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Der Förderkreis Joachim-Wagner-Orgel St. Marienkirche Berlin-Mitte e. V. widmet sich der Pflege der Orgelmusik an St. Marien und der Werterhaltung der Orgel als bedeutendes Kunstdenkmal. Informationen zu den Aktivitäten des Förderkreises und zur Mitgliedschaft erhalten Sie unter: [email protected] Spendenkonto Förderkreis J. Wagner-Orgel IBAN DE 45 1004 0000 0875 0556 00 BIC COBADEFFXXX Orgelmusik in St. Marien Orgelkonzerte am Sonnabend Mai bis Oktober um 16.30 Uhr Emporenkonzerte und Sonderkonzerte Orgel am Alex! Musik und Orgelführung Donnerstag und Freitag um 13.30 Uhr Martina Kürschner, Marien-Organistin E-Mail: [email protected] www.marienkirche-berlin.de Die Disposition Hauptwerk (I, C – f3) Oberwerk (II, C – f3) Principal 8‘ Principal 8‘ Viole di Gambe 8‘ Qvintadena 16‘ Bordun 16‘ Salicional* 8‘ Rohrflöt 8‘ Gedackt 8‘ Cornet 5-fach ab c1 Octav 4‘ Oktav 4‘ Fugara 4‘ Spitzflöt 4‘ Nassat 3‘ Qvinta 3‘ Octav 2‘ Octav 2‘ Tertie 1 3/5‘ Scharff 5-fach 1 1/2‘ Sifflöt 1‘ Cimbel 3-fach 1‘ Mixtur 4-fach 1 1/2‘ Fagott* 16‘ Oboe* 8‘ Trompet 8‘ Tremulant Hinterwerk (III, C – f3) Pedal (C – d1) Gedackt 8‘ Principal-Bass 16‘ Qvintadena 8‘ Violon 16‘ Echo zum Cornet 5-fach Octav* 8‘ Octav 4‘ Gembßhorn 8‘ Rohrflöt 4‘ Qvinta 6‘ Octav 2‘ Octav 4‘ Waldflöt 2‘ Mixtur 6-fach 2‘ Qvinta 1 1/2‘ Posaune 16‘ Cimbel 3-fach 1‘ Trompet 8‘ Vox humana 8‘ Cleron* 4‘ Tremulant zwei Tremulanten in originaler Bauweise, zwei Zimbelsterne mit Schellen (neu), Schleifladen, mech. hängende Spieltraktur, mech. Registertraktur Manualkoppeln: Oberwerk-Hauptwerk, Hinterwerk-Hauptwerk (Gabelkoppel) Pedalkoppel: Hauptwerk-Pedal (Wippenkoppel) Tonhöhe: 440 Hz, Temperierung nach Neidhardt III * = zusätzliche Register gegenüber der ursprünglichen Disposition (Vox humana 8‘ stand früher im Oberwerk) Die Joachim-Wagner-Orgel (1720 – 1723) Restaurierung in der St. Marienkirche und Rekonstruktion Daniel Kern, 2002 Berlin deutsch

Hauptwerk (I, C – f3) Oberwerk (II, C – f3) · Die Joachim-Wagner-Orgel in der Berliner St.Marienkirche „Diese Orgel habe ich, Joachim Wagner, aus Charo im Herzog - tum Magdeburg

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Page 1: Hauptwerk (I, C – f3) Oberwerk (II, C – f3) · Die Joachim-Wagner-Orgel in der Berliner St.Marienkirche „Diese Orgel habe ich, Joachim Wagner, aus Charo im Herzog - tum Magdeburg

Der Förderkreis Joachim-Wagner-Orgel St. Marienkirche Berlin-Mitte e. V.

widmet sich der Pflege der Orgelmusik an St. Marien und der Werterhaltung der Orgel als bedeutendes Kunstdenkmal.

Informationen zu den Aktivitäten des Förderkreises und zur Mitgliedschaft erhalten Sie unter:

[email protected]

SpendenkontoFörderkreis J. Wagner-Orgel

IBAN DE 45 1004 0000 0875 0556 00 BIC COBADEFFXXX

Orgelmusik in St. Marien

Orgelkonzerte am Sonnabend

Mai bis Oktober um 16.30 Uhr

Emporenkonzerte und Sonderkonzerte

Orgel am Alex! Musik und Orgelführung

Donnerstag und Freitag um 13.30 Uhr

Martina Kürschner, Marien-Organistin E-Mail: [email protected]

www.marienkirche-berlin.de

Die Disposition

Hauptwerk (I, C – f3) Oberwerk (II, C – f3)

Principal 8‘ Principal 8‘Viole di Gambe 8‘ Qvintadena 16‘Bordun 16‘ Salicional* 8‘Rohrflöt 8‘ Gedackt 8‘Cornet 5-fach ab c1 Octav 4‘Oktav 4‘ Fugara 4‘Spitzflöt 4‘ Nassat 3‘Qvinta 3‘ Octav 2‘Octav 2‘ Tertie 1 3/5‘Scharff 5-fach 1 1/2‘ Sifflöt 1‘Cimbel 3-fach 1‘ Mixtur 4-fach 1 1/2‘Fagott* 16‘ Oboe* 8‘Trompet 8‘ Tremulant

Hinterwerk (III, C – f3) Pedal (C – d1)

Gedackt 8‘ Principal-Bass 16‘Qvintadena 8‘ Violon 16‘Echo zum Cornet 5-fach Octav* 8‘Octav 4‘ Gembßhorn 8‘Rohrflöt 4‘ Qvinta 6‘Octav 2‘ Octav 4‘Waldflöt 2‘ Mixtur 6-fach 2‘Qvinta 1 1/2‘ Posaune 16‘Cimbel 3-fach 1‘ Trompet 8‘Vox humana 8‘ Cleron* 4‘Tremulant

zwei Tremulanten in originaler Bauweise,

zwei Zimbelsterne mit Schellen (neu), Schleifladen,

mech. hängende Spieltraktur, mech. Registertraktur

Manualkoppeln: Oberwerk-Hauptwerk,

Hinterwerk-Hauptwerk (Gabelkoppel)

Pedalkoppel: Hauptwerk-Pedal (Wippenkoppel)

Tonhöhe: 440 Hz, Temperierung nach Neidhardt III

* = zusätzliche Register gegenüber der ursprünglichen

Disposition (Vox humana 8‘ stand früher im Oberwerk)

Die Joachim-Wagner-Orgel (1720 – 1723)

Restaurierung

in der St. Marienkirche und Rekonstruktion

Daniel Kern, 2002

Berlin

deutsch

Page 2: Hauptwerk (I, C – f3) Oberwerk (II, C – f3) · Die Joachim-Wagner-Orgel in der Berliner St.Marienkirche „Diese Orgel habe ich, Joachim Wagner, aus Charo im Herzog - tum Magdeburg

Die Joachim-Wagner-Orgelin der Berliner St. Marienkirche

„Diese Orgel habe ich, Joachim Wagner, aus Charo im Herzog-tum Magdeburg gebürtig, im 30. Jahre meines Alters, nämlich Anno 1720 und 1721, als mein Erstes Werk und Meyster-Stück erbauet … Ich hatte dieses Werk wegen anfang viele Neider, Lästerer und Verfolger, doch soll dies Werk den Meister loben und jene alle Zuschanden machen.“ Wagner wirkte vorwiegend in Berlin, der Mark Brandenburg und Pommern, nachdem er in der Werkstatt des berühmten sächsischen Orgelbauers Gottfried Silbermann in Freiberg/Sa. gearbeitet hatte. Die 1720 – 22 erbaute dreimanualige Orgel zu St. Marien in Berlin verrät hinsichtlich der Disposition, der Bauart der Windladen und der Pfeifenmensuren das große Vorbild. Nach Fertigstellung dieses prächtigen Instruments wurde Wagner zum begehrtesten Orgelbauer Berlins und der Mark Brandenburg. Am 23. Mai 1749 verstarb Joachim Wagner mittellos in Salzwedel und wurde am nächsten Tag „in der Stille beygesetzet“.Von den 45 hinterlassenen Instrumenten sind u. a. erhalten geblieben: Brandenburg Dom (1725), Jüterbog Liebfrauenkir-che (1737), Trondheim (Norwegen) Dom (1739), Treuenbrietzen St. Marien (1740), Wusterhausen/Dosse Dom (1742), Angermün-de St. Marien (1744).Wagners Orgeln zeichnen sich durch große Farbigkeit des Klan-ges aus; ihre Werke (in der Berliner Marienkirche: Haupt-, Ober-, Hinter- und Pedalwerk) mit ihren einzelnen Chorgruppen haben ihre Eigenständigkeit, verschmelzen aber auch zu einem wunderbaren, prächtigen Gesamtklang. Das Instrument in der Marienkirche wurde klanglich und technisch wegweisend für den Orgelbau in Berlin und der Mark Brandenburg bis weit ins 19. Jahrhundert.

Historische Entwicklung

Die Abnahme der Orgel mit 40 Registern, Haupt-, Ober-, Hin-terwerk und Pedal erfolgte am 11. Mai 1723. In der Folgezeit war die Orgel leider oft eingreifenden Veränderungen ausgesetzt: Abbé Vogler ließ sie 1800 durch den Berliner Orgelbauer Fal-ckenhagen „simplifizieren“, indem er von den 2.556 Pfeifen 1.555 in seinen Augen überflüssige Pfeifen entfernen ließ und an die St. Hedwigs-Kathedrale verschenkte. Zum Glück konnte durch Simon Buchholz 1829 die Orgel mit wenigen zeitgemäßen Veränderungen in ihren früheren Zustand gebracht werden. Gegen Ende des Jahrhunderts (1893/94) führte die Firma Schlag & Söhne aus Schweidnitz/Schlesien einen Um- und Erweiterungsbau durch. 1908 erhöhte die Firma Sauer die Stimmenzahl auf 57 und stattete die Orgel mit einer Röhren-pneumatik und Kegelladen aus.

Die Zeit nach 1945und der Neubau durch Alfred Kern & Fils, Strasbourg

Als eine der wenigen Orgeln überstand die „schönste Orgel Berlins“ die Zerstörungen des 2. Weltkrieges. In den Jahren 1947 bis 1949 nahm die Orgelbauwerkstatt Alexander Schuke (Potsdam) umfangreiche Veränderungen vor. Die pneumatische Traktur wurde durch eine elektro-pneumatische ersetzt und die Disposition wieder dem barocken Klangprinzip angenähert. 1957, 1970 und 1985 wurde die Orgel wiederum verändert, jeweils mit dem Ziel, die Disposition dem ursprünglichen Zustand anzugleichen.Nachdem in den folgenden Jahren wiederholt Störungen an der Orgel aufgetreten waren, verursachte besonders der strenge Winter 1996 so schwere Schäden, dass erneute Reparaturen wenig sinnvoll gewesen wären. Deshalb konnte eine über-zeugende Lösung nur in einem Neubau gefunden werden, für den die renommierte Strasbourger Orgelbauwerkstatt Daniel Kern 1999 beauftragt wurde.In Anbetracht des noch sehr gut erhaltenen Gehäusepros-pekts der Berliner Bildhauer Johann Georg Glume und Paul de Ritter und angesichts des Umstands, dass in einer Reihe von Registern noch Wagner-Pfeifen, wenn auch weitgehend

verunstaltet, vorhanden waren, entstand dieser Neubau nach Maßgabe der Gesamtkonzeption und Disposition Wagners von 1721: Alle 40 Register Wagners wurden unter Verwendung der noch vorhandenen Pfeifen originalgetreu rekonstruiert, ebenso das Gehäuse, allerdings unter Bei-behaltung der denkmalwürdigen Veränderungen von 1908. Die Balganlage, die Kanäle und Windladen sind genaue Kopien nach erhaltenen Wagner-Orgeln.Verändert gegenüber Wagner wurde aus Gründen der heuti-gen musikalischen Praxis die Anordnung der Manuale und die Erweiterung des Tastenumfangs in den Manualen bis f³. Es wurde eine historische Stimmung gelegt, allerdings mit moderner Tonhöhe 440 Hz, damit die Orgel bei Chor- und Instrumentalmusik eingesetzt und der Gemeindegesang nach den Tonarten des Gesangbuchs begleitet werden kann. Schließlich erhielt die Orgel fünf zusätzliche Regis-ter, die jedoch getreu ihren Vorbildern in Wagner-Orgeln nachgebildet sind.Mit höchster handwerklicher Kunst durch Daniel Kern ist nun ein prächtiges Instrument ganz im Sinne des Erbauers Joachim Wagner geschaffen worden. In den Gottesdiensten und traditionsreichen Orgelmusiken erklingt das Werk mit seinem prachtvollen Prospekt, seinem vergoldeten Orna-mentwerk, den trompetenden und jubilierenden Engeln zur Ehre Gottes und zum Wohle der Gemeinde.