Hannibal Und Hitler-Zur Urangst Des Deutschen Volkes

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    Hannibal und Hitler

    zur Urangst des deutschen Volkes

    von

    Menno Aden

    Die Siegermchte haben uns den Selbsthass eingepflanzt.

    (vgl. unten: Beitrag von H. J. von Leesen)

    I. Ausgangspunkt

    Auf der Welt und in der Weltgeschichte gibt es offenbar kein geschichts-

    mchtiges Kulturvolk, das sich mit einer derartigen Intensitt wie dasdeutsche den Seiten seiner Geschichte widmet, welche von den Siegernzweier Weltkriege als dunkel und verbrecherisch ausgemacht wurden. Diedeutsche Unterwrfigkeit und nationale Selbstverleugnung erstaunen auchAuslnder immer wieder. Der estnische Staatsprsident meint sinngem:Einem Volk, dass sich wie das deutsche selbst ohne Not derartig erniedrige,knne man nicht trauen.

    In den 60 Jahren seit dem Ende des 2. Weltkriegs msste eigentlich allesgesagt worden sein. Zwei Generationen von Deutschen sind seither mit

    einem Geschichtsbild aufgewachsen, welches neben A. Hitler u. Co. undihrer ausfhrlichen Verurteilung kaum Platz fr anderes lsst. Zweifel ander Wahrheit der zur allgemeinen Meinung gewordenen Darstellung ste-hen im Verdacht, rechtsradikal zu sein. Eine nderung ist nicht in Sicht.Deutschland ist weiterhin entschlossen, deutsche Schuld als Alleinschuldaufzubereiten und die NS-Zeit als ausschlielich bse und verbrecherischzu zeigen. Das letzte Beispiel dafr hat die Bundeskanzlerin mit ihrerRede in Danzig am 1. September 2009 anlsslich des 70. Jahrestages desKriegsausbruchs gegeben. Wir Deutschen sprechen und lesen wenig berdie (Kriegs-)Verbrechen anderer. Es interessieren uns anscheinend nur dieeigenen. Wie ist dieser deutsche Eifer zu erklren? Wie kommt es, dasswir Deutschen in diesen Fragen zu unseren Ungunsten so intensiv mitzweierlei Ma messen? Es wird mit diesem Beitrag ein Erklrungsansatzangeboten, der, soweit zu sehen, neu ist.

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    II. Befund

    1. Nichts war gut

    J. M. Keynes als bedeutenden konomen zu loben, ist erlaubt.8 Politischuntragbar ist es dagegen, den von Hitler forciert betriebenen schuldenfinan-zierten Autobahnbau als Vorwegnahme der Lehren von Keynes anzusehenund als ebenso genial und segensreich anzusehen wie die VerkndungdesNew Deal.9 Als der Krntner Landeshauptmann Haider der Arbeits-beschaffungspolitik der NS-Zeit gute Seiten abgewann, erhob sich einEntrstungssturm auch in der sterreichischen und deutschen Presse. Dieim Fernsehen geuerte Andeutung, die damalige Familienpolitik knnteauch gute Seiten gehabt haben, fhrte zur nationalen und internationalenStigmatisierung der vllig berraschten Fernsehgre Eva Herman. Tat-

    schlich setzt aber die kindergeldgesttzte Familienpolitik aller Parteiennur die Grundgedanken des NS-Regimes fort. Beispiele dieser Art knnenfast beliebig fortgefhrt werden. 10 Woher diese Denkhemmungen bzw.-zwnge?

    2. Strafrechtliche Sicherung deutscher Alleinstellung im Bsen

    Der verbrecherische Charakter des NS-Regimes kann zwar mit vielenunbestreitbaren Tatsachen unterlegt werden. Der deutsche Staat tut aberein briges. Er sichert durch das Strafrecht dem NS-Regime gleichsam

    eine Alleinstellung, einen Weltrekord an Bosheit.Nach 130 Strafgesetzbuch wird mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren

    bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangeneHandlung billigt, leugnet oder verharmlost.11 Gemeint sind also nurUntaten unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Das fhrt juristischzu Folgendem: Am 10. Juli 1941 ermordeten Polen im Massaker vonJedwabne viele Juden. Auch dieser Fall hat sich unter der Herrschaft desNationalsozialismus zugetragen. Wer als Deutscher dieses Verbrechenleugnet oder (wie Wikipedia) die Opferzahl verharmlost, macht sich

    8 Sein Buch The General Theory of Employment, Interest and Money (1936) verndertenachhaltig die Volkswirtschaftslehre und wird hufig als das einflussreichste wirtschafts-wissenschaftliche Werk des 20. Jahrhunderts zitiert.

    9 Die Arbeitsbeschaffungsmanahmen durch US-Prsident Roosevelt im New Deal umfasstenStaudammbauten, die Anlegung von Wanderwegen, und zur administrativen Erleichterungder Massnahmen z. T. massive Eingriffe in den Rechtsstaat usw. Das US-amerikanischekreuzungsfreie Autobahnnetz (Interstate Highways) scheint dagegen von unseren Autobah-nen inspiriert zu sein. Eisenhower, nach dem das Interstate-Netz benannt ist, knnte es ausDeutschland mitgebracht haben.

    10 Vgl. Aden, Franz Schlegelberger, www.dresaden.de B VI 211 Dieser Strafrahmen ist also derselbe wie fr Diebstahl, Erpressung und Betrug.

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    nach dem Tatbestand eigentlich strafbar.12 Gemeint sind aber natrlichnur deutsche Untaten. In Katyn wurden April/Mai 1940 Tausende vonPolen vom sowjetischen Geheimdienst ermordet. Die Zahl der Opfer istnaturgem strittig.13 Wer dieses Verbrechen berhaupt leugnet, darf das.

    Straffrei ist es, die Berliner Mauer zu preisen und zu leugnen, dass esberhaupt Tote an der Mauer gegeben habe. Den Terror Stalins darf manals sinnvolle Manahme zum Wohle der Menschheit loben. Stalinbilder undSymbole der 70 Jahre whrenden kommunistischen Terrorherrschaft drfenfrei ausgestellt werden, und es geschieht auch. Wer die Vertreibung undErschlagung von Deutschen als feine Sache preist und hinzufgt, es seiennoch viel zu wenige Deutsche von Polen oder Tschechen totgeschlagenworden, darf das. Wer jedoch meint, die nun wieder von der Bundeskanz-lerin genannten Zahlen der ermordeten Juden seien wohl eher etwas hoch,sollte seine Worte wgen. Selbstverstndlich drfen die Kriegsverbrechenunserer ehemaligen Feinde in und auerhalb Deutschlands geleugnet oderverharmlost werden. Wer daher behauptet, das Drama von Bleiburg, beiwelchem Tito bzw. Churchill mehrere hunderttausend Menschen dem Todpreisgaben, habe gar nicht stattgefunden, darf das, denn die Tter warenkeine Deutschen, und die Opfer standen auf unserer Seite. Woher dieserstaatlich verordnete Masochismus?

    3. Verbotene Vergleiche

    Vergleiche stellen die Alleinstellung der verglichenen Elemente in Frage.NS-Verbrechen und das NS-Regime waren, das sei hier einmal unterstellt,im Bsen das Hchste. Wer hinzufgt, die sowjetischen, italienischenusw. Verbrechen seien auch da, die franzsischen nicht zu vergessen undauch Churchill msse man mal nher ansehen, behauptet die wesenhafteGleichartigkeit aller Verbrechen. Das Vergleichsverbot fhrt zu einer qua-litativen Sonderstellung. NS-Verbrechen waren, das ist auch die darausgezogene Folge, Verbrechen sui generis. Der BeitragItalien in thiopienist im Grunde ein solcher Vergleich, und vermutlich auch politisch un-korrekt. Der Normaldeutsche mit Schul- und Fernsehwissen wei, dass

    jedenfalls wir Deutschen nicht vergleichen drfen. NS-Verbrechen stehenallein. Man nimmt zwar irgendwie zur Kenntnis, dass auch die anderendies und das getan haben. Jedes Verbrechen msse aber fr sich betrach-tet werden, und die NS-Verbrechen seien eben nicht zu leugnen. Mandrfe nicht aufrechnen. Das fhrt, wenn es immer wieder einmal dochgeschieht, oft zu wtenden Ausfllen unserer deutschen Mitbrger. Siewollen die Alleinstellung der NS-Verbrechen erhalten. Der Verfasser hateinmal in einem Leserbrief in der FAZ (13.6.08) gesagt, dass Geiseler-

    12 Serise Zeitungen berichteten Zahlen von ber tausend.13 Nach sowjetischen Angaben waren es 21.875, nach polnischen ca 30.000.

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    schieungen durch deutsches Militr im Zusammenhang mit griechischenPartisanenangriffen erheblich weniger vlkerrechtswidrig14gewesen seienals die amerikanischen Zivilbombardements. Das fhrte zu einer Reihebeschimpfender Reaktionen aus der Leserschaft, und auch dazu, dass einVerein, dessen Vorstand er als Grndungsmitglied angehrte, ihm denAustritt nahelegte.

    Wer die nach damaligem Recht zweifellos vlkerrechtswidrigen ame-rikanischen Zivilbombardements lobt und es richtig findet, dass kurz vorKriegsende, am 2. Januar 1945 endlich auch noch das verrufene Nrnbergvon Bomben zerstrt wurde, und erwhnt, wie toll es gewesen sei, alsDresden im Februar 1945, gebrannt habe, wird keinen Widerspruch finden.Woher dieser Eifer in Selbstbezichtigung?

    II. Der Sieger und sein Sieg

    Die Selbstbelobigung des Siegers und die moralische Herabsetzung desBesiegten sind lteste Topoi der Geschichte. Der Sieg wurde unter denschwierigsten Bedingungen, die in der rckwrtigen Schau immer nochschwieriger werden, errungen. Der besiegte Gegner wird immer gefhr-licher, brutaler, und immer groartiger wird die Leistung des Siegers. Zuder Ruchlosigkeit des Besiegten sind die edlen Beweggrnde des Siegersumgekehrt proportional. Der Sieger zog nicht aus, um dem Feind seineWeidegrnde zu nehmen, sondern um der Freiheit oder hnlich edler

    Ziele willen, etwa den wahren Glauben zu verknden, wie die spanischenKonquistadoren in Sdamerika sich selbst und anderen erzhlten. DieGewinnung der Ordenslande, ebenso wie die blutig-grausamen Kreuzzgedienten angeblich auch nur diesem christlichen Zweck. Die Erschlieungdes nordamerikanischen Kontinents und die Ausmerzung der Indianerwurden von der amerikanischen Bevlkerung ebenso als manifest destinydes von Gott berufenen amerikanischen Volkes religis motiviert.15 Underst die beiden Weltkriege! Nichts als selbstlose Bereitschaft, die Welt vorden deutschen Hunnen zu bewahren, hat 1914 zum Kriegseintritt Englandsund, als 1917 nach dem Ausscheiden Russlands ein deutscher Sieg drohte,

    der USA gefhrt. Jeder Sieger sieht das spter so, und am Ende glaubter es auch. Die deutsche Selbstbelobigung nach dem Sieg ber das vielkleinere Dnemark (1864) wurde schon damals als etwas peinlich emp-

    14 Nach damaligem Kriegsvlkerrecht galten diese tatschlich als vlkerrechtlich erlaubt, wennauch in unklarem Ausmae. Vgl. Schlochauer, Hrsgb, Wrterbuch des Vlkerrechts. Walterde Gruyter, Berlin, 1960. Stichwort: Geiseln. Die Alliierten haben im besetzten Deutschlandvon diesem Recht auch gegenber zivilen Deutschen Gebrauch gemacht.

    15 Es fllt hier brigens auf, dass solche Tne bei der russischen Eroberung Sibiriens undMittelasiens fast vllig fehlen; diese verlief aufs Ganze auch sehr viel unblutiger, so da der

    Legitimierungsdruck fr das begangene Unrecht in Russland nicht so gro wie in Amerikagewesen sein mag.

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    funden, und unser Abscheu vor dem schndlichen Verfassungsbruch desdnischen Knigs fiel ebenfalls etwas laut aus. Der deutsche Sieg berFrankreich (1940) war leicht, aber er wurde mit der Ernennung von einemhalben Dutzend Feldmarschllen aufgeschnt.

    Es ist also ganz normal, dass die Sieger des 2. WK ihre Leistungengegen die ruchlosen Deutschen herausstreichen. Die USA traten in den1. WK ein, um das Selbstbestimmungsrecht der Vlker und Demokratiezu frdern. England zog aus demselben Grund in den 1. und dann auchin den 2 WK. Selbstlose und edle Motive waren das. Die Besonderheit,welcher hier nachzugehen ist, liegt darin, dass das deutsche Volk diesenSelbstprdikationen der Sieger Glauben (jedenfalls offiziell bis heute)geschenkt hat. Die Gutheit der anderen und die eigene Bosheit sind zumBestandteil unseres nationalen Bewusstsein geworden. Vielleicht ein Er-gebnis der Umerziehung, die H. J. von Leesen unten behandelt.

    III. Dreierkriege

    1. Gesetzmigkeit?

    Mit dem Begriff Dreierkrieg wird hier ein Gesamtkrieg bezeichnet, deraus drei Einzelkriegen besteht. Dreierkriege kommen in der Geschichtemehrfach vor. Fr die Zeitgenossen nicht immer erkennbar, ist den Nach-

    geborenen der Zusammenhang dieser Einzelkriege als Dreierkrieg meistklar. Das Muster, nach welchem der Sieger den ursprnglich gleichwer-tigen Gegner in drei Phasen vernichtet, findet sich mehrfach auch in derauereuropischen Geschichte. Der Ablauf und zeitliche Rahmen vomAusbruch der ersten Feindseligkeiten, die zum ersten Teilkrieg fhren,ber den zweiten Teilkrieg bis zur endgltigen Vernichtung des Gegnersim dritten Teilkrieg ist in den Vergleichsfllen immer ziemlich hnlich.Der Dreierkrieg dauert eine bis etwa drei Generationen. Die rmischeGeschichte, unser groer Vergleichsrahmen, bietet mindestens vier solcherDreierkriege. Aus diesen und weiteren Dreierkriegen deutet sich eine

    gewisse Gesetzmigkeit an etwa wie folgt.

    Der Erste Krieg ist eine Auseinandersetzung zwischen Gleichen. Siegund Niederlage schwanken lange, und der Sieg fllt endlich dem zu,welcher das Glck oder die Ressourcen hatte, weniger erschpft zusein als sein Gegner. Der Besiegte wird stark reduziert, aber er bleibtpolitisch intakt.

    Der Zweite Krieg: Der Besiegte erhebt sich wieder. Oft ist es eine her-ausragende Persnlichkeit, die das Urteil der Geschichte umzudrehen

    versucht. Der Sieger des ersten Kriegs gewinnt abermals. Dieses Malwird der Besiegte durch Gebietsverluste und Auflagen so weit redu-

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    ziert, dass er sich kaum mehr bewegen kann. Es bleibt ihm gerade dieExistenz.

    Der Dritte Krieg: Der Besiegte erhebt sich erneut. Im dritten Krieg wirder vernichtet.

    2. Der Dritte Krieg

    Abermals gelingt es dem Besiegten, aus den Tiefen der Niederlageaufzusteigen. Ein neuer Staat mit neuen Traditionen entsteht. Er gewinntlangsam eine gewisse Bewegungsfreiheit zurck.

    Aber der Sieger zweier Kriege wacht eiferschtig. Kleinere Nachbarnwerden nun ermuntert, den Besiegten zu reizen. Auch wenn sie es ohneausdrckliche Anstiftung tun, so zeigt doch der Gromacht arglistigesAugenzwinkern: Recht so! Der Besiegte muss das geschehen lassen. Erknnte sich zwar gegen die Sticheleien wehren, aber er muss die Interven-tion des Siegers frchten. Jeder Schritt des Besiegten zur Wiedererlangungseiner Selbstachtung knnte von dem nervs werdenden Sieger als einSchritt ber die unklar gezogene Grenze verstanden werden und zumneuen Schlag fhren. Der dritte Krieg ist kurz. Er ist ein reiner Vernich-tungskrieg. An seinem Ende ist die dreimal unterlegene Nation politisch,oft sogar physisch, vernichtet.

    Es wird nicht behauptet, dass alle Dreierkriege nach demselben Schemaablaufen. Anstelle der physischen Auslschung des dreimal Besiegten kannauch die vom Sieger als endgltig gemeinte Beendigung seiner politischenHandlungsfhigkeit stehen. Die drei Polnischen Teilungen; die KriegeFrankreichs/Napoleons gegen Mitteleuropa (Koalitionskriege, von 1792bis zum Frieden von Tilsit 1807); die drei Opiumkriege Englands gegenChina. In anderen Beispielen wird erst bei genauer Betrachtung sichtbar,dass der scheinbar einheitliche Krieg eigentlich auch ein Dreierkrieg ist.Der 30jhrige Peloponnesische Krieg (431404 v. Chr.) endete nach dreisehr klar voneinander zu unterscheidenden Phasen; wie auch unser eigener

    30jhrige Krieg (16181648).Gemeinsam ist den Dreierkriegen, dass der Besiegte seine geschicht-

    liche Handlungsfhigkeit endgltig verliert. Das Volk mag irgendwieweiterleben, aber es wird sich nie mehr erholen. Aus den zahlreichenermdenden Binnenkriegen Griechenlands war Athen als einzige zu-kunftsfhige Macht briggeblieben. Im griechischen 30jhrigen Kriegwar Athen von der schlichten berzahl der Gegner erledigt worden. Imeuropischen war das Deutsche Reich Opfer Frankreichs geworden. DerWiederaufstieg des Besiegten kann jetzt nur noch gelingen, wenn der

    Sieger selbst am Boden liegt. Dazu muss der Besiegte aber physischweiterexistieren.

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    3. Krieg (171168): Das auf Rache sinnende Makedonien wird kurzerledigt (Schlacht bei Pydna 168) und in rmische Provinzen aufgeteilt.Damit geht Makedonien, das Stammland des ruhmreichen Alexanders desGroen, knapp 150 Jahre nach dessen Tode, auf immer unter.

    4. Mithridatische Kriege (8864)

    1. Krieg (8884 v. Chr.): Knig Mithridates hatte in der heutigen Mittel-trkei ein Reich gegrndet und empfahl sich in der rmischen Provinz Asia(Westtrkei) als Befreier. Rom bleibt unter Sulla zwar Sieger, Ergebnisdes Krieges ist aber der Status quo ante.

    2. Krieg (8381): Von Rom provozierte Fortsetzung des 1. Mith. Kriegs;unentschieden.

    3. Krieg (7464): Knig M. bietet alle Krfte und Verbndete auf, umRom aus Kleinasien zu werfen. Nach schwankendem Kampfe unterliegtMithridates. Sein Reich wird rmische Provinz. Es hat sich nie wiedererholt.

    IV. Der Europische Krieg (19141945)

    1. Der Erste Krieg

    Deutschland hatte den 1. WK eigentlich gewonnen. Der Teilkrieg gegenRussland war 1917 siegreich beendet worden; Frankreich war erschpftund England fast. Die USA (1917), welche wenige Tage nach der rus-sischen Revolution in den Krieg eintraten, brachten den Umschwung.Deutschland unterlag, vllig erschpft, den frischen Truppen dieses kampf-lustigen Gegners. Deutschland hat die Niederlage berlebt. Territorial zwarschmerzhaft beschnitten und in der auenpolitischen Handlungsfhigkeitstark eingeschrnkt, blieb Deutschland doch als regionale Gromachtbestehen. In hnlicher Weise konnten nach jeweils ihren 1. Kriegen auchKarthago, Makedonien und Mithridates die wesentlichen Grundlagen

    ihrer Macht erhalten.Die Situation Deutschlands nach dem 1. Weltkrieg ist insbesondere

    mit der Karthagos nach dem 1. Punischen Krieg gut zu vergleichen.Allem Wohlverhalten zum Trotz (Stichwort der Erfllungspolitik!) liedie Siegerseite keine Gelegenheit aus, den Besiegten zu qulen und zuhemmen (Ruhrbesetzung). Rom schloss eine Reihe von Bndnissen mitkleineren Stdten in Spanien und nordafrikanischen Huptlingen undbedeutete diesen, dass sie auf den rmischen Schutz rechnen durften,falls Karthago sich ihnen gegenber zu viel herausnehmen wrde. Aus

    demselben Grunde avancierten auch die Tschechoslowakei und Polen inein an sich ganz untypisches Freundschaftsverhltnis zu England, und

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    besonders zu Frankreich. Die deutschen Gebietsverluste und politischenZurcksetzungen (deutsche Entwaffnung bei vereinbarungswidriger Nicht-abrstung Frankreichs) wurden ergnzt durch Provokationen der Siegerund der mit den Siegern verbndeten kleineren Nachbarn. Diese nagtennach 1919 in Oberschlesien ebenso an unseren Grenzen, wie es die vonRom protegierten Numider in Karthago taten. Die in Polen und Bhmenlebenden Deutschen wurden diskriminiert und nicht selten misshandelt.Aber Deutschland musste das hinnehmen.

    Die von Frankreich nach dem Friedensschluss inspirierte Wegnahmedes Memellandes durch Litauen (1923) findet bei diesem Vergleich inder schon im Altertum als treu- und vertragswidrig empfundenen Art eineParallele, wie Rom nach geschlossenem Frieden den Karthagern Sardi-nien und Korsika wegnahm (238 v. Chr.). Jedenfalls in Karthago war esnur eine Frage der Zeit, bis eine politisch und militrisch begabte Personhervortreten wrde, um die Ehre des Staates wiederherzustellen. AdolfHitler wre gleichsam wie ein deutscher Hannibal. Fr die Entstehung desZweiten Weltkriegs lge demnach eine hnliche Begrndung bereit, wiefr die des 2. Punischen Kriegs.

    2. Hannibal und der 2. Krieg

    Es gibt keine Person in der Antike, welche von der rmischen Geschichts-schreibung derartig und dauerhaft verteufelt wurde wie Hannibal. Dieser

    war das Urbild des treulosen, hinterlistigen Friedensstrers. Die Zeit heiltund verklrt das Vergangene. Nicht aber in bezug auf Hannibal. Noch zurZeit des Augustinus, 600 Jahre spter, lernten rmische Kinder in ihrenLehrbchern Hannibal als das Urbild des schlechthin Bsen kennen, unddie lngst ausgelschte punische Nation als Verkrperung von Verschla-genheit, Hinterlist und Grausamkeit.

    Hannibal war freilich auch der einzige Mann gewesen, der es vermochthatte, Rom an den Rand des Abgrunds zu treiben. Die Niederlage, welcheer Rom in Cannae (216) beigebracht hatte, war und blieb die gefhrlichste

    in der gesamten rmischen Geschichte.16

    Diesen gefhrlichsten aller Feindebesiegt zu haben, war fr Rom als den Sieger das erwnschte Zeugnisseiner eigenen Vorzglichkeit. Diesen bsartigsten und verwerflichstenaller Gegner und sein gesamtes Volk vernichtet zu haben, war der Ruhmdes rmischen Volkes. Dieser Sieg zeigte, wieviel Gutes Rom der Weltgetan hatte. Diese Gedanken spielten in der sptrmischen geschichtlichenSelbstbetrachtung eine wichtige Rolle, auch in der Auseinandersetzungmit dem aufkommenden Christentum und der Selbstlegitimation seinesmit Gewalt zusammengebrachten Imperiums.

    16 Die Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 ist dagegen kaum der Rede wert; sie spielteauch in der rmischen Geschichtsschreibung nur eine geringe Rolle.

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    Der, so verstanden, deutsche Hannibal war der einzige Mann, der Eng-land jemals an den Rand des Abgrunds gebracht hatte. Die schmhlicheNiederlage von Dnkirchen (1940) war die niederschmetterndste dergesamten englischen Geschichte. Englands Selbstbewusstsein war erscht-tert, sein Ruf bei seinen unterworfenen Vlkern auch. Diese Niederlagebereitete den Boden fr den bald darauf folgenden peinlichen Fall vonSingapur. Am Ende sah England sich dann doch noch auf einer Bank mitden Siegern sitzen. Freilich auf einem engen Sitze, der dem glich, mitwelchem der italienische Auenminister Graf Ciano sich 1940 nach demitalienischen Sieg ber Frankreich begngen musste.

    Man wei in England und den USA, dass man die Welt vor Hitler ge-rettet hat, zwar ein bisschen mit Hilfe Stalins, aber dieser verschwindetirgendwie in der angloamerikanischen Kriegsbeschreibung. Jedenfalls warHitler der rgste Bsewicht, den die Geschichte bis dahin hervorgebrachthatte. Die deutsche Wehrmacht das belste bel, welches jemals berden Erdboden gefegt ist, und das deutsche Volk, aus dem sie entstandenwar, ein Auswurf der dunkelsten Mchte.17 Wie glorreich und groartigstehen doch angesichts dieser Weltgefahr die von Churchill beschworenenenglisch-sprachigen Lnder da, welche diese Gefahr beseitigt haben! Eskann uns daher nicht wundern, wenn bis zur Stunde in England und USAdie Verteufelung von Hitler mit besonderer Inbrunst betrieben wird. Dasist nicht der englischen Abneigung gegen verbrecherische Regime zuzu-schreiben, die auch im Verhltnis zu Stalin ihr Bettigungsfeld gefunden

    htte und eigentlich auch schon bei dem polnischen Staatsfhrer im Jahre1939 htte einhaken knnen. Insofern es um die Demokratie zu tun war,so war es mit dieser in sterreich zur Zeit des Anschlusses nicht besserbestellt als im Deutschen Reich. Diese Verteufelung Hitlers dient, wieuns auch amerikanische Historiker heute bekennen, im wesentlichen dernationalen Selbsterhhung; wie damals in Rom mit Hannibal.

    3. Niederlage und erneuter Wiederaufstieg

    Nach groen Anfangserfolgen ging der Krieg Roms gegen Hannibal

    langsam aber sicher einem siegreichen Ende entgegen. Nach der Invasionrmischer Truppen in Nordafrika unter Scipio, 202 v. Chr., eine merkwr-dige Parallele zur Invasion 1944, war der Krieg schnell beendet. Jetzt warKarthago kaum mehr der Schatten seiner alten Gre. Sein Territoriumwurde noch einmal, jetzt massiv, verkleinert. Waffen zu tragen war ver-boten. Die der Handelsstadt auferlegten Kriegskontributionen musstennach menschlichem Ermessen ausreichen, um Stadt und Volk auf Dauerauszuschalten. Der Zustand Deutschlands nach seinem 2. Krieg, nach

    17 Es ist freilich zuzugeben, dass die englische und amerikanische antideutsche Propagandaim 1. Weltkrieg noch viel bsartiger und giftiger war als im 2. WK.

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    dem 8. Mai 1945, muss nicht beschrieben werden. Ein Vergleich drngtsich in vieler Hinsicht auf.

    Und wieder gelang es Karthago, erst Reichtum zu erringen, und dannnach und nach auch politische Macht. 50 Jahre nach der vernichtenden

    Niederlage war Karthago schon wieder eine Macht. Im westlichen Mit-telmeer war es der einzige denkbare Gegner Roms. Sollte es sich mit dendamals noch auerhalb des rmischen Machtbereiches stehenden Staatendes Ostens, etwa den Seleukiden, verbnden, konnte es wiederum zu ei-ner Gefahr fr Rom werden. Der Gedanke, Westdeutschland knnte denRapallo-Gedanken eines Zusammengehens mit Russland wieder beleben,war nicht aus der Welt, und bei vielen Deutschen war dieser Gedankepopulr. Er wird es immer wieder einmal, wenn Deutschland sich beson-deren politischen Einflssen seiner westlichen Freunde ausgesetzt sieht.

    (West-)Deutschland nahm kaum 5 Jahre nach dem totalen Kollapswirtschaftlich einen Aufschwung, der uns selbst und die Welt erstaun-te. Seit etwa 1960 war Westdeutschland nach den Vereinigten Staatendas wirtschaftlich mchtigste Gebilde der nichtkommunistischen Welt.Seit langem sind wir der wirtschaftliche Spielfhrer in Europa. UnsereNachbarn, die meisten von ihnen unsere ehemaligen Kriegsgegner, sahendas mit gemischten Gefhlen. Bis zum Umsturz im Osten, 1990, warDeutschland aber politisch handlungsunfhig geblieben. Nun jedoch tratDeutschland in neuer Form und als weitgehend souverner Staat neu insLicht der Weltpolitik. Niemand, und wir Deutschen selbst am wenigsten,durften annehmen, dass das bei unseren ehemaligen Feinden Freude undZustimmung auslsen wrde.

    V. Der Dritte Punische Krieg

    1. Das Ende Karthagos

    Mommsen (Rmische Geschichte, 4. Buch, Kapitel 1) schreibt: Kar-thago wurde (ergnze: nach dem Ende des 2. Punischen Kriegs) an

    Reichtum und Volkszahl wieder das, was es auf der Hhe seiner politischenMacht gewesen war. Die Rmer sahen mit belverhehlter, neidischerFurcht die, wie es schien, unverwstliche Blte der alten Nebenbuhlerin.

    Das war die Ausgangslage fr die letzte Phase der Niederwerfung unddieses Mal vlligen Vernichtung Karthagos. Mommsen schreibt aaO wei-ter:Hatte Rom bisher den bestndig fortgesetzten bergriffen Massinis-sas18 gegenber derselben jeden ernstlichen Schutz verweigert, so fingensie jetzt an, offen zugunsten des Nachbarn zu intervenieren. In einem seit30 Jahren schwelenden Streit zwischen Karthago und seinem Nachbarn

    18 Halbnomadischer Frst an den Grenzen Karthagos

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    nahm Rom Partei des letzteren und erlegte Karthago eine Entschdigungauf.19 Die Folge war, dass Massinissa sofort sich eines anderen Grenzbe-zirks an der Westgrenze des karthagischen Gebiets bemchtigte; es bliebnichts brig, als abermals in Rom einen hoffnungslosen Prozess anhngigzu machen. Nach langem und ohne Zweifel absichtlichem Zgern erschienin Afrika eine Kommission.20

    Das Ergebnis war, dass Karthago gezwungen wurde, seine gesamtenWaffen abzuliefern. Auch das geschah! Schlielich wurde noch verlangt,dass die Einwohner von Karthago ihre Stadt verlassen und sich an ande-rer Stelle neu ansiedeln sollten. Der Mut der Verzweiflung fhrte zum3. Punischen Krieg. Das vom rmischen Pbel geforderte und vom Senatausdrcklich befohlene Ende Karthagos (146 v. Chr.) war von der Art, dassselbst der Sieger, Scipio Africanus, in Trnen ausbrach und sich schmte.

    2. Was passieren knnte

    Die herrschende Meinung geht dahin, dass Kriege in Europa knftigausgeschlossen sein werden. Hoffen wirs. Die heutige Zeit kennt aber auchandere Formen als Bombenteppiche. Deutschland ist ein hochkomplexerStaat. Militrische Aktionen wren nicht erforderlich, um uns innerhalbvon 6 Monaten zu einem um Nahrung bettelnden Staat zu machen. EinEmbargo knnte uns einfach und schnell erledigen.21 Die USA, der ei-gentliche Sieger zweier Weltkriege gegen uns, ist weiterhin sehr mchtig.

    Die USA bzw. die von ihr inspirierte UNO haben schon mehrfach Staatendurch Embargos niedergezwungen. Sie haben unter offenem Bruch desVlkerrechts 2003 den Irak angegriffen. Der Prsidentschaftskandidat derrepublikanischen Partei in den USA, McCain, konnte, ohne politischenSchaden zu nehmen, im Vorwahlkampf (2008) auf die Melodie einesKinderliedes die Worte singen:Bomb, bomb, bomb Iran. Auch die poli-tisch erfahrene Prsidentschaftskandidatin Hillary Clinton htte, wie siebekundete, ggf. keine Bedenken, den Iran vllig zu vernichten (would haveno qualms to obliterate Iran). Die USA haben die Mittel. Sie sind nichtzimperlich. Die Gefahr, Deutschland knne in absehbarer Zeit in einer

    hnlichen Weise Gegenstand von Manahmen werden, wie sie ber Ser-bien, Irak oder Kuba verhngt wurden, liegt heute anscheinend sehr fern.

    19 Es drngt sich der Vergleich mit Zwangsarbeitsentschdigungen auf. Diese wurden an dieGeschdigten kaum weitergeleitet; ein Zeichen dafr, dass es bei der Kampagne um diesegar nicht so sehr zu tun war, sondern wohl eher darum, Deutschland in Atem zu halten.

    20 Soll man an die Kommission erinnern, welche die besorgte EU nach sterreich schickte,nachdem Jrg Haider und seine FP einen Wahlsieg errungen hatten?

    21 Dazu bedrfte es nicht einmal der berchtigten Feindstaatenklausel in der UN-Charta.

    Gleichwohl gibt diese offenbar nicht vllig geklrte Frage ein dunkel gesprtes Bedrohungs-gefhl.

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    Aber wer wei? Zwischen den USA und Deutschland hatte es bis 1914nicht den Hauch einer politischen Differenz gegeben22, geschweige denneiner solchen, die als Kriegsgrund gegen Deutschland htte in Betrachtkommen knnen. Dennoch wurde ab 1914 bis zur amerikanischenKriegserklrung (1917) eine Gehssigkeitsorgie gegen uns inszeniert, dieuns Deutsche, die wir uns naiv als Freunde Amerikas angesehen hatten,einfach den Atem verschlug. Sind wir ganz sicher, dass sich derlei nichtwiederholen kann? Es ist erst wenige Jahre her, dass der amerikanischeKongress Manahmen gegen Deutschland diskutierte, weil es die von denUSA ausgehende quasireligise Bewegung Scientology diskriminiere.

    Niemand, nicht einmal das Simon-Wiesenthal-Institut, glaubt an eineRckkehr des 3. Reiches mit allem, was damals geschah. Warum alsowird Deutschland so sehr viel kritischer beobachtet als, sagen wir Italien,Frankreich oder England? Die Intensitt, mit der meist in den USA sitzendeGruppierungen alles bei uns registrieren, was auch nur im Entferntesten mitAntisemitismus und Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werdenkann, darf uns nicht geheuer sein. Der amerikanische Geheimdienst reichtweit, und die US-Diplomatie hat oft Mittel, die wir nicht fr mglich halten.

    VI. Deutschlands Urangst

    Die meisten Deutschen haben von den Punischen Kriegen niemals gehrt.Wir haben aber offenbar ein dunkles Gefhl dafr, dass es geschichtliche

    Verlufe gibt, wie sie hier mit diesen drei Punischen Kriegen beschriebenwurden. Das deutsche Volk kennt viele politische Zusammenhnge nicht.Manche soll es nach Meinung unserer Weltkriegsgegner auch wohl nichtkennen, sonst wrden diese uns Einblick in die eroberten deutschen undalliierten Akten zum 2. Weltkrieg erlauben. Wir ahnen aber, dass auchuns etwas von der Art zustoen knnte, wie es Karthago widerfuhr. Wirwissen, dass wir dann als Volk wirklich am Ende wren.

    Die Anteilnahme, mit welcher wir die Forderung nach kultureller Auto-nomie in Sinkiang, im Kosovo oder die der Chiapas-Indianer in Mexiko

    begleiten, steht in einem ganz unerklrlichen Widerspruch zur vlligenInteresselosigkeit der deutschen ffentlichkeit in bezug auf die in Ober-schlesien verbliebenen Deutschen. Feigheit? Wenn wir im Ausland amliebsten verleugnen, Deutsche zu sein und wenn wir, wo es im In- oderAusland nur irgend angeht, Englisch statt Deutsch sprechen: nur Impo-niergehabe wie Sprachschtzer vermuten? Unser Kleinmut und unserenationale Selbstaufgabe: Feigheit und Dummheit?

    22 Den Samoa-Konflikt (1899) kann man schwerlich als solchen ansehen, zumal Konfliktgegnerder USA auch England, der Verbndete von 1917, war.

  • 8/2/2019 Hannibal Und Hitler-Zur Urangst Des Deutschen Volkes

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    Nein wir Deutschen gelten nirgends in der Welt als dumm23; unddeutsche Tapferkeit wird, wenn auch aus o. a. Grnden nicht im Inland,so doch im Ausland einhellig gerhmt. Der Grund liegt wohl eher in derfolgenden Urangst: Der Sieger zweier Weltkriege ist stark genug, unswieder zu erledigen und dann ganz.

    Wenn diese Erklrung zutrifft, dann ist die in Deutschland besonderstief greifende politische Korrektheit weniger ein Zeichen politischerDummheit, als eher das Gegenteil. Wir ahnen, wo Gefahr lauern knnte.Es ist Ausdruck politischer Klugheit, es nicht zu sagen und dennoch aufder Hut zu sein. Wir Deutschen wissen oder fhlen, dass es (noch) nicht ander Zeit ist, die vom Sieger verkndeten Wahrheiten zur Vorgeschichte derKriege in Frage zu stellen. Selbst wenn diese Wahrheiten sich als widerlegterweisen wrden, wie es manche rechten Kreise vermuten oder erhoffen,so wre dem deutschen Volk damit nicht nur kein Dienst erwiesen eswre schdlich. Kreise, die immer wieder gegen den Stachel lcken undandere Wahrheiten vermuten, als die, welche offiziell gelehrt werden, han-deln nicht im wirklichen Interesse unseres Volkes. Die Mehrheit unseresVolkes scheint das zu fhlen, sie ahnt die dunklen Gefahren, welche sichhinter solcher Wahrheitssuche verbergen. Die Mehrheit des Volkes willdaher instinktiv davon nichts wissen und nimmt die Widersprche, wiesie hier beschrieben wurden, in Kauf.

    Ergebnis

    Der Dritte Punische Krieg darf nicht kommen! Solange aber diese Mg-lichkeit in der einen oder anderen Weise, wenn auch nicht als heier, soals Knebelungskrieg, ber uns schwebt, mssen wir Deutschen uns mitdem Ausdruck nationaler Wrde zurckhalten. Die einzige Mglichkeit,deutsche Zukunft zu sichern, besteht heute darin, dass wir Freunde insbe-sondere auerhalb des Kreises unserer Weltkriegsgegner suchen. Still sein!Wir mssen uns damit abfinden, dass wir die Zwangsarbeiter entschdigenmssen, ohne an die deutschen Zwangsarbeiter erinnern zu drfen. Wirwerden auch noch die nchste Runde, am Ende noch die bernchste Runde

    dieses Anspruchskreisels erfllen mssen: Die kommt ganz gewiss.24 Wirdrfen uns nicht durch Sticheleien und Anwrfe provozieren lassen. Daswrde den Kreisen zu sehr gefallen, die jedes Aufflackern von nationalis-tischen Gefhlen in Deutschland politisch und wirtschaftlich ummnzenknnen. Einmal klrend auf den sprichwrtlichen Tisch zu hauen istnicht, liebe Landsleute! Auf das Ende sehen!

    23 Ausnahme amerikanische Kriegsfilme24 Eine Idee, die den entsprechenden Kreisen hiermit zugetragen sei, wre etwa: eine Ent-

    schdigung zu verlangen fr entzogene oder nichtgeschtzte gewerbliche Schutzrechte aufErfindungen von Juden und Urheberrechte auf Kunstwerke.