Heidegger, Rekroratsrede, Selbstbehauptung Der Dt. Universitaet

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    Heidegger, Martin. Die Selbstbehauptung der deutschen Universitt.Das Rektorat 1933/34. Red. Hermann Heidegger. Frankfurt am Main:Klostermann, 1983.

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    Die Selbstbehauptung der deutschen Universitt, durchgesehene Neuauflagedes Druckes von 1933, Korn Verlag BreslauDas Rektorat 1933/34 Tatsachen und Gedanken, Erstverffentlichung einerNiederschrift aus dem Jahre 1945Herausgegeben von Hermann Heidegger

    Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1983 Satz und Druck: Poeschel &Schulz-Schomburgk, Eschwege/Werra Alle Rechte vorbehalten. Printed inGermany

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    VORWORT

    Fnfzig Jahre nach der Rektoratsrede von Martin Heidegger, DieSelbstbehauptung der deutschen Universitt, erscheint esnotwendig, den Text dieser Rede, ber den viele reden, manchesogar schreiben, ohne ihn gelesen zu haben, der ffentlichkeitallgemein wieder zugnglich zu machen. Sechs alte Setzfehlerwurden verbessert, zwei geringfgige sprachliche Korrekturen, aus

    dem Handexemplar Martin Heideggers, wurden eingefgt. Imbrigen ist der Text ein unvernderter Nachdruck der 1. Auflagevom Jahre 1933.

    Auf Veranlassung der NSDAP wurde diese Rede bald nach demEnde Februar 1934 aus Protest erfolgten Rcktritt Martin Heideggers-er hatte sich geweigert, von ihm ernannte nicht-nationalsozialistische Dekane wieder abzusetzen kurz nachErscheinen der 2. Auflage aus dem Handel zurckgezogen.

    ber den Inhalt dieser Rede ist viel Falsches und Unwahresverbreitet worden. Selbst Universittsprofessoren haben nach 1945bi in die jngste Zeit in ihren Verffentlichungen angebliche Stzeaus der Rektoratsrede Martin Heideggers zitiert, die in dieser Redenicht aufzufinden sind. Die Worte Nationalsozialismus undnationalsozialistisch kommen in dieser Rede nicht vor, DerFhrer, der Reichskanzler oder Hitler werden nicht genannt.

    Schon der Titel der Rede lie damals aufhorchen. OhneZweifel war Martin Heidegger zunchst, wie auch viele sptereWiderstandskmpfer, von der damaligen nationalenAufbruchstimmung erfat worden. Er hat seine vorbergehendeVerstrickung in die damalige Bewegung nie abgeleugnet. Sicherlichhat er whrend seiner Rektoratszeit auch Fehler gemacht. Eigene

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    Unzulnglichkeiten hat er nicht abgestritten. Aber er war

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    weder ein kritikloser Mitlufer noch ein ttiges Parteimitglied. Von

    Anfang an stand er in einer deutlichen Distanz zur Parteileitung, wassich z. B. dadurch ausdrckte, da er die Bcherverbrennungen unddie Aufhngung des Judenplakates in der Universitt verbot, daer zu Dekanen nur Nichtnationalsozialisten ernannte und da erwahrend seiner Rektoratszeit die jdischen Professoren von Hevesyund Thannhauser an der Universitt halten knnte.

    Kurz nach dem Zusammenbruch 1945 schrieb MartinHeidegger einen Rckblick: Das Rektorat 1933/34 - Tatsachen undGedanken. Das handschriftliche Manuskript bergab er spter demUnterzeichnenden mit der Weisung, es zu gegebener Zeit zuverffentlichen. Die notwendige Neuauflage der Rektoratsrede, die1982 in Frankreich zweisprachig verffentlicht wurde, scheint fr dieErstverffentlichung dieses Rckblickes, der inhaltlich teilweise mitdem im September 1966 gefhrten Spiegel-Gesprchbereinstimmt, der richtige Zeitpunkt zu sein.

    Fr die Mithilfe beim Korrekturlesen danke ich meiner FrauJutta, Frau Dr. Luise Michaelsen und Frau Clothilde Rapp.

    Attental, im Januar 1983

    Hermann Heidegger

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    INHALT

    Die Selbstbehauptung der deutschen UniversittSeite 9

    Das Rektorat 1933/34Seite 21

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    DIE SELBSTBEHAUPTUNG DER DEUTSCHEN UNIVERSITT

    Die bernahme des Rektorats ist die Verpflichtung zur geistigenFhrung dieser hohen Schule. Die Gefolgschaft der Lehrer undSchler erwacht und erstarkt allein aus der wahrhaften undgemeinsamen Verwurzelung im Wesen der deutschen Universitt.Dieses Wesen aber kommt erst zu Klarheit, Rang und Macht, wennzuvrderst und jederzeit die Fhrer selbst Gefhrte sind - gefhrt

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    von der Unerbittlichkeit jenes geistigen Auftrags, der das Schicksaldes deutschen Volkes in das Geprge seiner Geschichte zwingt.

    Wissen wir um diesen geistigen Auftrag? Ob ja oder nein,unabwendbar bleibt die Frage: sind wir, Lehrerschaft undSchlerschaft dieser hohen Schule, in das Wesen der deutschen

    Universitt wahrhaft und gemeinsam verwurzelt? Hat dieses Wesenechte Prgekraft fr unser Dasein? Doch nur dann, wenn wir diesesWesen von Grund aus wollen. Wer mochte aber daran zweifeln?Gemeinhin sieht man den vorwaltenden Wesenscharakter derUniversitt in ihrer Selbstverwaltung; die soll erhalten bleiben.Allein - haben wir es auch ganz bedacht, was dieser Anspruch aufSelbstverwaltung von uns fordert?

    Selbstverwaltung heit doch: uns selbst die Aufgabe setzenund selbst Weg und Weise ihrer Verwirklichung bestimmen, umdarin selbst zu sein, was wir sein sollen. Aber wissen wir denn, werwir selbst sind, diese Krperschaft von Lehrem und Schlem derhchsten Schule des deutschen Volkes? Knnen wir das berhauptwissen, ohne die stndigste und harteste Selbstbesinnung?

    Weder die Kenntnis der heutigen Zustnde der Universitt,noch auch die Bekanntschaft mit ihrer frheren Geschichte ver-

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    brgen schon ein hinreichendes Wissen von ihrem Wesen - es seidenn, da wir zuvor in Klarheit und Harte dieses Wesen fr dieZukunft umgrenzen, in solcher Selbstbegrenzung es wollen, und da

    wir in solchem WoIlen uns selbst behaupten.Selbstverwaltung besteht nur auf dem Grunde derSelbstbesinnung. Selbstbesinnung aber geschieht nur in der Kraftder Selbstbehauptung der deutschen Universitt. Werden wir sievollziehen und wie?

    Die Selbstbehauptung der deutschen Universitt ist derursprngliche, gemeinsame Wille zu ihrem Wesen. Die deutscheUniversitt gilt uns als die hohe Schule, die aus Wissenschaft unddurch Wissenschaft die Fhrer und Hter des Schicksals desdeutschen VoIkes in die Erziehung und Zucht nimmt. Der Wille zumWesen der deutschen Universitt ist der Wille zur Wissenschaft als

    Wille zum geschichtlichen geistigen Auftrag des deutschen Volkesals eines in seinem Staat sich selbst wissenden VoIkes. Wissenschaftund deutsches Schicksal mssen zumal im Wesenswillen zur Machtkommen. Und sie werden es dann und nur dann, wenn wir-Lehrerschaft und Schlerschaft - einmal die Wissenschaft ihrerinnersten Notwendigkeit aussetzen und wenn wir zum anderen demdeutschen Schicksal in seiner auersten Not standhalten. -

    Das Wesender Wissenschaft erfahren wir allerdings nicht inseiner innersten Notwendigkeit, solange wir nur - vom neuenWissenschaftsbegriff redend - einer allzu heutigen Wissenschaft die

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    Griechen? Man sagt: die reine

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    Betrachtung, die nur der Sache in ihrer Flle und Forderungverbunden bleibt. Dieses betrachtende Verhalten soll unter

    Berufung auf die Griechen um seiner selbst willen geschehen. Aberdiese Berufung hat unrecht. Denn einmal geschieht die Theorienicht um ihrer selbst willen, sondern einzig in der Leidenschaft, demSeienden als solchem nahe und unter seiner Bedrngnis zu bleiben.Zum andern aber kmpften die Griechen gerade darum, diesesbetrachtende Fragen als eine, ja als die hchste Weise der energeia,des am-Werke-Seins, des Menschen zu begreifen und zuvollziehen. Nicht stand fr Sinn danach, die Praxis der Theorieanzugleichen, sondern umgekehrt, die Theorie selbst als die hchsteVerwirklichung echter Praxis zu verstehen. Den Griechen ist dieWissenschaft nicht ein Kulturgut, sondern die innerstbestimmende Mitte des ganzen volklich-staatlichen Daseins.Wissenschaft ist ihnen auch nicht das bloe Mittel derBewutmachung des Unbewuten, sondern die das ganze Daseinscharfhaltende und es umgreifende Macht.

    Wissenschaft ist das fragende Standhalten inmitten des sichstndig verbergenden Seienden im Ganzen. Dieses handelndeAusharren wei dabei um seine Unkraft vor dem Schicksal.

    Das ist das anfngliche Wesen der Wissenschaft. Aber liegtdieser Anfang nicht schon zweieinhalb Jahrtausende zurck? Hatnicht der Fortschritt menschlichen Tuns auch die Wissenschaft

    verandert? Gewi! Die nachkommende christlich-theologischeWeltdeutung, ebenso wie das sptere mathematisch-technischeDenken der Neuzeit haben die Wissenschaft zeitlich und sachlichvon ihrem Anfang entfernt. Aber damit ist der Anfang selbstkeineswegs berwunden oder gar zunichte gemacht. Denn gesetzt,die ursprngliche griechische Wissenschaft ist etwas Groes, dannbleibt der Anfang dieses Groen sein Grtes. Das Wesen derWissenschaft knnte nicht einmal entleert und vernutzt werden, wiees trotz aller Ergebnisse und internationaler Organisationen heuteist, wenn die Gre des Anfangs nicht noch bestnde. Der Anfangistnoch. Er liegt

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    nicht hinter uns als da langst Gewesene, sondern er steht voruns.Der Anfang ist als das Grte im voraus ber alles Kommende undso auch ber uns schon hinweggegangen. Der Anfang ist in unsereZukunft eingefallen, er steht dort als die ferne Verfgung ber uns,seine Gre wieder einzuholen.

    Nur wenn wir dieser fernen Verfgung entschlossen uns fgen,um die Gre des Anfangs zurckzugewinnen, nur dann wird uns die

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    Wissenschaft zur innersten Notwendigkeit des Daseins. Andernfallsbleibt sie ein Zufall, in den wir geraten, oder da beruhigte Behageneiner gefahrlosen Beschaftigung zur Forderung eines bloenFortschritts von Kenntnissen.

    Fgen wir uns aber der fernen Verfgung des Anfangs, dann

    mu die Wissenschaft zum Grundgeschehnis unseres geistig-volklichen Daseins werden.

    Und wenn gar unser eigenstes Dasein selbst vor einer groenWandlung steht, wenn es wahr ist, was der leidenschaftlich den Gottsuchende letzte deutsche Philosoph, Friedrich Nietzsche, sagte:Gott ist tot -, wenn wir Ernst machen mssen mit dieserVerlassenheit des heutigen Menschen inmitten des Seienden, wiesteht es dann mit der Wissenschaft?

    Dann wandelt sich da anfnglich bewundernde Ausharrender Griechen vor dem Seienden zum vllig ungedecktenAusgesetztsein in das Verborgene und Ungewisse, d. i. Fragwrdige.Das Fragen ist dann nicht mehr nur die berwindbare Vorstufe zurAntwort als dem Wissen, sondern das Fragen wird selbst die hchsteGestalt des Wissens. Das Fragen entfaltet dann seine eigenste Kraftder Aufschlieung des Wesentlichen aller Dinge. Das Fragen zwingtdann zur uersten Vereinfachung des Blickes auf dasUnumgngliche.

    Solches Fragen zerbricht die Verkapselung der Wissenschaftenin gesonderte Fcher, holt sie zurck aus der ufer- und ziellosenZerstreuung in vereinzelte Felder und Ecken und setzt dieWissenschaft wieder unmittelbar aus der Fruchtbarkeit und dem

    Segen aller weltbildenden Mchte des menschlich-geschichtlichenDaseins, als da sind: Natur, Geschichte, Sprache; Volk,

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    Sitte, Staat; Dichten, Denken, Glauben; Krankheit, Wahnsinn, Tod;Recht, Wirtschaft, Technik.

    Wollen wir das Wesen der Wissenschaft im Sinne desfragenden, ungedeckten Standhaltens inmitten der Ungewiheit desSeienden im Ganzen, dann schafft dieser Wesenswille unseremVolke seine Welt der innersten und uersten Gefahr, d. h. seine

    wahrhaft geistige Welt. Denn Geist ist weder leerer Scharfsinn,noch das unverbindliche Spiel des Witzes, noch das uferlose Treibenverstandesmiger Zergliederung, noch gar die Weltvernunft,sondern Geist ist ursprnglich gestimmte, wissendeEntschlossenheit zum Wesen des Seins. Und die geistige WelteinesVolkes ist nicht der berbau einer Kultur, sowenig wie das Zeughausfr verwendbare Kenntnisse und Werte, sondern sie ist die Machtder tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Krfte als Machtder innersten Erregung und weitesten Erschtterung seines Daseins.Eine geistige Welt allein verbUrgt dem Volke die Groe. Denn sie

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    zwingt dazu, da die stndige Entscheidung zwischen dem Willenzur Groe und dem Gewhrenlassen des Verfalls das Schrittgesetzwird fr den Marsch, den unser Volk in seine knftige Geschichteangetreten hat.

    Wollen wir dieses Wesen der Wissenschaft, dann mu die

    Lehrerschaft der Universitt wirklich vorrcken in den uerstenPosten der Gefahr der stndigen Weltungewiheit. Hlt sie dortstand, d. h. erwchst ihr von dort - in der wesentlichen Nhe derBedrngnis aller Dinge - das gemeinsame Fragen undgemeinschaftlich gestimmte Sagen, dann wird sie stark zurFhrerschaft. Denn das Entscheidende im Fhren ist nicht das bloeVorangehen, sondern die Kraft zum Alleingehenknnen, nicht ausEigensinn und Herrschgelste, sondern kraft einer tiefstenBestimmung und weitesten Verpflichtung. Solche Kraft bindet andas Wesentliche, schafft die Auslese der Besten und weckt die echteGefolgschaft derer, die neuen Mutes sind. Aber wir brauchen dieGefolgschaft nicht erst zu wecken. Die deutsche Studentenschaft istauf dem Marsch. Und wen sie sucht,

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    das sind jene Fhrer, durch die sie ihre eigene Bestimmung zurgegrndeten, wissenden Wahrheit erheben und in die Klarheit desdeutend-wirkenden Wortes und Werkes stellenwill.

    Aus der Entschlossenheit der deutschen Studentenschaft, demdeutschen Schicksal in seiner auersten Not standzuhalten, kommt

    ein Wille zum Wesen der Universitt. Dieser Wille ist ein wahrerWille, sofern die deutsche Studentenschaft durch das neueStudentenrecht sich selbst unter das Gesetz ihres Wesens stellt unddamit dieses Wesen allererst umgrenzt. Sich selbst das Gesetzgeben, ist hchste Freiheit. Die vielbesungene akademischeFreiheit wird aus der deutschen Universitt verstoen; denn dieseFreiheit war unecht, weil nur vemeinend. Sie bedeutete vorwiegendUnbekmmertheit, Beliebigkeit der Absichten und Neigungen,Ungebundenheit im Tun und Lassen. Der Begriff der Freiheit desdeutschen Studenten wird jetzt zu seiner Wahrheit zurckgebracht.Aus ihr entfalten sich knftig Bindung und Dienst der deutschen

    Studentenschaft.Die erste Bindung ist die in die Volksgemeinschaft. Sie

    verpflichtet zum mittragenden und mithandelnden Teilhaben amMhen, Trachten und Knnen aller Stnde und Glieder des Volkes.Diese Bindung wird fortan festgemacht und in das studentischeDasein eingewurzelt durch denArbeitsdienst.

    Die zweite Bindung ist die an die Ehre und das Geschick derNation inmitten der anderen Volker. Sie verlangt die in Wissen undKnnen gesicherte und durch Zucht gestraffte Bereitschaft zumEinsatz bis ins Letzte. Diese Bindung umgreift und durchdringt

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    knftig das ganze studentische Dasein als Wehrdienst.Die dritte Bindung der Studentenschaft ist die an den

    geistigen Auftrag des deutschen Volkes. Dies Volk wirkt an seinenSchicksal, indem es seine Geschichte in die ffenbarkeit derbermacht aller weltbildenden Machte des menschlichen Daseins

    hineinstellt und sich seine geistige Welt immer neu erkmpft. Soausgesetzt in die uerste Fragwrdigkeit des eigenen Daseins, willdies Volk ein geistiges Volk sein. Es fordert

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    von sich und fr sich in seinen Fhren und Hten die hrtesteKlarheit des hchsten, weitesten und reichsten Wissens. Einestudentische Jugend, die frh sich in die Mannheit hineinwagt undihr Wollen ber das knftige Geschick der Nation ausspannt, zwingtsich von Grund aus zum Dienst an diesem Wissen. Ihr wird derWissensdienst nicht mehr sein drfen die dumpfe und schnelleAbrichtung zu einem vornehmen Beruf. Weil der Staatsmann undLehrer, der Arzt und der Richter, der Pfarrer und der Baumeister dasvolklich-staatliche Dasein Fhren und in seinen Grundbezgen zuden weltbildenden Machten des menschlichen Seins bewachen undscharf halten, deshalb sind diese Berufe und die Erziehung zu ihnendem Wissensdienst berantwortet. Das Wissen steht nicht imDienste der Berufe, sondern umgekehrt: die Berufe erwirken undverwalten jenes hchste und wesentliche Wissen des Volkes um seinganzes Dasein. Aber dieses Wissen ist uns nicht die beruhigte

    Kenntnisnahme von Wesenheiten und Werten an sich, sondern dieschrfste Gefhrdung des Daseins inmitten der bermacht desSeienden. Die Fragwrdigkeit des Seins berhaupt zwingt dem VolkArbeit und Kampf ab und zwingt es in seinen Staat, dem die Berufezugehren.

    Die drei Bindungen - durch das Volk an das Geschick desStaates im geistigen Auftrag - sind dem deutschen Wesengleichursprnglich. Die drei von da entspringenden Dienste -Arbeitsdienst, Wehrdienst und Wissensdienst - sind gleich notwendigund gleichen Ranges.Das mithandelnde Wissen um das Volk, das sich bereithaltende

    Wissen um das Geschick des Staates schaffen in eins mil demWissen um den geistigen Auftrag erst das ursprngliche und volleWesen der Wissenschaft, deren Verwirklichung uns aufgegeben ist-gesetzt, da wir uns in die ferne Verfgung des Anfangs unseresgeistig-geschichtlichen Daseins fgen.

    Diese Wissenschaft ist gemeint, wenn das Wesen derdeutschen Universitt umgrenzt wird als die hohe Schule, die ausWissenschaft und durch Wissenschaft die Fhrer und Hter des

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    Schicksals des deutschen Volkes in die Erziehung und Zucht nimmt.Dieser ursprngliche Begriff der Wissenschaft verpflichtet

    nicht nur zur Sachlichkeit, sondern zuerst zur Wesentlichkeit undEinfachheit des Fragens inmitten der geschichtlich-geistigen Welt

    des VoIkes. Ja - hieraus kann sich erst Sachlichkeit wahrhaftbegrnden, d.h. ihre Art und Grenze finden.

    Die Wissenschaft nach diesem Sinne mu zur gestaltendenMacht der Krperschaft der deutschen Universitt werden. Darinliegt ein Doppeltes: Lehrerschaft und Schlerschaft mssen einmalje in ihrer Weise vom Begriff der Wissenschaft ergriffen werden undergriffen bleiben. Zugleich mu aber dieser Begriff der Wissenschaftumgestaltend eingreifen in die Grundformen, innerhalb derer dieLehrer und Schler jeweils in Gemeinschaft wissenschaftlichhandeln: in die Fakultten und in die Fachschaften.

    Die Fakultt ist nur Fakultt, wenn sie sich zu einem im Wesenihrer Wissenschaft verwurzelten Vermogen geistiger Gesetzgebungentfaltet, um die sie bedrngenden Mchte des Daseins in die einegeistige Welt des Volkes hineinzugestalten.

    Die Fachschaft ist nur Fachschaft, wenn sie sich vonvornherein in den Bereich dieser geistigen Gesetzgebung stellt unddamit die Schranken des Faches zu Fall bringt und das Muffige undUnechte uerlicher Berufsabrichtung berwindet.

    In dem Augenblick, wo die Fakultten und Fachschaften diewesentlichen und einfachen Fragen ihrer Wissenschaft in Gangbringen, sind Lehrer und Schler auch schon von denselben letzten

    Notwendigkeiten und Bedrngnissen des volklichstaatlichen Daseinsumgriffen.Die Ausgestaltung jedoch des ursprnglichen Wesens der

    Wissenschaft verlangt ein solches Ausma an Strenge,Verantwortung und berlegener Geduld, da dem gegenber etwadie gewissenhafte Befolgung oder die eifrige Abnderung fertigerVerfahrungsweisen kaum ins Gewicht fallen.

    Wenn aber die Griechen drei Jahrhunderte brauchten, um

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    auch nur die Frage, was das Wissen sei, auf den rechten Boden undin die sichere Bahn zu bringen, dann drfen wir erst recht nichtmeinen, die Aufhellung und Entfaltung des Wesens der deutschenUniversitt erfolge im laufenden oder kommenden Semester.

    Aber eines freilich wissen wir aus dem angezeigten Wesen derWissenschaft, da die deutsche Universitt nur dann zu Gestalt undMacht kommt, wenn die drei Dienste - Arbeits-, Wehr- undWissensdienst - ursprnglich zu einer prgenden Kraft sichzusammenfinden. Das will sagen:

    Der Wesenswille der Lehrerschaft mu zu der Einfachheit und

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    Weite des Wissens um das Wesen der Wissenschaft erwachen understarken. Der Wesenswille der Schlerschaft mu sich in diehchste Klarheit und Zucht des Wissens hinaufzwingen und dieMitwissenschaft um das Volk und seinen Staat in das Wesen derWissenschaft fordernd und bestimmend hineingestalten. Beide

    Willen mssen sich gegenseitig zum Kampfsteilen. Alle willentlichenund denkerischen Vermogen, alle Krfte des Herzens und alleFahigkeiten des Leibes mssen durch Kampf entfaltet, im Kampfgesteigert und als Kampf bewahrt bleiben.

    Wir whlen den wissenden Kampf der Fragenden undbekennen mit Carl von Clausewitz: Ich sage mich los von derleichtsinnigen Hffnung einer Errettung durch die Hand des Zufalls.

    Die Kampfgemeinschaft der Lehrer und Schler wird aber nurdann die deutsche Universitt zur Statte der geistigenGesetzgebung umschaffen und in ihr die Mitte der straffstenSammlung zum hchsten Dienst am Volke in seinem Staat erwirken,wenn Lehrerschaft und Schlerschaft einfacher, harter undbedrfnisloser als alle anderen Volksgenossen fr Dasein einrichten.Alle Fhrung mu der Gefolgschaft die Eigenkraft zugestehen. JedesFolgen aber trgt in sich den Widerstand. Dieser Wesensgegensatzim Fhren und Folgen darf weder verwischt, noch gar ausgelschtwerden.

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    Der Kampf allein hlt den Gegensatz ffen und pflanzt in dieganze Krperschaft von Lehrern und Schlern jene Grundstimmung,aus der heraus die sich begrenzende Selbstbehauptung dieentschlossene Selbstbesinnung zur echten Selbstverwaltungermachtigt.

    Wollen wir das Wesen der deutschen Universitt, oder wollenwir es nicht? Es steht bei uns, ob und wie weit wir uns um dieSelbstbesinnung und Selbstbehauptung von Grund aus und nichtnur beilufig bemhen oder ob wir - in bester Absicht nur alteEinrichtungen andern und neue anfgen. Niemand wird uns hindern,dies zu tun.

    Aber niemand wird uns auch fragen, ob wir wollen oder nichtwollen, wenn die geistige Kraft des Abendlandes versagt und diesesin seinen Fugen kracht, wenn die abgelebte Scheinkultur in sichzusammenstrzt und alle Krafte in die Verwirrung reit und imWahnsinn ersticken lt.

    Ob solches geschieht oder nicht geschieht, das hangt alleindaran, ob wir als geschichtlich-geistiges Volk uns selbst noch undwieder wollen - oder ob wir uns nicht mehr wollen. Jeder einzelneentscheidet darber mit, auch dann und gerade dann, wenn er vordieser Entscheidung ausweicht.

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    Aber wir wollen, da unser Volk seinen geschichtlichen Auftragerfllt.

    Wir wollen uns selbst. Denn die junge und jngste Kraft desVolkes, die ber uns schon hinweggreift, hat darber bereitsentschieden.

    Die Herrlichkeit aber und die Gre dieses Aufbruchsverstehen wir dann erst ganz, wenn wir in uns jene tiefe und weiteBesonnenheit tragen, aus der die alte griechische Weisheit das Wortgesprochen:

    ta megala panta episfalAlles Gre steht im Sturm(Platon, Politeia 497 d, 9)

    DAS REKTORAT 1933/54Tatsachen und Gedanken

    Im April 1933 bin ich durch das Plenum der Universitt einstimmigzum Rektor gewahlt worden. Mein Vorganger im Amt, v. Mllendorff,hatte auf Weisung des Ministers nach kurzer Ttigkeit sein Amtniederlegen mssen. v. Mllendorff selbst, mit dem ich oftereingehend ber die Nachfolge sprach, wiinschte, da ich dasRektorat iibemehme. Insgleichen hat der vormalige Rektor, Sauer,rich zu berzeugen versucht, da ich im Interesse der Universittdas Amt iibemehme. Noch am Vormittag des Wahltages zogerte ichund wollte von der K~didatur zurcktreten. 1ch hatte keineBeziehung zu den magebenden RegierungsundParteistellen, war

    selbst weder Mitglied der Partei, noch hatte ich rich in irgendeinerWeise politisch bettigt. So war es ungewi, ob ich dort, wo sich diepolitische Macht konzentrierte, gehort wrde bezglich dessen, wasmir als Notwendigkeit und Aufgabe vorschwebte. Es war aberebenso ungewi, inwieweit die Universitt von sich aus mitginge, ihreigenes Wesen ursprnglicher zu finden und zu gestalten, welcheAufgabe ich bereits in meiner Antrittsrede vom Sommer 1929ffentlich dargelegt hatte.In den einleitenden Satzen der Antrittsrede Was ist Meta .J!.~?heit es: ~~~~~.!!i~~~j~~~~~U~-;;;rDasein -in der Gem-emSCTia:ff:"vonForsroern;-r;eme-m und

    Studierenden -ist durch die Wissenschaftbestimmt. Was geschiehtWesentliches mit uns im Grunde des Daseins, sofern dieWissenschaft unsere Leidenschaft geworden ist? -'Die Gebiete derWissenschaften liegen weit auseinander. Die Behandlungsart ihrerGegenstande ist grundverschieden. Diese zerfallene Vielfaltigkeitvon Disziplinen wird heute nur noch durch die tech

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    nische Organisation von Universitaten und Fakultaten

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    zusammenund durch die praktische Zwecksetzung der Facher ineiner Bedeutung erhalten. Dagegen ist die Verwurzelung derWissenschaften in ihrem Wesensgrund abgestorben. Diese Redewar im Jahre 1933 bereits ins Franzosische, ltalienische, Spanischeund J apanische bersetzt.

    Man knnte berall wissen, wie ich fiber die deutsche Universittdachte und was ich als ihr dringlichstes Anliegen ansah. Sic solltesich aus ihrem Wesensgrunde, der chen der Wesensgrund derWissenschaften ist, niimlich aus dem Wesen der Wahrheit selbstemeuem und, statt in der technischen organisatorisch-institutionellen Scheineinheit zu verharren, die ursprnglichelebende Einheit der Fragenden und Wissenden zurckgewinnen.ber das Wesen der Wahrheit sprach ich 1930 in einem sogarwiederholten Vortrag, der an mehreren Orten in Deutschland bis1932 gehalten wurde und durch vervielfaltigte Nachschriftenbekannt war. Der Vortrag erschien erst 1943 im Druck. Gleichzeitigmit jenem Vortrag hielt ich cine zweistndige Vorlesung fiber dengriechischen Wahrheitsbegriff auf dem Wege einer Auslegung desplatonischen Hohlengleichnisses. Diese Vorlesung wurde whrendmeines Rektorates im Wintersemester 1933/34 wiederholt unddurch ell stark besuchtes Seminar fiber Volk und Wissenschaftergiinzt. Die Auslegung des Hohlengleichnisses erschien im Druck1942 im Jahrbuch fr die geistige berlieferung 11 unter demTitel Platans Lehre von der Wahrheit. Die Erwiihnung undBesprechung dieses Aufsatzes wurde parteiamtlich verboten,insgleichen wurde die Herstenung von Sonderdrucken und deren

    buchhandlerischer Vertrieb verboten.Was mich bis zum letzten Tag zogem lie, das Rektorat zuiibemehmen, war das Wissen, da ich notwendig mit meinemVorhaben in cine zwiefache Opposition geraten wrde gegen dasNeue und gegen das Alte. Das Neue war inzwischenaufgetreten in der Gestalt der politischen Wissenschaft, deren

    gg

    Idee auf einer Verfalschung des Wesens der Wahrheit grndet. DasAlte war das Bestreben, beim Fach zu bleiben und dessen

    Fortschritte zu fordem und im Unterricht nutzbar zu machen, jedeBesinnung auf die Wesensgrundlagen als abstraktphilosophischabzulehnen oder allenfalls doch nur als auere Verzierungzuzulassen, nicht aber als Besinnung zu vollziehen und aus diesemVollzug zu denken und zur Universitt zu gehoren.So bestand die Gefahr, da mein Versuch sowohl vom Neuen alsauch vom Alten her, die linter sich im Gegensatz standen, ingleicher Weise bekmpft und unmoglich gemacht wrde. Was ichbei der "Obemahme des Rektorats freilich nock niGhtsah und nicht

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    erwarten knnte, ist das, was im Verlauf des ersten Semesterseintrat: da das Neue und das Alte sich schlielicheintrachtigzusammenfanden, um meine Bemhungen lahmzulegenund mich schlielich auszuschalten.Trotz der doppelten Gefhrdung meines Vorhabens einer ur.'

    sprnglichen Wesensgrndung der Universitt habe ich michschlielich durch das Drangen vieler Kollegen der Universitt,insbesondere des abgesetzten Rektors v. Mllendorff und desvorigen Rektors und damaligen Prorektors Sauer entschlossen, dasAmt zu iibemehmen, vor allem im Hinblick auf die von K. Sauergeltend gemachte Moglichkeit, da im Falle meiner Ablehnung derUniversitt von auBen her jemand als Rektor vorgesetzt werde.Was mich somit im Ganzen zur "Obemahme des Rektoratsbestimmte, ist ein Dreifaches :1. Ich sah d~~_~_~~ur Macht gekommenen Bewegung dieMoglichkeit zu einer ~e~e-n--Samnir-im"g-und-Emeue~g---= -des Volkes und emen Weg~-zuserner--es~(filicn-~abenillang: Qi!!~~~J!!:~~_~g~~~den. Ich glaubte, die sich selbst erneuemdeUniversitt knnt~-ritberufen sein, bei der inneren Sammlung desVolkes ma-gebend mitzuwirken.2. Darum sah ich im Rektorat eine Moglichkeit, alle vermogendenKrfte -abgesehen von Parteizugehorigkeit und Partei

    25doktrin -dem Vorgang der Besinnung und Erneuerung zuzufhren

    und den EinfluB dieser Krfte zu starken und zu sichern.3. Auf diese Weise hffte ich, dem Vordringen ungeeigneterPersonen und der drohenden Vormacht des Parteiapparates und derParteidoktrin begegnen zu knnen.~eist, da d~~~~~yj~lMinde~~rtig~s~d Uni~g-~_~~~~gensii~~~~~~~~~~~~"~~~~~~_!~e b .Aber das war fr mich, angesichts der Gesamtlage unseres Vol~._"--" "--"" '"'" "~~!}:.~~Q~~-~.'?~-y~~s~~e~,die vermog~pden Krafte undwesentlichen Ziele ins Spiel zu bringen. Bequeunmoglichen Leute die Nase zu riimpfen und ohne Blick auf die

    geschichtliche Lage des Abendlandes das Bisherige zu loben. Wieich die geschichtliche Lage schon damals sah, moge durch einenHinweis angedeutet sein. Im Jahre 1930 war Ernst Jngers Aufsatzber Die totale Mobilmachung erschienen; in diesem Auf~atzkndigten sich die Grundzge des 1932 erschieneneri Buches DerArbeiter an. In kleinem Kreis habe ich damals mit meinemAssistenten Brock diese Schriften durchgesprochen und zu zeigenversucht, wie sich darin ein wesentliches Verstandnis derMetaphysik Nietzsches ausspricht, insofern im Horizont dieserMetaphysik die Geschichte und Gegenwart des Abendlandes

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    gesehen und vorausgesehen wird. Aus diesen Schriften und nochwesentlicher aus ihren Grundlagen denkend, dachten wir dasKommende, d. h. wir versuchten, ihm zugleich in derAuseinandersetzung zu begegnen. Viele andere haben damals dieseSchriften auch gelesen; aber man hat sie mit vielem anderen

    Interessanten, was man auch las, auf die Seite gelegt und nicht inihrer Tragweite begriffen. Im Winter 1939/40 habe ich dann nocheinmal mit einem Kreis von Kollegen JUngers Buch Der Arbeiterteilweise durchgesprochen und erfahren wie damals noch dieseGedanken fremd waren und noch,befremdeten, bis sie durch die Tatsachen besttigt wurden. WasErnst JUnger in den Gedanken von Herrschaft und Gestalt

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    des Arbeiters denkt und im Lichte dieses Gedankens sieht, ist dieuniversale Herrschaft des Willens zur Macht innerhalb derplanetarisch gesehenen Geschichte. In dieser Wirklichkeit stehtheute Alles, mag es Kommunismus heien oder Faschismus oder Weltdemokra tie.Aus dieser Wirklichkeit des Willens zur Macht sah ich damals schon,was ist. Diese Wirklichkeit des Willen zur Macht liiBt sich im SinneNietzsches auch aussagen durch den Satz: Gott ist t~~t~

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    25Gewi -es ist immer verniessen, wenn Menschen den Men~ schendie Schuld voruna zurechnen. Aber wenn man schon Schuldigesucht und nach der Schuld bemillt: Gibt es nicht auch eine Schuld

    der wesentlichen Versiiumnis? Diejenigen, ~~_~_a_~on soprophetisch begabt waren, da sie alles kommenfast 10, ,--, "".--~--'--C -'-~""um haben 1933 nicht die, die es zu wissen meinten, warum habendamals nicht gerade sie sich aufgemacht, um alles und von Grundaus ins Gute zu lenken?Gewi -die Sammlung aller vermogenden Krafte wiire schwergewesen, schwer auch die langsame EinfluBnahme auf das Ganzeder Bewegung und ihre Machtposition -aber nicht schwerer als das,was uns in der Folge dann zu tragen aufgegeben wurde.~r bern~~~~~~a~_~~!t~ ich -~~~Y~~~_.g~:: ~!i-1;>.~~~~-~~~-~!~!:!!:_~d zu fes~en.Niemals war es meine Absicht, nur Parteidoktrinen z~yer~genur das Bi~herige~zuverteidigen und durch bloes Vermitteln undAus~ gleichen alles zu nivellieren und in der Mittelmigkeit zuhlilten. Dafiir standen nach meiner klaren berzeugung zuwesentliche Dinge auf dem Spiele, die alles, was die Universittanging, weit berragten.Es war mir aber auch klar, da allem zuvor die positiven

    Moglichkeiten, die ich damals in der Bewegung sah, betont undbejaht werden mten, um eine sachlich und nicht nur faktischgegrndete Sammlung aller vermogenden Krfte vorzubereiten. Diesofortige und bloe Opposition hatte weder meiner damaligenberzeugung (die nie Parteiglaubigkeit war) entsprochen, noch waresie klug gewesen.Fr meine Grundhaltung wahrend des Rektorates sei folgendesfestgestellt als Kennzeichen:1. Ich bin niemals von irgendeiner Parteistelle zu irgend

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    einer politis chen Beratung zugezogen worden; ich habe auch nieum eine solche Mitarbeit nachgesucht.2. 1ch unterhielt auch sonst keinerlei personliche oder politischeBeziehungen zu Parteifunktioniiren.

    Absicht und Haltung meines Rektorates sind in der Rektoratsrede vom M ai 19 J J ausgesprochen. Allerdings hangt hier wiebei jedem gesprochenen Wort alles an der Auslegung und an derBereitschaft, sich auf das Wesentliche einzulassen und dieses

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    berhaupt in den Blick zu bekommen. Das Kemstck derRektoratsrede, das sich schon dem Umfang nach kenntlich macht,ist die Darlegung des Wesens von Wissen und Wissenschaft, aufwelches Wesen die Universitt gegrndet werden und auf welchemGrund sie sich als deutsche Universitt selbst in ihrem Wesen

    behaupten soll. Der Wissensdienst ist neben Arbeitsund Wehrdienstnicht deshalb an dritter Stelle genannt, weil er jenen nachgeordnetwird, sondern weil das Wissen das Eigentliche und Hchste ist, aufdas sich das Wesen der Universitt und darum die Besinnungsammelt. Was den voraufgenannten Arbeitsdienst angeht, darf wahldaran erinnert werden, da dieser Dienst langst vor 1933 aus derNot der Zeit und aus dem Willen der Jugend entstanden ist undgeprgt wurde. Den Wehrdienst abeT habe ich weder in einemmilitaristischen, noch in einem aggressiven Sinne genannt, sondernals Wehr in der Notwehr gedacht.Das Kemstck der Rede client der Erlauterung des Wesens vonWissen, Wissenschaft und wissenschaftlich vorgebildetem Beruf.lnhaltlich sind vier Hauptmomente herauszuheben:1. Die Begrndung der Wissenschaften in der Erfahrung des Wesens bereiches ihrer Sachgebiete.2. Das Wesen der Wahrheit als Seinlassen des Seienden, wie es jst.3. Bewahrung der berlieferung des Anfangs des abendlandischenWissens im Griechentum. (V gl. meine zweistndige

    27Vorlesung vom Sommersemester 1932: Der Anfang der

    abendlndischen Philosophie. )4. Demgem die abendlndische Verantwortung. In all dem liegtdie entschiedene Ablehnung der Idee der politischenWissenschaft, die vom Nationalsozialismus verkndet wurde alseine vergroberte Lehre der Auffassung Nietzsches vom Wesen derWahrheit und der Erkenntnis. Die Zurckweisung der Idee derpolitischen Wissenschaft ist in der Rede berdies klarausgesprochen.Die Hal~~~~~~~..~__~KE?~~j!.t,._!!::.!!f._q_~nKampf gestellt. Aber was oedeutet in der Rede Kam"p!? ~asW-ese "n:ill~e.der. Be;illn-ungaUf-~-gri; ~ ;;he f.7t L (J't7]I.LT) und d. h.

    UAi}{}ELCL zurckgeht, dann darf wahl vermutet werden, da auchdas Wesen des Kampfes nicht beliebi vorgestellt ist. DerKampf ist gedacht im S~~~~~oft genannten und ebenso oft iniBdeuteten Spruches ist zum vorausein Zweifaches zu beachten, was ich oft genug schon in meinenVorlesungen und Ubungen erwahnte :)1. p~~?_~~~~i~~~~_~.~ ~!~.~e~!_p~t),_be::_deutet nicht Krieg , sondern das, was dasyo~.B~!~~!_imiifeIchen--Sinne gebrauChie"Wort-.~Q~~.-b~d~~tet. Aber das be0 , , "' "",.-"",---",--c,c'-

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    bloer Zwist, erst reclit lliChi Gewaltanwendung und Nieders~n--'des-Gegners=-sondern A us:eiIi~e,~:~e!~~~-&~-s"etzeii;-siC1iaussetZtdem"aiiaeren und so_~~~---~~~~..~-~~!:!!):l V ors~ei?~?~~~d d. h. griechisch: _~s_pnverbor~~~~@d Wahre. Weil der Kampf ist das wechselweise sich

    aJ;lerkennendeSidiaussetzen dem Wesenhaften, deshalb wird in derRede, die dies Fragen und Besinnen auf den Kampf stellt, immervon der Ausgesetztheit gesprochen. Da das Genannte in derRichtung des Heraklitischen Spruches liegt, bezeugt der Spruchselbst ganz klar. Man mu nUT ein Zweites beachten.2. Wir drfen nicht nur 3tOAEI.LO; nicht als Krieg denken

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    und den Satz: Der Krieg ist der Vater aller Dinge als angeblichheraklitischen noch dazu verwenden, den Krieg und die Schlacht alsdas hchste Prinzip alles Seins auszurufen und so das Kriegerischephilosophisch zu rechtfertigen.Wir mssen vor allem und zugleich beachten, da der Spruch desHeraklit -in der iiblichen Weise zitiert -alles verfalscht, weil so dasGanze des Spruches unterschlagen wird und damit das Wesentliche.Er lautet vollstndig:Die Auseinandersetzung ist zwar von allem die Aussaat, vonalle~.;b~~auch (und~or allem) das Hchste -Wahrende-, und zwardeshalb, well sie die einen sich zeigen liiBt als Gotter, die anderenaber als Menschen, well sie die einen hervorgehen liiBt ins ffene

    als Knechte, die anderen aber als Freie.Das Wesen des JtOAE!A.OS' lieg~~ 6E~~,~!!.~~~j~IL.~_I!_~~LV,~;:;t~--e-~gri-;~~~~tellen in de:I!._9~-!!:-~!L-AObli_ck. Qies istdas W ese~ d~??:~f~ philoS9E~~_~~~~]!gddas in der RedeGesagte .!!!..~!1~~..:EE-i-!-~.g~~~t.-'-'Di~s;-~ich-;~;~desetzende Besinnung auf den Wesensbereichmu sich in jederWissenschaft vollziehen, sonst bleibt sieWissenschaft ohne Wissen. Aus solcher Besinnung des Ganzender Wissenschaften bringt sich die Universitt selbst durch sichselbst auf ihren Wesensgrund, der nur dem von fr gepflegtenWissen zugnglich ist, weshalb ihr Wesen nicht anderswoher, aus

    der Politik oder irgendeiner anderen Zwecksetzung bestimmtwerden kann.Gem dieser Grundauffassung und Grundhaltung trgt die Rededen Titel: Die Selbstbehauptung der deutschen Universitt. Diewenigsten waren sich klar darber, was allein schon dieser Titel imJahre 1933 besagte, well nur wenige von denen, die es anging, sichdie Mhe nahmen, ohne Voreingenommenheit und ohneVemebelung durch das Gerede das klar zu durchdenken, was gesagtist.Man kann freilich auch anders verfahren. Man kann sich vom

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    Nachdenken entbinden und an die naheliegende Vorstellung halten,da da kurz nach der Machtergreifung durch den

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    Nationalsozialismus ein neu gewiihlter Rektor eine Rede ber dieUniversitt hlt, welche Rede den Nationalsozialismus vertrittund d. h. die Idee von der politischen Wissenschaft verkndet,die, grob gedacht, besagt:Wahr ist, was dem Volke niitzt. Darausschliet man, und zwar mit Recht, da so das Wesen der deutschenUniversitt im Kern verleugnet ist und an deren Zerstorunggearbeitet wird; weshalb der Titel eher heien msse: DieSelbstenthauptung der deutschen Universitt. Man kann sovorgehen, wenn man genug Unverstand und Unvermogen zurBesinnung, wenn man genug Bequemlichkeit und Flucht ins Gerede,wenn man nur genug Ma von Boswilligkeit aufbringt.Man kann so verantwortungslos verfahren bei der Auslegung derRede; man darf sich aber dann nicht ausgeben als solchen, der sichverantwortlich weill fr den Geist und das Heil der deutschenUniversitt. Denn so oberflachlich zu denken und so oberflachlich inden Tag hineinzuschwatzen, entspricht vielleicht politis chenMethoden, widerspricht aber dem innersten Geist der Sachlichkeitdes Denkens, welchen Geist man doch retten zu mssen vorgibt.Die Rede wurde von denen, die es anging, ~_~~_!e~:~t~...5!~~;we~iIiharill~-oo'(f;-~aer'-Hinsiclit:aii:B-sie dasjenige sagt, was mir

    whrend der Amtsttigkeit den Leitfaden gab zur Unterscheidungdessen, was wesentlich und was weniger wesentlich und nurauerlich sei.Die Rede und damit meine Haltung wurde von der Partei(aber doch insofern verstanden, alsman sogleich die Oppositionherausspiirte. Der Minister Wacker sagte mir nach demRektoratsessen im Kopf am selben Tag noch seine Ansicht berdie gehorte Rede.1. Das sei eine Art von Privatnationalsozialismus, der diePerspektiven des Parteiprogramrns umgehe.2. Das Ganze sei vor allem nicht auf dem Rassegedanken

    aufgebaut.)

    30

    3. Er konne die Zurckweisung del Idee del politischenWissenschaft nicht anerkennen, wenn er auch zugeben wolle, dadiese Idee noch nicht geniigend begrndet sei.Diese Stellungnahme des Ministers war insofern nicht gleichgiiltig,als sie sogleich den Parteifreunden, dem damaligenGaustudentenfhrer Scheel und dem Dozenten der Medizin, Dr.

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    Stein und Krieck in Frankfurt bekanntgegeben W11Ide. Diese dreibeherrschten brigens von Anfang an das Kultusministerium inKarlsruhe und batten den an sich harmlosen und gutmiitigenHochschulreferenten Ministerialrat Fehrle ganz in ihrer Hand.Kurze Zeit nach der Rektoratsfeier W11Ide mir bei meiner

    Anwesenheit im Ministerium folgendes bedeutet: 1. da knftighindie Anwesenheit des Erzbischofs bei solchen Feiem nicht erwiinschtsei; 2. da meine nach der Rektoratsfeier gehaltene Tischredeinsofern eine Entgleisung darstelle, als ich berfliissjgerweise denKollegen Sauer aus der theologischen Fakultat eigenshervorgehoben und betont babe, was ich ihm fr meinewissenschaftlich akademische Ausbildung verdanke.Da im Ministerium solche Dinge zur Sprache gebracht W11Iden,war nicht nur berhaupt kennzeichnend fr seine Haltung, sondernes zeigte, da man gar nicht gewit war, auf das einzugehen, wasich vor allem Geziink und Z wist fr die innere Emeuerung derUniversitt anstrebte.Vordem war ich schon einige Wochen im Amt. Meine erste~~~ g -~ ~~_:!: ~~~~~ I ~~

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    Moglichkeit, diejenigen Bemhungen, an denen mir einzig lag undderentwegen ich das Amt bernommen halle, zu pflegen oder auchnur zur Kenntnis zu bringen: die Besinnung auf die Wissenshaltungund auf das Wesen des Lehrens. Das Sommersemester verging undwurde vertan mit der Erorterung von Personalund Institutionsfragen.

    Das einzig aber auch nur im negativen Sinne Fruchtbare bestanddarin, da ich bei der Suerungsaktion, die oft fiber die Ziele undSchranken hinauszudringen drohte, Ungerechtigkeiten undSchiidigungen der Universitt und Kollegenschaft verhindern knnte.Die blo verhtende Arbeit trat in ihren Leistungen nicht in dieErscheinung, und es war auch unnotig, da die Kollegenschaftdavon etwas erFhr. Angesehene und verdiente Kollegen

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    der juristischen, medizinischen und naturwissenschaftlichenFakultaten wrden erstaunt Sein, Wenn sie horten, was ihnendamalszugedacht war.In den ersten Wochen Meiner Amtsttigkeit wurde mix zur Kenntnisgebracht, da der Minister Wert darauf lege, da die Rektoren derPartei angehren. Eines Tages erschienen der damalige KreisleiterDr. Kerber, der stellvertretende Kreisleiter und ein drittes Mitgliedder Kreisleitung bei mir auf dem Rektarat, um mich zum Eintritt indie Partei einzuladen. Nur im Interesse der Universitt, die impolitischen Krftespiel kern Gewicht hatte, habe ich, der ich vorhernie einer politis chen Partei angehorte, der Einladung stattgegeben,

    aber auch dies nur unter der ausdrcklich anerkannten Bedingung,da ich fr Meine Person, geschweige denn als Rektor, niemals einParteiamt bernehmen oder irgendeine Parteittigkeit ausiibenwerde. An diese Bedingung habe ich mich gehalten, was insofernnicht schwer war, als ich seit der Niederlegung meines Rektorats iniFrhjahr 1934 (vgl. unten) als politisch unzuverlassig gaIt und von Jahr zu J ahr in steigendem Mae berwacht wurde.Der Eintritt in die Partei blieb insofern nur eine Formsache, als dieParteileitung nicht daran dachte, mich zu ihren Beratungen berUniversitatsund Kulturund Erziehungsfragen beizuziehen. Whrendmeines ganzen Rektorats habe ich niemals an irgendeiner Beratung

    oder an Gesprchen oder gar BeschluBfassungen der Parteileitungund der verschiedenen Parteiorgane teilgenommen. Die Universittblieb verdachtig, aber man wollte sie zugleich zu Zwecken derKulturpropagandabeniitzen.Ich selbst wurde taglich mehr mit Dingen beschiiftigt, die ich imHinblick auf mein eigentliches Vorhaben fr unwichtig halten mute.Ich war an der formalen Erledigung solcher leerer Amtsgeschaftenicht nur uninteressiert, sondern zugleich auch unerfahren, da ichvordem jedes akademische Amt abgelehnt hatte und so ein Neuling

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    war. Hinzu lam der miBliche Um

    33stand, da der Vorsteher des Sekretariats auch erst seit kurzem imAmt und in Universitatsdingen ebenfalls unerfahren war. So geschah

    manches Ungeniigende, Unrichtige und Unvorsichtige, was dieKollegenschaft, wie es schien, ausschlielich beschiiftigte. DieRektoratsrede war in den Wind gesprochen und nach dem Tag derRektoratsfeier vergessen; whrend des ganzen Rektorats kam esvon keiner Seite der Kollegenschaft zu irgendeiner Aussprache berdie Rede. Man bewegte sich in den seit Jahrzehnten ausgetretenenBahnen der Fakultatspolitik.All dieses Verwirrte und die darin auftretende Vormacht desUnwesentlichen waren zu ertragen gewesen, wenn nicht im Verlaufde~. So~er~em~t.~rs f>3..si~ immer deutlicher zweiGefahren fr die Unlversltat a~kundigten. Gelegentlich einesVortrages vor der Universitt Heidelberg ber das Wesen derWissenschaft erFhr ich dart durch Dr. Stein und Scheel von Pliinenfr eine Umbesetzung verschiedener LehrstUhle in Freiburg. DieUniversitt sollie mil zuverlassigen Parteigenossen durchsetzt undso die Moglichkeit geschaffen werden, vor allem die Dekanateentsprechend mil Parteigenossell zu besetzen. Die Anschauungwurde geltend gemacht, da es jetzt frs erste bei der Besetzungdieser Stellen nicht so sehr auf die wissenschaftliche Bedeutung unddie Eignung als akademischer Lehrer ankomme als auf die politischeZuverlassigkeit und aktivistische Durchschlagskraft. Auch bei diesen

    Auerungen und Vorhaben zeigte sich wieder, da der EinfluBKriecks von Frankfurt her in Heidelberg und Karlsruhe sichverstarkte. Es wurde mir in Karlsruhe bedeutet, es sei untragbar, diebisherigen Dekane zu belassen. Die Fakultaten bedrften einernationalsozialistischen Fhrung. Es galt also, um dieser Gefhrdungdes eigentlichen Wesens der Universitt vorzubeugen, in derentsprechenden Weise zu handeln.Die zweite Gefahr drohte von auBen, was auch auf der imSommersemester in Erfurt abgehaltenen Rektorenkonferenz zuerkennen war. Sie bestand in den Bestrebungen, die ganze

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    Lehrttigkeit del Fakultaten durch die Berufsstnde del Ante, Richterund Lehrer und deren Anspriiche und Bedrfnisse bestimmen zulassen und so die Universitt endgiiltig in Fachschulenaufzusplittern. Nicht nUl die innere Einheit der Universitt, sondernauch die Grundart del akadeInischen Lehre waren dadurch bedroht,d. h. dasjenige, was ich durch eine Erneuerung zu retten versuchte,

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    um dessentwillen ich einzig das Rektorat bernommen hatte.Den beiden von Heidelberg und von del Fachschultendenzdrohenden Gefahren versuchte ich durch den Vorschlag delVerfassungsnderung zu begegnen. Sie sollte es ermoglichen, dieDekanate so zu besetzen, da das Wesen del Fakultaten und die

    Einheit der Universitt gerettet werden knnten. Der Beweggrundder Verfassungsnderung war ganz und gar nicht einumstrzlerischer und neuerungssiichtiger Ttigkeitsdrang, sonderndie Einsicht in die genannten Gefahren; die im Hinblick auf dieVerteilung und Spielart del politischen Krfte keineswegseingebildete waren.Innerhalb del Universitt, wo man immer einseitiger nUl auf dasBisherige starrte, wurde die Verfassungsnderung lediglichinstitutionell und juristisch betrachtet; insgleichen die Neubesetzungdel Dekanate nUl nach Gesichtspunkten del personlichenBevorzugung und Zurcksetzung bewertet.Zu Dekanen fr das Wintersemester 33/34 ernannte ich Kollegen,die nicht nUl nach meinem personlichen, sondern nach allgemeinemUrteil in der wissenschaftlichen Welt und in ihrem Fach einen Namenhatten und zugleich die Gewahr boten, da jeder in seiner Weiseden Geist del Wissenschaft in die Mitte seiner Fakultatsarbeit rckte.Keiner del Dekane war Parteigenosse. Der Einflu13 vonParteifunktionaren war ausgeschaltet. Die Hffnung hestand, eineberlieferung des wissenschaftlichen Geistes in den Fakultaten zuerhalten und zu beleben.Aber es lam anders. Alle Hffnungen wurden enttauscht. J ede

    Bemhung um das Eigentliche war vergeblich.Ein eigentiimliches Vorzeichen fr das Wintersemester 33/34

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    wurde das Todtnauerger Lager, das Dozenten und Studenten aufdie eigentliche Semesterarbeit vorbereiten und meine Auffassungvom Wesen der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Arbeitverdeutlichen und zugleich zur Erorterung und Aussprache stellensollte.

    Die Ausvvahl der Teilnehmer am Lager erfolgte niGht nachGesichtspunkten der Parteizugehorigkeit und der Bettigung imSinne des Nationalsozialismus. Nachdem in Karlsruhe der Plan frdas Lager bekannt geworden war, kam alsbald von Heidelberg dernachdrckliche Wunsch, auch einige Teilnehmer schikken zu drfen;insgleichen verstndigte sich Heidelberg mil Kiel.Durch einen Vortrag fiber Universitt und Wissenschaft versuchteich das Kernstck der Rektoratsrede zu kliiren und die Aufgabe derUniversitt mil Rcksicht auf die vorgenannten Gefahreneindringlicher vorzustellen. Es ergaben sich sogleich fruchtbareGesprche in den einzelnen Gruppen fiber Wissen und Wissenschaft,Wissen und Glauben, Glauben und Weltanschauung. Am Morgen deszweiten Tages erschienen plotzlich unangemeldet im Auto derGaustudentenfhrer Scheel und Dr. Stein und unterhielten sich eifrigmil den Heidelberger Teilnehmern des Lagers, deren Funktionlangsam deutliCh wurde. Dr. Stein bat, selbst einen Vortrag haltenzu drfen. Er sprach fiber Rasse und Rassenprinzip. Der Vortragwurde von den Lagerteilnehmern zur Kenntnis genommen, abernicht weiter erortert. Die Heidelberger Gruppe hatte den Auftrag,das Lager zu sprengen. Aber in Wahrheit handelte es sich nicht umdas Lager, sondern um die Freiburger Universitt, deren Fakultaten

    nicht durch Parteigenossen geleitet werden sollten. Es kam zuunerfreulichen Vorgiingen z. T. schmerzlicher Art, die ich aberhinnehmen mute, wenn ich nicht das ganze bevorstehendeWintersemester im vorhinein scheitern lassen wollte. Vielleicht warees richtiger gewesen, jetzt schon das Amt niederzulegen. Aber ichhatte damals noch nicht mil dem gerechnet, was alsbald an den Tagkam. Das war die Verschiir

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    fung der Gegnerschaft sowohl von seiten des Ministers und der ihn

    bestimmenden Heidelberger Gruppe, als auch von seiten derKollegenschaft.Wenngleich der Minister formell mit der Neubesetzung der Dekanateeinverstanden war, fand er es doch befremdlich, da nicht nur keineParteigenossen die Stellen einnahmen, sondern da ich sagargewagt hatte, zum Dekan der medizinischen Fakultat eben denMann zu ernennen, den der Minister ein halbes J ahr zuvor alsuntragbar im Amt des Rektors zurckgewiesen hatte. berdies kamaus dem Ministerium immer deutlicher das Verlangen, da mit derDurchsetzung der Idee der politischen Wissenschaft an der

    Freiburger Universitt ganz anders ernst gemacht wrde, als dasbislang geschah.

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    Auffallend war nun, da im Verlauf des Wintersemesters mehrfachaus dem Kreis der medizinischen wie aus dem Kreis der juristischenFakultat mir nahegelegt wurde, doch eine Umbesetzung derDekanate vorzunehmen und die Kollegen v. Mllendorff und Wolfdurch andere zu ersetzen. Ich habe diese Wiinsche auf Zwistigkeiten

    und Rivalitaten innerhalb der beiden Fakultaten zurckgefhrt undsie nicht weiter beachtet. Bis ich im Spatwinter gegen Ende desSemesters 33/34 nach Karlsruhe gebeten wurde, wo mirMinisterialrat Fehrle im Beisell des Gaustudentenfhrers Scheelerffnete, der Minister wiinsche, da ich diese Dekane, v.Mllendorff und Wolf, ihrer Posten enthebe.Ich erkliirte sofort, da ich das in keinem Fall tate und eine solcheUmbesetzung weder personlich noch sachlich verantworten konne.Falls der Minister auf seinem Verlangen beharre, bleibe mir nichtsuhrig; als unter Protest gegen diese zumutung mein Amtniederzulegen. Herr Fehrle sagte mir dann, da es insbesonderehinsichtlich des Kollegen Wolf auch der Wunsch der juristischenFakultat sei, da das Dekanat anders besetzt werde. Daraufhinerkliirte ich, da ich mein Amt niederlege und um eine Unterredungmit dem Minister bate. Whrend meiner Erklarung ging ein Grinsenuber das Gesicht des Gau

    37studentenfhrers Scheel. Man hatte auf diesem Wege erreicht, wasman wollte. Es war aber eindeutig klar geworden, da Kreise derUniversitt, die gegen alles, was nach Nationalsozialismus aussah,

    emport waren, sich nicht scheuten, mit dem Ministerium und der esbestimmenden Gruppe zu 'konspirieren, um mich aus dem Amthinauszudrngen.In der Unterredung mit dem Minister, der meine Demission sofortannahm, wurde klar, da ein unberwindlicher Zwiespalt bestehezwischen der nationalsozialistischen Auffassung von Universitt undWissenschaft und der meinigen. Der Minister erkliirte, er wiinschejedoch licht, da dieser Gegensatz, der wahl auf der Unvereinbarkeitmeiner Philosophie mit der nationalsozialistischen Weltanschauungberuhe, als ein Konflikt der Freiburger Universitt mit demMinisterium in die ffentlichkeit gelange. Ich erwiderte, da ich

    daran schon deshalb kein Interesse haben kanne, weil dieUniversitt mit dem Ministerium einig ginge und mir nicht daranliege, auf dem Wege eines Konflikts meine Person ins ffentlicheGerede zu bringen. Der Minister erwiderte, es sei mir unbenommen,nach einer nicht weiter auffallenden Niederlegung des Rektorats sozu handeln, wie ich es fr notig erachte.Ich habe auch gehandelt, indem ich es ablehnte, bei der folgendenRektoratsbergabe in der berlieferten Weise als der abgehendeRektor teilzunehmen und den Bericht zu erstatten. Man hat dieseAblehnung in der Universitt auch verstanden und mich

    selbstverstndlich nicht, wie das vorher und nachher iiblich war, alsden scheidenden Rektor zu weiteren Beratungen zugezogen. Ich

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    habe dergleichen auch nie erwartet.Seit April 19341ebte ich auerhalb der Universitt insofern, als ichmich um dieVorgiinge nicht mehr kmmerte, sondern nur dasNotigste der Lehrverpflichtung nach meinen Krften zu erfllenversuchte. Aber auch das Lehren war in den folgenden J ahren

    mehr .c::.iE.,"~!h~!g~~~ des w~~_~~!li~en p~e~~ ~it ~~chselb~t. Es hat vielleicht da ~d-do-rt-~och Menschen getrffen undgeweckt, aber es gestaltete sich nicht in ein

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    werdendes Gefge eines bestimmten Verhaltens, dem selbst wiederUrsprngliches hatte entspringen knnen.Der fr sich bedeutungslose Fall des Rektorats 1933/34 ist wohl einAnzeichen fr den metaphysis chen Wesenszustand derWissenschaft, die nicht mehr durch Emeuerungsversuche bestimmtund in ihrer Wesensvernderung in reine Technik aufgehaltenwerden kann. Das lemte ich erst in den nachsten J ahren erkennen.(V gl. Die Begrndung des neuzeitlichen Weltbildes durch dieMetaphysik.) Das Rektorat war ein Versuch, in der zur Machtgelangten Bewegung ber alle ihre Unzulnglichkeiten undGrobheiten hinweg das Weithinausreichende zu sehen, das vielleichtein~ Sammlung auf das abendlndisch geschichtliche Wesen desDeutschen eines Tages bringen knnte. Es soll in keiner Weisegeleugnet werden, da ich damals an solche Moglichkeiten glaubteund dafiir Verzicht tat auf den eigensten Beruf des Denkens

    zugunsten eines amtlichen Wirkens. In keiner Weise sollabgeschwacht werden, was eigene Unzulnglichkeit im Amtverursachte. Anein, mit diesen Perspektiven wild das Wesentlichenicht getrffen, was mich zur bernahme des Amtes bestimmte. Dieverschiedenen Beurteilungen dieses Rektorats im Horizont einesiiblichen akademischen Betriebes mogen in ihrer Weise richtig undim Recht sein, sie treffen das Wesentliche doch nie. ~~_e~~~htheute noch weniger als damals die Moglichkeit, den GesichtsDas Wesentliche ist, da wir mitten in der Vollendung desnoch am wenigsten vemahmen, weil sie darauf trachten, sich nachden Mastaben des sie umgebenden Nihilismus einzurichten und

    das Wesen einer geschichtlichen Selbstbehauptung zu verkennen.

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    Die Zeitnadz dem Rektorat

    Fr diejenigen, und nur fr sie, die ein Gefallen daran finden, aufdas nach ihrer Beurteilungsart Fehlerhafte meines Rektorats zustarren, sei das Folgende aufgezahlt. An sich genommen ist es sogleichgiiltig wie das unfruchtbare Wiihlen in vergangenen Versuchen

    und Manahmen, die innerhalb der Gesamtbewegung desplanetarischen Willens zur Macht so geringfgig sind, da sie nicht

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    einmal winzig genannt werden drfen.1ch war mir fiber die moglichen Folgen der Amtsniederlegtmg imFrhjahr 1934 klar; ich war mil darber vollends klar nach dem 30.Juni desselben Jahres. Wer nach dieser Zeit noch ein Amt in derLeitung der Universitt iibemahm, knnte eindeutig wissen, mit weill

    er sich einlie.Wie mein Rektorat alsdann von der Partei und vom Ministerium, vonder Dozentenschaft und Studentenschaft beurteilt wurde, ist in derFeststellung niedergelegt, die beim Amtsantritt meines Nachfolgersin der Presse verbreitet wurde. Darnach war erst dieser Nachfolgerder erste nationalsozialistische Rektor der Freiburger Universitt,der als Frontsoldat die Gewhr biete fr einen kmpferisch-soldatischen Geist und dessen Ausbreitung an der Universitt.Mir gegenber begann jetzt das Verdiichtigen, das bis zurAnpobelung ausartete. Es geniigt zum Beweis, auf die J ahrgiingeder damals entstandenen Zeitschrift von E. Krieck:Volk imWerden, hinzuweisen. Kaum ein Heft dieser Zeitschrift erschien, indem nicht ffen oder versteckt ahnungslose Polemik meinePhilosophie herabzog. Weil ich von diesem Treiben bis heuteniemals Notiz nahm und mich vollends Die auf eine Widerlegungeinlie, steigerte sich die Wut derer, die ich ob ihrer Drftigkeit auchniemals eigens angegriffen hatte. In etwas anderer Form besorgtedasselbe Verdiichtigungsgeschiift A. Baeumler in seinerErziehungszeitschrift im Auftrag des Amtes Rosenberg. Als Vorspanndiente die Zeitschrift der HJ: Wille und Macht. Meine inzwischenim Druck erschienene Rektoratsrede

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    wurde zu einem beliebten Zielgegenstand der Polemik in denDozentenlagern. (Bezeugt durch H. G. Gadamer, Gerh. Kruger,W. Brocker.)Selbst die Vortriige, die ich nach 1934 selten genug in reinwissenschaftlichen Bezirken hielt, wurden von der hiesigenParteizeitung jedesmal in einer widerlichen Weise angepobelt unddie derzeitigen Uniyersittsfiihnmgen knnten sich jedesmal nurschwer aufraffen, gegen dieses Treiben einzuschreiten. Die Vortriige

    wurden gehalten: 1935: Vom Ursprung des Kunstwerks, 1938:Die Begrndung des neuzeitlichen Weltbildes durch dieMetaphysik, 1941: Holderlins Hymne >Wie wenn amFeiertage. ..< und 1943: Holderlingedenkfeier.Dieses Kesseltreiben, das sich auch auf meine Vorlesungenerstreckte, hatte langsam den beabsichtigten Erfolg. ImSommersemester 37 erschien in einem Seminar ein Dr. Hancke ausBerlin, der, sehr begabt und interessiert, bei mir mitarbeitete.Alsbald gestand er mir, er koD?e mir nicht lnger yerheimlichen,da er im Auftrag von Dr. Scheel arbeite, der damals den SD-

    Hauptabschnitt Siidwest leitete. Dr. Scheel habe ihn daraufaufmerksam gemacht, da mein Rektorat der eigentliche Grund sei

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    fr das nicht-nationalsozialistische Gesicht und die laue Haltung derFreiburger Uniyersitt. lch mochte mir hier kern Verdienstzurechnen. lch erwiihne dies nur, um anzudeuten, da die 1933einsetzende Gegnerschaft sich durchhielt und yerstrkte.Derselbe Dr. Hancke sagte mir auch, da im SD die Auffassung

    herrsche, da ich mit den Jesuiten zusammenarbeite. In der Tatwaren in meinen Vorlesungen und Vbungen bis zuletzt Angehorigekatholischer Orden (insbesondere J esuiten und Franziskaner aus derFreiburger Niederlassung). Diese Herren hatten genauso dieMoglichkeit der Mitarbeit und der Forderung durch meine Vbungenwie andere Studierende. Eine Reihe von Semestern hindurch warendie Jesuiten-Patres Prof. Lotz, Rahner, Huidobro Mitglieder meinesOberseminars; sie waren oft in unserem Haus. Man braucht ihreSchriften nur zu

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    lesen, um sogleich den EinfluB meines Denkens zu erkennen, derauch nicht abgeleugnet wild.Auch spter erstreckten sich die Nachiorschungen der Gestapo beimir ausschlielich auf katholische Mitglieder meines Seminars -P.Schumacher, Dr. Guggenberger, Dr. Bollinger (im Zusammenhangder Miinchner Studentenaktion Scholl, fr welche Aktion man einenHerd in Freiburg und in meinen Vorlesungen suchte).Vordem schon, nach der Amtsniederlegung, wurde beanstandet,da ich frheren Schlern (Nichtariern) den Besuch meiner

    Vorlesungen erlaubte.Ferner ist bekannt, da meine drei tiichtigsten Schiiler, die denNachwuchs in der Philosophie in seinen Durchschnitt erheblichberragten, jahrelang zurckgesetzt wurden, well sie Heidegger-Schiiler waren (Gadamer, G. Kriiger und Brocker). Sie wurden erstberufen, als man schlielich um ihre Qualifikation nicht mehrherumkam und der Skandal ffenkundig wurde.Seit 1938 war die Nennung meines Namens in Zeitungen undZeitschriften, insgleichen die Besprechung meiner Schriften, soweitdiese noch in Neuauflagen erscheinen knnten, verboten. Zuletztwurde auch das Erscheinen von Neuauflagen von Sein und Zeit

    und des Kantbuches untersagt, obwohl die Verleger das notigePapier bereitliegen hatteD.Trotz dieses Totschweigens im eigenen Land versuchte man, mitmeinem Namen im Ausland Kulturpropaganda zu treiben und michzu Vortragen zu bewegen. Ich habe alle derartigen Vortragsreisennach Spanien, Portugal, Italien, Ungarn und Rumanien abgelehnt;auch mich nie an den Wehrmachtsvortriigen der Fakultat inFrankreich beteiligt.Fr die Art, wie man meine philosophische Arbeit beurteilte undauszuschalten versuchte, mogen folgende Tatsachen spre

    chen:1. Beim internationalen PhilosophenkongreB in Prg 1935 gehorte

  • 7/28/2019 Heidegger, Rekroratsrede, Selbstbehauptung Der Dt. Universitaet

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    ich weder der deutschen Delegation an, noch wurde ich berhauptzur Teilnahme eingeladen.

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    2. In der gleid!en Weise sollte id! beim DescarteskongreB in Paris1937 ausgesd!altet bleiben. Dieses Vorgehen gegen mid! wirkte inParis so befremdend, da die KongreBleitung in Paris von sid! ausdurd! Prof. Bremer von der Sorbonne bei mir anfragte, weshalb id!nid!t zur deutsd!en Delegation gehore. Der KongreB wolle von sid!aus mid! einladen, einen Vortrag zu halten. Id! erwiderte, man mogesid! in Berlin beim Reichserziehungsministerium ber diesen Fallerkundigen. Nad! einiger Zeit kam von Berlin eine Aufforderung anmid!, nad!traglid! nod! der Delegation beizutreten. Das Ganzevollzog sid! in einer Form, die es mir unmoglid! mad!te, mit derdeutsd!en Delegation nad! Paris zu gehen.Whrend des Krieges wurde die Verffentlid!ung von Darstellungender deutsd!en Geisteswissensd!aft vorbereitet. Die AbteilungSystematisd!e Philosopme stand tinter der Leitung von Nic.Hartmann. zum Zwecke der Planting dieses Unternehmens fand inBerlin eine dreitagige Besprechung statt, zu der alle Professoren derPhilosophie auer Jaspers und mir eingeladen waren. Man knnte

    uns deshalb nid!t braud!en, weil im Zusammenhang dieserPublikation ein Vorsto gegen die Existenzphilosopme geplantwurde, der dann aud! zur Ausfhrung kam.Aud! mer zeigte sid!, wie sd!on whrend des Rektorats, eineseltsame Neigung der Gegner, sid! trotz der Gegnersd!aft tinter sid!gegen alles zu verbiinden, wodurd! man sid! geistig bedroht und inFrage gestellt fiihlte.Anein, aud! diese Vorfalle sind nur ein fliid!tiger Sd!ein auf Wogeneiner Bewegung unserer Gesd!id!te, deren Dimension die Deutsd!enaud! jetzt nod! nid!t ahnen, nad!dem die Katastrophe ber sie

    hereingebrod!en ist.

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