Modell der Zukunftswerkstatt haben wir durchInformationsblöcke erweitert und so ist eher einegelenkte Zukunftswerkstatt, eine Art Lernwerk-statt, daraus geworden. Die unterschiedlichenMethodenelemente in den einzelnen Phasen sollenden Schülerinnen und Schülern ermöglichen, einProblem, das erst viel später ihren Lebensalltagbetreffen wird, schon heute als wichtig und inter-essant zu erkennen. Über (scheinbar) spielerischeElemente werden sie motiviert, sich mit einerMaterie auseinanderzusetzen, die als reiner Lern-stoff recht „sperrig“ daherkommt.

❶ Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht

4

Prinzipien für die Arbeit mit unseremModell der Zukunftswerkstatt

1. Arbeitsarrangements in Werkstätten dürfen das Rational-Analytische nicht überbetonen wie bisher. Sie müssen vor allem der kreativen intuitiv-ganzheitlichen Seite des Menschen zu ihrem Recht verhelfen.

2. Umfassende Konzepte wie die Zukunftswerk-statt und die in ihr enthaltenen didaktischen Bausteine (Problematisierung-Phantasie-Umset-zung) haben unserer Meinung nach sicherzu-stellen, dass alle Prozesse ganzheitlich gesehen und organisiert werden. Für die „Kernstücke“ der Strategie heißt das, dass die Arbeits- und Lernstrategie der Zukunftswerkstatt immer versuchen muß, folgende Aspekte zu berück-sichtigen:

• Thematische Sachbezüge herstellen, bezogen auf die sozialen und gesellschaftlichen Probleme der Schüler

• Emotionale Bezüge ermöglichen, Bedürfnisse und Gefühle wie Lust und Spaß, Raum und Zeit geben

• Sinnliche Erkenntnis fördern wie Wahrnehmen, Sehen, Hören, Anfassen / Erfassen / Begreifen, also für „mehrkanaliges Lernen“ sorgen

• Rationale Erkenntnis (Sprechen, Denken, Erken-nen, Verstehen der eigenen Lebenswelt)

• Handlungsorientierung

3. Arbeitsmethoden der Zukunftswerkstatt, wel-che die genannten psychologischen Grundauf-fassungen und Prinzipien besonders gut berück-sichtigen und deshalb unsere typischen prakti-schen Arbeitsweisen- und Strategien ausma-chen, sind

• die Visualisierungs- und Moderationsmethode, die für die Arbeit mit Schülern in besonderer Weise zugeschnitten (vgl. zur Moderationsme-thode und zur Visualisierung den nächsten Abschnitt):Unterstützung der rationalen Erkenntnis durch die sinnliche, insbesonders visuelle Erkenntnis: Farben und Formen, Ordnen von Stichworten, strukturieren und den roten Faden erkennen usw.

• Ideenfindungsverfahren: soziale Phantasie und Kreativität entwickeln durch „Brainstorming“, Phantasielockerungsspiele oder Kreativtechni-ken wie die Phantasiereise „Traumbuche“:Integration der linken und rechten Gehirnhälfte beim Denken in konkreten Bildern, schnelle und spontane Assoziationen

• lustvoll lernen durch spielpädagogische Metho-den wie Interaktionsspiele, körperliche Locke-rungsspiele, Rollenspiele, Sketche:Handlungsorientierung, Kreativität, mehrkanali-ges Lernen

• Verwendung vielfältiger Materialien undMedien bei ästhetischen Produktionen wie z.B. Rollenspiel, Videoproduktion, Collage usw. in der ProblematisierungsphaseHandlungs- und Produktorientierung: „etwas herstellen“, Sinnlichkeit, Kreativität, Denken und Arbeiten in Bildern

• Handlungsstrategien und -pläne entwerfen und realisieren, z. B. Budgetplanung, Erkundungen vor Ort, Handlungs- und Transferübungen im Rollenspiel usw.:Handlungsstrukturtheorie: praktisch tätig sein, „Produkte“ herstellen, konstruieren, bauen

• Kleingruppenarbeit:Gruppenprozesse, Kommunikation, Emotionen, gemeinsam tätig sein

4. Im emotionalen Bereich läßt sich das Konzept kennzeichnen durch folgende Merkmale:

• Integration der in gewisser Weise konträren Prozeßdimensionen „Lernen und Verändern macht Mühe“ (Arbeiten ist intensiv und an-strengend, ständiges Aktiv-Sein, Erfahrung von positivem Stress und Handlungsdruck ) und „Lernen und Verändern macht Spaß“ (motivierende und lustvolle Spiel- und Sinnlich-keitskomponenten).

• Bewußtwerden und Reflektieren von negativen Gefühlen wie Resignation, Perspektivlosigkeit und Apathie insbesondere über die realen Ein-flußmöglichkeiten in der eigenen Lebenswelt bzw. im eigenen Alltag und ihre positive Bewäl-tigung und Überführung in Motivation („Ich kann etwas bewirken und etwas ändern“): Mut machen zum Handeln und Verändern in eigenenAngelegenheiten.

Typisch für die große Dynamik der Zukunfts-werkstatt dürfte auch die hohe Dichte emotio-naler und gruppendynamischer Prozesse und Erfahrungen sein: Arbeiten und Problemlösen machen Spaß! Kaum etwas erinnert an den herkömmlichen Unter-richt in der Schule!

Zum emotionalen Aspekt ist noch folgendes zu ergänzen: Die Durchführung der Zukunftswerk-statt, wie wir sie betreiben, erfordert immer mehrere Tage, wenn möglich als Projekttage.

Methodische Grundlagen der Zukunftswerkstatt

5

Und das ist für Schüler doch eine erhebliche Anforderung. Konzentriert an einem Thema (von früh morgens bis abends) zu arbeiten, pro-duktorientiert und intensiv - das ist schon eine große Herausforderung.

5. Wer die Geduld hat, für Zukunftswerkstätten ein viel größeres Zeitbudget als bei allen punk-tuellen kurzzeitpädagogischen Maßnahmen auf-zubringen, wird bald belohnt durch die erhebli-chen Vorzüge gegenüber anderen methodischenStrategien: Dadurch, dass Zukunftswerkstätten nicht wie einige punktuelle Veranstaltungen z.B.nur zwei Stunden dauern, sondern sich über einen längern Zeitraum erstrecken, ergeben sicherheblich bessere Chancen für die oben gefor-derten ganzheitlichen psychischen Prozesse unddamit für mehr Wachstum und Entwicklung der Persönlichkeit.

6. Die Gesamtdynamik des aktiven Tätigseins - des gemeinsamen kreativen Entwerfens, Konstru-ierens und Produzierens - folgt in unserem Kon-zept einem typischen Rhythmus des Aneignens und des Vergegenständlichens: etwas herstellen,„auf die Beine stellen“. Dies ist das wesentliche Merkmal der werkstattorientierten Prozesse, wie sie für unseren Ansatz typisch sind.

Dieser Werkstattcharakter wird zudem betont durch

• strukturierte, d.h. intensivierte, fokussierte, auf einen bestimmten Punkt konzentrierte Erfah-rungen.

• ein ausgewogenes Verhältnis von einerseits ge-schlossenen Prozessen (regelorientiertes Arbei-ten, systematische Phasenstruktur, vorgegebeneLeitfragen für die Kleingruppenarbeit, Informati-onsblöcke) und andererseits Offenheit (Ideen-findung, Modellbau), wobei die Orientierung zum Pol der Offenheit (auch der Kommunikati-onsformen) immer entscheidend sein sollte. DieMethoden sind bestenfalls Impulse und Hülsen,die durch die Schüler/innen gefüllt werden.

• ein ausgewogenes Verhältnis von deutlicher Betroffenenorientierung (subjektive und objek-tive Betroffenheit von bestimmten Problemen bei Schülern ernst nehmen, aktiv-engagierte, verantwortungsvolle Förderung) und Lehrerori-entierung (Förderung und Stützung der Schülerim Sinne der gemeinsamen Inhalte und Ziele).

• die Betonung der Logik von trennscharfen Pha-senabläufen und des Gesamtzusammenhangs: Keine Isolierung von Teilen, Achten auf Komple-xität aller Schritte, Erreichen abgeschlossener, vollständiger und ganzheitlicher Handlungsfigu-

ren, Zusammenfassung und Verallgemeinerung von Erfahrungen.

Die Treppe zum Handeln: Der Phasenablauf der Zukunftswerk-statt

Die Ziele der Zukunftswerkstatt Schuldenpräven-tion werden nicht nur aufgrund einfachen Vermit-telns, „richtiger“ Erkenntnisse und Einsichtenerzielt, sondern durch systematische Lernprozesseaufgebaut, deren kennzeichnende Merkmale„strukturierte Erfahrungen“ und „Handlungsorien-tierung“ sind. Hieran ist der Phasenablauf derZukunftswerkstatt orientiert, den wir im Überblickvorstellen. Die Aneigungs- und Vermittlungsformen(Methoden) werden danach ausführlich beschrie-ben.

Die Zukunftswerkstatt hat folgendenPhasenaufbau:

❶ Orientierungsphase: sozial und inhaltlich „anwärmen“

Gegenstand dieser Phase sind vor allem die Schülererwartungen gegenüber dem Workshop und dem Thema, die Vorstellung, Erläuterung und Diskussion des Programms sowie organisatorische Fragen.

❷ Problematisierungsphase: den Gegen-standsbereich durchleuchten und aneignen

In dieser Phase wird das Thema - ausgehend vontypischen Problemschwerpunkten - zunächst einmal kritisch durchleuchtet. Eigene Einstel-lungen werden analysiert, reflektiert und in Frage gestellt - durch neue Informationen und Erkenntnisse (Infobausteine).

❸ Phantasiephase: Problemlösungen finden und Ideen entwickeln

In der Phantasiephase werden nach der Klärung eigener Ziel- und Wunschvorstellungen und Bedürfnisse persönliche Lösungen entwickelt und Gegenentwürfe zur bisherigen Praxis produziert, die den eigenen subjektiven und objektiven Interessen und Bedürfnissen der Schüler mehr entsprechen.

❹ Umsetzungsphase: Erkenntnisse und Ideen verwirklichen

Nach der Feststellung der Gesamtheit der not-wendigen Schritte, Wege und Strategien für das Erreichen der gewünschten Zustände werden

6

Ziele, Handlungsstrategien und detaillierte Handlungspläne entwickelt, indem ausgewählte Formen persönlichen Handelns geplant und die angestrebten Handlungsstrukturen durch Erpro-ben und aktives Üben aufgebaut werden. Dabei erfolgt eine kritische Rückmeldung und Prüfung von Handlungsverlauf und Handlungser-gebnis; ggf. werden die Handlungsstrategien oder die Handlungsziele verändert. Abschließend geht es um Hilfen zur Übertra-gung des Gelernten auf Realsituationen.

❺ Nachbereitungsphase: Erfahrungen aufarbei-ten und Konsequenzen entwickeln

Die in den Übungen gemachten Erfahrungen werden ausgewertet und aufgearbeitet. Konsequenzen für weitere, zukünftige Versuchewerden reflektiert und schließlich wird zur weiteren Verwirklichung der in der Umset-zungsphase entwickelten Schritte, angeregt. Insbesondere für die weitere Entwicklung beim Aufbau von zukunftsorientierter Handlungs-fähigkeit und für die Übertragung in den Alltag der Schülerinnen und Schüler sind Transfer-überlegungen anzustellen. Den Abschluß der Zukunftswerkstatt bilden die Rückmeldungen der Schülergruppe zum gesamten Verlauf der Zukunftswerkstatt und ihren Elementen. Diese werden gesammelt und ausgewertet.

Weitere Hinweise zum Arbeitsstil inder Zukunftswerkstatt

Regeln

Die Problemlöse- und Ideenfindungs- und Hand-lungsstrategie der Zukunftswerkstatt mit ihrem typischen Phasenmodell (Problematisierung - Phan-tasie - Umsetzung) soll in ihren Hauptschrittenstringent und konsequent eingehalten werden.Auch bei knapper Zeit müssen alle Phasen durchlau-fen werden. Ebenso konsequent sollten sich dieLehrer/innen an den Werkstatt-Regeln orientieren.Sie müssen mit den Schülern nicht immer im ein-zelnen durchgesprochen werden. Wichtiger ist,dass sie „erfahren“ werden und die „Botschaft“bzw. die „Philosophie“ der methodischen Herange-hensweise ankommt und erlebbar wird.

Moderation und Visualisierung: Mitmachen und aufschreiben

Die Moderationsmethode (vgl. Seifert 1992) unter-scheidet sich von anderen Lern- und Arbeitsformendadurch, dass hier Wissen, Erkenntnisse, Lösungennicht in Form einer „Einweg-Kommunikation“ vonoben nach unten „vermittelt“ werden (wie in allenKonzepten der „Leitung“, der „Führung“, aber auchdes „Referates“).

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Werkstatt-Regeln

• Die Zukunftswerkstatt ist ein hierar-chiefreier Raum!

• Jeder ist wichtig. Alle Beiträge sind wert-voll!

• Nicht gegeneinander, sondern miteinan-der!

• Die Zukunftswerkstatt soll Ergebnisse haben!

• Vermeidung der üblichen Rede- und Dis-kussionsrituale!

• Dafür Nutzen von Visualisierungs-, Brainstorming- und Kreativ-Methoden.

• Die Zukunftswerkstatt ist ein Spiel: Sie istlocker, offen, macht Spaß; wer dieses Spiel spielen will, muß sich an die Spielre-geln halten.

Grundregeln für die Moderations- und Pinn-wandtechnik beachten:• Dokumentation wesentlicher Schritte und

Ergebnisse auf Wandzeitungen oder Kar-ten(Simultanprotokoll)

• Gesprächsregeln • Visualisierungsregeln

Zukunftswerkstatt: Schuldenprävention Methodenübersicht

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Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht

Methodische Grundlagen

der Zukunftswerkstatt

❷ Orientierungsphase

Graffiti Erwartungsabfrage

Programmübersicht

Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention?

❸ Problematisierungsphase

„Frustkauf“

Erfindermesse Gegenstände verändern

Kreativproduktionen

Video

Theater

Collage

Hörspiel

Das Jugendmarketing Kinder und Werbung

der Geldinstitute .

Informationsbaustein Informationsbaustein

Geld zu haben, ist wie ...

Die Kristallvase

Kreditpoly Versicherungspoker

Schulden Bürgschaften - Schulden für andere Versicherungen

Informationsbaustein Informationsbaustein Informationsbaustein

Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?! Der Gerichtsprozeß - Eine Bürgschaft

Informationsbaustein

„Cash for Kids“

Abstiegsszenario Wunschlebenslauf

COPY

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❹ Phantasiephase

Glücksliste „Was brauche ich, um glücklich zu sein?“

Die Traumbuche

❺ Umsetzungsphase

„Was tun?“

„My first Wohnung“

Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken

„Was kostet Geld / ein Konto?“ .

Erkundung vor Ort .

„Dem Geld auf der Spur“ Rollenspiele:

Kredithai

. Der neue Anzug

. Was tun, wenn...

. Klein, aber mein

❻ Nachbereitungsphase

Andere überzeugen Brief an mich selbst Material- und Büchertisch

. „Wer macht was?

. Adressenpool

COPY

1. Ein Ansatz, sich mit der eigenen Zukunft ausein-

anderzusetzen

• größere Zukunftsorientierung, offene Ein-

stellungen gegenüber der eigenen Zukunft

entwickeln

• Erweiterung der Vorstellungskraft für mögli-

che Veränderungen im persönlichen Bereich

• verschiedene Handlungsalternativen für das

eigene Leben erkennen

• Vorausdenken statt Hinterherdenken lernen

❐ Zukunftslabor

2. Um welche Inhalte geht es?

• Gefahren und Chancen der persönlichen

Lebensplanung für die Zukunft aufzeigen

- Wissen über die Schuldenproblematik, ins-

besondere über Gefahren der Ver- bzw.

Überschuldung

- typische Problembereiche: Haushalts-

führung, Kredite, Versicherungen, Raten-

zahlungen, Werbung, Konsum

❐ Denkwerkstätte

3. Querdenken - sich was neues ausdenken -

Phantasie entwickeln

• sich einmal ganz andere und ganz neue

Konzepte und Lösungsmodelle für das

eigene Leben vorstellen: das „Zeitgefäng-

nis“ (Robert Jungk) sprengen

- Wünsche, Träume, Bedürfnisse, Glückser-

füllung

❐ Ideenschmiede

4. Strategie der Beteiligung: Sich in das eigene

Leben einmischen

• die perönliche Zukunft, die Lebens- und

Arbeitsbedingungen in die eigenen Hände

nehmen und sich nicht von den Umständen

bestimmen lassen. Statt Lebensmodelle

von anderen zu übernehmen, selber eigene

Ideen entwickeln.

❐ Statt Fremdmodelle: Eigenbau

5. Instrument der persönlichen Veränderung und

Erneuerung

• Veränderung der eigenen Einstellung

gegenüber dem Schuldenmachen

- Abbau von Angst vor Zukunft, insb. vor

möglicher Verschuldungsspirale

• Mut machen zur bewußten Planung und

Gestaltung der persönlichen Zukunft

- Verantwortung übernehmen

- Selbstvertrauen schaffen, das eigene Leben

in die Hand zu nehmen

• Handeln können: Einsichten und Lösungen

für sich selber auch umsetzen und gestalten

❐ Impulsgeber

6. Ein neuer Lernansatz

• anders lernen, gemeinsam aktiv sein - prak-

tisch werden - miteinander lernen - zusam-

men Spaß haben

• kompakt lernen, einmal länger zusammen-

sein (eine ganze Woche oder ein Wochen-

ende) und intensiv gemeinsam nachdenken

• Methodenvielfalt

- Tonband, Video, Theaterszenen, Simula-

tionsspiele („So-tun als-ob“)

- Aktionen und ästhetische Produktionen

(„etwas herstellen“)

- Kleingruppenarbeit, Informationsblöcke,

Filme

- Moderations- und Visualisierungsansatz

- phantasie- und kreativitätsanregende

Übungen

❐ Zukunftswerkstatt: Schuldenprävention

Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention?

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1. Name „Kreativproduktionen“*

• Video: „Fernsehwerbung eines Kredithais“

• Theater: „Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt“

• Collage: „Zeitungswerbung“

• Hörspiel: „Radiowerbung“

2. Methodentyp Kreativmethoden, darstellendes Spiel, Arbeit mit Medien

3. Ziele Zutagefördern latent vorhandener Kenntnisse; als Einstieg in die

Info-Bausteine oder als Aktivierung der Wissensinhalte nach den

Info-Bausteinen

4. Inhalte - Werbemethoden von Kreditvermittlern

- Verkaufstricks bei Werbeverkaufsveranstaltungen und

Kaffeefahrten

- Zeitungs- oder Radiowerbung für kostenintensive, luxuriöse

Produkte und Dienstleistungen

5. Dauer 2 1/2 Stunden (incl. Vorstellung im Plenum)

6. Material Zu entnehmen aus den folgenden Beschreibungen

7. Anleitung

Die „Kreativproduktionen“ werden als Einstieg in die Info-Bausteine durchgeführt. Bereits latent vorhan-

dene Kenntnisse und Einstellungen der Schüler werden aktiviert und spielerisch kreativ angewendet.

Variante: Die Kreativproduktionen werden zur Wiederholung und Vertiefung der angeeigneten Wissens-

inhalte nach den Info-Bausteine durchgeführt.

In Arbeitsgruppen mit 3 - 10 Schülern werden die Kreativproduktionen mit verschiedenen Hilfsmitteln und

Medien sowie unterschiedlichen Aufgabenstellungen vorbereitet und anschließend im Plenum vorgestellt.

Folgende Aufgabenstellungen stehen zur Auswahl:

Arbeiten mit Video: „Fernsehwerbung eines Kredithais“

Arbeiten mit Theater: „Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt“

Arbeiten mit Collage: „Zeitungswerbung“

Arbeiten mit Hörspiel: „Radiowerbung“

Eine kurze Erläuterung der unterschiedlichen Arbeitsaufgaben und Inhalte der verschiedenen Möglichkei-

ten sollte kurz im Plenum vorgestellt werden. Es empfiehlt sich, dass zu allen vier Themenbereichen gear-

beitet wird; eventuell können auch zwei Gruppen parallel an einer Aufgabenstellung arbeiten .

Jede Arbeitsgruppe benötigt unterschiedliche Materialien bzw. technische Hilfsmittel für die Durchfüh-

rung. Zur Vorbereitung der Produktionen bekommen die Schüler eine bewußt knappe Zeitvorgabe von

90 Minuten. Realistisch ist aber - zumindest bei den aufwendigen Medien (Video) eine längere Zeit vorzu-

sehen. Erfahrungsgemäß arbeiten die Gruppen durch eine knappe Vorgabe stringenter und konzentrierter

an ihrem Produkt.

* Entwurf: Harald Bardenhagen und Wolf Paschen

20

Die für die jeweilige Aufgabenstellung vorgeschlagenen Requisiten sollen die Produktionen beleben und

den Schülern das „darstellende Spiel“ erleichtern.

Bei der Zuordnung der Gruppenarbeitsräume muß beachtet werden:

Die Videogruppe benötigt einen hellen Raum, damit genügend Licht für die Videokamera vorhanden ist; die

Hörspielgruppe braucht einen ruhigen Raum, um Störgeräusche bei der Aufnahme zu verhindern; die

Collage-Gruppe schließlich benötigt lediglich einen Raum mit Arbeitstischen.

Jede Gruppe soll ein „vorzeigbares Produkt“ innerhalb der Zeitvorgabe erstellen. Um dies sicherzustellen,

muß der Lehrer den Gruppen- und Arbeitsprozeß beobachten (öfter mal in die Gruppen schauen; sich

erkundigen, ob die Gruppe noch etwas zur Vorbereitung braucht etc.) oder selbst in den Arbeitsgruppen

mitmachen und den Gruppenprozeß behutsam lenken.

Es ist darauf zu achten, dass die Gruppen etwa zur gleichen Zeit fertig sind. Die Reihenfolge der Vorstel-

lung des Arbeitsergebnisses im Plenum kann (dramaturgisch) bedeutsam sein: Besonders spritzige Ergeb-

nisse zum Schluß vorstellen! Ansonsten hat der Lehrer die Aufgabe, die einzelnen Arbeitsgruppen zu bera-

ten, zu betreuen und eventuell Anregungen zu geben, wenn es mal nicht weitergeht. Werden alle vier

Formen eingesetzt, wäre mindestens eine weitere Lehrerin oder ein Helfer sinnvoll.

Die Vorstellung der Kreativbeiträge im Plenum soll jeweils ca. 10 Minuten dauern (maximal!).

Nach dem Vorstellen werden folgende Fragen gemeinsam besprochen:

1. Wie war die Zusammenarbeit in der Gruppe?

2. Welche Aussage / Message sollte ‘rübergebracht werden?

3. Wo hat man sich an realistische Vorgaben gehalten, wo wurde bewußt überzogen?

4. Was ist das Spezifische eines jeden Mediums, wie wird was kommuniziert?

Arbeitsgruppengröße

Arbeitsgruppe Thema / Aufgabe Gruppengröße:

min. max.

1. Video Fernsehwerbung eines Kredithais 3 6

2. Theater Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt 4 10

3. Collage Zeitungswerbung 3 6

4. Hörspiel Radiowerbung 3 6

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1. Video / Fernsehwerbung eines Kredithais

Ihr habt die Aufgabe, eine kleine Video-Produktion herzustellen. Thema ist:

Ein Kredithai sucht neue Kunden und verspricht das Blaue vom Himmel!

Sammelt zu Beginn in einem „Brainstorming“ Themenvorschläge für den Werbespot und haltet diese auf

einer Wandzeitung fest. Wählt solche Ideen aus, die weiter bearbeitet werden sollen und teilt die Arbeit

des Texteschreibens und der weiteren Ausgestaltung der Szenen untereinander auf. Wer soll die Videoka-

mera bedienen? Wer ist für den Ton, das Licht zuständig?

Anschließend wird der endgültige Entwurf festgelegt und die Sprecher- und Spielerrollen werden aufge-

teilt. Macht eine kurze Probeaufnahme und beginnt mit der Aufnahme. Verwendet auch Requisiten. Text-

und Bildeinblendungen (z.B. Aufnahmen von Zeitungsanzeigen) machen die Produktion interessanter.

Ihr habt 90 Minuten Produktionszeit.

Nachher soll die Werbesendung der Gesamtgruppe vorgestellt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.

Viel Spaß bei der Arbeit!

PS. Ihr benötigt folgendes Material: eine komplette Videoanlage, bestehend aus Videorekorder, Videoka-

mera, Kamerastativ, Mikrofon, Beleuchtung, Leerkassette, Monitor, (Theaterrequisiten)

Checkliste

• Namen für den Kredithai, sein Unternehmen suchen

• Werbeslogan

• Womit wird geworben (Sprache, Text, Bilder)

• Schauplätze auswählen

• Rollenverteilung / Sprecher / Akteure

• Musik zur Untermalung

• Umsetzung gestalten

- Drehbuch

- Videoeinstellungen festlegen (Bild / Ton)

• Requisiten

- Poster (Wandzeitung) für Werbebotschaft

- Gestaltung der Aufnahmesituationen

(Studio, draußen usw.)

- Licht (eventuell Scheinwerfer besorgen)

- Verkleidungsutensilien

• Wichtig: Bei Probeaufnahmen auf Ton achten, eventuell zweites Mikrofon

benutzen.

Aufgabenbeschreibungen

22

COPY

2. Theater / Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt

Die Gruppe hat die Aufgabe, sich eine kleine Theaterszene auszudenken, vorzubereiten und vorzuspielen.

Thema ist: Ein Produkt, das eigentlich keiner braucht, wird auf einer Werbeveranstaltung (Kaffeefahrt) als

letzter Schrei bzw. als notwendig angepriesen.

Eine Hilfe beim „Erfinden“ dieser Theaterszene kann sein,

1. auf einer unstrukturierten Wandzeitung in einem „Brainstorming“ alle

möglichen Einfälle und Ideen zu sammeln, oder

2. mit Hilfe von unterschiedlichen Nennungen zu folgenden Kategorien

(jeweils nacheinander): Personen, Gegenstände, Orte und Tätigkeiten, eine

Matrix zu erstellen, aus der ihr dann willkürlich vier Nennungen neu

kombinieren könnt. Aus der Kombination wird dann eine Szene entwickelt.

Ideenmatrix

Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit. Nachher soll die Theaterszene der Gesamtgruppe vorgestellt wer-

den. Dafür habt ihr etwa 10 Minuten Zeit.

Bei der Erstellung des Drehbuches sollen sowohl der Handlungsablauf kurz skizziert werden, als auch die

Rollenbeschreibungen festgelegt werden. Die einzelnen Texte sind schriftlich zu erfassen, wobei es hilf-

reich ist, nur grob zu formulieren (Stichworte), damit das spontane Spielen genügend Raum hat.

(Man klebt dann nicht so sehr am Text und es wird lebendiger!)

Viel Spaß bei der Arbeit!

PS.: Ihr benötigt folgendes Material: - Theaterrequisiten

- Wandzeitungspapier, Zettel, Stifte und Kleberolle

- vorbereitete Ideensammlungs-Wandzeitung

- Drehbuch / Szenenplan

Checkliste:

• Entwicklung der Theaterszene

- Brainstorming

- Ideenmatrix

• Drehbuch erarbeiten

- Stichworte genügen

- Rollen festlegen

• Nach Theaterrequisiten Ausschau halten

- Kleidung

- Gegenstände / Bühnenbild (sehr einfach)

23

COPY

Personen Gegenstände Orte Tätigkeiten

Jogger Schlafmütze Nordpol Nudeln essen

Bergsteiger Golfschläger New York Tango tanzen

Bäcker Kochlöffel Timbuktu sich sonnen

Opernsänger Gartenzaun Berlin Schnee schaufeln

3. Collage / Zeitungswerbung

Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, eine Collage herzustellen. Thema der Collage ist: Verrückte Angebote

im Werbe- und Anzeigenteil einer Tageszeitung für kostenintensive, luxuriöse Produkte und Dienstleistun-

gen (Lifestyle-Werbung) sollen entworfen werden.

Eine Collage ist ein Schnippelbild, das sich aus kleinen Ausschnitten (Bilder, Schlagzeilen usw.) aus Illu-

strierten und Zeitungen zusammensetzt. Die Teile werden mit der Schere aus den Zeitungen ausgeschnit-

ten (oder vorsichtig herausgerissen) und mit Klebstoff auf eine große Papierfläche (Poster) aufgeklebt. Mit

Stiften können Ergänzungen (Texte und Grafik) hinzugefügt werden.

Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit.

Nachher soll das Arbeitsergebnis der Gesamtgruppe vorgestellt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.

Viel Spaß bei der Arbeit!

PS.:Folgendes Material wird benötigt: Scheren, Papier, Klebstoff, alte Zeitungen und Illustrierte,

Wandzeitungspapier, Stifte

Merkpunkte für die Erstellung:

• Name der Zeitung / Illustrierten

• Welche Leserschaft (Zielgruppe)?

• Wo in der Zeitung erscheint die Werbung?

• Farbig oder s/w

• Ganzseitig oder über 2 Seiten (aufklappbar?)

• Gibt es eventuell eine Kostprobe (z.B. neues Parfum, ein

Duftmuster)?

• Überlegt, wieviel Text genommen wird und wie die

Werbebotschaft optisch ins Blickfeld kommt.

• Wie unterscheidet sich eure Werbung von anderen in der

Zeitung (Aufmerksamkeit, Wiedererkennung,

deutliche Symbole u.a.)?

24

COPY

4. Hörspiel / Radiowerbung

Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, ein kleines Hörspiel mit Hilfe eines Kassettenrecorders herzustellen.

Thema: „Radiowerbung für teure, luxuriöse Produkte und Dienstleistungen entwerfen“.

Sammelt zu Beginn in einem „Brainstorming“ Vorschläge für einzelne Werbetexte bzw. Aussagen, State-

ments für die Berichterstattung. Wählt dann die Idee aus, die weiter bearbeitet werden soll und teilt die

Arbeit untereinander auf. Da das Radio ja nur Hörbares übermitteln kann, müssen zuerst Texte schriftlich

entworfen werden. Es ist leichter, wenn man sich allein oder zu zweit an das Texteschreiben macht. Achtet

auch darauf, dass Schriftsprache und gesprochene Sprache sich unterscheiden.

Anschließend werden die Texte in der Arbeitsgruppe vorgestellt, und ihr einigt euch auf ein gemeinsames

Vorhaben, teilt die Sprecherrollen auf usw.

Macht euch mit der Technik des Kassettenrecorders vertraut und beginnt mit der Aufnahme.

Ganz wichtig: Verwendet Geräuscheffekte bei der Aufnahme. Sie machen eure Produktion noch interessan-

ter. Eventuell habt ihr ja eine Idee für eine musikalische Einblendung (Gesang o.ä.). Überlegt auch, wie her-

kömmliche Radiosender Werbebotschaften bzw. kurze Feature aufbereiten.

Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit.

Nachher soll das Hörspiel der Gesamtgruppe vorgespielt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.

Viel Spaß bei der Arbeit!

PS.: Ihr benötigt folgendes Material: - Kassettenrecorder mit Mikrofon und -ständer

- Leerkassette (evtl. Geräuschkassette)

- Papier und Stifte

- Wandzeitungspapier, Zettel, Klebestreifen

Merkpunkte für die Erstellung: • Erkennungsmelodie komponieren!

• Name der Sendung erfinden!

• Themen ausdenken / Stichwörter / „Headline“ / Schlagzeile

entwerfen!

• Umsetzung der Themen als Werbespot gestalten!

• Umsetzung als Berichterstattung:

- Meldung, die lediglich einfach verlesen wird

- Reportage, Gespräch mit Betroffenen

- Korrespondentenbericht

- Interview im Studio

• Geräuschkulisse ausdenken!

• Aufnahmeproben durchführen!

- Auf richtige Aussteuerung achten!

- Richtigen Mikrofonabstand einhalten!

25

COPY

Das Girokonto für das Taschengeld der Jugendli-

chen ist heute fast Standard geworden, dazu gehört

die Plastikkarte, die auf Guthabenbasis auch Geld

aus dem Automaten spuckt. Etwa 30% der 14jähri-

gen und 90% der 19jährigen besitzen heute ein

Konto dieser Art. Belohnt werden die Jugendlichen

mit kostenloser Kontoführung, Guthabenverzinsung

wie auf einem Sparbuch und anderen Nettigkeiten.

Die Banken schließen mit den Jugendlichen einen

Bund fürs Leben, denn einmal bei einer Bank,

immer bei einer Bank. Jugendliche Kunde zu gewin-

nen, bietet eindeutige Wettbewerbsvorteile auch

für die Zukunft. Und welche Gründe zur Wahl einer

Bank den Ausschlag geben, das hat die Werbewirt-

schaft schon lange erkannt und umgesetzt, es sind

vor allen Dingen emotionale Gründe. Wie schon

vorher bemerkt, stellen Kinder und Jugendliche

eine enorme Kaufkraft dar und einen bedeutsamen

Wirtschaftsfaktor, von dem sich die Banken und

Sparkassen Vorteile erhoffen. Fast 350 Mio € gaben

die Banken 1992 für das Jugendmarketing aus.

Die Sparkasse köderte die Kids schon in den 50er

Jahren mit kleinen Geldgeschenken von damals

5 DM inklusive Sparbuch. Bei Anlässen wie Taufe,

Kommunion, Einschulungen waren diese

Geschenke bei den Kleinen eine willkommene

Bereicherung. Die Sparkassen haben den Löwenan-

teil an Bankverbindungen mit 51% und sind somit

die häufigsten Bank unter Jugendlichen. Das junge

Konto, das Jeanskonto, alles Produkte, um eine ver-

trauensvolle Ebene herzustellen. Die Deutsche

Bank verlor in den 80er Jahren den Markt der

Jugendlichen an andere Banken. Sie investierte

viele Millionen, um am Markt der 14-24jährigen

wieder teilzunehmen.

Heute setzt jede Bank auf „ihre Kundschaft“, so

sind die Sparkassen mit dem öffentlich-rechtlichen

Status für alle da; die Deutsche Bank kümmert sich

vorwiegend um Aufsteiger, junge Ehrgeizige, Yup-

pies; die Dresdner Bank spricht mehr die „richti-

gen“ Studenten an, Juristen, Ärzte, Wirtschaftswis-

senschaftler, entsprechend fallen auch die

Werbebotschaften aus.

Die Dienstleistungen der Banken werden auf unter-

schiedliche Weise angepriesen. Die Atmosphäre ist

jugendgerecht, man will ein Wir-Gefühl vermitteln.

Mit Clubmitgliedschaften, Comic-Heften, Malstif-

ten erfolgt das Werben um die Gunst der Jugend. Es

geht nur beiläufig um das Produkt, und diese Kom-

munikationspolitik schafft Vertrauen, so der Jargon

der Werbefachleute.

Die erste Kundenkarte vermittelt dem Jugendlichen

das Gefühl, dabei zu sein im großen Geldkarussell,

im Club der Großen, denn auch hier gilt „Keine

Fete ohne Knete“.

Die Kombinationen von Girokonto, vermögenswirk-

samen Leistungen, Bausparvertrag-Unfallversiche-

rung als Cross-selling-Produkte sind heute nicht

voneinander zu trennen. Durch ansprechende Wer-

bung werden Kreditaufnahmen salonfähig gemacht.

Das Lebensgefühl der Jugend wird zum Kassen-

schlager der Banken. Bargeld ist out, das Taschen-

geldkonto mit Chip-Karte ist in. Kaufen auf Pump

ist unter den Jugendlichen keine Schande, nach

einer Studie aus Baden-Württemberg haben 26%

der Jugendlichen von 16-17 Jahren ihr Konto über-

zogen und 22% der Eltern wissen über den Kon-

tostand der Kinder Bescheid. Im Durchschnitt

gebrauchen die Jugendlichen 1x pro Woche die

Karte, auf Guthabenbasis versteht sich oder etwa

doch nicht?! Ob und wie der bargeldlose Geldver-

kehr nur auf Guthabenbasis funktioniert ist fraglich,

die Banken halten sich bedeckt. Denn für eine Kon-

toüberziehung bedarf es der Zustimmung der

Eltern und des Vormundschaftgerichtes.

Vom Verschwinden des Geldes

Seit 1956 gibt es das Girokonto, damit begann das

Zeitalter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

Die sinnliche Erfahrung des Geldes, es in den Hän-

den zu haben und es aus den Händen zu geben,

schwindet, denn auf dem Kontoauszug befinden

sich nur noch Zahlen. Das Geld und der Tausch

gegen Ware wird ausgetauscht gegen das virtuelle

Geld. Eingeteilt wird im Kopf. Und wenn nicht,

wird an der Realität vorbeigelebt, vorbeigeplant. Ein

Vorgang, der sich unserer Wahrnehmung entzieht.

Beim Barzahlen ist der Wert der Dinge uns eher ver-

traut und spürbar. Braune, blaue, grüne Scheine

gehen durch die Hand, Kleingeld, das klimpert, be-

kommt man zurück. Die Fühlbarkeit des knitterigen

Zwanzigers oder des abgegriffenen Groschens ist

dahin . Die rechteckige Karten aus Plastik mit

Magnetstreifen ersetzt zahllose kleine Alltagsritu-

ale. „Kohle, Flöhe oder Mäuse“ sterben aus in der

bargeldlosen Gesellschaft der Zukunft.

Das Jugendmarketing der Geldinstitute Gabriele Beckers, Verbraucherzentrale Hessen

26

Ritsche ratsche - das Plastikrechteck wird durch den

Automaten gezogen, es kommt in der gleichen

Größe zurück.

Den Rest übernimmt der Kreditspielraum, ein

unaufhörlicher Quell, der schnell zum Trugschluß

werden kann. Denn durch das Kartengeld verlieren

immer mehr den Überblick über das eigene verfüg-

bare Guthaben. Die Karte vermittelt ein Gefühl von

kostenlosem Zugriff: „Fly now and pay later“. Die

kosmopolitische, reisende Gesellschaft wächst zu-

sammen mit dem „guten Namen“ einer Kreditkarte

- freilich ist auch das nur eine vermeintliche Ver-

trautheit in der Fremde.

Interessant ist, dass die Hemmschwelle beim Spon-

tankauf wesentlich höher liegt, wenn Plastikgeld

benutzt wird. So liegt die Grenze für einen sponta-

nen Barkauf bei etwa 40,00 €. Bei Benutzung der

Plastikkarte darf das gute Stück schon 150,- €

kosten, bevor der kühle Kopf zu rechnen beginnt.

Die neue Cash-card erobert sich die Welt, überall

werden Großversuche zum rein elektronischen

Zahlungsverkehr gestartet. Der Betrag wird von der

Chipkarte auf die Ladenkasse übertragen. Ist das

Guthaben auf der Karte dann aufgebraucht, füllt die

Hausbank nach Wunsch auf, E-Geld vom Konto auf

den Chip, für die Sinne erscheint die Karte immer

gleich, farbenfroh und rechteckig, leistungsstark

und unverändert, ein pekuniäres Perpetuum

mobile.

27

Die Zielgruppe Kinder und Jugendliche - so sehen

es die Anbieter - stellen ein hohes Konsumpotential

dar, und es stellt sich die Frage, wie diese attraktive

Zielgruppe am besten zu erreichen ist.

Die Mediaforschung versucht, durch empirische

Untersuchungen, Trendstudien und weitere Analy-

sen eine Antwort darauf zu finden. Denn längst ist

klar, dass die Kids von heute nicht nur als Käufer

mit eigenem „Einkommen“, sondern auch als Mit-

entscheider in den Familien auftreten. Sie üben

einen großen Einfluß aus, und von seiten der Anbei-

ter will man hier nichts dem Zufall überlassen.

Es ist davon auszugehen, dass Kinder und Jugendli-

che innerhalb ihrer Familien noch einmal das Dop-

pelte ihrer eigenen Kaufkraft beeinflussen. Und

nicht zuletzt sind die Kids auch die zahlungskräfti-

gen jungen Konsumenten von morgen, und man

weiß, dass eine frühe Markenbindung zukünftige

Umsätze sichern hilft.

Diese Gründe verdeutlichen, warum in der Media-

forschung alljährlich neue Studien durchgeführt

werden, um die Konsumneigung der Kids zu erfor-

schen.

Wie hoch ist nun das Geldvolumen, das den Kids

zur Verfügung steht?

Nach der KidsVerbraucheranalyse (KVA) 2003 hatdie Kaufkraft der 6- bis 19- Jährigen einen neuenSpitzenwert erreicht. Laut KVA haben die rund11,28 Millionen Jungen und Mädchen im Alter von6 bis 19 Jahren insgesamt 20,43 Milliarden Eurozur Verfügung. Innerhalb von zwei Jahren ist dieFinanzkraft der 6- bis 19-Jährigen damit um 24 Prozent angestiegen.

Das Konsumpotential liegt jedoch viel höher, die

Einflußnahme bei Konsumentscheidungen inner-

halb der Familien verdoppelt nochmals die Kauf-

kraft.

Auto- und Unterhaltungselektronikhersteller, Mö-

belhäuser, Reiseveranstalter usw. wissen dies und

nutzen es. Welche Automarke, -farbe oder wohin

der Urlaub geht, das weiß die Wirtschaft. Trendset-

ter untersuchen die Gewohnheiten der Kids und

versuchen, ihre Werbebotschaften an sie heranzu-

tragen.

Events als Lustgewinn für das Lebensgefühl der jun-

gen Generation. Jacken, Hosen, Uhren sind nur die

Ouvertüre zum Einkaufserlebnis. Videoclips, Poster,

Fernsehen, Hörfunk, Musikkanäle sind ein fester

Bestandteil des sozialen und kulturellen Alltags.

Der Konkurrenzdruck ist immens und wird in den

nächsten Jahren noch zunehmen. Grund dafür ist

u.a. die langfristig sinkende Geburtenrate: Bis zum

Jahr 2000 wird in Deutschland die Anzahl der 6-17

jährigen zunächst bis auf 11 Millionen wachsen,

danach ist die Zahl rückläufig auf unter 7 Millionen

im Jahr 2040. Daher kommt es nach einem Anstieg

des Nachfragepotentials zu einer Schrumpfung, was

bekanntlich den Wettbewerb nur noch verschärft.

Der Kampf um die Gunst der jungen Konsumenten

wird weiter zunehmen. So erscheint es nur folge-

richtig, wenn Jugendliche sich ihres Kaufpotentials

bewußt werden und lernen, sich am Markt kritisch

und selbstbewußt zu positionieren.

Werbung kritisch zu durchschauen ist damit ein

wichtiges Ziel innerhalb einer Konsumpädagogik,

die Jugendliche qualifizieren will, einen eigenstän-

digen Standpunkt innerhalb der Gesellschaft zu fin-

den.

Wie Schülerinnen und Schüler sich dem Thema

Werbung nähern können, zeigt das folgende Projekt

„Werbekampagne“, dem wir viele Nachahmer wün-

schen. Bevor die Schüler selbst zu Werbetreiben-

den für ein eigenes Produkt wurden und dabei die

Schritte anwandten, die auch eine Werbeagentur

für die Einführung eines neuen Produkts auf dem

Markt vorsieht, wurde ein Beobachtungsleitfaden

für TV-Werbespots entwickelt. Anhand des Beobach-

tungsbogens wollte man sich qualifizieren und eine

kritische Bestandsaufnahme leisten. U.a. waren fol-

gende Fragen zu beantworten:

1. Wie heißt das Produkt?

2. Wie lange dauert der Spot

(Weniger als 10 Sekunden, 10-19 Sekunden,

20-30 Sekunden oder mehr als 30 Sekunden)?

3. Aus wievielen Einstellungen besteht der Spot?

4. Gehört Musik dazu?

5. Wie oft wird das Produkt ganz nah gezeigt?

6. Zoomt die Kamera das Produkt mindestens

einmal heran?

7. Schwenkt die Kamera (einmal, häufig)?

8. Enthält der Spot weite Einstellungen?

Kinder und Werbung Gabriele Beckers, Verbraucherzentrale Hessen

28

9. In welcher Einstellung erscheint das Produkt

zum ersten Mal (1., 2. oder später)?

10. Erscheint das Produkt in der letzten

Einstellung?

11. Ist der / Sind die Sprecher zu sehen

(immer, gar nicht, ab und zu)?

12. Wo, glaubst du, wurde der Spot gedreht

(Studio, vor Ort)?

Diese Analyse war dann eine gute Grundlage, einen

eigenen Werbespot zu entwerfen. Das Produkt, um

das es gehen sollte, mußte aber noch gefunden

werden. Im Arbeitslehreunterricht (AWT, Kunstun-

terricht) wurden Gegenstände für einen anonymen

Markt hergestellt und zum Verkauf (in der Schule)

angeboten. Vorher hatten die Schüler festgelegt,

dass sie über ein nicht zu verkaufendes Produkt

eine Werbekampagne starten wollten. Was blieb lie-

gen? Ein Schlüsselanhänger und ein Jeans-Porte-

monnaie blieben liegen, und die Schüler einigten

sich, hierzu die Werbung zu entwerfen: Das Pro-

dukt der Zukunft JAP (Jeans Anhänger Portemon-

naie). Sie kommunizierten die Werbebotschaft - u.a.

„Biste schlapp, brauchste JAP“ - und schafften es,

dass innerhalb kürzester Zeit jeder an der Schule

wußte, dass ein JAP zu besitzen „in“ ist und Glück

bedeutet. Keiner aber ahnte, wie dieses JAP aus-

sieht und so konnte die Schulklasse ihre Schulka-

meraden bald mit der Enthüllung überraschen. Sie

boten auch gleich die zwischenzeitlich hergestell-

ten JAP’s zum Kauf an. Wen wundert’s, dass inner-

halb von wenigen Minuten alle Produkte verkauft

waren. Die Schüler dokumentierten ihr Projekt und

konnten so zeigen, wie Konsumenten mit zielge-

richteten Methoden dazu verleitet werden, etwas

zu erwerben, was sie ohne diese Beeinflussung

nicht unbedingt getan hätten. Das war Image-Wer-

bung vom feinsten.

Ausführlich dargestellt in:

Jugend, Werbung und Konsum.

Ein Beitrag zur Konsumkompetenz von Jugendlichen

Stiftung Verbraucherinstitut, 2000.

vzbv € 12,27

Bestell Nr. 223

29

1. Name „Kreditpoly“*

2. Methodentyp Tischkartenspiel, Simulation

3. Ziele Den Schülern soll deutlich werden, welche mittel- und langfri-

stigen Auswirkungen das Abschließen von Ratenkrediten auf die

Haushaltskasse hat; Rechnen üben

4. Inhalte Ratenkredite und ihre langfristigen finanziellen Auswirkungen

auf die Haushaltskasse

5. Dauer 2 Stunden

6. Material Pro Gruppe: 1 Würfel mit 2 gelben und 4 roten Flächen

(entsprechend präparieren), 1 Satz „Übungsbögen“(je 8) für

jeden Schüler incl. Anleitung (Spielregeln) und „Ratenzahlungs-

tabelle“ (je 8), 1 Satz „Schicksalskarten“ (blau), 1 Kartensatz

„Chance“ (gelb), 1 Kartensatz „Ereignis“ (rot)

7. Anleitung

Bei dem Spielelement Kreditpoly bilden 3 - 6 Schüler eine Spielgruppe.

Die Übung kann in mehreren Gruppen parallel gespielt werden. Das Material muß für jede Gruppe vorbe-

reitet werden.

Jedem Schüler werden durch eine „Schicksalskarte“ die für ihn in der Übung geltenden Beträge für Arbeits-

losengeld bzw. Arbeitslosenhilfe (feste Einnahmen) und monatliche Fixkosten (feste Ausgaben) zugewie-

sen. Durch Würfeln werden im Übungsverlauf Ereignis- und Chance-Karten gezogen, die entweder einen

Gewinn, einen direkten Verlust oder einen neuen Ratenkredit zur Folge haben.

Für den Fall, dass als Ausgangslage nicht die Situation der Arbeitslosigkeit, sondern eine Beschäftigung mit

(eher geringem) Gehalt gewählt werden soll, müßten die Übungsbögen verändert werden (Runde 4: Ge-

haltszahlung, Runde 1: Nebenjob mit 250 €). Das gilt auch für die Schicksalskarten.

Die entsprechenden Geldbeträge (Haben = Einnahme oder Soll = Ausgabe) und die durch Ausrechnen

erhaltenen aktuellen Kontostände werden von den Schülern auf den Übungsbögen notiert und errechnet,

so dass der gesamte Übungsverlauf und die Kontostandentwicklung festgehalten werden.

Dieses Verfahren ist aufwendig, hat aber einen wichtigen Lerneffekt: Die finanzielle Entwicklung der Haus-

haltskasse wird transparent.

Die Übung hat nicht den Anspruch, die Wirklichkeit in allen Einzelheiten „nachzuspielen“, sondern ist

bewußt so angelegt, dass es (fast) immer zu einer hohen Verschuldung, zu einer „Pleite auf Raten“ kommt

(spätestens dann, wenn sich die festen Einnahmen durch den Wechsel von Arbeitslosengeld auf Arbeitslo-

senhilfe drastisch verringern). Deshalb haben die Schüler im Vergleich zu anderen, bekannten Ereigniskar-

ten-Spielen relativ wenig Gestaltungsfreiraum im Spiel.

* Entwurf: Harald Bardenhagen

34

Vorbereitung der Übung

Die Übung Kreditpoly hat eine Reihe von Spielre-

geln, die beachtet werden sollen. Daher ist es unab-

dingbar, dass die Spielleiter, in diesem Fall die be-

treuenden Lehrer, sich vorher eingehend mit den

Regeln beschäftigen, damit Fragen aus den Spiel-

gruppen während des Spielverlaufs direkt beantwor-

tet werden können.

Jede Gruppe erhält das Übungsmaterial (Karten-

sätze, je 8 Übungsbögen pro Spieler, Würfel) und

setzt sich im Kreis um einen Tisch. Man kann das

Material einfach auf den Tisch legen oder aber auch

für jede Gruppe einen tischgroßen Spielplan zeich-

nen. Der Spielplan wird dann ausgebreitet und die

Kartensätze werden auf die entsprechend bezeich-

neten Felder gelegt.

Der Lehrer erläutert die einzelnen Regeln in der

Anfangsphase der Übung noch „Schritt für Schritt“,

während die Schüler die einzelnen Arbeitsschritte

durchführen. Dann werden sie zunehmend allein

weiterspielen können.

Spielregeln

Kreditpoly ist eine Übung mit mehreren Spielrun-

den. Sechs Spielrunden zusammen entsprechen

jeweils einem Monat. Es gibt Runden, in denen die

Schüler Einnahmen = Haben verbuchen oder Aus-

gaben (z.B. Fixkosten wie Miete) tätigen müssen. In

den „Würfel-Runden“ (diese sind besonders gekenn-

zeichnet) spielt der Zufall eine Rolle: Es ergeben

sich entweder Gewinne, direkte Verluste oder neue

Ratenkredit-Verpflichtungen. In jeder Runde müs-

sen die Schüler ihren aktuellen Kontostand errech-

nen. Dabei wird es zwangsläufig irgendwann zu

Minus-Beträgen beim Kontostand kommen (= Ver-

schuldung).

Jeder Schüler zieht eine „Schicksalskarte“, durch

die die individuellen Beträge für Arbeitslosengeld

bzw. Arbeitslosenhilfe und die monatlichen Fixko-

sten (Miete etc.) zugewiesen werden. Diese Be-

träge werden in die entsprechenden Felder auf dem

Übungsbogen eingetragen.

Wichtig: Eine neue Spielrunde wird immer erst

dann begonnen, wenn alle Schüler mit allen

Eintragungen der vorhergehenden Spielrunde fertig

sind!

Hinweis: Die Spielregeln für die Teilnehmer als

Kopiervorlage befinden sich am Ende dieses Spiels

„Startrunde“

Jeder Schüler trägt in der linken Spalte den Monat

ein.

Die Eintragungen vor der Startrunde ist vorgege-

ben: Jeder Schüler trägt einen alten Kontostand von

plus 50 € ein und tätigt vorab einen Ratenkauf in

Höhe von 500 € und trägt diesen unter dem Satz

„Übertrag vom Vormonat“ als „Ratenkauf A“ ein.

(Die erste Rate hierfür wird aber erst in der Spiel-

runde 5 „Ratenzahlungen“) fällig.

Die entsprechende Eintragung für A ist auf der

„Ratenzahlungstabelle“ schon vorgegeben. Die

Schüler sollen sich selbst überlegen, welchen per-

sönlichen Wunsch sie sich bei diesem Ratenkauf in

Höhe von 500 € erfüllen würden und ein entspre-

chendes Stichwort in die Spalte „Zweck“ schreiben

(z.B.: Farbfernseher, Sofa etc.).

Runde 1: „Arbeitslosengeld“

Die Schüler zählen ihre Beträge an Arbeitslosengeld

(ergibt sich aus der „Schicksalskarte“) und Anfangs-

kontostand (hier: + 50 €) zusammen und schreiben

die Summe in die Spalte „Kontoführung“.

Runde 2: „Fixkosten“

Die Schüler ziehen die Beträge für „Fixkosten“ (er-

geben sich aus der „Schicksalskarte“) vom alten

Kontostand aus Runde 1 ab und schreiben den

neuen Kontostand in die Spalte „Kontoführung“.

Runde 3: „Würfeln“ („Würfel-Runde“)

Ein Schüler beginnt und würfelt. Bei „gelb“ wird

eine „Chance-Karte“ gezogen, bei „rot“ eine „Er-

eigniskarte“. Die Karte wird laut vorgelesen. Es

ergeben sich entweder Gewinne, direkte Verluste

oder neue Ratenkreditverpflichtungen.

35

COPY

Der Schüler trägt den jeweiligen Vorgang stichwort-

artig in die entsprechende Spalte ein. Bei Gewin-

nen und direkten Verlusten wird in der

Spalte „Einnahmen / Ausgaben“ die entsprechende

Eintragung vorgenommen und in der Spalte „Kon-

toführung“ der aktuelle Kontostand errechnet und

notiert. Ergibt sich aus der gezogenen Karte eine

neue Ratenkreditverpflichtung, dann wird der

Gegenstand des Kredites, die Gesamtsumme und

die Ratenbeträge in der Spalte „Vorgang“ aufge-

schrieben und die entsprechende Eintragung auf

der „Ratenzahlungs-Tabelle“ vorgenommen. (Die

erste Rate hierfür wird erst in Spielrunde 5 „Raten-

zahlungen“ fällig!)

Erst wenn dies alles erledigt ist, würfelt der nächste

Schüler usw. und verfährt genauso.

Runde 4: „Arbeitslosengeld“

Die Schüler tragen ihre Beträge für das Arbeitslo-

sengeld in die „Einnahmen / Ausgaben“-Spalte ein,

errechnen die Summe mit dem Kontostand aus

Runde 3 und schreiben den Betrag in die Spalte

„Kontoführung“.

Runde 5: „Ratenzahlungen“

Die Schüler tragen ihre alten Ratenzahlungen in die

Spalte „Vorgang“ ein. Eventuelle neue Ratenzahlun-

gen, die sich aus der „Würfel-Runde“ 3 ergeben

haben, werden darunter eingetragen. Die Höhe der

Raten ergibt sich aus dem Ratenplan. Die Gesamt-

summe der Ratenzahlungen wird in das Feld „Ein-

nahmen / Ausgaben“ geschrieben. Dieser Betrag

wird vom Kontostand aus Runde 4 abgezogen: das

Ergebnis wird in die Spalte „Kontoführung“ ge-

schrieben.

Auf der „Ratenzahlungs-Tabelle“ werden die ent-

sprechenden Raten angekreuzt. So hat jeder

Schüler einen Überblick über die geleisteten Raten-

zahlungen.

Runde 6: „Würfeln“

Es wird wie in Runde 3 verfahren. Sollte sich eine

neue Ratenverpflichtung ergeben, werden die dazu-

gehörigen Eintragungen auf der „Ratenzahlungs-

Tabelle“ vorgenommen. (Die erste Rate für Kredite

aus dieser Runde wird erst in Runde 11 „Ratenzah-

lungen“ im 2. Monat fällig!)

Die Schüler vergleichen ihren Kontostand nach der

Runde 6 (sozusagen am Monatsende) untereinander.

Die folgenden Runden:

In den folgenden Runden wird zunächst auf einen

neuen Bogen in der linken Spalte der Monat einge-

tragen und dann wird wie oben beschrieben verfah-

ren. Ab Runde X (empfohlen: 5) ändern sich aller-

dings die Bezüge vom Arbeitsamt:

Das Arbeitslosengeld entfällt, an dessen Stelle tritt

Arbeitslosenhilfe in der in den „Schicksalskarten“

angegebenen Höhe. Spätestens jetzt wird eine

Überschuldung eintreten.

Ende der Übung:

Die Übung kann an beliebiger Stelle beendet wer-

den. Empfehlenswert ist es, mehrere Würfelrunden

zu spielen, da erst dann die eigentliche Spieldyna-

mik greift.

Die Schüler vergleichen ihre Kontostände unterein-

ander und ziehen Bilanz:

• Wie war der Verlauf der Kontoentwicklung?

• Ab wann ist es zur Ver- bzw. Überschuldung

gekommen?

• Wie haben sich die „Ereigniskarten“ auf die

Kontoentwicklung ausgewirkt?

• Wie hoch sind die Ratenverpflichtungen?

36

8. Anmerkungen

Bei dieser Übung kann bei einigen Schülern sehr

schnell Frust auftreten, zumal zu vorhandenen

Schulden weitere Kreditverpflichtungen dazukom-

men. Nach Aussagen von erfahrenen Schuldnerbe-

ratern reagieren überschuldete Haushalte ähnlich,

allerdings gibt es oft auch das Verhalten, den „Kopf

in den Sand“ zu stecken, keine Post ( Mahnungen

etc.) zu öffnen und nach dem Motto „Jetzt erst

recht“ weitere Verbindlichkeiten einzugehen. Es

entsteht die Schuldenspirale.

In der Nachbesprechung dieser Übung mit Schülern

sollte unbedingt über die Emotionen gesprochen

werden, wie sich jeder gefühlt hat: „wütend, ohn-

mächtig, dem Spielablauf / Schicksal ausgeliefert zu

sein ...“

Variante:

Wir wissen, dass dieses Spiel mit hoher Konzentra-

tion gespielt werden muß und dass dazu die ge-

nauen Kenntnisse der Regeln unabdingbar sind.

Eine Vereinfachung im Ablauf ist möglich, bringt

aber auch einen Verzicht auf bestimmte Sachinhalte

mit sich. Vor diesem Hintergrund regen wir an,

gemeinsam mit den Spielgruppen im Anschluß nach

einer „spielerischen“ Variante zu suchen. Dabei

werden dann ausschließlich die Chancen- und Er-

eigniskarten eingesetzt und jeder Spieler erhält Bar-

geld (Kopien vom Versicherungspoker benutzen!).

Das Eintragen in den Übungsbogen entfällt. Eventu-

ell können die Schüler auch neue Kartentexte er-

stellen.

37

Blatt Nr.

Mein Schicksal: (bitte die Beträge zum Start einsetzen)

Mein Bezug an Arbeitslosengeld, 2 Raten zu je ................€

Meine monatlichen Fixkosten (Miete usw.) ................€

Monat.............

Runde Vorgang Einnahmen /

Übertrag vom Vormonat (außer beim Start) Ausgaben Kontostand

plus/minus

1. Arbeitslosengeld geht auf’s Konto

=.............€

2. Fixkosten (Miete usw.) gehen ...............€ .............€

vom Konto ab =.............€

3. Würfelrunde:

Würfeln und Karte ziehen! ...............€ .............€

Was ist passiert? =.............€

...................................................

...................................................

4. Arbeitslosengeld geht auf’s Konto ...............€ ................€

=.............€

5. RATENZAHLUNGEN

A.................................................. €

B.................................................. €

C.................................................. €

D.................................................. €

E.................................................. €

F.................................................. €

G..................................................€

H.................................................. €

...............€ ................€

=.............€

6. Würfel-Runde:

Würfeln und Karte ziehen!

Was ist passiert? ...............€ ................€

................................................... Kontostand

................................................... Monatsende =.............€

Übungsbogen für Kreditpoly

38

COPY

Ratenkauf/ Höhe 7 Raten Beglichene Ratenzahlung

Zweck € á € 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. abbezahlt

A Start- 500 80

runde

B

C

D

E

F

G

H

Ratenzahlungstabelle

39

COPY

Schicksalskarte

COPY

SchicksalskarteKREDITPOLY

KREDITPOLY

Du bekommst in jedem Monat 500 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 250 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 400 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 200 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 250 €.

Du bekommst in jedem Monat 600 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 300 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 500 €

Arbeitslosenhilfe in zwei Raten zu je 250 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 350 €.

Du bekommst in jedem Monat 800 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 400 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 700 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 350 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 400 €.

Du bekommst in jedem Monat 900 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 450 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 800 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 400 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 500 €.

Du bekommst in jedem Monat 700 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 350 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 600 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 300 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 400 €.

Du bekommst in jedem Monat 400 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 200 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 300 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 150 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 200 €.

Du bekommst in jedem Monat 500 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 250 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 400 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 200 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 150 €.

Du bekommst in jedem Monat 700 € Arbeitslosengeld in

zwei Raten zu je 350 €.

Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,

bekommst du in jedem Monat 600 € Arbeitslosenhilfe in

zwei Raten zu je 300 €.

Deine monatlichen Fixkosten

betragen insgesamt 300 €.

Spielmaterialien

40

SchicksalskarteKREDITPOLY

SchicksalskarteKREDITPOLY

SchicksalskarteKREDITPOLY

SchicksalskarteKREDITPOLY

SchicksalskarteKREDITPOLY

SchicksalskarteKREDITPOLY

COPY

ChancekarteKREDITPOLY

41

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

Du hast im Lotto gewonnen.

Du kannst dir 500 € von der Lottoannahmestelle abho-

len und deinem Konto gutschreiben.

Du hast im Lotto gewonnen. Du kannst dir 400 € von

der Lottoannahmestelle abholen und deinem Konto gut-

schreiben.

Du hast deinem Nachbarn bei der Reparatur seiner elek-

trischen Zahnbürste geholfen und erhältst als Dank für

deine Bemühungen 20 €.

Du hast Renovierungsarbeiten in deiner Wohnung durch-

geführt. Der Vermieter hat die Sachkosten übernommen.

Als Lohn für deine Arbeit kannst du einen Monat miet-

frei wohnen.

Deshalb brauchst du beim

nächsten Mal nur die Hälfte

der Fixkosten zu bezahlen.

Du hast einer Nachbarin beim Umzug geholfen. Als

„Dankeschön“ schenkt sie dir eine Reihe von guterhalte-

nen Haushaltsgegenständen, Kleidung und Möbeln, die

du gut gebrauchen kannst.

(„Dies ist eine FREIKARTE!

Sie befreit dich von der nächsten

Bestellung per Ratenkredit“!)

Du erhältst ab jetzt 250 € Wohngeld. D.h.: Du bezahlst

zukünftig 250 € weniger an Fixkosten!

Du erhältst ab jetzt 300 € Wohngeld. D.h.:

Du bezahlst zukünftig 300 € weniger an Fixkosten.

Du bekommst von einem Freund 200 €,

die er dir schon lange schuldet.

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ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

Du hast bei der Sendung „Der große Preis“ den dritten

Platz belegt und 500 € gewonnen.

Du hast dein altes Auto günstig für 1.400 € verkauft.

Regierungswechsel in Berlin: Alle bekommen ab sofort

10 % mehr Arbeitslosengeld bzw. -hilfe. Alle!

Wie gut, dass du deine Kreuzworträtsellösung einge-

schickt hast! Du hast 300 € gewonnen.

Diesmal kam erfreuliche Post von den Stadtwerken: die

Heizkostenabrechnung. Du mußt nicht nachzahlen, son-

dern erhältst eine Erstattung von 150 €.

Endlich wurde deinem Widerspruch gegen einen ableh-

nenden Wohngeldbescheid stattgegeben.

Du bekommst 700 € Wohngeldnachzahlung.

Du erhältst für deinen eingereichten Lohnsteuerjahres-

ausgleich eine Erstattung von 500 €.

Herzlichen Glückwunsch! Du hast heute Geburtstag.

Deine Freunde und Verwandten haben zusammengelegt

und schenken dir 200 €!

42

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Ereigniskarte

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

ChancekarteKREDITPOLY

„Ein Platz an der Sonne“ ist es zwar nicht geworden,

aber über die 500 €, die du gerade in der Fernsehlotterie

gewonnen hast, freust du dich sicherlich.

Durch einen Fehler in der Bearbeitung deines Arbeitslo-

sengeldantrages wurde dir zu wenig Geld ausgezahlt.

Du erhältst jetzt eine Nachzahlung von 400 €.

Du bekommst, weil du so nett und zuvorkommend bist,

von Nachbarn eine Reihe sehr gut erhaltener Möbel,

Haushaltsgegenstände und Kleidung geschenkt. Deshalb

brauchst du beim nächsten Mal nicht per Ratenkredit zu

bestellen. Dies ist eine Freikarte

(Diese Karte befreit von der

nächsten „Zwangsbestellung“!)

Du erhältst Post vom Finanzamt und darfst dich freuen;

für den eingereichten Lohnsteuerjahresausgleich be-

kommst du eine Erstattung in Höhe von 600 €.

Immer dann, wenn du gerne einen schönen Spielfilm

sehen möchtest, läuft nichts „ in der Kiste“. Das hat jetzt

ein Ende: Du bestellst dir einen Videorecorder für

500 € per Ratenzahlung bei einem Sammelbesteller, der

dich bei der Auswahl „gründlich“ beraten hat.

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €. Die restlichen 400 €

zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten „Ratenzahl-

runde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Durch einen Fehler bei der Bearbeitung deines Antrages

auf Arbeitslosengeld hast du zuviel Arbeitslosengeld be-

zogen und mußt jetzt 280 € in sieben Raten zu je

40 € zurückzahlen.

Die erste Rate wird bei der nächsten

„Ratenzahlungsrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungstabelle“

nicht vergessen!

43

KREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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Du hast ein tolles Sonderangebot im Katalog gesehen:

Eine schicke Lederjacke für nur 300 €.

Da greifst du zu und bestellst!

Du leistest sofort eine Anzahlung von 100 €. Die restli-

chen 200 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei der

nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Die Telefonrechnung flattert ins Haus.

Irgendwer hat mal wieder von deinem Apparat aus die

teuren Nummern in Übersee gewählt

(oder warst du es gar selbst?!).

Egal, du zahlst die Rechnung,

und die beläuft sich auf 200 €.

Das hat dir gerade noch gefehlt! Bei der letzten Fahrt mit

deinem Moped kam es zu einem „Kolbenfresser“. Glück-

licherweise hast du keinen „Satz“ gemacht und kannst

die Reparatur selber durchführen.

Du kaufst Ersatzteile für 150 €.

Du bestellst dir aus dem Katalog „deines“ Sammelbestel-

lers eine Hobelbank, die „nur“ 400 € kostet.

Eine Anzahlung von 100 € ist sofort fällig, die restlichen

300 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

44

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

COPY

Du bekommst Post von deinem Versicherungsvertreter,

der dich „rundum“ betreut:

Du mußt 120 € Versicherungsbeiträge zahlen.

Dein Vermieter hat die Miete erhöht: Ab sofort mußt du

50 € mehr Miete bezahlen.

Deine Fixkosten erhöhen sich also ab jetzt um 50 €.

Wegen eines Schienbeinbruches mußtest du vor zwei

Monaten für 15 Tage ins Krankenhaus. Jetzt wirst du an

diese Zeit erinnert, denn du bekommst einen netten

Brief von der Krankenhausverwaltung:

Für deinen Besuch im Krankenhaus mußt du eine Eigen-

beteiligung von 150 € zahlen.

Du hast dir an der Haustür eine Garnitur Haushaltsreini-

ger mit Super-Reinigungskraft andrehen lassen. Auch der

Preis ist super: 150 €.

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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Du willst deinem Freund eine ganz besondere Freude

zum 10jährigen Bestehen eurer Freundschaft machen

und bestellst eine goldene Kuckucksuhr für 200 € bei

einem Sammelbesteller eines führenden Versandhauses.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 150 €

zahlst du in Raten

laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird

bei der nächsten

Ratenzahlrunde fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Eine Spielzeugeisenbahn wolltest du schon immer ein-

mal haben. Und jetzt siehst du dieses Sonderangebot in

den neuen Prospekten, die dir „dein“ Sammelbesteller

mitgebracht hat: Eine Anfangspackung incl. Gleisen,

Lokomotive und Waggons für nur 200 €. Da mußt du

einfach zugreifen!

Die 200 € zahlst du in

Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten „Ratenzahlung“ fällig!

Die Eintragung

in die „Ratenzahlungs-

Tabelle“ nicht vergessen!

Die irre-super Rock’n-Roll-Gruppe, die du letztens im

Fernsehen gesehen hast, gibt ein Konzert. Du gehst hin.

Der Spaß kostet dich 30 €.

Du hast dir vor einem Jahr ein Mofa gekauft. Jetzt wird

der Versicherungsbeitrag hierfür wieder fällig:

Du mußt 70 € zahlen.

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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Handwerker werden immer teurer: Jetzt willst du, um

Kosten zu sparen, kleinere Reparaturen selber durch-

führen. Du bestellst dir aus dem Katalog ein Super-Uni-

versal-Werkzeugset zum Knallerpreis von 200 €. Natür-

lich alles in Spitzenqualität!

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 150 € zahlst du in Raten

laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten „Raten-

zahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du bist zur Hochzeit eines guten Freundes eingeladen

und brauchst einen neuen Anzug: Für 300 € kannst du

dich bei einem Versandhaus neu einkleiden.

Viel Spaß beim Feiern!

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 250 € zahlst du

in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Runde wird bei

der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du legst dir einen großen Vorrat an Socken und Unter-

hosen an. Alles in Großpackungen und sortiert: Knaller-

preis: 200 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 150 €

zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Runde wird bei der

nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Ein neuer Herd ist fällig. Gut, dass gerade ein Sonderan-

gebot per Postwurfsendung ins Haus gekommen ist. Ein

4-Platten-Herd mit Unter- und Oberhitze und micropro-

zessor-gesteuerter Brathähnchenautomatik zum Nied-

rigstpreis von 500 €. Den nimmst du!

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €.

Die restlichen 400 €

zahlst du in Raten

laut „Ratenplan“.

Die erste Runde wird

bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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Du hast vergessen, die Kaffeemaschine auszuschalten:

Jetzt ist sie im Eimer. Du bestellst dir eine neue mit Zeit-

und Weckautomatik sowie Aromaverstärkungsstufe bei

„deiner“ Sammelbestellerin für 120 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 20 €.

Die restlichen 100 € zahlst du

in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Runde wird bei

der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du brauchst mal wieder einen Tapetenwechsel. Es ist

sowieso alles so grau hier. Gut dass du die preiswerte

Kaffeefahrt entdeckt hast. Lauter nette Leute und dann

noch das Riesen-Super-Sonderangebot: Kochtöpfe, halt-

bar bis ins nächste Jahrtausend (mit Garantie).

Du schlägst zu und bist mit 400 € dabei.

Du leistest sofort eine

Anzahlung von 100 €;

die restlichen 300 €

zahlst du in Raten laut

„Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten „Raten-

zahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungstabelle“

nicht vergessen!

Dein Kassettenrecorder ist kaputt und muß repariert

werden. Die Rechnung beträgt 50 €.

Du machst eine kleine Reise, eine Tagestour zum Bagger-

see, und mußt hierfür 100 € bezahlen.

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

Ereigniskarte

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Die Waschmaschine ist nicht mehr in Ordnung:

Nicht nur, dass sie die Buntwäsche (60-Grad-Wäsche)

ca. 3 Stunden bei 95 Grad gewaschen hat und du jetzt

neue Sachen im Wert von 200 € kaufen mußt:

Zusätzlich mußt du 100 € für die Reparatur ausgeben.

Die neue Kleidung für 200 € bestellst

du per Ratenkredit bei deinem

freundlichen Nachbarn, der Sammelbesteller

bei einem großen Versandhaus ist.

Die 100 € Reparaturkosten werden sofort fällig.

Die erste Rate für den

Ratenkredit wird erst

bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Bei „Rot“ über die Kreuzung und das nicht ganz nüch-

tern! Aber du kommst mit einem „blauen Auge“ und

einem saftigen Bußgeld davon: 200 € auf einen Schlag

sofort oder 7 Raten zu je 30 €.

Entscheide Dich: Du zahlst entweder 200 € sofort oder

den Betrag in 7 Raten zu je 30 €.

Die erste Rate für den

Ratenkredit wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du hast neue Schlafbedürfnisse und bestellst dir ein

Traumbett für 500 € bei einem Versandhaus.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €. Die restli-

chen 450 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du hättest besser etwas sparsamer beim Heizen sein sol-

len. Jetzt mußt du 100 € nachzahlen und zwar gleich.

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KREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

Nachdem du die schicken Sachen im Katalog deiner

Freundin gesehen hast, gefällt dir deine Kleidung nicht

mehr. Du bestellst dir tolle modische Sachen beim Ver-

sandhaus für 400 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 100 €.

Die restlichen 300 € zahlst du

in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Beim letzten Bummel durch die Einkaufsstraße hast du

eine tolle HIFI-Musikanlage gesehen und gehört. Du bist

vom Klang und Design total begeistert. Deshalb bestellst

du dir die gleiche Anlage beim Versandhaus.

Sie kostet nur 600 €. Ist doch ein Klacks für den Sound,

oder?

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €. Die restlichen

500 € zahlst du in Raten

laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird

bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Weihnachten steht vor der Tür: Du bestellst bei einem

Versandhaus Geschenke für deine Freunde im Gesamt-

wert von 300 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €. Die restlichen 200 €

zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei der

nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Deine Möbel gefallen dir nicht mehr: Das Sofa ist schon

ganz durchgesessen und die Sessel wurden von deiner

Katze bearbeitet. Im Katalog siehst du eine prächtige

Sitzgarnitur für 600 €. Du bestellst bei „deiner“ Sam-

melbestellerin!

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €. Die restlichen 500 €

zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

50

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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EreigniskarteKREDITPOLY

Du hast diesen Monat viel zu viel telefoniert und mußt

eine Telefonrechnung von 100 € bezahlen.

Du bist in den Buchclub „Schöner leben durch Lesen“

eingetreten, nachdem ein Vertreter bei dir zu Hause war.

Nun sollst du jeden Monat Bücher im Mindestbestell-

wert von 15 € bekommen. Leider hast du von deinem

Widerrufsrecht binnen einer Frist von 14 Tagen nicht

Gebrauch gemacht. Auch wenn du jetzt sofort

schriftlich kündigst, gehen in den nächsten

12 Monaten jeweils 15 € von deinem

Konto ab. Viel Spaß beim Lesen!

Die erste Rate wird bei der

nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Dein Staubsauger wird immer mehr zur „Staubschleu-

der“. Wie gut, dass dein Nachbar Sammelbesteller bei

einem Versandhaus ist und dich auf ein Super-Spitzen-

Sonderangebot aufmerksam macht: Du bestellst bei

ihm einen neuen Staubsauger für 200 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 150 € bezahlst du

in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei

der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Dein Sammelbesteller hat dich wieder einmal besucht

und dir die neuesten Prospekte mitgebracht: Diesmal

wieder mit vielen Angeboten, alles zu Knallerpreisen! Da

du bei deinem alten Farbfernseher die Farben nur noch

erahnen kannst, bestellst du einen neuen zum „Knaller-

preis“ von 400 €.

Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.

Die restlichen 350 € zahlst

du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate wird bei der

nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

Heute willst du alte Schulden bei deinem Freund

begleichen: Du gibst ihm 50 € zurück.

Du machst eine billige Busreise mit Entenbraten-

Mittagessen in die Lüneburger Heide. Wirklich nett!

Der Reiseleiter demonstriert dabei die Vorzüge einer

Bettdecke aus Original-Heidschnuckenwolle. Du kaufst

eine solche Decke und bist mit 300 € dabei. Du vergißt,

deinen Vertrag innerhalb einer Frist von einer Woche zu

widerrufen. Gute Nacht!

Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €. Die restlichen 200 €

zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.

Die erste Rate

wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“

fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Du hast eine alte Rechnung „verschlampt“ und auch auf

die Mahnungen nicht reagiert. Jetzt werden von deinen

Arbeitslosengeldbezügen, die noch über dem Existenz-

minimum liegen, 2 x 50 € gepfändet.

Von den nächsten beiden Arbeitslosen-

geldzahlungen werden die 50 € abgezogen.

Du hast an einem Spielautomaten „gedaddelt“.

Pech gehabt: 40 € sind verloren!

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

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EreigniskarteKREDITPOLY

Deine nette Nachbarin rät dir, endlich einen neuen Tep-

pich zu kaufen. „Zufällig“ hat sie gerade einen neuen

Katalog von einem Versandhaus mit, bei dem sie als Sam-

melbestellerin tätig ist. Du kannst günstig einen echten

Perserteppich für 400 € bestellen: Da mußt du einfach

zugreifen. Du leistest sofort eine Anzahlung

von 100 €.

Die restlichen 300 € zahlst du in Raten

laut „Ratenplan“.

Der Kauf war sogar sehr lehrreich:

Du liest nach dem Erhalt des Teppichs den Aufkleber auf

der Rückseite: Endlich

weißt du, dass Hongkong

in Persien liegt.

Die erste

Rate wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Nach der kleinen Feier gestern bei Freunden hast du lei-

der auf dem Heimweg deine Geldbörse verloren.

Gottseidank waren nur 100 € drin.

Deine Espresso-Kaffeemaschine hat den Geist aufgege-

ben. Eine Neue muß her - natürlich mit Superdesign aus

Italien. Über den Sonderpreis kannst du dich richtig

freuen: 400 €

Du zahlst eine Anzahlung von 50 €,

den Rest in Raten.

Die erste

Rate wird bei der nächsten

„Ratenzahlrunde“ fällig!

Die Eintragung in die

„Ratenzahlungs-Tabelle“

nicht vergessen!

Manchmal braucht der Mensch Tapetenwechsel und du

mußt unbedingt ein Wochenende nach Paris.

Das kostet dich 400 €

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EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

EreigniskarteKREDITPOLY

Herzlich willkommen zur Übung „Kreditpoly“!

Bitte lese dir den folgenden Text sorgfältig durch:

Du wirst dann erfahren, was es mit der Übung „Kreditpoly“ auf sich hat.

Es ist eine Gruppenarbeit mit spielerischen Elementen für 3 - 6 Personen.

In dieser Gruppenarbeit soll deutlich werden, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen das Ab-

schließen von Ratenkrediten auf die Haushaltskasse hat. „Nebenbei“ wird Rechnen geübt. Du hebst eine

Schicksalskarte zu Beginn auf und trägst deine Einnahmen und Ausgaben (Raten) in den Übungsbogen ein.

Jeder würfelt in der vorgegebenen Würfelrunde und hebt entweder eine Chancekarte oder eine Ereignis-

karte auf (gelbe oder rote Würfelseite). Die Karten sind jeweils laut vorzulesen.

„Kreditpoly“ wird ca. 2 Stunden dauern.

Bitte überprüfe zunächst einmal, ob du alle benötigten

Materialien für die Arbeit der Gruppe beisammen hast:

• 1 Würfel mit 2 gelben und 4 roten Flächen

• für jeden Mitspieler einen Satz „Übungsbögen“ incl. dieser

Anleitung und einer „Ratenzahlungstabelle“

• 1 Satz „Schicksalskarten“

• 1 Kartensatz „Chance“

• 1 Kartensatz „Ereignis“

Bitte gehe exakt nach den Schritten vor, wie sie im Übungsbogen vorgegeben sind. Eine neue Spielrunde

wird immer erst dann begonnen, wenn alle Mitspieler mit ihren Eintragungen aus der letzten Spielrunde

fertig sind!

Ratenplan

Kaufpreis 7 monatliche Raten á zum Vergleichen:

nach Abzug der Anzahlung zu zahlender Gesamtbetrag

500 € 80 € 560 €

450 € 70 € 490 €

400 € 60 € 420 €

350 € 55 € 385 €

300 € 45 € 315 €

250 € 40 € 280 €

200 € 35 € 245 €

150 € 30 € 210 €

100 € 20 € 140 €

Viel Spaß bei „Kreditpoly“

Spielregeln für „Kreditpoly“

54

COPY

Ein komplexes Bündel von Ursachen sind anzu-

führen, wenn es darum geht, Gründe für eine Ver-

bzw. Überschuldung aufzuspüren. Zum einen ist es

die fehlende Kompetenz vieler Jugendlicher im

Umgang mit Geld / Geldgeschäften. Hinzu kommt -

so zeigt es sehr deutlich der Info-Baustein Kinder

und Werbung -, dass Kinder und Jugendliche heute

einem enormen Konsumdruck ausgesetzt sind. Es

ist schwieriger geworden, seine Identität mit und in

der Konsumgesellschaft zu finden, die Werbebilder

sind geprägt vom Haben-wollen und bieten wenig

individuellen Spielraum für die nicht-kommerzielle

Seite des Alltags. Das Jugendmarketing der Geld-

und Kreditinstitute zielt ebenfalls auf die Bedürf-

nisse von Kindern und Jugendlichen ab, sie möch-

ten so die Kunden von morgen schon heute an sich

binden. Nur wer etwas zu bieten hat, wird schein-

bar von den Kids ernstgenommen.

Andererseits ist das „Leben auf Pump / Kredit“ ein

wichtiges Standbein unseres Wirtschaftssystems,

und es muß an dieser Stelle auch deutlich gesagt

werden, dass die allermeisten Kreditverpflichtun-

gen auch erfüllt werden. Dennoch resultiert aus

dem stark umworbenen Jugendmarkt und den

Angeboten der Banken, jederzeit über einen Kredit

verfügen zu können, ein Wagnis auf Zeit.

Für die jungen Konsumenten von heute bedeutet

dies, mit solchen Freiheiten / Angeboten umgehen

zu lernen. Es werden ihnen Fähigkeiten abverlangt

wie:

- perspektivisch denken und planen zu können,

- eine kritische Distanz zur Konsumgesellschaft

zu entwickeln,

- Werbung zu durchschauen,

- die eigene Lebensbiographie kritisch einzu-

schätzen (siehe hierzu auch weiter unten die

Methodenelemente „Abstiegsszenario“ und

„Wunschlebenslauf“).

Darüberhinaus zeigt sich, dass bestimmte Brüche in

der Biographie anerkannt werden müssen,

auf die der einzelne kaum Einfluß nehmen kann,

außer dass er bei seiner grundsätzlichen

Lebensplanung solchen Eventualitäten eine höhere

Beachtung schenken muß.

Dazu gehören drei Faktoren:

• Arbeitslosigkeit

Die Arbeitsmarktentwicklung zeigt, dass für

breite Teile der Bevölkerung das Risiko nicht

auszuschließen ist, im Laufe des Arbeitslebens

von Arbeitslosigkeit bedroht zu sein. Das trifft

sowohl den qualifizierten Facharbeiter, den

Ingenieur wie auch Berufe aus dem Dienstlei-

stungssektor. Auf solche Fälle sollte man zumin-

dest planerisch vorbereitet sein, damit es nicht

zu einem bodenlosen Absturz kommt. Bei der

Aufnahme von langfristigen Verpflichtungen

sollten solche Brüche einkalkuliert werden. Die

zukünftigen Berufskarrieren werden weit weni-

ger gradlinig verlaufen.

• Trennung der Familie

Die Statistik in Deutschland zeigt es uns deut-

lich: Jede dritte Ehe wird heute wieder geschie-

den, Partnerschaften haben an Zuverlässigkeit

verloren. Für die einzelne Familie kann dies

bedeuten, dass plötzlich von einem Einkommen

zwei Haushalte leben müssen. Das geht nicht

ohne einschränkende Maßnahmen, oft aber ist

es der Beginn einer Überschuldungskarriere.

Zum einen wollen wir die Wunschträume der

Jugendlichen auf keinen Fall zerstören, wir

möchten aber auch nicht, dass sie sich der mögl-

ichen Realität verschließen und dann letztend-

lich handlungsunfähig sind und die (finanziel-

len) Verhältnisse, in denen sie leben, verken-

nen.

• Krankheit

Oft sehen Jugendliche ihr zukünftiges Leben als

einen ausschließlich positiven Aufstieg von

Lebensereignissen, wo Enttäuschungen, Rück-

schläge jeweils individuell ausgeschlossen

werden mit der Begründung „Das kann mir

doch nicht passieren!“ (siehe auch Methoden-

element „Wunschlebenslauf“). Mit dieser Hal-

tung stellen sie dann möglicherweise später

hilflos und handlungsunfähig einem unerwarte-

ten Schicksalsschlag gegenüber. In der Arbeit

mit Jugendlichen im Bereich Prävention sollten

aber gerade solche unvorhersehbaren Ereignisse

fiktiv mit in die Lebensplanung aufgenommen

werden, um Kenntnisse und Fähigkeiten zu

erlangen, die Auswege aus solchen Situationen

aufzeigen können.

Schulden

55

Aus dem Alltag der Schuldenberatung wissen

wir, dass plötzliche Krankheiten, die längere Zei-

ten andauern und zu finanziellen Einbußen im

Haushaltsbudget führen, Auslöser sein können

für eine Überschuldung. Dieses Wagnis kann

natürlich kaum ausgeschlossen werden (siehe

auch Informationsbaustein Versicherungen). Es

geht hier eher um die zu relativierende Selbst-

einschätzung, eine Kreditaufnahme nicht zu

hoch ansteigen zu lassen, dass kaum noch Spiel-

raum bzw. Reaktionsmöglichkeiten bestehen,

finanziellen Einbußen zu begegnen.

Insgesamt sind Jugendliche heute stärker gefordert,

den Faktor Zeit bei ihrer Lebensplanung zu berück-

sichtigen. Die scheinbaren Möglichkeiten der „Wun-

scherfüllungsmaschine Konsum“ auf ein annehmba-

res Leben im Hier und Jetzt verleitet eher dazu,

grenzenlos zu konsumieren, als dass dazu angeregt

würde, sinnvoll und planerisch den zukünftigen Le-

bensweg zu strukturieren. Wir möchten in unserer

Arbeit mit der Zukunftswerkstatt den Schülerinnen

und Schülern die Möglichkeit geben, beide Seiten

der Medaille kennen und einschätzen zulernen.

Zur Schuldensituation privater

Haushalte*

Seit 1980 ist die Privatverschuldung in Deutschland

um 250 Prozent auf 190 Milliarden Euro in die

Höhe geschnellt. Jeder Haushalt ist im Schnitt mit

16.000 Euro verschuldet, das ist doppelt soviel wie

in den 80er Jahren. Dem Schuldenberg gegenüber

steht die Sparrate. So hat jeder Haushalt (statistisch

gesehen) ungefähr 70.000 Euro auf der hohen

Kante, nach einer Erhebung des Bundesverbandes

deutscher Banken aus dem Jahre 1995. Diese Zah-

len verdeutlichen, dass die Schere zwischen arm

und reich immer größer wird.

Ausgegeben wird das Geld hauptsächlich für die

Autofinanzierung, obgleich die Neuzulassungen

eher rückläufig sind. 1993 und 1994 wurde jeder

dritte neuzugelassene PKW über eine herstellerei-

gene Bank finanziert. Nach Schätzungen der CC-

Bank werden 70-80% aller Fahrzeuge unter Inan-

spruchnahme von Konsumentenkredite erworben.

Zunehmend wird aber der Konsumentenkredit auch

zur Deckung des laufenden Bedarfs eingesetzt.

Etwa ein Drittel aller Kreditaufnahmen werden zur

Umschuldung aufgenommen. Die Erstkreditauf-

nahme ist allerdings in der Mehrzahl der Fälle

durch die Gründung eines eigenen Haushalts moti-

viert (Iff, Schuldenreport 1995).

Die Plastikkarte bietet bei den stark verschuldeten

Haushalten nunmehr einen neuen Verhaltensspiel-

raum. Je geringer das verfügbare Einkommen und je

mehr das Haushaltseinkommen gebunden ist, desto

mehr gewinnt die EC-Karte an Bedeutung. Cash-

Automaten und Cash-Kassen decken schnell den

Geldbedarf und sind Kreditaufnahmemittel. Sie

bergen eben die Gefahr, dass trotz nicht verfügba-

rem Geld auf dem Konto, ein Kredit gewährt wird,

aber zu einem höheren Zinssatz. Dieser bargeldlose

Zahlungsverkehr wird an Bedeutung gewinnen.

Somit wird für die privaten Haushalte eine Budge-

tierung des Einkommens immer wichtiger.

Verschuldete Haushalte tätigen einen großen Teil

ihres Bedarfs über den Versandhandel. In der

Schuldnerberatung hat der Versandhandel eine

bedeutende Rolle. Durch die hohe Überschuldung

sind Haushalte darauf angewiesen, diesen Weg des

Ratenkaufes zu nutzen. Der Versandhandel ist keine

Erscheinung der jüngeren Zeit. In den 20er Jahren

entstanden Bauer, Quelle, Schöpflin und Bader,

nach der Währungsreform 1948 erlebte er eine Blü-

tezeit. Nach amerikanischen Vorbild wurde das Uni-

versal-Versandsystem eingeführt. Neben den alten

gab es jetzt Neckermann, Otto- und den Schwab-

Versand. Dazu kamen Wollversande, Buchclubs. Der

Anteil an Versandgeschäften beträgt 3,6% des

gesamten Einzelhandelsumsatzes. Die Gebührener-

höhung der Post führte dazu, dass z.B. der Ottover-

sand seinen eigenen Hermes-Versand installierte.

Die Tendenz der Zukunft ist, dass viele städtische

Haushalte sich dieser Einkaufsart anschließen. Der

Versandhandel bieten einen 24-stündigen Rund-um-

Service an. Da Sonntags nicht gearbeitet wird, lau-

fen die Gespräche an Sonn- und Feiertagen über

das dänische Sonderburg. Im Rahmen präventiver

Arbeit muß auf diese Kaufart ein besonderer

Augenmerk gerichtet werden.

Eine neue Variante, schnell an neue Konsumgüter

zu kommen ist das Home-Teleshopping. Auch hier

werden bei Call direkt vom Sofa aus die Dinge be-

stellt. Die Welt der Waren kommt bequem in die

Wohnstuben.

* Text: Gabriele Beckers, VZ Hessen

56

1. Name „Versicherungspoker“

2. Methodentyp Tischkartenspiel, Simulationsspiel

3. Ziele Den Schülern soll deutlich werden, welche Versicherungen

sinnvoll und nützlich sind und welche besser nicht abgeschlos-

sen werden sollten.

4. Inhalte Vor- und Nachteile verschiedener Versicherungsarten

5. Dauer 60 Minuten

6. Material 1 Würfel, 1 Spielfeld, ein farbiger Kartensatz „Versicherungs-

fälle“, Spielgeld (200 €, 100 €, 50 €), Stifte und Karten zum

Notieren von Fragen, Streifen „Merksätze“

Für die Variante:

Hinweise aus dem Info-Block Versicherung und weitere

Materialien

7. Anleitung

An einem Spiel nehmen 3 - 6 Spieler teil, eventuell übernimmt eine siebte Person die Rolle der „Spielbank“

(Versicherungsverwaltung). Das Spiel kann parallel in mehreren Gruppen gespielt werden.

Jeder Spieler zieht durch Würfeln Karten mit unterschiedlichen „Versicherungsfällen“ verschiedener Versi-

cherungsarten, die einen Gewinn oder Verlust zur Folge haben.

Während des Spielverlaufs auftretende Fragen zu den Versicherungsfällen werden gesammelt und nach

Beendigung des Spiels in einem anschließenden Gruppengespräch besprochen.

Spielverlauf:

In der Spielgruppe übernimmt jemand die Rolle der „Versicherungsverwaltung“. Er führt die Kasse, kontrol-

liert Einzahlungen und Auszahlungen und achtet auf die Einhaltung der Spielregeln.

Die Rolle der „Versicherungsverwaltung“ kann ggf. auch von einem Spieler mit übernommen werden.

Die „Versicherungsverwaltung“ (der Kassierer oder Croupier der Spielbank) gibt an jeden Spieler ein Start-

kapital von 1000 € aus. (In Form von 1 x 200 € und 3 x 100 €, 10 x 50 €.)

Ist ein Spieler „pleite“, gewährt die Spielbank großzügig Kredit und verleiht Geldbeträge, damit niemand

frühzeitig aus dem Spiel ausscheiden muß. Die Beträge werden auf einem Zettel notiert. Kommt der betref-

fende Spieler wieder „zu Geld“, muß er die gegebenen Kredite an die Spielbank zurückzahlen.

Die „Versicherungsfall-Karten“ werden gemischt. Auf jedes der sechs freien Kartenfelder auf dem Spielfeld

wird verdeckt eine Karte vom Talon gelegt.

Jeder Spieler muß zu Beginn jeder Spielrunde einen Einsatz von 50 € leisten. Es kann auch der doppelte

Einsatz gesetzt werden, dann verdoppelt sich sowohl der Gewinn als auch der Verlust. Der Einsatz wird in

jedem Fall sofort vom Versicherungsverwalter (Croupier) kassiert.

57

Variante:

Statt des „obligatorischen Einsatzes“ von 50 € kann jeder Spieler bei Beginn jeder Spielrunde

entscheiden, ob er eine bestimmte Versicherung für diese Runde abschließen möchte.

Der Versicherungsbeitrag beträgt 50 €. Eine abgeschlossene Versicherung bewahrt den Spieler

dann je nach „erwürfeltem“ Versicherungsfall vor Verlusten. Gewinne bleiben selbstverständlich

bestehen.

Der einzelne Spieler ist also entweder

- durch die abgeschlossenen Versicherungen abgesichert, oder

- hat eventuell eine überflüssige Versicherung abgeschlossen, die nicht greift.

Achtung:

Die Variante kann eine Änderung eines Teils der Versicherungsfall-Karten zur Folge haben!

Zurück nun zum Standard-Spielablauf:

Die Schüler werden zu Beginn kurz über die vermeintlichen Vorteile der verschiedenen Versicherungsarten

aufgeklärt (siehe auch Info Versicherungen).

Es wird im Uhrzeigersinn gespielt. Der Spieler links neben der Versicherungsverwaltung beginnt, würfelt

und nimmt entsprechend der Zahl die Versicherungsfallkarte vom Kartenfeld. Die Karte wird laut vorgele-

sen und die angegebenen Gewinne oder Verluste werden von der Spielbank ausgezahlt. Die gezogene Karte

wird aufgedeckt in das entsprechende Feld vor dem Spieler auf dem Spielplan abgelegt.

Auftretende Fragen zu einzelnen Versicherungsarten werden auf einer Karteikarte notiert und in das „ ?“

Feld auf dem Spielplan gelegt.

Nach jeder Spiel-/ Pokerrunde werden neue Karten vom Talon in die freigewordenen Kartenfelder gelegt.

Eine neue Runde beginnt... Die Spieler machen ihren Einsatz!

Zum Schluß des Spiels wird das Geld gezählt.

Die Spieler ziehen Bilanz: Welche Versicherungen haben sich gelohnt, welche nicht?

Die notierten Fragen werden anschließend im Gruppengespräch erörtert.

8. Anmerkungen

Das Spielfeld „Versicherungspoker“ wird nach dem Muster angefertigt.

Es muß darauf geachtet werden, dass alle aufgedeckten „Versicherungsfall-Karten“ laut vorgelesen werden,

auch wenn die Texte der „Versicherungsfall-Karten“ umfangreicher sind.

Damit während des Spiels nicht nur der „Gewinn“ oder „Verlust“ interessiert, sondern eine inhaltliche Aus-

einandersetzung in Gang gebracht wird, ist das Ergebnis bei vielen Karten im Text „versteckt“. Natürlich

könnte es günstiger sein, wenn der Text auf den Karten immer mit „Zahle an die Bank ...“ oder „Du erhältst

von der Bank € ......“ endet. Dabei würde das Augenmerk auf die letzte Zeile der Karte fallen, der Text mit

seinem Versicherungsfall würde zweitrangig. Um solcher allzu bequemer Erfassung der Situation entgegen-

zuwirken, erschließen sich die Sachverhalte oft erst nach Durchlesen des ganzen Textes. Eventuell kann

dann auch noch kurz in der Spielgruppe diskutiert werden, wie das Fallbeispiel zu bewerten ist.

58

Warum hast du dir eine Reisegepäck- und

Reiserücktrittsversicherung aufschwatzen

lassen?

Diese Versicherungen sind wenig leistungsfähig und völlig überteuert.

Du hast 100 € im Jahr in den Sand gesetzt.

Du hast im letzten Jahr eine teure Kfz-Haftpflichtversicherung für die Dauer eines Jahres abgeschlossen

und schaffst es rechtzeitig, drei

Monate vor Ablauf des Versicherungsvertrags, den Vertrag zu kündigen.

Damit tritt erst jetzt deine neue, billigere Versicherung in Kraft.

Dein Gewinn ist 150 € im Jahr.

Du hast die verschiedenen Versicherungsangebote beim Abschluß nicht verglichen! Es gibt günstigere Ver-

sicherungen bei gleicher Leistung.

Jahresverlust: 150 €!

Spielfeld Versicherungspoker

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1

Spieler 2

Spieler

3

Spieler

4Sp

iele

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6Kartenfeld

Kartenfeld

Kartenfeld

Kartenfeld

Kar

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Kar

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„?“Frage

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COPYKarten „Versicherungsfälle“

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Versicherungsfall

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Versicherungsfall

Diebe sind in deine Wohnung eingebrochen

und vandalierten. Deine Wohnung sieht

schrecklich aus. Schaden 1.500 €. Dein Haus-

ratsversicherer zahlt den Wiederbeschaffungs-

preis von Sachen gleicher Art und Güte in neu-

wertigem Zustand, also 1.500 €, da für dich

noch die alten Hausratversicherungsbedingun-

gen (VHB 84) gelten.

Bei dir ist eingebrochen worden. Stereoanlage

und Kamera sind futsch.

Aber du hast „Glück im Unglück“:

Deine Hausratversicherung zahlt dir 1.200 €!

Du hast in einem Heimwerker-Geschäft mit

einem Brett ein Gerät beschädigt.

Schaden 200 € .

Leider hast du die Prämien deiner Haftpflicht-

versicherung seit langem - trotz mehrfacher

Aufforderung und entsprechender Belehrungen

über Rechtsfolgen - nicht bezahlt und den Versi-

cherungsschutz verloren.

Dein Schaden: 200 €.

Du hast einen Arbeitsunfall mit der Folge einer

teilweisen Berufsunfähigkeit gehabt und noch

keinen ausreichenden Anspruch auf gesetzliche

Sozialversicherungsleistungen.

Leider hast du auch keine Berufsunfähigkeits-

versicherung abgeschlossen, die deinen monat-

lichen Einkommensverlust durch Einschrän-

kung deiner Berufsfähigkeit (500 €) decken

könnte.

Du hast vor einiger Zeit statt einer billigeren

Risikolebensversicherung eine reichlich teure

Kapitallebensversicherung abgeschlossen.

Nun werden in diesem Jahr insgesamt noch

300 € Beiträge fällig - und das bei deinem schon

bestehenden Loch in der Kasse!

Du hast bei deinen Bekannten fahrlässig einen

Schaden verursacht.

Deine Haftpflichtversicherung zahlt 200 € aus!

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Versicherungsfall

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Versicherungsfall

Du hast einen Arbeitsunfall gehabt und bist aus

gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der

Lage, deinen bisherigen Beruf auszuüben.

Anwartschaften auf gesetzliche Versicherungs-

leistungen bestehen noch nicht. Zum Glück ist

die Laufzeit deiner Berufsunfähigkeitsversiche-

rung noch nicht abgelaufen.

Dein Berufsunfähigkeitsversicherer befreit dich

von deiner monatlichen Beitragspflicht und

zahlt dir entsprechend dem vertraglich verein-

barten Tarif eine monatliche Berufsunfähigkeits-

rente von 500 €.

Die „Ebbe“ in deiner Kasse besteht nun schon

recht lange. Zum Glück hast du schon vor län-

gerer Zeit deine unsinnige Kapitallebensversi-

cherung gekündigt. Der Rückkaufswert beträgt

aufgrund deiner bisher eingezahlten Beiträge

zwar leider längst nicht den vollen Betrag, aber

immerhin bekommst du jetzt 1.000 € ausge-

zahlt!

Du bist leider in einen Gerichtsprozeß ver-

wickelt. Du befürchtest große Kosten. Eine

Rechtsschutzversicherung hast du abgeschlos-

sen! Da du arbeitslos bist, könnten deine

Gerichtskosten aber aufgrund der Prozeßko-

stenhilfe übernommen werden!

Deshalb: Die Kosten für deine Rechtsschutzver-

sicherung (150 € im Jahr) hast du, in diesem

speziellen Fall zum Fenster rausgeschmissen.

Nach deinem Unfall zahlt dir die Freizeit-Unfall-

versicherung im Rahmen deiner Mitgliedschaft

in der Gewerkschaft 10.000 €.

Du hebst 2.000 € ab!

Leider bist du vom Fahrrad gefallen und hast dir

dabei deine Hand so verletzt, dass diese zu 50 %

dauerhaft funktionsbeeinträchtigt ist.

Da du durch die gesetzliche Unfallversicherung

nicht geschützt bist, würde dir eine private

Unfallversicherung 15.000 € zahlen. So aber

fehlen dir allein in diesem Jahr 1.500 €.

(zahle!)

Du hast finanzielle Schwierigkeiten. Zum Glück

hast du vor einiger Zeit eine teurere Kapitalle-

bensversicherung in eine billigere Risikolebens-

versicherung umgewandelt.

Du sparst jährlich 400 €.

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Du lebst solo. Wozu brauchst du eigentlich

deine Lebensversicherung?

Die Beiträge reißen in diesem Jahr ein Loch von

600 € in deine Kasse!

Das Geld könntest du gewinnbringender

anlegen.

(zahle!)

Du hast für eine Krankentagegeldversicherung

in den letzten beiden Jahren 700 € bezahlt.

Umsonst! Wozu brauchst du als Arbeitsloser

eigentlich so einen Unsinn? Denn im Falle der

Krankheit hast du als Arbeitsloser - im Gegen-

satz zu bestimmten Gruppen von Selbständigen

- doch keinen zusätzlichen Einkommensverlust

durch Nicht-Arbeit!

(zahle!)

Dir wurde im letzten Jahr ein „schickes“ Versi-

cherungspaket angeboten, das völlig undurch-

schaubar und überteuert war.

Du sagst „Nein!“ und hast so in diesem Jahr

schon 300 € gespart.

Eine Freundin gab dir den Tip, doch endlich

eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.

Du zögerst!

Richtig, denn du sparst 200 € jährlich. Wenn du

die erforderlichen Mittel für die Wahrnehmung

deiner Rechte aufgrund deiner schlechten per-

sönlichen und wirtschaftlichen Situation (z.B.

Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe)

nicht aufbringen kannst, dann hast du

außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens

Anspruch auf Beratungshilfe und für ein ge-

richtliches Verfahren Anspruch auf Prozeßko-

stenhilfe mit bzw. ohne Ratenzahlung.

In deiner Wohnung gab es einen Wasserrohr-

bruch. Ein Teil der Wohnungseinrichtung ist

lädiert. Leider ist der Versicherungsbeginn dei-

ner gerade abgeschlossenen Hausratversiche-

rung erst nächste Woche.

Du setzt 1.000 € zu!

Deine Kapitallebensversicherung belastet dich

erheblich. Du schreibst deinem Lebensversiche-

rer und beantragst, dass deine Lebensversiche-

rung beitragsfrei zu stellen ist.

Du sparst in diesem Jahr 200 €!

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Versicherungspoker

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Versicherungsfall

Leider mußt du vor Gericht. Kosten entstehen -

auf den ersten Blick - wohl nicht: Denn du hast

ja eine Rechtsschutzversicherung!

Dumm nur, dass du die Beiträge wohl umsonst

verpulvert hast (200 € jährlich). Da deine

Rechtsverfolgung / Rechtsverteidigung hinrei-

chende Aussicht auf Erfolg hatte und deine per-

sönliche und wirtschaftliche Situation schlecht

ist, hättest du nämlich Anspruch auf

Prozeßkostenhilfe gehabt.

Heute wollte dich ein Versicherungsvertreter

zum Abschluß einer Rechtsschutzversicherung

überreden. Du hast „Nein!“ gesagt. Denn du

weißt, dass du aufgrund deiner schlechten per-

sönlichen und wirtschaftlichen Situation außer-

halb des Gerichtes Anspruch auf Beratungshilfe

und für gerichtliche Verfahren Anspruch auf

Prozeßkostenhilfe hast.

Du sparst 200 € jährlich!

Du hast gestern - zu fortgeschrittener Stunde -

die neue Videokamera deiner Freundin ruiniert.

Deine Haftpflichtversicherung zahlt 1.000 €!

Du hast einen Haftpflichtschaden von 400 €

verursacht.

Eine Haftpflichtversicherung hast du nicht

abgeschlossen.

Verlust für dich: 400 €.

Es war etwas turbulent heute morgen: Dein

Übernachtungsbesuch war gerade beim Einset-

zen der Kontaktlinsen, da hast du ihn

erschrecken wollen. Dabei ist die Kontaktlinse

auf den Boden gefallen und beim Suchen bist

du auch noch draufgetreten. Das Ergebnis:

Linse zerkratzt und unbrauchbar!

Der Schaden beläuft sich auf 150 €.

Deine Haftpflichtversicherung tritt hierfür ein.

(Glück im Pech!)

Du hast beim Abschluß deiner Versicherungs-

verträge nicht „durchgeblickt“. Du zahlst viel zu

hohe Beiträge.

Jährlicher Verlust: 150 €!

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Versicherungsfall

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Versicherungspoker

Versicherungsfall

Versicherungspoker

Versicherungsfall

Du bist leider in einen Gerichtsprozeß ver-

wickelt. Du befürchtest hohe Kosten. Eine

Rechtsschutzversicherung hast du abgeschlos-

sen! Da deine wirtschaftliche Situation misera-

bel ist, wären deine Gerichts- und Anwaltsko-

sten, für den Fall deines Unterliegens, im

Rahmen der Prozeßkostenhilfe übernommen

worden.

Deine Rechtsschutzversicherung von 150 € im

Jahr war in diesem Fall umsonst.

(Zahle)

Du hast bei einem entfernten Bekannten den

neuen Fernseher verschuldet ruiniert. Leider

hast du keine Haftpflichtversicherung.

Dein Loch im Portemonnaie: 800 €.

(Zahle)

Du hast, weil du clever bist - die viel zu teuren

Versicherungen (Hausrat- und Haftpflichtversi-

cherung) zugunsten billigerer gekündigt.

Jahresgewinn: 150 €!

In deiner Wohnung gab’s einen Wasserrohr-

bruch: Die notwendigen Reparaturkosten betra-

gen 2.000 €.

Deine Hausratversicherung zahlt 2.000 €.

In deiner Wohnung gab’s einen Wasserrohr-

bruch: Schaden in der Wohnung 1.000 €.

Deine Hausratversicherung zahlt 1.000 €.

Du hast einen Arbeitsunfall gehabt und erhältst

leider noch keine ausreichenden Leistungen

nach der RVO (Reichsversicherungsordnung).

Das ist hart! Denn leider hast du keine Berufs-

unfähigkeitsversicherung abgeschlossen, die

hier einspringen könnte.

Dein monatliches Loch: 400 €.

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Versicherungsfall

Aufgrund eines Unfalls bist du Invalide gewor-

den.

Da du keine Unfallversicherung abgeschlossen

hast, fehlen dir jetzt - trotz sparsamster Haus-

haltsführung - 1.500 € jährlich!

Dir entstehen erhebliche Gerichtskosten. Aber:

Deine Rechtsschutzversicherung zahlt!

Dumm nur, dass du zu spät erfährst, dass dein

Anwalt wegen deiner Arbeitslosigkeit und der

damit verbundenen schlechten persönlichen

und wirtschaftlichen Situation über die Prozeß-

kostenhilfe bezahlt worden wäre.

Deine Beiträge (200 € jährlich) waren zum Fen-

ster rausgeschmissen!

In deiner Wohnung hat es gebrannt.

Ein Teil der Einrichtung ist hin!

Deine Hausratversicherung ist leider nicht

mehr rechtskräftig.

Pech: 1.500 € Defizit in deiner Kasse!

Du hast eine schöne fast antike Blumenvase dei-

ner Freundin „klirren“ lassen. Nu ist sie hin! Es

tut dir leid und du darfst dich trotzdem freuen,

denn du hast klugerweise eine Privathaftpflicht-

versicherung abgeschlossen. Die zahlt jetzt den

Schaden von 200 €.

Du hast zwei gleiche Versicherungsverträge

abgeschlossen, weil du wieder nicht nein sagen

konntest, als dein bester Fußball-Kollege dir

diese aufgeschwatzt hat.

Überflüssige Ausgabe: 200 € im Jahr!

Du bist in einen Verkehrsunfall verwickelt. Du

hast eine Rechtsschutzversicherung abgeschlos-

sen und denkst: „Die ganze Angelegenheit kann

ich ohne Kostenrisiko gerichtlich klären lassen!“

Beim Rechtsanwalt erlebst du eine herbe Ent-

täuschung: Du hast leider keine Verkehrs-

Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, deine

Rechtsschutzversicherung zahlt nicht bei Strei-

tigkeiten wegen eines Verkehrsunfalls. Trotzdem

brauchst du beim Anwalt nur 10 € zu bezahlen,

denn du kannst Beratungshilfe nach dem Bera-

tungshilfegesetz in Anspruch nehmen.

Aber: Du hast in diesem Fall Versicherungbei-

träge in Höhe von 150 € in den Wind gesetzt!

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Versicherungspoker

Versicherungsfall

Endlich hast du nach langer Arbeitslosigkeit

wieder Arbeit gefunden. Deine langjährige

Freundin hast du kürzlich geheiratet und willst

nun eine Familie gründen. Durch einen schwe-

ren Arbeitsunfall wirst du berufsunfähig. Da du

aber noch sehr jung bist, bekommst du keine

gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente. Wie gut,

dass du eine private Berufsunfähigkeitsversiche-

rung abgeschlossen hast, die dir jetzt eine

monatliche Rente von 450 € zahlt.

Du hast Pech mit der Waschmaschine. Der

Druckwasserschlauch ist geplatzt und hat eine

schöne Überschwemmung - glücklicherweise

nur in deiner Wohnung - verursacht.

Dein Gesamtschaden beträgt 1.200 €.

Wie gut, dass du eine Hausratversicherung

abgeschlossen hast. Sie zahlt dir die volle Scha-

denssumme aus!

Bei der letzten Party ist dir ein Mißgeschick

passiert. Du hast die letzte Zigarette deines

Lebens achtlos weggelegt und dabei die CD-

sammlung deines Freundes in Brand gesetzt.

Dein Freund ist ziemlich sauer; er weiß, dass du

kaum Geld hast, weil du arbeitslos bist.

Du kannst ihn aber schnell beruhigen:

Du hast ja eine Haftpflichtversicherung, die den

Schaden in Höhe von 400 € voll übernimmt.

Pech gehabt: Durch Unachtsamkeit hast du die

neue Brille deines Freundes zertreten.

Schaden 200 €!

Glück gehabt: Deine Haftpflichtversicherung

zahlt den Schaden.

Nicht immer bringen Scherben Glück. Du hast

das nagelneue Tee-Service deiner Tante achtlos

in einen Scherbenhaufen verwandelt.

Wann schließt du für solche Fälle endlich mal

eine Haftpflichtversicherung ab?

Zahle 150 €!

In deiner Wohnung ist eingebrochen worden

und deine neue Stereo-Anlage wurde geklaut.

Gut dass du eine Hausratversicherung hast, die

zahlt den Gesamtschaden von 1.100 €.

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Versicherungsfall

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Versicherungspoker

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Versicherungspoker

Versicherungsfall

Ein Versicherungsvertreter versucht dir eine

Kapitallebensversicherung aufzuschwatzen. Du

lehnst dankend ab, denn du hast bereits die

preiswertere Risikolebensversicherung. Prima,

du hast im Prinzip jährlich 400 € gespart und

das bei gleichem Versicherungsschutz.

Durch Unachtsamkeit bist du mit deinem Fahr-

rad an einem Mercedes vorbeigeschrammt.

Du kannst aufatmen, den Schaden von 900 €

trägt deine Privathaftpflichtversicherung.

Schau doch demnächst vorher hin, worauf du

dich setzt. Die Reparaturkosten von150 € für

die teure Brille deiner Tante zahlt gottseidank

deine Haftpflichtversicherung.

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Sechs Versicherungspolicen hat jeder Deutsche im

Schnitt, doch leider sind es nicht immer die rich-

tigen. Viele Experten sind der Meinung, dass die

Verbraucher oft „falsch und zu teuer“ versichert

sind. Wieso das so ist, ist zurückzuführen auf

Unwissenheit, auf ein individuelles, hohes Sicher-

heitsbedürfnis und zuletzt auch auf die mangel-

hafte Beratung der Versicherungsvertreter, wie es

die Zeitschrift FINANZtest Nr. 1-2, 1997 beim Ver-

kauf von Lebensversicherungen feststellen mußte

und titelte: Versicherungen: Jede dritte berät

„mangelhaft“. Guter Rat ist Mangelware!

Grundsätzlich benötigt jeder ein individuelles

Schutzkonzept, entsprechend seiner aktuellen

Familiensituation (ledig, verheiratet, Kinder, Alter).

Hinzu kommt die persönliche Einschätzung der

eigenen Risikolage, und hier muß jeder individuell

seine Entscheidungen treffen. Damit wird es

schwierig, grundsätzliche Empfehlungen auszuspre-

chen, es bedarf der jeweiligen Einzelbetrachtung.

An dieser Stelle wollen wir einen Überblick über

Versicherungsarten und ihre Risiken, bzw. ihre

Möglichkeiten geben. Zur (notwendigen) Vertiefung

müssen weitere Informationen herangezogen wer-

den, Quellen nennen wir weiter unten.

Privathaftpflichtversicherung

Grundsätzich ist jeder, der einen Schaden an einem

anderen verschuldet - und da genügt schon leichte

Fahrlässigkeit (z.B. als Fußgänger bei Rot über die

Straße zu gehen und damit einen Auffahrunfall zu

verursachen) - unbegrenzt Schadensersatzpflichtig

(nach §§823ff. BGB; sog. Deliktshaftung). Eine

Sekunde Unaufmerksamkeit, und die Folgen kön-

nen verheerend sein, denn die Kosten aus Scha-

densersatzansprüchen sind nicht vorhersehbar und

können leicht in die Zehntausende Mark gehen.

Aus diesem Grunde ist eine Haftpflichtversicherung

unverzichtbar.

Hausratversicherung

Auch die Hausratversicherung kann eine wichtige

Police sein, besonders dann, wenn die Wohnungs-

einrichtung im Laufe der Jahre so an Wert gewon-

nen hat, dass sie im Fall eines Totalschadens (Woh-

nungsbrand, Diebstahl nach Einbruch, Vandalismus

nach Einbruch usw.) nicht aus eigenen Mitteln

wiederbeschafft werden kann.

In welcher Höhe der Versicherungsschutz gelten

soll, ist genau zu überdenken, damit es später beim

Schadensfall nicht zu einem Unterversicherungs-

einwand seitens der Versicherung kommen kann.

Lebensversicherung

- Risikolebensversicherung

- Kapitallebensversicherung

Die Risikolebensversicherung genießt in Vertreter-

kreisen nicht den besten Ruf, denn die Außen-

dienstler und ihre Gesellschaften verdienen an ihr

nicht gut. Deshalb empfehlen sie lieber die Kapital-

lebensversicherung, eine Kombination mit einem

Sparvertrag, sie verspricht mehr Provision und

Gewinn. Wie gut das funktioniert, zeigen Verkaufs-

zahlen aus 1995, die schlichte Risikopolice wurde

nur 600 000 mal verkauft, wogegen die Kapitalle-

bensversicherung auf runde 2,7 Millionen Verträge

kam.

Für ca. 90% der Verbraucher ist die Kapitallebens-

versicherung als Sparinstrument blanker Unsinn,

denn die Rendite ist eher kläglich. Für fast alle gilt:

Finger weg von der Kapitallebensversicherung.

Denn was viele Verbraucher nicht wissen: Beim Ver-

tragsabschluß ist die Höhe der späteren Auszahlung

ungewiß. Die Versicherer schreiben zwar hohe Ab-

laufleistungen in ihre Werbeprospekte, garantieren

aber wenig und benügen sich mit einer Prognose.

Dagegen ist der Abschluß einer Risikolebensversi-

cherung unter bestimmten persönlichen Umstän-

den anzuraten. Vor allem für junge Familien mit

noch kleinen Kindern ist sie die richtige Police. Hier

wird kein Kapital angespart, und stirbt die versi-

cherte Person in der Versicherungszeit, wird die

vereinbarte Summe an den „Bezugsberechtigten“

gezahlt. Sie bietet also einen enormen Vorteil:

Große Sicherheit zum kleinen Preis.

Rechtsschutzversicherung

Diese Versicherungspolice ist von zweifelhaftem

Wert, da zahlreiche Ausschlüsse in den Versiche-

rungsbedingungen vorhanden sind. Auch wenn

bereits jeder zweite Haushalt über mindestens eine

Police verfügt, gehört die Rechtsschutzversicherung

nicht zu den wichtigen Versicherungsarten.

Versicherungen

70

In Großstädten beraten öffentliche Rechtsaus-

kunfts stellen kostenlos. Mietervereine bieten

ihren Mitgliedern zum Beispiel Rechtsschutz bei

Streitigkeiten mit dem Vermieter an. Auch die

Haftpflichtversicherung bietet einen gewissen

Rechtsschutz, indem sie prüft, ob Forderungen

gegen ihren Kunden berechtigt sind, denn notfalls

zieht sie für ihn vor Gericht.

Ein wichtiger Grund, der darüberhinaus gegen eine

Rechtsschutzversicherung spricht, ist die Tatsache,

dass die Versicherer oft nicht zahlen, wenn es um

juristische Konflikte geht, die bei Privatleuten häu-

fig vorkommen.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Zu den wichtigsten Privatpolicen zählt die Berufs-

unfähigkeitsversicherung, auch wenn derzeit nur

jeder zehnte deutsche Haushalt vorgesorgt hat. Die

Statistik zeigt aber, dass das Risiko, den bisherigen

Beruf aufgeben zu müssen, erheblich ist, denn

jeder fünfte Angestellte und jeder vierte Arbeiter

muß wegen Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit vorzei-

tig aus dem Berufsleben ausscheiden. Da die Sozial-

rente bzw. Frührente nur einen Grundschutz bie-

tet, kommt niemand mit dem gesetzlichen Basis-

schutz ohne einschneidende Beschränkungen im

Lebensalltag zurecht und erst recht keine junge

Familie.

Zur Vertiefung dieses Informationsblocks im Unter-

richt bzw. in der Zukunftswerkstatt ist es uner-

läßlich, aktuelle und kritische Unterlagen heranzu-

ziehen. Wir empfehlen das Sonderheft „Versiche-

rungen. Richtig versichern mit FINANZtest SPEZIAL

der Stiftung Warentest. Auf über 134 Seiten wer-

den Vertragsbedingungen erläutert und günstige

Anbieter genannt, ein hilfreicher Ratgeber für den

Durchblick im Dschungel der Versicherungsange-

bote.

Zu beziehen über den Versandservice:

Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 810660,

70523 Stuttgart.

Im Rahmen der empfohlenen Erkundungen vor Ort

ist es für die Schüler auch interessant, eine Ver-

braucherberatung aufzusuchen und sich dort von

Fachkräften über die Chancen und Risiken von Ver-

sicherungen zu informieren. Wichtig zu wissen; die

Verbraucherberatung bietet auch einen individuel-

len Versicherungscheck mit vielen hilfreichen Infos.

71

Eine Fallstudie - Zur Marketingkommu-

nikation eines Versicherungsunter-

nehmens

Junge Erwachsene sind eine schwierige Zielgruppe

auch für die Versicherungswirtschaft. Schwierig

deshalb - so sehen es die Werbefachleute -, weil sie

hohe Anforderungen an die Authentizität einer Ver-

sicherungskampagne stellen. Daher muß man sich

schon etwas ganz Außergewöhnliches für die Kids

einfallen lassen.

Die Branche sieht das Problem am Versicherungs-

markt auch darin, dass Mitte 1994 ein „Ruck

durch die Versicherungsbranche“ ging: Die staatli-

che Bedingungs- und Preisaufsicht fiel. Das

hatte zur Folge, dass Versicherer ihre Produkte nun

nach eigenen unternehmerischen Vorstellungen

gestalten konnten. Dadurch stieg die Zahl der

Anbieter und Angebote sprunghaft an. Der Verbrau-

cher sieht sich allerdings seitdem einer zunehmen-

den verwirrenden Angebotsvielfalt ausgesetzt.

Auf der Suche nach zukünftigen Stammkunden

stießen die Versicherer auf ein weiteres Problem.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlen

sich selten an ein Haus, sprich: an eine Versiche-

rungsgesellschaft, gebunden. Sie sind stets für Kon-

kurrenzangebote aufgeschlossen. Die Zielgruppe

der Kids ist aber dennoch für die Versicherungsun-

ternehmen wichtig, weil ihr hier ein Kundenstamm

erwächst, der über Jahre hinweg zahlreiche Folge-

geschäfte garantiert. Dieses Kundenpotential an das

Unternehmen heranzuführen - nun zitieren wir aus

einer Fallstudie der Allianz -, hat deshalb eine be-

sondere strategische Bedeutung. Man stellte auch

fest, dass der Zielgruppe nicht nur die Bindung an

den Versicherer fehlt, gleichzeitig sei ihr Problem-

bewußtsein verhältnismäßig schwach ausgeprägt.

Gerade das aber ist bei Versicherungen die Voraus-

setzung schlechthin, um erfolgreiche Geschäfte zu

machen.

So konstatierte man: „Um im härter werdenden

Wettbewerb nicht unnötig Terrain an andere Versi-

cherer zu verlieren, müsse man an einer Produktin-

novation tüfteln.

Ziel war es, junge Leute ins große Allianz-Boot zu

locken und damit dem Unternehmen in einem hart

umkämpften Marktsegment neue Potentiale zu

erschließen. Dazu mußte den Jugendlichen die

eigene Versicherungssituation vor Augen geführt

und die Notwendigkeit einer bewußten Zukunfts-

planung unterstrichen werden. Das sollte den

Außendienstmitarbeitern neue Kontakte und Kun-

dengespräche verschaffen und so den Abschluß-

Goodwill stärken.“

Deshalb entwarf das Marketing-Team ein völlig

neues, maßgeschneidertes Produkt mit dem klang-

vollen Namen „Future“, ein Einsteigerprogramm für

Kids. TV-Spots, Anzeigen und Special-Events für die

Zielgruppe der jungen Erwachsenen sollen sicher-

stellen, dass sich das angebotene Sicherheitsbündel

auf dem hart umkämpften Marktsegment positio-

nieren kann.

Über eine großangelegte Mailing-Aktion und einem

damit verbundenen Gewinnspiel werden Adressen

potentieller Interessenten gesammelt. Eine Veran-

staltungsreihe „Rock’n Future“, ein Nachwuchs-

wettbewerb für Pop-Bands, ist nur eine der beglei-

tenden publikumswirksamen Maßnahmen. „Eine

mehrstufige Event-Serie, die meist in trendorien-

tierten Jugend-Szenelokalen stattfand, bereitete die

Allianz-Mitarbeiter auf „Future“ vor.“

Was sind die vorläufigen Resultate dieser Marke-

ting-Strategie? Allianz erhielt auf diese Weise rund

180.000 Adressen, die Beratungsgespräche erhöh-

ten sich um 150.000 und die Zahl der Vertragsab-

schlüsse stieg beständig an. Ein weiteres Fazit:

Durch die Maßnahme des Dialog- und Event-Marke-

tings konnte das Image des Versicherungskonzerns

unter den Jugendlichen verbessert werden.

(Obige Zitate wurden der Fallstudie entnommen:

Rundumschutz mit Rockmusik, aus: W & V werben

und verkaufen, Jan. 1997, Nr. 1-2, Seite 86ff.)

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COPY

Handy - Kommunikationsmittel undSchuldenfalle

Die Nutzung von Handys bei Kindern und Jugendli-chen - so zeigen neuere Erfahrungen aus Schulenund Freizeitstätten und Sportvereinen - weitet sichund gilt heute schon als eine der Verschuldungsur-sachen bei Jugendlichen.

Während 1999 noch 2 Prozent der Kinder undJugendlichen im Besitz eines Handys waren, sind esim Jahre 2000 schon 7 Prozent. Proportional zumHandybesitz erhöht sich ebenfalls der Wunsch nacheinem Handy (1999: 20 %; 2000 34 %). Dies ist fürdie Telekommunikationsunternehmen eine höchstrelevante Zielgruppe, zumal die Kaufkraft der Kin-der und Jugendlichen laut KVA 2003 im Vergleichzum Vorjahr um 24 % gestiegen ist, auf 20,43 Milli-arden Euro. Aber nicht alle Kinder und Jugendlichedieser marktwirtschaftlich interessanten Zielgruppesind in der Lage, verantwortungsbewusst mit die-sem neuen Kommunikationsmedium umzugehen.Die Jugendzentren melden eine rasant ansteigendeZahl von Verschuldung und Missbrauch (verschul-dete Handybenutzer bitten ihre Freund/innen, dasHandy auf ihren Namen anzumelden mit der Folge,dass die Freund/innen ebenfalls Gefahr laufen, dieSchulden nicht begleichen können). Wenn die Pro-gnosezahlen stimmen, wird sich die Verschuldungvon Jugendlichen in diesem Bereich in den näch-sten Jahren verdreifachen.

Die Gründe für eine verstärkte Nutzung von Han-dys liegen

• in den neuen Strukturen der sich veränderndenGesellschaft,

• in den klassischen Risikofaktoren, die die Ent-wicklungsaufgaben von Jugendlichen beinhalten,

• in dem normalen (sorglosen) jugendlichen Verhalten.

Jugendliche haben schon immer gerne viel telefo-niert und damit manche Eltern zur Verzweifelunggetrieben. Die Kontrolle über die Telefonrechnunglief über den elterlichen Haushalt. Die Handysunterlaufen dieses Kontrollsystem. Da Jugendlichenoft das Kostenbewusstsein fehlt und das Telefonie-ren nicht mit Bargeld bezahlt wird, merken vieleJugendliche nicht einmal, dass sie sich verschulden.Eltern nutzen das Handy, um ihre Sprösslinge beinächtlichen Unternehmungen (oder auch generell)zu kontrollieren bzw. zu erreichen. Gänzlich neu istder Kultcharakter von Handys. Dieser Kult hat weni-ger seine Ursachen in den technischen oder organi-satorischen Komponenten, er hat psychologischeUrsachen: Das Handy ist ein sichtbares und hörba-res Statussymbol, denn häufige Anrufe zeugen vonBeliebtheit und Wichtigkeit.

Ein Handy erleichtert, bei wichtigen Treffen dabeizu sein und man kann auch seine Einsamkeitsge-fühle damit vertreiben.

Die Informationsgesellschaft

Die Informationsgesellschaft fordert neue Kommu-nikationsformen und Handlungsabläufe. Das Handyist ein wichtiges Medium dieses Wandels. Die Ver-dichtung von Informationen kann mit einem Handybearbeitet werden. Zusätzlich sind Kinder undJugendliche von einem grundlegenden Wandel vonKindheit und Jugend betroffen. Es lösen sich dietraditionellen Sozial- und Familienbezüge auf. Esentstehen wandelnde vielfältige Familienformen,gewachsene soziale Milieus verlieren ihren Stellen-wert, Gemeinde und Nachbarschaften verlierenihre vernetzten Bezüge und religiöse Zusammen-hänge werden schwächer. Die Lebenslagen von Kin-dern und Jugendlichen werden von sozialerUngleichheit, Zugehörigkeit zu verschiedenen eth-nischen Gruppen, ökonomischer Entwicklung undspezifischen sozio-kulturellen Entwicklungengeprägt (Pluralisierung von Lebenslagen). Aufgrunddieser Entwicklung ergeben sich für Jungen undMädchen mehr Notwendigkeiten (also nicht mehraus Traditionen heraus), über die eigene Lebensge-staltung und einen individuellen Lebensentwurfselbst zu entscheiden. Ebenfalls resultieren fol-gende Entwicklungen aus diesen Bedingungen:• Es verinseln sich kindliche und jugendliche

Lebensformen: Kinder und Jugendliche verbrin-gen ihre Schul- und Freizeit nicht mehr in regio-nalen engeren Zusammenhängen, sondern dieOrte, in denen sie Zeit verbringen, sind in derStadt verstreut und haben keine Verbindungmehr untereinander (Verinselung).

• Eine stärkere Orientierung an den NormenGleichaltriger entsteht. (Clique)

• Die Bedeutung von Medien, besonders derKommunikationsmedien wächst. (Kommunikati-onsgesellschaft)

Thesen

• Die gesellschaftlichen Entwicklungen bedeutenfür Kinder und Jugendliche erhebliche Unsicher-heiten (räumlich, sozial und familiär). Mit denneuen Kommunikationsformen und -medien(z.B. Handy) versuchen Kinder- und Jugendliche,diese Unsicherheiten und Orientierungslosigkei-ten auszugleichen und übergreifende Struktu-ren zu initiieren.

• Die Verinselung von Freizeitorten und die Auflö-sung von gewachsenen Strukturen fordern neueKommunikationsformen, um die Freizeitgestal-tung, Jobs und Familienaufgaben zu organisie-ren. Jugendliche trainieren mit dem Handy neueKommunikationsformen.

Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?!

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• Die neuen Medien - Computer/Internet/Handy -werden ein grundlegendes Element der zukünf-tigen Gesellschaft sein und Jugendliche bereitensich altersgemäß und intuitiv darauf vor.

• Kinder und Jugendliche sind ein wichtiger Wirt-schaftsfaktor. Die altersgemäße Vorbereitungdieser Zielgruppe auf die Nutzung dieserMedien ist noch nicht in gesellschaftlichen Kon-zepten verankert. Die Anbieter von Produktenund Dienstleistungen kommunizieren ganzbewußt und mit hohem finanziellen Aufwandihre Werbebotschaften auf diese Zielgruppe, dieKäufer und Nutzer von heute und morgen.

Klassische Risikofaktoren bei den Ent-wicklungsaufgaben von Jugendlichen

Das Jugendalter ist eine Lebensphase, in der zahl-reiche Probleme zu bewältigen sind. Nicht nur diealtersspezifischen Entwicklungsaufgaben(Geschlechterrolle, reifere Beziehungen, Vorberei-tung auf Beruf und Familie, Erwerb eines Nor-mensystems, Akzeptanz des Körpers usw.) müssenbewältigt werden. Ebenfalls müssen Jugendlicheunter den oben genannten Bedingungen aufwach-sen, die ein großes Verunsicherungspotential insich bergen. Dies sind Risikofaktoren, die Jugendli-che in der Pubertät belasten. Neben Stressfaktorenund chronischen Belastungssituationen sind gesell-schaftliche Individuation, Schule/ Ausbildung undKonflikte im Elternhaus die hauptsächlichen Risiko-faktoren, die Jugendliche an einer Bewältigungihrer Aufgaben hindern und zu Fehlverhaltenführen können.Die Reaktion von Jugendlichen auf Belastungenkann zu sozial auffälligem Verhalten, Sucht, Gewaltoder auch Kontrollverlust führen. Das Medium Handy fordert von Jugendlichen einestarke Selbstkontrolle bei der Nutzung. Generell,aber besonders in Belastungssituationen, sindJugendliche nicht immer in der Lage, ihre Bedürf-nisse wahrzunehmen und zu beherrschen, und daskann im Falle der Handy-Nutzung auch fatale finan-zielle Folgen haben. Das könnte ein Grund dafürsein, dass gerade benachteiligte Jugendliche ver-stärkt in die Handyfalle geraten. Ihnen fehlt oft dieelterliche Hilfe bzw. Kontrolle, ihre Belastungen,sich in der Gesellschaft zu positionieren sindextrem hoch. Bei fehlender gesellschaftlicher Inte-gration bilden diese Jugendlichen oft eigene Netz-werke, die besonders mit dem Medium Handy auf-recht erhalten werden. Generell kann man sagen,dass Kommunikation mit Gleichaltrigen, die gegen-seitige Bespiegelung, die ständige Reflexion vonVerhalten wichtige Elemente der Pubertät sind. DasBedürfnis nach Kommunikation ist aber über dieNutzung des Handys kostenintensiv. Um Jugendli-che vor der Handyfalle zu schützen bedarf es

• klarer Regelungen im Umgang mit den Telefon-zeiten und deren Kosten, (z.B. möglich über diePrepaid-Card)

• der Entwicklung der sogenannten personalenSchutzfaktoren (Persönlichkeitsmerkmale,kognitive Fähigkeiten, Fähigkeiten der Problem-lösung, hohes Selbstwertgefühl), um mit denneuen Anforderungen ohne Gefährdungenumgehen zu können,

• der Entwicklung von sozialen Schutzfaktoren(sozial stabile Netzwerke, funktionierende Peer-groups).

Fazit

• Das Problem der Überschuldung durch Handysist nicht ein Problem, das sich mit reinen Bil-dungsangeboten bereinigen lässt. Es machtdeutlich, dass die gesellschaftlichen Verände-rungen neue Bildungs - und Strukturmaximenin den Sozialisationsinstanzen nötig machen(Strukturmaximen der Jugendhilfe, Öffnung derSchulen für das Wohnquartier, Pädagogisierungder Schulen ).

• Ähnlich wie in der Suchtprävention sollte Schul-denprävention von den Schulen institutionali-siert werden (z.B. ein Schuldenbeauftragter,Schulden als Inhalt des Rahmenplanes).

• Im Sinne des Verbraucherschutzes sollte dieZielgruppe Jugendliche im Bereich Handy-Nut-zung durch veränderte/angepaßte Verbraucher-schutzbestimmungen, die auch die zukünftigentechnischen Entwicklungsmöglichkeit berück-sichtigen, geschützt werden.

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Rechtliche Aspekte

Mobiltelefone gehören heute schon zum normalenStraßenbild. Selbst Kinder und Jugendliche sindschon mit Handys ausgestattet. Damit sind sie fürihre Eltern jederzeit erreichbar, und die Jugendli-chen können sich untereinander verständigen.Auch in der Welt der Erwachsenen gehören Handyszum alltäglichen Bild. Es sind nicht mehr nurGeschäftsleute, die Handys nutzen, sondern auchder „normale“ Bürger. Immer und stets erreichbarzu sein, hat ja auch seine Vorteile. Kurzfristig umge-legte Termine zum Essen, Sport treiben oder zumCafe, können unkompliziert erledigt werden. EinBeispiel: Man ist auf dem Weg zu einer Verabre-dung mit seiner Freundin und steht im Stau - keinProblem, kurz eine SMS gesendet und die Freundinweiß Bescheid, dass sie nicht versetzt, sondern dasman unterwegs aufgehalten wurde und man sichnur etwas verspätet. Das lästige Suchen nach einerTelefonzelle entfällt. Ein Handy zu haben ist schonwas Tolles. Aber Vorsicht! Bei allen Vorteilen diemobiles Telefonieren bietet, gibt es aber auch vieleFallen, in die man sehr schnell geraten kann. Dasfängt beim Kauf an und hört bei den Rechnungenauf. Jetzt ist es mit der neuesten Handygenerationja schon möglich, mobil im Internet zu surfen, zuchaten, einzukaufen und vieles mehr. WAP ist dasZauberwort. Auch hier gilt, wie bei den meistenDingen im Leben, nichts ist umsonst! Die neuenTechniken sind überaus verführerisch und dieGefahr, dass man sehr schnell den Überblick überdie angelaufenen Kosten verliert, ist hoch. Auch die sogenannten Prepaid-Cards garantierenkeine volle Kostenkontrolle. Diese Karten werden häufig von Jugendlichen ge-nutzt. Aber z.B. durch Versendung von SMS Nach-richten kann man auch mit einer solchen Karte insMinus rutschen. Grund dafür ist, dass die verschie-denen Anbieter die SMS Nachrichten nicht unmit-telbar von dem Guthaben der Karte abbuchen, son-dern diese gebündelt später abbuchen. Kauft mandann eine neue Karte, wird der entstandene Minus-betrag sofort von dem neuen Guthaben abgezogen.Kauft man keine neue Karte, wird der Rechnungs-betrag in Rechnung gestellt.Handy-Verträge mit einer Laufzeit von mindestens24 Monaten sind üblich. Bei diesen Verträgen zahltman dann eine monatliche Grundgebühr, egal obman telefoniert oder nicht. Die vertelefoniertenEinheiten werden dann entsprechend in Rechnunggestellt und vom Konto des Vertragspartners abge-bucht. Verliert man den Überblick, können dieseRechnungen ganz schnell auf mehrere HundertMark ansteigen. Kann man die Rechnungen nichtbezahlen, weil z.B. das Konto nicht gedeckt ist,werden diese offenen Beträge eingetrieben. Dieserfolgt meist durch die Einschaltung von Inkas-sobüros. Das verursacht dann weitere Kosten in

nicht unerheblichen Umfang. Es folgt ein Negati-veintrag bei der SCHUFA (Schutzgemeinschaft fürdas Kreditwesen). Das Handy ist dann schon längstgesperrt worden - man ist auch nicht mehr erreich-bar!Es gibt viele verschiedene Handytarife, welcherdavon der richtige für den Einzelnen ist, muss indi-viduell entschieden werden. Auch hier gilt: Verglei-chen zahlt sich aus!Durch diesen Tarifdschungel durchzublicken fälltschwer. Daher veröffentlicht die Stiftung Warentestregelmäßig in ihren test-Heften und Finanztestaktuelle Hinweise.

Die verschiedenen Telefontypen

• Der Telefontyp, der sich nicht kontrollierenkannEr muß ständig erreichbar sein und hat unabläs-sig das Bedürfnis, jemanden anrufen zu müssen.Er ist nicht in der Lage, das Telefonieren zubegrenzen. Dieser Telefontyp sollte besser miteiner Prepaid-Card (Guthabenkarte) telefonie-ren.

• Der Telefontyp, der viel telefoniertEr muss aus geschäftlichen Gründen ständigerreichbar sein und führt viele Gespräche vonunterwegs. Ist er in einer Besprechung odereinem Meeting schaltet er das Handy aus undbittet auf seiner Mailbox den Anrufer, seineRufnummer zu hinterlassen, um diesen dannspäter anzurufen. Dieser Telefontyp sollte einenTarif mit relativ hoher Grundgebühr und niedri-gen Verbindungsentgelten wählen.

• Der Telefontyp, der nur wenig telefoniertEr nutzt das Handy nur in geringem Umfangund lässt sich meist anrufen. Hier empfiehltsich ein Tarif mit niedriger Grundgebühr, wasallerdings höhere Verbindungsentgelten mit sichbringt.

• Der Telefontyp, der kaum telefoniertEr benutzt sein Handy nur für bestimmteZwecke; bei Bergtouren, längeren Autofahrtenoder im Urlaub. Für ihn empfiehlt sich eine Pre-paid - Card ohne Grundgebühr.

Handykauf bei Jugendlichen

Die meisten Kinder und Jugendlichen in der Bun-desrepublik bekommen von ihren Eltern Taschen-geld. Über dieses dürfen sie eigenständig verfügen,Käufe tätigen und Verträge eingehen. Der Kaufeiner Ware ist ein Vertrag! Dieser ist zunächst„schwebend unwirksam“. Die Eltern müssen imnachhinein diesem Vertrag zustimmen oder auchnicht. Stimmen die Eltern zu, wird das Geschäftwirksam. Stimmen sie jedoch nachträglich nicht zu,muss das bereits getätigte Geschäft zurückgenom-men werden.

Handys, Handys, Handys.......

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Wenn z.B. ein 16jähriger Jugendlicher ein Handymit einem 24 Monatsvertrag zum einem Preis vonEuro 1,- kauft, ist dieser Vertrag erst einmal schwe-bend unwirksam. Die Eltern dieses Jugendlichensind völlig entsetzt, als sie von dem Kauf erfahren(zwei Monate später). Eltern und Sprösslingerscheinen gemeinsam beim Händler. Nun verwei-gern die Eltern nachträglich ihre Zustimmung zudiesem Geschäft. Der Händler muss das Handyzurücknehmen und den Kaufpreis zurückerstatten.Wichtig: Alle bis dahin angelaufenen Kosten trägtder Händler! Die Eltern sind nicht verpflichtet,diese Kosten zu tragen, da das Geschäft bis zur Ein-willigung der Eltern schwebend unwirksam ist.Merke: Bei allen Geschäften mit Kindern undJugendlichen trägt der Händler das volle Risiko!Ausnahme: Geschäfte, die der Minderjährige mitseinem Taschengeld tätigen kann.Das funktioniert natürlich nur, wenn die Elternumgehend nach Kenntnis des Geschäftes reagie-ren und nicht erst, nach ausgiebiger Telefonierereides Sohnes.Bei Geschäften von Kindern und Jugendlichenspielt der Taschengeldparagraf eine entscheidendeRolle. So bedarf es z.B. beim Kauf einer CD zueinem Preis von Euro 15,- nicht der Zustimmungder Eltern. Beim Abschluß eines Handyvertragesmüssen die Eltern zustimmen, auch wenn dasHandy nur Euro 1,- kostet. Entscheidend hierbei ist,dass durch den Vertrag Folgekosten entstehen(Grundgebühr, Verbindungsentgelte usw.), dienicht mehr unter den Taschengeldparagrafen fallen.

Marcus (13) bekommt von seinen Eltern ein Handymit Prepaid - Card zum Geburtstag geschenkt. Erfreut sich riesig und mailt seinen Freunden als aller-erstes seine neue Handynummer. Es wird wie dollund verrückt gemailt . Marcus ruft, um sein Gutha-ben im Blick zu behalten, öfter den Kontoserver an.Die Stimme vom Band teilt ihm dann sein aktuellesGuthaben mit: „Ihr aktuelles Guthaben beträgt Euro15,-“, Marcus freut sich: „Das ist ja wunderbar, dieMail kosten ja nichts !“ Und es wird fröhlich weitergemailt. Nach einer Woche ruft er wieder den Kon-toserver an: „ Ihr aktuelles Guthaben beträgt minusEuro 12,-.“ Marcus wundert sich sehr. „Das kanndoch nicht sein.“ Marcus Mutter telefoniert darauf-hin mit dem Anbieter und erfährt, dass die Textnach-richten nicht unmittelbar abgebucht werden wiebeim Telefonieren, sondern erst später gebündeltabgezogen werden. Und natürlich ist Versendungvon Textnachrichten nicht kostenlos.

Fazit

• Auch bei Prepaid - Karten ist eine völligeKostenkontrolle nicht möglich.

• Diese Karten bieten sich für Jugendliche undKaum - Telefonierer an.

• Zu beachten ist allerdings, dass die Verbin-dungsentgelte relativ hoch sind.Vorteil dabei: es ist keine Grundgebühr zu ent-richten. Man zahlt nur das, was man vertelefo-niert.

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Mobil telefonieren im Ausland ist eine kosteninten-sive Angelegenheit. Nicht nur für den Anrufer, son-dern auch für den Angerufenen! Denn beim Telefo-nieren im Ausland gilt folgende Regelung:Derjenige, der ein Handy z.B. in Österreich anruft,bezahlt die Verbindungsentgelte bis zur deutsch -österreichischen Grenze und der Handybesitzerzahlt die Verbindungsentgelte innerhalb von Öster-reich. Somit ist mobil zu telefonieren im und insAusland für beide Gesprächspartner kostenpflichtig.

Rainer ( 21 ) und Marianne ( 20 ) sind frisch verliebtund seit 4 Monaten zusammen. Marianne hat mitdrei Freundinnen schon vor längerer Zeit einenUrlaub in Italien gebucht. Der Tag der Abreise rücktnun immer näher. „Ach, Rainer, eigentlich hab ich garkeine Lust, mit den Mädels zu verreisen, so ganz ohnedich. Aber es ist gebucht und bezahlt hab ich ja auchschon.“ „Ach, mein Hase, es sind doch nur zweiWochen. Ich gebe dir mein Handy mit - dann könnenwir jeden Tag telefonieren“, sagt Rainer zu Marianne.„Tolle Idee! Dann kann ich immer, wenn ich dich ver-misse, anrufen“, freut sich Marianne. Der Tag derAbreise ist da. Rainer bringt Marianne und die Mädelszum Flughafen. Bei der Verabschiedung fließen Trä-nen ohne Ende. Die Mädels trösten Marianne so gutsie können: „Du hast doch das Handy dabei, da seidihr doch immer online.“ Am Urlaubsort angekom-men, greift Marianne als erstes zum Handy: „Hallo,Schatz, wir sind gut angekommen "Sag mal, wen hastdu denn noch alles übers Handy angerufen? Ich habgerade die Rechnung bekommen und fall hier bald inOhnmacht. Hast du eine Vorstellung davon, wie hochdie ist? 380,20 Euro!!! Kannst du mir mal erklären,wie ich das bezahlen soll?" Marianne fühlt sich über-haupt nicht verantwortlich und meint: "Du hast dochgesagt, nimm das Handy mit! Und außerdem habe ichmit niemandem außer mit dir telefoniert - das musstdu mir glauben!" Marianne bricht in Tränen aus. Rai-ner versucht, sie zu beruhigen: "Na gut, ich glaub dirja, aber wir müssen uns da was einfallen lassen,alleine kann ich das nicht bezahlen!" Aber das ist noch nicht alles!!! Als die Rechnung fürRainers Festnetzanschluß kommt, folgt der nächsteHammer. Auch diese Rechnung erreicht eine Dimen-sion, die nicht mehr witzig ist. Die Rechnung beläuftsich auf insgesamt Euro 278,15. Insgesamt gesehenwar das wohl ein teurer Urlaub, denn Rainer undMarianne müssen nun zusehen, wie sie insgesamtEuro 658,35 Telefonkosten bezahlen !!!

Fazit

• Telefonieren im Ausland ist teuer - und zwar fürbeide Seiten!

• Es gelten die Tarife des Urlaubslandes und nichtdie aus dem Heimatland.

• Im Ausland ist es günstiger, von öffentlichenTelefonen aus zu telefonieren.

Tipps• Verleihe dein Handy an niemanden. Derjenige

zahlt, auf dessen Namen das Handy läuft.• Auch hier gilt der Grundsatz: "Bei Geld hört die

Freundschaft auf".

Ariane (25) ist seit 3 Jahren mit Mario (28) zusam-men. Sie wohnen in einer gemeinsamen Wohnung.Mario hat die Arbeit nicht gerade erfunden und"wurschtelt" sich so durchs Leben. Ariane dagegenhat ihre Ausbildung zur Versicherungskauffrau abge-schlossen. Sie ist seit fast 6 Jahren im öffentlichenDienst beschäftigt und verdient relativ gut. Mariohat mal einen Job und ist dann wieder arbeitslos. Aufseinem Konto herrscht das pure Chaos, der Dispo istbis aufs Letzte ausgeschöpft. Dann sperrt ihm seinAnbieter auch noch das Handy. (Er hat seine Rech-nungen nicht bezahlt.) Für Mario ist das eine abso-lute Katastrophe. Ariane kommt eines Abends vonder Arbeit nach Hause und ist sichtlich überrascht.Die Wohnung ist super aufgeräumt, alles blitzt undblinkt. Aus der Küche hört sie Töpfe klappern und esduftet verführerisch. Mario hört sie kommen undruft aus der Küche: "Setz` dich doch schon mal, dasEssen ist gleich soweit." Ariane geht ins Wohnzim-mer und steht vor einem romantisch, mit Kerzenund Servietten, gedecktem Tisch. " Gibt es was zufeiern?" fragt Ariane. "Nein, mein Schatz, ich wolltedich einfach mal wieder verwöhnen. Gutes Essen,guter Wein, gute Stimmung und so." Ein paar Tagespäter bummeln die beiden am Samstag durch dieStadt. Super Wetter, super gute Laune. Die zweiamüsieren sich prächtig. Dann bliebt Mario aneinem Schaufenster stehen. "Guck mal, die haben jaschon das neue Nokia! Und was für ein super Preis.Laß uns mal reingehen." Ariane und Mario gehen indas Geschäft. Es ist auch gleich ein Verkäufer zurStelle und fragt, ob er behilflich sein kann. Mario istFeuer und Flamme, lässt sich alle technischenDetails des Handys erklären. Am Ende des Verkaufs-gesprächs fragt der Händler: "Soll´s das nun sein?" -"Aber klar!" antwortet Mario, "Das Angebot ist wohlerst einmal nicht zu toppen." Der Händler geht mitAriane und Mario an einen Tisch und holt den Ver-trag aus der Schublade. "Ihren Personalausweis,bitte." Mario zückt die Brieftasche und fängt an zusuchen. "Du Ariane, hast du meinen Ausweis noch?"- "Nein," antwortet Ariane, "den hab ich dir dochwiedergegeben." - " Na super, dann liegt er wohlnoch zu Hause." - "Tja, das tut mir leid, ohne Aus-weis können wir den Vertrag nicht abschließen",

Handys im Ausland

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meint der Händler. Mario hat eine Idee. "Ariane, duhast doch deinen Ausweis bestimmt dabei oder?"Ariane ist entsetzt: "Natürlich hab´ ich den dabei!Wer geht denn schon ohne aus dem Haus. Mal abge-sehen von dir." Der Händler: " Na, das ist doch wun-derbar, dann schreiben wir den Vertrag auf IhreFrau!" - "Freundin", antwortet Ariane. -"Das ist ja nicht so wichtig, Sie wohnen zusammen?"Mario antwortet: "Na klar!" Der Händler füllt denVertrag mit Arianes Daten aus, das Handy wirdbezahlt. "Sie können dann in ca. 1 Stunde wiedervorbeikommen, dann haben wir die SCHUFA-Anfrage durch und sie können das Handy dann mit-nehmen", verabschiedet sich der Händler von denbeiden. Mario und Ariane gehen um die Ecke zumItaliener. Mario lädt Ariane zum Essen ein. "Aberdass das klar ist, die Rechnungen für das Handyzahlst du!" - "Aber Schatz, das ist doch wohl logisch.Von deinem Konto wird abgebucht und ich gebe dirdas Geld dann wieder", beteuert Mario. Nach demEssen gehen sie das Handy abholen. Mario ist über-glücklich.

Bei Ariane und Mario fängt es an zu kriseln. ImLaufe der Zeit wird es immer unerträglicher. Keinenetten Abendessen mehr, Mario ist nur noch mit sei-nen Kumpels unterwegs, die Streitereien werdenimmer heftiger. Irgendwann hat Ariane dann dieNase voll - sie trennen sich. Mario zieht zu einemKumpel und Ariane bleibt in der Wohnung wohnen.Wie zu erwarten, muss Ariane nun ständig hinterMario her telefonieren, um an das Geld für die Han-dyrechnungen zu kommen, die ja immer noch vonihrem Konto abgebucht werden. Eines Tages verkün-det Mario, dass er mal wieder arbeitslos sei und ihrdas Geld nicht geben könne. Ariane sagt ihm darauf-hin: "O.K. Wenn du nicht zahlen kannst, dann kün-dige ich den Vertrag!" Mario ist entsetzt: "Daskannst du doch nicht machen." - "Oh doch, ichkann! Und: ich werde. Ich hab es satt, ständig mei-nem Geld hinterher zu laufen." Ariane setzt sichsofort an den Computer und schreibt die Kündi-gung. Zehn Tage später erhält sie die Antwort desHandyanbieters: "... können wir einer sofortigenKündigung leider nicht entsprechen. Bei Vertragsab-schluß haben Sie sich für mindestens 24 Monate ver-pflichtet........" Ariane ist nicht gerade zufrieden mitder Antwort. Doch sie kann sich nicht dagegen weh-ren, denn: Vertrag ist Vertrag!

Auch die Argumentation, dass sie das Handy garnicht nutzen würde, hilft ihr nicht weiter. Wer unter-schreibt, der zahlt auch. Ariane kann zwar versu-chen, sich das Geld von Mario wieder zu holen, aberdie Aussichten sind äußerst gering. Rein rechtlichhat sie keinen Anspruch gegen ihn. Bleibt nur zuhoffen und zu zahlen !

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Fazit

• Niemals für einen Anderen einen Vertrag unter-schreiben! (Strohmann/frau-Funktion).

• Merke - Wer schreibt der bleibt (verpflichtet)!!!.• Bei Missbrauch wird der Vertragsunterzeichner

zur Rechenschaft gezogen, nicht der Nutzer!• Dies gilt für alle Verträge (Kredite, Handy,

Firma, Wohnung usw.)* Denn Leute, die zu solchen Mitteln greifen, haben

einen Grund dafür! (eigene Kreditunwürdigkeit,SCHUFA - Einträge, Vorstrafen, Betrugsabsich-ten).

Tipps

• WAP - Handy ("Wireless Application Protocoll") heißtsoviel wie drahtlose Anwendungs-Sprache. Dasist vergleichbar mit dem Videotext. Einkaufenund Surfen im Internet ist damit möglich. AuchBankgeschäfte können über ein WAP-Handyabgewickelt werden. Aber Vorsicht: Es ist nichtausgeschlossen, dass so ins Netz gelangte Dateneine leichte Beute für Datendiebe werden. DieAnbieter halten das Risiko für relativ gering undglauben an die Sicherheit ihrer jeweiligenNetze. Aber Vorsicht: Wenn man immer undüberall ins Netz kann, ist das mit nicht unerheb-lichen Kosten und Risiken verbunden, die sichdann auf der Handyrechnung wiederfinden.Man kauft unüberlegter und meist auch teuerein (Internetshopping), denn die Hemm-schwelle sinkt ungemein, gerade auch bei Spon-tankäufen! Die Angebote im Internet verführensehr zum Kauf von Dingen, die man nicht unbe-dingt braucht bzw. die man sich nicht leistenkann (weil man eigentlich z.Zt. das Bargelddafür nicht hat). Nicht alles wo "Schnäppchen"dran steht, ist auch eines!

• SMS - Das sind kurze Textnachrichten, die perEingabe über die Handytastatur verschickt wer-den können (vergleichbar mit der E-Mail perInternet). Auch die Versendung von Textnach-richten kostet Geld, pro Nachricht etwa 40Pfennige (je nach Anbieter). Nachrichten sindunter der Woche im allgemeinen günstiger alsTelefonate übers Handy. Am Wochenende sindinzwischen Telefonate preisgünstiger. Weiterhinsollte man beachten, dass SMS meist gebündeltabgezogen werden. Dadurch ist es möglich,auch mit einer "Telefonkarte" ins Minus zu rut-schen.

• Tarifdschungel - Es gibt sehr viel verschiedeneTarife für Handynutzer. Welcher Tarif für wenam günstigsten ist, lässt sich meist durch guteBeratung bei den Händlern heraus finden.(Siehe auch: "Welcher Telefontyp bin ich?")Hierbei ist genau zu vergleichen und abzuwä-gen, um nicht in eine Falle zu tappen. Ange-bote, die auf den ersten Blick überaus günstigerscheinen, stellen sich bei näherem Hinsehenvielleicht als "Kuckucksei" heraus. Also Augenauf!! Vergleichen und nicht vergessen, auch das"Kleingedruckte" zu lesen.

• Prepaid oder Call Cards - Das sind die Tele-fonkarten fürs Handy. Keine Grundgebühr, aberhohe Verbindungsentgelte! Vorsicht ist hiergeboten in punkto "volle Kostenkontrolle".Denn das stimmt nicht so ganz. Durch diegebündelte Abbuchung der SMS kann manauch bei dieser Variante ins Minus rutschen!Ansonsten birgt diese Form des mobil Telefonie-rens das geringste Risiko.

• Verleih - Verleih nie dein Handy! (DeinFreund oder deine Freundin würdest du dochauch nicht verleihen - oder?) Merke: Der besteKumpel kennt dich oft nicht mehr, wenn esdann ans Bezahlen geht. Fakt ist, derjenigezahlt, auf dessen Namen das Handy läuft - egalob er selber telefoniert hat oder sonst wer!

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Schulden für andere. Wie kommt man eigentlichdazu? Mit Schulden verbindet man meist die eigeneSchuld, zuviel Geld ausgegeben oder sich Geld vonBekannten oder einem Geldinstitut geborgt zuhaben. Aber wie entstehen Schulden, die man nichtfür sich selbst gemacht hat, sondern von anderenübernimmt, ohne selbst etwas davon gehabt zuhaben?

Oft beginnt es damit, dass man eine Haftung über-nimmt für einen Kreditvertrag, einen Autokauf, einLeasing- Geschäft, Mietbürgschaft oder ähnliches.Bei der Unterschrift für diese Haftungsformen istoft der grundlegende Gedanke der Unterschreiben-den: Es handelt sich doch nur um eine Formsache.Zahlen muss doch der eigentliche Kreditnehmer,der hat doch auch das Geld oder die Ware bekom-men.

Aber was passiert, wenn der eigentliche Schuldnernicht zahlt? Dann können sich die Banken, Autofir-men, Vermieter usw. sehr schnell an denjenigenwenden, der für den Kredit eigentlich nur proforma unterschrieben hat.Wie entsteht eine Situation, in der diese Unter-schriften geleistet werd? Sehr oft sind es Ehefrauenoder Lebenspartnerinnen, die für ihre Ehemänneroder Lebenspartner die Unterschrift leisten. Durchihre gemeinsame Beziehung, in der Ehe und in derFamilie entsteht ein enges Vertrauensverhältnis, dasdie „Unterschreibende“ auf den Kredit, die Bürg-schaft, das Geschäft des Mannes überträgt.

Aber wie das alte Sprichwort schon sagt: „Bei Geldhört die Freundschaft auf“, sollte man immer Geldvon Freundschaft und Liebe trennen. So mancheFrauen sitzen nach einer Trennung mit einemgroßem Schuldenberg da und der Mann ist miteiner anderen Frau über alle Berge. Die Liebe ver-geht, die Schulden aber bleiben! Selbst in Familienkönnen Geldangelegenheiten ganz enge Bindungenzerstören. Man braucht sich nur im Bekanntenkreisnach familiären Konflikten bei Erbschaften erkundi-gen.

Ebenso kommt es oft zu Mitunterschriften, wennder Mann selbstständig ist und die Bank für einenGeschäftskredit die Unterschrift der Frau fordert.Dann entstehen für die Frau Situationen, in denensie unter großen Entscheidungsdruck geratenkann: entweder sie unterschreibt oder das Geschäftdes Mannes geht in den Konkurs. Dann wird derKonkurs eine Bedrohung für die gesamte Familie.

Meist gibt auch die Frau ihren Beruf auf, wenngemeinsame Kinder kommen und hat dann dasGefühl, sie müsse für den Beruf oder das Geschäftdes Mannes die Verantwortung übernehmen, ohnekonkret im Geschäft mitzuarbeiten. In jeder Ehe

oder Beziehung muss man sich seine eigeneLebensplanung selbst überlegen und dann gemein-sam mit dem Partner schauen, ob diese Planungenzusammenpassen. Liebe, Familie und Beziehungenbestehen nicht nur aus rosa Wolken und Sonnen-schein. Sie bestehen zum großen Teil aus Verant-wortung, Verpflichtungen und Selbstständigkeit.Jeder muss sich in diesen Beziehungen überlegen,wofür er/sie alleine die Verantwortung übernehmenwill und kann. Bei Unterschriften für Kredite u.ä.gilt das besonders. Denn eine Unterschrift gehörtimmer zu einer Person, nicht zu zweien.

Grundsätzlich muss man bei dem Thema „Schuldenfür andere“ folgende vier Faktoren beachten:

1. Liebe allein genügt nicht

Wenn man verliebt ist, denkt man nicht an das viel-leicht unschöne Ende einer Beziehung. Da regierendie positiven Gefühle und man hat unendliches Ver-trauen. Die Welt liegt einem zu Füßen. Die bundes-deutsche Realität sieht aber anders aus. Die Schei-dungsraten steigen von Jahr zu Jahr. Die Anzahl deralleinerziehenden Mütter nimmt zu. Auf eineunauflösliche Ehe oder Partnerschaft kann man sichnicht mehr verlassen bzw. planen und damit auchnicht auf das gemeinsame Einlösen von Verbindlich-keiten.

2. Geld regiert die Welt

Das Prinzip „Heute kaufen, später zahlen“ war zuZeiten unserer Großeltern eine große Ausnahmeund galt als moralisch nicht einwandfrei. Heute istdie sofortige Realisierung von Konsumwünschenaller Art ein gängiges Geschäftsprinzip und wurdevon den Banken gewinnbringend ökonomisiert. Werkein Geld hat, besorgt sich welches. Die Banken alsFinanzdienstleister machen mit den Krediten guteUmsätze, und die Kunden kennen sich oft nicht ein-mal mit den Geschäftsbedingungen aus und wissennicht einmal, was sie da eigentlich unterschriebenhaben. Wer liest schon das Kleingedruckte aufmerk-sam?

Bürgschaften - Schulden für andere

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3. Einen Kredit aufnehmen, heißt Geld mieten

Bei Krediten ist es genauso wie bei allen anderenMietgeschäften. In den Kreditkosten sind die Provi-sionen für die Kreditvermittler und die Mietkosten(Zinsen) enthalten. Die Banken und Sparkassen sindauch keine Beratungsinstitute, sondern Ver-kaufseinrichtungen ihrer Produkte. Sie beraten ihreKunden nicht, sondern verkaufen ihre speziellenKredite. Wichtig wie bei allen Anschaffung im tägli-chen (Konsum-) Leben ist auch hier die Empfeh-lung, die Preise (der Kreditvergabe) von unter-schiedlichen Anbietern (Banken und Sparkassen) zuvergleichen.

4. Einen „Gefallen tun“ oder eine „reine Formsache“ bei einem schriftlichen Vertrag gibt es nicht.

In der Regel gilt es als moralisch edel, jemandem zuhelfen oder einen Gefallen zu tun. Diese helfendenMenschen gehen meist davon aus, dass ihre Hilfenichts kostet. Dies ist ein Grund, weshalb Ehe-frauen, Geliebte und Freundinnen Bürgschaftenunterschreiben und Mitunterschriften bei Kreditenleisten oder Darlehen mit ihren Grundstückensichern. Diese Frauen denken - oder es wird ihnenaktiv von Ehemännern oder Banken vermittelt - eshandele sich nur um eine reine Formsache. Aberschriftliche Verträge und rechtliche Mechanismenkönnen sehr leicht zu Fallen. Wenn ein Kredit vondem Hauptschuldner (für den die Frau gebürgt hat)nicht mehr bezahlt wird, schnappt die Falle zu. DieVerträge werden nun als rechtsverbindlich herange-zogen, und die Frau muss zahlen. Die reine Formsa-che wird nun zu einer finanziellen Katastrophe.

Häufig werden auch Frauen zur Unterschrift indi-rekt gezwungen. Es wird den Frauen vermittelt,wenn sie nicht diese Unterschrift leisten, werdeihre Familie in den finanziellen Ruin stürzen.Frauen versuchen oft durch ihre Unterschrift, dieEhe zu retten und wollen ein Ende der Beziehunggedanklich nicht akzeptieren.

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Rechtliche Aspekte

Grundsätzlich haben volljährige Menschen nur fürdas zu bezahlen, was sie selbst bestellt haben. Dasbleibt auch so, wenn sie verheiratet sind. DasGesetz bestimmt eindeutig, dass jeder Ehegattesein Vermögen und sein Einkommen selbst verwal-tet. Schulden für andere oder gemeinschaftlicheSchulden aus der Ehe oder Partnerschaft entstehenausschließlich durch Mitunterzeichnung (z.B. desKredites, den ein anderer bekommt) oder einer son-stigen Zahlungsverpflichtung.

Wer (unter)schreibt, der bleibt (verantwortlich)!

Unterschriften sind niemals nur eine Formsache,sondern sie verpflichten den Unterschreibendenzur Zahlung.Es gibt folgende Formen der Mithaftung:

Die Bürgschaft

Die Bürgschaft dient dem Gläubiger (z.B. der Bankals Kreditgeberin) als eine weitere, zusätzliche Absi-cherung einer Forderung (z.B. eines Kredites).Wenn ein(e) Schuldner(in) nicht zahlt, kann sichder Gläubiger meist direkt an den Bürgen/die Bür-gin wenden und das Geld dort einfordern. EineBürgschaft enthält die Verpflichtung, die Schuldeines anderen zu erfüllen, falls dieser andere nichtbezahlt. Die Bank muss sich zwar erst an denSchuldner halten, denn nach § 771 BGB stehteigentlich dem Bürgen die Einrede der Vorausklagezu, die besagt, dass der Gläubiger den Hauptschuld-ner hätte bis zur Zwangsvollstreckung verfolgenmüssen. Diesen Weg schneiden aber die Kreditinsti-tute ab, indem sie im Regelfall in ihren AllgemeinenGeschäftsbedingungen die „selbstschuldnerischeBürgschaft“ verlangen. Danach aber haftet die Bür-gin/der Bürge.

Die selbstschuldnerische Bürgschaft

Oft wissen die Bürgen/Bürginnen nicht, dass es beidieser Bürgschaftsform dem Gläubiger (z.B. denBanken) praktisch freisteht, wen er bei Zahlungs-schwierigkeiten des Hauptschuldners heranzieht,den Schuldner oder die Bürgin. Bei dieser ungünsti-gen Bürgschaftsform kann sich die Bank als Gläubi-gerin bei der Bürgin/dem Bürgen bedienen,während diese(r) dann versuchen kann, das ausste-hende Geld hinterher vom Schuldner einzutreiben.

Die Mitverpflichtung

Bei einer Mitverpflichtung wird eine weitere Per-son (neben dem Kreditnehmer) auf dem Kreditver-trag juristisch selbst zum Darlehensnehmer undsomit zur Zahlung voll verpflichtet. Auch hier kannsich die Bank aussuchen, von wem sie die Summefordert. Von der Form der Mitunterschrift sind oftEhepaare betroffen, die die gesamte Reichweite die-ses Vertrages erst nach einer Scheidung zu spürenbekommen. Denn obwohl der Mitverpflichtete viel-leicht keinen Pfennig von dem Kredit gesehen hat,muss er für die gesamte Summe haften.

Gesamtschuldnerische Haftung

Bei einer gesamtschuldnerischen Haftung unter-schreiben mindestens zwei Personen (z. B. ein Ehe-paar) einen Vertrag (z.B. einen Kreditvertrag). Diesegesamtschuldnerische Haftung bedeutet, dass beidefür die Zahlung (z.B. für den Kredit) bis zu dessenvoller Erfüllung haften. Eine gesamtschuldnerischeHaftung bleibt auch nach einer Scheidung beste-hen. Die Bank kann daher auch nach einem Schei-dungsurteil frei entscheiden, von welchem Ver-tragspartner sie die Erfüllung des Vertragesverlangt.

Eine selbstschuldnerische Bürgschaft, eine Mitver-pflichtung oder eine gesamtschuldnerische Haf-tung bindet die- oder denjenigen, der unterschrie-ben hat, genauso an den Vertrag wie denjenigen,dem die Kreditsumme ausbezahlt wurde und dersie allein verbraucht hat (Kreditnehmer, Hauptver-tragspartner selber).

Bei Unterschriften gibt es keine sogenannten„Formsachen“. Sie sind bindend und verpflichtend,auch wenn man von dem „Geld nichts gehabt hat“.

Bürgschaften

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Sicherheiten

Ein Beispiel

Max ist in der Schule dafür berüchtigt, dass er dau-ernd „klamm“ ist und sich bei den KlassenkameradenGeld leiht. Da Max meistens die Rückzahlung „ver-gisst“, müssen sie ihn daran erinnern. Fast alle Klas-senkameraden leihen ihm kein Geld mehr und mau-len über ihn: „Immer muss man dem Max wegen desverliehenen Geldes hinterherlaufen und hat eineMenge Ärger, bis man es von ihm zurück bekommt.“

Eines Tages braucht Max dringend Geld, um mit derU-Bahn nach Hause fahren zu können. Er will sichbei Moritz das Geld leihen, doch der kennt die Unzu-verlässigkeit von Max und sagt: „Nur wenn du mir einPfand gibst.“ Max muss an Moritz sein wunderschö-nes neues und teures Taschenmesser übergeben, unddaraufhin händigt Moritz ihm die Euro 2,- aus. Alsdie anderen Klassenkameraden höhnisch rufen:„Moritz, wie kannst du nur so blöd sein, dem MaxGeld zu leihen“, lächelt dieser verschmitzt: „Ich habeja die Sicherheit, dass mir Max das Geld zurückgibt.Sein Taschenmesser ist mindestens Euro 10,- wert,und wenn ich von Max mein Geld nicht zurückbe-komme, behalte ich es und habe noch ein gutesGeschäft gemacht.“

Später wird Moritz Bankdirektor: Darlehen und Kre-dite gibt er nur noch gegen Sicherheiten, d.h., fürden Fall, dass seine Kreditkunden nicht zahlen kön-nen, hat er vorgesorgt. Haben diese Gründstückeoder Häuser, hat er sich Grundschulden oder Hypo-theken im Grundbuch eintragen lassen. Er kann dieGrundstücke zwangsversteigern lassen undbekommt so sein Geld. Seine Kunden sind meistensArbeitnehmer; von ihnen hat er sich Lohn, Gehalt,Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Lohnsteuerjah-resausgleich und sogar die zukünftige Rente abtre-ten lassen. Er legt die schriftlichen Abtretungser-klärungen bei den Drittschuldnern, (Arbeitgebern,Landesarbeitsämtern, Finanzämtern, Krankenkassenoder Rentenversicherern) vor und erhält von denenmonatlich automatisch den pfändbaren Betrag über-wiesen.des Autos ist. Viele wissen nicht, dass fast alle Autos,die in der Stadt herumfahren, eigentlich Moritzgehören. Denn die meisten Autos fahren - wie derVolkmund meint - „nicht auf Rädern, sondern aufWechseln“; d.h. sie sind mit Krediten finanziert.

Wäre Moritz Kaufmann geworden, würde er dieWare nur unter „Eigentumsvorbehalt“ liefern. Damitbleibt er solange Eigentümer der Ware, bis seinKunde den Kaufpreis 100% nebst angelaufenenKosten und Zinsen bezahlt hat. Ja, ja: Moritz istschlau, er gibt nur etwas gegen Sicherheiten - sicherist sicher.......

Anmerkungen

Die Geschlechterhierarchie und die unterschiedli-che Sozialisation von Mädchen und Jungen bewir-ken geschlechtsspezifische Formen der Konfliktbe-wältigung und unterschiedliche Lebensentwürfe.Durch globale Umbrüche verändert sich aberzunehmend das Verhältnis der Geschlechter unter-einander. Die Familie in ihrer ursprünglichen Form- als Elternpaar mit Kindern - ist nur noch begrenzteine Form des sicheren Zusammenlebens „einLeben lang“. Hohe Scheidungsraten, die wachsendeZahl alleinerziehender Mütter (und auch wenigealleinerziehende Väter) und eine geringere Anzahlvon Eheschließungen belegen diese Entwicklung.Die traditionelle Arbeitsteilung, in der die Väter dieFamilienernährer und die Mütter als Hausfrau agie-ren, wird zunehmend aufgeweicht. Die zuneh-mende Gleichberechtigung der Geschlechter, dasVordringen von Frauen auf den Arbeitsmarkt for-dern andere Erwartungen und Verhaltensweisenvon beiden Geschlechtern. In dieser gesellschaftli-chen Umbruchsituation wirken aber nach wie vordie alten geschlechtsspezifischen Sozialisationsbe-dingungen auf das Verhalten von Männern undFrauen aus, obwohl schon das gesellschaftlicheUmfeld ein neues Verhalten erfordert. Aus diesemGrunde entstehen Konfliktfelder, die es in demAusmaß früher nicht gegeben hat. Der Bereich„Schulden für andere“ der in der überwiegendenForm speziell Frauen betrifft, ist ein Beispiel fürdiese Entwicklung. Die Frauen, die für andere (spe-ziell für ihre Männer) haften, tun das zu einemgroßen Teil aus einem veralteten konservativen Rol-lenverständnis heraus. Um in diesem Bereichpräventiv zu arbeiten, wird dringend eine neue kon-zeptionelle Arbeit in den staatlichen Sozialisations-instanzen (Schule, Kindertageseinrichtungen)benötigt, in dem speziell die Mädchen auf eineigenständiges, selbstverantwortliches und autono-mes Leben vorbereitet werden, zu dem in dieserkapitalistischen Risikogesellschaft an erster Stelledie eigenständige und eigenverantwortliche Geld-und Vermögensverwaltung gehört.Deshalb ist eine Vorbereitung auf diese Aspekte desLebens bereits in der Schule äußerst sinnvoll undim Zusammenhang mit dem Thema Geld haben -Geld ausgeben/Lifestyle wichtig für die Lebenspla-nung.

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1. Name Die Bürgschaft - Ein Gerichtsprozess

2. Methodentyp Planspiel

3. Ziele Erkennen gesellschaftlicher RollenzuschreibungenKenntnisse über die Interessenlagen von KreditinstitutenVermittlung der Erkenntnis, dass die unterschiedlichen Rollenverteilungen der Geschlechter nicht im Gesetz berücksichtigt werden

4. Inhalte Konflikte austragen und Lösungen finden

5. Dauer 1 1/2 Stunden

6. Material Kopien der Fall- und Aufgabenbeschreibung,Wandzeitungspapier, Rollenbeschreibungen und BGH-Urteil

7. Anleitung

Als Einstieg sollte mit allen Schülern gemeinsam die Fallstudie (siehe unten) und das Informationsmaterialüber die Bürgschaft gelesen und besprochen werden.Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit der Situation in einer Gerichtsverhandlung vertraut machen.Für das eigene Rollenverständnis dienen die verschiedenen Vorgaben auf den Rollenkarten.

Im Gerichtsprozeß geht es darum, dass eine Bank gegen die Bürgin klagt.

FallstudieDie Bürgschaft

Herbert und Rita Meier sind seit 8 Jahren glücklich verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder im Altervon 7 und 5 Jahren. Herr Meier ist Handwerksmeister und hat einen eigenen Betrieb, der seit Jahren gutläuft. Frau Meier kümmert sich um die Kinder und den Haushalt.Die Firma des Herrn Meier wird im Laufe der Jahre immer größer. Was einmal als Zwei-Mann- Betriebbegann, ist inzwischen zu einem mittelständischen Betrieb mit 24 Angestellten gewachsen. Die Auftragslageist gut. Herr Meier beschließt, ein zweites Geschäft zu eröffnen. Seine Bank gewährt ihm ein Betriebsgrün-dungsdarlehen in Höhe von 750.000 Euro und einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 500.000 Euro. AlsSicherheit wird eine Grundschuld auf das Haus und das Grundstück der Familie Meier eingetragen. In vollerZuversicht, dass das neue Geschäft genauso gut läuft wie das laufende, sehen Herr und Frau Meier keinerleiHaken und Ösen bei dieser Sache.

Doch bald gehen die Geschäfte gehen zusehends schlechter, die Aufträge werden weniger, und ein Groß-kunde der Firma Meier muß Konkurs anmelden. Die Firma Meier bleibt auf Euro 200 000 offener Rechnun-gen sitzen. Trotzdem verliert Herr Meier nicht den Mut und denkt sich : „Davon sag ich Rita mal liebernichts. Sie würde sich nur unnötig aufregen. Es kommen bestimmt wieder bessere Zeiten.“

Beide Betriebe laufen weiter, die Kredite müssen erhöht werden, damit die Firma Meier ihre Lieferanten undAngestellten weiter bezahlen kann. Eines Abends, die Kinder sind schon im Bett, sagt Herr Meier zu seinerFrau: „Du Schatz, wir müssen uns dringend unterhalten.“ Frau Meier ahnt nicht, um was es sich handelnkönnte und ist nach Ende des Gesprächs völlig geschockt. Ihr Mann erzählt ihr von den Schwierigkeiten imBetrieb, und dass sie nicht umhin kämen, weitere Kredite aufzunehmen, um das Geschäft am Laufen zu hal-ten. Denn schließlich sei das ja ihre einzige Einkommensquelle und von irgend etwas müsse die Familie jaleben. „Oder willst du mit den Kindern unter die Brücke ziehen?“ Der nächste Termin bei der Bank steht an,und Herr und Frau Meier machen sich auf den Weg in die Stadt.Der Banker begrüßt das Ehepaar Meier sehr freundlich und bittet sie, Platz zu nehmen. Er holt diverse Verträgeaus der Schublade und legt sie Frau Meier zur Unterschrift vor. Frau Meier schaut hilflos ihren Mann an. „Nununterschreibe schon“, sagt dieser, „ich habe noch zu tun.“ Frau Meier sieht fragend den Banker an, aber auchvon dieser Seite kommt keine Hilfe. „Bürgschaft“ steht auf den Verträgen. Frau Meier weiß damit nichts anzu-fangen. Ihr Mann wird langsam ungeduldig. „Wenn du das nicht unterschreibst, bist du schuld, wenn unsereMitarbeiter am nächsten Ersten stempeln gehen müssen und wir dann unter der Brücke wohnen.“

Frau Meier unterschreibt die ihr vorgelegten Verträge mit einem sehr mulmigen Gefühl in der Magengegend.

In den folgenden 1 1/2 Jahren spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Geschäfte gehen immer schlechterund die Ehe der Meiers geht in die Brüche. Herr Meier zieht aus dem gemeinsamen Haus aus und FrauMeier steht mit den beiden Kindern alleine da. Von Unterhalt zahlen hält ihr Mann auch nichts. Frau Meiersucht sich einen Job in der Fabrik und die Kinder gehen in den Kindergarten. Auf diese Art kann sie wenig-stens für Wohnung, Essen und Kleidung sorgen. Es ist zwar knapp, aber es geht. Eines Tages, als Frau Meiervon der Arbeit nach Hause kommt, hat sie Post von ihrer Bank im Briefkasten. Sie öffnet den Brief und liest„... hiermit fordern wir sie zur Zahlung der offenen Forderungen in Höhe von Euro 1.787.610,- auf. Die Zahlung ist sofort fällig. Mit freundlichen Grüßen“.Frau Meier fällt fast in Ohnmacht.

Nach einigen Telefonaten und Besuchen in der Bank ergibt sich folgende Situation : Ihr Mann hat seit derTrennung von ihr keine Kreditraten mehr bezahlt, die beiden Geschäfte befinden sich im Konkursverfahren,ihr Mann ist für die Bank nicht greifbar, da er „unbekannt verzogen“ ist. Die Bank leitet unverzüglich dieZwangsversteigerung des Hauses und des Grundstücks ein! Frau Meier versucht, mit dem Banker zu verhan-deln, aber der schaltet auf stur. „Sie wußten doch, auf was sie sich einlassen, sie haben die Verträge dochunterschrieben, sie haben doch Vermögen (Haus und Grundstück), aus den Verträgen kommen sie nicht her-aus usw., usw.“ Frau Meier denkt nur noch: „Wie soll ich das jemals bezahlen.....“

Die Schülerinnen und Schüler werden in Gruppen auf folgende Rollen aufgeteilt:

Richter, Gläubigerin ( die Bank ), Rechtsanwältin der Bürgin, die Bürgin.

Jede Gruppe erhält ihre Rollenkarte mit der Positionserläuterung.

Bürgin

Die Bürgin verstand sich vor allen Dingen als Hausfrau und Mutter. Von Geschäften und Krediten hatte siekeine Ahnung. Ihr war die Absicherung ihrer Familie wichtig. Sie fühlt sich von ihrem Mann und der Bankbetrogen. Aus ihrer Sicht wurde sie zur Unterschrift durch Erpressung gezwungen. Sie findet, die Bank hatsie nicht aufgeklärt und benutzt sie nun als zahlendes Pfandstück. Die Bürgin findet, dass der Staat Mütterin solchen Situationen schützen muss.

Rechtsanwältin der Bürgin

Die Bürgin muss aus der Bürgschaft entlassen werden, weil:- die Bürgin für eine sehr hohe Kreditsumme unterschrieben hat, die sie nicht bezahlen kann.- sie ein Abhängigkeitsverhältnis zum Ehemann hat.- sie keinen Vorteil aus dem verbürgten Kredit zieht.

Das Geld dient den beruflichen Zwecken des Partners.- sie von der Bank nicht aufgeklärt wurde.- durch die Scheidung die Möglichkeit der Vermögensverschiebung entfällt.

Die Bank

Der Vertrag ist rechtsgültig. Die Bürgin ist rechtsmündig und hat sich durch die Unterschrift verpflichtet.Durch ihr Hauseigentum war die Bürgin vermögend.

Der Richter

Der Richter gibt der Bank recht. Die Bürgin muss zahlen. Der Richter findet, jede volljährige Bürgin mussselbst in der Lage sein, einzuschätzen, ob sie einen Vertrag unterschreibt oder nicht. Sie hätte sich einenÜberblick über die Finanzen des Geschäftes des Mannes verschaffen müssen.

Jede Gruppe muss nun eine Person auswählen. Diese Person muss ihre Position beim Prozess im Rollenspiel/Planspiel vertreten.

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Der Prozess beginnt. In folgender Reihenfolge sollten die Personen ihre Position vortragen: Bank, Bürgin,Anwältin, Richter. Zu jeder Position können die anderen Positionsvertreter einmal Stellung nehmen.

Der Richter verkündet das Urteil.

Anschließend werden die Gruppen aufgelöst und alle Schülerinnen und Schüler können nach Diskussiondurch Abstimmung (Mehrheitsentscheidung) ein neues Urteil, das positiv für die Bürgin ausfällt, ausspre-chen. Das Urteil soll begründet werden und es sollte sich herauskristallisieren, was gesetzlich oder gesell-schaftlich sich ändern müsste, um das neue Urteil zu begründen.

Vorlage Entscheidung Bundesverfassungsgericht 1993

Eine mittellose Bürgin oder Bürge (z.B. Ehefrau oder Kind) kann sich von der Bürgschaftslast bzw. der Mit-haftung befreien lassen, wenn der Bürgschaftsvertrag unter sittenwidrigen Voraussetzungen zustande kam. Dazu zählen folgende Faktoren:• Sie haben für eine zu hohe Kreditsumme unterschrieben, die sie nicht zurückzahlen können.• Sie ziehen keinen Vorteil aus dem Kredit. (Der Kredit dient dem Geschäft des Mannes.)• Es bestand zur Zeit der Bürgschaft ein Abhängigkeitsverhältnis zum Mann / zur Frau.• Die Bankmitarbeiter haben nicht richtig aufgeklärt.• Eine Scheidung lässt die Annahme nicht mehr zu, dass eine Vermögensverschiebung stattfindet.

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90Horst Rudolph, Berlin 2000

1. Name „Cash for Kids“*

2. Methodentyp Videofilm / Bildgeschichte / Diskussion

3. Ziele Sensibilisieren für die Verknüpfung „Geld und Liebe“ und „Schulden und Arbeitsplatzverlust“

4. Inhalte Wie Lebenswege in die Verschuldung beginnen können

5. Dauer 30 Minuten

6. Material Videofilm und / oder Bildgeschichte

7. Anleitung

Diesen Videofilm haben wir in der Vergangenheit sehr erfolgreich in der Arbeit mit Jugendlichen einge-setzt, weil er knapp und prägnant ein Thema erzählt, dass nach Rücksprache mit verschiedenen Schulden-beratern als aktuell und wiederkehrend anzusehen ist.

Anstelle des neun Minuten dauernden Films, bzw. als Vertiefung, kann die nachfolgende identische Bildge-schichte als Diskussionsgrundlage verwendet werden (eventuell als Kopiervorlage benutzen).

Die Geschichte:

Eigentlich wollte sich der 18jährige Sascha einen billigen Gebrauchtwagen als sein erstes Auto kaufen. Dochdann stolperte er über dieses unglaubliche Schnäppchen. Sein Freund Martin gab ihm den entscheidendenTip, wie er an einen Kredit kommen könnte. Doch als Sascha den Wagen schließlich hat, passiert etwas völligUnerwartetes...

Sein Freund Martin arbeitet schon einige Jahre und hat seine Finanzen in Ordnung. Die Beziehung zu seinerneuen Freundin Nicole scheint von Dauer. Als erstes Stück in einem gemeinsamen Haushalt kauft er ein teu-res Sofa. Ein paar Tage später hat er einen Unfall und bekommt eine Mieterhöhung. Martin gilt als seriöserBankkunde und bekommt problemlos einen Kredit. Allerdings muß Nicole dafür bürgen. Einige Zeit spätergeht die Beziehung in die Brüche. Und dann bekommt Nicole überraschend Post von Martins Bank...

So können Lebenswege in die Verschuldung beginnen. Ob das so sein muß, und ob aus der Verschuldungeine schier unentrinnbare Überschuldung wird, läßt der Film offen. Antworten auf diese Fragen zu finden, istAufgabe des Publikums.

8. Anmerkungen

Der Videofilm ist direkt zu beziehen über:

Deutscher Caritasverband e.V.VertriebPostfach 42079004 Freiburg i.Br.Tel.: 0761/200 - 296/-414Fax: 0761/200 - 507/[email protected]

(In der Printausgabe haben wir die Bildergeschichte von >Cash for Kids< auf den Seiten 92 bis 105 abgedruckt)91

* Mit freundlicherGenehmigung des Deut-schen Caritasverbandese.V., Freiburg i.Br.

1. Name Abstiegsszenario

2. Methodentyp Fiktive Schuldnergeschichten schreiben

3. Ziele Vertrautmachen mit realistischen Problemen der Überschuldung

4. Inhalte Soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines

verschuldeten Haushalts

5. Dauer 60 Minuten

6. Material Wandzeitung, Stifte, Pinn-Nadeln, DIN-A0-Plakate,

Kopien des Abstiegsszenarios

7. Anleitung

Die Schüler werden mit dem Abstiegsszenario vertraut gemacht. Hintergrund dieser Fallgeschichte ist eine

steigende Verschuldung über mehrere Zeitetappen hinweg. Es muß betont werden, dass diese fiktive Ge-

schichte nahe an der Realität ist, die einzelnen Situationen sind keineswegs aus der Luft gegriffen. Erfah-

rungen aus der Schuldnerberatung sind hier eingearbeitet.

Die Übung hat zwei Schwerpunkte:

1. Die Schüler lernen einen konstruierten, aber realistischen Fall aus der Praxis kennen, erfahren die

Ursachen einer Verschuldenskarriere und werden mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Familien-

situation konfrontiert.

2. Im zweiten Durchgang werden die Schüler aufgefordert, sich ebenfalls eine fiktive Geschichte als

Abstiegsszenario auszudenken. Dabei können sie Personen / Akteure frei erfinden und sie mit den

Schicksalsschlägen des Alltags konfrontieren.

Zuerst wird den Schülern das Abstiegsszenario vorgestellt bzw. vorgetragen. Unsere Praxiserfahrungen

haben gezeigt, dass es für die Schüler spannender ist, den Text durch unterschiedliche Sprecher vorzutra-

gen (jeweils für die soziale und die wirtschaftliche Entwicklung und für die Konsequenzen). Das ist weniger

monoton und wenn die Sprecher den Text frei vortragen auch lebendiger.

Anschließend werden Fragen diskutiert, eventuell besteht Klärungsbedarf zu einzelnen Sachverhalten.

Für diese Besprechungsphase ist es ratsam, den Fallbogen „Abstiegsszenario“ kopiert an alle Schüler zu

verteilen.

Nach einer kleinen Pause folgt der zweite Teil der Übung. Jeweils in Kleingruppen zu 3 - 5 Schülern wird

weiter gearbeitet. Arbeitsauftrag: „Erfindet ein eigenes Abstiegsszenario für eine fiktive Person, ergänzt um

weitere notwendige Mitspieler. Geht dabei in verschiedenen Zeitabständen vor und haltet die Veränderun-

gen in der sozialen Entwicklung, der wirtschaftlichen und juristischen Entwicklung jeweils auf einem

DIN-A0-Plakat fest. Dazu habt ihr 20 Minuten Zeit.“

Im Plenum werden dann alle Szenarien vorgestellt, und die Plakate werden an einer Wandzeitung befestigt.

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Soziale Entwicklung

Peter ist 20 Jahre und lebt beiden Eltern. Er arbeitet bei einer Getränkefirma. Er ist befreundet mit Claudia,17 Jahre alt. Peter ist aktiverFußballer

• Claudia wird schwanger• Beide mieten eine eigene

Wohnung und heiraten

• Tochter Stefanie wird gebo-ren

• Erste Eheschwierigkeiten treten auf. Baby ist Mittel-punkt

• Peter ist unzuverlässig, er bekommt Ärger mit seinem Arbeitgeber

• Peter hat auch Probleme in seinem Fußballclub

• Eheschwierigekeiten ver-stärken sich. Peter hat zunehmend Alkoholpro-bleme

• Arbeitgeber kündigt ihm• Claudia nimmt eine Putz-

stelle an• Fußballclub stellt Peter

nicht mehr auf• Peter ist meistens zu Hause

• Peter findet eine Arbeits-stelle als Fahrer

• Er „schmeißt“ die Arbeit nach 14 Tagen

• Peter geht zu keiner Be-hörde, er bemüht sich nichtum eine neue Arbeitsstelle

• Familie lebt isoliert, kaum Bekannte, keine Freunde

• Claudia hat Trennungsab-sichten

• Peter trinkt • Großeltern wollen Stefanie

aufnehmen• Claudia übernimmt die Or-

ganisation der Familie. Sie nimmt Kontakt mit einer Schuldnerberatungsstelle auf

Wirtschaftliche Entwicklung

Einkommen Euro 900,- mtl.Abgabe an die Eltern zum Lebensunterhalt 250,- EuroAuto geleast, Rate 210,- Euromtl.

• Miete 500,- Euro mtl.• Kaution 2 Monatsmieten• Strom 40,- Euro mtl.• Ratenkredit Möbel

6.000,- Euromtl. Rate 280,- Euro

• Leasing-Rate kann nicht bezahlt werden

• Girokonto überzogen

• Babyausstattung bei Ver-sandhaus gekauft: 1.500,- EuroRate 150,- mtl. Euro

• Stromschulden 80,- Euro

• Arbeitslosengeld 625,- Euro• Lohn von Claudia 290,-Euro• Mietkauf: Videorec.

Rate 60,-Euro mtl.• Mietschulden 1.500,- Euro

Kündigung• Rate an Versandhaus

bezahlt• Möbelrate überfällig

• Bestreiten ihren Lebensun-terhalt allein von Claudias Einkommen

• Räumung der Wohnung droht

• Beantragung von Sozialhilfe, Kindergeld, Wohngeld und Erziehungsgeld

• Schulden: Mietschulden, Stromschul-den, Bankschulden, Ver-sandhausschulden, Leasing-Schulden, Miet-kaufschulden, private Schulden

Folgen

Eröffnung eines GirokontosAbschluß eines Leasing-Vertrags

• Mietvertrag / Kaution• Energieversorgungsvertrag• Unterhaltsverpflichtung• Ratenkredit• Eigentumsvorbehalt• Schuldverhältnis aus

Leasing-Vertrag• Dispositionskredit

• Ratenkauf • Eigentumsvorbehalt• Mahn- und Vollstreckungs-

verfahren, Abgabe an Inkas-sofirma aus Auto-Leasing-Vertrag

• Stromsperrung

• Mietkauf/ Eigentumsvorbe-halt

• Bezug von Sozialleistung• Kündigung der Wohnung,

Räumungsklage, drohende Obdachlosigkeit

• Zwangsvollstreckung

• Sperrung des Girokontos• Sperrfrist Arbeitsamt• Kürzung der Sozialhilfe• Rechtsanspruch auf Sozial-

leistungen. Mitwirkungs-pflicht

• Obdachlosigkeit als Rechts-status

• Eidesstattliche Versicherung

Abstiegsszenario „Peter und Claudia“*

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8. Anmerkungen

Bei dieser Abstiegskarriere soll den Schülern bewußt werden, welche Schicksalsschläge in Kombination mit Unerfah-renheit und falschem Verhalten zu einer Überschuldungssituation führen können. Die von der Schülergruppe konstru-ierte Fiktion darf durchaus übertriebene Aspekte beinhalten. Im Sinne einer Tragikomödie geht es um die holzschnit-tartige Herausarbeitung von Charakteren, Eigenschaften und Alltagssituationen. Ganz anders als beim Methodenele-ment „Wunschlebenslauf“, wo es um eigene Lebensentwürfe geht, soll hier die Fiktion sich ganz bewußt auf einedritte Person beziehen. Beide Methodenelemente - Abstiegsszenario und Wunschlebenslauf - beziehen sich aufeinan-der bzw. ergänzen sich. Der Wunschlebenslauf leitet aber auch schon in die Phantasiephase über.

Variante bzw. Ergänzung:

Das Abstiegsszenario zeigt in fünf Entwicklungsstufen den Weg von der Ver- zur Überschuldung. Um dies auch zahlen-

mäßig zu verdeutlichen, sollen die Schüler jeweils für die entsprechende Stufe die Einnahmen, die Ausgaben und die

finanzielle Lage der Familie (inkl. Schulden) errechnen.

Einnahmen Ausgaben Finanzielle Lage

Lohn / Gehalt 900,- Euro Abgabe an Eltern 250,- Euro Zur Verfügung 340,- Euro

Leasing-Rate 210,- Euro

Kosten f. PKW 100,- Euro

Summe 560,- Euro

Lohn / Gehalt 900,- Euro Lebenshaltung 290,- Euro Ausgaben sind höher als die

Miete 500,- Euro Einnahmen

Kaution 1000,- Euro

Strom 40,- Euro

Rate für Möbel 280,- Euro

Summe 2.110,- Euro

Lohn / Gehalt 900,- Euro Lebenshaltung 290,- Euro Miete, Strom und Rate werden

Miete 500,- Euro nicht gezahlt!

Strom 40,- Euro

Rate für Möbel 280,- Euro

Versandhaus 150,- Euro

Summe 1.260,- Euro

Arbeitslosengeld 625,- Euro Lebenshaltung 290,- Euro Miete, Strom und Rate werden

Lohn Claudia 290,- Euro Miete 500,- Euro nicht gezahlt!

Summe 915,- Euro Strom 40,- Euro

Rate für Möbel 280,- Euro

Mietkauf/Video 60,- Euro

Summe 60,- Euro

Sozialhilfe/Wohnung 700,- Euro Lebenshaltung 290,- Euro SCHULDEN

Lohn/Claudia 290,- Euro Miete 500,- Euro Bank 990,- Euro

Kindergeld 138,- Euro Strom 40,- Euro +Mieten 1.000,- Euro

Erziehungsgeld 300,- Euro Rate für Möbel 280,- Euro +Strom 80,- Euro

Mietkauf/Video 60,- Euro +Möbel 3.500,- Euro

Summe 1428,- Euro Summe 60,- Euro +Leasing 1.700,- Euro

+Versandhaus 1.500,- Euro

Summe 8.770,- Euro

+Div. Privatschulden,

Gerichtskosten, Zinsen 3.740,- Euro

SUMME 12.510,- Euro

1. Name Wunschlebenslauf

2. Methodentyp Biographisches Brainstorming

3. Ziele Lebensplanung entwerfen

4. Inhalte Biographischer Wunschlebenslauf in Etappen, bezogen auf

Beruf / Partnerschaft / Kinder

5. Dauer 50 Minuten

6. Material Kopien des Wunschlebenslaufes, möglichst auf DIN-A3

7. Anleitung

In Stillarbeit werden die Schüler aufgefordert, eigene Lebensentwürfe zu machen. Dabei sollen sie sich

einerseits auf Lebensaltersstufen beziehen und andererseits die Ereignisbereiche Beruf, Partnerschaft und

Kinder mitberücksichtigen. Es ist wichtig, dass die Schüler für die Lebensplanung genügend Zeit bekom-

men, damit „authentische“ Wünsche und Projektionen entstehen können. Im Raum sollte es ruhig sein,

eventuell darf als Hintergrund leise, ruhige Musik laufen.

Nach dieser Stillarbeit können wieder Zweiergespräche stattfinden, wo die Schüler sich gegenseitig ihren

Wunschlebenslauf vorstellen, oder es wird gleich im Plenum über Details einzelner Lebensentwürfe

gesprochen: Reihum darf jeder zu seinem Entwurf Stellung nehmen. Auch hier gilt, dass jeder nur das mit-

zuteilen braucht, was für die „Öffentlichkeit“ bestimmt ist.

Nach diesem Reihum-Gespräch werden die Entwürfe mit den Fiktionen des Abstiegsszenarios konfrontiert,

jeweils in der „alten“ Arbeitsgruppe.

Dabei sollen die „Positiv“-Entwürfe verglichen werden mit dem Szenario. Das Abstiegsszenario ist bewußt

auf eine dritte Person fixiert, um auch eine mögliche Bedrohung zu vermeiden. Andererseits ist es wichtig,

darauf hinzuweisen, dass die Heile - Welt - Vorstellungen oft an der Realität scheitern können. Und bei

einem solchem Scheitern ist es sehr wichtig, mit bestimmter Einsicht und Handlungsbereitschaft zu versu-

chen, den Schaden möglichst gering zu halten.

Auf jeden Fall sollten die Schüler ermutigt werden, ihren Wunschlebenslauf auch tatsächlich zu realisieren,

sie sollten allerdings die Augen nicht vor den kritischen Punkten des Alltags verschließen (siehe auch Infor-

mationsbaustein Schulden). Diese Gegenüberstellung mit dem Abstiegsszenario soll eher ermutigen, Dinge

selbst in die Hand zu nehmen.

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Wunschlebenslauf

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Beruf Partnerschaft Kinder

mit 18 Jahren möchte ichso leben

mit 21 Jahrenmöchte ich so leben

mit 25 Jahrenmöchte ichso leben

mit 30 Jahrenmöchte ich so leben

mit 45 Jahrenmöchte ich so leben

mit 65 Jahrenmöchte ich so leben

COPY

1. Name „Glücksliste“

2. Methodentyp Stichpunktesammlung in Kleingruppen, Gruppendiskussion

3. Ziele Erkennen und Formulieren eigener Bedürfnisse. Reflexion

und Hinterfragung des materiellen Anteils daran

4. Inhalte Wünsche, Ziele, Bedürfnisse

5. Dauer ca. 80 Minuten

6. Material Reichlich DIN-A5-Zettel oder Moderationskarten in verschiede-

nen Farben, dickere Filzstifte, Tesa-Krepp oder Pinn-Nadeln,

Klebestifte, Wandzeitungspapier

7. Anleitung

Die Schüler sollen als Einstieg in die Diskussion - zuerst jeder für sich - folgende Fragen auf verteilten DIN-

A5-Zetteln bzw. Moderationskarten beantworten:

a) Welche Bedürfnisse habe ich?

b) Welches Lebensziel verfolge ich?

c) Was brauche ich unbedingt in meinem Alltag, meine wichtigsten Dinge usw.?

d) Was ich mir darüber hinaus wünsche und vorstelle?

e) Wenn ich folgendes erreicht hätte, dann wäre für mich alles

klar und ich könnte sagen, jetzt bin ich so richtig glücklich: ...

Damit diese Kartenabfrage auch optisch wirksam wird, sollte für jede Frage eine andere Farbe der Antwort-

karten gewählt werden.

Es sollte darauf hingewiesen werden, dass einem nicht alle Bedürfnisse, Ziele und Wünsche gleich einfal-

len, sondern dass man bei sich selbst schon ein wenig „stöbern“ muß, um sich auch an die „versteckten“

oder „verschütteten“ Wünsche, Ziele und Bedürfnisse heranzutasten. Die Gruppe sollte ermuntert werden,

keine Vorstellungen bzw. Wünsche selbst zu zensieren. Alle Aspekte, also die gesamte Bandbreite auch ver-

rückter und ausgefallener Äußerungen sind zugelassen und erwünscht. Je ehrlicher die Gruppe ist, bzw.

sein kann, je vielfältiger und wertvoller ist die Liste für die weitere Arbeit!

Die Schüler werden aufgefordert, jeweils nur einen Aspekt auf eine Moderationskarte in möglichst deutlich

lesbarer großer Druckschrift zu notieren, weil später die einzelnen Aspekte noch zu Schwerpunkten zu-

sammengefaßt werden sollen.

Während dieser Phase der Einzelarbeit sollte es ruhig sein und keine Diskussionen stattfinden, um jedem

eine kleine Phase der Konzentration und Besinnung zu ermöglichen (ca. 10 Min.). Intensiver wird die

Arbeit, wenn in Kleingruppen gearbeitet wird. Dort ist möglicherweise eine privatere Atmosphäre und die

einzelnen Antwortkarten erhalten höhere Aufmerksamkeit.

Phantasiephase ❹

111

112

Wenn alle fertig sind, liest jeder seine Karten laut vor und klebt mit Tesa-Krepp seine Antwortkarten an-

schließend in die folgenden vorbereiteten Wandzeitungsspalten (bzw. steckt sie mit Nadeln an die Pinn-

wände):

Glücksliste

1. Hierbei brauche ich für die 2. Hierbei spielt Geld für die

Realisierung unbedingt Geld! Realisierung keine so große Rolle!

Anschließend sollte den Kleingruppen die Gelegenheit gegeben werden, noch einmal ihre Wandzeitung ins-

gesamt zu diskutieren und zu ergänzen.

Danach kommen die einzelnen Kleingruppen im Plenum zusammen und stellen ihre Wandzeitung vor.

Das Plenum darf Nachfragen bzw. Verständnisfragen stellen. An dieser Stelle sollte eine ausführliche Dis-

kussion einzelner Punkte noch nicht erfolgen, die Gruppe könnte sich sonst „festbeißen“. Es soll hier ja

gerade ein Gesamtüberblick aller Wünsche, Ziele und Bedürfnisse der Gruppe erstellt werden. Erst in einer

zweiten Runde könnten folgende Leitfragen die Plenumsdiskussion abschließen:

1. Wie war der Gruppenprozeß?

2. Wie würdest du die Ergebnisse zusammenfassen?

3. Gibt es Gemeinsamkeiten bei den Ergebnissen der Kleingruppe?

4. Welche wesentlichen Unterschiede gibt es?

5. Sind es mehr materielle oder immaterielle Dinge, die eure Zukunft bestimmen?

6. Welche Bedeutung haben Träume und Wünsche für euch?

Variante: Es können auch die Antwortkarten der Fragen a bis e jeweils auf einer Wandzeitung gesammelt

werden. Anschließend sollten ähnliche Dinge / Nennungen zusammengefaßt werden zu Schwerpunkten.

Nun erhalten alle Schüler/innen jeweils 8 Klebepunkte. Die Aufgabe lautet: Gebt solchen Aussagen einen

Klebepunkt, die ihr selbst für sehr bedeutsam haltet. Oft entsteht nun ein Gewusel an der Wandzeitung.

Am Ende werden die Nennungen ausgezählt und es ergibt sich eine Art Hitliste, die anzeigt, welche Punkte

„hier und heute“ für die Schüler von großer Bedeutung für ihr Glücksempfinden sind. Die ermittelte Rang-

folge kann noch durch Einkreisen und weitere Hervorhebungen verdeutlicht werden.

1.Name „Was brauche ich, um glücklich zu sein?“

2. Methodentyp Kartenabfrage

3. Ziele Aufmerksamkeit wecken für Bedürfnisse

(materielle und immaterielle); demonstrativer Konsum

4. Inhalte Persönliche Einstellung zum Haben-Wollen

5. Dauer ca. 30 Minuten

6. Material Wandzeitung, Moderationskarten in unterschiedlichen Farben,

Pinn-Nadeln

7. Anleitung

Diese Kartenabfrage kann auch, obwohl sie in die Phantasiephase gehört, an anderer Stelle in der Problema-

tisierungsphase (also ziemlich am Anfang) erfolgen. Allerdings erfolgt die Auswertung wirklich erst hier in

der Phantasiephase.Es kommt darauf an, dass die Schüler sehr spontan mit dieser Frage konfrontiert werden

und jeder für sich in einer Stillphase Moderationskarten mit individuellen Aussagen ausfüllt. Alle Karten

werden auf einer Wandzeitung gesammelt, möglichst zu Themenbereichen dann später zusammengefaßt.

8. Anmerkungen

Obwohl die Schüler wissen, dass es bei dieser Zukunftswerkstatt: „Schuldenprävention“ um Ausgabever-

halten / Schuldenverhalten / Haben-Wollen geht, haben wir in allen bisher durchgeführten Werkstätten fast

ähnliche Ergebnisse erhalten: Mein Glücklichsein hängt sehr eng damit zusammen, dass ich Freunde habe,

einen besonderen Freund bzw. eine Freundin, dass mir mein Vater, meine Mutter mehr Zeit und Aufmerk-

samkeit schenken mögen. Aber auch immaterielle Dinge wie „gesund bleiben“, „intakte Natur“ wurden

und werden oft benannt. Da wir davon ausgehen, dass dies so auch häufig vorkommen wird, wäre an dieser

Stelle die Diskussion mit den Schülern fruchtbar, über „Akzeptiertsein“, „Freunde haben“ zu reden und

welchen Stellenwert die Konsumgüter - Mountainbike, Walkman, Turnschuhe von XXX usw. -

einnehmen.

Interessant ist zu sehen, dass Schüler durchaus ein Gespür haben, dass Haben-und-Besitzen-können nicht

das allein Seligmachende im Leben sein kann. Warum dennoch das Materielle oft in den Vordergrund

rückt, dieser Frage ist mit den Schülern gemeinsam nachzugehen.

• Ist es der „demonstrative“ Konsum, der es mir erleichtert, in einer Gruppe aufgenommen zu wer-

den?

• Bestimmt die Wahl der Marke eines Turnschuhs darüber, ob ich gemocht werde / in die Gruppe

inte-

griert werde?

• Kleider machen Leute - stimmt das nach wie vor?

• Was könnte und sollte sich in unserem Blickwinkel ändern?

Es ist ganz wichtig, dass die Diskussion und die Suche nach einer Antwort (Warum ist das so? Warum bin

ich so?) nicht moralisch diskutiert wird. Vielmehr scheint es uns richtig zu sein, den Schülern Raum und

Zeit zu geben, sich und ihren Träumen / Wünschen nachzuspüren, sich zu erfahren und als Fazit zu wissen,

wie sie innerlich „funktionieren“. Oft fällt es mir leichter, Aufmerksamkeit durch das Tragen einer Diesel-

Jacke zu bekommen, als mich um freundschaftliche Kommunikation zu bemühen. Diese möglichen Zusam-

menhänge offenzulegen, wäre wichtig. Aber auch dann ist es wichtig, es so zu akzeptieren wie es ist und es

nicht moralisch zu diskutieren. Vielleicht kommt ja der eine oder andere auf diese Weise auf die Idee, seine

113

Konsumhaltung bewußter wahrzunehmen und dies könnte ermöglichen, zukünftig anders zu handeln und

zu konsumieren als bisher.

1. Name „Die Traumbuche“

2. Methodentyp mündliche Simulation, Phantasiereise

3. Ziele Impulse setzen, Reflexion der eigenen Träume, Wünsche und

Bedürfnisse

4. Inhalte Wünsche, Ziele, Lebensstilüberlegungen, Träume, Bedürfnisse

5. Dauer 30 - 45 Minuten

6. Material Kassettenrecorder, Entspannungsmusik

7. Anleitung

Die Schüler/innen sitzen im Stuhl-Kreis. Der Raum kann etwas abgedunkelt werden. Die Schüler werden

nicht extra aufgefordert, die Augen zu schließen. Wer das will, kann das natürlich tun. Der Lehrer liest die

Geschichte langsam und im zweiten Teil etwas monotoner vor. Er läßt ausreichend Pausen (...), damit die

Schüler/innen genügend farbige und ausführliche Bilder vor ihrem inneren Auge entstehen lassen können.

Parallel zum Vorlesen läuft leise Entspannungsmusik. (Je nach Schülergruppe unterschiedlich. Bewährt

haben sich die langsamen Barock-Largos und -Adagios. Aber auch Modernes ist brauchbar, z.B. Vangelis).

Die Phantasiereise zur Traumbuche beginnt mit der Musik, nach einer kleinen Weile wird der Text vorgetra-

gen. Am Ende der Geschichte folgt noch eine Weile die Musik. Das fördert die Entspannung und innerliche

Sammlung und läßt Eindrücke entstehen und bildhaft werden.

114

Lesetext:

„Ich möchte euch ein Märchen erzählen -

ein Märchen, das sehr schön zu dieser

Musik hier paßt. Lauscht ein wenig der

Musik...

Einige hundert Schritte vor dem ersten

Hause eines alten Dorfes steht auf einem

grünen Rasenhügel ein Baum, wie er

heute nur noch selten wächst. Die Bauern

sagen, er stamme noch aus der Heidenzeit

und ein heiliger Apostel sei unter ihm von

Heiden erschlagen worden. Da hätten die

Wurzeln des Baumes das Apostelblut

getrunken, und wie es ihm in den Stamm

und in die Äste gefahren sei, sei er davon

so groß und kräftig geworden. Wer weiß,

ob’s wahr ist? Eine eigene Bewandtnis

aber hatte es mit dem Baum; das wußte

jeder, Klein und Groß im Dorf. Wer unter

ihm einschlief und träumte, dessen Traum

ging unabweislich in Erfüllung. Deshalb

hieß er schon seit undenklichen Zeiten die

Traumbuche, und niemand nannte ihn

anders. Eine besondere Bedingung war

jedoch dabei: Wer sich zum Schlaf legte

unter die Traumbuche, durfte nicht daran

denken, was er wohl träumen würde. Tat

er es dennoch, so träumte er nichts wie

Krimskrams und verworrenes Zeug, aus

dem kein vernünftiger Mensch klug wer-

den konnte. Das war nun allerdings eine

sehr schwere Bedingung, weil die meisten

Menschen viel zu neugierig sind, und so

mißlang es denn auch den allermeisten,

die es versuchten; und lange ist es im Dorf

keinem einzigen, weder Mann noch Weib,

auch nur ein einziges Mal gelungen. Aber

seine Richtigkeit hatte es mit der Traum-

buche, das war sicher...

Die Traumbuche

115

Eines heißen Sommertages nun, da kein

Lüftchen sich regt, kommst du die Straße

daher gewandert. Als du an dem Dorfe

anlangst, drehst du noch einmal alle deine

Taschen um, doch sie sind alle leer. „Was

fängst du an?“ denkst du bei dir. „Tod-

müde bist du; umsonst nimmt dich kein

Wirt auf, und jetzt noch arbeiten, wäre ein

beschwerliches Handwerk.“

Da erblickst du die herrliche Buche mit

dem grünen Rasenhügel davor; und da sie

nur wenige Schritte abseits vom Wege

steht, legst du dich unter sie ins Gras, um

etwas auszuruhen. Doch der Baum hat

ein seltsames Rauschen, und wie er seine

Zweige leise bewegt, läßt er bald hier, bald

da einen feinen glitzernden Sonnenstrahl

durchfallen und bald hier, bald da ein

Stückchen blauen Himmel durchschei-

nen: Da fallen dir die Augen zu, und als

du so ruhig da liegst, wirft die Buche

einen Zweig mit drei Blättern herab, der

fällt dir geradewegs auf die Brust...

Du beginnst zu träumen... und eine innere

Stimme sagt dir, dass alles das, was du dir

im Traum wünschst, wird wahr werden.

Du träumst davon, wie du wirklich leben

möchtest ... Du siehst die anderen Men-

schen : Fremde, Freunde ... Was tut ihr

zusammen? ... Träumst du vom Feiern,

vom Tanzen? ... Du siehst in deinem

Traum das Schöne ... Deine Träume tra-

gen dich fort zu einem großen, warm

erleuchteten Marktplatz mit vielen Men-

schen ... Du träumst davon, wie du arbei-

test ... Du träumst von deiner freien Zeit ...

Was machst du? ... Wie wohnst du?...

Wo wohnst du? In der Stadt? Auf dem

Land? ... Du siehst ganz deutlich, wie die

Umgebung deiner Wohnung (und deiner

Arbeitsstelle) aussieht... die Wege, die

Straßen ...

Du siehst in deinem Traum ganz deutlich

vor dir, was du willst, was du in deinem

tiefsten Innern wirklich brauchst, was du

dir wünschst, wie du sein willst ...

Und du hast die Gewißheit: Es wird Wirk-

lichkeit werden! ...

Gleich - in einigen Sekunden - wird wie-

derum ein Blatt auf deine Brust fallen und

du wirst langsam - ganz langsam - aus dei-

nem Traum hier in diesen Raum zurück-

kommen.

Bitte lauscht noch ein wenig der Musik,

bis mit den letzten Tönen die Bilder und

Träume blasser werden ...“

116

Nach dieser Zeit der Sammlung und des weiteren Hinübergleitens in die Realität sollte nicht gleich überGedanken, Gefühle, Erlebnisse, Bilder, die man während der Phantasiereise hatte, gesprochen werden.

Die Schüler/innen werden zunächst aufgefordert, ihre Eindrücke noch nicht weiterzuerzählen, sondern auf

einem großen Blatt Papier (DIN-A4 oder DIN-A3) mithilfe farbiger Stifte (empfehlenswert sind Jaxon-Krei-

den) ihren Traum zu malen. Es soll darauf geachtet werden, dass auch dabei noch keine Gespräche über

den Inhalt stattfinden.

Die Schüler haben etwa 10 Minuten Zeit, ihr Bild zu malen. Danach werden sie aufgefordert, ihr Bild vor

sich auf den Boden zu legen, so dass sie es anschauen können. Dann stehen alle auf und gehen langsam im

Uhrzeigersinn von Bild zu Bild und schauen - wie auf einer richtigen Vernissage - was die anderen so zu

Papier gebracht haben.

Erst wenn jeder wieder an seinem Platz steht - vor seinem Bild - trifft sich jeder mit seinem linken Nach-

barn und tauscht sich im Zweiergespräch aus: über das eigene Bild und was er /sie noch alles zu berichten

hat.

Eventuell kann es wichtig sein, darauf hinzuweisen, dass jeder nur das über sich, über seine Träume dem

anderen mitzuteilen braucht, was er auch mitteilen will. Privates sollte durchaus auch im Privaten bleiben

können. Im Anschluß an diese Zweiergespräche erfolgt eine Plenumsrunde und die Zweiergruppen berich-

ten kurz, was bei ihnen Wichtiges herauskam.

Dieses Rundumgespräch soll verdeutlichen, welche persönlichen Aspekte von Zukunftsvorstellungen und

Wünschen es gibt. Wo sind Gemeinsamkeiten? Auf einer vorher vorbereiteten Wandzeitung können dann

auf Karten erfaßte Stichworte aus dem Gespräch auf Zuruf gesammelt werden.

Die Karten können dann in Themenblöcken zusammengefaßt werden: Wie will ich wohnen? Wie will ich

leben? Wie will ich arbeiten? usw. Daraus ergibt sich dann ein Szenario von „Lebens-Träumen“ .

Zum Schluß heften dann alle ihr Bild an eine (mehrere) Wandzeitung(en).

8. Anmerkungen

Auf Besonderheiten der Klassenstruktur und Altersstufe sollte der Lehrer dann achten, wenn die Gruppe

nicht „ganz bei der Sache ist“. Es empfiehlt sich dann, eventuell die Phantasiereise bzw. die Geschichte zu

kürzen oder besondere Schwerpunkte hervorzuheben.

Ziel der Zweiergespräche kann es auch sein, jeweils 2 - 3 Karten mit kurzen Stichworten zu versehen, die

die eigene Traumreise treffend für alle darstellen.

Bei der Sammlung der Karten auf der Wandzeitung kommt es darauf an, sie zu Themenblöcken wie Woh-

nen, Leben, Arbeiten, aber auch Ausstattung, Natur, Menschen, Gesundheit und Glück zu ordnen.

117

1. Name „Was tun?“

2. Methodentyp Kartenabfrage, Brainstorming

3. Ziele Verknüpfung der Problematisierungs- und Phantasiephase

mit der Umsetzungsphase, Handlungsorientierung herstellen,

persönliche Schlußfolgerungen anregen

4. Inhalte Persönliche Handlungsstrategien

5. Dauer 30 - 60 Minuten

6. Material Wandzeitungspapier und Klebeband; Filzstifte,

DIN-A5-Blätter / Moderationskarten

7. Anleitung

Im Plenum wird eine Wandzeitung mit folgendem Text aufgehängt:

• „Wie können wir unsere Erkenntnisse aus der Problematisierungsphase und unsere Zukunftsvor-

stell-

ungen aus der Phantasiephase umsetzen? Was ist für mich persönlich wichtig?“

Es erfolgt nun ein schriftliches Brainstorming. Die Schüler schreiben jeweils bis zu drei Antworten auf eine

Karte. Die Karten werden eingesammelt und an die Wandzeitung geheftet und geordnet. Eine kurze Dis-

kussion schließt sich an. Ergänzungskarten dürfen eingefügt werden.

Weitere Fragen können sich anschließen:

• Wie könnte ich zukünftig mit meinem Taschengeld (noch) besser auskommen?

8. Anmerkungen

Mit Hilfe der verschiedenen Wandzeitungen aus der Problematisierungsphase (mit den Dokumenten des

abgelaufenen Lernprozesses) wird reflektiert, in welchem Spannungsverhältnis sich die Jugendlichen befin-

den. Das erfordert für jeden einzelnen eine persönliche Orientierung bzw. das bewußte Erarbeiten von

Handlungsstrategien für die Gegenwart und besonders für zukünftige Ereignisse.

❺ Umsetzungsphase

118

1. Name „My first Wohnung“

2. Methodentyp Übung, Planen, Kalkulieren

3. Ziele Erkennen, was eine Grundausstattung kostet; Alternative zu

kostspieligen Ausstattungsgegenständen suchen

4. Inhalte Ein eigener Haushalt wird eingerichtet, mit Hilfe eines

Katalogs werden die Kosten erfaßt

5. Dauer 60 Minuten

6. Material Papier, Stifte, Vorlage Wohnungsskizze, Katalog eines großen Möbel-

hauses

7. Anleitung

Die Schüler sollen ihren ersten Haushalt einrichten bzw. planen. Zur Einstimmung wird folgende Aufgaben-

stellung vorgetragen bzw. als Arbeitsvorlage in Kopie verteilt.

„Endlich ist es soweit, du hast die Traumwohnung gefunden, es ist zwar kein Loft in einer alten Fabriketage

und auch nicht die Bauernkate mit Blick auf den schilfbedeckten Teich. Solide und hübsch ist sie aber

doch, deine neue kleine Zweizimmerwohnung. Jetzt geht es an´s Einrichten und du kannst die Wohnung

nach eigenen Wünschen gestalten. Folgendes solltest du beachten:

- Dein monatliches Einkommen aus dem neuen Job beträgt 1.000,- Euro netto.

- Die Miete beträgt z. Zt. 400,- Euro

Das ist prima, doch dein bester Freund macht dich darauf aufmerksam, dass da noch fixe Kosten dazukom-

men. An die hattest du anfangs nicht gedacht.

Strom / Gas, alle zwei Monate ca. 40,- Euro

Fernseher / Rundfunkgebühren, alle drei Monate 35,50 Euro

Private Haftpflichtversicherung, jährlich 65,- Euro

Hausratversicherung, jährlich 55,- Euro

(bitte eventuell ergänzen!)

119

Wohnraum

Flur

BadKüche Zimmer

Wohnraum

Essplatz

Wohnraum

Wohnraum

Küche

Küche

Bad

A

A

A

Essplatz

Küche

Essplatz

A

Essplatz

COPY

Da schrumpft das für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehende Geld auf Euro................ monatlich

(bitte ausrechnen!). Da ist für große Anschaffung erstmal wenig drin, zumal du ja auch planst, im Sommer

den Urlaub im Süden zu verbringen. Dafür legst du jeden Monat 100,- Euro zurück

(bitte oben berücksichtigen!).

Du hast großes Glück, dass du für deine erste Wohnungseinrichtung von deinen Eltern und aus einem frei-

werdenden Sparvertrag 4.000,- Euro zur Verfügung hast. Jetzt geht´s ans Planen für die Wohnungseinrich-

tung.“

Jeder Schüler erhält neben dieser Situationsbeschreibung für die weitere Bearbeitung folgende

Informationen bzw. Materialien:

• Din-A4-Blatt mit dem Grundriß der neuen Wohnung (ca. 65 qm) (bitte Skizze anfertigen)

• Katalog eines großen Möbelhauses

• Liste, die jeder vervollständigen soll:

Was ich an Einrichtungsgegenständen schon besitze und mitnehmen werde?

• Liste:

Was brauche ich neu? Und was kostet das?

Zur Erleichterung und zur besseren Kalkulation empfehlen wir, den Möbelkatalog zur Hilfe zu nehmen.

Nicht weil ein Katalog die ultima ratio des Einkaufens ist, sondern weil hier die Schüler schnell Gegen-

stände für eine fiktive Wohnungseinrichtung finden können und gleichzeitig über den Preis informiert wer-

den.

1. Die Schüler werden nun aufgefordert, „ihre“ Wohnung mit Hilfe des Grundrisses aufzuteilen:

Wo kommt was hin? (Der Lehrer sollte diesen Grundriß als Kopie zur Verfügung stellen, es reicht

eine grobe Skizze!)

Dazu haben sie 10 - 15 Minuten Zeit.

2. Nun werden die Gegenstände / Möbel auf dem DIN-A4-Blatt erfaßt, jeweils auf die Zimmer bezo-

gen.

3. Der Blick in den Möbelkatalog soll helfen, geeignete Einrichtungsgegenstände ausfindig zu

machen und gleichzeitig den Preis zu notieren. (Bitte in die Planungsliste eintragen!)

Dazu haben die Schüler 15 Minuten Zeit.

4. Nun erfolgt die Addition aller Posten und ein Vergleich mit dem zur Verfügung stehenden Budget;

auch der Blick auf die laufenden Einnahmen und Ausgaben ist notwendig.

5. Zu einem weiteren Schritt werden die Schüler aufgefordert - soweit das notwendig ist (und meist hat

sich gezeigt, dass es das ist!) - ihre Planung zu überarbeiten:

• Welche Anschaffung kann ich mir z.Zt. nicht leisten / ist zu teuer?

• Welche Alternative gibt es dazu:

• eine billigere Variante aus dem Katalog,

• eine Anschaffung, die ich erst später realisieren will (sparen)

• statt Neuanschaffung, Suche nach alten - aber schönen - Möbelstücken, die viel weniger kosten,

eventuell auch schon mal einen Kratzer durch den Gebrauch haben

• kann man - auch mit Hilfe von Freunden / Eltern - einige Dinge in Eigenarbeit billiger selbst

herstellen (Vorhänge / Regale etc.)?

Solche und weitere Möglichkeiten sollten jetzt mit herangezogen werden, um die Planung „rund“ zu

machen und zu Ende zu führen. Nach weiteren 10-15 Minuten selbständiger Stillarbeit folgen Zweierge-

spräche, in denen sich die Schüler ihre Planung gegenseitig erklären.

Im anschließbaren Plenum sollen dann u.a. folgende Aspekte erörtert werden:

• Wie hoch war die Abweichung eurer ersten Planung mit dem zur Verfügung stehenden Budget?

• Wie habt ihr die Realisierung erreicht?

• Welche Tips könnt ihr an eure Freunde weitergeben?

120

8. Anmerkungen

dass solche Ausstattungsplanungen noch detaillierter gemacht werden können, liegt auf der Hand. Wir

haben hier noch gar nicht über die Qualität der Einrichtungsgegenstände, dem Vergleich von diversen

Angeboten, von Stilfragen, Wohnökologie usw. gesprochen.

Wer es genauer machen will, sei an dieser Stelle auf ein umfangreiches Arbeitsmaterial hingewiesen, das

als Orientierungshilfe mit Checklisten eine detaillierte Planung erleichtert.

„Was kostet die Grundausstattung für den Haushalt?“

Eine 50seitige Broschüre ist kostenlos zu beziehen über: Geld und Haushalt, Beratungsdienst der Sparkas-

sen, - Broschürendienst- Postfach 8000428, 70504 Stuttgart.

121

1. Name „Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken“

2. Methodentyp Ideensammlung nach der Brainstorming - Methode

3. Ziele Finden und Zusammentragen von Möglichkeiten, um die

finanzielle Situation des einzelnen zu verbessern

4. Inhalte Einnahmen und Ausgaben

5. Dauer 45 Minuten

6. Material DIN-A5-Blätter, Filzstifte, Krepp-Klebeband, Zeichenmaterial,

A4- und A3-Bögen

7. Anleitung

Bei größeren Schülergruppen empfiehlt es sich, die Gesamtgruppe in zwei oder drei Kleingruppen einzutei-

len, die dann in getrennten Räumen die Ideensammlung durchführen.

Aufgabe ist es, möglichst viele Einfälle in Stichpunkten zu sammeln, wie jeder Schüler im eigenen Alltagsle-

ben seine Ausgaben verringern und eventuell auch seine Einnahmen erhöhen kann: Was kann ich persön-

lich tun? Alle Einfälle sollen auf DIN-A5-Karten bzw. Moderationskarten (in großer, gut lesbarer Schrift)

geschrieben werden. Wichtig ist, dass hierbei nach den Brainstorming-Regeln verfahren wird: Es sollen alle

Ideen unzensiert notiert werden, weiterhin sollte nichts wegfallen, und es dürfen beim späteren Vorlesen

keine einschränkenden Kommentare abgegeben werden („Das klappt ja sowieso nicht!“ usw.).

Als Hilfestellung für die Ideenfindung können eventuell Vorgaben als Überschriften auf der Wandzeitung

gemacht werden, welche die wichtigsten Alltagsbereiche umfassen. Wenn die Schüler ihre Ideen-Karten

mit den Krepp-Klebestreifen an die Tafel heften, sollen sie ihre Karten gleich diesen Rubriken zuordnen.

Vorschläge für die Vorgaben-Bereiche (ggf. auswählen!):

• Küche, Essen und Trinken

• Badezimmer, Kosmetik

• Wohnungseinrichtung

• Kleidung

• Elektrische Geräte (etwa Haushaltsgeräte, Musikanlage, .....)

• Fahrzeuge (Auto, Fahrrad, .....)

• Zeitungen, Zeitschriften, Bücher

• Hobbies (Sport, Kultur, Basteln, .....)

• Urlaub

• Geschenke (Weihnachten, Geburtstag, .....)

• Genußmittel (Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten, .....)

• Spielzeug

• Stromverbrauch

• Dienstleistungen (Post, Banken, .....)

• Unternehmungen (Kino, Kneipe, .....)

• Waschen, Körperpflege, Haareschneiden

• Haushaltsreinigung

u.v.m.

122

Die Auswahl bzw. die Ergänzung der Vorgaben sollte jeweils im Hinblick auf die konkrete Zielgruppe erfolgen.

Günstigere Vorgaben wären evtl. auch inhaltlich offenere Fragen:

• Wo wäre es möglich, weniger einzukaufen bzw. zu verbrauchen?

• Wo kann auf billigere Alternativen umgestiegen werden?

• Was kann evtl. abgeschafft, verkauft werden?

• Was läßt sich möglicherweise mit anderen gemeinsam nutzen?

• Wo bestehen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten, etwa durch

Verkauf, Vermietung, Nebentätigkeit?

Sobald die Ideen der Schüler spärlicher fließen, sollte der Lehrer den Abbruch der Sammlung ankündigen

(„Noch drei Minuten!“).

Anschließend wird die Ideensammlung vorgelesen und gemeinsam besprochen. Der Lehrer verliest die ein-

zelnen Stichpunkte. Bei Bedarf erläutert der betreffende Schüler jeweils seinen Vorschlag.

Falls vorher Kleingruppenarbeit erfolgt ist, stellen nacheinander alle Gruppen ihre Ideen-Sammlungen im

Plenum vor.

Zum Abschluß der Ideen-Sammlung kann nun die Herstellung persönlicher Merklisten erfolgen. Jeder

Schüler notiert für sich selbst die 10 Einsparungs-Tips, die er für seinen Alltag am wertvollsten und geeig-

netsten hält. Diese Merkliste auf A4- oder A3-Bögen kann optisch ansprechend gestaltet werden, etwa mit

kleinen Zeichnungen, Cartoons, collageartigen Ausschnitten aus Zeitschriften, mit Ornamenten usw.

Variante: Die Merkliste kann auch in Verbindung mit oder anstatt des „Briefes an mich selbst“ verschickt

werden (siehe weiter unten).

8. Anmerkungen

Auf die Einhaltung der Brainstorming-Regeln sollte geachtet werden. Keine Idee ist zu verrückt, um nicht

aufgeschrieben zu werden. Es sollte keine „Selbstzensur“ im Kopf der Schüler erfolgen. Auch „Killer-

sprüche“ („...das ist doch Schwachsinn“ o.ä.), die die Einfälle anderer Schüler abwerten oder deren Um-

setzbarkeit in die Praxis in Frage stellen, sollen vermieden werden.

Beim Erstellen der persönlichen Merkliste sollte auf das bunte Ausgestalten nicht verzichtet werden.

Die Listen sind für den Einzelnen nur sinnvoll, wenn sie Aufforderungscharakter besitzen. Der Lehrer

sollte den Schülern vorschlagen, die Merkliste daheim z.B. in die Küche oder in den Hausflur zu hängen,

um die Anregungen nicht aus den Augen zu verlieren.

123

1. Name „Was kostet Geld / ein Konto?“ Erkundung vor Ort

2. Methodentyp Markterhebung, Interview

3. Ziele Besuch einer Bank, Sparkasse

Befragung anhand eines Interview-Leitfadens

4. Inhalte Kosten für ein Girokonto, für einen Kredit;

Jugendmarketing der Geldinstitute

5. Dauer ca. 3. Std., incl. der Vorbereitung (Erarbeitung eines Frage-

bogens) und Auswertung der Erkundung

6. Material Fragebogen, Stifte, Wandzeitung

7. Anleitung

Natürlich ist es einfacher, sich Info-Material einer Sparkasse/Bank per Post zukommen zu lassen, um es

dann im Klassenraum mit den Schülerinnen und Schülern auszuwerten. Der direkte Besuch vor Ort ist aber

für die teilnehmenden Schüler realitätsgerechter und viel interessanter, als nur die Information aus „zwei-

ter Hand“ zu erhalten. Dazu kommt, dass das persönliche Gespräch oft intensivere Eindrücke vermittelt

und die Schüler in der direkten Auseinandersetzung vor Ort qualifiziert werden, zukünftig offensiver in

Verhandlungsgesprächen aufzutreten. Die „Schwellenängste“ werden ebenfalls abgebaut.

Die Schüler sollen in Kleingruppen zu verschiedenen Geldinstituten gehen und anhand eines vorher eigen-

ständig entwickelten Interview-Fragebogens Informationen einholen. Bei der Entwicklung der Fragen kön-

nen sie sich an den folgenden Leitfragen orientieren, es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, dass die Schüler

eigene Fragen vorab detailliert aufbereiten. Das fördert die innere Bereitschaft, zwingt zur gedanklichen

Auseinandersetzung mit den Inhalten und vermeidet ein bloßes Ablesen des Fragenkataloges.

Die Leitfragen können sein:

1. • Wie eröffne ich ein Girokonto?

(Bedingungen, Kosten, Ablauf etc.)

• Erhalte ich auch eine Kundenkarte bzw. EC-Karte und was kann ich damit machen?

• Darf ich das Konto überziehen?

• Für den Kauf eines Mountain-bikes benötige ich eine Finanzierung. Wie sehen die Konditionen für

einen Kredit aus?

Weitere Leitfragen betreffen das Jugendmarketing der Geldinstitute und stehen im engen Zusammenhang

mit dem Informationsblock „Das Jugendmarketing der Geldinstitute“.

• Welche Aktivitäten werden den Jugendlichen geboten? (Wettbewerbe, Clubzeitungen,

Ermäßigungen bei Jugendveranstaltungen etc.)

• Gibt es einen speziellen Jugendservice?

Die Antworten sollen beim Interview schriftlich festgehalten werden, um sie nachher für die Berichterstat-

tung im Plenum wiedergeben zu können. Auf einer Wandzeitung werden alle Ergebnisse stichwortartig

gesammelt (am besten auf Moderationskarten) und anschließend miteinander verglichen. Ein Blick auf

Wandzeitungen bzw. Posters aus der Problematisierungsphase (Info-Blöcke bzw. Auswertung des Spielele-

ments Kreditpoly) hilft, die Sachinhalte zu vertiefen.

124

8. Anmerkungen

Zur Vorbereitung der Interviews vor Ort empfiehlt sich, vorher telefonisch Kontakt aufzunehmen, damit

entsprechende Gesprächspartner in den Geldinstituten auch genügend Zeit haben, sich den Fragen der

Schüler zu stellen. Die Schüler sollten bei ihrem Besuch auch die Gesprächsatmosphäre mitbeachten und

kritisch würdigen. (Werden sie als potentielle Kontoinhaber umworben? Welches Image wird transportiert?)

Alternative bzw. Ergänzung:

In der Markterkundung vor Ort gehört ebenfalls der Besuch einer Schuldnerberatungsstelle und / oder der

Verbraucherberatung. Auch hier ist es ratsam, die Schülerinnen und Schüler vorher anhand entsprechender

Leitfragen einen detaillierten Fragebogen erarbeiten zu lassen, so dass sie das Gesrpäche führen bzw. len-

ken können.

Die Qualität der Ausbeute hängt dabei von der Intensität der Vorbereitung ab.

125

1. Name „Dem Geld auf der Spur“

2. Methodentyp Interaktionsspiel

3. Ziele Physische und psychische Lockerung, Angstabbau,

Förderung der Spielbereitschaft

4. Inhalte Einfache pantomimische Umsetzung des Schuldenthemas

5. Dauer 10 - 15 Minuten

6. Material (evtl. Cassettenrekorder) Musikuntermalung

7. Anleitung

Um die Gruppe körperlich und psychisch ein wenig zu „lockern“ für die nachfolgenden Rollenspiele, kann

es sinnvoll sein, diese Übung durchzuführen.

Es handelt sich um sog. Interaktionsspiele, die als Simultanspiele mit der Gesamtgruppe durchgeführt wer-

den. Diese einfache Übung nach dem Muster „Alle machen zur selben Zeit das gleiche!“ hat den unschätz-

baren Vorteil, dass hier noch keine Darstellung vor anderen erfolgt, sondern alle Schüler - sozusagen im

Schutze der Gruppe - fast unbeobachtet agieren. Jeder macht ja das gleiche und ist mit sich beschäftigt -

auch wenn viel gemeinsam „läuft“.

Es ist wichtig, dass der Stellenwert der Lockerungsübung in bezug auf das Nachfolgende kurz erklärt wird

(s.o.), dass sie aber durchaus auch für sich einen Eigenwert hat: Kurze körperliche Auflockerung innerhalb

des üblichen „Trotts“ und last but not least - es macht ganz einfach Spaß!

Der Lehrer fordert die Schüler auf, seine Anweisungen (die er engagiert, evtl. witzig parodiert einbringen

sollte) möglichst genau nachzumachen und damit solange fortzufahren, bis er neue Vorgaben macht.

Während dieser Übungen sollte nicht gesprochen werden:

• im Raum durcheinander umhergehen: ohne sich anzustoßen, erst schnell, dann langsam, eilig, hastig,

schleichend, kaputt, voller Energie, stolz, ängstlich usw.

• verfolgt von 10 Kredithaien

• auf dem Wege zu unangenehmen Gesprächen (Geld leihen, Schulden nicht zurückzahlen können) usw.

• jemanden ablehnen

• stolz und sicher gehen: wir haben dem Verführer (Sammelbesteller) widerstanden

• Weltrekord im Händeschütteln: Ihr seid Geldvermittler!

• neu eingekleidet: sich bewundern lassen

• wir gehören zur High-Society (und leben auch so)

• Sprichwörter zu Schulden und Reichtum wörtlich nachspielen

• ganz schnell viele unterschiedliche Begrüßungen

• Sportarten nachmachen, Aprés-Ski / Aprés Tennis: dazugehören, sich bewundern lassen, In-sein

• Kredithai hat jemanden an der Angel (wörtlich nachspielen)

• Weiteres selbst ausdenken

8. Anmerkungen

• Die Übungen können auch mit flotter Musik untermalt werden.

• Die einzelnen Übungsteile sollten nicht zu schnell „abgehakt“ werden, allerdings auch nicht zu lange

dauern, um Langeweile zu vermeiden. Wieviele der Beispiele durchgeführt werden, hängt vom Zeit-

budget bzw. der Lust der Gruppe ab.

126

1. Name „Begegnung mit dem Kredithai“

„Der neue Anzug“

„Was tun, wenn der Drücker kommt?“

„Klein, aber mein!“

2. Methodentyp Rollenspiele*

3. Ziele Einüben von Standfestigkeit und Selbstbehauptung in

unbequemen Situationen, den Überredungskünsten widerste-

hen können

4. Inhalte Praktiken unseriöser Kreditvermittler; Überredungskünste von

Verkäufern / Anbietern; Haustürgeschäfte; Lifestyle und

Konsumhaltungen

5. Dauer 45 Minuten (incl. 15 Minuten Vorbereitungszeit)

6. Material Situationsvorgaben und unterschiedliche Rollenbeschreibungen

(Rollenkarten); geeignete Requisiten

7. Anleitung

Im Plenum werden kurz - ohne den Inhalt preiszugeben - die vier Rollenspielmöglichkeiten vorgestellt.

Dann erfolgt die Aufteilung auf die Rollenspielgruppen.

Jede Gruppe erhält eine Beschreibung der Situationsvorgabe (kann laut in der Gruppe vorgelesen werden).

Für jede Rolle gibt es eine Rollenbeschreibung, d.h. eine Rollenspielkarte (vorher kopieren!).

Die Schüler machen sich dann (jeder für sich) mit ihren Rollen vertraut und sollten sich eventuell einige

Argumente, Floskeln o.ä. auf einem Stichwortzettel notieren.

Die Kleingruppen sollten ihre Rollenspiele - wenn möglich - in getrennten Räumen vorbereiten. Es erhöht

die Spannung, wenn die Gruppen die Aufgabenstellungen der anderen Gruppen nicht kennen.

Für diese Vorbereitung und Einstimmung haben die Gruppen etwa 10 - 15 Minuten Zeit. Falls Requisiten

gewünscht werden (was sehr zu empfehlen ist), sollten diese jetzt besorgt werden.

Hier gilt: Improvisation ist alles!

* Entwurf: Roland Möhle

127

Situationsvorgabe „Begegnung mit dem Kredithai“

Die Praktiken unseriöser Kreditvermittler sollen deutlich werden. Bei der Darstellung etwas zu übertrei-

ben, zu karikieren, ist sogar sehr hilfreich und bringt es auf den Punkt.

Folgende Rollen sind zu besetzen

1. Karl / Karla Müller (ein potentielles Opfer, da „total abgebrannt“)

2. Paul / Paula Schmitt (ein(e) Freund(in), eine Beratungshilfe)

3. Herr Raffke, der Kreditvermittler

Karl / Karla Müller ist arbeitslos. Seine finanzielle Situation ist nicht gerade rosig zu nennen. Die monatli-

chen Einkünfte von 600,- Euro Arbeitslosengeld decken gerade seine Ausgaben und ermöglichen es ihm, je

einmal pro Woche ins Kino zu gehen und sich mit Freunden in der Kneipe zu treffen. Vor ein paar Monaten

hat ihm sein Bruder aus der Klemme geholfen und ihm auf unbestimmte Zeit 1.500,- Euro geliehen. Karls

Bruder hat nun seinerseits Geldsorgen bekommen und drängt darauf, die geliehenen 1.500,- Euro mög-

lichst bald zurückzuerhalten. Karl hat seinem Bruder versprochen, das Geld innerhalb von einer Woche auf-

zutreiben. Doch leichter gesagt als getan.Weil Karl ohnehin seit einiger Zeit den Wunsch hat, seine Woh-

nung neu einzurichten, hat er schon oft mit dem Gedanken gespielt, eventuell einmal einen Kredit

aufzunehmen. Von seiner Bank glaubt er keinerlei Hilfe erwarten zu können. In der Zeitung entdeckt er fol-

gende Anzeige:

Vor den Geschäftspraktikern unseriöser Kreditmakler ist Karl schon von vielen Seiten gewarnt worden.

Aber diese Anzeige spricht ihn an, und er muß in seiner gegenwärtigen Lage jede Möglichkeit prüfen, zu

Geld zu kommen. Deshalb hat er bei dem Kredit-Eildienst angerufen und einen unverbindlichen Hausbe-

such vereinbart. Ein Herr Raffke will in Karls Wohnung kommen und hat versprochen, ihn über alle Kredit-

möglichkeiten unverbindlich zu informieren. Karl meint: Die Angebote werde ich mir in aller Ruhe

anhören. Ablehnen kann ich dann ja immer noch.

Rollenbeschreibung: Karl / Karla Müller

Eines ist klar: Du brauchst Geld, denn deinen Bruder willst du auf gar keinen Fall enttäuschen. Auch die

Aussicht, plötzlich viel Geld in der Tasche zu haben, reizt dich doch sehr. Insofern ist die Versuchung groß,

einen Kreditvertrag abzuschließen. Andererseits hast du gehört, dass es unseriöse Institute gibt, die nur die

finanzielle Zwangslage der Kunden ausnutzen wollen und sehr ungünstige Bedingungen anbieten. Deshalb

möchtest du zunächst möglichst viel über die Vertragsbedingungen erfahren. Überlege dir genau, was du

Herrn Raffke fragen willst, und laß dir jede Einzelheit genau erklären. Du hast ausgerechnet, dass du

monatlich vielleicht 50,- Euro, mit Müh und Not eventuell 80,- Euro für die Ratenzahlungen abzweigen

könntest. Über die Summe, die der Kredit ausmachen soll, bist du dir noch nicht im Klaren.

128

BARGELD SOFORT: BIS 30 000EURO!!!

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COPY

Rollenbeschreibung: Paul / Paula Schmitt

Du bist mit Karl seit langem gut befreundet und weißt um die schlechte finanzielle Lage deines Freundes.

Als Karl in seiner Wohnung gerade von einem Kreditvermittler beraten wird, kommst du zufällig hinzu.

Deine Rolle: Nach anfänglicher Skepsis überzeugt dich Herr Raffke, dass dieser von ihm angebotene Kredit-

vertrag für Karl in dessen jetziger Lage genau das Richtige ist. Deine Meinung, Karl solle den Vertrag ruhig

unterschreiben, äußerst du auch ganz eindeutig. Karls eventuelle Zweifel zerstreust du mit allen Argumen-

ten, die dir einfallen ...

Rollenbeschreibung: Herr Raffke, Kreditvermittler

Wie es sich gehört, versuchst du wie eine vertrauensvolle Persönlichkeit zu wirken. Du willst den Eindruck

erwecken, sehr um das Wohl deiner Kunden bemüht zu sein. Eigentliches Ziel ist dabei für dich, die Unter-

schrift von Herrn (Frau) Müller unter den vorbereiteten Kreditvertrag zu bekommen.

Du hast dabei einen Vertrag mit den folgenden Konditionen für Herrn (Frau) Müller vorgesehen:

• Kreditsumme: 3.000,- Euro

• Laufzeit: 32 Monate

• Monatsraten 105,- Euro

• Monatl. Zinssatz, jährlich zu zahlen: 1,0 %

• Einmalige Abschlußgebühr: 6 %

Das solltest du noch wissen:

Die Summe, die Herr (Frau) Müller ausgezahlt bekommt, beträgt 3.000,- Euro. Die Gesamtsumme, die der

Kunde innerhalb von 32 Monaten zurückzahlen muß ist dagegen 3.360,- Euro, nämlich 32 x 105,- Euro.

Dies brauchst du ihm nicht unbedingt zu offenbaren. Wenn er von selbst darauf stoßen sollte, kannst du ja

erklären, das sei so üblich in der Branche.

129

COPY

Situationsvorgabe: „Der neue Anzug“

Wer viel verkaufen will, muß seine Ware gut anpreisen. Das Verkaufsgespräch macht plötzlich den Kunden

zum „König“, manchmal leider nur solange bis der Kaufakt abgeschlossen ist. Der Kunde wird davon über-

zeugt, dass nur die hochwertige Ware (verbunden mit entsprechenden Preisen) seinen Bedürfnissen und

seinem Image gerecht wird. Er wird umschmeichelt - wie soll er da nur widerstehen?

Für eine Feier im Kreise der Verwandten benötigt Alwin Altkittel einen Anzug. Die Anschaffung darf aber

nicht zu teuer werden, denn Alwin Altkittel ist zur Zeit ohne Stellung und lebt von der Arbeitslosenunter-

stützung. Er weiß, dass er unnötige Ausgaben vermeiden muß. Mehr als 200,- Euro will er deshalb auf kei-

nen Fall ausgeben.

Seine Freundin Gudrun Rather begleitet ihn ins Kaufhaus, um ihn beraten zu können. Als die Verkäufer

versuchen, Alwin Altkittel zum Kauf eines sehr schicken, aber teuren Anzugs zu überreden, wird er unsi-

cher. Er würde gern einmal ein so exklusives Stück tragen wie die schicksten Anzüge hier im Kaufhaus.

Folgende Rollen sind zu besetzen:

1. Alwin Altkittel (braucht einen neuen Anzug)

2. Gudrun Rather (weiß immer einen guten Rat)

3.+4. Verkäufer Herr Weiß und Verkäuferin Frau Schwarz (beide wollen nur dein Bestes, dein Geld)

Rollenbeschreibung: Alwin Altkittel

Vor ein paar Monaten bist du arbeitslos geworden und mußt dich notgedrungen daran gewöhnen, bei allen

deinen Ausgaben zu sparen, wo immer dies möglich ist. Für den Kauf des Anzuges hattest du dir deshalb

ein Limit von 200,- Euro gesetzt.

Im Kaufhaus werden nun Anzüge in dieser Preislage angeboten; allerdings auch noch wesentlich schickere,

die dann aber fast das Doppelte kosten. Von so etwas hast du schon oft geträumt. Da du weißt, dass deine

Freundin dir Geld leihen könnte, überlegst du: Solle es nun dieser billige Anzug für nur 200,- Euro sein

oder wäre das Designer-Modell für den doppelten Preis eine Investition für die Zukunft wert? Du willst ihn

unbedingt!

Rollenbeschreibung: Gudrun Rather

Du willst deinen Freund beim Kauf eines Anzugs beraten und findest es richtig, dass er sich mit 500 DM

eine Höchstgrenze gesetzt hat. Eigentlich bist du der Meinung, dass die Anschaffung des Anzugs sowieso

unnötig ist.

Nun droht Alwin Altkittel den Überredungskünsten der Verkäufer im Kaufhaus nachzugeben. Er kommt in

die Versuchung, mehr Geld auszugeben, als geplant war. Die Verkäufer wollen einen möglichst teuren

Anzug verkaufen, das ist klar und aus ihrer Sicht vielleicht verständlich. Aber nun bist du gefordert, Alwin

auf den Teppich zurückzuholen und ihn zur Sparsamkeit zu überreden. Ein teurer Anzug ist zwar schick,

aber nicht unbedingt notwendig und mit Alwin Altkittels wirtschaftlicher Lage unvereinbar.

130

COPY

Rollenbeschreibung: Verkäufer Herr Weiss und Verkäuferin Frau Schwarz

Ein Kunde ist offenbar unsicher, wieviel Geld er beim Kauf eines neuen Anzugs anlegen soll. Hier bist du

mit deinen Überredungskünsten gefordert: Überzeuge den Kunden davon, dass es ein exklusiver Anzug

sein sollte, für den man schon mal 400 bis 500,- Euro ausgeben muß. Benutze Tricks, z.B.: Ein Mann von

Format wie Herr Altkittel sollte sich doch nicht mit minderer Qualität zufrieden geben! Man muß auf modi-

schen Stil achten, will man heute in der Welt etwas darstellen! Qualität hat eben ihren Preis! Designer-Klei-

dung unterstreicht die einmalige Persönlichkeit, hebt den Besitzer heraus aus der „Herde der Gleichgeklei-

deten“, schafft positives Image usw. Denk dir einige nette Schmeicheleien und Argumente aus.

131

COPY

Situationsvorgabe „Was tun, wenn ein Drücker kommt“

Ein Zeitungsabo soll an die Frau / an den Mann gebracht werden; einmal abgeschlossen, verlängert sich der

Vertrag Jahr für Jahr. Oft wird versäumt, fristgerecht zu kündigen - und außerdem ist es ja bequem, die Illu-

strierte ins Haus zu bekommen und man / frau tut ja was Gutes.

Folgende Rollen sind zu besetzen:

1. Hertha / Herbert Gutherz (Sie sind fast immer hilfsbereit)

2. Der Drücker - Herr / Frau Masche (Es geht ums blanke Überleben, oder?)

Hertha (Herbert) Gutherz hat sich einen Tag frei genommen, um mal richtig ausspannen zu können. Es

klingelt an der Tür. Sie öffnet und wird freundlich von einem Herrn (einer Dame) angesprochen, der ihr ein

Zeitschriftenabonnement anbietet.

Als sie ablehnt, stellt der „Drücker“ sich als Haftentlassener vor, der wieder Tritt fassen möchte. Die Ver-

mittlung eines Abonnements an Frau Gutherz würde ihm ein Stückchen weiterhelfen. Es entwickelt sich

eine Unterhaltung.

Rollenbeschreibung: Hertha / Herbert Gutherz

Deine Rolle ist im Grunde ganz einfach und dabei doch so schwierig:

Du möchtest eigentlich überhaupt nichts an der Haustür kaufen. Andererseits bist du ein hilfsbereiter

Mensch, der weiß, dass es Menschen mit schweren Schicksalen gibt. Z.B. Haftentlassene, mit denen nie-

mand etwas zu tun haben will, obwohl sie ihre Strafe für einen begangenen Fehler doch verbüßt haben.

Solche Menschen tun dir leid, und du würdest ihnen gern helfen.

Aber sollst du deshalb irgend etwas kaufen, das du gar nicht brauchst? Nein! Aber wie willst du den armen

Menschen an der Haustür abwimmeln? Oder lieber doch kaufen?

Überlege dir auf jeden Fall, was du antworten willst, wenn der Drücker anfängt, dir seine Lebensgeschichte

o.ä. zu erzählen.

132

COPY

Rollenbeschreibung: Der Drücker Herr / Frau Masche

Du bist ein Profi, der großes schauspielerisches Talent beweist und mit allen Wassern gewaschen ist und

kein wirklicher Haftentlassener, der evtl. zu Recht auf Mitleid hoffen kann, sondern ein gut geschulter,

schauspielender Vertreter.

Du hast bereits einige Erfahrung in diesem Gewerbe und hast die verschiedensten Tricks und Sprüche auf

Lager, um Kunden zu gewinnen. Schnell hat dir dein Gespür verraten, dass bei Frau / Herrn Gutherz die

„Haftentlassenen-Masche“ ankommen könnte. Skrupel gegenüber wirklichen Haftentlassenen hast du dir

schon längst abgewöhnt. Die sind nur hinderlich, wenn man in diesem Beruf erfolgreich sein will. Dein Ziel

ist klar: Frau / Herr Gutherz soll einen Abonnement-Vertrag für eine Zeitschrift unterschreiben.

Bei diesem Kunden dürfte in erster Linie die „Mitleids-Masche“ ziehen. Lege dir am besten

einige geeignete Sprüche zurecht, die Frau / Herrn Gutherz in die Enge treiben könnten, z.B.:

• Ich will doch nur ein ehrliches Leben anfangen und brauche eine Chance!

• Aus der Zeit im Knast habe ich gelernt!

• Ich habe schwer büßen müssen für das, was ich einmal getan habe und niemand hilft mir!

• Wollen Sie mich wieder in die Gosse treten?!

• Wenn alle Menschen hier draußen so gemein sind wie Sie, kann ich mich ja gleich umbringen!

Usw., usw. Keine Skrupel! Dir ist jedes Mittel recht, das zum Erfolg (sprich: zur Unterschrift) führen kann.

Laß dich auf keinen Fall abwimmeln. Du gehst erst wieder, wenn du die Unterschrift hast.

133

COPY

Situationsvorgabe „Klein, aber mein“

Lifestyle ist angesagt. Wir leben im „Hier und Jetzt“ und wollen genießen ... oder ?! Zwei befreundete Paare

tauschen ihre Ansichten über das Leben aus.

Folgende Rollen sind zu besetzen

1. + 2. Agnes und Albert (die Genügsamen)

3. + 4. Bert und Britta (Lifestyle ist eine Frage der inneren Einstellung)

Vor zwei Wochen haben Agnes und Albert A. ein befreundetes Paar, die B.’s, in deren Wohnung besucht.

Sie staunten nicht schlecht über die große, teure Behausung und den Lebensstil der B.’s:

Die Möbel waren in allen Räumen nagelneu und meist vom Versandhaus bezogen. Stolz zeigten Britta und

Bert B. auch ihre neue Videoanlage und ließen ihre brillante Stereoanlage mit CD-Spieler auf vollen Touren

laufen. Das Auto der B’s ist ein BMW.

Um sich dies alles anschaffen zu können, mußten Bert und Britta B. hohe Kredite aufnehmen und einige

Dinge auf Ratenbasis kaufen. Ihr Konto ist auch ständig überzogen, und verschiedene Mahnbescheide sind

den B’s auch schon ins Haus geflattert. Trotzdem wollen sie auf keinen Fall auf ihren Lebensstil verzichten,

obwohl der ganze Ärger um das liebe Geld ihnen reichlich Streß bereitet.

Es wurde nun ein Gegenbesuch der B’s. bei den A’s. vereinbart. Agnes und Albert A. bewohnen eine kleine,

preiswerte Altbau-Wohnung. Sie besitzen ein Radio mit eingebautem Kassettenrecorder und einen kleinen

Schwarz-Weiß-Fernseher. Die Wohnungseinrichtung stammt vom Sperrmüll oder ist selbstgebaut, wie

Regale, Betten oder Tische.

Den A’s genügt das voll und ganz, sie finden es in ihrer eigenen Wohnung gemütlich, und das ist für sie das

Wichtigste.

Die A’s haben auch auf die Anschaffung eines Autos verzichtet und fahren beide mit dem Fahrrad. Sie ken-

nen keine größeren finanziellen Sorgen; ihr Konto ist nicht überzogen.

Bert und Britta B. treffen bei den A’s ein. Angesichts der für ihren Geschmack kärglichen Ausstattung der

Wohnung machen sie sich lustig über den Lebensstil der A’s. Diese sehen sich nun in die Lage gedrängt,

ihren Lebensstil verteidigen zu müssen.

Rollenbeschreibung: Agnes und Albert

Ihr wollt nicht einsehen, warum man für ein wohnliches Zuhause unbedingt teure Anschaffungen machen

soll und sich hierbei womöglich auch noch verschuldet. Eure Wohnung ist vielleicht nicht gerade ein Aus-

stellungs-Objekt, aber ihr seht auch gar keinen Sinn darin, mit eurem Heim protzen zu wollen. Ihr mögt die

Wohnungseinrichtung so, wie sie ist.

Das ganze Gieren nach Geld und sinnlosem Luxus ist euch sowieso zuwider. Legt euch deshalb gute Argu-

mente zurecht, die für euren Lebensstil „Klein, aber mein“ sprechen.

134

COPY

Rollenbeschreibung: Britta und Bert

Ihr wißt, dass ihr euch den Luxus, in dem ihr lebt, eigentlich kaum leisten könnt. Aber ihr meint, man kann

finanziell nicht immer auf Nummer Sicher gehen. Deshalb habt ihr euch auf Ratenkäufe und Kontoüberzie-

hungen eingelassen. Eure Wohnung kann sich dafür aber sehen lassen. Es gibt so viele schöne und

moderne Dinge, die man sich anschaffen kann - warum solltet ihr auf einen gewissen Lebensstandard ver-

zichten?

Den Lebensstil der A’s findet ihr eher primitiv. Gewiß, die selbstgebauten Regale haben einen gewissen

Charme. Aber die ganze Einrichtung, der ganze Stil der A’s ist doch altmodisch und zeigt überhaupt nichts

her. Ihr seid stolz auf euren Lebensstil und macht euch lustig über den der A’s. Wenn die ehrlich sind, wür-

den die z.B. auch lieber einen teuren Wagen fahren als sich auf dem Fahrrad abstrampeln zu müssen! Über-

legt euch weitere gute Argumente, die für euren Lebensstil sprechen.

8. Anmerkungen

Die Spielgruppen benötigen jeweils ihre entsprechende Situationsvorgabe (kopiert). Jeder Schüler braucht

seine Rollenkarte (ebenfalls kopiert), wobei es spannender wird - auch für die Spielgruppe selbst -, wenn

jeder seine Rolle gut kennt und sie dementsprechend ausspielt und nicht abliest.

Es sollte darauf geachtet werden, dass der Spannungsbogen bei der Präsentation für die zuschauenden

Schüler nicht überzogen wird, etwa durch zu langatmiges Ausspielen der einzelnen Szenen.

135

COPY

1. Name „Andere überzeugen“

2. Methodentyp Transfer-Rollenspiel

3. Ziele, Absichten Erkenntnisse aus der Zukunftswerkstatt im Dialog vertreten,

Argumentationen sowie Widerstand und Durchsetzung einüben,

Einstellungen offensiv vertreten

4. Inhalte Möglichkeiten der Schuldenprävention

5. Dauer 30 Minuten

6. Material Keines

7. Anleitung

Es werden Paare gebildet. Die Partner sitzen sich auf Stühlen gegenüber. Einer beginnt, er hat die Aufgabe,

den anderen von den neuen Erkenntnissen, Prinzipien und Verhaltensweisen, die er aus dieser Zukunfts-

werkstatt gewonnen hat, zu überzeugen (über neue Einsichten zur Schuldenprävention). Während er sich

bemüht, nur Pro-Argumente zu liefern, hat der andere die Aufgabe, die Gegenposition einzunehmen. Er

darf nur Contra-Argumente nennen und kritische Rückfragen stellen.

Nach 10 Minuten werden die Rollen getauscht und die Diskussion wird fortgeführt. Durch den Wechsel

der Pro- und Contraseite haben beide Partner Gelegenheit, sich ausgiebig mit den unterschiedlichen Argu-

menten auseinanderzusetzen und ihre eigene Position zu vertiefen. Oft wird erst in diesem wechselseiti-

gen Gespräch deutlich, wo eigene Wissenslücken bestehen und mit welchen treffenden Argumenten ein

anderer besser zu überzeugen ist. Auch ganz unmittelbar hat dies einen Effekt auf die eigene Situation

nach dem Workshop, wenn man aus dieser vielleicht untypischen Gruppensituation, in der man mit ande-

ren Gleiches erlebt / erfahren hat, wieder in die Alltagssituation zurückkehrt.

❻ Nachbereitungsphase

136

1. Name „Brief an mich selbst“

2. Methodentyp Praktische Einzelübung

3. Ziele Transfer von Erkenntnissen in den Alltag, individuelle

Besinnung, Fokussierung auf persönlich Bedeutsames

4. Inhalte Eigene, sehr persönliche Anmerkungen, Vorhaben, etc.

5. Dauer 20 Minuten

6. Material Briefumschläge, DIN-A4-Papier, Kugelschreiber

7. Anleitung

Die Schüler erhalten die Aufgabe, in schriftlicher Einzelarbeit einen „Brief an sich selbst“ zu schreiben, in

dem sie unter dem Eindruck der Zukunftswerkstatt darüber reflektieren, was sie an ihrer zukünftigen

Lebensweise ändern möchten, genau dann, wenn sie wieder zu Hause sind.

Jeder schreibt für sich ca. 10 bis 15 Minuten. Die Privatheit ermöglicht es, den Brief in aller Offenheit und

Ehrlichkeit sich selbst gegenüber zu formulieren. Während des Schreibens sollte es ruhig sein.

Brief an mich selbst:

„Was ich für die nächste Zeit ändern und in meiner Alltagsplanung umsetzen möchte.“

Die Schüler verschließen ihren Briefumschlag selber und versehen ihn mit ihrer Adresse. Der Lehrer sam-

melt alle Briefe ein und verschickt sie etwa 3 bis 4 Wochen nach Beendigung der Zukunftswerkstatt. Dieses

Vorgehen hat den Vorteil, dass Einsichten und Informationen das Ende der Zukunftswerkstatt „Schulden-

prävention“ überdauern.

137

Wer macht was? Adressenpool

• Der neue Schuldenreport. Die Verschuldung der

privaten Haushalte in Deutschland, HRSG.:

Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V.,

Bonn, und Deutsches Rotes Kreuz, Bonn.

Erstellt vom Institut für Finanzdienstleistungen e.V.

(IFF), Hamburg (erscheint jährlich)

• Groth, U. / Peters, H.: Prävention hat viele Ge-

sichter, Praxishandbuch für die Schuldnerberatung,

FSB-Schriftenreihe, Band 2, Bremen 1995 zu bezie-

hen über: Förderverein Schuldnerberatung im

Lande Bremen e.V., Niederburger Straße 15, 28207

Bremen

• Landessozialberichterstattung NRW. Verschul-

dung, Überschuldung und Schuldnerberatung.

Band 4, HRSG.: Ministerium für Arbeit, Gesundheit

und Soziales des Landes NRW, Duisburg 1993

• „Cash for Kids“, Videofilm, 9 Minuten,

und: Sozialberatung für Schuldner. Handreichungen

mit Unterrichtshilfen. DM 20,- zu beziehen über:

Deutscher Caritasverband e.V., Vertrieb,

Postfach 420, 79004 Freiburg i. Br.,

Tel.: 0761/200296, Fax: 0761/200572

• Felicitas Naumann: Die schnelle Mark.

Mit Konto und Kredit. Eine Geschichte. rororo

Rotfuchs Taschenbuch, Reinbeck bei Hamburg,

1995,

(Eine spannende und informative Geschichte:

Chris wird arbeitslos, gnadenlos treiben Gläubiger

ihr Geld ein ... eine Geschichte so richtig aus dem

Leben)

Ein Bankier ist ein Mensch, der einen Schirm ver-

leiht, wenn die Sonne scheint, und der ihn sofort

zurückhaben will, sobald es zu regnen beginnt.

Mark Twain

• Große Freiheit Nr. 18 - mit Volldampf in die

Miesen? Tips für junge Leute zum Thema Geld,

Kredit und Schulden. HRSG.: Bezirksamt Friedrichs-

hain von Berlin, 1995 zu beziehen über: Dilab e.V.,

Rigaer Straße 102, 10247 Berlin

• Zu beziehen über die Verbraucher-Zentrale

NRW e.V., Versandservice, Adersstraße 78, 40215

Düsseldorf:

• Let´s talk about debts! Vom Schuldenma-

chen, - haben und - loswerden. Ein Unter-

richtsmaterial für Klassen ab Jahrgangs-

stufe 10,

• Schuldenprävention mit Jugendlichen.

Ein Handlungs- und Veranstaltungskonzept,

• Kostenlos zu beziehen über Geld und Haushalt,

Beratungsdienst der Sparkassen - Broschürenser-

vice - Postfach 800448, 50504 Stuttgart:

• „Unsere Kinder und das Geld“

• „Haushaltsplaner“

• „Der Verbraucherkredit. Möglichkeiten -

Risiken - Hilfen für den privaten Haushalt“

• „Was kostet die Grundausstattung für den

Haushalt?“

• Achtung! Absturzgefahr! Information-Beratung-

Hilfe. Hauswirtschaftlicher Beratungsdienst /

Schuldnerberatung, Willi-Becker-Allee 7,

Amt 51/51, Düsseldorf, Tel. 0211/8996418

Material- und Büchertisch

138

Wer macht was?

In fast allen größeren Städten und Landkreisen gibt

es inzwischen Schuldnerberatungsstellen.

Die jeweiligen Adressen sind zu erfahren über die

Sozialämter sowie bei den Wohlfahrtsverbänden:

Diakonisches Werk, Caritas-Verband, Deutsches

Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Paritäti-

scher Wohlfahrtsverband.

Bei Bedarf ist es ratsam, rechtzeitig Kontakt mit der

Beratungsstelle aufzunehmen (Wartezeiten berück-

sichtigen).

Es gibt auch eine aktualisierte Liste der Schuldner-

beratungsstelle „Wie werde ich meine Schulden

los?“ Zu beziehen ist diese Informationsbroschüre

über: Presse- und Informationsamt der Bundesre-

gierung, Welckerstraße 11, 53113 Bonn.

Weitere Kontaktadressen zu Fragen der Schuldner-

beratung sind:

Bundesarbeitsgemeinschaft

Schuldnerberatung e.V., Motzstraße 1,

34117 Kassel;

Bundesverband der Verbraucherzentralen

und Verbraucherverbände

Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. i.G.

Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin,

Tel: 030 25 93 07-0

Fax: 030 25 93 07-18

In einige Bundesländern bieten auch die Verbrau-

cherberatungsstellen Hilfen für Schuldner an.

Bitte diesen Service vor Ort erfragen.

Wichtige Adressen aus dem Internet:

www.schuldenpraevention-s-h.de

www.agsbv.de

http://www.forum-schuldnerberatung.de/

http://www.iff-hamburg.de/

139

Baer, Ulrich:

500 Spiele für jede Gruppe für alle Situationen,

Remscheid 1988

Burow & Neumann - Schönwetter

(Hrsg.): Zukunftswerkstatt in Schule und

Unterricht.

Hamburg 1995

Burow & Renner:

Zukunftswerkstatt Denken und Handeln für ein

ökologisches Europa, Berlin

1993 Stiftung Verbraucherinstitut,

10587 Berlin, Carnotstr. 5

Dilts, R.B.: Einstein.

Geniale Denkstrukturen und Neurolingustisches

Programmieren,

Paderborn 1992

Fritz, Jürgen:

Mainzer Spielkartei,

Mainz o.J.

Jungk, R.:

Projekt Ermutigung,

Berlin 1988

Jungk, Robert / Müllert, Norbert R.:

Zukunftswerkstätten.

Mit Phantasie gegen Routine und Resignation,

München 1989 (Hamburg 1981)

Klebert, Karin / Schrader, Einhard / Straub,

Walter G.:

Kurzmoderation. Anwendung der Moderationstech-

nik in Betrieb, Schule und Hochschule, Kirche und

Politik, Sozialbereich und Familie bei Besprechun-

gen und Präsentationen,

Hamburg 1985

Meister-Vitale, B.:

Lernen kann phantastisch sein,

Berlin 1988

Kuhnt, B. / Müllert, N.R.:

Moderationsfibel Zukunftswerkstätten,

Münster 1996

Ornstein, R.:

Multimind,

Paderborn 1989

Springer, Sally P. / Deutsch, Georg:

Linkes-rechtes Gehirn. Funktionelle Asymmetrien,

Heidelberg 1987

Seiffert, Josef W.:

Visualisieren - Präsentieren - Moderieren,

Bremen 1992

Stange, Waldemar u.a.:

Zukunftswerkstatt, in:

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.):

Zukunftsperspektiven,

Reihe: Ökologie in der Erwachsenenbildung,

Heft 5, Bonn und Berlin 1986a

Stange, W. / Gnielczyk, P. / Paschen,

W. / Bardenhagen, H.:

Lernwerkstatt Ernährung.

Materialien zur Gesundheitsförderung,

Berlin 1999

Stange, W. / Paschen, W.:

Praxishandbuch Zukunftswerkstätten,

DGB-Jugend Nordmark /

Ministerin für Arbeit, Soziales,

Jugend und Gesundheit des Landes

Schleswig-Holstein,

Hamburg / Kiel 1994

Stange W.:

Planen mit Phantasie - Zukunftswerkstatt und

Planungszirkel für Kinder und Jugendliche,

Deutsches Kinderhilfswerk /

Aktion Schleswig-Holstein - Land für Kinder,

Berlin / Kiel 1996a

❼ Literaturliste

140